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1 SPEZIAL EXZESS Die Verbandszeitschrift des Jugendwerks der AWO AUSGABE 3/2014 Schwerpunkt: Flucht und Asyl Freizeit? Was ist das? Zeitmanagement im Jugendwerk auf dem Prüfstand 40 Jahre Bezirksjugendwerk Niederrhein Tattoo-Malwettbewerb Glück auf! Neu gewählte Vorstände im Jugendwerk Das sind wir Die Bezirksjugendwerke Baden und Württemberg JUGENDWERK DER AWO SpEZial Gemeinsame Konferenz Jugendwerk und AWO

Exzess 3/ 2014

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In dieser Ausgabe behandeln wir schwerpunktmäßig das Thema "Flucht und Asyl" und stellen Euch Beispiele des Engagements in Jugendwerk und AWO vor. Spezialthema ist diesmal die "Geimeinsame Konferenz" mit unsererem Mutterverban, der AWO.

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Page 1: Exzess 3/ 2014

1SPEZIAL

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EXZESSDie Verbandszeitschrift des Jugendwerks der AWO

AUSGABE 3/2014

Schwerpunkt: Flucht und Asyl

Freizeit? Was ist das? Zeitmanagement im Jugendwerk auf dem Prüfstand

40 Jahre Bezirksjugendwerk Niederrhein

Tattoo-Malwettbewerb

Glück auf! Neu gewählte Vorstände im Jugendwerk

Das sind wir Die Bezirksjugendwerke Baden und Württemberg

JUGENDWERK DER AWO

SpEZial Gemeinsame Konferenz

Jugendwerk und AWO

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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Jugendwerk(l)erinnen und Jugendwerk(l)er,

wir freuen uns, Euch zu den Feiertagen noch eine Exzess präsentieren zu dürfen. Viel ist passiert in den letzen Monaten. Wir haben einen vollen Terminkalender für die nächsten eineinhalb Jahre und zusätzlich wird an einem neuen Veranstaltungskonzept getüftelt. Damit einherge-hend freut uns besonders die Zusicherung der AWO, uns eine weitere Referent*innenstelle zu finanzieren.

Das größte Highlight der letzten Wochen war unsere „Ge-meinsame Konferenz“ mit der AWO, zu der Ihr in dieser Exzess einige Eindrücke und Ergebnisse findet. Wir möch-ten uns – auch im Namen der Planungskommission „Jun-ge Menschen aktiv in der AWO (JMaidA)“ - bei allen Mitorganisator*innen und Teilnehmer*innen bedanken: Ohne Euch wäre die Veranstaltung nicht solch ein Erfolg geworden! Bitte sendet uns gerne weiterhin Feedback zur Veranstaltung und Anregungen für nächste Schritte auf Bundesebene zu, die wir als JMaidA in unsere Auswer-tung mitnehmen können.

Schwerpunkt dieser Exzess-Ausgabe ist das Thema Flucht und Asyl. Auch hier findet Ihr interessante Beiträge und Ideen für die Arbeit vor Ort.

Im Namen des Bundesjugendwerkes wünschen wir Euch und Euren Lieben gemütliche Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2015! Wir freuen uns, Euch im neuen Jahr - spätestens beim Bundesjugendwerkstreffen am Boden-see - wiederzusehen! Y�Y�Y

Eure Euer

Impressum Exzess Verbandszeitschrift des Jugendwerks der AWO, Ausgabe 3/2014, Auflage: 2500, Preis: 1,- Euro

Herausgabe, Gesamtherstellung und Vertrieb: Bundesjugendwerk der AWO e.V.

Redaktionsanschrift und Kontaktdaten:Bundesjugendwerk der AWO e.V.Markgrafenstraße 1110969 BerlinTel: 030 - 259272852, Fax: 030 - 259272860Mail: [email protected]

Redaktion: Katrin Riedel (V.i.S.d.P.)

Redaktionsbeirat: Ronny Bätz, Anna Pfeiffer

Redaktionelle Mitarbeit: Aylin Koc, Jan Sörnsen, Tomik Leusbrock

Layout: Lubica Rosenberger, www.designbonn.de

Druck: Heider Druck GmbH, Bergisch Gladbach

Bildrechte: fo: Graphies.thèque (Titelbild), david19771 (S. 4), ra2 studio (S.25), Catherine CLAVERY (S. 4 –Sterne), elec-triceye (Rückseite); Gregor Schwind (S. 2, 25 oben), Meiko Herrmann für den AWO Bundesverband (S. 14-16, 18), Rayk Anders (S. 11), Matze Ulrich (S. 13), Sa-naa Tamami (S. 7, 8), Alexander Minar, Martin Zühlke, Julia Bunz (S. 20), Hanna Naber, Jonas Diefenbacher, Angelika Tumuschat-Bruhn (S. 21), Christoph Götz, Mar-tina Beez (S. 22), Claudius Lehmann (S, 23), KJW Es-sen (S. 6), LJW Berlin (S. 9, 10), AWO Kreisverband Berlin-Mitte (S. 12), KJW Bremen (S. 17, 18 oben), LJW Berlin (S. 26), LJW Saarland (S. 27), LJW Thüringen, BJW Württemberg, KJW Essen (S. 28), BJW Niederrhein (S. 29), BJW Baden, BJW Württemberg (S. 30, 31)

fo: fotolia.de, BuJW: Bundesjugendwerk, LJW: Landesjugendwerk, BJW: Bezirksjugendwerk, KJW: Kreisjugendwerk

Gefördert mit Mitteln des BMFSFJ. Alle Rechte liegen beim Bundesjugendwerk der AWO. Der Abdruck und die Vervielfältigung des Inhalts (auch auszugsweise) ist nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet.

IMPRESSUM/VORWORT

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3INHALT

Europa, öffne Deine Türen! Beschluss der Bundesjugendwerkskonferenz 2014

Förderung einer Willkommens- und Anerkennungskultur von jungen Neu-Zugewanderten in Essen

Schulprojekt: Syrische Flüchtlingsfamilien

Gemeinsam Anpacken für Flüchtlinge

Flucht und Verantwortung

Die Gemeinsame Konferenz – ein historisches Ereignis mit Blick in die Zukunft

Seit´an Seit´- „Aus Reibung entsteht Energie“

Seit´an Seit´- Keine Frage: Wir machen´s einfach

Erste Ergebnisse der Gemeinsamen Konferenz im Überblick

Die Gemeinsame Konferenz aus Sicht der Teilnehmenden – Meinungsseite

Freizeit? Was ist das? – Zeitmanagement im Jugendwerk auf dem Prüfstand

„Dass Auschwitz nie wieder sei!“ – Warum wir uns an dem Bündnis beteiligen sollten

Tattoo-Malwettbewerb

Glück auf! – Neu gewählte Vorstände im Jugendwerk

40 Jahre Bezirksjugendwerk Niederhein

Das sind wir Bezirkjugendwerk Baden e.V und Bezirksjugendwerk Württemberg e.V.

Inhalt4

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SCHWERPUNKT: FLUCHT UND ASYL

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4FLUCHT UND ASYL

Beschluss der Bundesjugendwerkskonferenz 2014 (gekürzte Fassung)

Europa, öffne Deine Türen!

„In den letzten Wochen und Monaten konnten wir in den Medien fast täglich Berichterstattungen über

Geflüchtete verfolgen. Viele tausend Men-schen sind auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Einer neuen Schätzung zufolge sind dies 23.000 Menschen seit dem Jahr 2000. Da die Grenzen nach Europa sehr stark bewacht sind und sich die europä-ischen Mitgliedsstaaten zunehmend von der „Außenwelt“ abschotten, versuchen viele Flüchtende über den Seeweg nach Europa zu kommen. Viele der Flüchtenden haben be-reits vor der lebensgefährlichen Überfahrt viele hundert, manchmal tausende Kilometer zurückgelegt. Sie besitzen oft nur das, was sie am Körper tragen. Sie fliehen vor Krieg, Hunger, Gewalt, Verfolgung oder vor (sexuel-ler) Ausbeutung. Sie haben ihre Heimat ver-lassen, um ihr Leben zu retten. Diejenigen, die an Europas Küsten landen, müssen er-fahren, dass sie nicht die gleichen Rechte haben wie alle anderen dort Lebenden.

Andere fliehen über den Landweg. Die Kri-senherde auf der Welt werden den Strom von Flüchtenden in den nächsten Jahren kaum abreißen lassen. Im Gegenteil: Die Zahl derjenigen, die auf der Suche nach einem Leben ohne Angst und Hunger sein werden, wird vermutlich steigen. Die Europä-ische Union wird auch weiterhin das Ziel vie-ler dieser Flüchtenden sein. Die Frage ist nur, wie zukünftig mit Menschen in Deutsch-land und in der gesamten EU umgegangen werden soll.

In den vergangenen Jahren befasste sich das Jugendwerk der AWO immer wieder mit dem Thema Flucht & Asyl. Leider hat sich in jüngster Vergangenheit wenig an der Lage von Geflüchteten in Deutschland geändert. Noch immer bestehen Residenzpflicht, Asyl-bewerberleistungsgesetz und Sammelunter-künfte. Noch immer dürfen Geflüchtete ihren Lebensunterhalt nicht von Beginn an selbst verdienen, sich nicht selbst eine Wohnung

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5FLUCHT UND ASYL

Wie von der Kreisjugendwerkskon-ferenz Essen beschlossen, wird sich das Jugendwerk in den kom-

menden zwei Jahren mit der Förderung der Willkommens- und Anerkennungskultur von jungen Neu-Zugewanderten befassen. Schon jetzt passiert einiges. Seit diesem Jahr entwi-ckelt das Jugendwerk Angebote für neu zuge-wanderte Flüchtlinge und Asylsuchende in den Kinder- und Jugendhäusern in Kupfer-dreh und Schonnebeck. Dabei geht es insbe-sondere darum, Zugänge herzustellen und Angebote der Kinder- und Jugendarbeit zu machen.

