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- 3 Fachlehrplan für Kunsterziehung Online-Version/nicht für amtliche Zwecke Inhaltsübersicht Vorbemerkungen 1 Jahrgangsstufe 5 3 Jahrgangsstufe 6 7 Jahrgangsstufe 7 11 Jahrgangsstufe 8 16 Jahrgangsstufe 9 20 Jahrgangsstufe 10 24 Jahrgangsstufe 11 28 Grundkurs 32 Leistungskurs 43 Vorbemerkungen Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I 1990 So.- Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte des Fachunterrichts. Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele soll jeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülern ankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a. a. O., S. 138, Ziff. 19) unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schüler bedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.) Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hat jeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt. Danach kommen die Inhalte; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht des Faches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrens und Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stoffliche Präzisierungen). Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in den Rahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlich sind. Alle Aussagen im Lehrplan sind Teil der verbindlichen Vorgaben für den Unterricht, der den Schülern zugedacht ist. Ausführungen, die nur Anregungen oder Beispiele geben sollen, sind durch den Sprachgebrauch als solche gekennzeichnet. Die als Zeitrichtwerte genannten Stundenzahlen geben eine Hinweis für die Unterrichtsplanung, sind aber nicht verbindlich. Die Zeitrichtwerte der Themenkreise in den einzelnen Jahrgangsstufen beziehen sich immer auf die Ausbildungsrichtungen des Gymnasiums mit der geringsten Stundendotierung. Für die übrigen Ausbildungsrichtungen sind diese Angaben entsprechend zu vervielfachen. Im Grundkurs wurde auf Zeitrichtwerte verzichtet, im Leistungskurs sind solche nur für den kunstgeschichtlichen Lernbereich angegeben. Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs, Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche bzw. praktische Leistungsnachweise) rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden im Schuljahr, bei einem mehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. In den darüber hinaus verfügbaren Stunden ist der pädagogische Freiraum (a.a.O., S. 138, Ziff. 20) enthalten.

Fachlehrplan für Kunsterziehung - BayernPuppentanz und Mummenschanz (ca. 10 Std.) Schüler der Unterstufe wollen ihre Phantasie auf vielfältige Weise entfalten. Im Spiel mit Requisiten

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Fachlehrplan für KunsterziehungOnline-Version/nicht für amtliche Zwecke

Inhaltsübersicht

Vorbemerkungen 1Jahrgangsstufe 5 3Jahrgangsstufe 6 7Jahrgangsstufe 7 11Jahrgangsstufe 8 16Jahrgangsstufe 9 20Jahrgangsstufe 10 24Jahrgangsstufe 11 28Grundkurs 32Leistungskurs 43

Vorbemerkungen

Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I1990 So.- Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte desFachunterrichts.

Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele solljeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülernankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a. a. O., S. 138, Ziff. 19)unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schülerbedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.)Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hatjeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt.

Danach kommen die Inhalte; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht desFaches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrensund Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stofflichePräzisierungen).

Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- undErziehungsaufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in denRahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlichsind.

Alle Aussagen im Lehrplan sind Teil der verbindlichen Vorgaben für den Unterricht, der den Schülernzugedacht ist. Ausführungen, die nur Anregungen oder Beispiele geben sollen, sind durch denSprachgebrauch als solche gekennzeichnet.

Die als Zeitrichtwerte genannten Stundenzahlen geben eine Hinweis für die Unterrichtsplanung, sindaber nicht verbindlich. Die Zeitrichtwerte der Themenkreise in den einzelnen Jahrgangsstufen beziehensich immer auf die Ausbildungsrichtungen des Gymnasiums mit der geringsten Stundendotierung. Fürdie übrigen Ausbildungsrichtungen sind diese Angaben entsprechend zu vervielfachen. Im Grundkurswurde auf Zeitrichtwerte verzichtet, im Leistungskurs sind solche nur für den kunstgeschichtlichenLernbereich angegeben.Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs,Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche bzw. praktischeLeistungsnachweise) rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden imSchuljahr, bei einem mehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. In den darüber hinausverfügbaren Stunden ist der pädagogische Freiraum (a.a.O., S. 138, Ziff. 20) enthalten.

Scheungrab
Textfeld
Bitte beachten Sie insbesondere die Bestimmungen zur Durchführung des Lehrplans im fünf-stündigen Leistungskurs, die im KWMBl I Nr. 14/1993 vom 29. Juli 1993 aufgeführt sind.
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* Abkürzungen

Fächer: Fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben:

B Biologie BOBerufliche OrientierungC Chemie DFDeutsche FrageD Deutsch DSPflege der deutschen SpracheE Englisch DW"Dritte Welt"Ek Erdkunde EUEuropaEth EthikEv Ev. ReligionslehreF FranzösischFs FremdsprachenmFs moderne FremdsprachenG GeschichteGr GriechischHw HauswirtschaftIt ItalienischK Kath. ReligionslehreKu KunsterziehungL LateinM MathematikMu MusikNw NaturwissenschaftenPh PhysikRu RussischRw RechnungswesenS SportSG Sozialpraktische GrundbildungSk SozialkundeSp SpanischTmW Textilarbeit mit WerkenWR Wirtschafts- und Rechtslehre

FAFamilien- und SexualerziehungFRFriedenserziehungFZFreizeiterziehungGEGesundheitserziehungITGInformationstechnische GrundbildungMBMusische BildungMEMedienerziehungMTMensch und TechnikPPolitische BildungUUmwelterziehungVVerkehrserziehungWWeltbild - Weltdeutung

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Jahrgangsstufe 5 (2)

Im Anfangsunterricht gilt den oft sehr verschiedenen entwicklungsmäßigen und fachlichenVoraussetzungen der Schüler besondere Aufmerksamkeit. Individuelle Beratung, Anregung undErmutigung helfen, gemeinsame Grundlagen zu schaffen und zu sichern. Wichtig ist auch dasfrühzeitige Anbahnen grundlegender Arbeitstechniken und kooperativer Arbeitsformen, die das Wir-Gefühl in der neuen Klassengemeinschaft stärken.

1 Bildnerische Praxis1.1 Erzählen und Sichtbarmachen: Aus Phantasie und Wirklichkeit (ca. 15 Std.)

Im Mittelpunkt stehen individuelle Bildgestaltungen, in denen die Schüler aus ihrer Erlebniswelterzählen. Zu Selbstvertrauen ermutigt, sollen sie eigene Erfahrungen und Vorstellungen auf möglichstvielfältige Weise anschaulich machen und ihre Fähigkeiten erweitern, grundlegende Gestaltungsmittelwirksam einzusetzen. In Darstellungen, die noch nicht vom Streben nach systematischerAbbildhaftigkeit eingeengt sind, können die Schüler, bei freier Entfaltung ihrer Phantasie (6 MB), dieganze Breite der Möglichkeiten einer kindlichen Bildsprache zeigen.

GestaltenDarstellen von Objekten, Figuren, Situationen, VorgängenAusgangspunkte:- Alltagserfahrungen, Beobachtungen, Er-

lebnisse: Gefahr auf dem Schulweg- Märchen, Fabel, Sage; Wunschträume,

Phantasien, Abenteuer- Reizworte, Materialwirkungen

Schildern (6 B5; 6 V: Gespräch über Unfallver-meidung und -hilfe)Vorlesen und Vorspielen (6 D5: epische Klein-formen)Ausdeuten von Klecksographien

Festigen bildnerischer Grundtechniken im Malen, Zeichnen, FormenHinführen zum Bildnerischen:Finden eigener Bildideen, Wahl bildwirksamerMomente, Ausbau der Darstellung

Ausfabulieren von Erzählanlässen; Überlegungenzu Größe, Formateinteilung und geeignetenBildmitteln

Betrachten und Erzählen (6 DS)Arbeitsergebnisse, Bildinhalte, Darstellungs- undAussageformen (z.B. Realistisches undPhantastisches)

Beschreiben und Erläutern des eigenen Bildes;Erzählen, auch über das sichtbar Dargestelltehinaus

1.2 Erkunden, Entdecken, Testen: Proben aus dem Kunstlabor (ca. 5 Std.)

Die spielerische Neugier wird bewußt auf die Gestaltungsmittel gelenkt, und die Schüler werdenermutigt, mit Werkstoffen und Verfahren im Sinne des entdeckenden Lernens zu experimentieren. Siesollen aufmerksam und empfänglich werden für ästhetische Reize unterschiedlicher, auchungewöhnlicher Materialien. Sie sollen beweglich und offen ihre assoziative Phantasie ins Spiel bringenund fähig werden, entdeckte und selbst erzeugte Materialwirkungen in origineller Weise für eigene Bild-Erfindungen zu nutzen.

Erkunden, Entdecken, Testenvon Werkmitteln zur Wahl:

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Farben, Tuschen, Mal- und Zeichengeräte;ungewöhnliche Bildträger und Farbstoffe (Natur-und Abfallmaterialien)

Herstellen von z.B. Zeichenkohle und Malfarben;Malen auf Baumrinde; Malen mit Pflanzensäften,Tee; Mischversuche

von Techniken zur Wahl:Abspreng-, Abklatsch-, Abdrucktechniken,Sprühen, Tröpfeln, Frottage, Montage, plastischeVerfahren

Erzeugen farbiger, graphischer, plastischer For-men, Spuren, Strukturen; Erproben der Wirkun-gen

Betrachten, Berichten, BeurteilenTestergebnisseevtl. ergänzend: Beispiele aktueller Kunst-praktiken

Erläutern der Testergebnisse, Erörtern ihrerEignung für bildnerische Vorhaben

2 Bildende KunstBegegnung mit Kunstwerken: Bilder erzählen (ca. 8 Std.)

Exemplarische Werkbetrachtungen vermitteln erste Zugänge zur Bildenden Kunst und ihren Gattungen.Dabei steht das Erleben der Schüler im Vordergrund: An Werken, an denen es viel zu entdecken gibt,die zum Erzählen anregen, sollen die Schüler Einzelheiten und Zusammenhänge aufspüren undbenennen, ihre persönlichen Eindrücke und Empfindungen äußern und im Spekulieren undWeiterfabulieren ihre eigene assoziative Phantasie und Erzählfreude entfalten lernen. Einblicke in dieHerstellungs- und Gestaltungsweise der Werke bahnen die Wertschätzung handwerklicher undkünstlerischer Leistungen an.

Betrachtenein Gemälde, eine Graphik, eine Plastik;exemplarisch, möglichst im Original:

Einführen fachlicher Grundbegriffe (Gattung,Werkmittel, Technik)

unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Werkunter Aspekten, die die Schüler bei derBeobachtung selbst ansprechen

Eingehen auf Details und Zusammenhänge, aufAuffälliges und Eigenheiten, auf Anmutungen,auf spekulative Deutungen (6 D5; 6 DS: Bilder-geschichte)

weiterführende Aspekte:z.B. Werkstoff, Verarbeitung, handwerkliche undkünstlerische Leistung, materieller Wert,persönliche Wertschätzung

Ordnen und Klären individueller Ansichten;Abrundung, z.B. durch Geschichten undAnekdoten um Künstler und Werk

ggf. zusätzlich, in Verbindung mit anderen Themenkreisen; als Vor- bzw. Nachbereitung:

Gestalten (6 MB)- Bilddiktat vor der Betrachtung- formale bzw. inhaltliche Nachgestaltungen und

Weiterführungen

-Zeichnen nach verbaler Beschreibung-einen Inhalt als Spielszene gestalten;einen Ausschnitt nachzeichnen; bildenerisch

weiterfabulieren

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3 Gestaltete UmweltFormen und Bauen: Szenen fürs Panoptikum (ca. 10 Std)

In Formen, Bauen und Montieren können die Schüler das bildnerische Umsetzen ihrer Absichten alskonkrete Handlung erleben. Das Bestimmen der Form, Bewegung und Gestik sowie das Fügen undGruppieren plastischer Elemente entspricht der additiven Gestaltungsweise in der Fläche. Die Schülersollen in szenischen Modellen eigene Vorstellungen phantasievoll entwickeln, anschaulich realisierenund dabei sensibel werden für haptische Eindrücke und räumliche Zusammenhänge. ImZuordnungsspiel frei beweglicher Teile sollen sie das Komponieren als einen lebendigen Vorgangerfahren, durch den sich Situationen arrangieren, verändern und szenisch formulieren lassen (6 MB).

Gestaltenzur Wahl: Modelle, Kulissen, Figuren, Ensembles wirkungsvolles Umsetzen und Arrangieren, auch

in Partner- und Gruppenarbeit

Themen:Szenen aus Alltag und Vorstellungswelt (6 D5:epische Kleinformen; K5, Ev6: biblische Szenen;6 V: "Verkehr 2100")

Entwickeln einer szenischen Idee, z.B. fürWochenmarkt, Raumstation, Wigwam, Krippe,Straßenszene

Techniken und Werkmittel zur Wahl:Formen, Bauen, Montieren, Bemalen;diverse Natur- und Abfallmaterialien; einfacheBauverfahren und Materialverbindungen z.B. fürHolz, Pappe, Papier

Üben und Anwenden einfacher Bearbeitungsver-fahren, z.B. Schneiden, Falten, Schnitzen, Ste-ken, Kleben, Modellieren

Komposition: (6 MB, FZ)Arrangement räumlich-plastischer Elemente ineinem szenischen Zusammenhang

Abstimmen von Figur, Objekt und Raum;Verschieben, Umstellen, Eingrenzen, Verbinden,wirkungsvolles Kontrastieren

Betrachten und ErzählenAusstellung der Arbeiten: "Schüler führen durchdas Panoptikum"

Erläutern des eigenen Modells, Schildern derSituation; Erzählen, auch über das Dargestelltehinaus (6 DS); evtl. Verlebendigen von Szenenim Spiel

4 Visuelle MedienSchreiben und Entziffern: Zeichen, Schriften, Dokumente (ca. 8 Std.)

Das Interesse der Schüler am Geheimnisvollen und Außergewöhnlichen gibt die Möglichkeit, sie in denReichtum der Schreibkultur, in die Vielfalt ihrer Zeichen und Formen in Vergangenheit und Gegenwarteinzuführen. Sie sollen sich in eigenen Gestaltungsversuchen mit den Bedeutungs-, Form- undAusdruckswerten einer Schrift spielerisch auseinandersetzen, vor allem aber Freude daran entwickeln,mit Schrift zu experimentieren, und im Erfinden und Umgestalten von Schriftelementen ihrenEinfallsreichtum erproben.

Gestalten mit SchriftelementenTechniken:Schreiben, Zeichnen, Malen; Schriften erfinden, abwandeln; Spielen mit

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ggf. auch Drucken, Collagieren Schriftzeichen, z.B. Verdeutlichen von Wortbe-deutungen im Schriftcharakter

Themen:- verfremdete Buchstaben, Wörter, Alphabete Erfinden einer Geheimschrift; Phantasieren und

Imitieren, z.B. "Fälschen" eines alten Dokuments(Schatzkarte)

- Schriftelemente als Handlungsträger in Bildern(vgl. 1.1)

Erfinden von Figurenalphabeten; Bauen mitBuchstaben, z.B. "Buchstabenburg"

Betrachtenhistorische und aktuelle Zeichen (Piktogramme,Schriftbilder) als Informationsträger;Aufmerksamkeitswert und Anmutungscharaktervon Schildern, geschriebenen Texten undDokumenten (6 FZ)

Untersuchen von Beispielen: antike Inschriften (6L, Gr, D7: historische Schriftentwicklung),Bibelhandschriften (6 K), Verkehrsschilder und -zeichen (6 V), Plakate, Anzeigen (6 ME)

5 Darstellendes SpielImprovisieren und Vorführen: Puppentanz und Mummenschanz (ca. 10 Std.)

Schüler der Unterstufe wollen ihre Phantasie auf vielfältige Weise entfalten. Im Spiel mit Requisitenkann ihre Vorstellungskraft Gegenstände beleben; im Personenspiel genügen zur Verwandlung einfacheVerkleidungen und Maskierungen. Spiel fördert das Miteinander, besonders, wenn dabei Inhalte ausanderen Themenkreisen fortgesetzt, zusammengeführt und gemeinsam verlebendigt werden. ImErfinden, Erproben und Realisieren kleiner Spielszenen sollen die Schüler Einfallsreichtum,Improvisierfreude, Beobachtungsgabe und ein Gespür für dramatische Ausdruckswerte entwickeln (6MB).

Gestaltenkleine Spielszenen zum Verkleiden und Verwandeln, als Personen- oder Maskenspiel:

Spielanlässe:kurze Szenen z.B. Streit in der U-Bahn, Tanz derVampire, Wettbewerb der Zauberer, imWartezimmer beim Tierarzt

Spiel (6 D5: Stegreifspiel; Fs: szenischeUmsetzung eines Dialogs; Mu5) z.B. mitRequisiten

Spielentwicklung:- Auswählen/Erfinden einer Geschichte/ Episode- improvisierendes Erproben; z.B. unter Einsatz

von Requisiten, Kostüm, Maske- Ordnen und Festlegen der Szenenfolge- Durchlaufproben; Aufführung

Ideenfindung im Gruppengespräch

Erproben wirkungsvoller Beziehungen zwischenSpielhandlung und SpielträgerAusgestalten der SpielhandlungSpiel z.B. vor Eltern oder Parallelklasse

BetrachtenDas aufmerksame Beobachten begleitet den ganzen Arbeitsverlauf. Kritische Wertungen vonTeilergebnissen dienen als Anlaß für wirksameres Darstellen.

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Jahrgangsstufe 6 (3)

Allmählich geht das naiv-erzählende Gestalten in ein absichtsvolles, auf Wirkung bedachtes Darstelleninhaltlicher Anliegen über (6 MB). Dabei werden den Schülern die Ausdrucksmöglichkeiten derBildmittel wichtig. Ihr bewußteres Vorgehen erlaubt nun auch ein mehr entwickelndes und voraus-denkendes Arbeiten, das schon umfangreichere Gemeinschaftsvorhaben ermöglicht. In ihnen liegt dieerzieherische Chance, nicht nur bildnerische und organisatorische Fähigkeiten, sondern auch sozialeTugenden einzuüben.

1 Bildnerische Praxis1.1 Mitteilen und Darstellen: Ausdrucksvoll ins Bild gesetzt (ca. 20 Std.)

Bei der bildnerischen Umsetzung von Vorstellungen und Beobachtungen (6 W) rücken nun Fragen zurBeziehung von Darstellung und Wirkung in den Vordergrund. In unterschiedlichen Aufgabenstellungensollen die Schüler ihre individuelle Bildsprache ausbauen und differenzieren, dabei unterschiedlicheAusdrucks- und Wirkungsmöglichkeiten der Bildmittel selbständig erkunden und lernen, sie unterBeachtung gestalterischer Regeln bewußt und absichtsvoll einzusetzen. Durch Bildvergleich undBefragen von Betrachtern sollen die Schüler lernen, den Erfolg ihrer Absicht zu kontrollieren, einenbestimmten Ausdruck in ihre Bilder zu legen oder Informationen gezielt zu vermitteln.

GestaltenThemender Erlebnis- und Phantasiewelt

Darstellen von Lebewesen, Gegenständen,Handlungen oder Stimmungen

Techniken:Zeichnen, Malen; ggf. auch Drucken, Formen,Collage, Montage

Versuche, auch mit Großformaten

bildnerische Aspekte:Suche nach angemessenen Darstellungsmittelnund nach Möglichkeiten, die Bildwirkung zusteigern (Figur-Grund-Unterscheidung, Wahleines Bildausschnitts, einfache Form- undFarbkontraste)

Erproben der Ausdrucksqualitäten von Bildmit-teln, Differenzieren und Verändern von Bild-elementen, Steigern der Farb- und Formprägnanz

Betrachten und Vergleicheneigene/fremde Entwürfe und Ergebnisse nachVerständlichkeit der Darstellung

Prüfen der Nah- und Fernwirkung; Untersuchender Beziehung von Inhalt, Form und Ausdruck

1.2 Miteinander Planen und Verwirklichen: Gemeinschaftsarbeit (ca. 8 Std.)

Ein Gemeinschaftsprojekt, das Inhalte aus anderen Themenkreisen vertieft, gibt die Möglichkeit,kooperative Fähigkeiten und Arbeitstugenden über einen längeren Zeitraum hinweg zu üben. Gefördertwerden soll die Bereitschaft, gemeinsam Ideen zu entwickeln und zu realisieren. Dabei sollen die

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Schüler soziale Verhaltensweisen, demokratische Grundregeln, Toleranz und Kompromißbereitschafteinüben (6 FR).

