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5. AUGUST z928 KLINISCHE "WOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 3 2 15o7 zunahme. Es kann daher die Kohlehydratmast unter gleich- zeitiger Applikation yon Insulin mit Vorteil zur Au]rndstung und zur Behandlung yon untererndhrten, abgemagerten Diabe- tikern verwendet werden. 2. Die fettarme Kohlehydratmast bewirkt zum Teil eine echte Toleranzsteigerung, sie senkt dam Blutzuckerniveau, zum Teil verringert sie die Glykosurie durch Dichtung des Nieren- /ilters /is Zucker. Literatur: 1 ADLERSBERG und "PORGES, Klin. \Vochenschr. z926, Nr. 32--33 (I. Mitteilung). -- ~ ADLERSBERG und PORGI~S, I<lin. Wochenschr. 1927, Nr. 5 ~ (II. Mitteilung). -- a ELIAS und GUEDEMANN, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. II 9, 119, 1926. __ I V. NOORDEN und ISAAC, Die Zuckerkrankheit. Berlin 1927. -- BARRENSCHEEN, Biochem. Zeitschr. 39, 232. 1912. FIEBER, SCHILDDROSE UND NEBENNIEREN*. (Nach Versuchen an Katzen.) Von Dr. W. BORCHARDT. Aus dem Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg (Direktor: Obermed.-RatProf. Dr. NOCHT). WAhrend der Weg der vorwiegend sympathisch nerv6sen Bahnen vom WArme- bzw. Fieberzentrum im Zwischenhirn (Tuber cinereum) abw~rts zur Leber und zur Muskulatur gut bekannt ist 1, ist die Rolle der innersekretorischen Drfisen beim Zustandekommen des Fiebers bis heute nicht v611ig klar. Schon frfihzeitig ist der Schilddrfise, den Nebennieren und der tlypophyse ein EinfluB auf die normale und die im Fieber bestimmt ver~tnderte W~rmeregulation zugeschrieben worden. Sehen wir vorerst yon der Hypophyse ab, deren experimentelle Ausschaltung leicht zu Defekten des im Zwi- schenhirn liegenden Wi~rmezentrums nnd inf01gedessen vor- l~ufig zu keinem brauchbaren Ergebnis ffihren kann**, so bleibt zun~chst die Er6rterung der Schilddrfisen- und Neben- nierenwirkung im Fieber. Bekannt ist, dab der Schilddrfisen- ausfall ganz allmAhlich zu einem gelinden Absinken der Nor- maltemperatur ffihrt. Schilddrfisen- und nebenschilddrfisen- lose Tiere verm6gen trotz gegenteiliger Angaben auf WXrme- :stich, Infektion usw. zu fiebern~. Der akute wie subakute Nebennierenausfall ist yon mangelnder WArmeregulation, wenigstens in den letzten Lebensstadien, gefolgt. Nebennieren- lose Tiere sollen die FieberfAhigkeit auf WArmestich, Kochsalz- infusion, nicht dagegen auf Adrenalininjektion nach DOEBLIN nnd FLEISCHMANN 3 verloren haben; jedoch soll selbst ein kleines, in die Niere z. B. implantiertes Stfick Nebennieren- rinde genfigen, um normale W~rmeregulation und Fieberf~hig- keit auf W~rmestich und Kochsalzinfusion zu garantieren (vgl. DOEBLIN und FLEISCHMANN, l. C.). SO bfindig die SchluB- folgerung letztgenannter Autoren klingt, so liegt in ihren Versuchen mit totaler Nebennierenexstirpation ohne Implan- tation yon Nebennierenrinde ein grunds~tzlicher Fehler, der in allen Fieber- und WArmeregulationsvcrsuchen aus- zuschalten ist***. Sie haben die Fieberreize (Kochsalzinfusion und W~rmestich) bei bereits unterkfihlter K6rpertemperatur der Kaninchen ausgeffihrt. Die heute daran geknfipften Ver- mutungen, dab evtl. die Nebennierenrinde unerl~131ich fiir die Fieberreaktion sei, sind dadurch, wie sp~ter eingehend gezeigt werden soll, hinfMlig. Als wichtigstes Postulat in den nachfolgend besprochenen akuten Versuchen galt mir jedenfalls, den Fieberreiz erst dann am operierten oder nichtoperierten, vorher v611ig gesunden Versuchstier anzubringen, wenn die Temperatur durch kfinst- liche W~rmezufuhr (WArmkasten, F6hn und angewi~rmter Operationstisch) nach beginnendem Herabgehen wAhrend der Operation wieder zur Norm = 38,2 ~ C zurfickgestiegen war, die Leukocyten vielfach nach anf~nglicher Senkung in das Blur der Peripherie wieder einzustr6men begannen, endlich * Soll deran~chst vollst~ndig erscheinen. ** Hypophyseoprive Tiere sollenihre Fieberfahigkeit erhaltenhabeni zit. naeh GRAFE, Pathol. Physiologiedes Gesamt- und Kraftwechsels.S. 373. M~inchen 1923. *** Dasselbe gilt fiir die Versucheyon LILJESTRAND und FRUMERIE, Skandinav. Arch. f. Physiol. 31. t914. der Blutzucker nach anf~nglicher Steigerung w~hrend der Operation (Shock- und psychische Hyperglyk~tmie) wieder die Tendenz zeigte, zur Norm zurfickzukehren*. Um bei den leicht erregbaren Katzen in allen Versuchsserien annAhernd gleichartige Verh~ltnisse zu schaffen, wurden s~mtliche Tiere den gleichartigen SchAden der Narkose ausgesetzt: d.h., sie wurden durch intraven6se Zufuhr yon Chloralose (o,o 7 g pro i kg) in einen tiefen, mindestens 12 Stunden anhaltenden Schlaf versetzt, nachdem sie anfAnglich dutch geringe Mor- phiumdosen (ca. 1, 5 mg pro I kg) beruhigt worden waren**. Ein Normaltier vermag in einer solcher Narkose auf alle Fieberreize prompt zu reagieren. Als Fiebermittel mul3ten konstant wirkende und zum Teil gut dosierbare gew~thlt werden : i. Tetrahydronaphthylamin 5proz. subcutan, als chemisch aseptisches Fiebermittel. 2. Pepton 5proz. subcutan und intraven6s, als chemisch aseptisches Fiebermittel. 3. Pneunlococcus lanceolatus, intrapleural und intrapulmo- nal (als relativ schnell, jedenfalls prompt fiebererzeugende Infektionserreger). 4- W/irmestich (nach der Methode von ARONSOHN und SACHS4, als mechanisch irritatiVes Fiebermittel). Sobald die Tiere unter dem Fieberreiz die Temperatur yon 38,6 fiberschritten batten, wurde jede ktinstliche WArme- regelung sofort unterbrochen. Alle Temperaturen fiber 38,6 mul3ten so als Fieber angesehen werden. Bei den vSllig ruhig in 1Rtickenlage befindlichen Tieren blieb ein in Zehntel- grade geteiltes, chemisches Thermometer yon Anfang bis Ende des Versuches im Rectum liegen, und dies gestattete ein sehr einfaches, fortlaufendes Verzeichnen der jeweiligen K6rpertemperatur. Schilddrfisen- und nebenschilddrfisenlose*** Tiere ver- m6gen unter Einhaltung der obengenannten Kautelen auf alle zitierten Fieberreize nicht mehr ganz so prompt zu reagieren, wieNormaltiere. Immerhin ist die qualitative und quantitative Fieberf~higkeit solcher Katzen gut erhalten. Nebennierenlose Katzen (einzeitige Operation) fiberleben die Exstirpation in dieser Narkose ca. 8--!5 Stunden, sofern sie keine akzessorischen Drtisen besitzen; letzteres geh6rt hei ihnen zur Seltenheit. Wegen der kurzen Lebensdauer der so operierten Tiere mul3te die WahI der Fiebermittel nur auf solche beschr~nkt werden, die schnell zur Reaktion ffihrten: das ist der Fall beim Tetrahydronaphthylamin und beim Pepton ; wAhrend die Pneumokokkeninfektion und der Witrme- stich schon beim Normaltier eine etwas IAngere Inkubations- zeit haben. Immerhin trat selbst noch bei den letztgenannten Mitteln bei vSllig nebennierenlosen Tieren eine Fieberreaktion ein, wenn die Katzen die ersten 4--5 Stunden nach der Ope- ration gut fiberlebten. Diese Feststellung steht im Gegensatz zu den oben zitierten Angaben von DOEBLIN und FLEISCH- MANN U. a., ist hingegen auch an anfangs ktinstlich gut regu- lierten Tieren ausgeffihrt, was ffir die Versuche der genannten Autoren nicht zutreffend ist. Das Fieber erreichte bei allen nebennierenlosen Tieren trotz analoger Dosen von Reizmitteln hie die H6he wie bei normalen oder nur schilddrfisenlosen, trat versp~tet und gleichsam z6gernd ein. Man erhAlt den Eindruck, dab die physikalische WArmeeinsparung empfind- lich, zum Teil weniger auch die vermehrte chemische W~rme- produktion bei nebennierenlosen Tieren im Fieber gest6rt ist. ]3emerkenswert ist, dab nebennierenlose Tiere auf Pepton wie auch auf massive lPneumokokkeninfektion keinen Schfittel- frost mehr aufweisen k6nnen, wie es Normal- oder nur schild- drtisenlose Tiere tun. Sicher bleibt, dab akut nebennieren- lose I<atzen also bei regul~rer Versuchstechnik, wenn auch verz6gert, fiebern k6nnen. Infolgedessen ist die Vorstellung fehlerhaft, dab der Nebennierenrinde eine besondere Bedeu- * Als guter Test der ann~iherndenRfickkehr an die normalen Verh~tltnissegait mir das v611igeEngwerden der Pupillen der im Chloralose-Morphiumschlaf befindlichen Tiere. ** Athernarkose wurde in keinem Versuehe wegen der damit verbundenen starken Shockfolgen (nach eingehendenVorversuchen) angewandt. *** DieNebenschilddrtisen sind bei der Kat zezumTellso fiefin der Schilddrfisensubstanz eingebettet, dab ihre saubere Abtrennung unm6giich ist.

