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FAIRTRADE IN ZAHLEN
SIEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade International
Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade Standards, koordiniert die
Unterstützung für Produzenten und unterstützt die internationale Fairtrade-Bewegung in den
verschiedenen Verbraucher- und Anbauländern. Die Mitglieder von Fairtrade International sind
die drei kontinentalen Produzentennetzwerke, die die Interessen der Produzenten repräsentieren,
sowie die nationalen Fairtrade Organisationen der Verbraucherländer. Die Entscheidungsgewalt
ist paritätisch zwischen Produzentennetzwerken und Fairtrade Organisationen aufgeteilt.
www.fairtrade.net
FLOCERT
FLOCERT ist die globale Zertifizierungsorganisation, die seit ihrer Gründung 2003 für Kontrolle
und Zertifizierung nach Fairtrade-Standards zuständig ist. Die Gesellschaft arbeitet mit einem
unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der
Akkreditierungsnorm ISO 17065. FLOCERT betreibt vier internationale Niederlassungen, mit 80
Angestellten und über 100 Kontrolleuren weltweit. Weitere Informationen unter www.flocert.net
TransFair e.V.
TransFair e.V. ist die nationale Fairtrade Organisation für Deutschland. Der Verein wurde 1992 mit
dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen.
Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das
Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen
Konsum. www.fairtrade-deutschland.de
Fairtrade in Zahlen
Siebter Monitoringbericht 2015
Copyright: Fairtrade International 2016
Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche
Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und
durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel)
verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden.
Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken.
Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen
Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder
auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.
Titelbild: Esther Nyaboke of Finlays in Kenia wiegt den von ihr gepflückten Tee. © Simon Rawles
1. Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick 6 - 13
2. Grafiken im Überblick 14 - 19
3. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee 20 - 27
4. Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen 28 - 36
5. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao 37 - 50
6. Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee 51 - 52
7. Fairtrade-Produkte im Fokus: Zucker 53 - 61
8. Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle 62 - 71
9. Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen 72 - 79
INHALT
Der Countdown zum Jahr 2030 hat begonnen und im Jahr 2016 kommen die Ziele
für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) erstmals
über ein volles Jahr hinweg zur Anwendung. Es geht darum, das Leben der ärmsten,
am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der
Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels sind die
17 SDGs der ambitionierteste und umfassendste Plan aller Zeiten, um die Weichen für
eine nachhaltigere und stabilere Zukunft für unsere Welt zu stellen.
Fairtrade kann und wird eine bedeutende Rolle in der erfolgreichen Umsetzung
der SDGs übernehmen. Wir wissen, dass es keine schnellen Lösungen gibt bei der
Bekämpfung von Ungleichheit, der Eröffnung von Chancen und der Abschaffung von
Ausbeutung, aber wir können auf greifbare Veränderungen verweisen, die unsere
Arbeit bereits bewirkt hat und daraus lernen. Dieser Bericht – die siebte Ausgabe von
Fairtrade in Zahlen1 – stellt detailliert den aktuellen, weltweiten Stand von Fairtrade dar,
zeigt aber auch deutlich, dass unsere Arbeit – und die Arbeit all der anderen Akteure,
die für Handelsgerechtigkeit kämpfen – massiv verstärkt werden muss, um zukünftig
spürbare Veränderungen zu erreichen. Ja, die Zahlen bewegen sich langsam in die
richtige Richtung: Neun Prozent mehr Bäuerinnen und Bauern, Arbeiterinnen und Arbeiter
haben sich Fairtrade angeschlossen, wir verzeichneten Marktzuwächse für die meisten
der prominentesten Produkte und eine leichte Steigerung der Gesamtzahl von Fairtrade-
Organisationen weltweit. Doch es geht nur langsam voran.
Wir selbst sind unsere schärfsten Kritiker. Doch müssen wir andererseits auch
realistisch sein, sowohl was die globalen Umstände angeht, unter denen wir arbeiten, als
auch die Herausforderungen, die sich uns stellen – genauso wie die Bäuerinnen, Bauern,
Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen wir in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.
Viele Probleme, die sich diesen Menschen stellen, sind nach Generationen der
Ausgrenzung und Ausbeutung tief verwurzelt. Die SDGs stellen uns vor ein Paradox: Es ist
unumgänglich, dass wir schnell und in angemessenem Umfang handeln, um nachhaltige
Entwicklung für alle zu erreichen, während wir gleichzeitig akzeptieren müssen, dass
es Zeit braucht, um lokale Eigenverantwortung und Führungsrollen aufzubauen, ein
Schlüsselfaktor um die Wirkung von Fairtrade zu erhöhen.
Die Tatsache, dass so viele Bauernfamilien und Arbeitskräfte auf Plantagen von
einem globalen Handelssystem ausgegrenzt werden, von dem einige wenige auf Kosten
der Mehrheit profitieren, bedeutet nicht, dass Handel an sich schlecht ist. Handel kann
– und sollte – als ein wichtiges Instrument und Katalysator zur Überwindung der Kluft
in Gesellschaften dienen. Ein gerechterer Handel kann für nachhaltige Veränderungen
sorgen, indem er die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, Möglichkeiten für einen
sozialen und wirtschaftlichen Wandel bietet und mehr Achtung von Menschenrechten
sowie der so kostbaren natürlichen Ressourcen unserer Erde fördert.
Die Auswertung unserer Wirkung ist unverzichtbar, wenn wir erfolgreiche Strategien
und Maßnahmen ausbauen und die weniger erfolgreichen korrigieren wollen. Mit jedem
Jahr entwickeln sich unsere Kontrollen, unsere Evaluation und unsere Lernprozess weiter
und unsere Untersuchungen werden umfangreicher und detaillierter. Das bedeutet
wiederum, dass wir neue Erkenntnisse effektiver anwenden können. Doch je tiefer wir in die
Daten eintauchen und je mehr wir über die Geschichten der Menschen hinter den Zahlen
erfahren, desto mehr sind wir gefordert. Um mit Al Gore zu sprechen: Die unbequeme
Wahrheit ist, dass trotz all unserer Erfolge Fairtrade auf dem Weltmarkt und in komplexen
VORWORT
Marike de Peña, Vorstandsvorsitzende Fairtrade International© Kyle Freund / Fairtrade International
1 Englischer Originaltitel „Monitoring the Scope and Benefits of Fairtrade“
5 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
multinationalen Lieferketten noch lange nicht das erreicht hat, was eigentlich nötig wäre.
Ich bin stolz, Vorsitzende einer Organisation zu sein, die international anerkannt ist für
ihre Offenheit im Umgang mit diesen Herausforderungen und die konkrete Maßnahmen
ergreift, um diese aktiv anzugehen. Vor kurzem wurde Fairtrade International positiv dafür
hervorgehoben, eine der wenigen Organisationen zu sein, die regelmäßig ihre Evaluationen
veröffentlicht, egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Anspruch geht aber noch
darüber hinaus – wie können wir sonst noch dazulernen und uns verbessern? Doch wir
wissen auch, dass diese Transparenz die Aufmerksamkeit auf unsere Wirkung lenkt und
dass wir trotz des moderaten Zuwachses nicht zufrieden sein können.
Es heißt oft, Wissen sei Macht. Wenn Fairtrade erfolgreich zur Umsetzung der
SDGs beitragen will, ist die umfassende Kenntnis unserer Wirkung unverzichtbar. Das
vorliegende Dokument führt diesen wichtigen Aspekt unserer Arbeit fort.
Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick
7 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Die Daten dieses Berichts zeigen insgesamt weiterhin ein Wachstum von Fairtrade im Jahr
2014, sowohl in Bezug auf die Beteiligung von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften
und ihrer Produzentenorganisationen, als auch in Hinblick auf die Absatzvolumen von
Produkten, die von Produzentenorganisationen zu Fairtrade-Bedingungen erzielt wurden.
Kleinbauern, Lohnarbeitskräfte und ProduzentenorganisationenDie Zahl der Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System
stieg bis Ende 2014 auf 1,65 Millionen, neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ca. 64 Prozent
aller Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System leben in Afrika
und dem Mittleren Osten. Die Zahl der Fairtrade-Kleinbäuerinnen und -bauern stieg in allen
drei Regionen – Asien, Lateinamerika und Afrika - sowie für den Großteil der prominentesten
Produktgruppen. Dagegen sank die Zahl der Arbeiterinnen und Arbeiter auf Fairtrade-
Plantagen leicht. Insgesamt stieg die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen deutlich
langsamer als in den Jahren zuvor und erreichte zum Ende des Jahres 2014 einen Stand
von 1.226, ein Zuwachs von nur einem Prozent gegenüber 2013. Obwohl die Zahl der
zertifizierten Bäuerinnen und Bauern in Afrika und dem Mittleren Osten rasant anstieg,
sank die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen.
Im Jahr 2014 befanden sich über 28 Prozent aller Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in
Ländern mit geringem Einkommen (Englisch: low-income countries, LICs). Es gab Fairtrade-
zertifizierte Produzentenorganisationen in 20 der 31 von der Weltbank als LICs eingestuften
Länder. Produzentenorganisationen in LICs nahmen 2013–14 rund acht Millionen Euro
Fairtrade-Prämie ein, das waren rund sieben Prozent der weltweit gezahlten Fairtrade-
Prämiengelder. Insgesamt befanden sich 2014 über 80 Prozent aller Bäuerinnen und Bauern
sowie Arbeiterinnen und Arbeiter aus Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
gemäß der Weltbankdefinition in Ländern mit niedrigem Einkommen oder Ländern mit
mittlerem Einkommen im unteren Bereich.
Fairtrade arbeitet weiterhin hauptsächlich mit Kleinbäuerinnen und -bauern zusam-
men: 80 Prozent der Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung sind
Kleinbauernorganisationen. Die durchschnittliche Anbaufläche von Fairtrade-Bäuerinnen
und -Bauern beträgt nur 1,4 Hektar. Die Anbaufläche für Fairtrade-Tee in Ostafrika ist im
Durchschnitt sogar nur 0,3 Hektar groß. Zum Größenvergleich: kleine Familienfarmen in
den USA sind 98 Hektar groß.1
Gesamt Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 1.210 1.226 1%
Gesamt Kleinbäuerinnen und -bauern 1.305.500 1.447.900 11%
Gesamt Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade-Plantagen 210.900 204.000 -3%
Gesamt Kleinbäuerinnen/-bauern und Lohnarbeitskräfte 1.516.400 1.651.900 9%
Gesamt Länder mit Fairtrade-zertifi zierten Produzentenorganisationen 74 74
TABELLE 2.1
Entwicklung der Anzahl von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System 2014 weltweit
Foto: Dennis Korir auf seiner fünf Morgen großen Teefarm nahe der Finlays Teeplantage in Ainamoi, Kenia. Dennis ist Mitglied der Fairtrade-zertifizierten Fintea Growers Co-operative Union (FGCU), die ihren grünen Blatttee an die Finlays Verarbeitungsbetriebe der Gegend verkauft.
© Riccardo Gangale / Fairtrade Africa
1. Robert Hoppe (2014) Structure and Finances of U.S. Farms: Family Farm Report, 2014, EIB-132 Economic Research Service/ USDA, http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf
8 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Verkaufsvolumen und -PrämieneinnahmenDie Gesamteinnahmen durch die Fairtrade-Prämie stiegen deutlich an, sowohl für
Kleinbauernorganisationen als auch für Beschäftigte auf Plantagen. Im Vergleich zu
2012–13 ergibt die Auswertung der für 2013–14 gemeldeten Zahlen einen Anstieg der
Fairtrade-Prämieneinnahmen um 12 Prozent. Wie bereits 2012–13 gingen 85 Prozent aller
gemeldeten Prämieneinnahmen an Kleinbauernorganisationen oder Organisationen mit
Vertragsproduktion und 15 Prozent an Plantagen.
Auch die Umsätze, die Produzentenorganisationen über ihre Fairtrade-Verkäufe
erzielten, stiegen im Berichtsjahr, allerdings insgesamt um lediglich einen Prozentpunkt. Der
leichte Rückgang für Einnahmen aus Fairtrade-Verkäufen von Kleinbauernorganisationen
spiegelt die anhaltende Instabilität der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt im Jahr 2014
wider. Die Preise erholten sich leicht von ihrer Talfahrt 2013, doch fielen sie gegen Ende
2014 erneut. Das führte dazu, dass Produzentinnen und Produzenten zwar mehr Kaffee
zu Fairtrade-Bedingungen verkauften, doch dafür einen geringeren Preis erhielten als im
Vorjahr. Nicht unwichtig ist auch, dass die Umrechnung der Fairtrade-Einnahmen in Euro
für den Bericht Währungsschwankungen unterworfen ist. Dagegen stieg die Fairtrade-
Prämie trotz der Preisschwankungen für Kaffee, weil sie ein Festpreis gebunden an
Absatzmengen ist. Insofern stellen die Fairtrade-Prämie und der Fairtrade-Mindestpreis
weiterhin eine wichtige Stütze für Bäuerinnen und Bauern dar, wenn die Rostoffpreise
auf dem Weltmarkt instabil sind.
Wie bereits 2012–13 verzeichneten Organisationen mit Lohnarbeitskräften im
Berichtsjahr 2013–14 ein starkes Umsatzwachstum. Fairtrade-Prämieneinnahmen
stiegen um zwölf Prozent, Einnahmen aus Fairtrade-Absätzen um 18 Prozent. Das
Wachstum konzentrierte sich auf Bananen und Blumen. Die Marktchancen für andere
Plantagenprodukte wie Tee blieben gering.
Die Produzentinnen und Produzenten meldeten für 2013–14 stark gestiegene
Absatzvolumen für Bananen (15 Prozent) und Kakao (17 Prozent). Nach mehreren Jahren
sinkender oder stagnierender Verkäufe stiegen die Absätze auch für Fairtrade-Baumwolle
um 21 Prozent. Andere zentrale Produkte wie Kaffee, Zucker und Blumen verzeichneten
ein gemäßigtes Absatzwachstum zu Fairtrade-Bedingungen um jeweils sechs, vier und
fünf Prozent.
Damit Produzentinnen und Produzenten möglichst effektiv von Fairtrade profitieren
können, müssen sie einen wesentlichen Teil ihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen
Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 81,3 90,5 11%
Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 14,0 15,7 12%
Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen 95,2 106,2 12%
Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 840 826 -2%
Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 106 125 18%
Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Umsätze 946 951 1%
TABELLE 2.2
Gesamtentwicklung Fairtrade-Umsätze und Fairtrade-Prämieneinnahmen 2013–14
9 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
verkaufen. Zwar ergeben sich bereits einige Vorteile nur durch die Einhaltung der
Fairtrade-Standards, doch Umsätze zu Fairtrade-Bedingungen bringen direkte
wirtschaftliche Vorteile und sind die Voraussetzung für Investitionen aus der Fairtrade-
Prämie. Die finanziellen Vorteile durch Fairtrade sind die Hauptmotivation der meisten
Produzentenorganisationen, die dauerhaft in eine Zertifizierung investieren. Wenn ihnen
die Einkünfte nach Investitionen in die Zertifizierung zu niedrig erscheinen, entscheiden
sich Produzentenorganisationen unter Umständen, ihre Zertifizierung aufzugeben. Daher
ist es wichtig zu beobachten, in wieweit die Produzentenorganisationen ihre Produkte zu
Fairtrade-Bedingungen verkaufen können.
40 Prozent aller Produzentenorganisationen verkauften 2013–14 über die Hälfte
ihrer Produktionsmengen zu Fairtrade-Bedingungen. Kleinbauernorganisationen
verkauften insgesamt 39 Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade,
während Organisationen mit lohnabhängigen Arbeitskräften 22 Prozent ihrer
Gesamtproduktion über Fairtrade verkauften. Von Produkten jeder Kategorie werden
erhebliche Mengen nicht zu Fairtrade-Bedingungen verkauft. Um diesem Umstand
entgegen zu wirken, hat Fairtrade spezielle Rohstoffprogramme eingeführt, damit
neue Absatzmöglichkeiten für Produzenten von Zucker, Kakao und Baumwolle
entstehen. Weitere Informationen über die Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker
und Baumwolle und was sie für Bäuerinnen und Bauern bedeuten, erfahren Sie auf
http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html.
Teeproduzentinnen und -produzen hatten weiterhin Schwierigkeiten, ihren Tee zu
Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen: Sowohl Kleinbäuerinnen und -bauern als auch
Organisationen mit Lohnarbeitskräften wie Plantagen konnten nur weniger als zehn
Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade verkaufen. Die Zahl der zertifizierten
Teebäuerinnen, -bauern und Arbeitskräfte stieg 2014, so dass mittlerweile 21 Prozent aller
an Fairtrade Beteiligten im Teeanbau tätig sind. Fairtrade arbeitet daran, Teeproduzenten
wirksamer zu unterstützen, beispielsweise anhand mehrerer neuer Anforderungen in den
Fairtrade-Standards für Plantagen und über branchenweite Zusammenarbeit für bessere
Löhne für Teearbeitskräfte.
Addiert man alle gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen und rechnet sie als
Durchschnittswert auf die 2013–14 zertifizierten Organisationen um, so erhält man
einen groben Eindruck, ob die Fairtrade-Prämienerträge für die Produzentinnen und
Produzenten, die mit Fairtrade arbeiten, gestiegen sind. Durchschnittlich erhielten
Produzentenorganisationen 2013–14 jeweils etwas mehr als 100.000 Euro Fairtrade-Prämie,
ähnlich wie 2012–13 (vgl. Grafik 2.1). Im Vergleich zu 2012–13 stieg die durchschnittliche
Fairtrade-Prämiensumme deutlich für Plantagen, fiel aber für Kleinbauernorganisationen
leicht geringer aus. Diese Mittelwerte bilden jedoch nicht die großen Unterschiede
zwischen den verschiedenen Produkten und Regionen ab: Kleinbauernorganisationen
erhielten für ihre Bananen durchschnittlich 193.600 Euro Fairtrade-Prämie. Dem gegenüber
nahmen Organisationen, die Gemüse anbauten (eine relativ neue Produktkategorie bei
Fairtrade) im Durchschnitt nur 10.900 Euro Fairtrade-Prämie pro Organisation ein. Der
Abstand zwischen den Produkten mit den meisten Fairtrade-Prämieneinnahmen und den
Produkten mit den geringsten Einnahmen verringerte sich 2013-14 leicht.
