Ex mutatione veritas II - Religiöse Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    1/7

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    2/7

    Papst Obvious

    Vom Verhltnis religiser Praxis zum Discordianismus

    des Neuen Bundes

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    3/7

    'We place no reliance on virgin or pidgeon.Our method is science, our aim is religion.'

    Motto, The Equinox, Ordo A A

    Spricht man von der Religion, so spricht man, so man versteht, vom Mensch-Sein.

    Mensch-Sein auf seiner tiefsten und hchsten Ebene umfasst alle Da-Seins- undErkenntnismglichkeiten des Menschen.

    Religare die Wurzel des Begriffes der Religion, in ihrer Bedeutung, an- bzw. zurckbinden, verweistdeutlich auf ein wesentliches Merkmal eben jenes transzendenten, grenzberschreitenden Mensch-

    Seins: Die ber- bzw. Rckfhrung des Menschen in den ihn umgebenden, ihn einschlieendenSinnzusammenhang.

    Genau wie der BegriffYoga, mit seiner Bedeutung zusammenbinden, anspannen drckt die Idee der

    Religion den Wunsch und die Notwendigkeit aus, den Menschen in seiner gesamten Erfahrung mittelsdiverser Techniken an eine umfassende Realitt zurckzubinden.

    Religion kann somit als eine Formel betrachtet werden:

    A [X] B [A wird unter Zuhilfenahme von X integriert in B.]

    Die Frage, die sich an diesem Punkt stellen muss, lautet: Wie kann A in B integriert werden, wenn dochB selbst A und zur gleichen Zeit, ja auerhalb jeder Zeitlichkeit, A selbst B ist? X seinerseits ist sowohl

    Mittel zu als auch Synthese aus eben jenen: A und B, die ihre Existenz in ihrer Vervollkommnungverlieren. Auf der Grundlage der aristotelischen Logik werden wir nicht den Dualismus auflsen

    knnen, den Religion gemeinhin als Produkt ihres Strebens hervorbringt.

    Gemeinhin wird ein Zustand des Menschens postuliert, den es zu verndern gilt. Ein nachvollziehbarerGedanke, der dennoch in dieser Formulierung generell objektiv bleibt. Der Mensch wird von einem

    gedachten oder tatschlichen Auen her betrachtet und entsprechend kategorisiert. Doch das Auen hatkeinerlei Information ber das Innen, dessen Vorgnge in der Regel nicht-sprachlich sind, noch

    sprachlich ausgedrckt werden knnten.

    So stellt sich also eine Situation dar, in der wir Anforderungen an den Menschen gestellt sehen, diedem Bewusstsein anderer Menschen entsprungen sind, ohne dass diese nhere Informationen darber

    gehabt haben knnten, wie es um die Wahrnehmung und die Integration desjenigen beschafffen ist, der

    diesen Anforderungen gegenbertritt.Erleben, Erfahren Sein, sind nicht-sprachliche Phnomene. Ja, sie sind darber hinaus nicht-rtlich,wenn sie unkontrolliert, d.h. ohne eingrenzendes Bewusstsein stattfinden.

    Rinzai Gigen, der Begrnder des chinesischen Chn drckt diesen Zustand, den er dem 'Menschenohne Rang' zuschreibt, folgendermaen aus:

    'Er ist im Hause und verlt doch die Strae nicht. Er ist auf der Strae und verlt doch nicht dasHaus. Ist er ein gewhnlicher Mensch oder ein groer Weiser? Niemand kann es sagen. Selbst der

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    4/7

    Teufel wei nicht, wo er ihn finden soll. Selbst der Buddha kann ihn nicht lenken, wie er es vielleichtmchte. Wenn wir versuchen, auf ihn zu zeigen, ist er nicht mehr da, sondern jenseits des Berges.'

    Der Mensch ohne Rang ist das Ergebnis religiser Praxis in dem Sinne, in dem oben Religion definiertwurde.

    Es gibt in ihm keine Verschiedenheit mit der Welt, kein Rangtreppchen, das ihn ber die Welt erhhenwrde, aber dennoch ist er ein groer Weiser.

    uere Handlungen, Rituale, Mantras, Zauberformeln, Beschwrungen, Gedichte, Analysen, Systeme sie alle sind knstlich. Wren sie die Welt, bruchten wir sie nicht erschaffen.

    Und dennoch entstammen sie derselben, - ungeschaffen, unmanifestiert. Daher mssen wir ihnen ihrenRaum zuteilen und verstehen, wozu sie zu gebrauchen sind. Religise Praxis ist nicht ihrer selbst

    Zweck.

    Die Erfahrung ist es, die die oben genannten Hilfsmittel erzeugen soll. In diesem Sinne verhalten siesich wie ein Boot, das zurckgelassen werden muss, sobald das andere Ufer, - oder das offene Meer

    erreicht sind.

    Doch wie will Erfahrung durch Worte kreiert werden?

    Wie will der Discordianer seine Religion realisieren, wenn er das Wort so sehr hochhlt? Das Wort, dasihm seinen geliebtenKomplizierten Witzerst mglich macht?

    Er muss es an seinen Platz verweisen, nachdem er die Mglichkeit und die Notwendigkeit desdiscordianischen Yin erkannt hat: die Religion getarnt alsKomplizierter Witz.

    Die exoterische Lehre des Discordianismus ist gewissermaen eben jene mundne Erkenntnis, derNicht-Existenz von Autoritten.