Stadtteil Kupferdreh

Im Stadtteil Kupferdreh eröffnete im Herbst 2013 eine Behelfsunterkunft für Flüchtlinge und Asylsuchende. Aufgrund negativer Stim-mungen im Stadtteil im Vorfeld der Eröffnung hat die Bürgerschaft Kupferdreh einen „Run-den Tisch“ initiiert. Dieser soll als Vermitt-lungsstelle zwischen Bürger*innen und

Asylbewerber*innen dienen. Ängste, Be-fürchtungen aber auch Hilfsmöglichkeiten für neu eintreffende Flüchtlinge wurden hier be-sprochen. Die angespannte Stimmung im Stadtteil kehrte sich dank dieses Dialogs um, so dass sich ehrenamtliche Helfer*innen zu-sammenschlossen und die Asyl suchenden Menschen mit Sachspenden und Angebots-ideen begrüßten. Das Kinder- und Jugend-haus Plan Ku vernetzte sich mit dem „Run-den Tisch“ und gemeinsam besuchten ehren-amtliche Helfer mit Kindern und Jugend-lichen das nahe gelegene Kinder- und Ju-gendhaus, um den jungen Zuwanderer*innen einen Ort für ihre Freizeitgestaltung näher zu bringen. Seitdem kommen die Kinder und Jugendlichen aus der Behelfsunterkunft re-gelmäßig ins Plan Ku und nehmen an den Angeboten teil. So werden nach und nach Hemmschwellen und Ängste auf allen Seiten abgebaut, sprachliche Fähigkeiten im alltäg-lichen Austausch erworben und ein Beitrag zur Integration in den Stadtteil geleistet.

Förderung einer Willkommens- und Anerkennungskultur von jungen Neu-Zugewanderten in EssenBirte Liedtke (Kreisjugendwerk Essen)

suchen oder an Integrationskursen teilneh-men. Viele 'Geduldete' sind jahrelang von ei-ner Abschiebung bedroht.

Wir fordern von der Bundesregierung und dem Bundestag sowie dem Europäischen Parlament, dass Flucht in Europa nicht länger wie ein Verbrechen behandelt wird. Wir for-dern, dass Geflüchtete von Beginn an diesel-ben Rechte haben wie alle anderen

Bewohner*innen dieses Landes. Wenn diese „Wertegemeinschaft“ sich anderswo gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzt, darf sie diese nicht selbst begehen. Flucht ist kein Verbrechen!“

Auf den folgenden Seiten befassen wir uns näher mit dem Thema Flucht und Asyl und stellen Euch einige Beispiele des Engage-ments in Jugendwerk und AWO vor. Y�Y�Y

Beschluss der Bundesjugendwerkskonferenz 2014 (gekürzte Fassung)

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Stadtteil Schonnebeck

Im Einzugsgebiets des Kinder- und Jugend-hauses Schonnebeck liegen drei Übergangs-wohnheime für Flüchtlinge und Asylsuchen-de. Auch in diesem Stadtteil lässt sich eine angespannte Stimmung bezüglich der Wohn-heime verzeichnen. Aufgrund der guten Er-fahrungen im Stadtteil Kupferdreh war das Kinder- und Jugendhaus Mitinitiator für einen Runden Tisch im Stadtbezirk Zollverein. Die konkreten Bedarfe der Flüchtlinge werden derzeit eruiert, um eine gezielte Unterstüt-zung zu organisieren und zu koordinieren.

Darüber hinaus bietet das Kinder- und Ju-gendhaus seit einem Jahr in Kooperation mit einer Hauptschule im Stadtbezirk ein Ange-bot für junge Flüchtlinge an. Die Jugend-lichen, die im Rahmen eines DAZ-Angebotes (Deutsch als Fremdsprache) eine besondere Förderung erhalten, haben in der Kinder- und Jugendeinrichtung Schonnebeck die Mög-lichkeit, ihr Deutsch auf eine kreative Weise zu festigen, z.B. mit Angeboten wie HipHop oder Theater. Die Angebote finden in der Ein-richtung statt, so dass viele der Schüler*innen mittlerweile zu den Regelbesucher*innen des Kinder- und Jugendhauses zählen.

Die ersten Schritte zu einer Willkomens- und Anerkennungskultur in Essen sind bereits getan und es wird weiter daran gearbeitet. Das Arbeitsfeld der offenen Kinder- und Ju-gendarbeit kann jungen Menschen soziale Teilhabe, Selbstbestimmung und Selbstorga-nisation als Lern- und Erfahrungsfeld anbie-ten. Ebenso können verbandliche Strukturen näher gebracht werden. Vor allem ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen, die bereits vielfache negative Erfahrungen auf der Flucht und im Ankunftsland machen mussten, einen Schutzraum zu bieten, an dem sie ihre Freizeit verbringen können und an dem sie Kind beziehungsweise Jugendli-che sein können.

Die gemachten Erfahrungen im Jugendwerk Essen zeigen einen großen Bedarf bei den jungen Flüchtlingen, ihre Freizeit selbstbe-stimmt und ihren Interessen entsprechend zu gestalten. Sie nehmen die Angebote in den Jugendhäusern dankbar an und gestal-ten sie mit. Ziel ist es, die gesamte Gesell-schaft für das Thema zu öffnen und sie an einer entstehenden Willkommens- und Aner-kennungskultur zu beteiligen. Denn: das The-ma geht uns alle etwas an! Y�Y�Y

FLUCHT UND ASYL

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Am Frankfurter Hauptbahnhof traf ich zufällig eine syrische Familie auf ih-rem Fluchtweg. Die Familie besteht

aus 7 Personen (Elternteile und 5 Kinder). Es war sehr emotional und grausam, wie die Kiddies mich anschauten. Sie waren schmut-zig, hungrig und traurig. Tagelang war die Familie unterwegs ohne Essen, ohne Unter-schlupf mit der Hoffnung, dass sie irgendwo etwas Sicherheit und Schutz finden. Nach-dem ich sie verpflegt, finanziell unterstützt und in eine Moschee gebracht habe, wurden sie von dort aus zu der Erstaufnahmeeinrich-tung nach Gießen geschickt. Die Familie

musste einen Asylantrag stellen. Sie wurde in zwei Flüchtlingslager (Unna und Schöppin-gen) untergebracht. Während der Zeit wurde der Asylantrag bearbeitet und genehmigt. Zurzeit lebt Familie Alalli in ihrer eigenen Wohnung in Mönchengladbach und wird fi-nanziell nach dem Asylbewerberleistungsge-setz unterstützt.

Nach diesem zufälligen Treffen kam ich auf die Idee, die Lebenssituation einer syrischen Flüchtlingsfamilie im Rahmen eines Schul-projekts gemeinsam mit meinen Gruppen-mitgliedern (Yasmina und Karima) darzustel-

SCHULPROJEKT: SYRISCHE FLÜCHTLINGSFAMILIENSanaa Tamimi (Wilhelm-Merton-Schule Frankfurt/ BJW Hessen-Süd)

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len. Es ist ein aktuelles Thema und betrifft die allgemeine Gesellschaft. Für uns war es sehr interessant, gefühlsbetont und angren-zend zu erfahren, was die syrischen Flücht-lingsfamilien und vor allem ihre Kinder im Krieg, während des Fluchtwegs sowie da-nach erlebt haben bzw. erleben müssen. Außerdem wollten wir gerne wissen, ob es Möglichkeiten für die Flüchtlinge gibt, in an-deren fremden Ländern leben zu dürfen. Wir waren neugierig, wie die syrischen Flücht-lingsfamilien oder Flüchtlinge im Allgemei-nen, die aus Kriegsgebieten fliehen müssen, bei uns in Deutschland aufgenommen wer-den. Es ging uns nicht nur darum, eine gute Schulprojektnote zu erhalten, sondern es ging prinzipiell um Grundrechte der Men-schen. Wir waren enttäuscht, als wir er-fuhren, dass ein Kind bis heute noch kein Recht auf seine Kindheit hat.

Fazit:

Ziel dieses Artikels war es, Euch ein ge-naueres Bild über die Situation der Flücht-linge zu geben, weil die Realität meistens anders aussieht, als in den Medien vermit-telt wird. Natürlich würden wir uns über Eure Unterstützung sehr freuen. Syrische Flücht-linge und vor allem deren Kinder benötigen dringend unsere Hilfe, um sich in Deutsch-land integrieren zu können und ihre Lebens-situation zu verbessern. Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, aber auch Hilfe bei Behördengängen, Zugang zu Sprachkursen und Selbsthilfeprogrammen – das alles macht einer Flüchtlingsfamilie einen Neuan-fang möglich. Man sollte den ankommenden Flüchtlingen Aufmerksamkeit schenken und ihnen zeigen, wie sie ihren Alltag und ihr Le-ben gestalten können. Auch die finanzielle Unterstützung ist ein wichtiger Bestandteil bei der Unterstützung der Familien. Wir sollten für Flüchtlingskinder und ihre Fami-lien da sein, sie schützen und ihnen wieder Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zukunft geben. Y�Y�Y

Info:

Sanaa (20) schließt im Januar ihre Ausbil-dung zur Bürokauffrau beim Bezirksjugend-werk der AWO Hessen-Süd e.V. ab. Die Aus-bildung erfolgt in Kooperation mit dem Ver-ein zur beruflichen Förderung von Frauen (VbFF e.V.), der verschieden Ausbildungspro-jekte (u.a. „Erstausbildung für junge Migran-tinnen“ sowie „Teilzeitausbildung für junge Mütter“) anbietet. Für die Berufsschule sollten sie bei freier Themenwahl selbststän-dig über mehrere Wochen ein Projektthema bearbeiten und anschließend in der Schule präsentieren.

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9FLUCHT UND ASYL

Die Zahl der vor Krieg, Gewalt und Verfolgung flüchtender Men-

schen steigt angesichts der weltweiten Kri-sen immer weiter. Die Zahl der Asylerstanträ-ge in Deutschland hat im Oktober 2014 be-reits den Wert für das gesamte Jahr 2013 überschritten. Nach Berlin kommen weitaus mehr Menschen, als Plätze in bestehenden Flüchtlingsunterkünften vorhanden sind. Die Erkenntnis, dass Not leidende Menschen Hilfe und Unterstützung in ihrer schwierigen Lage benötigen, ist für uns als Landesju-gendwerk der AWO Berlin inzwischen nichts Neues mehr. Aber zunächst ein Abriss von Anfang an:

Begonnen hat für uns alles im Jahr 2010: Als Vertreter*innen des Jugendwerkes mahnten wir auf der Landeskonferenz der Berliner AWO einen durchgängig menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen in ihren Unterkünf-ten an. Schließlich hatte der AWO-Kreisver-band Berlin-Mitte die Trägerschaft der stadt-

weiten Erstaufnahmeeinrichtung in Span-dau, die baulich und hygienisch in fragwür-digem Zustand war, was sich jedoch inzwi-schen im Rahmen des Möglichen verbes-serte. Seitdem ist es unser Anliegen, uns für Geflüchtete in unserer Stadt einzusetzen. Mit den steigenden Flüchtlingszahlen hat auch die AWO mehr Flüchtlingseinrichtungen in der Stadt eröffnet, die Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterbringung ermögli-chen sollen. Dies begrüßen wir ausdrücklich, denn eine massive Überfüllung von Einrich-tungen kann nicht in unserem Sinne sein. Langfristig jedoch ist es unser Ziel, Geflüch-tete nicht mehr in riesigen Unterkünften un-terzubringen, sondern ihnen die Unterbrin-gung in Wohnungen zu ermöglichen. Hierfür setzen sich unsere Vertreter*innen im Lan-desvorstand der AWO Berlin ein. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes ist dies aktuell jedoch leider nicht realisierbar.

