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ergo : Magazin für Menschen mit Energie • 2/2007 HERNER WIRTSCHAFT Scheibe-Stahlservice schneidet Metallkolosse – millimetergenau INNOVATIONEN Warum hierzulande so viele Produktideen floppen WENIGER IST mehr Wie Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet das Klima entlasten Leserservice: So senken Sie den CO 2 -Ausstoß in Ihrem Unternehmen – und Ihre Kosten

ergoMagazin für Menschen mit Energie • 2/2007 · ren soll, einen Pentamaran mit niedrigem Wasserwiderstand. So gleitet die Fähre trotz der 34.000 Tonnen Gewicht eher über als

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  • ergo:Magazin für Menschen mit Energie • 2/2007

    HERNER WIRTSCHAFTScheibe-Stahlservice schneidet Metallkolosse – millimetergenau

    INNOVATIONENWarum hierzulande so vieleProduktideen floppen

    WENIGER IST

    mehrWie Unternehmen im MittlerenRuhrgebiet das Klima entlasten

    Leserservice:So senken Sie den CO2-Ausstoß in Ihrem Unternehmen – und Ihre Kosten

  • ergo: Ausgabe 2/2007

    4 IMPULSEEditorial • Klimaausstellung beschert Museum Besucher-rekord • ergo: verlost Karten für mittelalterliches Spekta-kel • Schwedische Reederei plant Null-Emissions-Fähre •3 Fragen an Dr. Annelen Collatz zu ihrem Persönlich-keitstest für Manager • E-News

    6 BRENNPUNKTWeniger ist mehr: Viele Unternehmen im MittlerenRuhrgebiet gehen in Sachen CO2-Minderung mit gutenIdeen voran. Die ergo: zeigt Beispiele – und hat Tippszusammengestellt, die auch für Sie interessant seinkönnten.

    10 MARKTKundenporträt: Scheibe Stahl-Service in Herne schnei-det tonnenschwere Bauteile – passgenau. Wettbewerb: Die neue Gemeindeordnung in NRW istzum Zankapfel geworden. Tritt sie in Kraft, könnte derWettbewerb auf dem Energiemarkt in Schieflage geraten.Online-Portal: www.rewirpower.de in neuem Designund mit größerer Geschwindigkeit.

    14 TRENDSRessourcen: Welche Energie-Alternativen bieten dieChance, 2050 unseren Bedarf maßgeblich zu decken? Innovationen: Warum manch bahnbrechende Idee inDeutschland verkannt wird – und in anderen Ländernden Rubel rollen lässt.

    18 KURZ & GUTBerdis Business: Viel Spaß im Hamsterrad • rewirflammevario: Gaskosten auf Sparflamme • Erfinderische Energie:Der elektrische Trockenrasierer • Neue Verträge für Son-dervertragskunden • Impressum

    6 Gute Ideen gegen den Klimawandel: Diese Solarfassade undandere Bespiele hat ergo: im Mittleren Ruhrgebiet entdeckt.

    10 Schnittmuster fürKolosse: Scheibe

    Stahl-Service in Herneschneidet Metall-

    bauteile passgenau.

    12 Ausgebremst: Die kommunalenUnternehmen in NRW sehen Wettbe-werb und Versorgungssicherheit inGefahr – wenn die neue Gemeinde-ordnung in Kraft tritt.

  • 4 IMPULSE

    ergo: 2/07

    Das Klima heizt sich auf – auch in derDebatte. Viele Zahlen geistern umher undmanche Widersprüchlichkeiten. Es istschwerer denn je, den Überblick zu behal-ten. Von einem Anstieg des Meeresspiegelsum sieben Meter etwa ist in Al Gores Film-hit „Eine unbequeme Wahrheit“ die Rede,falls die Hälfte Grönlands oder der West-antarktis eisfrei würden. Falls. Davon aberist laut Weltklimabericht – zumindest aufabsehbare Zeit – gar nicht auszugehen. DerBericht prognostiziert – je nach Szenario– einen Anstieg der Weltmeere zwischen18 und 59 Zentimetern bis zum Jahr 2100.

    Also alles in Butter? Wohl nicht. Abervielleicht ist es unangemessen, dass die Be-griffe „Klimawandel“ und „Klimakata-strophe“ in vielen Fällen gleichsam syno-nym verwendet werden. Statt Hysterie zuschüren, sollte der Blick vielleicht eher aufdie Möglichkeiten gelenkt werden, demWandel mit sinnvollen Maßnahmen ent-gegenzuwirken. Um solch einen kon-struktiven Blick auf das Thema ist die er-go: in der aktuellen Titelstory und an an-deren Stellen dieser Ausgabe bemüht. Ei-ne unaufgeregte Lektüre wünscht Ihnen

    Ihre ergo:-Redaktion

    EDITORIAL Besucherrekord und Design-Preis für Archäologiemuseum

    Gewinnen Sie Karten für eine Reise ins Mittelalter!

    Fünf Monate lang werden die Her-ner und ihre Gäste in fürstlichemAmbiente verwöhnt – von Mai bisSeptember lockt der Strünkeder Som-mer. In der besonderen Atmosphä-re des Wasserschlosses wird es denganzen Sommer über ein Programmaus Theaterstücken, Konzerten, Aus-stellungen, Aktionen und Fiestas imFreien geben. Highlights sind unteranderen das Konzert „Ein Sommer-nachtstraum“ der Herner Symphoni-ker am 9. Juni und das Theaterstück„Der Schimmelreiter“ am 13. und14. Juli, frei nach Theodor Storm,umgesetzt von der Neuen Volksbüh-ne Köln.

    Zum krönenden Abschluss kehrtam 15. und 16. September mittelal-terliches Flair ein: Ritter und Edel-männer, Gaukler und Musikanten,Handwerker und Gesellen und na-

    türlich edle Burgfräulein werdenzugegen sein, in ihrem Spektakulumnur unterbrochen von einem neu-zeitlichen Feuerwerk. «

    Für diese Reise in die Vergangenheit ver-lost ergo: 3 x 2 Freikarten. Füllen Sie ein-fach das beiliegende Antwortfax aus.Einsendschluss ist der 27. Juni.

    Historischer Schauplatz des Festivals: das Schloss Strünkede.

    Bereits vor der Veröffentlichung des Weltklimaberichtes derUNO war das Interesse am Thema Klimawandel groß – das be-legen auch die Besucherzahlen des Westfälischen Museums fürArchäologie in Herne: Sie haben sich 2006 gegenüber dem Vor-jahr mehr als verdoppelt, von 46.000 auf 95.000. Einen wesent-lichen Beitrag zu diesem wahren Besucherschub leistete auchdie Sonderausstellung „klima und mensch. leben in eXtremen“,die seit Ende Mai 2006 viele Tausend große und kleine „Zeit-reisende“ anzog.

    Die Schau, die mit Unterstützung der Stadtwerke Herne rea-lisiert wurde, zeichnet auf anschauliche Weise nach, wie engder stete Klimawandel und die Entwicklung der Menschheit mit-einander verknüpft sind.

    Nicht nur in inhaltlicher, sondern auch in ästhetischer Sichtist die Ausstellung herausragend. Das belegt die Silbermedail-le, die ihr der „Deutsche Designer Club“ verliehen hat. Der Preiswird einmal im Jahr für herausragende Leistungen bei der Ver-knüpfung verschiedener Design-Disziplinen vergeben. «

    Ein Tableau der Ausstel-lung: Trotz zeitweise un-wirtlicher Temperaturenwaren unsere Vorfahrennur leicht bekleidet un-terwegs.

  • IMPULSE 5

    ergo: 2/07

    E-NEWS

    Bergbaumuseum wird erweitertDas Bergbaumuseum Bochum wächst: ImSpätsommer starten die Arbeiten für einen1.800-Quadratmeter-An-bau am schon heute welt-größten Bergbau-Fachmu-seum. Er soll die Form ei-nes schwarzen Kubus ha-ben, der wie ein großesSchnittmodell eines Berg-werkes wirkt (rechts imBild). Ab 2009 sollen aufder neuen Fläche dannSonderausstellungen zu se-hen sein, vor allem zu denForschungsergebnissen desMuseums. Eröffnet wer-

    den soll der Bau 2009 mit einer Sonder-ausstellung zu Geschichte und Zukunftdes deutschen Steinkohlenbergbaus.