Im Berichtsjahr 2013–14 investierten Kleinbauernorganisationen ihre Prämie nach
wie vor hauptsächlich in die Entwicklung und Stärkung ihrer Unternehmen sowie in
Direktleistungen für ihre Mitglieder. Kleinbauernorganisationen stimmten dafür, rund 22
Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in Einrichtungen und Infrastruktur für ihre Betriebe – wie die
Verarbeitung, Verpackung, Lagerung oder den Transport der Ernten – zu investieren. Diese
Investitionen sind wichtige Voraussetzungen zur Kapazitätssteigerung, für verbesserte
Qualität und eine bessere Wertschöpfung, was wiederum zu höheren Einkünften für die
Mitglieder führen kann. Rund 42 Prozent der Fairtrade-Prämie wurden für Direktleistungen
an Bäuerinnen und Bauern der Organisationen ausgegeben, u.a. für Fortbildungen,
Geräte, Betriebsmittel, Kredite und finanzielle Beihilfen, aber auch für Direktzahlungen an
Mitglieder über die Fairtrade-Preise hinaus. So erhöht sich das Engagement der Mitglieder
durch zusätzliche Direkteinnahmen aus Fairtrade-Verkäufen und die einzelne Bäuerin bzw.
10 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
der einzelne Bauer profitiert von einem höheren Einkommen. Ausgaben für Infrastruktur
und Dienstleistungen für Bäuerinnen und Bauern zusammengenommen, schätzen wir,
dass um die 31 Prozent der Fairtrade-Prämie für Investitionen ausgegeben wurden, die
zu einer höheren Produktivität oder Qualität führen können.
Insgesamt nutzen Kleinbauernorganisationen rund neun Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für
Investitionen in Gemeinschaftsprojekte. Während viele Produzentenorganisationen vorhaben,
in beträchtlichem Umfang Gemeinschaftsprojekte zu finanzieren, erkennen sie jedoch auch
die hohe Bedeutung von Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen. Die
Fairtrade-Prämie ist ein wichtiges und flexibles Hilfsmittel, das es Produzentenorganisationen
ermöglicht, Investitionen gemäß ihrer eigenen Prioritäten zu tätigen.
Arbeitskräfte auf Plantagen verwenden ihre Prämie hingegen weiterhin hauptsächlich für
eine Vielzahl von Projekten zur Erfüllung der Bedürfnisse der Beschäftigten. Arbeiterinnen
und Arbeiter stimmten dafür, rund 64 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Bildung,
Unterkünfte, Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen für Arbeitskräfte
auszugeben. Da viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit steigenden Lebenshaltungskosten
zu kämpfen haben, bilden Hilfsleistungen aus der Fairtrade-Prämie eine wichtige
Extraleistung. Bei vielen Organisationen wurde die Fairtrade-Prämie außerdem zur
Entwicklung und Förderung der eigenen Arbeiter-Organisation genutzt. Ca. 20 Prozent
der Fairtrade-Prämie auf Plantagen floss in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen vor Ort
oder Gesundheitsversorgung. Insgesamt 27 Prozent der Fairtrade-Prämie auf Plantagen
finanzierte Bildungsangebote: entweder Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und ihre
Familien oder Bildungsmaßnahmen und Schulen im erweiterten Umfeld der Plantage.
GRAFIK 2.1
Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnitt 2011–14 (€)
HLO Organisationen mit Lohnarbeits- kräften / Plantagen u. Farmen
(Hired Labour Organizations)SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie
je SPO
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Bäuerin/Bauern
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie
je HLO
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Arbeitskraft auf
Plantagen
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller
Organisationen
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller Bäuerinnen, Bauern
und Arbeitskräfte
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
120.000
110.000
100.000
90.000
80.000
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
2011–12 2012–13 2013–14
Hinweis: Diese Auswertung basiert auf Rückmeldungen von 85 Prozent aller Produzenten-organisationen, die am Ende des Jahres 2014 über eine Fairtrade-Zertifi zierung verfügten. Sie berücksichtigt nur Daten von Produzentenorganisationen, die für den gesamten Erhebungs zeitraum Fairtrade-zertifi ziert und berechtigt waren, Fairtrade-Prämie zu beziehen. Sie umfasst keine Organisationen, die sich während des Audits in der Prüfungs -phase zur Zulassung befanden und 2014 ihre Zertifi zierung erhielten. Außerdem sind keine Produzentenorganisationen berücksichtigt, die ihre Fairtrade-Prämieneinnahmen nicht gemeldet haben.
11 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
ebnisse aus Fairtrade-StudienWir binden im Verlauf dieses Berichts immer wieder Ergebnisse aus aktuellen unabhängigen
Studien und von uns in Auftrag gegebenen Erhebungen ein, die die Daten des Monitorings
ergänzen und einen tieferen Einblick in die Wirkung und Herausforderungen von Fairtrade
bieten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen:
■■ Eine neue Studie von LEI Wageningen untersucht die Wirkung von Fairtrade
auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene sowie hinsichtlich der Stärkung von
Rechten für Arbeiterinnen und Arbeiter auf zertifizierten Bananenplantagen in
der Dominikanischen Republik, Kolumbien und Ghana im Vergleich zu nicht-
zertifizierten Plantagen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Fairtrade zwar
keine direkte Auswirkungen auf die Lohnsituation hatte, doch vor allem über die
Fairtrade-Prämie verschiedene Sachleistungen für Arbeiterinnen und Arbeiter bot,
von denen viele von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Wenn man den Wert dieser
Sachleistungen (z.B. subventionierte Lebensmittel, Unterbringung, Verkehrsmittel,
Gesundheitsfürsorge, oder Bildung) beziffert, wird deutlich, dass Fairtrade durchaus
zu einer wirtschaftlichen Verbesserung für Arbeiterinnen und Arbeiter in allen drei
untersuchten Wirkungsbereichen beiträgt. Fairtrade-Arbeitskräfte sind enorm
abhängig von ihrem Lohn und ebenso von den Sachleistungen, die die Fairtrade-
Zertifizierung ihnen bietet.
Es zeigte sich, dass eine Fairtrade-Zertifizierung zu einem höheren Lebens-
standard für Plantagen-Arbeiterinnen und Arbeitern in der Dominikanischen Republik
beiträgt. Arbeitskräfte auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen waren zufriedener mit
ihrem Lebensstandard, konnten mehr Geld zurücklegen und lebten mit höherer
Ernährungssicherheit. Allerdings konnte die Studie keine deutlichen Unterschiede
zwischen den Haushaltsvermögen von Arbeitskräften auf Fairtrade-zertifizierten und
nicht-zertifizierten Plantagen in Ghana oder Kolumbien feststellen. Das legt nahe,
dass trotz der wirtschaftlichen Vorteile einer Fairtrade-Zertifizierung für Arbeitskräfte
aller drei Länder, die Vorteile in Ghana und Kolumbien bisher nicht so weit reichten,
dass Arbeiterinnen und Arbeiter Rücklagen ansparen oder ihr Vermögen steigern
konnten.
Die Autoren der Studie betrachteten mehrere Indikatoren in Bezug auf Arbeits-
bedingungen, Arbeiterrechte und Empowerment. Fairtrade-Plantagen schneiden
bei Arbeitsbedingungen, Tarifverhandlungen sowie dem Dialog zwischen
Belegschaft und Unternehmensleitung tendenziell besser ab als nicht-zertifizierte
Plantagen. Allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen in Bezug auf
Geschlechtergerechtigkeit, die Kenntnisse der Arbeiterschaft über ihre Rechte
und die Stärkung der Rechte von Wanderarbeitern. ■■ Im Rahmen unserer Recherchen zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft
beauftragte Fairtrade 2015 Wissenschaftler des niederländischen Instituts KIT,
ein partizipatives Videoprojekt mit einer Gruppe von 25 Kakaobäuerinnen aus der
westlichen Elfenbeinküste zu entwickeln. Alle Frauen hatten eine Verbindung zu
Fairtrade-Kooperativen, entweder weil sie selbst Mitglied waren, oder Ehepartnerin
eines Mitglieds. Über zehn Tage hinweg trafen sich die Frauen, um den Umgang mit
den Kameras und Mikrofonen zu erlernen und Ideen für ihre Filme zu entwickeln.
Anschließend drehten sie zwei Filme vor Ort in ihren Dörfern. Sie editierten die
Filme gemeinsam und führten sie schließlich den Mitgliedern des Vorstands ihrer
Kooperativen und dem Management vor.
Die Filme thematisieren Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Frauen
im Kakaoanbau konfrontiert sind. Zu den Hauptthemen gehörten der Wunsch der
Frauen, unterschiedliche Arten von Arbeiten zu verrichten, über mehr Einfluss auf
das Haushaltseinkommen zu verfügen und eine führende Rolle in ihren Gemeinden
und den Kooperativen zu übernehmen. Sie benötigen einen besseren Zugang zu
Ressourcen, wie Betriebsmitteln, Fortbildungen und Transportmitteln, um ihre
Kakaoproduktion abzusichern. Sie würden sich gerne mehr in ihre Kooperativen
12 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
einbringen, doch fühlen sich weder ausreichend in die Treffen der Kooperativen
noch in die Entscheidungsprozesse einbezogen. In den Filmen interviewen sie
das Management ihrer Kooperativen und verhandeln mit ihnen über Belange von
Frauen. Am Ende des Projekts fühlten sich die Frauen ermutigt und gestärkt, um
mit größerem Nachdruck die Interessen von Frauen in den Kakaokooperativen
einzufordern - ein Prozess, den Fairtrade unterstützen möchte.
Die Filme sind online abrufbar und kommen auf Workshops mit anderen
Produzentinnen und Produzenten in Afrika zum Einsatz, um Diskussionen über
Geschlechterrollen anzuregen. http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single-
view/article/raising-the-voices-of-rural-women.html ■■ Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Georg-August-Universität Göttingen und
des International Food Policy Research Instituts (IFPRI) untersucht und vergleicht
die Wirkung von drei nachhaltigkeitsorientierten Standards (Fairtrade, Bio und
UTZ) auf das Leben von Kleinbäuerinnen und -bauern im Kaffeeanbau Ugandas.
Die Autoren der Studie wählten drei Kooperativen mit ähnlichen agro-ökologischen
Bedingungen und Marktzugängen aus der Zentralregion Ugandas aus. Die
Kooperativen verfügten über unterschiedliche Kombinationen aus UTZ-, Fairtrade-
and Bio-Zertifizierungen. Die Untersuchung ergab, dass eine Fairtrade-Zertifizierung
in diesem Zusammenhang den Lebensstandard von Haushalten um 30 Prozent
erhöhte und die Verbreitung sowie den Grad der Armut zertifizierter Bäuerinnen
und Bauern verringerte. Für die anderen Zertifizierungen konnten in dieser Hinsicht
keine spürbaren Effekte festgestellt werden.
Die Wissenschaftler halten dies für das Ergebnis mehrerer speziell mit dem
Fairtrade-Ansatz verbundener Aspekte, u.a.: ■■ Der Fairtrade-Mindestpreis, der im Untersuchungszeitraum, als die Kaffee-
preise niedrig waren, zu höheren Preisen für Fairtrade-Bäuerinnen und
-Bauern beitrug,■■ Investitionen in produktive Infrastruktur aus der Fairtrade-Prämie sowie■■ Der Schwerpunkt von Fairtrade auf die Zertifizierung von Produzenten-
organisationen und den Aufbau direkter Handels- und Vermarktungsbeziehungen
zwischen Fairtrade-Produzenten und ihren Abnehmern.■■ Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry
Centre (ICRAF) und Bioversity International gemeinsam eine Grundlagenstudie
über Kleinbäuerinnen und -bauern und ihre Kooperativen im westafrikanischen
Kakaoanbau. Rasant ansteigende Fairtrade-Beitrittszahlen von Kakao anbauenden
Produzentenorganisationen aus Ghana und der Elfenbeinküste bildeten eine
einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige Datenerhebungen und
Wirkungsstudien zu schaffen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.3
dieses Berichts zusammengefasst.
Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativenverbände erste Schritte
unternommen haben, um wirtschaftlich funktionsfähig zu sein. Sie haben
Geschäftsbeziehungen zu Käufern aufgebaut und sind Kooperationen mit
Dienstleistern eingegangen, haben Verfahren für den grundlegenden Geschäftsbetrieb
und zur Einhaltung der Fairtrade-Standards ausgearbeitet und wertvolle Erfahrungen
im Betrieb eines als Kooperative organisierten Unternehmens gesammelt. Der
Bericht weist auf Herausforderungen für kommende Entwicklungsphasen dieser
noch jungen Kooperativen hin, die keinen Einfluss auf den An- und Verkauf des
Kakaos haben und deshalb nur eingeschränkt ihre Finanzen konsolidieren oder
ihre Betriebe vergrößern können. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Fairtrade
und seine Partner mit den Kooperativen zusammenarbeiten sollten, um sie bei der
nächsten Phase ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern
über Ausschüttungen der Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen
wie technischer Unterstützung von der Zertifizierung profitieren konnten. Es
besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Auszahlungen aus Fairtrade-
13 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Prämieneinnahmen durch die Kooperativen an ihre Mitglieder, wenn Abnehmer
größere Mengen zertifizierten Kakaos einkaufen.■■ Fairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-
Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten
von 177 Faitrade-zertifizierten und 87 nicht-zertifizierten Bäuerinnen und Bauern
aus fast 40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso.
Das Ergebnis der Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige
Evaluationen der Wirkung von Fairtrade-Zertifizierungen in Westafrika bringen.
Das Forscherteam untersuchte Fairtrade-Kooperativen und verglich sie mit
nicht-zertifizierten Gruppen in Bezug auf drei Themenbereiche: Steigerung der
Agrarleistung, Verbesserung von Marktzugängen sowie Stärke und Inklusivität
der Kleinbauernorganisationen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.6
dieses Berichts zusammengefasst. Die zertifizierten Gruppen schnitten für viele
der Indikatoren der Studie besser ab.
Die Autoren der Studie stellten ein klares Potenzial dafür fest, dass Fairtrade
deutlich mehr zur Entwicklung von Baumwollbäuerinnen und -Bauern in Westafrika
beitragen könnte, wenn sich mehr Marktchancen für ihre zertifizierte Baumwolle
erschließen ließen. Die Forscher empfahlen außerdem eine stärkere Unterstützung
für Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern. Obwohl Fairtrade-Bäuerinnen und
-Bauern besseren Zugang zu Dienstleistungen haben als Bäuerinnen und Bauern
der Vergleichsgruppen, stellte die Untersuchung dennoch fest, dass auch für sie
Fortbildungen und der Ausbau ihrer Kompetenzen intensiviert und weiträumiger
angeboten werden sollte.
Schließlich stellte die Studie fest, dass die Struktur des Baumwollsektors in
Westafrika Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern dabei behindert, in direkte Verhand-
lungen mit Käufern zu treten und dass Fairtrade mehr tun sollte, um den fairen
Handel gegenüber den Hauptakteuren der Region zu bewerben.
14 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
64% AllerFairtrade-Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte
befinden sich in Afrika und dem
Mittleren Osten
über
1,65 millionen Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte sind in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
zusammengeschlossen
Lateinamerika und Karibik Fairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 316.100Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 12.600Gesamt 328.700
Afrika und Mittlerer OstenFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 968.000Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 87.500Gesamt 1.055.500
Asien und Pazifi kregionFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 163.700Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 104.000Gesamt 267.700
WeltweitFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 1.447.900Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 204.000Gesamt 1.651.900
Afrika und Mittlerer Osten
Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
67%
43%
64%
Asien und Pazifi kregion
Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
11%
51%
16%
Lateinamerika und Karibik
Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
GRAFIK 3.3
Regionale Verteilung von Fairtrade-Kleinbauern und -Lohnarbeitskräften 2014
22%
6%
20%
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
15 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 3.5
Regionale Verteilung aller Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern und -Lohnarbeitskräfte 2014
Karibik35.000
Zentralasien1.000
Mittlerer Osten4.300
Westafrika184.200
Pazifi kregion19.700
Südasien184.600
Ostafrika801.800
Ostasien3.500
Zentral- amerika und Mexiko 121.100
Südost- asien59.000
Südamerika172.600
Südliches Afrika 59.900
Nordafrika5.300
Lateinamerika und Karibik 328.700
Afrika und Mittlerer Osten 1.055.500
Asien und Pazifi kregion267.700
Weltweit1.651.900
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
GRAFIK 3.11
Frauenbeteiligung bei Fairtrade 2014
Afrika und Mittlerer Osten
Afrika und Mittlerer Osten
Asien und Pazifi kregion
Asien und Pazifi kregion
Lateinamerika und Karibik
Weltweit
Lateinamerika und Karibik
Weltweit
Hinweis: Diese Übersicht enthält nur Produzentenorganisationen, die sowohl Angaben über die Gesamtzahl ihrer Bauern bzw. Arbeitskräfte sowie die Gesamtzahl ihrer weiblichen Mitglieder bzw. Arbeitskräfte gemeldet haben. Die Analyse basiert auf Daten von 98 Prozent aller zum Ende 2014 zertifi zierten Organisationen mit Lohnarbeitskräften und 95 Prozent aller zum Ende 2014 zertifi zierter Kleinbauernorganisationen.
