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SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V. Gehmkow Zur Geschichte Vorpommerns Herausgeber Helmut G. Pratzel Unter Mitarbeit von Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher, Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz 1

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SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.

GehmkowZur Geschichte Vorpommerns

Herausgeber

Helmut G. Pratzel

Unter Mitarbeit vonUlrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher, Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz

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Herausgeber:

Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. PratzelTörpiner Forums e.V.

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:

I.S.M.H. Verlag

Törpin 13, D-17111 Sarow,

Tel. +49 (0) 39996 70135

Fax +49 (0) 39996 70137

Druck: I.S.M.H. Verlag

Alle Rechte, wie Nachdruck, Vervielfältigungen jeder Art, Vortrag, Funk, Tonträger- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, auch auszugsweise, behält sich der Verlag vor.

© Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag

1. Auflage Januar 2010

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InhaltsverzeichnisGehmkow hieß früher Stolzow.........................................................3

Die Beschreibung des Hauses und Dorfes Gehmkow.......................3

Beschreibung über das Amtsdorf Gehmkow von 1698....................6

Eine Statistik aus dem Jahre 1771.....................................................7

Eine Beschreibung des Demmin-Treptowschen Kreises..................8

Familie Hyden-Linden und das Gut Gehmkow..............................12

Gäste und Feste auf dem Gut Gehmkow.........................................20

Im Winter in Gehmkow: Schlachtezeit und Weihnachten..............21

Das Gut Gehmkow..........................................................................27

Wer wohnte wo?.............................................................................36

Aus dem Leben von Dietrich von Heyden-Linden.........................37

Die Malerin Ilse von Heyden-Linden.............................................40

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Gehmkow hieß früher StolzowGehmkow ist wahrscheinlich schon in der slawischen Zeit (10.-11. Jh.) besiedelt gewesen. Man vermutet hier das wüste „Stolzow“. Der Ort lag wahrscheinlich 1,3 km südwestlich der alten Dorfstelle auf einer Anhöhe im Bruch, wie aus Bodenfunden geschlossen werden kann. Wahrscheinlich hatten die Slawen dort eine Burg. Gehmkow hatte den Namen „Ull Dörpstäd“. Der Name Gehmkow hat sich aus der Zeit der germanischen Rückeroberung, zumindest aus der Zeit des 30-jährigen Krieges in unsere Zeit hinübergerettet, ist aber nicht genauer zu deuten. Die erste namentliche urkundliche Erwähnung geht in das Jahr 1448 zurück. Damals verkaufte Herrmann von Pentz das Gut an Klaus Drake.

1660 war das Gut im Besitz von Bogislav Balzer von Heyden, ein Vorfahre der von Heyden-Linden. 1663 kam es in den Besitz des Schlossgesessenen Jürgen von Platen und war in der Folge bis ins 19. Jh. ein landesherrliches Vorwerk des Amtes Lindenberg, d. h. es war im Besitz des Staates. Im Jahre 1811 wurde die Domäne verkauft, ein Rittergut mit 477 ha Land, an den Gutsbesitzer von Pressentin. Bis zum Jahre 1887 bewirtschaftete ein Herr Grönlund das Gut.

Dieser verkaufte es 1887 an Friedrich von Heyden-Linden. Sein Sohn Echard von Heyden-Linden, mit seiner Frau, übernahm das Gut im Jahre 1921. Es war bis nach dem 2. Weltkrieg 1945 in ihrem Besitz. Dann wurde die Familie von ihrem Land vertrieben. Der Besitz wurde verstaatlicht, das Land aufgeteilt und das Gutshaus in mehrere Wohnungen aufgeteilt.

Die Beschreibung des Hauses und Dorfes Gehmkow1

Das Haus daselbst ist ziemlich verbaut, weil aber die Zeit her darin niemand gewohnt, ist fast taghloß, auch inwendig etlichermaßen verfallen, und ist mit einem tieferen Wassergraben umgeben, um diesen Graben ist ein ziemlich guter Obstgarten. Zugehörig zu diesem

1 von Willy Dumrath in Thiessow 1590 Beschreibung des Hauses Gemekow mit aller Gerechtigkeit und zu belegenen Dörfern aus Bericht der ältesten Bauern.

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Haus ist der Bauhof, so ziemlich mistreich, darauf steht ein Bauhaus, so inwendig mit 1 Stube und Kammern etlichermaßen billig erbaut. Zur linken Seite des Hauses steht eine lange Scheune, oben mit Stroh befestigt. Hinter dieser Scheune ist auch ein ziemlicher Garten, darin auch etliche Obst- und Kirschenbäume, darin auch Heuffars (?), zu Zeiten auch andere Küchennotdurft kann gesät werden. Zur rechten Seite des Bauhauses steht ein neues Viehhaus, da endet ein neues Kornhaus mit einem ziemlichen Boden, darunter der Hammelstall, ist oben mit Ziegel befestigt. Hinter diesen Gebäuden ist ein ziemlicher Garten, der zum Teil mit Hopfenkruden besamt, auch allerlei Küchennotdurft darin kann gesät werden. Sonsten steht quer über dem Viehhof ein Viehstall mit Rohr befestigt, darauf ein ziemlicher Teil Heu kann getrocknet werden.

1569 und 1590: Zeugen des Dorfes Gemekow:Jochen Haneke - Achim Hanneke, der Vogt daselbst, 47 Jahre alt.Carsten Schroder, 70 Jahre alt, hat daselbst 50 Jahre gewohnt.Achim Kalsow, 76 Jahre alt, ist bei Tönnies Draken Zeiten stets bei ihm auf dem Hof gewesen, ist daselbst gebürtig.Jaspar Kalsow, 52 Jahre alt, hat dort 30 Jahre gewohnt und gebürtig.

Sagen alle einträchtig, dass zum Hause Gemekow sind belegen 10 Hakenhufe, die vom Hofe oder zum Bauwerk gebraucht werden, noch 2 Hufen brauch Jaspar Kalsow und wird das Dorf bebaut von folgenden Leuten: Jaspar Kalsow, 2 Hufen, gibt m. g. h. 5 M Pacht, 8 Schill. Flachsgeld, 1 Schill. oder 1 Rauchhuhn.

Kotzen:Diderich Hornemann 1 Wort, 1 Wiese gibt ½ Gulden Pacht, 16 Schill. oder

16 Pachthühner.Claus Hagemann 1 Wort, 1 Wiese gibt wie vorher.Jasper Schultze 1 Wort, 1 Wiese gibt wie vorher.Achim Hacker 1 Wort, 1 Wiese gibt wie vorher.Carsten Schroder 1 Wort, 1 Wiese gibt wie vorher.Achim Rambow 1 Wort, 1 Wiese gibt wie vorher, noch 1 Rauchhuhn.Hans Hageman 1 Wort, 1 Wiese gibt 1 Guld. Pacht, 4 Schill. oder 4

Pachthühner und 1 Rauchhuhn.

An Wiesen sind vorhanden: Aus der Wiese am Dicke, wo nicht viel Wasser vorhanden, können

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wohl 40 Fuder Heu gewonnen werden,aus der Papenwiese - 4 Fuder Heu,aus dem Widsoll - weitsahele - 2 Fuder Heu,aus dem Sarower Feld beim langen Broke - 1 Fuder Heu,aus der Gronings Wische - 10 Fuder Heu,im langen Felde aus den Kerksöllen - 1 Fuder Heu,aus der Bornwische - 2 Fuder Heu,aus den Ellersöllen - 2 Fuder Heu,im Feld nach Boldentin aus der Kappe - 6 Fuder Heu.

Die Grenze des Dorfes Gemekow geht an vom Hofloddikbrocke bis ins Koppelbruck, von da weiter entlang bis an die Kappe, von derselben von Boldentin bis auf das Scheidesoll, von dort auf den Scheidenweg, ist die Scheide mit Boldentin, den Weg entlang bis auf das Dudder-Soll, im Soll die Gronings Wische hendal und weiter durch das Espenholdt achter Kasselin, ist die Scheide mit Caslin, vom Eschenholz den Mohlensterch entlang bis an die Beke, ist die Scheide mit Beggerow, die Mühlenbeke entlang bis an das Feld von Ganschendorf, von da die Schrenower Beke hinauf durch das Schrenower bruck, vom Broke die Ganschendorfer Beke hinauf bis zum Horst, das horstbrock hindurch bis an Otto Vire, ist die Scheide mit Ganschendorf, von Otto Vire die Beke hinauf bis ans Törpinsche Feld, ist die Scheide mit Sarow, vom Sarower Feld bis in die ...debeke, von derselben den Dick entlang bis an den owgang an das Lindenbergsche Feld, ist die Scheide mit Törpin, vom Törpinschen Feld die ...chte hinauf bis ans Hofloddikbrock, ist die Scheide mit Lindenberg.

In diesem Kretze sind belegen:Busch- und Eichenholz im Lindenberger Feld ist ungefähr 2 Morgen lang und

2 Morgen breit.Das Koppelbrock ein Eichenholz, nach Boldentin ist 2 Morgen lang und

ungefähr 1 Morgen breit.Die Fulensche ein Ellerholz, nach Boldentin ist 1 Morgen lang, ½

Morgen breit.Der Molenbarch achter dem Hofe, darauf etliche Eichen, ist ½ Morgen

lang und ¼ Morgen breit.Bei der Beke ein Ellerholz, 1 Morgen lang und 5 - 1 Rute Breit.Das Schrenower Holt mit Eichen und Boken ist 2 Morgen lang, ½

Morgen breit, auch wohl breiter oder schmäler.Das Schrenower Brock ist 1 Morgen lang, 4 Ruten breit, auch wohl mehr oder

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weniger.Der Eichenremel ist 1 Morgen lang und 4 Ruten breit.Das lange Brock ein Ellerholz, ist 2 Morgen lang, ½ Morgen breit, auch

mehr oder weniger.Ein Horst darin Eichen und Hagebuchen, ist 3 Morgen lang und 1

Morgen breit und weniger.Das Horstbrock ein Ellerholz, ist 3 Morgen lang, zum Teil 10, auch 1

und 2 Ruten breit.Ein Eichenholz die Otto Vire, ist ½ Morgen Land.Das Varchtwarder–Berkenwerder

ein Eichenholz, ist 1 Morgen lang und 1 Morgen breit.

Sölle oder Fischsölle - Fischpfuhle sind wenig vorhanden. Im Dicke sind wohl eher Fische gewesen, aber nun sind wenig vorhanden, weil das Wasser ausgemahlen wird. Hasenjagd ist nicht vorhanden. Die Gemekower geben m. g. h. den Zehnten von Lämmern und den Witteltag. Die Weide ist gar gering, sie müssen den Beggerowern ums 3. Jahr 1¼ Tonne Bier geben, dass sie deren Feld mit ihrem Vieh übertreiben.

Beschreibung über das Amtsdorf Gehmkow von 16982

Gehmkow liegt im Demminer Amt 1½ Meilen von Demmin, grenzt an nachfolgende Dörfer, nach Norden an Kaslin und Beggerow, nach Osten an Ganschendorf und Sarow, nach Süden an Lindenberg und Törpin, nach Westen an Bollentin.

Der Ort hat in früheren Zeiten zum Amt (Lindenberg) gehört und später durch Reduktion zum Amt Klempenow gekommen. Jetzt leben hier 2 Pensionäre und vier Kossater, wo früher 5 Pensionäre gelebt haben. Das Land (von drei Pensionären) gehört jetzt zum Kirchenboden von Bollentin. Es gibt (in Gehmkow) eine kleine Kapelle, aber der Friedhof und der Pastor sind in Bollentin.

Die Namen der EinwohnerEvalt und Bogislaus Tiobööl, PensionärJochim SchultBerent Woll, Kossater

2 Das am 9. und 16. Juni 1698 aufgemesssen wurde aus Staatsarchiv Greifswald Rep. 6a Bd. 7, S. 615

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Georg Att, KossaterHind. LowPeter Wislof, BauerMichael Woller, TagelöhnerKasten Raan, TagelöhnerThies Schult, KossaterMartin Berent, Schäfer

Eine Statistik aus dem Jahre 1771Gehmkow zu dieser Zeit zugehörig zum Amt Lindenberg. Diese umfasst 15 Dörfer, 7 Vorwerke und 4 Mühlen.

Das Dorf Gehmkow: 1 ¼ Meilen von Demmin gegen Süden, ganz nahe bei Caslin, auf der Landstraße von Verchen nach Clempenow, hat außer einem Vorwerke nur 2 Büdner, die eigene Häuser besitzen, 1 Ölmüller, verschiedene königliche Einliegerhäuser, ist zu Bollentin eingepfarrt. Es grenzt mit Caslin, Beggerow, Lindenberg, Bollentin, Törpin und Sarow. Ganz nahe bei dem Dorfe fließt ein Bach vorbei. Er entspringt dem Ivenackschen See in dem Herzogtum Mecklenburg, geht durch Lindenberg nach Gehmkow, von hier nach Ganschendorf und fällt in die Tollense.