Fieber, Schilddrüse und Nebennieren

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Page 1: Fieber, Schilddrüse und Nebennieren

5. AUGUST z928 K L I N I S C H E " W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 3 2 15o7

z u n a h m e . Es kann daher die Kohlehydratmast unter gleich- zeitiger Applikation yon Insulin mit Vorteil zur Au]rndstung und zur Behandlung yon untererndhrten, abgemagerten Diabe- tikern verwendet werden.

2. Die f e t t a r m e K o h l e h y d r a t m a s t b e w i r k t z u m Teil eine echte Toleranzsteigerung, sie senkt dam Blutzuckerniveau, z u m Tei l v e r r i n g e r t sie die Glykosur ie d u r c h Dichtung des Nieren- /ilters /is Zucker.

L i t e r a t u r : 1 ADLERSBERG und "PORGES, Klin. \Vochenschr. z926, Nr. 32--33 (I. Mitteilung). -- ~ ADLERSBERG und PORGI~S, I<lin. Wochenschr. 1927, Nr. 5 ~ (II. Mitteilung). -- a ELIAS und GUEDEMANN, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol . I I 9, 119, 1926. __ I V. NOORDEN und ISAAC, Die Zuckerkrankheit . Berlin 1927. --

BARRENSCHEEN, Biochem. Zeitschr. 39, 232. 1912.

F I E B E R , S C H I L D D R O S E U N D N E B E N N I E R E N * .

(Nach Versuchen a n Ka tzen . )

Von

Dr . W . BORCHARDT. Aus dem Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg

(Direktor: Obermed.-Rat Prof. Dr. NOCHT).

