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1 Inhalt: 4.1. ERSTE EPOCHE: DER UMBRUCH VOM MITTELALTER ZUR MODEREN (17. JAHRHUNDERT) ..................... 5 4.2. ZWEITE EPOCHE: DIE AUFKLÄRUNG ODER DAS „PÄDAGOGISCHE JAHRHUNDERT“ (1700-1800) ............. 7 4.3. DRITTE EPOCHE: DIE „DEUTSCHE KLASSIK“ - ERZIEHUNG UND BILDUNG IN DER ENTSTEHENDEN BÜRGERLICHEN GESELLSCHAFT (1800-1900) .................................................................................................................... 11 4.4. VIERTE EPOCHE: DER PROTEST - DIE REFORMPÄDAGOGIK (1900-1933) ......................................................... 16 4.5. FÜNFTE EPOCHE: NATIONALSOZIALISMUS - NACHKRIEGSZEIT - GEGENWART (AB 1933) ....................... 18 Geschichte der Pädagogik Die Idee der Bildung: Heutige Bildung fußt auf: Öffnung des Christentums, Säkularisierung der Renaissance, Auseinandersetzung seit der Aufklärung Antike (Kreislauf: „Anamnesis“, Wiedererinnerung): paidea (Erziehung, Bildung) als „bildene Arbeit am Typus Mensch“ „politische“ Erziehung, weil Vorbereitung auf Gesellschaft/Staat (vier Tugenden für Idee des Guten: Besonneheit, Frömmigkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeit) (gymnastistische und musische Erziehung) Sokrates (469-399): nicht „Lehrer der Tugend“ (Selbstbezeichnung der Sophisten), sondern: Tugend ist nur lehrbar, sofern sie auf Einsicht aufbaut. Platon: - Akademie als Sauerteig zur staatlichen Erneuerung - aus der menschlichen Seele den Staat aufbauen - Mensch als Pferdegespann: Wagenlenker (Vernunft), besseres Pferd (Wille); wildes Pferd (Be- gierde) - Einteilung in Gebildete - Krieger - Ernährer Rom: Baukunst

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Inhalt:

4.1. ERSTE EPOCHE: DER UMBRUCH VOM MITTELALTER ZUR MODEREN (17. JAHRHUNDERT) ..................... 5

4.2. ZWEITE EPOCHE: DIE AUFKLÄRUNG ODER DAS „PÄDAGOGISCHE JAHRHUNDERT“ (1700-1800) ............. 7

4.3. DRITTE EPOCHE: DIE „DEUTSCHE KLASSIK“ - ERZIEHUNG UND BILDUNG IN DER ENTSTEHENDEN BÜRGERLICHEN GESELLSCHAFT (1800-1900).................................................................................................................... 11

4.4. VIERTE EPOCHE: DER PROTEST - DIE REFORMPÄDAGOGIK (1900-1933) ......................................................... 16

4.5. FÜNFTE EPOCHE: NATIONALSOZIALISMUS - NACHKRIEGSZEIT - GEGENWART (AB 1933)....................... 18

Geschichte der Pädagogik Die Idee der Bildung: Heutige Bildung fußt auf:

Öffnung des Christentums,

Säkularisierung der Renaissance,

Auseinandersetzung seit der Aufklärung

Antike (Kreislauf: „Anamnesis“, Wiedererinnerung):

paidea (Erziehung, Bildung) als „bildene Arbeit am Typus Mensch“

„politische“ Erziehung, weil Vorbereitung auf Gesellschaft/Staat

(vier Tugenden für Idee des Guten: Besonneheit, Frömmigkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeit)

(gymnastistische und musische Erziehung)

Sokrates (469-399):

nicht „Lehrer der Tugend“ (Selbstbezeichnung der Sophisten), sondern:

Tugend ist nur lehrbar, sofern sie auf Einsicht aufbaut.

