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Der Meilerplatz bei Bonstetten Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Projektverantwortliche PD Dr. Markus Hilpert M.Sc. Sophie Grunenberg Dipl.-Ing. Jochen Bohn Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V. Quellen: BLfD, LfU & BLfH (Hg.) (2013): Handbuch der historischen Kulturlandschaftselemente in Bayern. Heimat- pflege in Bayern 4. München, 117-118. Wiegand C. (2005): Spurensuche in Niedersachsen. Historische Kulturlandschaften entdecken. Hannover, 150. Projektträger Landkreis Augsburg Projektverantwortliche Dipl.-Ing. Gisela Mahnkopf Verrußte Plätze in Waldesnähe Bis ins 19. Jahrhundert gehörte Holzkohle neben den fossilen Kohlevorkommen zu den wichtigsten Energieträgern. Da mit ihr höhere Temperaturen als mit Holz erreicht werden konnten, wurde sie unter anderem zur Metallverarbeitung und Glasherstellung benötigt. Sie fand aber auch als Zeichenkohle, in der Medizin und in der Schießpulverherstellung Verwendung. Zur Herstellung der Holzkohle wurde geschichtetes Holz unter kontrollier- ten Bedingungen einem Verschwelungsprozess unterzogen. Dabei kamen zwei unter- schiedliche Verfahren zur Anwendung, wobei die Meilerköhlerei die Grubenköhlerei im Mittelalter allmählich ablöste. Meilerplätze lassen sich durch Holzkohlereste im Boden und an halbkreisförmigen Aus- buchtungen in Hanglagen erkennen. Für die Errichtung eines Meilers war ein ebenes Gelände notwendig, das bei Bedarf erst hergestellt werden musste. Diese kreisförmigen Flächen mit einem Durchmesser zwischen 3 und 13 Metern, die häufig durch einen klei- nen Wall aus Holzkohleresten und Erde abgegrenzt sind, sind heute noch im Gelände sichtbar. Flurbezeichnungen wie z.B. Kohlstatt, Kohlberg, Kohlstraße, Kohlgrund oder Köhlerweg weisen auf solche historischen Meilerplätze hin. Vom Holz zur Holzkohle Meilerplätze sind Relikte der sogenannten Waldköhlerei und sind Zeugen des ausge- storbenen Handwerks der Waldköhler, deren Leben von harter Arbeit abseits der Dorfge- meinschaft geprägt war. Die Herstellung der Holzkohle dauerte je nach Größe des Meilers mehrere Tage bis Wo- chen. Hierzu wurde auf geeigneten Plätzen im Wald ein Meiler errichtet, der etwa 2 bis 3 Meter hoch war. Das Holz wurde geschichtet und mit Erde, Gras und Moos nahezu luftdicht abgedeckt. Mittig befand sich ein Schacht aus senkrechten Holzstangen, der zum Anzünden des Meilers nötig war. Der Köhler kontrollierte den Verbrennungsvorgang durch Öffnen oder Schließen der Abdeckung, so dass der Meiler weder erlosch noch das Holz zu Asche verbrannte. War der Herstellungsprozess abgeschlossen, wurde das Feu- er erstickt, der Meiler geöffnet und die noch heiße Kohle sofort mit Wasser abgelöscht. So ergaben sich bestimmte Standortvoraussetzungen für die Anlage eines Meilerplat- zes, wie die Nähe zu Wald und Wasser und die Bodenbeschaffenheiten. Die Köhler er- richteten ihre Meiler vorzugsweise dort, wo das Holz geschlagen wurde, um möglichst kurze Transportwege für die Pferdefuhrwerke zu haben. Spuren der Vergangenheit Die Rodungssiedlung Bonstetten liegt am Südhang des Staufersbergs im Laugnatal. Der Ort wurde erstmals im Jahr 1063 in einem Güterverzeichnis des Augsburger Dom- kapitels erwähnt. Ab dem 12./13. Jahrhundert treten bis zum Ende des Alten Reiches das Benediktinerstift St. Ulrich und Afra (Augsburg) sowie das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld als prägende Grundherren auf. Die Hoheit über Bonstetten lag jedoch bei der Markgrafschaft Burgau. Aufgrund des Holzreichtums in den Westlichen Wäldern hatte die Köhlerei hier schon seit dem ausgehenden Mittelalter ihren Platz und wurde bis in die 1930er Jahre hinein be- trieben. Am Meilerplatz in Bonstetten befand sich auch eine kleine Hütte für den Köhler. Thalhofer-Marterl Das Marterl aus Sandstein erinnert an den 1874 in Bonstetten geborenen Anton Thalhofer. Er war als Bauer und Köhler tätig und kam 1938 bei einem Unfall im Wald ums Leben. Auf einer vierkantigen Stele befindet sich ein Bildnis mit einem überstehenden Rundbogen, der von einem steinernen Kreuz gekrönt wird. Denkmäler rund um den Meilerplatz Bonstetten liegt 20 Kilometer nordwestlich von Augsburg inmitten des „Holzwinkels“ und ist von ausgedehnten Waldbeständen umgeben. Südwestlich des Ortes führt der Köh- lerweg in den Wald zu einem Marterl aus Stein, das an ein Unglück des Köhlers Anton Thalhofer erinnert. Ca. 40 Meter nordöstlich des Bildstocks befindet sich der Meilerplatz (grüner Kreis beim Standort) der Familie Deil, der sich deutlich im Gelände abzeichnet und im Bereich eines vor- und frühgeschichtlichen Erdwerkes (roter Kreis links) liegt. 100 m weiter östlich lassen sich Spuren einer Siedlung der römischen Kaiserzeit (roter Kreis rechts) nachweisen, die ebenfalls ein Bodendenkmal ist. Die Kohlstatt der Familie Deil ist in der historischen Karte aus der Zeit um 1850 nicht abgebildet (grüner Kreis beim Standort), jedoch zwei Meilerplätze in der Nachbargemar- kung Kruichen (grüne Kreise unten). Sie befanden sich ca. 550 Meter westlich des Ortes, unmittelbar südlich an die heutige Staatsstraße St 2032 angrenzend. Finden Sie noch andere Infotafeln zu spannen- den historischen Kulturlandschaftselementen im Landkreis Augsburg! Entdecken Sie weitere interessante Meilerplätze im Landkreis Augsburg! Historische Karte (um 1850) des Gebiets zwischen Bonstetten und Kruichen, Meilerplätze grün markiert (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung) Standort Köhlerweg Bonstetten Kruichen Aufrichten des Meilers mit Schacht in der Mitte (Fotoarchiv Georg Knöpfle) Abdecken zweier Meiler mit Erde, Gras und Moos (Fotoarchiv Georg Knöpfle) Abgebrannter Meiler (Fotoarchiv Georg Knöpfle) Furt Hohlweg Grenzstein Hochbunker Sichtachse Feldkapelle Meilerplatz Grenzgraben Fischteiche Altwegefächer Ackerterrassen Schwefelquelle Wollbacher Mühle Dreifaltigkeitstafel Fasan Werk I + II 2 17 300 8 Lech W e r t a ch Augsburg Meitingen Zusmars- hausen Emersacker Nordendorf Biberbach Untermeitingen Fischach Schwabmünchen Großaitingen Bobingen Altenmünster Dinkelscherben Gersthofen Langerringen Graben Königsbrunn Neusäß Langweid am Lech Thierhaupten Stadtbergen Diedorf Adelsried Aystetten Horgau Walkertshofen Gesserts- hausen 2 17 300 8 Lech Wertach Augsburg Meitingen Zusmars- hausen Emersacker Nordendorf Biberbach Untermeitingen Fischach Schwabmünchen Großaitingen Bobingen Altenmünster Dinkelscherben Gersthofen Langerringen Graben Königsbrunn Neusäß Langweid am Lech Thierhaupten Stadtbergen Diedorf Adelsried Aystetten Horgau Walkertshofen Gesserts- hausen Genauere Informationen unter: www.landkreis-augsburg.de/kulturlandschaft Elemente der historischen Kulturlandschaft

