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71 MMW-Fortschr. Med. Nr. 22 / 2012 (154. Jg.) PHARMAFORUM Typ-2-Diabetes Frühzeitige Insulinisierung bringt Vorteile _ Dass sich eine strenge Einstellung des Blutzuckers für Typ-2-Diabetiker auch in ei- ner Reduktion makrovaskulärer Endpunkte auszahlt, bestätigen zwei aktuelle Meta- analysen. Dies trifft jedoch nur zu, wenn der Diabetes frühzeitig gut eingestellt wird. Dazu gehört auch, den Beginn der Insulin- therapie nicht zu lange hinauszuzögern. Lässt man den Diabetes erst über viele Jahre „vergammeln“, wird die zu späte schärfere Einstellung zu Übersterblichkeit führen, warnte Prof. Reinhard Bretzel, Gie- ßen. Zum Zeitpunkt der Diagnose eines Typ-2-Diabetes ist die Betazellfunktion be- reits auf 40–50% reduziert und nimmt da- nach jedes Jahr um weitere 4–6% ab. Ent- sprechend muss die antidiabetische Thera- pie stufenweise intensiviert werden, d. h. dass auch rechtzeitig Insulin integriert werden muss. Dass „rechtzeitig“ „möglichst früh“ bedeutet, legen Studien nahe, in de- nen eine frühe Insulinisierung die residu- ale Betazellfunktion stabilisieren, teilweise sogar bessern konnte. Auch in der aktuellen DDG-Leitlinie gab es ein „Upgrade“ für die Insulintherapie: Wenn bereits die initiale Therapie mit Met- formin versagt hat (HbA 1c -Wert ≥ 7,5%), kann mit Insulin kombiniert werden. In ei- ner aktuellen Metaanalyse von Studien mit mindestens 24 Wochen Dauer unter- suchten de Vries et al., was die Einstellung auf Insulin glargin und Metformin bei Typ- 2-Diabetikern bringt: Der HbA 1c -Wert nahm von 8,7% auf 7% ab, der Nüchtern- blutzucker von 182 auf 108 mg/dl, bei ge- ringer Hypoglykämierate. Zeitgemäß Blutzucker messen Für die Blutzuckermessung bietet Sanofi- Aventis moderne Geräte wie den iBGStar®. Wie der Profi-Sprinter und Typ-1-Diabeti- ker Daniel Schnelting, Rhede, deutlich machte, ist dieses Gerät zu seinem stän- digen Begleiter geworden. Es kann kabel- los über den Apple-Dock-Connector direkt an das iPhone angeschlossen werden, so- dass die Messwerte auf dem Touchscreen angezeigt werden. Die Werte können auf dem iPhone verwaltet, heruntergeladen und direkt dem Arzt übermittelt werden. Das Gerät verschafft dem Diabetiker maxi- male Unabhängigkeit. Dr. Angelika Bischoff Quelle: Pressekonferenz „Im Fokus des modernen Diabetesmanagements: Blutzuckerkontrolle und Therapieoptionen“, DDG-Jahrestagung, Stuttgart, Mai 2012 (Veranstalter: Sanofi Aventis) Diabetesaktion beim RheinRadeln Das RheinRadeln war erstmals An- laufstelle für die bundesweite Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Ge- sünder unter 7“, die die Firma Sanofi seit 2005 mehrmals jährlich gemein- sam mit inzwischen 24 Kooperati- onspartnern wie Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und Kran- kenkassen durchführt. Über 800 Be- sucher nutzten die Gelegenheit, sich einem Diabetes-Risikocheck zu un- terziehen. Auch 22 Diabetiker waren dabei, um unter dem Motto „messen und radeln“ zu demonstrieren, dass sich Bewegung unmittelbar auf die Blutzuckerwerte auswirkt. Dass der HbA 1c -Idealwert häufig überschritten wird, zeigt die Aus- wertung der fast 2600 Risikocheck- Bögen, die bei Diabetes-Aktionen 2011 ausgefüllt wurden. Nahezu jeder vierte Teilnehmer war diagnos- tizierter Diabetiker, drei Viertel von ihnen ließen den HbA 1c -Wert bestim- men: 43% waren mit einem Wert über 7 schlecht eingestellt. Ingeborg Brödlein Quelle: Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“, Mai 2012 (Ver- anstalter: Sanofi-Aventis) Kurz notiert Großstudie mit Edoxaban ENGAGE-AF testet individualisierte Antikoagulation _ Bei der klinischen Erprobung des di- rekten Faktor-Xa-Inhibitors Edoxaban in der Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflim- mern setzen die Studienautoren auf einen individuellen Therapieansatz: „Wir wissen, dass das Blutungsrisiko dieser Patienten in Abhängigkeit von Alter, Gewicht und Nie- renfunktion variiert und nach Ablation ge- nerell etwas höher ausfällt“, erklärte Prof. Robert Giugliano, Boston. Deshalb wird Edoxaban in der ENGAGE-AF-TIMI-48-Stu- die in zwei unterschiedlichen Dosierungen – 30 mg/d und 60 mg/d – untersucht. Das Design erlaubt weitere Dosisanpassungen im Laufe der Studie. „Auf diese Weise kön- nen wir dem Patienten eine besonders si- chere Therapie anbieten“, sagte Giugliano. Klinische Studie mit der bisher größten Patientenzahl ENGAGE-AF-TIMI 48 ist die klinische Studie bei Vorhofflimmern mit der bisher größten Patientenzahl (n = 21 105), dem längsten Follow-up (über zwei Jahre) und der zu er- wartenden größten Anzahl von Endpunkt- ereignissen. Es handelt sich um eine Dop- pelblindstudie von höchster Qualität, so Giuliano. Über 50% der Patienten weisen mit einem CHADS 2 -VASC-Score von 3 oder größer ein hohes Schlaganfallrisiko auf. Die Autoren bemühen sich um eine besonders gut eingestellte Vitamin-K-Antagonisten- Therapie in der Kontrollgruppe. Dennoch sind sie zuversichtlich, eine überlegene Si- cherheit der Edoxaban-Therapie aufzeigen zu können. Die Ergebnisse der Studie wer- den Ende 2013 erwartet. Dr. med. Dirk Einecke Quelle: Pressekonferenz „Edoxaban, an investi- gational oral anticoagulant“, ESC-Kongress, Mün- chen, August 2012 (Veranstalter: Daiichi-Sankyo)

