Entfesselt - 08-09

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  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-09

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    ENTFESSELT

    ANARCHISTBLACKCROSSINFO

    vonABCBerlinundABCOrkan

    september-oktober 08

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    Entfesselt September - Oktober 2008 Entfesselt September - Oktober 2008 3

    narchist Black Cross Berlin und Anarchist Black Cross Orkan sind anarchistischesammenschlsse von Individuen, der sich seit einigen Jahren zusammengefundent und von einem gemeinsamen Hass gegen diese kapitalistische Gesellschaft undren Formen des Wegsperrens geprgt ist. Unser Schwerpunkt liegt primr in der Un-rsttzung anarchistischer und sozialer Gefangener, tendenziell von allen Gefangenene sich gegen diese Gesellschaft der Ausbeutung und Vereinzelung wehren und ihrenmpf mit emanzipatorischen Inhalten fllen.erdings wollen wir weder eine reine Gefangenen-Untersttzungs-Gruppe sein, noch

    ne die sich nur mit politischen Gefangenen beschftigt, weil wir generell alle Knste,schiebeknste und jegliche Zwangsanstalten ablehnen: sie sind keine Lsung frziale Konflikte, welche aus der aktuellen Organisierung der Gesellschaft entstehen.f Grund dessen ist es uns wichtig Antiknastarbeit zu machen, um zu verdeutlichen,eso Zwangsanstalten besser Baulcken sein sollten.rch die Herausgabe eines monatlichen kleinen Heftes (das Entfesselt), in Form von

    yern und Broschren, die Organisierung von Aktionen wie Kundgebungen und Demosr Knsten, von Infoveranstaltungen zum Thema Knastkritik und ber Gefangenew., versuchen wir in der Szene und im Rest der Gesellschaft bestimmte Diskussionenprovozieren oder weiter zu fhren. Wir versuchen auch Antirepressionsarbeit in ei-

    n Kontext zu setzen indem es darum geht, dass es nicht nur wenn ein 129a gegens angewendet wird es wichtig ist Antirepressionsarbeit zu machen, sondern das

    es immer in Verbindung mit der Infragestellung des gesamten Knastsystems gesetzterden muss.e Abschaffung aller Zwangsanstalten sehen wir nur mglich innerhalb eines Prozes-s, welcher die gesamten aktuellen Zustnde umwirft.

    r eine Gesellschaft ohne Knste!

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    as Entfesselt ist ein zwei-monatlich erscheinendes Antiknast-Info der Anarchistack Cross Gruppen ABC Berlin und ABC Orkan. Sie soll ber internationalen Priso-rsupport und Antiknastkampf informieren sowie dem Aufbau einer Antiknastkulturenen.llte das Entfesselt bei euch nicht ausliegen, schreibt uns (die Adressen findet ihrf der letzten Seite) und wir schicken euch so viele Exemplare wie ihr braucht. Wiruen uns natrlich ber Selbstkopierer! Wir knnen euch Kopiervorlagen schicken,

    e Entfesselt ist aber auch digital als pdf-Datei auf der Homepages des ABC-Berlin alswnload erhltlich.

    nzelabos in Knste sind natrlich mglich.eiheit fr alle Gefangenen! Fr den Anarchismus!

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    gentumsvorbehalt: Diese Druckschrift ist solange Eigentum des Absenders, bis siem/der Gefangenen persnlich ausgehndigt worden ist. Zur-Habe-Nahme ist keinersnliche Aushndigung im Sinne dieses Vorbehaltes. Wird die Druckschrift dem/derfangenen nicht ausgehndigt, ist sie dem Absender/der Absenderin mit dem Grundr Nichtaushndigung zurckzusenden.

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    i.S.d.P.: Aus. Bruch,Weg zur Freiheit 1a, Prisontown

    Vorwort - Das Sommerloch ist vorbei 4

    Ein berblick ber den Hungerstreik in deutschen Gefngnissen Anfang August 6

    Brief der Interessenvertretung Inhaftierter 15

    ber einen Hungerstreik in Deutschland von solidarischen Anarchisten 19

    Zum Hungerprotest von 561 Gefangenen 22

    Legal, Illegal, Scheissegal 25

    Bericht der Solikundgebung in Hamburg 29

    Knast & Justiz auf FSK 29

    Amadeu Casellas Ramn beendet Hungerstreik 30

    Geschichte von Amadeu - nach 50 Tagen im Streik 30

    NO PRISON! NO STATE! 33AktivistInnen in sterreich wieder frei 34

    Justiz lsst Todkranken im Gefngnis sterben 36

    Folgeschden von Heike Schrader 37

    Urteile fr M. Tsourapas und Chr. Kontorevithakis, Anarchisten ausGriechenland

    38

    Frankreich: Nathalie Menigon endlich frei! 38

    Gefangenenrevolte in Paraguay 38

    Redebeitrag von Gabriel Pompo da Silva fr die Demonstration am 5. Juli inStuttgart

    39

    Staatsschutz spricht von Pilotproze 40

    Aufruf anlsslich des Prozesses gegen Axel, Florian und Oliver 43

    Offener Brief der Lebenslnglichen im Knast Spoleto, Italien, an die anderenLebenslnglichen

    45

    Verhaftungen in Griechenland nach Entfhrung 47

    Ein Aussiedler im Knast - der erlebt was von Thomas Meyer-Falk 50Suizid im Frauengefngnis von Thomas Meyer-Falk 51

    Briana Waters verurteilt 52

    Genova 2008: City of riots 53

    Italien-Kurzinfos 55

    Ibourahima Keita - Nachruf auf einen 16-Jhrigen 56

    Graffiti-Crew DPM in England verurteilt 57

    John Bowden befindet sich wieder im Knast 58

    Mumia Abu-Jamal und die Totalblockade der Gerichte 60

    Einfhrung in die Antispychiatrische Theorie 63

    Inhalt:

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    wei Monaten sind schon wieder vorbeid pnktlich prsentieren wir Euch dieue Nummer der Entfesselt.e Organe der staatlichen Repressionnnen kein Sommerloch und haben diesneut durch wiederholte Ttigkeiten be-esen. Allerdings gibt es auch auf unse-r Seite wieder viel zu berichten.verschiedenen Lndern wurden wiedertive GegnerInnen dieses System einge-errt und dies bot Anlass fr eine Vielzahlelfltiger solidarischer Aktionen. Zumispiel in Griechenland, wo neulich dreinossInnen verhaftet worden sind undzt mit erheblichen Haftstrafen zu rech-n haben. Momentan befinden sie sich in

    tersuchungshaft, welche bis zun18 Mo-te dauern kann. Die Proteste seitens derarchistInnen wurden vom ersten Mo-ent an aufgenommen, obwohl es auchtische Stimmen gab, da den dreien vor-worfen wird, an einer Entfhrung mitge-rkt zu haben. Dies weckt Erinnerungenden Fall der Aachen4, wo sich ein Gro-l der Szene entsolidarisierte und diesmer noch tut.er der Kampf Amadeus, ein spanischerarchistischer Gefangener, welcher durch

    nen ber zwei-monatigen Hungerstreiknen Teil seiner Forderungen fr seinetlassung durch die Knastsleitung erflltkommen hat. Bravo companero!d nicht zu vergessen, unsere GenossIn-n die weiter in franzsischen Knstenden. Ein Gru an sie und an Bruno, wel-

    er sich fr das Untertauchen entschiedent, um ein Leben unter restriktiven Ma-hme zu entgehen. Flieh Mensch, flieh!ch in Deutschland ist letztens etwa gr-res passiert: ber 550 Gefangene tratenfang August in einen kollektiven Hun-rstreik, um ihre Solidaritt mit Nadine T.zeigen und ihre Unzufriedenheit mit dersamten Knastmaschinerie.es bot auch Anlass dafr neben einerelfalt an solidarischen Aktionen, hier so-ohl im Ausland eine Debatte zwischenauen und drinnen anzustacheln, die inesem Ma seit viel zu langer Zeit nicht

    stattgefunden hat: eine Mglichkeit, umneue Kmpfe und Wege der Solidaritt zuentwickeln. Es bleibt die Aufgabe von unsallen, solche Debatten am Leben zu er-halten, trotz der vielen Unterschiede undWidersprche, welche sich immer findenlassen.Denn wenn mensch zusammen mit ande-ren kmpft, ist es wichtig sich auch immermit den unterschiedlichen Vorstellungendes Kampfes auseinandersetzen, geradeauch mit Leuten, welche sich nicht als An-archistInnen oder Autonome bezeichnen,die aber trotzdem mit der gegenwrtigenRealitt unzufrieden sind und gegen dieseaufbegehren.Wenn wir ein reales Interesse daran ha-ben, das bestimmte Themen nicht nur in

    unserer limitierten Szene verbreitenwerden, mssen wir auch die Bereitschafthaben solche Auseinandersetzungen aufunsere Schultern zu nehmen. Was danndaraus resultieren wird, bleibt immer nocheine offene Frage, welche uns aber viel zuinteressant und fruchtig erscheint, als sienicht ernst zunehmen.Wie auch in unserer Einschtzung zumHungerstreik steht hoffen wir, dass vielmehr Gefangene das Wort ergreifen wer-den und uns Briefe zukommen lassen undschreiben werden was sie zu dem hinteruns liegendem Kampf, sowie zuknftigen,denken.Am 25. September beginnt der soge-nannte mg-Prozess in Berlin, in demdrei aktive Antimilitaristen ein versuchterBrandanschlag gegen die deutsche Kriegs-

    machinerie, sowohl die Mitgliedschaft inder militanten gruppe vorgeworfen wird.Auch hier bleiben wir selbstverstndlichsolidarisch mit denjenigen, die mit denvon ihnen gewhlten Mitteln gegen die-ses System und ihre von Gesetzen legiti-mierten Massenttungen kmpfen, trotzder unterschiedlichen politischen Richtun-gen, welche uns trennen - denn menschkann schon sagen, dass in der Geschichtenie wirkliche gute Beziehungen zwischenAnarchistInnen und KommunistInnen ge-herrscht haben...Wir hoffen auf eine hohe Prozessbeglei-

    tung seitens solidarischer Menschen unddass solche Prozesse nicht untergehen,nur weil die Betroffenen gerade frei sind.Denn die Bedrohung des Knastes bleibtweiterhin aktuell und sie mssen unsereSolidaritt und das fr sie da sein spren.Ende des Monats findet im Kiel in der AlteMeierei ein Antiknastwochenende statt,welches als Anlass fr Diskussionen, Ver-netzungen und sowohl auch Aktionen ge-dacht ist. Lasst euch im Norden blickenund mit uns gemeinsam Ideen entwickeln,wie wir dem Knastapparat sowie demrestlichen Mist etwas entgegensetzenknnen.

    Zum Schluss betonen wir nochmal: alle Ge-fangenen, die Interesse daran haben un-sere Hefte sowie andere Broschren zu be-ziehen, sollen uns einfach schreiben, dannwir schicken sie umsonst los. Schreibt unsauch, wenn ihr eure Texte hier verffent-licht haben wollt, wir nehmen sie selbst-verstndlich mit Freuden auf. Alle diejeni-gen, die sich in Freiheit befinden, fragenwir nach Spenden fr die Portokosten.Anarchistische Gre an alle Gefange-nen und lasst uns denn Kampf gegen dasKnastsystem weiter sprbar machen, dennWege dafr gibt es viele, nur fehlen oft die,die sich auf ihnen bewegen...

    ABC Berlin

    Das Sommerloch ist vorbei...

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    e grte selbstorganisierte Aktion vonfangenen, welche seit vielen Jahren in-rhalb der deutschen Gefngnisse statt-funden hat, ist nun schon vor ber ei-m Monat zu Ende gegangen. Wir habens etwas Zeit genommen, um ein paardanken ber dieses Ereignis zusammen-fassen, denn Aktionen und Texte zur Re-ktion gab es in den letzten Wochen ge-g. Von verschiedenen Seiten betrachtett dieser Hungerstreik eine groe Bedeu-ng, die Erffnung einer Debatte unteridarischen Menschen und Inhaftiertennnte z.B. eines der wichtigsten Resulta-

    sein, zusammen mit einer Verbesserungr Selbstorganisierung der Inhaftiertend die Erffnung neuer Perspektiven desmpfes gegen das Knastsystem. Obwohl

    e Anzahl an Solidarittsaktionen nichtmer mit anderen Lndern vergleichbar, hat sich trotzdem gezeigt, dass aucher dieses Thema eine bestimmte Unter-tzung findet, welche sich auch langsamrbreitert.er lasst uns langsam anfangen, denn esfr uns schwierig einen lesbaren Texterstellen, aufgrund der Komplexitt deruation: wir haben keinen Anspruch aufllstndigkeit, sondern an der Teilnahmeeiner Debatte, welche hoffentlich wei-

    rgehen wird.