Das Vorwerk Gehmkow: Gehmkow hat beinahe 1450 Magdeburgische Morgen. Der Acker, der wie bei allen Vorwerken dieses Amtes, in 3 Schläge eingeteilt, ist zwar nur leicht und zum Teil ganz sandig, trägt aber doch, weil das Vorwerk viel Heu gewinnt und die verhältnismäßige Anzahl des Viehes vielen Dünger gibt, ziemlich zu. Die Dienste werden von 5 Bauern aus dem Dorfe Beggerow und von 2 alten Voll- und 2 Halbbauern aus dem Dorfe Kaslin geleistet, während die übrigen in diesen Dörfern befindlichen Bauern von dem Naturaldienst befreit sind.

Die Ölmühle bei Gehmkow ist 1731 erbaut worden. Von dieser Mühle wird jährlich ein bestimmter Zins ans Amt gegeben.

Im 18. Jh. kam es, wie schon in der Geschichte erwähnt, zum Bauernlegen in Pommern. Davon blieb auch Gehmkow nicht verschont. Das Büdner-Etablissement Gehmkow, das 1828 noch 18 Einwohner zählte, wurde 1858 mit dem Vorwerk Gehmkow verschmolzen.

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Eine Beschreibung des Demmin-Treptowschen Kreises.3

Staatsdomänen: Bis auf die Epoche des Tilsiter Friedens 1807, dessen Schnitterungen eine vollständige Umwandlung im Staatsverwaltungswesen zur Folge hatten, bestanden auch noch einige Jahre später, im damaligen Demmin-Treptowschen Kreise 4 landesherrliche Domänenämter, nämlich:

1. Amt Verchen mit 8 Dörfern, 5 Vorwerken als Borrentin, Pentz, Selz, Trittelwitz und Verchen und 3 Mühlen.

2. Amt Treptow mit 12 Dörfern, 5 Vorwerken als Bollentin, Keßin, Klein Teetzleben, Treptow, dessen Gebäude in der Stadt dieses Namens lagen und Wildberg, nebst 9 Mühlen.

3. Amt Lindenberg mit 15 Dörfern und einem Dorf-Antheile, 7 Vorwerken als Gehmkow, Gnevzow, Grammentin, Kenzlin, Lindenberg, Schwichtenberg und Wolkwitz, nebst 4 Mühlen.

4. Amt Loitz mit 6 Dörfern und einem Dorf-Antheile, 7 Vorwerken als Kletzin, Pensin, Quitzerow, Sophienhof, Ückeritz, Wüstenfelde und Zeitlow, nebst 1 Mühle.

5. Amt Klempenow mit 14 Dörfern

6. Amt Stolpe

Von 6 Ämtern wurden 4 aufgelöst.

1862 bleiben bestehen: Amt Verchen mit 28 Dörfern und 5 Vorwerken und Amt Klempenow mit 29 Dörfern und 7 Vorwerken

Beschreibung von Gehmkow: Gehmkow, ritterschaftlich, kreistagsberechtigtes Rittergut, 1¼ Meile von Demmin gegen Süden, ganz nahe bei Kaslin, und an der Landstraße von Verchen nach Klempenow, hat in seiner Feldmark, durch die der gesamte Augraben fließt, einen niedrig gewölbten Boden, von dem es im vorigen Jahrhundert hieß: „Er ist zwar nur leicht und zum Teil ganz sandig, trägt aber doch, weil viel Heu gewonnen wird und die verhältnismäßige Anzahl des Viehes vielen Dünger gibt, ziemlich zu.“

3 Aus dem „Landbuch von Pommern und Rügen“ II. Teil Band I. (1865 von Berghaus)

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Das Gut, dessen Umfang damals zu 1450 Morgen angenommen wurde, worunter dem Anscheine nach nur das unterm Pfluge befindliche Land zu verstehen war, hat ein Areal von 834 Morgen 108 Ruten, und zwar Ackerfeld 1415 Morgen 146 Ruten; Gräser 230 Morgen 134 Ruten; Hütung 43 Morgen 46 Ruten; Gartenland 22 Morgen 31 Ruten; Holzung, nur in Bruchholz bestehend 86 Morgen 39 Ruten; Teiche 5 Morgen; Gebäude und Hofräume 8 Morgen 29 Ruten; Wege und unnutzbares Land 23 Morgen 53 Ruten. Das Gut wird in 7 Schlägen mit vier Korn- und einer Ölfrucht bewirtschaftet. Die Wiesen sind zweischurig und teilweise zu entwässern. Die Gartennutzung ist unbedeutend, bloß auf den Hausbedarf berechnet. Zum Viehstand gehören 28 Pferde und 10 Füllen von der Landzucht, 72 Kühe ostfriesischen Schlages, 1050 Schafe vom Negretti-Stamm, und 79 Schweine, zur Hälfte von der Essex-, zur anderen Hälfte von der großen englischen Race. Die Feldmark liefert Mergel, der zur Verbesserung, und Torf, der als Brennmaterialien-Bedarf des Gutes ausgebeutet wird. Gehmkow hat 5 Feuerstellen mit 109 Einwohnern, die außer 2 Verwalter- aus 17 Tagelöhner-Familien bestehen und nach Hohenbollentin eingepfarrt sind. Das Gut war 1418 im Besitz Hermann von Pentz, der es an Klaus Drake verkaufte, 1663 im Besitz des Schlossgesessenen Jürgen von Platen und in der Folge bis ins gegenwärtige Jahrhundert ein landesherrliches Vorwerk des Amts Lindenberg, wurde aber bei der Auflösung dieses Amtes veräußert und ging in Privatbesitz über. Die Dienste auf dem Vorwerk wurden von 5 Bauern aus dem Dorfe Beggerow und von 2 alten Voll- und 2 Halbbauern aus dem Dorfe Kaslin geleistet, weil die übrigen in diesen Dörfern befindlichen Bauern schon damals vom Naturaldienste befreit waren. Gegenwärtiger Besitz des Rittergutes Gehmkow ist ein Mitglied der Familie von Pressentin, welche in Mecklenburg ihre Heimat hat in Prestien, früher Pressentin genannt. Dort wird sie zuerst im Jahre 1397 angeführt. Im unmittelbaren Anschlusse mit dem Rittergute, oder Vorwerke, wie dasselbe aus alter Gewohnheit auch heute noch bezeichnet zu werden gepflegt, lag bis auf die neueste Zeit eine Büdnerstelle, die man landesherrlich Gehmkow nannte, in der statistischen Tabelle für 1862 aber nicht mehr aufgeführt wird. Mutmaßlich ist sie seit 1858 eingegangen und mit dem Rittergute verschmolzen. Außerdem gehört zu Gehmkow eine Ölmühle, welche 1731 erbaut worden ist, und seither einen Jahreszins an den

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Domainen-Fiscus zum Amte Verchen zu zahlen hatte. Gehmkow grenzt mit Kaslin, Beggerow, Schwichtenberg, Hohenbollentin, Törpin und Sarow zusammen. Der oben erwähnte Augraben kommt aus dem Ivenackschen See in Mecklenburg, geht durch Lindenberg nach Gehmkow, von hier nach Ganschendorf und fällt in die Tollense.

Tabelle: Statistik aus dem Jahre 1866 nach einer Zählung von 1864

Gehmkow RittergutGemeindeverband GutPolizeibezirk Amt VerchenPfarrbezirk HohenbollentinGerichtsbezirk DemminGebäude gesamt 15, davon private Wohnhäuser 5Bevölkerung 108

Tabelle: Statistik aus dem Jahre 1935Amtsgericht DemminReichsbahnstation SternfeldKleinbahnstation GehmkowTelegrafenstation TörpinGendarmeriestation Gendarmerie-Hauptwachtmeister Löschke in

Lindenbergeingepfarrt nach HohenbollentinSchule KaslinStandesbeamter Büttner, Alt-KentzlinWohnhäuser 7Areal 477 haRindviehkontrollverein und Augrabengenossenschaft Vorsitzender

von Heyden-Linden

Amtsvorsteher Schmock, KaslinBürgermeister Karl Asmus, KaslinOrtsgruppenleiter der NSDAP

Schmock, Kaslin

Ortsbauernführer Max Schmidt, Kaslin

Tabelle: Einwohner-Statistik aus dem Jahre 1935

Baumann, August Arbeiter

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Baumann, Fritz ArbeiterBaumann, Hermann RentnerBaumann, Wilhelm ArbeiterBorgwardt, Fritz ArbeiterBrumshagen, Walter StellmacherDobbert, Wilhelm KuhfüttererDubbert, Max ArbeiterEggert, Fritz SchmiedHanich, Wilhelm ArbeiterHermann, Herrmann Arbeitervon Heyden-Linden, Eckard Hptm. a. D. RittergutsbesitzerJohannis, Otto ArbeiterKanne, Rotwitta LehrerinKautz, Johannes InspektorKoß, Hermann ArbeiterWitwe KoßKrasemann, Franz ArbeiterLatewitz, Anton VorschnitterMichael, Wilhelmine WitweMaltz, Otto ArbeiterMüller, Wilhelm ArbeiterNiebuhr, Grete MamsellStubbe, Karl ArbeiterSöfky, Fritz ArbeiterWarnemünde, Gustav Gärtner

Familie Hyden-Linden und das Gut Gehmkow4

Gehmkow hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Besitzer. Die letzten waren bis zum Jahre 1945 die Familie von Heyden-Linden. Über ihre Vorgänger konnten wir nichts in Erfahrung bringen. Eventuell vorhandene Schriftstücke sind wahrscheinlich in den Wirren des Krieges verloren gegangen.

4 Aus der Familienchronik der von Heyden-Linden

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Aus der Familienchronik der Heyden-Linden:„Erinnerungen von Barbara Hoffmann, geb. von Heyden-Linden an ihre Eltern Carola geb. von der Lancken-Wakenitz und Friedrich von Heyden-Linden“:

Carola, geb. von der Lancken-Wakenitz kommt als junge Frau nach Phillipshof „Kinder, schnell, lauft, sucht die Puten!“ Das war Mamas Alarmruf, wenn sich plötzlich ein bedrohliches Gewölk, ein so genannter „Bullkater“ am Sommerhimmel erhob. Diese Putenküken, zur persönlich Aufsicht von Mama zuerst in der leeren Kohlenkammer im Wohnhaus untergebracht, machten unter der Führung ihrer Putenmütter gerne allzu weite Exkursionen in die Hopfen- und Brennnesselwildnisse im Bruch. Mit diesen Puten gab Mama sich in Gehmkow die größte Mühe, sie waren ihr wichtigstes Weihnachtsgeschenk für ihre vielen Schwestern, Schwägerinnen und sonstigen Stadtbewohner. Schenken und Freude bereiten war ihr ganzes Glück. Noch in ihrem 82. Lebensjahr war ihr kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß, um anderen Menschen gefällig zu sein.

Sie war unter ihren Geschwistern das zarteste Kind gewesen, wog bei der Geburt kaum vier Pfund und hatte einen angeborenen Herzfehler. Gerade ihr wurden die meisten Kinder, der größte Wirkungskreis mit unseren zwei Gütern zuteil, aber sie hatte wohl auch die stärkste Fähigkeit mitbekommen, einen weiten Kreis von Menschen in ihr Herz schließen zu können. Bescheiden und sehr wohlerzogen war sie mit 20 Jahren die Braut meines um 17 Jahre älteren Vaters geworden. Die Hochzeit fand am 15. Dezember 1880, an einem herrlichen sonnigen Wintertag, in Schloss Griebenow bei Greifswald statt. Graf Keffenbrinck war ihr und ihren Schwestern ein liebevoll besorgter Stiefvater geworden, nachdem ihr eigener Vater, Fritz von der Lancken-Wakenitz auf Clevenow, bei Königgrätz 1866 den Heldentod gefunden hatte. An diesem 15. Dezember also fuhr das junge Paar bei hellem Mondschein erst über zwei Stunden im Griebenower Pferdewagen bis Loitz bei Demmin.