    Noch mehr Batterien gesammeltDie Zahl der in Deutschland zurückgege-benen verbrauchten Batterien und Akkussteigt weiter. Im vergangenen Jahr konn-te die Stiftung Gemeinsames Rücknahme-system Batterien (GRS Batterien) mehr als13.100 Tonnen gesammelter Altbatterienund Akkus vermelden. Das sind rund 7Prozent mehr als im Jahr 2005 gesammeltwurden. Mit dieser Zahl liegt Deutschlandjetzt schon über dem von der neuen EU-Batterierichtlinie für 2012 vorgegebenenMindestsammelziel. Um auch die von derEU für 2016 festgelegte Sammelquote von45 Prozent zu erreichen, müssen allerdingsnoch mehr Bürger verbrauchte Batterienzu den Sammelstellen bringen.

    3 Fragen an …… Dr. Annelen Collatz, Psychologin und Mitarbei-terin des Projektteams Testentwicklung an der Bo-chumer Ruhr-Universität, die einen Persönlichkeits-test für Top-Manager erarbeitet hat.

    Das Gesamtprofil muss stimmenFrau Collatz, gibt es „den“ Erfolgsmanager?Wenn Sie fragen, ob bestimmte Charaktereigenschaften Ga-ranten für Erfolg sind, dann muss ich das mit Nein beant-worten. Es gibt jedoch Charaktereigenschaften, die mit Erfolgkorrelieren, wie zum Beispiel Risikobereitschaft und Strategie-orientierung. Die Persönlichkeit ist demnach wichtig, aberauch äußere Faktoren wie Netzwerkbildung und die Rolle desPartners haben Einfluss. Entscheidend sind jedoch nicht mög-lichst hohe Werte bei einzelnen Eigenschaften, sondern einstimmiges Gesamtprofil, das zur jeweiligen Aufgabe passt.

    Wer ist die Zielgruppe?Der Test richtet sich an Führungspersonen in großen Unter-nehmen, die ihren eigenen Standort bestimmen möchten,aber auch an die Führungsebene in kleinen und mittelstän-dischen Firmen. Deren Bedingungen für Erfolg sind übrigensoft ganz andere als etwa für einen Vorstandsvorsitzenden.

    Wo ist der Test zu haben?Für die Zukunft ist eine Veröffentlichung als ein Instrumentfür das Coaching und die Auswahl von Führungskräften vor-gesehen. Interessierte Manager können sich aber gerne mel-den, wenn sie kostenfrei an dem Test teilnehmen möchten.

    [email protected] • Tel: (02 34) 32 23-3 63www.testentwicklung.de

    Null-Emissions-Schiff

    Steigende Treibstoffpreise adé: Von 2025 an will die schwe-dische Reederei Wallenius Wilhelmsen die Fähre „Orcelle“ auf dieMeere schicken, die sich mit Solarenergie, Brennstoffzellen undder Kraft der Wellen über das Wasser bewegt.

    Zentrale Energiequelle ist eine Solaranlage mit einer Leistungvon 2,5 Megawatt. Sie ist in drei Türmen auf dem Deck unterge-bracht, die den Wind einfangen und so gleichzeitig wie Segel wir-ken. Liegt das Schiff im Hafen, soll die Solarenergie zur Erzeugungvon Wasserstoff für die Brennstoffzellen genutzt werden, die fürden Strom an Bord sorgen. Auch das Ausnutzen von Wellenbe-wegungen ist geplant.

    Futuristisch das Design: Fünf Rümpfe machen aus dem Schiff,das mit einer Länge von 250 Metern 10.000 Autos transportie-ren soll, einen Pentamaran mit niedrigem Wasserwiderstand. Sogleitet die Fähre trotz der 34.000 Tonnen Gewicht eher über alsdurch das Wasser und kann auch auf den sonst nötigen Ballastzum Ausgleich des Rollens auf See verzichten. «

    Sonnen-Segel im wahrsten Sinne des

    Wortes: Die Computer-simulation zeigt, wie die Solarzellen an Bord der

    „Orcelle“ angeordnet sein sollen.

  • 6 BRENNPUNKT

    ergo: 2/07

    Durch den Kreuzkamp in Bochumweht der Hauch einer Energiewende:In der Siedlung stehen drei moderni-sierte Wohnblöcke nebeneinander, die nichtnur durch ihren frischen Anstrich ins Augefallen. Auf ihren Dächern sind Solaranlageninstalliert, jeweils 60 Quadratmeter Fotovol-taik- und 40 Quadratmeter Solarthermie-Kol-lektoren. Ein ungewohntes Bild – obwohl dieSonnenenergie längst keine Unbekanntemehr ist. Der Hintergrund: Bochums größ-ter Vermieter, die WohnungsbaugesellschaftVBW Bauen und Wohnen, nutzt die Kraft derSonne, um umweltfreundlich Strom zuproduzieren, Warmwasser zu bereiten und dieHeizungsanlagen in den Häusern zu unter-stützen.

    Auf dem Bürgersteig an der Straße stehtDiplom-Ingenieur Helder Fernandes. Der

    Sachgebietsleiter für Heizung, Sanitär undLüftung schaut in seine Unterlagen und rech-net. „Insgesamt betreiben wir in der Stadt cir-ca 1.000 Quadratmeter Solaranlagen. Wir re-duzieren damit den CO2-Ausstoß um rund70 Tonnen pro Jahr“, sagt er. Mit den Kol-lektoren auf Bochums Dächern hat dieVBW gute Erfahrungen gemacht. Doch dasUnternehmen denkt schon weiter: An einemWohngebäude in der Matthias-Claudius-Straße testet es seit kurzer Zeit eine futuris-tisch anmutende Solarfassade.

    Klimaschutz im Kohlenpott – in einer Re-gion, die aufgrund ihrer Wirtschaftsstrukturund Verkehrsdichte zu den größten Energie-verbrauchern in Deutschland zählt, ist we-niger mehr. Die Zeit, in der die Schlotequalmten und Rußwolken die Sonne ver-

    dunkelten, ist zwar vorbei. Doch auch dermittlerweile blaue Himmel kann nicht da-rüber hinwegtäuschen, dass dort immernoch überdurchschnittlich viele Schadstof-fe in die Luft gelangen. In Nordrhein-West-falen ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Kohlen-dioxid zum Beispiel 1,2 Tonnen höher als derBundesdurchschnitt (10,9 Tonnen).

    Das bleibt nicht ohne Folgen: „Die nega-tiven Auswirkungen des Klimawandels wer-den vor allem in Verdichtungsräumen wiedem Ruhrgebiet zu spüren sein“, sagt Privat-dozent Dr. Michael Bruse vom Geographi-schen Institut der Ruhr-Universität Bochum.Der Wissenschaftler prognostiziert, dass dieLeistungsfähigkeit, das Wohlbefinden unddie Gesundheit von Menschen in Städten in

    WENIGER IST

    mehrDer Klimawandel ist im vollen Gange. Viele Unternehmendenken um und verringern ihren Kohlendioxidausstoß. Eine Geschichte über beispielhaftes Verhalten.

  • ergo: 2/07

    Zukunft häufiger, über längere Zeiträume undstärker als bisher beeinträchtigt werden. Bal-lungsräume im Hitzestress, mildere Winteroder mehr Orkane und Überflutungen – dassder Klimawandel im vollen Gange ist, lässtsich nicht mehr ernsthaft bezweifeln. DieUmweltminister von Bund und Ländern ver-ständigten sich im März auf einer Fachtagungin Düsseldorf sogar darauf, dass sie mehr er-reichen wollen, als es die Klimaschutzzieleder EU vorgeben. Demnach soll der Ausstoßdes klimaschädlichen Kohlendioxids bis2020 nicht nur um 20, sondern um 30 Pro-zent gesenkt werden.

    Mehr als das hat bereits die Herner Spar-kasse geschafft. Ihre Hauptgeschäftsstelle aufdem Berliner Platz war bis 2004 energetischgesehen so löchrig wie ein Schweizer Käse:Die Außenwand und Fenster des 1969 erbau-ten Gebäudes waren ungedämmt, der Son-nenschutz veraltet und undicht. „Die unzu-reichende Wärmedämmung führte nicht nurzu einem hohen Energieverbrauch bei der Be-heizung und zu unzureichenden Klimaver-hältnissen in den Sommermonaten. Es ent-standen außerdem noch hohe Energiekostenfür Kunstlicht, weil nur wenig Tageslicht in

    die Büroräume gelangte“, so Architekt Rai-ner Weyers, der für den Umbau des Sparkas-sen-Gebäudes verantwortlich zeichnete. In-nerhalb von 18 Monaten wurde das Büro-haus komplett entkernt, saniert und mit ei-ner modernen Doppelglasfassade ausgestat-tet. Durch die intelligente Bauweise muss dieSparkasse seither im Winter weniger heizenund im Sommer weniger kühlen. Weil es ge-schosshohe Fenster gibt, kann das Geldinsti-tut tagsüber auf künstliches Licht verzichten.„Unseren Energieverbrauch und damit auchden Ausstoß an Kohlendioxid haben wir um

    Vorbildlich: Die Sparkas-se Herne (oben) kann

    dank großer Fensterund Glasdächer auf

    Kunstlicht verzichten.Die VBW Bauen und

    Wohnen (rechts Sachge-bietsleiter Helder Fer-nandes) produziert –

    wie hier mit einer neu-artigen Solarfassade –

    Ökostrom.