    Ein historischer Hungerstreik der

    nfang einer neuen Welle von Kmpfen?

    ne solch groe Aktion, welche von Ge-ngenen im kompletter Autonomie orga-siert wurde, ist uns seit vielen Jahren

    nicht mehr zu Ohren gekommen. Der Pro-zess der Individualisierung, Vereinzelungund Entsolidarisierung, welcher innerhalbdieser Gesellschaft stndig zunimmt, kannsich dementsprechend hinter den Mauernder Gefngnisse nur noch auf extremereArt und Weise widerspiegeln. Die Politikder Resozialisierung, die Erpressung derGefangenen durch das Angebot von Locke-rungen, aber nur zu dem hohen Preis einespassiven, konformen Verhaltens innerhalbder Mauern, der Skandal der Zwangsarbeit,das Damoklesschwert der Sicherungsver-wahrung und schlielich ein wachsendesDesinteresse seitens der Leute hier drau-en, egal ob Normale oder Szene-Ange-hrige, alles hat seinen Anteil am Nieder-gang der Kmpfe hinter den Gittern.

    Es gibt natrlich immer vereinzelte Bei-spiele von Gefangenen, welche trotz die-ser Situation die Fahne in all den Jahrenhochgehalten haben und dafr immerauch einen hohen Preis bezahlen mssen,aber nie konnte die Rede von einer Gefan-genenbewegung sein.Aufstnde und revolutionre Aufbrchesind unvorhersehbar und diesmal hat einkleiner Funken gereicht, um eine neue po-tenzielle Situation innerhalb der deutschenGefngnisse zu entfachen. Die Situationeiner Gefangenen, Nadine Tribian, welcheerheblichen Druck seitens des Gefngnis-systems und ihrer RichtungsgeberInnenausgesetzt war, hat die Bedingungen freine eher selten existente solidarischeHaltung unter den Gefangenen ermg-licht. Dass ber 500 Gefangene sich mit

    ihr solidarisch gezeigt haben, indem sieam Hungerstreik teilgenommen haben, istvielleicht der Anfang einer neuen Zeit undzwar eine, in der Worte wie Solidaritt wie-der ihren Platz haben. Dazu kommt auch,

    dass der Protest auch generell gegen dieHaftbedingungen gerichtet war und sichnicht nur an der Situation einer Gefange-nen begrenzt hat. Auerdem gab es nochdie Gefangenen, welche versucht habendiesem Hungerstreik eine noch breiterePerspektive zu geben, wie etwa GabrielPombo da Silva, indem sie ihren kompro-misslosen Hass auf das gesamte Knast-system sichtbar gemacht haben. Und wirsind uns sicher, dass auer Gabriel nochweitere Gefangene sich hnliche Gedan-ken gemacht haben, denn eine der groenGelegenheiten, welche ein solcher Protestbieten ist eine mgliche Radikalisierung ih-rer Beteiligten - im Knast genauso wie hierdrauen.Gabriel hat vieles zum Hungerstreik beige-

    steuert, indem er Texte verffentlicht hatund da er ein bekannter Gefangener (indem Sinne, dass er viel Untersttzung vonAnarchistInnen weltweit geniet) ist, hatsein Aufruf zur Aktion bestimmt viele soli-darische Menschen zum Handeln bewegt.Spter werden wir noch auf seine Texteeingehen.

    Die Reaktionen von drauen das WortSolidaritt verbreitet sich wieder...

    Wie vielen wahrscheinlich bekannt ist, isteine Antihaltung gegenber Knsten in-nerhalb der deutschen Bewegung nichtwirklich weit verbreitet. Zwar gibt es re-lativ viele, die Initiativen in Solidaritt mitpolitischen Gefangenen organisieren,aber wesentlich weniger sprechen sich fr

    eine Solidaritt mit allen Gefangenen imKampf und gegen das Knastsystem aus.Allerdings ist in letzter Zeit die Stimme derletzteren langsam aber kontinuierlich brei-ter geworden und hat Diskurse beeinflusst,mindestens das was unsere kleine Szeneangeht. Und wir waren berrascht davon,dass so eine relativ hohe Resonanz zu die-sem Hungerstreik stattgefunden hat.Die Untersttzungsarbeit wurde haupt-schlich von vier, fnf Zusammenschls-sen aus verschiedenen Stdten Deutsch-lands vorangetrieben (Rote Hilfe Dresden,Gefangenen-Info aus Hamburg, ABC-Or-

    kan, Mauerfall Gefangenen Rundbriefaus Morbach, Autonomes Knast Projektaus Kln, um nur ein paar davon zu be-nennen..), die soweit ihre Krfte reichtenversucht haben, ffentlichkeit fr die Pro-teste zu schaffen.Denn die Aufgabe von uns hier drauenbleibt es die Proteste der Gefangenen sicht-bar zu machen: dazu gab es vielfltige Ak-tionen, welche dazu beigetragen haben dasThema in einem breiten Spektrum bekanntzumachen. Von Kundgebungen vor Kns-ten, Infos verteilen, solidarische Protest-postkarten an die Bielefelder Anstalt (dortwo Nadine sitzt) und das JustizministeriumNRW schicken bis hin zu direkten Aktionenist einiges gelaufen. Eine Auflistung davongibt es am Ende dieses Textes.

    Viele haben uns stndig angeschrieben,weil sie Soliaktionen in ihren Stdten vordem Gefngnis oder sonstwo organisierenwollten. Ob bei ihnen auch Gefangene amStreik beteiligt sind und was sie tun kn-nen wollten sie wissen, viele haben auer-dem unsere Solipostkarten bestellt.Generell hatten wir das Gefhl, dass dieseProteste das Interesse vieler geweckt hat,trotz des angehenden Sommerlochs. Frviele war dies tatschlich auch das ersteMal, dass sie sich ernsthaft mit dieser Pro-blematik etwas tiefer auseinandergesetztund sich darber Gedanken gemacht ha-ben, dass z.B. einer Trennung zwischenpolitischen Gefangenen und dem Restunntz ist. Wir sehen bei dem Ganzenschon ein paar Schritte in die richtigeRichtung. Aber warten wir erstmal ab, was

    in den nchsten Monaten passieren wird,eine Gelegenheit bestimmte Diskussionenzu fhren wird das AntiknastwochenendeEnde September in Kiel sein.

    Die brgerliche Presse ein erwartetes(grtenteils) kollektives Schweigen

    Der Groteil der brgerlichen Presse hatzu dem Kampf komplett geschwiegen, diesberrascht uns natrlich nicht, sondern be-sttigt weiter was wir von ihnen halten undzwar nichts positives. Wie auch immer, esgab ein paar positive Ausnahmen seitens

    in berblick ber den Hungerstreikin deutschen Gefngnissen

    Anfang August 2008

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    r links-liberalen/post-sozialistischen Zei-ngen, welche die ganze Woche ber aus-hrlich berichtet haben - wie etwa Neuesutschland und Junge Welt. Sieben Arti-l sind dazu erschienen, welche von eherlitisch aktiven JournalistInnen aus Berlinschrieben wurden. Wenn von ihrer Sei-Infos ber den Hungerstreik gefordert

    urden, haben wir diese per Email weiter-geben bzw. auf unsere Website verwie-n.r haben zwar keine freundliche Haltungn brgerlichen Medien gegenber, ganzGegenteil, allerdings mssen wir auch

    merken, dass die Artikel recht passabelschrieben worden sind (sie sind auch aufsere Homepage zu finden, bildet euchre Meinung dazu selber).

    dererseits mssen wir aber auch sagen,s wir normalerweise bei so etwas Bauch-hmerzen bekommen, aber in diesen Fallden wir es gut wenn engagierte Journa-tInnen versuchen ber diese Kmpfe fairberichten.

    nes der Hauptprobleme ist auch, dassfangene selber nicht wirklich in der Lage

    nd solche Infos weiterleiten zu knnen.e haben zwar den Rundbrief der Iv.I. zuelen Zeitungen geschickt, es gab aberine Rckmeldungen, was uns nicht wei-r berrascht. Dementsprechend habenr es auch fr richtig gehalten, dass ihremme auch einen Platz auerhalb unse-r Medien findet, auch wenn normalerwei-unsere Beziehung zu den Medien andersssieht. In diesem Sinne war es nichtoblematisch fr uns Infos weiterzugeben

    d zu schauen was danach passiert.r drfen auch nicht unterschtzen, dasse Gefangenen, auer die, welche anar

    chistische Positionen vertreten, einen Er-folg eines solchen Kampfes darin sehen,je mehr Medien darber berichten, weilsie die ffentlichkeit erreichen und zei-gen wollen, was Knast bedeutet. Auf dieseArt werden auch von ihnen Erfolge gemes-sen: dass Personen aus unserer SzeneAktionen organisieren finden sie bestimmtwichtig, freuen sich aber auch ber einebreitere Untersttzung, welche laut ihremDenken durch mehr Medienberichte er-reicht werden kann.Es bleibt dann auch unsere Aufgabe ihnennochmal zu vermitteln, wie die Medien-maschinerie luft (obwohl viele Gefange-ne dies auch wissen, aber wahrscheinlichtrotzdem weiter hoffen, dass es sich n-dern wird) und dass der Aufbau solidari-

    scher Beziehungen im Kampf eigentlich einkonkretes und vertrauensvolles Ereignisist. Dadurch versuchen wir eine eventuel-le Nutzung der Maschinerie der Medien zuberwinden und versuchen mit unseren ei-genen Wegen viel mehr Leute als in unse-rer Szene zu erreichen. Das bleibt immereiner groe Herausforderung und gibt esimmer noch eine Menge zu tun...Durch einige JournalistInnen, mit denenwir in Kontakt standen, haben wir erfahren,dass die Knste bei telefonischen Nachfra-gen immer meinten: Hier gibt es keinenHungerstreik!. Wie wir spter rausgefun-den haben soll es in Deutschland der Fallsein, dass ein Hungerstreik erst ab demachten Tag offiziell von den Behrden undKnastleitungen als Hungerstreik eingestuftund bekannt gegeben wird.

    Die Schwierigkeiten der Kommunikation oder ber die Schwierigkeiten, die

    Betonmauern zu berwinden...

    Wie schon zuvor erwhnt, eine Vielzahl vonMenschen wollte von uns wissen in welchenKnsten der Hungerstreik stattfindet, umjeweils Aktionen organisieren zu knnen.Fast immer lautete unsere Antwort: Wirwissen es selber nicht. Uns ging es ge-nauso, wir haben am Donnerstag, den 31.Juli nachmittags erfahren, dass sich auchin Berlin-Moabit Gefangene beteiligen,

    daraufhin haben wir auf die schnelle eineDemo auf die Beine gestellt. Keine/r vonuns drauen wusste in welchen KnstenGefangenen am Streik beteiligt sind, frwie lange, wie viele insgesamt usw. Dashatte mit hoher Wahrscheinlichkeit einenegative Wirkung auf Soliaktionen. Nichtdas mensch unbedingt einen hungerstrei-kenden Gefangenen in ihrer/seiner Stadtbraucht, um etwas fr die Solidaritt zuorganisieren. Allerdings, weil es fr vieleein erstes Annhern an ein solches Themawar, htte ein solcher Bezugspunkt solida-rische Anlsse definitiv vereinfacht.Woran lagen die Kommunikationsschwie-rigkeiten? Kurz gesagt, es lag an vielenverschiedenen Grnden. Erstens, unserKontakt mit der Iv.I. ist erst etwa andert-

    halb Monate vor dem Hungerstreik zustan-de gekommen, indem wir ihren Rundbrieferhalten haben. Dazu kommt, es ist davonauszugehen, dass die Anstalten die Gefan-genen einer groen Zensur vor und wh-rend der Aktion ausgesetzt haben, um ge-nau diese Kommunikation beschrnken zuknnen (nicht das es normalerweise anderslaufen wrde...). Wir hoffen darauf, dassuns die Gefangenen mitteilen werden, obdies der Fall war oder woran es lag, dassdie Infos nicht wirklich den Weg nach drau-en fanden - wir warten auf Rckmeldun-gen von euch. Wir drfen auch nicht ver-gessen, dass die Organisierung unter denInhaftierten noch am Anfang steht und esbraucht erstmal eine Weile bis eine besse-re Koordinierung untereinander da ist.Schlussendlich muss aber auch gesagt

    werden, das wir hier drauen lernen ms-sen miteinander besser zu arbeiten. EngeKooperationen zwischen verschiedenenGruppen gibt es zwar, aber diese mssenweiter verbessert werden von uns allenbzw. muss es fters Treffen geben, um Sa-chen gemeinsam zu besprechen.Hinzuzufgen gibt es noch, dass wir auchzugeben mssen, dass dies die erste groeAktion von sozialen Gefangenen war mitwelcher wir hier konfrontiert wurden. Auf-grund des Mangels an Erfahrungen warenwir auch mit der neue Situation zum Teilberfordert und haben auch dementspre-

    chend noch viel zu lernen. Es bleibt fr unsals positiv zu bewerten, dass unter eini-gen Gruppen/Einzelpersonen dieser Hun-gerstreik hoffentlich dazu gedient hat einelangfristigere und engere Zusammenarbeitin der Zukunft hinzubekommen.

