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Mark Buzinkay http://www.buzinkay.net Einführender Ratgeber ePortfolio & Identität Praxis 2010 Mit Beiträgen von Klaus Himpsl und Andreas Schmidbauer

ePortfolio und Identität

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Mark Buzinkay http://www.buzinkay.net

Einführender Ratgeber ePortfolio & Identität

Praxis 2010

Mit Beiträgen von Klaus Himpsl und Andreas Schmidbauer

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Inhalt E-Book 2010

In dieser Ausgabe: Die wichtigsten Kapitel

Was ist ...

Die Einführung: S 3 ePortfolio – Sinn und Zweck

Identität

Hintergrundwissen: S 12 Digitale und reale Identität

Tools

Tool-Box: S 19 ePortfolios nutzen

Case studies

Einsatz im Alltag S 31 Beispiele...

Mehr

Zum Nachschlagen: S 37 Literatur, Events & Websites

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Mark Buzinkay

Was ist ein ePortfolio?

vom Lernnachweis zur Lebensgeschichte: ein digitales Konzept

Die Vitrine des Lebens Das große Thema dieses eBooks sind ePortfolios. ePortfolios verkörpern sicherlich wie kaum eine andere Applikation Kontroverses und Zukünftiges. Sie werden in den nächsten Jahren zu einer Anwendung, die die breite Masse nicht nur kennen, sondern auch nutzen wird. Wenn es nach den Machern geht. Was sind also ePortfolios? Sehr allgemein formuliert ist ein ePortfolio eine Sammlung von persönlichen, digitalen Erzeugnissen, so genannten Artefakten. Diese Artefakte dokumentieren den Werdegang des Erstellenden, sie erzählen dessen Geschichte mit Hilfe des Abgelegten. Wie schon Levy in einem seiner Bücher philosophierte, hinterlässt der moderne Mensch des digitalen Zeitalters aufgrund seiner nomadischen Online-Lebensweise Spuren in Form von digitalen Erzeugnissen. Im Web 2.0 Zeitalter würden wir vielleicht von „user generated content“ sprechen. Im ePortfolio-Jargon heißt das eben „Artefakte“. ePortfolio: ein Nachweis unseres

Schaffens? Das Datum der Herstellung dieser Artefakte, ihre Güte und Qualität sowie ihre mögliche Beurteilung durch Dritte ergeben in Summe eine Lebensgeschichte des Schaffens und des Sich-Weiter-entwickelns. Da die Artefakte Bestandteil dieser Geschichte sind, ist ein ePortfolio mehr als nur ein Lebenslauf. Vielmehr ist es eine Vitrine, ein Schaukasten der Erfolge und Wege, die man gegangen ist. Ein ePortfolio ist dynamisch, denn es

bleibt nie stehen, die Geschichte meines Schaffens geht ja immer weiter. Wozu das Ganze? Auch wenn ein ePortfolio dermaßen viel Interessantes und Neues bietet, werden Sie sich doch sicher fragen: Und wozu das Ganze? Habe ich nicht schon einen Lebenslauf, meine Zeugnisse, meine Werke auf dem Regal? Und wer hat überhaupt die Zeit, das alles zu pflegen? Das ist eine berechtigte Frage. Ob Sie schlussendlich die Initiative ergreifen und ein eigenes ePortfolio ins Auge fassen, bleibt letzten Endes Ihnen überlassen. Lassen Sie mich aber kurz über die Effekte erzählen, die eine Erstellung eines ePortfolio mit sich bringt. Der offensichtlichste Nutzen eines ePortfolios ist die Darstellung Ihrer Errungenschaften und Werke. Sie haben damit eine online Visitenkarte, die reicher und authentischer ist als jede Webseite. Je nach dem, welche Aspekte Ihrer Geschichte Sie der Öffentlichkeit freigeben, erlauben sie einen mehr oder weniger holistischen Blick auf Ihre Person, Ihre Interessen und Ihre Fähigkeiten. Eine nicht unbeabsichtigte Folge der Beschäftigung mit einem ePortfolio ist aber auch die intensive Auseinander-setzung mit seinem eigenen Schaffen, mit seinen Lebenszielen und damit mit der eigenen Person. Das Dokumentieren der eigenen Entwicklung setzt einen reflexiven Vorgang frei, der Sie Ihr Leben zu hinterfragen drängt. Das meine ich in einem positiven Sinne. Das Leben ist endlich, und zumindest ab einem bestimmten Alter beginnen wir uns zu fragen, was wir in unserem Leben erreichen und womit wir uns beschäftigen möchten.

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ePortfolios sind also nicht nur Dokumentation ihrer Schaffensgeschichte, sondern auch ein Instrument der Planung Ihrer Lebensziele, zumindest auf dem beruflichen und schulisch-akademischen Gebiet. Funktionale Aspekte eines ePortfolios Wenn es nach der ePortfolio Definition der Salzburg Research (Schaffert) geht, dann ist ein „ePortfolio

o eine digitale Sammlung o mit Geschick gemachten Arbeiten

einer Person o die dadurch das Produkt (Lern-

ergebnisse) und den Prozess (Lern-pfad/Wachstum) ihrer Kompetenz-entwicklung

o in einer bestimmten Zeitspanne und für bestimmte Zwecke doku-mentieren und veranschaulichen möchte.

o Die betreffende Person hat die Auswahl der Artefakte selbständig getroffen, und diese in Bezug auf das Lernziel selbst organisiert.

o Sie (Er) hat als Eigentümer(in) die komplette Kontrolle darüber, wer, wann und wie viel Information aus dem Portfolio einsehen darf.“

Daraus ergeben sich die notwendigen funktionalen Aspekte, die ein ePortfolio als Mindestmaß aufweisen muss, um diesen Anforderungen auch gerecht zu werden.

Bild: eine Blog-Funktionalität ist für die Lernreflexion sehr von Vorteil Je nach Nutzungsszenario (siehe auch Abschnitt 2) bieten sich damit folgende „Grundbausteine“ eines ePortfolios an:

o Virtuelle Ablage für Artefakte

o Rechteverwaltung für den Eigentümer (Lesen-Schreiben)

o Online Tagebuch für die Erfassung und Dokumentation von Lern-prozessen und –fortschritten

o Darstellung des Erreichten o Darstellung der eigenen

biographischen Daten o Kommentar- und Bewertungs-

möglichkeit für Dritte Gewiss, hier handelt es sich um elementare Funktionen, die ein ePortfolio zur Verfügung stellen sollte. Weitere Ergänzungen, am einfachsten in der Form von Plug-ins, sind je nach Konzeption des ePortfolio Einsatzes angebracht:

o Integrierte Multi-Media Player o RSS-Feeds für ein Abo o Vorlagen für diverse Zwecke

(Bewertungen, Gestaltung, Dokumentation)

o Kontakte (aka „Freunde“)

Bild: Dateien-Ablage ist das absolute Minimum Leider existieren in wenigen ePortfolio-Anwendungen jegliche Möglichkeiten des Datenexports. Hin und wieder anzutreffen ist ein Standard im Rahmen des eigenen Profils, welcher für eine gewisse Export-Import-Funktion sorgen kann. Ganze ePortfolios lassen sich bis jetzt aber kaum portieren. Was gehört in ein ePortfolio?

Es gibt nicht DAS ePortfolio, vielmehr haben wir es mit einer Palette an Tools zu tun, je nach

Zweck Damit Sie sich ungefähr ausmalen können, was in ein typisches ePortfolio eigentlich

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zu finden ist, gebe ich Ihnen hier eine erste, kurze und allgemeine Übersicht.

o Eine Kurzbeschreibung Ihrer Person (Biographie oder Profil)

o Eine Übersicht über die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen

o Eine Aufzeichnung über eigene Ziele, die man sich gesetzt hat

o Reflexionen, wie der Weg zum Erreichen der Ziele verläuft

o Der Nachweis des Weges über die Darstellung eigener Schöpfungen in Form von Texten, Bildern, Videos, Podcasts, Handouts etc.

o Linksammlungen

o Regeln und Regelwerke, die man selbst oder mit anderen erstellt hat

o Projektdokumentationen (Leitung oder Mitarbeit)

o Aufzeichnungen von Präsentation und Referaten

o Alle Arten von Veröffentlichungen o Ihre persönliche Seite

Wie Sie sehen, kann der Inhalt eines ePortfolios sehr stark von den Einzelinteressen, dem Zweck und den Möglichkeiten, die eine spezifische ePortfolio Software bietet.

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Mark Buzinkay

Geschichte des ePortfolio

Vom Papier zur digitalen Version: Formen des Gebrauchs

Kurz zusammengefasst: Ausgehend von der akademischen, papier-basierenden Zusammenstellung von Arbeiten (Portfolio) wurde durch die Verfügbarkeit digitaler Technik das elektronische Portfolio.

Der Ursprung moderner Portfolios: die akademische Lehre

Bild: Autobiographien waren sehr frühe Formen eines papier-gebundenen Portfolios. Die Grundlage wissenschaftlicher Arbeit und Lehre war und ist ein Trägermedium, auf dem entsprechende Ergebnisse und Erkenntnisse aufgezeichnet worden sind. Das Papier bietet sich hier als billiges, aber auch dauerhaftes Trägermaterial an.

Bild: im akademischen Bereich wurden Papier-Portfolios vor allem zur Bewertung von Leistungen genutzt. In der akademischen Lehre werden unterschiedlichste didaktische Möglich-keiten genutzt, um ein Lernziel zu erreichen. Eine davon ist die selbständige Entwicklung und Aufbereitung von schriftlichen Arbeiten, Berichten, Reflexionen, Präsentationen etc. Die Zusammenstellung solcher Werke wird in der englischsprachigen Literatur auch als Portfolio bezeichnet. Diese Studenten-Portfolios dienten als Nachweis erbrachter Leistung, aber viel mehr noch als Nachweis entwickelter Kompetenzen und Verständnis für ein Sachgebiet. Sie wurden zur Grundlage der Bewertung der persönlichen Leistung des/der StudentInnen.

Die Technik macht’s möglich: Multi-media im ePortfolio

Seit den 1990er Jahren tauchen dann immer mehr elektronische Versionen dieser akademischen Portfolios auf. Sie basieren auf der Annahme, dass es mit

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Hilfe moderner Informationstechnik einfacher ist, ein eigenes Portfolio zu erstellen und zu pflegen.

Bild: ePortfolios nutzen multi-mediale Elemente zur Darstellung Diese Überlegung stützt sich vor allem auf die multi-medialen Möglichkeiten, die digitale Medien im Gegensatz zu Papier bieten. Bilder, Videos und Audio-Mitschnitte können nun in elektronischen Portfolios (ePortfolio) eingebunden werden. Vom Studium in die Arbeitswelt –

das ePortfolio wandelt sich Mit den Möglichkeiten der Technik wandelt sich aber auch der Gebrauch und die Intention des ePortfolios. War es zunächst als Überprüfungswerkzeug von studentischen Leistungen (Assessment) in Verwendung, so veränderte sich der didaktische Schwerpunkt zum Vorgang des Kompetenzerwerbs selbst.

Bild: aus einem konventionellen ePortfolio werden Lernjournale

Das heißt, das ePortfolio gewann für seine Nutzer eine neue Bedeutungsebene hinzu – es wurde zum Aufzeichnungs- und Reflexionswerkzeug des Lernvorganges selbst. Dieser Schwenk im Gebrauch der Anwendung wurde vor allem durch die moderne Technik ermöglicht. Blogging-Software, Communities und andere Social Software Applikationen fanden Eingang und wurden zur eigenständigen Auf-zeichnung aber auch zum gegenseitigen Austausch zwischen StudentInnen (Peers) und Professoren (Mentoren) genutzt.

