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Operation der Schilddrüse Ablauf des Eingriffs Risiken Nachbehandlung Forum Schilddrüse e.V.

Operation der Schilddrüse · PDF file5 Wann sollte die Schilddrüse operiert werden? Bei gutartigen Knoten oder Vergrößerungen der Schilddrüse sollte eine Operation erwogen wer-den,

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Page 1: Operation der Schilddrüse · PDF file5 Wann sollte die Schilddrüse operiert werden? Bei gutartigen Knoten oder Vergrößerungen der Schilddrüse sollte eine Operation erwogen wer-den,

Operation derSchilddrüse

Ablauf des Eingriffs

Risiken

Nachbehandlung

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Forum Schilddrüse e.V.

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Die Schilddrüsenoperation – einRoutineeingriff

Veränderungen der Schilddrüse sind nach wievor häufig in Deutschland: Insbesondere beiMen schen über 45 Jahren leidet jeder zweiteunter einer vergrößerten Schilddrüse (Kropf)und/oder Knoten. Meist können Vergröße run -gen der Schilddrüse zunächst mit Medikamen -ten behandelt werden, um ein weiteres Wachs -tum zu verhindern. Doch je nach Art derErkran kung, Größe oder Lage der Schild -drüsenveränderung muss krankhaftes oderüberschüssiges Gewebe dauerhaft entferntwerden: entweder durch eine Radioiod-Thera -pie oder die Operation der Schilddrüse. Der Arztempfiehlt hier die jeweils geeignete Methode.

Die Operation der Schilddrüse ist inzwischenvielerorts ein Routineeingriff: Hierzulande fin-det er schätzungsweise 80.000-100.000 Mal imJahr statt. Verbesserte Operationsmethoden,feinere Instrumente und Techniken sorgendafür, dass der Eingriff in den letzten Jahrenimmer weniger belastend für den Patientenwurde und Komplikationen nur noch sehr sel-ten auftreten.

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Diese Broschüre wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Peter E. Goretzki, Lukas-Krankenhaus Neuss erstellt (www.lukasneuss.de). Für Teile des Bildmaterials bedanken wir unsbei Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren, Chirurgi -sche Klinik des St. Agatha-Krankenhaus Köln-Niel (www.st-agatha-krankenhaus.de;Fotograf: Uwe Kreuzburg).

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Wann sollte die Schilddrüseoperiert werden?

Bei gutartigen Knoten oder Vergrößerungen derSchilddrüse sollte eine Operation erwogen wer-den, wenn die Behandlung mit Arzneimittelnnicht oder nicht mehr ausreicht. Die Schild -drüse sollte insbesondere operiert werden,wenn einer der folgenden Gründe vorliegt:• Vergrößerung der Schilddrüse, so dass andere

Organe eingeengt werden (Schluck- oderAtembeschwerden, Druckgefühl im Hals),

• kalte Knoten, die wegen ihrer Größe stören,schnell wachsen oder bei denen Bösartigkeitvermutet oder nachgewiesen wird,

• Verdacht auf eine bösartige Erkrankung oderBehandlung eines nachgewiesenen bösarti-gen Schilddrüsentumors,

• heiße Knoten, die eine Überfunktion verursa-chen, wenn eine Radioiodbehandlung nichtgewünscht wird.

• Vergrößerung und Überfunktion der Schild -drüse durch die so genannte BasedowscheEr krankung (Morbus Basedow), wenn eineRadioiod-Therapie nicht sinnvoll ist (über 60ml Schilddrüsen-Volumen) oder nicht ge -wünscht wird.

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▼▼ Welche Vorbereitungen und

Voruntersuchungen sind nötig?

Vor einer geplanten Operation sollte die Schild -drüse umfassend untersucht worden sein.Außerdem muss die allgemeine Narkosefähig -keit abgeklärt werden.

Grundsätzlich ist besonders zu beachten: ZumZeitpunkt der Operation sollten die Schild -drüsen hormone im normalen Bereich liegen; esmuss besonders eine Überfunktion vorbehan-delt werden. Falls dies nicht ohnehin durch dievorhergehende Behandlung erreicht wurde,muss die Schilddrüsenfunktion vor dem Eingriffmit entsprechenden Medikamenten ins Gleich -gewicht gebracht werden.