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Abbildung: Ausschnitt aus der Stammtafel von Heyden-Linden

Friedrichvon Heyden-Linden

Frau Carolageborene

von der Lancken-Wakenitz

† 1901 † 1942

Georg Ilse Rüdiger Eckard Barbara Dietrich

* 1882Philippshof

*1883Philippsho

f

*1884Lindenhof

*1885Lindenhof

*1891Gehmko

w

*1898Gehmkow

genannt Jürgen

übernahm 1912 Gehmkow

heiratete 1914 Margot Maltzahn Freiin von Wartenberg Penzlin

Malerin heiratete 1917 Anna-Barbara von Zitzewitz

wohnten in Lindenhof

übernahm 1921 Gehmkow

heiratete 1922 Eva Flach aus Stockholm

heiratete 1913 Prof. Adolf Hoffmann

wohnten in Potsdam

Physiker

heiratete 1928 Hildegard Strehlow

1956 Ulla Perleberg

wohnten im Haus am Mühlenteich

† 1918 Bruchsal

† 1949 Demmin

† 1970Testorf

† 1968Bothkamp

† 1972München

† 1986Demmin

* 1919Greifswald

*1921Lindenhof

*1924Lindenhof

*1923Berlin

*1925Gehmkow

gefallen 1944

Normandie

wohnt heute in Hamburg

wohnt heute in Lerum (Schweden)

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Unsere Eltern kauften sich im Jahre 1883 ein eigenes Gut, Lindenhof, 7 Kilometer von Demmin entfernt liegend. Damals hieß es Kaesicke, die Leute nannten es sogar noch hässlich Kösch, so war der Name im Laufe der Jahrhunderte aus dem wendischen Cosiko entstanden, was damals unbekannt war. Papa ließ es deshalb in seinen heutigen Namen umtaufen. Mama hatte das ansehnliche Vermögen von 180.000 Mark mit in die Ehe gebracht, so waren die Eltern in der Lage, mit Papas eigenem Vermögen die Anzahlung aufzubringen. Übrigens hatte Mama diese Summe der Voraussicht ihrer Großmutter Emilie von der Lancken-Wakenitz zu verdanken. Diese war als letzte Wakenitz die Erbin eines großen Gutsbesitzes gewesen, der nach ihrer Heirat mit Friedrich von der Lancken zum Lancken-Wakenitz’schen Majorat Clevenow wurde. Doch hatte sie hiervon ihre Güter Donner und Boltenhagen ausgenommen, um ihren weiblichen Nachkommen auch ein Vermögen zu sichern. Majorate wurden zur Erhaltung eines unteilbaren Familienbesitzes gegründet, der sich nur auf männliche Nachkommen vererben konnte.

Lindenhof war damals in einem sehr schlechten, landwirtschaftlich ganz verkommenen Zustand. Durch Papas und später Rüdigers gute Bewirtschaftung gilt es heute als hervorragendes Saatzuchtgut und ist nach der Enteignung 1945 nicht versiedelt, sondern als Staatsgut erhalten und noch vergrößert worden. Für die Eltern waren die ersten Jahre rechte Sorgenjahre, aber bald gewannen Hof, Garten und Felder unter Papas Pflege ein anderes Aussehen. Papa war in der Stadt aufgewachsen, aber Land- und Forstwirtschaft, Jagd- und Garten-Liebhaberei lagen ihm im Blut, dazu innere Disziplin und ein unermüdlicher Fleiß. Überall, wo er hinkam, begann er sogleich Wald anzupflanzen, schlechten Acker in Schonungen umzuwandeln und die Gärten neu anzulegen und mit seltenen Bäumen und Gewächsen zu bereichern. Eine große Belastung war es jahrelang für ihn, dass er für den erst heranwachsenden Neffen Albrecht von Heyden-Linden, den künftigen Majoratserben von Tützpatz, dessen ganzen Gutskomplex mit bewirtschaftete und jede Woche ein- bis zweimal bei Wind und Wetter die lange Wagenfahrt dorthin machte. Da war es ihm jedes mal eine Freude, durch das Gut Gehmkow zu kommen. Schon von weitem sah er die vier Waldstückchen, die sich an den Steilhängen der Rollberge (Geröllberge) - wir nannten sie später die „Kleinen Wälder“ - erheben. Dann ging es steil über den Augraben hoch am Dorf mit

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den Stroh gedeckten Häusern vorbei, und man sah zum Gutshof hinüber, der überragt von hohen Pappeln, als feste Masse in einen baumreichen Garten und in ein Ellerbruch überging. Rechts und links von der Chaussee, die gerade erst gebaut wurde, lagen gut bewirtschaftete fruchtbare Felder, Baum bestandene Wasserlöcher und in einiger Entfernung die Koppeln und Wiesen am Augraben. Manchmal nahm Papa auch den Weg über Schwichtenberg, um dies ihn interessierende Gut von der Hohenbollentiner Seite aus zu betrachten. Die Bauerndörfer sagten ihm nicht mehr viel auf seinen vielen gleichförmigen Fahrten nach Tützpatz. Hier, schon von der Gutsgrenze an, standen hohe Zitterpappeln am Feldweg, dann ein krummer alter Ebereschenbaum, der im Herbst bedeckt war mit roten Beeren. Kurz vor der Senke, zu der man auch hier an den Augraben herankam, breiteten zwei vielhundertjährige Eichen ihre Zweige über den Hohlweg. Sein Auge labte sich an all diesen Bäumen, denn nun kamen auch noch einige uralte Weiden hinzu, teilweise mit Blitzschäden, zur Seite der kleinen Holzbrücke. Der Augraben war hier sehr breit ausgefahren, mit flachem, festem Kiesgrund. Es ist die alte Furt, neben der nur ein Fußsteg in früheren Zeiten über große Findlingssteine führte. Noch heute fahren die Fuhrwerke gerne hindurch, tränken ihre Pferde, und auch die Kuhherden werden hindurch getrieben.

Nun konnte Papa einen Blick in den Garten tun; hinter dem hohen Hügel eines Hünengrabes reckte eine Reihe von riesigen Pappeln ihre Zweige gen Himmel. Der Weg führte dann über den Gutshof. Die schöne fränkische Bauweise, wie Friedrich Wilhelm I. sie nach der Übernahme von Pommern 1720 auf den vielen wüst liegenden Höfen eingeführt hatte, war dann allgemein übernommen worden: rechts und links zwei bis vier große Stroh gedeckte Scheunen und Ställe, meist aus weiß überkalkten Lehmkluten, dahinter die großen Pappeln, die den Blitz auf sich ziehen sollten. Auch hier lag das einstöckige, lang gestreckte Gutshaus am Ende des breiten Hofes, ein wenig verborgen hinter einem grünen Vorplatz. Über der schönen, alten Haustür mit dem großen handgeschmiedeten Schloss war im hohen dunklen Ziegeldach ein „Auge“. Die holzverschalte Giebelseite war dicht von Efeu berankt, der noch seine Haube über die Dachspitze legte. Alles war überragt von den vielen alten Bäumen des Gartens. Hier mussten

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immer Menschen gewohnt haben, die sie groß und alt werden ließen und sie in Ehrfurcht erhalten hatten!

Im Sommer 1887 vernichtete ein Hagel die ganze Rübsenernte in Lindenhof. Die Versicherung zahlte sie voll aus, und damit war Papa in der Lage, die Anzahlung auf das Rittergut Gehmkow zu leisten, dessen alter Besitzer, Herr Grönlund, sich zur Ruhe setzen wollte. Damit ging sein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Gehmkow wurde unsere geliebte Heimat!

Mama hat aus diesen Tagen einen Brief von Papa aufbewahrt, den er ihr nach Griebenow schrieb, wo sie auf Besuch weilte. Seine höchst eigenartige Schrift hat sich auf seine Kinder Rüdiger und Ilse vererbt, auch noch auf seinen Enkel Jürgen Hoffmann. Papa war seinem Großvater Karl Freiherr von Maltzahn aus dem Hause Kummerow, merkwürdig ähnlich. Er hatte außer dem schönen welligen Haar und der großen eleganten Figur sogar dessen tiefes Grübchen am Kinn geerbt. Dieser Brief nun gibt Papas ganze Wesensart, seine treue Fürsorge für die Seinen, auch für den Besitz seines Neffen Albrecht in Tützpatz, so gut wieder, wie auch seinen stillen Humor und die Freude an allen Einzelheiten in Gehmkow, dass ich ihn hier wörtlich abschreiben will:

„Lindenhof, 23.08.1887

Liebste Carola!

Es freut mich aus Deinem Brief vom 20. zu ersehen, wie wohl Ihr Euch in Griebenow fühlt, nun hoffe ich, Ihr fallt den Eltern in keiner Weise zur Last. Das lustige Bildchen auf dem Couvert ist wohl eine Anspielung auf unsere künftige Wohnung am Wasser?

Die Rechtsanwälte sind zur Zeit alle beide verreist, und so konnten wir gestern den Kaufvertrag nicht abschließen, und wir wollen nun morgen auf`s Gericht. Es wird Dich interessieren zu hören, dass Gehmkow außer anderen greifbaren guten Dingen wie Krebse, Fische, Spargel, großen Enten und Hühnern etc., auch der sagenhaften Poesie nicht entbehrt, also höre: Zwei mächtige Trauerweiden, im Verein mit einer dritten Weide bezeichnen die Stelle, wo eine einfache Brücke ihren flachen Bogen über das Flüsschen - „Augraben“ genannt - spannt. Unweit dieser Stelle erhebt ein kreisrunder Hügel sein Haupt aus dichtem Gebüsch, oben darauf eine fast tausendjährige Eiche

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neben vier jungen Linden, die einen schattigen Sitz bilden. In diesem Hügel, schaure nur nicht!, liegt seit uralten Zeiten ein Schatz begraben. Vor langen Jahren wollten Einwohner von Gehmkow in heben, Maurer gruben einen tiefen Gang in den Hügel, bis sie an eine schwere eisenbeschlagene Tür kamen, daran ein riesengroßes Schloss! Sie wollten die Tür erbrechen, doch das Erdmännchen wehrte ihnen und drohte mit schwerem Unglück, sie seien nicht berufen, den Schatz zu heben. Sie ließen sich auch durch diese Drohung abhalten, schütteten den Gang wieder zu, nicht aber bevor sie das große Schloss mitgenommen. Dieses ergab soviel Eisen, dass alle Pferde, Hacken und Pflüge neu beschlagen werden konnten. Vielleicht liegt hierin ein Wink, dass der Schatz nur durch die Bearbeitung des Bodens gehoben werden kann, ich will es damit versuchen. Doch fragst Du, woher ich dies alles weiß? Eine alte, wohl über 60-jährige Frau mit klugen schwarzen Augen hat es mir so berichtet, vielleicht weiß sie noch mehr. Du sollst sie bald besuchen, so sagt sie. (Die alte Frau Koss.) Morgen, nach Abschluss des Kaufvertrages, fahre ich nach Philippshof und Tützpatz, um einen letzten Blick auf die Vorbereitungen zur Einquartierung zu werfen und dazu Rebhühner und Wildbret zu erlegen. Doch nun genug für heute, mit der Ernte bin ich bald fertig. Wetter schön.

Mit Gruße und Kuss Dein Fritz von Heyden-Linden“

Papa machte sich sogleich mit Hilfe eines damals bekannten Gartenarchitekten an die Umgestaltung des Gehmkower Gartens. Alle Voraussetzungen für eine Parkanlage waren gegeben. Das wellige, teils steile Gelände zum Fluss hinunter, die Ausdehnung rings um das hoch liegende Wohnhaus, aber vor allem die herrlichen alten Bäume, die er in verwucherten Gebüschen vorfand. Nun wurde um sie eine große Rasenfläche geschaffen, aus der sie in ihrer ganzen Pracht emporwuchsen. Im Verhältnis dazu wurden die Wege sehr breit angelegt, “dass man Viere lang fahren könnte“, wie der Architekt sagte. Papa legte Waldschonungen auf der sandigen Anhöhe des „Krähenberges“ und in den „Kleinen Wäldern“ an, die einen nun schon immer von weitem heimatlich begrüßten, wenn wir von Lindenhof oder Demmin kamen. Im Spaß sagte er, jedes dieser Waldstückchen sollte einem seiner Kinder gehören. In Lindenhof waren Eckard und Rüdiger dazugekommen, wir, Dietrich und ich,

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wurden erst in Gehmkow geboren. Für Mama begann hier in Gehmkow wohl die glücklichste Zeit ihres Lebens. Ihr allem Schönen in der Natur offenes Gemüt empfand mit Entzücken den Zauber unseres alten Gartens mit dem geheimnisvollen Hünengrab, dem Augraben, der, Schilf- und Wasserlilien umrandet aus den Wiesen herbeiströmte und unter dunklen Erlenbögen floss, einen Bogen um Garten, Hof und Dorf machte, um dann am Fuße der Steilabhänge der „Kleinen Wälder“, wie einst als Schmelzwasserbach vor Jahrtausenden über Geröll und große Findlingssteine zu sprudeln. Sie fand auch wirtschaftlich in dem großen Haus die angenehmsten Verhältnisse: Unzählige Kammern, Vorratsräume, einen tiefen, kühlen Keller, vor allem aber viele praktisch gelegene Zimmer für die immer größer werdende Familie. Hier strömten Mama besonders oft ihre „neuen Ideen“ und „guten Gedanken“ zu, die ihrer phantasievollen, im Grunde erlebnisfreudigen Natur entsprangen. Früh saß sie dann am Frühstückstisch, ihre Finger spielten einen kleinen Marsch, und sie sagte so recht unternehmungslustig: „Kinderchen, heute Nacht kam mir eine gute Idee!“ Manchmal hatten diese „Erfindungen“ aber auch fast Umstürzlerisches, jedenfalls für unsere Verhältnisse auf dem Lande, wo gewöhnlich alles ewig auf seinem Platz blieb. Mama räumte nämlich gerne um! Papa mit seinem ruhigen Temperament konnte da nicht immer gleich mit, und ich habe ihn, übrigens dies einzige Mal, aus solchem Anlass recht ärgerlich erlebt. Das war zu Dietrichs Taufe!