Platon:

- Akademie als Sauerteig zur staatlichen Erneuerung

- aus der menschlichen Seele den Staat aufbauen

- Mensch als Pferdegespann: Wagenlenker (Vernunft), besseres Pferd (Wille); wildes Pferd (Be-

gierde)

- Einteilung in Gebildete - Krieger - Ernährer

Rom:

Baukunst

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nachklassische Antike, christliche Denken (lineares Denken: Schöpfung-Gericht)

- Vorstellung von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen

- der pneumatische Mensch über dem natürlichen

- deutlicher Gewinn der Humanitätsidee und der sozialen Haltung, Arbeitsehtik

- Priorität: Gottes Liebe anstatt menschliche Ordnung

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Renaissance/Humanismus/Reformation

Der Mensch kann durch sein eigenes Denken die Welt bestimmen:

Humansimus

Luther

Decartes (1596-1650): Cogito, ergo sum.

Francis Bacons (1561-1626): Natur wie eine Maschine beherrschbar/erforschnbar

(Grundlage des mechanischen Weltbildes)

Die Bildungsinstitution Schule

Erst im preußischen Staat als staaliche Einrichtung bekannt (Schulpflicht 1784).

antikes Griechenland:

private Schulen (musische, gymnastische und literarische Bildung)

Akademien Platons

Rom

Rhetorikschulen für Priviligierte

Mittelalter:

Klerikerschulen der Kirchen

7 freie Künste: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geormetri, Musik, Astronomie

Universitäten: Theologie, Jura, Medizin. (Basis: theologisch-krichliche Bildung)

Handwerker: Lehrling-, Geselle-, Meister-Laufbahn

Für Kaufmänner „Deutsche Schreib-, Lese- und Rechenschulen“ (ab 13. Jhd.)

ausgehendes Mittelalter:

keine kirchliche Überformung mehr, aber humanstisches Interesse (Cicero wird gelesen)

Lateinschulen, auch Gymnasien, Gelehrtenschule genannt

Adelige und reiche Bürger schicken Kinder auf Schulen (säkulare „Kunden“)

Luther: Bildung/Bibel fürs Volk

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Wirklichkeit der Kinder (Real- und Sozialgeschichte)

Zwei Studien:

a) Aries (1960):

bis Mittelalter:

Lebensphäre der Kinder weder räumlich noch kulturell von Erwachsenen getrennt.

16./17. Jhd.:

Ausgliederung der Kinder aus dem Erw.-Leben:

- Erfindung Kinderkleidung, Spielzeug

Kindheit als Verhängnis

Weg der Kinder aus ihrer Freiheit und Ungezwungenheit in die pädagogische Dressur der Gesell-

schaft

b) de Mause (1977)

bis 17. Jhd:

Kinder schutzlos, keine Emphatie seitens der Erw.

- Hohe Kindersterblichkeit durch Pflegepraktiken, keine Geburtenkontrolle

18. Jhd.: (Rousseau, Comenius)

„Endeckung der Kindheit“

Verständnis für eigene Art des Aufwachsens

Zusammenhang zwischen Kind und seiner späteren Persönlichkeit (Gegenw.-Zukunft)

Kindheit als Segen

Fakt:

Keine große pädagogische Beachtung des Kindes bis ins 19. Jhd.; durch Kidnerarbeit wird dem

Kind seine Kindheit verwehrt.

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4.1. Erste Epoche: Der Umbruch vom Mittelalter zur Moderen (17. Jahrhun-dert) Renaissance/Humanismus/Reformation mit drei Impulsen:

1. Mensch und Welt als Produkt der eigenen Praxis (nicht mehr mythologisch)

2. Auseinandergehen von Gelehrten und Klerikern/Wissenschaft und Kirche

3. Erziehung aus Methode zur Tradierung von Lebensformen (neben Religion und Tradition)

geschichtlicher Rahmen: Amerika-Entdeckung, Druckkunst, Kopernikus

Renaissance:

Gefühl der Unendlichkeit

reine Sprache: „die zur Eloquenz erzogene Persönlichkeit“

Humansimus:

Erasmus v. Rotterdam, Reuchlin, Agricola

da fontes: 1520 gibt es an jeder deutischen Universität Griechisch

Reformation

Melanchthon, Luther

ad fontes: Neuentdeckung alte Sprachen

Bibel für alle = Bildung für alle

ABER: Bildungsaristrokatie, konfessionalisierte und akademisierte Bildung, keine Volksbildung!