1111111111 1111111111 11112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 22
112222222222 222
1111112222222222 2222222222 222
1111111111 1111111111 1111111111 112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2
1111111111 1111111111 1111111111 11111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 22222222
1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 111111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222222
111222222222
1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 111111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222
200.000
20.000
400.000
40.000
600.000
60.000
1.000.000800.000
80.000 100.000
1 25%1 12%1 22%1 23%1 23%
1 44%1 55%1 24%1 48%1 48%1 26%
Gesamt Arbeiterinnen
Gesamt Bäuerinnen und Arbeiterinnen weltweit
Gesamt Bäuerinnen
Anzahl weiblicher Mitglieder im Vergleich zu männlichen Mitgliedern, Kleinbauernorganisationen
Anzahl Arbeiterinnen im Vergleich Anzahl Arbeiter, Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2014
16 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
1.226
in 74 Ländern
seit mindestens drei Jahren
64% allerProduzentenorganisationen sind
201320142012
Fairtrade-zertifizierteProduzentenorganisationen
fairtrade-zertifiziert
Im Durchschnitt erhielten Fairtrade-Produzentenorganisationen
über
100.000 €
Fairtrade-Prämien
Kleinbauernorganisa-tionen investierten
31%ihrer Fairtrade-Prämie in
Massnahmen zur
Produktivitäts-oder Qualitätssteigerung
€ €€ € €
17 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
zertifiziert
40%aller Fairtrade-Produzentenorganisationenverkauften 2013-14über die Hälfte ihrer Ernteunter Fairtrade-
Bedingungen
52%allerFairtrade-Produzentenorganisationen
sind auch Bio-
1,4 HEkTAR land werden durch-schnittlichvon Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern
bewirtschaftet
Abverkäufe überFairtrade ergaben951 Millionen €Einnahmen für Produzentinnen
und Produzenten
im Jahr 2013–14
1,4 Hektar
18 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 6.2
Fairtrade-Prämieneinnahmen nach Produkten 2013–14
• 47% Kaffee
18% Bananen •
10% Kakao •
10% Rohrzucker •
5% Blumen und Pfl anzen •
4% Tee •
1% Baumwolle •
5% Andere •
Kaffee 47%
Bananen 18%
Kakao 10%
Rohrzucker 10%
Blumen und Pfl anzen 5%
Tee 4%
Baumwolle 1%
Andere 5%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
GRAFIK 6.9
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauernorganisationen 2013–14
• 22% Anlagen undInfrastruktur
• 24% Personal-wesen und Verwaltung
• 2% Schulungen und Weiter-bildungen für Angestellte und
Vorstandsmitglieder
• 4% Kredite und Finanzleistungen
• 1% Bildung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien
3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
1% Gesundheitsversorgung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien •
4% Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen •
20% Auszahlungen an Bäuerinnen/Bauern •
5% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
4% Andere Leistungen für Klein-bäuerinnen/-bauern oder Lohnarbeitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •2% Bildung •1% Umweltschutz •2% Gesundheitswesen •2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
Investitionen in Produzentenorganisationen 47%
Leistungen für Kleinbäuerinnen/-bauern 42%
Leistungen für die Gemeinde 9%
Andere 2%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
19 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 6.10
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2013–14
• 22% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und
ihre Familien
• 8% Finanzielle Bei-hilfen und Kredite
für Arbeitskräfte
• 4% Gesund-heitsversorgung für Arbeitskräfte
und ihre Familien
• 14% Investitionen in Arbeiterunterkünfte
• 2% Zahlungen an Arbeitskräfte und
ihre Familien
15% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •
12% Unterstützung des Fairtrade- Prämienkomitees oder anderer Arbeiterorganisationen •
1% Fortbildungen für Inte- ressenvertreter der Arbeitskräfte •
2% Fortbildungen für Arbeitskräfte •
6% Infrastruktur der Gemeinde •
5% Bildung •
4% Gesundheitswesen •4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde • • 1% Andere
Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 64%
Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 15%
Leistungen für die Gemeinde 20%
Andere 1%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee
21 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Kaffee-ORGANISATIONEN ERHIELTEN
49 millionen €FAIRTRADE-PRÄMIE
IM ZEITRAUM 2013-14
1,1 MILLIONENhektar
Kaffee-ANBAUFLÄCHEN WELTWEIT
80% desFAIRTRADE-KAFFEESKOMMT AUSlateinamerika
UND DER KARIBIK
445 KAFFEE-PRODUZENTENORGANISATIONEN
REPRÄSENTIERTEN
812.500BÄUERINNEN UND BAUERN IN 30 LÄNDERN
22 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 445 Kleinbauernorganisationen in 30 Ländern
über eine Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee. Mehr als 812.000 Kleinbäuerinnen und
-bauern waren Mitglieder in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen für
Kaffee, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. ■■ Schwankende internationale Preise belasteten Kaffeeproduzentinnen und -produ-
zenten auch weiterhin. Die Preise waren bereits im Jahr 2013 sehr niedrig, oftmals
sanken sie unterhalb der Produktionskosten. Zwar erholten sich die Preise für
konventionellen Kaffee im ersten Quartal 2014, doch im letzten Quartal des Jahres
begann ein weiterer Abwärtstrend. Um dieser Situation zu begegnen, startete
Fairtrade u.a. ein internationales Projekt zur Erfassung der aktuellen Kosten für
eine nachhaltige Kaffeeproduktion. ■■ Über 75 Prozent des verkauften Fairtrade-Kaffees wurden in Lateinamerika und
der Karibik angebaut, wovon Kolumbien den meisten Fairtrade-Kaffee produziert.
Brasilien und Peru gehören weiterhin zu den zehn Ländern mit den größten
Verkaufsmengen. Anbauländer in Afrika und Asien wie Kenia, Äthiopien und Indo-
ne sien erweitern die Vielseitigkeit von Fairtrade-Kaffee.■■ Fairtrade-Kaffeeorganisationen bebauen über 1,1 Millionen Hektar weltweit und
produzierten 2013–14 mehr als 549.000 Tonnen zertifizierten Kaffee her. Davon
tru gen 34 Prozent auch das Bio-Siegel.■■ Die gemeldeten Verkäufe von Fairtrade-Kaffee stiegen 2013-2014 um sechs Prozent.
Das Verkaufsvolumen von Fairtrade-Kaffee betrug insgesamt 150.800 Tonnen.■■ Im globalen Schnitt konnten Produzentenorganisationen 28 Prozent ihres Fairtrade-
zertifizierten Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Dennoch gibt es viele
Kaffee-Kooperativen, die mehr als die Hälfte ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen
verkaufen konnten. Fairtrade unterstützt die kommerziellen Akti vitä ten der Pro-
duzenten durch aktive Teilnahme an bedeutenden Branchenevents, wie der jährlichen
Messe der Specialty Coffee Association of America (SCAA) und der internationalen
Industriemesse Coffee Tea Cocoa (COTECA). Neben der Kommunikation
über die Wirkung von Fairtrade bieten diese Veranstaltungen Gelegenheit für
Geschäftsgespräche zwischen Produzenten und Partnerunternehmen, initiiert
beispielsweise über Verkostungen, in denen wir das vielseitige Angebot der
Fairtrade-Kaffeewelt nach Qualität und Anbauland vorstellen.■■ Die Bauernorganisationen profitierten weiterhin von der Erhöhung der Fairtrade-
Prämie für Kaffee von 0,10 auf 0,20 UD-Dollar pro Pfund aus dem Jahr 2011.
Kaffee-Bäuerinnen und Bauern erhielten 2013–14 Fairtrade-Prämien von insgesamt
mehr als 49 Millionen Euro. ■■ Im Geschäftsjahr 2013–14 investierten Pro duzentenorganisationen für Fairtrade-
Kaffee einen wesentlichen Teil ihrer Fairtrade-Prämie (44 Prozent) in die Verbesserung
von Infrastruktur, Einrichtungen und Prozessen ihrer Organisationen. Weitere 46
Prozent flossen in Direktleistungen an Bäuerinnen und Bauern. Darunter fielen
Direktzahlungen an einzelne Bäuerinnen und Bauern in Höhe von 24 Prozent der
gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee. ■■ Im Jahr 2014 beschränkte sich die durchschnittliche Anbaufläche eines Fairtrade-
Kaffeebauern in Afrika auf 0,8 Hektar. Kleinbäuerinnen und -bauern in Asien und der
Pazifikregion bestellten etwas größere Anbauflächen von einem Hektar, während
Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik ihren Kaffee auf durchschnittlich 3,1
Hektar anbauten. ■■ Weltweit beträgt die Durchschnittsgröße von Fairtrade-Kaffeefeldern 1,4 Hektar,
das entspricht rund 1,3 Fußballfeldern. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Fairtrade
weiterhin vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern unterstützt. ■■ Die Auswirkungen des Klimawandels und der Kaffeerost-Ausbruch setzten Kaffee-
bauern weiterhin schwer zu. Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International und das
Produzentennetzwerk für Lateinamerika und die Karibik (CLAC) ein Pilotprojekt zur
Rettung von Kaffeerost befallener Büsche in El Salvador. Das Projekt fördert die
Foto: Hidayah pflückt Kaffeekirschen in der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Koperasi Baithul Qiradh Baburrayyan (KBQB) in Indonesien. © Nathalie Bertrams
23 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen Produzentenorganisationen
aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas. Im Projekt wenden die Teil neh-
merinnen und Teilnehmer spezielle Verfahren aus dem Fairtrade-Programm gegen
Klimawandel an, um Risiken vor Ort, Optionen und Maßnahmen zu identifizieren.
Sie treten in Kontakt mit den nationalen Kaffeebranchen, um mehr über verfügbare
Technologien zu erfahren und mögliche Partnerschaften im Kampf gegen die
Auswirkungen des Klimawandels zu ermitteln. Außerdem gehört die Rettung einer
acht Hektar großen Anbaufläche an Kaffeerost erkrankter Pflanzen auf einer Testfarm
zum Projekt. Fairtrade führt derzeit ein von der finnischen Regierung gefördertes
Programm zur Kapazitäten- und Kompetenzförderung von Kaffeebäuerinnen und
-bauern in Nicaragua, Honduras und Guatemala ein.■■ Fairtrade förderte weiterhin Führungsrollen unter Kleinbäuerinnen und -bauern, um
eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren der globalen Kaffeebranche zu
erreichen. ■■ Gemeinsam mit Produzentinnen und Produzenten, gewerblichen Partnern, weite -
ren Akteuren der Kaffeeindustrie, Regierungen und anderen wichtigen Interessen-
vertretungen unterstützt Fairtrade Kleinbäuerinnen und -bauern, damit sichergestellt
ist, dass sie auf globaler und regionaler Ebene Gehör finden. So beteiligt sich Fairtrade
beispielsweise aktiv an globalen Initiativen wie der Plattform Vision 2020, dem Global
Coffee Forum, das u.a. von der International Coffee Organization organisiert wird,
und an der EXPO Milan 2015.
GRAFIK 7.1
Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2008–2014
500
400
300
200
100
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Kaffee
302 316 329 348
402439 445
24 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Brasilien 25
Guatemala 14
Mexiko 46
Elfenbeinküste 03
Kamerun 02
Demokratische Republik Kongo
01
Indonesien 16
Tansania 08
Malawi 01
Ruanda 07
Kenia 38
Indien 09
Laos 01
Vietnam 06
Thailand 01El Salvador 03
Costa Rica 08
Kolumbien 65
Ecuador 02
Peru 90
Bolivien 21
Haiti 01
Nicaragua 29
Honduras 25
Dominikanische Republik 01
Osttimor 01
Uganda 11
Burundi 03
Papua-Neuguinea 03
Äthiopien 04
GRAFIK 7.2
Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2014
Lateinamerika und Karibik330
Afrika und Mittlerer Osten78
Asien und Pazifi kregion37
Gesamt aller Regionen445
Lateinamerika und Karibik210.200
Afrika und Mittlerer Osten526.200
Asien und Pazifi kregion76.100
Gesamt aller Regionen812.500
Karibik9.800
Ostafrika523.600
Südliches Afrika1.400
Zentralamerika und Mexiko90.500
Westafrika1.200
Pazifi kregion2.800
Südasien21.000
Südostasien52.200
Südamerika109.900
GRAFIK 7.3
Fairtrade-Kaffee: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Regionen
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
25 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Kaffee: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
812.500Fairtrade-Kaffee-bäuerinnen und -bauern
2013–14 verkauften Fairtrade-Kaffeebauern
150.800 tzu Fairtrade-Bedingungen
1.105.600Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Kaffee
Insgesamt verkauften zertifi zierte Organisationen
28% ihres Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen*
Kaffeebauern erhielten
49.424.500 €Fairtrade-Prämie
2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern
549.400 tzertifi zierbaren Kaffee
185.300 t
bzw. 34%trugen das Bio-Siegel
Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kaffee im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.
R9% seit 2013
R16% seit 2012–13
R5% seit 2012–13
R10% seit 2013
R6% seit 2012–13
R12% seit 2012–13
134.100
37.304.100
142.400
150.800
43.960.700
49.424.50050.000.000
45.000.000
40.000.000
35.000.000
30.000.000
25.000.000
20.000.000
15.000.000
10.000.000
5.000.000
0
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
Fairtrade-Kaffee Verkaufsvolumen (Tonnen)
Fairtrade-Prämien- einnahmen (in € )
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.4
Fairtrade-Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014
26 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.5
Fairtrade-Kaffee: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
• 20% Einrichtungenund Infrastruktur
• 22% Personal-wesen und Verwaltung
• 2% Schulungen und Weiterbildungen für
Angestellte und Beauftragte
• 6% Kredite und Finanzleistungen
1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •
3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
5% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •
24% Auszahlungen an Kleinbauern •
4% Bereitstellung landwirtschaftli-cher Geräte und Betriebsstoffe •
3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •
1% Bildung •1% Umweltschutz •1% Gesundheitswesen •3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
Investitionen in Produzenten- organisationen 44%
Leistungen für Kleinbauern 46%
Leistungen für die Gemeinde 8%
Andere 2%
Hinweis: Die Summe der prozentualen Anteile ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
Lateinamerika und Karibik3,1 ha
Afrika und Mittlerer Osten0,8 ha
Asien und Pazifi kregion1,0 ha
Weltweit1,4 ha
Karibik2,0 ha
Ostafrika0,8 ha
Südliches Afrika0,9 ha
Zentralamerika und Mexiko2,6 ha
Pazifi kregion1,0 ha
Südasien0,6 ha
Südostasien1,1 ha
Südamerika3,6 ha
Durchschnittliche Kaffee-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
27 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
6. Mexiko28.700 MT
5. Costa Rica32.200 t
8. Honduras22.400 t
2. Brasilien87.600 t
9. Kenia21.800 t
4. Nicaragua32.500 t
10. Äthiopien19.800 t
7. Indonesien22.800 t
1. Kolumbien162.700 t
3. Peru87.300 t
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Kaffee (in Tonnen): Top 10 Länder 2013–14
Top 10 Gesamt 517.800 t
94 Prozent der Fairtrade-Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 10 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.
2. Mexiko24.200 t
3. Indonesien19.600 t
4. Honduras15.400 t
5. Äthiopien10.900 t
1. Peru79.300 t
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Kaffee (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14
Top 5 Gesamt 149.500 t
81 Prozent der Fairtrade- und Bio-zertifi zierten Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.
Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen
29 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
fairtrade-Produzentenorganisationen
verkauften über
60%ihrer bananen zu
Fairtrade-Bedingungen
Angestellte auf Bananenplantagen
investierten34%
ihrer Fairtrade-Prämie in die Verbesserung von
Arbeiterunterkünften
Absätze vonFairtrade-bananenstiegen um 15%
123 bananen-produzentenorganisationen
repräsentieren21.700 Menschen in
11 Ländern
30 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen■■ Zum Jahresende 2014 bauten 123 Produzentenorganisationen in 11 Ländern
Fairtrade-Bananen an, 69 von ihnen waren Kleinbauernorganisationen und 54
Plantagen. Die meisten Fairtrade-Bananenproduzenten befinden sich in Kolumbien,
der Dominikanischen Republik und Peru. ■■ Fast 22.000 Menschen waren am Anbau von Fairtrade-Bananen beteiligt: als Mit-
glieder in Kleinbauernorganisationen oder als Beschäftigte auf Plantagen. ■■ Der Absatz von Fairtrade-Bananen stieg im Berichtsjahr um 15 Prozent, was haupt-
sächlich an den stärkeren Verkaufszahlen von Bio- und Fairtrade-zertifizierten
Bananen lag, nach verkaufsfördernden Maßnahmen großer Supermarktketten in
Frankreich, Deutschland und Schweden. ■■ Fairtrade gewann an Bedeutung in der dominikanischen Bananenindustrie. Die
Hälfte aller von hier exportierten Bananen trägt mittlerweile das Fairtrade-Siegel.
Für europäische Länder, vor allem Großbritannien, ist die Dominikanische Republik
ein Kern-Herkunftsland. ■■ Bananen aus Westafrika gewannen an Attraktivität für europäische Abnehmer, weil
der Euro im Vergleich zum Dollar 2014 relativ schwach war. Vor diesem Hintergrund
konnten es Fairtrade-Bananenproduzenten aus Ghana und Kamerun mit klassischen
Anbaugebieten wie Lateinamerika und der Karibik aufnehmen. Langfristig ist es
möglich, dass einige Käufer für ihre Beschaffung von Lateinamerika und der Karibik
auf Westafrika umschwenken werden. ■■ Im Jahr 2014 erhielten Fairtrade-Bananenproduzenten über 19 Millionen Euro Prä-
mien einnahmen, das entspricht einer Steigerung von knapp 12 Prozent gegenüber
2012–13. Etwa 17 Millionen Euro (oder 89 Prozent) dieser Einnahmen flossen an
Produzentengruppen in der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Peru und
Ecuador. ■■ Bananenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, verkauften durchschnittlich 64 Prozent (Kleinbauern-
organisationen) bzw. 56 Prozent (Plantagen) ihrer Ernteerträge als Fairtrade-Produkte.