    Wie die Grenzen eines Hungerstreiksberwunden werden knnten

    Es gibt und es gab in der Geschichte im-mer unterschiedliche Meinungen ber dasKampfmittel des Hungerstreiks - es wreaber zu lang hier diese Diskussion zu-sammenzufassen. Viele Gefangene sehendieses Mittel als das extremste und letz-te an, welches ihnen der Staat lsst. IhreKrper werden schlielich als letzte Waffe

    benutzt, oft verbunden mit krperlichemZerfall oder dem Preis des Todes in derGeschichte der Hungerstreiks sind vieleTodesflle konstatiert. Andere hingegenwollen dem Staat nicht den Gefallen ma-chen sich noch weiter kaputt zumachen,als sie schon vom Knast selber kaputtge-macht worden sind, aber bleiben trotzdemmit dem Hungerstreik solidarisch, wie etwaThomas Meyer-Falk.Wir respektieren die Entscheidung der Ge-fangenen eine solche Form von Aktionis-mus auszuwhlen, denn es hat sich auchoft gezeigt, dass es zu Teilerfolge fhrenkann, etwa wie im Fall der Thessaloniki7(Gefangene nach den Protesten gegen denEU Gipfel im Jahr 2003 in Thessaloniki)oder das aktuelle Beispiel von Amadeu Ca-sellas.

    Ein Hungerstreik kann aber nur Teilerfolgeerreichen, wenn drauen eine vielfltige

    In Berlin aufgehngtes Transparent Transparente auf der Kundgebung in Hamburg

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    ntersttzung geboten wird: denn wir hierauen haben viel mehr Mglichkeiten zundeln als diejenigen, die gerade als Gei-n vom Staat gefangen gehalten werden.r durch vielfltige Untersttzung kn-n die Forderungen der Gefangenen einehe Aufmerksamkeit bekommen, das iste Aufgabe aller solidarischen Menschen,e sich dazu entscheiden ihre Unterstt-ng anzubieten. Der Druck muss aufrschiedenen Ebenen aufgebaut werden,

    m das in sich begrenzte Kampfmittel desngerstreiks hier drauen erweitern zunnen.

    Solidarische Kritik als Salz jeglicherrevolutionrer Kmpfe

    gab verschiedene Kritiken an der Formeses Hungerstreiks, vor allem an derrganisation, welche ins Leben gerufen

    urde - die Iv.I. Damit setzte sich ein Textn belgischen GenossInnen kurz vor demginn des Hungerstreiks auseinanderer Text ist auch hier in der Entfesselt zuden). Darin wird hauptschlich kritisiert,ss zum Hungerstreik von einer Organi-tion aufgerufen wird (denn eine offizi-e Vertretung stt gegen die Gedankenner autonomen/anarchistischen Organi-erung), welche sich explizit auf bestimm-

    rein legale Aktionsformen beschrnktd nur Verbesserungen im Knast fordert,bei den Gesamtkontext aus den Augenrliert - das gesamte Knastsystem. Dar-fhin gab es einen Brief von Gabriel, derhon seine Solidaritt und Mitbeteiligung

    m Hungerstreik bekannt gegeben hatte,elcher als Antwort zu dem Brief aus Bel-en und zu einigen Kritiken, diese er per-nlich bekommt hat, zu verstehen ist. Au-rdem erhielten wir in den letzten Tagen

    nen Brief von Pit Scherzl, dem Vorstandr Iv.I., der auch auf einige der Kritikenngeht.r sehen viele interessante Kritiken undskussionspunkte und sind froh darber,ss sich solch eine Debatte entfacht hat,nn die solidarische Kritik bleibt das Salzglicher revolutionrer Kmpfe. Dieseuss aber solidarisch bleiben, nur leider

    werden oftmals die Tne dieser Kritik an-ders verstanden, was dann eher negativeals positive Spannung erzeugt, welche sichdann auf beiden Seiten widerspiegelt.Wir mchten auch darauf hinweisen, dasseine solche Debatte zwischen Gefangenenund (zu meist) anarchistischen Unterstt-zerInnen nichts neues ist. Eine Beispieldafr ist der letzte Hungerstreik gegenlebenslnglich, welcher von italienischenGefangenen letztes Jahr getragen wurde.Dazu wurde von einer offiziellen Organi-sation aufgerufen und auch von dieser be-endet, eine Sache, die auch von Seiten derAnarchistInnen kritisiert wurde.

    AnarchistInnen werden nicht geboren,sondern werden gemacht

    Wir teilen einige Kritiken, welche von densolidarisches anarchistischen GenossInnenund in einem Text von Gabriel formuliertworden sind. Wir sind auch gegen jeglicheformelle Organisation, denn sie ist in ihrenWurzeln hierarchisch geprgt und aus die-sem Grund von unsere Seite abzulehnen.Aus welchen Grnden Pit und die anderensich dazu entschieden haben eine solcheForm der Organisierung zu whlen wissenwir nicht, denn dies bleibt eine offene Fra-ge, die zur Debatte steht, auch hier freuenwir uns auf eine solidarische Auseinander-setzung untereinander.

    Allerdings, knnen wir uns an GabrielsBrief anschlieen und besttigen, das An-archistInnen nicht als solche geboren wer-

    den, sondern gemacht werden...Drinnen genauso wie hier drauen knnenwir nicht erwarten, dass Menschen, welche

    nicht unsere Politisierung gehabt haben,vom ersten Moment an bestimmte Zustn-de erkennen oder in Frage stellen werden:genauso wie wir hier drauen mssen sieihre Erfahrungen sammeln, um dann evtl.zu anderen Entscheidungen zu kommenund sich breiteren Kritiken an den gegen-wrtigen Umstnden anzunehmen. Dennunsere Aufgabe als AnarchistInnen bleibtes bestimmte Entscheidungen zu kritisie-ren und zu gucken ob unsere Kritik auf-gegriffen wird. Auerdem, eine Diskussionmit denjenigen aufzubauen, welche sichgerade im Kampf befinden und oftmalsmit anarchistischen Prinzipien erstmalnicht zu tun haben. Erschwert wird diesdadurch, weil wir mit Menschen im Knastkeine direkte Kommunikation, wie wir sie

    uns wnschen wrden, haben knnen.Und aufgrund dessen muss diese kritischeDiskussion vorsichtiger gefhrt werden alsdie, welche wir im Alltag mit unseren Ge-nossInnen haben. Durch das Fehlen einersolchen direkten Kommunikation zwischenden Beteiligten knnen solche Kritiken sehrschnell als unsolidarisch oder als Anpissewahrgenommen werden. Und dies obwohlwir ganz genau wissen, wie es die Leutemeinen, aber auch hauptschlich weil wirin der privilegierten Situation sind oftmalsdie Personen bereits zu kennen und/oderihre Texte gelesen zu haben. Privilegien,welche die meisten Gefangenen nicht ha-ben.Wenn wir weiterhin an einer Debatte undZusammenarbeit mit den Gefangenen imKampf interessiert sind mssen wir Kom-

    munikationswege erffnen, Prozesse an-stoen, wie gerade im letzten Monat derFall war. Aber dabei nicht die Arroganz ha-ben, dass sie sofort auf unseren Zug derAnarchie aufspringen und unsere Kritikaufgreifen werden.Vielleicht wird es passieren, vielleicht nicht,es kann niemand sagen. Den Versuch sol-che Kanle weiterhin offen zuhalten giltfr uns als extrem wichtig, um berhauptneue Argumente, neue Ideen anderenMenschen zu bermitteln: was diese danndamit machen, bleibt ihre Entscheidung.Auerdem drfen wir auch nicht verges-

    sen, dass viele wahrscheinlich mit unse-re Form des Argumentierens das ersteMal berhaupt konfrontiert sind: was fruns schon lange klar ist, muss von vie-len erstmal aufgearbeitet werden, unsereSchreibstil kommt auch dementsprechendoft fremd vor...

    ber Legalitt und friedliche Proteste

    Es wird auch kritisiert, dass die Iv.I. nurzu legalen Aktionen aufruft und sich expli-zit von Meutereien distanziert. Wir als An-archistInnen sehen selbstverstndlich einsolches Vorgehen problematisch oder lasstes uns besser ausdrcken: wrde dies hierdrauen passieren, wrden wir ganz an-ders reagieren.

    Wir wren damit einverstanden gewesen,htte die Iv.I. zu friedlichen Protesten auf-gerufen ohne eine ausdrckliche Distanzie-rung von anderen Formen auszusprechen.Denn Protestformen gibt es verschiedeneund jede/r sollte die auswhlen, welcheihr/ihm am nchsten steht. In seinem ak-tuellen Brief beschreibt Pit ganz genau woseine Probleme liegen: im Knast ist derMensch ganz anderem Druck seitens desStaates ausgesetzt und unterworfen. DieHandlungen und der Spielraum beschrn-ken sich bzw. der Preis den mensch evtl.zu bezahlen hat ist viel hher als hier drau-en. Das drfen wir hier drauen niemalsvergessen oder kleinreden. Er nennt aucheine weitere Wahrheit, nmlich dass dieSituation in deutschen Gefngnissen eineandere als in Belgien oder Spanien ist und

    wir glauben ihn wenn der sagt, dass 95%der Gefangene sich wie Schafe verhaltenund eine Revolte die Sache von ein paarwenigen wre...Es ist nicht mglich die Kmpfe, welchehier stattfinden mit denen in anderen Tei-len der Welt, hundertprozentig miteinan-der zu vergleichen und zu erwarten, dassetwas was anderswo geschieht hier auf diegleiche Art und Weise reproduziert werdenkann, denn die Ausgangspositionen sindzu unterschiedlich.Auerdem schreibt Pit aber auch, dassjede/r drauen handeln solle wie sie/er

    Transparent auf der Kundgebung in Hamburg

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    will und zeigt seine private Solidaritt.d dies ist fr uns eine wichtige Aussage,nn sie lsst viele Tren offen. Der Punkteinfach, dass die Menschen im Knast,sie der totalen Willkr ausgeliefert

    nd, sich vor etwaigen Schikane schtzenchten, welche wir ganz genau von ihrenzhlungen kennen.r Proteste gibt es immer Verantwortli-e, im Knast ist es aber nicht mglich inonymitt zu bleiben. Zur Meuterei wirdswegen nicht aufgerufen, um der nochngen Protestbewegung nicht durch denaat die Fe weghacken zulassen - inr Geschichte haben viele mit ganz lega-

    n Mitteln angefangen und sich im Laufer Zeit fr andere entschieden bzw. dieset angewendet - die Mglichkeiten sind

    ch da. Wir denken, das viele drinnenh freuen, wenn hier drauen uneinge-hrnkte Protestformen angewendet wer-n: ob sie auch irgendwann zu diesenmmen werden, werden wir sehen, dieseine Entscheidung, welche sie allein

    effen mssen - unsere Untersttzungerden sie in allen Fllen haben.

    Eine Kampf fr Rechte?- legal, illegal, scheiegal!

    r verstehen Gabriel und die andere Ge-ngenen, wenn sie sich nicht stoischer andererseits mrtyrerhaft verhalten

    ollen, denn wir sind keine religise Men-hen und eine solche Aufopferung hat frs nichts mit Idealen und Anarchismus zun.

    r sehen es auch nicht als verkehrt an,enn Gefangene fr ihre Rechte kmp-n, denn hier drauen es ist dies aucheistens nicht anders: Rechte werdenglich von uns allen benutzt, so wie z.B.enn wir uns bei einem Prozess verteidi-n. Auerdem wird die Anwendung ver-hiedener Rechte eingefordert, sei ess auf ein Telefonat nach einer Festnah-e oder das Recht auf eine/n AnwltIn.lbstverstndlich kmpfen wir fr die

    mstrzung der gegenwrtigen Zustnded mgen es nicht irgendwelche Rech- des Staates zu fordern bzw. zu nutzen,

    aber wie auch Gabriel schreibt, legal, il-legal, scheiegal. Rechte sind nunmal da,vorgegeben, zum Teil auch hart erkmpftwhrend der Geschichte.Wir als AnarchistInnen sehen unseremKampf nicht als einen der nur brgerlicheRechte vom Staat einfordert oder Refor-men zu primren Zielen eines Kampfesmacht. Unsere Ziele lassen sich nicht aufsolch eine Art beschrnken, indem wir da-durch quasi eine Legitimation des Staatschaffen und zu AnsprechpartnerInnenvon dem wir was wollen werden. Allerdingsmuss gesagt werden, das Rechte bestehenund auch innerhalb eines Kampfes benutztwerden knnen, dies bleibt trotzdessenimmer ein ewiger Widerspruch, auch un-ter uns. Zur richtigen Art und Weise, wie

    mensch damit umgehen muss besitzt nochkeine/r von uns eine Antwort, egal ob An-archistIn oder nicht.Die Hauptsache bleibt aber, dass dies nureines der Mittel unseres Kampfes ist, we-der das einzigste noch der Zweck, sonstwrde uns nichts von reformistischen Be-wegungen unterscheiden. Genau dieseanderen Ziele und eine breitere Wahl derMittel, die sich nicht durch Gesetzesb-cher diktieren lsst, mit deren Hilfe aberdie Umstnde umgeworfen werden sollen,bleiben die groen Unterschiede zu andereBewegungen. Auch in einem kompromiss-losen Kampf ist es mglich Rechte oderReformen einzufordern, dies lsst sich bisjetzt auch nicht wirklich vermeiden (dennauch wir und andere Leute versuchen un-sere Gegenpole unter Druck zu setzen, sei

    es gegen eine Rumung eines Hauses odergegen die Anwendung neue Gesetze usw.)das Wichtigste ist nur, das es nicht unserZiel bleibt, denn das ist die Freiheit und dieAusbreitung potenzieller aufstndischerKmpfe und Situationen.Dass Gefangene fr die Anwendung ihrerRechte kmpfen sehen wir erstmal alsunproblematisch an so lange vor ihren Au-gen klar ist, dass das Ziel ihres Kampfesz.B. die Abschaffung des Knastsystemsist, was mit der Abschaffung dieser Gesell-schaft verbunden ist. Mindestens in denBriefen von Pit (denn von den meisten der

    andere Gefangenen haben wir leider bisjetzt nichts gehrt) taucht es schon auf,dass es darum geht und dies lsst uns hof-fen, dass mehrere Gefangene genau solcheHerangehensweisen und Ideen entwickelnwerden, um gemeinsam weiter gegen dasSystem zu kmpfen.

