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Kundenzeitschrift der Werbeagentur gambit. - Leitartikel zum Thema "Positionierung"
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„Ein Hügel, von dem man nicht wisse, wie
hoch er sei, beleidige die Vernunft, mache ihn
unruhig. Ohne stetig die eigene Position zu
bestimmen, könne ein Mensch sich nicht fort-
bewegen.“ aus „Die Vermessung der Welt“
Soweit Alexander von Humboldt in Daniel
Kehlmanns fiktiv-biografischem Bestseller
aus dem Jahr 2005. Für den großen deut-
schen Naturforscher und Geografen hatte
der Begriff der „Position“ während seiner
Forschungsreisen mit Sicherheit eine ganz
besondere Bedeutung. Doch hat jeder
Mensch seine Positionen – ganz egal was
ihn antreibt und bewegt. Er strebt – be-
wusst wie unbewusst – seine Idealposition
an. Positionen, Blickwinkel, Standpunkte,
Sichtweisen aller Art, sie bestimmen unser
aller Leben.
lesen Sie weiter auf Seite 2
gambitcommunication
Nr. 28 Oktober 2011
wo stehen wir ?
ACO: architektur_wasser
BETTE: für Architekten & Planer
Jetzt im Netz: berührungsPUNKTE
Sikkens: Fläche + Objekt Report
emcobad: Spotlight
BASF performance flooring: Magazine
ACO Tiefbau: Combipoint
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Fortsetzung von Seite 1
Die eigene Position(-ierung) entscheidet in
allen wichtigen und unwichtigen Situati-
onen des Lebens. Wenn nicht gar über Leben
und Tod, so doch zumindest über oft grundle-
gende und wegweisende Prozesse – sowohl
in der privaten als auch in der beruflichen
Existenz.
Doch nicht nur unmittelbar den Menschen
betreffende Positionen sind ausschlagge-
bend für eine positive oder negative Wir-
kung auf Erfolg und Misserfolg. Man denke
nur an die des Balles beim Sport – Tor oder
kein Tor. Oder etwa der Grad der Privatsphä-
re, der durch die Position eines Bauwerks in
seiner Umgebung gegenüber der Nachbar-
schaft signifikant beeinflusst wird – Lärm
oder kein Lärm ...
Die Positionierungen aber, die den Alltag
eines jeden wohl am nachhaltigsten durch-
dringen und berühren, sind die der Marken.
So wie jeder einzelne versucht, sich eine
optimale (Ausgangs-)Position zu verschaf-
fen, diese auszubauen und zu festigen, so
strebt jede Geschäftsführung ebendies für
ihre Produkte und Dienstleistungen an und
stellt sich die Frage: Wo stehen wir? Und:
Stehen wir gut so, wie wir stehen oder müs-
sen wir uns in Zukunft bewegen, um unsere
definierten Ziele zu erreichen?
Die Positionierung im Marketing bezeich-
net dabei im Allgemeinen das gezielte, plan-
mäßige Herausarbeiten und Darstellen von
Stärken und Qualitäten, durch die sich die
Marke bei der Zielgruppe ganz klar positiv
von den Mitbewerbern abheben soll.
Dabei beeinflussen nicht nur objektive Al-
leinstellungsmerkmale, sondern ebenso,
wenn nicht sogar stärker, ein fiktiv-emoti-
onaler Nutzen seine Kaufentscheidung. Bei-
spielhaft ist dabei etwa die Besetzung des
Begriffs „atmungsaktiv“ durch den Herstel-
ler GORE-TEX. Der Markenname ist zu etwas
wie einem Synonym für „atmungsaktiv“
geworden und kann vom Wettbewerb nicht
mehr eingenommen werden.
So beschreiben die beiden Marketing-Groß-
meister Al Ries und Jack Trout in ihrem auch
heute noch brandaktuellen gleichnamigen
Besteller von 1981 Positionierung als „The
Battle for your Mind“.
