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3 CRV HIGHLIGHTS | 08 2016 GESUNDHEIT & EFFIZIENZ BESSER LEBEN DANK GESUNDHEITSWERT? Die Milch der Top 25 Kühe nach dem CRV-Gesundheitsindex hat in der dritten Laktation einen um 75 000 Zellen/ml niedrigeren Zellgehalt als die Milch der schwächsten 25 Prozent. Worauf basiert dieser Index, und wie ist er mit dem CRV-Effizienzwert korreliert? W as ist der tatsächliche Nutzen der Selektion auf Gesundheit und Effizienz? CRV hat die Studentin Eva Koole um eine genauere Untersuchung gebeten. Sie hat bei mehr als 61 000 Kühen die genomischen Werte für die Indizes Gesundheit und Effizienz mit deren tatsächlichen Ergebnissen verglichen. Ihre Schlussfolgerung? Die 25 Prozent besten Kühe für Effizienz realisierten eine um 13 000 kg höhere Lebensleistung und einen um fast 16 Punkte höheren Laktationswert. Mit einem Milchzuchtwert von +2 117 kg lässt Skalsummer Blitz keinen Zweifel daran, dass seine Töchter erstklassige Milchproduzentinnen sind. Ganz anders ist die Situation bei Ganvo Alexander, der einen Zuchtwert von -244 kg für Milch hat. Da dürfte es wohl kaum einen Milchviehhalter wundern, dass Alexanders weibliche Nachkommen im Schnitt weniger Milch geben als die von Blitz. Der Effekt der Selektion auf Milch- leistung tritt in der Praxis schnell zutage. Diese Verbindung ist viel schwerer zu erkennen, wenn anhand von Gesamtzuchtwerten selektiert wird. Ein Beispiel: Wie viel besser schlagen die Töchter eines Bullen mit einem Gesamtzuchtwert von 300 NVI sich im Vergleich zu denen eines Bullen mit 50 NVI? Genau dies war die Frage, mit der man sich bei CRV bei der Entwicklung der Indizes für Gesundheit und Effizienz konfrontiert gesehen hat (siehe Kasten). So hat beispielweise Bouw Finder einen Gesundheitsindex von +10 %. Aber was bedeutet das in der Praxis für seine Nachkommen? Wie machen sie sich im Vergleich zu den Töchtern von Skalsummer Blitz, der für diesen Index -3 % hat? „Wir möchten den Milchvieh- haltern verständlich machen, welche Bedeutung diese Werte für ihre Herde haben. Die Frage ist, wie viel besser Kühe funktionieren, wenn sie höhere Indizes für Gesundheit und Effizienz haben“, äußert Sander de Roos, der CRV-Bereichsleiter Genetikprodukte. 13 000 kg mehr Lebensleistung Eva Koole, Studentin am Van Hall Larenstein College im niederländischen

GESUNDHEIT & EFFIZIENZ BESSER LEBEN DANK …€¦ · Besamungsindex (Besam./ tier) 2,37 2,05 Zwischenkalbezeit ( tage) 424 398 Abstand 1. bis letzte Besam. (tage) 61,0 42,1 Ketose

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  • 3 CRV HIGHLIGHTS | 08 2016

    GESUNDHEIT & EFFIZIENZ

    BESSER LEBEN DANK GESUNDHEITSWERT?

    Die Milch der Top 25 Kühe nach dem CRV-Gesundheitsindex hat in der

    dritten Laktation einen um 75 000 Zellen/ml niedrigeren Zellgehalt als

    die Milch der schwächsten 25 Prozent. Worauf basiert dieser Index, und

    wie ist er mit dem CRV-E zienzwert korreliert?

    Was ist der tatsächliche Nutzen der Selektion auf Gesundheit und E zienz? CRV hat die Studentin Eva Koole um eine genauere Untersuchung gebeten. Sie hat bei mehr als 61 000 Kühen die genomischen Werte für die Indizes Gesundheit und E zienz mit deren tatsächlichen Ergebnissen ver glichen. Ihre Schlussfolgerung? Die 25 Prozent besten Kühe für E zienz realisierten eine um 13 000 kg höhere Lebensleistung und einen um fast 16 Punkte höheren Laktationswert.

    Mit einem Milchzuchtwert von +2 117 kg lässt Skalsummer Blitz keinen Zweifel daran, dass seine Töchter erstklassige Milchproduzentinnen sind. Ganz anders ist die Situation bei Ganvo Alexander,

    der einen Zuchtwert von -244 kg für Milch hat. Da dürfte es wohl kaum einen Milchviehhalter wundern, dass Alexanders weibliche Nachkommen im Schnitt weniger Milch geben als die von Blitz.Der E ekt der Selektion auf Milch-leistung tritt in der Praxis schnell zutage. Diese Verbindung ist viel schwerer zu erkennen, wenn anhand von Gesamtzuchtwerten selektiert wird. Ein Beispiel: Wie viel besser schlagen die Töchter eines Bullen mit einem Gesamtzuchtwert von 300 NVI sich im Vergleich zu denen eines Bullen mit 50 NVI? Genau dies war die Frage, mit der man sich bei CRV bei der Entwicklung der Indizes für Gesundheit und E zienz konfrontiert

    gesehen hat (siehe Kasten).So hat beispielweise Bouw Finder einen Gesundheitsindex von +10 %. Aber was bedeutet das in der Praxis für seine Nachkommen? Wie machen sie sich im Vergleich zu den Töchtern von Skalsummer Blitz, der für diesen Index -3 % hat? „Wir möchten den Milchvieh-haltern verständlich machen, welche Bedeutung diese Werte für ihre Herde haben. Die Frage ist, wie viel besser Kühe funktionieren, wenn sie höhere Indizes für Gesundheit und E zienz haben“, äußert Sander de Roos, der CRV-Bereichsleiter Genetikprodukte.