Unsere Eltern hatten bei ihrem Einzug in Gehmkow aus den drei großen Vorderzimmern eine schöne Zimmerflucht gemacht: Salon (dem so genannten Saal), Wohnzimmer und Herrenzimmer. Für das Esszimmer war nur das linke kleinere Giebelzimmer übrig geblieben. Das wurde langsam Mamas Verzweiflung. Immer, wenn einige Gäste kamen, musste im danebenliegenden Kinderzimmer ein „Katzentisch“ gedeckt werden. Auch alltäglich mit Hauslehrer, Hauslehrerin und den größer werdenden Kindern wurde es immer enger darin. Zu Dietrichs Taufe also, zu der unerwartet viel Verwandte kommen wollten, überkam Mama einer ihrer guten Gedanken und wurde so schnell zur Tat, dass mittags, als Papa vom Feld kam, ihn vorne in Mamas Wohnzimmer ein neu eingerichtetes Esszimmer mit langer Festtafel für den Abend empfing und ihn einigermaßen überraschte! Nach einigem Grollen hieß er es aber auch selbst gut. Im Laufe der Jahre

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zog das Esszimmer noch mehrfach um, bis schließlich der dunkle, etwas kalte „Salon“ am Giebel für die Dauer zu einem schönen großen Esszimmer wurde, und die von ihr so gar nicht geliebten schweren Polstermöbel, hell bezogen, ins Wohnzimmer kamen.

Gäste und Feste auf dem Gut Gehmkow5

Der Sommer in Gehmkow brachte viele Gäste mit sich, die meinen Eltern nie zuviel wurden, aber auch mancherlei Arbeit. Für die Tanten in der Stadt wurde bei uns mit eingemacht, neben den eigenen großen Vorräten für den Winter. Damals mussten die Gelees und Kompotte noch mit Schweinsblasen zugebunden werden, die Säfte wurden mit einem Schuss Öl und dann mit Siegellack verschlossen. Mama war in unserer Gegend die Erste, die sich den damals noch so teuren Weckapparat anschaffte. Die Frachtleisten mit dem Eingemachten für die Schwestern packte Mama immer eigenhändig, damit auch alles heil ankam. Der August und September brachten einige festliche Tage mit sich. Erst Mamas Geburtstag am 11. August. Dazu ließ Großmama Keffenbrinck regelmäßig einen großen Baumkuchen von einem Greifswalder Konditor an uns schicken. Es muss wohl eine besondere Spezialität von diesem gewesen sein, denn ich habe nirgends wieder einen ähnlichen gesehen. Er entstieg einer schönen weißen Holzkiste und unzähligen Papierschnitzeln, herrlich dunkelbraun, mit der Besonderheit, dass auf jeder seiner „Nasen“ eine weiße Kugel aus Schaumzucker gespritzt war, die allein schon unser Entzücken erregten, besonders wenn einige vorzeitig abgebrochen, in unseren Mund wandern durften!

Einige Wochen später fand unser Erntefest statt, auch ein besonderer Tag für uns alle! Am 24. September dann Papas Geburtstag, zu dem Mama sich gerne Überraschungen ausdachte. Ilse war eben erwachsen, auch auf den umliegenden Gütern waren hübsche junge Mädchen vorhanden, und Mama plante, die Wassergeister unseres Augrabens durch diese verkörpern zu lassen. Schon das Einüben eines Nixenreigens, das Nähen der leichten Gewänder, die mit Perlmutter-Entenmuscheln aus dem Torfmoor verziert wurden, machte viel Spaß. Zwei Musiker saßen an dem Abend verborgen hinter dem Kalmusgebüsch am Augraben und spielten „Gesang der Meermädchen

5 Aus der Familienchronik der von Heyden-Linden

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über den Wassern“ und ähnliches, während das größte der dunklen Mädchen, Asta von Seckendorff, mit großen dunklen Augen über einem langen Bart und schiffsbesetztem Mantel einem verborgenen Boot entstieg und die Zuschauer begrüßte. Es war sehr hübsch, wie dann vor dem nächtlichen Hintergrund des Augrabens und der alten Erlen die Nixen ihren Reigen tanzten. Ich, als kleiner Puck in roten Hosen und spitzer Mütze, durfte mit herumhopsen. In einem anderen Jahr zauberte Mama zu dieser Gelegenheit in einem lebenden Bild die Gestalten der Germanen herbei, die hier in Gehmkow vor mehr als 4000 Jahren gelebt hatten und einem ihrer toten Führer unser großes Hünengrab errichteten. Aus den Feldern kamen immer wieder ihre Mahlsteine zum Vorschein, in denen wohl Generationen von ihnen mit runden Handsteinen das Korn zerrieben hatten, denn diese großen Granitblöcke waren meist bis auf den Grund ausgehöhlt. So saßen auch an diesem Abend zu Füßen der großen Pappeln am Hünengrab „Germaninnen“ am Malstein, andere drehten die steinbeschwerte Spindel, ein Kessel auf eisernem Dreifuß rauchte, und vom Hünengrab herab schritt ein junger Häuptling, mit gehörntem Fell geschmückt, einen Speer in der Hand. In Versen, die Mama erdacht hatte, wurde Papa für die Ehrfurcht gedankt, mit der er die Heiligtümer dieser längst vergangenen Zeiten, die Steine und die Bäume, bewahrte und neu erstehen ließ!

Dann kehrte man vergnügt zur Gegenwart zurück, und der germanische Kessel lieferte den „Met“ zum Anstoßen auf das Geburtstagskind. Gewöhnlich wurde dieser Tag bei Dunkel werden mit einem kleinen Feuerwerk gefeiert: Sonnen drehten sich, und bunte Raketensterne sanken aus dem dunklen Himmel herab. Besonders hübsch waren die „Bengalischen Feuer“, die unsichtbar hinter den Bäumen entzündet, ganze Gartenpartien bis hoch in die Wipfel der alten Bäume hell erstrahlen ließen. Auch die „Frösche“, die mit entsetzlichem Geknatter zwischen den erschreckten Gästen hin- und her sprangen, gehörten mit dazu.

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Im Winter in Gehmkow: Schlachtezeit und Weihnachten6

Jetzt fing die Zeit der Wintervorräte an! Die Pflaumen waren gebacken, die Äpfel lagen im Keller. Nun kam eines Tages ein Kastenwagen voll schnatternder Gänse, “Stoppelgänse“, auf den Hof gefahren, wo sie in einer offenen Bucht noch einige Wochen gemästet wurden mit Hafer und Möhren und mit ihren Fanfarenrufen die klare Oktoberluft erfüllten. Dann wurden sie, mit Ausnahme der Weihnachtsgans in Spickgänse, und in großen Steintöpfen in Gänseweißsauer und Gänseschmalz verwandelt. Und nun kam das große Schweineschlachten! Unser alter Schweinefütterer Eggebrecht hatte schon lange zwei besonders gute Schweine “för a Hus“ ausgesucht und sorgfältig gefüttert, so dass sie schon schier und glatt und weiß, wirklich wie zwei riesige Marzipanschweine aussahen. Bei uns in der Gegend verstanden sich alle Hausfrauen auf das Einschlachten, und nur das Zerlegen machte der Schäfer, aber auch darauf passte Mama auf, damit es auch die richtigen Stücke werden. Dann waren wir alle zwei Tage lang dabei, alle Hände wurden gebraucht. Sogar die ganz kleinen, um mit einer großen Stopfnadel die Luftblasen aus den Würsten zu „pricken“. Die ganze Mama roch nach Gewürzen, Nelken, Zimt, Majoran, Pfeffer, die sie abwog und stieß und in der richtigen Menge in die verschiedenen Wurstmassen gab. Meist war es Frau Koß, die mit ihren riesigen Schaufelhänden alles durchknetete und dabei ihrerseits die Unterhaltung mit ihrem herrlichen Humor würzte. Mama selbst sprach ein ausgezeichnetes Platt, dass in nichts dem unserer Dorffrauen nachstand. Es war für uns alle ein Genuss, den beiden zuzuhören. In der Küche brodelte unterdessen der große Kessel mit Blut- und Leberwürstchen, den Pressköpfen, Bratwürsten, Magenwürsten und Lungenwürsten. Nicht zu vergessen, die „Tollatschen“, dem pommersch-mecklenburgischen Leibgericht! Es sind Hefemehlklöße, mit Blut und fetter Brühe gemacht, gewürzt mit Zimt, die zusammen mit Äpfeln aufgebraten, herrlich schmecken und sich wochenlang halten. In Mecklenburg heißen sie „Hinrichse“, und ich möchte fast annehmen, dass ein Hinrichs dieses Rezept 1866 aus Böhmen mitgebracht hat, denn unsere Gegend ist nicht ein Land der Klöße, und auch der Name klingt

6 Aus der Familienchronik der von Heyden-Linden

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nach einem anderen Landstrich, aber auf alle Fälle haben sie sich unverwüstlich bei uns eingebürgert. Zuletzt kamen die Speckseiten, die Schinken und das Pökelfleisch in die breiten Fässer im Keller. Dieses Einpökeln machte Mama immer eigenhändig, füllte jeden Zwischenraum sorgfältig aus, denn davon hing die Haltbarkeit und das gute Gelingen der Schinken ab. Ihre Hände waren immer ganz erstarrt von der scharfen Salzlauge und der eisigen Kälte dort unten. Mama hat aber um ihrer Hände willen nie eine Arbeit unterlassen. Diese fleißigen Hände behielten trotz allem ihren schönen Anschlag auf unserem Flügel, und ihr Gedächtnis bewahrte aus dem guten Unterricht als Pensionskind im Luisenstift in Berlin erstaunlicherweise viele klassische Stücke, die sie auswendig spielte. In einem Sommer nahm sie auch wieder Unterricht bei der Tochter eines Dorfschullehrers in Törpin, die Pianistin war. Am schönsten war es aber, wenn sie mit ihrem zarten musikalischen Anschlag die Weihnachtslieder mit uns spielte und sang. Diese Zeit war ihr wohl die liebste, wo sie aus vollem Herzen Freude machen konnte. Schon lange vorher ließ sie sich von den Dorfschullehrern für Lindenhof und Gehmkow die Listen der Schulkinder geben, gesondert in die Abc-Schützen fürs kommende Jahr, die Konfirmanden und die anderen Mädchen und Jungs nach dem Alter. Wir Kinder mussten bei unseren (Haus) Mädchen die Weihnachtswünsche ergründen, die Farben der Stoffe für die Sonntagskleider oder die Art der Aussteuerwäsche, wenn die Hochzeit bevorstand. Wir schrieben auch an einem Abend selbst unsere Wunschzettel. Wenn dann alles beisammen war, saß Mama oft an ihrem zierlichen Schreibtisch über langen Besorgungslisten. Ich höre noch den angenehm gleitenden Ton, mit dem ihre Goldfeder die deutlichen, freundlich gerundeten Buchstaben schnell und sauber dahin schrieb. Sie hatte wohl fast an hundert Menschen zu bedenken! Manchmal legte sie die Hände an die Schläfen: „Mein armer Kopf!“ Jedes Jahr vor Weihnachten hatte sie denselben Angsttraum, dass sie bei Frau Konditor Rabe in Demmin so viel Süßigkeiten kaufte, dass sie nicht bezahlen konnte. Die gute Mama, die für sich selbst so bescheiden und anspruchslos war! Endlich kam der große Besorgungstag! Früh am Morgen fuhr das „Coupe’“ vor, der kleine mit gelbem Tuch ausgeschlagene Zuwagen für zwei Personen, (geschlossener Wagen). Der Kutscher trug meist schon den schweren schwarzen Umhang aus Affenfell über dem