Die Personalentwicklung zeigt Interesse

Elektronische Portfolios sind also sehr Nutzer-zentriert und nur in wenigen Aspekten ein Werkzeug der Leistungs-überprüfung. Dieser letzte Aspekt fällt in anderen Einsatzszenarien völlig weg. Die Idee und der Gebrauch eines ePortfolios pflanzten sich aber bald aus dem akademischen Umfeld in andere Bereiche fort. Auch dort ist man auf die Möglichkeiten der eigenständigen Ent-wicklung von Kompetenzen aufmerksam geworden. Zunächst in anderen Bereichen der Bildung (Mittelschule, Erwachsenen-bildung) eingeführt, fand die Idee des ePortfolio auch außerhalb der Bildungs-institutionen Anklang. Vor allem öffentliche Institutionen begannen ePortfolios für die betriebliche Weiter-bildung in Beschlag zu nehmen. In diesem Kontext ist eine weitere inhaltliche Entwicklung festzumachen: das ePortfolio als aktives Werkzeug der Personalentwicklung. Gemeint ist damit, dass auf der Basis eines Initialassessments (z.B. das Aufnahmegespräch, die Be-werbungsunterlagen, eine Evaluation der Fähigkeiten von bestehenden Mitarbeiter-Innen, etc.) und der spezifischen Stellen-beschreibung gemeinsam ein Trainings-plan erstellt wird, der einen roten Faden in der persönlichen Kompetenzentwicklung eines/r Mitarbeiters/in darstellt.

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Der digitale Lebenslauf in Form

eines ePortfolios Der Weg aus dem akademischen Bereich in den beruflichen Bereich ebnet die Verwendung von ePortfolios auch in den privaten Bereich. Zunächst kann und wird das ePortfolio als Nachweis eigener Fähigkeiten, Expertise und Kompetenzen für das berufliche Fortkommen verwendet. Das ist nicht wenig überraschend, denn alle Daten und die entsprechende Technik ist sowohl auf Seiten des ePortfolio-Inhabers wie des Empfängers vorhanden.

Bild: das ePortfolio ist eine Ablösung des alten CV. Die Entwicklung eines solchen ePortfolios verlangt von der technischen Seite, dass das ePortfolio über eine differenzierte Rechteverwaltung verfügen muss, damit nicht das gesamte ePortfolio allen angezeigt wird (z.B. bei einer Bewerbung), sondern nur die für die jeweilige Bewerbung notwendigen Daten.

ePortfolio als Identität

In einer digitalen Umwelt spielt Identifikation der TeilnehmerInnen einer solchen Welt eine große Rolle. Das ist darin begründet, dass wir nicht zwangsläufig über die wahre Identität eines Gesprächs- oder Geschäftspartners verfügen, sondern so etwas wie Vertrauen voraussetzen. Dieses Vertrauen wird in vielfältigster Weise im Web als Grundlage für den Austausch von Informationen „angenommen“ und durch technische Modelle gestärkt (siehe dazu auch Abschnitt 2 – Digital Identity). Eine solche Möglichkeit der Identifikation einer Person bildet ein ePortfolio. Es ist ein qualitativ hochwertiges Identifikations-mittel, denn es hängt nicht an einem Schlüsselwert (z.B. einer Passnummer), sondern an einer Vielzahl an aussage-kräftigen Angaben. Von einer Passnummer eines Fremden kann ich vielleicht noch auf seine Nationalität schließen, mehr aber nicht. Ein ePortfolio bietet mir hier ganz andere Zugänge.

Bild: die wichtigsten Säulen im ePortfolio-Gefüge Damit kommen wir zur letzten Phase der Entwicklung eines akademischen, papier-basierenden Portfolios zu einem Tool zur aktiven Gestaltung der eigenen, digitalen Identität. Hier tritt die Funktion der Identifikation in den Hintergrund, wichtig ist nun das aktive Gestalten seines Lebens mit Hilfe des ePortfolio: Lebensziele, Lebenswege, Lebensereignisse. Diese werden zu einem Ausweis nach außen, zum Ausweis einer digitalen Identität, die ich aktiv und bewusst pflege. Mehr dazu auch im Abschnitt 2.

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Im Gebrauch

ePortfolio Der vielfältige Nutzen

ePortfolio von Fall zu Fall Der häufigste Einsatzfall für ePortfolios ist die Bildung, ohne Frage. Die Idee des Portfolios wurde in diesem Umfeld geboren und weiterentwickelt. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es Teenagern der Mittelschule, StudentInnen oder Erwachsenen in der Fortbildung zur Verfügung gestellt wird.

Fall 1: Die Sammlung Die Formen, die ePortfolios und besonders ihre Nutzung dabei annehmen, sind allerdings sehr vielfältig. Eine sehr einfache Art und Weise diese Tools zu nutzen ist es, einfach eine Art chronologische Sammlung des Erreichten anzubieten. Dazu legen die Nutzer ihre Arbeitsergebnisse im ePortfolio ab und ergänzen sie gegebenenfalls mit persön-lichen Kommentaren.

Bild: ePortfolio als Aufbewahrungsort von Resultaten. Typische Arbeitsergebnisse sind Texte (Geschichten, Aufsätze, Gedichte, Inter-pretationen, Seminararbeiten, Zusammen-fassungen), Audio-Dateien (Musikauf-nahmen, Vorträge, Reportagen), Video-Dateien (Kurzfilme, Präsentationen, Video-berichte, Demonstrationen) und Bildmat-

erial (Kunstfotographie, Beweismittel, ergänzendes Material eines Berichts etc.). Weitere Inhalte einer „simplen“ Sammlung könnten sein: Links zu Webseiten, Resultate (Benotungen, Feedback) und Literaturlisten.

Bild: das Bewerten von Arbeiten und Leistungen kann auch auf Basis eines ePortfolio vollzogen werden. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt auf der Hand: es ist zentral und doch für die Inhaber immer verfügbar. Sie können ihre Ergebnisse betrachten, weiterverarbeiten und präsentieren. Auch für den Betreuenden birgt dies einen besseren Überblick und Zugriff auf die Ergebnisse.

Fall 2: Die Bewertung Es liegt auf der Hand, dass es nunmehr ein kleiner Schritt ist von der puren Sammlung zur Bewertung der Ergebnisse ist. Ich meine damit, dass es für die Mentoren ein leichtes ist, basierend auf den Ergebnissen, die im ePortfolio verfügbar sind, eine Bewertung („Assessment“) durchzuführen. Im Falle des Assessments werden aber nicht nur die Ergebnisse selbst bewertet, sondern sie können lediglich einen Teil der Gesamtbewertung der Leistung eines Schülers / Studenten darstellen. Ein Mix

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aus üblichen Prüfungsverfahren und den Ergebnissen, wie sie im ePortfolio vom einzelnen ausgewiesen werden, sind durchaus typisch.

Bild: Peers unterstützen einander. Warum also nicht auch im Rahmen eines ePortfolio? Neuere Ansätze in der Didaktik versuchen, die traditionellen Rollenverständnisse der Lernenden und Lehrenden aufzuweichen. Lernende werden angehalten, ihren Mitstudierenden bei der Lösung ihrer Lernziele zu helfen, in dem sie wertvolles Feedback zu den Zwischenergebnissen, zum Lernprozess selbst oder zu den Ideen der Anderen liefern. Dieses Feedback kann in ein qualifiziertes Assessment einfließen, sowohl der unterstützten wie auch der unterstützenden StudentInnen. Damit können Fachbetreuer weitere Kompetenz-en bei den Studierenden nachweisen (z.B. soziale Kompetenzen), aber auch qualifizierte Aussagen über das Know-How in einem Fachgebiet. Über dieses Feedback wird sehr viel Authentizität transportiert, etwas was in standard-isierten Tests nie sichtbar wird.

Fall 3: Die Reflexion Dort wo Kommentare technisch möglich sind und ein Teil der Lernkultur geworden sind, da wäre es undenkbar, auch die Lehrenden von dieser Kommentarmöglich-keit auszuschließen. Zunächst hat es den Vorteil, dass hier ein direkter, und wenn gewünscht, privater Kommunikationskanal zwischen Lehrer und Schüler eröffnet wird. Wichtige Inputs

sind dann für beide Seiten für die Dauer der Zusammenarbeit oder darüber hinaus sichtbar und können von beiden Seiten immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Ein qualifizierter Kommentar ist ebenfalls ein Bestandteil eines aussagekräftigen Assessments. Anstatt einer Note wird in der Bewertung nochmals der Lernstoff und die dessen Umsetzung besprochen, was beiderseitig die Reflexion über das Lern-gebiet anregt. Lernreflexion ist aber nicht ausschließlich ein Vorgang, der am Ende des Lernprozesses stehen sollte, sondern in allen Phasen der Wissensarbeit ansteht. Ein ePortfolio unterstützt diese Arbeit durch ihre chronologische Darstellungs-weise von Ereignissen.

Bild: Reflexion über das eigene Lernen verstärkt den Wissenstransfer und führt den Einzelnen auf eine Meta-Ebene, auf der der Lernprozess selbst Betrachtungs-gegenstand wird. In Blog-Form können so nicht nur Ergebnisse und Bewertungen angelegt werden, sondern auch persönliche Gedanken zum Themengebiet wie zum Lernvorgang selbst. Letzteres schließt mehrere Ebenen des Lernprozesses ein: die Definition des Ziels, die Planung einer Lernstrategie, die Entscheidung für einen bestimmten Weg, die Umsetzung und Durchführung sowie die Kontrolle der Ergebnisse. Auch an diese Herangehensweise müssen Betreute heran geführt werden. Ziel ist es, einen systematischen Ansatz des selbständigen Lernens zu lehren. Und ePortfolios unterstützen dabei.

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Fall 4: Definition von Lernzielen

Ist ein/e StudentIn in der Lage, den gesamten Lernprozess selbst zu gestalten, ist die Ablösung von traditionellen Institutionen der Wissensvermittlung vollzogen. Damit meine ich, dass dieser Mensch auch in Zukunft und in allen anderen Umweltsituationen zu einer differenzierten Einschätzung kommen kann, welche seine Lernziele sind und wie diese zu erreichen wären.

Bild: Wer seine Lernziele selbst bestimmt, kann auch von Lebensbegleitendem Lernen sprechen. Da Wissen ja nicht ausschließlich theoretischer Natur ist, fließt diese Kultur der individuellen Lernzielbestimmung und –umsetzung in den Alltag ein. Wir müssen nicht unbedingt StudentInnen sein, oder an einem formalen Seminar einer Weiter-bildungsinstitution teilnehmen, um eigene Wissensziele zu formulieren und deren Umsetzung anzupacken. Welche Form dabei das ePortfolio auch hat, es eignet sich, um einen eigenen Weg der Wissens-erschließung zu beschreiten. In der Regel wird das ePortfolio aus mehreren Werkzeugen und Anwendungen bestehen, ein Thema, das unter dem Begriff Persönliche Lernumgebung (Personal Learning Environment, PLE) bekannt ist. Mehr dazu im Abschnitt 2. Der Vorteil sei nur am Rande erwähnt: unabhängig von meiner technischen Ausstattung und Wissen über Anwend-ungen stelle ich mir jene Lernumgebung zusammen, die für die Erreichung meiner Lernziele richtig und notwendig ist.

In dieser vorläufig letzten Stufe der Nutzung eines ePortfolios sind wir nun beim Life long learning angekommen, das Lebensbegleitende Lernen. Auch dazu mehr im Abschnitt 2 dieses eBooks.

Fall 5: Selbstbestimmung und Ethik

Hier schließt sich langsam wieder unser Kreis der Nutzungsmöglichkeiten eines ePortfolio. Über diese vier Phasen demonstriert der Eigentümer eines ePortfolio vier grundlegende Kompetenzen:

1. Aufgaben-orientierte Kompetenzen

2. Persönliche Kompetenzen 3. Soziale Kompetenzen 4. Methodische Kompetenzen

In diesen Kompetenzen erkennen wir die Funktionen des ePortfolio. Kann es aber noch sein? In der weiteren Folge dieses eBooks wird noch das Thema Identität angesprochen. ePortfolios haben hier sehr viel damit zu tun, denn was wir lernen ist ein großer Teil unserer Identität. Und wenn wir die Dimension des ePortfolio ausweiten, sprich nicht nur mehr Lernen und Wissen im Vordergrund steht, sondern andere Aspekte unseres Lebens, dann wird Reflexion, Planung und aktive Gestaltung unseres Lebens zu einem integralen Bestandteil unserer Lebenskultur. Das kann sich bis in den Bereich der persönl-ichen Ethik ziehen: Welche Werte sind mir wichtig? Wie gehe / ging ich in bestimmten Situationen vor? In diesem (besten) Szenario mutiert ein ePortfolio in ein Hilfswerkzeug, das mir hilft, über mein Leben zu reflektieren, eine dauerhafte schriftliche Auseinander-setzung mit mir selbst zu führen, die ich auch Auszugsweise anderen zur Verfügung stellen kann.