Damit der behandelnde Arzt im Krankenhaussich ein vollständiges Bild machen kann, benö-tigt er folgende Befunde:• Laborwerte der Schilddrüsenhormone im Blut

innerhalb der letzten Wochen, • eine aktuelle Ultraschalluntersuchung der

Schild drüse, die über Größe, Lage und Ge -webe muster Auskunft gibt,

Ultraschall -untersuchungder Schilddrüse

Von außenerkennbareVergrößerungder Schilddrüse

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• evtl. eine aktuelle szintigraphische Aufnahmedes Organs, die die Funktionslage möglicherKnoten darstellt

• allgemeine Laboruntersuchungen und EKGzur Feststellung der Narkosefähigkeit (über45 Jahren).

Sinnvoll kann es außerdem sein, vor derOperation die Funktion der Stimmbänder voneinem Hals-Nasen-Ohrenarzt überprüfen zulassen. Zum vereinbarten Termin muss fernereine Krankenhauseinweisung durch den nieder-gelassenen Arzt und üblicherweise eine Be -stätigung der Kostenübernahme durch dieKrankenkasse vorliegen.

Wie läuft die Operation ab?

Die Schilddrüsenoperation findet in Vollnarkosestatt und dauert meist etwa ein bis zwei Stun -den. Über einen kurzen Schnitt unterhalb desHalses („Kragenschnitt“) operiert der Chirurgdas kleine Organ. Die Schnittlänge beträgtmeist etwa vier bis fünf Zentimeter und hängtdavon ab, wie stark die Schilddrüse bereits ver-größert ist. Der Operateur legt nun das Organauf beiden Seiten frei und entfernt erkrankteoder überflüssige Teile der Schilddrüse.

Der Chirurg achtet während der gesamten Ope -ration sehr sorgfältig darauf, die Stimmband -nerven und die Nebenschilddrüsen zu schonen.Um Komplikationen so gering wie möglich (we -ni ger als ein Prozent) zu halten, hat sich die

Benutzung von Lupenbrillen und feinen Instru -men ten bewährt. Mit Hilfe eines Kontroll gerä -tes kann die Nervenfunktion der Stimm band -nerven während der Operation überprüft werden (Neuromonitoring). Durch das exakteund feine Operieren werden außerdem Blutun -gen während der Operation vermieden: Fremd-oder Eigenblutgaben sind deshalb fast ganzauszuschließen.

Bevor der Arzt die Wunde verschließt, bringt erDrainageröhrchen ein, die später das Wund -sekret ableiten und eine Nachblutung erkennenlassen. Die Wunde wird meist mit resorbier -baren Fäden und einer kosmetisch unauffälli-gen Nahtmethode verschlossen.

Wie viel Schilddrüsengewebewird entnommen?

Wie viel genau entfernt werden muss, richtetsich nach den konkreten Befunden: Zum Bei -spiel kann ein einzelner Knoten aus einer sonstgesunden Drüse mit einem Randsaum desumgebenden Gewebes gezielt entfernt werden.Häufiger werden jedoch ganze Teile von einemoder beiden Schilddrüsenlappen entfernt.Gelegentlich muss ein Schilddrüsenlappenkomplett oder auch die gesamte Drüse beseitigtwerden. Je nach der Erkrankung werden mit derOperation unterschiedliche Ergebnisse ange-strebt wie z.B.:

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Intrakutannaht,Klammer -pflaster undDrainagen

Vor derOperationzeichnet derChirurg dieSchnittführungam Hals an.

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Welche Risiken bestehen während der Operation?

Neben allgemeinen Gefahren bei Operationenund Vollnarkosen kommen bei der Schilddrü -sen operation folgende mögliche Risiken hinzu: • die Verletzung der Stimmbandnerven • die Verletzung/Entfernung der Nebenschild -

drüsen • die Blutung

Allerdings sind alle genannten Komplikationenvergleichsweise selten und treten nur bei einemsehr kleinen Teil der Patienten auf.

Welche Komplikationen könnennach der Operation auftreten?

Die Schilddrüse ist eines der am besten durch-bluteten Organe des Körpers. Unmittelbar nachder Operation kann es – wenn auch selten – zueiner Nachblutung kommen, weshalb diePatienten in jedem Fall mindestens 24 Stundenin der stationären Beobachtung verbleiben

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Bei bereitsfortgeschritte-ner Vergröße -rung undKnoten bildungmuss mitunterdie gesamteSchilddrüseentfernt wer-den.

