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Frühjahrskonzertmit Latin & Tango Akkordeana Frankfurt VON MASSIMO RICCI Q ein traditionelles Frühjahrs- \)konzert beging das Frank- furter Akkordeonorchester Akkordeana am7.März im aus- verkauften Saal des Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt am Mein. Unter dem Motto ,,La- tin & Tango" stellte die Akkor- deana mit den beiden Beset- zungen Ensemble und Orche- ster ein abwechslungsreiches Programm aus dem Bereich der anspruchsvollen lateinameri- kanischen Tanzmusik vor. Für den zweiten Teil des Konzertes konnten die Organisatoren die Schirn Bigband der Musik- schule Frankfurt gewinnen. Ein Blick in das Programm mit allgemein beliebtem und bekanntem Musikstücken ließ im Vorfeld einen mitreißen- den Nachmittag erwarten. Die Herausforderung an die Orche- sterspieler war dennoch groß: Vergegenwärtigt man sich, daß derartige Musik erst durch eine präzise Rhythmikund eine wei- te dynamische Spannbreite ih- ren Reiz entfaltet, stellt gerade bei größeren Besetzungen das Zusammenspiel hohe spieltech- nische Anforderungen, um die- se lebhafte Musik stimmungs- voll nach außen zu tragen. Mit der Pop-Samba,,Copa- cabana" von Joäo De Barro und dem ,,Paso Doble" von Pascual Marquina konnten die Akkor- deonisten ebenso das Publi- kum begeistern wie mit einem ,,Brasilia Potpourri" im Arran- gement von Willi Münch, dem Soundtrack zum gleichnamigen Film,,Children of Sanchez"' von Chuck Mangione und dem wit- zig-ironisch klingenden,,Soul Bossa Nova" von Quincylones. Als musikalischen Vertreter des Tango trug die Akkordeana die Originalkomposition,,Tan- go della Marquesa" von Heinz Ehme, und,,El Choclo" von An- gel G. Villoldo sowie Piazzollas ,,Libertango",,,Adios Nonino" und ,,Oblivion" vor. Während Villoldo um 1900 noch einer Die Schlrn Bigband der Musikschule Frankfurt unter Leitung von Ralph Schmidt.

Frühjahrskonzertmit Latin Tango Akkordeana · PDF filezig-ironisch klingenden,,Soul Bossa Nova" von Quincylones. Als musikalischen Vertreter des Tango trug die Akkordeana die Originalkomposition,,Tan

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Frühjahrskonzertmit Latin & Tango

Akkordeana FrankfurtVON MASSIMO RICCI

Q ein traditionelles Frühjahrs-\)konzert beging das Frank-furter AkkordeonorchesterAkkordeana am7.März im aus-verkauften Saal des Dr. Hoch'sKonservatorium in Frankfurtam Mein. Unter dem Motto ,,La-tin & Tango" stellte die Akkor-deana mit den beiden Beset-zungen Ensemble und Orche-ster ein abwechslungsreichesProgramm aus dem Bereich deranspruchsvollen lateinameri-kanischen Tanzmusik vor. Fürden zweiten Teil des Konzerteskonnten die Organisatoren dieSchirn Bigband der Musik-

schule Frankfurt gewinnen.Ein Blick in das Programm

mit allgemein beliebtem undbekanntem Musikstücken ließim Vorfeld einen mitreißen-den Nachmittag erwarten. DieHerausforderung an die Orche-sterspieler war dennoch groß:Vergegenwärtigt man sich, daßderartige Musik erst durch einepräzise Rhythmikund eine wei-te dynamische Spannbreite ih-ren Reiz entfaltet, stellt geradebei größeren Besetzungen dasZusammenspiel hohe spieltech-nische Anforderungen, um die-se lebhafte Musik stimmungs-voll nach außen zu tragen.

Mit der Pop-Samba,,Copa-cabana" von Joäo De Barro und

dem ,,Paso Doble" von PascualMarquina konnten die Akkor-deonisten ebenso das Publi-kum begeistern wie mit einem,,Brasilia Potpourri" im Arran-gement von Willi Münch, demSoundtrack zum gleichnamigenFilm,,Children of Sanchez"' vonChuck Mangione und dem wit-zig-ironisch klingenden,,SoulBossa Nova" von Quincylones.