  • ergo: 2/07

    ganze 40 Prozent gedrückt“, so Manfred Pot-schadel von der Herner Sparkasse. Ein solchesökologisches Potenzial bieten viele Gebäudein Deutschland: Rund drei Viertel der Wohn-immobilien zum Beispiel wurden vor 1977errichtet, bevor die erste Wärmeschutz-verordnung in Kraft trat.

    Es müssen nicht gleich Werte wie bei derHerner Sparkasse sein. Aber nach Erfahrun-gen der EnergieAgentur.NRW lassen sich injedem Unternehmen je nach Größe undBranche immerhin Einsparpotenziale vonvier bis 30 Prozent finden. Und noch niezahlte sich Energieeffizienz nach Angabender Agentur so schnell aus wie heute. DieAmortisationszeiten für Investitionen inneue Technologien fallen im Schnitt um 20Prozent kürzer aus als noch vor drei Jahren.Ein Beispiel: Für die Unternehmen, die sichbisher am NRW-Landesprojekt Ökoprofit be-teiligt haben, rechnete sich der finanzielleEinsatz für die Umwelt nach durchschnitt-lich etwas mehr als zwei Jahren. Ökoprofitist ein Beratungs- und Qualifizierungs-programm, das Betriebe aller Art und Größebei der Einführung und Verbesserung des

    betrieblichen Umweltmanagements unter-stützt. 622 Firmen haben sich bisher daranbeteiligt. Sie investierten insgesamt etwa 44,2Millionen Euro, größtenteils in Umwelt-schutztechnik. Den Investitionen stehenjährliche Einsparungen in Höhe von mehrals 19,6 Millionen Euro gegenüber. Dochnicht nur das ist beeindruckend: Die Unter-nehmen reduzierten den Wasserverbrauchum gut 1,5 Millionen Kubikmeter, die Rest-müllmenge um fast 37.000 Tonnen und dieEmission von Treibhausgasen um rund84.000 Tonnen CO2 jährlich. An Ökoprofitbeteiligen sich kleine Handwerksbetriebeebenso wie Stadtwerke, Krankenhäuser, Ho-tels oder auch der Allwetterzoo in Münster.

    Während viele Unternehmen erst in denvergangenen Jahren den Klimaschutz für sichentdeckt haben, pflegt die Wittener Friedr.

    Lohmann GmbH Werk für Spezial- & Edel-stähle eine lange Tradition. Sie betreibt ihnsozusagen von Haus aus – und das seit 1859.In dem Jahr erwarb der damalige Inhaber dasverbriefte Recht für die Nutzung eines Was-serrades, das zu einer aus dem 18. Jahrhun-dert stammenden Kornmühle gehörte, umdie Wasserkraft der Ruhr für seinen Stahlbe-trieb nutzen zu können. Die 1790 gegründe-te Firma siedelte sich in unmittelbarer Nach-barschaft der Mühle an und betreibt dortnoch heute eine Wasserkraftanlage.

    Bis Anfang der 1990er-Jahre erzeugtendrei Turbinen Strom für eigene Zwecke; ei-ne trieb den Walzbetrieb der Firma direkt an.1992 modernisierte das Unternehmen seineWasserkraftanlage aufwendig und rüstete aufeinen vollautomatischen Betrieb aller vierTurbinen um. Die regenerative Energiequel-le produziert jährlich 4,5 Millionen Kilowatt-stunden umweltfreundlichen Strom. Da-von könnten rein rechnerisch 1.200 Haushal-te zehren. „Mit jeder Kilowattstunde vermei-den wir ein Kilogramm Kohlendioxid“, sagtGesellschafter Günter Lohmann-Hütte. SeitEinführung des Erneuerbare Energiengeset-zes (EEG) vor sieben Jahren speist das Unter-nehmen den komplett eigenerzeugten Stromins öffentliche Netz ein und kauft als Kun-de der Stadtwerke Witten den Anteil an Ener-gie zurück, den es selbst für den Betrieb be-nötigt. Nach demselben Prinzip verfährt auchdie VBW in Bochum mit ihrem durch dieKraft der Sonne produzierten Strom.

    Im Ruhrgebiet gehen die Unternehmenund Institutionen ganz unterschiedlich mit

    Die Wittener Firma Lohmann betreibt aufder Grundlage eines uralten Wasserrechtseine Wasserkraftanlage. Damit produziertsie im Jahr 4,5 Millionen Kilowattstundenumweltfreundliche Energie – und vermei-det 4.500 Tonnen CO2.

    leserserviceDie Energiesparpotenziale in deutschen Unternehmen sindnach wie vor hoch. Gerade in Zeiten hoher Energiepreisezahlen sich Maßnahmen zur Energieoptimierung daher aus.Und wo Energie gespart wird, entsteht auch weniger CO2.Aber wo ansetzen? Einen kompetenten Überblick über dieStellschrauben, an denen Sie drehen können, hält ergo: inKooperation mit der Energie.Agentur.NRW für Sie bereit.

    Mit beiliegendem Antwortfax können Sie diesenkostenlosen Service bei uns abrufen.

    In Kooperation mit:

  • BRENNPUNKT 9

    ergo: 2/07

    gutem Beispiel voran. Für viele ist Sparen dieumweltfreundlichste Energie. Andere leistenmit ihren Produkten einen wichtigen Beitrag.Die Eickhoff Maschinenfabrik in Bochumzum Beispiel stellt erfolgreich Getriebe fürWindräder her, die Herner Firma Waterkot-te zählt zu den ganz Großen auf dem Marktder Wärmepumpen. Und in Dorstenschraubt Loremo am 1,5-Liter-Auto; den Pro-totypen will das Unternehmen im Herbst aufder Internationalen Automobil Ausstellung(IAA) in Frankfurt präsentieren.

    Nicht zu vergessen die Forschung. Dr. Mi-chael Bruse hat zusammen mit Wissenschaft-lern der Universitäten Freiburg und Kassel indiesem Jahr das Projekt KLIMES gestartet. Sieuntersuchen die Anforderungen des Klima-wandels an den Städtebau und die Stadtpla-nung von morgen. Zeitgleich entwickeln In-genieurwissenschaftler der Universität Duis-burg-Essen umweltfreundliche Alternativender Energieübertragung von Hochsee-Wind-parks zum Festland. Keine Frage: Diesen Vor-bildern dürfen gerne noch weitere folgen.Denn wenn es um den Klimaschutz geht,kann es an Engagement und Innovationennie genug geben. «

    Wasserkraft aus der SteckdoseRekord: 2006 ist in Deutschland rund 15 Prozent mehr Ökostrom produziert wor-den als im Vorjahr. Die erneuerbaren Energien lieferten im vergangenen Jahr 73,2(2005: 63,5) Milliarden Kilowattstunden und deckten damit circa zwölf Prozentdes gesamten Stromverbrauchs. Für Ökostrom begeistern sich immer mehr Un-ternehmen, Institutionen und Privathaushalte in Deutschland. Der Grund: Es istein einfacher und effektiver Weg, um das Klima zu entlasten. Umweltfreundliche Energie gibt es auch bei den Stadtwerken Bochum, Herne undWitten. Sie stammt aus Österreich und wird dort ausschließlich aus Wasserkrafthergestellt. Lauf- und Speicherkraftwerke wandeln die natürliche Fließkraft desWassers aus Flüssen wie Donau, Inn und Salzach mithilfe von Turbinen in elektri-sche Energie um. Ökostrom aus Wasserkraft ist leicht zu haben: Privatkunden können für nur ei-nen Euro zusätzlich im Monat komplett auf die saubere Energie umsteigen. Auchihren Geschäftskunden bieten die Stadtwerke das Produkt zu attraktiven Kondi-tionen an.