(dagegen: Luthers Bibelübersetzung)

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Barock

Comenius und die Dialektik

Amos Comenius (1592-1670), Bischöf der Bömischen Brüder

Kampf gegen soziale Mißstände: „Aufstand des Herzen"

- Dem Menschen liegt es in der Hand, die Welt in Ordnung zu bringen.

- Die Heilung der kranken Welt durch den „Vize-Gott“ Mensch beginnt mit der Erziehung.

- Allen alles gründlich lehren: onmes omnia omnino

allen: ständeübergreifend

alles: vollständiges Weltbild

gründlich: Sachwissen anstatt Verbalismus

Werke: „Große Dialektik“

Lernen vom Nahen zum Fernen, vom Leichten zum Schweren

Unterricht in Schulklassen

gestuftes Schulsystem als Einheitsstufensystem (Gesamtschule)

Mutterschule (1-6), Grundschule (-12), Lateinschule (12-18), Universität (18-24)

Pietismus, Franke (1663-1727)

August Hermann Franke: Armenschulen mit Manufakturen

Der Mensch ist von Natur aus schlecht: „Brechung des bösen kindlichen Egenwillens“

- christliche Erziehung (in Waisenhäuser und Internate), Lehrerausbildung und Lateinschulen

- praktische Lebenserfahrung: Gartenarbeit und Handarbeit

- Er schuf verschiedene Nievaukurse (Vorläufer der Realschul-Idee, die Hecker 1747 als erster

als eine private Realschule ins Lebens rief. Hecker war Lehrer in Frankes Waisenhaus!)

Schon 1705 gab es den Plan einer mathematisch-menchanischen Realschule: Semler)

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4.2. Zweite Epoche: Die Aufklärung oder das „Pädagogische Jahrhundert“ (1700-1800) a) John Locke (1632-1704), Imanuel Kant (1724-1804)

Der Gebrauch der Vernunft löst Probleme und führt zum Fortschritt der Menschheit.

-> Verstandsbildung, sittliche Bildung

I. Kant:

Aufklärung als Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“

- selbstverschuldet: Unvermögen, seinen Verstand mutig einzusetzen.

Habe den Mut, dich des eigenen Verstandes zu bedienen.

-> bis heute: Vernunft vor Anleitung durch Tradition/Autorität

6 Grundgedanken der Aufklärung:

1. Erziehung liegt in der Hand des Menschen

2. Erziehung führt in das wirkliche Leben ein, das wirkliche Leben erfordert ausdrücklich Erzie-

hung

3. Es gibt Methoden der Erziehung

4. Erziehung wird vom Kind wahrgenommen

5. Forderung nach allgemeiner Schulpflicht

Soziologische Veränderungen:

1. Kultur: moderne Wissenschaft, Erziehung

2. Staat: moderne Verfassungsstaat

3. Wirtschaft: Beginn des Kapitalismus (die Welt aus beherrschbare Maschine, Bacons)

Zwei Charakteristika der Erziehung bis ins 19. (20.?) Jhd:

- Bestandteil der Moderne

die „Lerngesellschaft“, Erziehung ist auf Wissenschaft angewiesen

- Korrektiv/Gegenwirkung der Moderne

Industrialisierung und die Isntrumentailiserung und der Verbrauch des Menschen

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J. Locke: Der Mensch, der wie eine leere Wachstafel beschrieben werden kann. (tabula rasa)

Erziehung kann (fast) alles: 9/10 des Menschen ist Erziehung!

Der Mensch ist auf Erfahrung aus: innere Erf. = Reflektion, äußere Erf. = Sensation

Erfahrung aber nicht durch Unterricht, sondern durch Umgang, Erfahrung

-> Willenbildung vor Wissensbildung (-> Rousseau)

-> Jeder Mensch kann/soll gleichermaßen zu Sittlichkeit und Berufstüchtigkeit erzogen werden.

Im weiteren geht es darum:

Freiheit und Zwang

Individuum und Gesellschaft

-> Rousseau

b) Jean-Jacques Rousseau (1712-1778): Repräsentant und Überwinder der Aufklärer

Intellektueller Wegbereiter der Frz. Rev.

Erwecker des Gefühls der Naturnähe

„Verkünder der Freiheit, der Natur des Herzens, der Menschenrechte“

Der Mensch ist von Natur aus gut, allein verderbliche Kultur (Institutionen) machen ihnen böse.