Als musikalischen Vertreterdes Tango trug die Akkordeanadie Originalkomposition,,Tan-go della Marquesa" von HeinzEhme, und,,El Choclo" von An-gel G. Villoldo sowie Piazzollas,,Libertango",,,Adios Nonino"und ,,Oblivion" vor. WährendVilloldo um 1900 noch einer

Die Schlrn Bigband der Musikschule Frankfurt unter Leitung von Ralph Schmidt.

Das Akkordeon-Ensemble Akkordeana unter Leitung von Galina Welmer.

früheren Phase (Guardia Vie-ja) des Argentinischen Tangoszuzurechnen ist, reformier-te Piazzolla ein gutes halbesIahrhundert später das Instru-mentarium und die Stilistik inseinem,,Tango Nuevo". Mit denArrangements für Ensemble-bzw. Orchesterbesetzung folgtedie Akkordenna in ihrem Vor-trag einer Entwicklung beson-ders der letzten Jahre, die eineursprünglich mit nur wenigenInstrumenten vorgetrageneMusikrichtung auf den orche-stralen Bereich ausweitet. Tran-skriptionen und Veränderun-gen in der Besetzung hat es be-kanntlich in vielen Phasen derMusikgeschichte gegeben. Fürdie Verbreitung von Musik isteine derartige Adaption häuflgmaßgeblich, auch wenn dabeidie Authentizität der musikali-schen Botschaft in den Hinter-grund rücken mag. Über den

Argentinischen Tango deflnier-ten sich überwiegend sehr armeEinwandererfamilien Argenti-niens, die dabei ihre schwierigeLebenssituation musikalischzum Ausdruck brachten. Die-ser innere Ursprungsgedankegeht in größeren Konzertsälenzwangsläufig weitestgehendverloren, nicht aber das Tempe-ramentvolle und Leidenschaft-liche der Musik selbst. Und diestransportierten die Musiker un-ter der Leitung von Galina undFranz Weimer in beeindruk-Kender Weise; mit ausgewoge-ner Balance im Zusammenspielkonnte derZuhörer das gesamteProgramm hindurch die Spiel-freude der Akkordeana deut-lich spüren. Für eine reizvolle.klangliche Abwechslung sorg-ten bei einigen Stücken die So-listen Matthieu Darracq Pariös(Altsaxophon), Christoph Cz-mok (Altsaxophon) und Gregor

M. Schweitzer (Trompete). Be-sondere Bedeutung kam hier-bei dem Schlagzeug zu, das mitrhythmischen Färbungen denGesamtklang des Orchestersabrundete.

Mit Temperament und Lei-denschaft ging es auch nachder Pause weiter. Als Leiter derSchirn Bigband der Musik-schule Frankfurt unterstützeRalph Schmidt seine über-wiegend noch jungen Musi-ker durch viöl Bewegung undbeinahe schon akrobatischeSprungeinlagen auf der Bühne.Mit Werken unter anderem vonMike Carubia (,,Quieromas"),Paquito D'Rivera (,,Chucho"),Les Hooper (,,Sittin Pretty"),Chuck Mangione (,,Love TheFeeling") und Ian Bulling(,,Iohnnies Mambo") brachtedie Bigband dem Publikum denLatin-Style in geschmackvollenArrangements auch in dieser

Musiker-Formation - sozusa-gen akkordeonlos - näher. Ei-nen ganz besonderen Charmeverbreitete die sicher und feinabgestimmte Rhythmussektionzwischen Piano, E-Baß, Gitarreund Schlagzeug, die mit ihrenFunky-Finessen die Solostim-men und solistischen Einlagenin ihrem improvisatorischenKönnen erst richtig zur Entfal-tung gebracht haben.

Einziger und deutlicherKritikpunkt am Auftritt derBigband bleibt die völlig über-zogene und unverhältnismä-ßige Lautstärke. Wenn mansich schon dafür entscheidet,ohnehin lautklingende Blasin-strumente zu verstärken, soll-ten wenigstens die räumlichenGegebenheiten entsprechendberücksichtigt werden. DerVortrag hätte dann an Überzeu-gung und letztlich an Qualitätgewinnenkönnen.