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FAIRTRADE IN ZAHLEN SIEBTE AUSGABE 2015

FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

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FAIRTRADE IN ZAHLEN

SIEBTE AUSGABE 2015

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Fairtrade International

Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade Standards, koordiniert die

Unterstützung für Produzenten und unterstützt die internationale Fairtrade-Bewegung in den

verschiedenen Verbraucher- und Anbauländern. Die Mitglieder von Fairtrade International sind

die drei kontinentalen Produzentennetzwerke, die die Interessen der Produzenten repräsentieren,

sowie die nationalen Fairtrade Organisationen der Verbraucherländer. Die Entscheidungsgewalt

ist paritätisch zwischen Produzentennetzwerken und Fairtrade Organisationen aufgeteilt.

www.fairtrade.net

FLOCERT

FLOCERT ist die globale Zertifizierungsorganisation, die seit ihrer Gründung 2003 für Kontrolle

und Zertifizierung nach Fairtrade-Standards zuständig ist. Die Gesellschaft arbeitet mit einem

unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der

Akkreditierungsnorm ISO 17065. FLOCERT betreibt vier internationale Niederlassungen, mit 80

Angestellten und über 100 Kontrolleuren weltweit. Weitere Informationen unter www.flocert.net

TransFair e.V.

TransFair e.V. ist die nationale Fairtrade Organisation für Deutschland. Der Verein wurde 1992 mit

dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen.

Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das

Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen

Konsum. www.fairtrade-deutschland.de

Fairtrade in Zahlen

Siebter Monitoringbericht 2015

Copyright: Fairtrade International 2016

Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche

Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und

durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel)

verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden.

Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken.

Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen

Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder

auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.

Titelbild: Esther Nyaboke of Finlays in Kenia wiegt den von ihr gepflückten Tee. © Simon Rawles

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1. Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick 6 - 13

2. Grafiken im Überblick 14 - 19

3. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee 20 - 27

4. Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen 28 - 36

5. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao 37 - 50

6. Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee 51 - 52

7. Fairtrade-Produkte im Fokus: Zucker 53 - 61

8. Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle 62 - 71

9. Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen 72 - 79

INHALT

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Der Countdown zum Jahr 2030 hat begonnen und im Jahr 2016 kommen die Ziele

für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) erstmals

über ein volles Jahr hinweg zur Anwendung. Es geht darum, das Leben der ärmsten,

am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der

Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels sind die

17 SDGs der ambitionierteste und umfassendste Plan aller Zeiten, um die Weichen für

eine nachhaltigere und stabilere Zukunft für unsere Welt zu stellen.

Fairtrade kann und wird eine bedeutende Rolle in der erfolgreichen Umsetzung

der SDGs übernehmen. Wir wissen, dass es keine schnellen Lösungen gibt bei der

Bekämpfung von Ungleichheit, der Eröffnung von Chancen und der Abschaffung von

Ausbeutung, aber wir können auf greifbare Veränderungen verweisen, die unsere

Arbeit bereits bewirkt hat und daraus lernen. Dieser Bericht – die siebte Ausgabe von

Fairtrade in Zahlen1 – stellt detailliert den aktuellen, weltweiten Stand von Fairtrade dar,

zeigt aber auch deutlich, dass unsere Arbeit – und die Arbeit all der anderen Akteure,

die für Handelsgerechtigkeit kämpfen – massiv verstärkt werden muss, um zukünftig

spürbare Veränderungen zu erreichen. Ja, die Zahlen bewegen sich langsam in die

richtige Richtung: Neun Prozent mehr Bäuerinnen und Bauern, Arbeiterinnen und Arbeiter

haben sich Fairtrade angeschlossen, wir verzeichneten Marktzuwächse für die meisten

der prominentesten Produkte und eine leichte Steigerung der Gesamtzahl von Fairtrade-

Organisationen weltweit. Doch es geht nur langsam voran.

Wir selbst sind unsere schärfsten Kritiker. Doch müssen wir andererseits auch

realistisch sein, sowohl was die globalen Umstände angeht, unter denen wir arbeiten, als

auch die Herausforderungen, die sich uns stellen – genauso wie die Bäuerinnen, Bauern,

Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen wir in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.

Viele Probleme, die sich diesen Menschen stellen, sind nach Generationen der

Ausgrenzung und Ausbeutung tief verwurzelt. Die SDGs stellen uns vor ein Paradox: Es ist

unumgänglich, dass wir schnell und in angemessenem Umfang handeln, um nachhaltige

Entwicklung für alle zu erreichen, während wir gleichzeitig akzeptieren müssen, dass

es Zeit braucht, um lokale Eigenverantwortung und Führungsrollen aufzubauen, ein

Schlüsselfaktor um die Wirkung von Fairtrade zu erhöhen.

Die Tatsache, dass so viele Bauernfamilien und Arbeitskräfte auf Plantagen von

einem globalen Handelssystem ausgegrenzt werden, von dem einige wenige auf Kosten

der Mehrheit profitieren, bedeutet nicht, dass Handel an sich schlecht ist. Handel kann

– und sollte – als ein wichtiges Instrument und Katalysator zur Überwindung der Kluft

in Gesellschaften dienen. Ein gerechterer Handel kann für nachhaltige Veränderungen

sorgen, indem er die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, Möglichkeiten für einen

sozialen und wirtschaftlichen Wandel bietet und mehr Achtung von Menschenrechten

sowie der so kostbaren natürlichen Ressourcen unserer Erde fördert.

Die Auswertung unserer Wirkung ist unverzichtbar, wenn wir erfolgreiche Strategien

und Maßnahmen ausbauen und die weniger erfolgreichen korrigieren wollen. Mit jedem

Jahr entwickeln sich unsere Kontrollen, unsere Evaluation und unsere Lernprozess weiter

und unsere Untersuchungen werden umfangreicher und detaillierter. Das bedeutet

wiederum, dass wir neue Erkenntnisse effektiver anwenden können. Doch je tiefer wir in die

Daten eintauchen und je mehr wir über die Geschichten der Menschen hinter den Zahlen

erfahren, desto mehr sind wir gefordert. Um mit Al Gore zu sprechen: Die unbequeme

Wahrheit ist, dass trotz all unserer Erfolge Fairtrade auf dem Weltmarkt und in komplexen

VORWORT

Marike de Peña, Vorstandsvorsitzende Fairtrade International© Kyle Freund / Fairtrade International

1 Englischer Originaltitel „Monitoring the Scope and Benefits of Fairtrade“

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multinationalen Lieferketten noch lange nicht das erreicht hat, was eigentlich nötig wäre.

Ich bin stolz, Vorsitzende einer Organisation zu sein, die international anerkannt ist für

ihre Offenheit im Umgang mit diesen Herausforderungen und die konkrete Maßnahmen

ergreift, um diese aktiv anzugehen. Vor kurzem wurde Fairtrade International positiv dafür

hervorgehoben, eine der wenigen Organisationen zu sein, die regelmäßig ihre Evaluationen

veröffentlicht, egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Anspruch geht aber noch

darüber hinaus – wie können wir sonst noch dazulernen und uns verbessern? Doch wir

wissen auch, dass diese Transparenz die Aufmerksamkeit auf unsere Wirkung lenkt und

dass wir trotz des moderaten Zuwachses nicht zufrieden sein können.

Es heißt oft, Wissen sei Macht. Wenn Fairtrade erfolgreich zur Umsetzung der

SDGs beitragen will, ist die umfassende Kenntnis unserer Wirkung unverzichtbar. Das

vorliegende Dokument führt diesen wichtigen Aspekt unserer Arbeit fort.

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Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick

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7 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Die Daten dieses Berichts zeigen insgesamt weiterhin ein Wachstum von Fairtrade im Jahr

2014, sowohl in Bezug auf die Beteiligung von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften

und ihrer Produzentenorganisationen, als auch in Hinblick auf die Absatzvolumen von

Produkten, die von Produzentenorganisationen zu Fairtrade-Bedingungen erzielt wurden.

Kleinbauern, Lohnarbeitskräfte und ProduzentenorganisationenDie Zahl der Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System

stieg bis Ende 2014 auf 1,65 Millionen, neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ca. 64 Prozent

aller Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System leben in Afrika

und dem Mittleren Osten. Die Zahl der Fairtrade-Kleinbäuerinnen und -bauern stieg in allen

drei Regionen – Asien, Lateinamerika und Afrika - sowie für den Großteil der prominentesten

Produktgruppen. Dagegen sank die Zahl der Arbeiterinnen und Arbeiter auf Fairtrade-

Plantagen leicht. Insgesamt stieg die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen deutlich

langsamer als in den Jahren zuvor und erreichte zum Ende des Jahres 2014 einen Stand

von 1.226, ein Zuwachs von nur einem Prozent gegenüber 2013. Obwohl die Zahl der

zertifizierten Bäuerinnen und Bauern in Afrika und dem Mittleren Osten rasant anstieg,

sank die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen.

Im Jahr 2014 befanden sich über 28 Prozent aller Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in

Ländern mit geringem Einkommen (Englisch: low-income countries, LICs). Es gab Fairtrade-

zertifizierte Produzentenorganisationen in 20 der 31 von der Weltbank als LICs eingestuften

Länder. Produzentenorganisationen in LICs nahmen 2013–14 rund acht Millionen Euro

Fairtrade-Prämie ein, das waren rund sieben Prozent der weltweit gezahlten Fairtrade-

Prämiengelder. Insgesamt befanden sich 2014 über 80 Prozent aller Bäuerinnen und Bauern

sowie Arbeiterinnen und Arbeiter aus Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen

gemäß der Weltbankdefinition in Ländern mit niedrigem Einkommen oder Ländern mit

mittlerem Einkommen im unteren Bereich.

Fairtrade arbeitet weiterhin hauptsächlich mit Kleinbäuerinnen und -bauern zusam-

men: 80 Prozent der Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung sind

Kleinbauernorganisationen. Die durchschnittliche Anbaufläche von Fairtrade-Bäuerinnen

und -Bauern beträgt nur 1,4 Hektar. Die Anbaufläche für Fairtrade-Tee in Ostafrika ist im

Durchschnitt sogar nur 0,3 Hektar groß. Zum Größenvergleich: kleine Familienfarmen in

den USA sind 98 Hektar groß.1

Gesamt Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 1.210 1.226 1%

Gesamt Kleinbäuerinnen und -bauern 1.305.500 1.447.900 11%

Gesamt Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade-Plantagen 210.900 204.000 -3%

Gesamt Kleinbäuerinnen/-bauern und Lohnarbeitskräfte 1.516.400 1.651.900 9%

Gesamt Länder mit Fairtrade-zertifi zierten Produzentenorganisationen 74 74

TABELLE 2.1

Entwicklung der Anzahl von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System 2014 weltweit

Foto: Dennis Korir auf seiner fünf Morgen großen Teefarm nahe der Finlays Teeplantage in Ainamoi, Kenia. Dennis ist Mitglied der Fairtrade-zertifizierten Fintea Growers Co-operative Union (FGCU), die ihren grünen Blatttee an die Finlays Verarbeitungsbetriebe der Gegend verkauft.

© Riccardo Gangale / Fairtrade Africa

1. Robert Hoppe (2014) Structure and Finances of U.S. Farms: Family Farm Report, 2014, EIB-132 Economic Research Service/ USDA, http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf

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Fairtrade-Verkaufsvolumen und -PrämieneinnahmenDie Gesamteinnahmen durch die Fairtrade-Prämie stiegen deutlich an, sowohl für

Kleinbauernorganisationen als auch für Beschäftigte auf Plantagen. Im Vergleich zu

2012–13 ergibt die Auswertung der für 2013–14 gemeldeten Zahlen einen Anstieg der

Fairtrade-Prämieneinnahmen um 12 Prozent. Wie bereits 2012–13 gingen 85 Prozent aller

gemeldeten Prämieneinnahmen an Kleinbauernorganisationen oder Organisationen mit

Vertragsproduktion und 15 Prozent an Plantagen.

Auch die Umsätze, die Produzentenorganisationen über ihre Fairtrade-Verkäufe

erzielten, stiegen im Berichtsjahr, allerdings insgesamt um lediglich einen Prozentpunkt. Der

leichte Rückgang für Einnahmen aus Fairtrade-Verkäufen von Kleinbauernorganisationen

spiegelt die anhaltende Instabilität der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt im Jahr 2014

wider. Die Preise erholten sich leicht von ihrer Talfahrt 2013, doch fielen sie gegen Ende

2014 erneut. Das führte dazu, dass Produzentinnen und Produzenten zwar mehr Kaffee

zu Fairtrade-Bedingungen verkauften, doch dafür einen geringeren Preis erhielten als im

Vorjahr. Nicht unwichtig ist auch, dass die Umrechnung der Fairtrade-Einnahmen in Euro

für den Bericht Währungsschwankungen unterworfen ist. Dagegen stieg die Fairtrade-

Prämie trotz der Preisschwankungen für Kaffee, weil sie ein Festpreis gebunden an

Absatzmengen ist. Insofern stellen die Fairtrade-Prämie und der Fairtrade-Mindestpreis

weiterhin eine wichtige Stütze für Bäuerinnen und Bauern dar, wenn die Rostoffpreise

auf dem Weltmarkt instabil sind.

Wie bereits 2012–13 verzeichneten Organisationen mit Lohnarbeitskräften im

Berichtsjahr 2013–14 ein starkes Umsatzwachstum. Fairtrade-Prämieneinnahmen

stiegen um zwölf Prozent, Einnahmen aus Fairtrade-Absätzen um 18 Prozent. Das

Wachstum konzentrierte sich auf Bananen und Blumen. Die Marktchancen für andere

Plantagenprodukte wie Tee blieben gering.

Die Produzentinnen und Produzenten meldeten für 2013–14 stark gestiegene

Absatzvolumen für Bananen (15 Prozent) und Kakao (17 Prozent). Nach mehreren Jahren

sinkender oder stagnierender Verkäufe stiegen die Absätze auch für Fairtrade-Baumwolle

um 21 Prozent. Andere zentrale Produkte wie Kaffee, Zucker und Blumen verzeichneten

ein gemäßigtes Absatzwachstum zu Fairtrade-Bedingungen um jeweils sechs, vier und

fünf Prozent.

Damit Produzentinnen und Produzenten möglichst effektiv von Fairtrade profitieren

können, müssen sie einen wesentlichen Teil ihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen

Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 81,3 90,5 11%

Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 14,0 15,7 12%

Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen 95,2 106,2 12%

Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 840 826 -2%

Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 106 125 18%

Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Umsätze 946 951 1%

TABELLE 2.2

Gesamtentwicklung Fairtrade-Umsätze und Fairtrade-Prämieneinnahmen 2013–14

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verkaufen. Zwar ergeben sich bereits einige Vorteile nur durch die Einhaltung der

Fairtrade-Standards, doch Umsätze zu Fairtrade-Bedingungen bringen direkte

wirtschaftliche Vorteile und sind die Voraussetzung für Investitionen aus der Fairtrade-

Prämie. Die finanziellen Vorteile durch Fairtrade sind die Hauptmotivation der meisten

Produzentenorganisationen, die dauerhaft in eine Zertifizierung investieren. Wenn ihnen

die Einkünfte nach Investitionen in die Zertifizierung zu niedrig erscheinen, entscheiden

sich Produzentenorganisationen unter Umständen, ihre Zertifizierung aufzugeben. Daher

ist es wichtig zu beobachten, in wieweit die Produzentenorganisationen ihre Produkte zu

Fairtrade-Bedingungen verkaufen können.

40 Prozent aller Produzentenorganisationen verkauften 2013–14 über die Hälfte

ihrer Produktionsmengen zu Fairtrade-Bedingungen. Kleinbauernorganisationen

verkauften insgesamt 39 Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade,

während Organisationen mit lohnabhängigen Arbeitskräften 22 Prozent ihrer

Gesamtproduktion über Fairtrade verkauften. Von Produkten jeder Kategorie werden

erhebliche Mengen nicht zu Fairtrade-Bedingungen verkauft. Um diesem Umstand

entgegen zu wirken, hat Fairtrade spezielle Rohstoffprogramme eingeführt, damit

neue Absatzmöglichkeiten für Produzenten von Zucker, Kakao und Baumwolle

entstehen. Weitere Informationen über die Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker

und Baumwolle und was sie für Bäuerinnen und Bauern bedeuten, erfahren Sie auf

http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html.

Teeproduzentinnen und -produzen hatten weiterhin Schwierigkeiten, ihren Tee zu

Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen: Sowohl Kleinbäuerinnen und -bauern als auch

Organisationen mit Lohnarbeitskräften wie Plantagen konnten nur weniger als zehn

Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade verkaufen. Die Zahl der zertifizierten

Teebäuerinnen, -bauern und Arbeitskräfte stieg 2014, so dass mittlerweile 21 Prozent aller

an Fairtrade Beteiligten im Teeanbau tätig sind. Fairtrade arbeitet daran, Teeproduzenten

wirksamer zu unterstützen, beispielsweise anhand mehrerer neuer Anforderungen in den

Fairtrade-Standards für Plantagen und über branchenweite Zusammenarbeit für bessere

Löhne für Teearbeitskräfte.

Addiert man alle gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen und rechnet sie als

Durchschnittswert auf die 2013–14 zertifizierten Organisationen um, so erhält man

einen groben Eindruck, ob die Fairtrade-Prämienerträge für die Produzentinnen und

Produzenten, die mit Fairtrade arbeiten, gestiegen sind. Durchschnittlich erhielten

Produzentenorganisationen 2013–14 jeweils etwas mehr als 100.000 Euro Fairtrade-Prämie,

ähnlich wie 2012–13 (vgl. Grafik 2.1). Im Vergleich zu 2012–13 stieg die durchschnittliche

Fairtrade-Prämiensumme deutlich für Plantagen, fiel aber für Kleinbauernorganisationen

leicht geringer aus. Diese Mittelwerte bilden jedoch nicht die großen Unterschiede

zwischen den verschiedenen Produkten und Regionen ab: Kleinbauernorganisationen

erhielten für ihre Bananen durchschnittlich 193.600 Euro Fairtrade-Prämie. Dem gegenüber

nahmen Organisationen, die Gemüse anbauten (eine relativ neue Produktkategorie bei

Fairtrade) im Durchschnitt nur 10.900 Euro Fairtrade-Prämie pro Organisation ein. Der

Abstand zwischen den Produkten mit den meisten Fairtrade-Prämieneinnahmen und den

Produkten mit den geringsten Einnahmen verringerte sich 2013-14 leicht.