Elemente der historischen Kulturlandschaft Der Meilerplatz ... · Denkmäler rund um den Meilerplatz Bonstetten liegt 20 Kilometer nordwestlich von Augsburg inmitten des „Holzwinkels“

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Page 1: Elemente der historischen Kulturlandschaft Der Meilerplatz ... · Denkmäler rund um den Meilerplatz Bonstetten liegt 20 Kilometer nordwestlich von Augsburg inmitten des „Holzwinkels“

Der Meilerplatz bei Bonstetten

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

ProjektverantwortlichePD Dr. Markus HilpertM.Sc. Sophie GrunenbergDipl.-Ing. Jochen Bohn

Heimatverein fürden Landkreis Augsburg e.V.

Quellen:

BLfD, LfU & BLfH (Hg.) (2013): Handbuch der historischen Kulturlandschaftselemente in Bayern. Heimat-pflege in Bayern 4. München, 117-118.

Wiegand C. (2005): Spurensuche in Niedersachsen. Historische Kulturlandschaften entdecken. Hannover, 150.

ProjektträgerLandkreis AugsburgProjektverantwortlicheDipl.-Ing. Gisela Mahnkopf

Verrußte Plätze in Waldesnähe

Bis ins 19. Jahrhundert gehörte Holzkohle neben den fossilen Kohlevorkommen zu den wichtigsten Energieträgern. Da mit ihr höhere Temperaturen als mit Holz erreicht werden konnten, wurde sie unter anderem zur Metallverarbeitung und Glasherstellung benötigt. Sie fand aber auch als Zeichenkohle, in der Medizin und in der Schießpulverherstellung Verwendung. Zur Herstellung der Holzkohle wurde geschichtetes Holz unter kontrollier-ten Bedingungen einem Verschwelungsprozess unterzogen. Dabei kamen zwei unter-schiedliche Verfahren zur Anwendung, wobei die Meilerköhlerei die Grubenköhlerei im Mittelalter allmählich ablöste.

Meilerplätze lassen sich durch Holzkohlereste im Boden und an halbkreisförmigen Aus-buchtungen in Hanglagen erkennen. Für die Errichtung eines Meilers war ein ebenes Gelände notwendig, das bei Bedarf erst hergestellt werden musste. Diese kreisförmigen Flächen mit einem Durchmesser zwischen 3 und 13 Metern, die häufig durch einen klei-nen Wall aus Holzkohleresten und Erde abgegrenzt sind, sind heute noch im Gelände sichtbar. Flurbezeichnungen wie z.B. Kohlstatt, Kohlberg, Kohlstraße, Kohlgrund oder Köhlerweg weisen auf solche historischen Meilerplätze hin. Vom Holz zur Holzkohle

Meilerplätze sind Relikte der sogenannten Waldköhlerei und sind Zeugen des ausge-storbenen Handwerks der Waldköhler, deren Leben von harter Arbeit abseits der Dorfge-meinschaft geprägt war.

Die Herstellung der Holzkohle dauerte je nach Größe des Meilers mehrere Tage bis Wo-chen. Hierzu wurde auf geeigneten Plätzen im Wald ein Meiler errichtet, der etwa 2 bis 3 Meter hoch war. Das Holz wurde geschichtet und mit Erde, Gras und Moos nahezu luftdicht abgedeckt. Mittig befand sich ein Schacht aus senkrechten Holzstangen, der zum Anzünden des Meilers nötig war. Der Köhler kontrollierte den Verbrennungsvorgang durch Öffnen oder Schließen der Abdeckung, so dass der Meiler weder erlosch noch das Holz zu Asche verbrannte. War der Herstellungsprozess abgeschlossen, wurde das Feu-er erstickt, der Meiler geöffnet und die noch heiße Kohle sofort mit Wasser abgelöscht.