Das entspricht einer Steigerung für Kleinbauernorganisationen um drei Prozent im
Vergleich zu 2012–13 und einem Rückgang von neun Prozent für Plantagen. Die
negative Entwicklung für Plantagen lag an dem jüngsten Beitritt einiger großer
Produzentengruppen, die zuvor noch keine bedeutenden Mengen ihrer Bananen
zu Fairtrade-Bedingungen verkauft hatten. ■■ Im weltweiten Durchschnitt betreiben Kleinbäuerinnen und -bauern ihren Bananen -
anbau auf einer Fläche von 2,3 Hektar. Regional reicht das Spektrum durchschnittlicher
Anbauflächen von weniger als einem Hektar in Peru und den Windward Islands bis
zu mehr als fünf Hektar in der Dominikanischen Republik und über sieben Hektar in
Ecuador. ■■ Bananenbäuerinnen und -bauern entschieden sich, rund 54 Prozent ihrer Fairtrade-
Prämie in ihre Organisationen zu investieren, ein leichter Anstieg im Vergleich
zum Vorjahr. Sie gaben 36 Prozent der Prämie für eine Reihe Direktleistungen an
Bäuerinnen und Bauern aus, u.a. für Geräte und Ausrüstung. Acht Prozent der
Prämie finanzierten Projekte und Angebote für die Gemeinde. ■■ Angestellte auf Plantagen investierten 34 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in die
Verbesserung von Arbeiterunterkünften, dies hatte vor allem für Arbeitskräfte in
Kolumbien eine klare Priorität. Andere Prioritäten lagen auf dem Zugang zu Bildung
für Arbeitskräfte und ihre Kinder durch Zahlung von Schulgebühren, Stipendien
und Unterstützung bei der Anschaffung von Büchern. Insgesamt investierten
Arbeitskräfte aus Betrieben mit Fairtrade-Bananen 21 Prozent ihrer Fairtrade-
Prämie in bildungsbezogene Zwecke. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Bananen waren mit diversen
Herausforderungen konfrontiert, verursacht durch Klimawandel und extreme
Wetterverhältnisse. El Niño bedrohte die Ernteerträge in Peru und Ecuador,
während die Dominikanische Republik 2014 unter Dürre litt. Im Falle der Windward
Foto: Recimar Shawilson sortiert frisch geerntete Bananen in der Verpackungsanlage von ASOARAC in Monte Cristi, Dominikanische Republik. © James Rodriguez
31 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Islands haben sich die Erträge der vom Wirbelsturm im Jahr 2010 betroffenen
Bananenbauern noch immer nicht vollständig erholt. Entsprechend sind die
Mitgliederzahlen der Produzentenorganisationen merklich geschrumpft. Fairtrade
unterstützt die Produzentinnen und Produzenten auf den Windward Islands weiterhin
beim Wiederaufbau ihrer Bananenproduktion. ■■ Fairtrade entwickelt innovative Optionen zur Produktivitätssteigerung bei Klein-
bäuerinnen und -bauern in der Bananenbranche. Für diese Maßnahmen sind nur
sehr begrenzt zusätzliche Investitionen nötig und das jeweilige Vorgehen ist auf
die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnitten. ■■ Auf Plantagen konzentriert sich Fairtrade auf die Förderung von existenzsichernden
Löhnen und ermittelt deshalb Richtwerte für die verschiedenen Anbauregionen.
Darüber hinaus beteiligen wir uns am Aufbau eines Lohndialogs mit der Industrie
und Akteuren der Lieferkette. In der Dominikanischen Republik konzentriert Fairtrade
seine Energie weiterhin auf die Legalisierung von Wanderarbeitskräften. Viel wurde
bereits auf Fairtrade-Plantagen erreicht, denn 97 Prozent der Wanderarbeiterinnen
und -arbeiter haben mittlerweile einen offiziellen Legalisierungsprozess durchlaufen,
unterstützt von Fairtrade. Nichtsdestotrotz stehen wir bei der Verbesserung der
Bedingungen für Wanderarbeitskräfte in bäuerlichen Kleinbetrieben noch vielen
Herausforderungen gegenüber, ebenso in den Fällen, wenn jemand nicht über
die nötigen Dokumente seines/ ihres Herkunftslandes verfügt. Fairtrade arbeitet
weiterhin mit der Regierung und anderen Akteuren zusammen, um Lösungen für
diese Menschen zu finden.
GRAFIK 7.6
Fairtrade-Bananen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Bananen 2008–2014
140
120
100
80
60
40
20
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Bananen
6471
77 80
109 113123
32 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GhanaSPO 0 HLO 2 Gesamt 2
KamerunSPO 0 HLO 1 Gesamt 1
Kolumbien SPO 9 HLO 29 Gesamt 38
EcuadorSPO 9 HLO 3 Gesamt 12
PeruSPO 27 HLO 1 Gesamt 28
Dominikanische RepublikSPO 20 HLO 16 Gesamt 36
Costa RicaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
MexikoSPO 0 HLO 2 Gesamt 2
PanamaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Saint LuciaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Saint Vincent & die Grenadinen SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
GRAFIK 7.7
Fairtrade-Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2014 nach Regionen
Lateinamerika und KaribikSPO 69 HLO 51 Gesamt 120
Afrika und Mittlerer OstenSPO 0 HLO 3 Gesamt 3
Gesamt aller RegionenSPO 69 HLO 54 Gesamt 123
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten (Hired Labour Organizations)
Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Bananen als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen. Bei nur einem einzigen zertifi zierten Produzenten in einem der aufgeführten Länder sind die jeweiligen Werte aus Datenschutzgründen nur in die Region eingefl ossen.
Wir verwenden Windward Islands als Sammelbegriff für St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen.
Mexiko und Zentralamerika(Mexiko, Costa Rica, Panama)SPO 300 HLO 300 Gesamt 600
Westafrika (Ghana, Kamerun)SPO 0 HLO 4.300 Gesamt 4.300
Dominikanische RepublikSPO 2.200 HLO 2.400 Gesamt 4.600
KolumbienSPO 500 HLO 2.600 Gesamt 3.100
EcuadorSPO 700 HLO 400 Gesamt 1.100
PeruSPO 6.500 HLO 100 Gesamt 6.600
Windward IslandsSPO 1.500 HLO 0 Gesamt 1.500
Gesamt aller RegionenSPO 11.600 HLO 10.100 Gesamt 21.700
GRAFIK 7.8
Fairtrade-Bananen: Verteilung Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte 2014 nach RegionSPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen mit Lohnarbeitskräften (Hired Labour Organizations)
33 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Bananen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es im Bananensektor
21.700Fairtrade-Bäuerinnen, -Bauern und Beschäftigte auf Fairtrade-Plantagen
2013–14 verkauften Fairtrade- Bananenproduzenten
468.200Tonnen ihrer Früchte unter Fairtrade- Bedingungen
35.600Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Bananen
Insgesamt verkauften zertifi zierte Organisationen
64% (SPO) bzw.
56% (HL) ihrer Bananen unter Fairtrade-Bedingungen
2013–14 ernteten Produzentinnen und Produzenten
803.000Tonnen zertifi zierbare Bananen
Bananenproduzenten nahmen
19.109.500 €Fairtrade-Prämie ein
406.300 t
bzw. 51%trugen das Bio-Siegel
Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Bananen im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.
S8% seit 2013
R1% seit 2012–13
R39% seit 2012–13
R12% seit 2012–13
S4% seit 2013
R15% seit 2012–13
254.200 12.265.500
284.400
11.765.40012.771.600
25.000.000
20.000.000
15.000.000
10.000.000
5.000.000
0
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
Fairtrade-Bananen Verkaufsvolumen (Tonnen)
Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Bananenverkäufen (€ )
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.9
Fairtrade-Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14
88.100
121.000
312.800
155.400
3.982.5005.249.200
6.337.800
Organisationen mit Lohnarbeitskräften / Plantagen u. Farmen
Kleinbauernorganisationen
34 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.10A
Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie für Kleinbauernorganisationen 2013–14
• 20% Einrichtungen und Infrastruktur
• 32% Personalwesen und Verwaltung
• 2% Schulungen und Weiterbildung für Organisationsvorstand und -angestellte
3% Kredite und Finanzleistungen •
2% Bildungsangebote für Bauern und ihre Familien •
6% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
2% Gesundheitsversorgung für Bauern und ihre Familien •
2% Einführung guter landwirtschaft- licher Praxis auf Farmen •
5% Auszahlungen an Bauern •
6% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
10% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnar-beitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •1% Bildung •2% Gesundheitswesen •2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
Investitionen in Produzentenorganisationen 54%
Leistungen für Kleinbauern 36%
Leistungen für die Gemeinde 8%
Andere 2%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
GRAFIK 7.10B
Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten 2013–14
• 20% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und ihre Familien
• 11% Finanzielle Beihilfen und Kredite
für Arbeitskräfte
• 4% Gesundheits-versorgung für
Arbeitskräfte und ihre Familien
34% Investitionen in Arbeiterunterkünfte •
2% Direktzahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •
3% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •
17% Unterstützung für das Fairtrade-Prämien-komitee und andere Arbeitnehmer-
organisationen •
1% Fortbildungen für Arbeitskräfte und ihre Interessenvertreter •
1% Bildung •1% Umweltschutz •4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 1% Andere
Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 74%
Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 18%
Leistungen für die Gemeinde 7%
Andere 1%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
35 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Weltweit 2,3 ha
Kolumbien2,9 ha
Peru1,0 ha
Ecuador7,2 ha
DominikanischeRepublik5,3 ha
Windward Islands0,9 ha
Durchschnittliche Anbaufläche für Bananen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Hinweis: Daten beziehen sich ausschließlich auf Kleinbauernorganisationen.
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Bananen (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14
4. Mexiko26.200 t
3. Ecuador71.900 t
2. DominikanischeRepublik
143.000 t
5. Ghana1.300 t
1. Peru163.000 t
Top 5 Gesamt 405.500 t
100 Prozent der Fairtrade-Bananen mit Bio-Siegel stammen aus diesen Top 5 Ländern
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.
36 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
2. Kolumbien132.900 t
3. Peru74.700 t
4. Ecuador48.300 t
1. DominikanischeRepublik
161.800 t
Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)
Top 4 Gesamt 417.700 t
Die Absätze der Top 4 Länder machen 89% aller Absätze von Fairtrade-Bananen aus
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.
2. Kolumbien5.494.200 €
3. Peru3.065.300 €
4. Ecuador1.834.500 €
1. DominikanischeRepublik
6.663.100 €
Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Prämieneinnahmen 2013–14 (€)
Top 4 Gesamt 17.057.100 €
Die Einnahmen der Top 4 Länder machen 89% aller Fairtrade-Prämieneinnahmen für Bananen aus
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.
Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao
38 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Absätze fürFairtrade-Kakaostiegen um 17%
2013–14 erhieltenKakaoproduzenten
10,8 Millionen €Fairtrade-Prämie
129 Kakao-produzentenorganisationen
repräsentieren
179.800Bäuerinnen und Bauern
in 20 Ländern
westafrika
In Westafrika leben
140.000Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern
vom Kakaoanbau
39 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 129 Kleinbauernorganisationen in 20 Ländern über
eine Fairtrade-Zertifizierung für Kakao, in denen sich 179.800 Kleinbäuerinnen und
-bauern organisiert hatten. ■■ Die Gesamtproduktion von Fairtrade-Kakao erreichte 218.000 Tonnen, ein An-
stieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2012–13, der allerdings größtenteils auf
einer exakteren Berichterstattung seitens der Produzentinnen und Produzenten
beruht. Über 43.000 Tonnen des von Fairtrade-Produzentinnen und -Produzenten
angebauten Kakaos trugen außerdem das Bio-Siegel. ■■ Im Berichtsjahr gemeldete Absätze von Fairtrade-Kakao kletterten auf 70.600
Tonnen, ein deutlicher Anstieg von 17 Prozent gegenüber 2012–13. ■■ Zu großen Teilen liegt dieser Anstieg an der Einführung des Fairtrade-Programms für
Kakao. Im März 2014 verkündete beispielsweise Ferrero, dass sich das Unternehmen
zu einer Abnahme von 20.000 Tonnen Fairtrade-Kakaos von der Elfenbeinküsten
innerhalb der nächsten drei Jahre entschieden hat. Auch wenn dies bisher die
größte Selbstverpflichtung innerhalb des neuen Kakaoprogramms ist, beziehen
bereits 18 Firmen Fairtrade-Kakao im Rahmen des Programms. ■■ Das über die Fairtrade-Rohstoffprogramme zusätzlich erwirtschaftete Einkommen
finanziert Förderprogramme für Produzentinnen und Produzenten vor Ort in
Westafrika. Die Dienstleistungskapazitäten für Produzentinnen und Produzenten
dieser Region wurden verdoppelt. ■■ Kakaoproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 33 Prozent ihrer Ernteerträge
Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. Dies ist ein Verlust im Vergleich zu vorange-
gan genen Jahren, der einen Anstieg in Produktionsmengen widerspiegelt, der über
die höheren Absatzmengen hinausgeht. ■■ Die Produktionskapazitäten zertifizierbaren Fairtrade-Kakaos aus der Elfenbeinküste
Kakaoproduzenteninvestierten 37%ihrer fairtrade-prämiein die Steigerungihrer Produktivität und Produktqualität
Die DurchschnittlicheAnbaufläche vonfairtrade-Kakaobauern beträgt
2,6 HEkTAR2,6 Hektar€€
Foto: Gamor Mensa Frederick ist Mitglied der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Kuapa Kokoo Union in Ghana. © Linus Hallgren / Fairtrade Sweden
40 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
übertrafen die in Ghana produzierten Mengen fast um das Doppelte, was die
Elfenbeinküste mit Abstand zum bedeutendsten Herkunftsland für Fairtrade-Kakao
macht. Bäuerinnen und Bauern von der Elfenbeinküste konnten 2014 auf Grund
des Fairtrade-Programms für Kakao größere Mengen ihrer Ernten zu Fairtrade-
Bedingungen verkaufen als zuvor. ■■ Im weltweiten Durchschnitt bearbeiten Kakaobäuerinnen und -bauern, die mit
Fairtrade zusammenarbeiten, Flächen von 2,6 Hektar. Anbauflächen in Westafrika
sind etwas kleiner als in Südamerika. ■■ Im Zeitraum 2012–13 erhielten Produzentenorganisationen Fairtrade-Prämienein-
nahmen von knapp 10,8 Millionen Euro für ihren Kakao. ■■ Wie auch bei anderen Produkten wird die Fairtrade-Prämie für Kakao hauptsächlich
verwendet, um Produzentenorganisationen und Bauern bei der Stärkung ihrer
Betriebe und Lebenssituation zu unterstützen. Im Berichtsjahr 2013–14 waren
das 45 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen. Davon wurden 27 Prozent
für Gemeinschaftseinrichtungen und Infrastruktur, vor allem für den Bau von
Lagergebäuden für den geernteten Kakao und Lagerstätten für Betriebsmittel, für
die Anschaffung gemeinsam genutzter Fahrzeuge zum Einbringen und Transport
der Ernten, für die Entwicklung verbesserter Trocknungsanlagen und für den Aufbau
von Baumschulen zur Zucht neuer Kakaobäume verwendet. Diese Investitionen
sorgen für eine gute Bewirtschaftung, Lagerung und Verarbeitung des Kakaos,
der Schlüssel zu einer hohen Qualität und geringeren Verlusten, wodurch letztlich
Absätze und Einkommen steigen. Die Gemeinschaftseinrichtungen und Angebote
bilden eine wichtige und hoch geschätzte Unterstützung für die Bauern in den
Kooperativen, die sich solche Investitionen alleine nicht leisten könnten. ■■ Zu 43 Prozent finanzierte die Fairtrade-Prämie Leistungen an die Mitglieder von
Kleinbauernorganisationen, u.a. landwirtschaftliche Geräte und Betriebsstoffe,
Fortbildungen, Kredite und Direktzahlungen an Bäuerinnen und Bauern. Zumeist
bestehen die Geräte und Betriebsstoffe aus Macheten zur Ernte des Kakaos,
Pestiziden und Spritzgeräten, Gummistiefeln und Gartenscheren zur besseren
Baumpflege. Zu den Fortbildungen gehörten Beratungsdienste für Bäuerinnen und
Bauern sowie die Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen. Bäuerinnen
und Bauern erhielten Schulungen zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung,
nachhaltiger Forstwirtschaft, Umweltschutz, Schädlingsbekämpfung sowie Kinder-
und Jugendschutz. ■■ Die Fairtrade-Prämie wurde in 31 Prozent aller Fälle direkt an Kakao-Bäuerinnen
und -Bauern ausgezahlt, häufiger als in den Jahren zuvor. In einigen Fällen nutzten
die Organisationen diese Zusatzzahlungen, um die jeweilige Qualität des Kakaos
zu honorieren, die die einzelnen Bäuerinnen und Bauern produzieren. Sie wird
außerdem verwendet, um einen Anreiz für höhere Produktivität und mehr Loyalität
der Mitglieder gegenüber der Kooperative zu geben, so dass Bauern, die mehr
Kakao für die Organisation produzieren und über diese verkaufen, einen höheren
Bonus aus der Fairtrade-Prämie erhalten. Dass Direktzahlungen an Bauern so häufig
vorkommen, verdeutlicht die große Armut unter Kakaobäuerinnen und -bauern aus
Westafrika. ■■ Seit Oktober 2012 werden Produzentenorganisationen für Kakao dazu angehalten,
mindestens 25 Prozent ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in Aktivitäten zu
investieren, die die Produktivität auf den Farmen ihrer Mitglieder und die Qualität ihres
Kakaos verbessern. Im Berichtsjahr 2013–14 gaben Fairtrade-Kakaoorganisationen
gemäß unserer Berechnungen 37 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Projekte zur
Verbesserung von Produktivität und Qualität ihres Kakaos aus. Davon flossen zehn
Prozent in Verbesserungen von Farmen, wie Fortbildungen für Bäuerinnen und
Bauern oder Geräte und Betriebsstoffe, 27 Prozent in Gemeinschaftseinrichtungen
und Infrastruktur.