Im Berichtsjahr 2013–14 investierten Kleinbauernorganisationen ihre Prämie nach

wie vor hauptsächlich in die Entwicklung und Stärkung ihrer Unternehmen sowie in

Direktleistungen für ihre Mitglieder. Kleinbauernorganisationen stimmten dafür, rund 22

Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in Einrichtungen und Infrastruktur für ihre Betriebe – wie die

Verarbeitung, Verpackung, Lagerung oder den Transport der Ernten – zu investieren. Diese

Investitionen sind wichtige Voraussetzungen zur Kapazitätssteigerung, für verbesserte

Qualität und eine bessere Wertschöpfung, was wiederum zu höheren Einkünften für die

Mitglieder führen kann. Rund 42 Prozent der Fairtrade-Prämie wurden für Direktleistungen

an Bäuerinnen und Bauern der Organisationen ausgegeben, u.a. für Fortbildungen,

Geräte, Betriebsmittel, Kredite und finanzielle Beihilfen, aber auch für Direktzahlungen an

Mitglieder über die Fairtrade-Preise hinaus. So erhöht sich das Engagement der Mitglieder

durch zusätzliche Direkteinnahmen aus Fairtrade-Verkäufen und die einzelne Bäuerin bzw.

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10 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

der einzelne Bauer profitiert von einem höheren Einkommen. Ausgaben für Infrastruktur

und Dienstleistungen für Bäuerinnen und Bauern zusammengenommen, schätzen wir,

dass um die 31 Prozent der Fairtrade-Prämie für Investitionen ausgegeben wurden, die

zu einer höheren Produktivität oder Qualität führen können.

Insgesamt nutzen Kleinbauernorganisationen rund neun Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für

Investitionen in Gemeinschaftsprojekte. Während viele Produzentenorganisationen vorhaben,

in beträchtlichem Umfang Gemeinschaftsprojekte zu finanzieren, erkennen sie jedoch auch

die hohe Bedeutung von Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen. Die

Fairtrade-Prämie ist ein wichtiges und flexibles Hilfsmittel, das es Produzentenorganisationen

ermöglicht, Investitionen gemäß ihrer eigenen Prioritäten zu tätigen.

Arbeitskräfte auf Plantagen verwenden ihre Prämie hingegen weiterhin hauptsächlich für

eine Vielzahl von Projekten zur Erfüllung der Bedürfnisse der Beschäftigten. Arbeiterinnen

und Arbeiter stimmten dafür, rund 64 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Bildung,

Unterkünfte, Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen für Arbeitskräfte

auszugeben. Da viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit steigenden Lebenshaltungskosten

zu kämpfen haben, bilden Hilfsleistungen aus der Fairtrade-Prämie eine wichtige

Extraleistung. Bei vielen Organisationen wurde die Fairtrade-Prämie außerdem zur

Entwicklung und Förderung der eigenen Arbeiter-Organisation genutzt. Ca. 20 Prozent

der Fairtrade-Prämie auf Plantagen floss in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen vor Ort

oder Gesundheitsversorgung. Insgesamt 27 Prozent der Fairtrade-Prämie auf Plantagen

finanzierte Bildungsangebote: entweder Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und ihre

Familien oder Bildungsmaßnahmen und Schulen im erweiterten Umfeld der Plantage.

GRAFIK 2.1

Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnitt 2011–14 (€)

HLO Organisationen mit Lohnarbeits- kräften / Plantagen u. Farmen

(Hired Labour Organizations)SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie

je SPO

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Bäuerin/Bauern

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie

je HLO

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Arbeitskraft auf

Plantagen

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller

Organisationen

Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller Bäuerinnen, Bauern

und Arbeitskräfte

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

120.000

110.000

100.000

90.000

80.000

70.000

60.000

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0

2011–12 2012–13 2013–14

Hinweis: Diese Auswertung basiert auf Rückmeldungen von 85 Prozent aller Produzenten-organisationen, die am Ende des Jahres 2014 über eine Fairtrade-Zertifi zierung verfügten. Sie berücksichtigt nur Daten von Produzentenorganisationen, die für den gesamten Erhebungs zeitraum Fairtrade-zertifi ziert und berechtigt waren, Fairtrade-Prämie zu beziehen. Sie umfasst keine Organisationen, die sich während des Audits in der Prüfungs -phase zur Zulassung befanden und 2014 ihre Zertifi zierung erhielten. Außerdem sind keine Produzentenorganisationen berücksichtigt, die ihre Fairtrade-Prämieneinnahmen nicht gemeldet haben.

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11 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

ebnisse aus Fairtrade-StudienWir binden im Verlauf dieses Berichts immer wieder Ergebnisse aus aktuellen unabhängigen

Studien und von uns in Auftrag gegebenen Erhebungen ein, die die Daten des Monitorings

ergänzen und einen tieferen Einblick in die Wirkung und Herausforderungen von Fairtrade

bieten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen:

■■ Eine neue Studie von LEI Wageningen untersucht die Wirkung von Fairtrade

auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene sowie hinsichtlich der Stärkung von

Rechten für Arbeiterinnen und Arbeiter auf zertifizierten Bananenplantagen in

der Dominikanischen Republik, Kolumbien und Ghana im Vergleich zu nicht-

zertifizierten Plantagen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Fairtrade zwar

keine direkte Auswirkungen auf die Lohnsituation hatte, doch vor allem über die

Fairtrade-Prämie verschiedene Sachleistungen für Arbeiterinnen und Arbeiter bot,

von denen viele von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Wenn man den Wert dieser

Sachleistungen (z.B. subventionierte Lebensmittel, Unterbringung, Verkehrsmittel,

Gesundheitsfürsorge, oder Bildung) beziffert, wird deutlich, dass Fairtrade durchaus

zu einer wirtschaftlichen Verbesserung für Arbeiterinnen und Arbeiter in allen drei

untersuchten Wirkungsbereichen beiträgt. Fairtrade-Arbeitskräfte sind enorm

abhängig von ihrem Lohn und ebenso von den Sachleistungen, die die Fairtrade-

Zertifizierung ihnen bietet.

Es zeigte sich, dass eine Fairtrade-Zertifizierung zu einem höheren Lebens-

standard für Plantagen-Arbeiterinnen und Arbeitern in der Dominikanischen Republik

beiträgt. Arbeitskräfte auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen waren zufriedener mit

ihrem Lebensstandard, konnten mehr Geld zurücklegen und lebten mit höherer

Ernährungssicherheit. Allerdings konnte die Studie keine deutlichen Unterschiede

zwischen den Haushaltsvermögen von Arbeitskräften auf Fairtrade-zertifizierten und

nicht-zertifizierten Plantagen in Ghana oder Kolumbien feststellen. Das legt nahe,

dass trotz der wirtschaftlichen Vorteile einer Fairtrade-Zertifizierung für Arbeitskräfte

aller drei Länder, die Vorteile in Ghana und Kolumbien bisher nicht so weit reichten,

dass Arbeiterinnen und Arbeiter Rücklagen ansparen oder ihr Vermögen steigern

konnten.

Die Autoren der Studie betrachteten mehrere Indikatoren in Bezug auf Arbeits-

bedingungen, Arbeiterrechte und Empowerment. Fairtrade-Plantagen schneiden

bei Arbeitsbedingungen, Tarifverhandlungen sowie dem Dialog zwischen

Belegschaft und Unternehmensleitung tendenziell besser ab als nicht-zertifizierte

Plantagen. Allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen in Bezug auf

Geschlechtergerechtigkeit, die Kenntnisse der Arbeiterschaft über ihre Rechte

und die Stärkung der Rechte von Wanderarbeitern. ■■ Im Rahmen unserer Recherchen zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft

beauftragte Fairtrade 2015 Wissenschaftler des niederländischen Instituts KIT,

ein partizipatives Videoprojekt mit einer Gruppe von 25 Kakaobäuerinnen aus der

westlichen Elfenbeinküste zu entwickeln. Alle Frauen hatten eine Verbindung zu

Fairtrade-Kooperativen, entweder weil sie selbst Mitglied waren, oder Ehepartnerin

eines Mitglieds. Über zehn Tage hinweg trafen sich die Frauen, um den Umgang mit

den Kameras und Mikrofonen zu erlernen und Ideen für ihre Filme zu entwickeln.

Anschließend drehten sie zwei Filme vor Ort in ihren Dörfern. Sie editierten die

Filme gemeinsam und führten sie schließlich den Mitgliedern des Vorstands ihrer

Kooperativen und dem Management vor.

Die Filme thematisieren Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Frauen

im Kakaoanbau konfrontiert sind. Zu den Hauptthemen gehörten der Wunsch der

Frauen, unterschiedliche Arten von Arbeiten zu verrichten, über mehr Einfluss auf

das Haushaltseinkommen zu verfügen und eine führende Rolle in ihren Gemeinden

und den Kooperativen zu übernehmen. Sie benötigen einen besseren Zugang zu

Ressourcen, wie Betriebsmitteln, Fortbildungen und Transportmitteln, um ihre

Kakaoproduktion abzusichern. Sie würden sich gerne mehr in ihre Kooperativen

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12 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

einbringen, doch fühlen sich weder ausreichend in die Treffen der Kooperativen

noch in die Entscheidungsprozesse einbezogen. In den Filmen interviewen sie

das Management ihrer Kooperativen und verhandeln mit ihnen über Belange von

Frauen. Am Ende des Projekts fühlten sich die Frauen ermutigt und gestärkt, um

mit größerem Nachdruck die Interessen von Frauen in den Kakaokooperativen

einzufordern - ein Prozess, den Fairtrade unterstützen möchte.

Die Filme sind online abrufbar und kommen auf Workshops mit anderen

Produzentinnen und Produzenten in Afrika zum Einsatz, um Diskussionen über

Geschlechterrollen anzuregen. http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single-

view/article/raising-the-voices-of-rural-women.html ■■ Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Georg-August-Universität Göttingen und

des International Food Policy Research Instituts (IFPRI) untersucht und vergleicht

die Wirkung von drei nachhaltigkeitsorientierten Standards (Fairtrade, Bio und

UTZ) auf das Leben von Kleinbäuerinnen und -bauern im Kaffeeanbau Ugandas.

Die Autoren der Studie wählten drei Kooperativen mit ähnlichen agro-ökologischen

Bedingungen und Marktzugängen aus der Zentralregion Ugandas aus. Die

Kooperativen verfügten über unterschiedliche Kombinationen aus UTZ-, Fairtrade-

and Bio-Zertifizierungen. Die Untersuchung ergab, dass eine Fairtrade-Zertifizierung

in diesem Zusammenhang den Lebensstandard von Haushalten um 30 Prozent

erhöhte und die Verbreitung sowie den Grad der Armut zertifizierter Bäuerinnen

und Bauern verringerte. Für die anderen Zertifizierungen konnten in dieser Hinsicht

keine spürbaren Effekte festgestellt werden.

Die Wissenschaftler halten dies für das Ergebnis mehrerer speziell mit dem

Fairtrade-Ansatz verbundener Aspekte, u.a.: ■■ Der Fairtrade-Mindestpreis, der im Untersuchungszeitraum, als die Kaffee-

preise niedrig waren, zu höheren Preisen für Fairtrade-Bäuerinnen und

-Bauern beitrug,■■ Investitionen in produktive Infrastruktur aus der Fairtrade-Prämie sowie■■ Der Schwerpunkt von Fairtrade auf die Zertifizierung von Produzenten-

organisationen und den Aufbau direkter Handels- und Vermarktungsbeziehungen

zwischen Fairtrade-Produzenten und ihren Abnehmern.■■ Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry

Centre (ICRAF) und Bioversity International gemeinsam eine Grundlagenstudie

über Kleinbäuerinnen und -bauern und ihre Kooperativen im westafrikanischen

Kakaoanbau. Rasant ansteigende Fairtrade-Beitrittszahlen von Kakao anbauenden

Produzentenorganisationen aus Ghana und der Elfenbeinküste bildeten eine

einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige Datenerhebungen und

Wirkungsstudien zu schaffen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.3

dieses Berichts zusammengefasst.

Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativenverbände erste Schritte

unternommen haben, um wirtschaftlich funktionsfähig zu sein. Sie haben

Geschäftsbeziehungen zu Käufern aufgebaut und sind Kooperationen mit

Dienstleistern eingegangen, haben Verfahren für den grundlegenden Geschäftsbetrieb

und zur Einhaltung der Fairtrade-Standards ausgearbeitet und wertvolle Erfahrungen

im Betrieb eines als Kooperative organisierten Unternehmens gesammelt. Der

Bericht weist auf Herausforderungen für kommende Entwicklungsphasen dieser

noch jungen Kooperativen hin, die keinen Einfluss auf den An- und Verkauf des

Kakaos haben und deshalb nur eingeschränkt ihre Finanzen konsolidieren oder

ihre Betriebe vergrößern können. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Fairtrade

und seine Partner mit den Kooperativen zusammenarbeiten sollten, um sie bei der

nächsten Phase ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern

über Ausschüttungen der Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen

wie technischer Unterstützung von der Zertifizierung profitieren konnten. Es

besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Auszahlungen aus Fairtrade-

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13 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Prämieneinnahmen durch die Kooperativen an ihre Mitglieder, wenn Abnehmer

größere Mengen zertifizierten Kakaos einkaufen.■■ Fairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-

Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten

von 177 Faitrade-zertifizierten und 87 nicht-zertifizierten Bäuerinnen und Bauern

aus fast 40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso.

Das Ergebnis der Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige

Evaluationen der Wirkung von Fairtrade-Zertifizierungen in Westafrika bringen.

Das Forscherteam untersuchte Fairtrade-Kooperativen und verglich sie mit

nicht-zertifizierten Gruppen in Bezug auf drei Themenbereiche: Steigerung der

Agrarleistung, Verbesserung von Marktzugängen sowie Stärke und Inklusivität

der Kleinbauernorganisationen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.6

dieses Berichts zusammengefasst. Die zertifizierten Gruppen schnitten für viele

der Indikatoren der Studie besser ab.

Die Autoren der Studie stellten ein klares Potenzial dafür fest, dass Fairtrade

deutlich mehr zur Entwicklung von Baumwollbäuerinnen und -Bauern in Westafrika

beitragen könnte, wenn sich mehr Marktchancen für ihre zertifizierte Baumwolle

erschließen ließen. Die Forscher empfahlen außerdem eine stärkere Unterstützung

für Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern. Obwohl Fairtrade-Bäuerinnen und

-Bauern besseren Zugang zu Dienstleistungen haben als Bäuerinnen und Bauern

der Vergleichsgruppen, stellte die Untersuchung dennoch fest, dass auch für sie

Fortbildungen und der Ausbau ihrer Kompetenzen intensiviert und weiträumiger

angeboten werden sollte.

Schließlich stellte die Studie fest, dass die Struktur des Baumwollsektors in

Westafrika Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern dabei behindert, in direkte Verhand-

lungen mit Käufern zu treten und dass Fairtrade mehr tun sollte, um den fairen

Handel gegenüber den Hauptakteuren der Region zu bewerben.

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14 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

64% AllerFairtrade-Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte

befinden sich in Afrika und dem

Mittleren Osten

über

1,65 millionen Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte sind in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen

zusammengeschlossen

Lateinamerika und Karibik Fairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 316.100Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 12.600Gesamt 328.700

Afrika und Mittlerer OstenFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 968.000Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 87.500Gesamt 1.055.500

Asien und Pazifi kregionFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 163.700Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 104.000Gesamt 267.700

WeltweitFairtrade- Kleinbäuerinnen/-bauern 1.447.900Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertifi zierten Plantagen 204.000Gesamt 1.651.900

Afrika und Mittlerer Osten

Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern

Anteil Arbeitskräfte

Anteil gesamt

67%

43%

64%

Asien und Pazifi kregion

Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern

Anteil Arbeitskräfte

Anteil gesamt

11%

51%

16%

Lateinamerika und Karibik

Anteil Kleinbäue- rinnen/-bauern

Anteil Arbeitskräfte

Anteil gesamt

GRAFIK 3.3

Regionale Verteilung von Fairtrade-Kleinbauern und -Lohnarbeitskräften 2014

22%

6%

20%

Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

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15 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 3.5

Regionale Verteilung aller Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern und -Lohnarbeitskräfte 2014

Karibik35.000

Zentralasien1.000

Mittlerer Osten4.300

Westafrika184.200

Pazifi kregion19.700

Südasien184.600

Ostafrika801.800

Ostasien3.500

Zentral- amerika und Mexiko 121.100

Südost- asien59.000

Südamerika172.600

Südliches Afrika 59.900

Nordafrika5.300

Lateinamerika und Karibik 328.700

Afrika und Mittlerer Osten 1.055.500

Asien und Pazifi kregion267.700

Weltweit1.651.900

Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

GRAFIK 3.11

Frauenbeteiligung bei Fairtrade 2014

Afrika und Mittlerer Osten

Afrika und Mittlerer Osten

Asien und Pazifi kregion

Asien und Pazifi kregion

Lateinamerika und Karibik

Weltweit

Lateinamerika und Karibik

Weltweit

Hinweis: Diese Übersicht enthält nur Produzentenorganisationen, die sowohl Angaben über die Gesamtzahl ihrer Bauern bzw. Arbeitskräfte sowie die Gesamtzahl ihrer weiblichen Mitglieder bzw. Arbeitskräfte gemeldet haben. Die Analyse basiert auf Daten von 98 Prozent aller zum Ende 2014 zertifi zierten Organisationen mit Lohnarbeitskräften und 95 Prozent aller zum Ende 2014 zertifi zierter Kleinbauernorganisationen.