So ergaben sich bestimmte Standortvoraussetzungen für die Anlage eines Meilerplat-zes, wie die Nähe zu Wald und Wasser und die Bodenbeschaffenheiten. Die Köhler er-richteten ihre Meiler vorzugsweise dort, wo das Holz geschlagen wurde, um möglichst kurze Transportwege für die Pferdefuhrwerke zu haben.

Spuren der Vergangenheit

Die Rodungssiedlung Bonstetten liegt am Südhang des Staufersbergs im Laugnatal. Der Ort wurde erstmals im Jahr 1063 in einem Güterverzeichnis des Augsburger Dom-kapitels erwähnt. Ab dem 12./13. Jahrhundert treten bis zum Ende des Alten Reiches das Benediktinerstift St. Ulrich und Afra (Augsburg) sowie das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld als prägende Grundherren auf. Die Hoheit über Bonstetten lag jedoch bei der Markgrafschaft Burgau.

Aufgrund des Holzreichtums in den Westlichen Wäldern hatte die Köhlerei hier schon seit dem ausgehenden Mittelalter ihren Platz und wurde bis in die 1930er Jahre hinein be-trieben. Am Meilerplatz in Bonstetten befand sich auch eine kleine Hütte für den Köhler.

Thalhofer-Marterl

Das Marterl aus Sandstein erinnert an den 1874 in Bonstetten geborenen Anton Thalhofer. Er war als Bauer und Köhler tätig und kam 1938 bei einem Unfall im Wald ums Leben. Auf einer vierkantigen Stele befindet sich ein Bildnis mit einem überstehenden Rundbogen, der von einem steinernen Kreuz gekrönt wird.

Denkmäler rund um den Meilerplatz

Bonstetten liegt 20 Kilometer nordwestlich von Augsburg inmitten des „Holzwinkels“ und ist von ausgedehnten Waldbeständen umgeben. Südwestlich des Ortes führt der Köh-lerweg in den Wald zu einem Marterl aus Stein, das an ein Unglück des Köhlers Anton Thalhofer erinnert. Ca. 40 Meter nordöstlich des Bildstocks befindet sich der Meilerplatz (grüner Kreis beim Standort) der Familie Deil, der sich deutlich im Gelände abzeichnet und im Bereich eines vor- und frühgeschichtlichen Erdwerkes (roter Kreis links) liegt.100 m weiter östlich lassen sich Spuren einer Siedlung der römischen Kaiserzeit (roter Kreis rechts) nachweisen, die ebenfalls ein Bodendenkmal ist.

Die Kohlstatt der Familie Deil ist in der historischen Karte aus der Zeit um 1850 nicht abgebildet (grüner Kreis beim Standort), jedoch zwei Meilerplätze in der Nachbargemar-kung Kruichen (grüne Kreise unten). Sie befanden sich ca. 550 Meter westlich des Ortes, unmittelbar südlich an die heutige Staatsstraße St 2032 angrenzend.

Finden Sie noch andere Infotafeln zu spannen-den historischen Kulturlandschaftselementen im Landkreis Augsburg!

Entdecken Sie weitere interessante Meilerplätze im Landkreis Augsburg!Historische Karte (um 1850) des Gebiets zwischen Bonstetten und Kruichen, Meilerplätze grün markiert

(Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

Standort

Köhlerweg

Bonstetten

Kruichen

Aufrichten des Meilers mit Schacht in der Mitte (Fotoarchiv Georg Knöpfle)

Abdecken zweier Meiler mit Erde, Gras und Moos (Fotoarchiv Georg Knöpfle)

Abgebrannter Meiler (Fotoarchiv Georg Knöpfle)

Furt

Hohlweg

Grenzstein

HochbunkerSichtachse

Feldkapelle

Meilerplatz

Grenzgraben

Fischteiche

Altwegefächer

Ackerterrassen

SchwefelquelleWollbacher

Mühle

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Graben

Königsbrunn

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Gesserts-hausen

Genauere Informationen unter:www.landkreis-augsburg.de/kulturlandschaft

Elemente der historischen Kulturlandschaft