41 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Kakaoproduzenten in WestafrikaIm Jahr 2014 kamen Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry Centre
(ICRAF) und Bioversity International zusammen, um gemeinsam eine mehrdimensionale
Grundlagenstudie (Baseline Research) mit Kleinbäuerinnen und -bauern und ihren Koope -
rativen im westafrikanischen Kakaoanbau durchzuführen. Rasant ansteigende Fairtrade-
Beitrittszahlen von Kakao anbauenden Produzentenorganisationen aus Ghana und der
Elfenbeinküste bildeten eine einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige
Datenerhebungen und Wirkungsstudien zu schaffen.
Konzept und Methoden Die Studie verwendet einen multidimensionalen Ansatz, der entwickelt wurde, um umfas-
sende Daten über die Lebenssituation von Haushalten im Kakaoanbau sowie über die
wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Kooperativen, die diese Haushalte mit dem
Markt verbinden, zu generieren. Sie betrachtet fünf verschiedene Formen produktiven
„Kapitals“ – Naturkapital, Humankapital, Sozialkapital, Finanzkapital und Sachkapital –
unter der Annahme, dass Menschen umso bessere Möglichkeiten zu Anpassung und
Entwicklung haben, je größer ihr darauf beruhendes Gesamtkapital ist. Die Datenerhebung
erfolgte sowohl auf Ebene der Kooperativen als auch auf Ebene der Bauernhaushalte. Vier
Kooperativen, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, wurden für die Studie ausgewählt,
innerhalb von ihnen wurden insgesamt 322 nach dem Zufallsprinzip bestimmte Haushalte
befragt. Außerdem wurden 77 Haushalte dieser Kooperativen aus derselben Gegend
ohne Verbindung zu Fairtrade in die Datenerhebung aufgenommen.
Produzenten Bericht
An der Elfenbeinküste setzt man auf Wachstum
Investitionen in Maßnahmen zur Unternehmensförderung sind unter
Kakaobäuerinnen und -bauern an der Elfenbeinküste beliebt. Die
Kooperative ECOOKIM verkaufte 2011 erstmals zu Fairtrade-Bedin-
gungen und hat ihre Fairtrade-Prämie in letzter Zeit in den Bau von
Lagerhallen für Kakao, Weiterbildungsprogramme für neue Anbautech-
niken und in die Optimierung von Fermentationstechniken investiert.
Die Organisation legt die Prämie außerdem in Betriebsmittel, Dünger,
neue Pflanzen und Baumschulen an, sie stellte einen Agrartechniker
ein, der Bäuerinnen und Bauern berät und Fortbildungen für regio-
nale Multiplikatoren durchführt.
So konnten die Mitglieder der Kooperative die Qualität ihrer Ernten
erhöhen und ihre Ernteerträge von 250kg auf bis zu 650kg pro Hektar
steigern. Dies hat wiederum zu höheren Absätzen geführt und somit
zu verbesserten Einkommen und positiveren Zukunftsaussichten.
„Es fühlt sich so gut an, wenn jemand auf mich zukommt und sagt
‚Ich habe meine Einkünfte und meine Ernteerträge steigern können‘“,
meint Aminata Bamba, Leiterin für Nachhaltigkeit der Kooperative.
„Schritt für Schritt sehen wir, wie sich die Lebensqualität hier ver-
ändert. Ein Frau erzählte mir kürzlich, ‚Ich habe jetzt ein Bett.‘ Zuvor
hatte sie auf einer geflochtenen Matte geschlafen.“
Die ganze Geschichte können Sie in englischer Sprache hier
lesen: http://bit.ly/SweetDemocracy
Ein Produzent der Kooperative ECOOKIM bei der Arbeit. ECOOKIM ist ein Zusammenschluss von sieben Einzelkooperativen aus verschiedenen ländlichen Regionen der Elfenbeinküste. © Nabil Zorkot / Fairtrade Deutschland
42 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Studienergebnisse auf Kooperativen-Ebene Die vier kooperativen Zusammenschlüsse im ghanaischen Kakaogürtel wurden anhand
einer Reihe mehrdimensionaler Indikatoren untersucht. Diese recht jungen Kooperativen
wurden von externen Organisationen initiiert und registrierten sich zwischen 2011 und
20112 offiziell als Kooperativen.
Sozialkapital: ■■ Mitgliederentwicklung: Insgesamt erleben die Kooperativen einen rasanten Zulauf
an Mitgliedern. Bei zwei Kooperativen haben sich die Mitgliedszahlen in der kurzen
Zeit seit ihrer Gründung sogar mehr als verdoppelt. ■■ Hohe Beteiligung von Frauen: Frauen machen einen verhältnismäßig hohen Anteil
unter den Mitgliedern aus, zwischen 30 und 40 Prozent. Dies zeigt mindestens ein
klares Interesse an von Kooperativen gebotenen Leistungen wie dem Zugang zu
Fairtrade-Märkten, Fortbildungen und technischer Unterstützung. ■■ Kakaovertrieb: In Ghana wird der Verkauf und die Vermarktung von Kakao
von Ghanas Cocoa Board, COCOBOD, kontrolliert. Der Ankauf wird über ein
Netzwerk lizenzierter Beschaffungsunternehmen (licensed buying companies,
LBCs) geregelt, die Preise legt der Staat fest. Die Fairtrade-Kooperativen meldeten
fast keine Schwierigkeiten mit ihren LBCs. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die
Kakaomengen, die sie zu Fairtrade-Bedingungen an LBCs verkaufen und für die
sie die Fairtrade-Prämie erhalten, nur einen kleinen Anteil der Gesamtproduktion
einer Kooperative ausmachen. ■■ Begrenzter Zugang zu Dienstleistungen: Die Kooperativen bleiben stark abhängig
von externen Organisationen, wenn es um projektbezogene Unterstützung geht.
Weil unterstützende Maßnahmen sehr beschränkt sind, bleiben viele Belange der
Mitglieder ungelöst. Sobald Projekte enden, bleiben die Menschen auf sich gestellt.
Humankapital: ■■ Verwaltungsstrukturen: Die Kooperativen verfügen über grundlegende Verwal-
tungs strukturen, die den organisatorischen Rahmen für eine Mitgliederbeteiligung
liefern. Frauen machen zwar einen guten Teil der Mitglieder aus, doch in
Führungspositionen sind sie deutlich seltener vertreten. Nur 17 Prozent der Vertreter
auf Generalversammlungen und 20 Prozent der Vorstandsmitglieder sind weiblich. ■■ Informationsaustausch: Ein Wissensaustausch findet hauptsächlich auf von
den Kooperativen veranstalteten informellen Treffen statt. Einige Mitglieder
drückten ihre Unzufriedenheit mit der Bereitstellung von Informationen seitens
ihrer Organisationen aus. ■■ Beschränkte Verwaltungskapazitäten: Die Kooperativen dokumentieren
Informationen über Einkünfte oder Ausgaben nicht ausreichend. Die weitere
Entwicklung und das Wachstum der Verbände hängen von der Entwicklung eines
besseren Finanzmanagements und einer besseren Übersicht der Verwaltung über
die Mitglieder.
Sachkapital: ■■ Unzureichendes Sachkapital: Auch wenn insgesamt kein besonders hoher Bedarf
an Geräten und Ausrüstung besteht, da Kooperativen weder Mas sen produktion
betreiben, noch den Kakao weiterverarbeiten, stellt die Studie trotzdem fest, dass
derzeitig diese Form der Vermögenswerte unterhalb eines wünschenswerten
Niveaus liegen.
Finanzkapital:■■ Das Überleben der Kooperativen ist an die Fairtrade-Prämie geknüpft:
Derzeit finanzieren sich die Kooperativen nur aus der Fairtrade-Prämie. Die einzige
Möglichkeit für Kooperativen, Leistungen für ihre Mitglieder über kommerzielle
Aktivitäten zu finanzieren, ist die Umwandlung in eine LBC. Auch wenn andere
Fairtrade-Kakaoproduzenten aus Ghana diesen Schritt geschafft haben, ist dies
nicht notwendigerweise eine sinnvolle Option für alle Organisationen.
43 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Studienergebnisse auf HaushaltsebeneNaturkapital:
■■ Produktivflächen größtenteils für den Kakaoanbau: Die durchschnittliche
Be wirt schaftungsfläche war 4,3 Hektar groß, wovon 30 Prozent ausschließlich
dem Anbau von Kakao diente, während auf 48 Prozent sowohl Kakao als auch
Lebensmittel angebaut wurden. ■■ Bodenqualität und -erträge: Die Mehrheit aller Bauernhaushalte (77 Prozent)
war der Überzeugung, dass die Fruchtbarkeit ihrer Böden gut oder sehr gut sei
und gaben an, ihre Pflanzen im vorangegangenen Jahr beschnitten zu haben (94
Prozent). Der durchschnittliche Ernteertrag für Kakao betrug 475 kg/ Hektar, rund
26 Prozent über dem nationalen Durchschnitt (geschätzt auf 375 kg/Hektar). ■■ Einige Haushalte haben neue Kakaopflanzen gezogen, zum Teil aus Kreu-
zungen: Rund 67 Prozent der Befragten gaben an, vor Kurzem neuen Kakao
gepflanzt zu haben.
Humankapital:■■ Begrenzter Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen: Vor ihrem Beitritt zur Koope -
rative hat laut eigenen Angaben nur eine Minderheit der befragten Haushalte
Fortbildungen zu Grundlagen des Kakaoanbaus erhalten. Zu effektiver Führung,
Management von Kooperativen, Gruppendynamiken oder Geschlechtergerechtigkeit
im Berufsleben und privaten Alltag haben nur vereinzelte Haushalte Fortbildungen
erhalten.
Sachkapital:■■ Nur einfache Ausrüstungen für Kakaoproduzenten: Die Bauernhaushalte haben
Zugang zu einfacher Ausrüstung für den Kakaoanbau (z.B. zu Handsägen, Äxten und
Macheten). Nur ein geringer Teil der Bauernhaushalte hat Zugang zu Motorgeräten,
die sowohl Zeit als auch Geld sparen würden, wie motorisierte Sprühanlagen (17
Prozent) oder motorisierte Schnittgeräte (zwei Prozent). ■■ Beschränkter Einsatz landwirtschaftlicher Chemikalien: Fast alle Bauern -
haushalte verwendeten Pestizide (97 Prozent), 75 Prozent von ihnen sogar regel -
mäßig. Die Durchschnittskosten pro Jahr für Pestizide je Haushalt lagen im
Anbauzeitraum 2012–13bei 47 US-Dollar. ■■ Nur wenig Sachwerte für Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen: 74 Prozent
der Haushalte besaßen keine Latrine, 50 Prozent besaßen ein Haus mit Wänden
und Fußboden aus Erdreich und 69 Prozent hatten keinen Zugang zu Elektrizität.
Sozialkapital:■■ Nur wenige Verbindungen zu Dienstleistern: Besuche vor Ort und Fortbildungen
fanden im Rahmen der Leistungen der Kooperativen statt. Kredite waren, in den
wenigen Fällen, in denen sie zur Verfügung standen, LBCs vorbehalten. Haushalte
ohne Mitgliedschaft in Fairtrade-Organisationen gaben als einen der Hauptgründe
für den nicht-Beitritt an, dass die Organisationen wegen beschränkter Kapazitäten
ihre Zusagen nicht einhalten und den Erwartungen ihrer Mitglieder nicht gerecht
würden. ■■ Mangelnde Kenntnisse über Fairtrade: Nur sechs Prozent der Mitglieder von
Fairtrade-Kooperativen hatten einigermaßen solide Kenntnisse über Fairtrade.
Circa 33 Prozent der Mitglieder meinten, sie wüssten nichts von Fairtrade, dagegen
gaben 20 Prozent an, sich recht gut mit Fairtrade auszukennen.
Finanzkapital: ■■ Kakao ist eine entscheidende Einkommensquelle, doch die Einkünfte aus
dem Kakaoanbau reichen nicht, um Haushalten den Ausstieg aus der Armut
zu ermöglichen: Kakao macht den Hauptanteil des Einkommens der befragten
Haushalte aus. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen für Kakao pro Haushalt
lag bei rund 1.459 US-Dollar im Anbauzeitraum 2012–13, was es unwahrscheinlich
macht, dass ländliche Haushalte allein über den Kakaoanbau einen Weg aus der
Armut finden können.
44 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
■■ Verfügbarkeit von Optionen zur Einkommensdiversifizierung: Für knapp 45
Prozent der Haushalte brachten andere Nutzpflanzen einen wichtigen Beitrag zum
Einkommen (durchschnittlich 33 Prozent des Gesamteinkommens), während für
ca. 18 Prozent der Haushalte kleingewerbliche Aktivitäten zu rund 30 Prozent des
Gesamteinkommens beitrugen. ■■ Die Fairtrade-Prämie stellte ein kleines Zusatzeinkommen dar: Die für
die vier Kooperativen durchschnittliche jährliche Fairtrade-Prämie pro Mitglied
betrug 36 US-Dollar. Wenn die Kooperative in dem Jahr ihren gesamten Kakao
zu Fairtrade-Bedingungen hätte verkaufen können, hätte die durchschnittliche
jährliche Fairtrade-Prämie je Mitglied für 2013–14 hingegen 74 US-Dollar erreicht. ■■ Eingeschränkter Zugang zu Krediten: Nur zehn Prozent der befragten Haushalte
hatten Zugang zu Krediten. Die Mehrheit von ihnen erhielten Kredite in Form von
Sachleistungen über LBCs (Dünger und andere Betriebsmittel). 39 Prozent der
Haushalte, die angaben, dass ihnen Kredite zur Verfügung stünden, erhielten diese
in bar (auch von LBCs), mit einem niedrigen Durchschnittsbetrag von 201 US-Dollar.
SchlussfolgerungenDie Studie gibt Anlass zu Optimismus und Vorsicht für die zukünftige Verbreitung von
Fairtrade-Kakao in Ghana. Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativen erste
Schritte unternommen haben, um wirtschaftlich überlebensfähig zu sein. Sie haben
Geschäftsbeziehungen zu Käufern und Dienstleistern aufgebaut sowie Verfahren für den
grundlegenden Geschäftsbetrieb und zur Einhaltung sowohl gesetzlicher als auch
Fairtrade-Standards (z.B. Umweltauflagen und Bestimmungen zu Kinderarbeit) etabliert.
Darüber hinaus sammelten sie wertvolle Erfahrungen im Betrieb eines als Kooperative
strukturierten Unternehmens. Die Studie deckte außerdem mehrere Bereiche auf, die
genauer untersucht werden sollten und Intervention erfordern:
■■ Die Kooperationen hängen von einem einzigen Dienstleister ab. Es ist entscheidend
zu wissen, welche Dienstleistungen die Kooperativen benötigen (technische
Betreuung, Unternehmensentwicklung, und Finanzierungen) und dass Dienstleister
vor Ort verfügbar sind. ■■ Die Ausgangsdaten enthalten keine Informationen darüber, inwiefern und weshalb
sich Mitglieder an Entscheidungsprozessen ihrer Kooperative beteiligen und wie die
Haltung des Kooperativen-Managements ihre Motivation beeinflusst. Um hier den
Grad der Partizipation nachzuvollziehen (z.B. wer befindet sich in Machtpositionen,
wie wird Macht geteilt und wie werden Entscheidungen kommuniziert), sind weitere
Untersuchungen erforderlich. ■■ Die Ausgangsdaten enthalten keine Informationen darüber, inwiefern und weshalb
sich Frauen an Entscheidungsprozessen ihrer Kooperative beteiligen, was ihre
Motivation ist und in welchem Rahmen es ihre Möglich- und Fähigkeiten erlauben,
sich zu beteiligen. Ebenso wenig wird der Raum thematisiert, der Frauen eingeräumt
werden sollte, damit sie sich innerhalb der Kooperative weiterentwickeln können. ■■ Die Studie betont eine mangelnde Kommunikation mit den Mitgliedern. Es wäre
relativ einfach (z.B. über Schwerpunktgruppen) mehr über den Informationsbedarf
der Mitglieder zu erfahren, sowie die Vorteile und Kosten unterschiedlicher
Kommunikationsstrategien für sie einzuschätzen.
Die spezielle Situation für die Unternehmensentwicklung in der Kakaobranche Ghanas
legt nahe, dass Fairtrade gemeinsam mit den Produzentenorganisationen ein alternatives
Kooperativenmodell entwickelt. Eine Möglichkeit könnte in der Umwandlung in eine LBC
bestehen, die in der Lage ist, ihren Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen anzubieten.
Ein anderes Modell spricht sich dafür aus, dass die Kooperativen als einfache Strukturen
zum Zweck der Vermittlung von Kontakten zu Käufern, Dienstleistern und Fairtrade dienen
sollten, und somit die Kosten für Mitglieder und externe Förderer niedrig halten würden.
Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern über die
45 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen wie technischer Unterstützung von
der Zertifizierung profitieren konnten. Es besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung
der Fairtrade-Prämieneinnahmen, wenn sich die Verkaufszahlen für zertifizierten Kakao
steigern lassen. Generell stellt die Intensivierung ihrer Kakaoproduktion einen harten
Kampf für die Haushalte dar: Die meisten sind von Armut betroffen, nur wenige haben
Zugang zu Krediten und wenn sie einen Kredit erhalten, ist der zu gering, um strategische
Investitionen in ihre Kakaoproduktion zu finanzieren. Hinzu kommt, dass Dienstleistungen
insgesamt nur begrenzt zugänglich sind und nach wie vor kaum Kapazitäten für die
Anschaffung von Betriebsmitteln für die Kakaoproduktion (z.B. Dünger) vorhanden sind.