Menschen erziehen, indem man sie vor schädlichen gesellschaftl. Einflüssen behütet,

nur nach der eigenen Natur erzieht.

(Erziehung muß auf Gang der Natur eingehen, nicht ein von außen gesetzes Erziehungsziel, d.h.

Eigenrecht des Kindes, das kein „kleiner Erwachsener“ ist!)

Contrat social: Wie verstehen sich Natur/Einzelwille mit Gesellschaft?

- freiwilliges Unterordnen des eigenen unter den gesellschaftlichen Willen

- aber: Erziehung muß behüten.

Disputation: Die Wiederherrstellung der Wissenschaft hat nicht zur Reinigung der Sitten begetra-

gen!

Emile: natürliche Erziehung

„Alles, was aus der Hand des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des

Menschen.“

Der Mensch nimmt nicht die Natur an, selbst bei sich selber nicht: „Er muß dressiert werden wie

ein Zirkuspferd.“

-> Betonung auf Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse

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-> gegen Fortschrittsdenken: Geschichte als Verfallsgeschichte

Gegensatz zwischen Kultur und Natur!

Der Weg und das Ziel der Erziehung darf nur aus dem natürlichen Wesen des Menschen be-

stimmt sein!

ANLAGE-Entfaltung!

Religion dem Menschen möglichst spät nahebringen: lieber selber „natürliche Religion“ entde-

cken!

(Bewertung: Abhärtung, Askese, gegen Verweichlichung? - Glück des Kindes als Prinzip der Er-

ziehung)

Der Erzieher soll sich möglichst zurückhalten: verhüten, negative Pädagogik

- Erzieher als „Stellvertreter der Natur“

- baut pädagogische Situationen, überläßt die Auseinandersetzung zwischen Kind und Welt dem

- Kind mit Eigenrecht

Kind wird vom Erziehungsobjekt zum -subjekt!

c) Die Philantrophen - Menschenfreunde oder Wirtschaftsfreunde?

im Einfluß von Rousseau.

Utilaristische Erziehung nach der Frage der „Brauchbarkeit“

Sie erstreben den religiös aufgeklärten, sittlichen, wirtschaftlich vernünftigen Menschen.

Basedow (1724-1790): Musterschulanstalt als Alternative zur lateinischen Gelehrtenschule bzw.

Lehreinrichtung des Klerus.

Zucht (Strafsystem, genaue Lebensregeln im Heim)

Herder: „Treibhaus“

Rochow (1734-1805):

„Pestalozzi der Mark [Brandenburg]“ genannt

Gutsbesitzer, der sich um das Zusammenwachsen der Stände bemüht (Beginn des Gedankens

der „Volksschule“)

(Staats-)Schule ist für alle da, Stoff muß alles „Lebensnotwendige“ sein (Pestalozzi: allegemine

Menschenbildung“)

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d) Die Industrieschulen

Industriosität: Betonung auf Fleiß, Erfindungsgabe, Geschick

Verbindung von Elemtarschule und Kinderarbeit (Flechten, Spinnen, Weben)

e) Johann Heinrich Pestlozzi (1746-1827): Volkspädagoge und Philosoph

2 Phasen:

1. Retter der Armen

Abendstunde eines Einsiedlers (1780)

- bringt Kindern Spinnen, Weben bei.

- optimistisches Menschenbild:

„Gang der Natur“ (Rousseau) in konzentrischen Kreisen: Wohnstube - berufliches Leben -

Staat/Religion

2. Prediger des Volkes

Lienhard und Gertrud (1781-87)

Nicht wie beim Emile geht es um Isolation, sondern um ein volkspädagogisch umrissenes Bild der

„Dorfgemeinschaft“

Ein vom „Vatersinn“ (patriachatischer Stil) und der aristokratischen Staatsfrom ausgehender Ge-

danke vom „Hineinwachsen in eine geordnete Umgebung“

- eher pessimistisches Menschenbild:

Der Mensch ist stark von seiner Umwelt abhängig (Marx: Das Sein bestimmt das Bewußtsein)

Schulpolitik:

Urbanisierung: Kinder der Armen können nicht mehr lernen wie einst auf dem Lande: „im frysen

Hörsaal der ganzen Natur“

-> Schule für alle Berufe wird notwendig.