Im Jahr 2012 stellten wir schließlich die Wei-chen für eine schwerpunktmäßige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfa-milien: Bereits Anfang des Jahres fuhr unser Spielmobil regelmäßig in verschiedene

Gemeinsam anpacken fürFlüchtlinge!

Thomas Lehmann (LJW Berlin)

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Flüchtlingsunterkünfte, um den Kindern dort etwas Abwechslung in ihren eintönigen Alltag zu bringen. Mit der Zeit haben wir dieses Angebot weiter ausgebaut. Neben dem Spielmobil organisieren und unterstützen wir zudem verschiedene Kurse und Workshops in den Flüchtlingseinrichtungen. Dabei ko-operieren wir insbesondere mit dem Team der Kinder- und Jugendbetreuung der nur wenige Fahrminuten entfernten Erstaufnah-meeinrichtung in Lichtenberg. Seit 2012 konnten wir Kindern z.B. Back- und Bastel-kurse ermöglichen, an denen alle viel Freude hatten.

Bei der Formulierung unserer politischen Forderungen zur Asylpolitik versuchen wir, möglichst eng mit denjenigen zusammenzu-arbeiten, um die es geht: den Flüchtlingen selbst! Eine Grundsatzentscheidung hierfür fiel bereits auf unserer Landesjugendwerks-konferenz 2012, bei der ein Antrag zu einem verstärkten Engagement des Landesjugend-werkes für die Belange von Flüchtlingen ein-stimmig verabschiedet wurde. Zur gleichen Zeit starteten wir die inhaltliche Auseinan-dersetzung mit Berliner Jugendlichen, die bei politischen Seminaren mit jungen Flücht-lingen ins Gespräch kamen und gemeinsam mit ihnen konkrete Forderungen an Politik und Zivilgesellschaft aufstellten. Die Doku-mentationen dieser „Politischen Aktionstage Asylpolitik“ finden sich seitdem auf unserer Internetseite www.ljw-berlin.de zum Down-load. Fortgesetzt werden soll diese inhalt-liche Arbeit mit unserem neuen Arbeitskreis (AK) Grenzenlos, der im September 2014 mit zahlreichen Gleichgesinnten gegründet wur-de und im Jahr 2015 seine Arbeit aufnimmt.

Eine für unser eher kleines Jugendwerk rie-sige Herausforderung war und ist das SprachCamp, das wir seit 2013 im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft für Kinder aus Lichtenberger Flüchtlingsunterkünften

durchführen. Hier geht es um die Vermittlung erster Deutschkenntnisse für die Kinder, die sich erst seit kurzem in Berlin aufhalten und hier der Schulpflicht unterliegen. Um ihnen möglichst bald die Teilnahme am Regel-schulunterricht zu ermöglichen, gestalten wir in den Sommer- und Herbstferien ein ganztä-giges pädagogisches Angebot. Dies soll den Kindern neben der Sprache auch Alltag, Kultur und Natur Berlins näherbringen. Es freut uns, dass der Berliner Senat nun offizi-ell mehr Mittel für diese wichtige Bildungsar-beit für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt hat. Dies erfolgte nicht zuletzt durch den großen Erfolg der Pilotprojekte der soge-nannten „Ferienschulen“, wie unserem SprachCamp im Sommer 2013.

Angesichts der fragwürdigen Vorgänge rund um die Flüchtlinge des ehemaligen Camps auf dem Kreuzberger Oranienplatz und der besetzten ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule ist es für uns weiterhin wichtig, uns mit dem Thema Asylpolitik auseinanderzu-setzen. Weiterhin fordern wir die bundeswei-te Abschaffung der mobilitätseinschränken-den und menschenunwürdigen Residenz-pflicht sowie ein gerechtes Zuständigkeits-verfahren für Geflüchtete innerhalb der Euro-päischen Union – und somit eine Abschaf-fung der Dublin-Verordnungen. Es kann nicht sein, dass Not leidende Menschen nach ih-rer zumeist beschwerlichen oder gar trauma-tischen Flucht in einem Land – wie Deutsch-land! –, von dem sie sich Sicherheit verspre-chen und in dem sie zur Ruhe kommen möchten, als politischer Spielball miss-braucht werden. Eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik fängt zwar in der Zivilge-sellschaft im Kleinen an, hört jedoch nicht auf politischer Ebene auf. Deshalb werden wir uns mit unserem AK Grenzenlos weiter-hin in diese wichtige Debatte einbringen. Denn nur gemeinsam mit unseren Mitglie-dern können wir etwas für Flüchtlinge errei-chen! Y�Y�Y

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Die Zahlen lassen nicht die Einzel-schicksale erkennen, die sich hinter ihnen verbergen, aber sie verdeutli-

chen die Dimensionen eines gesellschafts-politischen Themenkreises, der nicht nur unsere Stadt gerade aktuell sehr beschäf-tigt: Berlin wird zum Ende dieses Jahres mehr als 12.000 Asylbegehrende aufgenom-men haben!

Die Menschen, die aus unterschiedlichen Weltregionen, aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens, den armen Ländern Afrikas und immer auch noch vom Balkan zu uns kommen, werden in derzeit 50 Einrich-tungen, darunter seit kurzem auch zwei Traglufthallen, betreut. In zehn Häusern trägt der Kreisverband Berlin-Mitte die Verantwor-tung dafür, den Menschen das Lebensnot-wendige zu sichern, aber auch dafür Sorge zu tragen, dass ihre Menschenwürde aner-kannt wird. Vor dem Hintergrund des Leitmo-tivs der Arbeiterwohlfahrt seit ihrer Grün-

dung 1919, nämlich schnell und unbürokra-tisch zu helfen, bemühen sich 250 Mitarbeiter*innen in der Betreuung von etwa 3.300 Bewohner*innen den Nachweis zu erbringen, dass die Grundsätze und Werte der AWO wie Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nicht nur von den Altvorderen praktiziert werden, sondern auch und gerade heute in diesem Aufgaben-feld das Handeln bestimmen.

Aufgrund der örtlichen und baulichen Gege-benheiten sind die Arbeits- und Betreuungs-bedingungen in den über das gesamte Stadt-gebiet verteilten Einrichtungen sehr unter-schiedlich. Das Spektrum reicht von inzwi-schen als marode zu bezeichnenden Contai-ner-Bauten in der Spandauer Motardstraße über ein früheres Jugendhotel am Charlot-tenburger Kaiserdamm und zwei Schulge-bäuden im Wedding bis hin zu einem ehema-ligen Pflegeheim am Eichborndamm in Reini-ckendorf.

Flucht und VerantwortungManfred Nowak (AWO Kreisverband Berlin-Mitte)

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Gerade anhand der letztgenannten Einrich-tung, dem „AWO-Refugium für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge Marie-Schlei-Haus“, lässt sich am besten exemplarisch verdeutlichen, wie komplex der Problemkreis ist:

Das Marie-Schlei-Haus ist eine barrierefreie Gemeinschaftsunterkunft mit einer Kapazi-tät von 190 Plätzen. Es verfügt über 2-, 3- und 4-Bettzimmer, die auf sechs Etagen verteilt sind. Die Zuwei-sung der Menschen wird vom Landesamt für Gesundheit und Sozi-ales vorgenommen. Das interkulturell zu-sammengesetzte Team der Beschäftigten hat neben der Sicherstel-lung der allgemeinen Versorgung u.a. auch die Aufgabe, die zu be-treuenden Personen so-zialpädagogisch zu be-raten. Dies geschieht durch Unterstützung bei der Schul-, Kita- und Wohnungssuche ebenso wie bei der Kon-taktvermittlung zu Fachberatungsstellen und Behörden.

Nicht verborgen geblieben ist, dass es um das Marie-Schlei-Haus in der Anfangsphase einige Turbulenzen gab. Dies begann schon mit Anwohnerprotesten, als bekannt wurde, dass die ursprünglich als Pflegeheim betrie-bene Einrichtung aus wirtschaftlichen Grün-den aufgegeben werden musste. Gegen die Nutzung des Hauses als Unterkunft für Flüchtlinge lehnten sich nicht nur einige Nachbarn auf, sondern es gab auch Wider-stände von Teilen der zuständigen Verwal-tung.

Ein großes Presse-Echo hat die Nachbar-schafts-Aktion ausgelöst, den Kindern des

Heimes den Zutritt zum Anwohnerspielplatz zu verweigern. Es ist erfreulich feststellen zu können, dass diese Schwierigkeiten und Probleme der Vergangenheit angehören. Ge-genwärtiger Stand ist, dass die Arbeit vor Ort in einer weitestgehend ruhigen und harmo-nischen Atmosphäre verläuft. Viele Besucher*innen aus Politik, Gesellschaft, Presse und Nachbarschaft haben sich inzwi-schen persönlich davon überzeugen können.

Unter Beteiligung vieler Organisationen, Ver-bände, aber auch Ein-zelpersonen hat sich ein Netzwerk gebildet, das nachhaltige Unter-stützung bietet und den Gedanken, eine Will-kommenskultur zu ent-wickeln, mit Leben er-füllt. Schließlich ist noch zu erwähnen, dass das Marie-Schlei-Haus längst einen, überwiegend aus Spen-

den resultierenden, eigenen Spielplatz hat. Er wird nicht nur von den Flüchtlingskindern, sondern auch von Jungen und Mädchen aus der Nachbarschaft genutzt.

Es bleibt zu hoffen, dass nach der Fertigstel-lung und Inbetriebnahme des Container-Dorfes in Buch, das demnächst als elfte Einrichtung des Kreisverbandes Berlin-Mitte zu betreiben sein wird, im Ergebnis irgend-wann mal Ähnliches berichtet werden kann.

Die gegenwärtig zu verzeichnende Protestbe-wegung, die mit dem Versuch rechtsradika-ler Institutionen einhergeht, verunsicherte Bürger*innen zu instrumentalisieren, wird nicht nur weiter zu beobachten sein, son-dern ihr muss mit viel Information, Transpa-renz und Unterstützung von vielen begegnet werden! Y�Y�Y

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Die Gemeinsame Konferenz – ein historisches Ereignis mit Blick in die ZukunftMarcus Adler (Vorsitzender Bundesjugendwerk)

Jugendwerk & AWO

Nach mehreren Jahren der Planung und einer sehr stressigen letzten Phase für die Geschäftsstellen von

Bundesjugendwerk und AWO und uns als Vorstand war es endlich soweit: Das Jugend-werk und die AWO trafen sich im Kosmos in Berlin zur ihrer ersten gemeinsamen Konfe-renz.