W A h r e n d de r Weg de r vo rwiegend s y m p a t h i s c h n e r v 6 s e n B a h n e n v o m WArme- bzw. F i e b e r z e n t r u m im Z w i s c h e n h i r n (Tube r c ine reum) a b w ~ r t s zu r L e b e r u n d zur M u s k u l a t u r g u t b e k a n n t i s t 1, i s t die Rol le de r i n n e r s e k r e t o r i s c h e n Drfisen b e i m Z u s t a n d e k o m m e n des F i ebe r s bis h e u t e n i c h t v611ig k lar . Schon frf ihzei t ig is t de r Schilddrfise, den N e b e n n i e r e n u n d de r t l y p o p h y s e ein Einf luB au f die n o r m a l e u n d die i m F i e b e r b e s t i m m t ver~tnderte W ~ r m e r e g u l a t i o n zugeschr i eben worden . Sehen wir v o r e r s t yon de r H y p o p h y s e ab, d e r e n expe r imen t e l l e A u s s c h a l t u n g le ich t zu D e f e k t e n des im Zwi- s c h e n h i r n l i egenden Wi~rmezen t rums n n d inf01gedessen vor - l~ufig zu k e i n e m b r a u c h b a r e n E r g e b n i s f f ihren kann** , so b l e i b t z u n ~ c h s t die E r 6 r t e r u n g de r Schi lddrf i sen- u n d Neben- n i e r e n w i r k u n g i m Fieber . B e k a n n t ist, d a b de r Schi lddrf isen- aus fa l l ganz a l lmAhlich zu e inem ge l inden A b s i n k e n de r Nor- m a l t e m p e r a t u r ff ihrt . Schi lddrf isen- u n d nebensch i ldd r f i sen - lose Tiere v e r m 6 g e n t r o t z gegente i l iger A n g a b e n auf WXrme- :stich, I n f e k t i o n usw. zu fiebern~. Der a k u t e wie s u b a k u t e N e b e n n i e r e n a u s f a l l i s t yon m a n g e l n d e r WArmeregu la t ion , wen igs tens in den l e t z t en Lebenss t ad ien , gefolgt. N e b e n n i e r e n - lose Tiere sol len die FieberfAhigkei t au f WArmest ich , Kochsa lz - in fus ion , n i c h t dagegen auf A d r e n a l i n i n j e k t i o n n a c h DOEBLIN n n d FLEISCHMANN 3 ve r lo ren h a b e n ; j edoch soll se lbs t ein kle ines , in die Niere z. B. i m p l a n t i e r t e s Stf ick N e b e n n i e r e n - r i n d e genfigen, u m n o r m a l e W ~ r m e r e g u l a t i o n u n d F ieber f~hig- k e i t au f W ~ r m e s t i c h u n d Kochsa lz in fus ion zu g a r a n t i e r e n (vgl. DOEBLIN u n d FLEISCHMANN, l. C.). SO bf ind ig die SchluB- fo lge rung l e t z t g e n a n n t e r A u t o r e n k l ingt , so l iegt in i h r e n V e r s u c h e n m i t t o t a l e r N e b e n n i e r e n e x s t i r p a t i o n ohne I m p l a n - t a t i o n yon N e b e n n i e r e n r i n d e ein g runds~ tz l i che r Fehler , d e r in a l len F iebe r - u n d W A r m e r e g u l a t i o n s v c r s u c h e n aus- z u s c h a l t e n is t***. Sie h a b e n die F ieber re ize (Kochsa lz in fus ion u n d W~rmes t i ch ) bei be re i t s u n t e r k f i h l t e r K 6 r p e r t e m p e r a t u r d e r K a n i n c h e n ausgeff ihr t . Die h e u t e d a r a n geknf ip f ten Ver- m u t u n g e n , d a b evt l . die N e b e n n i e r e n r i n d e unerl~131ich fiir d i e F i e b e r r e a k t i o n sei, s ind d a d u r c h , wie sp~ te r e ingehend geze ig t w e r d e n soll, hinfMlig.

Als wich t igs tes P o s t u l a t in den nach f o l gend b e s p r o c h e n e n a k u t e n V e r s u c h e n ga l t m i r jedenfal ls , den F iebe r re i z e r s t d a n n a m ope r i e r t en oder n i ch tope r i e r t en , v o r h e r v611ig ge sunden Ve r suchs t i e r a n z u b r i n g e n , w e n n die T e m p e r a t u r d u r c h kf ins t - l i che W ~ r m e z u f u h r (WArmkas ten , F 6 h n u n d angewi~rmter O p e r a t i o n s t i s c h ) n a c h b e g i n n e n d e m H e r a b g e h e n wAhrend de r O p e r a t i o n wieder zu r N o r m = 38,2 ~ C zurf ickges t iegen war , d i e L e u k o c y t e n v ie l fach n a c h an f~ng l i che r S e n k u n g in das B l u r de r Pe r iphe r i e wieder e i n z u s t r 6 m e n b e g a n n e n , end l ich

* Soll deran~chst vollst~ndig erscheinen. ** Hypophyseoprive Tiere sollen ihre Fieberfahigkeit erhalten haben i zit. naeh GRAFE, Pathol. Physiologie des Gesamt- und Kraftwechsels. S. 373. M~inchen 1923. *** Dasselbe gilt fiir die Versuche yon LILJESTRAND und FRUMERIE, Skandinav. Arch. f. Physiol. 31. t914.

de r B l u t z u c k e r n a c h an f~ng l i che r S t e i g e r u n g w ~ h r e n d de r O p e r a t i o n (Shock- u n d psych i sche Hyperglyk~tmie) w i e d e r die T e n d e n z zeigte, zu r N o r m zur f i ckzukehren* . U m bei den le ich t e r r e g b a r e n K a t z e n in a l len Ver suchsse r i en a n n A h e r n d g le ichar t ige Verh~ l tn i s se zu schaffen, w u r d e n s~mt l i che Tiere den g l e i cha r t igen SchAden de r Na rkose a u s g e s e t z t : d . h . , sie w u r d e n d u r c h i n t r a v e n 6 s e Z u f u h r yon Chlora lose (o,o 7 g pro i kg) in e inen t iefen, m i n d e s t e n s 12 S t u n d e n a n h a l t e n d e n Schlaf ve r se tz t , n a c h d e m sie anfAngl ich d u t c h ger inge Mor- p h i u m d o s e n (ca. 1, 5 m g pro I kg) b e r u h i g t w o r d e n waren** . E i n N o r m a l t i e r v e r m a g in e iner so lcher Narkose au f alle F ieber re ize p r o m p t zu reag ie ren . Als F i e b e r m i t t e l mul3ten k o n s t a n t w i rkende u n d z u m Teil g u t dos i e rba re gew~thlt we rden :

i . T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n 5proz. s u b c u t a n , als chemisch asep t i sches F i ebe rmi t t e l .