    13 000 kg mehr LebensleistungEva Koole, Studentin am Van Hall Larenstein College im niederländischen

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  • 4 CRV highlights | 08 2016

    leeuwarden, hat sich mit dieser Frage im Rahmen ihrer Abschlussarbeit befasst. sie erhielt Zugang zu den Daten von über 61 000 Kühen im Besitz von insgesamt 284 niederländischen und flämischen landwirten, die am Fokkerij Data Plus-Programm teil-nehmen. Für diese Kühe waren sowohl genomische Zuchtwerte als auch direkte informationen zu Milchleistung, Fruchtbarkeit sowie Euter- und Klauengesundheit verfügbar.Für ihre Untersuchung teilte Eva Koole die Kühe auf der grundlage ihrer genomischen Zahlen für Effizienz in vier gruppen ein. Die gruppe mit den niedrigsten Werten hatte im schnitt -4,4 % für Effizienz, während die 25 Prozent mit den höchsten Zahlen durchschnittlich +4,8 % hatten. Als nächsten schritt berechnete Koole für alle vier gruppen die durchschnittliche tatsächliche leistung für Merkmale wie etwa Milchleistung, lebensdauer und Zwischenkalbezeit, die in den Effizienz-index einfließen. Wie aus tabelle 1 deutlich hervorgeht, haben die 25 Prozent Kühe mit dem höchsten Effizienzwert sich in allen Bereichen besser geschlagen als die 25 Prozent mit dem niedrigsten Effizienzindex. Die schwächste Effizienzgruppe für lebensleistung brachte es im schnitt auf etwas mehr als 29 000 kg, die

    stärkste auf 42 000 kg Milch – ein Unterschied von 13 000 kg. Auch in sachen Milchleistung zeigten sich gravierende Unterschiede: Die beste Effizienzgruppe gab in der dritten laktation in 305 tagen im schnitt 11 200 kg und damit 2 000 kg mehr als die schwächste gruppe. Zudem war die Anzahl der Melktage bei der gruppe mit dem höchsten Effizienzwert mit 1 333 um 272 höher als bei der schwächsten gruppe, die lediglich 1 061 Melktage absolvierte. Beim laktationswert stellte Eva Koole einen Unterschied von knapp 16 Punkten zwischen der stärksten und der schwächsten gruppe fest.Was leitet Eva Koole aus diesen Ergebnissen ab? „Prinzipiell ergibt es sinn, dass die gruppe mit dem höchsten Effizienzindex eine höhere Milchleistung und eine längere lebens-dauer aufweist“, sagt sie. „leistung und lebensdauer werden im Effizienzindex sehr stark gewichtet. ich hätte aber keine dermaßen gravierenden Unter-schiede erwartet.“

    Weniger KlauenerkrankungenZwischenkalbezeit ist das einzige Merkmal, bei dem die schwächere Effizienzgruppe bessere Ergebnisse erzielt hat. Bei den schwächsten 25 Prozent belief sich die durchschnittliche

    Zwischenkalbezeit auf 405 tage, bei den stärksten 25 Prozent auf 420 tage. sander de Roos wundert das nicht: „Milchviehalter neigen dazu, etwas länger zu warten, bevor sie Kühe mit hohem leistungsniveau erneut besamen. Zudem haben hochleistende Kühe tendenziell eine genetische Prädisposition für eine schlechtere Fruchtbarkeit.“

    Eva Koole nahm den gesundheitsindex nach derselben Methode unter die lupe. Auch hier teilte sie die Kühe auf der Basis ihrer genomischen Werte für gesundheit in vier gruppen ein. Es zeigte sich, dass die tatsächliche leistung der Kühe mit einem höheren gesundheitsindex deutlich höher war (siehe tabelle 2). „im schnitt war der Zellgehalt bei der besten gruppe in den ersten drei laktationen zwischen 35 000 und 75 000 Zellen/ml Milch niedriger. Außerdem kam es zu 20 % weniger Fällen von klinischer Mastitis als bei der schwächsten gruppe“, informiert die studentin. Und sie fand heraus, dass es in der besten gruppe 15 % weniger Klauenerkrankungen gegeben hat und dass die Anzahl der lebendgeburten bei der ersten Kalbung um 10 % höher war. „Darüber hinaus war die Zwischenkalbezeit bei der besten gesundheitsgruppe in den ersten drei laktationen 25 tage kürzer als bei der schwächsten gruppe“, fügt sie hinzu.