Wenn möglich bitte wenden ...
Zu was falsche Navigation – und damit fehlerhafte Positionen – führen
kann, war den Menschen bereits in der Antike bewusst. Manch-
mal kam es zur Katastrophe, manchmal zu Wendepunkten in
der Menschheitsgeschichte. Einiges diente als Stoff für klas-
sische Epen, und anderes wiederum endete nur am falschen
Urlaubsort.
verm. 1178 v. Chr. Position 39° 57’ 26’’, 26° 14’ 19’’ O Seefahrer Ulixes wird mit seiner Besatzung durch einen Sturm weit auf das offene
Mittelmeer hinausgetrieben. Während der langen Irrfahrt kosten die Männer von
Amnesie verursachenden Früchten, begegnen unbekannten Bestien, blutrünstigen
Kannibalen, boshaften Zauberern und weisen Wahrsagern. Verlockungen fremder
Inseln widerstehend und enormen Meeresströmungen ausgesetzt, geraten sie in
einen Orkan. Nur der ermattete Navigator kann sich retten und sitzt sieben Jahre auf
einem fremden Eiland fest. Mit einem Floß gelangt er schließlich in ein Land, dessen
Obrigkeit ihm wohlgesonnen ist und ihm – der sich griechisch Odysseus nennt – auf
Staatskosten die Heimreise in sein geliebtes Ithaka ermöglicht. Das glückliche Ende
der ersten Odyssee.
ca. 1000Position: 51° 35’ 42’’ N, 55° 31’ 49“ W Eigentlich war er ein begnadeter Navigator, doch bei einer Reise von seiner Heimatinsel
Island in seinen grönländischen Wohnort Brattahlíd verfehlte Leif Eriksson diesen aus unerfind-
lichen Gründen und landete Tage oder Wochen später an der unbekannten nordamerikanischen
Küste – von ihm Vinland getauft. Die dort beheimateten Skrælingar, vermutlich Indianer,
trieben mit den Neuankömmlingen zuerst regen Handel – unter anderem mit Milch. Nicht
an Laktose gewöhnt, wähnten sie sich durch die Fremden jedoch vergiftet und reagierten un-
gehalten – der Versuch der europäischen Besiedlung wurde so nach geschätzt 40 Jahren und
unzähligen Konflikten für beendet erklärt. Für den zweiten, dann erfolgreichen Anlauf, be-
durfte es noch etwa 490 Jahre und eine weitere weltberühmte falsche Positionsberechnung.
1492Position 24° 2’ N, 74° 29’ W Man kann ihm im Nachhinein keine Vorwürfe machen, dem genue-
sischen Entdecker in Diensten der katholischen Majestäten. Der müh-
same Umweg um den afrikanischen Kontinent machte seinerzeit Ge-
würze, wie etwa Pfeffer, ebenso wie die hohen Zölle auf dem Landweg,
zu beinahe unbezahlbaren Luxusgütern. Dass die Erde keine Scheibe
ist war längst bekannt – warum also nicht Richtung Westen segeln
und quasi von hinten ins legendäre Indien gelangen? Prinzipiell also
eine gute Idee. Wäre da nicht Amerika – später benannt nach Kolum-
bus’ Zeitgenossen Amerigo Vespucchi – mit der 51 Kilometer schmalen
und damals unüberwindlichen Landbrücke zwischen seinen Teilkonti-
nenten. Kolumbus selbst starb 1506 als wohlhabender Mann weiter-
hin in dem Glauben, eine neue Seeroute nach Hinterindien, also zur
südostasiatischen Halbinsel, entdeckt zu haben. Pfeffer musste bis zur
Eröffnung des Suez-Kanals im Jahre 1869 also ein wenig teurer bleiben.