2. P e p t o n 5proz. s u b c u t a n u n d i n t r a v e n 6 s , als chemisch asep t i sches F i e b e r m i t t e l .

3. Pneun lococcus lanceo la tus , i n t r a p l e u r a l u n d i n t r a p u l m o - na l (als r e l a t i v schnel l , j edenfa l l s p r o m p t f i ebe re rzeugende In fek t ionse r rege r ) .

4- W/ i rmes t i ch (nach de r Me thode v o n ARONSOHN u n d SACHS 4, als m e c h a n i s c h i r r i t a t iVes F i ebe rmi t t e l ) .

Soba ld die Tiere u n t e r d e m F iebe r re i z die T e m p e r a t u r yon 38,6 f i be r sch r i t t en b a t t e n , wurde jede k t ins t l i che WArme- r ege lung sofor t u n t e r b r o c h e n . Alle T e m p e r a t u r e n f iber 38,6 mul3ten so als F i e b e r a n g e s e h e n werden . Be i den vSllig r u h i g in 1Rtickenlage be f ind l i chen T ie ren b l ieb ein in Zehn te l - g rade getei l tes , chemisches T h e r m o m e t e r y o n A n f a n g bis E n d e des Versuches im R e c t u m liegen, u n d dies g e s t a t t e t e e in sehr e infaches , fo r t l au fendes Ve rze i chnen de r jewei l igen K 6 r p e r t e m p e r a t u r .

Schi lddrf i sen- u n d nebenschi lddr f i sen lose*** Tiere ver - m 6 g e n u n t e r E i n h a l t u n g de r o b e n g e n a n n t e n K a u t e l e n a u f alle z i t i e r t en F iebe r re ize n i c h t m e h r ganz so p r o m p t zu reagieren , w i e N o r m a l t i e r e . I m m e r h i n i s t die q u a l i t a t i v e u n d q u a n t i t a t i v e F i ebe r f~h igke i t so lcher K a t z e n g u t e rha l t en .

Nebenn i e r en lo se K a t z e n (einzeit ige Opera t ion ) f iber leben die E x s t i r p a t i o n in dieser Narkose ca. 8 - - ! 5 S t u n d e n , sofern sie ke ine akzessor i schen Dr t i sen be s i t z en ; l e t z te res g e h 6 r t he i i h n e n zur Se l t enhe i t . W e g e n de r k u r z e n L e b e n s d a u e r de r so o p e r i e r t e n Tiere mul3te die W a h I de r F i e b e r m i t t e l n u r au f solche b e s c h r ~ n k t werden , die schnel l zu r R e a k t i o n f f ih r t en : das i s t de r Fa l l b e i m T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n u n d b e i m P e p t o n ; wAhrend die P n e u m o k o k k e n i n f e k t i o n u n d de r Wi t rme- s t i ch s chon b e i m N o r m a l t i e r e ine e twas IAngere I n k u b a t i o n s - ze i t h a b e n . I m m e r h i n t r a t se lbs t n o c h be i den l e t z t g e n a n n t e n Mi t t e l n bei vSllig n e b e n n i e r e n l o s e n T i e r e n eine F i e b e r r e a k t i o n ein, w e n n die K a t z e n die e r s t en 4 - - 5 S t u n d e n n a c h de r Ope- r a t i o n g u t f iber leb ten . Diese F e s t s t e l l u n g s t e h t im G e g e n s a t z zu den oben z i t i e r t en A n g a b e n v o n DOEBLIN u n d FLEISCH- MANN U. a., i s t h i n g e g e n a u c h a n a n f a n g s k t in s t l i ch g u t regu- l i e r t en T ie ren ausgeff ihr t , was ffir die Ver suche de r g e n a n n t e n A u t o r e n n i c h t zu t r e f f end ist . Das F i e b e r e r r e i ch te bei a l len n e b e n n i e r e n l o s e n T i e r e n t r o t z ana loge r D o s e n v o n R e i z m i t t e l n hie die H 6 h e wie bei n o r m a l e n oder n u r schi lddrf isenlosen, t r a t v e r s p ~ t e t u n d g le ichsam z6gernd ein. M a n erhAlt den E i n d r u c k , d a b die phys ika l i s che W A r m e e i n s p a r u n g e m p f i n d - lich, z u m Teil weniger a u c h die v e r m e h r t e chemische W ~ r m e - p r o d u k t i o n bei n e b e n n i e r e n l o s e n T ie ren i m F i e b e r ge s t6 r t ist. ] 3emerkenswer t ist , d a b nebenn ie ren lose Tiere au f P e p t o n wie a u c h au f mass ive l P n e u m o k o k k e n i n f e k t i o n k e i n e n Schf i t te l - f ros t m e h r au fwe i sen k6nnen , wie es Norma l - ode r n u r schi ld- dr t isenlose Tiere t un . S icher b le ib t , d a b a k u t n e b e n n i e r e n - lose I<atzen also be i regul~rer V e r s u c h s t e c h n i k , w e n n auch verz6ger t , f i ebern k6nnen . In fo lgedessen i s t die Vor s t e l l ung feh le rhaf t , d a b de r N e b e n n i e r e n r i n d e eine be sonde re Bedeu-

* Als guter Test der ann~ihernden Rfickkehr an die normalen Verh~tltnisse gait mir das v611ige Engwerden der Pupillen der im Chloralose-Morphiumschlaf befindlichen Tiere. ** Athernarkose wurde in keinem Versuehe wegen der damit verbundenen starken Shockfolgen (nach eingehenden Vorversuchen) angewandt. * ** Die Nebenschilddrtisen sind bei der Kat ze zum Tell so fief in der Schilddrfisensubstanz eingebettet, dab ihre saubere Abtrennung unm6giich ist.

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15o8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H I ~ G A N G . N r . 3 2 5. AUGUST I928

t u n g ffir die F i ebe r f~h igke i t zugesch r i eben wi rd (vgl. d a z u DOEBLIN u n d FLEISCHMANN, 1. C.) ; in i h r en V e r s u c h e n k o m m t die i m p l a n t i e r t e iXlebennierenrinde als lebel lsverl /~ngerndes M o m e n t wohl au s s ch l aggebend in F rage .