• Knoten-Kropf (Knotenstruma): Ziel ist dieEnt fernung aller Knoten. Operation: vonspar samer Entfernung auf einer Seite bis zurvollständigen Entfernung der Schilddrüse

• Morbus Basedow: Ziel ist die Verringerungdes Schilddrüsengewebes auf weniger als 2 g.Operation: einseitige vollständige Entfernungdes Schilddrüsenlappens oder beidseitigeausgedehnte Entfernung

• Bösartige Erkrankung der Schilddrüse: Ziel istdie weitgehende Entfernung von bösartigemGewebe. Operation: vollständige Entfernungder gesamten Schilddrüse und der umgeben-den Lymphknoten

Bei einem Verdacht auf bösartige Veränderun -gen kann ein Pathologe bereits während derOpe ration das entnommene Gewebe untersu-chen, um eventuell bösartiges Wachstum sofortzu erkennen (Schnellschnittuntersuchung).Wer den in diesem Verfahren keine Hinweise aufBösartigkeit gefunden, findet nach der Opera -tion dennoch eine histologische Untersuchungstatt, bei der das gesamte entnommeneGewebe aufgearbeitet wird. Erst dann lässt sicheinige Tage nach dem Eingriff endgültig fest-stellen, ob tatsächlich ein Schilddrüsen karzi -nom vorliegt oder nicht.

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Lupenbrille,Neuromoni -toring undmoderneOperations -technik sorgenfür ein gerin-ges Kompli -kationsrisiko.

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sollen. Diese Komplikation tritt bei weniger alseinem Prozent der Patienten auf. Allerdings istin diesem Fall ein frühzeitiger erneuter Eingriffzur Blutstillung erforderlich. Durch die moder-ne Operationstechnik und das sehr sorgfältigeVorgehen eines erfahrenen Operateurs ist eineNachblutung nach einer Schilddrüsenoperationheute ein sehr seltenes Ereignis geworden. Wienach jeder Operation kann es außerdem zuWundheilungstörungen oder Blutergüssenkommen.

Was passiert, wenn dieNebenschilddrüsen bei derOperation verletzt oder entfernt werden?

Die Nebenschilddrüsen sind eigenständigeOrgane und bestehen aus vier winzigenKörperchen (zwei bis drei mm groß) unmittel-bar hinter der Schilddrüse. Die Nebenschild -drüsen steuern mit ihrem Hormon denKalziumstoffwechsel. Bei der Operation solltendiese kleinen Organe möglichst erhalten wer-den. Sehr selten kann es zu einer Schädigungder Nebenschilddrüsen kommen. Fehlt das sogenannte Parathormon der Nebenschilddrüsen,sinkt der Kalziumgehalt im Blut. Kurze Zeitnach der Operation tritt Kribbeln an Händenund Füßen auf, unbehandelt kommen Muskel -krämpfe hinzu.

Diese Komplikation tritt auf:• bei etwa sieben Prozent vorübergehend

(einer von 15 Patienten) • bei etwa 0,2 Prozent dauerhaft (einer von

500 Patienten).

Die beschriebenen Beschwerden können gutmit Kalziumtabletten und Vitamin D-Präpa -raten behandelt werden und normalisieren sichdann wieder. In der Operation kann durch Auto -transplantation der Epithelkörperchen (Ein -pflan zen in die Halsmuskulatur) eine dauerhaf-te Kalziumbedürftigkeit verhindert werden.

Wie groß ist bei einerSchilddrüsen-Operation dieGefahr für die Stimmbänder?

Die Lähmung eines oder beider Stimmband -nerven (Recurrensparese) gehört zu denschwer wiegenden Komplikation nach Schild -drüsen operationen und tritt glücklicherweiseselten auf:• bei etwa drei Prozent vorübergehend • bei etwa 0,5 Prozent dauerhaft

Wegen ihrer Nähe zur Schilddrüse sind dieStimmbandnerven bei einer Operation beson-ders gefährdet. Auf jeder Seite verläuft jeweilsein Nerv auf der Rückseite der Schilddrüsen -lappen und wird deshalb Nervus recurrens

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Gerät zur Über-wachung derStimmbandnerven während derOperation

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(Rückläufernerv) genannt. Durch Schwellungoder Blutergüsse im Operationsgebiet könnendiese Nerven irritiert, durch Zerrung oder Druckgeschädigt oder verletzt werden. Eine teilweiseoder vollständige Lähmung der Stimmbänderkann die Folge sein, zum Teil auch nachträglichnach der Schilddrüsenoperation. Dabei kann eszu einer Veränderung der Stimmqualität (tiefer,leiser), zu Heiserkeit und zu erheblichen Proble -men beim Sprechen kommen. Die Gefahr einersolchen Stimmschädigung kann durch die stän-dige Überwachung der Nerven während derOperation, das so genannte Neuromonitoring,sehr gering gehalten werden.