    Klimaschutz mit jedem KilometerFahren mit Erdgas findet immer mehr Anhänger. Mittlerweile sind in Deutschlandmehr als 50.000 Fahrzeuge mit dem umweltfreundlichen und günstigen Kraft-stoff unterwegs: Pkw, Lkw, Busse. Flottenbetreiber, die ihren Fuhrpark auf Erd-gasantrieb umstellen, leisten einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz. Denndie gasbetriebenen Fahrzeuge schneiden in der Klimabilanz deutlich besser ab alsBenziner oder Diesel: Sie produzieren bis zu 80 Prozent weniger ozonbildende Ab-gase, bis zu 90 Prozent weniger Kohlenmonoxid und bis zu 25 Prozent wenigerKohlendioxid. Umsteiger schonen außerdem auch den Geldbeutel: Mit Erdgas fährtman um etwa die Hälfte günstiger als mit Benzin. Der alternative Kraftstoff ist nochbis 2018 steuerlich begünstigt.Nicht nur das Bundesumweltministerium unterstützt das umweltfreundliche Gas-geben. Auch die Stadtwerke erleichtern den Wechsel mit einem Erdgaszuschussbei Erwerb eines Neufahrzeugs oder Umrüstung eines maximal drei Jahre altenFahrzeugs.

    Möchten Sie mehr erfahren über Ökostrom aus Wasserkraft fürUnternehmen oder über Flottenlösungen mit Erdgas? Dann nutzenSie unser Antwortfax!

    WENIGER IST

    mehrSie möchten CO2 vermeiden?

    Diese Angebote der Stadtwerke helfen Ihnen dabei.

  • Drei Millimeter beträgt dieToleranz beim Zuschnitt.Haben die Schweißmaschi-nen ihr Werk beendet, wer-den die Stahlteile manuellnachbearbeitet.

    ergo: 2/07

    Scheibe Stahl-Service In einer

    Herner Industriehalle werden aus

    wuchtigen Stahlkolossen etwas we-

    niger wuchtige Stahlkolosse. Das

    Unternehmen schneidet massive

    Bauteile für Anlagen und Maschi-

    nen – und das äußerst präzise.

    In der riesigen Halle dampft und lärmt es.Es wird geschweißt und geflext, meterlan-ge massive Stahlplatten liegen auf Stapelngehäuft, und über all dem thronen zwei rie-sige Lastkräne, die die eisernen Kolosse mitihren immensen Magneten von A nach Btransportieren. „Wir schneiden Stahl …“,setzt Geschäftsführer Arnd Scheibe an, bevorihn eine aufheulende Schleifmaschine unter-bricht. „… für Maschinen und Anlagen“,führt er etwas lauter den Satz zu Ende.

    Eigentlich braucht es ein anderes Wort als„Schneiden“, denn das macht man auch mitdem Messer, und was die Herner ScheibeStahl-Service GmbH & Co.KG schneidet, istalles andere als ein zartes Stück Steak. Schei-be schneidet rohe Stahlplatten, die bis zu 26Zentimeter dick sind. Bei solchen Dimensio-nen geschieht das Schneiden nicht geradewie durch die sprichwörtliche Butter, dochdie insgesamt drei Schweißautomaten erle-digen ihren Job präzise. „Wir arbeiten mit ei-ner Toleranz von drei Millimetern“, ruftScheibe.

    Mit einem der drei Lastkräne, die sich aufmächtigen Streben unter dem Hallendach be-wegen, hieven die Mannen gerade einen ton-nenschweren Stahlblock auf das Laufband ei-ner der Schweißmaschinen. Ein Schnittmus-ter wird in den Computer eingegeben unddann verwandeln drei Schweißflammengleichzeitig den rohen Koloss in einen nichtganz so rohen Koloss.

    „Das wird eine Grundplatte für einWindkraftrad“, erklärt Scheibe. Was sonst dieHalle verlässt, ist für ähnlich wuchtige Din-ge bestimmt: Teile für Bohrinseln, für Schrott-

    Die Stahlschneider

    6.000 Tonnen Rohware liegen im Lager von Scheibe Stahl-Services direkt am Rhein-Herne-Kanal. Geschäftsführer Arnd Scheibe sorgt mitseinen 35 Angestellten dafür, dass daraus präzis geschnittene Teile für Maschinen und Anlagen werden.

  • MARKT Kundenporträt 11

    ergo: 2/07

    pressen und andere Maschinen entstehenhier.

    Seit 2004 gibt es das Spezialunternehmenin Herne, seine Geschichte hingegen ist et-was älter. „Mein Vater handelte mit Stahl. Dastun wir heute noch, doch 1992 kam das An-gebot, die Kölner Firma Crampe zu überneh-men“, erzählt Scheibe junior in der ruhige-ren Lagerhalle neben der Fertigung. Cram-pe hatte sich in dem Nischengeschäft Stahl-zuschnitt einen Namen gemacht, und damalsgriff Scheibe senior zu. Seinen Sohn, der ge-rade sein Studium der Betriebswirtschaft be-endete, holte er mit ins Boot, und gemein-sam stemmten Vater und Sohn die Übernah-me. Vor drei Jahren zog das Unternehmendann vom Rhein an den Rhein-Herne-Kanalins Industriegebiet Friedrich der Große inHerne-Börnig. Einige der Mitarbeiter, insge-samt 35 in Fertigung und Verwaltung, kom-men noch heute aus Köln zur Arbeit gefah-ren.

    Rund 2.000 Tonnen Stahl verarbeitet dieFirma pro Monat präzise zu dem, was dieKunden benötigen. Nicht alles sind großeMaschinenteile, auch kleinere Zuschnittewerden erledigt. Doch auch diese „Kleintei-le“ wiegen mehrere Hundert Kilogramm. Al-lein aus dem Verschnitt, der beim Schneidenvon Löchern, Ecken und Kanten entstehtund in einer Ecke der Halle gesammelt wird,ließen sich ein paar Dutzend Autos bauen.

    „Das geht zurück zum Stahlwerk“, sagtArnd Scheibe. Es wird eingeschmolzen undlandet irgendwann in anderer Form wieder

    in Scheibes Lager. Das wird nicht, wie manmeinen könnte, von einer Hütte im Ruhrge-biet gefüllt – der Lieferant sitzt im Saarland.Der Grund: „Wir brauchen Stahl mit beson-deren Eigenschaften.“ Besonders fest müssendie Stähle sein und besonderen Belastungenwie salzigem Meerwasser standhalten, sollendie Teile auf Offshore-Plattformen eingesetztwerden. Zwar stelle auch ThyssenKrupp sol-che Stähle her, aber nur in kleineren Men-gen für feste Abnehmer.

    Etwa alle zwei Wochen liefert das Stahl-werk die Rohware per Schiff an. Geht allesgut, dauert die Fahrt vom Saarland hinab insRuhrgebiet rund zweieinhalb Tage. Im Ver-gleich zum LKW-Transport eine kleine Ewig-keit, doch dafür entladen sich aus dem Bauchder Schiffe gleich bis zu 2.000 Tonnen.

    Die Anlieferung per Schiff ist auch derGrund, warum Scheibe außer Hallen und Ver-waltung ein Stück Kanal besitzt: 2.500 Qua-dratmeter sind als Anlegestelle gemietet. DasHallendach wurde über das Festland hinausgebaut, damit der Kran, der sich unter demDach der Lagerhalle bewegt, die Schiffe ent-laden kann – und das immer im Trockenen.

    Die Kräne seien es auch, die bei Scheibeam meisten Energie verbrauchen. DieSchweißmaschinen erledigen ihre Arbeit

    mit Gas und verbrennen davon einiges, dochdie Magneten der Kräne bräuchten „unge-heuer viel Strom“, so Scheibe. Klar, dass einenergieintensives Unternehmen über die ak-tuelle Preisentwicklung auf den Energiemärk-ten nicht gerade glücklich ist, doch anders-wo drückt es noch mehr: „Wir spüren denderzeitigen Engpass bei Stahl“, sagt Scheibe.Vor allem China und Indien kaufen immen-se Mengen auf dem Weltmarkt ein, die Prei-se sind weltweit gestiegen.

    Immerhin aber muss Scheibe keine Lie-ferengpässe befürchten. Als jahrelangemAbnehmer für die Fertigung als auch denHandel sind die benötigten Mengen sicher.Und für alle Fälle liegt am Lager eine Reser-ve – 6.000 Tonnen insgesamt. Bei Scheibe isthalt alles etwas größer. «

    KONTAKTScheibe Stahl-Services GmbH & Co. KGFriedrich der Große 8a44628 Herne(02323) 98799-0(02323) 98799-99info@scheibe-stahl-service.dewww.scheibe-stahl-service.de

    „Wir spüren den derzeitigenEngpass bei Stahl.“Arnd Scheibe, Geschäftsführer der Scheibe-Stahlservice GmbH & Co. KG

    Selbst der Verschnittwird bei Scheibe Stahl-Services in Tonnen ge-wogen. Er geht zurückins Stahlwerk undwird wieder einge-schmolzen.