1111111111 1111111111 11112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 22

112222222222 222

1111112222222222 2222222222 222

1111111111 1111111111 1111111111 112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2

1111111111 1111111111 1111111111 11111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 22222222

1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 111111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222222

111222222222

1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 111111112222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222

200.000

20.000

400.000

40.000

600.000

60.000

1.000.000800.000

80.000 100.000

1 25%1 12%1 22%1 23%1 23%

1 44%1 55%1 24%1 48%1 48%1 26%

Gesamt Arbeiterinnen

Gesamt Bäuerinnen und Arbeiterinnen weltweit

Gesamt Bäuerinnen

Anzahl weiblicher Mitglieder im Vergleich zu männlichen Mitgliedern, Kleinbauernorganisationen

Anzahl Arbeiterinnen im Vergleich Anzahl Arbeiter, Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2014

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16 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

1.226

in 74 Ländern

seit mindestens drei Jahren

64% allerProduzentenorganisationen sind

201320142012

Fairtrade-zertifizierteProduzentenorganisationen

fairtrade-zertifiziert

Im Durchschnitt erhielten Fairtrade-Produzentenorganisationen

über

100.000 €

Fairtrade-Prämien

Kleinbauernorganisa-tionen investierten

31%ihrer Fairtrade-Prämie in

Massnahmen zur

Produktivitäts-oder Qualitätssteigerung

€ €€ € €

Page 17: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

17 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

zertifiziert

40%aller Fairtrade-Produzentenorganisationenverkauften 2013-14über die Hälfte ihrer Ernteunter Fairtrade-

Bedingungen

52%allerFairtrade-Produzentenorganisationen

sind auch Bio-

1,4 HEkTAR land werden durch-schnittlichvon Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern

bewirtschaftet

Abverkäufe überFairtrade ergaben951 Millionen €Einnahmen für Produzentinnen

und Produzenten

im Jahr 2013–14

1,4 Hektar

Page 18: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

18 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 6.2

Fairtrade-Prämieneinnahmen nach Produkten 2013–14

• 47% Kaffee

18% Bananen •

10% Kakao •

10% Rohrzucker •

5% Blumen und Pfl anzen •

4% Tee •

1% Baumwolle •

5% Andere •

Kaffee 47%

Bananen 18%

Kakao 10%

Rohrzucker 10%

Blumen und Pfl anzen 5%

Tee 4%

Baumwolle 1%

Andere 5%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

GRAFIK 6.9

Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauernorganisationen 2013–14

• 22% Anlagen undInfrastruktur

• 24% Personal-wesen und Verwaltung

• 2% Schulungen und Weiter-bildungen für Angestellte und

Vorstandsmitglieder

• 4% Kredite und Finanzleistungen

• 1% Bildung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien

3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

1% Gesundheitsversorgung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien •

4% Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen •

20% Auszahlungen an Bäuerinnen/Bauern •

5% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

4% Andere Leistungen für Klein-bäuerinnen/-bauern oder Lohnarbeitskräfte •

1% Infrastruktur der Gemeinde •2% Bildung •1% Umweltschutz •2% Gesundheitswesen •2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 2% Andere

Investitionen in Produzentenorganisationen 47%

Leistungen für Kleinbäuerinnen/-bauern 42%

Leistungen für die Gemeinde 9%

Andere 2%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

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19 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 6.10

Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2013–14

• 22% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und

ihre Familien

• 8% Finanzielle Bei-hilfen und Kredite

für Arbeitskräfte

• 4% Gesund-heitsversorgung für Arbeitskräfte

und ihre Familien

• 14% Investitionen in Arbeiterunterkünfte

• 2% Zahlungen an Arbeitskräfte und

ihre Familien

15% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •

12% Unterstützung des Fairtrade- Prämienkomitees oder anderer Arbeiterorganisationen •

1% Fortbildungen für Inte- ressenvertreter der Arbeitskräfte •

2% Fortbildungen für Arbeitskräfte •

6% Infrastruktur der Gemeinde •

5% Bildung •

4% Gesundheitswesen •4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde • • 1% Andere

Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 64%

Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 15%

Leistungen für die Gemeinde 20%

Andere 1%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

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Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee

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21 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Kaffee-ORGANISATIONEN ERHIELTEN

49 millionen €FAIRTRADE-PRÄMIE

IM ZEITRAUM 2013-14

1,1 MILLIONENhektar

Kaffee-ANBAUFLÄCHEN WELTWEIT

80% desFAIRTRADE-KAFFEESKOMMT AUSlateinamerika

UND DER KARIBIK

445 KAFFEE-PRODUZENTENORGANISATIONEN

REPRÄSENTIERTEN

812.500BÄUERINNEN UND BAUERN IN 30 LÄNDERN

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22 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 445 Kleinbauernorganisationen in 30 Ländern

über eine Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee. Mehr als 812.000 Kleinbäuerinnen und

-bauern waren Mitglieder in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen für

Kaffee, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. ■■ Schwankende internationale Preise belasteten Kaffeeproduzentinnen und -produ-

zenten auch weiterhin. Die Preise waren bereits im Jahr 2013 sehr niedrig, oftmals

sanken sie unterhalb der Produktionskosten. Zwar erholten sich die Preise für

konventionellen Kaffee im ersten Quartal 2014, doch im letzten Quartal des Jahres

begann ein weiterer Abwärtstrend. Um dieser Situation zu begegnen, startete

Fairtrade u.a. ein internationales Projekt zur Erfassung der aktuellen Kosten für

eine nachhaltige Kaffeeproduktion. ■■ Über 75 Prozent des verkauften Fairtrade-Kaffees wurden in Lateinamerika und

der Karibik angebaut, wovon Kolumbien den meisten Fairtrade-Kaffee produziert.

Brasilien und Peru gehören weiterhin zu den zehn Ländern mit den größten

Verkaufsmengen. Anbauländer in Afrika und Asien wie Kenia, Äthiopien und Indo-

ne sien erweitern die Vielseitigkeit von Fairtrade-Kaffee.■■ Fairtrade-Kaffeeorganisationen bebauen über 1,1 Millionen Hektar weltweit und

produzierten 2013–14 mehr als 549.000 Tonnen zertifizierten Kaffee her. Davon

tru gen 34 Prozent auch das Bio-Siegel.■■ Die gemeldeten Verkäufe von Fairtrade-Kaffee stiegen 2013-2014 um sechs Prozent.

Das Verkaufsvolumen von Fairtrade-Kaffee betrug insgesamt 150.800 Tonnen.■■ Im globalen Schnitt konnten Produzentenorganisationen 28 Prozent ihres Fairtrade-

zertifizierten Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Dennoch gibt es viele

Kaffee-Kooperativen, die mehr als die Hälfte ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen

verkaufen konnten. Fairtrade unterstützt die kommerziellen Akti vitä ten der Pro-

duzenten durch aktive Teilnahme an bedeutenden Branchenevents, wie der jährlichen

Messe der Specialty Coffee Association of America (SCAA) und der internationalen

Industriemesse Coffee Tea Cocoa (COTECA). Neben der Kommunikation

über die Wirkung von Fairtrade bieten diese Veranstaltungen Gelegenheit für

Geschäftsgespräche zwischen Produzenten und Partnerunternehmen, initiiert

beispielsweise über Verkostungen, in denen wir das vielseitige Angebot der

Fairtrade-Kaffeewelt nach Qualität und Anbauland vorstellen.■■ Die Bauernorganisationen profitierten weiterhin von der Erhöhung der Fairtrade-

Prämie für Kaffee von 0,10 auf 0,20 UD-Dollar pro Pfund aus dem Jahr 2011.

Kaffee-Bäuerinnen und Bauern erhielten 2013–14 Fairtrade-Prämien von insgesamt

mehr als 49 Millionen Euro. ■■ Im Geschäftsjahr 2013–14 investierten Pro duzentenorganisationen für Fairtrade-

Kaffee einen wesentlichen Teil ihrer Fairtrade-Prämie (44 Prozent) in die Verbesserung

von Infrastruktur, Einrichtungen und Prozessen ihrer Organisationen. Weitere 46

Prozent flossen in Direktleistungen an Bäuerinnen und Bauern. Darunter fielen

Direktzahlungen an einzelne Bäuerinnen und Bauern in Höhe von 24 Prozent der

gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee. ■■ Im Jahr 2014 beschränkte sich die durchschnittliche Anbaufläche eines Fairtrade-

Kaffeebauern in Afrika auf 0,8 Hektar. Kleinbäuerinnen und -bauern in Asien und der

Pazifikregion bestellten etwas größere Anbauflächen von einem Hektar, während

Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik ihren Kaffee auf durchschnittlich 3,1

Hektar anbauten. ■■ Weltweit beträgt die Durchschnittsgröße von Fairtrade-Kaffeefeldern 1,4 Hektar,

das entspricht rund 1,3 Fußballfeldern. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Fairtrade

weiterhin vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern unterstützt. ■■ Die Auswirkungen des Klimawandels und der Kaffeerost-Ausbruch setzten Kaffee-

bauern weiterhin schwer zu. Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International und das

Produzentennetzwerk für Lateinamerika und die Karibik (CLAC) ein Pilotprojekt zur

Rettung von Kaffeerost befallener Büsche in El Salvador. Das Projekt fördert die

Foto: Hidayah pflückt Kaffeekirschen in der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Koperasi Baithul Qiradh Baburrayyan (KBQB) in Indonesien. © Nathalie Bertrams

Page 23: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

23 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen Produzentenorganisationen

aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas. Im Projekt wenden die Teil neh-

merinnen und Teilnehmer spezielle Verfahren aus dem Fairtrade-Programm gegen

Klimawandel an, um Risiken vor Ort, Optionen und Maßnahmen zu identifizieren.

Sie treten in Kontakt mit den nationalen Kaffeebranchen, um mehr über verfügbare

Technologien zu erfahren und mögliche Partnerschaften im Kampf gegen die

Auswirkungen des Klimawandels zu ermitteln. Außerdem gehört die Rettung einer

acht Hektar großen Anbaufläche an Kaffeerost erkrankter Pflanzen auf einer Testfarm

zum Projekt. Fairtrade führt derzeit ein von der finnischen Regierung gefördertes

Programm zur Kapazitäten- und Kompetenzförderung von Kaffeebäuerinnen und

-bauern in Nicaragua, Honduras und Guatemala ein.■■ Fairtrade förderte weiterhin Führungsrollen unter Kleinbäuerinnen und -bauern, um

eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren der globalen Kaffeebranche zu

erreichen. ■■ Gemeinsam mit Produzentinnen und Produzenten, gewerblichen Partnern, weite -

ren Akteuren der Kaffeeindustrie, Regierungen und anderen wichtigen Interessen-

vertretungen unterstützt Fairtrade Kleinbäuerinnen und -bauern, damit sichergestellt

ist, dass sie auf globaler und regionaler Ebene Gehör finden. So beteiligt sich Fairtrade

beispielsweise aktiv an globalen Initiativen wie der Plattform Vision 2020, dem Global

Coffee Forum, das u.a. von der International Coffee Organization organisiert wird,

und an der EXPO Milan 2015.

GRAFIK 7.1

Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2008–2014

500

400

300

200

100

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Kaffee

302 316 329 348

402439 445

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24 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Brasilien 25

Guatemala 14

Mexiko 46

Elfenbeinküste 03

Kamerun 02

Demokratische Republik Kongo

01

Indonesien 16

Tansania 08

Malawi 01

Ruanda 07

Kenia 38

Indien 09

Laos 01

Vietnam 06

Thailand 01El Salvador 03

Costa Rica 08

Kolumbien 65

Ecuador 02

Peru 90

Bolivien 21

Haiti 01

Nicaragua 29

Honduras 25

Dominikanische Republik 01

Osttimor 01

Uganda 11

Burundi 03

Papua-Neuguinea 03

Äthiopien 04

GRAFIK 7.2

Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2014

Lateinamerika und Karibik330

Afrika und Mittlerer Osten78

Asien und Pazifi kregion37

Gesamt aller Regionen445

Lateinamerika und Karibik210.200

Afrika und Mittlerer Osten526.200

Asien und Pazifi kregion76.100

Gesamt aller Regionen812.500

Karibik9.800

Ostafrika523.600

Südliches Afrika1.400

Zentralamerika und Mexiko90.500

Westafrika1.200

Pazifi kregion2.800

Südasien21.000

Südostasien52.200

Südamerika109.900

GRAFIK 7.3

Fairtrade-Kaffee: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Regionen

Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

Page 25: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

25 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Kaffee: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es

812.500Fairtrade-Kaffee-bäuerinnen und -bauern

2013–14 verkauften Fairtrade-Kaffeebauern

150.800 tzu Fairtrade-Bedingungen

1.105.600Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Kaffee

Insgesamt verkauften zertifi zierte Organisationen

28% ihres Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen*

Kaffeebauern erhielten

49.424.500 €Fairtrade-Prämie

2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern

549.400 tzertifi zierbaren Kaffee

185.300 t

bzw. 34%trugen das Bio-Siegel

Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kaffee im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.

R9% seit 2013

R16% seit 2012–13

R5% seit 2012–13

R10% seit 2013

R6% seit 2012–13

R12% seit 2012–13

134.100

37.304.100

142.400

150.800

43.960.700

49.424.50050.000.000

45.000.000

40.000.000

35.000.000

30.000.000

25.000.000

20.000.000

15.000.000

10.000.000

5.000.000

0

160.000

140.000

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0

Fairtrade-Kaffee Verkaufsvolumen (Tonnen)

Fairtrade-Prämien- einnahmen (in € )

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.4

Fairtrade-Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014

Page 26: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

26 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.5

Fairtrade-Kaffee: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

• 20% Einrichtungenund Infrastruktur

• 22% Personal-wesen und Verwaltung

• 2% Schulungen und Weiterbildungen für

Angestellte und Beauftragte

• 6% Kredite und Finanzleistungen

1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •

3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

5% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •

24% Auszahlungen an Kleinbauern •

4% Bereitstellung landwirtschaftli-cher Geräte und Betriebsstoffe •

3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •

1% Infrastruktur der Gemeinde •

1% Bildung •1% Umweltschutz •1% Gesundheitswesen •3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 2% Andere

Investitionen in Produzenten- organisationen 44%

Leistungen für Kleinbauern 46%

Leistungen für die Gemeinde 8%

Andere 2%

Hinweis: Die Summe der prozentualen Anteile ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

Lateinamerika und Karibik3,1 ha

Afrika und Mittlerer Osten0,8 ha

Asien und Pazifi kregion1,0 ha

Weltweit1,4 ha

Karibik2,0 ha

Ostafrika0,8 ha

Südliches Afrika0,9 ha

Zentralamerika und Mexiko2,6 ha

Pazifi kregion1,0 ha

Südasien0,6 ha

Südostasien1,1 ha

Südamerika3,6 ha

Durchschnittliche Kaffee-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

Page 27: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

27 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

6. Mexiko28.700 MT

5. Costa Rica32.200 t

8. Honduras22.400 t

2. Brasilien87.600 t

9. Kenia21.800 t

4. Nicaragua32.500 t

10. Äthiopien19.800 t

7. Indonesien22.800 t

1. Kolumbien162.700 t

3. Peru87.300 t

Fairtrade-Produktionskapazitäten für Kaffee (in Tonnen): Top 10 Länder 2013–14

Top 10 Gesamt 517.800 t

94 Prozent der Fairtrade-Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 10 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.

2. Mexiko24.200 t

3. Indonesien19.600 t

4. Honduras15.400 t

5. Äthiopien10.900 t

1. Peru79.300 t

Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Kaffee (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14

Top 5 Gesamt 149.500 t

81 Prozent der Fairtrade- und Bio-zertifi zierten Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.

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Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen

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29 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

fairtrade-Produzentenorganisationen

verkauften über

60%ihrer bananen zu

Fairtrade-Bedingungen

Angestellte auf Bananenplantagen

investierten34%

ihrer Fairtrade-Prämie in die Verbesserung von

Arbeiterunterkünften

Absätze vonFairtrade-bananenstiegen um 15%

123 bananen-produzentenorganisationen

repräsentieren21.700 Menschen in

11 Ländern

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30 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen■■ Zum Jahresende 2014 bauten 123 Produzentenorganisationen in 11 Ländern

Fairtrade-Bananen an, 69 von ihnen waren Kleinbauernorganisationen und 54

Plantagen. Die meisten Fairtrade-Bananenproduzenten befinden sich in Kolumbien,

der Dominikanischen Republik und Peru. ■■ Fast 22.000 Menschen waren am Anbau von Fairtrade-Bananen beteiligt: als Mit-

glieder in Kleinbauernorganisationen oder als Beschäftigte auf Plantagen. ■■ Der Absatz von Fairtrade-Bananen stieg im Berichtsjahr um 15 Prozent, was haupt-

sächlich an den stärkeren Verkaufszahlen von Bio- und Fairtrade-zertifizierten

Bananen lag, nach verkaufsfördernden Maßnahmen großer Supermarktketten in

Frankreich, Deutschland und Schweden. ■■ Fairtrade gewann an Bedeutung in der dominikanischen Bananenindustrie. Die

Hälfte aller von hier exportierten Bananen trägt mittlerweile das Fairtrade-Siegel.

Für europäische Länder, vor allem Großbritannien, ist die Dominikanische Republik

ein Kern-Herkunftsland. ■■ Bananen aus Westafrika gewannen an Attraktivität für europäische Abnehmer, weil

der Euro im Vergleich zum Dollar 2014 relativ schwach war. Vor diesem Hintergrund

konnten es Fairtrade-Bananenproduzenten aus Ghana und Kamerun mit klassischen

Anbaugebieten wie Lateinamerika und der Karibik aufnehmen. Langfristig ist es

möglich, dass einige Käufer für ihre Beschaffung von Lateinamerika und der Karibik

auf Westafrika umschwenken werden. ■■ Im Jahr 2014 erhielten Fairtrade-Bananenproduzenten über 19 Millionen Euro Prä-

mien einnahmen, das entspricht einer Steigerung von knapp 12 Prozent gegenüber

2012–13. Etwa 17 Millionen Euro (oder 89 Prozent) dieser Einnahmen flossen an

Produzentengruppen in der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Peru und

Ecuador. ■■ Bananenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

Verkäufe zugelassen waren, verkauften durchschnittlich 64 Prozent (Kleinbauern-

organisationen) bzw. 56 Prozent (Plantagen) ihrer Ernteerträge als Fairtrade-Produkte.