Schon am Freitag, den 07.11. sind die mei-sten der 130 Jugendwerk(l)er*innen und 130 AWOaner*innen angereist. Am Vora-bend der Konferenz gab es erste spannende Diskussionen zwischen Jugendwerk und AWO in der einen oder anderen Hotelbar.

Die Ideen der „Kommission Junge Menschen aktiv in der AWO“ (JMaidA) wurden vom Mo-derationsteam perfekt umgesetzt und zu ei-ner runden Veranstaltung zusammengefügt. Leider haben einige Teilnehmende kurzfris-tig abgesagt oder waren nur sporadisch an-wesend. Euch sei gesagt: Ihr habt etwas verpasst!

Auch, wenn es noch einige Unsicherheiten mit dem „#“ und der „Twitterwall“ gab, ist das laufende Posten und Twittern eine Tech-nik, die ich gerne auf zukünftigen Jugend-werkskonferenzen ausprobieren würde. Die aktuellen Stimmungsbilder konnten aus mei-ner Sicht gut eingefangen werden. So war direkt zu lesen, dass nicht nur ich das Im-pulsreferat von Gerwin Stöcken, Mitglied im AWO-Präsidium, sehr gelungen und diskus-sionsanregend fand. Die Thementische beim Worldcafé waren voll besetzt und wurden gut für den Austausch genutzt. Es hat sich ge-zeigt, dass sich zukünftig mehr Zeit dafür genommen werden sollte, da die Debatten meist beim Wechsel auf ihrem Höhepunkt waren.

Interessant an den verschiedenen Tischen war, dass der Ausgangspunkt der Diskus- sion oft die Schilderung vielseitiger Gründe war, warum die Zusammenarbeit zwischen AWO und Jugendwerk bislang nicht gut funk-tioniert. Nur die wenigsten hatten direkt

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Ideen, was daran konkret verbessert werden könnte. Im Laufe des Worldcafés war dann zu sehen, wie der Austausch sich von einem „wir haben schon alles probiert“ zu einem „so könnten wir das auch mal angehen“ entwickelt hat.

Wichtig ist, dass wir uns für die Zukunft der Zusammenarbeit verstärkt auf unsere Quer-schnittsthemen, wie z.B. Ferienfahrten oder Freiwilligendienste, konzentrieren. Auch müssen wir lernen, auf Augenhöhe miteinan-der zu reden und Modelle für den Übergang in die AWO zu erarbeiten, vor allem Aufgaben und Veranstaltungen für Ehrenamtliche zwi-schen 30 und 50 Jahren. Ich kann an dieser Stelle nur das Resümee von Professor Dr. Thimmel, zu finden auf dem You Tube -Kanal des AWO Bundesverbandes, empfehlen. Er hat den aktuellen Stand, die Stärken und Schwächen unserer Zusammenarbeit mit der AWO sehr gut zusammengefasst und konkrete zukunftsweisende Handlungsvor-schläge gemacht.

Die vielseitigen Ergebnisse gilt es in den nächsten Wochen zu dokumentieren, um auf dieser gemeinsamen Grundlage weiterarbei-

ten zu können. Die Berichtserstattung über den jeweils aktuellen Prozessstand auf den Bundesausschüssen von AWO und Jugend-werk wurden bereits im Vorwege beschlos-sen und werden ab Frühjahr 2015 in die Tat umgesetzt.

Nun sollte die Arbeit aber vor allem in den Ländern und Bezirken weitergehen. Ein nächster Schritt müssten gemeinsame Kon-ferenzen vor Ort sein, bei denen Jugendwerk-(l)er*innen und AWOaner*innen über die für ihre Gliederung interessanten Themen ver-tieft diskutieren und konkrete Schritte zur Umsetzung vor Ort entwickeln. Ein Ziel der Bundesebene muss es sein, diese Veranstal-tungen zu unterstützen und in vier Jahren wieder zu einer bundesweiten Konferenz einzuladen, um die Prozesse erneut zu bün-deln und gemeinsam weiter zu entwickeln.

Ich hoffe, dass Jugendwerk und AWO durch dieses Wochenende näher zusammenge-rückt sind und wir in vier Jahren Siebenmei-lenschritte vollbracht haben.

Ich möchte mich noch einmal bei allen Organisator*innen, Moderator*innen und Planer*innen bedanken. Mein ganz beson-derer Dank geht hierbei an Maike Eckel, oh-ne die unsere Veranstaltung nicht so rund geworden wäre! Y�Y�Y

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Seit´ an Seit´ – war nicht nur das Mot-to, sondern ein, wie ich finde, zen-trales Ergebnis der ersten Gemein-

samen Konferenz vom Jugendwerk und der Arbeiterwohlfahrt. Die Konferenz resultierte aus dem Beschluss zur Einrichtung einer gemeinsamen Kommission aus Bundes-jugendwerk und Bundespräsidium, der 2008 auf der Bundeskonfe-renz der AWO beschlossen wurde. In den vergangenen Jahren untersuchte die ge-meinsame Kommission mit Unterstützung durch das In-stitut für Sozialarbeit und So-zialpädagogik zum Beispiel die „Kultur“ der Zusammenarbeit von Alt und Jung in den Ortsvereinen und suchte nach Möglichkeiten, diese zu verbes-sern. Die Arbeitsergebnisse der Kommission mündeten 2012 in dem „Leitfaden Junge Menschen aktiv in der AWO“, mit dem wir den Delegierten der Bundeskonferenz 2014 nicht lediglich einen Antrag zur Verabschie-

dung, sondern auch eine Arbeitshilfe für das Engagement vor Ort vorlegen konnten. Diese Arbeitshilfe scheint leider noch nicht allen Gliederungen bekannt zu sein, das müssen wir ändern.

Die Gemeinsame Konferenz bot uns eine wunderbare Gelegenheit,

uns besser kennenzulernen, miteinander ins Gespräch zu kommen und auch dazu, uns fachlich zu „reiben“. Aus Reibung entsteht be-kanntermaßen Energie und

diese ist notwendig, um ge-meinsam festzulegen, wie die

AWO und auch das Jugendwerk gestärkt in die Zukunft blicken kön-

nen. Oder, wie es in dem entwickelten Leit-faden heißt: „In vielen Bereichen fordern die fachlichen Ansätze Jüngerer und des Ju-gendwerkes die AWO heraus. Sie zwingen, eigene Positionen zu überdenken. Die Ausei-nandersetzung um programmatische und

Seit´ an Seit´!„Aus Reibung entsteht Energie“

Wilhelm Schmidt (Präsident AWO Bundesverband)

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16SPEZIAL

fachliche Ausrichtungen ist damit für alle Beteiligten ein Gewinn. Es muss nicht immer die gemeinsame Position oder Kooperation das „Endprodukt“ sein.“ Diesem Aspekt kommt eine Schlüsselfunktion zu, denn er macht deutlich, was sowohl bei den Diskus-sionen im Laufe der Konferenz, als auch bei den Diskussionsrunden im World-Café wie-derkehrend formuliert wurde: „Wir müssen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten und eine Kultur der Zusammenarbeit entwi-ckeln.“

Auf der Bundesebene haben wir diese Kultur des Zusammenarbeitens in den vergange-nen sechs Jahren verstärkt praktiziert und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Nun hoffen wir, dass auch die Gliederungen, in denen die Kooperation mit dem Jugendwerk noch nicht selbstverständlich ist, zukünftig eine konkrete Zusammenarbeit und die För-derung des Engagements junger Menschen angehen.

Der AWO Bundesverband ist momentan da-bei, ein Arbeitsprogramm zu entwickeln, in dem die Mitglieder wieder verstärkt in den Fokus der Verbandsarbeit gesetzt werden. In diesem Kontext ist es mir ein besonderes Anliegen, dass das Jugendwerk bei diesem Prozess nicht lediglich Teilnehmer, sondern aktiver Mitgestalter wird. Gleiches gilt im Übrigen für das Grundsatzprogramm der AWO, das ab dem kommenden Jahr überar-beitet wird. Denn bei allen Unterschieden, die es zwischen AWO und Jugendwerk geben mag, gibt es einen großen Korridor an Ge-

meinsamkeiten, fußend auf unseren ge-meinsamen Werten und Leitsätzen. Ich wün-sche uns allen, dass die Diskussionen der ersten Gemeinsamen Konferenz fortgeführt und die Ergebnisse kontinuierlich weiter be-arbeitet werden. Die Kommission „Junge Menschen aktiv in der AWO“ wird diesen Prozess fortsetzen, ebenso das Bundesprä-sidium, sowie der AWO-Bundesausschuss.

Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrück-lich bei allen bedanken, die bei der ersten Gemeinsamen Konferenz mitdiskutiert und mitgearbeitet haben. Eure Ergebnisse wer-den die Grundlage für die zukünftige Arbeit sein. Allen Leserinnen und Lesern der Ex-zess wünsche ich einen schönen Jahresaus-klang und ein frohes, aktives neues Jahr 2015: Seit´an Seit´! Y�Y�Y

Der Leitfaden „Junge Menschen aktiv in der AWO“ findet sich in der Kategorie „Be-schlüsse Engagement- und Verbandspoli-tik“ unter buko2012.awo.org

Die „Magdeburger Beschlüsse“ finden sich im AWO-Informationsservice www.awo-in-formationsservice.org über die Suchmaske.

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17SPEZIAL

Wir Bremer sind an und für sich schon ein eigentümliches

Völkchen. Diese Stadt mit sei-ner halben Million Einwohner* innen, die gemeinsam mit einer noch viel kleineren Stadt (Bremerhaven) ein putziges, kleines Bundesland bildet. Oft werden wir dafür belächelt. Ja - wir sind sehr klein. Das stimmt. Unterschätzen sollte man uns des-halb nicht. Wir stehen (wie diese Band aus Düsseldorf) auf, wenn wir am Boden sind. Egal, ob es um das Bundesland mit seinen meist lokalpatriotischen Bewohner*innen oder die dort beheimatete AWO und das Ju-gendwerk geht.

In Bremen lernt man schnell mit wenig zu-recht zu kommen: Wenig Geld, wenig Platz, wenig Mitglieder, wenig... von „wenig“ haben wir viel. Vielleicht ist es das, was uns verbin-det, was uns zusammenschweißt.