  • 12 MARKT Wettbewerb

    ergo: 2/07

    Gemeindeordnung Die Landes-

    regierung will den Handlungs-

    spielraum kommunaler Betriebe

    einschränken. Die Stadtwerke

    befürchten Stillstand und Wett-

    bewerbsverzerrung.

    Selbst Strom produzieren, um langfristiggünstige Preise zu erzeugen? Schwimm-bäder über Wasser halten, damit in derStadt das Freizeitangebot nicht noch weiteruntergeht? Sich für Sport und Kultur enga-gieren sowie den Personennahverkehr unter-stützen, damit das öffentliche Leben nichtzum Stillstand kommt? Das und mehr könn-te für Stadtwerke und andere kommunale Be-triebe in Nordrhein-Westfalen bald vorbeisein – wenn die Landesregierung wie geplantdie Gemeindeordnung ändert.

    Teil des zurzeit diskutierten Reformpaketsist es, die wirtschaftliche Tätigkeit dieser Wirt-schaftsunternehmen drastisch einzuschrän-ken. Städte und Gemeinden sol-len nur noch dann aktiv wer-den, wenn ein „dringender öf-fentlicher Zweck“ dies erfordertund kein privater Anbieter dieLeistung in vergleichbarer Formerbringen kann. Ein schwam-miger und umstrittener Punkt,den das Düsseldorfer Kabinettim Januar absegnete. Gibt derLandtag im Herbst grünes Licht,springt für die kommunalen Be-triebe in NRW bei vielen Ge-schäftstätigkeiten der Schalter auf „Aus“.

    „Unsere Bemühungen, die Versorgungs-sicherheit zu gewährleisten, sind in Gefahr“,sagt Leo Mating, Vorstand der StadtwerkeHerne. Ein Beispiel: Das Versorgungsunter-nehmen arbeitet daran, den Wettbewerb aufdem Energiemarkt zu fördern und die Prei-se langfristig stabil zu halten.

    Dazu dient unter anderem die Beteiligungan einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerkin Hamm oder der Erwerb unterirdischer Gas-kavernen. Indem die Stadtwerke zu einemTeil selbst Strom produzieren, werden sieselbstständiger in der Preisgestaltung und un-abhängiger von den Energieriesen (siehe er-go: 1/07). Und mit dem Gas aus dem eige-nen Speicher können sie Leistungsspitzengünstiger auffangen, weil sie dann nicht vomteureren Vorlieferanten beziehen müssen.

    „Solche Projekte könnten dem Rotstiftder neuen Gemeindeordnung zum Opfer fal-

    len“, so Leo Mating. Der vonder Landesregierung zugesi-cherte Bestandsschutz bedeutereinen Stillstand, weil sich diekommunalen Betriebe nichtmehr entwickeln könnten.

    Weniger Wettbewerb, geringere Versor-gungssicherheit – noch mehr steht auf demSpiel, wenn der Handlungs-spielraum der Kommunalunter-nehmen eingeschränkt wird:Den Stadtwerken wäre es zumBeispiel nicht mehr möglich,das große gesellschaftliche undsoziale Engagement oder den in-tensiven Kundenservice im bis-herigen Umfang aufrechtzuer-halten. Sie gingen zudem Zulie-ferern, Handwerks- und Dienst-leistungsbetrieben an vielenStellen als regionaler Auftragge-ber verloren.

    Und nicht zu vergessen: Die Gewinne derStadtwerke fließen in die Kasse der Kommu-nen als deren Anteilseigner. Denen brächensomit Einnahmen weg, mit denen sie Ein-

    richtungen wie Bibliotheken und Sportstät-ten oder den öffentlichen Nahverkehr bezu-schussen. Die Bürger müssten dann wohl tie-fer in die Tasche greifen.

    Um auf die Folgen der geplanten Reformhinzuweisen, wirken die Stadtwerke beim Ak-tionsprogramm „Nur fair bringt mehr“ der230 NRW-Stadtwerke mit. Ein Zeichen setz-ten sie im März in Düsseldorf. Dort mach-

    ten 25.000 Führungskräfte undMitarbeiter von Städten, Ge-meinden und kommunalenUnternehmen ihrem Unmutlautstark vor dem Landtag Luft.

    Die einhellige Meinungbrachte der Neusser Bürger-meister Herbert Napp so aufden Punkt: „Es geht nicht an,dass jetzt verboten wird, was inJahrzehnten Gutes geleistetwurde.“ «

    „Versorgungssicherheitin Gefahr“

    Mit einer Anzeigenkampagne machen die Stadtwerke in NRW zurzeitauf die Risiken aufmerksam, die die geänderte Gemeindeordnung birgt.

  • MARKT Onl ine 13

    ergo: 2/07

    Internet Mehr als ein Frühjahrs-

    putz: www.rewirpower.de, das Por-

    tal fürs Ruhrgebiet, zeigt sich jetzt

    im neuen Design schneller und nut-

    zerfreundlicher denn je.

    Mit leuchtenden, warmen Farbenempfängt rewirpower.de seine Be-sucher – frisch und unverwechsel-bar, ganz im Sinne der Energiemarke derStadtwerke Bochum, Herne und Witten. Aberauch hinter den Kulissen hat sich einiges ge-tan – die Website wurde auf eine komplettneue technische Plattform gehoben. Dasmerkt man zum Beispiel an der Geschwin-digkeit, mit der die Seiten auf dem Bildschirmerscheinen. „Der Seitenaufbau ist nun bis zuzehnmal schneller“, erklärt Christian Markvom Stadtwerke-Team, der die Umstellungbetreut hat.

    Besonderes Augenmerk wurde außerdemauf das Thema Barrierefreiheit gelegt. Kon-

    kret heißt dies, dass Internetnutzer, die nicht(mehr) gut sehen, die Schrift nun beliebigvergrößern können. Dank klar strukturierterSeitenaufteilung finden sich selbst Blinde, diesich vom Computer die Webseiten vorlesenlassen, im Portal gut zurecht. Auch Menschenmit Farbfehlsichtigkeit – immerhin circa vierProzent der Bevölkerung – haben mit demausreichend kontrastreichen Seitendesignkeine Probleme.

    Für die Stadtwerke liegt Barrierefreiheitganz auf der Linie ihrer Unternehmensphi-losophie. „Wir übernehmen damit ein Stücksoziale Verantwortung“, betont Ingo Adam,Marketingleiter der Stadtwerke Bochum undverantwortlich für rewirpower.de. Jeder sol-le an den Informationsmöglichkeiten des In-ternets teilhaben.

    Das Portal mit seinen Regionalnachrich-ten, Tipps, Energiethemen und weiteren Ser-vices ist erste Adresse für alle, die wissen wol-len, was im Revier passiert. Jeden Monat steu-ern mehr als 100.000 Internetnutzer rewir-power.de an. Und für sie alle hat das Web-Team die Nutzerfreundlichkeit weiter opti-miert. Zwei Beispiele: Für eine Reihe von Ab-kürzungen und Fachbegriffen öffnet sichdurch einen Mausklick ein kleines Fenstermit einer kurzen Erläuterung. Die Suchfunk-

    tion bietet jetzt mehr Möglichkeiten, um Be-griffe miteinander zu kombinieren undnoch genauere Treffer zu erhalten.

    Technisch stets auf der Höhe der Zeit zusein, lautet der Anspruch der Stadtwerke – dasgilt für das Leitungsnetz genauso wie für Ge-schäftsprozesse und Online-Medien. Ende desvergangenen Jahres gab es laut Bundesnetz-agentur in Deutschland 14,3 MillionenBreitbandanschlüsse. Der BranchenverbandBITKOM rechnet damit, dass sich diese Zahlbis 2010 auf 21 Millionen erhöhen wird. Dasheißt auch: Das Internet wird für immermehr Menschen selbstverständlicher Teil desAlltags. Ihnen kommen die Stadtwerke ent-gegen – beispielsweise mit dem Online-Kun-dencenter: Mehr als 12.000 Bochumer, Her-ner und Wittener haben sich bereits regis-triert und können alles Wesentliche rundums Thema Energie bequem von zu Hausevia Internet regeln. Ingo Adam: „Wieder ein-mal positionieren sich die Stadtwerke als Un-ternehmen, das offensiv auf Zukunftstechno-logien setzt.“ «

    rewirpower.de 2.0

    Mehr Geschwindigkeit,weniger Barrieren: das neue Design vonwww.rewirpower.de

  • 14 TRENDS Energie

    ergo: 2/07

    Die Energie von morgen – danach su-chen Wissenschaftler weltweit. Weildie fossilen Ressourcen schwinden,versuchen sie zum Beispiel, Wasserstoff ausAlgen zu gewinnen oder in einem Osmose-kraftwerk die Gegensätze von Süß- und Salz-wasser für die Stromerzeugung zu nutzen.Wohl nirgends aber wird sich künftig die For-schungsarbeit so ballen wie im südfranzösi-schen Caradache. Dort soll in gut zehn Jah-ren der Forschungsreaktor „Iter“ in Betriebgehen. Das Ziel des milliardenschwerenGroßprojekts: die Verschmelzung von Was-serstoffatomen, wie sie in ähnlicher Weise inder Sonne stattfindet.