Meist geht die Beeinträchtigung der Stimmenach sechs bis zwölf Wochen vorüber, in Aus -nahmefällen kann die Normalisierung bis zueinem Jahr dauern. Bei einer zweiten Operationist das Risiko einer Stimmbandnervschädigungbedeutend höher und sollte in für Schilddrü -sen operationen besonders ausgewiesenenSpezialeinheiten vorgenommen werden. Hierliegt heute auch bei einer Zweitoperation dasRisiko einer Nervenschädigung unter einemProzent.

Bei dauerhaften Lähmungen der Stimmband -nerven kann die Stimmqualität durch Sprach -training (Logopädie) verbessert werden.

Was geschieht nach derOperation?

In der Regel liegt die Dauer des Krankenhaus -aufenthalts für eine Schilddrüsenoperation beietwa zwei bis drei Tagen. Der Patient darfbereits am Operationstag aufstehen, trinkenund etwas essen.

Gegen die Wundschmerzen und die Schwellun -gen können außerdem Medikamente verab-reicht werden. Damit das Pflegepersonal unddie Ärzte entsprechend reagieren können, ist eswichtig, sie über Schmerzen frühzeitig zu infor-mieren. Die Wunddrainagen werden meist amersten oder zweiten Tag nach dem Eingriff ent-fernt, die Hautfäden am fünften bis siebten Taggezogen, falls kein resorbierbares Nahtmaterialverwendet wurde. Während des Klinikaufent -haltes erfolgt in vielen Kliniken außerdem eineHals-Nasen-Ohren-ärztliche Untersuchung zurKontrolle der Stimmbandfunktion und vor der

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PostoperativerVerband mitWunddrainage

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Entlassung ein abschließendes Gespräch zurBefundbesprechung der routinemäßigen fein-geweblichen Untersuchung (Histologie) vonentfernten Schilddrüsenteilen. Die weitereBetreuung übernimmt dann der Hausarzt bzw.der behandelnde Endokrinologe.

Nach dem Klinikaufenthalt wird üblicherweiseeine Arbeitsunfähigkeit von fünf bis siebenTagen bescheinigt. Danach können fast allegewohnten Aktivitäten wieder aufgenommenwerden.

Wie wird bei einer gutartigenErkrankung der Schilddrüsenach der Operation weiter -behandelt?

Etwa vier bis sechs Wochen nach der Operationmuss der Hausarzt oder der behandelndeEndokrinologe die Stoffwechsellage kontrollie-ren (Blutentnahme). Da oft ein großer Teil desSchilddrüsengewebes entfernt werden muss,reicht meist die Hormonmenge nicht mehr aus,die der Schilddrüsenrest noch selbst produzie-ren kann. Dieses fehlende Schilddrüsenhormonmuss deshalb nach der Operation ersetzt wer-den: Die tägliche Einnahme von Schilddrüsen -hormon (Thyroxin) ist dann lebenslang erfor-derlich. Je nach Größe des Schilddrüsenresteswird eventuell auch eine zusätzliche Iodein -nahme empfohlen, um eine erneute Vergröße -rung oder Knotenbildung zu vermeiden.

Bei der weiteren Behandlung kommt es insbe-sondere auf die richtige Dosierung desSchilddrüsenhormons an. Für diese Einstellungsollten deshalb zunächst in kürzeren Abständendie Laborwerte kontrolliert werden, je nachBedarf alle sechs Wochen bis drei Monate.Nach diesen Schilddrüsenwerten sowie nacheventuellen Beschwerden des Betroffenen (z.B.Müdigkeit) richtet sich dann die genau passen-de Hormonmenge für den Einzelnen. Bei einerguten Einstellung sind im weiteren Verlauf nurnoch einmal im Jahr eine Blutentnahme sowieeine Ultraschalluntersuchung der Halsregionerforderlich.

Auch zur Vermeidung unnötiger Gewichts zu -nahme ist die frühzeitige exakte Hormon -einstellung ratsam und notwendig.

Wie wird bei einer bösartigenErkrankung der Schilddrüsenach der Operation weiter -behandelt?