Das entspricht einer Steigerung für Kleinbauernorganisationen um drei Prozent im

Vergleich zu 2012–13 und einem Rückgang von neun Prozent für Plantagen. Die

negative Entwicklung für Plantagen lag an dem jüngsten Beitritt einiger großer

Produzentengruppen, die zuvor noch keine bedeutenden Mengen ihrer Bananen

zu Fairtrade-Bedingungen verkauft hatten. ■■ Im weltweiten Durchschnitt betreiben Kleinbäuerinnen und -bauern ihren Bananen -

anbau auf einer Fläche von 2,3 Hektar. Regional reicht das Spektrum durchschnittlicher

Anbauflächen von weniger als einem Hektar in Peru und den Windward Islands bis

zu mehr als fünf Hektar in der Dominikanischen Republik und über sieben Hektar in

Ecuador. ■■ Bananenbäuerinnen und -bauern entschieden sich, rund 54 Prozent ihrer Fairtrade-

Prämie in ihre Organisationen zu investieren, ein leichter Anstieg im Vergleich

zum Vorjahr. Sie gaben 36 Prozent der Prämie für eine Reihe Direktleistungen an

Bäuerinnen und Bauern aus, u.a. für Geräte und Ausrüstung. Acht Prozent der

Prämie finanzierten Projekte und Angebote für die Gemeinde. ■■ Angestellte auf Plantagen investierten 34 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in die

Verbesserung von Arbeiterunterkünften, dies hatte vor allem für Arbeitskräfte in

Kolumbien eine klare Priorität. Andere Prioritäten lagen auf dem Zugang zu Bildung

für Arbeitskräfte und ihre Kinder durch Zahlung von Schulgebühren, Stipendien

und Unterstützung bei der Anschaffung von Büchern. Insgesamt investierten

Arbeitskräfte aus Betrieben mit Fairtrade-Bananen 21 Prozent ihrer Fairtrade-

Prämie in bildungsbezogene Zwecke. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Bananen waren mit diversen

Herausforderungen konfrontiert, verursacht durch Klimawandel und extreme

Wetterverhältnisse. El Niño bedrohte die Ernteerträge in Peru und Ecuador,

während die Dominikanische Republik 2014 unter Dürre litt. Im Falle der Windward

Foto: Recimar Shawilson sortiert frisch geerntete Bananen in der Verpackungsanlage von ASOARAC in Monte Cristi, Dominikanische Republik. © James Rodriguez

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31 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Islands haben sich die Erträge der vom Wirbelsturm im Jahr 2010 betroffenen

Bananenbauern noch immer nicht vollständig erholt. Entsprechend sind die

Mitgliederzahlen der Produzentenorganisationen merklich geschrumpft. Fairtrade

unterstützt die Produzentinnen und Produzenten auf den Windward Islands weiterhin

beim Wiederaufbau ihrer Bananenproduktion. ■■ Fairtrade entwickelt innovative Optionen zur Produktivitätssteigerung bei Klein-

bäuerinnen und -bauern in der Bananenbranche. Für diese Maßnahmen sind nur

sehr begrenzt zusätzliche Investitionen nötig und das jeweilige Vorgehen ist auf

die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnitten. ■■ Auf Plantagen konzentriert sich Fairtrade auf die Förderung von existenzsichernden

Löhnen und ermittelt deshalb Richtwerte für die verschiedenen Anbauregionen.

Darüber hinaus beteiligen wir uns am Aufbau eines Lohndialogs mit der Industrie

und Akteuren der Lieferkette. In der Dominikanischen Republik konzentriert Fairtrade

seine Energie weiterhin auf die Legalisierung von Wanderarbeitskräften. Viel wurde

bereits auf Fairtrade-Plantagen erreicht, denn 97 Prozent der Wanderarbeiterinnen

und -arbeiter haben mittlerweile einen offiziellen Legalisierungsprozess durchlaufen,

unterstützt von Fairtrade. Nichtsdestotrotz stehen wir bei der Verbesserung der

Bedingungen für Wanderarbeitskräfte in bäuerlichen Kleinbetrieben noch vielen

Herausforderungen gegenüber, ebenso in den Fällen, wenn jemand nicht über

die nötigen Dokumente seines/ ihres Herkunftslandes verfügt. Fairtrade arbeitet

weiterhin mit der Regierung und anderen Akteuren zusammen, um Lösungen für

diese Menschen zu finden.

GRAFIK 7.6

Fairtrade-Bananen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Bananen 2008–2014

140

120

100

80

60

40

20

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Bananen

6471

77 80

109 113123

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32 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GhanaSPO 0 HLO 2 Gesamt 2

KamerunSPO 0 HLO 1 Gesamt 1

Kolumbien SPO 9 HLO 29 Gesamt 38

EcuadorSPO 9 HLO 3 Gesamt 12

PeruSPO 27 HLO 1 Gesamt 28

Dominikanische RepublikSPO 20 HLO 16 Gesamt 36

Costa RicaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1

MexikoSPO 0 HLO 2 Gesamt 2

PanamaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1

Saint LuciaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1

Saint Vincent & die Grenadinen SPO 1 HLO 0 Gesamt 1

GRAFIK 7.7

Fairtrade-Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2014 nach Regionen

Lateinamerika und KaribikSPO 69 HLO 51 Gesamt 120

Afrika und Mittlerer OstenSPO 0 HLO 3 Gesamt 3

Gesamt aller RegionenSPO 69 HLO 54 Gesamt 123

SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten (Hired Labour Organizations)

Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Bananen als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen. Bei nur einem einzigen zertifi zierten Produzenten in einem der aufgeführten Länder sind die jeweiligen Werte aus Datenschutzgründen nur in die Region eingefl ossen.

Wir verwenden Windward Islands als Sammelbegriff für St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen.

Mexiko und Zentralamerika(Mexiko, Costa Rica, Panama)SPO 300 HLO 300 Gesamt 600

Westafrika (Ghana, Kamerun)SPO 0 HLO 4.300 Gesamt 4.300

Dominikanische RepublikSPO 2.200 HLO 2.400 Gesamt 4.600

KolumbienSPO 500 HLO 2.600 Gesamt 3.100

EcuadorSPO 700 HLO 400 Gesamt 1.100

PeruSPO 6.500 HLO 100 Gesamt 6.600

Windward IslandsSPO 1.500 HLO 0 Gesamt 1.500

Gesamt aller RegionenSPO 11.600 HLO 10.100 Gesamt 21.700

GRAFIK 7.8

Fairtrade-Bananen: Verteilung Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte 2014 nach RegionSPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen mit Lohnarbeitskräften (Hired Labour Organizations)

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33 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Bananen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es im Bananensektor

21.700Fairtrade-Bäuerinnen, -Bauern und Beschäftigte auf Fairtrade-Plantagen

2013–14 verkauften Fairtrade- Bananenproduzenten

468.200Tonnen ihrer Früchte unter Fairtrade- Bedingungen

35.600Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Bananen

Insgesamt verkauften zertifi zierte Organisationen

64% (SPO) bzw.

56% (HL) ihrer Bananen unter Fairtrade-Bedingungen

2013–14 ernteten Produzentinnen und Produzenten

803.000Tonnen zertifi zierbare Bananen

Bananenproduzenten nahmen

19.109.500 €Fairtrade-Prämie ein

406.300 t

bzw. 51%trugen das Bio-Siegel

Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Bananen im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.

S8% seit 2013

R1% seit 2012–13

R39% seit 2012–13

R12% seit 2012–13

S4% seit 2013

R15% seit 2012–13

254.200 12.265.500

284.400

11.765.40012.771.600

25.000.000

20.000.000

15.000.000

10.000.000

5.000.000

0

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

0

Fairtrade-Bananen Verkaufsvolumen (Tonnen)

Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Bananenverkäufen (€ )

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.9

Fairtrade-Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14

88.100

121.000

312.800

155.400

3.982.5005.249.200

6.337.800

Organisationen mit Lohnarbeitskräften / Plantagen u. Farmen

Kleinbauernorganisationen

Page 34: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

34 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.10A

Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie für Kleinbauernorganisationen 2013–14

• 20% Einrichtungen und Infrastruktur

• 32% Personalwesen und Verwaltung

• 2% Schulungen und Weiterbildung für Organisationsvorstand und -angestellte

3% Kredite und Finanzleistungen •

2% Bildungsangebote für Bauern und ihre Familien •

6% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

2% Gesundheitsversorgung für Bauern und ihre Familien •

2% Einführung guter landwirtschaft- licher Praxis auf Farmen •

5% Auszahlungen an Bauern •

6% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

10% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnar-beitskräfte •

1% Infrastruktur der Gemeinde •1% Bildung •2% Gesundheitswesen •2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 2% Andere

Investitionen in Produzentenorganisationen 54%

Leistungen für Kleinbauern 36%

Leistungen für die Gemeinde 8%

Andere 2%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

GRAFIK 7.10B

Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten 2013–14

• 20% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und ihre Familien

• 11% Finanzielle Beihilfen und Kredite

für Arbeitskräfte

• 4% Gesundheits-versorgung für

Arbeitskräfte und ihre Familien

34% Investitionen in Arbeiterunterkünfte •

2% Direktzahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •

3% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •

17% Unterstützung für das Fairtrade-Prämien-komitee und andere Arbeitnehmer-

organisationen •

1% Fortbildungen für Arbeitskräfte und ihre Interessenvertreter •

1% Bildung •1% Umweltschutz •4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 1% Andere

Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 74%

Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 18%

Leistungen für die Gemeinde 7%

Andere 1%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

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35 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Weltweit 2,3 ha

Kolumbien2,9 ha

Peru1,0 ha

Ecuador7,2 ha

DominikanischeRepublik5,3 ha

Windward Islands0,9 ha

Durchschnittliche Anbaufläche für Bananen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

Hinweis: Daten beziehen sich ausschließlich auf Kleinbauernorganisationen.

Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Bananen (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14

4. Mexiko26.200 t

3. Ecuador71.900 t

2. DominikanischeRepublik

143.000 t

5. Ghana1.300 t

1. Peru163.000 t

Top 5 Gesamt 405.500 t

100 Prozent der Fairtrade-Bananen mit Bio-Siegel stammen aus diesen Top 5 Ländern

Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.

Page 36: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

36 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

2. Kolumbien132.900 t

3. Peru74.700 t

4. Ecuador48.300 t

1. DominikanischeRepublik

161.800 t

Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)

Top 4 Gesamt 417.700 t

Die Absätze der Top 4 Länder machen 89% aller Absätze von Fairtrade-Bananen aus

Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.

2. Kolumbien5.494.200 €

3. Peru3.065.300 €

4. Ecuador1.834.500 €

1. DominikanischeRepublik

6.663.100 €

Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Prämieneinnahmen 2013–14 (€)

Top 4 Gesamt 17.057.100 €

Die Einnahmen der Top 4 Länder machen 89% aller Fairtrade-Prämieneinnahmen für Bananen aus

Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.

Page 37: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao

Page 38: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

38 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Absätze fürFairtrade-Kakaostiegen um 17%

2013–14 erhieltenKakaoproduzenten

10,8 Millionen €Fairtrade-Prämie

129 Kakao-produzentenorganisationen

repräsentieren

179.800Bäuerinnen und Bauern

in 20 Ländern

westafrika

In Westafrika leben

140.000Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern

vom Kakaoanbau

Page 39: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

39 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 129 Kleinbauernorganisationen in 20 Ländern über

eine Fairtrade-Zertifizierung für Kakao, in denen sich 179.800 Kleinbäuerinnen und

-bauern organisiert hatten. ■■ Die Gesamtproduktion von Fairtrade-Kakao erreichte 218.000 Tonnen, ein An-

stieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2012–13, der allerdings größtenteils auf

einer exakteren Berichterstattung seitens der Produzentinnen und Produzenten

beruht. Über 43.000 Tonnen des von Fairtrade-Produzentinnen und -Produzenten

angebauten Kakaos trugen außerdem das Bio-Siegel. ■■ Im Berichtsjahr gemeldete Absätze von Fairtrade-Kakao kletterten auf 70.600

Tonnen, ein deutlicher Anstieg von 17 Prozent gegenüber 2012–13. ■■ Zu großen Teilen liegt dieser Anstieg an der Einführung des Fairtrade-Programms für

Kakao. Im März 2014 verkündete beispielsweise Ferrero, dass sich das Unternehmen

zu einer Abnahme von 20.000 Tonnen Fairtrade-Kakaos von der Elfenbeinküsten

innerhalb der nächsten drei Jahre entschieden hat. Auch wenn dies bisher die

größte Selbstverpflichtung innerhalb des neuen Kakaoprogramms ist, beziehen

bereits 18 Firmen Fairtrade-Kakao im Rahmen des Programms. ■■ Das über die Fairtrade-Rohstoffprogramme zusätzlich erwirtschaftete Einkommen

finanziert Förderprogramme für Produzentinnen und Produzenten vor Ort in

Westafrika. Die Dienstleistungskapazitäten für Produzentinnen und Produzenten

dieser Region wurden verdoppelt. ■■ Kakaoproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 33 Prozent ihrer Ernteerträge

Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. Dies ist ein Verlust im Vergleich zu vorange-

gan genen Jahren, der einen Anstieg in Produktionsmengen widerspiegelt, der über

die höheren Absatzmengen hinausgeht. ■■ Die Produktionskapazitäten zertifizierbaren Fairtrade-Kakaos aus der Elfenbeinküste

Kakaoproduzenteninvestierten 37%ihrer fairtrade-prämiein die Steigerungihrer Produktivität und Produktqualität

Die DurchschnittlicheAnbaufläche vonfairtrade-Kakaobauern beträgt

2,6 HEkTAR2,6 Hektar€€

Foto: Gamor Mensa Frederick ist Mitglied der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Kuapa Kokoo Union in Ghana. © Linus Hallgren / Fairtrade Sweden

Page 40: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

40 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

übertrafen die in Ghana produzierten Mengen fast um das Doppelte, was die

Elfenbeinküste mit Abstand zum bedeutendsten Herkunftsland für Fairtrade-Kakao

macht. Bäuerinnen und Bauern von der Elfenbeinküste konnten 2014 auf Grund

des Fairtrade-Programms für Kakao größere Mengen ihrer Ernten zu Fairtrade-

Bedingungen verkaufen als zuvor. ■■ Im weltweiten Durchschnitt bearbeiten Kakaobäuerinnen und -bauern, die mit

Fairtrade zusammenarbeiten, Flächen von 2,6 Hektar. Anbauflächen in Westafrika

sind etwas kleiner als in Südamerika. ■■ Im Zeitraum 2012–13 erhielten Produzentenorganisationen Fairtrade-Prämienein-

nahmen von knapp 10,8 Millionen Euro für ihren Kakao. ■■ Wie auch bei anderen Produkten wird die Fairtrade-Prämie für Kakao hauptsächlich

verwendet, um Produzentenorganisationen und Bauern bei der Stärkung ihrer

Betriebe und Lebenssituation zu unterstützen. Im Berichtsjahr 2013–14 waren

das 45 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen. Davon wurden 27 Prozent

für Gemeinschaftseinrichtungen und Infrastruktur, vor allem für den Bau von

Lagergebäuden für den geernteten Kakao und Lagerstätten für Betriebsmittel, für

die Anschaffung gemeinsam genutzter Fahrzeuge zum Einbringen und Transport

der Ernten, für die Entwicklung verbesserter Trocknungsanlagen und für den Aufbau

von Baumschulen zur Zucht neuer Kakaobäume verwendet. Diese Investitionen

sorgen für eine gute Bewirtschaftung, Lagerung und Verarbeitung des Kakaos,

der Schlüssel zu einer hohen Qualität und geringeren Verlusten, wodurch letztlich

Absätze und Einkommen steigen. Die Gemeinschaftseinrichtungen und Angebote

bilden eine wichtige und hoch geschätzte Unterstützung für die Bauern in den

Kooperativen, die sich solche Investitionen alleine nicht leisten könnten. ■■ Zu 43 Prozent finanzierte die Fairtrade-Prämie Leistungen an die Mitglieder von

Kleinbauernorganisationen, u.a. landwirtschaftliche Geräte und Betriebsstoffe,

Fortbildungen, Kredite und Direktzahlungen an Bäuerinnen und Bauern. Zumeist

bestehen die Geräte und Betriebsstoffe aus Macheten zur Ernte des Kakaos,

Pestiziden und Spritzgeräten, Gummistiefeln und Gartenscheren zur besseren

Baumpflege. Zu den Fortbildungen gehörten Beratungsdienste für Bäuerinnen und

Bauern sowie die Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen. Bäuerinnen

und Bauern erhielten Schulungen zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung,

nachhaltiger Forstwirtschaft, Umweltschutz, Schädlingsbekämpfung sowie Kinder-

und Jugendschutz. ■■ Die Fairtrade-Prämie wurde in 31 Prozent aller Fälle direkt an Kakao-Bäuerinnen

und -Bauern ausgezahlt, häufiger als in den Jahren zuvor. In einigen Fällen nutzten

die Organisationen diese Zusatzzahlungen, um die jeweilige Qualität des Kakaos

zu honorieren, die die einzelnen Bäuerinnen und Bauern produzieren. Sie wird

außerdem verwendet, um einen Anreiz für höhere Produktivität und mehr Loyalität

der Mitglieder gegenüber der Kooperative zu geben, so dass Bauern, die mehr

Kakao für die Organisation produzieren und über diese verkaufen, einen höheren

Bonus aus der Fairtrade-Prämie erhalten. Dass Direktzahlungen an Bauern so häufig

vorkommen, verdeutlicht die große Armut unter Kakaobäuerinnen und -bauern aus

Westafrika. ■■ Seit Oktober 2012 werden Produzentenorganisationen für Kakao dazu angehalten,

mindestens 25 Prozent ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in Aktivitäten zu

investieren, die die Produktivität auf den Farmen ihrer Mitglieder und die Qualität ihres

Kakaos verbessern. Im Berichtsjahr 2013–14 gaben Fairtrade-Kakaoorganisationen

gemäß unserer Berechnungen 37 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Projekte zur

Verbesserung von Produktivität und Qualität ihres Kakaos aus. Davon flossen zehn

Prozent in Verbesserungen von Farmen, wie Fortbildungen für Bäuerinnen und

Bauern oder Geräte und Betriebsstoffe, 27 Prozent in Gemeinschaftseinrichtungen

und Infrastruktur.