A n d e r s n u n Tiere, d e n e n in e iner S i t zung N e b e n n i e r e n u n d Schi lddrf i sen e l l t f e rn t s ind. Solche Tiere k 6 n n e n auf alle obell- g e n a n n t e n R e i z m i t t e l h i n nieht m e h r f iebern , u n d mal l muB s i e sorgam, f a s t wAhrend des g a n z e n Versuches , besonde r s abe r zu Anfang , vo r W/~rmever lus te l l u n d T e m p e r a t u r - a b s i n k e n schfi tzen*. I m V er l au f des Versuches h a l t s ich die T e m p e r a t u r b e m e r k e n s w e r t e r w e i s e vo rwiegend n a c h T e t r a - h y d r o n a p h t h y l a m i n 1Angere Ze i t ohlle spezielle kf ins t l iche WArmerege lung n a h e z u auf N o r m a l h 6 h e ; dies sp r i ch t abe r se lbs t bei d iesen T ie ren noch ffir eine ger ing v e r m e h r t e WArme- b i l d u n g auf Fieberre ize , d a ohne F i e b e r m i t t e l die T e m p e r a t u r s t e t ig e twas a b s i n k e n wfirde. D a b e i i s t n u n die L e b e n s d a u e r dieser Tiere n i c h t kf i rzer als die l lur de r N e b e n n i e r e n b e r a u b t e n . A n e iner gr0Ben Zah l yon K a t z e n k o n n t e n diese ]3efunde i m m e r wieder bes tAt ig t werden . U n t e r d iesen b e f a n d e n sich zwei h o c h s c h w a n g e r e Tiere, die zu i n t e r e s san t en , we i t e r en V e r s u c h e n AnlaB gaben . Zu m e i n e m groBen E r s t a u l l e n konl l - t e n diese n e b e n n i e r e n - u n d schi lddrf isenlosen, h o c h s c h w a n g e r e n K a t z e n au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n n o c h fas t so p r o m p t f i ebern wie e in Norma l t i e r . Es m u B t e n d a n a c h also k le ins te Mengen zwischen M u t t e r ul ld F e t e n k re i sende r Schi lddrf isen bzw. N e b e n l l i e r e n h o r m o n e genfigen, u m F i e b e r au f T e t r a - h y d r o n a p h t h y l a m i n z u s t a n d e k o m m e n zu lassen. Diese Ver- m u t u n g bes tAt ig te sich in de r Folge n u n ta tsAchl ich, i n d e m eine k le ine Menge a n s ich n i c h t a k u t f i ebe re rzeugenden T h y r o x i n s (ScHERING) bei n e b e n n i e r e n - u n d schi lddrf isel l losen T ie ren dazu genfigte, u m eine ausgesp rochene F i e b e r r e a k t i o n au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n zuwege zu b r ingen . E t w a s Ahnl iches , n u r abgeschwAchter , ge lang abe r bei schi lddrf isen- u n d n e b e n n i e r e n l o s e n Tie ren d u r c h eille all s ich n u r zu schwache r T e m p e r a t u r s t e i g e r u l l g f f ihrende E p h e t o n i n m e n g e (MERCK) ( en t sp r i ch t p ro long ie r t e r A d r e n a l i n w i r k u n g ) . Es re ichen n a c h all d iesen Ve r suchen also f re ikre i sende S p u r e n der b e k a n n t e n I n k r e t e aus, u m die F ieber fAhigkei t schi lddrf isen- u n d n e b e n - niere l l f re ier K a t z e n bis zu e inem gewissen Grade zu e rha l t en . Diese ]3eobach tungen waren u m so u n e r w a r t e t e r , als ja bei den l e t z t gesch i lde r t en V e r s u c h e n die Depo t s ffir die H o r m o n e n i ch t m e h r in i n t a k t e n , zur Sekre t ion r e i zba ren Organen , son- d e r n s u b c u t a n lokal i s ie r t waren .

Versuche l l wir, diese B e f u n d e n u n m e h r in den R a h m e n der b e k a n n t e n Vors t e l lung fiber das Z u s t a n d e k o m m e n des F iebers einzuffigen. W e n n wir yon de r These ausgehen , d a b alle F ieber - mi t t e l pr imAr a m W A r m e z e n t r u m angre i fen woffir, wie spAterhin b e t o n t wird, alles s p r i c h t - - , so m 6 c h t e es n a c h den b ie r g e b r a c h t e n F e s t s t e l l u n g e n auf den e r s t en Bl ick scheinen, d a b die g e n a n n t e n F i e b e r m i t t e l we i t e rh in n i ch t d i r e k t auf n e r v 6 s e n B a h n e n zu der b e k a n n t e n S tof fwechse ls te igerung und den f ibr igen ]3eg le i t symptomen des F iebe r s f f ihren k 6 n n t e n , sonde r n e rs t au f d e m Unwege fiber das T h y r o x i n und alas Adrena l in . N a c h den U n t e r s u c h u n g e n ro l l FREUND 5 is t h ie rgegen ein B e d e n k e n zu ~ui3ern. Er l and , dal3 D u r c h - s c h n e i d u n g des ]3 rus tmarkes und tier L e b e r a r t e r i e l lebs t an l i egenden L e b e r n e r v e n die Tiere , ,zuweilen, a b e t n i c h t s icher p o i k i l o t h e r m " mach t** . E igene Ver suche m i t D u r c h t r e n n u n g n u r si~mtlicher N e r v e n zur L e b e r zeigten, d a b de r W ~ r m e s t i c h bei solchell T ie ren ve rspAte t u n d u n v o l l k o m m e n e r zur F ieber - reak t io l l f f ihr t wie bei Norma l t i e r en , wAhrend das F i ebe r au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n bei l e b e r e n t n e r v t e n T ie ren i m m e r h i n n u r wenig ve rz6ger t au f t r a t . Diese Versuche ergebell , d a b die F ieber fAhigkei t l e b e r e n t n e r v t e r Tiere he rabgese t z t , abe r keineswegs a u f g e h o b e n ist, wie a u c h schon SCHULTZE 6, sowie LILJESTRAND u n d FRUMERIE ~ f inden ko l ln ten . Es i s t d e m n a c h bei i h n e n o f f enba r n u r ein Teil de r B a h n e n gest6r t , auf d e n e n F ieb2r z u s t a n d e k o m m t . Andere r se i t s i s t n i c h t a n z u n e h m e n , d a b die f i ebe re rzeugenden Mi t te l die s ym pa t h i s che l l E n d i g u n - gen in der Lebe r bzw. in den Muske ln d i r e k t erregen, noch die

* Die Temperatur wttrde bier, wie in allen Versucben, um 38,2 ~ tiber etHche Stunden reguliert. ** R. PLAUT land nach Leberentnervung eine Aufhebung der zweiten chemischen WArmeregulation (KESTNER).