    Das Ende eines Kampfes kann nur derAnfang eines neuen darstellen...

    Wir sehen in diesem Kampf, in diesem An-fang einer Selbstorganisierung unter Ge-fangenen, ein Potenzial zum Aufbruch mitden Umstnden, der Passivitt im Knastund der Vereinzelung. Als eine Mglichkeiteiner Radikalisierung ihres Daseins, indemwir miteinander eine Kommunikation auf-

    bauen, indem keine/r von uns auf demThron der Wahrheit sitzt und heilige Re-zepte fr alle verteilen will, indem wir unsgegenseitig beeinflussen, trotz der Strkeder Mauern. Auerdem sehen wir die Mg-lichkeit hier drauen Bewusstsein und So-lidaritt fr diesen Kampf und zuknftige

    weiter aufzubauen und zu verstrken.Es bleiben viel Fragen offen, es gibt nochviel zu tun. Uns wrde auerdem interes-sieren wie die Einschtzung anderer Ge-fangener zum Hungerstreik und weitererKmpfe aussieht. Weil wir keine Orga-nisationen mit dem groen O mgen,wrden wir gerne in einen direkten Kon-takt mit den Gefangenen treten wollen,eine die nicht durch die ReprsentantInnender Iv.I. vermittelt wurde. Vielleicht habendie Gefangenen selber keine Lust Kontakteaufzunehmen und delegieren eine solcheArbeit lieber an die Iv.I., aber dies wissenwir nicht und stellen deshalb diese Frage.Pit und alle anderen bei der Iv.I.: ihr mssteuch nicht angegriffen fhlen, wir respek-tieren eure Arbeit und sind mit euch soli-

    darisch trotz der Unterschiede. Diese gibtes und deshalb muss euch klar sein, dasswir als AnarchistInnen bestimmte Sachenkritisieren und auch weiterhin kritisie-ren werden. Genau auf die Art wie ihr esuns gegenber auch machen wrdet: so-lange alles auf einer solidarischen Ebene

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    attfindet, diese Kritik bleibt notwendig,m voneinander neues lernen zu knnen.

    nn wir hier drauen, obwohl auf freiem und mit besseren Ausgangspositionen,zen nicht alle auf trockenem Hintern.ele nehmen auch Risikos in Kauf underden mit Repression und Knast kon-ntiert: selbstverstndlich wnschen wirs auch, das es immer mehr werden, die

    cht sitzen bleiben, denn von diesen gibtleider immer zu viele...

    lsse fr die Zukunft werden sich fin-n lassen. Einer knnte der angekn-gte Hungerstreik gegen lebenslnglich,elcher ab dem 1.12. in Italien beginnenl, sein. Schon vor einem Jahr gab es einches Ereignis, wobei es auch hnliche

    seinandersetzungen zwischen anarchis-chen UntersttzerInnen drauen undr Assoziation der Gefangenen, die zumngerstreik aufgerufen hatte, gab.oder so wichtig bleibt, dass wir mitein-

    der die erffneten Kommunikationswe-aufrechterhalten, um den Kontakt nichtverlieren und um zuknftige Anlsse

    meinsam zu diskutieren, organisieren,tersttzen, auszuweiten. Auch dass dieute hier drauen sich weiter Gedankenachen, wie sie folgende Kmpfe vonfangenen untersttzen mchten. Denns in den letzten Monaten gelaufen ist,nicht wenig, wir sind aber auch sicher,

    ss es nur noch besser werden kann...

    Eine Chronologie der Solidaritt

    08. Dresden, Deutschland: solidarischeenschen organisieren eine Infostand imaunpark und verteilen Infomaterial bern Hungerstreik.

    08. Berlin, Deutschland: ber 60 solida-che Menschen treffen sich vor der JVAtzensee, in welcher der antifaschisti-he Gefangene Christian eingesperrt istd bewegen sich danach als lautstarkemonstration zum U-Haftgefngnis Moa-, in dem auch einige Gefangene sich amngerstreik beteiligen.erdem werden im Vorfeld 500 Protest-

    postkarten gedruckt mit dem Justizminis-terium NRW und dem Knast in Bielefeldals Adressaten. Dazu werden Transparenteund Plakate mit dem Aufruf zur Solidarittan verschiedenen Hausprojekten sowie f-fentlichen Rumen aufgehngt.

    5.08. Berlin, Deutschland: zwei Lieferwa-gen der Firma C+C Shaper werden ange-zndet wie verschiedene Zeitungen berich-ten. Ein Kommuniqu stellt die Aktion inBezug zu dem Hungerstreik: Wir kritisie-ren, dass ungeniebare Nahrungsmittel zusehr hohem Preisen verkauft werden unddrcken unsere Protest gegen ein Systemaus, in dem private Firmen mit Hilfe derInhaftierung von Menschen erwirtschaf-ten.

    5.08. Hamburg, Deutschland: ca. 80 Leutetreffen sich vor dem U-Haftknast Holsten-glacis, Texte in verschiedenen Sprachenwerden verlesen, auerdem kommt eineKommunikation mit den Eingesperrten zu-stande.

    6.08. Kln, Deutschland: solidarische Men-schen treffen sich vor dem Bewhrungs-amt, Infos ber den Hungerstreik und dieSituation von Nadine, sowie Antiknastpla-kate werden verteilt.

    6.08. Vancouver, Kanada: zwei Polizeiau-tos werden tagsber ins Brand gesetzt.Das erste parkte vor dem Gericht, daszweite war gerade leer, weil die Bullen da-mit beschftigt waren irgendjemanden zu

    verhaften:Wir hoffen, dass diese Aktion eine neue

    Kommunikation auslsen und neue Bezie-hungen in der Kampf schaffen werden.Unsere Wahl geht ber wegrennen, sichverstecken und Knast hinaus. Es gibt un-zhlige Mglichkeiten, die sich in der Kon-spirativitt des Angriffs finden lassen.Wir haben uns dazu entschieden zwischendem 1. und 7. August zu agieren, auf-grund des Aufrufs zur Solidaritt mit denber 500 sich im Hungerstreik befinden-den Gefangenen in Deutschland und euro-paweit. Unsere Liebe ist den GenossInnengewidmet, die ein Leben in Passivitt undSchweigen ablehnen. Fr die Freiheit vonAmadeu Casellas Ramon, Gabriel Pomboda Silva, Marco Camenisch, Jos FernandoDelgado! Freiheit fr alle Gefangenen!Lasst durch den Willen zur Revolte unsere

    Untaten der Leidenschaft durch ihre stillenStdte und in die Einsamkeit der Knsteausbreiten! Wir sind dazu bestimmt ihreGefngniswelt zu zerstren!Solidaritt(das gesamte Kommuniqu knnt ihr unterconfrontation.wordpress.com finden)

    6.08. Vancouver, Canada: die Fenster desBewhrungsamtes werden eingeschlagen.Die Aktion wird den hungerstreikendenGefangenen in Europa, sowohl speziell denGefangenen Gabriel Pombo da Silva, Ama-deu Casella Ramon und Jos FernandezDelgado gewidmet.

    7.08. Amsterdam, Niederlande: die Fensterdes Goethesinstituts werden in Solidarittmit den Hungerstreikenden in Deutschland

    eingeschlagen.

    8.08. Madrid und Canarias, Spanien: ber50 Bankautomaten werden temporr auerBetrieb gesetzt. Graffitis werden hinterlas-sen: Mehr als 470 Gefangenen im Hun-gerstreik in Deutschland gegen Isolation.Aktive Solidaritt. Gefangene im Kampf

    13.08. Santiago del Chile, Chile: die inter-nationalistischen aufstndischen Krftelassen eine Bombe vor der Itua-Bank ex-plodieren. Die Aktion ist eine Reaktion ge-gen Unterdrckung, die Knste, den Staat

    und das Kapital, speziell im Solidaritt mitGabriel Pombo da Silva und fr die Ent-lassung von Axel Osorio, ein chilenischerBankruber, der sich seit Dezember 2007im Knast befindet.

    14.08. Aachen, Deutschland: eine De-monstration wird vor der JVA abgehalten,da sich auch in diesem Knast einige Gefan-gene im Hungerstreik befinden.Verhaftungvon drei GenossInnen im Griechenlandaufgrund einer Entfhrungsgeschichte.

    Wir haben neulich einen Brief von PitScherzl, ein Reprsentant der Iv.I. (Inter-essenvertretung Inhaftierter) erhalten mit

    der Bitte um Verffentlichung. Auf eine so-lidarische Debatte!

    ABC Berlin

    Hallo Leute!

    Ich bedanke mich ganz herzlich fr diebersendung der Entfesselt Ausgabe (diemir bringens sehr gut gefllt) und dasauch Ihr unseren Aufruf zur Hungerpro-testaktion bernommen und verffentlichthabt...was man (von wenigen Ausnahmeabgesehen) von der normalen Pressenicht behaupten kann. Hierzu zhlen u.a.Springer, Westf. Rundschau/Nachrichten,WAZ...um nur einige zu nennen. Durch dieRote Hilfe (Mnchengladbach) erfuhr ichnun, dass die Taz im Nachhinein noch be-

    richten will und Rote Hilfe (Dresden) teiltemir, dass das ND wohl ausfhrlicher berunsere Aktion berichtet hat.Habe den Artikel bislang jedoch nicht. Wiedem auch sei:

    Die Hungerwoche ist vorbei und es habenber 550 Gefangenen bundesweit in 49Knste daran teilgenommen. Hinzu kom-men viele Mitgefangenen aus den Nachbar-lndern Holland, Belgien, Schweiz, Frank-reich und Spanien. Man knnte eigentlichalso fast von einer europaweit Aktion spre-chen! :-) Sinn und Zweck der Aktion war

    Transparente auf der Kundgebung in Hamburg

    Brief derInteressenvertretung Inhaftierter

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    nd ist) es, Solidaritt unter Gefangenenschaffen und sie dbzgl. zu sensibilisie-

    n. Vollzug, - welcher ganz genau wei,ss Knast nur deswegen funktioniert...

    eil das Gros der Gefangenen abgestumpftnktioniert..hat lnst erkannt, dass brei-Solidaritt unter Gefangenen ein sehr

    harfes...und machtvolles Schwert seinnnte...und von daher alles unternimmt.) um echte, breite Solidaritt unter Ge-ngenen und der Aufbau sich daraus ent-ckendler echter Opposition zu be- undrhindern. Die vielfach verschwundenetische Post von Hftlingen...ist fr unsr beste Beweis dafr. Fakt ist: Vollzug istllwach bzgl. diverser Gemeinschaftsakti-en und die Initiatoren werden deswegenohl als abschreckendes Beispiel fr an-

    re) mal mehr...mal weniger subtil terro-iert. Dies geschiet in Form willkrlicherrlegungen, durch Isolation und durchendlich viele Willkr- u. Schikaneaktestaltsbergreifend.gibt viele Gefangenen die von alldem

    n Lied mit Hunderten Strophen singennnen. All dies soll hier und jetzt jedochcht Thema sein. Es werden weitere Akti-en folgen. Momentan setzen wir alle un-re Krfte daran, zig tausende Gefangenemotivieren wegen diverser Unstnde imllzug offiziell Klage zu erheben. Das wirdn Staat Millionen kosten...und zudem

    eitere Solidaritt und das Gefhl unterfangenen das sie nicht allein sind, sch-n. Viele haben resigniert und glauben.ss sie nichts unternehmen bzw bewir-n knnen. Das sie sich dbzgl. im Irrtum

    finden gilt es zu vermitteln. Erst dannund wenn eine breite Basis vorhanden knnte diese der Beginn fr...........n!!!! :-)

    h bersende Euch in Anlage die Kopienr Iv.I Rundbriefe von Dez. 2007 und Juli08.2-3 Wochen werde ich Euch auch dieerarbeitete Fassung unseres Manifestesersenden. Ich hoffe das Ihr damit et-s anzufangen wit. Vielen Anarchistenunsere Vorgehenweise lediglich nur

    formistisch. Ja, - auf den ersten Blick

    schaut es so aus...und entspricht auchteilweise den Tatsachen. Ich mchte hier-zu kurz einige wenige grundstzliche Wor-te verlieren:

    Viele Wege fhren nach Rom!!!Punkt!!!Innerhalb des Eingesperrt...- und diesemSystem zu 105% Ausgeliefertseins, welchesdie Macht...und die Mglichkeiten hat (halteben weil sie sich sicher sein knnen, dassStaatanwaltschaften, Gerichte usw. gr-teils wegschauen und dulden...) Kritikerund Gegner zu terrorisieren, zu isolieren,zu kriminalisieren und sie per nachtrgli-cher SV (Sicherungsverwahnung) lebens-lang wegzusperren und sonstwie platt-zumachen...ist es nicht nur sehr schwer,sondern auch gefhrlich gegen dieses Pack

    vorzugehen, welche tagtglich geltendesRecht brechen usw. usw. Selbst wenn dieseGegenwehr vllig legal ist, ist sie gefhr-lich, denn soetwas vergit Vollzug beileibenicht. Man mu innerhalb seines Kampfessehr sehr vorsichtig sein...um denen nichtdie rechtfertigende Handhabe fr nochschlimmere Retourkutschen zu liefern. Sowre z.B. ein Aufruf eines Gefangenen zurMeuterei...oder Revolte gemss geltendenRechtes eine strafbare Handlung, und mankann sich sicher sein, dass Justiz und Voll-zug in solchen Fllen ihre Mglichkeitengnadenlos nutzen wrdenEine neue Straftat im Vollzug zu begehen...wre willkommener Anlass um von Unbe-lehrbar- u. Gefhrlichkeit auszugehen...was dann bei echten Gegnern zur Bean-tragung der nachtrglichen Sicherungsver-

    wahrung fhren wrde und natrlich zurUnterbringung in irgendeinem Isotrakt.All dies schon allein aus Grnden der Ab-schreckung fr andere Gefangene. DiesesSystem ermordet keine Kritiker, - warumsollte es dies auch? Sie haben viele Mg-lichkeiten solche wie z.B. mich lebendigeinzusargen. Weder ich noch Iv.I rufen zurMeuterei o.. auf. Wir geben denen nichtdie Mglichkeit uns ganz legal mundtotzu machen und lebendig SV-mssig einzu-sargen!!!Natrlich und das wissen die viel besserwie wir selber!!! - wrde jedes Knastsys-

    tem innerhalb nur eines Tages zusammen-brechen, wenn Gefangene sich ihm einfachnur verweigern wrden und friedlich inihren Zellen blieben. Gefangene waschenihre Wsche, Gefangene kochen das Essenund Gefangene teilen es aus, Gefangeneverrichten alle Arbeiten die ntig sind, da-mit Knast funktioniert. Ohne diese Arbeitbrche das System tatschlich innerhalbvon Stunden zusammen. Hierzu bedarfes keinerlei Gewalt, - beileibe nicht. Nur,- wer dazu aufrufen wrde...wird fertig-gemacht!!! Und selbst wenn es solcheAufrufe gbe...mindestens 95% aller Ge-fangenen wrde sie nicht umsetzen. Ganzim Gegenteil...son Aufruf wre 5 Minutennach Verkndung direkt verzinkt.Was ich sagen will: Viele von den Anarchis-

    ten fordern eine andere Art des Kampfeswie wir ihn praktizieren.Bei mir, liebe Leute, - rennt Ihr damit offe-ne Tore ein...und die Geschehnisse in Bel-gien erfreuen (privat) mein Herz!!! Jedochim Hier lt sich das mangels Masse nichtumsetzen. Jeder der es versuchen wrde,begnge Kamikaze!!! Und das fr nichts...und wieder nichts???? Es hat schon seineGrnde, warum wir immer wieder nur zuvllig legaler Gegenwehr aufrufen. Auchwenn es vielen nicht nachvollziehbar ist,- aber nicht mehr zu tun, hat existenzielleGrnde. Man hat allen Grund um innerhalbdes Denen-ausgeliefert-Seins Angst zuhaben, - Angst schon allein wegen voll-kommen legaler Vorgehensweisen gegendieses verfuckt verheuchelt doppel unddreifachmoralische Dreckssystem. Auch

    vllig legale Gegenwehr ist fr Vollzug Re-nitenz, gegen die sie mit alen Mitteln vor-gehen und zu unterdrcken versuchen. Ichbin beileibe keine Sensibelchen und keinWeich-Ei...ich kann `ne Menge einstecken,- aber das was die in den letzen 5 Jah-ren so alles mit mir abgezogen haben....hat mich oft an den Rand der Aufgabe ge-bracht. Die haben versucht mir Ausbruchs-versuche und evtl. geplante Geiselnahmeanzuhngen um Handhabe zu erhalten ummich SV-mssig wegzusperren, man hatmich des vers. Aufrufs zu Gefangenen-meuterei bezichtigt (momentan behaup-ten die Bayern auch mal wieder wir wr-den zur Revolte aufrufen!), man hat michin Isolationhaft verpackt, rztliche Hilfewurde verweigert, mir wurden zig Jahre-

    land durch Hunderte Willkr und Schika-neakte vorstzlich Psychostress erzeugt...der nicht immer an einem abperlt wie Was-ser beim Pissen und der heftige psychischeund pysische Schden verursacht. Ichwurde gentigt (zumindest haben sie esversucht) bedroht und geschlagen, - keineChance gegen die Vollzugs u. Justizmafiadie sich gegenseitig deckt selbst Mitge-fangene (die diverses mitbekamen und eshtten besttigen knnen...unterlieen esaus Angst vor den dann automatisch fol-genden Retourkutschen). Ich bin beilei-be kein Einzelfall - so wie mir ergeht esvielen. Wir sind denen ausgeliefert und ichkann es niemandem vorwerfen, wenn er/sie aus Angst die vielen Rechtsbeugungenund sonstigen Umstnde nicht anprangert.Anprangern!!! Mehr ist im Hier nicht mg-

    lich!!! Nicht fr einen, oder Hunderte...so-lange 80.000 sich (aus welchen Grndenwie auch immer...) ruhig und vollzugskon-form verhalten. Jetzt ber 550 Gefangenezum einen, ist zwar nur ein Tropfen...undkleiner Anfang, - aber es ist zumindest einAnfang...von was immer sich daraus auchentwickeln mge.Das hat es in der Form nie zuvor in Knstengegeben. Auch die von 330 Gefangenen inBielefeld mitunterzeichnete Beschwerde-petition. Ich wei, dass Vollzug (auf allenEbenen) unsere Bestrebungen sehr ernstnimmt und das solche Aktionen hinter den

    Auf der Kundgebung in Kln

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    lissen ganz hohe Wellen schlagen. Diessen, dass man sie ganz legal und mitn eigenen Waffen schlagen kann (z.B.rch Zehntausende Klagen, die dann f-ntlichkeit schafft... - ffentlichkeit diellzug zu meiden versucht, wie Teufels Weihwasser) die sie Millionen kos-n wrde. Wir schieben solche Gemein-haftsklagen an. Grnde hierfr sind zuuf vorhanden. Solche wie wir sind frllzug die Staatfeinde nr- 1, die es zumhweigen zu bringen gilt. Und wer sichcht durch Willkr & Schikane (ist in derrm mehr als nur Psychoterror, son-rn mu als fortgesetze vorstzliche Fol-r bezeichnet werden!!!) weder mundtotch sonst wie kirremachen und brechen

    t, wird zudem als notorisch-querulant,

    s psychisch gestrt oder als vermeintli-er Lgner diffamiert und dessen Klagenerden verschleppt, nicht beschieden...e verschwinden einfach unbearbeitet.schwerden hiergegen werden als an-blich unbegrndet pauschal verworfen,chdem zuvor elegant an den jeweili-n Kernen der Sache vorbeiermittelt wur-. So ist das System.an kann sich nur bei denen beschweren,elche die Beschwerde und Klagen verur-chen, - aber wie schon beschrieben: Diecken sich gegenseitig im Rahmen vonrpsgeist.er..soll man deswegen denn rein garnichts

    nerhalb des Mglichen unternehmen?

    Ich sage laut und vernehmlich NEIN!! Daswas wir tun ist vielen zu...seicht...sie emp-finden es als zu sehr mit deisem Dreckssys-tem konformgehend. Wenn ich derartigeslese...... - sorry, - aber dann schwillt mirden Kamm!! Woher nehmen diese Leutesich das Recht und halten uns derarti-ges vor?? Nochmals will ich sagen: Mehrzu tun ist UNS im HIER nicht mglich, ohneGefahr zu laufen als Einzelne vllig kaputt-gemacht zu werden. Das was wir tun...istbeileibe nicht zu wenig, sondern sehr sehrviel und mit ganz groen persnlichen Op-fern verbunden. Das was Gefangene wieThomas, Finni, Werner, Gabriel, Jos, Na-dine, Katharina, Peter, Markus oder ich al-lein wegen des Beschreibens der Knastsi-tuationen auf uns nehmen...ist nicht leicht.

    (Sorry all denen, die ich jetzt nicht aufge-fhrt habe, - dies gilt speziell auch fr dasEngagement der Iv.I. Reprsentanten).Auch wenn es gewaltlos ist was wir betrei-ben, - es ist Kampf!!! Und all das mchtenwir nicht verniedlicht und verharmlost se-hen.Was mich betrifft, - auch das geht anmir ab wie Wasser....denn ich ziehe meinDing nicht durch um anderen zu gefallenund es kme mir nicht in den Sinnn michdeswegen anderen meinungen anzupas-sen, - aber ein Verniedlichen unserer Artund Weise des Vorgehns schafft im Hinblickauf den Versuch Solidaritt auf breiter Ba-sis unter den Gefangenen zu schaffen argeSchden. Ich hre und lese es leider im-mer wieder...Mitgefangene sagen:Selbstdie Gruppen drauen sagen das euer (Iv.

    I.) Vorgehen Scheie ist!.Sowas zieht Kreise....be-und verhindertdann in Folge eine Menge. Wir haben we-der die Mittel, noch die Kraft um an zwei...oder gar drei Fronten zu kmpfen.Wer mehr tun will...und kann.......die/dermge dieses doch gern tun und hat da-bei auch meine (private) Solidaritt. Aber bitte nicht auf anderen herumhacken.Mit den Arsch geschtzt in einer trockenenEcke zu sitzen...ist leicht von mehr zureden.Wir sind ausgeliefert wir knnen nichtmal eben weggehen und/oder rennen,

    wenn die uns einmachen oder durch Ver-hngung der nachtrglichen SV lebenslangwegsperren wollen.Klar, - die Vorgehenweisen sind hierdurchunterschiedlich, - aber der Feind als sol-ches ist derselbe. Wir betreiben Agitation!!Wir versuchen der ffentlicheit begreiflichzu machen, dass sie von diesem Systemverarscht, belogen und betrogen werden,dass die Realitt in deutschen Knsten ganzanders ist wie das was ihnen vorgegaukeltwird. Wir versuchen aus einer Herde vorsich hindsender Schafe (Gefangene) eineMeute sich zumindest legal auflehnenderMenschen zu machen.Verdammt, - was soll daran falsch sein???Wie kann man denn kmpfen...ohneKmpfer?? Versteht mich jetz bitte nicht

    falsch: Dies ist zwar ein Brief an ABC, -aber kein Vorwurf gegen die ABC Leute!!Und ich hoffe, dass ihr in einer der nchs-ten Entfesselt Ausgaben als offenen Briefabdrcken knnt. Oder in anderen Publika-tionen, leitet ihn bitte weiter! Wir erklrenganz ausdrcklich Copyrightverzicht ichals Unterzeichner erklre mich V.i.S.d.P.!Dies gilt fr al le Iv.I. - Texte i.d. Rundbrie-fen.Was die Iv.I. betrifft: Wir reichen dem ABC,der Roten Hilfe, dem AKP Kln liebend gernfr Zusammenarbeit gegen diese verheu-chelte Dreckssystem beide Hnde. Jede(r)macht innerhalb ihrer/seiner Mglichkeitendas Machbare und kritisiert nicht die Vor-gehenweise der/des Anderen,Ein langer Weg....aber: Rom ist auch nichtan einem Tag erbaut worden. Im Kampf ist

    uns als Verbndeter fast jede(r) lieb undrecht, - es sei denn, sie/er ist braun odersonstwie faschistisch gefrbt!! Fakt ist:Was wir alle mehr oder weniger betreibenist nicht nur Kampf David gegen Goliath,sondern vielmehr Ameise auf dern Davidsteht gegen Goliath. Stark ist man erst inGemeinschaft....wenn einer den anderenstzt, hoch-und weiterhilft!!!