Wir hatten im Frühjahr 2011 nicht die opti-malen Startbedingungen, könnte man mei-nen. Ein AWO Kreisverband, der insolvent war, ein Bundesland, das quasi pleite ist, ei-nen JW-Mitgliederbestand im einstelligen Bereich. Bremen hat doch gar kein Geld für noch einen Jugendverband, könnte man

meinen. Die AWO hat doch genug eigene Sorgen,

würde man denken. Wer soll das denn machen, da ist doch gar keiner mehr!?

Fast vier Jahre ist es her, dass sich eine Hand voll junger Menschen zusammengetan hat und das Kreisjugendwerk der AWO Bre-men nach fast 15- jährigem „Dornröschen-schlaf“ zu neuem Leben erweckte. Die AWO stand ihrem Jugendwerk bei dieser Arbeit von Anfang zur Seite. Mit Geld, mit Räumen, mit Rat und Tat und ideeller Unterstützung. Junge Menschen wurden sofort von den alt-eingesessenen AWOianer*innen in die Gre-mienarbeit eingebunden. Man nahm die An-liegen und Wünsche aber auch die Meinun-gen der jungen Menschen ernst. Niemand sagte: „Werd’ erst einmal erwachsen! Davon kannst du keine Ahnung haben, dafür bis du zu jung! Das können die doch nicht alleine machen, die sind keine Betriebswirte! Wer weiß, was dann passiert!“

Vielleicht lag es daran, dass beide Verbände, AWO und Jugendwerk, in Bremen ziemlich am Boden waren. Man hatte in der AWO

Seit´ an Seit´!- Keine Frage: Wir machen’s einfach!Ein Nachtrag zur Gemeinsamen Konferenz

Larissa Krümpfer (Vorsitzende KJW Bremen, Bundesjugendwerksvorsitzende a.D.) & Eva-Maria Lemke-Schulte (Präsidentin AWO KV Hansestadt Bremen e.V., Präsidium AWO Bundesverband)

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18SPEZIAL

längst verstanden, dass man das Jugend-werk braucht. Mit Sicherheit lag es aber auch an den handelnden Personen in beiden Verbänden, dass sich alles zum Positiven gewendet hat: Im Jahr 2014 haben wir einen gesunden AWO Kreisverband, in dem junge Menschen Ortsvereine wiederbeleben. Und wir haben ein stetig wachsendes, enga-giertes, etabliertes Kreisjugendwerk. Wir ge-hen wertschätzend und respektvoll mitei-nander um. Wir nehmen uns gegenseitig mit unseren Positionen ernst und stimmen uns in unserer Öffentlichkeitsarbeit ab.

Seit diesem Jahr arbeiten wir, der AWO-Kreisverband und das Kreisjugendwerk in Bremen, auch inhaltlich konkret zusammen. Wir sehen es als unsere gemeinsame Aufga-

be, uns um Menschen mit Fluchterfahrung zu kümmern. Die AWO hat mit ihren gemein-nützigen Gesellschaften viele Einrichtungen für Geflüchtete. Sowohl die Zentrale Aufnah-mestelle als auch Übergangswohnheime, Notunterkünfte und eine Wohngemeinschaft für unbegleitete Minderjährige werden von der AWO betreut. Wir führen zum Beispiel gemeinsam Familienfreizeiten durch oder organisieren Geld, damit Kinder aus Über-gangswohnheimen der AWO an Jugend-werksferien teilnehmen können. Dazu haben wir vorher weder einen Arbeitskreis noch ei-nen Antrag gebraucht. Dafür ist nämlich kei-ne Zeit. Und wenn man uns fragt, wie wir das anstellen, können wir nur antworten: Wir machen’s einfach! Y�Y�Y

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SPEZIAL

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Aus den Diskussionsrunden der Teilneh-menden und dem Resümee von Prof. Thimmel (FH Köln), der die Konferenz

aus fachlicher Sicht begleitete, lassen sich aus unserer Sicht folgende erste Ergebnisse ablei-ten:

Weiter reden….Ein erster Schritt sollte es sein, die gemein-same Diskussion zum Thema Verbandsent-wicklung und die Zusammenarbeit von Jugend-werk und AWO auf Landes- und Bezirksebene fortzuführen.

Eine Frage der Haltung…Beide Verbände müssen sich auf Augenhöhe begegnen und trotz unterschiedlicher Ver-bandskulturen die Handlungsweisen des ande-ren anerkennen. Eine Haltung der Offenheit und Wertschätzung sowie die Bereitschaft, miteinander in den Dialog zu treten, sind hier-bei die Grundvoraussetzungen.

Streitbar bleiben…Dies bedeutet auch, streitbar zu bleiben und um Positionen zu ringen. Hierbei geht es vor allem darum, sich mit dem anderen und seinen Argumenten auseinanderzusetzen.

Strukturen überdenken…Althergebrachte Strukturen und Machtfragen müssen analysiert und gegebenenfalls korri-giert werden. Hierbei sollten insbesondere die „Vorreiter*innen“ gestützt und gefördert wer-den.

Gemeinsam etwas tun…Gemeinsame Aktivität – auch jenseits von Gre-mienarbeit – sorgt für stärkeres gegenseitiges Verständnis und schafft gemeinsame Erfolge. Denkbar sind gemeinsame Kampagnen, Akti-onen, Angebote oder politische Initiativen.

Synergieeffekte nutzen…In vielen Bereichen sind sowohl das Jugend-werk als auch die AWO aktiv, zum Beispiel in den Bereichen Jugendfreiwilligendienste, Feri-enfahrten oder Flüchtlingsarbeit. Hier sollten mögliche Synergien stärker genutzt werden.

Die Sache mit dem Geld…Das Jugendwerk ist in der Regel auf die finanzi-elle Unterstützung der AWO vor Ort angewie-sen, die möglicherweise auf den ersten Blick keinen „Nutzen“ davon hat. Eine Basisfinanzie-rung sollte ohne Voraussetzungen gesichert werden und nicht an das Angebot bestimmter Dienstleistungen gebunden sein. Hier sollte es ausschließlich um eine Förderung der Jugend-verbandsarbeit gehen. Die AWO sollte darauf vertrauen, dass diese Investitionen nachhaltig positive Effekte haben, beispielsweise im Be-reich der Mitgliedergewinnung, des Imagege-winns oder der langfristigen Kundenbindung für den Unternehmensbereich.

Stabile Basis…Die Gemeinsame Wertebasis, die kritische Be-gleitung politischer und gesellschaftlicher Ent-wicklungen und das Verständnis beider Verbän-de als „Anwälte für benachteiligte Menschen“ sind Gemeinsamkeiten mit hohem Potential für den gemeinsamen Prozess der Annäherung. Y�Y�Y

Erste Ergebnisse der Gemeinsamen Konferenz im ÜberblickJan Sörnsen (Bundesjugendwerk)

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20MEINUNGSSEITE

Thüringen befindet sich inmitten eines rasanten gesellschaftlichen Wandels. Gerade in ländlichen Regionen müssen wir uns auf gewal-tige demographische Umbrüche einstellen. Alles, was wir heute schon erleben – Leerstand in kleinen Kommunen, Überalterung, fehlender Nachwuchs in Unternehmen und Vereinen – ist erst der Anfang. Gleichzeitig ändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens. Stichworte sind hier: Digitalisierung, zu-nehmende Vernetzung, individualisierte Biographien und Interessen.

Die Bedürfnisse, die Ansprüche, die Wünsche unserer Ehrenamt-lichen und unserer Mitglieder verändern und verschieben sich. Des-halb muss sich auch die AWO verändern. Ein erster Schritt ist mit der ersten „Gemeinsamen Konferenz“ in Berlin gemacht worden. Mit der Einbeziehung moderner Medien ist es gut gelungen, Brücken zu schlagen. Nun gilt es, weiter zu gehen und dabei laut und unüberhör-bar mit unseren Werten, für die die AWO aus ihrer Geschichte heraus steht, in allen gesellschaftlichen Ebenen Gehör zu finden. Nur so er-reichen wir heute Menschen, die sich gern und aus Überzeugung in der AWO und selbstredend auch im Jugendwerk engagieren.

Die Gemeinsame Konferenz

aus Sicht der Teilnehmenden

Das erhoffte Gefühl von Aufbruch war bei der Gemeinsamen Konfe-renz zwischen Jugendwerk und AWO sicherlich für alle Beteiligten zu spüren. Der Wunsch nach einem respektvollen Umgang beider Ver-bände, das klare Aufzeigen von Unterschieden und das Besinnen auf gemeinsame Werte wurden während der Konferenz deutlich aufge-zeigt. Das Worldcafé machte in kurzen Runden klar, wo es Ansätze für eine zukünftige gemeinsame Arbeit geben soll und Probleme zu finden sind. Die Aufträge für beide Verbände lauten für mich: Das Jugendwerk sollte die geleistete Arbeit der „AWO anerkennen“ und die AWO sollte durch stärkere Unterstützung mehr „Jugendwerk zu-lassen“. Jetzt gilt es zu hoffen, dass die Delegierten das Gefühl und die Botschaft in ihre Gliederungen tragen und mehr gemeinsame Projekte entstehen können.

Martin Zühlke, (Vorsitzender Landesju-gendwerk Brandenburg)

Die gemeinsame Konferenz von AWO und Jugendwerk war eine ge-lungene Veranstaltung, die gefüllt war mit interessanten und infor-mativen Vorträgen und Inhalten.

Das World-Café mit den verschiedenen thematischen Inhalten wurde zu nachhaltigen Gesprächen der Teilnehmenden untereinander ge-nutzt. Diese nahmen gerne die Möglichkeit war, ihre gesammelten Erfahrungen, Erfolge und Misserfolge miteinander auszutauschen. Als Vorreiter für zukünftige Zusammentreffen kann die Konferenz als voller Erfolg gesehen werden.

Julia Bunz (Beisitzerin Bezirksjugendwerk Ober- und Mittelfranken)

Alexander Minar (Mitglied im Vorstand des

AWO Landesverbandes Thüringen)

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MEINUNGSSEITE

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Obwohl doch recht unklar war, wie so eine „Gemeinsame Konferenz“ genau abläuft, waren die Erwartungen im Vorfeld – wohl nicht nur bei uns – sehr hoch. Glücklicherweise wurden sie erfüllt!