    Kernfusion – das wäre eine schier uner-schöpfliche Energiequelle. Ein GrammBrennstoff würde nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Gar-ching rund 90.000 Kilowattstunden Energiefreisetzen. Das entspricht der Verbrennungs-wärme von elf Tonnen Kohle. Doch um einFusionsfeuer auf Erden zu entfachen, müs-sen die Forscher schwierige Aufgaben lösen.Zuerst ist elektrisch geladenes Gas nötig, dasauf 100 Millionen Grad erhitzt wird. Dannmüssen starke Magnete den Brennstoff, einPlasma aus den Wasserstoffsorten Deuteriumund Tritium, mitten in der Fusionskammerin der Schwebe halten. Bis Mitte des Jahrhun-derts wollen die Wissenschaftler ermitteln,ob eine Kernfusionsanlage rentabel zu betrei-ben ist. Erst danach könnte ein Kraftwerk ge-baut werden, das tatsächlich Strom ins Netzeinspeist.

    Bis aber mit der Kernfusion die Sonne aufdie Erde kommt, müssen natürliche Kräftedie Energieversorgung der Zukunft stützen.Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und Erdwär-me: Das sind die erneuerbaren Energien, de-nen Umweltexperten für die kommendenJahre gewaltiges Potenzial attestieren. Siekönnten 2050 die Hälfte des Strom- und Wär-meverbrauchs decken. Die ergo: stellt Ihnendie Hoffnungsträger im Energiesektor vor:

    WindkraftSie gilt als Arbeitstier unter den regenerati-ven Energien im deutschen Stromsektor.Doch ihre Zukunft liegt nicht an Land, son-dern weit draußen auf dem Meer. 15 Off-shore-Projekte hat das Bundesamt für See-schifffahrt und Hydrographie (BSH) in derNord- und Ostsee genehmigt. Weitere 25 An-träge liegen noch vor. Mittlerweile baut diedeutsche Windkraftschmiede Enercon Ma-schinen, die sechs Megawatt liefern. Bei vol-ler Leistung produzieren sie 15 Millionen Ki-lowattstunden im Jahr – was dem Energie-verbrauch aller Haushalte einer 15.000-Ein-wohner-Stadt entspricht. Der Offshore-Wind-strategie des Umweltministeriums zufolgesollen in den nächsten drei Jahren 2.000 bis3.000 Megawatt errichtet werden. Bis 2030sollen – zu den derzeit rund 20.000 Megawattan Land – weitere 20.000 bis 25.000 Mega-watt im Meer dazukommen. Der Anteil derWindkraft am deutschen Strommix (2006 =5 Prozent) wird dann zweistellig sein.

    WasserkraftTraumnoten in der Effizienz zeichnen dieWasserkraft aus. Turbinen und Generatorenkönnen bis zu 90 Prozent der Energie, die imnassen Element steckt, in Strom umwandeln.Die Wasserkraft ist die zurzeit mit Abstandwichtigste regenerative Energie und liefertheute weltweit circa 20 Prozent des Stroms.Das wirtschaftlich nutzbare Potenzial ist Ex-perten zufolge erst zu einem Drittel ausge-schöpft. Große Reserven gibt es vor allem inAfrika, Südamerika und Asien. In Deutsch-land hingegen fehlt für neue Kapazitäten derPlatz, weshalb hierzulande nur noch gerin-ge Zuwächse prognostiziert werden. 2006 lie-ferte der Klassiker unter den regenerativenEnergien rund 22 Terawattstunden Strom (1TWh = 1 Mrd. KWh), das waren 3,5 Prozentdes gesamten Verbrauchs. Große Hoffnungensetzen Wissenschaftler in die Nutzung derWasserkraft im Meer: Zurzeit werden ver-schiedene Wellen- und Strömungskraftwer-ke erprobt.

    Natürliche EntlastungRessourcen Visionen brauchen Zeit, bis sie Wirklichkeit werden:

    Die Energieversorgung der nahen Zukunft sichert deshalb nicht die

    Kernfusion, sondern die Kraft der Natur.

  • TRENDS Energie 15

    ergo: 2/07

    SonnenenergieDer Trend ist beeindruckend: In nur vier Jah-ren hat sich die Stromerzeugung aus Sonnen-licht deutschlandweit vervierfacht. Gut zweiTerawatt leisten die Kollektoren auf den Dä-chern zwischen Alpen und Nordsee bereits.Nach wie vor ist die Solarenergie nur eineHilfskraft bei der Stromproduktion (0,3 Pro-zent) und Fotovoltaik vergleichsweise kost-spielig. Doch technische Innovationen drü-cken die Preise. Der Solarstrom wird imSchnitt jährlich fünf bis sieben Prozent güns-tiger und somit für Verbraucher immer at-traktiver. Eine Studie über das langfristige Po-tenzial erneuerbarer Energien des Umweltmi-nisteriums hält es für realisierbar, dass 2050die Strahlen der Sonne 105 TWh Strom pro-duzieren. Die Branche denkt bereits in gro-ßen Dimensionen: Im sächsischen Mulden-talkreis will die Mainzer juwi solar GmbH mit40 Megawatt das größte Fotovoltaikkraftwerkder Welt bauen.

    BiomasseDie Biomasse ist ein Multitalent. Das orga-nische Material kann als fester (Holz), flüs-siger (Gülle) oder gasförmiger (Biogas) Ener-gieträger in Strom, Wärme oder als Kraftstoffgenutzt werden. Mit 15,5 TWh und einemAnteil von 2,5 Prozent am gesamten Strom-verbrauch ist die Biomasse die Nummer dreiunter den regenerativen Energien. Der nach-wachsende Rohstoff ist besonders geeignetfür den Einsatz in Kraft-Wärme-Kopplungs-anlagen, wo Strom und Wärme gleichzeitigproduziert werden. Seine Bedeutung wirdnoch wachsen: Das Umweltministeriumsieht ein Potenzial von 60 TWh bei derStrom- und sogar 200 TWh bei der Wärme-produktion. Zurzeit boomt der Anbau speziel-ler Energiepflanzen. Eine große Hürde stelltallerdings noch der hohe logistische Aufwandbeim Sammeln und Transportieren des Roh-stoffes dar.

    GeothermieDie Urkraft aus der Tiefe stößt auf immer grö-ßeres Interesse. Schließlich liegt unter derErdoberfläche ein enormes Energiepotenzi-al: In 3.000 bis 4.000 Metern Tiefe herrschenTemperaturen zwischen 100 und 170 GradCelsius. Für die Stromerzeugung ist die Erd-wärme besonders interessant, weil sie rundum die Uhr und unabhängig von Jahreszei-ten, Wetter oder Klima zur Verfügung steht.Weltweit werden bereits etwa 8.000 Mega-watt Strom aus Geothermie gewonnen –überwiegend in Ländern wie Island, den USAund Japan. Das erste Kraftwerk jedoch ent-stand 1923 in der Toskana, wo sich das Mag-ma relativ dicht unter der Erde befindet. InDeutschland wird bislang erst in Neu-stadt/Glewe aus Erdwärme Strom erzeugt.Doch laut Umweltministerium könnten inZukunft mit 1.000 Anlagen gut und gerne200 TWh Strom erzeugt werden. Zudem lie-ße sich nach einer Untersuchung des Geo-forschungszentrums Potsdam bis zu 29 Pro-zent des Wärmebedarfs aus derzeit bekann-ten Thermalwasserquellen decken.

  • 16 TRENDS Wirtschaft

    ergo: 2/07

    Innovationen Warum hierzulande

    so viele Produktideen floppen – und

    warum Firmen in anderen Ländern

    mit deutschen Entwicklungen viel

    Geld verdienen.