Gestalten in der GemeinschaftArbeitsvorhaben in Verbindung mit anderenThemenkreisen, z.B.:- Bildzyklen, Wandbilder- Objekte und Figurenensembles- Ausstattung für Spielvorhaben

Entwickeln der GestaltungsideeSammeln und Auswerten der Ideen; Prüfen derRealisierbarbeit durch Skizzen und Entwürfe;Diskussion und Einigung über das Vorhaben

Strukturieren der Zusammenarbeit:- Aufgabenverteilung, Zeitplanung, Mate- rial-

beschaffung

Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit unterBerücksichtigung der Schülerwünsche

- Durchführung und Realisation Zwischenbesprechungen zum Arbeitsablauf;Verbesserungshilfen

BetrachtenÜberprüfung und Kritik der Ergebnisse Präsentation, ggf. in einer Ausstellung

2 Bildende KunstBegegnung mit alten Kulturen: Entdecker und Ausgräber (ca. 14 Std.)

Parallel zum einsetzenden Geschichtsunterricht erleben die Schüler den Zugang zu Kunstwerken derVorgeschichte und des Altertum über das "Abenteuer der Archäologie". Entscheidend ist nicht dieVollständigkeit der Fakten, sondern die innere Beteiligung der Schüler. In der Begegnung mit frühenKulturen und durch die Betonung erlebnishafter Momente sollen die Schüler eine Beziehung zu denMenschen, ihren Lebensumständen und künstlerischen Leistungen aufbauen können.

Betrachtengestaltete Zeugnisse der Vor- und Frühge-schichte, der frühen Hochkulturen, des klas-sischen Altertums (6 L, Gr, G6; 6 EU);Regionalfunde aus Bayern

Originale, Abbildungen oder Rekonstruktionen,z.B. Bildwerke, Waffen, Schmuck, Kleidung;Wohnstätte, Kultstätte, Grab

Hinführung:Schilderung einer Fundgeschichte, bzw. desLebenslaufs eines berühmten Archäologen wiez.B. Schliemann, Evans, Carter (6 FZ: Lektüre)

Studium von Dokumenten zur Fund- bzw. Le-bensgeschichte; Unterrichtsgang zu Fundortenbzw. Ausstellungen; Nutzung museumspädagogi-scher Angebote (6 FZ)

unmittelbare Auseinandersetzung Fundbeschreibung (Form, Werkstoff, Herstel-lung, Erhaltungszustand)

weiterführende Aspekte Bedeutung im Lebenszusammenhang der Men-schen (z.B. Alltag, Technik, Kult);ästhetische Qualität

ggf. zusätzlich:Einblick in Aufgaben und Probleme derArchäologie, z.B. Entdecken und Bergen vonFunden, Konservieren, Restaurieren, Rekon-

Erörtern eines Beispiels; Diskutieren besondererProbleme; z.B. Zerstörung durch Raubgrabun-gen, Baumaßnahmen (6 U); Kulturraub (6 W)

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struieren, Bestimmen, Deuten

Gestaltenbildnerische Weiterführungen, z.B. in einemGemeinschaftsprojekt (vgl. 1.2, 3)

archäologisches Bilderbuch ("Taschenmuseum"),Modellbau, Spielszene, Nachbau einer Grabstätte(z.B. im Schulgarten)

3 Gestaltete UmweltFormen und Bauen mit Ton: Gefäße - Figuren - Modelle (ca. 14 Std)

Beim Gestalten mit Ton erleben die Schüler unmittelbar, wie unverzichtbar handwerkliche Grundregelnfür ihre Arbeit sind, wenn sie ihre Gestaltungsabsichten mit den Möglichkeiten des Materials inEinklang bringen wollen. Beim Herstellen von Gegenständen und Plastiken sollen die Schülerunterschiedliche Verfahren des Formens und der Oberflächengestaltung kennenlernen, dabei ihrräumlich-plastisches Vorstellungsvermögen stärken und sensibel werden für haptische Formqualitäten(6 FZ, MB).

GestaltenThemen zur Wahl:Gebrauchsgegenstände, Figurales, Modelle,Reliefs

Form-Erfindungen in sachlicher oder phanta-stischer Ausprägung

Techniken:- Aufbereiten des Tons- Aufbauverfahren- Abtragen und Herausritzen

Verbindung von Ringen, Platten oder ausgehöhl-ten Klumpen

- Oberflächengestaltung Engobieren oder Glasieren

Betrachteneigene Arbeitsergebnisse, evtl. auch Keramikfrüher Kulturen (vgl. 2: Entdecker und Aus-gräber)

Beachten der Wechselbeziehung zwischen Formund Funktion

4 Visuelle MedienSchreiben, Entwerfen, Gestalten: Texte, Schilder, Bilderbücher (ca. 14 Std.)

Über die Beschäftigung mit den Elementen der Schrift hinaus werden die Schüler nun systematischeran Fragen der Schrift- und Textgestaltung herangeführt. Ein erster Schritt ist dabei der spielerischeUmgang mit Schrift und Bild - beim Sammeln, Bearbeiten und Kombinieren von Schriftzeichen,Textteilen und Illustrationen. In Abhebung vom sogenannten "Schönschreiben" werden im Erlerneneiner einfachen Blockschrift sinnvolle Grundlagen für das Schreiben und Strukturieren von Textenvermittelt. Die praktische Auseinandersetzung mit grundlegenden Aspekten einer Schrift soll dieSchüler zum selbständigen Gestalten anregen und ihr ästhetisches Urteilsvermögen gegenüber der Fülleund Qualität von Texten im Medienangebot schärfen (6 ME).

GestaltenThemen zur Wahl:- funktionale Anwendungen von Schrift Entwerfen von z.B. Visiten- und Einladungs-

karten, Beschriftungen für Ausstellungen und

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Veranstaltungen

- spielerische Anwendung von Schrift, auch inVerbindung mit Bildern

Techniken zur Wahl:graphische und malerische MittelCollage aus vorgefertigten Buchstaben

Erfinden und Gestalten von z.B. lustigen Slogans,Nonsens-Texten, Aufklebern; Schreiben undIllustrieren z.B. von eigenen Gedichten oderGestalten eines Bilderbuches (vgl. 1.2 Gemein-schaftsarbeit)

bildnerische Aspekte:- Form und Systematik einer einfachen

Kunstschrift- ästhetische Gesichtspunkte der Schrift- und

Textgestaltung- Verbindungen von Bild und Text, z.B.

Illustration; Text als Bildkommentar, bildhafteTextgestaltungen

Achten auf Ausgewogenheit, Betonung, Strich-stärke, Schrifthöhe, auf die Abstände zwischenBuchstaben, Wörtern und Zeilen; harmonischeoder spannungsreiche Einordnung des Textfeldesin das Format; ggf. Ausgestalten durch Randde-korationen, Initialen

Betrachtenhistorische und aktuelle Beispiele mit ver-schiedenen Schriftbildern und -typen; Bild-Text-Kombinationen; Bilderbücher (6 D7: Schrift undBuch; Gr, L: Inschriften)

Achten auf die Beziehung von Inhalt, Form undAusdruck, z.B. bei Buchmalerei (6 Ev), altenHandschriften, Briefen; bei Leuchtschriften derUmgebung, Headlines im Fernsehen, Comics

5 Darstellendes SpielGemeinsames Entwickeln und Aufführen: Szenen und Episoden (ca. 14 Std.)

Zu einem Rahmenthema (z.B. Zirkus) werden Ideen für kleine Spiel-Episoden als Personen- oderFigurenspiel gesammelt, in Gruppenarbeit Darstellungsmöglichkeiten einer Szene parallel erprobt undgegenseitig vorgespielt. Die Schüler sollen lernen, daß dabei nicht der Text, sondern das optische"Schau-Spiel" im Mittelpunkt steht. Im Planen, Entwickeln und Realisieren wirksamer Spielideen solldie Ausdrucks- und Urteilsfähigkeit der Schüler als Gestaltende und Betrachtende gefördert werden (6ME, FZ). Sie sollen dabei die Gleichwertigkeit beider Aufgaben erfahren und erkennen, daßDarstellendes Spiel strukturiert werden muß, um verständlich zu sein (6 MB).

GestaltenPersonen-, Masken- oder Figurenspiel

vom Improvisieren zum überlegten Einsatz derDarstellungsmittel

Spielentwicklung:- Finden eines Rahmenthemas; Erfinden

spielbarer Episoden (6 D6, Mu6)- szenisches Erproben, Verändern, Verbessern,

Ausgestalten- Verknüpfen wirkungsvoller Einzelszenen und

Episoden zu einem Gesamtablauf

Wahl der Spielträger und des Themas, z.B. imSpukschloß, FamilienausflugAchten auf Spieltempo, Stellung im Raum; Prä-gnanz von Körpersprache, Mimik, Gestik, Figu-renführung, Sprache; Kostüme, Requisiten

Betrachtenvergleichendes Beurteilen verschiedenerLösungsversuche einzelner Spielgruppen zur

Beobachten der Wirksamkeit der Darstellungs-mittel; Auswählen der prägnantesten Lösungen

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gleichen Szene

Jahrgangsstufe 7 (2)

Das additiv-statische Gestalten wird allmählich durch differenziertere Darstellungsformen abgelöst, indenen die einzelnen Elemente stärker verknüpft und in den Formzusammenhang eingebunden werden.Im zunehmenden Bemühen um eine getreue Wiedergabe des Sichtbaren und im wachsendenVerständnis für kausale und funktionale Zusammenhänge wird ein Wandel in derWirklichkeitsauffassung der Schüler deutlich (6 W). Wirklichkeitsnahe Abbildungsverfahren undtechnisch-konstruktive Aspekte der Gestaltung rücken nun stärker in den Vordergrund. Im Bereich desUtopischen und Komischen wird die Bildphantasie der Schüler weiter angeregt und gefördert. BeideGestaltungstendenzen müssen in gleicher Weise zu ihrem Recht kommen (6 MB).

1 Bildnerische Praxis1.1 Abbilden des Sichtbaren: So echt, wie ich kann (ca. 12 Std.)

Die altersbedingte neue Sicht der Wirklichkeit, die in der zunehmenden Wertschätzung realistischerAbbildungsformen deutlich wird (6 W), führt die Schüler zu eigenen bildnerischen Versuchen, dieGegenstandswelt objektiv zu erfassen und darzustellen. Damit sie nicht ungeduldig die Kluft zwischenAnspruch und Können beklagen, tragen differenzierende Aufgabenstellungen ihrem individuellenEntwicklungsstand Rechnung und fördern ihre Fähigkeit, charakteristische Erscheinungsmerkmalegenau zu beobachten. Die stärkt auch ihr Bemühen um handwerklich-technische Durchgestaltung undleitet sie schrittweise zu einem geordneten und kontrollierten Vorgehen an. Beim Beurteilen eigener undfremder Ergebnisse sollen sich die Schüler um sachliche und differenzierte Wertungen bemühen.

GestaltenAbbilden einfacher Objekte (Gegenstände,Naturobjekte, Modelle) (6 FZ)

Techniken;Zeichnen, Malen; ggf. auch Formen

Vorübung:Erkunden und Beschreiben der sicht- und tast-baren Eigenschaften des Gegenstandes (6 DS)

bildnerische Aspekte:Grundmerkmale getreuer Wiedergabe: Form,Lage, Proportion; Licht und Schatten; Ober-flächenbeschaffenheit; Volumen, Farbigkeit,Stofflichkeit

Wiedergeben des Erscheinungsbildes bei wech-selseitiger Überprüfung durch Auge und Hand;Verbessern der Darstellungstechnik

Betrachten- Arbeitsergebnisse der Schüler im Vergleich mit

den dargestellten ObjektenAufzeigen und Beschreiben von Unterschiedenzwischen Erscheinungs- und Darstellungsbild(6 DS)

- realistisch-abbildende Werke der Kunst, z.B.der spätgotischen Tafelmalerei, derRenaissance, des niederländischen Barock, des

Betrachten und Beschreiben der in den Werkenangewandten "Tricks", die den Wirklichkeitsein-druck hervorrufen

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Photorealismus

1.2 Gestalten aus der Phantasie: Träume, Witz, Gedankenspiele (ca. 8 Std.)

Im Überschreiten des Realen, in Überhöhungen, Übertreibungen und Verwandlungen können dieSchüler Vorstellungen ihrer subjektiven Innenwelt entfalten und Gegenbilder zu erlebten Wirklichkeitaufbauen (6 W). Dabei sollen sie die Gestaltungsanlässe zur Beweglichkeit der Gedanken führen, zurReichhaltigkeit der Assoziationen und zur Bereitschaft, eigene spontane Einfälle und von außenkommende Anstöße weiterzuspinnen. In der Wertung der Ergebnisse sollen sie lernen, gegenüberungewöhnlichen Äußerungen von Mitschülern Einfühlung und Toleranz zu üben (6 FR).

GestaltenThematik:Unwirkliches, Phantastisches, Utopisches,Absurdes, Komisches, Groteskes, Drastisches (6D7: Schildern; Ev7: Traum und Wirklichkeit)

Themenfindung in assoziativen Gedankenspielen(z.B. zu willkürlichen Text-Kombinationen) odernach Vorgaben, z.B. Atlantis, Duell der Zauberer,Dämonen-Disko; phantastische Spielfigur (vgl.5)

Techniken zur Wahl:Malen, Zeichnen, Collagieren, Frottage,Mischtechniken, Formen, Montieren

Erkunden und Auswählen geeigneter technischerund gestalterischer Mittel

bildnerische Aspekte:Verknüpfen sachgetreuer, übertreibender undverfremdender DarstellungsweisenBildaufbau; angemessener Einsatz der Ge-staltungsmittel

Präzisieren und Differenzieren des Vorhabens inmehreren Schritten (Skizze, Entwurf, Ausfüh-rung)

Betrachten- eigene und fremde Arbeitsergebnisse Erläutern der Bilder, Schildern der Situation,

auch über das Dargestellte hinaus

- Werke der phantastischen Kunst (6 MB, FZ)z.B. Dämonen des Mittelalters (vgl. 2), Bosch,Brueghel, Wiener Schule

Beschreiben des Dargestellten, "Spekulieren",Fabulieren

2 Bildende KunstBegegnung mit der Kunst des Mittelalters: Ein Werk entsteht (ca. 10 Std.)

Die Schüler sollen sich die Kunst der Romanik und Gotik noch nicht unter stilkundlichen Aspektenerarbeiten, sondern durch das Nacherleben der Entstehungsgeschichte eines Werkes einen vor allememotional geprägten Zugang zu den Menschen in ihrem künstlerischen Wirkungskreis erschließen. DerBlick in die Klosterwerkstatt oder Bauhütte des Hochmittelalters oder in die Malerwerkstatt desSpätmitelalters soll den Schülern eine anschauliche Vorstellung vom Lebenszusammenhang geben, indem das Werk entstand, und sie zur Wertschätzung handwerklicher und künstlerischer Leistungenmittelalterlicher Meister führen (6 W).

Betrachtenausgewählte Beispiele mittelalterlicher Kunst undArchitektur, möglichst im Original (6 K7, Ev7,G7; 6 EU, MB)

unmittelbare Anschauung, möglichst durch Un-terrichtsgänge zu einer Kirche, einem Kloster,einer Burg der Umgebung; Museumsbesuch

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Aspekte der Werkentstehung:- Anlaß, Auftraggeber und dessen Vorgaben- Arbeitsorganisation: Werkstätten, Bauhütten- die Arbeit am Werk: Musterbücher, Planung

und technische Realisation, Material undWerkzeug (6 Ph9; 6 MT)

- die Gestalt des Werkes, z.B. Bauelemente,Ausstattung, Darstellungsweisen

- Verwendung: Funktion und Bedeutung desWerkes in seiner Entstehungszeit und heute

genaues Beobachten, Skizzieren und Beschreiben(6 DS): Gesamtwerk, Details, Aufspüren vonBesonderheiten; Entdecken und Deuten vonZeichen und Symbolen

Sammeln von Text- und Bilddokumenten zurEntstehungsgeschichte, zur Arbeitstechnik, zurBedeutung und Verwendung;

Aufspüren mittelalterlicher Kunstbestände dernäheren und weiteren Umgebung in Kunst- undReiseführern (6 FZ)

Gestalten (in Verbindung mit den Themenkreisen 1.1, 1.2, 3)

bildnerische Weiterführungen, z.B.:- Figurenkapitelle, Wasserspeier- Modelle von Bauten oder Bauteilen- Glasfenster aus Farbfolien (6 Ph9: Brechung

und Dispersion von Licht)- 'Musterbuch' als Zusammenfassung der

Skizzen

Planen und Ausführen, z.B. als Partner- oderGruppenarbeit;-Vereinbarung von Bildinhalten,-Erkunden technischer Möglichkeiten,-Entwerfen, Ausführen und Präsentieren der

Arbeitsergebnisse

3 Gestaltete UmweltErfinden, Konstruieren, Nachbilden: Modelle, Bauten, Apparate (ca. 8 Std.)(Wahlalternative zu Themenkreis 4.2)

Durch Nachbilden oder freies Erfinden und Herstellen von Objekten sollen die Schüler ihre räumlicheund konstruktive Vorstellungskraft schulen und größere Geschicklichkeit bei der werktechnischangemessenen Verwirklichung von Modellen entwickeln (6 MT). In Verbindung mit dem Themenkreis2 kann der praktische Umgang mit bautechnischen Problemen das Verständnis für die mittelalterlicheArchitektur vertiefen.

GestaltenHerstellen eines Modells, entweder als- freie Erfindung und Konstruktion, z.B. eines

Gebäudes, Gerätes, einer Maschine oderSpielfigur (vgl. 5)

oder als- Nachbildung, z.B. einer einfachen Baukon-

struktion

bildnerische Aspekte:modellgemäße Vereinfachungen; Gestalt-merkmale; Darstellung konstruktiver Momenteund Kräfte am Detail; Funktionstüchtigkeit (6Ph8, M; 6 MT)

Techniken zur Wahl:Montieren, Bauen, Skulptieren, Modellieren;Mischtechniken

Organisation des Arbeitsprozesses für Einzel-bzw. Gruppenarbeit:

-Bestimmen und ggf. Verteilen der Ar-beitsaufträge

-Skizzieren und experimentelles Erproben vonIdeen

-Wählen und Erproben von Werkmitteln

-Ausführen unter Herausarbeitung funktionalerund technisch-konstruktiver Momente bzw.charakteristischer Gestaltmerkmale

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Betrachten und PräsentierenSchülerarbeiten; gefertigte Modelle, z.B. aus derBiologie- oder Physiksammlung

Werten, z.B. nach Funktionstüchtigkeit,Originalität, ästhetischer Qualität

4 Visuelle Medien4.1 Druckgraphisches Gestalten: Neues aus der Schwarzen Kunst (ca. 8 Std.)

Die Schüler sollen bisherige Erfahrungen in den Drucktechniken festigen und erweitern. DurchErprobung der charakteristischen Formensprache und der besonderen Materialwirkungen der einzelnenDrucktechniken sollen sie die Möglichkeiten und Vorzüge einer Vervielfältigungstechnik kennenlernen(6 ME).

GestaltenTechniken:Hochdruck oder Tiefdruck;ggf. auch Flachdruck, Siebdruck

Inhalte:entsprechend den Themenkreisen 1 und 2 aus-gerichtet auf die Möglichkeiten der gewähltenDrucktechnik

Anwendung:Gestaltungsvorhaben in Gruppenarbeit, z.B.Kalender, Bilderbuch, Bauwerk aus bedrucktenKartonflächen gefügt

Erproben der Technik:spielerisches und einfallsreiches Experimentierenmit Material und Werkzeug;Erkunden graphischer Wirkungen

Durchführung des Verfahrens:Wahl von Thema, Technik und Projektrahmen;Skizzen und Entwürfe; Beurteilen und Umsetzendes Entwurfs; Probedrucke, Korrekturen;sorgfältige technische Ausführung derVervielfältigung

BetrachtenVergleich verschiedener Drucktechniken anjeweils einem Beispiel, möglichst im Original

genaues Beobachten der charakteristischenFormensprache; ggf. Besuch einer graphischenSammlung oder Druckerwerkstatt

4.2 Darstellen zeitlicher Abläufe: Kintopp, Comics, Bildgeschichten (ca. 8 Std.)(Wahlalternative zu Themenkreis 3)

Zeit als Darstellungsproblem wird den Schülern augenfällig, wenn sie versuchen, Bewegungs- oderHandlungsabläufe aufzugliedern und in "stehenden" und "laufenden" Bildfolgen zu schildern. In eigenenpraktischen Versuchen und im Betrachten von Beispielen sollen die Schüler Einblick in technische undgestalterische Möglichkeiten gewinnen (6 MB, MT, ME), zeitliche Abläufe zu veranschaulichen, undbefähigt werden, eigene Ideen planvoll zu realisieren.