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Digital Identity

Hintergrund: Identität in Virtuellen Welten – die Idee des Avatar ePortfolio

Funktionen im Spiel Elektronische Portfolio sind schon seit Langem bekannt und werden seit über 20 Jahren in der Lehre und Wissenschaft genutzt. Neben den klassischen Aufgaben wie Bewertung und Lernreflexion eignen sich diese aber auch dazu, digitale Identität herzustellen.

Was ist Identität? Identität wird oftmals als das Resultat kontinuierlicher Kommunikation und Austausch zwischen einem Individuum und seiner Umwelt verstanden (siehe auch Mead 1973 und Krappmann 1993). Das Erzählen von Geschichten ist ein sehr schönes Beispiel dafür wie Kommunikation das Entstehen von Identität unterstützt: Erfahrungen, Kontext und involvierte andere Individuen werden eingebettet und gleichzeitig damit verifiziert. Erzählungen und Geschichten erlauben uns im breiten Sinne Kontinuität und Kohärenz zu erzeugen, und damit auch Identität (Straub, 2000).

In einer digitalen Umgebung wie den virtuellen Welten umfasst das Geschichte-Erzählen eine breite Palette an multi-medialen Formen. Solche Geschichten können entweder auf die natürliche Person, die hinter einer Erzählung steckt oder in ihr vorkommt, verweisen, oder eben auf den Vertreter der natürlichen Personen in virtuellen Räumen – den Avataren.

In diesem Zusammenhang kann man ein ePortfolio als ein Werkzeug ansehen, welches Bedeutung entstehen lässt (siehe auch Paulson 1991): ein Showcase Portfolio erzählt eine Geschichte, ein Erlebnis, welches eine Identität in seiner digitalen Umgebung (Barrett 2006) darstellt. Identität ist aber kein Selbstkonstrukt, sondern das Resultat von

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Interaktion zwischen mehreren. Die Theorie der narrativen Identität nennt dieses Fakt auch „Positionierung“ (Lucius-Hoene / Deppermann2004). Dies beschreibt die Art und Weise, wie ein Individuum sich selbst gegenüber anderen positioniert. Die Identität eines Individuums wird in den Meinungen der Zuhörerschaft reflektiert, seine Reputation quasi als aktuelles Spiegelbild in der Community erstellt.

ePortfolio, Identität und Reputation

In virtuellen Welten sind Authentifizier-ungssysteme oft unzuverlässig oder nicht gewollt (im Sinne der Identifizierung der Spieler hinter ihrer Avatar-Figur). Es braucht eine andere Art des Identitäts-beweises: Reputation. Barton und Collins (1993) zeigen auf, dass der wichtigste Schritt beim Aufbau eines ePortfolio die Bestimmung des eigentlichen Zwecks des jeweiligen ePortfolio ist. Wenn wir also darüber nachdenken, die Schaffung von Identität in den Mittelpunkt unserer Über-legungen zu stellen und Reputation als das gewünschte Resultat angedacht wird, dann sollten wir konsequenterweise definieren, was Identität und Reputation im Kontext von Avataren bedeutet und welche Elemente wichtig sind. Ein solches ePortfolio könnte man Persönlichkeits-ePortfolio nennen.

Ein neuer Typus:

Persönlichkeits-ePortfolio Persönlichkeits-ePortfolios sollten die Geschichte der Person oder des Avatars erzählen, den Prozess des Werdens darstellen und Artifakte als Meilensteine der Entwicklung sammeln. Zum anderen sollten diese Persönlichkeits-ePortfolios aber auch andere Stimmen in sich vereinen um die Erzählung anzureichern und die Geschichte verifzieren. Ein solcher ePortfolio-Typ beantwortet zahlreiche Probleme, die konventionelle Identitätsmanagement-Lösungen im virtuellen Raum aufwerfen:

1. ePortfolios sind nicht Seiten-zentrisch (d.h. sie können unabhängig vom System als Referenz aufgerufen werden) und können so für alle Arten von Identitätsprüfung über System-grenzen genutzt werden.

2. ePortfolios verstehen sich als qualitative Alternative zu den meist auf quantitativen Fakten basierenden Profilen im Web oder in virtuellen Räumen.

3. Persönlichkeits-ePortfolios sind schwer zu fälschen, weil die Geschichten durch andere kommentiert und bestätigt oder abgelehnt werden. Ein Betrugsversuch wäre umständlich, wenn auch nicht gänzlich unmöglich.

4. Persönlichkeits-ePortfolios können auch in virtuellen Welten genutzt werden. Sie können also auch Avatar-Identität beschreiben und erschaffen.

5. Persönlichkeits-ePortfolios können Artifakten („Spuren“, Lévy 1999) einer Avatar Identität aus verschiedenen virtuellen Welten sammeln. Sie sind eine Art Lifestream Anwendung. Derzeitige Lifestream Anwendungen bietet ihre Dienste nur natürlichen Personen an.

6. Persönlichkeits-ePortfolio können sich auf Aspekte einer Rolle (Goffman 1959) konzentrieren und trennen scharf zwischen Avatar und dahinterstehenden Personen.

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Avatar ePortfolio zur Schaffung

von Identität, als Wegbereiter der Mobilität zwischen virtuellen

Welten In einer digitalen Welt können wir Reputation als eine Strategie zur Prüfung von Identität nutzen. Derzeitige Konzepte sind allerdings auf einzelne Anwendungen beschränkt. Demgegenüber ist ein Persönlichkeits-ePortfolio unabhängig. Avatare könnten also in vielen verschiedenen Welten auf ein ePortfolio, eine Reputation und damit auf eine gewachsene Identität aus Ergebnissen des Schaffens und der Bestätigung durch die Kommentare der anderen zurückgreifen. Ein Avatar ePortfolio ist also ein Werkzeug zur Schaffung von Identität in virtuellen Räumen und zur grenzenlosen Mobilität zwischen diesen.

Literaturhinweise finden sich am Ende des Abschnitts.

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Learn streaming

Analyse: Defragmentierung der digitalen Lernumgebung

Sinn von Lifestreams Mit der Vielzahl an interaktiven Web-Diensten, welche jedem - ob Mann, Frau oder Kind - die Möglichkeit zur Schaffung von Content ermöglichen, ist nicht nur die Anzahl an online Aktivitäten, sondern auch die online Identitäten gewachsen. Diese Spaltung der eigenen digital Persönlichkeit ist nicht jedem recht - und der Wunsch nach Synthese dieser Identitäten vorhanden. Lifestreams sind die logische (technische) Folge.

Lifestreams als Aggregatoren von digitalen Quellen

Lifestreams werden auch als Profile Aggregatoren bezeichnet. Und genau das tun sie: die Vielfalt an eigenen Web-Profilen (sprich Identitäten) aus den

diversen Diensten einfangen - Sie kennen Facebook, Digg oder Diigo? Das Einfangen bedeutet nichts anderes als die Inhalte, die unter diesen Identitäten produziert werden, auch zentral zu sammeln und auf diese zu verweisen. Lifestreams wachsen mit der Anzahl der Web-Dienste und sind als eine Art Meta-CMS oder Meta-Identity Dienst zu sehen. Sie werden an Bedeutung an gewinnen, da die Interoperabilität der einzelnen Web 2.0 Dienste beschränkt ist und die Übersicht vielfach nicht mehr gegeben ist. Außerdem lassen sich so viele soziale Netzwerke, die von einer Person gepflegt werden, über solche Lifestreams zusammenführen. Lifestream Anwendungen Lifestream Anwendungen können selbst gehosten und gewartet oder als fremden Online Dienst genutzt werden. Für die erstere Kategorie empfehlen sich Plugins für die Blogging-Software Wordpress oder die Stand-alone Applikation Sweetcron.

Die fremdgehostete Variante ist technisch vielfach leichter zu realisieren, allerdings sind die Daten auch woanders. Tumblr ist sicherlich so ein Beispiel, wo Anwender-freundlichkeit und Syndizierung von Inhalten verschiedenster Seiten gut gelöst ist.

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Eine neue Variation von Lifestreams ist Daytum, eine Anwendung, die alles in Zahlen übersetzt. Will heißen: das Leben wird nicht über Fotos, Videos und Geschichten aufgezeichnet, sondern über Zahlen. Genauer gesagt: statistisches Zahlenmaterial, selbst zusammengefügt über eine Online Schnittstelle. Daytum sagt folgendes dazu:

“Daytum is a home for collecting and communicating your daily data. Begin tracking anything you can count and display the results immediately… or just look around and see what other members are recording.” Daytum: Das Leben in Zahlen und

Fakten Alles, was ich tue, verwandle ich in Zahlen, zeichne es mit Daytum auf, und erhalte quasi als Ausdruck meiner Tätigkeiten einen Bericht, auf dem meine gesammelten Kilometer, Kalorien-aufnahme und -verbrauch, CO2 Ausstoß, Budgetengpässe, Lieblingseiscreme-Verbrauch etc etc aufgezeichnet und kummuliert sind. Friendstream und Workstream Analog zur Idee des Lifestreams haben sich Friendstreams und Workstreams ausgebildet. Friendstreams bezwecken das „Verfolgen“ und Zusammenstellen von Profilen von Freunden, so dass deren Nachrichten und Neuigkeiten nicht irgendwo in einem der vielen genutzten Dienste untergehen. Das beste Beispiel ist sicherlich Friendfeed, aber auch Facebook kann als eine Art Friendstream betrachtet

werden. Entscheidend ist in jedem Fall, dass andere Dienste syndiziert und auf dem Friendfeed / Facebook Account aktualisiert werden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Workstream-Idee: anstatt Freunde digital zu monitoren, tun wir das mit Arbeitskollegen, Geschäftspartnern oder Kunden. Die Idee hier ist, Arbeitsvorgänge und deren Stand zu betrachten, miteinander zu kommunizieren (auch wenn das kein aktives Sprechen erfordert) und eine fortwährende Arbeits-dokumentation zu haben. In einem einfachen Sinne kann dies mit Yammer oder Coop realisiert werden. Beide Dienste sind nichts anderes als private Twitter-Applikationen.

Etwas umfassender ist da schon Soup, welches eine Art Blog pro Nutzer zulässt und dort Content aus allerlei Quellen (ergo Blogs der anderen Mitarbeiter) zusammen zieht. ePortfolio und Learnstream Man könnte die Idee des Lifestreams auch auf den Bereich der Fortbilung übertragen. Besonders interessant ist das natürlich für das Thema „lebensbegleitende Fort-bildung“, wo wir es oftmals mit nicht-formalen Arten des Lernens zu tun haben. Die Entwicklung von Wissen und Kompetenzen wird dabei auf verschiedenen Ebenen explizit gemacht, sei es mit einem Blog-Eintrag, mit einem Zeitungsbericht, mit einem Bild, einem Interview oder einer Präsentation. Dies kann alles „gesammelt“ werden, und zwar so, wie die Dinge im Web entstehen, eben in Form eines Lernstream-Services.

ePortfolios als Learnstreams? Denkbar.

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ePortfolio kennen diesen Ansatz ja schon. In einem Showcase-Portfolio wird alles, was über die Dauer eines Ausbildungs-jahres produziert wird, dargestellt. Dazu kommen Überlegungen, Kommentare anderer und natürlich auch die Ergebnisse. Ein ePortfolio kann dem Prinzip nach sehr gut als Learnstream-Anwendung funktionieren. Es muss allerdings mehrere Punkte berücksichtigen:

o die problemlose, automatische Einbindung von anderem Web-Content

o die Markierung solcher Einträge als „privat“ oder „öffentlich“

o am besten sollte es als eine Art Meta-ePortfolio funktionieren, welches auf einem eigenen Host auch gleichzeitig andere

persönliche, aber fremdgehostete ePortfolios als Sicherung speichert.