Page 41: FAIRTRADE IN ZAHLEN · am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels

41 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Kakaoproduzenten in WestafrikaIm Jahr 2014 kamen Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry Centre

(ICRAF) und Bioversity International zusammen, um gemeinsam eine mehrdimensionale

Grundlagenstudie (Baseline Research) mit Kleinbäuerinnen und -bauern und ihren Koope -

rativen im westafrikanischen Kakaoanbau durchzuführen. Rasant ansteigende Fairtrade-

Beitrittszahlen von Kakao anbauenden Produzentenorganisationen aus Ghana und der

Elfenbeinküste bildeten eine einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige

Datenerhebungen und Wirkungsstudien zu schaffen.

Konzept und Methoden Die Studie verwendet einen multidimensionalen Ansatz, der entwickelt wurde, um umfas-

sende Daten über die Lebenssituation von Haushalten im Kakaoanbau sowie über die

wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Kooperativen, die diese Haushalte mit dem

Markt verbinden, zu generieren. Sie betrachtet fünf verschiedene Formen produktiven

„Kapitals“ – Naturkapital, Humankapital, Sozialkapital, Finanzkapital und Sachkapital –

unter der Annahme, dass Menschen umso bessere Möglichkeiten zu Anpassung und

Entwicklung haben, je größer ihr darauf beruhendes Gesamtkapital ist. Die Datenerhebung

erfolgte sowohl auf Ebene der Kooperativen als auch auf Ebene der Bauernhaushalte. Vier

Kooperativen, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, wurden für die Studie ausgewählt,

innerhalb von ihnen wurden insgesamt 322 nach dem Zufallsprinzip bestimmte Haushalte

befragt. Außerdem wurden 77 Haushalte dieser Kooperativen aus derselben Gegend

ohne Verbindung zu Fairtrade in die Datenerhebung aufgenommen.

Produzenten Bericht

An der Elfenbeinküste setzt man auf Wachstum

Investitionen in Maßnahmen zur Unternehmensförderung sind unter

Kakaobäuerinnen und -bauern an der Elfenbeinküste beliebt. Die

Kooperative ECOOKIM verkaufte 2011 erstmals zu Fairtrade-Bedin-

gungen und hat ihre Fairtrade-Prämie in letzter Zeit in den Bau von

Lagerhallen für Kakao, Weiterbildungsprogramme für neue Anbautech-

niken und in die Optimierung von Fermentationstechniken investiert.

Die Organisation legt die Prämie außerdem in Betriebsmittel, Dünger,

neue Pflanzen und Baumschulen an, sie stellte einen Agrartechniker

ein, der Bäuerinnen und Bauern berät und Fortbildungen für regio-

nale Multiplikatoren durchführt.

So konnten die Mitglieder der Kooperative die Qualität ihrer Ernten

erhöhen und ihre Ernteerträge von 250kg auf bis zu 650kg pro Hektar

steigern. Dies hat wiederum zu höheren Absätzen geführt und somit

zu verbesserten Einkommen und positiveren Zukunftsaussichten.

„Es fühlt sich so gut an, wenn jemand auf mich zukommt und sagt

‚Ich habe meine Einkünfte und meine Ernteerträge steigern können‘“,

meint Aminata Bamba, Leiterin für Nachhaltigkeit der Kooperative.

„Schritt für Schritt sehen wir, wie sich die Lebensqualität hier ver-

ändert. Ein Frau erzählte mir kürzlich, ‚Ich habe jetzt ein Bett.‘ Zuvor

hatte sie auf einer geflochtenen Matte geschlafen.“

Die ganze Geschichte können Sie in englischer Sprache hier

lesen: http://bit.ly/SweetDemocracy

Ein Produzent der Kooperative ECOOKIM bei der Arbeit. ECOOKIM ist ein Zusammenschluss von sieben Einzelkooperativen aus verschiedenen ländlichen Regionen der Elfenbeinküste. © Nabil Zorkot / Fairtrade Deutschland

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42 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Studienergebnisse auf Kooperativen-Ebene Die vier kooperativen Zusammenschlüsse im ghanaischen Kakaogürtel wurden anhand

einer Reihe mehrdimensionaler Indikatoren untersucht. Diese recht jungen Kooperativen

wurden von externen Organisationen initiiert und registrierten sich zwischen 2011 und

20112 offiziell als Kooperativen.

Sozialkapital: ■■ Mitgliederentwicklung: Insgesamt erleben die Kooperativen einen rasanten Zulauf

an Mitgliedern. Bei zwei Kooperativen haben sich die Mitgliedszahlen in der kurzen

Zeit seit ihrer Gründung sogar mehr als verdoppelt. ■■ Hohe Beteiligung von Frauen: Frauen machen einen verhältnismäßig hohen Anteil

unter den Mitgliedern aus, zwischen 30 und 40 Prozent. Dies zeigt mindestens ein

klares Interesse an von Kooperativen gebotenen Leistungen wie dem Zugang zu

Fairtrade-Märkten, Fortbildungen und technischer Unterstützung. ■■ Kakaovertrieb: In Ghana wird der Verkauf und die Vermarktung von Kakao

von Ghanas Cocoa Board, COCOBOD, kontrolliert. Der Ankauf wird über ein

Netzwerk lizenzierter Beschaffungsunternehmen (licensed buying companies,

LBCs) geregelt, die Preise legt der Staat fest. Die Fairtrade-Kooperativen meldeten

fast keine Schwierigkeiten mit ihren LBCs. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die

Kakaomengen, die sie zu Fairtrade-Bedingungen an LBCs verkaufen und für die

sie die Fairtrade-Prämie erhalten, nur einen kleinen Anteil der Gesamtproduktion

einer Kooperative ausmachen. ■■ Begrenzter Zugang zu Dienstleistungen: Die Kooperativen bleiben stark abhängig

von externen Organisationen, wenn es um projektbezogene Unterstützung geht.

Weil unterstützende Maßnahmen sehr beschränkt sind, bleiben viele Belange der

Mitglieder ungelöst. Sobald Projekte enden, bleiben die Menschen auf sich gestellt.

Humankapital: ■■ Verwaltungsstrukturen: Die Kooperativen verfügen über grundlegende Verwal-

tungs strukturen, die den organisatorischen Rahmen für eine Mitgliederbeteiligung

liefern. Frauen machen zwar einen guten Teil der Mitglieder aus, doch in

Führungspositionen sind sie deutlich seltener vertreten. Nur 17 Prozent der Vertreter

auf Generalversammlungen und 20 Prozent der Vorstandsmitglieder sind weiblich. ■■ Informationsaustausch: Ein Wissensaustausch findet hauptsächlich auf von

den Kooperativen veranstalteten informellen Treffen statt. Einige Mitglieder

drückten ihre Unzufriedenheit mit der Bereitstellung von Informationen seitens

ihrer Organisationen aus. ■■ Beschränkte Verwaltungskapazitäten: Die Kooperativen dokumentieren

Informationen über Einkünfte oder Ausgaben nicht ausreichend. Die weitere

Entwicklung und das Wachstum der Verbände hängen von der Entwicklung eines

besseren Finanzmanagements und einer besseren Übersicht der Verwaltung über

die Mitglieder.

Sachkapital: ■■ Unzureichendes Sachkapital: Auch wenn insgesamt kein besonders hoher Bedarf

an Geräten und Ausrüstung besteht, da Kooperativen weder Mas sen produktion

betreiben, noch den Kakao weiterverarbeiten, stellt die Studie trotzdem fest, dass

derzeitig diese Form der Vermögenswerte unterhalb eines wünschenswerten

Niveaus liegen.

Finanzkapital:■■ Das Überleben der Kooperativen ist an die Fairtrade-Prämie geknüpft:

Derzeit finanzieren sich die Kooperativen nur aus der Fairtrade-Prämie. Die einzige

Möglichkeit für Kooperativen, Leistungen für ihre Mitglieder über kommerzielle

Aktivitäten zu finanzieren, ist die Umwandlung in eine LBC. Auch wenn andere

Fairtrade-Kakaoproduzenten aus Ghana diesen Schritt geschafft haben, ist dies

nicht notwendigerweise eine sinnvolle Option für alle Organisationen.

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43 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Studienergebnisse auf HaushaltsebeneNaturkapital:

■■ Produktivflächen größtenteils für den Kakaoanbau: Die durchschnittliche

Be wirt schaftungsfläche war 4,3 Hektar groß, wovon 30 Prozent ausschließlich

dem Anbau von Kakao diente, während auf 48 Prozent sowohl Kakao als auch

Lebensmittel angebaut wurden. ■■ Bodenqualität und -erträge: Die Mehrheit aller Bauernhaushalte (77 Prozent)

war der Überzeugung, dass die Fruchtbarkeit ihrer Böden gut oder sehr gut sei

und gaben an, ihre Pflanzen im vorangegangenen Jahr beschnitten zu haben (94

Prozent). Der durchschnittliche Ernteertrag für Kakao betrug 475 kg/ Hektar, rund

26 Prozent über dem nationalen Durchschnitt (geschätzt auf 375 kg/Hektar). ■■ Einige Haushalte haben neue Kakaopflanzen gezogen, zum Teil aus Kreu-

zungen: Rund 67 Prozent der Befragten gaben an, vor Kurzem neuen Kakao

gepflanzt zu haben.

Humankapital:■■ Begrenzter Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen: Vor ihrem Beitritt zur Koope -

rative hat laut eigenen Angaben nur eine Minderheit der befragten Haushalte

Fortbildungen zu Grundlagen des Kakaoanbaus erhalten. Zu effektiver Führung,

Management von Kooperativen, Gruppendynamiken oder Geschlechtergerechtigkeit

im Berufsleben und privaten Alltag haben nur vereinzelte Haushalte Fortbildungen

erhalten.

Sachkapital:■■ Nur einfache Ausrüstungen für Kakaoproduzenten: Die Bauernhaushalte haben

Zugang zu einfacher Ausrüstung für den Kakaoanbau (z.B. zu Handsägen, Äxten und

Macheten). Nur ein geringer Teil der Bauernhaushalte hat Zugang zu Motorgeräten,

die sowohl Zeit als auch Geld sparen würden, wie motorisierte Sprühanlagen (17

Prozent) oder motorisierte Schnittgeräte (zwei Prozent). ■■ Beschränkter Einsatz landwirtschaftlicher Chemikalien: Fast alle Bauern -

haushalte verwendeten Pestizide (97 Prozent), 75 Prozent von ihnen sogar regel -

mäßig. Die Durchschnittskosten pro Jahr für Pestizide je Haushalt lagen im

Anbauzeitraum 2012–13bei 47 US-Dollar. ■■ Nur wenig Sachwerte für Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen: 74 Prozent

der Haushalte besaßen keine Latrine, 50 Prozent besaßen ein Haus mit Wänden

und Fußboden aus Erdreich und 69 Prozent hatten keinen Zugang zu Elektrizität.

Sozialkapital:■■ Nur wenige Verbindungen zu Dienstleistern: Besuche vor Ort und Fortbildungen

fanden im Rahmen der Leistungen der Kooperativen statt. Kredite waren, in den

wenigen Fällen, in denen sie zur Verfügung standen, LBCs vorbehalten. Haushalte

ohne Mitgliedschaft in Fairtrade-Organisationen gaben als einen der Hauptgründe

für den nicht-Beitritt an, dass die Organisationen wegen beschränkter Kapazitäten

ihre Zusagen nicht einhalten und den Erwartungen ihrer Mitglieder nicht gerecht

würden. ■■ Mangelnde Kenntnisse über Fairtrade: Nur sechs Prozent der Mitglieder von

Fairtrade-Kooperativen hatten einigermaßen solide Kenntnisse über Fairtrade.

Circa 33 Prozent der Mitglieder meinten, sie wüssten nichts von Fairtrade, dagegen

gaben 20 Prozent an, sich recht gut mit Fairtrade auszukennen.

Finanzkapital: ■■ Kakao ist eine entscheidende Einkommensquelle, doch die Einkünfte aus

dem Kakaoanbau reichen nicht, um Haushalten den Ausstieg aus der Armut

zu ermöglichen: Kakao macht den Hauptanteil des Einkommens der befragten

Haushalte aus. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen für Kakao pro Haushalt

lag bei rund 1.459 US-Dollar im Anbauzeitraum 2012–13, was es unwahrscheinlich

macht, dass ländliche Haushalte allein über den Kakaoanbau einen Weg aus der

Armut finden können.

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44 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

■■ Verfügbarkeit von Optionen zur Einkommensdiversifizierung: Für knapp 45

Prozent der Haushalte brachten andere Nutzpflanzen einen wichtigen Beitrag zum

Einkommen (durchschnittlich 33 Prozent des Gesamteinkommens), während für

ca. 18 Prozent der Haushalte kleingewerbliche Aktivitäten zu rund 30 Prozent des

Gesamteinkommens beitrugen. ■■ Die Fairtrade-Prämie stellte ein kleines Zusatzeinkommen dar: Die für

die vier Kooperativen durchschnittliche jährliche Fairtrade-Prämie pro Mitglied

betrug 36 US-Dollar. Wenn die Kooperative in dem Jahr ihren gesamten Kakao

zu Fairtrade-Bedingungen hätte verkaufen können, hätte die durchschnittliche

jährliche Fairtrade-Prämie je Mitglied für 2013–14 hingegen 74 US-Dollar erreicht. ■■ Eingeschränkter Zugang zu Krediten: Nur zehn Prozent der befragten Haushalte

hatten Zugang zu Krediten. Die Mehrheit von ihnen erhielten Kredite in Form von

Sachleistungen über LBCs (Dünger und andere Betriebsmittel). 39 Prozent der

Haushalte, die angaben, dass ihnen Kredite zur Verfügung stünden, erhielten diese

in bar (auch von LBCs), mit einem niedrigen Durchschnittsbetrag von 201 US-Dollar.

SchlussfolgerungenDie Studie gibt Anlass zu Optimismus und Vorsicht für die zukünftige Verbreitung von

Fairtrade-Kakao in Ghana. Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativen erste

Schritte unternommen haben, um wirtschaftlich überlebensfähig zu sein. Sie haben

Geschäftsbeziehungen zu Käufern und Dienstleistern aufgebaut sowie Verfahren für den

grundlegenden Geschäftsbetrieb und zur Einhaltung sowohl gesetzlicher als auch

Fairtrade-Standards (z.B. Umweltauflagen und Bestimmungen zu Kinderarbeit) etabliert.

Darüber hinaus sammelten sie wertvolle Erfahrungen im Betrieb eines als Kooperative

strukturierten Unternehmens. Die Studie deckte außerdem mehrere Bereiche auf, die

genauer untersucht werden sollten und Intervention erfordern:

■■ Die Kooperationen hängen von einem einzigen Dienstleister ab. Es ist entscheidend

zu wissen, welche Dienstleistungen die Kooperativen benötigen (technische

Betreuung, Unternehmensentwicklung, und Finanzierungen) und dass Dienstleister

vor Ort verfügbar sind. ■■ Die Ausgangsdaten enthalten keine Informationen darüber, inwiefern und weshalb

sich Mitglieder an Entscheidungsprozessen ihrer Kooperative beteiligen und wie die

Haltung des Kooperativen-Managements ihre Motivation beeinflusst. Um hier den

Grad der Partizipation nachzuvollziehen (z.B. wer befindet sich in Machtpositionen,

wie wird Macht geteilt und wie werden Entscheidungen kommuniziert), sind weitere

Untersuchungen erforderlich. ■■ Die Ausgangsdaten enthalten keine Informationen darüber, inwiefern und weshalb

sich Frauen an Entscheidungsprozessen ihrer Kooperative beteiligen, was ihre

Motivation ist und in welchem Rahmen es ihre Möglich- und Fähigkeiten erlauben,

sich zu beteiligen. Ebenso wenig wird der Raum thematisiert, der Frauen eingeräumt

werden sollte, damit sie sich innerhalb der Kooperative weiterentwickeln können. ■■ Die Studie betont eine mangelnde Kommunikation mit den Mitgliedern. Es wäre

relativ einfach (z.B. über Schwerpunktgruppen) mehr über den Informationsbedarf

der Mitglieder zu erfahren, sowie die Vorteile und Kosten unterschiedlicher

Kommunikationsstrategien für sie einzuschätzen.

Die spezielle Situation für die Unternehmensentwicklung in der Kakaobranche Ghanas

legt nahe, dass Fairtrade gemeinsam mit den Produzentenorganisationen ein alternatives

Kooperativenmodell entwickelt. Eine Möglichkeit könnte in der Umwandlung in eine LBC

bestehen, die in der Lage ist, ihren Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen anzubieten.

Ein anderes Modell spricht sich dafür aus, dass die Kooperativen als einfache Strukturen

zum Zweck der Vermittlung von Kontakten zu Käufern, Dienstleistern und Fairtrade dienen

sollten, und somit die Kosten für Mitglieder und externe Förderer niedrig halten würden.

Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern über die

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45 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen wie technischer Unterstützung von

der Zertifizierung profitieren konnten. Es besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung

der Fairtrade-Prämieneinnahmen, wenn sich die Verkaufszahlen für zertifizierten Kakao

steigern lassen. Generell stellt die Intensivierung ihrer Kakaoproduktion einen harten

Kampf für die Haushalte dar: Die meisten sind von Armut betroffen, nur wenige haben

Zugang zu Krediten und wenn sie einen Kredit erhalten, ist der zu gering, um strategische

Investitionen in ihre Kakaoproduktion zu finanzieren. Hinzu kommt, dass Dienstleistungen

insgesamt nur begrenzt zugänglich sind und nach wie vor kaum Kapazitäten für die

Anschaffung von Betriebsmitteln für die Kakaoproduktion (z.B. Dünger) vorhanden sind.