Erfolgt die Operation der Schilddrüse wegeneiner bösartigen Erkrankung, schließt sich inaller Regel vier bis sechs Wochen nach derOperation eine zusätzliche Behandlung durchradioaktives Iod an (Radioiod-Therapie). Fallsnach der operativen Entfernung der Schilddrüsenoch Gewebereste oder einzelne Zellverbändevorhanden sind, werden sie mit dieser „Strah -len therapie von innen“ beseitigt. Begleitend

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werden jeweils die so ge nannten Tumormarkerim Blut kontrolliert und eine Kontroll szinti -graphie gemacht, um eventuell noch vorhande-nes Schilddrüsengewebe nachzuweisen. Gege -be nenfalls sind dann weitere Radioiod-Thera -pien nötig. Eine Ausnahme besteht für dasmedulläre Schilddrüsen karzi nom, das keinRadioiod aufnimmt und bei dem nach derOperation keine Radioiod-Therapie erfolgt.

Eine Chemotherapie oder Bestrahlung vonaußen erfolgt bei Schilddrüsenkrebs in allerRegel nicht.

Da bei bösartigen Erkrankungen die gesamteSchilddrüse entfernt wird, muss nach derBehandlung lebenslang eine ausreichendeMenge Schilddrüsenhormon täglich eingenom-men werden. Ebenso wie bei der gutartigenErkrankung erfolgt die Blutentnahme zurEinstellung des Medikaments sechs Wochennach der Operation; im weiteren Verlauf sindregelmäßige Bestimmung der Laborwerte undUltraschalluntersuchungen der Halsregionunabdingbar.

Was muss bei der Wundheilungbeachtet werden?

Zunächst wird die Wunde durch ein Pflastergeschützt, so dass sogar Duschen am Tag nachder Operation keine Gefährdung für dieWundheilung darstellt. Auf Baden sollte füretwa zwei Wochen verzichtet werden. Etwanach einer Woche ist die Wundheilung vorläu-fig abgeschlossen und die Narbe benötigt keinPflaster mehr. Zu diesem Zeitpunkt könnennoch leichte Schwellungen, Verhärtungen oderRötungen bestehen; Schwellungen gelten biszu sechs Wochen nach dem Eingriff noch alsvöllig normal. Wundheilungsstörungen kom-men bei Schilddrüseneingriffen nur bei wenigerals zwei Prozent der Fälle vor.

In den folgenden drei Monaten sollte die Narbebei längerer Sonneneinstrahlung durch einHalstuch bedeckt werden. Von Saunagängen,Parfüm, Chlor- oder Salzwasser ist in dieserZeit ebenfalls eher abzuraten. Spätestens nacheinigen Monaten hat die Narbe dann meistihren Endzustand erreicht: etwa vier bis fünfZentimeter lang, dünn, weich, hell und unauf-fällig.

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Schwellung amHals ca. zweiWochen nachder Operation

Nach einigerZeit ist von derNarbe am Halsnur noch wenigzu sehen.

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Ist eine erneute Operation derSchilddrüse möglich?

Grundsätzlich ist eine weitere Operation derSchilddrüse möglich, beispielsweise bei einererneuten starken Vergrößerung der Schilddrüseoder beim Wiederauftreten eines Karzinoms.Durch die Narbenbildung der vorhergehendenOperation ist der Eingriff jedoch schwierigerund sollte deshalb nur von in der Schilddrüsen -operation äußerst erfahrenen Chirurgen vorge-nommen werden.

Vor allem das Aufsuchen der Stimmbandnervenund der Epithelkörperchen der Nebenschild drü -sen stellt oft hohe Anforderungen an den Ope -ra teur, so dass hier das Risiko einer Stimm -band lähmung oder einer Nebenschilddrüsen-Schädi gung höher einzuschätzen ist als bei derersten Operation. Daraus folgende Beschwer -den wie Heiserkeit oder Kalziummangel sindallerdings in neun von zehn Fällen nur vorüber-gehende Erscheinungen und dauern lediglicheinige Wochen bis zu einem halben Jahr. DasRisiko von dauerhaften Schädigungen wirdauch für die erneute Operation mit unter zweiProzent angegeben.

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Was kann unternommen werden,wenn es zu einer Schädigungder Stimmbandnerven gekommen ist?

Nicht jede Heiserkeit nach der Operationbedeutet eine Stimmbandlähmung, häufiggehen diese Beschwerden nach einer gewissenZeit zurück. Steht jedoch eine Verletzung desStimmbandnervs fest, sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinzugezogen werden, der über dieweitere Behandlung entscheidet. Eine Stimm -übungstherapie beim Logopäden (Sprach -therapeut) kann die Stimme außerdem verbes-sern und kräftigen.