Die Grundlagenstudie kommt zu dem Ergebnis, dass Fairtrade allein nicht ausreicht, um
die Bedingungen der Haushalte von Kakaobäuerinnen und -bauern und von Kooperativen
in Ghana zu verbessern, aber Fairtrade kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Die
Organisation verfügt über eine ständige Präsenz in der Region, was nur für wenige andere
Projekte oder Nichtregierungsorganisationen (NRO) zutrifft. Das Interesse am Wohlergehen
von Bäuerinnen und Bauern und die Kompetenzen in der Kakaobranche versetzten
Fairtrade in eine einzigartige Position gegenüber Käufern, staatlichen Behörden und
NROs. Eine aktive Zusammenarbeit zwischen Fairtrade und den Anbietern technischer,
betriebswirtschaftlicher und finanzieller Dienstleistungen für Kooperativen könnte den
entscheidenden Unterschied machen. Fairtrade veröffentlicht die komplette Studie in
englischer Sprache zusammen mit einer Reaktion auf die Ergebnisse im ersten Halbjahr
2016, erhältlich unter: : http://www.fairtrade.net/resources/impact-and-research.html
46 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Elfenbeinküste 43
Sierra Leone 04
Ghana 11Togo 01
São Tomé und Príncipe 01
Kamerun 02
Indien 04
Costa Rica 01
Kolumbien 05
Ecuador 07
Peru 33
Bolivien 01
Haiti 01
Nicaragua 03
Panama 01
Honduras 01
Belize 01
Dominikanische Republik 04
Papua Neuguinea 03
Sri Lanka 02
Lateinamerika und Karibik58
Afrika und Mittlerer Osten62
Asien und Pazifi kregion9
Gesamt aller Regionen129
GRAFIK 7.12
Fairtrade-Kakao: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kakao 2014 nach Region
GRAFIK 7.11
Fairtrade-Kakao: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kakao 2008–2014
140
120
100
80
60
40
20
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Kakao
3039
55
71
122130 129
47 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Kakao: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
179.800Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Kakaoanbau leben
2013–14 verkauften Fairtrade-Kakaobauern
70.600 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen
434.300Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Kakao
Zertifi zierte Produzentenorganisationen verkauften insgesamt
33% ihres Kakaos zu Fairtrade-Bedingungen*
Kakaobauern erhielten
€ 10.759.400Fairtrade-Prämie
2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern
218.000 tzertifi zierbaren Kakao
43.500 t
bzw. 20%trugen das Bio-Siegel
Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kakao im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.
R2% seit 2013
R24% seit 2012–13
R10% seit 2012–13
R2% seit 2013
R17% seit 2012–13
R9% seit 2012–13
Lateinamerika und Karibik36.400
Afrika und Mittlerer Osten140.000
Asien und Pazifi kregion3.500
Gesamt aller Regionen179.800
Karibik14.600
Westafrika140.000
Pazifi kregion1.100
Zentralamerika und Mexiko4.400
Südasien2.400
Südamerika17.400
GRAFIK 7.13
Fairtrade-Kakao: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Region
Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Kakao als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.
48 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.15
Fairtrade-Kakao: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
• 27% Anlagen undInfrastruktur
• 17% Personalwesen und Verwaltung
• 1% Schulungen und Weiterbildungen für
Angestellte und Beauftragte
• 1% Kredite und Finanzleistungen1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •
5% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
1% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •
31% Auszahlungen an Kleinbauern •
3% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
0,4% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •
7% Infrastruktur der Gemeinde •2% Bildung •2% Gesundheitswesen •1% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •0,4% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 0,3% Andere
Investitionen in Produzentenorganisationen 45%
Leistungen für Kleinbauern 43%
Leistungen für die Gemeinde 12%
Andere 0,3%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
68.400
9.433.90060.400
70.600
9.828.500
10.759.400
12.000.000
10.000.000
8.000.000
6.000.000
4.000.000
2.000.000
0
80.000
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Fairtrade-Kakao Verkaufsvolumen (Tonnen)
Fairtrade- Prämieneinnahmen (in € )
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.14
Fairtrade-Kakao: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14
49 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
4. Dominikanische Republik20.800 t
3. Peru27.600 t
Fairtrade-Produktionskapazitäten Kakao (in Tonnen): Top 5 Länder 2014
5. Ecuador3.700 t
2. Ghana54.600 t
1. Elfenbeinküste106.200 t
Top 5 Gesamt 213.000 t
98% des Fairtrade-Kakaos stammt aus diesen Top 5 Ländern
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.
Durchschnittliche Kakao-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Lateinamerika und Karibik3,2 ha
Afrika und Mittlerer Osten2,4 ha
Asien und Pazifi kregion1,0 ha
Weltweit2,6 ha
Karibik3,6 ha
Westafrika2,4 ha
Pazifi kregion1,0 ha
Zentralamerika und Mexiko1,7 ha
Südasien1,1 ha
Südamerika3,3 ha
50 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Kakao: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013-14 (in Tonnen)
3. Dominikanische Republik
13.000 t
4. Peru7.100 t
5. Ecuador900 t
2. Elfenbeinküste21.500 t
Top 5 Gesamt 69.400 t
98 Prozent des verkauften Fairtrade-Kakaos stammt aus diesen Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.
1. Ghana26.700 t
2. Dominikanische Republik
14.400 t
3. Ecuador3.400 t
1. Peru22.700 t
Fairtrade-zertifizierter Bio-Kakao: Top 3 Länder nach Produktionskapazitäten 2013–14 (in Tonnen)
Top 3 Gesamt 40.400 t
93 Prozent des Fairtrade-Kakaos mit Bio-Siegel stammt aus diesen Top 3 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.
Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee
52 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Über die Hälfteder Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte
im Fairtrade-Teeanbauleben in Kenia
100 tee-Produzentenorganisationenrepräsentieren über
360.000Menschen in 12 Ländern Kenia
Bäuerinnenund Bauernin afrikabauen ihren Fairtrade-Teedurchschnittlich auf0,3 hektar
0,3 Hektar
fairtrade-Teeproduzentinnenund -produzenteninvestierten 43%ihrer Fairtrade-Prämie inGemeinschaftsprojekte
43% Gemeinschaftsprojekte kleinenFlächen
an
Fairtrade-Produkte im Fokus: zucker
54 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zuckerproduzenten erhielten
10,2 millionen €fairtradePrämie
99 zucker-produzentenorganisationen
repräsentieren
62.700Menschen in 19 Ländern
Absätze vonFairtrade-zucker
stiegen um 4%
Die Produktion vonFairtrade-zucker mit
Bio-Siegelstieg um 14%
55 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 99 Produzentenorganisationen in 19 Ländern über
eine Fairtrade-Zertifizierung für Zucker. Insgesamt vertreten diese Organisationen
knapp 63.000 Bäuerinnen und Bauern. ■■ Die Anbauflächen und produzierten Mengen zertifizierten Zuckers stiegen seit 2012–
13 nur leicht an, was signalisiert, dass der rapide Anstieg von Zuckerzertifizierungen
der vorigen Jahre abschwächt. ■■ Im weltweiten Durchschnitt sind Anbauflächen für Fairtrade-Zucker 2,8 Hektar groß. ■■ Produzentinnen und Produzenten meldeten einen leichten Anstieg in Höhe von vier
Prozent der zu Fairtrade-Bedingungen verkauften Zuckermengen. ■■ Die Fairtrade-Prämieneinnahmen von Zuckerproduzenten stieg um fünf Prozent
auf über 10,2 Millionen Euro. ■■ Zuckerbäuerinnen und -bauern investierten über die Hälfte ihrer Fairtrade-Prämie
in den Betrieb und Verbesserungsmaßnahmen für ihre Produzentenorganisationen.
Mit einem Viertel der Fairtrade-Prämie wurden Direktzahlungen an die Bäuerinnen
und Bauern getätigt, 16 Prozent finanzierten andere Leistungen für Bäuerinnen und
Bauern wie die Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe, land-
wirtschaftliche Fortbildungen und die Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen. ■■ Fairtrade hat neue Programme zur Fortbildung von Produzentenorganisationen und
ihrer Mitglieder in Sachen Kinderschutz entwickelt, speziell für Paraguay und Belize. ■■ Im Jahr 2014 brachen die Zuckerpreise auf dem Weltmarkt ein. Dies war eine
Reaktion darauf, dass die EU eine große Menge Zuckerrüben, die über die Quote
hinaus produziert worden waren, auf dem europäischen Markt für den menschlichen
Verzehr zuließ. Dadurch entstanden ernsthafte Probleme für den Fairtrade-Zucker-
markt. Im Vergleich mit dem derzeitig niedrigen Preis für Rübenzucker sind die
Kosten für Fairtrade-Rohrzucker aus vielen Anbauregionen deutlich höher, wenn
der Transport eingerechnet wird. Die niedrigen und schwankenden Zuckerpreise
hatten einen negativen Effekt auf Produzentinnen und Produzenten, ja die ganze
Branche, die auch weiterhin instabil bleibt. ■■ Da es keinen Mindestpreis für Fairtrade-Zucker gibt, ist die Fairtrade-Prämie der
einzige finanzielle Vorteil, den die Kleinbauernorganisationen erhalten. In einigen
Fällen dient die Fairtrade-Prämie als Absicherung, wenn die Preise unter die
Produktionskosten sinken, die Bäuerinnen und Bauern für ihr Zuckerrohr erhalten.
Sie können die Prämie in ihre Betriebe investieren, um wettbewerbsfähiger zu
wer den oder um gemeinsam mit anderen Mitgliedern gemeinsam Betriebsmittel
anzuschaffen, um Kosten zu sparen. Wenn allerdings auch die Betriebsmittelkosten
steigen, fällt diese Hilfsfunktion weg. ■■ Fairtrade arbeitet mit Zuckerbäuerinnen und -bauern auf der ganzen Welt zusammen,
um sie gegen die anstehenden schwerwiegenden Änderungen der EU-Zuckerpolitik
abzusichern. Das bisherige Quotensystem begrenzt die Zuckerrübenmenge, die für
die EU produziert wird. Doch 2017 soll dies System abgeschafft werden. Fairtrade
erwartet, dass die Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (CAP) eine ernste
Gefahr für Produzentinnen und Produzenten von Rohrzucker aus Afrika, der Karibik
und der Pazifikregion, sowie aus den wirtschaftlich am wenigsten entwickelten
Ländern (LDCs) darstellt, die unter den bisherigen Regelungen einen bevorzugten
Zugang zum europäischen Markt genossen. Da 80 Prozent des Fairtrade-Zuckers
in diesen Regionen angebaut wird, ist die Lage für diese Produzentinnen und
Produzenten extrem schwierig. Die Bäuerinnen und Bauern dieser Regionen
sind extrem abhängig von der Zuckerproduktion (Alternativen gibt es kaum), was
durch die Abhängigkeit ihrer Produktion für den EU-Markt noch verstärkt wurde.
Exportverluste wirken sich direkt auf die Lebenssituation der Zuckerbäuerinnen
und -bauern, aus, sowie auf alle, die von ihnen abhängig sind bis hin zur gesamten
Branche. In vielen Ländern Afrikas, der Karibik und im Pazifikraum werden bereits
Arbeitskräfte entlassen. Wir arbeiten auch in Zukunft mit Produzentinnen und
Produzenten von Rohrzucker aus den von den Änderungen am stärksten betroffenen
Foto: Ein Arbeiter erntet Zuckerrohr mit einer Machete. ASOCACE ist ein Zusammenschluss von Zuckerbäuerinnen und -bauern in Paraguay. © Didier Gentilhomme
56 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Ländern zusammen, um die zu erwartenden negativen Effekte abzuschwächen.
Hier wäre beispielsweise der Ausbau lokaler Marktchancen für Zucker denkbar. ■■ Fairtrade hat eine Marktstudie zu möglichen neuen Märkten wie Indien und
Südafrika durchgeführt, um Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-
Zucker neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Indien hat weltweit den höchsten
Zuckerverbrauch und ist dabei zweitgrößter Zuckererzeuger. ■■ Zusätzlich zu schwankenden Zuckerpreisen waren Bäuerinnen und Bauern mit
den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert. Sie berichteten in einigen
Ländern von höherem Grundwasser, verursacht u.a. durch starke Regenfälle.
Dadurch wurde es für sie schwieriger, ihre Felder in der Erntezeit zu erreichen und das
Zuckerrohr zu transportieren, was wiederum die Produktionskosten hochschnellen
ließ. Weitere Probleme im Zuckersektor sind das immer höhere Durchschnittsalter
von Bäuerinnen und Bauern sowie hohe Kosten für Betriebsstoffe. ■■ Viele zertifizierte Produzentinnen und Produzenten, vor allem landwirtschaftliche
Kleinbetriebe, aber auch andere Akteure der Branche halten Fairtrade für ihre
einzige Zukunftsaussicht. In einigen Ländern verfügen beinahe alle Kleinbäuerinnen
und -bauern im Zuckeranbau über eine Lizenz. Was bedeutet, dass sie, ihre
Familienangehörigen und ihre Umgebung – die ganze Branche eines Landes –
abhängig sind von der nachhaltigen Zuckerrohrproduktion und den Umsätzen von
Fairtrade-Zucker, um bei stark schwankenden Marktpreisen zu überleben. ■■ Fairtrade fördert den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen zwischen
Produzentinnen und Produzenten eines Kontinents und über dessen Grenzen hinaus,
denn wir wissen, dass diese Menschen oft mit denselben Herausforderungen zu
kämpfen haben. Fairtrade veranstaltete 2014 mehrere Treffen in Belize und Fiji,
auf denen Produzentinnen und Produzenten die bevorstehenden Änderungen
der EU-Richtlinien diskutierten und besprachen, inwiefern Fairtrade ihnen in
dieser Situation helfen könnte. Unterstützt von Illovo, einem Zuckerunternehmen
aus Malawi, organisierte Fairtrade 2014 ein Industrievertretertreffen in Malawi,
um die zentralen Akteure der Branche an einem Tisch zu versammeln. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die Zukunft von Fairtrade-Zucker,
eröffneten Absatzmöglichkeiten in Anbauländern für mehr Nachhaltigkeit in der
Zuckerproduktion und überlegten wie sich all das auf den Beschlüssen der Treffen
des Zuckernetzwerks aufbauen lässt. ■■ Trotz der Herausforderungen für Fairtrade-Zuckerproduzentinnen und -produzenten
gibt es sehr viele Produkte, die hauptsächlich Zucker enthalten und die sich nur mit
Rohrzucker herstellen lassen. Experten prognostizieren, dass die Nachfrage nach
Zucker bald die Produktion übersteigt. Hinzu kommt, dass der Zuckerverbrauch
in sogenannten Entwicklungsländern auf Grund höherer Einkommen immer weiter
steigt. Auch wenn mittelfristig bessere Marktchancen für Produzentinnen und
Produzenten von Fairtrade-Zucker zu erwarten sind, rechnen wir in naher Zukunft
vorerst mit einer schwierigen Situation.
57 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
PRODUZENTENBERICHT
Fairtrade-Zucker sichert den Lebensunterhalt in Jamaika
Manchmal sind die einfachsten Geschäftsideen am
erfolgreichsten. „Es ist egal, wo sich die Leute befinden.
Wenn man ihre Interessen vor Augen hat, ergibt sich
der Rest ganz von allein,“ meint Paulette Richards,
Zuckerbäuerin und Sekretärin der Trelawney and St
James Cane Growers Association in Jamaika. Paulette
berichtet, dass Zucker das Rückgrat der nationalen
Wirtschaft ist – acht Prozent der Bevölkerung verdienen
ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit diesem
Rohstoff. „Ohne die Zuckerindustrie ... könnten unsere
Kinder nicht zur Schule gehen, Geschäfte müssten
schließen, die Bäckerei würde dicht machen; das würde
jeden Einzelnen von uns treffen.“ Die Reformpläne für
den Zuckermarkt der Europäischen Union bedroht die
Existenzgrundlage unzähliger Menschen in wirtschaftlich
benachteiligten Ländern. Fairtrade fordert einen neuen
Ansatz, der Bäuerinnen und Bauern wie Paulette in den
Mittelpunkt stellt.
Hier erfahren Sie mehr [in englischer Sprache]:
http://bit.ly/1OTuMFcAlexia Ludford, Bäuerin und Fair Trade Projektmanager Worthy Park CFA. © O’Brien Brown
58 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.21
Fairtrade-Zucker: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2008–2014
120
100
80
60
40
20
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-zertifi ziertem Zucker
17 2132
69
84
100 99
Malawi 02
Swasiland 07
Mosambik 01
Mauritius 27
Indien 07
Philippinen 04
Thailand 01
Fidschi 03
Costa Rica 04
Belize 01
Kuba 04
Ecuador 01
Peru 04
Paraguay 16
Kolumbien 01
Guyana 08
Jamaika 06
Sambia 01
El Salvador 01
GRAFIK 7.22
Fairtrade-Zucker: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-zertifiziertem Zucker 2014 nach Region
Lateinamerika und Karibik46
Afrika und Mittlerer Osten38
Asien und Pazifi kregion15
Gesamt aller Regionen99
59 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Lateinamerika und Karibik31.600
Afrika und Mittlerer Osten9.800
Asien und Pazifi kregion21.300
Gesamt aller Regionen62.700
Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Rohrzucker als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.
Karibik4.600 Pazifi kregion
15.700
Zentral-amerika undMexiko18.400
Südasien5.000
Südostasien600
Südamerika8.700
Südliches Afrika9.800
GRAFIK 7.23
Fairtrade-Zucker: Anzahl Kleinbauern 2014 nach Regionen
Fairtrade-Zucker: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
62.700Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Zuckeranbau leben
Fairtrade-Zuckerbauern verkauften
219.700 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen
162.100Hektar Anbaufl ächen für Fairtrade-Zucker
Zertifi zierte Produzen- tenorganisationen verkauften insgesamt
38% ihres Zuckers zu Fairtrade-Bedingungen*
2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern
625.500 tzertifi zierbaren Zucker
Zuckerbauern erhielten
10.247.900 €Fairtrade-Prämie
143.600 t
bzw. 23%trugen das Bio-Siegel
Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Zucker im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.