Die Grundlagenstudie kommt zu dem Ergebnis, dass Fairtrade allein nicht ausreicht, um

die Bedingungen der Haushalte von Kakaobäuerinnen und -bauern und von Kooperativen

in Ghana zu verbessern, aber Fairtrade kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Die

Organisation verfügt über eine ständige Präsenz in der Region, was nur für wenige andere

Projekte oder Nichtregierungsorganisationen (NRO) zutrifft. Das Interesse am Wohlergehen

von Bäuerinnen und Bauern und die Kompetenzen in der Kakaobranche versetzten

Fairtrade in eine einzigartige Position gegenüber Käufern, staatlichen Behörden und

NROs. Eine aktive Zusammenarbeit zwischen Fairtrade und den Anbietern technischer,

betriebswirtschaftlicher und finanzieller Dienstleistungen für Kooperativen könnte den

entscheidenden Unterschied machen. Fairtrade veröffentlicht die komplette Studie in

englischer Sprache zusammen mit einer Reaktion auf die Ergebnisse im ersten Halbjahr

2016, erhältlich unter: : http://www.fairtrade.net/resources/impact-and-research.html

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46 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Elfenbeinküste 43

Sierra Leone 04

Ghana 11Togo 01

São Tomé und Príncipe 01

Kamerun 02

Indien 04

Costa Rica 01

Kolumbien 05

Ecuador 07

Peru 33

Bolivien 01

Haiti 01

Nicaragua 03

Panama 01

Honduras 01

Belize 01

Dominikanische Republik 04

Papua Neuguinea 03

Sri Lanka 02

Lateinamerika und Karibik58

Afrika und Mittlerer Osten62

Asien und Pazifi kregion9

Gesamt aller Regionen129

GRAFIK 7.12

Fairtrade-Kakao: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kakao 2014 nach Region

GRAFIK 7.11

Fairtrade-Kakao: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kakao 2008–2014

140

120

100

80

60

40

20

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Kakao

3039

55

71

122130 129

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47 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Kakao: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es

179.800Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Kakaoanbau leben

2013–14 verkauften Fairtrade-Kakaobauern

70.600 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen

434.300Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Kakao

Zertifi zierte Produzentenorganisationen verkauften insgesamt

33% ihres Kakaos zu Fairtrade-Bedingungen*

Kakaobauern erhielten

€ 10.759.400Fairtrade-Prämie

2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern

218.000 tzertifi zierbaren Kakao

43.500 t

bzw. 20%trugen das Bio-Siegel

Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kakao im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.

R2% seit 2013

R24% seit 2012–13

R10% seit 2012–13

R2% seit 2013

R17% seit 2012–13

R9% seit 2012–13

Lateinamerika und Karibik36.400

Afrika und Mittlerer Osten140.000

Asien und Pazifi kregion3.500

Gesamt aller Regionen179.800

Karibik14.600

Westafrika140.000

Pazifi kregion1.100

Zentralamerika und Mexiko4.400

Südasien2.400

Südamerika17.400

GRAFIK 7.13

Fairtrade-Kakao: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Region

Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Kakao als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.

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48 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.15

Fairtrade-Kakao: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

• 27% Anlagen undInfrastruktur

• 17% Personalwesen und Verwaltung

• 1% Schulungen und Weiterbildungen für

Angestellte und Beauftragte

• 1% Kredite und Finanzleistungen1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •

5% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

1% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •

31% Auszahlungen an Kleinbauern •

3% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

0,4% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •

7% Infrastruktur der Gemeinde •2% Bildung •2% Gesundheitswesen •1% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •0,4% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 0,3% Andere

Investitionen in Produzentenorganisationen 45%

Leistungen für Kleinbauern 43%

Leistungen für die Gemeinde 12%

Andere 0,3%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

68.400

9.433.90060.400

70.600

9.828.500

10.759.400

12.000.000

10.000.000

8.000.000

6.000.000

4.000.000

2.000.000

0

80.000

70.000

60.000

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0

Fairtrade-Kakao Verkaufsvolumen (Tonnen)

Fairtrade- Prämieneinnahmen (in € )

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.14

Fairtrade-Kakao: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14

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49 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

4. Dominikanische Republik20.800 t

3. Peru27.600 t

Fairtrade-Produktionskapazitäten Kakao (in Tonnen): Top 5 Länder 2014

5. Ecuador3.700 t

2. Ghana54.600 t

1. Elfenbeinküste106.200 t

Top 5 Gesamt 213.000 t

98% des Fairtrade-Kakaos stammt aus diesen Top 5 Ländern

Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.

Durchschnittliche Kakao-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

Lateinamerika und Karibik3,2 ha

Afrika und Mittlerer Osten2,4 ha

Asien und Pazifi kregion1,0 ha

Weltweit2,6 ha

Karibik3,6 ha

Westafrika2,4 ha

Pazifi kregion1,0 ha

Zentralamerika und Mexiko1,7 ha

Südasien1,1 ha

Südamerika3,3 ha

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50 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Kakao: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013-14 (in Tonnen)

3. Dominikanische Republik

13.000 t

4. Peru7.100 t

5. Ecuador900 t

2. Elfenbeinküste21.500 t

Top 5 Gesamt 69.400 t

98 Prozent des verkauften Fairtrade-Kakaos stammt aus diesen Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.

1. Ghana26.700 t

2. Dominikanische Republik

14.400 t

3. Ecuador3.400 t

1. Peru22.700 t

Fairtrade-zertifizierter Bio-Kakao: Top 3 Länder nach Produktionskapazitäten 2013–14 (in Tonnen)

Top 3 Gesamt 40.400 t

93 Prozent des Fairtrade-Kakaos mit Bio-Siegel stammt aus diesen Top 3 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.

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Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee

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52 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Über die Hälfteder Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte

im Fairtrade-Teeanbauleben in Kenia

100 tee-Produzentenorganisationenrepräsentieren über

360.000Menschen in 12 Ländern Kenia

Bäuerinnenund Bauernin afrikabauen ihren Fairtrade-Teedurchschnittlich auf0,3 hektar

0,3 Hektar

fairtrade-Teeproduzentinnenund -produzenteninvestierten 43%ihrer Fairtrade-Prämie inGemeinschaftsprojekte

43% Gemeinschaftsprojekte kleinenFlächen

an

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Fairtrade-Produkte im Fokus: zucker

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54 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zuckerproduzenten erhielten

10,2 millionen €fairtradePrämie

99 zucker-produzentenorganisationen

repräsentieren

62.700Menschen in 19 Ländern

Absätze vonFairtrade-zucker

stiegen um 4%

Die Produktion vonFairtrade-zucker mit

Bio-Siegelstieg um 14%

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55 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 99 Produzentenorganisationen in 19 Ländern über

eine Fairtrade-Zertifizierung für Zucker. Insgesamt vertreten diese Organisationen

knapp 63.000 Bäuerinnen und Bauern. ■■ Die Anbauflächen und produzierten Mengen zertifizierten Zuckers stiegen seit 2012–

13 nur leicht an, was signalisiert, dass der rapide Anstieg von Zuckerzertifizierungen

der vorigen Jahre abschwächt. ■■ Im weltweiten Durchschnitt sind Anbauflächen für Fairtrade-Zucker 2,8 Hektar groß. ■■ Produzentinnen und Produzenten meldeten einen leichten Anstieg in Höhe von vier

Prozent der zu Fairtrade-Bedingungen verkauften Zuckermengen. ■■ Die Fairtrade-Prämieneinnahmen von Zuckerproduzenten stieg um fünf Prozent

auf über 10,2 Millionen Euro. ■■ Zuckerbäuerinnen und -bauern investierten über die Hälfte ihrer Fairtrade-Prämie

in den Betrieb und Verbesserungsmaßnahmen für ihre Produzentenorganisationen.

Mit einem Viertel der Fairtrade-Prämie wurden Direktzahlungen an die Bäuerinnen

und Bauern getätigt, 16 Prozent finanzierten andere Leistungen für Bäuerinnen und

Bauern wie die Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe, land-

wirtschaftliche Fortbildungen und die Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen. ■■ Fairtrade hat neue Programme zur Fortbildung von Produzentenorganisationen und

ihrer Mitglieder in Sachen Kinderschutz entwickelt, speziell für Paraguay und Belize. ■■ Im Jahr 2014 brachen die Zuckerpreise auf dem Weltmarkt ein. Dies war eine

Reaktion darauf, dass die EU eine große Menge Zuckerrüben, die über die Quote

hinaus produziert worden waren, auf dem europäischen Markt für den menschlichen

Verzehr zuließ. Dadurch entstanden ernsthafte Probleme für den Fairtrade-Zucker-

markt. Im Vergleich mit dem derzeitig niedrigen Preis für Rübenzucker sind die

Kosten für Fairtrade-Rohrzucker aus vielen Anbauregionen deutlich höher, wenn

der Transport eingerechnet wird. Die niedrigen und schwankenden Zuckerpreise

hatten einen negativen Effekt auf Produzentinnen und Produzenten, ja die ganze

Branche, die auch weiterhin instabil bleibt. ■■ Da es keinen Mindestpreis für Fairtrade-Zucker gibt, ist die Fairtrade-Prämie der

einzige finanzielle Vorteil, den die Kleinbauernorganisationen erhalten. In einigen

Fällen dient die Fairtrade-Prämie als Absicherung, wenn die Preise unter die

Produktionskosten sinken, die Bäuerinnen und Bauern für ihr Zuckerrohr erhalten.

Sie können die Prämie in ihre Betriebe investieren, um wettbewerbsfähiger zu

wer den oder um gemeinsam mit anderen Mitgliedern gemeinsam Betriebsmittel

anzuschaffen, um Kosten zu sparen. Wenn allerdings auch die Betriebsmittelkosten

steigen, fällt diese Hilfsfunktion weg. ■■ Fairtrade arbeitet mit Zuckerbäuerinnen und -bauern auf der ganzen Welt zusammen,

um sie gegen die anstehenden schwerwiegenden Änderungen der EU-Zuckerpolitik

abzusichern. Das bisherige Quotensystem begrenzt die Zuckerrübenmenge, die für

die EU produziert wird. Doch 2017 soll dies System abgeschafft werden. Fairtrade

erwartet, dass die Reform der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (CAP) eine ernste

Gefahr für Produzentinnen und Produzenten von Rohrzucker aus Afrika, der Karibik

und der Pazifikregion, sowie aus den wirtschaftlich am wenigsten entwickelten

Ländern (LDCs) darstellt, die unter den bisherigen Regelungen einen bevorzugten

Zugang zum europäischen Markt genossen. Da 80 Prozent des Fairtrade-Zuckers

in diesen Regionen angebaut wird, ist die Lage für diese Produzentinnen und

Produzenten extrem schwierig. Die Bäuerinnen und Bauern dieser Regionen

sind extrem abhängig von der Zuckerproduktion (Alternativen gibt es kaum), was

durch die Abhängigkeit ihrer Produktion für den EU-Markt noch verstärkt wurde.

Exportverluste wirken sich direkt auf die Lebenssituation der Zuckerbäuerinnen

und -bauern, aus, sowie auf alle, die von ihnen abhängig sind bis hin zur gesamten

Branche. In vielen Ländern Afrikas, der Karibik und im Pazifikraum werden bereits

Arbeitskräfte entlassen. Wir arbeiten auch in Zukunft mit Produzentinnen und

Produzenten von Rohrzucker aus den von den Änderungen am stärksten betroffenen

Foto: Ein Arbeiter erntet Zuckerrohr mit einer Machete. ASOCACE ist ein Zusammenschluss von Zuckerbäuerinnen und -bauern in Paraguay. © Didier Gentilhomme

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56 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Ländern zusammen, um die zu erwartenden negativen Effekte abzuschwächen.

Hier wäre beispielsweise der Ausbau lokaler Marktchancen für Zucker denkbar. ■■ Fairtrade hat eine Marktstudie zu möglichen neuen Märkten wie Indien und

Südafrika durchgeführt, um Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-

Zucker neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Indien hat weltweit den höchsten

Zuckerverbrauch und ist dabei zweitgrößter Zuckererzeuger. ■■ Zusätzlich zu schwankenden Zuckerpreisen waren Bäuerinnen und Bauern mit

den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert. Sie berichteten in einigen

Ländern von höherem Grundwasser, verursacht u.a. durch starke Regenfälle.

Dadurch wurde es für sie schwieriger, ihre Felder in der Erntezeit zu erreichen und das

Zuckerrohr zu transportieren, was wiederum die Produktionskosten hochschnellen

ließ. Weitere Probleme im Zuckersektor sind das immer höhere Durchschnittsalter

von Bäuerinnen und Bauern sowie hohe Kosten für Betriebsstoffe. ■■ Viele zertifizierte Produzentinnen und Produzenten, vor allem landwirtschaftliche

Kleinbetriebe, aber auch andere Akteure der Branche halten Fairtrade für ihre

einzige Zukunftsaussicht. In einigen Ländern verfügen beinahe alle Kleinbäuerinnen

und -bauern im Zuckeranbau über eine Lizenz. Was bedeutet, dass sie, ihre

Familienangehörigen und ihre Umgebung – die ganze Branche eines Landes –

abhängig sind von der nachhaltigen Zuckerrohrproduktion und den Umsätzen von

Fairtrade-Zucker, um bei stark schwankenden Marktpreisen zu überleben. ■■ Fairtrade fördert den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen zwischen

Produzentinnen und Produzenten eines Kontinents und über dessen Grenzen hinaus,

denn wir wissen, dass diese Menschen oft mit denselben Herausforderungen zu

kämpfen haben. Fairtrade veranstaltete 2014 mehrere Treffen in Belize und Fiji,

auf denen Produzentinnen und Produzenten die bevorstehenden Änderungen

der EU-Richtlinien diskutierten und besprachen, inwiefern Fairtrade ihnen in

dieser Situation helfen könnte. Unterstützt von Illovo, einem Zuckerunternehmen

aus Malawi, organisierte Fairtrade 2014 ein Industrievertretertreffen in Malawi,

um die zentralen Akteure der Branche an einem Tisch zu versammeln. Die

Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die Zukunft von Fairtrade-Zucker,

eröffneten Absatzmöglichkeiten in Anbauländern für mehr Nachhaltigkeit in der

Zuckerproduktion und überlegten wie sich all das auf den Beschlüssen der Treffen

des Zuckernetzwerks aufbauen lässt. ■■ Trotz der Herausforderungen für Fairtrade-Zuckerproduzentinnen und -produzenten

gibt es sehr viele Produkte, die hauptsächlich Zucker enthalten und die sich nur mit

Rohrzucker herstellen lassen. Experten prognostizieren, dass die Nachfrage nach

Zucker bald die Produktion übersteigt. Hinzu kommt, dass der Zuckerverbrauch

in sogenannten Entwicklungsländern auf Grund höherer Einkommen immer weiter

steigt. Auch wenn mittelfristig bessere Marktchancen für Produzentinnen und

Produzenten von Fairtrade-Zucker zu erwarten sind, rechnen wir in naher Zukunft

vorerst mit einer schwierigen Situation.

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57 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

PRODUZENTENBERICHT

Fairtrade-Zucker sichert den Lebensunterhalt in Jamaika

Manchmal sind die einfachsten Geschäftsideen am

erfolgreichsten. „Es ist egal, wo sich die Leute befinden.

Wenn man ihre Interessen vor Augen hat, ergibt sich

der Rest ganz von allein,“ meint Paulette Richards,

Zuckerbäuerin und Sekretärin der Trelawney and St

James Cane Growers Association in Jamaika. Paulette

berichtet, dass Zucker das Rückgrat der nationalen

Wirtschaft ist – acht Prozent der Bevölkerung verdienen

ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit diesem

Rohstoff. „Ohne die Zuckerindustrie ... könnten unsere

Kinder nicht zur Schule gehen, Geschäfte müssten

schließen, die Bäckerei würde dicht machen; das würde

jeden Einzelnen von uns treffen.“ Die Reformpläne für

den Zuckermarkt der Europäischen Union bedroht die

Existenzgrundlage unzähliger Menschen in wirtschaftlich

benachteiligten Ländern. Fairtrade fordert einen neuen

Ansatz, der Bäuerinnen und Bauern wie Paulette in den

Mittelpunkt stellt.

Hier erfahren Sie mehr [in englischer Sprache]:

http://bit.ly/1OTuMFcAlexia Ludford, Bäuerin und Fair Trade Projektmanager Worthy Park CFA. © O’Brien Brown

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58 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.21

Fairtrade-Zucker: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2008–2014

120

100

80

60

40

20

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-zertifi ziertem Zucker

17 2132

69

84

100 99

Malawi 02

Swasiland 07

Mosambik 01

Mauritius 27

Indien 07

Philippinen 04

Thailand 01

Fidschi 03

Costa Rica 04

Belize 01

Kuba 04

Ecuador 01

Peru 04

Paraguay 16

Kolumbien 01

Guyana 08

Jamaika 06

Sambia 01

El Salvador 01

GRAFIK 7.22

Fairtrade-Zucker: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-zertifiziertem Zucker 2014 nach Region

Lateinamerika und Karibik46

Afrika und Mittlerer Osten38

Asien und Pazifi kregion15

Gesamt aller Regionen99

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59 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Lateinamerika und Karibik31.600

Afrika und Mittlerer Osten9.800

Asien und Pazifi kregion21.300

Gesamt aller Regionen62.700

Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Rohrzucker als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.

Karibik4.600 Pazifi kregion

15.700

Zentral-amerika undMexiko18.400

Südasien5.000

Südostasien600

Südamerika8.700

Südliches Afrika9.800

GRAFIK 7.23

Fairtrade-Zucker: Anzahl Kleinbauern 2014 nach Regionen

Fairtrade-Zucker: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es

62.700Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Zuckeranbau leben

Fairtrade-Zuckerbauern verkauften

219.700 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen

162.100Hektar Anbaufl ächen für Fairtrade-Zucker

Zertifi zierte Produzen- tenorganisationen verkauften insgesamt

38% ihres Zuckers zu Fairtrade-Bedingungen*

2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern

625.500 tzertifi zierbaren Zucker

Zuckerbauern erhielten

10.247.900 €Fairtrade-Prämie

143.600 t

bzw. 23%trugen das Bio-Siegel

Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen beinhaltet keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Zucker im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.