Über den letzten Punkt kann man im Einzelnen diskutieren zwecks Sinnhaftig-keit, die ersten beiden dürften aber nach-vollziehbar sein. Die Vorteile eines Lernstreamings liegen auf der Hand:

o Ablage an einem Platz trotz vieler Web-Dienste

o nachvollziehbare Ereignisse, Erfahrungen, Lernprojekte

o Vorteile des Digitalen bleiben bewahrt

o Community-Aspekt (Kommentare, Austausch) bleibt ebenso erhalten

Links:

o Wordpress: www.wordpress.org o Sweetcron: http://code.google.com/p/sweetcron/ o Tumblr: http://www.tumblr.com/ o Daytum: http://daytum.com/ o Friendfeed: http://friendfeed.com/ o Facebook: http://www.facebook.com o Yammer: https://www.yammer.com/ o CoOp: http://coopapp.com/ o Soup: http://soup.io/

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Visionen & Nutzen

Abschließend: Literatur & mehr

Literatur und Online Tips: Arter, J. A. (1992). Portfolios in practice: What is a portfolio? Paper presented at the Annual

Meeting of the American Educational Association, San Francisco. Barton, James / Collins, Angelo (1993): Portfolios in Teacher Education. In: Journal of

Teacher Education, v44 n3 p200-10 May-Jun 1993 Barrett, H. C. (2005): The Reflect Initiative: White Paper. Researching Electronic Portfolios and

Learner Engagement [Internet], available from http://www.taskstream.com/reflect/whitepaper.pdf [accessed 07 February 2008].

Barrett, H.C. (2006): Digital Stories in ePortfolios: Multiple Purposes and Tools, [internet], available from http://electronicportfolios.org/digistory/purposes.html [accessed 03 March 2008]

Goffman, E. (1959): The presentation of self in everyday life. Doubleday, Garden City, New York

Krappmann, Lothar (1993): Soziologische Dimensionen der Identität. Stuttgart Lévy, Pierre (1999): Collective intelligence. Mankind’s emerging world in cyberspace.

Cambridge, Massachusetts. Lucius-Hoene, Gabriele / Deppermann, Arnulf (2004): Narrative Identität und Positionierung;

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Zukunftsprojekt mit Views: Mahara

Zum Werkzeug Mahara ist sehr jung (2006 erstmals eingesetzt) und kommt aus Neuseeland. Dort wurde es an mehreren Universitäten gemeinsam entwickelt und ist mittlerweile eine der Top ePortfolio Anwendungen, die es zu haben gibt. Die Fortentwicklung der Software ist gesichert: eine Roadmap ist klar definiert und sehr ambitioniert. Das fehlt leider oft bei anderen ePortfolio Anwendungen. Der Begriff ‘Mahara’ kommt übrigens aus der Maori-Sprache und heißt soviel wie ‘Denken’. Charakter Derzeit ist Mahara, was die Funktionen betrifft, eines der Top 5 Anwendungen. Viele Universitäten (darunter die Donau-Universität Krems) arbeiten damit. Mahara lässt sich am besten als persönliches ePortfolio beschreibt. Damit meint man, dass vor allem jene Funktionen im Vordergrund stehen, die den Focus auf den/die EigentümerIn richten:

o ein umfassendes Profil o ein persönliches Blog mit

Referenzen auf o eine Dateiablage für Artefakte

sowie o ein Präsentationstool, welches

individuell erstellbare Views aus den vorhandenen Daten generiert

Nutzen Mahara unterstützt mit der Blog-Funktion und der Dateiablage zuerst einmal die Lernreflexion. Dabei kommt ja das

Lerntagebuch zum Einsatz, welches mit dem Blog bestens bedient wird. Einzelne Posts können beschlagwortet werden, Dateien angehängt, Bilder eingefügt werden. Feedback zu einzelnen Posts gibt es in Kommentarform. Sowohl Peers wie auch Tutoren können – entsprechende Rechte vorausgesetzt – Antworten und Meinungen abgeben. Auch können Ziele wie bereits verfügbare Kompetenzen definiert bzw. beschrieben werden. Das Interessante an Mahara ist aber die Zusammenstellung von Ansichten (Views) für jeweils unterschiedliche Leser: für die Allgemeinheit kann ich eine oberflächliche View mit einer Zusammenfassung freigeben, für meine Tutoren eine sehr tiefe. Bei Bewerbungen wiederum schneidere ich eine ganz spezielle View für die entsprechende Bewerbung zusammen.

Infos Ein kostenloses Open Source Produkt zur Selbstinstallation mit Zukunft. Download: www.mahara.org

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Der Klassenprimus: ELGG

Zum Werkzeug Elgg ist eine Vorzeige-Software im Bereich der ePortfolios. Sehr viele Bildungsinstitutionen in Europa und Nordamerika verwenden Elgg für die Verbesserung der Lehre und der Entwicklung ihrer StudentInnen. Ich selbst habe Elgg als Plattform für die Web 2.0 Surf Camps und Basic classes ausgewählt, weil mich die Flexibilität, die Funktions-auswahl und die guten Möglichkeiten bei der Rechte-Administration überzeugt haben. Charakter Im Gegensatz zu Mahara betont Elgg vor allem den Community-Aspekt. Es gibt daher sowohl ePortfolio-Funktionen für den Einzelnen wie auch für die Gruppe:

o ein umfassendes Profil o ein persönliches Blog mit

Referenzen auf o eine Dateiablage für Artefakte

sowie o ein Gruppen-Blog o zahlreiche Plug-ins für die

funktionale Erweiterung Nutzen Elgg unterstützt mit der Blog-Funktion und der Dateiablage wie Mahara die Lernreflexion. Interessant ist aber auch der Gruppenblog, über den gruppenspezifisches kommuniziert und diskutiert werden kann.

Feedback zu einzelnen Posts gibt es in Kommentarform, aber auch über ein internes Messaging-System. Ein ausgeklügeltes Rechte-System erlaubt auf Post- und Dateiebene unterschiedlichste Datei- und Contentzugriffe. Zahlreiche Plug-ins wie ein Wiki, ein Forum, ein Kalender sind leicht integrierbar und erweitern die ePortfolio-Plattform merklich. Eine deutsche Sprachversion ist erhältlich.

Das Layout der Anwendung kann an individuelle Vorlieben angepasst werden. Infos Ein kostenloses Open Source Produkt zur Selbstinstallation und zahlreichen Erweiterungsmöglichkeiten. Download: http://www.elgg.org/

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Komplex und vielschichtig: Factline

Zum Werkzeug Eine Factline Plattform ist als Infrastruktur für verteilte Wissensarbeit konzipiert. Die Grundlage für diese Plattform ist der factline Community Server (FCS), ein standardisiertes Content, Community & Collaboration Management System. Eine solche Plattform kann auch ein ePortfolio-System sein. Charakter Factline betont beim ePortfolio-System nicht nur die Darstellung der eigenen Kompetenzen und Lernerfolge, sondern vor allem die Funktion des persönlichen Wissensspeichers.

o ein umfassendes Profil o ein persönliches Blog mit

Referenzen auf o eine Dateiablage für Artefakte

sowie Nutzen Factline unterstützt mit der Blog-Funktion und der Dateiablage wie Elgg und Mahara die Lernreflexion. Jeder Beitrag oder Datei erhält eine eindeutige Referenzierung, so dass eine sehr ausgeklügelte und differenzierte Rechteverwaltung möglich ist. Feedback zu einzelnen Posts gibt es in Kommentarform. Annotationen und Tagging ist für jede Datei / Beitrag möglich. Viele kreative Features sind zwar verfügbar, die Einarbeitungszeit in das System ist aber doch beträchtlich. Das System ist von seiner Logik her nicht so intuitiv durchschaubar wie Mahara oder

Elgg. Hat man das System aber einmal „kapiert“, dann kann man damit auch sehr viel umsetzen.

Das Layout der Anwendung kann an individuelle Vorlieben angepasst werden und ist sicherlich das flexibelste System der in diesem eBook beschriebenen ePortfolio Anwendungen – HTML und CSS Kenntnisse vorausgesetzt. Infos Ein kostenpflichtiges ePortfolio Produkt (Installationsgebühr, Campuslizenzen) mit einer umfangreichen Erstinstallation. . Download: http://www.factline.com/

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Vielseitig: Drupal

Zum Werkzeug Drupal ist seit Jahren eines der populärsten CMS weltweit. Das hängt nicht nur mit dem Open Source Gedanken und Zugang zusammen, sondern auch mit der Vielseitigkeit und der hohen Qualität der Drupal Releases. Charakter Wie schon erwähnt ist Drupal zunächst ein Content Management System, hat also ähnliche Intentionen wie etwa Factline. Im Gegensatz zu Factline wird Drupal aber für die verschiedensten Einsätze im-plementiert – von einfachen Seiten bis zu großen Redaktionsportalen. Drupal wird auch im pädagogischen Bereich eingesetzt, meist als Education Version (von FunnyMonkey):

o Curriculum des Autors o ein persönliches Blog und Bilder-

gallerien und o eine Dateiablage für Artefakte

sind die Hauptfunktionen der DrupalEd Version. Nutzen DrupalEd bietet mit der Blog-Funktion und der Dateiablage wie Elgg und Mahara die Grundlage für die Lernreflexion. Ablagesysteme ergänzen diese. Die Zusammenarbeit in informellen Teams wird großgeschrieben – über Kommentare, Gruppen-Funktionen und übergreifende Suche.

Die Rechteverwaltung ist auch hier sehr differenziert und erlaubt daher eine sehr feine Einstellung, wer was lesen und editieren kann. Gut gelöst ist auch das Erschließen der Inhalte über Tagging. Kommunikation wird durch Messaging, gemeinsames Editieren von Dokumenten, das Anlegen von gemeinsamen Bookmarks und das Einbetten von multi-medialen Formaten gefördert.

Eine der großen Stärken von Drupal ist das in alle Richtungen veränderbare Layout. Infos Ein kostenfreies ePortfolio Produkt mit zahlreichen Features und einer Variations-fülle, die es zu übertreffen gilt. . Download: http://drupal.org FunnyMonkey: http://www.funnymonkey.com/

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Klassiker der Blogging-Software: Movable Type

Zum Werkzeug Movable Type ist als Blogging-Software groß geworden und als solche weiterhin sehr populär. Zahlreiche prominente Seiten nutzen Movable Type als CMS. Charakter Blogging liegt Movable Type im Blut. Wie alle anderen Vertreter (z.B. Wordpress) dieser besonderen CMS-Type steht das Posting und die Kommentarfunktion im Vordergrund. Auch die Einbettung von multi-medialen Formaten ist fixer Bestandteil einer Movable Type Installation. Nutzen MovableType bietet mit der Blog-Funktion und der Dateiablage wie Elgg und Mahara die Grundlage für die Lernreflexion. Gruppenfunktionen sind nur in der erweiterten Version (Enterprise Solution) möglich. Die Kommunikation innerhalb von Peers und Tutoren läuft wie bei gewöhnlichen Blogs über die Kommentarfunktion. Die Rechteverwaltung ist nicht besonders differenziert (owner oder public), bei der

erweiterten Version können auch Gruppenrechte eingerichtet werden. Das Erschließen von Inhalten ist über Kategorisierung und Tagging möglich.

Die große Stärke von Movable Type ist neben dem Focus auf die Blogging-Funktion sicherlich die Usability des Interface. Vorlagen für Lerngruppen oder andere typische Anwendungsfelder von Edu-Software oder ePortfolios sind aber nicht vorhanden. Als Alternative mit ähnlichen Pros & Contras kann Wordpress genannt werden. Infos Ein kostenloses Open Source Produkt, dass Daten komfortabel zwischen einzelnen Installationen exportieren / importieren läßt. . Download: http://www.movabletype.org/ Wordpress: http://www.wordpress.org

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Übersicht von Klaus Himpsl und Peter Baumgartner: Tool-Studie

Evaluation von ePortfolio Software Klaus Himpsl und Peter Baumgartner haben in einem mehrmonatigen Projekt und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Evaluatoren einen Bericht veröffentlicht, der die besten 12 von mehr als 30 ePortfolio Werkzeugen gegenüberstellt.