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langen schwarzen Livreemantel mit den silbernen Wappenknöpfen, dazu die Pelzmütze statt des Zylinders. Mama gab noch die letzten Anweisungen, denn sie blieb den ganzen Tag über fort, überantwortete einem von uns den Schlüsselkorb, und dann bestieg sie den Wagen, in der Hand ihre viereckige kleine schwarze Handtasche mit all den Besorgungszetteln und dem nötigen „nervus rerum“. Sie war kälteempfindlich, besonders ihr schmaler Kopf mit den glatt anliegenden Haaren und dem kleinen Knoten, und sie band sich für die lange Fahrt gerne ein seidenes Tuch unter dem Hut darum. In Demmin, unserer kleinen Kreisstadt, waren die Kaufleute auf die Bedürfnisse der Güter und Dörfer eingerichtet und hatten vorzügliche Waren. Auch war es uns selbstverständlich, ihnen unsere Aufträge zukommen zu lassen, und nichts auswärts zu kaufen. Genau wie Mama liefen schon die anderen Gutsfrauen in den Straßen herum und trafen sich in den Läden; die Kutscher ebenso eilfertig mit großen Paketen. Alles wurde bei Frau Rabe in den Hinterzimmern der Konditorei abgeladen, wo sich ganze Berge von Paketen in den verschiedenen Ecken türmten, jede für eins der Güter. Es gab viel zu bedenken. Mama kaufte ja nicht nur nützliche Dinge. Die kleinen Dorfkinder bekamen Püppchen und Pferdchen. Für uns dachte sie sich Überraschungen aus, auf die wir nie gekommen wären. Um die Mittagszeit fanden sich die erschöpften Damen in der Konditorei ein und tranken heiße Schokolade zu den mitgenommenen Broten. Die Kutscher hatten nebenan im „König von Preußen“ ihre Ausspannung und saßen auch im Warmen beim Kaffee. Dann ging es eifrig weiter. Wir zu Hause horchten gegen Abend schon gespannt auf das Heranrollen des Wagens. Endlich hörte man ihn in der Abendstille schon durchs Dorf rollen, und die Pferde über den Hof traben, dann hielt er vor der Haustür, und wir stürzten im Lampenschein heraus. Von Mama war fast nichts zu sehen, nur Pakete über Pakete. Als wir die Wagentür aufmachten, kam ganz zuhinterst Mama zum Vorschein, und ihr erstes Wort war: “Kinderchens, wisst Ihr, worauf ich mich freue? Auf einen Teller heiße Milchsuppe!“ Das war nämlich ihr Schönstes, die so genannte „Sanfte Liebe“! Wir lungerten gerne oben vor der Tür der Weihnachtsstube herum, wenn Mama in den nächsten Tagen dort rumorte, mit Papier raschelte und wie sie sagte, mit dem Weihnachtsmann zu tun hatte. Man hörte auch die schweren Tritte abwechselnd mit Mamas leichten Schritten und seine raue, krächzende

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Stimme abwechselnd mit ihrem sanften Sprechen. Ab und an gab sie uns eine Pfeffernuss heraus! Weihnachten rückte immer näher heran. Wir Kinder klebten abends lange Ketten aus Glanzpapier für den Weihnachtsbaum. Auch das alljährliche Geschenk für Papa mussten wir alle gemeinsam machen. Es war ein Wandkalender, auf dem einer die Striche zog, ein anderer die Zahlen schrieb, der dritte die Sonntage rot anmalte usw. Sehr kunstvoll war es nicht, aber Papa brauchte ihn! Für Mama war das leichter auszudenken. Am Tag vor Heilig Abend wurde die große Giebelstube, der „Saal“ ausgeräumt. Die Brüder machten sich mit Beil und Säge auf, um die Tannenbäume zu holen; einen für uns (einen großen), einen kleinen für die Leutestube. Wir zu Hause fädelten unterdessen die roten Äpfel für den Tannenbaum, packten die großen Fensterscheibenbonbons in buntes Glanzpapier und reihten sie zu kleinen Bündeln auf und machten die Formschokoladen und Zuckerkringel an Drähten fest. Wenn der Baum stand, mussten wir aber alle aus der Weihnachtsstube heraus und nur Mama wirkte darin herum. Dann sangen wir: „Einmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Weihnachtstag!“

Am 24. hatten wir an dem viel zu langsam vergehenden Tag eine sehr lustige Beschäftigung. Das waren die „Huch-Julklapps“. Das war eine Sitte, die wohl aus Schweden herüber gekommen war, als Rügen und Vorpommern bis 1815 zweihundert Jahre lang schwedisch gewesen waren, und Mamas Vorfahren alle unter schwedischer Herrschaft gelebt hatten. Wir packten nämlich unsere gegenseitigen kleinen Geschenke und die für die Eltern in Pakete. Aber nicht genug damit; um das meist recht kleine Geschenk wurde eine Hülle nach der anderen gewickelt, und auf jede kam ein anderer Name. Um die Kaffeezeit flog dann das Paket ins Zimmer: „Huch-Julklapp für Mama!“ Auf der nächsten Hülle stand „Für Ilse“, und so ging es weiter, oft durch die ganze Familie. Manchmal war ganz zu innerst nur ein Zettel: „Auf dem Boden suchen!“ Dort lag wieder ein Zettel: „Unter der Kellertür!“ So ging es durchs ganze Haus, bis das Geschenk einfach hinterm Schrank in unserer Stube lag.

Gegen Abend war erst die Leutebescherung. Auf unserem weiß gedeckten Esstisch standen lauter große Schüsseln voll Äpfel, Nüssen und Pfeffernüssen, darauf ein großer Stollen und daneben der Kleiderstoff und ein Stück Seife. Der Kutscher bekam immer eine rote

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wollene Stallweste, wozu Papa noch ein Geldgeschenk legte. Dann kamen unsere vielen Mädchen herein, schon im Sonntagskleid mit weißer Schürze. Und dann war es endlich auch für uns soweit, und wir Kinder standen im dunklen Flur hinter der Tür des Weihnachtszimmers, wo Papa und Mama noch herumgingen und die Lichter anzündeten.

Auf einmal hörten wir das Weihnachtsglöckchen, und Mama machte die Tür auf. Wie wunderbar sah die ganze große Stube aus! Eigentlich nur ein warmes Dämmerlicht vom Weihnachtsbaum her, und ein bisschen undeutlich die weiß gedeckten Tische mit all den bunten Herrlichkeiten ringsum. Erst sangen wir vor dem Weihnachtsbaum „Stille Nacht, heilige Nacht“. Draußen im Dunkel die weiten Felder, das stille Dorf, die Lichter, die von den Tannenbaumspitzen durch die kleinen Fenster leuchteten. Dann das alte Kinderlied „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie treu sind Deine Blätter!“ Der stand vor uns, noch duftend nach Wald und Moos, so schön, so feierlich im Glanz seiner vielen Lichter. Nun eilten wir aber zu unseren Tischen! An alles hatten die guten Eltern gedacht. Manches musste einfach jedes Weihnachten daliegen: Auerbachs Kinderkalender für uns Kleine, die Jagdkalender für die Jungs. Für Papa der Landwirtschaftliche Kalender, und für Mama legte Papa immer einen Kasten Lohsesche Lilienmilchseife auf den Tisch. Mama hatte alle erdenklichen Wünsche uns erfüllt. Für Papa manchmal ein Döschen Kaviar, ein feiner Brie-Käse „Fromage de Brie de la valle’ d’Henrie á Thuringe“. Es gab manches zu lachen. Schrecklich war es für uns, dass das Abendbrot nun dazwischen kam. Fürs ganze Haus gab es bei uns an jedem Heiligen Abend Gänseweißsauer mit Bratkartoffeln, was niemand viel Arbeit machte. Die Leute bekamen jeder eine Spickkeule. Dann, als die Eltern nach ihrer Art Arm in Arm gemütlich in der Weihnachtsstube auf dem Sofa saßen, gab es für uns noch einen Höhepunkt, das waren die Julklapps von den Tanten aus der Stadt, die nun ausgepackt wurden. Für jeden kamen da Kleinigkeiten zum Vorschein. Papa bekam von seiner Schwester in Kassel immer ein Kästchen selbst gemachter naturgroßer Marzipankartoffeln und Mandelmakronen, die in der Mitte eingedrückt, mit Gelee und Zuckerglasur gefüllt waren. Das schönste Paket war aber das von Großmama Keffenbrinck! Sie war auf eine Berliner Leihbibliothek abonniert, die ihr ganz neue Bücher schickte. Von denen behielt sie

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schon das ganze Jahr zurück, was sie als gute Weihnachtsgeschenke für geeignet hielt. Aber auch kunstgeschichtliche Werke, interessante Reiseberichte und Forschungsbücher schickte sie für uns Enkel. Ohne diese Bücher wäre Weihnachten nicht richtig gewesen! Nun legte sich aber eine tiefe Stille auf die ganze wunderbar duftende Weihnachtsstube. Jeder saß an seinem Tisch, über einem neuen Weihnachtsbuch, den bunten Teller neben sich, las und futterte. Nur die zwei Teckel „Krüper“ und „Purzel“ wanderten von einem zum anderen in der Hoffnung auf eine Pfeffernuss oder eine Dattel, deren Kern sie verstanden, säuberlich von sich zu geben.“

Das Gut Gehmkow7

Die beiden Frauen, Töchter von Echard von Heyden-Linden, waren so freundlich, uns ihre Erinnerungen an die Zeit auf Gut Gehmkow aufzuschreiben. Wir danken ihnen herzlich dafür und möchten sie wörtlich zitieren:

Im Jahre 1887 kauften unser Großvater Friedrich von Heyden-Linden und seine Frau Carola, geb. v. d. Lancken-Wakenitz das Gut Gehmkow. Sie wohnten vorher in Lindenhof, das sie auch weiterhin besaßen und bewirtschafteten. Sie hatten sechs Kinder, von denen die beiden jüngsten in Gehmkow geboren wurden: Jürgen, Ilse, Rüdiger, Echard, Barbara und Dietrich. Ilse wurde eine bedeutende Malerin. Sie hat viele schöne Bilder hinterlassen, wovon einige auch im Kreisheimatmuseum in Demmin hängen.

Unser Großvater starb 1904, danach bewirtschaftete unsere Großmutter Gehmkow allein, bis sie es 1912 ihrem ältesten Sohn Georg (genannt Jürgen) übergab und nach Demmin in ein schönes Haus am Mühlenteich zog, wo sie bis zu ihrem Tode (1942) lebte. Jürgen heiratete am 9.7.1914 die Ganschendorfer Nachbarstochter Margot von Maltzahn. Leider blieb Margot schnell allein in Gehmkow. Ihr Mann war Offizier und musste in den Krieg. Im November 1918 starb er an einer Verwundung. Die Ehe blieb kinderlos und Margot verließ Gehmkow im Jahre 1919 und heiratete 1921 Maximilian von Oertzen.

7 aus Briefen von Frau Armgard Steffenburg, geb. von Heyden-Linden und Frau Gunilla Strehl, geb. von Heyden-Linden.

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Unser Vater Eckard war von 1911 an in Ostafrika als Offizier der deutschen Schutztruppe gewesen, bis er 1917 dort in Gefangenschaft geriet. 1920 wurde er aus Ägypten nach Hause entlassen. Er übernahm Gehmkow und heiratete 1922 Eva Flach aus Stockholm, Schweden. 1923 wurde Gunilla geboren, 1925 Armgard. Wir hatten eine herrliche Kindheit, an die wir gern zurückdenken.

Im Park befindet sich ein altes Hünengrab auf dem früher eine jahrhundertealte hohle Eiche stand, in der man herrlich spielen konnte. Das Hünengrab war teilweise ausgehöhlt (die dort ausgegrabenen Schätze kamen in ein Museum in Stettin) und wurde als Eiskeller benutzt. Im Winter wurden Eisblöcke aus den Teichen gesägt und im Eiskeller mit Strohballen isoliert. So hielten sie sich bis lange in den Sommer hinein, manche tauten nie auf. Elektrische Kühlschränke gab es damals noch nicht, aber wir hatten mit Zink ausgeschlagene Kisten, in die solche Eisblöcke gelegt wurden, wenn sich etwas besonders kalt halten sollte.

Um den Park herum verläuft der Augraben, in dem wir Kinder im Sommer badeten. Er war so flach, dass man leider nicht schwimmen lernte. Und eigentlich war er etwas eklig mit seinem schlammigen Boden, aber was tat das? Es konnte auch passieren, dass einige Blutegel sich an unsere Beine setzten, aber die konnte man leicht abnehmen (wenn sie „satt“ waren!).

Einen Trecker hatten wir erst in den letzten Jahren, aber die meiste Arbeit wurde auch dann noch mit Pferden gemacht. Wir hatten sechs Gespanne (ein „Gespann“ waren vier Pferde). Für jedes Gespann hatte ein Mann die Verantwortung. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kamen, wurden sie oft durch den Augraben neben der Brücke nach Hohenbollentin geführt, um sie zu erfrischen und zu trinken.