1875Position 51° 30’ N, 1° 12’ O Der Dampfsegler „Deutschland“, besetzt mit 234 Passagieren – davon 135 Aus-
wanderern, die ihr Glück in der Neuen Welt suchen – läuft vor der Themse-
mündung auf die Sandbank Kentish Knock auf. Infolge des Unglücks, das sich
während eines schweren Unwetters und bei eisigen Temperaturen ereignete,
blieben 177 Seelen auf See. Zu verantworten hatte das Drama aller Wahrschein-
lichkeit nach Kapitän Eduard Brickenstein, der sich, trotz schwerer See, absolu-
ter Dunkelheit und verschiedener Indizien, dass sie in Richtung einer Untiefe
navigieren, in der von ihm errechneten Position wähnte. Dabei konnte diese
damals nur mithilfe eines Sextanten bestimmt werden, wofür Horizont und
Gestirne nötig sind. Beides war aufgrund der Wetterlage nicht zu erkennen.
Was als Aufbruch in ein neues Leben begann, endete in einer Tragödie.
2010Position 46°8’6’’N 60°10’59’’ W Das italienische Urlauberpaar Serena Tavoloni und Valerio Torresi staunte nicht
schlecht. Statt Kängurus im australischen Outback, erwarteten sie in Sydney eine
steife Brise und riesige Schwärme kanadischer Gänse. Ihr heimisches Reisebüro hatte
sich bei der Buchung vertan: Anstatt Sydney, New South Wales, Australia, buchte es
für die beiden Sydney, Nova Scotia, Canada. Doch auch dort gibt es einiges zu entde-
cken: setzt man von dort über den St.-Lorenz-Strom über, sind es laut Navigations-
gerät nur noch – für kanadische Verhältnisse mickrige – 702 Kilometer durch eine
reizvolle Landschaft bis zu Leif Erikssons mittlerweile wiederentdeckter Siedlung auf
Neufundland. Laut Navigationsgerät...
1940Position 47° 24’ 7’’ N, 8° 29’ 58’’ O Am Vortag des Heiligen Abends kam der 2. Weltkrieg mit all seiner Zerstörungswut in die
neutrale Schweiz. Ein britisches Bomber-Geschwader, welches eigentlich hätte Mannheim
angreifen sollen und wegen schlechten Wetters auf der Suche nach Ausweichzielen war,
drang versehentlich in eidgenössischen Luftraum ein. Diesmal blieb es bei einigen wenigen
Verletzten. Doch eine Vielzahl weiterer unbeabsichtigter Angriffe führte zu einer großen Zahl
von Obdachlosen, Verwundeten und Toten. Annahmen, es könne sich um gezielte Angriffe
auf Transitbahnstrecken zwischen den Achsenmächten oder auf Rüstungsunternehmen, die
nach Deutschland lieferten, handeln, konnten niemals bestätigt werden.
1983Position 46° 34’ N, 141° 17’ O JFK International Airport New York City. Mit 35-minütiger Verspätung hinter der geplanten
Abflugzeit startet Korean Airlines-Flug 007 mit dem Ziel Seoul, Südkorea. An Bord 269 Per-
sonen. Es war die Zeit, in der der Kalte Krieg ein letztes Mal noch kälter wurde. Beide Super-
mächte waren nervös und überwachten penibel ihren Luftraum. Vermutlich aufgrund eines
fehlerhaft eingestellten Autopiloten kam die Maschine bereits von Beginn an von ihrer ur-
sprünglichen Route ab und drang nach einiger Zeit in den gesperrten sowjetischen Luftraum
ein. Lichtsignalen und Warnschüssen der herbeigeeilten Abfangjäger zum Trotz setzte der
Pilot den Flug unbeirrt fort. Selbst nach dem Beschuss schien er die Ursache des Druckabfalls
nicht zu erkennen und leitete Maßnahmen zur Notlandung ein. Nach über 14 Stunden Flug
zerschellte der Jet schließlich an der Oberfläche des Japanischen Meeres und riss alle Passa-
giere in den Tod.