„Alle Tools sind geeignet, aber keines konnte vollständig

überzeugen“ Inhalt und Kontext Die Untersuchung wurde mit dem Ziel, Entscheidungshilfen für die Implementierung von ePortfolio-Software an Hochschulen anzubieten, in Auftrag gegeben. Die Evaluation ist also keine Prüfung aller ePortfolio Tools für alle möglichen Zwecke, sondern spezifisch für den akademischen Einsatz gedacht. In dem frei erhältlichen Dokument erhalten LeserInnen nicht nur einen Einblick, was (technisch und konzeptionell) unter ePortfolio verstanden wird, sondern eben je Shortlist aus 12 Tools, die für den Hochschul-Einsatz am besten abgeschnitten haben. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist nur beschränkt möglich. Wichtig ist, dass

Ergebnisse für fünf Funktionsbereiche gemessen wurden:

1. Sammeln, Organisieren, Selektieren

2. Reflektieren, Prüfen, Nachweisen, Planen

3. Darstellen und Publizieren 4. Administration (serverseitig) 5. Usability (clientseitig)

Die meisten Produkte eignen sich in den Kategorien 1 und 3, auch bei der Usability und der Administration sind die meisten empfehlenswert. Nach Meinung der Autoren bildet sich ein Spitzentrio aus PebblePad, Mahara und Taskstream heraus, wobei Elgg, Drupal ED, Factline, Sakai und MovableType das Mittelfeld bilden. Entscheidend ist jedoch, für welchen Zweck ein ePortfolio eingerichtet werden soll. Info Die Studie gibt es als pdf-Download unter: Himpsl, K., & Baumgartner, P. (2009). Evaluation von E-Portfolio-Software - Teil III des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006. Forschungs-bericht, Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems. http://www.bildungstechnologie.net/blog/evaluation-von-e-portfolio-software-abschlussbericht

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Interview mit ePortfolio Experte Klaus Himpsl: Zum Einsatz und Zukunft des Konzepts „ePortfolio“

Klaus Himpsl Klaus Himpsl ist seit April 2007 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der Donau-Univers-ität Krems tätig. Er ist Lehrgangsleiter im Masterstudien-gang "MA eEducation", entwickelt innovat-ive Blended Learning Arrangements und unterrichtet in mehreren Kursen im Bereich der Bildungstechnologien. Sein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt in For-schung und Lehre ist das elektronische Portfolio

„Portfolioarbeit als Reforminstrument für eine

bessere Lern- und Leistungsbeurteilungskultur“

Fragen & Antworten Mark Buzinkay: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit ePortfolios gemacht, wie nützen Sie dieses Werkzeug selbst? Klaus Himpsl: Wenn ich ehrlich bin, war meine erste Begegnung mit dem Thema 2005/2006 eher mit gemischten Gefühlen durchsetzt - ich lernte das E-Portfolio im Zusammenhang mit dem EUROPASS als digitale Bewerbungsmappe kennen und konnte mir nicht recht vorstellen, dass dies allein den Aufwand lohnt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass eventuell unberechtigte Dritte dann Zugriff auf sensible Daten von mir hätten. Erst bei einer genaueren Betrachtung erkannte ich die pädagogische Dimension, die dahinter steckt und die verschiedenen Facetten des E-Portfolios. Ich sehe nun die Portfolioarbeit - also insbesondere den Prozess! - als Reforminstrument für eine bessere Lern- und Leistungsbeurteilungskultur in allen

Bildungssektoren, dies ist meine Hauptmotivation, mich mit dem Thema wissenschaftlich zu beschäftigen. Persönlich führe ich im Moment ein E-Portfolio als Forschungstagebuch zu meinem Dissertationsvorhaben, in dem ich meine laufende Arbeit dokumentiere, reflektiere und plane sowie die Möglichkeit habe, von meinen Betreuern / Betreuerinnen und anderen interessierten Experten und Expertinnen Feedback zu erhalten. Mark Buzinkay: Im Rahmen des Lehrganges "MA eEducation" wird der Gebrauch des ePortfolio ganz groß geschrieben. Können Sie uns hier den Umfang, die Aufgabenstellungen, aber auch die Erfahrungen im Zusammenhang von ePortfolio und Erwachsenenbildung schildern? Klaus Himpsl: Da muss ich zunächst ein wenig ausholen und zwei wichtige Begriffe im Umfeld des E-Portfolio-Einsatzes klären. Zum einen ist das Blended-Learning-Konzept des Lehrganges zu nennen, das einen sinnvollen Mix aus Präsenzlernen, betreutem Online-Lernen und Selbst-studium darstellt, d.h.: das Curriculum dieses Studiengangs ist in Module von je 3 ECTS eingeteilt, d.h. jedes Thema fordert eine "studentische Beschäftigung" von ca. 75 Stunden, die über einen Zeitraum von etwa drei Monaten erbracht werden. Zeitlich gesehen etwa in der Mitte befindet sich ein Präsenzworkshop, der online über eine Plattform vorbereitet und nachbereitet wird, wobei Arbeitsaufträge in Einzel- und Gruppenarbeit zu absolvieren sind. Diese Arbeitsaufträge sind sehr stark praxis- und handlungsorientiert und können ganz unterschiedliche "Lernprodukte" als Ergebnis haben, denen

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eines gemeinsam ist: die Reflexion hinsichtlich einer Umsetzung des neu Gelernten im eigenen beruflichen Umfeld steht im Vordergrund. Und hier kommt das E-Portfolio ins Spiel: die Studierenden begleiten ihren eigenen Lernprozess über die drei Monate hinweg in ihrem Lernjournal und erhalten dabei Feedback von ihren "Peers", während sie gleichzeitig zum Abschluss des Moduls eine Portfolioansicht vorbereiten, die sie bei den Vortragenden zur Beurteilung vorlegen - diese Portfolioansicht soll die Lernerfolge und den Kompetenzzuwachs belegen und dient als Bewertungs-grundlage für die Modulnote. In diesem Zusammenhang spielt der zweite wichtige Begriff eine Rolle: im Rahmen unserer Forschungsaktivitäten haben wir am Department eine Taxonomie für E-Portfolios entwickelt, ein Beschreibungssystem, das helfen soll, etwas Ordnung in den Begriffswirrwarr zu bringen. Nach dieser Taxonomie gibt es drei Grundtypen von E-Portfolios:

o das Reflexionsportfolio o das Entwicklungsportfolio und o das Präsentationsportfolio,

wobei Erstgenanntes an Schulen und Hochschulen die größte Bedeutung hat und in vier unterschiedlichen Auspräg-ungen vorkommt, je nachdem, ob das Portfolio beurteilt wird oder nicht und ob der Prozess oder das Produkt im Vordergrund steht. Das E-Portfolio im Lehrgang "MA eEducation" verbindet - angelehnt an die Taxonomie - drei Hauptzwecke in einem Portfolio: das Reflexionsportfolio begleitend zum Lernprozess, das Beurteilungsportfolio zum Abschluss eines Moduls sowie ein umfangreiches Präsentationsportfolio zum Abschluss des Studiums, das in Ergänzung zum Diploma Supplement über die Modulnoten hinaus die tatsächlich erworbenen Kompetenzen zeigt. Dahinter steckt die Idee, den vergleichsweise hohen Aufwand für die Portfolioerstellung durch den mehrfachen Nutzen zu rechtfertigen. Der "kniffligste" Punkt ist natürlich die Beurteilung der Portfolios - hier haben wir ein System entwickelt, das den Zielen des Studiengangs "MA eEducation" angemessen erscheint: die fachlich-

inhaltlichen Anforderungen wechseln so stark von Modul zu Modul, dass die Beurteilungskriterien zu den einzelnen Aufgabenstellungen von den Vortragenden festgelegt oder teilweise mit der Gruppe entwickelt werden. Unabhängig davon erfolgt beim Peer-Feedback eine Beurteilung der Portfolios in drei Kriterienbereichen:

o Reflexivität und Authentizität o Dokumentation der Kompetenz-

nachweise und Übersichtlichkeit, o Multimediale Aufbereitung und

Kreativität. Nach den bisherigen Erfahrungen hat sich dieses System bewährt, eine genauere Evaluation durch die Studierenden folgt diesen Herbst. Sehr positiv stimmt mich jedenfalls, dass die Studierenden mittlerweile über die "Pflichtbestandteile" hinaus Portfolioansichten anlegen! Mark Buzinkay: Das klingt alles sehr stimmig. Wie sehen Sie die Verbreitung der ePortfolio-Technik an Bildungs-institutionen im deutschsprachigen Raum? Ist das eine Entwicklung, die sich verstärkt? Welche Tendenzen zeichnen sich ab, welche Vorbehalte gibt es? Klaus Himpsl: Auch wenn das E-Portfolio bei uns in den letzten Jahren zu einem Thema geworden ist, schreitet die Entwicklung im Vergleich zum angloamerikanischen Raum sehr langsam voran - die Gründe hierfür sind meines Erachtens vielfältig. Zum einen liegt es einfach an den pädagogischen Traditionen: reform-pädagogische Ansätze und alternative Formen der Leistungsbeurteilung konnten sich an Regelschulen und Hochschulen im deutschsprachigen Raum nie wirklich durchsetzen, es wird an den tradierten Formen festgehalten und wenig experimentiert. Im traditionellen Bildungssystem würde die Einführung von E-Portfolio-Arbeit einschneidende Änderungen mit sich bringen, die langfristig geplant und umgesetzt werden müssten und auf vielen Gestaltungsebenen mit Anpassungen der Rahmenbedingungen einhergehen müssten. Bei solchen Veränderungsprozessen müsste in längeren Zeiträumen gedacht werden - 20, 30 Jahre - was sich in Zeiten

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der kurzfristig nachzuweisenden Erfolge niemand wirklich traut. Ähnlich ergeht es dem E-Portfolio auch aus Sicht der "neuen Medien": Computer und Internet wird seit fast zwanzig Jahren ein hohes Potential für die Verbesserung der Lehre nachgesagt - tatsächlich eingebunden werden sie trotzdem nur vereinzelt. Die zögerliche Haltung unter den Lehrenden ist teilweise auch verständlich: die Umstellung eines Systems bringt immer Mehraufwand und Unsicherheit mit sich, und bis sich in einem vertrauten Umgang die positiven Effekte einstellen, reicht oft das Durchhaltevermögen nicht. Auch wenn die Entwicklung langsam voran schreitet, glaube ich dennoch langfristig an eine steigende Tendenz, weil das Portfolio als Methode in verschiedener Hinsicht ein anschlussfähiges Konzept ist: So kann in den Schulen zunächst papierbasiert begonnen und je nach Rahmenbedingungen und Altersstufe auf die elektronische Variante umgestellt werden, wobei das Portfolio zwar keine Klassenarbeiten ersetzen kann, aber dennoch z.B. über Mitarbeitsnoten in die Zeugnisnote einfließen kann. Für Absolventinnen und Absolventen, egal ob an Schule oder Hochschule, sehe ich ein hohes Potential für das Entwicklungs-portfolio im Zusammenhang mit der Berufsorientierung. An vielen Hochschulen gibt es ja bereits Initiativen zur Unter-stützung in kritischen Studienphasen, z.B. in der Eingangsphase oder beim Übergang Bachelor/Master - hier könnte das Entwicklungsportfolio sinnvoll eingebund-en werden. Das Präsentationsportfolio wiederum hat den größten Wert sicher als digitales Bewerbungsportfolio, wobei diese Form der Bewerbung in Recruitingprozessen noch sehr ungewöhnlich ist und deshalb noch wenig Anerkennung findet. Die größten Vorbehalte gibt es eindeutig hinsichtlich des Datenschutzes: Sehr persönliche Daten auf einem Webserver abzulegen birgt das Risiko, dass unter Umständen Unbefugte Zugriff darauf haben, zum Beispiel wenn der Server einer Hackerattacke zum Opfer fiele. Wer soll/darf Zugriff auf welche Teile meines Portfolios haben? Wem "gehören" die Daten? Die nahe liegende Antwort ist natürlich "dem Portfoliobesitzer/der Portfoliobesitzerin", aber gerade im Unternehmenskontext ist dies nicht so