GestaltenThemen zur Wahl:- handlungsorientiert:

Bildgeschichten, Comics, Simultandarstel-lungen (6 D: Kurzgeschichte)

oder- bewegungsorientiert:

Klapp- und Ziehbilder; Daumenkino undandere Vorformen des Films

Zu einem Rahmenthema-Entwickeln einer Handlungsfolge (z.B. 'Heute

geht alles schief', 'Eine schöne Bescherung')

-Entwickeln einer Bewegungsfolge (z.B. 'Hundspringt nach der Wurst', 'Haltet den Dieb','Der Schuß in Tor')

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Techniken zur Wahl:Zeichnen, Malen, Drucken, Photographieren;ggf. Computer-Animation Planen und Organisieren, als Partner- oder

Gruppenarbeit:bildnerische Aspekte:- handlungsorientiert:

Verdichtung, Gliederung und Darstellung einerErzählhandlung nach dramaturgisch undbildnerisch ergiebigen Momenten

oder- bewegungsorientiert:

Gliederung von Bewegungsabläufen ingleichmäßige Phasen; wirkungsvolle Durch-gestaltung von Einzelteilen und Sequenzen

-Festlegen der Handlungsabschnitte; Skizzen undPräzisieren der Szenen, z.B. nach Betrach-terstandpunkt, Einstellungsgröße

-Zerlegen einer Bewegung, z.B. am Tageslicht-Projektor durch übereinandergelegte Folien;Zeichnen auf Blankfilm

Betrachteneigene Ergebnisse; Bildzyklen und Simul-tandarstellungen des Mittelalters; Vorformen desFilms (6 ME, MT)

Vorführen und Beurteilen der Ergebnisse,Beobachten und Bewerten der Beispiele ausKunst und Medien; Überlegungen zu eigenenWeiterentwicklungen (6 FZ)

5 Darstellendes SpielSzenische Experimente: Rollen, Typen und Akteure (ca. 10 Std.)

Die Freude der Schüler am Gestalten einer Rolle wird auf das figurale Spiel gelenkt. Die Schüler sollendie Ausdrucksmöglichkeiten von Spielträgern erkunden und können neben dem Figurenspiel auchMischformen (z.B. Zusammenspiel von Figur und Mensch) erproben. Sie sollen kurze Spielszenenspontan erfinden und sich bemühen, sie zu einer überlegten Darstellung weiterzuführen (6 MB, ME).

Gestalten mit Spielträgernzur Wahl:Hand-, Stabpuppe, Marionette oder Schat-tenfigur, Mischformen(Möglichkeit zur eigenen Anfertigung vonSpielträgern vgl. Themenkreis 3)

Aspekte der Darstellung:- Ausdrucksmöglichkeiten der Spielträger- freie szenische Improvisation- festgelegte Spielszene

Schwerpunkte der Behandlung:-Improvisieren von Spielhandlungen mit Ge-

brauchsgegenständen-Präzisieren der Gegenstände als Spielträger (z.B.

durch Ergänzen); Erkunden ihrer Aus-drucksmöglichkeiten

-Entwickeln von Rollenvorstellungen (6 D:"Rollen spielen")

-improvisierte Rollenspiele zu Spielszenenausbauen

-szenisches Erproben der Rollen und derSpielhandlung (6 Mu, S)

Betrachtenaufmerksames Beobachten der Wirksamkeit derDarstellungsmittel in allen Phasen

konstruktive Kritik (6 FR); Einbringen vonVerbesserungsvorschlägen

Jahrgangsstufe 8 (1, MuG 2)

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Mit wachsendem Interesse an unterschiedlichen Möglichkeiten der Lebensgestaltung suchen dieJugendlichen nach Vorbildern für die Erprobung neuer Verhaltensweisen und Werteinstellungen (6 W).In der Auseinandersetzung mit der eigenen Person und mit ihrer Umwelt können die Schüler ihreproduktiven Kräfte und ihr anschauliches Denken weiterentwickeln (6 MB, U). Sie sollen imerschließenden Wahrnehmen und im Darstellen ihren Realitätssinn stärken sowie ihre Urteils- undVorstellungskraft weiter ausbilden, die in zunehmendem Maß auf die Veränderbarkeit des Wirklichengerichtet sind.

1 Bildnerische Praxis1.1 Abbilden des Sichtbaren: Die bildnerische Werkstatt (ca. 8 Std.)

Neue Abbildungsverfahren helfen den Schülern, Beobachtetes überzeugender darzustellen. Durcheigene praktische Versuche und die Vermittlung von 'Tips und Tricks' zur wirklichkeitsgetreuenAbbildung sollen sie lernen, illusionistische Bildwirkungen zu erzeugen und zu steigern (6 W). ExakteMaßstäbe der Geometrie und komplexere Konstruktionen der Zentralperspektive sollen dabei nochausgeklammert bleiben. Bei plastischen Arbeiten experimentieren die Schüler mit räumlichenWirkungen, Maßverhältnissen und "Real-Effekten". Zur Förderung des räumlichenDarstellungsvermögens tragen differenzierte Aufgabenstellungen dem jeweiligen Entwicklungsstand deseinzelnen Rechnung.

GestaltenThematik:"Real-Effekte" und Räumliches- zweidimensional vorgetäuscht oder- dreidimensional nachgeformt

Darstellen nach der Natur, z.B. Gerät, Land-schaft, Architekturfreies Erfinden, z.B. von räumlichen Buchstaben,von Bühnenbildern mit gestaffeltenKulissenflächen

bildnerische Aspekte und Verfahren:- Erzeugung von Stoff-Illusion (6 W), Kör-

permodellierung, Licht- und Schattenwirkung;räumliche Farbwirkungen

- Schrägbild-Projektion (6 M); Fluchtpunkt-,Stufenraum-Darstellung

Versuche mit Bleistiften verschiedener Här-tegrade, Weißhöhung mit Kreide auf Tonpapier;Reliefs aus Pappeempirisches Ermitteln von Fluchtlinien und -punkten (vgl. Dürers Darstellungen zurPerspektivenlehre)

Betrachtenwirklichkeitsgetreue Abbildungsverfahren inKunst und Gebrauchsgraphik; Schülerarbeiten

Beurteilen stofflicher und räumlicher Wirkungen

1.2 Gestalten aus der Phantasie: Ich stelle mit vor... (ca. 6 Std.)

Die Phantasie der Schüler wird nun bewußt auf die Alltagswirklichkeit gelenkt: Sie sollen den eigenenLebensraum als gestaltet und auch für die Zukunft als gestaltbar begreifen und Vorstellungen zumöglichen Veränderungen entwickeln (6 U). Unterschiedliche Neigungen und Interessen lassen dieSchüler dabei entweder das real Machbare oder die utopische Fiktion betonen (6 MB). DieThemenstellungen sollen beides ermöglichen. Die Schüler sollen es nicht bei der Übernahme vonVorbildern aus den Medien belassen, sondern sich zu eigenen Vorstellungen und Aussagendurcharbeiten (6 W, FZ, ME).

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GestaltenThematik:Auseinandersetzung mit der Realität in wirk-lichkeitsnahen, symbolischen, plakativen,witzigen oder übertreibenden Darstellungen (6Ev7/8; 6 W, FZ, U)

Aufsuchen einer Situation im eigenen Le-bensraum; Auseinandersetzung mit den Ge-gebenheiten, z.B. im Hinblick auf wünschbareVeränderungen; assoziative Ideenfindung

Techniken zur Wahl:Zeichnen, Malen, Collage, Montage, Formen;ggf. Modellbau

Experimentieren mit verschiedenen Materialien,Techniken und Darstellungsformen

bildnerische Aspekte:Einsatz der Gestaltungsmittel im Hinblick auf diegewählte Tendenz der Darstellung

Entwickeln und Darstellen von Wandlungen,Verbesserungen, Alternativen oder von neueneigenen Erfindungen

Betrachteneigene Arbeitsergebnisse

Beurteilen nach Originalität des Einfalls undBildwirksamkeit der Darstellung

2 Bildende KunstBegegnung mit Künstlern: Lebensbilder (ca. 6 Std.)

An ausgewählten Beispielen der Renaissance und des Barock (6 EU) sollen die SchülerZusammenhänge zwischen der Lebensgeschichte von Künstlern und ihrem Werk verstehen lernen (6MB). Lebendige und wirklichkeitsnahe Schilderungen menschlicher Schicksale, die nicht nurkünstlerische Erfolge, sondern ebenso Konflikte, Enttäuschungen und Niederlagen darstellen und dieSchattenseiten einer Biographie nicht ausblenden, zeigen den Schülern beispielhaft, wie Künstler sichmit den Gedanken ihrer Zeit, mit ihren eigenen Zielen und ihrer Lebenssituation schöpferischauseinandersetzen (6 W).

BetrachtenLeben, Werk und Wirkung von mindestens zwei Künstlerpersönlichkeiten

Beispiele: Leonardo ein "uomo universale"; Michelangelo und Papst Julius II; Ratgeb und Riemen-schneider im Bauernkrieg; Dürer in Italien; Caravaggio auf der Flucht; Cellini beschreibt sein Leben;Velazquez und Rubens: Hofmaler und Diplomaten; Rembrandt macht Konkurs; die Brüder Asam bauenihre Privatkirche in München

wichtige Lebensstationen, z.B. Herkunft,Lehrzeit; Reisen; erste Erfolge, Wirkungsbereich,Förderer; Familie, Schicksalsschläge (6 G7/8,D9, L, Gr, It, Ev9, Eth9)

exemplarische Werkbetrachtung:Inhalt, Form und Ausdruck; Intentionen desKünstlers; Stilbindungen und Eigenleistung;Wechselwirkung zwischen Lebensgeschichteund Werk

Gestaltenein "biographisches Blatt" mit Bildern undKurztexten zu einem Künstler der Renaissance

mögliche Schwerpunkte der Behandlung:-erster Zugang, z.B. über ein (Selbst-)Bildnis;

Mitteilen subjektiver Eindrücke-genaues Beobachten und Beschreiben des

Werkes-Kennenlernen wichtiger Lebensdaten, ggf.

Auszüge aus einer Biographie-Vergleich: Früh- und Spätwerk-Sammeln von Bildern und Informationen zu

einem Künstler eigener Wahl

-selbständiges Ausgestalten des biographischenBlattes (einige Werke, eigene Zeichnungen,Daten, biographische Besonderheiten, eine

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oder des Barock Anekdote)

3 Gestaltete UmweltErkunden der Umgebung: Wo ich zu Hause bin(Nur für das MuG verbindlich, sonst Zusatzangebot)

Die Schüler sollen ihren Lebensraum erkunden (6 FZ) und zeigen, was ihnen daran wichtig ist. Imbewußten Wahrnehmen und bildnerischen Darstellen sollen sie Zusammenhänge der eigenen Umwelterschließen (6 U) und eigene Gestaltungsideen, Verbesserungen und Alternativen in realistischer oderutopischer Form entwickeln (6 MB).

GestaltenThematik:'Wo bei uns was los ist' - Aspekte der Umgebungaus eigener Ortskenntnis; Bilddokumentation,z.B. von Jugendtreffpunkten, Sehens-würdigkeiten, Grünanlagen, Verkehrswegen;aktuelle Veränderungen

Vorstellen der eigenen Wohngegend mit Skizzen,Plänen, Photos, z.B. Baustellen, Frosch-Laichplätze (6 B), Gefahrenpunkte im Stra-ßenverkehr (6 V); Gestalten illustrierter Briefe anAustauschpartner (6 mFs)

Techniken zur Wahl:Zeichnen, Malen, Formen, Bauen, (Ton, Pappe),Collage, Photo, Video

angemessene Wahl technischer Mittel je nachGestaltungs- und Darstellungsabsicht

bildnerische Aspekte:Darstellungsmittel für die Wiedergabe einer Orts-situation (vgl. 1.1) in Grund- und Aufrissen undeinfachen perspektivischen Abbildungen

Ausführen von Bildserien, Karten, Plänen, Pho-tomontagen, Faltblättern, plastischen Modellen;Verstärken der Aussage durch Verfremdung,z.B. Photomontage

Betrachten und ErklärenAspekte der Wohnqualität aus der Sicht vonJugendlichen; Schülerarbeiten und Beispielehistorischer und moderner Wohnanlagen

Auflisten von Qualitätsmerkmalen einerWohnsiedlung; Zusammenhänge, Vorzüge, Män-gel, Nutzungsmöglichkeiten aus der Sicht derSchüler (6 FZ)

4 Visuelle MedienGestalten von Mitteilungen: Nachrichten aus der Klasse (ca. 8 Std.)

Im Entwickeln, Gestalten und Veröffentlichen von "Nachrichten" können die Schüler den Zusammen-hang zwischen der optischen Aufbereitung einer Mitteilung und ihrer Wirksamkeit unmittelbar erfahren.Indem sie Bilder zur Informationsvermittlung einsetzen und Texte als Bildelemente für die Kompositioneiner Nachrichtenseite verwenden, erfahren sie, daß nicht nur der Textinhalt (6 DS), sondern auchdessen visuell-anschaulicher Charakter Bedeutungsträger ist. Die Bereitschaft, eigene Anliegen undMeinungen zur veröffentlichen, und die Fertigung der "Nachrichten" in Gruppenarbeit erfordern eineArbeitsatmosphäre, in der sich Rücksichtnahme und Toleranz entfalten können (6 FR, ME).

GestaltenVorhaben zur Wahl:- Faltblatt- Schautafel- Photo- und Videoreportage- Klassenzeitung, Wandzeitung

mögliches Vorgehen:-Auswählen eines Projektes-Sammeln von Nachrichten und verfügbarem

Bildmaterial-Brainstorming zum Klassenvorhaben:Titel, Inhalt, Darstellungsform

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Techniken (6 MT) zur Wahl:Zeichnen, Schrift, Collage, Montage, Photo/Video, Drucken, (Kopierer, Laserdruck)

Organisieren der Gruppenarbeit, Verteilen vonArbeitsaufträgen (Ressorts)

bildnerische Aspekte:- Wahl und Anordnung der Bild- und Text-

Elemente- Beziehung von Inhalt, Darstellungsform und

Wirkung

Grundübungen in Typographie und Layout;Gestalten von Mitteilungen zum Schulleben (6D8, Ev8) oder für einen Austauschpartner (6mFs) in Texten, Photos, Illustrationen

BetrachtenSchüler- und Jugendzeitschriften (6 ME, BO:journalistische Berufe)

Beurteilen von Inhalt und Aufmachung, Wir-kungsprüfung ggf. durch eine Leserbefragung

5 RepräsentationErproben der Körpersprache: Mimik, Gestik, Bewegung(Nur für das MuG verbindlich, sonst Zusatzangebot)

Die Schüler sollen im experimentellen Erproben mimischer und gestischer Ausdrucksformen eineOrientierungshilfe für das eigene Verhalten und dessen Wirkung auf andere gewinnen. Ausdrucksmittelder Körpersprache werden im gegenseitigen Vorspielen und durch Betrachten geeigneter Bildererkundet. Video-Aufzeichnungen und Photos erleichtern die Selbstbeobachtung und Kontrolle. Szenischerprobte Ausdrucksmomente können in bildnerischen Aufgaben weiter verfolgt werden, um dieEinsicht in den Zusammenhang zwischen Absicht und Wirkung körpersprachlicher Mittel zu vertiefen(6 MB).

GestaltenThematik:Körpersprache als Bedeutungsträger in Alltag undWerbung (6 ME)

Beobachten der Körpersprache in Alltags-situationen, z.B. anhand einer Videoaufzeichnungim Pausenhof

Darstellungsmittel:- szenisch: z.B. Pantomime, Maskenspiel;

Aufzeichnung mit Photo/Video

Entwickeln von Improvisationen und 'lebendenBildern' in GruppenarbeitGestalten von Dialogen, mit Gesten unterstützt(6 D7, mFs)

- bildnerisch: z.B. Zeichnen, Malen, Collage,Drucken

gegenseitiges Beurteilen der szenischen Dar-stellungenHerauslösen einzelner gestischer Momente,Detailstudien zur Präzisierung

Betrachtengebärdenbetonte Kunstwerke (6 MB), Kari-katuren, Filmszenen (6 ME)

vergleichendes Beschreiben des Beobachteten,Deuten des Ausdrucks

Jahrgangsstufe 9 (1, MuG 2)

Im Streben nach mehr Selbständigkeit suchen die Jugendlichen nun deutlich nach neuenOrientierungen, gewinnen größere Distanz zum Elternhaus und stellen tradierte Werte in Frage. Noch

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unsicher in ihrem Selbstbild, pendeln sie zwischen dem Wunsch nach Abgrenzung und Autonomie unddem Bedürfnis, sich an Leitbildern auszurichten, an denen sie neue Verhaltensweisen undWertvorstellungen erproben können. Im Unterricht werden diese Entwicklungen verständnisvollbegleitet und ästhetische Erscheinungsformen der Jugendkultur in die Betrachtungen mit einbezogen (6Mu9; 6 W).

1 Bildnerische Praxis1.1 Gestalten des Sichtbaren: Abbild und Variation (ca. 10 Std.)

Ausgehend von den bisher verwendeten Verfahren der wirklichkeitsgetreuen Abbildung wenden sichdie Schüler nun ausdrucks- und mitteilungsorientierten Darstellungsweisen zu. Im Abwandeln undVerändern gegenständlicher Motive und im Spiel mit Bedeutungen sollen sie neue Möglichkeitenerproben, ihre persönliche Sicht der Wirktlichkeit bildnerisch zu veranschaulichen (6 W, MB).

GestaltenThematik:gegenständliche Motive, die Variationsreihen inverschiedenen Techniken und Darstel-lungsrichtungen begünstigen

Darstellen z.B. von Verwandlungsbildern,Metamorphosen, Überzeichnungen, Über-malungen, Verzerrungen, Verfremdungen

Techniken:Zeichnen und Malen; ggf. auch Collagieren,Formen, Drucken, Mischtechniken

Experimentieren mit verschiedenen Gestal-tungsmitteln im Hinblick auf das Gestal-tungsvorhaben

bildnerische Aspekte:verschiedene Darstellungsmittel und ihreWirkung im Bild: Blickpunkt, Motivanordnung,Bildausschnitt, Größe, Beleuchtung, Technik

Erproben, Variiren und Optimieren; schrittweisesVerändern der Darstellung, z.B. in kleinenEntwicklungsreihen

Betrachtenein Bildmotiv im Wandel der Stilepochen (6 MB),z.B. (Selbst-)Bildnis, Figur, Landschaft, Stilleben

Gegenüberstellen und Vergleichen: Aufdeken vonBeziehungen zwischen Gegenstand,Darstellungsform und Aussage

1.2 Gestalten von Empfindungen: Selbstausdruck (ca. 6 Std.)

Die entwicklungsbedingt große Empfänglichkeit der Jugendlichen für Stimmungsgehalte und ihreReserviertheit, Gefühle offen zu zeigen, legen es nahe, sie durch Anstöße aus nicht-visuellen Bereichenzum bildnerischen Ausdruck von Stimmungen anzuregen. Die Schüler sollen empfänglich werden fürdie Ausdrucksqualitäten der Gestaltungsmittel und fähig werden, in praktischen Versuchen ihreEmpfindungen in Bildern zu äußern.

GestaltenGestaltungsanlässe:Stimmungen, Empfindungen; Geräusche, Klänge(6 Mu), Gerüche, Tast-Erlebnisse; Gedichte (6D), Begriffe usw.

durch synästhetische Appelle sich ansprechenlassen; Nachempfinden von Stimmungsqualitätenwie heiter, traurig, harmonisch, aggressiv

Techniken:malerische und zeichnerische Verfahren mit Experimentieren, z.B. mit Dispersions- und Pla-

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starken emotionalen Möglichkeiten katfarben, Tuschen, Kreiden, Kohle

bildnerische Aspekte:Umsetzen von Empfindungen mit bildnerischenMitteln; Zeichen und Symbole, Spuren undFormen als Stimmungsträger

möglichst unverkrampftes meditatives Arbeitenauf Großformaten, evtl. auch blind oderbeidhändig

BetrachtenArbeitsergebnisse, ggf. Einbeziehung ent-sprechender Kunstwerke, z.B. von Pollock,Vedova, Mathieu

Gespräch über die Reaktionen auf Gedichte undBegriffe; Herausfinden individueller Vorlieben inder Verwendung der Gestaltungsmittel (6 FZ)

2 Bildende KunstKünstler im Umbruch: Rückbesinnungen und Ausblicke (ca. 6 Std. )

An wenigen exemplarischen Werken des europäischen Klassizismus und der Romantik (6 EU) soll denSchülern bewußt werden, wie eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs die Kunst zu sehrunterschiedlichen Zielen, Haltungen und Weltdeutungen (6 G, D, Ev9, Eth9; 6 W) bewegen kann. Siesollen erkennen, wie Künstler im Rückgriff auf Vergangenes (6 L, Gr, It; 6BO) neue Orientierungensuchen und sich neue Wege erschließen.