Welchen Vorteil hat die minimalinvasive Operations methode(Schlüssellochtechnik)?

Diese Methode ist mit den gleichen Risiken undKomplikationen behaftet wie die herkömmlicheOperation über den so genannten Kragen -schnitt am Hals. Der Begriff Schlüsselloch -chirurgie beschreibt dabei die Vorgehensweisebeim Eingriff: Durch kleine Schnitte führt derOperateur wie durch ein Schlüsselloch dieOperationsinstrumente zusammen mit einerwinzigen Kamera in das Operationsgebiet ein.Diese Schnitte setzt er dabei am Hals oderalternativ an den Rändern der Brustwarzen und

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der Achselhöhle. Die Kamera überträgt dieOperation im Inneren des Körpers auf einenMonitor, so dass die Instrumente entsprechendgesteuert werden können.

Vor allem aus kosmetischen Gründen wünschensich viele Betroffene durch diese Technik einekleinere Narbe. Hier liegt der einzige Vorteil derMethode: Die Schnittlänge beträgt statt vierZentimeter etwa zwei Zentimeter.

Weitere Vorteile der minimal invasiven Chirur -gie sind fraglich. Für die meisten Schilddrüsen -erkrankungen ist sie ohnehin un geeignet undkann nur bei einem kleinen Teil der Schild -drüsen operationen (etwa fünf bis siebenProzent) überhaupt angewendet werden.

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NeuromonitoringÜberwachung der Nervenfunktion währendder Operation (Stimmbandnerv)

ParathormonHormon der Nebenschilddrüse, das für dierichtige Menge von Kalzium im Blut sorgt

Radioiod-TherapieBehandlungsmethode mit radioaktivem Iod zur Verkleinerung eines Kropfes (Struma), zur Behandlung von heißen Knoten und derBasedow´schen Erkrankung oder zur Nach -behandlung nach Krebsoperation

RecurrenspareseLähmung eines oder beider Stimmbandnerven

resorbierbares Nahtmaterialchirurgische Fäden, die nach und nach vomKörper abgebaut werden und daher nichtgezogen werden müssen

TetanieMuskelkrämpfe mit Lähmungserscheinungen,ausgelöst durch Hypokalzämie (s.o.)

Thyroidektomieoperative Entfernung der ganzen Schilddrüse

subtotale Thyroidektomiefast vollständige Entfernung der Schilddrüsebis auf kleine Restgewebe

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Medizinische Begriffe rund umdie Schilddrüsenoperation

Histologieeingehende Untersuchung des entnommenen(Schilddrüsen-)Gewebes auf bösartige Verän derungen

HyperthyreoseÜberfunktion der Schilddrüse

Hypokalzämiezu geringe Kalziumkonzentration im Blut,kann zu Muskelkrämpfen führen

HypothyreoseUnterfunktion der Schilddrüse

Kocher´scher KragenschnittSchnitttechnik bei der Schilddrüsenoperation:querverlaufender Schnitt im unteren Hals -bereich (benannt nach dem Chirurg TheodorKocher)

Levothyroxin (L-Thyroxin)synthetisch hergestelltes SchilddrüsenhormonThyroxin (T4)

minimal invasivOperationstechnik mit Hilfe von Endoskop undMini-Kamera durch kleine Schnitte(„Schlüssel lochtechnik“)

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HerausgeberForum Schilddrüse e.V.

Wissenschaftlicher BeiratPD. Dr. med. J. Feldkamp (Vorsitzender), Internist, Bielefeld;Dr. med. M. Beyer, Internist, Nürnberg;Prof. Dr. med. H.G. Bohnet, Gynäkologe, Hamburg;Dr. rer. nat. Ch. Eckert-Lill, Apothekerin, Berlin;Prof. Dr. med. P.E. Goretzki, Chirurg, Neuss;Prof. Dr. med. A. Grüters, Pädiaterin, Berlin;Prof. Dr. med. F. Grünwald, Nuklearmediziner, Frankfurt/Main;Prof. Dr. med. R. Hehrmann, Internist, Hannover;PD Dr. med. Beate Quadbeck, Internistin, DüsseldorfProf. Dr. med. M.B. Ranke, Pädiater, Tübingen;Dr. med. habil. W. Reske, Internist, Dresden;

SekretariatTel.: 0 69/63 80 37 27Fax: 0 69/63 80 37 [email protected]