eindeutig zu beantworten. Was passiert mit Firmeninterna im E-Portfolio eines Mitarbeiters bzw. einer Mitarbeiterin, der/die das Unternehmen verlässt? Wie regle ich den Zugriff, wenn meine Portfoliodaten verteilt in verschiedenen Systemen abgelegt sind (vgl. hierzu die Grafik am Ende des Interviews)? An entsprechenden technischen Lösungen wird fieberhaft gearbeitet, auch im Rahmen von EU-Projekten. Mark Buzinkay: Das bringt mich zur Lissabon-Agenda der EU, die ja u.a. zum Ziel hatte, E-Portfolios für alle EU-Bürger zur Verfügung zu stellen. Ein realistisches Ziel? Wie steht es um die Initiative "ePortfolio" in Österreich? Welche Hürden müssen noch genommen werden, damit ePortfolio ein anerkannter Bestandteil der Alltagskultur wird? Klaus Himpsl: Das ist ein Missverständnis, das leider schon recht weit verbreitet ist: allen EU-Bürgerinnen und -Bürgern ein E-Portfolio zur Verfügung zu stellen, orientiert sich zwar an den Lissabon-Zielen, ist aber kein explizites Ziel der EU-Kommission, zu deren Umsetzung die Mitgliedstaaten verpflichtet wären, sondern die Kampagne "ePortfolio for all" wurde 2003 von einem Institut in Frankreich gestartet. Die Idee dahinter ist, dass diejenigen Staaten, die sich dieser Kampagne aktiv anschließen, damit indirekt auf verschiedenen Ebenen an den Zielen des Programms für "Lebenslanges Lernen" arbeiten. Das von Ihnen genannte Ziel sollte 2010 erreicht werden und wird eindeutig von allen Staaten verfehlt werden – nichtsdestotrotz hat die Kampagne viel bewegt und erreicht. Speziell Österreich steht im EU-Vergleich nicht so schlecht da: Die E-Portfolio-Initiative Austria wurde bereits im März 2006 aus dem Verein „Forum Neue Medien in der Lehre Austria“ heraus gegründet und vereint in der Steuerungsgruppe wichtige Stakeholder für nationale E-Portfolio-Strategien: Vertreter/innen aus dem bm:ukk und bm:wf, dem Schulbereich und Hochschul-bereich, der Erwachsenenbildung und aus dem Unternehmensbereich. Die ver-gleichsweise große Zahl an E-Portfolio-Forschungsprojekten, -Konferenzen und daraus resultierenden Publikationen in den letzten drei Jahren sind ein deutlicher Beleg.

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Im Moment befindet sich die Initiative meiner Meinung nach in einer ganz entscheidenden Phase, die ja bei allen Innovationsprozessen auftritt und am kritischsten ist, nämlich im Übergang von Pilotprojekten und Beispielimplementier-ungen zu einem Regelbetrieb. Es gibt im Schulbereich durch die sehr erfolgreichen E-Learning-Projekte eLC und eLSA mittlerweile mindestens 30 Schulen, an denen E-Portfolios zum Einsatz kommen, sowie mindestens sechs Hochschulen, die eine Pilotimplementierung gewagt haben. Eine nachhaltige Integration in den Lehr-/Lernalltag scheitert meist schon an den organisatorischen Rahmenbedingungen, und deshalb sind mir auch nur zwei Beispiele bekannt, wo ich von einer tatsächlichen Verankerung des E-Portfolios sprechen würde, nämlich unser Studiengang "MA eEducation" und der Studiengang "Angewandtes Wissens-management" der Fachhochschulen Burgenland in Eisenstadt. Beide Beispiele profitieren von extrem günstigen Rahmenbedingungen: eine technologie-affine Zielgruppe, relativ kleine Lern-gruppen, ein erprobtes und etabliertes Blended Learning-Konzept, relativ hohe Akzeptanz des E-Portfolios bei den Lehrenden. Den größten Nachholbedarf gibt es sicherlich noch im Unternehmensbereich. Wie oben schon kurz geschildert, liegt das zum einen an der heiklen Fragen, wem die Daten gehören und wer welchen Zugriff hat. Darüber hinaus – und das klingt jetzt vielleicht paradox – liegt es wohl auch daran, dass das E-Portfolio so vielseitig und deshalb an der Schnittstelle zu verschiedenen Bereichen innerhalb des Unternehmens liegt: Als Reflexionsportfolio gehört es zu betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen, die nach wie vor nur zögerlich mit E-Learning-Unterstützung durchgeführt werden, als Präsentationsportfolio der eigenen Stärken und Interessen sollte es in den Kompetenzmanagementkreislauf ein-gebunden sein bzw. im Recruiting eine Rolle spielen, im Sinne einer "Blended Learning Environment" kann es wichtiger Bestandteil des Wissenmanagements im Unternehmen sein, und schließlich kann die Kombination der Präsentations-portfolios der einzelnen Mitarbeiter/innen einen wesentlichen Teil des "Portfolios" des Unternehmens nach außen darstellen.

Üblicherweise sind mit den hier genannten Einsatzmöglichkeiten verschiedene Abteil-ungen im Unternehmen befasst, und die Koordination der einzelnen Prozesse erfordert bereits Strukturen, die wir einer hoch entwickelten, lernenden Organisation zusprechen würden, die wir ja auch mit Hilfe des E-Portfolios erreichen wollen - und diesen Kreis zu durchbrechen ist meiner Meinung nach die größte Herausforderung. Mark Buzinkay: Eine letzte Frage dreht sich um den Themenkomplex "ePortfolio und Identität". Die Idee ist ja, ePortfolio als Ausweis meiner (digitalen) Identität zu verwenden. Was ist so gut an dieser Idee, und woran könnte sie scheitern? Klaus Himpsl: Ob die Idee wirklich so gut ist, daran scheiden sich ja noch die Geister! Das E-Portfolio kann jedenfalls die Verbindung zwischen der realen und virtuellen Identität herstellen, was meiner Meinung nach vorwiegend Vorteile bringt, wenn ausschließlich ICH bestimmen kann, ob und wie diese Verbindung hergestellt wird und wie meine Identität sich verändert. Auf den Webservern von Google & Co. ist ein gigantisches weltweites Doku-mentationsarchiv entstanden, das jede meiner Aktivitäten längerfristig speichert und von mir im nachhinein nicht mehr beeinflusst werden kann – wie andere Dokumentationsarchive übrigens auch ... nur mit dem Unterschied, dass jeder/jede weltweit darauf zugreifen kann und "meine" Daten neu zusammenstellen kann, egal ob zu meinem Nutzen oder zu meinem Schaden. Negativbeispiele hierfür sind Seiten wie 123people.com, die ich deshalb auch als "a-social software" bezeichnen würde. Habe ich kein eigenes öffentlich zugängliches Profil im Netz und wird nach meinem Namen über eine Suchmaschine gesucht, so landet man/frau schnell auf dem "E-Portfolio", dass 123people.com zu dem Namen "Klaus Himpsl" anlegt, was insbesondere bei weit verbreiteten Namen zu seltsamen Suchergebnissen führ. Hier sehe ich einerseits großen juri-stischen Handlungsbedarf, andererseits aber Chancen durch und für das E-Portfolio, gerade wenn es darum geht, Jugendliche für diese Problematik zu sensibilisieren. Zum einen, was die Bewertung von Ergebnissen von Suchanfragen betrifft, dass eben nichts

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alles "für bare Münze" genommen werden darf, zum anderen, was den Umgang mit eigenen Daten im Internet betrifft. Viele Online-Communities entfalten ihren wahren Wert erst dadurch, dass ich – losgelöst von meiner "realen Identität" – mehr oder weniger anonym über meinen Avatar agiere und sich mein Ansehen allein daraus speist, wie ich agiere, für welche Werte ich eintrete, wie ich mich in die Community einbringe, befreit von Herkunft, gesellschaftlichem Stand und damit einhergehenden Vorteilen. So können beispielsweise Menschen mit einer körperlichen Behinderung unglaubliches Glück empfinden und Selbstbewusstsein entwickeln, wenn sie in einer virtuellen Spiele-Welt zum Star aufsteigen und dabei Fantasien Wirklichkeit werden, die ihnen in der realen Welt leider meistens versagt bleiben. Oder, wie zum Beispiel die Unruhen im Iran gezeigt haben: erst durch Dienste wie Twitter oder Youtube, die anonym genutzt werden können, war es möglich, dass die Weltöffentlichkeit über das wahre Ausmaß des Protestes und das Vorgehen der Machthaber informiert wurde und die Oppositionellen dabei vergleichsweise gering ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. In diesem Zusammenhang sind auch die Betreiber/innen von Facebook, dem weltweit größten sozialen Netzwerk, unter Beschuss geraten, weil Facebook seine User/innen zwingt, unter dem realen Namen aufzutreten und sogar Accounts von User/innen ohne Vorwarnung gelöscht wurden, nur weil deren Name nach einem Fantasienamen klang! Selbstverständlich können anonyme Plattformen auch besonders leicht missbräuchlich genutzt werden, was aber eher selten passiert und auch kein typisches Internetphänomen darstellt. Eine Konsequenz könnte sein, generell das Ablegen von Daten auf Webservern zu verweigern, nur: das schützt mich nicht davor, dass andere Menschen das über mich tun und so doch wieder ein E-Portfolio von mir entsteht ... deshalb besser selber aktiv werden, die vorhandenen Technologien verantwort-ungsvoll nutzen und mit einem E-Portfolio die eigene Identität wesentlich mit-gestalten! Mark Buzinkay: Vielen Dank für das ausführliche Interview!

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Abbildung: Überblick Software-Systeme mit E-Portfolio-Anteilen (Modell von Klaus Himpsl, angelehnt an Erpenbeck&Sauter, 2007) Literatur-Tipps zum Kapitel: Baumgartner, P. (2008). Eine Taxonomie für E-Portfolios - Teil II des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006. Forschungsbericht, Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems. Himpsl, K., & Baumgartner, P. (2009). Evaluation von E-Portfolio-Software - Teil III des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006 (S. 94). Forschungsbericht, Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems. Abgerufen Juni 10, 2009, von http://www.bildungstechnologie.net/blog/evaluation-von-e-portfolio-software-abschlussbericht . Himpsl, K. (2008). Beschreibung von Implementierungsstrategien und notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen - Teil IV des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006. Forschungsbericht, Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems. Linksammlung Lehrgang "MA eEducation": http://www.donau-uni.ac.at/eeducation E-Portfolio Austria Initiative: http://www.e-portfolio.at/ E-Portfolio-Blog des IMB: http://www.bildungstechnologie.net/blog/categories/e-portfolio IMB-Mitarbeiterhomepage von Klaus Himpsl: http://www.donau-uni.ac.at/de/universitaet/whois/10009/index.php

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Case studies ePortfolio Einsatz

Andreas Schmidbauer: ePortfolios in der Personalentwicklung

Zum Autor Andreas Schmidbauer ist Management-Trainee in der Raiffeisenlandesbank Ober-österreich AG. Er studiert Informations-management an der Leeds Metropolitan University und verfasst seine Dissertation im Bereich der Kompetenzdarstellung mit Informationstechnologie. ePortfolios in gewinnorientierten Unternehmen – ein Widerspruch? Die schnelle Weiterentwicklung des Internets bringt laufend neue Anwendungen hervor. Die tatsächliche Verbreitung der Anwendungen kommt aber in vielen Fällen den hohen Erwartungen nicht nach. Einer dieser neuartigen Anwendungen, dem ePortfolio, wird im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren besonders im pädagogischen Bereich erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. In den USA, UK und Australien hat der ePortfolio-Ansatz bereits eine jahrzehntelange Tradition, auch dort hauptsächlich im Schul- und Hochschulbereich.

Portfolio: zielgerichtete, individuelle Datensammlungen

Bei der Implementierung von ePortfolios in Unternehmen gibt es aber – egal wo auf die Welt - nach wie vor mehr Visionen als wirkliche Umsetzung. Aus diesem Grund sollen in diesem Beitrag aus einer Manager-Perspektive Gründe diskutiert werden, warum ePortfolios im unternehmerischen Kontext kaum eine Chance haben können und gleichzeitig aber auch skizziert werden, wie sie für Unternehmen trotzdem eine sinnvolle Rolle übernehmen könnten.