-> aber ebenso: elementare Menschenbildung

-> Aufbau eines Volksschulwesens

Erziehung:

Mensch hat tierischen, gesellschaftlichen und ethischen Zustand.

„Ich vervollkommne mich selbst (natürlich), wenn ich das, was ich soll (gesellschaftlich), zum Ge-

setz dessen mache, was ich wil (ethisch)

Konklusion aus 1. und 2.:

- Umstände machen den Menschen - Der Mensch macht Umstände.

-> Diaklektik zwischen Milleupädagogik (der Mensch ist Produkt seiner Umwelt) und sittlicher Au-tonomie (der Mensch als Werk seiner selbst).

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4.3. Dritte Epoche: Die „deutsche Klassik“ - Erziehung und Bildung in der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft (1800-1900) Entdeckung der Geschichte

Entdeckung des Individualismsus (Sturm und Drang, Frz. Rev.)

Weckung der eigenen Kraft (Antike!)

harmonisches Verhältnis von des Ich mit der Gemeinschaft

Spannung zwischen Naturentdeckung (Renaissance) und Utilitarismus (Industrialisierung)

(Empirie) (spekulatives Moment)

Gefühlstiefe, Natur Geist

Romantik Klassik, Neuhumanismus

a) Große Pädagogen

1. Schiller: Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen: Vermittlung von Sinn und

Sittlichkeit als Aufgabe der Bildung

2. Schleiermacher

3. Fröbel: (1782-1852)

„Menschenerziehung“ (1826): romantisches Bild vom unverstellten Wesen des Kindes und seinen

Spielgaben

Pestalozzi-Schüler

Kindergartenpädagogik -> Allgemeiner Deutscher Kindergarten (einige enstanden ab 1840!)

Selsbttätigkeit und natürlicher Darstellungstrieb des Menschen

1817 Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt (bei Rudolfsstadt)

Wert auf Zusammenleben mit Kindern des Erziehungsheimes

Wert auf das Spiel des Kindes:.

4. Herder: 1744-1803

Der Mensch als „erster Freigelassener der Natur“: Freiheit und Verantwortung des Menschen

Menschsein durch „Begegnung mit anderem Menschentum“

Die Lernbedürftigkeit des Mangelwesens Mensch: Weil er keinen Instinkt hat, hat er Lerntrieb.

-> Der Mensch steht immer im geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang

-> Lernen aus der Geschichte

4a. Jean Paul 1763-1825)

Werk „Pychologie des Kindes und des kindlichen Spieles“

Erzieher als „Gärtner“ (ANLAGE!)

4b. Hegel:

Es gibt einen überindividuellen Kulturzusammenhang, in das Individuum hieneinwachsen muß.

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5. Fichte:

- Reformerschulen: „Handeln, handeln, das ist es, wofür wir da sind!“ -> deutsche Nationalerz.!

- „Reden an die deutsche Nation“, 1808: nationale geistige Erziehung, Selbsttätigkeit

- überzogene Vorstellung: Deutschheit entdecken!

6. Herbart: s.u.

b) Wilhelm von Humboldt (1767-1835) und die Folgen

Leiter des preußischen Innenministeriums

setzte allgemeine Menschenbildung ins Bildungswesen um

- Bildung als Weg des Meschen zu sich selbst.

- Grenzen des Staates eng: Keine Verwertungsvorgabe: „Kein Mensch sollte bloßer Kulturdünger

sein.“

- Bildungsziele:

Individualität (Innerlichkeit der eigenen Subjektivität)

Totalität (Bildung als Kenntnishäufung, Kräftbildung, aber nicht: Füllen mit Stoffen)

Universialität: Griechisch auch für den Tischler

Vier Grundsätze der Humboldt-Süvernschen-Reform (1807?)

1. Allgemeine Menschenbildung vor Berufsausbildung

Berufsschule erst für Abgänger der allgemeinen Schule:

Trennung von Bildung und Ausbildung

2. Die Einheitsschule

Schule als Grundlage der Bildung, für alle Kinder

3. Zurückdrängen des staatlichen Einflusses:

Individuelle Selbstentfaltung anstelle von Zuchtmeisterei eines merkantilistischen Verwal

tungsstaates

4. Kampf gegen Untertanenmetalität

(Schließt aber Loyalität zum preußischen Staat nicht aus.)