R8% seit 2013
R2% seit 2012–13
R14% seit 2012–13
R5% seit 2012–13
R1% seit 2013
R4% seit 2012–13
60 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
170.000
9.244.400
211.600219.700
9.790.300 10.247.900
12.000.000
10.000.000
8.000.000
6.000.000
4.000.000
2.000.000
0
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
Fairtrade-Zucker Verlaufsvolumen (Tonnen)
Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Zuckerverkäufen (€ )
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.24
Fairtrade-Zucker: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014
GRAFIK 7.25
Fairtrade-Zucker: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
• 7% Anlagen und Infrastruktur
• 45% Personalwesen und Verwaltung
1% Kredite und Finanzleistungen •
8% Fortbildungen für Bauern und Einführung vorbildlicher Verfahren
auf Farmen •
25% Auszahlungen an Bauern •
6% Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
1% Andere Leistungen für Kleinbauern •
1% Infrastruktur der Gemeinde •2% Gesundheitswesen •4% Andere Leistungen für die Gemeinde •
Investitionen in Produzentenorganisationen 52%
Leistungen für Kleinbauern 41%
Leistungen für die Gemeinde 7%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
61 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Lateinamerika und Karibik3,0 ha
Afrika und Mittlerer Osten1,5 ha
Asien und Pazifi kregion3,1 ha
Weltweit2,8 ha
Durchschnittliche Anbauflächen für Zucker pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Karibik3,1 ha
Pazifi kregion3,9 ha
Zentral-amerika undMexiko2,3 ha
Südasien1,0 ha
Südostasien1,3 ha
Südamerika4,4 ha
Südliches Afrika1,5 ha
2. Belize50.000 t
5. Jamaika21.100 t
3. Paraguay32.500 t
4. Mauritius22.200 t
1. Fidschi60.000 t
Fairtrade-Zucker: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)
Top 5 Gesamt 185.800 t
85 Prozent des verkauften Fairtrade-Zuckers stammt aus diesen Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.
Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle
63 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
22 Baumwoll-Produzentenorganisationen
repräsentieren54.700 Menschen
in 7 Ländern
Die durchschnittlicheAnbaufläche jeBaumwollbäuerin /-bauer beträgt
1,1 hektar1,1 Hektar
Absätze vonFairtrade-Baumwolle
stiegen um21%
Baumwoll-produzenteninvestierten 36%
ihrer Fairtrade-Prämie inBildungsangebotefür ihre Gemeinden
64 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle■■ Zum Jahresende 2014 gab es 22 Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen
für Baumwolle in sieben Ländern, die 54.700 Kleinbäuerinnen und -bauern
repräsentierten. Im Jahr zuvor waren es noch 26 Produzentengruppen. 1■■ 3 der 22 Produzentenorganisationen für Baumwolle waren Kleinbauernorganisa-
tionen, überwiegend in Westafrika, die restlichen neun waren Organisationen mit
Vertragsanbau aus Indien. ■■ Drei Fünftel der Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Indien. Sie
bebauen Dreiviertel der gesamten Anbaufläche für Fairtrade-Baumwolle und
produzieren 85 Prozent aller Fairtrade-Baumwollerträge. ■■ Die Kombination aus Fairtrade- und Bio-Zertifizierung bei Fairtrade-Baumwoll pro -
du zenten weiter hoch im Kurs. Im Jahr 2014 waren 65 Prozent aller Fairtrade-
Produzentenorganisationen für Baumwolle auch Bio-zertifiziert. ■■ Die Gesamtzahl der Fairtrade-Baumwollproduzenten sank 2014 um acht Prozent,
die Gesamtanbaufläche zertifizierter Baumwolle sank um 30 Prozent auf 61.000
Hektar. Es wurden 45.500 Tonnen fairer Baumwolle geerntet, neun Prozent weniger
als im Vorjahr. ■■ Fairtrade-Produzenten verkauften 2014 21 Prozent mehr Baumwolle als 2013. ■■ Baumwollproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 43 Prozent ihrer Ernteerträge
Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Im
Jahr 2014 konnten afrikanische Produzentinnen und Produzenten die Hälfte ihrer
Ernten zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen, in Asien waren es 41 Prozent der
Ernteerträge. Über ein Viertel der zertifizierten Gruppen verkaufte mehr als 75
Prozent ihrer Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen. ■■ Die durchschnittliche Anbaufläche je Baumwollbäuerin oder -bauer bei Fairtrade
betrug 2014 1,1 Hektar, auf ihr wurden im Schnitt 0,8 Tonnen Baumwolle geerntet.
Produzentinnen und Produzenten fair gesiegelter Baumwolle in Afrika bebauten
eine Durchschnittsfläche von nur 0,7 Hektar und ernteten 0,3 Tonnen Baumwolle.
In Asien hingegen produzierten Baumwollbäuerinnen und -bauern im Durchschnitt
1,2 Tonnen Baumwolle auf einer Anbaufläche von 1,4 Hektar. ■■ Die sinkende Beteiligung von Baumwollbauern an Fairtrade lässt sich auf die
äußerst niedrigen Marktpreise für Baumwolle im Jahr 2014 zurückführen, als der
konventionelle Marktpreis für viele Baumwollbäuerinnen und -bauern unterhalb
ihrer Produktionskosten sank. Der Preisindex Cotlook A1 fiel von durchschnittlich
0,91 US-Dollar pro Pfund in der Erntesaison 2013 auf 0,71 US-Dollar pro Pfund
für die Erntezeit 2014. In einigen Ländern wie Indien reagierten Regierungen mit
Rettungsprogrammen, die Baumwollbäuerinnen und -bauern über einen Mindestpreis
unterstützten, weil die Marktpreise die staatlichen Interventionspreise unterschritten.
Für manche Produzentenorganisationen mit nur sehr geringen Fairtrade-Absätzen,
lohnte sich der Erhalt der Zertifizierung und die damit einhergehenden Kosten nicht. ■■ Im Zeitraum 2013–14 verdienten Produzentenorganisationen mit ihrer Baumwolle
Fairtrade-Prämieneinnahmen von über 1 Millionen Euro. Dieser 57-prozentige
Anstieg seit 2012–13 spiegelt die höheren Absätze von 2013-2014 wider. ■■ Rund 41 Prozent der Fairtrade-Prämie finanzierte Gemeinschaftsprojekte in den
Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung und den Aufbau von Infrastruktur.
Investitionen in Bildungseinrichtungen und Stipendien innerhalb ihrer Gemeinden
hatten weiterhin hohe Priorität für Baumwollproduzentinnen und -produzenten.
Weitere 34 Prozent der Fairtrade-Prämie flossen in Direktleistungen an Baumwoll-
bäuerinnen und -bauern, größtenteils in die Bereitstellung von Werkzeugen und
Betriebsstoffen. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Baumwolle aus mehreren Ländern
meldeten, dass auf Grund des Klimawandels Witterungsverhältnisse immer
unberechenbarer würden, was sich negativ auf ihre Ernteergebnisse auswirkte. ■■ Im Jahr 2014 führten nationale Fairtrade-Organisationen Gespräche mit
1. Cotlook A ist ein internationaler Preisindex für Rohbaumwolle, der seit 1966 täglich berechnet wird. Vgl. www.cotlook.com (in englischer Sprache).
Foto: Fairtrade-Baumwollbäuerin Sugna Jat pflückt Baumwolle mit ihrem Ehemann Nandaram Jat auf ihrer Farm in Madhya Pradesh, India. © Suzanne Lee / Max Havelaar Switzerland
65 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
vielen unterschiedlichen Abnehmern, um sie dazu zu bewegen, langfristige
Handelsbeziehungen zu Fairtrade-Konditionen über das Fairtrade-Baumwoll-
programm einzugehen. Zwei Unternehmen aus der Schweiz verpflichteten sich,
Baumwollproduzentinnen und -produzenten über das Fairtrade-Baumwollprogramm
zu unterstützen und verpflichteten sich als Einstieg zu Abnahmemengen von 69
Tonnen gesiegelter Rohbaumwolle.
Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Baumwollproduzenten in WestafrikaFairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-
Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten von
177 Faitrade-zertifizierten und 87 nicht-zertifizierten Bäuerinnen und Bauern aus fast
40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso. Das Ergebnis der
Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige Evaluationen der Wirkung
von Fairtrade-Zertifizierungen in Westafrika bringen.
Das Forscherteam sammelte Daten zu drei thematischen Schwerpunkten:
■■ Gesteigerte Agrarleistung ■■ Verbesserter Marktzugang ■■ Starke und integrative Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations,
SPOs).
Die Ergebnisse zu jedem Punkt sind im Folgenden zusammengefasst.
Gesteigerte Agrarleistung Über Fairtrade hatten Baumwollbäuerinnen und -bauern einen besseren Zugang zu
Dienstleistungen als Baumwollbäuerinnen und -bauern ohne Fairtrade, außerdem
boten Fairtrade-Produzentenorganisationen ihren Mitgliedern mehr unterstützende
Leistungen an als in der Vergleichsgruppe. Die Fairtrade-Organisationen veranstalteten
deutlich mehr Fortbildungen zu einem größeren Themenspektrum, darüber hinaus
wendeten sie häufiger Kinderschutzbestimmungen sowie interne Kontrollsysteme für
die Anwendung von Pestiziden an. Was die Bereitstellung von Betriebsmitteln und
Finanzierungen angeht, unterscheiden sich Kleinbauernorganisationen mit oder ohne
Fairtrade-Zertifizierung nicht stark. Organisationen ohne Zertifizierung bewarben über
Sensibilisierungsmaßnahmen, Schulungen und Auffrischungskurse stärker, dass ihre
Mitglieder persönliche Schutzausrüstungen verwenden sollten (vgl. Tabelle).
Fortbildungsmaßnahmen für Bäuerinnen und Bauern über ihre Organisationen 2014
100%
80%
60%
40%
20%
0%Männer, Fairtrade
Frauen, Fairtrade
Männer, ohne Zertifizierung
Frauen, ohne Zertifizierung
Nein
Ja
66 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Verfügbarkeit spezieller themenbezogener Trainings für Bäuerinnen und Bauern
Thema des Trainings Mit Fairtrade Ohne Fairtrade
Bodenaufbereitung 30% 7%
Anpflanzung 26% 3%
Unkrautbekämpfung 26% 6%
Schädlings- und Krankheitsbekämpfung 28% 7%
Bodenpflege (Fruchtbarkeit, Erosion) 35% 6%
Wassermanagement 24% 5%
Ernte 35% 5%
Handhabung nach der Ernte/Transport 30% 5%
Biologische Anbaupraktiken 35% 5%
Fairtrade-zertifizierte Bäuerinnen und Bauern schnitten im Umweltschutz etwas
besser ab, dennoch kam die Studie zum Ergebnis, dass es sogar in dieser Gruppe noch
viel Raum für Verbesserungen der agrarökonomischen und ökologischen Leistung gibt.
Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern im konventionellen Anbau erzielten ähnliche Erträge wie
der konventionelle Anbau ohne Fairtrade (ca. 1 Tonne pro Hektar), während die Erträge
von Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern im ökologischen Landbau nur halb so hoch waren.
Die Qualitätsstandards waren sowohl mit als auch ohne Fairtrade-Zertifizierung hoch.
Wenn man den Anteil nicht-bezahlter Arbeit vernachlässigt, stellt die Studie fest,
dass landwirtschaftliche Betriebe mit Fairtrade kosteneffizienter arbeiten als Betriebe
ohne Fairtrade (bei der Kombination aus Fairtrade und biologischem Landbau sogar
noch verstärkt). Im Rahmen der Studie ließen sich keine klaren Unterschiede in Sachen
Ernährungssicherheit zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Gruppen feststellen:
Die Wahrscheinlichkeit, einen Kredit aufnehmen zu müssen oder Besitzgüter zu verkaufen,
um Krisenzeiten zu überstehen, war für Bäuerinnen und Bauern mit und ohne Fairtrade
gleich hoch. Die meisten Bäuerinnen und Bauern beider Gruppen gaben an, dass sich
ihr Haushaltseinkommen kürzlich verbessert habe.
Verbesserter Marktzugang Was eine anhaltende Nachfrage angeht, schneidet Fairtrade- und Bio-gesiegelte
Baumwolle generell am besten ab, während die Mehrheit der Produzentinnen und
Produzenten konventioneller Fairtrade-Baumwolle Probleme haben, ihre gesamten Erträge
zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Dies gilt besonders in Mali und teilweise im
Senegal.
Direkte Handelsbeziehungen und Kommunikation zwischen Produzentinnen /
Produzenten und ihren Abnehmern kamen nur begrenzt vor, was vor allem an der Struktur
der Baumwollindustrie Westafrikas liegt, wo Produktion und Vermarktung von Baumwolle
von halbstaatlichen Baumwollunternehmen kontrolliert werden. Die
Preise für konventionelle Baumwolle lagen unterhalb des Fairtrade-Mindestpreises.
Bäuerinnen und Bauern, die Fairtrade-Baumwolle verkauften, erhielten zwischen acht und
18 Prozent über dem konventionellen Baumwollpreis, während Fairtrade-Biobäuerinnen
und -bauern einen um 27–60 Prozent über dem konventionellen liegenden Preis erhielten.
Die Fairtrade-Prämie, die Kleinbauernorganisationen erhielten, fügt nochmal 13-14
Prozent pro Kilogramm Baumwolle hinzu. Diese Vorteile hängen jedoch davon ob, ob
die Produzentenorganisationen in der Lage sind, Fairtrade-Märkte für ihre Baumwolle
zu finden.
Aufgrund der besonderen Regelungen der westafrikanischen Baumwollbranche hatten
Bäuerinnen, Bauern und ihre Organisationen nur wenig Einfluss auf Preisverhandlungen.
Die wenigen Kleinbauernorganisationen, die in direktem Kontakt zu ihren internationalen
Abnehmern standen, hatten den Eindruck, dass sie Einfluss auf die Preisverhandlungen
hatten.
67 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Starke und integrative Kleinbauernorganisationen Ungefähr 80 Prozent der Bauern, sowohl mit als auch ohne Fairtrade-Zertifizierung,
gaben an, dass sie der Leitung ihrer Produzentenorganisationen ihre Ideen und Bedenken
mitteilen können und meinten, dass ihre Kleinbauernorganisationen in ihrem besten Interesse
handelten. Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung schnitten leicht besser
ab im Timing und der Qualität ihrer Generalversammlungen als Kleinbauernorganisationen
ohne Fairtrade. Außerdem hatten Fairtrade-Kleinbauernorganisationen mehr weibliche
Mitglieder und mehr Frauen in Führungspositionen. Zertifizierte Kleinbauernorganisationen
verfügten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Richtlinie oder eine Strategie zur
Geschlechtergleichstellung, allerdings hatten Kleinbauernorganisationen ohne Fairtrade
mehr junge Menschen in ihrer Verwaltung.
Fast alle Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade gaben an, ihre Mitglieder in
Entscheidungen über die Verwendung der Fairtrade-Prämie einzubeziehen, doch weniger
als die Hälfte der Bäuerinnen und Bauern hatten das Gefühl, gut über die Verwendung der
Prämie Bescheid zu wissen, noch irgendeinen Einfluss auf ihre Verwendung zu haben.
Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade erhalten häufiger finanzielle Unterstützung
in Form von Förderung als Organisationen ohne Fairtrade, doch seltener Finanzkredite.
Zwischen einem Viertel und einem Drittel der Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade
betrieben Projekte für Kinder, Jugendliche und Frauen. Fairtrade-zertifizierte Kleinbauern -
organisationen waren aktiver wenn es um den Klimawandel geht als Kleinbauern orga -
nisationen ohne Zertifizierung und sie konnten in letzter Zeit häufiger positive finan -
zielle Erfolge vorweisen.
Im Sinne der Theorie des Wandels von Fairtrade betrachtete die Studie auch Würde und
Teilhabe als Indikatoren von Empowerment, einer gestärkten Position im sozialen Gefüge.
Dreiviertel der Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern meinten, dass sich ihr Selbstbewusstsein
verbessert hätte, seit sie Fairtrade beigetreten sind. Dreiviertel der zertifizierten Bäuerinnen
und Bauern waren mit Fairtrade zufrieden, und nannten die Fairtrade-Prämie sowie einen
besseren Gruppenzusammenhalt als die Hauptvorteile. Einundvierzig Prozent der nicht-
zertifizierten Bäuerinnen und Bauern wussten von Fairtrade und die Mehrheit von ihnen
sagte, sie seien interessiert sich zu beteiligen.
Der „Progress out of Poverty“ Index (PPI) zeigt, dass sich Bäuerinnen und Bauern im
Senegal mit und ohne Fairtrade auf einem vergleichbaren Armutsniveau befanden, währen
in Burkina Faso und Mali Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern ärmer waren als Bäuerinnen
und Bauern ohne Fairtrade, was nahelegt, dass Fairtrade vor allem die Ärmsten dieser
Regionen erreicht.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen Der Bericht empfiehlt, dass Fairtrade seine Bemühungen intensiviert, dauerhafte
Marktzugänge für Baumwollproduzenten aus Westafrika zu schaffen. Es hat sich gezeigt,
dass viele Produzenten keinen permanenten Marktzugang haben, was negative Folgen für
ihre Motivation und die potentielle Wirkung von Fairtrade haben kann. Der Bericht stellt
außerdem fest, dass die Struktur der Baumwollindustrie in Westafrika ein beträchtliches
Hindernis für die Bestrebungen von Fairtrade darstellt, positive Resultate für Bäuerinnen,
Bauern und ihre Organisationen zu erreichen, weil sie es erschwert, direktere und
transparente Handelsbeziehungen entlang der Wertschöpfungskette aufzubauen.
Mehr Arbeit ist notwendig, um diesen Einflussbereich auszuweiten und Fairtrade in
der Baumwollindustrie der Region zu verbreiten. Insbesondere empfiehlt der Bericht,
dass Fairtrade die wirtschaftlichen Argumente für Fairtrade-Zertifizierungen auf Farm-,
Kleinbauernorganisations- und Branchenebene untersucht. Tiefere Einblicke in den
wirtschaftlichen Nutzen von Fairtrade-Baumwolle könnte für eine stärkere Beteiligung
von Bäuerinnen, Bauern und Kleinbauernorganisationen sorgen und außerdem behilflich
sein, die Unterstützung für Fairtrade von Baumwollunternehmen und den jeweiligen
Regierungen zu gewinnen.