    Grossen und von Herzen kommendenDank dem Michel vom Mauerfall, demWolfgang vom Gefangenen-Info, den Leu-ten von der Entfesselt und denen der Ca-

    vale, die unseren Aufruf zur Soli-Aktionabgedrckt und somit zum Gelingen derAktion beigetragen haben. Ebenfalls herz-lichen Dank den Klner AKP Leuten fr dasphantastische Flugblatt zur Aktion und lastbut not least nicht zu vergessen Catrin ausDresden von der Rote Hilfe fr die Akti-on im Alaunpark. Auch Gabriel (Musta) DaSilva und Marco Camenischs Aufruf habenzum Erfolg der Aktion mageblich beige-trage. Dies gilt auch - und ganz besonders fr die Iv.I. Leute die in den Knsten dieIdee des Ganzen weiter und mitgetragenhaben.

    An dieser Stelle noch einmals der Aufrufan alle Gefangenen: Wehrt Euch gegenWillkr, Schikane, Rechtsbeugung, Psy-

    choterror! Erstattet Strafanzeigen undKlagen! berschwemmt und ertrnkt ganzlegal Gerichte und Justizministereien mitall dem Dreck den Vollzug in rechtswid-rigster Weise produziert! Bittet Freunde,Familie, Bekannte dies ebenfalls zu tun!Gemeinsam sind wir stark!!! Solidaritt istnotwendig! Seid nicht lnger Schafe!! Ihrhabt Rechte! Fordert sie vehement ein!!!Stellt Euch als Zeugen zur Verfgung wennIhr seht, dass Mitgefangene drangsaliertund terrorisiert werden!! Untersttzt imRahmen des Mglichen die Leute in denIsotrakten!!! Schreibt Gemeinschaftspeti-tionen und schickt sie an die Presse!!Glck und Freiheit

    Pit Scherzl

    Vom 1. bis zum 8. August, findet in dendeutschen Gefngnissen auf Initiative derOrganisation Iv.I., Vertretung der Interes-sen von Gefangenen eine Mobilisierung, inder Form eines Hungerstreiks, statt. Un-gefhr 470 Gefangene werden an diesemProtest teilnehmen. Die Forderungen sindviel umfassend, betreffen aber im Beson-deren die Isolierung und Haftbedingungenvon Nadine Tribian (1). Nebst dem fordert

    ber einen Hungerstreikin Deutschland

    von solidarischen Anarchisten

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-09

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    I auch die Abschaffung der Gefngnis-sten, der obligatorischen Arbeit, der le-nslangen Bestrafung und der Isolation.

    bwohl es einige Grnde gibt, warum wirh ber diese Initiative sind (wie immer

    enn die Gefngnisroutine und der ver-rkte Beton der strafvollzglichen Ord-ng Risse aufweisen), haben die Ankn-

    gung und die Organisation, einige nichtreelle Fragen und Bedenken bei uns auf-worfen. Als erstes: die Iv.I prsentierth in der ffentlichkeit als die legale und

    stitutionelle Vertretung von Gefangenen.e beruht auf dem Prinzip von Delegati-en mit Vertretern und wir wissen nichts zu welchem Punkt hin, sie hierarchischrukturiert ist. Genau wie ausserhalb derauern, ist Gewerkschaft und Vertretung

    cht gleichzusetzen mit Selbstorganisati-und noch weniger mit Selbstorganisati-eines Kampfes. Die Geschichte und die

    fahrungen haben schon seit langem ge-gt, dass diejenigen, die sich dem Staat

    s Gesprchspartner anerbieten, -umsoehr, wenn ihnen der Staat diese Funkti-zugesteht-sich als Vermittler und Pazi-

    ateure entpuppen. Es ist diese Rolle dieihnen erlaubt, als Struktur bestehen zu

    eiben. So gesehen ist es auch nur logisch,ss solche Organisationen aufgrund ihreroritten, sich von Organisationsformend Streitmethoden distanzieren, wor-r sie die Kontrolle verlieren knnten und

    elche sich nicht in die Diktate des Staa-s einordnen. Dies ist genau was einerr Vertreter der Iv.I., Peter Scherwl, ge-n hat, als er es als angebracht erachte-

    um in seiner ffentlichen Ankndigungs Protestes zu przisieren; Die Iv.I. ruftsdrcklich nicht zur Meuterei usw. auf,

    stattdessen zu einem vollstndig legalenWiderstand innerhalb der juristischen Mg-lichkeiten. Einzig auf diese Weise knnenwir erreichen, dass sie uns nicht als Erfin-der hinstellen, wenn wir Misstnde ankla-gen. Denn so wollen sie diese verschleiernund fortbestehen lassen.

    Selbstverstndlich erwarten wir von kei-ner Organisation, dass sie zu Krawallenaufruft: Krawalle werden nicht angekn-digt, sie finden einfach statt und die Teil-nahme daran, hngt von jedem selbst ab.Wir erkennen freilich auch die Grnde,warum sich die Iv.I. auf diesem Terrainetwas gehemmt verhlt und die Gefange-nen nicht dazu einladen will, in Aufstandzu kommen. Aber sie geht zu weit, indem

    sie es als ntig erachtet, explizit gewisseAktionsformen zu verwerfen und selbst imVornherein als nicht-legitim zu verurteilen,Aktionsformen, die gewisse Gefangene fak-tisch gesehen sollten gebrauchen knnenund die sich im Laufe des Streites solltenentwickeln knnen. Da stellt sich konkretdie Frage der Ergnzung und vorallem, dieVereinbarkeit von Entscheidungen und Me-thoden. Wir knnen die Gefangenen, ob sienun Mitglied der Iv.I. sind oder nicht, nurdazu ermutigen, jegliche Ideen von Chefabzulegen und autonome Initiativen zuentwickeln, worin sie nicht mehr verpflich-tet sein werden, ihre Ideen und Verlangenauf innerhalb der juristischen Mglichkei-ten zu beschrnken.

    Genauso wie es unmglich ist, die Herr-

    schaft mit Organisationsformen zu be-kmpfen, die nichts anderes als Kopien derInstitutionen sind, macht es keinen Sinn,die Kategorien die der Staat in seinem ei-genen Interesse schrft, zu bernehmenund sich daran anzupassen. Wir wissen,dass der Staat mit der Legalitt spielt undsich dessen bedient, wenn es ihm geradepasst. Wir wissen auch, dass der Gedan-ke von Recht vollkommen relativ ist. DerStaat gesteht manchmal, unter Druck,gewissen Menschen gewisse Rechte zu,manchmal teilt er anderen Rechte aus, umseinen Griff zu verstrken oder die Fh-

    rung der Unterdrckung und Ausbeutungzu rationalisieren.

    Letztlich wissen wir auch, dass sich beieiner Belohnung immerzu ein Stock hin-ter dem Rcken versteckt hlt. Whrendeinigen Gefangenen ein paar Vorteile zu-gestanden wird, werden andere weiter-hin gefoltert. Die Erniedrigungen, Miss-handlungen und Qulereien sind vielleichtverschieden im Kontext und gebraucht jenach Nten aber sie sind keine Ausnahmedes Systems. Sie machen einen integralenTeil davon aus, zumindest in der Form desSchwertes von Damokles, welches ober-halb der Kpfe der meisten Widerspens-tigen hngt. Normen festzulegen, die alsakzeptabel angeschaut werden, lsst zur

    gleichen Zeit zu, die Ausnahmen zu ver-allgemeinern (so wie es der Fall mit derIsolation ist, welche sich immer mehr inalle Haftregime ausbreitet). Die so ge-nannte Vermenschlichung der Gefngnis-se, die darauf ausgerichtet ist, sie sozialannehmbar zu machen (auch fr Gefange-ne selbst- von der Einschliessung bis hinzur Partizipation der Gefangenen im gutenVerlauf der Fhrung des Gefngnisses),probiert zu verbergen, dass die Logik desEinsschliessens, sich immer mehr ausbrei-tet. Die Investition in die Resozialisierungin die kapitalistische Gesellschaft, dientdazu, das System zu verstrken, welchesin Wirklichkeit Menschen in die Illegalittzwingt (auch wenn es nur um zu berlebenist) und ins Gefngnis wirft.

    Mit diesen Feststellungen im Hinterkopf,wollen wir nicht auf partielle Verbesse-rungen der Haftumstnde verzichten oderjegliche Formen von Teilkmpfen ber spe-zifische Forderungen verwerfen. Aber esist entscheidend, diese mit einer mehr all-gemeinen Analyse zu verbinden. In diesemFall, muss die Rolle und die soziale Funk-tion des Gefngnisses mit einem Systemin Zusammenhang gebracht werden, wel-ches dies ntig hat; nicht nur um einfacherArme ausbeuten zu knnen und die Ge-fhrlichsten zu eliminieren, sondern auchals permanente Bedrohung gegen alle, die

    daran Schaden zufgen knnten. Es gehtsomit darum zu bekrftigen, dass die Frei-heitsberaubung an sich Folter ist, die nurzusammen mit der Inhaftierung als solcheverschwinden kann. Die Gefngnisse wer-den nicht einstrzen, bevor die Welt, dieGefngnisse voranbringt, stirbt.

    Diese Pespektive lsst uns zu, ein breiteresKrfteverhltnis zu entwickeln, das abso-lut nicht unvereinbar ist, mit dem Erlangenvon Reformen- sogar im Gegenteil- aberdiese nicht zum essentiellen Teil davonmacht. Die Perspektiven befinden sich unszufolge auch in den Formen, die der Kampfannimmt und den Mitteln, die er sich ver-schafft. Selbstorganisation und die Verwei-gerung jeglicher Vermittlung, Entwicklung

    einer autonomen Dynamik, welche eige-ne Kriterien aufstellt, in der Funktion desKontextes und der eigenen Ziele, losgelstvon den Kategorien, die durch den Staatauferlegt werden und direkte Aktion undSolidaritt in die Praxis bringen: dies istmit Sicherheit eine Basis, um die Autorittin Frage zu stellen. Es geht nicht im Ge-ringsten darum zu behaupten, dass jeder,der/die an einer Meuterei teilnimmt, fr dieVernichtung aller Gefngnisse und Autori-tten kmpft. Nebst den Anfllen dagegenund den Schwierigkeiten die das Systemdadurch bekommt (im Besonderen umjene wieder herzustellen und zu integrie-ren), bieten diese Erfahrungen von Revol-te dennoch echte Mglichkeiten fr einenBruch. Wenn der Kampf durch vorange-stellte Kader der Mitverwalter des Staates

    zielbewusst eingeschrnkt wird, was schonim Vornherein jegliches Potenzial davonannulliert, erffnet dies ein nicht existie-rendes Gebiet eines Kampfes.

    Die Mobilisation in den deutschen Gefng-nissen, kann eine Gelegenheit nebst sovielen anderen sein, um unsere eigenenGefechtsperspektiven fr die Vernichtungdes Gefngnisses und seiner Welt nachvorne zu bringen. Auf Basis der Verweige-rung jeglicher Form von Vermittlung vonUnzufriedenheit und Revolte, wollen wirunsere Solidaritt zeigen, mit den Gefan-

    U-Haftknast Holstenglacis in Hamburg

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    nen in Aufstand und nicht mit ihren mehrer weniger offiziellen und institutionellenrtretungsorganen. Wir wollen auch noch

    nzufgen, dass der Hungerstreik nichte einzige Form von Protest im Gefngnisrstellt und dass auch andere Mglichkei-n fr die Auflehnung und den Widerstandstehen.

    esbezglich wollen wir auch sagen,ss die Revolte, sowohl drinnen wie auchaussen, sich nicht einzig in einer kol-ktiven Art und bei grossen Gelegen-iten ussert. Sie nhrt sich von jedereigerung um zu kollaborieren (2), mitder Geste gegen die Herrschaft, mit dertwicklung einer kmpferischen und re-llischen Haltung. Deswegen kann sich

    r Kampf gegen das Gefngnis nichtf Momentaufnahmen beschrnken, ob-hon diese natrlich auch die notwendi-Solidaritt umarmen, wenn es zu einerwegung kommt oder wenn es brennt.enn wir diejenigen, die hinter den Mau-n tglich rebellieren, mit unserer Wutspirieren und untersttzen wollen, gehtdabei auch darum, die unausweichliche

    age des Einschliessens und permanenteitation in andere Streitgebiete zu brin-n, um das Gefngnis auf theoretischerwie auch praktischer Ebene anfallen zunnen. Diese Konfliktsituation, sowohlnnen wie auch draussen, wird vielleichtfolgreich darin sein, Widerstandsterrainffnen und Dynamiken zu entwickeln,

    e sich weder den elenden Versprechen,ch den Peitschenhieben des Staates un-

    rordnen.

    idarische Anarchisteni 2008

    ) siehe folgenden Text) sowie zum Beispiel unser Gefhrte Joselgado (Rheinbach), welcher sich wei-rt (genauso wie Gabriel Pombo da SilvaAachen) um im Gefngnis zu arbeiten,enso wie er sich noch immer gegen die

    mstnde auflehnt, die er als erniedrigendtrachtet (Gefngniskleidung, Besuch

    hinter Glas,...). Wenn wir uns selbst in sol-chen Weigerungen wieder erkennen, dannliegt es an uns, um danach zu handeln undunsere Gefhrten aktiv in ihrem Wider-stand zu untersttzen.