Betrachtenhistorische Einbettung: Revolution, Frei-heitskriege, Restauration (6 G)

- Klassizismus in Frankreich und Deutschland,z.B. David, Ingres; Schinkel, Klenze

- Romantik in Deutschland, Frankreich undEngland, z.B. C.D. Friedrich; Géricault,Delacroix; Constable, Turner

- Deutsche Spätromantik, z.B. Nazarener

Werkvergleich: erster Eindruck, Beschreiben (6D8) inhaltlicher und formaler Eigenheiten undGemeinsamkeiten; Herausarbeiten spezifischerOrientierungen wie-klassische Antike, (Plastik, Architektur)-mittelalterliche Kunst und Architektur-Volksmärchen, Sagen, Mythen-Orientsehnsucht-Nathurmystizismus-religiöse Wendungen zu italienischen Re-

naissance

3 Gestaltete UmweltGestalterische Berufe: Raumgestaltung und Design(Nur für das MuG verpflichtend, sonst Zusatzangebot)

Beim praktischen Erkunden der Aufgaben und Wirkungen von Innenarchitektur und Design anBeispielen aus der eigenen Umgebung sollen die Schüler Einblick in die Bedeutung gestalterischerBerufe und ihren Einfluß auf die Lebensqualität gewinnen (6 BO) und zu eigenen Gestaltungsversuchenangeregt werden (6 FZ, MB).

GestaltenTechniken zur Wahl:Skizze, Zeichnung, Farbgestaltung; Ton-, Holz-,Karton-Modelle

Experimentieren mit verschiedenen Gestal-tungsmitteln zur Klärung von Realisierungs-möglichkeiten

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Aufgabenbereiche zur Wahl:- Räume:

Bestandsaufnahme; eigene Entwürfe zurEinrichtung

- Design-Objekte:Entwurf eines einfachen Gebrauchsgegen-standes

-Erfassen und Abbilden; Umgestalten undNeuentwerfen, z.B. des eigenen Zimmers, vonSchulräumen, des Jugendzentrums, einesPartykellers

-Entwickeln und Realisieren eigener Ideen inSkizzen und Modellen, z.B. Schreibgerät,Besteck, Gefäß, Armbanduhr, Wecker

Betrachten- Aspekte der Raumwirkung:

Größe, Proportion, Werkstoff, Beleuchtung,Belüftung; Ausstattung, Einrichtung

- Aspekte des Designs:Material, Form, Funktion; Gebrauchswert,Schmuck- und Repräsentationswert

- Berufsbilder:Innenarchitekt, Designer

-Beurteilen von Innenräumen, Auswerten vonAbbildungen. Vergleichen früherer undheutiger Wohnmöbel/Ausstattungen

-Vergleichen von Objekten berühmter Designer,z.B. Geschirr, Schmuck, Geräte

-Erörtern beruflicher Aufgaben (6 WR9; 6 BO)

4 Visuelle MedienWerbung: Leitbilder - ?(Nur für das MuG verpflichtend, sonst Zusatzangebot)

Bei der Auseinandersetzung mit Werbematerial sollen die Schüler Einblick in die Bildsprache und die"rhetorischen" Strategien der Werbung gewinnen und Schein und Wirklichkeit versprochenerProdukteigenschaften besser unterscheiden lernen. Im Vordergrund steht dabei das Aufspüren gängigerLeitbilder, mit denen vor allem Jugendliche zum Konsum veranlaßt werden (6 Ev8, K9, Eth9). Inpraktischen Gestaltungsversuchen sollen die Schüler typische Leitbilder der Werbung in Sprache undBild herausarbeiten und im Entwurf neuer "Leitbilder" eigene Wertvorstellungen veranschaulichen (6W, DS, ME).

Betrachtenprägnante Werbeanzeigen, Plakate, Prospekteund Werbespots (6 D7, mFs, Sk9, Mu7/9:Musikindustrie)archetypische Leitfiguren, z.B. der Abenteurer,die vollkommene Schönheit, der weise Alte

GestaltenLeitbilder und -werte in der WerbungThematik zur Wahl:- kritische Bestandsaufnahme und Darstellung in

Schaubildern oder- Anti-Werbung/Persiflage

Darstellungsformen zur Wahl:Collage, Übermalung; Photo, Video; Rollen-,Figurenspiel

Herauslösen typischer Leitbilder (Figuren, Ideen)und ihrer wesentlichen Merkmale (6 ME)

Vergleich von Werbeversprechen und realemNutzwert/Schaden (6 WR9), z.B. idealisierendeAutowerbung und realer Verkehrsalltag (6 V)

Bestandsaufnahme:Herausstellen durch Anhäufung oder Über-zeichnung; Konfrontation geschönter Idyllen mitBildern der Wirklichkeit

Formulieren eigener Leitbilder/Gegenbilder

eigene Versuche:Entwickeln und Entwerfen einer Gegen-Werbung-durch Umdeuten/Verfremden

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bildnerische Aspekte:visuelle Idealisierung/Überhöhung einesProduktes durch Verknüpfung mit einem Leitbildbzw. einer Wunschvorstellung; Auf-merksamkeitslenkung (6 ME, FZ)

-Neukonzeption in Sprache und Bild-evtl. Ausdenken und Vorführen einer simulierten

Werbekampagne für ein neues Produkt

5 RepräsentationBlick hinter die Kulissen: Image und Starkult (ca. 6 Std.)

Die Auseinandersetzung mit Formen der Selbstdarstellung kommt dem großen Interesse derJugendlichen an der Erscheinung und Wirkung der eigenen Person entgegen. An Phänomenen desStarkults, der Werbung und Mode sollen die Schüler Einblick in fragwürdige Mechanismen derImagebidung gewinnen und in praktischen Versuchen Möglichkeiten erkunden, das eigeneErscheinungsbild zu gestalten (6 ME, W).

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GestaltenThematik:Inszenierung der eigenen Person; Image-Verschiebungen bei Stars aus Showgeschäft,Sport und Politik (6 Ev8, Sk9)

Nachstellen und bewußtes Verändern von Posenund Darstellungen, z.B. als Herrscher,Abenteurer, Filmdiva

Darstellungsmittel zur Wahl:Malen, Zeichnen, Formen; Collage, Photo-graphie/Video; Schminken, Verkleiden

Umsetzen der Aufgabenstellung mit dengewählten Darstellungsmitteln

bildnerische Aspekte:bildwirksame Posen und Attribute; Blickpunkteund Ausschnitte

Erzeugen und Optimieren eines Images, z.B.durch Kostüm, Maske, Beleuchtung, Umfeld,Rahmung, Sockel

BetrachtenBildnisse z.B. von Herrschern, Helden, be-rühmten Frauen; Heilige in der Kunst; Starphotound -poster

Vergleichen und Herausarbeiten von charak-teristischen Posen und Arrangements

Jahrgangsstufe 10 (1, MuG 2)

Am Ende der Mittelstufe ist das Abstraktionsvermögen der Schüler und ihre Fähigkeit zusystematisieren so weit entwickelt, daß sie die bisher erworbenen Kenntnisse rückblickend undzusammenfassend sichten und ordnen können (6 W). Epochenübersichten und vergleichendeBetrachtungen im kunstgeschichtlichen Lernbereich helfen, das Gelernte in größeren Zusammenhängenneu zu sehen. Im bildnerischen Bereich tritt der Eigenwert der Mittel in den Vordergrund (6 MB).

1 Bildnerische PraxisGestalten des Sichtbaren: Sehen, Ordnen, Deutlichmachen (ca. 12 Std.)

Ausgehend vom Abbilden der sichtbaren Wirklichkeit, sollen sich die Schüler allmählich die ganzeBreite bildnerischer Gestaltungsformen erschließen. Über die formale Reduktion und Abstraktiongelangen sie zu bildnerischen Elementen ohne Gegenstandsbezug. Bei der spielerischen Erprobung derBildmittel sollen die Schüler ihre Aufmerksamkeit auf deren Eigenwert und Wirkung richten undMöglichkeiten ihrer Organisation erkunden, auch in freien Kompositionen ohne abbildendeDarstellungsabsicht. Die Schüler sollen dabei visuelle Auswahl- und Ordnungsvorgänge für dieGestaltung nutzen.

GestaltenThematik:Gegenstände, Figur, Landschaft, Orte, Situa-tionen als visuelle Ausgangssmotive für Bild-reihen

interpretierendes Verdeutlichen:Darstellen und Abwandeln des Motivs inMetamorphosen, Variationenfreie Erfindungen (6 FZ)

Techniken zur Wahl: Abbild und Abstraktion:

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Malerei, Graphik, Plastik, Collage, Montage;experimentelle Drucktechniken

bildnerische Aspekte:- "Gestaltgesetze", Prägnanztendenz, Figur-

Grund-Verhältnis, Integration/Differenzierung,Aufmerksamkeitsführung

- zunehmend bewußter Einsatz der Mittel undihrer Ausdrucksqualitäten zur Organisation desBildaufbaus

-Entwickeln einer Bildreihe: Abstrahieren inStufen: Abbilden, Vereinfachen, Reduzierenauf einfache Bildstrukturen und bildnerischeGrundelemente

Konkretion:-Komponieren mit bildnerischen Grundelementen

und Ordnungsprinzipien unter Beachtung vonWahrnehmungsregeln

-experimentelles Erproben interessanterLösungen zwischen Ordnung und Komplexität

BetrachtenEntwicklungsreihen und Werke abstrahierender,abstrakter und konkreter Kunst, z.B. Mondrian,Kandinsky, Jawlensky, Picasso (6 MB);Vergleichsreihen zu Integration undDifferenzierung

Auffinden und Beschreiben des Zusammenhangsvon Gestaltungsmitteln und künstlerischenStrategien

2 Bildende Kunst2.1 Kunstgeschichtliche Ordnungen: Romanik bis Romantik (ca. 5 Std.)

In den Jahrgangsstufen 6 mit 9 wurde der Zugang zur Bildenden Kunst vor allem von inhaltlichenLeitideen bestimmt. Dabei haben die Schüler auch Stilmerkmale kennengelernt. Die Schüler sollen nundiese Kenntnisse aktualisieren und fähig werden, repräsentative Werke von der Romanik bis zurRomantik zeitlich zu ordnen und unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung aufeinander zu beziehen.Sie sollen einen systematischen Überblick über die behandelten Stilepochen gewinnen undaufgeschlossen werden für die Formensprache vergangener Jahrhunderte (6 EU, W).

Betrachtenexemplarische Werkbeispiele verschiedenerGattung aus Romanik, Gotik, Renaissance,Barock, Klassizismus/Romantik

Zusammenschau der in den Vorjahren ver-mittelten Kenntnisse zu den einzelnenKunstepochen (6 G7/8)

Aufbau einer Epochenübersicht als unter-richtsbegleitendes Jahresprojekt

-Anlegen eines Arbeitsheftes oder einerSchautafel

- Entwicklung eines Orientierungsrasters:Epochen, Gattungen, Stilmerkmale

-Bestimmen stilistischer Merkmale (6 G, D11,Mu11: Epochenübersicht)

- Charakterisieren und Zuordnen von Werken (6K10, Ev, Fs, Mu10: Barock)

-Füllung des Rasters mit Bildbeispielen undTexten zu den einzelnen Epochen

Gestaltenansprechende Ausgestaltung der Übersicht (z.B.in Gemeinschaftsarbeit) nach äthetischenGesichtspunkten (Layout)

-Sammeln von Bildmaterial (Druck, Photos),Fertigen von Schemazeichnungen, Beschriftenmit Kurztexten

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2.2 Künstler und Publikum: Künstlerfürst und Außenseiter (ca. 5 Std.)

In der sich wandelnden Beziehung zwischen Kunst und Öffentlickeit im späten 19. und im 20.Jahrhundert geraten Künstlerinnen und Künstler in extreme gesellschaftliche Positionen. In derBegegnung mit Künstlerpersönlichkeiten der Moderne sollen die Schüler Verständnis gewinnen fürderen Werk und Wirkung in der Gesellschaft (6 W).

Betrachtenausgewählte Werkbeispiele der Kunst des späten19. und des 20. Jahrhunderts im Zusammenhangmit der Lebensgeschichte der Künstler, z.B.

Kennenlernen der Lebensgeschichte, z.B. durcheinen Film oder die Lektüre einer Künst-lerbiographie; Studium von Zeitdokumenten

- Lenbach und Stuck: Künstlerfürsten desBürgertums

- Camille Claudel und Gabriele Münter imSchatten ihrer Partner Rodin und Kandinsky

- van Gogh und Gauguin auf der Suche nachneuen Kunst- und Lebensformen

Aufzeigen von Besonderheiten im Lebenslauf undim Oeuvre unter sozialgeschichtlichen Aspekten(6 Mu11: Rolle des Musikers im 19. und 20.Jahrhundert)

Erschließen von Einzelwerken, Erörtern ihrerBedeutung und Wirkung auf die Öffentlichkeit,damals und heute

evtl. zusätzlich: Gestalten"biographisches Blatt" oder Schaubild zu einemKünstler nach eigener Wahl (vgl. 4)

Blattgestaltung:- Werk (Photo-Reproduktion)- Kompositionsskizze- Detailstudie- Daten- Biographisches

Sammeln und Auswerten von Bildern undInformationen zu Künstler und Werk in Einzel-oder Partnerarbeit

Anordnen der Bilder, Zeichnungen und Kurztextein einer optisch ansprechenden Gestaltung(Layout)

Vorstellen und Erläutern der Arbeit in einemKurzreferat

3 Gestaltete UmweltArchitektur: Gebaute Umwelt und Lebensraum (ca. 6 Std.)

An einem Beispiel aus ihrer Umgebung sollen die Schüler wesentliche Beziehungen zwischenarchitektonischer Gestaltung und den Bedürfnissen der Menschen verstehen lernen und sich in eigenenVerbesserungsvorschlägen mit den Auswirkungen der gebauten Umwelt auf die Lebensqualitätauseinandersetzen (6 U, W).

BetrachtenZusammenhang von Leben und Architektur (6Ek11; 6 U) an einem örtlichen Beispiel

Erkunden und Dokumentieren von z.B. Ortszen-trum, Wohnviertel, Platz, Park, Jugendheim, ggf.mit Hilfe von Photos und Zeichnungen

Aspektebezogen auf unterschiedliche Interessengruppen,z.B.- Einordnung in die Umgebung, ästhetische

Form, Repräsentationscharakter

- Bedarf, Nutzung, Zweckmäßigkeit, Erhal-tungszustand,

- historischer Wert, Erhaltungswürdigkeit

Auswerten nach Funktion, Gestaltung undLebensqualität, nach aktuellen Vorzügen undMängeln und im Hinblick auf zukünftigeBedürfnisse und Enwicklungen

Erörtern von Aspekten zur Verbesserung,Einbeziehen von Fragen des Denkmalschutzes (6U)

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GestaltenAlternativentwürfe, z.B. als Handzeichnung,Planzeichnung, Collage, Photoretusche

Entwickeln eigener Vorstellungen zur Ver-besserung, Umgestaltung, Rekonstruktion

4 Visuelle MedienInformative Gestaltung: Schaubild, Cover, Plakat(Nur für das MuG verpflichtend, sonst Zusatzangebot)

Poster, Plakat und Cover für Schallplatten und Kassetten bilden einen wichtigen Bereich der heutigenJugendkultur und steuern nicht unwesentlich die Wunschträume und Phantasien der Jugendlichen. Ineigenen praktischen Versuchen sollen sich die Schüler Einsichten in die Zusammenhänge zwischen derinhaltlichen Mitteilung, der visuellen Aufbereitung und der beabsichtigten Wirkung erarbeiten. BeimGestalten von Plakaten und Schautafeln zu bestimmten Anlässen sollen sie den Schwerpunkt auf dieMittel und Möglichkeiten einer informativen und übersichtlichen Darstellung legen (6 ME).

GestaltenSkizze, Entwurf und Realisation visuellerMitteilungen

Aufgaben zur Wahl:- Platten-Cover zu einer gegebenen oder selbst

gewählten Musik- Plakat für eine Schulveranstaltung, eine Feier

oder ein Rock-Konzert- Schautafeln zur Präsentation von Arbeits-

ergebnissen

Schwerpunkte der Behandlung:-Notieren erster Überlegungen, z.B. durch

Scribbles, Skizzen in Daumennagelgröße;Übertragen/Vergrößern mit Raster und Ko-pierer; evtl. Computerschriften

-Erstellen des Entwurfs: Erproben und An-wenden adäquater Bildmittel beim Layout,beim Einsatz von Schriften und beim Struk-turieren der Bildsprache

-Realisieren, z.B. als Zeichnung, Collage, Malerei,Druck, Kopie

Erörtern und Beurteilen- bei der Planung:

Fragen zur adäquaten Formulierung und zurWahl wirkungsvoller Bildmittel

- bei der Ergebnisbetrachtung:Beurteilung nach vereinbarten Kriterien,Gesamteindruck

-Ermitteln von Einstellungen, Erwartungen,Wünschen der Zielgruppe

-Befragung der Zielgruppe zum Mitteilungs-,Darstellungs-, Anmutungswert

5 RepräsentationÖffentliche Darstellung: Denkmäler(Nur für das MuG verpflichtend, sonst Zusatzangebot)

Die Beschäftigung mit Möglichkeiten und Problemen der ästhetischen Darstellung von Ideen,Leitbildern und Wertvorstellungen, wie sie in Denkmälern verkörpert sind, soll die Schüler zurAuseinandersetzung mit eigenen Wertvorstellungen führen. In bildnerisch-praktischen Entwürfen undVersuchen sollen sie den sozialen Sinn von Denkmälern erfahren und die Schwierigkeit verstehen,eigenen und gemeinsamen Ideen und Idealen in denkmalartigen Gebilden Ausdruck und Gestalt zugeben (6 W, U).

Sammeln und ErkundenForm, Funktion und Bedeutung historischer und

-Untersuchen überlieferter Ideale und ihrerDarstellung (z.B. Pathos, Kitsch) im Wandel

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aktueller Beispiele öffentlicher Repräsentation (6G, Fs, Eth10), z.B. als- Plastik (Grab-, Gedenkstein, Freiheitsstatue,

Reiterstandbild, Statue eines Erfinders oderRegenten, Kriegerdenkmal, Mahnmal fürOpfer der Gewalt)

- Architektur (Triumphbogen, Mausoleum,Palast, Kathedrale)

ihrer Wertschätzung-überlegte Stellungnahme zu Denkmälern der

Vergangenheit und Gegenwart; Frage nachder öffentlichen Wirksamkeit heute

-Kritik und neue Öffentlichkeitswirkung durchVerfremden (z.B. Christo); Möglichkeitenironischer Gegen-Denkmäler, z.B. für denletzten Baum, -Autofahrer

GestaltenEntwerfen eines Denkmals als Modell, Pho-tomontage oder 'lebendes Bild', z.B. Erfin-derdenkmal, Anti-Kriegsdenkmal

Überlegungen und praktische Ansätze zurVerkörperung eigener oder gemeinschaftlicherIdeen und Wertvorstellungen im SinneeinesDenkmals (6 W, FZ)

Jahrgangsstufe 11 (1, MNG 2, MuG 3)

Das Bedürfnis, eine persönliche Weltsicht zu entwickeln, führt die Schüler zur Auseinandersetzung mitWertfragen im Spannungsfeld von Ideal und Wirklichkeit. Die interpretierende Darstellung persönlicherAuffassungen (6 D11) steht deshalb im Mittelpunkt der bildnerischen Arbeit.(Das Mathematisch-Naturwissenschaftliche und das Musische Gymnasium behandeln alleThemenkreise; die übrigen Gymnasien die ersten beiden und einen weiteren nach Wahl.)

1 Bildnerische PraxisGestalten von Erfahrungen: Die Welt in meinen Augen (ca. 12 Std.)

Die Heranwachsenden sollen ihre Möglichkeiten nützen und erweitern, Wirklichkeit zu interpretierenund persönliche Erfahrungen, Meinungen und Wertvorstellungen bildnerisch zu gestalten. Sie sollenlernen, angemessene Darstellungsmittel für ihre Aussageabsichten zu wählen und die Wertungen, die inihren Arbeiten zum Ausdruck kommen, an ihrem Wirklichkeitsbezug im Zusammenhang von Absicht,Form und Wirkung zu überprüfen, zu begründen und zu verantworten (6 MB, W).