Der Tag war interessant und gleichzeitig unterhaltsam gestaltet, und die Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch waren bestmöglich gegeben. Allerdings kamen für mich auch einige Fragen auf, insbeson-dere die, inwieweit das Jugendwerk an einigen Stellen nicht auf nahe-zu verlorenem Posten steht, was die Werte und ganz konkrete Erwar-tungen an die Zusammenarbeit vor Ort angeht. So zeigten die Ehren-amtlichen der AWO zwar großes Interesse und Begeisterung für viele der vom Jugendwerk vorgetragenen Punkte. Aber wegen der vielfach aussterbenden ehrenamtlichen Strukturen und leider auch aus eige-ner Erfahrung ist für mich nicht immer klar, wer die wegweisenden Entscheidungen trifft beziehungsweise, was die „höheren“ Ziele sind. Damit bleibt für mich die Erkenntnis, dass nach einem gelungenen Auftakt noch ein sehr weiter Weg vor uns liegt und letztlich die konkreten Lösungen nur vor Ort im gemeinsamen Gespräch zwischen Jugendwerk und AWO gefunden werden können.

„Wann wir schreiten Seit´an Seit´“ – ein traditionsreicher Titel für eine zukunftsgewandte Konferenz. Etwas skeptisch angereist muss ich re-sümieren, dass mich nicht nur das Format - die AWO kann Worldcafé, twittern und authentisch (!) locker sein -, sondern auch die diskutier-ten Inhalte überzeugt haben. Doch wie immer gilt: Dem Erkenntnisge-winn muss ein Umsetzungsmehrwert folgen. Ich denke, die #awo-jwgk2014 hat hierfür ein solides Fundament geschaffen, auf welches wir vor Ort aufzubauen und es gemeinsam weiterzuentwickeln haben. In diesem Sinne: Möge die neue Zeit mit uns ziehen. Glück auf!

Liebe Sophie, lieber Markus, liebe alle im Bundesjugendwerk, die Ihr die erste „Gemeinsame Kon-ferenz“ von AWO und Jugendwerk in Berlin organisiert und durchgeführt habt! Diese Gemeinsame Konferenz war für mich als „alte“ AWO-Frau (ich bin fast 60 Jahre alt und mit der AWO in der Familie groß geworden) ein echtes Highlight meiner bisherigen Zeit mit und in der AWO. Warum? 1.) Es war einfach wunderbar zu erleben, dass es doch so viele politisch interessierte und engagierte junge Menschen gibt, die sich für eine sozialere und gerechtere Welt einsetzten. Es hat mich sehr an

meine Jugendzeit und mein politisches Engagement erinnert. 2.) Es hat riesigen Spaß gemacht, in den Wold-Cafés mit Euch über eine gemein-same Zukunft von AWO und Jugendwerk zu diskutieren und konkrete Perspektiven zu entwickeln. Ihr seid in meinem AWO-Kreisverband alle herzlich willkommen!! 3.) Es gab zum Abschluss eine wunderbare Party, bei der ich viele lustige Jugendfotos unserer AWO-Promis gesehen habe und deren Lieblingsmusikstücke hören konnte. Diese Musik war auch mir sehr vertraut. Insgesamt betrachtet, habt Ihr mir mit dieser Konfe-renz persönlich ein Stückchen meiner Jugend zurückgegeben, was ein wunderbares Gefühl ist. Und uns allen habt Ihr das Gefühl vermittelt, dass wir mit den Jugendwerkler*innen eine tolle Nachwuchsorganisati-on in der AWO haben, mit der eine wunderbare, gemeinsame Zukunft möglich ist!! Dafür sage ich Euch ganz, ganz herzlichen Dank!

Hanna Naber (Geschäftsführerin AWO Bezirksverband Weser-Ems)

Jonas Diefenbacher (Vorsitzender Bezirksju-gendwerk Unterfranken)

Angelika Tumuschat-Bruhn (Vorsitzende des AWO Kreisverbandes Harburg-Land e.V. und Mitglied im Vorstand des AWO Bezirksverbandes Hannover e.V.)

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Ferienfreizeiten, Seminare, Workshops, Bildungsfahrten und noch vieles mehr - das Portfolio an Möglichkeiten im Ju-

gendwerk ist groß. Doch haben wir alle auch ein Leben abseits der Ehrenamtlichkeit. Schule, Studium oder Job stehen für viele natürlich im Vordergrund und verlangen ei-niges an Zeit und Aufmerksamkeit, ebenso wie Familie und Freunde. Schon lange stellt sich mir die Frage: Wie soll das alles funktio-nieren? Muss ich befürchten, dass meine Leistungen im Studium abfallen, wenn ich am Wochenende ein Seminar besuche und keine Zeit haben werde, um zu lernen? Bleibt mir überhaupt noch Zeit, um durchzu-atmen?

Um mir die Suche nach Antworten zu erleich-tern, befragte ich Jugendwerker*innen aus verschiedenen Gliederungen nach ihrem Zeitmanagement und wollte ihnen natürlich ein paar Tipps zur besseren Organisation entlocken. Ein paar Auszüge möchte ich ger-ne mit Euch teilen:

Martina Beez (LJW Thüringen) - Master Studentin Soziale Arbeit:

„Zeitmanagement ist beim Jugend-werk was Tolles. Wenn man viel

Zeit hat, kann man bei jeder Aktion, jedem Arbeitskreis oder Seminar da-

bei sein. Und wenn man mal keine Zeit hat, zwingt dich niemand, ständig präsent zu sein. Man kann sich alles so einteilen, wie es gerade zum studentischen oder alltäglichen Kram passt. Sind Absprachen notwendig, richten sich die Haupt- und anderen Ehren-amtlichen gerne nach den Bedürfnissen und irgendwie kommt man bei jeder Terminfin-

dung auf einen gemeinsamen Nenner. Na-türlich muss man auch lernen, "Nein" sagen zu können. Oft möchte ich bei unzähligen Jugendwerksaktionen dabei sein und stelle dann fest, dass einfach nicht alles in den Terminkalender passt. Aber niemand ist bö-se, wenn man mal absagen muss. Gerade das schätze ich am Jugendwerk sehr. Einen Terminkalender zu führen, lohnt sich aber auf jeden Fall, damit man bei all den Termi-nen und Treffen rund um Freunde, Familie, Studium und Jugendwerk nicht den Über-blick verliert.“

Christoph Götz (Bundesjugend-werk) - Vollzeitjob + Studium der Sozialen Arbeit:

„An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Verlobten be-danken, die mich gedanklich im-mer wieder unterstützt und mein Engagement würdigt. Vorweg geht es mir persönlich besser, wenn ich Aufgaben abha-ken kann. Dabei hilft mir die moderne Tech-nik mit den diversen Unterlagen. So profan das auch klingt, aber ich schätze die Organi-sation und die ständige Vereinbarkeit meh-rerer Bereiche. So nutze ich beispielsweise Fahrten zu Veranstaltungen des Bundesju-gendwerks zum Lesen von Texten für mein Studium. Ein weiterer wichtiger Punkt für mich ist, mir bewusst Freiräume zu schaffen. Wie groß und ausgiebig diese sein müssen, liegt im Definitionsbereich eines jeden Ein-zelnen.

Mir wird beim Nachdenken über dieses The-ma immer wieder bewusst, dass Zeit die einzig begrenzte Ressource ist.

Freizeit? Was ist das? - Zeitmanagement im Jugendwerk auf dem PrüfstandRonny Bätz (Bundesjugendwerk)

JUGENDWERK UND EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT

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Natürlich spielen auch die körperliche Ver-fassung und persönliche Energie eine wich-tige Rolle. Wie sehe ich z.B. meine berufliche Belastung bzw. die Bereitschaft zu meiner Arbeit und zu bestimmten Terminen.“

? Wo ziehst du eine Grenze, wenn es um Zeit für ehrenamtliches Engage-ment geht?

„Die Grenzen ziehe ich vor allem im Blick auf meine Partnerschaft. Diese ist mir mehr Wert als alles andere. Daher stehen wir auch immer im Dialog, wie es uns aktuell geht und versuchen uns bestmöglich zu koordinieren. Was das Studium betrifft, muss ich verpflich-tende Präsenzseminare belegen, die eben-falls Vorrang haben.“

Claudius Lehmann (LJW Berlin) Voll-zeitjob + Vorstands-vorsitzender:

„Normalerweise erledige ich meine ‚Aufgaben‘ gerne sofort, damit ich eine Sache abschließen und etwas Neues anfangen kann. Das ist bei einigen ‚Aufga-ben‘ allerdings nicht immer möglich. Des-halb sortiere ich mir diese nach Wichtigkeit und Umfang. Dinge, die nur wenige Minuten in Anspruch nehmen oder sich thematisch zusammenfassen lassen, erledige ich gerne als erstes und meist auf der Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Allem Weiteren widme ich mich an einem Nachmittag in der Woche. Damit habe ich schon früher gute Erfahrungen gesammelt: An diesem Tag versuchte ich zeitig Feiera-bend zu machen und widmete mich dem Rest des Tages dem Jugendwerk. Allerdings war dies bisher nur möglich, wenn die Ar-beitsbelastung zwischen den Vorstandsmit-gliedern möglichst gleichmäßig verteilt ist.“

? Als Vorstandsvorsitzender des LJW Berlins hast du sicher auch viele Ter-mine für die Vertretung bei verschie-

denen Ausschüssen und Gremien, oder?

„Ja, im Rahmen meines Ehrenamts wird die Teilnahme an einer Vielzahl von Gremien - auch über das Jugendwerk hinaus - ge-wünscht. Wichtig ist es hier, klare Kriterien im Kopf zu haben. Für mich ist das wich-tigste Kriterium, welchen Domino-Effekt das Gremium für uns als Jugendwerk hat. Die Fragen sind also: Was erreiche ich mit der Teilnahme? Wie weitreichend sind die Ergeb-nisse für unsere Arbeit? Idealerweise hat die Teilnahme an einer Gremiumssitzung also mehrere positive Auswirkungen, wie z.B. die Knüpfung und Pflege interessanter Kontakte oder die Planung neuer Aktionen und Pro-jekte.“

? Ist es schwierig für dich alle Verpflich-tungen im Job, Privatleben und Ju-gendwerk unter einen Hut zu bringen?

„Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, dass es auch noch ein Morgen gibt, denn unser ehrenamtliches Engagement für und im Jugendwerk soll keine Arbeit, sondern ei-ne Freizeitgestaltung sein, für die wir auch Freunde und Menschen in unserem famili-ären Umfeld begeistern können.“

Für mich ist während der Interviews klar ge-worden, dass ein gutes Zeitmanagement schon einiges erleichtern kann. Und wenn man mal nicht an jeder Veranstaltung teil-nehmen kann, reißt einem keiner den Kopf ab. Jugendwerk heißt auch, ohne Zwang ge-meinsam Spaß zu haben. Denn damit ist der Grundstein gelegt, um wirklich etwas zu er-reichen und unsere Werte und Grundsätze nach außen zu vertreten. Danke an alle Be-teiligten für Eure Statements und Eure Zeit. Y�Y�Y

JUGENDWERK UND EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT

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ERINNERN UND GEDENKEN

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Am 27. Januar 2015 jährt sich die Befrei-ung des "Konzentrationslagers" Au-schwitz zum 70. Mal. Das Jugendwerk

der AWO hat sich zu diesem Anlass in einem Bündnis von Jugendorganisationen zusammen-geschlossen, um gemeinsam nach Auschwitz zu fahren und den Opfern zu gedenken und gleich-zeitig ein öffentlichkeitswirksames Signal zu ge-ben.