Vorweg noch eine kurze Abgrenzung. Der Portfolio-Ansatz (ohne das ‚e’ für ‚elektronisch’) beschreibt individuelle zielgerichtete Datensammlungen. Das heißt, ein Einzelner sammelt Daten für sich selbst und einen beliebigen Zweck. Ein klassisches Beispiel wäre die Sammlung von Daten für einen umfassenden Lebenslauf, mit dem Hintergrund, dass man sich jederzeit schnell präsentieren kann.

Bei ePortfolios findet die Datensammlung verständlicherweise auf elektronischem Weg statt, und die Präsentation grund-sätzlich über Webtechnologie. ePortfolios sind also ‚individuelle zielgerichtete elektronische Datensammlungen’. Aber was macht nun – wie oben angedeutet - ePortfolios in gewinnorientierten Unter-nehmen konkret zu einem Widerspruch?

Problematisch im Unternehmens-Kontext: die

Individualität

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Die Individualität des ePortfolio-Ansatzes Ein Kernpunkt für den Widerspruch ist das ‚individuelle’ im ePortfolio-Ansatz. Bei ePortfolios sammelt ein Einzelner Daten und Informationen für – und oft auch über - sich selbst. Dabei wird also das Individuum (im unternehmerischen Kontext folglich der Mitarbeiter) in den Mittelpunkt gestellt.

Diese Denkweise ist in vielen gewinnorientierten Unternehmen weder gewollt noch wird ein Manager dahinter einen Sinn verstehen, da es ja im unternehmerischen Alltag gilt, Unter-nehmensziele zu erreichen, und nicht Individualziele.

Unternehmen vor der Einzelperson

In der Denkweise eines Managers eines gewinnorientierten Unternehmens steht naturgemäß das Unternehmen im Mittelpunkt, und nicht der Mitarbeiter. Der Manager wird ja auch dafür bezahlt, den Wert des Unternehmens zu erhalten und zu erhöhen. Warum sollte man also in solchen Unternehmen einen privaten elektronischen Raum oder elektronische Inseln (im Sinne eines ePortfolios) für Mitarbeiter schaffen? Das hätte doch auch keinen Sinn, oder? Der Zugang zu Informations-systemen in Unternehmen In fast allen größeren Unternehmen gibt es bereits eine Vielzahl an Informations-systemen, Wissensdatenbanken, Know-

ledge Bases, Intranets, und vieles andere mehr. Diese Informationssysteme funktionieren grundsätzlich nach dem Top-Down Prinzip. Es gibt Administrator-en und Content-Ersteller auf der einen Seite und es gibt Nutzer andererseits. Auch wenn sich die Rollen der Beteiligten oft nicht klar abgrenzen lassen und bestimmte Knowledge-Management-An-sätze sehr viele Content-Ersteller zu-lassen, so folgen herkömmliche Informationssysteme in gewinnorientierten Unternehmen grundsätzlich diesem Prinzip. Und ganz nebenbei: die Daten in diesen Informationssystemen gehören eigentümerrechtlich den Unternehmen.

Wem gehören die Daten im ePortfolio?

Eine ePortfolio-Lösung wäre demgegen-über eine Bottom-Up-Lösung, d.h. Einzelne würden Inhalte kreieren, den Zugang zu ihren elektronischen ‚Inseln’ bestimmen und hätten auch das Eigentumsrecht an den Daten. Die beiden Zugänge bzw. Denkweisen widersprechen sich also völlig. Und, ein Manager würde für die meisten Inhalte das Eigentumsrecht niemals aus den ‚Händen’ des Unternehmens geben.

Ein Mehrwert für Mitarbeiter und Unternehmen In gewinnorientierten Unternehmen wird bei der Implementierung von neuen Informationssystemen (was ein ePortfolio im weitesten Sinne auf individueller Ebene ja auch ist) mit Sicherheit nach dem Mehrwert gefragt. „Was bringt die

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Einführung solcher ePortfolios für das Unternehmen?“. „Wo ist der Zusatznutzen bzw. der value added?“, wird sich der Manager fragen.

Wie messen wir den Mehrwert von ePortfolios?

Zuerst müsste also ein sinnvoller, für das Management logisch nachvollziehbarer, Mehrwert-bringender Zweck der ePortfolio-Anwendung definiert werden. Daneben müsste aber auch der bezweckte Mehrwert noch gemessen werden können.

Ein möglicher Mehrwert von Mitarbeiter-ePortfolios wäre aber wahrscheinlich sehr schwer messbar, wobei dies auch wieder stark vom jeweiligen Zweck abhängen würde. Bei Reflexionsportfolios beispiels-weise (also einer Datensammlung einzelner Mitarbeiter zum Zweck der Selbstreflexion – ähnlich einem Tagebuch) wäre der Mehrwert primär nicht sichtbar. Möglicherweise trägt eine intensive ePortfolio-basierende Reflexionsarbeit bei Mitarbeitern zwar zu deren Persönlichkeitsentwicklung bei und würde langfristig dem Unternehmen auch etwas bringen. Dieser Sekundäreffekt ist aber monetär nicht abgrenzbar und daher auch nicht messbar. Da also der ePortfolio Ansatz primär auf die Erreichung von Individualzielen gerichtet ist, Informationssysteme in gewinnorientierten Unternehmen grund-sätzlich einem Top-Down-Prinzip folgen und ein möglicher Mehrwert der

ePortfolio-Anwendungen sehr schwer zu messen ist, erklärt sich nun die angekündigte Widersprüchlichkeit in mehreren Dimensionen. Eine potenzielle Rolle von ePortfolios in gewinnorientierten Unternehmen Wie oben angekündigt, soll neben den Widersprüchlichkeiten in diesem Beitrag auch behandelt werden, wie ePortfolios in gewinnorientierten Unternehmen trotzdem sinnvoll eingesetzt werden könnten.

ePortfolio als qualitativ hochwertige Ergänzung von

Personal-Informationssystemen ePortfolios werden im unternehmerischen Kontext nur dann verwendet werden, wenn sowohl das Unternehmen (das die Ressourcen zur Verfügung stellt und sich daher eine Gegenleistung erwartet) und die Mitarbeiter einen Zusatznutzen erfahren. Dies kann aber auch nur dort passieren, wo sich die Ziele bzw. die Motive des Managements und der Mitarbeiter kreuzen. Wo könnte dies erfolgen? Ein potenzieller Bereich wäre die Verwendung von Präsentationsportfolios für die Personal-arbeit in Unternehmen, wo ein kontinuierlicher Nachbesetzungsbedarf (Unternehmensziel) und der individuelle berufliche Veränderungswunsch eines Mitarbeiters (Individualziel) aufeinander treffen. Im Umfeld einer entsprechenden Unternehmensgröße – je größer desto besser – und unter klar definierten Spielregeln könnten ePortfolios hier ihre wahre Stärke ausspielen. Ihre Stärke nämlich, Mitarbeiter-motiviert und Kompetenz-basierend zu sein, und damit dynamische und qualitativ höherwertige Personaldatenbanken ermöglichen.

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Case studies ePortfolio Einsatz

Mark Buzinkay: ePortfolios in online Seminaren

Online Seminar Web 2.0 Im Rahmen des Online Seminars „Web 2.0 Surf Camps“ bilden ePortfolios die Basis für die persönliche Lernreflexion wie auch Kommunikation in der Gruppe. Die Erfahrungen mit ePortfolio-Arbeit aus rund 15 solcher Seminaren werden in der Folge beschrieben.

Rund 150 Personen haben bereits auf dieser Plattform

gearbeitet Umfeld Das Web 2.0 Surf Camp war und ist als reines Online Seminar konzipiert. Es finden fünf virtuelle Treffen auf diversen Online Plattformen statt, die ein zeitgleiches Austauschen von Wissen, Informationen und Tipps ermöglichen. Gleichzeitig dienen diese Treffen auch organisatorischen Aufgaben. Diese fünf Treffen sind eine Art Höhepunkt des online Seminars. Die Zeit dazwischen wird an verschiedenen Aufgaben gearbeitet, die im Vorfeld kommuniziert worden sind. Diese Aufgaben dienen zum praktischen Auseinandersetzen mit dem Lernstoff, in diesem Fall mit Web 2.0 Werkzeugen. Focus: community und personal

blogs. Einsatzgebiet des ePortfolio Das ePortfolio hat in diesem online Seminar eine zentrale Aufgabe: es soll der Dreh- und Angelpunkt von Wissens-

transfer sein. Das heißt nicht, dass andere Kanäle aus der Wissenskommunikation ausgeschlossen werden, ganz im Gegenteil: online Meetings, Wikis und die im Seminar kennen gelernten Web 2.0 Werkzeuge werden ebenfalls eingebunden. Unsere ePortfolio Plattform ist aber ein „beständiges“ Zuhause, in welches die TeilnehmerInnen auch nach Ende des Seminars immer wieder zurück kommen können. Konkret heißt das, dass zunächst die Gruppe über ein Community Portfolio verfügt, welches über Termine, Aufgaben und Informationsquellen informiert. In zweiter Linie dient es auch dem Austausch zu einem Diskussionsthema (über das eingebaute Blog und die Kommentarfunktion). Jeder Teilnehmer kann Beiträge, die für die Gruppe bestimmt sind, hier verfassen. Ein integriertes Messaging-Board ergänzt diesen Kommunikationskanal. Der zweite Schwerpunkt des ePortfolio-Einsatzes ist die Nutzung eines persönlichen ePortfolios zur Lernreflexion. Die TeilnehmerInnen werden gebeten, ihre Eindrücke, Fortschritte, offenen Fragen und Aha-Erlebnisse festzuhalten. Dazu gehören auch die Ergebnisse ihrer Arbeit – also Artefakte. Artefakte sind meistens Links zu einer geschaffenen Webseite, einem angelegten öffentlichen Account oder zu einem publizierten Dokument. Dieses persönliche ePortfolio wird um Daten zur eigenen Person sowie Kontaktdaten für die Gruppe und Community ergänzt. Technische Erfordernisse Die ePortfolio-Plattform baut auf der Open Source Software von ELGG auf. Neben der Standardinstallation wurden mehrere Plug-ins eingefügt, um Messaging,

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Kalender, Wiki und ein Forum zur Verfügung zu haben. Die Installation erfolgte auf einem gehosteten Web-Server (Apache) mit vor-installierter Datenbank (MySQL). Die Skriptsprache ist PHP, das Betriebssystem auf dem Host ist Linux. Um ELGG zu installieren, benötigt man Zugangsrechte auf dem Webserver und auf die Datenbank. Letzteres wird in einer Datei der ELGG-Software eingetragen, damit diese ohne Unterbruch Daten lesen, schreiben und editieren kann. Der Installationsvorgang ist recht flüssig und die Dokumentation soweit brauchbar (Teile davon allerdings nur in Englisch). Bei Fehlern oder Fragen gibt es auch eine ELGG-Community, die weiterhilft. Es existiert auch eine deutschsprachige Community, denn ELGG ist bei einigen Hochschulen in Deutschland und Österreich im Betrieb. Auch die Einbindung von Plug-ins ist recht einfach, allerdings sind selten deutsche Sprachversionen verfügbar. Auch muss erwähnt werden, dass manchmal Eingriffe im Code notwendig sind und Plug-ins nicht auf allen ELGG-Versionen laufen. Das Layout der individuellen ePortfolio Lösung kann für die gesamte Community vorgegeben werden. Spätestens hier benötigt man HTML und CSS Kenntnisse, um ein bisschen zu basteln. Da man ja über einen eigenen Webserver verfügt, ist ein Upload von Bildmaterial für die Gestaltung des ePortfolio kein Problem.

ePortolios sind für online Seminare sehr gut geeignet.