N e b e n n i e r e n bzw. die Schi lddrf ise ohne D a z w i s c h e n t r e t e n des W ~ r m e z e l l t r u m s d i r e k t zu v e r m e h r t e r I l l k r e t b i l d u n g anregen . Hierf f i r s p r e c h e n die ]3efunde yon OTT 7, d a b da s w i r k s a m s t e F i e b e r m i t t e l T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n bei Tieren~ de ren W ~ r m e z e n t r u m a b g e t r a g e n ist, l l i ch t m e h r F i e b e r erzeugel l kann , obwohl die Wege zur Leber , M u s k u l a t u r , Schi lddr t ise u n d N e b e n n i e r e n ja d u r c h a u s of ten s ind. Diese ]3efunde von OTT ka l ln ich ffir das T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n l lur bestAtlgen. D e k a p i t i e r t e (a l lerdings kf ins t l ich gea tme te ) u n d n a c h SHERRINGTON dece reb r i e r t e (also u n t e r E r h a l t e n s e i n des A t e m z e n t r u m s ) K a t z e n k o n n t e n au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l - a m i n n icht m e h r f iebern .

N a c h a l l edem muB m a n doch v o r e r s t wohl a n n e h m e n , d a b die F i e b e r m i t t e l prim/~r das W A r m e z e n t r u m re izen; yon h ie r w a n d e r t der l~eiz wohl v o r w i e g e n d au f dell B a h n e n des S y m p a t h i c u s sowohl zu r Leber , bzw. den Muskeln , als a u c h zu den N e b e n n i e r e n u n d de r Schilddrfise. F e h l e n Schi lddrf ise ul ld N e b e n n i e r e n bei e inem Tiere, so b l e i b t de r al leinige ne rv6se Reiz au f die L e b e r u n w i r k s a m , d a wahr sche in l i ch die E r reg - b a r k e i t des s y m p a t h i s c h e n Iqe rvensys t ems ohne die g e n a n n t e n H o r m o n e m a n g e l h a f t geworden i s t oder a b e r die v e r m e h r t e L e i s t u n g der w/~rmeproduziere l lden Zellen ohne diese H o r m o n e schwer dar l l ieder l iegt . E i n Mange l a n Glykogen ill der Leber* n a c h N e b e n n i e r e n - u n d Sch i lddr f i se l l exs t i rpa t ion k a n n die U r s a c h e de r f e h l e n d e n Fieber f f ih igke i t i l i ch t ohne wei teres u l l t e r de r h ie r gesch i lde r t en Chlora losenarkose sein, da solche Tiere z u m Teil n o c h aus r e i chende Mellgen v o n Glykogen in i h r e r Lebe r be i zei t l ich n i c h t zu fo r tgeschr i t t e l l en Ve r suchen aufweisen . Die G l y k o g e n v e r a r m u n g t r i t t j a auBerdem a u c h bei e in fach e p i n e p h r e k t o m i e r t e l l T i e ren auf, die noch f iebern k 6 n n e n . W e i t e r h i n b r i n g t abe r eine mass ive Z u c k e r z u f u h r n a c h de r O p e r a t i o n weder eine ve r l~nge r t e L e b e n s d a u e r n o c h F iebe r f~h igke i t solcher Tiere zurfick, obwohl ih r Glykogen- v o r r a t u n t e r d iesen VerhAl tn i ssen als vol lkommei1 aus re i chend b e z e i c h n e t w e r d e n muB.

~ b e r das E ingre i f en des T h y r o x i n s u n d des Adre l l a l ins in das F i ebe rgeschehen feh len also i loch die l e t z t en Vors te l - l ungen ; be ide H o r m o n e greifen n a c h den Versuchsausf / i l len s icher l ich u n t e r s c h i e d l i c h ein.

Fes t s t e l l en k a n n mal l n a c h den b e s c h r i e b e n e n ]3eobach- tunge l l abe r fo lgendes :

i . Die Schi lddrf i sen u n d die Nebensch i ldd r f i sen s ind bei K a t z e n (un te r Chlora losenarkose) fiir das Z u s t a n d e k o m m e n des c h e m i s c h - a s e p t i s c h e n ( T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n u n d Pep- ton) , des I n f e k t i o n s - ( P n e u m o c o c c u s lanceo la tus ) u n d des W~rmes t i ch f i ebe r s n i c h t al lein u n d u n b e d i n g t e r forder l ich ; ih r Feh len z i eh t gegenf iber N o r m a l t i e r e n eine l lur ger ing m a n g e l n d e F ieber fAhigke i t l lach sich.

2. Die N e b e n n i e r e n s ind ebenfa l l s ffir das Z u s t a n d e k o m m e n des F iebe r s n i c h t a l le in u n d u n b e d i n g t e r forder l ich ; ih r Ausfal l 1ABt e in l angsam u n d ve rz6ge r t a l l s te igendes F i ebe r bei an- fangs kfi l ls t l ich gu t t emper i e r t e l l K a t z e n au f die e n t s p r e c h e n d e n R e i z m i t t e l z u s t a n d e k o m m e n . Schf i t t e l f ros t t r i t t au f ellt- sp rechende Reize bei solchen T ie ren n i c h t m e h r ein.

3- E r s t das F e h l e n yon Schi lddrf ise (und Nebenschi lddrf i se) u n d de r g e s a m t e n N e b e n n i e r e n h e b t die F i ebe r f~h igke i t n a c h A p p l i k a t i o n de r g e n a n n t e n ausgesprochenei1 F i e b e r m i t t e l auf.

4. N e b e n n i e r e n - und schi lddrf isenfreie , h o c h s c h w a n g e r e Tiere v e r m 6 g e n noch auf T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n gu t zu f iebern .

5. N e b e n n i e r e n - u n d schi lddrf isenlose K a t z e n k 6 n n e n n a c h vo rhe r ige r V e r a b r e i c h u n g yon T h y r o x i n bzw. E p h e t o n i n au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n in gewissen Grenzen f iebern .