Alles Gemüse hatten wir aus dem Gemüsegarten, den Gustav Warnemünde leitete und in dem er zwei bis drei Lehrlinge ausbildete. Aus diesem Garten wurde auch verkauft. Im Frühling Pflanzen, und das ganze Jahr über Kränze für Beerdigungen oder Trauertage. Jeden Sonnabend fuhren Herr Warnemünde und die Lehrlinge (manchmal durfte auch eine von uns mit) ganz früh morgens mit dem hochbeladenen Pferdewagen zum Markt nach Demmin. (Die Vorbereitungen für den Markt wurden am Freitag gemacht. In den

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Ferien halfen auch wir Kinder dabei – für 10 Pfennig die Stunde!) Einmal im Monat war große Wäsche. Zur Hilfe kamen einige Frauen aus dem Dorf. Vorher wurde Seife gekocht (Kernseife aus Knochen mit einem Zusatz aus Soda oder Natron). Es gab damals noch keine Waschmaschinen und deshalb wurde die Wäsche in einem großen Kessel in der Waschküche gekocht und in Holztrögen gewaschen. Hinterher flatterte die Wäsche zum Trocknen hinter dem Haus auf dem großen Rasenplatz. Zum Plätten kam dann Frau Herrmann. Bis ein elektrisches Eisen gekauft (oder erfunden) wurde, hatten wir eine Menge kleine Eisen, die auf einem 8eckigen eisernen Ofen „hingen“, der mit Steinkohle geheizt wurde. Wenn eins erkaltet war, tauschte man es gegen ein anderes ein.

Der Hof bestand aus folgenden Gebäuden:

Links vom Haus aus gesehen stand der große Kuhstall mit ca. 60 Milchkühen, Sterken und einem Bullen (der es herrlich fand, wenn unser Vater ihm mit dem Spazierstock den Rücken kraulte).

Die Kälber hatten einen eigenen Stall.

In der Verlängerung, hinter dem Weg nach Hohenbollentin, wo jetzt das Haus von Hermann Kohs steht, stand der so genannte Fohlenstall, der außerdem Scheune war.

Rechts dem Kuhstall gegenüber auf der anderen Hofseite stand eine große Heu- und Strohscheune.

In deren Verlängerung, wiederum hinter dem Weg nach Hohenbollentin, stand der so genannte Schafstall. Die Schafe mussten in den 30er Jahren abgeschafft werden, weil sie eine ansteckende Krankheit hatten.

Der Stall wurde danach anderweitig verwendet. Am Schafstallgiebel hing eine Glocke die morgens zum Arbeitsanfang geläutet wurde, zur Mittagspause, zu deren Ende und abends zum Feierabend. Die Arbeit begann im Sommer um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr, Feierabend war im Winter um 6 Uhr, im Sommer, wohl je nach Bedarf und wetterabhängig, später (8 Uhr). Mittagspause war immer von 12 bis ½ 2 Uhr.

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Rechts, schräg gegenüber vom Wirtschaftshaus steht der große, ehemalige Pferdestall mit Garagen und im Obergeschoß Getreidespeicher (inzwischen ausgebaut).

Weiter rechts im rechten Winkel dazu der ehemalige Schweinestall, dem Herr Krasemann vorstand.

In seiner hinteren Verlängerung lag die Schmiede. Es war immer spannend, dort zuzusehen, wenn Herr Eggert z.B. Pferde beschlug, erst die Eisen passend schmiedete und sie dann den Pferden heiß anpasste, so dass der Huf ein bisschen anbrannte, was ganz schön roch. Herr Eggert meinte der Geruch sei gut gegen Schnupfen (mancher hielt ihn für Gestank). Herr Eggert schmiedete auch Eisenreifen für die hölzernen Räder der Ackerwagen. Zum „Abhärten“ wurden sie in den Teich vor der Schmiede gelegt.

Am vorderen Ende der großen Scheune rechts lag die Stellmacherei, auch dort sahen wir oft und gern zu, wenn Herr Brumshagen für unsere Begriffe wahre „Wunderwerke“ fabrizierte. Im Krieg machte er uns Holzsohlen, gegen den wir Stoff nagelten, so dass sie wie Sandalen aussahen. Ich – Gunilla – war damals in Berlin und wurde sehr darum beneidet. Auch Holzpantoffeln wurden dort hergestellt. In der Werkstatt roch es so gut nach frischem Holz und mit den Abfällen ließ es sich so herrlich spielen

Im Oktober fand das Erntefest statt. Dazu wurde eine hübsche „Erntekrone“ gebunden, die jeweils bis zum nächsten Jahr oben in unserem Haus auf der so genannten Diele hing. Das Fest fand mit Tanz und Erfrischungen auf dem Kornboden statt und dauerte bis lang in die Nacht (oder bis in den frühen Morgen) hinein. Es war unserer Erinnerung nach das schönste Fest des Jahres neben Weihnachten. Mit allen zum Gut gehörenden Menschen (dazu zählten auch die so genannten „Freiarbeiter“ aus Kaslin) waren wir sicher 100 Leute, wenn nicht sogar mehr. Hatte einer wirklich zu viel getrunken (was schon vorsichtshalber selten vorkam), wurde er kurzerhand von seinen Kollegen die Treppe hinunter geworfen. So blieb die Stimmung fidel, wie es sein sollte.

Weihnachten spielte sich 22 Jahre, solange unsere Eltern in Gehmkow wohnten, folgendermaßen ab: Einige Tage vorher suchte Herr Warnemünde (bis zum Krieg zusammen mit unserem Vater) für jede

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Familie im Dorf einen schönen Baum aus, meistens in der Schonung der „Kleinen Wälder“ gegenüber vom Dorf hinter dem Friedhof. Für unser Haus wurden zwei etwas größere Bäume ausgesucht. Sie wurden im großen Esszimmer (links von der Haustür, wenn man vor dem Haus steht) aufgestellt und geschmückt. Einen davon behielten unsere Familien, den anderen bekam nachher die jeweilige Köchin, Mamsell genannt. Dann wurde der große Esstisch ausgezogen, so weit es ging und rundherum stellten wir Teller auf. Meistens waren es ca. 40, für jedes Kind im Dorf einen. Diese wurden gefüllt mit verschiedenen Pfefferkuchensorten, Süßigkeiten und kleinen Weihnachtsäpfeln, die „Pippins“ genannt wurden. Sie waren sehr aromatisch (grün mit einem rosa Bäckchen). Und jedes Kind bekam ein Spielzeug. Unsere Mutter war vorher in Demmin gewesen und hatte, nachdem wir zusammen überlegt hatten, was jeder gebrauchen könnte, einen Großeinkauf im Spielzeugladen Matts in der Hauptstraße gestartet. Die Frauen, die täglich zum Melken kamen, bekamen neben dem bunten Teller einen Schürzenstoff oder was sie sich wünschten, ebenso die Hausangestellten. Am Nachmittag vor Heiligabend erschienen dann alle. Im mit Kerzen festlich erhellten Raum sangen wir die alten Weihnachtslieder, jemand las die Weihnachtsgeschichte vor und fast jedes Kind musste dem Weihnachtsmann ein kleines Gedicht aufsagen. Den Weihnachtsmann mit großem Rauschebart stellte Gustav Warnemünde dar. Wir bemerkten bald, dass er einen alten Pelzmantel unseres Vaters trug, sagten es aber niemand und glaubten trotzdem noch lange an den Weihnachtsmann! Soviel über die Höhepunkte des Jahres.

Es gab natürlich auch „Tiefpunkte“, wie z.B. Krankheit, Tod oder Unwetter, aber auch „zu trockene“ oder „zu nasse“ Sommer, wovon die Ernte jeweils abhing und unser aller „Auf und Ab.“ Unser Nachbar, Herr Brandt in Pentz sagte dann jedes Mal, “Dieses Jahr gibt es eine totale Missernte. Man kann schon die kahlen Stellen auf dem Zuckerrübenfeld sehen!“ Aber so schlimm wurde es offenbar niemals. Jedenfalls kamen wir „über die Runden“ und die Löhne konnten immer ausgezahlt werden.

Mit Arbeitskräften schwierig wurde es im Kriege, als leider alle jungen Männer eingezogen wurden (mancher unserer Freunde musste dabei sein Leben lassen).

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Als Ersatz für die fehlenden Arbeiter bekamen wir 18 russische Kriegsgefangene aus einem Lager in Greifswald, zusammen mit einem „Wachmann“, einem deutschen, älteren Soldaten, der nicht der Klügste war und sonst wohl nicht so recht zu gebrauchen war. Sie waren am Tage frei, mussten aber abends in ihrer Unterkunft neben dem Wirtschaftshaus eingeschlossen werden. Sie stammten wohl großenteils aus der Ukraine, sangen abends ihre wunderschönen Lieder, im Sommer auf dem Platz vor der Küche, wo wir alle kräftig mitsangen (die Kommunikation mit ihnen war für Deutsche strengstens verboten, aber was scherte uns das?). Es waren nette Leute und untereinander waren wir ja keine Feinde. Der Wachmann verstand sich selbst gut mit ihnen. Eines Tages fand unsere Mutter ihn als Aufsicht bei der Arbeit auf einem Stuhl sitzend, eingeschlafen über dem auf seinen Knien liegenden Gewehr. Unsere Mutter musste lachen, da fuhr er hoch und sagte: „Ich schlafe gar nicht, betrachte mich nur von innen!“ Keiner seiner Schützlinge versuchte ihn zu überlisten. Aber in zwei Nächten hintereinander verschwanden alle 18, zuerst 6 oder 7, nachher der Rest aus der verschlossenen Unterkunft mit Stacheldraht vor den Fenstern. Das Heimweh hatte sie wohl übermannt. Wir hörten nichts mehr über sie, bekamen auch keine Scherereien ihrer Flucht wegen, auch der Wachmann nicht. Wir hofften alle, dass sie nicht „geschnappt“ worden waren.

Für sie kamen dann 18 Franzosen, die in Bunkern in der Maginot – Linie gesessen hatten, als der Krieg begann. Beim ersten Schuss irgendwo waren sie alle aus ihren Bunkern gekommen, hatten die Hände erhoben und warfen ihre Waffen hin. Es waren alles Reservisten, die gern ihr Leben erhalten wollten. Sie waren bald keine Kriegsgefangenen mehr, weil Deutschland mit einem Teil von Frankreich ein Abkommen traf, arbeiteten aber bis zum Schluss des Krieges bei uns, jeder so gut er konnte. Die meisten hatten ganz andere als auf dem Lande erforderliche Berufe. Heute würde man sagen, „wir arrangierten uns!“ Der Wachmann blieb uns erhalten, brauchte aber nicht mehr abzuschließen. Post bekamen sie direkt von zu Hause und nicht mehr kontrolliert vom Lager in Greifswald.

Apropos Post: Unsere Mutter hatte mehrere Jahre die Poststelle in Gehmkow. Von wann ab können wir uns nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich erst seit Kriegsbeginn. Unsere Mutter machte diese

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Arbeit sehr gern, auch das Austragen im Dorf, bei dem sich immer die Möglichkeit eines kleinen „Klöns“ hier und da ergab. Die Post wurde mit einem Auto gebracht. Ab Ende Januar lag damals meistens soviel Schnee, dass ohne Pferdeschlitten von einem Dorf zum anderen kein Durchkommen mehr war.

Wir selbst fuhren dann auch Schlitten, hatten einen kleinen zweisitzigen „Einspänner“ und einen viersitzigen großen für zwei Pferde. „Wie der Wind“ jagten wir die zugeschneiten Straßen und Wege entlang, manchmal – um das Wild zu füttern – auch querfeldein. Für die Pferde waren Schlitten wesentlich leichter zu ziehen als schwere Wagen. „Geräumt“ - wie man heute sagt – wurde damals selten, man behalf sich so. Nur die Kleinbahnstrecke wurde freigeschaufelt. Mehrere Hohlwege, durch die die Bahn fuhr, wehten manche Winter, manchmal auch mehrmals, zu. In Stufen übereinander mussten in Gehmkow alle verfügbaren Männer den Schnee wegschaffen, um die Straße freizukriegen.

Die Kleinbahn war nicht nur für den Personenverkehr von Bedeutung, sondern mehr noch für den Gütertransport notwendig. (Es gab damals weder Lastwagen wie heute, noch waren die Straßen dafür gebaut.) Im Herbst standen die bestellten Güterwagen an der Station bereit, um zügeweise Zuckerrüben in die Zuckerfabrik nach Demmin zu schaffen, wochenlang davor waren es Kartoffeln, die über den „Ein- und Verkaufsverein“ verkauft wurden. Sie und die Rüben wurden „vierspännig“ mit den schweren Ackerwagen zur Station gebracht. Weniger als vier Pferde hätten diese Wagen durch die dazu noch oft aufgeweichten Ackerwege gar nicht ziehen können.