Drittens empfehlen die Autoren der Studie, stärker in die Unterstützung von
Bäuerinnen und Bauern bzw. die Bereitstellung von Dienstleistungen durch die
68 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.26
Fairtrade-Baumwolle: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Baumwolle 2008–2014
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Baumwolle
28
37 3735
33
26
22
Kleinbauernorganisationen an ihre Mitglieder zu investieren, nachdem sich herausstellte,
dass in allen drei Ländern nur relativ wenige Bäuerinnen und Bauern angemessenen
Zugang zu Fortbildungen über verschiedenste wichtige Themen hatten. Fairtrade
veröffentlicht die komplette Studie in englischer Sprache zusammen mit einer Reaktion
auf die Ergebnisse im Frühjahr 2016, erhältlich unter: http://www.fairtrade.net/resources/
impact-and-research.html
69 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Afrika und Mittlerer OstenSPO 11 CP 0 Gesamt 11
Asien und Pazifi kregionSPO 2 CP 9 Gesamt 11
Gesamt aller RegionenSPO 13 CP 9 Gesamt 22
ÄgyptenSPO 1 Gesamt 1
MaliSPO1 Gesamt 1
Burkina FasoSPO 1 Gesamt 1
IndienSPO 1 CP 9 Gesamt 10
BeninSPO 1 Gesamt 1
KirgisistanSPO 1 Gesamt 1
SenegalSPO 7 Gesamt 7
CP Vertragsanbau (Contract Production) SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)
GRAFIK 7.27
Fairtrade-Baumwolle: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Baumwolle 2014 nach Regionen
Afrika und Mittlerer OstenSPO 21.600Gesamt 21.600
Asien und Pazifi kregionSPO 9.300 CP 23.800 Gesamt 33.100
Gesamt aller RegionenSPO 30.900 CP 23.800 Gesamt 54.700
Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau demangegebenen Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Baumwolle als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.CP ertragsanbau (Contract Production) SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)
GRAFIK 7.28
Fairtrade-Baumwolle: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Region
Mali
Senegal
Burkina Faso Indien
Benin
Ägypten Kirgisistan
70 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Baumwolle: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
54.700Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Baumwollanbau lebten
2013–14 verkauften Fairtrade-Baumwoll- produzenten
19.300 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen
61.100Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Baumwolle
Zertifi zierte Produ- zentenorganisationen verkauften insgesamt
43% ihrer Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen*
2013–14 ernteten Produzentinnen und Produzenten
45.500 tzertifi zierbare Baumwolle
Baumwollproduzenten erhielten
1.008.800 €Fairtrade-Prämie
65%der Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Baumwolle waren Bio-zertifi ziert
Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Baumwolle im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.
S30% seit 2013
S9% seit 2012–13
R57% seit 2012–13
S8% seit 2013
R21% seit 2012–13
1.200.000
1.000.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Fairtrade-Baumwolle Verlaufsvolumen (Tonnen)
Fairtrade- Prämieneinnahmen (in €)
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.29
Fairtrade-Baumwolle: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014
6.400
662.000
16.000
19.300
644.000
1.008.800
71 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.30
Fairtrade-Baumwolle: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
• 9% Einrichtungen und Infrastruktur
• 14% Personal-wesen und Verwaltung
1% Schulungen und Fortbildungen
für Angestellte • und Beauftragte
• 4% Kredite und Finanzleistungen
• 2% Bildungs-angebote für Bauern
und ihre Familien• 1% Gesundheits-
versorgung für Bauernund ihre Familien
• 4% Fortbildungen für Bauern und Ein-
führung vorbildlicher Verfahren auf Farmen
• 20% Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte
und Betriebsstoffe
3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •
36% Bildung •
3% Gesundheitswesen •1% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere •
Investitionen in Produzentenorganisationen 24%
Leistungen für Kleinbauern 34%
Leistungen für die Gemeinde 41%
Andere 1%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
Afrika und Mittlerer Osten0,7 ha
Asien und Pazifi kregion1,4 ha
Weltweit1,1 ha
Durchschnittliche Anbaufläche für Baumwolle pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen
73 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
55 Blumen-produzenten-
organisationen mit
48.500Beschäftigten in 8 Ländern
Angestellte auf Blumenfarmen erhielten
5,6 millionen €Fairtrade-Prämie
Ein Zuwachs von 10%
640Millionen Blumenstiele mitFairtrade-Siegelwurden verkauft
Angestellte aufzertifizierten
Blumenfarmeninvestierten 33%ihrer Fairtrade-Prämie inBildungsprojekte
33% Bildungsprojekte
74 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Blumen und -Pflanzen■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 55 Produzentenorganisationen in acht Ländern
über eine Fairtrade-Zertifizierung für Blumen und Pflanzen. 30 dieser Organisationen
befinden sich in Kenia, in ganz Afrika sind es 42. Die Zertifizierungszahlen für
Fairtrade- Blumen und -Pflanzen stiegen weiterhin, was das Marktinteresse für fair
gesiegelte Gartenbauerzeugnisse reflektiert. ■■ Mehr als 48.000 Arbeitskräfte waren 2013 auf Fairtrade- Blumenfarmen angestellt,
über 46.000 von ihnen befanden sich in Afrika, vor allem in Kenia und Äthiopien. ■■ Die Produktionskapazität für Fairtrade-Blumen hatte zum Jahresende 2014 gut
drei Milliarden Stiele erreicht. ■■ Das Fairtrade-Verkaufsvolumen stieg im Berichtsjahr 2013-14 um fünf Prozent
auf knapp 640 Millionen Stiele. Dieser Erfolg verdankte sich hauptsächlich dem
kontinuierlichen Interesse des europäischen Marktes an Blumen aus Ostafrika. ■■ Blumenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, fanden für insgesamt 22 Prozent ihrer Ernteerträge
Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. ■■ Für den Zeitraum 2013–14 meldeten Blumenfarmen Fairtrade-Prämieneinnahmen
von mehr als 5,6 Millionen Euro. ■■ Die Beschäftigten der Blumenfarmen investierten 68 Prozent der Fairtrade-Prämie
in Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien. Davon flossen 28 Prozent in
Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und deren Familien, fünf Prozent in die
Verbesserung von Arbeiterunterkünften und 13 Prozent in finanzielle Beihilfen und
Kredite für Arbeitskräfte. ■■ 16 Prozent der Fairtrade-Prämie finanzierten Leistungen für die Gemeinden, wie
Bildungsangebote und Gesundheitsversorgung. ■■ Die übrigen 14 Prozent investierten die Beschäftigten in Fortbildungen und das
Empowerment von Arbeitskräften sowie in die Unterstützung von Arbeitnehmer-
organisationen. ■■ Blumenproduzenten in Kenia waren 2014 mit neuen Zöllen für die Einfuhr von Blumen
nach Europa konfrontiert. Dies wirkte sich direkt auf die Kosten kenianischer Blumen
aus: Ihre Preise stiegen und bedrohten die Konkurrenzfähigkeit der betroffenen Farmen
mit günstigeren Anbietern. Fairtrade tat sich mit kenianischen Exportverbänden und
zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um sich gemeinsam gegenüber
dem EU-Parlament und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung gegen die Zölle stark zu machen. Die Zollabgaben in Höhe von
8,5 Prozent wurde erhoben, nachdem lang andauernde Verhandlungen über ein
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) zwischen EU und der East African
Community (EAC), Blumen aus Kenia weiterhin von Zöllen zu befreien, zu keinem
Ergebnis geführt hatten. Die Zölle kamen für drei Monate zur Anwendung. In dieser
Zeit verloren einige zertifizierte Farmen ihre europäischen Abnehmer, die ihre
Fairtrade-Blumen lieber aus preisgünstigeren Ländern bezogen. Die EU stellte die
Zölle Anfang 2015 wieder ein, nachdem Kenia das neue WPA unterzeichnet hatte. ■■ Im Jahr 2014 stellte Fairtrade einen internationalen Produktmanager für Blumen
ein, mit Sitz bei Fairtrade Africa in Nairobi. Von dort aus unterstützt er die
Beschäftigten auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen vor Ort dabei, innerhalb
des Fairtrade-Systems Gehör zu finden. Er ist außerdem verantwortlich, strategische
Partnerschaften mit Geschäftspartnern aufzubauen sowie für Risikobewertung
und -management zur Verbesserung des Informationsflusses entlang globaler
Wertschöpfungsketten. Zusätzlich wird er neue Geschäftsoptionen für Fairtrade-
zertifizierte Blumenfarmen entwickeln und Unterstützung bieten für gemeinsame
Absatz- und Kommunikationsstrategien. Seine Zusammenarbeit mit dem internatio-
nalen Produktmanager für Blumen, der für die Verkaufsländer zuständig ist und von
Deutschland aus arbeitet, soll bewirken, dass Angebot und Nachfrage nun effizienter
aufeinander abgestimmt werden und somit letztlich die Arbeiterinnen und Arbeiter
auf zertifizierten Blumenfarmen mehr von Fairtrade profitieren.
Foto: Adanech Horgaso hält eine Fairtrade-zertifizierte Jungpflanze. Adanech arbeitet in den Gewächshäusern der Jungpflanzenfarm Red Fox in Äthiopien. © Harald Mohr / Fairtrade Deutschland
75 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
■■ Im November 2014 überarbeitete Fairtrade International den Fairtrade-Standard
für Blumen und Pflanzen, um ihn auf Jungpflanzen, wie Stecklinge für Topf- oder
Beetpflanzen, zu erweitern. Ziel ist es, dass tausende Beschäftigte auf Blumenfarmen
in Ostafrika und Lateinamerika, die diese Pflanzen produzieren, ebenfalls von den
Vorteilen des fairen Handels profitieren können. Unter folgendem Link erfahren Sie
mehr über den überarbeiteten Standard [in englischer Sprache] http://www.fairtrade.
net/fileadmin/user_upload/content/2009/standards/documents/2014-11-01_Young_
plant_material_fact_sheet.pdf.■■ Fairtrade, Hivos und der Zertifizierer FFP (Fair Flowers and Plants) haben die gemeinsame
Planung eines Projekts zu Löhnen in der ostafrikanischen Blumen industrie begonnen.
Unterstützung erhalten sie dabei vom niederländischen Institute for Sustainable Trade
IDH. Mit dem Projekt soll ein Dialog über Löhne entlang der Wertschöpfungskette
ostafrikanischer Blumen angestoßen werden. Über das Projekt wurde eine Studie
in Auftrag gegeben, um die relevanten Daten und Empfehlungen zu angemessenen
Maßnahmen hinsichtlich der Lohnsituation in Kenia und Äthiopien zu liefern. ■■ Ein neues Serviceprogramm für die Handhabung von Pestiziden durchläuft derzeit auf drei
Blumenfarmen Ostafrikas seine Testphase. Es handelt sich um ein Softwareprogramm,
über das Produzenten einen schnellen Zugang zu exakten Informationen über Pestizide
erhalten, die bisherige Anwendung dokumentieren können und über den Vergleich
ihres eigenen Pestizidverbrauchs mit dem anderer Produzenten motiviert werden,
bessere und sparsamere Sprühtechniken anzuwenden. Mit der Software können
Produzentinnen und Produzenten den Einsatz von Pestiziden sicher und effektiv über
einen Spritzplan organisieren, nach dem die Chemikalien passend angemischt werden
und das Spritzteam effektiver und effizienter instruiert werden kann. ■■ Im Sinne der globalen Strategie von Fairtrade und dem Schwerpunkt auf
Arbeiterrechten sowie der Verbesserung der Löhne hin zu existenzsicherndem Niveau
hat Fairtrade International eine Studie zu Richtwerten für existenzsichernde Löhne in
der Blumenindustrie Kenias und Äthiopiens in Auftrag gegeben
GRAFIK 7.31
Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2008–2014
70
60
50
40
30
20
10
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Blumen
46 44
5249
52 53 55
GRAFIK 7.31
Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2008–2014
70
60
50
40
30
20
10
0
2011 2012 2013 2014201020092008
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Blumen
46 44
5249
52 53 55
76 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Lateinamerika und Karibik11
Afrika und Mittlerer Osten 42
Asien und Pazifi kregion 2
Gesamt aller Regionen 55
El Salvador1
Kenia30
Simbabwe3
Tansania3
Ecuador10
Sri Lanka2
Äthiopien4
Uganda2
GRAFIK 7.32
Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2014 nach Region
El Salvador200
Simbabwe1.100
Tansania1.700
Ecuador2.100
Sri Lanka100
Äthiopien11.300
Uganda1.600
Lateinamerika und Karibik 2.300
Afrika und Mittlerer Osten 46.100
Asien und Pazifi kregion100
Gesamt aller Regionen 48.500
GRAFIK 7.33
Fairtrade-Blumen: Anzahl Arbeitskräfte 2014 nach Ländern
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Blumen als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.
Kenia30.400
77 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Blumen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
48.500Arbeitskräfte auf Fairtrade-Blumenfarmen
Zertifi zierte Blumenfarmen verkauften insgesamt
22% ihrer Blumen zu
Fairtrade-Bedingungen*
Arbeitskräfte auf Fairtrade-Blumenfarmen erhielten
5.622.000 €Fairtrade-Prämie
2013–14 produzierten Fairtrade-Blumenfarmen
3.039 Millionen Stiele
Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Blumen im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.
R4% seit 2012–13
2013–14 verkaufen Fairtrade-Blumenfarmen
639,4 MillionenStiele zu Fairtrade-Bedingungen
R5% seit 2012–13
S-1% seit 2013
R10% seit 2012–13
554,4 4.718.500
610,1639,4
5.096.000
5.622.000
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.000.000
2.000.000
1.000.000
0
700
600
500
400
300
200
100
0
Fairtrade-Blumen Verkaufsvolumen (Millionen Stiele)
Fairtrade- Prämieneinnahmen (in € )
2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14
GRAFIK 7.34
Fairtrade-Blumen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14
78 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.35
Fairtrade-Blumen: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
• 28% Bildungsange-bote für Arbeitskräfte
und ihre Familien
• 13% Finanzielle Beihilfen und Kredite
für Arbeitskräfte
• 4% Gesundheits-versorgung für Arbeitskräfte
und ihre Familien
• 5% Investitionen in Arbeiterunterkünfte
2% Zahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •
16% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •
8% Unterstützung für das Fairtrade- Prämienkomitee und andere
Arbeitnehmerorganisationen •
2% Schulungen für Arbeitnehmer- vertreterinnen und -vertreter •
4% Schulungen für Arbeitskräfte •
5% Infrastruktur der Gemeinde •
6% Bildung •
2% Gesundheitswesen •3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2%Andere
Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 68%
Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 14%
Leistungen für die Gemeinde 16%
Andere 2%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
4. Ecuador111.478.300 Stiele
1. Kenia1.612.078.800 Stiele
5. Tansania110.226.700 Stiele
2. Äthiopien931.884.700 Stiele3. Uganda
202.258.800 Stiele
Fairtrade-Produktionskapazitäten Blumen (Stiele): Top 5 Länder 2013–14
Top 5 Gesamt 2.967.927.200 Stiele
98 Prozent der Fairtrade-Blumen stammen aus den Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem angegebenen Gesamtwert der Top 5 Länder.
79 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
4. Ecuador21.097.900 Stiele
1. Kenia350.011.400 Stiele
5. Simbabwe10.317.000 Stiele
3. Tansania50.004.300 Stiele
2. Äthiopien204.331.400 Stiele
Fairtrade-Blumen: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Stielen)
Top 5 Gesamt 635.761.900 Stiele
99 Prozent der verkauften Fairtrade-Blumen stammen aus den Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem angegebenen Gesamtwert der der Top 5 Länder.
80 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
ImpressumDiese Übersetzung enthält lediglich Auszüge der jüngsten Ausgabe des Berichts
„Monitoring the scope and benefits of Fairtrade” Vollständiger Report in englischer
Sprache unter http://www.fairtrade.net/fileadmin/user_upload/content/2009/
resources/2015-Fairtrade-Monitoring-Scope-Benefits_web.pdf
Texte englische Originalversion Kate Kilpatrick
Datenanalyse Jesus Aguirre, Oksana Forkutsa, Jannik Kaiser, Kate Kilpatrick
Redaktion und Designmanagement Martin Atkin, Karalisa Dantas
Design www.designland.com.au
Lektorat Laura O’Mahony
Datenaufbereitung Ivonne Altamirano, Elena Gómez, Jannik Kaiser, Luis Pastor,
Tatiana Vanegas, Juliana Wachtmeister, Andrew Willis
Übersetzung aus dem englischen Original Regina Volkmer
Redaktion für die deutsche Übersetzung Edith Gmeiner, Tobias Thiele
Übertragung des Layouts in die deutsche Version Dreimalig Werbeagentur Köln
Fotos von Nathalie Bertrams, Ingrid Bottelberghs, O’Brien Brown, Eksteenskuil
Agricultural Cooperative, Santiago Engelhardt, Fairtrade Australia & New Zealand,
Rogier Fokke, Didier Gentilhomme, Riccardo Gangale, Linus Hallgren, Sean Hawkey,
Kate Kilpatrick, Suzanne Lee, Harald Mohr, Simon Rawles, James Rodriguez, Lucy
Russell, Éric St-Pierre, Danielle Villasana, Nabil Zorkot.
Wir danken außerdem Rita Azar, Monika Berresheim, Frank Brinkschneider, Lee
Byers, Silvia Campos, Rene Capote, Pip Emery, Wilbert Flinterman, Harveen Kaur,
Gonzaga Mungai, Caitlin Peeling, Marike de Peña, Catharine Russell, Katharina
Schwab, Anita Sheth, Anup Kumar Singh, Renate Siemon, Miyako Takahashi.
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53129 Bonn
Germany
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