Frühzeitige Insulinisierung bringt Vorteile

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71MMW-Fortschr. Med. Nr. 22 / 2012 (154. Jg.)

PHARMAFORUM

Typ-2-Diabetes

Frühzeitige Insulinisierung bringt Vorteile _ Dass sich eine strenge Einstellung des Blutzuckers für Typ­2­Diabetiker auch in ei­ner Reduktion makrovaskulärer Endpunkte auszahlt, bestätigen zwei aktuelle Meta­analysen. Dies trifft jedoch nur zu, wenn der Diabetes frühzeitig gut eingestellt wird. Dazu gehört auch, den Beginn der Insulin­therapie nicht zu lange hinauszuzögern.

Lässt man den Diabetes erst über viele Jahre „vergammeln“, wird die zu späte schärfere Einstellung zu Übersterblichkeit führen, warnte Prof. Reinhard Bretzel, Gie­ßen. Zum Zeitpunkt der Diagnose eines Typ­2­Diabetes ist die Betazellfunktion be­reits auf 40–50% reduziert und nimmt da­nach jedes Jahr um weitere 4–6% ab. Ent­sprechend muss die antidiabetische Thera­pie stufenweise intensiviert werden, d. h. dass auch rechtzeitig Insulin integriert werden muss. Dass „rechtzeitig“ „möglichst früh“ bedeutet, legen Studien nahe, in de­nen eine frühe Insulinisierung die residu­ale Betazellfunktion stabilisieren, teilweise sogar bessern konnte.

Auch in der aktuellen DDG­Leitlinie gab es ein „Upgrade“ für die Insulintherapie: Wenn bereits die initiale Therapie mit Met­formin versagt hat (HbA1c­Wert ≥ 7,5%), kann mit Insulin kombiniert werden. In ei­

ner aktuellen Metaanalyse von Studien mit mindestens 24 Wochen Dauer unter­suchten de Vries et al., was die Einstellung auf Insulin glargin und Metformin bei Typ­2­Diabetikern bringt: Der HbA1c­Wert nahm von 8,7% auf 7% ab, der Nüchtern­blutzucker von 182 auf 108 mg/dl, bei ge­ringer Hypoglykämierate.