Wenn eingekauft wurde, fuhren wir meist nach Demmin. Entweder mit Pferd und Wagen oder mit der Kleinbahn. 1938 kauften unsere Eltern ein Auto (die Freude daran war nicht lang, weil wir schon ca. ab 1942 nicht mehr fahren durften).

Die Kleinbahn wurde nach dem Krieg auf Befehl der Russen demontiert. Jedes Dorf musste dafür sorgen, dass die Strecke innerhalb seiner Grenzen abgebaut wurde. Unter Aufsicht von russischen Soldaten (in einer Hand eine Peitsche, in der anderen Hand eine Schnapsflasche) war es für uns Gehmkower Mädchen Schwerstarbeit, die Schienen abzubauen und zu verladen.

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Noch vor Anfang des Krieges 1939 wurde unser Vater zum Militär eingezogen. Er war Reserveoffizier und mit über 50 Jahren nicht sonderlich begeistert; abgesehen davon, dass er mit den Nazis nicht viel im Sinn hatte, sah er in einem Krieg keine Chance für die Deutschen. Aber wer durfte damals schon seine ehrliche Meinung sagen, ohne sich in Lebensgefahr zu bringen?

Unser Inspektor machte die Wirtschaft in Gehmkow mit gelegentlichem Briefwechsel mit unserem Vater. Dieser, Herr Richard Schmidt, blieb auch unter der Besatzung noch eine Weile in Gehmkow, bis er nach Lindenhof kam und dort das Staatsgut leitete.

Unser Vater kam nach Kriegsende in englische Gefangenschaft, aus der er bald in Schleswig-Holstein entlassen wurde. Nach unserer Flucht im Herbst 1945 trafen wir ihn dort wieder. Wir wohnten zuerst bei Hamburg, unsere Eltern gingen 1966 in ein Altersheim bei Kiel. Dort starb mein Vater 1968, unsere Mutter im Jahre 1976.

Über die Vorbesitzer von Gehmkow wissen wir leider nicht viel, alle Akten gingen ja 1945 verloren. Der letzte Besitzer vor unserem Großvater war ein Herr Grönlund. Näheres über die Familie ist uns nicht bekannt.“

Nachtrag zum ersten Brief:

„In den Sommerferien halfen wir, wie gesagt, in der Gärtnerei jeden Freitag bei den Vorbereitungen für den Markt in Demmin: Radieschen und Mohrrüben bündeln, Erdbeeren in kleine Schachteln pflücken, ebenso später Tomaten, die feldmäßig angebaut wurden. Zwei Cousinen Hoffmann aus Potsdam, die alle Sommerferien bei uns verbrachten, halfen fleißig mit. Für das verdiente Geld, wie schon berichtet 10 Pfennig die Stunde, kauften wie dann Süßigkeiten (etwas, was es sonst nie gab), fuhren damit zu unserer Großmutter nach Demmin am Mühlenteich und machten dort ein „Fressfest“ und spielten in ihrem kleinen Park in einer Ruine Theaterstücke, wozu die ganze Familie kommen musste, natürlich Eintritt bezahlend! Die „Kostüme“ bekamen wir von der Großmutter aus ihrem unerschöpflichen Reichtum an alten Kleidern und Hüten, die man früher ja immer „für alle Fälle“ ewig aufbewahrte.

Außer den Marktvorbereitungen im Garten, pflückten wir tagelang Johannisbeeren, wofür es kein Geld gab, weil sie ja für den Haushalt

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gebraucht wurden. Wir taten es nie ungern, hatten eine Menge Spaß dabei und viel zu naschen. Im Kriege mussten wir auch gelegentlich auf dem Feld helfen. Wenn es – wetterbedingt – eilig wurde, zum Beispiel bei der Kartoffelernte. Tagelang sammelten wir die Kartoffeln, die vor uns her ein Mann mit einer Maschine ausgrub, in Körbe. Ohne aufzublicken, rannten wir ständig gebückt reihauf, reihab – begriffen, was Akkordarbeit war, jede von uns allen versuchte, den Rekord zu erzielen. Leider habe ich vergessen, was wir dabei verdienten, aber es waren mehr als 10 Pfennig die Stunde, wurde ja kiepenweise bezahlt. Auch dabei waren wir sehr vergnügt, außer, wenn es zu sehr regnete und die Klamotten wie nasse Säcke an einem hingen.

Im Sommer durften wir, sobald wir älter waren, auch bei der Ernte helfen. Zuerst die großen Leiterwagen stückweise weiterfahren, je nachdem wie die Männer die Garben auf den Wagen warfen; später auch beim bauen der großen Stroh-Kornmieten helfen, was aber eine besondere Ehre war. Wir standen mit vier bis fünf Leuten oben und mussten die Garben, die der „Höhenförderer“ uns ohne Pause zuwarf, so packen, dass die Miete formgerecht wurde, vor allem gerade und fest, so dass sie kein Wasser aufnehmen konnte. Wenn die Männer uns ärgern wollten, schickten sie so viele Garben nach oben, dass wir schnell in den Massen versanken und kaum schafften, wieder freizukommen. August Baumann, der schon damals (für meine Begriffe) ziemlich alt war, passte auf, dass alles seine Richtigkeit hatte. Er sagte einmal zu mir: “Du musst aufpassen, dass du nicht „untergebuttert“ wirst, immer zusehen, dass du die Garben unter die Füße kriegst. So ist das sonst im Leben auch!“

Etwas vergaß ich noch: nämlich, dass wir ja die Grundschule in Caslin besuchten und bei Lehrer Wangemann einen ausgezeichneten Unterricht hatten, was später in der Oberschule bemerkt wurde. Gertrud Seidensticker, geb. Latawitz, sagt neulich noch einmal, der Unterricht in Caslin hätte sie enorm im Leben weitergebracht, obwohl sie niemals eine weiterführende Schule besucht hat. Wir waren ja alle in einem Raum, was man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann.

In meiner Kindheit war man ja wesentlich bescheidener als heutzutage. Wir gingen natürlich zu Fuß, was wir sehr genossen. Wir machten allerlei Unsinn unterwegs und ich verstehe heute noch nicht,

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dass wir jemals pünktlich ankamen – auf dem Nachhauseweg war das ja nicht so wichtig. Auch im Winter fing die Schule um 7 Uhr an! Auch Eis und Schnee waren kein Hindernis, um da anzukommen. Wenn es zu glatt war, zog man über die Schuhe oder Holzpantoffel (was die meisten Kinder hatten) einfach dicke Wollsocken der Väter über, die genügend „bremsten“. Oft hatten wir die Schularbeiten nicht fertig. Dann setzten wir uns bei Wind und Wetter in den Hohlweg auf dem Mühlenberg und machten sie dort.

Egal wie das Wetter war, mussten wir morgens vor der Schule warten, bis Herr Wangemann sie um 7 Uhr aufschloss.

Wer wohnte wo?8

Im 1. Haus rechts vom Dorfeingang gesehen (heute abgerissen):1. Wilhelm Baumann mit seiner Frau Agnes, geb. Johannis2. Söffky mit seiner Frau Else, geb. Baumann3. Müllers, später deren Tochter die verheiratet war mit Segin

(Heinz)4. das Ehepaar Hanich. Er war Kutscher und sie zogen dann nach

Demmin.

Im 2. Haus rechts:1. am Giebel die alte Frau Koss2. Familie Warnemünde3. Schmiedemeister Eggert mit seiner Familie4. am Giebel die Familie Borgwardt mit vielen Kindern

Im 3. Haus rechts:1. am Giebel die Familie des Schweizers2. Familie Baumann3. am hinteren Giebel die Familie Brumshagen

Im 1. Haus links (heute abgerissen):1. Familie Johannis2. Herr Krasemann mit seiner Frau, geb. Koss und vielen Kindern3. Familie August Baumann4. Familie Herrmann Koss

8 aus Briefen von Frau Armgard Steffenburg, geb. von Heyden-Linden und Frau Gunilla Strehl, geb. von Heyden-Linden.

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Im 2. Haus links:1. Familie Dubbert2. Familie Wilhelm Baumann

Im 3. Haus links:1. Familie Mietzner2. Familie Hermann Hermann

Aus dem Leben von Dietrich von Heyden-Linden9

„Dietrich war 1898 geboren. Er liebt das heimatliche Gehmkow, wie alle, die dort einmal gelebt haben. Als sein Vater Friedrich 1904 starb, war er noch nicht sechs Jahre alt. In seinem 16. Lebensjahr erlebte er dann das Ereignis, das er lebenslang die „Witwenverbrennung genannt hat: Sein älterer Bruder, seit Jahren volljährig und Erbe von Gehmkow, heiratete im Juli 1914 Margot von Maltzahn aus Ganschendorf. Und seine Mutter Carola geborene von der Lancken-Wakenitz zog mit ihrem nachgeborenen Sohn Dietrich nach Demmin in das schöne Haus am Mühlenteich. Die Nähe zur ersten Heimat verstärkte aber noch den Trennungsschmerz. Er fühlte sich aus einem Paradies vertrieben. Seine Liebe und alles Interesse galt früh den Naturwissenschaften. Außerdem entwickelte er großes handwerkliches Geschick. Er machte in Demmin Abitur und studierte wohl als erster unserer Familie Physik. Etwa 1926 machte er sich zusammen mit einem Studienfreund selbständig: Die beiden wollten Radio-Apparate bauen. Die Wirtschaftskrise machte diesem Unternehmen jedoch bald ein Ende. Was nun? „Für Jagd und Landwirtschaft habe ich mich nicht interessiert. Deshalb hatte ich mir mit den Leuten auf den Gütern nicht viel zu erzählen. Denn die redeten ja fast von nichts anderem. Aber mit meinen Brüdern in Lindenhof und Gehmkow habe ich immer Kontakt gehalten.“ Als ich den über 70jährigen in Demmin kennen lernte - ich hatte ihn als Kind nur einmal gesehen - gab er mir dieses als Erklärung.

Er hat dann 1928 die Tochter des Direktors vom Lyzeum, Hildegard Strehlow, geheiratet. Kinder blieben dem Paar versagt. In den 30er Jahren betrieb Dietrich in Demmin ein Radio-Fachgeschäft. Er wohnte lebenslang im Haus am Mühlenteich, das ihm nach den Tod der Mutter 1942 zugefallen war.9 Aus der Familienchronik entnommen

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Inzwischen hatte er etliche Dinge erfunden und Patente angemeldet. Wichtig wurde für ihn die Konstruktion eines Simulators für die Schulung von Piloten. Diese sahen vor sich einen Film ablaufen, als ob sie fliegen würden. Nun konnten sie die Maschine steuern und dabei von Lehrern korrigiert werden. Und ein Fehler wurde zwar notiert, hatte aber keinen Absturz von Mensch und Maschine zur Folge.

Die Luftwaffe führte das Gerät ein und er hatte hinfort in der Uniform eines Offiziers eine Stellung als Fluglehrer bzw. auch Berater für Pilotenausbildung im Luftwaffenministerium in Berlin. Diese Arbeit fand 1945 ein Ende.

Bald entdeckten die Russen Dietrichs technischen Kenntnisse und Fähigkeiten. Er durfte Autobatterien wieder flott machen. Seine Frau Hildegard befürchtete, er müsse als Wissenschaftler in die Sowjetunion. Aus Angst davor nahm sie sich 1948 in einer Depression das Leben. Später war Dietrich viele Jahre Lehrer für das Elektro-Fach an der Kreisberufsschule in Demmin.

Durch seine zweite Ehe im Jahre 1956 mit Ulla Bormann, geb. Perlberg – auch eine Demminerin – wurde er aus seiner Einsamkeit nach dem Tode seiner Schwester Ilse 1949, die in den schweren Jahren ihrem Bruder treu zur Seite gestanden hatte, wieder mehr in das allgemeine Leben hineingezogen. Ulla blieb in ihrem Beruf als Finanzbuchhalterin und Dietrich konnte sein Geschäft durch die inzwischen auf dem Markt gekommenen Fernsehgeräte rentabler machen. Aber sein wirkliches Wissen wurde nicht gefördert bzw. gebraucht. Durch einen alten Bekannten, der dies wusste und bedauerte, bekam Dietrich einen Auftrag von der Akademie der Wissenschaften in Berlin, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und zwar in seinen eigenen Labor- und Werkstatträumen. Auf Grund des Ergebnisses wurde er von dem Auftraggeber als wissenschaftlicher Arbeitsleiter der Akademie der Wissenschaften in Berlin, angestellt. Da er in Demmin bleiben wollte, wurde eine Außenstelle der genannten Akademie eingerichtet. So ging ein großer Wunsch für Dietrich in Erfüllung: Bis über das 80. Lebensjahr hinaus lebte und arbeitete er als der einzige anerkannte Privatwissenschaftler in der DDR – in seinem Haus. Er konnte in Demmin bleiben, auch als er die Arbeit aus der Hand legte. Er wurde 88 Jahre alt und starb 1986.