Warum sollen wir uns in diesem Projekt engagieren?

Mit geplanten 1000 Teilnehmer*innen hat die Bündnisfahrt vom 17. – 21. Juni 2015 nach Aus-chwitz eine große Außenwirkung. Ein einzelner Verband könnte dies nicht alleine schaffen. Ziel ist es außerdem, den Austausch zu Erinnerungs-arbeit, Gedenkkultur und –politik unter den ver-schiedenen Bündnispartnern anzuregen.

Wie wird dieses Bündnis nachhaltig?

Das Projekt soll die beteiligten Verbände und Gliederungen animieren, selber Gedenkstätten-fahrten durchzuführen. Außerdem sollen regio-nale Aktionen im Bereich der Gedenkstättenpä-dagogik stattfinden. Fragt unsere befreundeten Verbände vor Ort und schließt Euch zusammen. Das Bündnis fördert die Vernetzung.

Können wir uns einbringen?

Rund um den Jahrestag und die Bündnisfahrt wird immer die Frage stehen, wie Erinnerungsar-beit und Gedenkkultur aussehen soll. Hier wer-den wir unsere Erfahrungen und Standpunkte einbringen und so eine neue Erinnerungspolitik mitgestalten.

Wie lief das erste Ausbildungs- wochenende für Teamende?

Felix (BJW Westliches Westfalen), Sandra (LJW Berlin) und ich haben Mitte November am ersten Ausbildungswochenende für die Bündnisfahrt nach Auschwitz teilgenommen. Zusammen mit ca. 60 weiteren Teamenden werden wir die Fahrt im Sommer 2015 begleiten. Bei diesem ersten Treffen haben wir die Ehrenamtlichen der Fal-ken, der JUSOS, der DGB Jugend und weiterer Verbänden kennengelernt, einen Einblick in das Projekt bekommen, unsere historischen Kennt-nisse aufgefrischt und uns gemeinsam Gedan-ken darüber gemacht, wie Erinnern und Geden-ken heute aussehen kann.

Für mich ist während dieses Wochenendes klar geworden, wie wichtig das Bündnis ist. Ich weiß aber auch, dass das Hauptziel nicht mit einer einzelnen Aktion erreicht wird. Durch unser kon-tinuierliches Engagement und das Leben der Werte der Arbeiter*innenbewegung – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – erreichen wir un-ser Ziel: „Dass Auschwitz nie wieder sei!“

Für weitere Infos wendet Euch ans Bundesju-gendwerk oder schaut auf der Webseite der DGB-Jugend unter www.jugend.dgb.de vorbei. Hier findet Ihr auch ein Anmeldeformular und die Termine der Vorbereitungsseminare, die für eine Teilnahme an der Bündnisfahrt verpflichtend sind. Y�Y�Y

„Dass Auschwitz nie wieder sei!“Warum wir uns als Jugendwerk

an dem Bündnis beteiligen solltenAnna Pfeiffer (Bundesjugendwerk)

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TattooTattoo-MalwettbewerbMatze Ulrich (ehem. Bundesjugendwerk)

Hallo ihr Lieben! Ich bin Matze, 31, aus Karlsruhe. Manchem werde ich aus meiner frisch beendeten aktiven Zeit

bekannt sein. Ich wende mich heute mit einer sehr speziellen, aber ernst gemeinten (seri-ous!), Idee an Euch: Zu meiner Verabschiedung aus dem Bundesjugendwerksvorstand über-raschte mich die Bundesjugendwerkskonferenz 2014 mit einem Gutschein für ein Jugendwerks-Tattoo und in meiner Euphorie habe ich natür-lich direkt zugesagt. Die Idee war, das Logo auf meinem Arm zu platzieren. Ich fänd´ es nur sehr schade, wenn das Logo da alleine steht und würde es sehr gerne in ein Bild verpacken.

Jetzt bin ich aber leider der schlechteste Maler der Welt und die Ideen fehlen mir auch. Mein Tätowierer ist da keine große Hilfe, da er das Jugendwerk überhaupt nicht kennt. Nach einer Zeit der Inaktivität (auf das Tattoo bezogen) und des Angesprochenwerdens, wann es end-lich soweit ist, bin ich zu der Erkenntnis ge-langt, dass ich es alleine nicht gebacken kriege und Ihr mit helfen könnt. Wenn Ihr Ideen habt und Euch freuen würdet, wenn Eure Kunst für immer auf dem Körper eines Menschen zu se-hen ist, dann macht mit beim Tattoo-Malwett-bewerb. Das für mich schönste Bild (die Jury

werde ich sein, bei Unentschlossenheit gibt’s ein Online-Voting) wandert per Nadel unter die Haut!

Ein paar kleine Vorgaben gibt’s:

� Es muss ein Jugendwerks-Logo enthalten. Ob das alte oder das aktuelle Logo ist nicht wichtig

� Meine bevorzugte Stelle ist der rechte Arm, am liebsten mit dem Logo auf der Innenseite des Oberarms

� Die Größe ist relativ egal (einfach das Logo, der ganze Arm, alles ist möglich)

� Schwarz-weiß oder Farbe: egal

� auf Namen, Tribals und Sterne stehe ich nur so semi und ein Gangster bin ich auch QLFKWʃ

� Ansonsten dürft Ihr Eurer Kreativität freien Lauf lassen!

Ich freue mich sehr auf Eure Ideen oder die Eurer Freizeit-/Kinderfest-/Jugendhauskids. Eure Kunst dürft Ihr gerne ans Bundesjugend-werk schicken (Markgrafenstraße 11 in 10969 Berlin) oder mailt sie per Foto/Scan an [email protected] Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Y�Y�

25TATTOO-MALWETTBEWERB

Page 26: Exzess 3/ 2014

Glück auf!Neu gewählte Vorstände im Jugendwerk

AKTIV VOR ORT

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Das Ehrenamt hat im Jugendwerk der AWO einen großen Stellenwert. Eine besondere Verantwortung tragen die

ehrenamtlichen Vorstände, die die Umset-zung der Konferenzbeschlüsse vorantreiben, die Interessen ihrer Gliederungen nach au-ßen vertreten, sich um Personalangelegen-heiten kümmern, die Schwerpunkte der Ar-beit in ihren Gliederungen festlegen und ak-tiv daran mitarbeiten – sei es zum Beispiel in

Vorstandssitzungen, Arbeitskreisen, Semina-ren, Ferienfahrten oder politische Aktionen.

In den letzten Monaten wurden einige Ju-gendwerks-Vorstände neu gewählt. Wir stel-len Euch vor, was sie sich für ihre Wahlperio-de vorgenommen haben und wünschen ih-nen allen viel Spaß und Erfolg für ihre kom-menden Aufgaben.

Landesjugendwerk Brandenburg

Bei der letzten Vorstandssitzung mussten wir uns aus einem Pool an Ideen für kommende Projekte in 2015 entscheiden. Jede*r konnte für seine Herzensprojekte abstimmen, so-dass es nun feststeht:

��6HPLQDUH� I�U�0LWJOLHGHU� GHV� /DQGHV�� XQG�der Ortsjugendwerke von Erste Hilfe am Kind über Partizipation, Pädagogik bis hin-zu Finanzen und Rechtsfragen.

��3ROLWLN� PLW� .LQGHUQ� � *HGHQNVWlWWHQ-fahrten, Arbeit mit Flüchtlingen, Sucht-

Page 27: Exzess 3/ 2014

und Gewaltprävention, Eltern-Kind-Ange-bote. Bei diesen Themen wollen wir schau-en, was es bisher an Angeboten gibt, ob Kooperationen möglich sind und was nötig ist, um diese Projekte mit Leben zu füllen.

��)HULHQFDPS�1DFKWUHIIHQ� I�U� XQVHUH� 7HD�mer*innen, Nachtreffen mit den Kindern, Teamer*innen-Stammtisch: Zum einen wollen wir eine Plattform für Erfahrungs-austausch, themenspezifische Debatten, Ideenfindung und gemeinsame Stunden

schaffen. Zum anderen geht es uns da-rum, den Kontakt zu den Kindern zu festi-gen, mit ihnen eine schöne Zeit zu verbrin-gen, selbst wieder Kind sein zu können und sie eventuell als neue Mitglieder im Landesjugendwerk begrüßen zu dürfen.

Wir sind voller Tatendrang und 2015 wird richtig spannend bei uns!

(Text: Martin Zühlke)

Landesjugendwerk Saarland

Schwerpunkt des Landesjugendwerks Saar-land wird in den kommenden zwei Jahren vorwiegend die Mitgliedergewinnung für den Verband sein, um das Ehrenamt zu stärken und neuen Schwung in die Jugendarbeit zu bringen, die sich auf unterschiedlichste For-men wie JuLeiCa-Schulungen, Bildungsver-anstaltungen, Kinderdisko und vieles mehr bezieht. Weiterhin sollen die Jugendgruppen,

Arbeitskreise und Kreisjugendwerke im Saar-land nochmals reaktiviert, motiviert und stär-ker in ihrer Jugendarbeit vor Ort unterstützt werden. Die Zusammenarbeit und die Kom-munikation mit der AWO und anderen loka-len Jugendverbänden gilt es noch weiter zu intensivieren und zu fördern. Der Vorstand freut sich auf erfolgreiche Jahre.

(Text: Stephanie Buchheit)

27AKTIV VOR ORT

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Landesjugendwerk Thüringen

Schwerpunkt der Vorstandsarbeit wird weiterhin das Engagement gegen menschenverachtende Einstellungen sein. Ausgiebiger soll sich dem Thema Inklusion gewidmet werden. Dies wird zum einen auf einer theoretischen Ebene pas-sieren aber auch ganz praktisch werden die Fe-rienfreizeiten unter die „Inklusionsbrille“ gelegt. Als Verband stehen wir weiterhin vor großen Herausforderungen in Bezug auf den demogra-fischen Wandel - gerade in den ländlichen Regi-onen Thüringens.