6. To ta l l e b e r e n t n e r v t e Tiere v e r m 6 g e n auf W ~ r m e s t i c h verz6ger t , au f T e t r a h y d r o n a p t h y l a m i n n u r wenig beeintri~ch~ t i g t zu f iebern .

7. D e k a p i t i e r t e wie dece reb r i e r t e Tiere k 6 n n e n se lbs t au f T e t r a h y d r o n a p h t h y l a m i n n i c h t m e h r f iebern .

8. V o m W A r m e z e l l t r u m n e r v 6 s zu den f iberschfissig wArme- p r o d u z i e r e n d e n O r g a n e n (Leber u n d Muskeln) fo r tge le i t e te Reize re ichen al le in n i c h t zur E n t s t e h u n g des F iebe r s a u s ;

* wie schon FREUND und MARCHAND (Arch. f. exp. PathoL 76, 324, 5--6) ih~ naeh Nebennierenexstirpation beschrieben.

Page 3: Fieber, Schilddrüse und Nebennieren

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es mul3 hierzu offenbar durch nerv6se 1Reize auch zu einer Mehrausschf i t tung yon Nebennieren- bzw. Schilddrtisen- hormonen kommen.

9. Glykogenmangel k o m m t ftir das Darnieder l iegen der FieberfAhigkeit schilddrfisen- und nebennierenloser Ka tzen n ich t ausschlaggebend in Frage.

L i t e r a t u r : i Vgl. ISENSCHMID und FREUND, Handb. d. norm. U. pathol. Physiol. Bd. XVlI, Korrelationen III; T6NNIESSEI% Klin. Wochenschr. 2, Nr. i i . 1923; I~REHL, Handb. d. allg. Pathol. ~{REHL-1VIARCHAND, ~[3d. IV, Abt. I; GREVING, Dtsch. reed. Wochen- schriff 1922, Nr. 5 ~ u. 51. -- "~ VgI. ASI~ER, Biochem. Zeitschr. 121, 41; GRAFE und v. REDWlTZ~ Zeitsehr. f. physiol. Chem. 119, I25. --

DOEBLIN und FLEISCI-IMANN, Zeitschr. f klin. Med. 78. 1913; FLEISCHMANN und BAUER, Kongr. f. inn. Med. 19I 3, S. I I I ; FREUND und MARCHAND, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 72. z913; LILJESTRAND und FRUMERIE, Skandinav. Arch. f. Physiol. 3 L 1914; LACASSAGNE und SAMSSONOW. Cpt. rend. des s4ances de la soc. de biol. 89, 72. 1923. -- a Zit. nach HABERLANDT, Operative Technik des Tierexp~riments 1926, S. 212. -- s FREUND, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 76, 31 i. 1914. ~ VgI. SCHULTZE, Arch. f. exp. Pathol. u. Therapie 43, 193. I9oo; LILJESTRAND und FRUMERIE, Skandinav. Arch. f. Physiol. 3I, 321. 1914. -- ~ OT~. zit. nach LESCHKE, Lehrb. d. pathol. Physio] yon L~3DKE und SCHLAYER 1922, S. 228.

ZUR BIOLOGIE UND F2~RBUNG DER SYPHILIS- SPIROCHATE.

Von

Dr. S. BERGEL, Ber l in .

Zum Spiroch~tennacl.lweis im Ausstr ich wird auch je tz t noch aul3erder Methode derWahl , der Dunkel fe lduntersuchung, d ie Fg rbung nach GIEMSA empfohlen und angewendet . Bei" ihr wird bekannt l ich das luf t t rockene Pr/~parat mi t abso lu tem Alkohol f ix ier t und dann mi t der Giemsal6sung in be s t immtem Verh~ltnis 24 S tunden behandel t ; dann erscheinen die Syphil isspirochAten bla/3rosa gef~rbt

Wenn ich in dieser Mit te i lung eine #,nderung u n d Ver- besserung der Spiroch/~tenf~rbungsmethode nach GIEMSA angebe, so geschieht das nicht wegen der besseren F~rbung an sich, oder um etwa einen Ersa tz ffir die I )unkelfe ldunter- suchung zu schaffen, welche zur Zeit die beste und schnellste Methode des Spiroch~tennachweises ist, sondern der Grund ffir diese Ver6ffent l ichung ist wesentl ich ein die Biologie, d ie chemische Beschaffenhei t der Syphil isspirochAte betref- fender, abgesehen davon, dal3 tatsAchlich du tch die modif i- z ie r te Vorbehand lung des Ausstrichpr/~parates die Spiroch/~ten n i c h t blo13 deut l icher sichtbar, sondern vo r a l lem in viel gr6- Berer Anzahl als sonst erscheinen, dab also auch aus diesem Grunde die Methode verdient , in vielen F/~llen mi t Nu tzen an- gewendet zu werden.

Ff i r manche Autoren war es ein wesentliches, wenn nicht das ausschlaggebende Argument , die L ipo idna tu r der Spiro- chAtenhfille zu leugnen, daB, wie sie mein ten , die Syphil is- sp i roche t e bei der Giemsaf/~rbung doch mi t Alkohol geradezu fixiert und so ers~ durch die nachtrAgliche F/~rbung kennt- lich gemach t werde.

Meine ausgedehnten f~rberischen Unte r suchungen der "Spiroch~ten und ihrer durch die Abwehrs toffe des Organismus bewirk ten Abbauformen, tiber die ich vo r einlgen Jah ren ber ichte te (Die Syphil is im Lich te exper imentel l -b iologischer alnd immunthe rapeu t i sche r Untersuchungen, J e n a 1925 bei Gus t av Fischer), soll ten wesent l ich dem Zwecke dienen, die chemische Beschaffenhei t der einzelnen SpirochAtenbestand- teile zu ergrfinden. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, war i c h auf Grund der bisher gewonnenen Ergebnisse zu der An- schauung gelangt , dab die ~u/3ere Htille der Spi rochete wesent- l ich aus e inem Lipoid bestehe, und auf Grund dessen habe ich v e r m u t e t , da~3 die Alkoholf ix ierung diese l ipoide Hfille der Spiroch~Ken immerh in schAdigen mfisse, selbst wenn die E i n w i r k u n g nur eine re la t iv kurze sei. I ch habe daher bewu/3t -,die F ix ie rung mi t Alkohol fortgelassen und zunAchst nur das -vol lkommen luf t t rockene und einige S tunden gelagerte Aus- -str ichpri iparat m i t der Giemsal6sung ~4 S tunden gef~irbt.