    Wieso hat eigentlich Siemens nichtden iPod gebaut? Die mp3-Tech-nologie, Basis für das Hörwunderder amerikanischen Firma Apple, ist schonseit 1982 bekannt. Entwickelt wurde sie un-ter anderem am Fraunhofer-Institut in Erlan-gen. Jetzt verdient Apple stattliche Summenmit dem Verkauf der iPods, im letzten Quar-tal 2006 setzte die Firma damit über 1,5 Mil-liarden US-Dollar um. Deutsche Firmensind Weltmeister im Erfinden, doch sie las-sen sich immer und immer wieder die But-ter vom Brot nehmen. Das hat eine Studiedes Bochumer Instituts für angewandte In-novationsforschung jetzt bestätigt.

    Die Wissenschaftler des Instituts haben1.200 Betriebe befragt. Nur 13 von 100 neu-en Produkt-Ideen würden auch am Marktumgesetzt, und nur jede zweite Umsetzungerweise sich als wirtschaftlich. Gleichzeitiggebe es auffallend erfolgreiche Produkte, de-nen im Entwicklungsstadium keiner den Er-folg zugetraut habe. Die Studie sei zwar nichtrepräsentativ, aber andere, internationale Stu-dien bestätigten ihre Ergebnisse, so die For-scher. „Es ist ein Phänomen, dass deutscheErfindungen im Ausland zu Erfolgen wer-den“, sagt Prof. Dr. Markus Schwering, Ge-schäftsführer des Bochumer Instituts für an-gewandte Innovationsforschung.

    Zum Beispiel Andreas Pavel. 1977 erfandder Deutsche den „Stereobelt“. Eine „elektro-akustische Anlage für die hochwertige Wie-dergabe von Hörereignissen“, so lautet aberdie Patentschrift aus dem Jahr 1978. Gemeintist ein tragbares Gerät, das Kassetten abspielt.Sony brachte 1979 ein ähnliches Produkt he-raus und nannte es publikumswirksam„Walkman“. 2004 einigten Sony und Pavelsich auf einen außergerichtlichen Vergleich.

    Oder das Faxgerät: Rudolf Hell er-fand es 1929. Heute gibt es keinendeutschen Hersteller mehr. Auch derHybridantrieb, eine Mischung ausBenzin- und Elektromotor für Autos,lässt sich bis ins Jahr 1896 zu Ferdi-nand Porsche zurückverfolgen. Vieledeutsche Hersteller experimentierten inden 80er-Jahren mit Prototypen. Toyotaaber hat seit 1997 ein Hybrid-Serienfahrzeugim Rennen.

    Was hemmt die Deutschen, aus ihren Ide-en Kapital zu schlagen? „In Deutschland gibtes eine gewisse Technikaversion“, diagnosti-ziert Dr. Oliver Koppel, Innova-tionsökonom am Insti-tut der deutschenWirtschaft Köln.„Deutsche gehö-ren ungern zuden ersten zehnProzent, die einneues Produkt aus-probieren. Deutschekaufen gerne qualitätsbe-wusst.“ Und diese Qua-lität gebe es eben erst,wenn sich dasProdukt durch-gesetzt habe.

    Land der verkannten Ideen

  • TRENDS Wirtschaft 17

    ergo: 2/07

    „Das gleiche findet auf der Produktionsseiteder Unternehmen statt“, stellt Koppel fest.

    Auch Professor Markus Schwering sieht„Veränderungsresistenz und Risikoscheu“bei deutschen Untenehmen. Er führt denHaushaltsprodukte-Hersteller Melitta insFeld, der vor allem für Kaffeefilter bekannt ist.Eben diesen erfand Melitta Benz aus DresdenAnfang des 20. Jahrhunderts. Vor gut 20 Jah-ren habe es „schwache Signale“ auf demMarkt gegeben, dass eine Ein-Tassen-Zuberei-tung möglicherweise im Kommen sei, soSchwering. Für Melitta war das aber schlecht.Denn wer würde nach Kaffepad & Co. noch

    Filtertüten kaufen? Also hat eben die nie-derländische Firma Philips die Senseo-

    Maschine auf dem deutschen Marktetabliert. „An Kapital hat es nicht ge-fehlt“, winkt Schwering ab, „manch-mal stehen Denkmäler der Vergan-

    genheit dem Erfolg der Zukunft imWeg.“ Gleichzeitig wirbt er für Ver-

    ständnis, zum Beispiel für den Kaffee-filter-Abteilungsleiter, der seinen Job

    und den seiner Leute in Gefahr sieht.

    Nirgendwo sonst auf der Welt gibtes so viele Patente pro Kopf wie in

    Deutschland. „Wir haben bei der Umset-zung eine große Schwäche“, findet Schwe-ring. Vielleicht liegt das auch ein bisschenan der Technikverliebtheit. „Für den deut-schen Ingenieur zählt die technische Raffi-

    nesse“, ist Dr. Oliver Koppel überzeugt. Des-halb hätten die mp3-Entwickler ihre Ideeauch gar nicht erst vermarkten wollen – in

    den Augen derForscher schiendie Technik zusimpel, um Erfolgund Gewinn versprechenzu können.

    „Aber eine Innovation mussnicht etwas mit einer hochwertigen Entwick-lung zu tun haben. Innovation ist, wenn derMarkt ,Hurra!’ schreit.“ So wie im Tamagot-chi-Rausch, den Europa Ende der 90er-Jah-re erlebte und den die japanische Spielzeug-firma Bandai feierte. Eine erfolgreiche Inno-vation, so Koppel, dürfe nicht immer vomtechnisch Anspruchsvollen, sondern müssevom Kundenbedürfnis ausgehen.

    Im Übrigen stehe Deutschland so schlechtgar nicht da. Im Bereich Maschinen-, Anla-gen- und Fahrzeugbau sei das Land immernoch Weltmarktführer. Dazu kämen Laser-technologie, Metallveredelung, Mikrostruk-tur- und Mikrosystemtechnik. MarkusSchwering kommt richtig ins Schwärmen:„Es gibt Hidden Champions, die man garnicht so richtig wahrnimmt, die aber un-glaublich erfolgreich sind.“ Beispielsweise sei-en Trumpf (Laser), Stihl (Motorsägen), Kär-cher, Hülsta Möbel oder Schmitz Cargobullim Ausland für unerreichte Qualität bekannt.

    Ein Patentrezept für Innovationen kön-nen indes beide Innovationsexperten nichtausmachen. Sie raten zur Orientierung amKunden. „Der Bohrmaschinen-Kunde will garkeine Bohrmaschine“, erklärt Prof. Schwe-ring, „der will nur eine Befestigungsmöglich-keit an der Wand.“ «

    » Eine Innovation muss nichts mit einerhochwertigen Entwicklung zu tun

    haben. Innovation ist, wenn der

    Markt ,Hurra!’ schreit. «Dr. Oliver Koppel,

    Innovationsökonom am Institut der deutschen Wirtschaft Köln

  • 18 KURZ & GUT

    ergo: 2/07

    Handeln Sie immernach dem Motto: „Ge-winnen können wir nurauf der Pole-Position?“Klingt das Gorbatschow-Wort „Wer zu spätkommt, den bestraft das Leben“ wieein Tinnitus unaufhörlich in IhrenOhren? Na dann, viel Glück dabeiund eine erfolgreiche Reha.

    Natürlich gibt es Situationen, indenen Geschwindigkeit zählt, indenen Sie schneller sein müssen alsdie Konkurrenz und Innovationsvor-sprünge in Geschäft umsetzen müs-sen. Im Vertrieb ist der Zweite bereitsder Verlierer. Aber es gehört zur ho-hen Kunst des Managements, dasTempo anzuziehen, wenn es not-wendig ist – und wichtigen Projek-ten die Zeit zu geben, die sie zur Rei-fe brauchen. Manchmal ist sinnvoll,der Bessere statt der Erste zu sein. Ge-schwindigkeit ist kein Wert an sich.Entscheidend ist das Timing.

    Der japanische Sony-Konzernkennt beide Extreme. Mehrfach hatdas Unternehmen im Video- undDVD-Markt versucht, mit einer neu-en Technologie vorzupreschen. Hilf-los musste das Unternehmen dannmitansehen, wie sich die Standardsund die Marktapzeptanz in eine an-dere Richtung entwickeln. Anderer-seits feiert das Unternehmen geraderiesige Erfolge mit seiner neuen Spie-lekonsole – und die kam Monate ver-spätet und vor allem nach den neu-en Modellen der Konkurrenz Ninten-do und Microsoft auf den Markt.