(Text: Alex Brettin)

Bezirksjugendwerk Württemberg

Direkt nach den Sommerferien wurde auch im Bezirksjugendwerk Württemberg ein neuer elf-köpfiger Vorstand gewählt. Schwerpunkte der neuen Amtszeit wird aufgrund des Bundesju-gendwerkstreffens 2015 in Baden-Württemberg vor allem die Vernetzung mit anderen Jugend-werken sein, aber natürlich auch mit unserer AWO in Württemberg. Wir freuen uns auf ein superspannendes neues Jahr zusammen und auf viel Besuch aus ganz Deutschland :-)

(Text: Franzi Diemer)

Kreisjugendwerk Essen

Wie von der Konferenz beschlossen, soll in der nächsten Wahlperiode die Mitgliederpflege, die Renovierung der Geschäftsstelle und die Ge-sundheitsförderung im Jugendwerk stärker vo-rangetrieben werden. Des Weiteren wird das Kreisjugendwerk sich in der kommenden Wahl-periode für die Stärkung einer Willkommens- und Anerkennungskultur für junge neu zugewan-derte Flüchtlinge und Asylsuchende einsetzen. Zentrale Rolle spielen dabei die Einrichtungen und Angebote des Jugendwerkes und die Vernet-zung in den Stadtteilen. Hier sollen konkrete Angebote entwickelt werden.

(Text: Frank Bente) Y�Y�Y

AKTIV VOR ORT

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29AKTIV VOR ORT

Zum 40-jährigen Bezirksjugendwerks-Ju-biläum begrüßte Sakur Ramadan, stell-vertretend für die erkrankte Vorsitzende

des Bezirksjugendwerks Zeynep Akkanis, ca. 80 Gäste, Aktive und Ehemalige, die aus den Jugendwerks-Gliederungen von der Orts- bis zur Bundesebene und von der AWO ins Essener Beratungszentrum Lore-Agnes-Haus gekom-men waren.

"Wer beim Jugendwerk aktiv ist, verändert die Welt - und sich selbst!", diese Erfahrung machte Sakur Ramadan, der mit dem Jugendzentrum Schonnebeck des Kreisjugendwerks groß ge-worden ist und schon in der Schule, bei der Ausbildungsplatzsuche und bei Prüfungen vom Jugendwerk unterstützt wurde.

Für Britta Altenkamp MdL (Vorsitzende des AWO Bezirksverband Niederrhein e.V.) ist "Sa-kur der Fleisch gewordene Beweis dafür, wa-rum das Jugendwerk wichtig ist!" Es richtet sich an alle, vor allem aber an die, die Hilfe beson-ders nötig haben. Es wirkt negativen gesell-schaftlichen Tendenzen wie Individualisierung und Entsolidarisierung entgegen, es bildet, in-tegriert und ermöglicht Partizipation.

Gemeinsame Grundwerte und übereinstim-mende gesellschaftpolitische Zielsetzungen von 'Mutter' und 'Tochter' legen nahe, auch weiterhin Seit' an Seit' für gesellschaftliche Veränderungen zu kämpfen. Ungeachtet des-sen betonte Britta Altenkamp die Eigenständig-keit des Jugendwerks, die sie weiter fördern möchte. Vorbildcharakter habe das Jugendwerk

für die AWO mit Blick auf die Altersstruktur, die Integrationserfolge und den Frauen-Anteil im Vorstand. Britta Altenkamp dankte für 40 Jahre konstruktive Zusammenarbeit und Auseinan-dersetzung und forderte das Jugendwerk dazu auf, weiterhin unbequem zu bleiben, Anstöße zu geben, Ideen zu entwickeln und in den Mut-terverband einzubringen und auch die Talent-schmiede der AWO am Niederrhein zu bleiben.

Daulet Abdulla, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksjugendwerks, ist erst über das FSJ zur AWO, dann über eine Jugendgruppenleiter*innenschulung zum Jugendwerk gekommen, wo sie "spannende Aufgaben übernommen und viel Neues kennen gelernt hat". Neben der Mit-gliedergewinnung und der Bildungsarbeit ist ihr das politische Engagement des Jugendwerkes besonders wichtig. Daulet Abdulla: "Für die nächsten 40 Jahre wünsche ich mir, dass viele junge Menschen die gleichen tollen Erlebnisse und Chancen haben, wie auch ich sie hatte."

Im Anschluss gab es in alter Jugendwerkstradi-tion bei Speis und Trank eine Party bis in die Morgenstunden. Y�Y�Y

40 Jahre Bezirksjugendwerk der AWO am Niederrhein AWO und Jugendwerk Seit' an Seit'Klaus Neubauer (AWO Niederrhein) und Nadia Khalaf (BJW Niederrhein)

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DAS SIND WIR

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Bezirksjugendwerk Baden e.V. und Bezirksjugendwerk Württemberg e.V.

DAS SIND WIR

„Gemeinsam sind Wir“

Vor ein paar Jahren wäre es ein Novum gewesen, dass die Jugendwerke in Württemberg und Baden etwas gemeinsam machen – auch ein gemeinsamer Artikel für die Exzess. Jetzt sind wir weiter: „Gemeinsam sind Wir“.

Sophia, 20 Jahre, KJW Karlsruhe-Stadt

Am Jugendwerk liebe ich die Vielfältig-keit. Dass wir jetzt ein gemeinsames

Ding (Bundesjugendwerkstreffen) ma-chen, bringt uns und das Jugendwerk nä-

her zusammen. Gemeinsam können wir mehr erreichen und ich will dabei sein.

Patrick, 21 Jahre, KJW Rhein-Neckar

Meine Motivation im Jugendwerk zu bleiben, sind die Werte, für die es steht und diese anderen zu ver-mitteln. Vor ein paar Jahren noch dödelten die Jugendwerke in Ba-

den-Württemberg vor sich hin, nun gibt es einen intensiven Austausch!

Das bringt uns voran und motiviert mich, mein Kreisjugendwerk weiterzubringen!

Eli, 24 Jahre, BJW Württemberg

Im Jugendwerk wird es nie langweilig, man lernt immer wieder neue Leute kennen. Nach Spaß muss man hier nicht suchen, der ist schon vorprogrammiert.

Daniel, 23 Jahre, KJW Konstanz

Mein Jugendwerk ist klein aber fein. Jeder kann sich mit seinen eigenen Erfahrungen einbrin-gen. Auf die landesweite Zusam-menarbeit bin ich stolz und ge-spannt. Für mich sind die Jugend-werkler*innen der Grund, dabei zu bleiben. Ich finde es toll, neue Leute kennen-zulernen und zu erfahren, was sie bewegt.

Warum bin ich so gern beim Jugendwerk?

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31DAS SIND WIR

Baden

In Baden gibt es gerade drei Kreisjugend-werke. Das Bezirksjugendwerk sowie die Kreisjugendwerke engagieren sich stark im Freizeiten- und Stadtranderholungsbereich. Das Bezirksjugendwerk hat seinen Sitz in Karlsruhe, von wo aus es seine Aktionen und Seminare startet.

Im Norden liegt Rhein-Neckar. Ein weitläu-figer Kreis, der ein vielfältiges Jugendwerk hat. Von Lesenächten für Kinder bis hin zu Diskussionsrunden mit Politiker*innen enga-gieren sich die Jugendwerkler*innen hier.

Zentral gelegen ist Karlsruhe-Stadt. Das mit-gliedsstärkste Kreisjugendwerk in Baden ist sehr aktiv bei den Freizeitangeboten. Dane-ben engagieren sich die Karlsruher in der Kommunalpolitik, internationalen Jugendar-beit und dem Jugendtreff Cave.

Ganz im Süden, drei Fahrstunden von Karls-ruhe - schon fast in der Schweiz -, liegt das Kreisjugendwerk Konstanz. Unsere Konstan-zer beteiligen sich jedes Jahr an der Schultü-tenaktion des Bezirksjugendwerks. Seit Neu-stem bieten sie auch eine Ausbildung zum/zur Erlebnispädagog*in an. Als kleinstes Kreisjugendwerk in Baden haben sie keine Hauptamtlichen und stemmen ihre Aktionen rein Ehrenamtlich.

Württemberg

Früher hat sich das Jugendwerk in Württem-berg vor allem durch seine vielen Freizeiten ausgezeichnet, doch in den letzten paar Jahren ist auch der Bereich der interkultu-rellen Arbeit deutlich angestiegen. Aktuell haben wir deshalb neben ca. 30 Freizeiten jedes Jahr auch mehrfach im Monat „Aktive Culture“ (ein Abend, bei dem sich Menschen aus aller Welt im Jugendwerk treffen um sich mit einem Land oder einem Thema zu befas-sen), Jugendbegegnungen auf der ganzen Welt (z.B. Südafrika und Mexiko) und eine AG Grenzenlos, die Freizeitangebote in einem Flüchtlingsheim in Stuttgart durchführt. In den letzten Jahren haben wir außerdem mit einer internationalen Jugendbegegnung ver-schiedene Waldheime im Land in den Som-merferien besucht. Was haben wir sonst so zu bieten? Eine gute Zusammenarbeit mit unserer AWO, viele Ehrenamtliche in allen Bereichen, eine große Geschäftsstelle, einen aktiven Vorstand und jede Menge Spaß.

Die Bezirksjugendwerke in Baden-Württemberg

Jugendwerk in BaWü ist vielfältig in seinen Organisationsformen und Projekten. Seit zwei Jah-ren gibt es eine ehrenamtliche Zusammenarbeit zwischen Baden und Württemberg. Begonnen hat sie mit dem letzten Bundesjugendwerkstreffen und einem Fußballpokal. Jetzt, zwei Lande-streffen später, organisieren wir zusammen das Bundesjugendwerkstreffen 2015 in Gaienho-fen am Bodensee. Wir freuen uns auf die Herausforderung: „Gemeinsam sind Wir“. Y�Y�Y

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EXZESS

Wir wünschen Euch

erholsame Feiertage

und einen guten Start

in das neue Jahr!

Termine 2015Aufgrund der Vielzahl an Themen finden einige Seminare und Arbeitskreise parallel zueinander statt.

16. - 18. Januar AK Gender Seminar Medienpädagogik

30. Januar AK Handbuch politische Bildung- 1. Februar AK Politische Partizipation

14. Februar Revisor*innen-Schulung

06. - 08. März Bundesjugendwerksauschuss

13. - 15. März AK Freiwilligendienste AK Ferienfahrten

17. - 19. April AK Alternative Wirtschaftsformen AK Nachhaltigkeit

24. - 26. April AK Zukunft der Jugendverbandsarbeit

14. - 17. Mai Bundesjugendwerkstreffen, Gaienhofen am Bodensee

12. - 14. Juni AK Revisionsordnung

AK Weiterentwicklung Praxismappe

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