    Doch letztlich ist dies nicht mehr als der Schlssel zum Tor des Hofes, der da heit Sinn.

    Die exoterische Erkenntnis ist eine Prrequisite fr die Entwicklung des Willens des Discordianers, daseigentliche Nicht-Mysterium zu ergrnden.

    Insofern ist der Discordianismus sehr wissenschaftlich: Seine Widerlegbarkeit verrrt sein Geheimnis.In der Unerreichbarkeit derWahrheit, die er postuliert, liegt derSinn allen Seins verborgen.

    So verschleiert er die Sicht auf die Pforte durch seinen wort-magischen Bannzauber des KompliziertenWitzes.

    Denn genau wie jede groe Wahrheit einfach ist, schtzt sich auch in diesem Fall das Mysterium, daskeines ist, selbst.

    Doch wie vorgehen, wenn man nur einen kurzen Blick erhascht hat, auf das Tal, das vor einem liegt?

    Die Sprache erweist sich nicht als geeignet, Realitt beschreiben zu knnen. Ja, knnte sie es, sieknnte es doch nicht, - denn die Realitt von der hier die Rede ist, kann nur die totale Subjektivitt

    sein.

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    5/7

    Und eben diese kann nurerfahren werden.

    Diese Erfahrung erfordert also Praxis.

    Aber erst wenn Praxis nicht mehr Praxis ist, ist sie wahre Praxis.

    Daher befasst sich der Neue Bund ausschlielich mit ihr.

    'Zur Wahrheit fhrt kein Pfad, und darin liegt ihre Schnheit; die Wahrheitist etwas Lebendiges. Einetote Sache hat einen Pfad, der zu ihr fhrt, weil alles Tote statisch ist. Wenn Sie aber erkennen, dass die

    Wahrheit etwas Lebendiges ist, das in Bewegung ist, das keine bleibende Sttte hat, das in keinemTempel, keiner Moschee oder Kirche zu finden ist, wohin sie keine Religion, kein Lehrer, kein

    Philosoph fhren kann dann werden sie auch erkennen, dass dieses Lebendige das ist, was sie inWirklichkeit selbst sind.' [Jiddu Krischnamurti]

    Wenn aber 'keine Religion' uns zur Wahrheit fhren kann, wieso fordert der Neue Bund die religisePraxis?

    An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, worin genau die Besonderheit des Discordianismus alsReligion liegt: seine Meta-Religisitt und sein totaler Synkretismus. Die Erkenntnis die sich hinter

    dieser Art der Praxis, wie der Discordianismus sie lehrt, verbirgt, ist in der Struktur eben dieser selbstverschlsselt. Sie ist der Code, der von jedem Discordianer in jedem Moment geschrieben werden

    muss.

    Und auch hier muss klar unterschieden werden, zwischen dem Versuch und dem Wunsch danach, allzuvorschnell mit intellektueller Erkenntnis, anstatt nur mit dem wahren Leben sich zufrieden zu geben

    und der religisen Praxis, die es vermag, dem Strebenden jede mgliche Realitt in vitro zu zeigen, aufdass er sich ganz in seine eigene Wellen-Funktion innerhalb der Quantensuperposition wandeln kann.

    'Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.' [Aleister Crowley]

    'Froh, wie seine Sonnen fliegenDurch des Himmels prcht'gen Plan,

    Laufet, Brder, eure Bahn,Freudig, wie ein Held zum Siegen.' [Schiller]

    Ist dies vollbracht, so gibt es weder ein davor, noch ein danach und der Aspirant wird zum Nicht-Aspiranten, der dennoch nichts gefunden hat.

    Wie der auferstandene Phnix sich von der Asche befreit, so befreit sich der Discordianer von seinemeingeschrnkten Bewusstsein, durch die Erfahrung desAufsteigens aus demselben.

    Der Aufstieg ist das 'Meta', in der meta-religisen, synkretistischen Art des Discordianismus der denBlick auf die ureigene Wahrheit der Erfahrung erst ermglicht.

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    6/7

    'Sei tot

    whrend du lebst.

    Vllig erstorben;

    Und handle, wie du willst,

    Und alles ist gut.'

    [Bunan]

    Dies ist die Essenz des heiligen Chao:

    Die Ordnung der Praxis und des Chaos des reinen Sein bedingen einander.

    Wenn wir in die Gegenwart eintreten, betreten wir die stehende Welle des Chao.

    Keine Vergangenheit und keine Zukunft haben jemals Realitt besessen.

    'Phnix! Phnix!

    Tglich wird es trber

    Zukunft will nicht kommen.

    Altes ist vorber.

    Hat die Welt SINN,

    Der Heil'ge wirkt.

    Fehlt der Welt SINN,

    Der Heilige sicht birgt.

  • 7/31/2019 Ex mutatione veritas II - Religise Praxis und der Discordianismus des Neuen Bundes

    7/7

    dHeutigen Tags

    Ist alles verwirkt. '

    [Dschuang Dsi]

    Durch die Wahl der Darstellung und des Symbolismus des Discordianismus hat dieser alsManifestation des Chao, selbst seine eigene Praxis vorgegeben: das Aufgehen im Widerspruch, der

    keiner ist.

    Und so muss der Discodianer anstatt diesen mit Worten zu beschreiben zu suchen, in ihm auf-gehen. Injedem und keinem Moment. An jedem und keinem Ort.