ePortfolio-Alltag eines Admin Läuft einmal eine ELGG-ePortfolio-Plattform, geht das Ganze in den Admin-Betrieb über. Im Regelfall heißt das, dass vor jedem online Seminar entsprechende Nutzer-Konten angelegt werden müssen. Das beinhaltet nicht nur Name, eMail, Sprachversion und gewährtes Upload-Volumen, sondern auch die Sicherung von Passwörtern, die Zuteilung zur

entsprechenden Gruppe (wichtig für die spätere Rechteverwaltung) und die formale Kontaktaufnahme zwischen dem Admin-Konto und den Nutzer-Konten. Letzteres ist deshalb wichtig, weil sonst die Nutzer „im luftleeren Raum“ bleiben – ohne Kontakte. Die eingebaute Suchfunktion von ELGG ist eher dürftig, daher ist so eine kleine Starthilfe nicht schlecht. Die erwähnte Zuordnung zu Gruppen ermöglicht es, komplett verschiedene Seminare auf der gleichen Plattform zu führen. Die Inhalte sind nur für Berechtigte sichtbar. Ein weitere Form der Gruppierung sind so genannte Communities. Wir können sie auch als Unter-Gruppen bezeichnen. Communities teilen sich zwar Ressourcen (sie werden auf Gruppenebene festgelegt, z.B. Unterlagen), haben aber keinen Zugriff auf die Inhalte (z.B. Blogbeiträge) der anderen Communities. Ist ein Austausch zwischen solchen Communities erwünscht, so können die Nutzer dies auf individueller Ebene bewerkstelligen. Lessons learned Die zahlreichen online Seminare der letzten 2,5 Jahre haben gezeigt, dass eine ePortfolio Plattform seminartauglich, die ELGG Software im speziellen sehr brauchbar ist. Was die Technik betrifft, so lässt sich sagen, dass der gewisse Initialisierungs-aufwand (Implementierung, Anpassungen, Layout) in keinem Verhältnis zur späteren Admin-Arbeit steht. Das meine ich im positiven Sinne – die Anwendung selbst braucht wenig Pflege. Will man allerdings bei jeder Neu-Version upgraden, so dreht sich dieses Verhältnis sicherlich um. Aus funktioneller Sicht muss man ein klassisches Sprichwort einmal mehr bemühen: „Weniger ist mehr“. Damit meine ich, dass besonders bei recht kurzen Seminaren von 5-6 Wochen Gesamtdauer eine Einarbeitung in die präsentierte Arbeitsumgebung so kurz wie möglich sein sollte. D.h. aber auch, dass weniger Funktionen oft leichter und schneller und damit erfolgreicher von den Nutzern eingesetzt werden als eine ganze „Batterie“ an Tools. Besonders bewährt hat sich in diesem Zusammenhang das Blog-Tool, das Messaging und die File-Ablage.

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Die Wiki-Funktion und die online Meetings wurden aus didaktischen Gründen auf andere online verfügbare Plattformen verlagert. In einem Konferenzbeitrag habe ich die Auswirkungen eines spielerisch gestalteten Seminarstils und dem damit verbundenen Einsatz eines ePortfolio Tools aufbereitet – der Link findet sich am Ende des Artikels. Die Hauptaussage ist, dass TeilnehmerInnen a) experimentier-freudig sind unddaher selbst Tools entdecken möchten und wollen (und das gilt auch für die ePortfolio-Plattform), und b), dass gewissen Rahmenbedingungen schon zu Beginn eines Seminars von den TeilnehmerInnen vorgefunden werden wollen. Dazu gehören Gruppen, Ordner, Rechte, kurze Regeln und eine kleine Sammlung an wichtigen Links für die schnelle Übersicht. Es lässt sich aber auch beobachten, dass je länger das Seminar dauerte (es gab auch Lehrgänge mit einem halben Jahr Gesamtdauer), desto einfacher und natürlicher fiel den TeilnehmerInnen der aktive Nutzen des Blogs zur persönlichen Lernreflexion. Weitere Infos Web 2.0 Surf Camp: http://www.buzinkay.net/web2.0.surfcamp/index.html Studie: Fail early, fail often. Gaming culture, web 2.0 & successful learning enivornments. http://www.buzinkay.net/texte/fail_early.pdf

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Mehr Online

Quellen im Web: Portale und Websites zum Thema ‚ePortfolio’

Online Quellen zu ‚ePortfolio’ Auf den nächsten zwei Seiten möchte ich mich Quellen im Web widmen. Quellen, die sich mit dem ePortfolio-Thema generell beschäftigen und als Nachschlage-ressource dienen können. Dies ist keine vollständige Übersicht, sondern eine völlig subjektive Zusammenstellung von online Quellen – es soll von allem etwas da sein. Also machen Sie sich selbst ein Bild! Und noch ein Hinweis: Da es sich bei Websites / Portalen um ein recht dynamisches Feld handelt, sind die folgenden Angaben auch mit einer gewissen Lebensdauer behaftet: der eine oder andere Link könnte schon in wenigen Monaten nicht mehr aktuell sein. Die Reihenfolge der Quellenangaben erfolgt ohne jegliche Wertung oder Bedeutung. Manche Links habe ich am Ende des Beitrags zusammengestellt, da die URL oft sehr lang sind. Allgemeine Quellen Diese Portale bieten sehr viel Information zu allerlei Computerspielen, meist in Verbindung mit Foren, Eventankündigung-en und Spieletest. 1] Salzburg Research

Das Portal umfasst mehr als nur das ePortfolio-Thema, sondern alle Arten von Bildungssoftware. Dem ePortfolio ist dennoch ein breiter Raum gewidmet, nicht nur weil Salzburg Research einer der Pioniere im deutsch-sprachigen Raum in Bezug auf ePortfolios war. 2] ElfEL

Wenn es um ePortfolio im europäischen Kontext geht, dann ist ElfEL die richtige Seite zum Nachschauen. Termine, Unterlagen, Informationen, alles findet sich dort. Es finden sich vor allem sehr viele Conference Paper, die als pdf downloadbar sind. http://www.eife-l.org/ 3] ePortfolio Portal Ein ausführliches Portal mit vielen Links zu weiteren Ressourcen zum Thema. Demos und Software-Evaluationen inbegriffen. http://www.danwilton.com/eportfolios/

4] Weitere Portale:

o http://electronicportfolios.com/blog/

o http://www.jisc.ac.uk/whatwedo/programmes/elearning/eportfolios

o http://www.bildungstechnologie.net/blog/

o http://www.mosep.org/ o http://www.educause.edu/ o http://www.epiccproject.info o http://www.lifia.ca/en o http://e-learning.surf.nl/portfolio

5] Blogs zum Thema:

o http://e-portfolio-research.elearning2null.de/

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o http://sansch.wordpress.com/ o http://www.hilzensauer.com/

Nationale Initiativen Und hier noch eine Aufstellung an Quellen, die jeweils das ePortfolio-Thema national promoten. 1] Österreich:

o http://www.e-portfolio.at/ 2] Schweiz:

o http://eportfolio-phsg.ning.com/ 3] Deutschland:

o http://www.uni-koblenz-landau.de/koblenz/iwm/projekte/abgeschlproj/eportfolio

o http://www.htw-berlin.de/Service/eLearning/ePortfolio.html

o http://www.e-learning-bw.de/unterricht-gestalten/e-szenarien/e-portfolios.html

Sonstiges Und hier noch eine Ansammlung interessanter Websites zu diversen Themen.

Medienkompetenz: 1] http://www.ecmc.de/ Distance Learning und Lernmethoden 1] http://www.scil.ch/ 2] http://www.eden-online.org/ 3] http://www.zhw.uni-hamburg.de/wiki/index.php/EPortfolios http://www.elearning2null.de/ ePortfolio Beispiele: 1] http://www.efoliominnesota.com/ 2] http://cte.jhu.edu/epweb/tourstart.htm 3] http://www.e-portfolios.org/ 4] http://www.eportfolio.at/ 5] http://www.donau-uni.ac.at/de/department/imb/forschung/eportfolio/index.php 6] http://www.eportfolio.lagcc.cuny.edu/

Linksammlung: Salzburg Research: http://edumedia.salzburgresearch.at/index.php?option=com_content&task=view&id=14

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Mehr Konferenzen

Events: Seminare, Tagungen u.a.

Veranstaltungen zum Thema ePortfolio Konkrete Termine gibt es für das Jahr 2010: 1] Learning Forum London – Juli 2010 http://www.epforum.eu/ 2] AAEEBL ePortfolio Conference Boston – Juli 2010 http://www.aaeebl.org/ 3] ISTE 2010 Denver – Juni 2010 http://center.uoregon.edu/ISTE/2010/

Folgende Institutionen haben das Thema „ePortfolio“ immer wieder als Mittelpunkt oder am Rande zum Thema: 1] EduMedia Salzburg http://edumedia.salzburgresearch.at/ 2] Educamp Deutschland (Adresse für den Event 2010 in Hamburg: http://educamps.elearning2null.de/) 3] University of Wolverhampton http://www.wlv.ac.uk/default.aspx?page=16960 4] St. Jerome’s University http://www.sju.ca/eportfolio.html 5] Australian flexible learning network http://www.flexiblelearning.net.au/event

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ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [40]

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Mehr Literatur

Gedruckte Information: Bücher und Artikel zum Thema

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accountability and preservice teacher preparation. Paper presented at the American Educational Research Association Conference, Chicago, IL.

o Brown, J. O. (2002). Know thyself: The impact of portfolio development on adult learning. Adult Education Quarterly, 52(3), 228-245.

o Canada, M. (2002). Assessing e-folios in the on-line class. New Directions for Teaching and Learning(91), 69-75.

o Chang, C. (2001). Construction and evaluation of a web-based learning portfolio system: An electronic assessment tool. Innovations in Education and Teaching International, 38(2), 144-155.

o Davies, H., Khera, N., & Stroobant, J. (2005). Portfolios, appraisal, revalidation, and all that: A user's guide for consultants. Archives of Disease in Childhood, 90(2), 165-170.

o Ehrmann, S. C. (2006). Electronic portfolio initiatives: A flashlight guide to planning and formative evaluation. In A. Jafari & C. Kaufman (Eds.), Handbook of research on

o ePortfolios (pp. 180-193). Hershey, PA: Idea Group Reference. o Jafari, A., & Kaufman, C. (Eds.). (2006). Handbook of research on ePortfolios. Hershey,

PA: Idea Group Reference. o Hult, Ch. (2001). Using On-line Portfolios to Assess English Majors at Utah State

University. In Electronic Portfolios: Emerging Practices in Student, Faculty, and Institutional Learning. Ed. Barbara Cambridge, Susan Kahn, Daniel Thompkins, and Kathleen Blake Yancey. Washington, DC: American Association of Higher Education, 60-70.

o Lynch, D. C., Swing, S. R., Horowitz, S. D., Holt, K., & Messer, J. V. (2004). Assessing practice- based learning and improvement. Teaching and Learning in Medicine, 16(1), 85-92.

o Rees, C. (2005). The use (and abuse) of the term 'portfolio'. Medical Education, 39(4), 436-436.

o Scholes, J., Webb, C., Gray, M., Endacott, R., Miller, C., Jasper, M., et al. (2004). Making o portfolios work in practice. Journal of Advanced Nursing, 46(6), 595-603. o Tosh, D., Light, T. P., Fleming, K., & Haywood, J. (2005). Engagement with electronic

portfolios: Challenges from the student perspective. Canadian Journal of Learning and Technology, 31(3).

o Wall, K., Higgins, S., Miller, J., & Packard, N. (2006). Developing digital portfolios: Investigating how digital portfolios can facilitate pupil talk about learning. Technology, Pedagogy and Education, 15(3), 261-273.

o Yancey, Kathleen (1998). Reflection in the Writing Classroom. Logan, UT: Utah University State Press.

Eine schöne Übersicht liefert auch die folgende Webseite der Universität Newcastle: http://www.eportfolios.ac.uk/references/?display=eportfolios

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Über Ratgeber 2010

noch ein paar Notizen: Impressum, Kontakt und Copyright

Impressum, Kontakt und Copyright Mark Buzinkay, Grabenweg 4b, 6850 Dornbirn, Österreich www.buzinkay.net [email protected] Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen wenden Sie sich bitte unter obiger e-Mail Adresse direkt an den Autor. Er wird sich so schnell wie möglich bei Ihnen melden. Vielen Dank! Zum Copyright: Sie können dieses Dokument unter Angabe des Urhebers und der folgenden URL (http://www.buzinkay.net/eportfolio.html ) als Quelle gerne vervielfältigen, ausdrucken und weitergeben.