    Apropos Microsoft: Die Gates-Company beherrscht die Kunst desAbwartens in Perfektion. Sie spanntComputernutzer teilweise Jahre aufdie Folter, bis neue Computer- undInternettrends in die Produkte ein-fließen. Dem Erfolg der Produkte tutdas – meistens – keinen Abbruch.

    Christoph Berdi, Chefredakteur der„absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing“.

    www.absatzwirtschaft.de

    BERDIS BUSINESS

    Der elektrische Trockenrasierer

    Trocken oder nass? Die Frage nach der Ra-sur war lange Zeit keine. Doch um 1910 ge-fiel Jacob Schick die nasse Variante nichtsonderlich und der Amerikaner, Colonel derUS-Armee und Ingenieur aus Leidenschaft,erfand den ersten Tro-ckenrasierer.

    Während Schick inAlaska nach Gold suchte,machten ihm Temperatu-ren um Minus 30 GradCelsius das Nassrasierennicht eben angenehm.Zurück in der Zivilisationentwickelte er eine Appa-ratur mit einem flexiblenScherkopf, angetriebenvon einem externen Mo-tor – der erste Prototyp ei-nes elektrischen Trocken-rasierers. Der kam bei Her-

    stellern allerdings nicht an, denn für das Ge-rät benötigte man beide Hände.

    Es sollte rund zwei Jahrzehnte dauern,bis Schick Scherkopf und Motor in einemhandlichen Gerät untergebracht hatte.1929 war es so weit. Um seinen Rasierer aufden Markt zu bringen, verschuldete sichSchick, doch vom Trockenrasieren wollte da-mals kaum jemand etwas wissen. Erst nachdem Zweiten Weltkrieg vertrauten Männer

    ihr Kinn zunehmend denAutomaten an. Schick erleb-te den Durchbruch seiner Er-findung nicht mehr, er starb1937. Sein Unternehmenaber lebte bis 1979 weiter.Heute scheren rund 40 Pro-zent der deutschen Männerim bartfähigen Alter ihreStoppeln mit elektrischenTrockenrasierern.

    ERFINDERISCHE ENERGIE

    Ein Rasierapparat der ers-ten Generation: der Phili-shave aus dem Jahr 1932.

    Nicht nur für Einfamilienhaus-Besitzer, auch fürkleinere und mittelgroße Unternehmen ist das neueGasprodukt der Stadtwerke Bochum, Herne undWitten interessant: rewirflamme vario kann ab so-fort bestellt werden. Kunden mit einem ver-gleichsweise geringen Verbrauch profitieren dabeivon besonders günstigen Konditionen, die zuvornur Abnehmern mit weitaus höheren Verbrauchs-mengen vorbehalten waren. Bereits ab einem Gas-bedarf von 7.300 Kilowattstunden im Jahr lohntsich der Wechsel.

    Aber der Preis ist nicht das einzige, das rewir-flamme vario attraktiv macht. Mit kurzen Vertrags-laufzeiten bleiben Kunden flexibel, beispielsweisewenn sich ihr Verbrauch ändert – sie können ein-fach auf das jeweils für sie beste Gasprodukt ihrerStadtwerke umsteigen. Zweimal im Jahr wird derPreis für rewirflamme vario dem aktuellen Marktni-veau angepasst und bleibt damit langfristig güns-tig. Wer als Unternehmer mit dem spitzen Bleistiftrechnet, kann seine Gaskosten also dauerhaft aufSparflamme schalten. Die Geschäftskundenbe-treuer der Stadtwerke beraten gerne. «

    Gaskosten auf SparflammeViel Spaß im Hamsterrad

  • Alle Sondervertragskunden haben inden letzten Wochen Post von denStadtwerken Herne erhalten oderwerden in Kürze kontaktiert werden. Dies ge-schieht aufgrund des gesetzlich gefordertenUnbundlings – der Trennung der BereicheNetz und Vertrieb beim Energieversorger.Während es bislang einen alle Leistungenumfassenden Gesamtvertrag, den Stromlie-ferungsvertrag, gab, müssen jetzt aufgrundder gesetzlichen Änderungen sämtliche Son-derverträge in eine neue Form gegossen wer-den. „Aus eins mach drei“, bringt Stadtwer-ke-Geschäftskundenbetreuer Andreas Bur-chert die Änderungen auf den Punkt. Künf-tig gibt es drei unterschiedliche Verträge, vondenen für den Kunden jeweils nur zwei re-levant sind – je nach dem, ob man Besitzerseiner Firmenimmobilie oder Mieter ist:

    1 Der „Vertrag über die Lieferung und den Be-zug elektrischer Energie“, der zwischen je-dem Kunden und dem Stromlieferanten ge-schlossen wird, regelt Preise und Konditionendes Energiebezugs.

    2 Den Netzanschlussvertrag schließen der Ei-gentümer eines Objekts und der Netzbetrei-ber. Dabei geht es um die technische Anbin-dung der elektrischen Anlagen an das Ver-teilnetz, um die technischen Richtlinien fürden Bau und Betrieb von Übergabestationen

    zur Versorgung aus dem Mittelspannungs-netz bzw. die „Technischen Anschlussbedin-gungen“ für den Anschluss an das Nieder-spannungsnetz.

    3 Der Anschlussnutzungsvertrag wird zwi-schen dem Netzbetreiber und dem Kundenabgeschlossen, der nicht Eigentümer seinerImmobilie, sondern nur Mieter ist. Dieser Ver-trag regelt die gegenseitigen Rechte undPflichten rund um den Strombezug an der je-weiligen Entnahmestelle.

    Im Prinzip handelt es sich bei der Neuaus-fertigung der Verträge nur um eine Formali-tät. Mit einer Ausnahme – zum Vorteil derKunden: Die Regelungen insbesondere zurHaftung bei Sachschäden wurden neu gefasstund die Summen, mit denen die Netzgesell-schaft bei Störungen einstehen, erheblich er-höht.

    Noch sind die Stadtwerke Herne selbstVerteilnetzbetreiber. Am 1. Juli aber über-nimmt die Netz Mittleres Ruhrgebiet GmbH(nmr), eine Tochter der ewmr, diese Aufga-be. Die neuen Verträge berücksichtigen die-se Änderung selbstverständlich schon; siemüssen dann nicht noch einmal angepasstwerden.

    Alle Kunden, die eine entsprechendeVollmacht erteilt haben, haben weiterhin inden Geschäftskundenbetreuern der Stadtwer-

    ke Herne ihren Ansprechpartner für sämtli-che Vertragsfragen – mit dem gewohnten Ser-vice „alles aus einer Hand“. «

    KONTAKTStadtwerke Herne AGAndreas Burchert(02323) [email protected]

    KURZ & GUT 19

    ergo: 2/07

    Neue Verträge für Netz und Vertrieb

    … vor der Trennung von Netz und Vertrieb … nach der Trennung von Netz und Vertrieb

    VerteilnetzbetreiberSTADTWERKE HERNE AG,

    ab 1. Juli 2007

    NETZ MITTLERES RUHRGEBIET GMBH

    Stromlieferant

    STADTWERKE HERNE AGSTADTWERKE HERNE AG

    StromlieferungsvertragNetzanschlussvertrag

    Anschlussnutzungsvertrag

    Vertrag über die Lieferungund den Bezug

    elektrischer Energie

    IMPRESSUM

    ergo:Magazin für Menschen mit Energie

    Herausgegeben von der Stadtwerke Herne AGGrenzweg 1844623 HerneInternet: www.stadtwerke-herne.de

    Redaktion Stadtwerke: Angelika Kurzawa (verantwortlich)Tel.: (0 23 23) 5 92-2 47Fax.: (0 23 23) 5 92-4 [email protected] Arndt

    Redaktionelle Mitarbeit, Grafik, Layout:SeitenPlan GmbH, Heiliger Weg 60, 44135 Dortmund

    Fotomitarbeit: Ekkehart Bussenius, ThomasPhilipp, Jens Sundheim

    Die Vertragssituation …

    Alle Belange (z. B. Preismodell, Haftung bei Lieferungsstörungen, Vorhalteleistung) wurden durch den Stromlieferungsvertrag geregelt.

    KUNDE KUNDE

  • Zugegeben: Nicht alles, was wirmachen, steht auf dem Dienstplan.

    www.stadtwerke-herne.de

    Ein kurzer Weg. Viele Lösungen.

    Als Ihr Partner aus der Nachbarschaft helfen wir gerne, wo immer wir können.Schließlich sind wir als Herner Unternehmen ganz nah bei Ihren Bedürfnissen. Von Mensch

    zu Mensch. Von früh bis spät.

    Auch wenn unser Dienstplan manchmal etwas anderes sagt ...