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Bereits der Grafiker und Werbepsychologe
Hans Domizlaff umschrieb 1939 in seinem
damals vielbeachteten Buch „Die Gewin-
nung des öffentlichen Vertrauens. Ein Lehr-
buch der Markentechnik“ Positionierung
mit dem Ziel, „die Sicherung einer Mono-
polstellung in der Psyche der Verbraucher“
zu erreichen.
Nun ist die Psyche eine komplexe Angele-
genheit, mit deren Erforschung sich schon
Generationen von Psychoanalysten – und
in ihrem Gefolge auch Werbepsychologen –
befasst haben. Mit dem Ziel, sie erstens zu
verstehen und zweitens Einfluss auf sie zu
nehmen.
Psychologie und damit Emotionen, Erinne-
rungen und Verknüpfungen spielen – trotz
aller rationaler Überlegungen – bei der Po-
sitionierung einer Marke eine große, wenn
nicht die größte Rolle. 95 % der menschli-
chen Entscheidungen werden, nach Er-
kenntnissen des Neuromarketing, unbe-
wusst getroffen.
So ist es nur folgerichtig, dass die genaue
Kenntnis der Zielgruppe und die damit ver-
bundene Ansprache der Emotionen eine
mehr als wichtige Voraussetzung für eine
erfolgreiche Positionierung ist.
Der Weg, diese Positionierung zu erreichen
führt dabei grundsätzlich über die vier
berühmten Ps des Marketing – Product
(Produktpolitik), Price (Preispolitik), Place
(Distributionspolitik) und Promotion (Kom-
munikationspolitik). Wir als Kommunika-
tionsagentur bedienen uns dabei zumeist
der verschiedenen Instrumente der Kom-
munikationspolitik. Zu diesen zählen unter
anderem die klassische Werbung, Direkt-
marketing, Sponsoring, oder auch Public Re-
lations, also Öffentlichkeitsarbeit, mit ihrer
Teildisziplin, dem sogenannten Corporate
Publishing – sowie die gesamte strategische
Konzeption dieser Maßnahmen.
Doch die eigentliche Krux ist die Kunst, die-
se Instrumente im Sinne der gewünschten
Positionierung zielgruppengerecht optimal
auszuwählen, einzusetzen und so bei einem
bestimmten Kundenkreis ein für allemal die
Pole-Position einzunehmen.
Dem Mitbewerber bleibt dann nur noch,
sich vom Marktführer zu differenzieren,
sprich sein Angebot zu ändern – beispiels-
weise durch einen geringeren Preis. Sich also
letzten Endes geschlagen zu geben. Hierin
liegt der große Unterschied zwischen Positi-
onierung und Differenzierung.
Unverwechselbarkeitist das Ziel.
So ist es uns gelungen, das Unternehmen
ACO so zu positionieren, dass es bei der Ziel-
gruppe der Architekten und Planer Berück-
sichtigung findet, sobald diese im Planungs-
prozess vor Fragestellungen stehen, bei
denen Architektur direkt auf Wasser trifft.
Wie etwa bei Entwässerungsrinnen, Bode-
nabläufen oder Pumpen. Erreicht wurde di-
es durch die Entwicklung der „Schnittstelle
_ architektur _ wasser“, die sich in einem
ganzheitlichen Konzept wiederfindet und
über diverse Medien umgesetzt wurde.
Eine ähnliche Zielgruppenansprache ge-
lang beim Projekt „Fläche + Objekt“ für den
Hersteller von Farben, Lacken und Beschich-
tungen Sikkens. Hier lag der Ansatz darin,
sich das für Architekten typische Denken
in dreidimensionalen, aus Flächen zusam-
mengesetzten Räumen zu Eigen zu machen
und der Zielgruppe die jeweiligen Produkte
anhand deren Gemeinsamkeit, nämlich Flä-
chen schützen oder verschönern – also an-
hand ihres architektonischen Mehrwerts –,
vorzustellen.
product
price
place
promotion