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Humboldt: Kenntnishäufung zur allgemeinen Menschenbildung;

Pestalozzi: Ansatz bei der Lehrerausbildung.

Restauration:

Kultusminister Altenstein: „schreiben, lesen, rechnen, singen, Vaterland lieben“

Stielschen Regulative (1854): Geist der Demut, des Gebetes, Verbot der Bruchrechnung, deut-

sche Klassiker)

d) Johann Friedrich Herbart (1776-1841) und die Formalstufe des Unterrichts

Machte Protest der Göttinger Sieben (Verfassungsaufhebung in Hannover ) nicht mit.

preußisch-strenger Didaktiker?

Allgemeine Pädagogik, 1806

Wurde eher umgesetzt als Schleiermacher, weil er einfachere, praktikabelere Erkenntnisse entwi-

ckelte.

Philosophischer Realismus gegen den deutschen Idealismus -> Betonung des Realen

Ziel der Erziehung aus der Ethik nehmen - Weg der Erziehung aus der Psychologie

Erziehung durch - Erfahrung - Umgang - Unterricht

Ausformung der Gesinnung und des Willens (nicht des Wissens!).

dennoch: Sittlichkeit durch Wissen.

Erziehung hinsichtlich:

- Einzelmenschen - ganze Gemeinschaften - menschliche Sitation überhaupt (Religion)

Unterricht als unverzichtbare Methode der Erziehung soll:

„zeigen, verknüpfen, lehren, philosophieren“:

entsprechend: Hermeutisches Konzept:

Der Mensch hat Vorstellungen mit Haken und Ösen; es entstehen Ketten

-> 1. Stufe der Klarheit:

Dargebotene erfassen / Apfel angucken

2. Stufe der Assoziation

Einzelteil mit logischer Umgebung verknüpfen / Schale, Fruchtfleisch des Apfels: ähnliche

Teil anderer Osbtsorten

3. Stufe des Systems

Verbindung mit bekannten Vorstellungskreisen

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Einordnung des Apfels in die Kategorie „Kernobst“

4. Stufe der Methode

Anwendung des Lerngewinns / Kenntnisse um Apfel auf andere Obstsorten ausdehnen

c) Entwicklungen im Bildungswesen

1. - 1809: Gründung der Berliner Universität.

- Wissenschaft als System unabhängigen Denkens: relative Unabhängigkeit vom Staat

- Einheit von Forschung und Lehre

- 1794: Allgemeine Schulpflicht durch Algemeines Preußisches Landrecht: „Schule und Universi-

täten als Verantstaltungen des Staates.“

2. Gymnasien

Alte Lateinschulen heißen ab 1812 Gymnasien.

+++++ - zweite Stufe der allgemeinen Menschenbildung (nach Elementarschule)

- verpflichtender Lehrplan, Lehrer mit Examen (Humboldt setzte Kommission ein, u.a. mit Schlei-

ermacher!)

„Befähigungsschein (Examen) ersetzt Geburtsurkunde (Ständendendenken).“

- Sprach- und Mathematikunterricht

- - - - - Überbetonung der sprachlichen Bildung: Denkkraft durch Latein

- wenig berufspraktische Kenntnisse vermittelt

- Erziehung zur nationalen Gesinnung

- Abschottung

3. Realschulen

Kämpfen im 19. Jahrhundert mehrere Jahrzehnte lang um ihren Platz und ihr Profil.

gehobene Volksschule, Gewerbefachschule, abgesenktes Gymnasium?

Nach 1848: Realschulen als „Schulen des Nützlichkeitskrames“ abgestempelt.

Dennoch: Im letzten Drittel des 19. Jahrhundert mehrten sich die Anforderungen von Technik und

Industrie.

4. Die neue Elementarschule und ihre Lehrerbildung

Bisher: 10 Prozent der Kinder gingen zur Schule.

Zwischen 1800 und 1900: Bevölkerung verdreifacht sich.

1846: 82 Prozent der Kinder sind auf der Schule.