GestaltenAnlässe:Themen mit deutlichem Bezug zur Realität, dieunterschiedliche Stellungnahmen und Wertungenermöglichen (6 W)

Gestaltungsgebiete zur Wahl:Malerei, Graphik, Plastik, Collage, Photographie,Video, Film

bildnerische Aspekte:das Bildgefüge als Bedeutungsträger: Erprobungund Verwendung von Darstellungsmitteln, dieder eigenen Aussageabsicht angemessen sind

bildnerische Auseinandersetzung mit pro-blemhaltigen Texten (6 D), Bildern, eigenenWahrnehmungen und Erfahrungen

-entwikelnde Arbeit von der Skizze bis zur Aus-führung

-Realisation unter bewußtem Einsatz einerbestimmten Gestaltungstendenz, z.B. abbild-haft, sachlich, informativ, symbolisierend, ex-pressiv, propagierend

-Dokumentieren und Präsentieren des Ent-wicklungsganges (z.B. Mappe, Schautafel,

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Mini-Ausstellung)

BetrachtenArbeitsergebnisse in ihrem Entwicklungsgang;ggf. Vergleich mit Beispielen aus Kunst, Designusw.

Erläutern des Konzeptes, Charakterisieren derDarstellungsmittel im Zusammenhang vonAussageabsicht, Form und Wirkung; ggf.Begründen persönlicher Wertungen

2 Bildende KunstKunstgeschichtliche Längsschnitte: Kontinuität und Wandel (ca. 8 Std.)

Das Bestreben der Jugendlichen, eigene Standpunkte zu gewinnen und zu behaupten, lenkt ihr Interesseauch in der Kunst auf Wertfragen, die an historischen Wendepunkten besonders deutlich inErscheinung treten (6 G; 6 EU, W). Die Schüler sollen sich in vergleichenden Betrachtungen nachunterschiedlichen Aspekten neue Ansätze zur Werkerschließung erarbeiten, die Kontinuitäten undWandlungen in historischen Entwicklungsgängen deutlich machen und das Einzelwerk in übergreifendeZusammenhänge stellen (6 D, Fs, Mu).

Betrachten: Kunstwerke im VergleichÜberblicke bzw. Längsschnitte zur Wahl:

- eine Epoche

- zwei Epochen im Kontrast

- historische Längsschnitte

- Rückgriffe und 'Renaissancen'

- Auseinandersetzung mit außereuropäi-scherKunst

mögliche Schwerpunkte in der Behandlung:

-Untersuchen von Werken verschiedenerRegionen, Gattungen oder Künstler

-Feststellen von Unterschieden/Gemeinsamkeitenin Form, Inhalt und Ausdruck

-Nachspüren der Entwicklung von Motiven,Themen oder Techniken

-Auffinden von Vorbildern und Ursachen derRückbesinnung

-Aufzeigen von Einflüssen (z.B. auf Im-pressionismus, Expressionismus, Kubismus)

vertiefende Auseinandersetzung mit einem imÜberblick behandelten Werk

selbständiges Vorbereiten von Beiträgen, auch inForm von Schülerreferaten

- unterschiedliche Näherungswege- erster Eindruck- der sichtbare Bestand des Werkes

-einfühlende, frei assoziierende Bildmeditation-genaues Beobachten, Erfassen und Beschreiben

von Einzelheiten und Zusammenhängen

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- Erschließung im Rahmen kunstgeschichtlicherZusammenhänge der Entstehung, Bedeutungund Wirkung

-Einbeziehen werktechnischer, ikonographischer,stilgeschichtlicher und biographischerAspekte; Auswerten von Fachliteratur

- das Kunstwerk als Welt-Bild, Vor-Bild, Gegen-Bild (6 K11, Ev11, Eth); Verdeutlichungreligiöser, personaler oder sozialerSinnorientierungen

-Einbeziehen geistes- und sozialgeschichtlicherAspekte; Aufsuchen von Entsprechungen zuWertvorstellungen aus Religion, Philosophie,Dichtung/Literatur, Musik usw.

ggf. zusätzlich: Gestalten- vergleichende Dokumentation in Skizzen oder

Schaubildern-Herausarbeiten von Merkmalen; Aufzeigen von

Analogien durch Bild und Text

3 Gestaltete Umwelt: Baukonzepte, Produktgestaltung (ca. 8 Std.)

Durch die moderne Technik erfährt unser Leben einschneidende Veränderungen. In derAuseinandersetzung mit lokalen Gegebenheiten im Bereich der Architektur und Stadtplanung (6 Ek; 6V) oder mit Neuerungen im Design sollen die Schüler Einblick in aktuelle Aufgaben derUmweltgestaltung gewinnen (6 U). Sie sollen dabei sensibel werden für die jeweilige Situation und fürmögliche Auswirkungen anstehender Veränderungen. Im Entwickeln eigener Gestaltungsvorschlägesollen sie gegensätzliche Standpunkte abwägen, alternative Lösungsansätze berücksichtigen und dastechnisch Machbare auf seine Folgen für die Betroffenen prüfen.

Betrachteneines aktuellen Beispiels aus dem Bereich:- Baugestaltung/Stadtplanung (6 Ek11):

Wohnen, Verkehr (6 V), Erholungoder- Design/Produktgestaltung:

Objekte, Geräte industrieller Fertigung

Beurteilen der Situation: Untersuchen desZusammenhangs von Gestaltung, Funktion, NutzwertErörtern geplanter VeränderungenEntwickeln eigener Überlegungen

Gestalteneiner Aufgabe aus dem Bereich:- Baugestaltung/Stadtplanung, z.B. Ensemble-

Bereinigung, Hinterhofsanierung, Öko-Architektur

oder- Design/Produktgestaltung, z.B. Möbel,

Mehrzweckgerät, Arbeitsplatz-Design

Erstellen von Skizzen, Studien, PhotomontagenEntwickeln eigener Konzepte, Entwürfe, Modelleim gewählten Bereich als realistischeVerbesserung, utopische Vision oder humorvollePersiflage

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4 Visuelle MedienMedien und Öffentlichkeit: Die inszenierte Botschaft (ca. 8 Std.)

Die täglichen Nachrichten- und Bilderflut kann dazu führen, daß sich neben der individuell erfahrbarenWirklichkeit Ersatz- oder Scheinwirklichkeiten entwickeln. Die Schüler sollen den Realitätsgehaltvermittelter Botschaften prüfen (6 ME, W) und die Nutzbarkeit von Medien in eigenen Versuchenpraktisch erproben (6 FZ), sei es mit authentischem Anspruch oder in parodistischer Überzeichnung.

GestaltenGestaltungsgebiete zur Wahl:- Photographie- Film, Video- Plakat, Schaubild, Ausstellung

Erkunden eines visuellen Mediums, seinerspezifischen Darstellungsmittel und ihrerWirkungen

bildnerische Aspekte:Inszenierung von Botschaften mit sachlich-informierender, propagierender oder ironisch-persiflierender Tendenz, z.B.- objektiv-sachliche Darstellung von Ereignissen- Darstellung erfundener Inhalte als sachliche

Information, bzw. verfremdendes Kom-mentieren authentischen Materials

Erproben des Mediums als Informationsträger;bewußter Einsatz seiner Mittel für eine bestimmteAussageabsicht, z.B.-Bericht aus dem Schulleben ("elektronische

Schülerzeitung")-gestellte Photoreportage, fingiertes Interview,

bzw. Photo- oder Filmsequenz mit verfäl-schendem Text unterlegt

- Präsentation anschaulicher Beispiele mitsachlich-aufklärender Absicht

-medienkritische Dokumentation

Betrachten und Beurteilen- eigene Arbeitsergebnisse- visuelle Mitteilungen aus den Massenmedien (6

P, FZ)- medienkritische Texte

Untersuchen der Wechselbeziehung von Absicht,Inhalt, Gestaltungsmittel, Darstellungsform; vonRezeptionsweise, Wirklichkeitsgehalt undWirkung (6 Ev, D10/11, Fs, Sk, Mu)

5 Repräsentation: Symbolformen im Zusammenleben (ca. 8 Std.)

Die Schüler untersuchen vertraute und fremde Symbolhandlungen, in denen sich das ästhetischeAusdrucksbedürfnis der Menschen zeigt: im Brauchtum, in den religiösen, beruflichen und in anderenBereichen des Zusammenlebens (6 EU). Den Schülern soll bewußt werden, daß Feste, Feiern, Ritualeund ähnliche gemeinschaftliche Aktionen ästhetisch inszenierte Gegenpole zum Alltag bilden undbestimmte Einstellungen und Verhaltensweisen wecken und bestärken. Ähnlich wie repräsentativeBauten und Denkmäler veranschaulichen sie Werte und drücken Überzeugungen aus (6 W). ImDokumentieren und Vergleichen, gegebenenfalls auch im Nachspielen symbolischer Handlungsformenoder im Erproben von Alternativen soll den Schülern ihre gemeinschaftsstiftende Funktion deutlichwerden, aber auch die Gefahr des Mißbrauchs zu kollektiver Erregung und Masseneuphorie (6 ME,FZ, P).

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Betrachtenritualisierte Abläufe, Feste, Feiern, Aktionen (6K9, Ev, Eth, Fs, G, Sk) in Bereichen wie:- Familie (6 FA)- Kirchenjahr, Brauchtum- High Society, Clique, Fan-Gemeinde- Vereine und Verbände- Kulturbetrieb- Staat und Politik

Untersuchen von Konventionen, ihrer spezi-fischen Mittel, Ausdrucksformen und Motive

Beurteilen ihrer Bedeutung und Wirkung, auch imwechselseitigen Einfluß mit repräsentativenRäumen, Plätzen

GestaltenThemen zur Wahl:- Gegenüberstellung (Historie und Gegenwart;

eigene und fremde Kultur); Tracht, Uniform,Qutfit, Schmuck; Bräuche

- Körpersprache: Blicke, Gesten, Haltung,Rhetorik

- Begrüßungsrituale; Auftreten; Bewer-bungs-gespräch

- eigene Aktionen und Happenings

-Sammeln, Dokumentieren und Vergleichen, z.B.auf Schaubildern, in Photosequenzen, Collagen

-Nachgestalten, Umgestalten von Beispielen-szenische Versuche (6 mFs)

-Entwickeln und Erproben eines formalisiertenHandlungsablaufes

Grundkurs (2)

In Jahrgangsstufe 12 setzen sich die Schüler mit zwei grundlegenden Gestaltungsgebieten vorwiegendpraktisch auseinander. Sie erkunden, erproben und variieren traditionelle und neuere Werkmittel undTechniken und differenzieren ihre Fähigkeiten der bildnerischen Darstellung (6 MB, FZ). Zur Wahlstehen die Gebiete: Graphik, Farbe/Malerei, Plastik. Kunst- und Werkbetrachtungen,Werkerschließungen, historische Längsschnitte und Einblicke in aktuelle Anwendungsbereicheergänzen die praktische Arbeit. Die Kunstgeschichte vermittelt den Schülern einen Überblick überwesentliche Strömungen und Entwicklungen der Bildenden Kunst von 19. Jahrhundert bis zurGegenwart (6 EU, DS, W).

In Jahrgangsstufe 13 liegt die bildnerische Arbeit in zwei anderen Gestaltungsgebieten, die auch überdie traditionellen Gattungen der Kunst hinausgehen können. Zur Wahl stehen neben Graphik, Malereiund Plastik die Gebiete Architektur, Photographie/Film/Videographie und Grenzbereiche BildenderKunst (6 MB, FZ). Die Kunst- und Werkbetrachtung schließt nun verstärkt auch Beispiele dergestaltenten Umwelt mit ein (6 U). Der kunstgeschichtliche Überblick konzentriert sich auf das aktuelleKunstschaffen und seine Beziehung zu anderen Künsten und zur Literatur (6 EU, DS, W).

1 Gestaltung

1.1 Graphik

Angesichts der Bedeutung und Vielfalt der graphischen Künste legt der Kursleiter den Schwerpunktentweder auf die Handzeichnung oder die Druckgraphik. Zur ausführlichen Behandlung beiderSchwerpunkte kann der Lernbereich im Einvernehmen mit dem Schulleiter auch über zweiAusbildungsabschnitte ausgedehnt werden.

Die Schüler sollen ihre werktechnischen und gestalterischen Fähigkeiten erweitern, sich mit demSichtbaren auseinandersetzen und lernen, Vorstellungen und Empfindungen wirkungsvoll zu

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veranschaulichen. Sie sollen Einblick in Entwicklungen der europäischen Graphik gewinnen (6 EU, W)und sich mit aktuellen Beispielen freier und angewandter Gestaltung im graphischen Bereichauseinandersetzen.

GestaltenThemen zur Wahl:Naturstudie, Sachzeichnung; Variation gegebenerDarstellungen; Illustration; Entwurf fürGebrauchsgraphik und Design; freie Komposition(6 FZ)

Schwerpunkte der Behandlung:

-Abbilden, Abstrahieren, Variieren von Motivenwie Landschaft, Figur, Portrait

-Darstellen eigener Ideen, Veranschaulichen vonVorstellungen, Empfindungen

Handzeichnung:

Werkmittel und Techniken zur Wahl:- monochrome und farbige Stift- und Kreide-

zeichnung- Feder- und Pinselzeichnung- weiße, farbige, strukturierte Bildträger

-Erproben von mindestens drei Werkmitteln undTechniken auf diversen Papieren, z.B.Zeichnen mit (Farb-)Stiften und Kreiden, mitdiversen Federn, Tuschen und Tinten;Lavierungen

bildnerische Aspekte:Punkt, Linie, Fläche, Hell-Dunkel im Ge-staltzusammenhang der Komposition; Einsatzvon Strukturierungstechniken (Schraffuren,Texturen)

-planvolles Entwickeln und Realisieren desGestaltungsvorhabens in Skizzen, Studien,Kompositionsentwürfen, z.B. als gegen-ständliche Abbildung, symbolische Dar-stellung, emotionaler Ausdruck

Druckgraphik:

Werkmittel und Techniken zur Wahl:ein- und mehrfarbiger- Hochdruck- Tiefdruck- Durchdruck und Flachdruck

-Gestalten eines druckgraphischen Blattes mitweiterführenden Variationen, z.B. als Holz-,Linolschnitt, Stempel-, Schablonen-,Materialdruck, Kaltnadel-, Ätzradierung,Serigraphie, Lithographie

bildnerische Aspekte:Punkt, Linie, Fläche, Hell-Dunkel und Farbwerteim Gestaltzusammenhang der Komposition;Bearbeitungsspuren des Druckträgers zurStrukturierung

-planvolles Entwickeln und Realisieren desVorhabens in mehreren Variationen, z.B. durchAbwandeln des Themas, der Bildmittel inForm und Farbe oder der drucktechnischenAusführung

BetrachtenHandzeichnungen und Druckgraphiken imOriginal und in Abbildungen, mit Schwerpunktim 19. und 20. JahrhundertAuswahl von Beispielen, die mit den Arbeiten derSchüler in Beziehung stehenwerktechnische und kunstgeschichtliche Texte

-Anlegen eines Werkheftes "Graphik" fürAnregungen, Beispiele, eigene Überlegungenund praktische Erfahrungen

-Sammeln von Abbildungen druckgraphischerWerke

-Studium werktechnischer und kunstge-schichtlicher Informationen

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Aspekte:- historische Entwicklung graphischer Tech-

niken (6 MT)-Vorstellen einer graphischen Technik und ihrer

Entwicklung an Beispielen in Schülerreferaten- Meistergraphiken -Betrachten, Beschreiben und Interpretieren;

Einbeziehen kulturhistorischer Aspekte (6 G,D; 6 DS, W)

- aktuelle gebrauchsgraphische Arbeiten -Beurteilen nach technischer Realisation,Funktion und Verwendung, Inhalt und Dar-stellung, Ausdruck und Wirkung

1.2 Farbe/Malerei

In freien Experimenten und gebundenen Aufgabenstellungen sollen die Schüler ihre maltechnischenKenntnisse erweitern und ihr farbliches Gestaltungsvermögen vertiefen. In selbständiger praktischerArbeit sollen sie Farbe als einen wesentlichen Aspekt ihrer Umwelt und es eigenen Befindens erlebenund lernen, eigene Vorstellungen, Erfahrungen und Empfindungen in Farbe umzusetzen (6 MB, FZ).Beim Betrachten und Erschließen von Bildern (6 DS) sollen sie Grundzüge der Entwicklungeuropäischer Malerei, vor allem des 19. und 20 Jahrhunderts kennenlernen (6 EU, W).

Gestaltentechnische Mittel und Verfahren:Erproben diverser Malgründe, Grundierungen,Farben, Maltechniken; Selbstherstellung vonFarben

Schwerpunkte der Behandlung:-Experimentieren, z.B. mit Pappe, Leinwand,

Holz; mit Aquarell-, Kasein-, Eitempera-,Dispersions- und Acrylfarben, mit Pinseln,Spachteln, Walzen

bildnerische Aspekte:- Farbe im Zusammenspiel von Licht, Ge-

genstand und Raum

- Farbe als Ausdrucks- und Stimmungsträger

- Farbe in kennzeichnender-, in gliedernderFunktion, als schmückende Bereicherung

-Wahrnehmen und Darstellen von Lokal- undErscheinungsfarbe, Luftperspektive; Erprobenräumlicher Farbwirkungen

-Wahrnehmen und Verwenden farblicherGefühls- und Symbolwerte, Kontrastwir-kungen; gestischer Farbauftrag

-Einsetzen der Farbe, z.B. orientierend,hinweisend, dekorativ

Drei Aufgabenstellungen aus folgenden fünf Bereichen sind verpflichtend zu bearbeiten:

- gegenständliches AbbildenSachdarstellung; Skizzen, Studien, z.B. Land-schaft, Stilleben, Figur, Portrait

Wiedergabe des Vorbildes in Lokal- oderErscheinungsfarbe in unterschiedlichen Mal-techniken

- Darstellen des Sichtbaren mit unterschied-lichen Tendenzen

Interpretieren, z.B. expressiv, surreal, dekorativ,funktional-zeichenhaft

- ungegenständliches Komponieren mitFarbordnungen, Kontrastwirkungen undEmpfindungswerten der Farbe nach Wahr-nehmungsregeln

Entwickeln von Farbakkorden und "Farbsonaten"nach vereinbarten Regeln; Abwandelnkonstruktiver Bildstrukturen (vgl. Albers,Vasarély, Delaunay)

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- impulsiver Einsatz der Farbe, Aktionsmalerei;Variieren des Materials, Experimentieren mitunterschiedlichen Farbspuren durchungewohnte Geräte usw.

Umsetzen synästhetischer Wahrnehmungen(Musik, Tanz, Sprache); gestisches Malen aufGroßformaten, ausdrucksbetontes Gestaltenseelischer Gehalte

- angewandte Farbgestaltung farbliches Gestalten, z.B. von Objekten, Möbeln,Räumen, Textilien

BetrachtenVergleichsreihen; ausgewählte Einzelwerke,besonders aus dem 19. und 20. Jahrhundert;Ansätze zur Werkinterpretation und zurErschließung des historischen und geistigenUmfeldes (6 D, G; 6 DS, W)

Aspekte: Maltechnik, Darstellungsweisen,Hauptgattungen der Malerei; Gestaltunggebräuchlicher Motive im Wandel; Farbe in dergestalteten Umwelt und anderen angewandtenBereichen (6 U)

1.3 Plastik

Im praktischen Erproben von Werksmitteln, Verfahren und Prinzipien plastischer Formgebung sollendie Schüler sensibel werden für die spezifischen Ausdrucksqualitäten des Materials und seinerBearbeitung und lernen, räumlich-plastische Darstellungsmittel für eigene Aussageabsichtenwirkungsvoll einzusetzen (6 MB). In Kunst- und Werkbetrachtungen zur Entwicklung EuropäischerPlastik und in der Auseinandersetzung mit aktuellen Gestaltungsaufgaben in unserer Umwelt sollen sieaufgeschlossen werden für die Probleme, Prozesse und Leistungen plastischer Gestaltung (6 EU, DS,W).