R8% seit 2013

R2% seit 2012–13

R14% seit 2012–13

R5% seit 2012–13

R1% seit 2013

R4% seit 2012–13

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60 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

170.000

9.244.400

211.600219.700

9.790.300 10.247.900

12.000.000

10.000.000

8.000.000

6.000.000

4.000.000

2.000.000

0

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

0

Fairtrade-Zucker Verlaufsvolumen (Tonnen)

Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Zuckerverkäufen (€ )

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.24

Fairtrade-Zucker: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014

GRAFIK 7.25

Fairtrade-Zucker: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

• 7% Anlagen und Infrastruktur

• 45% Personalwesen und Verwaltung

1% Kredite und Finanzleistungen •

8% Fortbildungen für Bauern und Einführung vorbildlicher Verfahren

auf Farmen •

25% Auszahlungen an Bauern •

6% Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

1% Andere Leistungen für Kleinbauern •

1% Infrastruktur der Gemeinde •2% Gesundheitswesen •4% Andere Leistungen für die Gemeinde •

Investitionen in Produzentenorganisationen 52%

Leistungen für Kleinbauern 41%

Leistungen für die Gemeinde 7%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

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61 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Lateinamerika und Karibik3,0 ha

Afrika und Mittlerer Osten1,5 ha

Asien und Pazifi kregion3,1 ha

Weltweit2,8 ha

Durchschnittliche Anbauflächen für Zucker pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

Karibik3,1 ha

Pazifi kregion3,9 ha

Zentral-amerika undMexiko2,3 ha

Südasien1,0 ha

Südostasien1,3 ha

Südamerika4,4 ha

Südliches Afrika1,5 ha

2. Belize50.000 t

5. Jamaika21.100 t

3. Paraguay32.500 t

4. Mauritius22.200 t

1. Fidschi60.000 t

Fairtrade-Zucker: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)

Top 5 Gesamt 185.800 t

85 Prozent des verkauften Fairtrade-Zuckers stammt aus diesen Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.

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Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle

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63 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

22 Baumwoll-Produzentenorganisationen

repräsentieren54.700 Menschen

in 7 Ländern

Die durchschnittlicheAnbaufläche jeBaumwollbäuerin /-bauer beträgt

1,1 hektar1,1 Hektar

Absätze vonFairtrade-Baumwolle

stiegen um21%

Baumwoll-produzenteninvestierten 36%

ihrer Fairtrade-Prämie inBildungsangebotefür ihre Gemeinden

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64 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle■■ Zum Jahresende 2014 gab es 22 Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen

für Baumwolle in sieben Ländern, die 54.700 Kleinbäuerinnen und -bauern

repräsentierten. Im Jahr zuvor waren es noch 26 Produzentengruppen. 1■■ 3 der 22 Produzentenorganisationen für Baumwolle waren Kleinbauernorganisa-

tionen, überwiegend in Westafrika, die restlichen neun waren Organisationen mit

Vertragsanbau aus Indien. ■■ Drei Fünftel der Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern leben in Indien. Sie

bebauen Dreiviertel der gesamten Anbaufläche für Fairtrade-Baumwolle und

produzieren 85 Prozent aller Fairtrade-Baumwollerträge. ■■ Die Kombination aus Fairtrade- und Bio-Zertifizierung bei Fairtrade-Baumwoll pro -

du zenten weiter hoch im Kurs. Im Jahr 2014 waren 65 Prozent aller Fairtrade-

Produzentenorganisationen für Baumwolle auch Bio-zertifiziert. ■■ Die Gesamtzahl der Fairtrade-Baumwollproduzenten sank 2014 um acht Prozent,

die Gesamtanbaufläche zertifizierter Baumwolle sank um 30 Prozent auf 61.000

Hektar. Es wurden 45.500 Tonnen fairer Baumwolle geerntet, neun Prozent weniger

als im Vorjahr. ■■ Fairtrade-Produzenten verkauften 2014 21 Prozent mehr Baumwolle als 2013. ■■ Baumwollproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 43 Prozent ihrer Ernteerträge

Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Im

Jahr 2014 konnten afrikanische Produzentinnen und Produzenten die Hälfte ihrer

Ernten zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen, in Asien waren es 41 Prozent der

Ernteerträge. Über ein Viertel der zertifizierten Gruppen verkaufte mehr als 75

Prozent ihrer Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen. ■■ Die durchschnittliche Anbaufläche je Baumwollbäuerin oder -bauer bei Fairtrade

betrug 2014 1,1 Hektar, auf ihr wurden im Schnitt 0,8 Tonnen Baumwolle geerntet.

Produzentinnen und Produzenten fair gesiegelter Baumwolle in Afrika bebauten

eine Durchschnittsfläche von nur 0,7 Hektar und ernteten 0,3 Tonnen Baumwolle.

In Asien hingegen produzierten Baumwollbäuerinnen und -bauern im Durchschnitt

1,2 Tonnen Baumwolle auf einer Anbaufläche von 1,4 Hektar. ■■ Die sinkende Beteiligung von Baumwollbauern an Fairtrade lässt sich auf die

äußerst niedrigen Marktpreise für Baumwolle im Jahr 2014 zurückführen, als der

konventionelle Marktpreis für viele Baumwollbäuerinnen und -bauern unterhalb

ihrer Produktionskosten sank. Der Preisindex Cotlook A1 fiel von durchschnittlich

0,91 US-Dollar pro Pfund in der Erntesaison 2013 auf 0,71 US-Dollar pro Pfund

für die Erntezeit 2014. In einigen Ländern wie Indien reagierten Regierungen mit

Rettungsprogrammen, die Baumwollbäuerinnen und -bauern über einen Mindestpreis

unterstützten, weil die Marktpreise die staatlichen Interventionspreise unterschritten.

Für manche Produzentenorganisationen mit nur sehr geringen Fairtrade-Absätzen,

lohnte sich der Erhalt der Zertifizierung und die damit einhergehenden Kosten nicht. ■■ Im Zeitraum 2013–14 verdienten Produzentenorganisationen mit ihrer Baumwolle

Fairtrade-Prämieneinnahmen von über 1 Millionen Euro. Dieser 57-prozentige

Anstieg seit 2012–13 spiegelt die höheren Absätze von 2013-2014 wider. ■■ Rund 41 Prozent der Fairtrade-Prämie finanzierte Gemeinschaftsprojekte in den

Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung und den Aufbau von Infrastruktur.

Investitionen in Bildungseinrichtungen und Stipendien innerhalb ihrer Gemeinden

hatten weiterhin hohe Priorität für Baumwollproduzentinnen und -produzenten.

Weitere 34 Prozent der Fairtrade-Prämie flossen in Direktleistungen an Baumwoll-

bäuerinnen und -bauern, größtenteils in die Bereitstellung von Werkzeugen und

Betriebsstoffen. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Baumwolle aus mehreren Ländern

meldeten, dass auf Grund des Klimawandels Witterungsverhältnisse immer

unberechenbarer würden, was sich negativ auf ihre Ernteergebnisse auswirkte. ■■ Im Jahr 2014 führten nationale Fairtrade-Organisationen Gespräche mit

1. Cotlook A ist ein internationaler Preisindex für Rohbaumwolle, der seit 1966 täglich berechnet wird. Vgl. www.cotlook.com (in englischer Sprache).

Foto: Fairtrade-Baumwollbäuerin Sugna Jat pflückt Baumwolle mit ihrem Ehemann Nandaram Jat auf ihrer Farm in Madhya Pradesh, India. © Suzanne Lee / Max Havelaar Switzerland

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65 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

vielen unterschiedlichen Abnehmern, um sie dazu zu bewegen, langfristige

Handelsbeziehungen zu Fairtrade-Konditionen über das Fairtrade-Baumwoll-

programm einzugehen. Zwei Unternehmen aus der Schweiz verpflichteten sich,

Baumwollproduzentinnen und -produzenten über das Fairtrade-Baumwollprogramm

zu unterstützen und verpflichteten sich als Einstieg zu Abnahmemengen von 69

Tonnen gesiegelter Rohbaumwolle.

Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Baumwollproduzenten in WestafrikaFairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-

Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten von

177 Faitrade-zertifizierten und 87 nicht-zertifizierten Bäuerinnen und Bauern aus fast

40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso. Das Ergebnis der

Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige Evaluationen der Wirkung

von Fairtrade-Zertifizierungen in Westafrika bringen.

Das Forscherteam sammelte Daten zu drei thematischen Schwerpunkten:

■■ Gesteigerte Agrarleistung ■■ Verbesserter Marktzugang ■■ Starke und integrative Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations,

SPOs).

Die Ergebnisse zu jedem Punkt sind im Folgenden zusammengefasst.

Gesteigerte Agrarleistung Über Fairtrade hatten Baumwollbäuerinnen und -bauern einen besseren Zugang zu

Dienstleistungen als Baumwollbäuerinnen und -bauern ohne Fairtrade, außerdem

boten Fairtrade-Produzentenorganisationen ihren Mitgliedern mehr unterstützende

Leistungen an als in der Vergleichsgruppe. Die Fairtrade-Organisationen veranstalteten

deutlich mehr Fortbildungen zu einem größeren Themenspektrum, darüber hinaus

wendeten sie häufiger Kinderschutzbestimmungen sowie interne Kontrollsysteme für

die Anwendung von Pestiziden an. Was die Bereitstellung von Betriebsmitteln und

Finanzierungen angeht, unterscheiden sich Kleinbauernorganisationen mit oder ohne

Fairtrade-Zertifizierung nicht stark. Organisationen ohne Zertifizierung bewarben über

Sensibilisierungsmaßnahmen, Schulungen und Auffrischungskurse stärker, dass ihre

Mitglieder persönliche Schutzausrüstungen verwenden sollten (vgl. Tabelle).

Fortbildungsmaßnahmen für Bäuerinnen und Bauern über ihre Organisationen 2014

100%

80%

60%

40%

20%

0%Männer, Fairtrade

Frauen, Fairtrade

Männer, ohne Zertifizierung

Frauen, ohne Zertifizierung

Nein

Ja

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66 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Verfügbarkeit spezieller themenbezogener Trainings für Bäuerinnen und Bauern

Thema des Trainings Mit Fairtrade Ohne Fairtrade

Bodenaufbereitung 30% 7%

Anpflanzung 26% 3%

Unkrautbekämpfung 26% 6%

Schädlings- und Krankheitsbekämpfung 28% 7%

Bodenpflege (Fruchtbarkeit, Erosion) 35% 6%

Wassermanagement 24% 5%

Ernte 35% 5%

Handhabung nach der Ernte/Transport 30% 5%

Biologische Anbaupraktiken 35% 5%

Fairtrade-zertifizierte Bäuerinnen und Bauern schnitten im Umweltschutz etwas

besser ab, dennoch kam die Studie zum Ergebnis, dass es sogar in dieser Gruppe noch

viel Raum für Verbesserungen der agrarökonomischen und ökologischen Leistung gibt.

Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern im konventionellen Anbau erzielten ähnliche Erträge wie

der konventionelle Anbau ohne Fairtrade (ca. 1 Tonne pro Hektar), während die Erträge

von Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern im ökologischen Landbau nur halb so hoch waren.

Die Qualitätsstandards waren sowohl mit als auch ohne Fairtrade-Zertifizierung hoch.

Wenn man den Anteil nicht-bezahlter Arbeit vernachlässigt, stellt die Studie fest,

dass landwirtschaftliche Betriebe mit Fairtrade kosteneffizienter arbeiten als Betriebe

ohne Fairtrade (bei der Kombination aus Fairtrade und biologischem Landbau sogar

noch verstärkt). Im Rahmen der Studie ließen sich keine klaren Unterschiede in Sachen

Ernährungssicherheit zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Gruppen feststellen:

Die Wahrscheinlichkeit, einen Kredit aufnehmen zu müssen oder Besitzgüter zu verkaufen,

um Krisenzeiten zu überstehen, war für Bäuerinnen und Bauern mit und ohne Fairtrade

gleich hoch. Die meisten Bäuerinnen und Bauern beider Gruppen gaben an, dass sich

ihr Haushaltseinkommen kürzlich verbessert habe.

Verbesserter Marktzugang Was eine anhaltende Nachfrage angeht, schneidet Fairtrade- und Bio-gesiegelte

Baumwolle generell am besten ab, während die Mehrheit der Produzentinnen und

Produzenten konventioneller Fairtrade-Baumwolle Probleme haben, ihre gesamten Erträge

zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Dies gilt besonders in Mali und teilweise im

Senegal.

Direkte Handelsbeziehungen und Kommunikation zwischen Produzentinnen /

Produzenten und ihren Abnehmern kamen nur begrenzt vor, was vor allem an der Struktur

der Baumwollindustrie Westafrikas liegt, wo Produktion und Vermarktung von Baumwolle

von halbstaatlichen Baumwollunternehmen kontrolliert werden. Die

Preise für konventionelle Baumwolle lagen unterhalb des Fairtrade-Mindestpreises.

Bäuerinnen und Bauern, die Fairtrade-Baumwolle verkauften, erhielten zwischen acht und

18 Prozent über dem konventionellen Baumwollpreis, während Fairtrade-Biobäuerinnen

und -bauern einen um 27–60 Prozent über dem konventionellen liegenden Preis erhielten.

Die Fairtrade-Prämie, die Kleinbauernorganisationen erhielten, fügt nochmal 13-14

Prozent pro Kilogramm Baumwolle hinzu. Diese Vorteile hängen jedoch davon ob, ob

die Produzentenorganisationen in der Lage sind, Fairtrade-Märkte für ihre Baumwolle

zu finden.

Aufgrund der besonderen Regelungen der westafrikanischen Baumwollbranche hatten

Bäuerinnen, Bauern und ihre Organisationen nur wenig Einfluss auf Preisverhandlungen.

Die wenigen Kleinbauernorganisationen, die in direktem Kontakt zu ihren internationalen

Abnehmern standen, hatten den Eindruck, dass sie Einfluss auf die Preisverhandlungen

hatten.

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67 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Starke und integrative Kleinbauernorganisationen Ungefähr 80 Prozent der Bauern, sowohl mit als auch ohne Fairtrade-Zertifizierung,

gaben an, dass sie der Leitung ihrer Produzentenorganisationen ihre Ideen und Bedenken

mitteilen können und meinten, dass ihre Kleinbauernorganisationen in ihrem besten Interesse

handelten. Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung schnitten leicht besser

ab im Timing und der Qualität ihrer Generalversammlungen als Kleinbauernorganisationen

ohne Fairtrade. Außerdem hatten Fairtrade-Kleinbauernorganisationen mehr weibliche

Mitglieder und mehr Frauen in Führungspositionen. Zertifizierte Kleinbauernorganisationen

verfügten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Richtlinie oder eine Strategie zur

Geschlechtergleichstellung, allerdings hatten Kleinbauernorganisationen ohne Fairtrade

mehr junge Menschen in ihrer Verwaltung.

Fast alle Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade gaben an, ihre Mitglieder in

Entscheidungen über die Verwendung der Fairtrade-Prämie einzubeziehen, doch weniger

als die Hälfte der Bäuerinnen und Bauern hatten das Gefühl, gut über die Verwendung der

Prämie Bescheid zu wissen, noch irgendeinen Einfluss auf ihre Verwendung zu haben.

Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade erhalten häufiger finanzielle Unterstützung

in Form von Förderung als Organisationen ohne Fairtrade, doch seltener Finanzkredite.

Zwischen einem Viertel und einem Drittel der Kleinbauernorganisationen mit Fairtrade

betrieben Projekte für Kinder, Jugendliche und Frauen. Fairtrade-zertifizierte Kleinbauern -

organisationen waren aktiver wenn es um den Klimawandel geht als Kleinbauern orga -

nisationen ohne Zertifizierung und sie konnten in letzter Zeit häufiger positive finan -

zielle Erfolge vorweisen.

Im Sinne der Theorie des Wandels von Fairtrade betrachtete die Studie auch Würde und

Teilhabe als Indikatoren von Empowerment, einer gestärkten Position im sozialen Gefüge.

Dreiviertel der Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern meinten, dass sich ihr Selbstbewusstsein

verbessert hätte, seit sie Fairtrade beigetreten sind. Dreiviertel der zertifizierten Bäuerinnen

und Bauern waren mit Fairtrade zufrieden, und nannten die Fairtrade-Prämie sowie einen

besseren Gruppenzusammenhalt als die Hauptvorteile. Einundvierzig Prozent der nicht-

zertifizierten Bäuerinnen und Bauern wussten von Fairtrade und die Mehrheit von ihnen

sagte, sie seien interessiert sich zu beteiligen.

Der „Progress out of Poverty“ Index (PPI) zeigt, dass sich Bäuerinnen und Bauern im

Senegal mit und ohne Fairtrade auf einem vergleichbaren Armutsniveau befanden, währen

in Burkina Faso und Mali Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern ärmer waren als Bäuerinnen

und Bauern ohne Fairtrade, was nahelegt, dass Fairtrade vor allem die Ärmsten dieser

Regionen erreicht.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen Der Bericht empfiehlt, dass Fairtrade seine Bemühungen intensiviert, dauerhafte

Marktzugänge für Baumwollproduzenten aus Westafrika zu schaffen. Es hat sich gezeigt,

dass viele Produzenten keinen permanenten Marktzugang haben, was negative Folgen für

ihre Motivation und die potentielle Wirkung von Fairtrade haben kann. Der Bericht stellt

außerdem fest, dass die Struktur der Baumwollindustrie in Westafrika ein beträchtliches

Hindernis für die Bestrebungen von Fairtrade darstellt, positive Resultate für Bäuerinnen,

Bauern und ihre Organisationen zu erreichen, weil sie es erschwert, direktere und

transparente Handelsbeziehungen entlang der Wertschöpfungskette aufzubauen.

Mehr Arbeit ist notwendig, um diesen Einflussbereich auszuweiten und Fairtrade in

der Baumwollindustrie der Region zu verbreiten. Insbesondere empfiehlt der Bericht,

dass Fairtrade die wirtschaftlichen Argumente für Fairtrade-Zertifizierungen auf Farm-,

Kleinbauernorganisations- und Branchenebene untersucht. Tiefere Einblicke in den

wirtschaftlichen Nutzen von Fairtrade-Baumwolle könnte für eine stärkere Beteiligung

von Bäuerinnen, Bauern und Kleinbauernorganisationen sorgen und außerdem behilflich

sein, die Unterstützung für Fairtrade von Baumwollunternehmen und den jeweiligen

Regierungen zu gewinnen.