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Zeitalter der Industrialisierung:

Positivismus:

(Spencer, England)

Scharfe Absage an Religion und Metapyhsik

rein auf Erfahrung aufbauende Erkenntnis nach „Tatsachen“

Anpassung an äußere Bedingungen: Was sich als lebenstüchtig erweist, paßt sich an.

Nietzsche (1844-1900)

Ende des 19. Jhd als Zeit der Krise; Gesellschafts- und Religionskritik

Wiederbelebung Rousseaus, Fichte und Humboldt in der Kritik des Utilitarismus

-> gegen frühzeitige Spezialisierung des Menschen

-> Vorrang des Lebens gegenüber Ratio und Theorie

Die Herbartianer (40er-Jahre)

Versuch, Herbarts Gedanken zu einer handlichen Schulmethodik auszuweiten.

(hermenuetisches System)

Rein, Frick, Dörpfeld

Schule in der Industralisierung

Wiederaufleben der Idee einer Realschule. (Pietismus des 18. Jahrhundert/Neuhumanismus)

Preußische Bildungsreformen (1830er Jahre):

Abiturrichtlinien; Entlassungsprüfungen für Realschulen

1859:

Realschule erster Ordnung: 9stufig; mit Berechtigung zum Studium an Fachhochschulen

zweiter Ordnung: Latein nur Wahlfach

dritter Ordnung: ohne Prima

Kampf um einen „Unterbau“:

Volksschule erlebt größten Schub im 19. Jahrhundert.

Inhaltliche Frage nach religiös-christlicher oder aufklärerischer Grundhaltung

Deutsch, Rechnen, „Realien“ sorgen für Grundbildung.

Ein weiterer Schultyp seit 1850 zwischen Volks- und höherer Schule: Mittelschule als Art Real-

schule 3. Typs.

Der Kindergarten entsteht (Fröbel).

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4.4. Vierte Epoche: Der Protest - die Reformpädagogik (1900-1933) Protest gegen die Formalisierung des Unterrichts durch die Herbartianer.

Schule war verspießt und satt. Amtsautorität.

HEIM STATT SCHULE

Kulturkritik: Anknüpfung an Nietzsche. Verfall der Kultur -> Kunsterzeihungsbewegung

Sozialpädagogische Bewegung: Rückbesinnung auf Kolping, Wichern

Landerziehungsheime: Ganzheitliche Erziehung, Gesamtunterricht

Frauenbewegung: Einklagen von Wahlrecht, Einbindung ins Berufsleben

Jugendbewegung (z.B. CVJM): Naturfreundebund; Emanizpation gegen die Autorität; Volkstum

Ellen Kelly: Das Jahrhundert des Kindes

Radikal vom Kind aus denken.

Rousseau wird verstanden als: Wachsenlassen

Bertolt Otto:

Es gibt kein Abfragen (Skepsis in Institution), sondern es fragt das Kind.

Der Familientisch als Ort der Erziehung

Geamtunterricht: Übertragung des familiären Lernverfahrens auf die Schule.

Kerschensteiner:

Vater der Arbeitsschulen (Berufssschulen): Learning by doing

Enge Beziehung zwischen Menschenbildung und Beruf. (etwas utilitaristisch)

Aber: Der Mensch ist Staatsbürger (sozial eingebunden). (sehr sozial, aber auch individuell)

Peter Petersen:

Helfersystem unter Schülern, Gruppenarbeit, Versetzung nach Selbsteinschätzung

Rudolf Steiner:

Mit anthroposophischer Anschauung die Waldorfschule prägen

Schulleben anstatt Unterrichtsanstalt

Phantasiepflege anstatt Geistpflege

Geist wird im körperlich-sinnliches Leben Leib ausgeprägt

Verschiedene Entwicklungsphasen (vier Phasen a 7 Jahre)

1-7 bis zum Zahnwechsel Leben ohne eigenes Bewußtsein

Vor- und Nachtun (Nachahmungstrieb) wichtiger als Worte

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8-14 bis Pubertät Angeschaute zu Bildern verarbeiten (bildhaft-künstl. Erleben)

15-21 Geburt des Astralleibes Die Jugend kommt zu hellem Bewußtsein

Maria Montessori (1870-1952)

Pädagogik vom Kinde aus. Lehrer tritt zurück.