Gestaltenplastische Versuche in mindestens zwei derfolgenden Grundtechniken:- Aufbauen: Modellieren- Abtragen: Schnitzen, Skulptieren- Verformen: Biegen, Treiben- Montieren, Arrangieren, Assemblieren- Abformen und Gießen

Erproben verschiedener Werkstoffe, z.B.:-Ton, Spachtelgips, Modellierwachs-Gips, Holz, Speckstein, Ytong-Pappe, Blech, Draht, Maschendraht-Abfallmaterial, Stoff, Leder, Kunststoffe-Wachs, Gips, Silikon, Zinn, Zement

bildnerische Aspekte:- Formprinzipien, z.B. geschlossen-durch-

brochen; raumdurchdringend-raumein-schließend; ansichtsbetont-allansichtig;statisch-dynamisch; additiv-subordinativ;konvex-konkav

- Beziehung zwischen Material, Bearbeitung,Form, Ausdruck und Wirkung

Entwickeln einer plastischen Form als Flach-relief, Halbrelief oder VollplastikDarstellen, z.B. illusionistisch-abbildend, abstra-hierend, abstrakt oder aus dem Material freistrukturiertIntegrieren der Mittel in einen sinnvollenGestaltzusammenhang

Zwei Aufgabenstellungen, jeweils mit unterschiedlichen Materialien und Bearbeitungsverfahren, ausfolgenden Bereichen sind verpflichtend zu bearbeiten:

- Objekt, Gefäßz.B. kinetisches Objekt; Materialbild; Schrottplastik; räumlich-plastisches Textil-Objekt; Modell fürangewandte Bereiche (Brunnen, Fassadenrelief, Denkmal); Keramik (evtl. mit Dekor, Engobe,Glasur)

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- Figur, Portraitz.B. figürliche Aufbaukeramik; Handschmeichler-Tier (Speckstein), Gartenschachfiguren;Kopfportrait; Maske; bewegliche Spielfigur; Ganzfigur (auf Maschendraht kaschiert); Figurengruppe

BetrachtenBildwerke der europäischen Plastik, mitSchwerpunkten im 19. und 20 JahrhundertAuswahl von Beispielen, die mit den Arbeiten derSchüler in Beziehung stehenwerktechnische und kunstgeschichtliche Texte

Schwerpunkte der Behandlung:-Anlegen eines Werkheftes "Plastik" für

Anregungen und Beispiele, eigene Über-legungen und praktische Erfahrungen

-Sammeln von Abbildungen plastischer Werke,Aufsuchen örtlicher Beispiele

-Studium werktechnischer und kunstge-schichtlicher Informationen

Aspekte:- historische Entwicklung plastischer Techniken

(6 MT)-Vorstellen einer plastischen Technik und ihrer

Entwicklung an Beispielen in Schülerreferaten- Meisterwerke der Moderne -Betrachten, Beschreiben und Interpretieren;

Einbeziehen kulturhistorischer Aspekte (6 G,D; 6 DS, W)

- Beispiele plastischer Formgebung in ange-wandten Bereichen der gestalteten Umwelt (6U), z.B. Bauplastik, Gefäß

-Beurteilen nach technischer Realisation,Funktion und Verwendung, Inhalt undDarstellung, Ausdruck und Wirkung

1.4 Architektur

Die Schüler sollen sich einen Überblick über die Baugestaltung in ihren materialen, formalen undästhetischen Aspekten erarbeiten (6 MB). An ausgewählten Beispielen erfahren sie Wert und Wirkunggut gestalteter Architektur und erproben in eigenen Entwürfen ihre Fähigkeit, mit architektonischenElementen strukturierte Zusammenhänge zu erzeugen und anschaulich darzustellen. Am Werkbedeutender Architekten gewinnen sie Einblick in Aufgaben und Funktionen moderner Baugestaltung.

GestaltenMaterialien und Werkstoffe für Rohbau undAusgestaltung:Holz, Ziegel, Stein, Glas, Stahl, Beton,Kunststoffe; Putz, Farben und Anstriche,Bodenbelag, Wandverkleidung usw.

Prüfen der Qualitäten und Verarbeitungs-möglichkeiten: Zug- und Druckfestigkeit,Belastbarkeit, Beständigkeit, Isolierfähigkeit;Materialverbindungen, Konstruktionen, Vor-fertigung usw.

bildnerische Aspekte:Beziehung zwischen Material, Verarbeitung,Form, Funktion, Ausdruck und Wirkung

sinnvoll planendes Integrieren architektonischerElemente in einem Gestaltzusammenhang:

- Baugestalt: Massebau/Gliederbau; Kon-struktionsweise, Form; Symmetrie/ Asym-metrie; Addition/Subordination; Plastizität,Raumschichtung

-Gestalten von Baukörper, Außenflächen undBauteilen (z.B. geschlossen, durchbrochen,gewölbt, gestaffelt); Fassadengliederung

- Raumgestalt: Begrenzung und Größe, Formund Proportion, Materialcharakter, Gliederung;Raumkonzept (Verhältnis von Einrichtung undNutzung)

-Gestalten optischer Wirkungen im Zusammen-spiel von Wand, Fußboden, Decke, Fenster,Türe, von Licht und Farbe im Bezug zumRaumkonzept

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Zwei Aufgabenstellungen zur Bau- und Innenraumgestaltung sind verpflichtend zu bearbeiten:

Skizzen, Entwürfe, Modelle Verwendung z.B. von Pappe, Karton, Tonpapier,Holz, Ton, Draht, Folie, Gewebe

- zur BaugestaltungMögliche Schwerpunkte z.B.:-Entwickeln architektonischer Strukturen:

Einzelbau, z.B. Zeltkonstruktion, Gewölbe,Baugruppe um einen Innenhof

-Entwickeln plastischer Bauformen: frei oder zueinem gegebenen Ensemble (angepaßt oder imbewußten Kontrast)

-Gliedern einer Fassade mit gegebenen Elementen

- zur Innenraumgestaltung -Einrichten eines im Grundriß gegebenenInnenraumes für einen bestimmten Zweck,z.B. Arbeitszimmer, Jugendcafé

-gezieltes Verändern von Raumwirkungen durchFarbgebung und Ausstattung, z.B. um denRaum größer, niederer, strenger, hellererscheinen zu lassen

BetrachtenWerke der europäischen Architektur mitSchwerpunkten im 19. und 20. Jahrhundert

Auswahl von Beispielen, die mit den Arbeiten derSchüler in Beziehung stehen

werktechnische und kunstgeschichtliche Textezur Architektur; bedeutende Werke

Schwerpunkte der Behandlung:-Anlegen eines Werkheftes "Architektur" für

Anregungen, Beispiele, eigene Überlegungenund praktische Erfahrungen

-Sammeln von Abbildungen zur Architektur,Aufsuchen örtlicher Beispiele

-Studium bautechnischer und baugeschichtlicherInformationen

Aspekte:- historische Entwicklungen in der europäischen

Architektur; bedeutende Architekturbeispiele-Vorstellen von Beispielen in Schülerreferaten;

Betrachten, Beschreiben, und Interpretieren;Einbeziehen kulturhistorischer Aspekte (6 G,D; 6 DS, W)

- die Formensprache bedeutender Architektender Moderne, z.B. Mies van der Rohe, LeCorbusier, Richard Meier

-Beurteilen nach technischer und ästhetischerRealisation, Funktion und Wirkung

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1.5 Photographie/Film/Videographie

Im Umgang mit technischen Bildmedien sollen die Schüler deren spezifische Bedingungen undMöglichkeiten erkunden und gestalterisch nutzen (6 FZ). Je nach den schulische Gegebenheiten kanndabei der Schwerpunkt auf Photographie, Film oder Videographie gelegt werden. Beim Gestalten,Betrachten und Beurteilen von Photos und Filmen sollen die Schüler sensibel werden für dieästhetischen Mittel und deren Wirkung (6 MB). Werkbetrachtungen vermitteln ihnen Einblicke inhistorische, technische und künstlerische Entwicklungen - auch in Wechselbeziehung zur BildendenKunst (6 D, G; 6 W). Der Öffentlichkeitseinfluß der Massenmedien (6 ME) fordert zum Nachdenkenüber ihre Chancen und Gefahren auf.

Gestaltenje nach den verfügbaren Geräten und Ein-richtungen zur Wahl: Photo, Film, Video

Erkunden: Aufbau, Funktion, Wirkungsweisevon Gerät und Zubehör

technische Aspekte:Aufzeichnung, Filmbearbeitung und Bild-wiedergabe

Versuche z.B. hinsichtlich Brennweite, Schärfe,Blende, Belichtung, Entwicklung; Schnitt undMontage; Vertonung; Projektion

gestalterische Aspekte:Wahl und Wirkung von- Bildformat- Einstellungsgröße, Kameraperspektive- Objektbeleuchtung- Bearbeitung: Vergrößern; Schnitt, Montage,

Vertonung

Übungen zur Objekterfassung, z.B.: Totale, Halb-totale, Großaufnahme; Frosch-, Vogel-,Normalperspektive; Standaufnahme, Zoom,Schwenk, Fahrt; diffuses, gerichtetes Licht;Doppelbelichtung; Filtern, Vergrößern, Verzer-ren; Schnitt, Überblendung; Gliedern undRhythmisieren von Schnittfolgen; On-/Off-Ton

Aufgabenbereiche zur Wahl:

- Darstellen von Objekten, Situationen, Vor-gängen (Studie, Dokumentation, Reportage)

- Veranschaulichen von Vorstellungen undEmpfindungen

mögliche Schwerpunkte z.B.:

Schulhaus, Wohnviertel; Portrait: Person, Tier,Pflanze, Landschaft; Wandertag, Sportfest,Wochenmarkt, Fasching

Film-/Photo-/Diasequenz zu Begriffen (Ru-he/Hektik, hart/weich), zu einem Musikstückoder Gedicht; Erfinden und Gestalten kleinerEpisoden; Trickfilm

Betrachten- Meisterphotos, Schnappschüsse (6 FZ);

Ausschnitte aus Filmen und Fernsehsendungennach qualitativen Aspekten

Erschließen: Inhalt, Form, Darstellungsweise,technische und stilistische Mittel, Funktion,Aussage, Wirkung (6 DS)

- Beispiele zur Geschichte der Photographie unddes Films; Erfindungen, Entwicklungen,Werke; Beziehungen zur Bildenden Kunst

z.B. A. Sander, Brassaï, L. Clergue; S. Eisen-stein; Muybridge und die Futuristen; Surrealisten:Man Ray, Dali, Buñuel; der expressionistischeFilm (Dr. Caligari)

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- aktuelle Erscheinungsformen und Probleme imBereich der technischen Medien;Öffentlichkeitswirkung des Fernsehens(6 ME)

Nachrichten: Auswahl, Präsentation; Ein-kanaligkeit; Verhältnis von Realität undBildrealität, von Aufwand und Gehalt; Kli-scheebildung (Serien); Reizüberflutung; überlegteNutzung des Medienangebots

1.6 Grenzbereiche Bildender Kunst

In enger Verbindung von Betrachten und Gestalten soll in einer möglichst kreativitätsförderndenAtmosphäre die Entdeckerfreude der Schüler geweckt werden, wenn sie die Offenheit und Freiheit derzeitgenössischen Kunstszene kennenlernen und im Sinne des erweiterten Kunstbegriffs selbstgestaltend aktiv werden. Sie sollen dadurch ermutigt werden, auch über den Rahmen der Schule hinausan den aktuellen Entwicklungen ihres kulturellen Umfeldes lebendig Anteil zu nehmen (6 MB, FZ, W).

BetrachtenAnschauungsbeispiele, Dokumente über Ten-denzen, Programme, Konzepte Schwerpunkte der Behandlung:

traditionelle Definitionen und Wertmaßstäbe vonKunstwerk, Künstlerpersönlichkeit undkünstlerischer Leistung; traditionelle Ab-grenzungen zu anderen Künsten und Lebens-bereichen

-Diskutieren von Wertvorstellungen der Schülerzur Kunst; Gespräch über prägnanteBildbeispiele zu den verschiedenen Positionen;Vergleichen mit traditionellen Meinungen ausder Kunstliteratur

der erweiterte Kunstbegriff heute, seinesoziokulturellen Grundlagen in der demo-kratischen Gesellschaft; Aspekte der Kreativitäts-und Kommunikationsforschung

-Gegenüberstellen von Beispielen traditionellerund avantgardistischer Kunst in Bildern undTexten; ggf. Atelierbesuche und Gesprächemit Künstlern

Gestaltung in anderen Künsten (z.B. Musik,Literatur, Tanz) und außerkünstlerischenBereichen (z.B. Erscheinungsformen gesell-schaftlicher Repräsentation; ritualisierteVerhaltensweisen im Alltagsleben); Mittel,Strukturen, Funktionen

-Vergleichen von Gestaltungsweisen und-prinzipien anderer Künste und außer-künstlerischer Bereiche mit der BildendenKunst; Analysieren von Zeichen, Symbolen,Ritualen und ritualisierten Verhaltensweisen

prägnante Kunstrichtungen im Grenzbereich zuanderen Künsten und Lebensbereichen; Vor-bilder, Formen, Mittel und Ziele, z.B. vonHappening, Nouveau Réalisme, Fluxus, ConceptArt, Land Art, Spurensicherung, Environment,Installationskunst; aktuelle Richtungen

-Vergleichen von Zielsetzungen, Ausdrucks-formen und Wirkungen verschiedenerKunstrichtungen; Sammeln und Auswertenvon Reaktionen auf zeitgenössische Kunst

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GestaltenAus den folgenden vier Bereichen sind zwei nach einer längeren Sequenz von Vorarbeiten undPlanungen bis zur Ausführung zu behandeln:

- Grenzbereiche von Malerei und Graphik;Gestaltungen mit farbigen und graphischenMitteln ohne Beachtung der traditionellenBildform; z.B. Collage, Décollage, Assemblage

mögliches Vorgehen in allen Bereichen:

-Erkunden traditioneller Gestaltungsmög-lichkeiten der Bereiche; Analysieren der Mittel,Strukturen und Wirkungen; Zusammenstellengeläufiger Inhalte

- Grenzbereiche von Plastik und Raum;Auflösung der traditionellen Formen; plastisch-räumliche Arrangements; Erwei-terung desAktionsfeldes, z.B. Land Art, Environment,Verpackung

-Experimentieren mit Erweiterungsmöglichkeiten:Wahl von Materialien, Inhalten,Aktionsfeldern; Suche nach neuen Kom-binationen

- Grenzbereiche zu anderen Kunstformen;Verbindung bildnerischer Ausdrucksmittel z.B.mit Tanz, Theater, Figurenspiel, Sprache,Musik in Aktionen wie Performance,Multimedia, Fluxus (6 D, Mu; 6 DS, MB);ggf. unter Einbeziehung von Geräuschen,Gerüchen, Tast- und Temperaturempfin-dungen

-Entwickeln eines Gestaltungsvorhabens, Nutzenvon Kreativitätstechniken zur Ideenfindung;Fertigen von Skizzen, Plänen, Konzepten

-Ausführen des Vorhabens in Einzel- oderGruppenarbeit; Präsentation der Ergebnissebzw. Durchführen von Aktionen

- Grenzbereiche zu Umwelt und Alltag; z.B.Happening, Aktionskunst, Concept Art,utopisches Design; Inszenieren von Abläufennach bildnerischen Regeln, Einbeziehen desPublikums

-Auswerten von Publikationsreaktionen;Diskussion über den Wirkungsgrad derErgebnisse und über Möglichkeiten gestal-terischer Weiterführungen; Vergleich mitGestaltungen aus der zeitgenössischenKunstszene

2 Kunstgeschichte

Die Zusammenfassung in wenige Abschnitte ermöglicht den Schülern einen summarischen Überblicküber wesentliche Tendenzen der Europäischen Kunst im 19. und 20. Jahrhundert (6 Mu11; 6 EU, W).In Jahrgangsstufe 12 werden Aspekte der historischen Entwicklung betont, in Jahrgangsstufe 13 wirdim Rückblick nach Einflüssen gefragt, die sich im aktuellen Kunstschaffen auswirken. Die Zuordnungder Abschnitte zu den gewählten Gestaltungsgebieten trifft der Kursleiter, der in der Wahl der Beispieleeine enge Verbindung mit der bildnerischen Praxis und der Kunst- und Werkbetrachtung sicherstellt.

Jahrgangsstufe 12: Der Weg in die Moderne

Gegenstände und Aspekte:- Entwicklungsreihen, Einzelwerke- Künstler und ihre Intentionen- geistes- und sozialgeschichtliche Zusam-

menhänge (6 D, G; 6 EU, W)

Schwerpunkte der Behandlung:-Betrachten und Vergleichen von Tendenzen und

Entwicklungen-Erschließen von Werken unter Einbeziehung des

kulturellen UmfeldesThemenbereiche:

Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit: Realismus, Impressionismus

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- der Realismus im 19. Jahrhundert als Antwort auf gesellschaftliche Umbrüche und als Gegenpol zumakademischen Klassizismus und Idealismus

- Zurücktreten des Inhaltlichen, Übertragen des Netzhauteindrucks auf die Leinwand und Auflösen derForm durch Licht im Impressionismus

- neue Realismen im 20. Jahrhundert: Aufgreifen konkreter politisch-sozialer Probleme; kritischeAuseinandersetzung mit der Realität der photographierten Welt

Die Suche nach dem Elementaren: Expressionismus- Ausdruckssteigerung der Form, Proportion, Gestik und Farbigkeit; neue Impulse für Druckgraphik

und Plastik durch 'Wegbereiter' und Künstlergruppen

Abstraktion und Wege zur gegenstandslosen Kunst: Kubismus, Konstruktivismus, abstrakterExpressionismus- Aufspaltung des Gegenstandes, systematische Organisation der Bildstruktur mit Hilfe strenger

bildarchitektonischer Formkategorien im Kubismus- formale Ästhetisierung im Konstruktivismus: geometrische Abstraktion, Funktionalismus, Ordnung

und Harmonie im Bild als Gleichnis universaler Harmonie- Auflösung herkömmlicher Bildgefüge in Tachismus und Action-Painting; gestische Expression,

psychischer Automatismus, Balance zwischen Spontanität und Kontrolle

Neue Wege der Imagination; Antikunst; neue Methoden künstlerischer Darstellung:Surrealismus, Dadaismus, Pop Art- Integration des Traums und des Unbewußten in den Schaffensprozeß im Surrealismus;

Bruch mit Logik und Kausalität, Spiel mit dem Zufall und der Verfremdung- gegen die Lethargie gewohnter Denk- und Verhaltensweisen: Dada und Neo-Dada- Hinwendung zur Banal-Ästhetik des Massenkonsums in der Pop-Art; scheinbar absichtsloses Spiel

mit Medien, Comics, Werbung; Verpackungen und Produkte

Jahrgangsstufe 13: Moderne und Gegenwart

Gegenstände und Aspekte:- die aktuelle Kunstszene in der Ausein-

andersetzung mit Vorläufern, Anregern,Gegnern

- neue Ansätze, Absichten, Ziele- Beziehungen zu anderen Künsten und zur

Literatur (6 G, D, Mu)

Schwerpunkte der Behandlung:-Betrachten und Vergleichen: Tendenzen und

Entwicklungen, Konzepte und Praktiken, neueFormen der Darstellung, Vermittlung undRezeption

-Erschließen von Werken unter Einbeziehung deskulturellen Umfeldes

Themenbereiche:

Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit: Realismus, Photorealismus- die Auseinandersetzung mit der vermittelten Bildwirklichkeit im Photorealismus- realistische Tendenzen der Gegenwart

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Die Suche nach dem Elementaren: Expressionismus, Neue Wilde- Wiederaufgreifen figurativ-spontaner Bildrealisationen durch die Neuen Wilden- neue expressive "Bildfindungen" in der aktuellen Kunstszene

Gegenstandslose Kunst: Konstruktivismus, abstrakter Expressionismus- Dominanz von Idee und Planung in der Konzept-Kunst, konstruktive Inszenierung in der

Prozeßkunst- Konkrete Kunst der Gegenwart- gestisch-abstrakte Tendenzen in der aktuellen Kunstszene

Neue Wege der Imagination; Antikunst; neue Methoden künstlerischer Darstellung- Eintauchen in unbewußte Träume und Realisierung subjektiver Erlebnishorizonte in der "individuellen

Mythologie", fiktive Wissenschaftlichkeit in der "Spurensicherung"- Grenzüberschreitungen zu andern Bereichen wie Sprache und Literatur, Musik, Tanz und zu den

dramatischen Künsten (6 D, Mu, Fs; 6 W)

in Verbindung mit dem Gestaltungsgebiet Architektur statt dessen auch möglich:

Architektur im 20. Jahrhundert: organisches Bauen, Funktionalismus, Postmoderne- neue Materialien, technische Verfahren, Bauformen, Bauaufgaben- ästhetische, soziale und ökologische Gesichtspunkte der Architektur (6 U)

3 Zusammenfassung und Reflexion

Sinn und Wert gestalterischer Tätigkeit und ihreBedeutung für das eigene Leben(6 Ev, Eth; 6 BO, FZ)

Präsentation der bildnerischen Arbeiten(Werkmappen oder kleine Ausstellung).Erörtern anhand der Erfahrungen aus der Kurs-arbeit, in Rückblick auf eigene Entwicklungen(alte Schülerarbeiten) und zukünftige Vorhaben

Bedeutung der Kunst in unserer Gesellschaft (6P, W)

Erörtern kultureller und gesellschaftspolitischerAspekte der Kreativität heute

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Leistungskurs (6)

Die sich ausprägende Persönlichkeit der Schüler sucht Bestätigung in individuellen Leistungen, in denenRationalität und Emotionalität in eine subjektive Balance gelangen können. In der praktischen undgedanklichen Auseinandersetzung mit bildnerischen Problemen, Prozessen und Ergebnissen sollen dieSchüler in allen drei Lernbereichen ihre Neigungen und Begabungsschwerpunkte erkennen undzielstrebig ausbauen.