    Eva Koole: „Bei den Kühen mit dem höchsten

    gesundheitswert ist die Zwischenkalbezeit im

    schnitt 25 tage kürzer.“

    Alle Milchkühe (61 023)

    Effizienzindex (%) -4,4 +4,8

    Milch 305 tage (kg) 9 173 11 220

    Fett 305 tage (kg) 393 473

    Eiweiß 305 tage (kg) 322 388

    laktationswert 87 103

    Zwischenkalbezeit (tage) 405 420

    Nur abgegangene Kühe (22 045)

    Abgangsalter (tage) 2 028 2 302

    lebensleistung Milch (kg) 29 048 42 134

    lebensleistung Fett (kg) 1 252 1 811

    lebensleistung Eiweiß (kg) 1 025 1 471

    tagesleistung (kg) 26,4 31,1

    CRV-index für Effizienz Merkmal niedrigste 25 % höchste 25 %

    Tabelle 1 – Vergleich der tatsächlichen Leistung der jeweils 25 Prozent Kühe mit den niedrigsten und den höchsten Effizienzwerten in der dritten Laktation. (Quelle: CRV)

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  • 5 CRV highlights | 08 2016

    Die Genetik macht den UnterschiedAbschließend wollte Eva Koole herausfinden, ob es eine negative Korrelation zwischen dem Effizienz- und dem gesundheitsindex gibt. „geht eine hohe Effizienz bei Kühen zu lasten ihrer gesundheit?“, fragte sie sich. Wie sich herausstellte, war das nicht der Fall. Die 25 Prozent Kühe mit dem höchsten index für Effizienz hatten auch den höchsten gesundheitsindex. Und das gilt auch umgekehrt: Die gesündeste gruppe hatte auch den höchsten Wert für Effizienz. laut sander de Roos ergeben diese schlussfolgerungen sinn: „gesunde Kühe produzieren problemloser und haben eine längere lebensdauer. Und Kühe können auch nur dann effizient

    produzieren, wenn sie rundum gesund sind.“sander de Roos zeigt sich von den Resultaten der Abschlussarbeit von Eva Koole äußerst angetan. „Am stärksten beeindruckt mich die überwältigende Anzahl von tabellen. Jede einzelne tabelle beweist, dass man mit der entsprechenden genetik sehr viel erreichen kann. Auf der grundlage dieser Zahlen können wir den schluss ziehen, dass es zwischen herden signifikante Unterschiede hinsichtlich Effizienz und gesundheit gibt. selektiert der Milchviehhalter auf der grundlage dieser indikatoren, kann er in den Bereichen gesundheit und Effizienz ganz klar Verbesserungen erzielen.“

    sander de Roos: „hinsichtlich Effizienz und

    gesundheit gibt es signifikante Unterschiede

    zwischen herden.“

    Dies ist die Übersetzung eines in Veeteelt veröffentlichten Artikels von Inge van Drie.

    Bouw Finder vererbt sowohl ausgezeichnete gesundheit als auch hervorragende Effizienz.

    Alle Milchkühe (61 023)

    gesundheitsindex (%) -3,1 +3,6

    Zellgehalt (Zellen/ml x 1 000) 183 107

    subklinische Mastitis (%) 51,4 33,9

    Mortellaro (%) 32 23

    Klauenfäule (%) 33 22

    lebendgeburten bei 1. Kalbung (%) 79,9 91,0

    Besamungsindex (Besam./tier) 2,37 2,05

    Zwischenkalbezeit (tage) 424 398

    Abstand 1. bis letzte Besam. (tage) 61,0 42,1

    Ketose (%) 21,0 11,5

    CRV-index für gesundheit Merkmal niedrigste 25 % höchste 25 %

    Tabelle 2 – Vergleich der tatsächlichen Leistung der jeweils 25 Prozent Kühe mit den niedrigsten und den höchsten Gesundheitswerten in der dritten Laktation. (Quelle: CRV)

    Was bedeuten eigentlich die Werte Gesundheit und Effizienz? CRV hat diese Indizes 2013 mit der Absicht eingeführt, Milchviehhaltern die Möglichkeit zu eröffnen, auf einen Blick die Bullen zu identifizieren, die die problemlosesten, effizientesten Töchter liefern.Beim Effizienzwert geht es um das Züchten effizienter Kühe, die wirtschaftlich und haltbar sind und problemlos viel Milch pro Kilogramm Futter geben. In den Effizienzindex sind die Merkmale Milchleistung, Lebensdauer, Persistenz, Entwicklungspotenzial, Zwischenkalbezeit, Erstkalbealter und Futteraufnahme einbezogen. Mit dem Gesundheitsindex zielt CRV auf leicht zu handhabende Kühe mit einer höheren durchschnittlichen Lebensdauer ab. In den Gesundheitsindex fließen Euter und Klauengesundheit, Ketose, maternaler Kalbeverlauf, Töchterfruchtbarkeit, paternaler Kalbeverlauf und Vitalität ein.

    Problemlose und effiziente Kühe

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