Zeitgemäß Blutzucker messenFür die Blutzuckermessung bietet Sanofi­Aventis moderne Geräte wie den iBGStar®. Wie der Profi­Sprinter und Typ­1­Diabeti­ker Daniel Schnelting, Rhede, deutlich machte, ist dieses Gerät zu seinem stän­digen Begleiter geworden. Es kann kabel­los über den Apple­Dock­Connector direkt an das iPhone angeschlossen werden, so­dass die Messwerte auf dem Touchscreen angezeigt werden. Die Werte können auf dem iPhone verwaltet, heruntergeladen und direkt dem Arzt übermittelt werden. Das Gerät verschafft dem Diabetiker maxi­male Unabhängigkeit.

■ Dr. Angelika BischoffQuelle: Pressekonferenz „Im Fokus des modernen Diabetesmanagements: Blutzuckerkontrolle und Therapieoptionen“, DDG­Jahrestagung, Stuttgart, Mai 2012 (Veranstalter: Sanofi Aventis)

Diabetesaktion beim RheinRadeln Das RheinRadeln war erstmals An­

laufstelle für die bundesweite Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Ge­sünder unter 7“, die die Firma Sanofi seit 2005 mehrmals jährlich gemein­sam mit inzwischen 24 Kooperati­onspartnern wie Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und Kran­kenkassen durchführt. Über 800 Be­sucher nutzten die Gelegenheit, sich einem Diabetes­Risikocheck zu un­terziehen. Auch 22 Diabetiker waren dabei, um unter dem Motto „messen und radeln“ zu demonstrieren, dass sich Bewegung unmittelbar auf die Blutzuckerwerte auswirkt. Dass der HbA1c­Idealwert häufig überschritten wird, zeigt die Aus­wertung der fast 2600 Risikocheck­Bögen, die bei Diabetes­Aktionen 2011 ausgefüllt wurden. Nahezu jeder vierte Teilnehmer war diagnos­tizierter Diabetiker, drei Viertel von ihnen ließen den HbA1c­Wert bestim­men: 43% waren mit einem Wert über 7 schlecht eingestellt.

■ Ingeborg BrödleinQuelle: Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“, Mai 2012 (Ver­anstalter: Sanofi­Aventis)

Kurz notiert

Großstudie mit Edoxaban

ENGAGE­AF testet individualisierte Antikoagulation _ Bei der klinischen Erprobung des di­rekten Faktor­Xa­Inhibitors Edoxaban in der Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflim­mern setzen die Studienautoren auf einen individuellen Therapieansatz: „Wir wissen, dass das Blutungsrisiko dieser Patienten in Abhängigkeit von Alter, Gewicht und Nie­renfunktion variiert und nach Ablation ge­nerell etwas höher ausfällt“, erklärte Prof. Robert Giugliano, Boston. Deshalb wird Edoxaban in der ENGAGE­AF­TIMI­48­Stu­die in zwei unterschiedlichen Dosierungen – 30 mg/d und 60 mg/d – untersucht. Das Design erlaubt weitere Dosisanpassungen

im Laufe der Studie. „Auf diese Weise kön­nen wir dem Patienten eine besonders si­chere Therapie anbieten“, sagte Giugliano.

Klinische Studie mit der bisher größten PatientenzahlENGAGE­AF­TIMI 48 ist die klinische Studie bei Vorhofflimmern mit der bisher größten Patientenzahl (n = 21 105), dem längsten Follow­up (über zwei Jahre) und der zu er­wartenden größten Anzahl von Endpunkt­ereignissen. Es handelt sich um eine Dop­pelblindstudie von höchster Qualität, so Giuliano. Über 50% der Patienten weisen

mit einem CHADS2­VASC­Score von 3 oder größer ein hohes Schlaganfallrisiko auf. Die Autoren bemühen sich um eine besonders gut eingestellte Vitamin­K­Antagonisten­Therapie in der Kontrollgruppe. Dennoch sind sie zuversichtlich, eine überlegene Si­cherheit der Edoxaban­Therapie aufzeigen zu können. Die Ergebnisse der Studie wer­den Ende 2013 erwartet.

■ Dr. med. Dirk EineckeQuelle: Pressekonferenz „Edoxaban, an investi­gational oral anticoagulant“, ESC­Kongress, Mün­chen, August 2012 (Veranstalter: Daiichi­Sankyo)