Kind hat einen Bauplan der Seele. Umwelt liefert das Material.

Nicht Erkenntnis primär im menschlichen Miteinander (Otto), sondern im Umgang mit den Dingen:

Vom Chaos zur Ordnung. -> individualistische geprägte Pädagogik.

Üben der Sinne an bestimmten Beschäftigungsmitteln - wichtig: Selbstkontrolle.

Schulgeschichte:

Schulhoheit der Länder

Reform des unteren Schulwesens 1920:

vierjährige Grundschule - vierjährige Volksoberschule (ehem. Volksschule) - achtjährige Ober-

schule („Mittelschule“) „Realschule“ (Typ 2 und 3?)

Konfessionsschule ja, Koedukation nein: Mädchenschule (Grundschule, Mädchen-

Mittelschule/Lyzeum)

Reform des oberen Schulwesens 1922:

Deutsche Oberschule neu (zwei moderne Fremdsprachen)

neben Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule

Universitäten:

Schaffung des Astas

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4.5. Fünfte Epoche: Nationalsozialismus - Nachkriegszeit - Gegenwart (ab 1933) Nationalsozialismus:

- Rassenideologie, Volksgedanke

- Mutterideologie

- Führerprinzip

- Gleichschaltung von Erziehung und Partei

- Selektion

Nachkriegszeit:

50er Jahre: Wiederherstellung traditioneller Bilduldungsstrukturen (Restauration)

60er und 70er-Jahre: Modernisierung

80er Jahre: Finanzmisere

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Das 19. Jahrhundert:

- Epoche der bürgerlichen Revolutionen:

Zirkel, Frz. Revolution, Liberalismus

- Epoche der anti-bürgerlichen Revolte

Nietsche, Schopenhauer („philosophischer Pessimismus“), Marx, Feuerbach

- Epoche der wirtschaftlichen Revolution

Industrialiserung

- Epoche der wissenschaftlichen Revolution

Naturwissenschaften und die Frage nach der Beweisbarkeit Gottes

- Epoche der sozialen Revolution

Arbeiterbewegung, Sozialgesetzgebung

Über die Bildung zur Religion (Dritte Rede über die Religion. Reden an die gebildeten unter ihren Verächtern)

1. Rede: Religon als staunendes, anschauliches Unendliches. Beziehung Ich-Universum.

2. Rede: Religion ist Gefühl, ein Sich-Einflüssen-Lassen, nicht Denken oder Moral.

3. Rede:

Entfaltung der anthropozentrischen Denkweise

Der Mensch hat Religion als Anlage.

Zugleich ist er selbsttätig.

Er erlebt seine Religiösität nicht durch Bildung, sondern durch Erweckung und Anregung.

Es kann somit keinen Religionszwang geben.

Religionspädagogik kann nicht den religiösen Funken entflammen lassen, sondern die Flammen

nur nähren.

0. Biographie

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Literatur zum Spezialgebiet: Lerntheoretische Ansätze in der Pädagogik Schleiermachers

1. Quellen:

Schleiermacher, F.D.E.: Ausgewählte pädagogische Schriften, hrsg. v.Th. Rutt, Paderborn 19944

Reble, A.: Geschichte der Pädagogik. Dokumentationsband, S. 330-350, Stuttgart 19922

2. Sekundärliteratur:

Bollnow, O. F.: Einige Bemerkungen zu Schleiermachers Pädagogik, in: Zeitschrift für Pädagogik, Bd. 32.2, Jg. 1986, S. 719-741

Kantzenbach, F.W.: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, in: Rowohlts Monogra-

phien, hrsg. v. W. Müller, Hamburg 1976

Reble, A.: Geschichte der Pädagogik, S. 202-212, Stuttgart 198013

Reble, A.: Schleiermacher und das Problem einer Grundlegung der Pädagogik, in: Bildung und Erziehung, Jg. 1951, S. 801-815

Sünkel, W.: Friedrich Schleiermachers Begründung der Pädagogik als Wissenschaft, Ratingen 1964

Schurr, J.: Schleiermachers Theorie der Erziehung. Interpretationen zur Pädagogikvorlesung von 1826, Düsseldorf 1975