    Am 7.8. endete die Aktion der Gefange-nen nicht nur in der BRD, sondern auchvon Gefangenen aus der Schweiz, Holland,Italien, Spanien und Belgien. Wie der Ge-fangne Pit Scherzl, Sprecher der Interes-senvertretung Inhaftierter (IvI) meinte,kann so schon von einem internationalenStreik gesprochen werden. Da auf Grundder Zensur wir noch nicht ausreichende

    Informationen von den streikenden Gefan-genen selbst erhalten haben, begngnenwir uns mit einem kurzen Zwischenberichtund gehen auf Fragen ein, die nicht nurvon den Medien kamen. Diese vorlufigefragmentarische Einschtzung stammt vonMenschen aus den Redaktionen des Mauer-falls und dem des Gefangenen Infos sowiedem Autonomen Knastprojekt aus Kln.

    Wie viele Hftlinge haben sich letztlich amHungerstreik beteiligt?Die letzte Zahl, die wir hatten war: 561 Ge-fangene. Hier die Liste der Gefngnisse inder BRD, die von Weggesperrten bestreiktwurden: Aachen, Amberg, Ansbach, Augs-burg, Berlin - Moabit, Bielefeld, Bremen,Detmold, Dietz, Duisburg, Dortmund,Ebrach, Essen, Frankfurt, Fulda, Geldern,

    Gelsenkirchen, Gera, Gieen, Hagen, Hal-le, Hamm, Heinsberg, Hof, Hohenleuben,Magdeburg, Mlheim, Mnchen, Mnster,Naumburg, Neumnster, Neunkirchen,Nrnberg, Oldenburg, Plauen, Rheinbach,Rosdorf, Saarbrcken, Sehnde, Strau-bing, Tonna, Traunstein, Trier, Vechta,Vlkingen,Volkstedt, Willich, Wrzburg,Wuppertal Hinzu kamen die Gefangenenaus anderen Lndern.

    Wie konnten sie berhaupt miteinander inKontakt bleiben?- Kontaktmglichkeit zwischen Gefange-

    nen ist schwierig wegen der Zensur. Dasses krasse Verschrfung diesbezglich ge-geben hat, wird deutlich an den besondersExponierten:Pit Scherzl lt seine Post an eine Adressenach drauen schicken, sie wird dann voneinem Freund wchentlich per Einschrei-ben an Pit in den Knast geschickt, da sonstzuviele Postsendungen verschwinden.-Meine Post wird bereits seit Mitte 2005durch Sicherheit und Ordnung (S&O) kon-trolliert. In den vergangenen 3 1/2 Wochenverstt Frau Holtmann (S&O) immens ex-trem gegen 30 Rn 2 StVollzG (unverzg-liche Weiterleitung der Post!!!). Post, dieich am 30.06.2008 abgab zum Versenden,wurde erst am 03.07.2008 abgestempeltund kam somit 4 Tage spter an! Aber

    das ist wei Gott kein Einzelfall. So dau-ert meine Post seit einem Monat stets 2-4Tage, wenn sie berhaupt ankommt. Auchdie ankommende Post erhalte ich mit 2-4 Tagen Verzgerung. Eine Mitgefangenehat ihren Hauspostbrief von ihrem Ver-lobten ganze 21 Tage spter erhalten. Ihrwird von einigen Beamten gesagt, wenn esmehr als 10 Seiten sind wird diese nichtbefrdert. (Nadine in einem Brief vom29.7.) - Telefonieren knnen Gefangeneim geschlossenen Vollzug im Prinzip nicht(auer bei dringenden persnlichen Ange-legenheiten ber die Sozialarbeiter/innenoder Pfarrer/innen).- So wurde der letzte Mauerfall an diese

    Gefangene ebenfalls von der Anstalt anmich zurck gesandt. Nicht ohne grnd-lich den Namen durchzustreichen um eineRckverfolgung meinerseits um wen essich handelt zu erschweren. - Sogar ein-getragene Anwlte werden auf Anordnungvon S&O wieder ausgetragen. ( Nadine)- Zugang zum Internet (mailen) haben sienicht.- Einschchterung bis hin zu einem neuenVerfahren:Am Dienstag, den 16.9. wird es vor demAmtsgericht Bielefeld zu einem Prozessgegen Nadine Triblan kommen. Pit Scherzl,Sprecher der (IvI), ist dort als Zeuge vor-geladen.Nadine wird von der JVA Bielefeld unter-stellt, sie habe versucht den Anstaltskauf-

    mann Kuefelkamp, um 10 Briefmarken zubeklauen, obwohl damals Nadine sofortdurchsucht und die Zelle gefilzt und keineBriefmarken gefunden wurden.Pit machte mit diesem Kaufmann, als erin Bielfeld weggesperrt war, ebenfallsschlechte Erfahrung: Mich hat diese Kauf-mannstype mehrfach zu bescheissen ver-sucht. Mal um 135 Stck, dann um 60, diefehlten. Und wegen 8 Cent, um die er michnachweislich bescheissen wollte, mute icheinen Anwalt einschalten. Erst dann hat ergezahlt und zudem die fette Rechnung desAnwalts.Die Interessenvertretung Inhaftierter ver-mutet, da nicht der Kaufmann, sondern derAnstaltsleiter die Anzeige gestellt hat, istes das Ziel, Nadine zu kriminalisieren.Ihrist damals gesagt worden, falls es zu einer

    neuen Verurteilung kme, fr sie wegenerneuten Straftat, Unbelehrbarkeit undGefahr fr die Allgemeinheit gegebenfallsdie nachtrgliche Sicherungsverwahrungin Betracht kme.Wie sich solche Drohungen fr Nadine aus-wirken knnen, kann sich jede und jederauf Grund nicht nur wegen ihres angegrif-fenen Gesundheitszustandes gut vorstel-len.

    Welche Reaktionen gab es darauf?Dass der Protest in den Medien kaum ge-spiegelt wurde, liegt sicher zunchst da-

    Zum Hungerprotest vonber 561 Gefangenen

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    n, dass die Weggesperrten sich nichtnsurfrei mitteilen knnen, dass sie ge-lschaftlich kaum eine Lobby haben undshalb auch brgerliche und sogar relativtische Medien nicht fr sie interessieren,sei denn, des gbe Tote oder Flucht zurmelden oder was sonst aus dem Polizei-ker kommt. Etwas breitere ffentlichkeiter die Zustnde im Knast herzustellenfr Gefangene und die wenigen Akti-

    st/inn/en drauen extrem schwer bis un-glich.ss aufgrund von Definitionen und Be-mmungen Knste auf Nachfrage man-es leugnen kann, so dass auf Rechercheon beiden Seiten angewiesene Presseshalb Aussagen oft nicht verifizierennn.

    gab in 4 Stdten (Berlin, Hamburg,esden und Kln) ffentlichkeitsaktionene z.B. Knastkundgebungen. Der BV der

    H hat sich mit dem Protest der Gefange-n solidarisiert .Laut Berliner Morgenpostm 9.8. wurden in Oranienburg Liefer-gen angezndet und in einer Erklrunguf den mehr als 500 Strafgefangene imngerstreik in deutschen Gefngnissenzug genommen.fangene aus der Schweiz, Belgien undanien und auslndische Solidaritts-uppen haben sich am Streik beteiligter untersttzt. In Kanada griffen lautdymedia Anarchisten Polizeiautos mitollies an.e JVA bzw. die zustndigen Stellen ig-rierten oder behaupteten, die ber 500fangenen in 49 Knsten seien nicht in

    tion getreten.

    nn die Aktion trotz des geringen Me-eninteresses als Erfolg fr die Gefange-n gelten?e Tatsache das die Aktionswoche drinnend drauen zu einem mehr an Solidarittfhrt hat ist ein Erfolg. Die Aktionswochet viele Menschen verbunden und noch-al etwas mehr Bewegung in die Thematikast und Strafe gebracht. Es ist eine er-hte Aufmerksamkeit festzustellen.r Aufruf der Iv.I. lief ber etliche ListenInternet, auch ber solche die gar nicht

    das Thema Knast als Schwerpunkt haben,er wurde in 6 Sprachen bersetzt, Nadi-ne T., der die Protestwoche gewidmet warbekam sehr viel solidarische Post. Ihr Fallund die darauf folgende Aktionswoche ha-ben drinnen wie drauen hohe Wellen ge-schlagen. Krzlich meldete sich unter an-derem auch ein Filmteam welches, wennmglich, eine Reportage darber machenmchte. Viele Menschen aus unterschied-lichen Stdten haben whrend der Wochekooperiert und zusammen gearbeitet. Eswar und ist Bewegung drin wie lange nicht,dies wird brigens auch von vielen Gefan-genen besttigt und so gesehen.Angesichts der Tatsache, dass sich in derbrgerlichen Presse berhaupt nur sehrselten eine realistisch-kritische Darstellung

    um den Strafvollzug wiederfindet, auch dieResonanz nicht so schlecht. Natrlich httees auch gerne wesentlich mehr sein kn-nen. Doch vielfach wurde in der Vergan-genheit schlichtweg gar nicht berichtet.Wir erinneren da z.B. an die Petition/Be-schwerdeaktion der Iv.I. von ber 330 Ge-fangenen in der JVA Bielefeld im Septem-ber 2007. Diese ging an mehrere Dutzendoffizielle Stellen, von der Menschenrechtskommision(CPT) und Amnesty Interna-tional bis zur Strafvollstreckungskammerund den Justizministerien, von der tazund Neues Deutschland bis Sddeut-sche und Frankfurter Rundschau undun-dund..., persnlich von allen Gefangenenunterzeichnet, Reaktion gleich null. Alsoist dieses Mal schon eine klare Steigerung,eine erhhte Aufmerksamkeit zu erken-

    nen. Und wie die Iv.I. ja schon verlautenlie, wird diese Aktionswoche jetzt nichtdie letzte gewesen sein. Immerhin 3 Zei-tungen berichteten. Das ND verffentlichtesogar einen Kommentar dazu.Htte es den Widerstand der Gefangenennicht gegeben, wre das Medieninteres-se gleich Null gewesen. So gesehen kannman, den Hungerprotest auf jeden Fall alsErfolg bewerten.

    Netzwerk Freiheit fr alle politischeGefangenen, Hamburg

    13 Juli. Aachen. Deutschland

    Los ideales anarquistas son sendas de hu-manidad: unen para un designio comn alos hombres ms distintos y distantes. Ynosotros somos eso. Y por eso en nuestrasletras hay barros de todas las intemperies.Y cuestas y encajaduras propias de todaslas marchas en lnea recta. Y polvaredastambin: las que levantan los perros quenos salen a ladrar...Rodolfo Gonzlez Pacheco

    GefhrtInnen die ich zu meinen intimenFreundInnenkreis zhle, meinen dass meinletzter Text, ber Zwangsarbeit und an-

    dere Rechte, ziemlich zweideutig in Be-zug zum Thema um und ber Rechte war.Es wre gut gewesen, wenn dieser kon-kreter (eindeutiger) und weniger Ironischwre, denn das was ich schrieb, knne zufalschen Interpretationen fhren im Sin-ne einer positiven Bewertung von Rechtenund reformistischen Kmpfen...

    (...)

    In vielen Fllen habe ich den Eindruck dassder Begriff ReformistIn und/oder Ge-whrleisterIn missbraucht wird, um sichvon der Solidaritt und Untersttzung mitDenen die kmpfen und deren eigenemKampf zu distanzieren und abzulehnen(wenn nicht gar sofort beleidigt wird) , vorallem in Relation mit Gefangenen (seien

    sie politische oder soziale) und den Initi-ativen/Spannungen welche sie innerhalbder Gefngnisse unter den Bedinungen derEinschlieung (nicht auf der Strasse undunter diesen Lebens-Bedinungen) fhren,oder die eigene Isolation ignorieren im Zu-sammenhang mit den Kmpfen eben dortwo sie sich entwickeln (sei es im Knast, imGhetto, etc.).