H R I F T . 7- J A H R G A N G . N r . 32 ~5o9

D a n n sieht man erstens, wie vielfache Kont ro l len der vorhe r im Dunkel fe lde beobach te ten Pr~tparate beweisen, dab in den n ich t mi t Alkohol f ix ier ten Pr~para ten die Anzahl der Spiro- ch~ten eine amffallend gr6Bere ist als in den a lkohol f ix ie r ten Ausstr ichen, und zweitens, dab die Syphi l isspiroch~ten in ih rem Aussehen und besonders in ihrer F~rbung eine, wenn auch n ich t bei allen E x e m p l a r e n zu beobach tende Ver~nderung zeigen.

J e d e m aufmerksamen Untersucher muBte es schon i m m e r auffallen, dal3, wenn man ein Spi roch~tenpr / ipara t zuers t im Dunkelfeld un te r such t und sich einen ungef/~hren Ober- blick fiber die Anzahl der in ihm en tha l tenen SpirochAten verschaff t hat , und nachher dasselbe PrAparat in der tiblichen Weise nach GIEMSA fitrbt, dab dann in diesem die SpirochAten- anzahl sehr viel ger inger erscheint. Unserer Anschauung nach, die durch die unten mi tge te i l ten Unte r suchungen ihre BestAtigung findet , be ruh t das eben darauf, dab die l ipoide Hfille der Spiroch/~ten infolge der Alkohole inwirkung bei einer gro~3en Anzahl yon Exempla r en geschAdigt oder ganz gel6st wird, so dab diese sich dem Nachweis entziehen, und so die Anzahl der vorhe r festgestel l ten SpirochAten kt inst l ich s ta rk ve rminde r t wird. Nu t .d ie sehr widers tandsfghigen E x e m p l a r e werden zur f/irberischen Dars te l lung gebracht . W e n n man dagegen die Alkohol f ix ie rung unterlABt und das P r g p a r a t nur an der Luft vollstAndig t rocknen und im t rockenen Zus tande noch eine Zeit l iegen 1X/3t und dann der GiemsafArbung unter - wirft , oder wenn man noch besser den lu f t t rockenen Ausstr ich mi t 4 % Formal in tibergieBt und fiber der Spar f l amme kurze Zeit le icht e rw~rmt und dann mi t der Giemsal6snng (I Trop- fen auf I ccm Wasser) f/~rbt, so f/illt die Alkoholsch/~digung for t und man b e k o m m t die vorhandenen Spiroch/i ten auch im gef~rbten Pr~para t zu Gesicht. Man erh/ilt die bes ten Resul- tare, wenn man die Farbe 24 S tunden einwirken l/il3t, aber auch, wenn man die formolf ix ier ten Ausstr iche nur I - - 2 Stun- den lang mi t der Giemsal6sung f/~rbt, b e k o m m t m a n of t noch zufr iedenstel lende Bilder, jedoch ist die 24sttindige FArbung wegen der gr6Beren Deut l i chke i t und dunkleren FArbung der SpirochAten viel vorzuziehen. Die , ,Schnel l fgrbung" (GIEMSA) der mi t Fo rma l in f ixier ten Pr~para te durch mehrmal iges Behandeln mi t Giemsal6sung un te r s t a rkem Erwl t rmen er- g ibt keine so guten Resul ta te , abgesehen davon, dab ich das s tarke Erh i t zen t iberhaupt ve rmeiden m6chte . Jedenfal ls soil die F ix ie rung des Spirochl t tenpr/ iparates mi t Alkohol un terb le iben; am meis ten zu empfehlen ist die F ix ie rung des schon ein paar S tunden lu f t t rockenen Pr~para tes mi t 4proz. Formal in un t e r ganz le ich tem ErwArmen und die 24stfindige F/~rbung m i t der Giemsal6snng.

Wenn m a n gewohnt ist, Anzah] und F~rbung der Spiro- ch~ten nach der gew6hnl ichen Methode im a lkoholf ix ier ten Giemsapr~para t zu beur te i len und dami t die Ausbeu te an Spiroch/~ten, ihre deut l iche S ich tbarke i t und die s tarke FArbung in den n ich t mi t Alkohol, sondern m i t Formal in f ix ier ten PrApara ten vergleicht , so ist m a n fiber den Unte r - schied geradezu ers taunt . A b e t abgesehen yon der gr613eren Anzahl und der p r~gnan ten Ersche inung der Spiroch~ten f/~llt noeh ein wei terer bemerkenswer te r Ums tand auf.

W~hrend n~mlich im alkoholf ix ier ten Giemsapr/~parat die gew6hnlich nur in sp~rlicher Anzahl s ichtbaren Spirochli ten blal3rosa aussehen und ein immerh in schon e twas gefibtes Auge voraussetzen, um alle E x e m p l a r e f iberhaupt zu sehen, sind die Spiroch~ten bei den nicht mi t Alkohol, sondern mi t Formal in f ixier ten Ausst r ichen viel deut l icher s ichtbar , die meis ten erscheinen, al lerdings nur um ein winziges, d icker und haben einen ges/ t t t igten r6 t l ich-viole t ten oder ganz vio- le t ten Ton a n g e n o m m e n ; einige erscheinen al lerdings auch e twas heller, mehr der gewohnten rosa FArbung entsprechend, aber die dunklere, m e h r v iole t te FArbung ist in den meis ten Auss t r ichen in der ~Jberzahl. Zuweilen sieht m a n rosagefArbte Spirochitten, die n icht so scharf kontur ier t , n ich t wie aus- ges tanz t erscheinen, sondern wie aufgequollen, wie e twas zerfliel3end aussehen, so dab ihr Quersehni t t e twas bre i te r ist.

In PrAparaten, welche vorher der ly t ischen E inwi rkung lymphocy ten re i che r Bauchh6hlenexsuda te oder von E x t r a k t e n der lymphocyt~ren Organe nach meiner Methode mi t Spiro-