Im Lernbereich 1 Gestaltung sollen die Schüler eigene Vorstellungen, Erfahrungen und Anliegen ineiner persönlich geprägten Bildsprache zum Ausdruck bringen (6 MB, FZ). Spontane Versuche stehendabei gleichberechtigt neben Formen des planvollen Vorgehens.Im Lernbereich 2 Analyse und Interpretation sollen sie fähig werden, Werkerschließungenmethodisch durchzuführen und dabei Wahrnehmung, Einfühlung und Wissen in ein ausgewogenesVerhältnis zueinander zu setzen.Im Lernbereich 3 Kunstgeschichte gewinnen sie einen Überblick über die Entwicklung der Kunst undArchitektur vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

Jahrgangsstufe 12 und 13: Übergreifende Ziele und Inhalte, die in allen Ausbildungsabschnittengrundlegende Bedeutung haben, sind zusammenfassend vorangestellt: Gestaltung (1.1 mit 1.3) undAnalyse und Interpretation (2.1 und 2.2). Darauf folgen die jahrgangsstufenbezogenen Ziele undInhalte und zwarJahrgangsstufe 12: Gestaltung (1.4 mit 1.6), Analyse und Interpretation (2.3 und 2.4), Kunst-geschichte (3.1 und 3.2)Jahrgangsstufe 13: Gestaltung (1.7 mit 1.10), Analyse und Interpretation (2.5 mit 2.7), Kunst-geschichte (3.3 mit 3.5)

Jahrgangsstufe 12 und 13

Grundlagen

1 Gestaltung

1.1 Gestaltauffassung

Die Schüler sollen unterschiedliche Arten des Sehens unterscheiden lernen und verstehen, daß dieGestaltungsauffassung als Grundlage der Gestaltung eine ganzheitliche und schöpferische Leistung desMenschen darstellt. Sie sollen erkennen, daß die sinnerschließenden Gestaltwahrnehmung von denErfahrungen und Einstellungen des Wahrnehmenden geprägt ist, mit denen er die Wirklichkeitinterpretiert (6 W). Die Schüler sollen sich mit der Vielfalt möglicher Wirklichkeitsauffassungenauseinandersetzen, ihre Bedingungen verstehen und bereit werden, andere Auffassungen zu achten.

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Das Interpretieren des Wirklichen als schöpferische Leistung

Grundfunktionen der Wahrnehmung:Auswahl, Strukturierung, Sinngebung

Erörtern der Grundfunktionen an Darstel-lungsversuchen in der praktischen Arbeit und beiBildbetrachtungen

Unterschiedliche Arten des Sehens:

- informierendes Sehen ('Orientierung')

- inhaltisch-motiviertes Sehen ('Suche')- bildnerisches Sehen ('Strukturen')

gestalthaft-gliederndes Erfassen bei Ver-nachlässigung inhaltlicher Bedeutungen

Erörtern an Beispielen:

-Fahren im fließenden Verkehr; Mitlaufen ineinem Läuferfeld

-Abholen einer Bekannten vom Bahnsteig-Wahrnehmen des Frühstückstisches als Stil-

leben; Auffassen kahler Baumwipfel alslineares Netzwerk

Gestaltauffassung als Ausdruck einer wertbezogenen Weltsicht (66 K, Ev, Eth; 66 W)

- theozentrisch: Bedeutungsperspektive imMittelalter

- anthropozentrisch: Zentralperspektive derRenaissance

- egozentrisch: Kinderzeichnungen- magisch: Fetische der Naturvölker- individuell: verschiedene Künstler zum gleichen

Motiv

Vergleichen von BildbeispielenErörtern ihrer jeweils spezifischen Voraus-setzungen, Bedingungen und Ziele als 'Welt-Anschauung'Erörtern der Wertigkeit verschiedenartigerAuffassungen von 'Wirklichkeit' im Verhältnisdes Menschen zur Welt

1.2 Kreativität und bildnerische Realisation

Die Schüler sollen fähig werden, eigene Gestaltungsabsichten einfallsreich zu entwickeln und zurealisieren. Offen und empfänglich für Anregungen, sollen sie in praktisch-experimentellenErkundungen und in Gedankenspielen einen breiten Strom von Ideen entfalten, ihre Brauchbarkeitprüfen, Alternativen erwägen und lernen, Lösungswege selbständig zu strukturieren.

Gestaltungsanlässe:real gegebene und vorgestellte Materialien,Gegenstände, Situationen

Bestimmungsmerkmale:Beschaffenheit, Form, Funktion, Inhalt, Zweck,Bedeutung, Aussage, Wirkung

Möglichkeiten und Wege, auf gegebene Anlässekreativ zu reagieren und Gestaltungsabsichten zuentwickeln:- freie Assoziation, spielerischer Umgang mit

dem Material- methodisches Durchspielen von Verände-

rungsmöglichkeiten

praktisch-experimentelles und gedanklichesAbhandeln von Merkmalen, z.B.-Assoziieren von Ähnlichem/Gegensätzlichem-Entwickeln von Alternativen-Ergänzen, Erweitern von Unvollständigem-Isolieren, Reduzieren, Verstärken, Variieren von

Merkmalen-Umstrukturieren, Abwandeln von Zusam-

menhängen-Zerlegen, Vertauschen, neu Kombinieren von

Gegebenem-Umdeuten, Umgestalten, Verfremden von

Gegebenem-Umsetzen von Gegebenem, Übertragen auf

andere Bereiche

1.3 Bildsprache

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Merkmale der ästhetischen Struktur im Zusammenhang von Form, Inhalt, Ausdruck und Bedeutungsind in der Gestaltung ebenso wirksam wie in der Analyse und Interpretation. Die Schüler sollen in dereigenen praktischen Arbeit wie in der erschließenden Betrachtung ihr bildnerisches Denken entwickelnund fähig sein, sich begrifflich angemessen zu äußern. Sie sollen ihren Wortschatz über die gegebeneAuswahl hinaus selbständig erweitern und ihr sprachliches Ausdrucksvermögen phantasievollbereichen (6 D; 6 DS).

Material und Technik- Materialeigenschaften,- Bearbeitungsverfahren

Element und StrukturGrundelemente:

Punkt, Linie, Fläche, Farbe,Raum, Zeit, Bewegung

Grundqualitäten:Form, Größe, Volumen, Plastizität, Gewicht,Stofflichkeit, Helligkeit, Farbigkeit

Ordnungsprinzipien, z.B.:- Kontrastierung und Angleic hung, Integration

und Differenzierung, Addition undSubordination

- Richtung, Ortslage (statisch, dynamisch),Dichte, Menge, Dauer

- Verteilung, Gruppierung, Akzentuierung,Wiederholung (Takt, Rhythmus), Reihung

Werkstruktur:Bildaufbau, Komposition, Konstruktion

Form und Darstellung

Darstellungstendenzen- Imitation: abbildende Angleichung an ein Vor-

bild, meist unter Verwendung von Scheinquali-täten wie Räumlichkeit, Körperhaftigkeit, Far-bigkeit, Helligkeit, Bewegung

- Abstraktion: Reduktion des Vorbildes, oft bisan die Grenze der Erkennbarkeit; Betonungbildnerischer Mittel

- Konkretion: Neuschöpfung ohne Vorbild, au-tonome Verwendung der Gestaltungsmittel

Darstellungscharakteristika, z.B.:realistisch, idealisierend, surreal, expressiv,manieriert; erzählend, dokumentierend, dra-matisierend, pathetisch, karikierend, dekorativ,ornamental, magisch

Übung und Anwendung in allen Phasen desKurses, z.B.

-bewußtes Erproben und Einsetzen bild-

sprachlicher Mittel zur Entwicklung und

Realisierung bildnerischer Vorhaben

-Mitteilen eigener Seheindrücke, Erfahrungen,

Vorstellungen

-Beschreiben und Charakterisieren von Objekten

und Situationen der gestaltenden Umwelt

-Darstellen und Erörtern von Absichten,

Problemen, Prozessen und Ergebnissen der

Gestaltung

-Formulieren und Erläutern bildnerischer

Aufgabenstellungen und Lösungen

-geordnetes Beschreiben visuell-anschaulicher

Sachverhalte, Beziehungen und Wirkungen in

Werkerschließungen und -betrachtungen

-Kommentieren von Kunstwerken und bild-

nerischen Problemen auf Schautafeln, in

Referaten und in der Facharbeit

Selbständiges Erweitern sprachlicher Mittel, z.B.-durch Nutzung von Nachschlagewerken

-durch Suche nach Synonymen, aber auch nach

treffenden und ausdrucksstarken bildhaften

Vergleichen (vgl. 2.3)

2 Analyse und Interpretation

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In jedem der ersten drei Ausbildungsabschnitte sind zwei bis drei Kunstwerke ausführlich zuerschließen. Dabei muß auch das methodische Vorgehen Gegenstand des Lernens sein. Eine derAnalysen gilt einem Beispiel aus der gestaltenden Umwelt/Architektur. Die Werkauswahl ist so zutreffen, daß im Kursverlauf alle Aspekte und methodischen Fragen zur Sprache kommen können. Auchim Rahmen der Kunstgeschichte ist an prägnanten Beispielen auf entsprechende Aspekte einzugehen.Um den Werken in ihrer Komplexität gerecht zu werden, wird der Kursleiter anfangs die Analyse undInterpretation weitgehend selbst leisten. Mit zunehmender Erfahrung übernehmen und bearbeiten dieSchüler immer weitere Teilbereiche selbständig und tragen ihre Ergebnisse z.B. in Kurzreferaten vor.

In der erschließenden Auseinandersetzung sollen die Schüler fähig werden, das anschaulich Gegebenenach unterschiedlichen Gesichtspunkten einfühlend zu erfassen, geordnet zu beschreiben (6 D; 6 DS)und das Verstehen des Werkes historisch zu vertiefen (6 G).

2.1 Der anschaulich gegebene Bestand des Werkes

Zur Wahrnehmung und Darstellung des sichtbar Gegebenen sollen die Schüler allmählich sicher überdie erforderlichen Beschreibungskategorien verfügen (vgl. 1.3 Bildsprache).

Der inhaltliche Bestand

- Thematik- Bildgegenstände und Situationen

Der bildnerische Bestand

- Material und Technik

- Element und Struktur

- Form und Darstellung

Erfassen, Beschreiben, Charakterisieren:

-Motiv, Sujet, Bildgattung-Objekte, Personen, Szenarien, erkennbare

Beziehungen, Handlungen, Zustände,Ereignisse, Stimmungen usw.

-Materialeigenschaften, Bearbeitung, Erhal-tungszustand

-Eigenart des sichtbaren BestandesGrundelemente, Grundqualitäten, Ord-

nungsprinzipien; Werkstruktur-Darstellungstendenzen wie Imitation, Ab-

straktion, Konkretion-Darstellungscharakteristika

Das Zusammenwirken inhaltlicher und bild-nerischer Momente

Material und Technik

Element und Struktur

- Grundelemente

- Grundqualitäten

Erkennen und Charakterisieren von Bedeutungenund Wirkungen, z.B.:

-die Härte und Schwere des Steins als Zeichenfür ewige Geltung und Dauer

-Farbklänge als Ausdrucksträger von Stim-mungen, Charaktereigenschaften

-Monumentalität als Ausdruck der sozialenBedeutung

- Ordnungsprinzipien -Verdeutlichung von Aussagen durch Verteilung,Gruppierung, Rhythmisierung

- Werkstruktur -allgemeine Wirkungsqualitäten der Komposition

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wie drückend, lastend, schwebend, wuchtig,heiter, verspielt

Form und Darstellung

- Darstellungsfunktion -Abbild, Sinnbild (Zeichen, Symbol, Metapher,Allegorie)

- inhaltliche Betonungen -durch Ortslage, Objektschärfe, Größen-abstufung, Lichtführung

2.2 Das Werk in seinem kunst- und kulturgeschichtlichen Umfeld

Für die Einbindung in größere historische Zusammenhänge sollen die Schüler einen Überblick überallgemeine Gesichtspunkte zur Entstehung und Wirkung von Kunstwerken gewinnen und fähigwerden, ergiebige Aspekte am Einzelwerk punktuell zu vertiefen.

Aspekte zur Entstehung und Wirkung Erörtern der Aspekte an Beispielen

- bildnerisch Werktechnik; zeittypische Gestaltungslehren,Darstellungstraditionen

- ikonographisch Bildinhalte, Bildtraditionen

- stilgeschichtlich Zeit-, Regional-, Gruppen-, Individualstil

- biographisch die Lebensumstände des Künstlers; die Stellungdes Kunstwerks in seiner Lebensgeschichte undinnerhalb seines Oeuvre

- sozialgeschichtlich das Kunstwerk als Spiegel sozialer Zustände; diegesellschaftliche Stellung des Künstlers; dasVerhältnis von Künstler, Auftraggeber, Werk undPublikum

- geistesgeschichtlich das Werk in kulturgeschichtlichen Zusam-menhängen; Einflüsse und Parallelen (z.B. zurMusik, Literatur, Religion (6 K, Ev), Philosophie,Naturwissenschaft); das Werk als Spiegel desWeltbildes seiner Zeit

- wirkungsgeschichtlich Wertschätzung des Werkes im Laufe seinerGeschichte; Einfluß und Wirkung, z.B. aufandere Künstler und das Publikum

- psychologisch psychologische Beiträge zur Werkdeutung undzu Vorgängen bei der Entstehung und Rezeptionvon Kunstwerken

Jahrgangsstufe 12

1 Gestaltung

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1.4 Gestaltungsgebiete

Zur Vertiefung ihrer bildnerischen Grundlagen sollen die Schüler in allen folgenden Gebieten einegrundlegende Werktechnik praktisch erproben und abwandeln und ihr Wissen durch werktechnischeInformationen und Werkbetrachtungen erweitern.

Farbe/Malereideckende und lasierende Verfahren, z.B.Aquarell-, Leim-, Tempera-, Dispersionsfarben;Farbcollagen; Mischtechniken

gebundenes und freies Gestalten mit Farbe;großflächiges Malen; Farbskizze, Farbstudie,Farbgestaltung von Objekten

Zeichnungz.B. Bleistift-, Kohle-, Kreide-, Federzeichnung(Stahl- und Rohrfeder, Lavierung), Pin-selzeichnung

Zeichnen als Notiz und Ideenskizze, Studie,Entwurf, Ausführung; Handzeichnung alsautonomes Ausdrucksmittel

DruckgraphikHoch-, Tief-, Flach- oder Durchdruckverfahren,kombinierte Techniken und Abwandlungen

Gestalten, z.B. von Linol- und Holzschnitt;Ätzradierung, Aquatinta, Kaltnadel; Lithographie;Siebdruck; Mischtechniken

Plastik und Raumz.B. Modellieren, Skulptieren, Verformen,Montieren, Abformen und Gießen, Oberflä-chenbehandlung; Herstellen architektonischerModelle

Gestalten mit unterschiedlichen Werkstoffen wieTon, Wachs, Gips, Holz, Stein, Metall, Papierund Pappe, Textilien, Leder, Kunststoffe, Abfall-materialien

1.5 Übungen im strukturierenden Sehen und Sichtbarmachen

Die Schüler sollen unterschiedliche Zugänge und Wege zur Gestaltung erproben und nutzen. Sie sollenWirklichkeitseindrücke gegliedert auffassen und bildnerisch klären, aber auch mit bildnerischen Mittelnanschauliche Strukturen beziehungsreich entwickeln.

Vom Wirklichkeitseindruck zur Bildstruktur ("Abstraktion")

Zeichnen, Malen, Formen vor der Natur Wahrnehmen und Darstellen, z.B. Landschaft,Pflanze; Innenraum; Figürliches

Betonung von Ordnungsprinzipien, z.B. Figur-Grund; integriert-differenziert; linear- malerisch,räumlich-flächig; statisch-dynamisch; einfach-vielfältig; organisch-konstruktiv; ähnlich-verschieden; gleich-gegensätzlich; selten-häufig;rhythmisch

Entdecken, Klären und Verdeutlichen vonTendenzen der Gestaltauffassung nach ver-schiedenen Grundqualitäten und Ordnungs-prinzipien; zunehmendes Betonen strukturellerAspekte

Von den Gestaltungsmitteln zur Bildstruktur ("Konkretion")

freie Entwicklung von Gestaltstrukturen aus demexperimentellen Umgang mit Werkmitteln

Entdecken von Strukturansätzen, z.B. über dieFrottage unterschiedlicher Oberflächen;Verdeutlichen reizvoller Elemente; Ausbau einer

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gut gegliederten Struktur

Organisation bildnerischer Mittel zu prägnantenGestaltstrukturen nach gegebenen Ord-nungsprinzipien

Gruppieren von Elementen, z.B. harmonisch-ruhig, rhythmisch-bewegt, spannungsvoll kon-strasierend

1.6 Gestaltungsaufgaben

In allen vier Gestaltungsgebieten sollen die Schüler gegebene Aufgaben der Darstellung und Veran-schaulichung bildnerisch selbständig lösen und eigene Vorhaben entwicklen und realisieren (6 MB, FZ).Sie sollen dazu jeweils geeignete materielle und ästhetische Mittel (vgl. 1.1) sinnvoll einsetzen und ihreBildlösungen einfallsreich, aussagekräftig und wirkungsvoll formulieren.

Umsetzung des Sichtbaren in gestaltete Bild-wirklichkeit

Naturstudium, z.B. Landschaft, Pflanze, Objekt,Stilleben; Figur, Portrait; Innenraum, AusblickEntwickeln und Realisieren von Bildlösungen inwirklichkeitsnaher und abstrahierenderDarstellung

Umsetzung von Empfindungen und Vorstel-lungen in gestaltete Bildwirklichkeit

Veranschaulichungen von Stimmungen, Ideen,Meinungen, Wünschen, ggf. unter Verwendungsinnbildlicher Elemente, z.B. als Illustration,Plakat, Denkmalentwurf oder alsungegenständlich-freie Komposition; Entwikelnvon Entwürfen und Modellen

2 Analyse und Interpretation

2.2 Voraussetzungen und Probleme der Rezeption

Über eigene Versuche der Bildwahrnehmung und der Äußerung ihrer Beobachtungen undEmpfindungen sollen die Schüler Einsicht gewinnen in grundlegende Wechselbeziehungen zwischenGegenstand und Betrachter. Im Bemühen um eine möglichst sachliche Beschreibung sollen sieMöglichkeiten und Grenzen sprachlicher Vermittlung reflektieren und erste Schritte zu einemgeordneten Vorgehen selbst erkunden und erproben.

ganzheitlich-affektives Auffassen:"der erste Eindruck"- Eigenart- Bedingungen- Bedeutung

kurzzeitige Bildwahrnehmung; Erörtern wahr-nehmungsbedingter Dominanten und subjektiverSpontanreaktionen auf Inhaltliches und Formales;ihre Prägung durch persönliche Dispositionen,z.B. Wissen, Vorerfahrungen, Erwartungen,Interessen, momentanes Befinden (vgl. 1.1)

analysierendes Betrachten:die aspektorientierte Aufmerksamkeit- Zielrichtung, Abfolge, Vollständigkeit- Ordnung von Einzelbeobachtungen

langzeitige Bildwahrnehmung; Erörtern vonGesichtspunkten und Strategien zum genauenund umfassenden Wahrnehmen des sichtbarenBestandes

Bildwahrnehmung und Sprache:- Möglichkeiten und Grenzen der sprachlichen

Vermittlung visueller Eindrücke- Sprachstile

Erörtern der Notwendigkeit sprachlicherPräzision (vgl. 1.3); an Beschreibungsversuchender Schüler, an beschreibenden und inter-pretierenden Texten; Unterschiede funktionaler

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und frei gestalteter Sprache, z.B. Gedichte überKunstwerke

2.4 Werkerschließung

Die Schüler sollen das vor Augen stehende Werk genau und einfühlsam betrachten, nachunterschiedlichen Gesichtspunkten beschreiben, Aspekte bildnerisch veranschaulichen und Einblicknehmen in weiterführende Fragen.