Drittens empfehlen die Autoren der Studie, stärker in die Unterstützung von

Bäuerinnen und Bauern bzw. die Bereitstellung von Dienstleistungen durch die

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68 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.26

Fairtrade-Baumwolle: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Baumwolle 2008–2014

40

35

30

25

20

15

10

5

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Baumwolle

28

37 3735

33

26

22

Kleinbauernorganisationen an ihre Mitglieder zu investieren, nachdem sich herausstellte,

dass in allen drei Ländern nur relativ wenige Bäuerinnen und Bauern angemessenen

Zugang zu Fortbildungen über verschiedenste wichtige Themen hatten. Fairtrade

veröffentlicht die komplette Studie in englischer Sprache zusammen mit einer Reaktion

auf die Ergebnisse im Frühjahr 2016, erhältlich unter: http://www.fairtrade.net/resources/

impact-and-research.html

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69 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Afrika und Mittlerer OstenSPO 11 CP 0 Gesamt 11

Asien und Pazifi kregionSPO 2 CP 9 Gesamt 11

Gesamt aller RegionenSPO 13 CP 9 Gesamt 22

ÄgyptenSPO 1 Gesamt 1

MaliSPO1 Gesamt 1

Burkina FasoSPO 1 Gesamt 1

IndienSPO 1 CP 9 Gesamt 10

BeninSPO 1 Gesamt 1

KirgisistanSPO 1 Gesamt 1

SenegalSPO 7 Gesamt 7

CP Vertragsanbau (Contract Production) SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)

GRAFIK 7.27

Fairtrade-Baumwolle: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Baumwolle 2014 nach Regionen

Afrika und Mittlerer OstenSPO 21.600Gesamt 21.600

Asien und Pazifi kregionSPO 9.300 CP 23.800 Gesamt 33.100

Gesamt aller RegionenSPO 30.900 CP 23.800 Gesamt 54.700

Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau demangegebenen Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Baumwolle als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.CP ertragsanbau (Contract Production) SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)

GRAFIK 7.28

Fairtrade-Baumwolle: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Region

Mali

Senegal

Burkina Faso Indien

Benin

Ägypten Kirgisistan

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70 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Baumwolle: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es

54.700Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern, die vom Baumwollanbau lebten

2013–14 verkauften Fairtrade-Baumwoll- produzenten

19.300 tihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen

61.100Hektar Anbaufl äche für Fairtrade-Baumwolle

Zertifi zierte Produ- zentenorganisationen verkauften insgesamt

43% ihrer Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen*

2013–14 ernteten Produzentinnen und Produzenten

45.500 tzertifi zierbare Baumwolle

Baumwollproduzenten erhielten

1.008.800 €Fairtrade-Prämie

65%der Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Baumwolle waren Bio-zertifi ziert

Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Baumwolle im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.

S30% seit 2013

S9% seit 2012–13

R57% seit 2012–13

S8% seit 2013

R21% seit 2012–13

1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000

200.000

0

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0

Fairtrade-Baumwolle Verlaufsvolumen (Tonnen)

Fairtrade- Prämieneinnahmen (in €)

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.29

Fairtrade-Baumwolle: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014

6.400

662.000

16.000

19.300

644.000

1.008.800

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71 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.30

Fairtrade-Baumwolle: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

• 9% Einrichtungen und Infrastruktur

• 14% Personal-wesen und Verwaltung

1% Schulungen und Fortbildungen

für Angestellte • und Beauftragte

• 4% Kredite und Finanzleistungen

• 2% Bildungs-angebote für Bauern

und ihre Familien• 1% Gesundheits-

versorgung für Bauernund ihre Familien

• 4% Fortbildungen für Bauern und Ein-

führung vorbildlicher Verfahren auf Farmen

• 20% Bereitstellung landwirtschaftlicher Geräte

und Betriebsstoffe

3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •

1% Infrastruktur der Gemeinde •

36% Bildung •

3% Gesundheitswesen •1% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •1% Andere •

Investitionen in Produzentenorganisationen 24%

Leistungen für Kleinbauern 34%

Leistungen für die Gemeinde 41%

Andere 1%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

Afrika und Mittlerer Osten0,7 ha

Asien und Pazifi kregion1,4 ha

Weltweit1,1 ha

Durchschnittliche Anbaufläche für Baumwolle pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

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Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen

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73 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

55 Blumen-produzenten-

organisationen mit

48.500Beschäftigten in 8 Ländern

Angestellte auf Blumenfarmen erhielten

5,6 millionen €Fairtrade-Prämie

Ein Zuwachs von 10%

640Millionen Blumenstiele mitFairtrade-Siegelwurden verkauft

Angestellte aufzertifizierten

Blumenfarmeninvestierten 33%ihrer Fairtrade-Prämie inBildungsprojekte

33% Bildungsprojekte

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74 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Zahlen und Fakten: Fairtrade-Blumen und -Pflanzen■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 55 Produzentenorganisationen in acht Ländern

über eine Fairtrade-Zertifizierung für Blumen und Pflanzen. 30 dieser Organisationen

befinden sich in Kenia, in ganz Afrika sind es 42. Die Zertifizierungszahlen für

Fairtrade- Blumen und -Pflanzen stiegen weiterhin, was das Marktinteresse für fair

gesiegelte Gartenbauerzeugnisse reflektiert. ■■ Mehr als 48.000 Arbeitskräfte waren 2013 auf Fairtrade- Blumenfarmen angestellt,

über 46.000 von ihnen befanden sich in Afrika, vor allem in Kenia und Äthiopien. ■■ Die Produktionskapazität für Fairtrade-Blumen hatte zum Jahresende 2014 gut

drei Milliarden Stiele erreicht. ■■ Das Fairtrade-Verkaufsvolumen stieg im Berichtsjahr 2013-14 um fünf Prozent

auf knapp 640 Millionen Stiele. Dieser Erfolg verdankte sich hauptsächlich dem

kontinuierlichen Interesse des europäischen Marktes an Blumen aus Ostafrika. ■■ Blumenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

Verkäufe zugelassen waren, fanden für insgesamt 22 Prozent ihrer Ernteerträge

Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. ■■ Für den Zeitraum 2013–14 meldeten Blumenfarmen Fairtrade-Prämieneinnahmen

von mehr als 5,6 Millionen Euro. ■■ Die Beschäftigten der Blumenfarmen investierten 68 Prozent der Fairtrade-Prämie

in Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien. Davon flossen 28 Prozent in

Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und deren Familien, fünf Prozent in die

Verbesserung von Arbeiterunterkünften und 13 Prozent in finanzielle Beihilfen und

Kredite für Arbeitskräfte. ■■ 16 Prozent der Fairtrade-Prämie finanzierten Leistungen für die Gemeinden, wie

Bildungsangebote und Gesundheitsversorgung. ■■ Die übrigen 14 Prozent investierten die Beschäftigten in Fortbildungen und das

Empowerment von Arbeitskräften sowie in die Unterstützung von Arbeitnehmer-

organisationen. ■■ Blumenproduzenten in Kenia waren 2014 mit neuen Zöllen für die Einfuhr von Blumen

nach Europa konfrontiert. Dies wirkte sich direkt auf die Kosten kenianischer Blumen

aus: Ihre Preise stiegen und bedrohten die Konkurrenzfähigkeit der betroffenen Farmen

mit günstigeren Anbietern. Fairtrade tat sich mit kenianischen Exportverbänden und

zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um sich gemeinsam gegenüber

dem EU-Parlament und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit

und Entwicklung gegen die Zölle stark zu machen. Die Zollabgaben in Höhe von

8,5 Prozent wurde erhoben, nachdem lang andauernde Verhandlungen über ein

Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) zwischen EU und der East African

Community (EAC), Blumen aus Kenia weiterhin von Zöllen zu befreien, zu keinem

Ergebnis geführt hatten. Die Zölle kamen für drei Monate zur Anwendung. In dieser

Zeit verloren einige zertifizierte Farmen ihre europäischen Abnehmer, die ihre

Fairtrade-Blumen lieber aus preisgünstigeren Ländern bezogen. Die EU stellte die

Zölle Anfang 2015 wieder ein, nachdem Kenia das neue WPA unterzeichnet hatte. ■■ Im Jahr 2014 stellte Fairtrade einen internationalen Produktmanager für Blumen

ein, mit Sitz bei Fairtrade Africa in Nairobi. Von dort aus unterstützt er die

Beschäftigten auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen vor Ort dabei, innerhalb

des Fairtrade-Systems Gehör zu finden. Er ist außerdem verantwortlich, strategische

Partnerschaften mit Geschäftspartnern aufzubauen sowie für Risikobewertung

und -management zur Verbesserung des Informationsflusses entlang globaler

Wertschöpfungsketten. Zusätzlich wird er neue Geschäftsoptionen für Fairtrade-

zertifizierte Blumenfarmen entwickeln und Unterstützung bieten für gemeinsame

Absatz- und Kommunikationsstrategien. Seine Zusammenarbeit mit dem internatio-

nalen Produktmanager für Blumen, der für die Verkaufsländer zuständig ist und von

Deutschland aus arbeitet, soll bewirken, dass Angebot und Nachfrage nun effizienter

aufeinander abgestimmt werden und somit letztlich die Arbeiterinnen und Arbeiter

auf zertifizierten Blumenfarmen mehr von Fairtrade profitieren.

Foto: Adanech Horgaso hält eine Fairtrade-zertifizierte Jungpflanze. Adanech arbeitet in den Gewächshäusern der Jungpflanzenfarm Red Fox in Äthiopien. © Harald Mohr / Fairtrade Deutschland

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75 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

■■ Im November 2014 überarbeitete Fairtrade International den Fairtrade-Standard

für Blumen und Pflanzen, um ihn auf Jungpflanzen, wie Stecklinge für Topf- oder

Beetpflanzen, zu erweitern. Ziel ist es, dass tausende Beschäftigte auf Blumenfarmen

in Ostafrika und Lateinamerika, die diese Pflanzen produzieren, ebenfalls von den

Vorteilen des fairen Handels profitieren können. Unter folgendem Link erfahren Sie

mehr über den überarbeiteten Standard [in englischer Sprache] http://www.fairtrade.

net/fileadmin/user_upload/content/2009/standards/documents/2014-11-01_Young_

plant_material_fact_sheet.pdf.■■ Fairtrade, Hivos und der Zertifizierer FFP (Fair Flowers and Plants) haben die gemeinsame

Planung eines Projekts zu Löhnen in der ostafrikanischen Blumen industrie begonnen.

Unterstützung erhalten sie dabei vom niederländischen Institute for Sustainable Trade

IDH. Mit dem Projekt soll ein Dialog über Löhne entlang der Wertschöpfungskette

ostafrikanischer Blumen angestoßen werden. Über das Projekt wurde eine Studie

in Auftrag gegeben, um die relevanten Daten und Empfehlungen zu angemessenen

Maßnahmen hinsichtlich der Lohnsituation in Kenia und Äthiopien zu liefern. ■■ Ein neues Serviceprogramm für die Handhabung von Pestiziden durchläuft derzeit auf drei

Blumenfarmen Ostafrikas seine Testphase. Es handelt sich um ein Softwareprogramm,

über das Produzenten einen schnellen Zugang zu exakten Informationen über Pestizide

erhalten, die bisherige Anwendung dokumentieren können und über den Vergleich

ihres eigenen Pestizidverbrauchs mit dem anderer Produzenten motiviert werden,

bessere und sparsamere Sprühtechniken anzuwenden. Mit der Software können

Produzentinnen und Produzenten den Einsatz von Pestiziden sicher und effektiv über

einen Spritzplan organisieren, nach dem die Chemikalien passend angemischt werden

und das Spritzteam effektiver und effizienter instruiert werden kann. ■■ Im Sinne der globalen Strategie von Fairtrade und dem Schwerpunkt auf

Arbeiterrechten sowie der Verbesserung der Löhne hin zu existenzsicherndem Niveau

hat Fairtrade International eine Studie zu Richtwerten für existenzsichernde Löhne in

der Blumenindustrie Kenias und Äthiopiens in Auftrag gegeben

GRAFIK 7.31

Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2008–2014

70

60

50

40

30

20

10

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Blumen

46 44

5249

52 53 55

GRAFIK 7.31

Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2008–2014

70

60

50

40

30

20

10

0

2011 2012 2013 2014201020092008

Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifi zierung für Blumen

46 44

5249

52 53 55

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76 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Lateinamerika und Karibik11

Afrika und Mittlerer Osten 42

Asien und Pazifi kregion 2

Gesamt aller Regionen 55

El Salvador1

Kenia30

Simbabwe3

Tansania3

Ecuador10

Sri Lanka2

Äthiopien4

Uganda2

GRAFIK 7.32

Fairtrade-Blumen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Blumen 2014 nach Region

El Salvador200

Simbabwe1.100

Tansania1.700

Ecuador2.100

Sri Lanka100

Äthiopien11.300

Uganda1.600

Lateinamerika und Karibik 2.300

Afrika und Mittlerer Osten 46.100

Asien und Pazifi kregion100

Gesamt aller Regionen 48.500

GRAFIK 7.33

Fairtrade-Blumen: Anzahl Arbeitskräfte 2014 nach Ländern

Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert. Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Blumen als ihr erstes Produkt zertifi zieren ließen.

Kenia30.400

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77 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade-Blumen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

2014 gab es

48.500Arbeitskräfte auf Fairtrade-Blumenfarmen

Zertifi zierte Blumenfarmen verkauften insgesamt

22% ihrer Blumen zu

Fairtrade-Bedingungen*

Arbeitskräfte auf Fairtrade-Blumenfarmen erhielten

5.622.000 €Fairtrade-Prämie

2013–14 produzierten Fairtrade-Blumenfarmen

3.039 Millionen Stiele

Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertifi zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Blumen im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem der beiden gemacht haben.

R4% seit 2012–13

2013–14 verkaufen Fairtrade-Blumenfarmen

639,4 MillionenStiele zu Fairtrade-Bedingungen

R5% seit 2012–13

S-1% seit 2013

R10% seit 2012–13

554,4 4.718.500

610,1639,4

5.096.000

5.622.000

6.000.000

5.000.000

4.000.000

3.000.000

2.000.000

1.000.000

0

700

600

500

400

300

200

100

0

Fairtrade-Blumen Verkaufsvolumen (Millionen Stiele)

Fairtrade- Prämieneinnahmen (in € )

2011–12 2012–13 2013–142011–12 2012–13 2013–14

GRAFIK 7.34

Fairtrade-Blumen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14

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78 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

GRAFIK 7.35

Fairtrade-Blumen: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

• 28% Bildungsange-bote für Arbeitskräfte

und ihre Familien

• 13% Finanzielle Beihilfen und Kredite

für Arbeitskräfte

• 4% Gesundheits-versorgung für Arbeitskräfte

und ihre Familien

• 5% Investitionen in Arbeiterunterkünfte

2% Zahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •

16% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •

8% Unterstützung für das Fairtrade- Prämienkomitee und andere

Arbeitnehmerorganisationen •

2% Schulungen für Arbeitnehmer- vertreterinnen und -vertreter •

4% Schulungen für Arbeitskräfte •

5% Infrastruktur der Gemeinde •

6% Bildung •

2% Gesundheitswesen •3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen •2% Andere Leistungen für die Gemeinde •

• 2%Andere

Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien 68%

Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften 14%

Leistungen für die Gemeinde 16%

Andere 2%

Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

4. Ecuador111.478.300 Stiele

1. Kenia1.612.078.800 Stiele

5. Tansania110.226.700 Stiele

2. Äthiopien931.884.700 Stiele3. Uganda

202.258.800 Stiele

Fairtrade-Produktionskapazitäten Blumen (Stiele): Top 5 Länder 2013–14

Top 5 Gesamt 2.967.927.200 Stiele

98 Prozent der Fairtrade-Blumen stammen aus den Top 5 LändernHinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem angegebenen Gesamtwert der Top 5 Länder.

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79 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

4. Ecuador21.097.900 Stiele

1. Kenia350.011.400 Stiele

5. Simbabwe10.317.000 Stiele

3. Tansania50.004.300 Stiele

2. Äthiopien204.331.400 Stiele

Fairtrade-Blumen: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Stielen)

Top 5 Gesamt 635.761.900 Stiele

99 Prozent der verkauften Fairtrade-Blumen stammen aus den Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem angegebenen Gesamtwert der der Top 5 Länder.

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80 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

ImpressumDiese Übersetzung enthält lediglich Auszüge der jüngsten Ausgabe des Berichts

„Monitoring the scope and benefits of Fairtrade” Vollständiger Report in englischer

Sprache unter http://www.fairtrade.net/fileadmin/user_upload/content/2009/

resources/2015-Fairtrade-Monitoring-Scope-Benefits_web.pdf

Texte englische Originalversion Kate Kilpatrick

Datenanalyse Jesus Aguirre, Oksana Forkutsa, Jannik Kaiser, Kate Kilpatrick

Redaktion und Designmanagement Martin Atkin, Karalisa Dantas

Design www.designland.com.au

Lektorat Laura O’Mahony

Datenaufbereitung Ivonne Altamirano, Elena Gómez, Jannik Kaiser, Luis Pastor,

Tatiana Vanegas, Juliana Wachtmeister, Andrew Willis

Übersetzung aus dem englischen Original Regina Volkmer

Redaktion für die deutsche Übersetzung Edith Gmeiner, Tobias Thiele

Übertragung des Layouts in die deutsche Version Dreimalig Werbeagentur Köln

Fotos von Nathalie Bertrams, Ingrid Bottelberghs, O’Brien Brown, Eksteenskuil

Agricultural Cooperative, Santiago Engelhardt, Fairtrade Australia & New Zealand,

Rogier Fokke, Didier Gentilhomme, Riccardo Gangale, Linus Hallgren, Sean Hawkey,

Kate Kilpatrick, Suzanne Lee, Harald Mohr, Simon Rawles, James Rodriguez, Lucy

Russell, Éric St-Pierre, Danielle Villasana, Nabil Zorkot.

Wir danken außerdem Rita Azar, Monika Berresheim, Frank Brinkschneider, Lee

Byers, Silvia Campos, Rene Capote, Pip Emery, Wilbert Flinterman, Harveen Kaur,

Gonzaga Mungai, Caitlin Peeling, Marike de Peña, Catharine Russell, Katharina

Schwab, Anita Sheth, Anup Kumar Singh, Renate Siemon, Miyako Takahashi.

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