    Wie sollen wir Gefngnisse verstehen?Als das Ende das jedeR RebellIn, Revo-lutionrIn und ProletarierIn akzeptierensoll nachdem sie/er all ihre/seine Freiheit

    verloren hat, aufgrund ihrer/seiner Akti-vitten/Kmpfe (politische, existenzielleund/oder materielle) /Bedrfnisse gegendas kapitalistische System und deren po-litische, soziale, juristische und wirtschft-liche Ordnung? Hrt denn die Ungerech-tigkeit, die Ausbeutung , der Missbrauchim Gefngnis auf? Soll der/die Gefangenenur stoisch all den schiedsrichterischenund despotischen Folterungen und Aufla-gen der SchlieerInnen widerstehen unddarauf verzichten sich mit allen Mitteln da-gegen zu verteidigen (seien diese auchlegal)?Nehmen wir als Beispiel, dass die Schliee-rInnen dich zusammenschlagen (oder sieschlagen und foltern dich regelmig) oderdass sie deine Post/Lektre zurckhalten

    und verschwinden lassen; oder dass siedich Jahre lang in einer totalen Isolationhalten, oder dass sie dir deinen Verkehrmit den Menschen die du liebst verwei-gern, oder dass sie dich dauernd in andereGefngnisse verlegen um dich letztendlichzu deassozieren, depersonalisieren, deso-zialisieren, etc.; um nur einige Beispielezu nennen (welche ich persnlich seit 24Jahren litt/leide) und dass alles trotz derganzen Rechte auf diese Dingen... Sollendeshalb die Gefangenen auf einen legalenWeg und Rechte verzichten, weil das refor-mistisch und nicht radikal ist?Wenn wir diese wenigen Beispiele in Be-tracht ziehen (und im Gefngnis sind siealltgliches Brot), knnen wir deshalb dieGefangenen als ReformistInnen bezeichnen(die es ausserdem besser als sonst jemand

    wissen, die Opfer und Geisel der brger-lichen Rechte und Legalitt sind) weil siesich mit einem Kulli bewaffnen, um dieseSachen aufzuzeigen und sich in Hoffnungwiegen (ich sage dass weil Gefangene nuraus dem Grund dass sie eben diese sind,aufgehrt haben RechtsbrgerInnen zusein und weil niemanden, nicht mal vielenAnarchistInnen die Rechte und das Le-ben der Gefangenen und deren Familieninteressieren) das Glck zu haben eine/n AmtstrgerIn zu finden, welche/r sichentscheidet ihnen die bescheuersten Rech-te zu geben um Briefwechsel, Besuche ha-

    LEGAL, ILLEGAL, Scheissegal

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    n zu knnen und Isolation einzustellen,tlassung weil die Haft schon abgeses-n wurde oder weil es ihnen nach einenwissen Recht zusteht, auf Grund vonankheit rauszukommen etc, etc. Und dae diese Rechte nicht immer (oder faste) bekommen, sind Gefangene, wie ichhon sagte, keine RechtsbrgerInnen???

    e viele Rechte auch immer Gefange-oder BrgerInnen theoretisch haben,rantien fr deren Einhaltung gibt es

    cht...n denn... es sind nicht die Rechte odersetzte fr die AnarchistInnen kmpfen,AnarchistInnen den Unterschied zwi-

    hen Freiheit und Rechten genau kennen,er etwas was so offensichtlich fr Anar-

    istInnen ist, mu nicht so offensichtlichr eine normale Person, Gefangene,me oder den Bengeln aus dem Ghetton etc. Da ich, bevor ich Anarchist wur-, ein Proletarier war, ein Bengel aus demertel, ein gewhnlicher Verbrechernd tausend Sachen mehr), bis ich zum wurde, der ich heute bin, knnt ihrher sein, dass ich all mein Wissen undeine Erfahrungen in Dienste derjenigenellen werde, die gegen das System re-llieren, um ihren eigenen Kampf gegeneses fhren zu knnen.

    archistInnen werden nicht geboren, sieerden gemacht... AnarchistInnen benut-n alle handgreiflichen Waffen um dieseshei System anzugreifen und zu zerst-n, seien diese legal oder illegal.

    ne Sache knnen sich diejenigen die aufe eine oder die andere Weise dem Staatd seinen Institutionen, seinen Gesetztend Doktrinen dienen, merken, in mir habteuren schlimmsten Feind, weil ich euch

    t meinen ganzen Herzen verachte.

    .)

    elleicht lohnt es sich noch aufzuklren,ss ich zu dem Hungerstreik/Protest, denr im August machen, sozusagen einge-den wurde, denn ich gehre nicht zu derfangenengruppe Iv.I (Interessenvertre-

    tung Inhaftierter)... So gesehen, versteheich mich nicht als Jemand der ber odervor den gefangenen GefhrtInnen steht,um sie zu belehren und noch weniger umsie zu fhren. Insgesamt begleite ich siein ihrer Arbeit und auf ihrem Weg , teilemit ihnen meine eigenen Erfahrungen, umsie (falls sie fhig sind) in ihren Vorhabeneinige Schritte nach vorne zu bringen, umnicht dieselben Fehler zu machen, wel-che ich und andere GefhrtInnen sowohlin der Zeit mit der COPEL als auch mit derAPRE oder whrend der letzten kollekti-ven Erfahrungen zwischen 1999 und 2003machten...

    Solidarisch mit diversen sozialen Kmpfenzu sein (sowohl auf nationalen als auch in-

    ternationalen Ebenen) ist immer eine Frageder Bewertung jedes Individuums welchessich vornimmt von eigenen Erfahrungen,Affinitten und Wnschen auszugehen.Wenn Mensch mit diesen Kmpfen solida-risch ist, geht es nicht um seine eigenenInteressen und Anschauungen, egal wel-cher Art (noch weniger wenn er Anarchis-tIn ist)... Es ist eine Frage der Liebe, derAnbindung und nicht, die Autonomie seinereigenen Kmpfe darber zu stellen, derenFormen der Organisation bzw. der eigenenKmpferInnen darber zu erheben... sozumindest verstehe ich es.

    So oft wurde schon gesagt , dass solida-risch sein nicht bedeutet, hundert pro-zentig mit allem einverstanden zu sein...Diejenigen die die Solidaritt als eine poli-

    tische Berechnung sehen und nicht als einAkt der Liebe und der subversiven Mittt-terInnenschaft, verstehen Solidaritt nichtso wie ich sie verstehe.

    (...)

    Von den bis jetzt 478 Gefangenen, die vomersten bis zum siebten August im Hunger-streik sein werden (so weit ich wei), sindnur Jos und ich Anarchisten.Wer sind wir um ihnen zu sagen wie siesich zu organisieren und kmpfen zu ha-ben? Glaubt ihr nicht GefhrtInnen (wir

    sollten in Betracht ziehen, dass dieserHungerstreik-Protest in der BRD historischist, im Sinne dass es zum ersten Mal seinwird, dass sich soziale Gefangene selberorganisieren), dass wir, anstatt ihren refor-mistischen/legalistischen/gewhrleistenenCharakter erbarmungslos zu kritisieren,uns alle bereichern, indem wir alle wasdazu legen, indem wir mit ihnen unsereReflexionen, Erfahrungen auf diesem Ge-biet (wie die Gefngniskmpfe in Spanien,Belgien, Italien...) teilen und versuchen soihr eigenes politisches und revolutionresBewusstsein zu erhhen?Was unterscheidet uns von den Ande-ren wenn wir nicht fhig sind, solidarisch(jedeR Einzelne sowie er/sie es am ange-brachtesten sieht) mit Denen zu sein die

    gegen die Hydra rebellieren welche unsalle unterdrckt ,wenn wir ihnen nicht denReichtum und die Werkzeuge unserer Ide-ale und deren Geschichte zeigen um siedamit machen zu lassen was sie wollen?

    Wahr ist es, dass wir kritisch sein mssen(als SelbstkritkerInnen) mit allen Sachenund Fragen welche wir kontrr finden, un-serer Art und Weise das Leben, den Kampf, die organisatorischen Formen und die Be-ziehungen unter uns zu verstehen. Kritischsein heit, mit unseren eigenen Argumen-ten begrnden zu knnen ,dass auch einkleines Kind versteht und nicht irgendeinenScheiss Diskurs im akademischem Ton zuhalten. Kritisch sein heit nicht, respektlosoder beleidigend denen gegenber zu sein,die wir als Unseresgleichen in der Rebellion

    verstehen...

    Als Anarchist inspiriert mich nicht der Dis-kurs (mehr oder weniger radikal, mehr oderweniger reformistisch, etc.) am meisten,welchen Einige schreiben/publizieren(welcher nichts weiter ist als ein Spiegel-bild einiger Ideen und Ideologien, der Kul-tur und oder Erfahrungen, Gesinnung, etc,ihrer AutorInnen) sondern der Kontext derKmpfe, was diese verfolgen; ihre Prota-gonistInnen und das subversive Potenzialder Kmpfe und Spannungen...

    Ihr wisst dass Sachen in tausend verschie-denen Formen gesagt werden knnen,aber das was vermittelt werden soll, dieNachricht, ist dieselbe.

    (...)

    Ich nehme an es ist relativ bequem, vonden konzeptionellen Hhen zu theore-tisieren und zu kritisieren, fern von denKmpfen, die Unreinheiten von Jenenzu sehen die ohne Handbcher und Pro-fessorInnen der Revolution rebellieren.Schwerer ist es das, worber wir predigenund trumen, in die Praxis umzusetzen...

    Nicht umsonst werden nicht die Ideen undTheorien am meisten bestraft und einge-

    sperrt (zumindest nicht immer) sonderndie Inkraftsetzung, Erprobung dieser...

    (...)

    Nach all dem muss ich noch klarmachen,dass es nicht die Mittel des Rechts und derGesetzte sind, wie wir Gerechtigkeit, Frei-heit, Wrde, Gleichheit,... erreichen wer-den. Unsere Waffen und Werkzeuge sinddie Solidaritt, die gegenseitige Hilfe undgegenseitiges Lehren, die Direkte Aktion,die MittterInnenschaft, die Liebe zu denUnseren und die Freiheit in all ihren For-men; die permanente Konstanz unsererProjekte, die Debatten, Mobilisierungen,etc... Also bitte, bleiben wir nicht nur beieiner oberflchlichen Kritik ,wie an demSchreiben von Pit ,seinem Komunique vom

    15.06.08; denn so wie wir die Sachen ver-stehen, gibt es viele Dinge welche wir andiesem Komunique kritsieren knnen...

    Persnlich habe ich ihm einen Brief ge-schrieben (ich bezweifel, dass er ihn er-halten hat, da meine Post seit eineinnhalbMonaten gesperrt ist) in dem ich die hier-archische Form der Vereinigung kritisiere,meine Meinung ber ReprsentantInnenund das Delegieren der Aufgaben mitteile(letztendlich,dass hierarchische Organisa-tionen Feinde der Freiheit, der Radikalitt,der Spontanitt und der Kreativitt jedes

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    mpfes/Projekts sind) und ihm sage wiene nicht hierarchische, autonome, infor-elle, etc. Vereinigung aufgebaut wer-n kann.

    h bin nicht gegen jede organisatorischerm, aber gegen jede Organisation miterarchischem Charakter welche beren Mitgliedern steht und fr Diese die

    chtung, die Form der Kmpfe, etc. ent-heidet. Es sind die Individuen welche dieganisationen bilden und nicht die Orga-sation welche diszipliniert, ersetzt und/er ihre Mitglieder vertritt, weil so werdenmpfe kontrolliert und gefhrt, denn so

    erden sie ungefhrlich und fr die Machtnverleibbar.

    rch unsere Erfahrungen, Lektren undaxis mittels der Affinitt und dem ge-nseitigem Wissen bauen wir ein Klimar MittterInnenschaft und Netzwerke in-rmeller Organisationen auf... Von unse-n verschiedenen Herknften und Erfah-ngen schaffen wir unsere revolutionreeativitt ... Wir sind uns sicher, dass dierm uns zu organisieren (auch wenn wirine Namen, Abkrzungen haben undn der Herrschaft nicht erkennbar sind)e natrlichste der Welt ist, weil sie keinerstraktion oder Hirnwichserei gehorcht,ndern durch unsere eigenen Formend der Welt in der wir leben zu verstehen...

    sere beste Theorie nehmen wir aus un-ren Erfahrungen, welche durch unsere

    nsche nach Freiheit angespornt wird...r werden von dieser keinen Dekalog oderode machen; niemand wei es bessers fr einen Platz er/sie in seinem/ihremben/Existenz hat und was unsere Frei-it/Interessen/Wnsche attentiert...r soziale Krieg gibt jedem seinen Platz...

    h wei auf welcher Seite der Barrikadeh mich befinde und gegen Wen ich miteinen Waffen ziele...

    .)

    der Kampf ist ein dynamischer Prozess

    welcher nicht statischen Gesetzen ge-horcht, sondern Variablen... eine Span-nung gegen das Existierende und die Herr-schaft... wir wissen auch diejenigen zuerkennen, welche sich in diesem anschei-nenden Chaos als Unseresgleichen bewe-gen oder hnliche Wnsche teilen...

    Wenn mir die Sprache fr Etwas dient, istes nicht um ngste oder Elend auszulsen,sondern um unsere berzeugung und Wn-sche frei zu leben und zu verfestigen...Auf diesem langen Marsch werden wir str-ker und weiser und hinter uns lassen wir alldie bestehende Schundware die versuchtuns von Werten zu berzeugen, whrendsie im Sumpf leben und glauben alles mitder Prosa lsen zu knnen.

    Dort wo der Feind angegriffen wird, breitetsich unser mittterliches Lcheln, erhebtsich die aufstndische Wrde (egal ob indi-viduell oder kollektiv), blht und verbreitetsich die libertre Hoffnung, denn es ist derOrt von wo wi