Beobachtung und Beschreibung (gegenständ-licher) Kunstwerke nach vereinbartem Konzept

Notieren des ersten Eindrucks; Beschreibunginhaltlicher und formaler Gegebenheiten;Zusammenfassung; Prüfung, ob das geplanteVorgehen angemessen war

bildnerische Veranschaulichung und Ver-deutlichung von Aspekten des sichtbarenBestandes

Skizzen und Studien, z.B zu Aufbau undGliederung; Beziehungsdiagramme; Detailko-pien/-vergrößerungen; Studien zur Farb-, Licht-,Raumsituation, zur Verdeutlichung derbildnerischen Handschrift

Einbeziehen von Informationen zur Werk-entstehung

Auswerten von Texten, z.B. zur Werktechnikoder Künstlerbiographie; Darstellen z.B. inKurzreferaten

3 Kunstgeschichte

Zur gebotenen Stoffbegrenzung sind die Inhalte mit Zeitempfehlungen versehen. Zusatzangebote sindeigens gekennzeichnet. Aus jedem der beiden Abschnitte ist jeweils wenigstens ein Werk für dieAnalyse und Interpretation zu wählen.In der Begegnung mit europäischer Kunst vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkriegsollen die Schüler zunehmend selbständig sich wesentliche Inhalte erarbeiten, auch in häuslicherVorbereitung und Vertiefung. Sie sollen Werke in ihren Eigenheiten erfassen, sie in ihremkulturgeschichtlichen Umfeld sehen (6 G, D, Fs, Mu11) und in zeitübergreifende Entwicklungslinieneinordnen, die auch frühere Kunstepochen einschließen (6 mFs; 6 EU).

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3.1 Vom Ende des 18. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (ca. 15 Std.)

Bedeutende Meister in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts:- Goya, David, Ingres, Schinkel, Klenze, Géricault, Delacroix, C.D. Friedrich, Runge

Entwicklung der Architektur im 19. Jahrhundert:- Stilnachahmung und Eklektizismus; die 'architecture parlante'; Verfügbarkeit und Zuordnung

historischer europäischer und exotischer Stile zu verschiedenen, teilweise neuen Bauaufgaben- Ingenieurkonstruktionen; Beginn des Funktionalsimus; Bauen mit Stahl und Glas; die Entdeckung

neuer ästhetischer Qualitäten (6 MT)

Malerei und Plastik in der Mitte des 19. Jahrhunderts:- neue Tendenzen in der Landschaftsmalerei: Darstellung des Lichts und der Atmosphäre; Turner;

Pleinair-Malerei- Malerei des Realismus in Frankreich und Deutschland: Realismus als Programm; Courbet: das

Verhältnis zur Salonmalerei- Rodin und die Erneuerung der Denkmalplastik: Überwindung traditioneller Pathosformeln durch

Wirklichkeitsnähe (z.B. "Die Bürger von Calais"); das Denkmal als Zeichen fürGeschichtsbewußtsein, Patriotismus und Bürgerstolz

3.2 Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg (ca. 20 Std.)

Vom Impressionismus zum Expressionismus:- Impressionismus in Frankreich: Darstellung banaler Wirklichkeit; Hinwendung zum reinen

Augenerlebnis; Erscheiungsfarbe; Dominanz der Farbwahrnehmung (Manet, Degas, Renoir, Sisley);Formauflösung durch das Licht (Monet); Serienbilder

- Neoimpressionismus: Wissenschaftlichkeit der Malmethode (Seurat); Verfestigung des Bildaufbaus;Betonung der Ausdruckswerte bildnerischer Mittel

- Wegbereiter der Moderne; Cézanne: Bildwirklichkeit 'parallel zur Natur', Eigengesetzlichkeit derBildelemente, Modulation der Farbe; von Gogh: gesteigerter Ausdruckswille, dynamische Hand-schrift, farbige und formale Expression, rhythmisch-bewegte Bildelemente; Gauguin: Suche nachdem Ursprünglichen, Symbolismus, starke Farbigkeit, flächenhafte Vereinfachung, Cloisonnismus

- Fauvismus: ausdrucksstarke Vereinfachung der Bildmittel, gesteigerte Farbe; Linearität, klarerBildbau, Streben nach Harmonie (Matisse)

- Expressionismus: 'Urkräfte' in Großstadt und Natur, Ausdruckssteigerung durch Vereinfachen,Verzerren, durch Dissonanz und Spontaneität; Erneuerung des Holzschnitts und seine Wirkung aufdie Malerei; Künstlervereinigungen: 'Die Brücke', 'Der Blaue Reiter'

Architektur und angewandte Kunst um die Jahrhundertwende:- Kunsthandwerk und Industriedesign: 'Ästhetisierung aller Lebensbereiche'; Wendung gegen die

Massenherstellung von Serienkitsch (6 MT); Versuch der Erneuerung des Kunsthandwerks (Artsund Crafts); Überwindung des Eklektizismus im Jugendstil; Linearität und Betonung desOrnamentalen; Suche nach einer Symbiose von Kunst und Technik im beginnenden Industriedesign;Einflüsse auf die Architektur

- evtl. zusätzlich: Neuerungen der Architektur in den USA, Hochhausbau, Skelettbau, 'organischeArchitektur' (F. L. Wright)

Entwicklungen der abstrakten und gegenstandslosen Kunst:- Kubismus in Frankreich; Picasso, Gris, Delaunay; Frühkubismus, analytischer und synthetischer

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Kubismus, Orphismus; Bruch mit den Traditionen der Körper- und Raumdarstellung;Disproportionierung, Aufgabe des einheitlichen Betrachterstandpunkts; Betonung der Bildautonomie,Erarbeitung neuer Darstellungsprinzipien; Beginn der Collage und Montage

- Auswirkungen des Kubismus auf die Kunstentwicklung in anderen europäischen Ländern;Deutschland: Strenge, am Kubismus orientierte Bildstruktur (Marc, Macke), starke Farbigkeit;Italien: Futurismus: das futuristische Manifest, Untersuchung der Beziehungen von Körper, Raum,Zeit und Bewegung

- Wege der gegenstandslosen Kunst; Bildautonomie: expressionistisch geprägte Anfänge inDeutschland (Kandinsky); Gestaltung aus 'innerer Notwendigkeit'; Eigenwert und Ausdruckswertbildnerischer Mittel; 'De Stijl' in den Niederlanden (Mondrian): Ordnung und Harmonie als Gleichnisfür Weltordnung und universale Harmonie, äußerste Reduktion der Bildmittel; Einfluß auf Architekturund Design

- evtl. zusätzlich: konstruktivistische Anfänge in Rußland; 'Suprematie der reinen Empfindungen' beiMalewitsch

Jahrgangsstufe 13

1 Gestaltung

Neben der Weiterführung praktischer Aufgaben aus der Jahrgangsstufe 12 setzen sich die Schüler mitAspekten eines Kunstwerks oder eines Gegenstandes der gestalteten Umwelt bildnerisch auseinanderund vertiefen ihre praktischen Erfahrungen in einem längerfristigen Arbeitsvorhaben, in dem auchmehrere Gestaltungsgebiete zusammenwirken können.

1.7 Weiterführungen (6 FZ, MB)

Die Schüler sollen ihre bildnerischen Erfahrungen des Vorjahres individuell vertiefen und fähig werden,bildnerische und werktechnische Mittel - z.B. in einem angewandten Bereich - differenziert zuverwenden.

Gestaltungsgebiete zur Wahl:Farbe/Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Plasikund Raum; Mischtechniken, Kombinationen

Anwendung, z.B.: großflächige Wandgestaltung(Malerei, Mosaik, Materialmontage);(druck)graphische Illustrationen zu einemliterarischen Text; Entwurf einer Plastik für einebestimmte Umgebung (Baurelief, Brunnen,Denkmal)

1.8 Auseinandersetzung mit Aspekten eines Werkes

Die Schüler sollen sich mit einem Kunstwerk, einem Objekt oder einer Situation der gestalteten Umweltselbständig auseinandersetzen und fähig werden, in einfallsreichen Alternativen bildnerisch darauf zureagieren.

Zur Wahl stehen folgende Bereiche:

Bildende Kunst Anwendung, z.B.: Übernahme oder Abwandlung

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Gestaltung formaler oder inhaltlicher Variationenzu einem Kunstwerk (vgl. 1.2)

stilistischer, werktechnischer oder kom-positorischer Momente eines Werkes; Aktua-lisierung oder Verfremdung inhaltlicher Aspekte

Architektur und Umwelt (6 U)Gestaltung von Entwürfen und Modellen

Anwendung, z.B.: Entwickeln architektonischerStrukturen und plastischer Baugruppen für einebestimmte Umgebung; Einrichten eines imGrundriß gegebenen Innenraumes für einenspezifischen Zweck; gezieltes Verändern vonRaumwirkungen durch Farbgebung, Beleuchtungund Ausstattung; Verändern/Verbessern einesDesignobjekts

1.9 Projektarbeit

Die Schüler sollen bereit und fähig sein, ein größeres Gestaltungsvorhaben nach gemeinsamentwickelten Vorstellungen und Zielen zu planen und zu realisieren (6 MB). Sie sollen sich dabei mitGestaltungsfragen auch theoretisch auseinandersetzen und ihre Kenntnisse in Werkbetrachtungenhistorischer und aktueller Beispiele vertiefen. Im Fortgang der Arbeit sollen sie (z.B. in Kurzreferaten)ihre Mitschüler anhand von Zwischenergebnissen über ihre gewonnenen Einsichten und Erfahrungeninformieren und Probleme erörtern, die bei der Realisierung aufgetreten sind. Sie sollen dabei offen seinfür Anregungen, Hilfen und konstruktive Kritik.

Zur Ergänzung bzw. in Kombination kann die Projektarbeit auch folgende Aufgabenbereiche miteinbeziehen:

Design, Produktgestaltung (6 U)Gestaltung von Entwürfen und Modellen

Anwendung, z.B.: Stoffmuster-Design, texti-leObjekte, Schmuck; Besteck, Geräte, Kleinmöbel,Verpackungen; Plakatentwürfe, angewandteSchriftgestaltung, Signets und Piktogramme

Photo/Film/Video (6 ME, FZ)Gestaltung von Einzelbildern, Bildserien oderfilmisch belebten Sequenzen

Anwendung z.B.: Portrait, Landschaftsstu-die,Reportage, Dokumentation von Umweltsituatio-nen, Studien zur Werkanalyse; Zeichentrick-/Animationsfilm (mit plastischen Figuren),Computer-Animation; Episoden-Video, Vi-deokunst

Integratives Gestalten (6 MB, FZ)Vorhaben, in die auch weitere Ausdrucksmittelwie Sprache, Bewegung, Musik einbezogen seinkönnen

Anwendung z.B.: szenische Animation plastischgestalteter Großobjekte; Maske, Kostüm undBühnenbild; Figurenspiel; Multimedia; sprachlich-visuelle Versuche in konkreter Poesie; Arbeits-projekte in den Grenzbereichen Bildender Kunst

1.10 Schlußbetrachtung: Bedeutung und Wert schöpferischer Tätigkeit

In der Rückschau auf ihre eigenen Bemühungen sollen die Schüler den Sinn gestalterischen Tunsbedenken und die Bereitschaft entwickeln, in ihrem weiteren Leben kulturelle Verantwortungmitzutragen. Sie sollen verstehen lernen, daß im Spannungsfeld kultureller Entwicklung sowohl dasBewahren wie das Verändern auf Sinn- und Wertfragen bezogen sein muß, vor denen sich das eigeneHandeln rechtfertigt (6 K, Ev; 6 W).

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Kreativität im Spannungsfeld menschlicherMöglichkeiten, Aufgaben und Ziele (vgl. 3.5);Wirkungen kultureller Innovationen in derGesellschaft

abwägendes Erörtern, z.B. anhand historischerund aktueller Beispiele und Probleme, auch alsSchüler-Kurzreferate mit anschließenderDiskussion

Bedeutung des schöpferischen Tuns für daseigene Leben: Rückschau, zukünftige Vor-stellungen/Erwartungen (6 FA)

Gespräch über die bildnerische Entwicklunganhand eigener Kinderzeichnungen und Arbeitenaus der gesamten Schulzeit

2 Analyse und Interpretation

Auf der Basis einer gründlichen Werkanalyse sollen die Schüler einen vertieften persönlichen Zugangzum Kunstwerk gewinnen und unter Einbeziehung weiterer Aspekte eine kontrollierte, ihrenMöglichkeiten angemessene Interpretation ausführen. Über den Vergleich mit kunstwissenschaftlichenTexten sollen sie das Interpretieren als eine schöpferische Aufgabe begreifen, die jeder Generation neugestellt ist.

2.5 Methodische Werkerschließung

Analyse -Zusammenstellen allgemeiner Daten zu Künstlerund Werk

-zielbewußtes Beschreiben des anschaulichenBestandes (verbale und bildnerischeEinzeluntersuchungen)

Synthese -Zusammenfassen der Teilanalysen

Interpretation -Darstellen/Erörtern von Aspekten zurEntstehung und Wirkung

-einfühlendes Deuten unter Einbeziehung deseigenen Erlebens

-persönliche Wertung; Hervorheben des eigenenStandpunkts und seiner Prämissen;Berücksichtigen ungeklärter bzw. möglicherweiterführender Fragen

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2.6 Exemplarische kunstwissenschaftliche Interpretationen

beispielhafte Texte verschiedener Autoren (z.B.die Kontroverse Badt/Sedlmayr zu Vermeers"Maler und Modell")

vergleichende Lektüre und Erörterung: Inhalt,Form und Zielsetzung, Methodik; Abhängigkeitder Interpretation z.B. vom wissenschaftlichenStand der Zeit, vom Naturell des Interpreten, vonseinen Forschungsinteressen und persönlichenErfahrungen

2.7 Schlußbetrachtung

die Offenheit des Kunstwerks und das Inter-pretieren als schöpferische Aufgabe(6 D, Mu; 6 W)

Erörterung: das Interpretieren als ständig neueHerausforderung an die schöpferische Phantasie,das Kunstwerk sich und seiner Zeit neu zuerschließen; die Sinnhaftigkeit und Offenheit desWerkes, das sich jeweils erst in der lebendigenBegegnung mit dem Betrachter 'verwirklicht' und'vollendet'

3 Kunstgeschichte

In der Begegnung mit Strömungen der europäischen Kunst im 20. Jahrhundert bis zur Gegenwartsollen sich die Schüler selbständig wesentliche Inhalte erarbeiten, auch in häuslicher Vorbereitung undVertiefung. Sie sollen wesentliche Richtungen und Werke in ihren Eigenheiten erfassen, sie in ihremkulturgeschichtlichen Umfeld sehen (6 G, D13, mFs) und in zeitübergreifende Entwicklungslinieneinordnen (6 EU). Die Schüler sollen Tendenzen der aktuellen Kunstszene mit Interesse verfolgen undüber die Bedeutung der Kunst in unserer Gesellschaft nachdenken.

3.3 Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart (ca. 20 Std.)

Realistische und surrealistische Richtungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts:- Dada: Provokation und Antikunst; Prinzip Zufall; Dada-Manifestationen; radikale Ablehnung

ästhetischer Wertvorstellungen; Collage, Montage, Ready-Made- evtl. zusätzlich: Pittura metafisica; magische Ding-, Raum-, Zeiterfahrung- der Surrealismus: Poesie des Irrationalen und Mehrdeutigen (Dali, Magritte, Max Ernst);

surrealistische Manifeste: gegen die Herrschaft der Logik; Evokation der Traumwelt und desUnbewußten; Automatismus, Spiel mit dem Zufall, Verfremdung

- Deutsche Malerei der Zwischenkriegszeit: scharfe Realistik; engagierte Reaktion aufZeiterscheinungen (Dix); mythologische Überhöhung (Beckmann)

Kunsthandwerk und Design, Architektur und Städtebau seit dem Ersten Weltkrieg:- Lehre und Leben am Bauhaus; das Bauhausmanifest; von der Idee einer neuen Bauhütte (Vereinigung

von Kunst und Handwerk unter dem Primat der Architektur) zur Bejahung industrieller Fertigung; dieWerkstätten als Laboratorien; das Bauhausgebäude in Dessau als funktionale Architektur

- evtl. zusätzlich: Le Corbusier und der Städtebau; Grundsätze und Probleme moderner Stadtplanung;'5 Punkte zu einer modernen Architektur/1926'; die 'vertikale Stadt': Idee und Realisation; die 'Chartavon Athen' 1933/34

Bildende Kunst im Dritten Reich:- offizielle und verfemte Kunst; Verfolgung der 'Entarteten Kunst'; Emigration; Ziele, Themen,

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Stilmittel der offiziellen Kunst; Monumentalbauten; die Inszenierung von Massenkundgebungen

In Hausarbeit informieren sich die Schüler über folgende sieben Bereiche und stellen ihre Einsichtenz.B. auf Schautafeln oder in Kurzreferaten vor.

Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa und den USA:- figürliche Plastik: Weiterentwicklung traditioneller Themen; Formvereinfachung, Wechselspiel der

Volumina mit dem Raum- abstrakt-expressive Richtungen: Tachismus und Action-Painting; gestisch-expressives Gestalten,

psychischer Automatismus; Auflösung strenger Bildgefüge; Ausgleich zwischen Spontaneität undKontrolle

- konstruktivistische Richtungen: Hard Edge, Op-Art, Kinetik; Faszination von Maß und Zahl, reinerForm und Farbe; Nutzung optischer Effekte und Täuschungen; Rasterung und serielle Reihung;bewegliche Plastiken und Objekte

- Evironment, Happening und Aktionskunst: Mitwirkung und Provokation des Publikums; der Prozeßund seine Dokumentation; Überschreitung traditioneller Grenzen Bildender Kunst; neo-dadaistischeTendenzen

- Pop Art: Hinwendung zur Banal-Ästhetik des Massenkonsums; scheinbar absichtsloses Spiel mitMedien, Comics, Werbung, Verpackung, Produkten; Collage, Décollage, Combine-Painting, SoftSculptures

- Photorealismus: Auseinandersetzung mit der vermittelten Bildwirklichkeit der Photographie;übergenaue Darstellungsschärfe

- Neue Wilde: neues Bedürfnis nach figurativ-spontaner Bildrealisation in Malerei und Plastik;expressionistische Anklänge

3.4 Aktuelles Kunstschaffen; die Bedeutung der Kunst in unserer Gesellschaft

aktuelle Positionen in der Bildenden Kunst und ingrenzüberschreitenden Bereichen

neue Materialien, Techniken und Gestal-tungsformen; Beiträge der Gegenwartskunst zuröffentlichen Diskussion aktueller Probleme

die berufliche Situation bildender Künstler heute(6 BO)

Gespräch über Studium und Ausbildung, diewirtschaftliche und soziale Situation, Kunst-handel und Kunstförderung, Berufsverbände,Kunstvereine, Ausstellungs- und Publika-tionsmöglichkeiten

aktuelle Tendenzen in Architektur und Städtebau(6 U)

Erörtern aktueller ästhetischer, sozialer,ökonomischer und ökologischer Zielsetzungen,neuer Materialien, Bau- und Planungsmethodensowie der Einflüsse wirtschaftlicher unddemographischer Veränderungen

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Kultur- und Denkmalpflege: die Gegenwart derKunst als kulturelles Erbe (6 U)

Gespräch über Anliegen und Aufgaben kunst-und kulturgeschichtlicher MuseenErörtern von Aufgaben der Denkmalpflege anProblemen der Restaurierung und Revitalisierungvon Kunst- und Kulturdenkmälern an einemBeispiel

3.5 Zusammenfassende Betrachtung

Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft; Kunstals wesentliches Element der Identität deseinzelnen, von Gruppen, Völkern, Staaten (6 P,W)

Gespräch über die Bedeutung von Toleranz undKreativität bei der Auseinandersetzung mit Kunst(vgl. 1.9)Denkansätze zu einer pluralistisch-demokrati-schen Kunstauffassung