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Danach wurden die vermieteten Werkstatträume von dem Gesundheitswesen für die Medizintechnik genutzt. Der von Dietrich in langen gemeinsamen Arbeitsjahren ausgebildete Mitarbeiter Peter Rodenberg – ein Cartlower Pastorensohn – wurde auf seinen Wunsch mit übernommen.

Die oberen Räume des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Hauses am Mühlenteich blieben teils Privatlabor, teils Wohnung, was den bescheidenen Ansprüchen Dietrichs und seiner Frau genügte, wie schon mancher Besucher aus der Familie feststellen konnte. Von außen ist es immer noch das „v. Heyden-Linden`sche Haus am Mühlenteich.“ So lebte und arbeitete Dietrich dann als einziges Glied der Familie in der alten Heimat. Einst von den Gütern her gesehen ein Außenseiter, wurde er zu einer Mitte: Kein Glied der Familie, das die alte Heimat besuchte, versäumte es, bei ihm und seiner gastfreundlichen Frau zu sitzen um seinen Erzählungen aus alten Zeiten zu lauschen. 1986 starb mit ihm der Vorletzte seiner Generation. Nur Bogislav in Marienloh bei Paderborn lebt noch.

Die Bodenreform verwies ehemalige Besitzer von mehr als 100 ha Land mindestens auf 30 km Abstand von ihrem ehemaligen Eigentum. Das wurde eigentlich Grund und Anlass, die DDR überhaupt zu verlassen. Dietrichs Leben und Wirken zeigt, dass es für Menschen, die die Gutswelt vollkommen hinter sich gelassen hatten, Lebensmöglichkeiten auch in der DDR gab. Auch dieser wahrlich nicht sehr tolerante Staat war nicht rassistisch. Wer das Machtmonopol des Staates akzeptierte und einen der Gesellschaft nützlichen Beruf ausübte, durfte dort leben und bleiben.

Dietrich hatte noch eine große Freude erlebt: Nach fast 50 Jahren stand 1982 sein bzw. unser Name in der Zeitung: Anlässlich der Übergabe seines Hauses bzw. seiner Werkstatt an das Krankenhaus fand eine Feierstunde statt, in der unser Onkel geehrt wurde. Und der andere Anlass war folgender: Seine Schwester Ilse hatte ja gemalt. Und nun gab es einen Kulturbeauftragten der Stadt, der suchte Menschen, die Demminer und Maler waren. Und er stieß auf Ilse von Heyden-Linden. Und dieser Mann kam zu unserem Onkel und fragte ob es Bilder gäbe. Und siehe da, es war viel vorhanden. So wurde Ilse von Heyden-Linden lange nach ihrem Tod in einer großen Ausstellung

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in Demmin gewürdigt. Und auch darüber hat die Presse ohne jede Polemik gegen den alten Namen sehr anerkennend berichtet.“

Das Haus am Mühlenteich ist heute ungenutzt.

Die Malerin Ilse von Heyden-Linden10

Ilse wurde als zweitältestes Kind 1883 auf dem Gut Philippshof geboren. Schon als Kind vergrub sie sich oft in ihrem Zimmer, zeichnete und malte. Sie war sehr naturverbunden, das beweist, dass sie schon als 11-jährige immer wieder bevorzugt Bäume zeichnete. Um das Jahr 1910 lebte und arbeitete Ilse künstlerisch in Berlin. Ihre in dieser Zeit gemalten Bilder zeigen aber ihre tiefe innere Verbundenheit mit ihrer Heimat Pommern, in die sie oft zurückkehrte.

Über die Schulausbildung, die Ilse von Heyden-Linden erhalten hat, ist nichts bekannt. Von ca. 1898, ihrem fünfzehnten Lebensjahr, bis zum Tode ihrer Tante Ottonie von der Lancken-Wakenitz 1929, lebte Ilse hauptsächlich in Berlin in der Bayreuther Straße. Nach deren Tod zog sie in eine kostengünstigere Wohnung. Ihre finanzielle Situation ließ es aber nicht zu, weiter in Berlin zu leben. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Kunstmetropole zu verlassen und ihren Hausanteil, d.h. ihr freies Wohnrecht im Haus am Mühlenteich in Demmin, in Anspruch zu nehmen. Ob Ilse von Heyden-Linden mit dem festen Vorsatz nach Berlin ging, um sich dort künstlerisch ausbilden zu lassen, ist nicht bekannt, scheint aber wahrscheinlich. Ottonie von Braunschweig fand selbst sehr viel Freude am Malen und war sowohl musisch als auch künstlerisch talentiert. Sie hat ihre Nichte bei Besuchen in Gehmkow vielleicht auch erst auf die Idee gebracht, Künstlerin zu werden, oder hat deren Wunsch zumindest sehr unterstützt. Da Ilse von Heyden-Linden schon als Kind wusste was sie wollte, ist anzunehmen, dass sie sehr früh eine richtige künstlerische Ausbildung angestrebt hat. Sie entschied sich in Berlin für ein Studium an der renommierten Mal- und Zeichenschule des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin.

Außer der Ausbildung an dieser staatlich subventionierten Lehranstalt hatte sie wenig Alternativen, denn bis 1914 wurden Frauen an den Staatlichen Akademien grundsätzlich nicht zugelassen. Bis 1940

10 aus der Familienchronik entnommen

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zählte Ilse von Heyden-Linden zu den Mitgliedern eines der ersten Künstlervereine, zum 1867 gegründeten „Verein der Künstlerinnen zu Berlin“.

Am 4. November 1908 erhielt sie den dritten Preis im Vereinswettbewerb „Landschaft in Ölfarben“, 1910 den zweiten Preis im Vereinswettbewerb „Schwarz-Weiß“. Ihre Werke müssen bereits in dieser Zeit von hoher Qualität gewesen sein. In ihrer Familie aber wurden ihre Bilder als „unfertig“ und zu „skizzenhaft“ betrachtet. Das zeigt sich auch in der unsachgemäßen Aufbewahrung der im Familienbesitz befindlichen Arbeiten. In Vorbereitung einer Ausstellung in Kiel 1996 wurden zahlreiche der schönsten kleinformatigen, in Privatbesitz befindlichen Ölgemälde aus den dunkelsten Winkeln und ungeeigneten Ecken hervorgekramt. In den Jahren 1911/12 hielt Ilse von Heyden-Linden sich in Paris zu einem Studienaufenthalt auf.

1913 entschloss sie sich zu einer Ausbildung als Johanniterschwester in Stettin. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie als Lazarettschwester in Demmin und in Belgien. Neben der seelisch und körperlich auftreibenden Pflege der Kriegsopfer hatte Ilse den Verlust ihres ein Jahr älteren Bruders Georg zu betrauern, der am 17. November 1918 fiel. Die Sorge um ihre Familie, Hungersnot und Entbehrungen schädigten sie gesundheitlich für viele Jahre.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg war Ilse von Heyden-Linden regelmäßig als Johanniterschwester im Einsatz. Als Ausbilderin gab sie in den dreißiger Jahren Lehrgänge in erster Hilfe und in häuslicher Krankenpflege. Zu diesem Zwecke lebte sie häufig auf den Gütern der Familie oder befreundeter Familien und wurde von dort aus vom Kutscher bzw. vom Chauffeur in die betreffenden Dörfer gebracht.

Vom 23. September 1939 bis zum 31. Oktober 1942 war sie als Oberschwester im Reservelazarett Lubmin bei Greifswald tätig. Die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens lebte sie mit ihrem Bruder Dietrich zusammen im Haus am Mühlenteich. Das Zusammenleben war für sie nicht immer leicht. Beide Geschwister waren in der Familie Außenseiter und lebten in finanziell sehr bescheidenen Verhältnissen. Auch entsprach Ilse von Heyden-Linden als unverheiratete Frau und als Künstlerin nicht der gesellschaftlichen

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Norm; mehr noch als ihr Bruder Dietrich war sie eine Außenseiterin für ihren Beruf. Erst 1981 wurde man in Demmin auf die Werke der Künstlerin aufmerksam. 1982 organisierte man die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Demmin. Der Künstler Karl Schlösser berichtete aus einem Gespräch mit Dietrich von Heyden-Linden: „Tatsächlich kamen wir auch auf seine Schwester zu sprechen. Als ich Tage später wieder Gast in seinem Hause war, breitete er vor mir die Bilder seiner Schwester aus, die noch übrig geblieben waren. Hinter Schränken zog er sie hervor und unter Betten holte er sie heraus, Staub bedeckt, ungerahmt, in schlechtem Zustand die meisten. Es waren noch über hundert Arbeiten. Ein großer Teil war im Laufe von Jahrzehnten - vielleicht der bessere? - in den Westen gewandert. Der Alte von Heyden-Linden wusste es nicht besser, bedenkenlos gab er die Bilder her, denn zur Kunst hatte er keine Beziehung - das gestand er freimütig -, und die Malereien seiner Schwester hielt er nicht für besonders wertvoll. Ich versuchte von Heyden-Linden zu erklären, wer seine Schwester war. Ich schlug ihm vor, diesen wieder entdeckten Schatz für eine Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Seine spontane Reaktion: „Wenn sie meinen, dass meine Schwester das wert ist, dann nehmen sie alles, was sie haben wollen!“

Auch heute ist das Verhältnis der Familie zu Ilse von Heyden-Linden eher zwiespältig und zurückhaltend. In der 1989 erschienenen, mehr als fünfhundert Seiten starken Familiengeschichte der von Heydens und von Heyden-Lindens kommt Ilse ganz selten und fast nur zufällig vor. Vom Verkauf ihrer Bilder konnte sie nicht leben. Um sich ein Zubrot zu verdienen, ging sie - durch die Johanniter vermittelt - um 1931 für zwei (Jahre? Monate?) nach Schlesien, um dort als Hausdame tätig zu sein.

Innerlich vereinsamt, von Nachkriegssorgen geplagt, schwer herzleidend, starb Ilse von Heyden-Linden am 3. September 1949 in Demmin. Der wahllose Ausverkauf ihrer Bilder und die fast völlige Zerstörung ihres gesamten Nachlasses konnten beginnen. Nach ihrem Tod fanden in Demmin zwei kleinere Gedächtnisausstellungen statt: im Juni 1982 in der Galerie am Marienhain anlässlich ihres 99. Geburtstages, sowie 1992 im Kreisheimatmuseum anlässlich der 2. Pommerschen Kulturtage in Demmin.

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Im Herbst 1996 wurde ein Teil der noch vorhandenen Werke zu einer Ausstellung zusammengestellt, die als erstes in Kiel, dann in Greifswald und Berlin unter dem Titel „Das Geheimnis der Blauen Balken“ gezeigt wurde. Unter dem gleichen Titel ist auch ein Katalog ihrer Werke herausgegeben worden. Hieraus haben wir einige Bilder, die die Schönheit des Gutes Gehmkow und das Leben hier eindrucksvoll lassen, in der Chronik aufgenommen.

Gehmkow

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Ilse von Heiden-Linden,

„Porträt“, 1908

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Ilse von Heiden-Linden,

„Heilgeistkirche zu Demmin“, 1926

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Tabelle zum Ortsplan Gehmkow

Hausnummer

Eigentümer / Mieter

1 Kirchner, Knut Dr.

5 Fredrich, Heinz-Jürgen

6 Kempf, Lotte

6a Borchert Manfred

7 Erdmann, Hildegard

8 Wesolowski Ricarda und Dirk

9 Nelsen, Wilhelm

10 Krasemann, Erhard

11 Janssen, Irene

12 Klingberg, Detlev

13a Sudos, Astrid

13 Dubbert, Norbert

14 Wieser, Jens

15 Ratzunat, Dako

16 Schmarr, Michael

17 Brumshagen, Ingrid

17 Koß, Gero

19 Ewert, Alfred

20 Kreft, Hans

22 Brunk, Luise

22 Quade, Berthold

23 Steffenhagen, Frank

23 Teske, Elli

24 Bunsen, Waltraud

24a Krasemann, Jörg

25 Oldach, Erna

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26 Rexhäuser, Jürgen

27 Dr. med. de Pay, Arno W.

28 Baumann, Rudi

29 Schiwasinske, Uwe – Garten- und Landschaftsbau

30 Löwner, Jens

30 Otto, Reinhard

31 Borgwardt, Otto

32 Krasemann, Dirk

33 Seegert, Enrico

33 Teske, Klaus Peter

34 Lehmann & Nicke

37 Blanken, Cord – Auhof Agrar GmbH

39 Jordan, Beatrice

39 Thiel, Hildegard

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