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Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014 Hintergrund Auf der Grundlage des Bielefelder Ge- sundheitssurveys untersuchte Meier den Gesundheitszustand sowie die vorherr- schenden Gesundheitsbelastungen bei Studierenden in NRW [3]. Dabei stellte sich heraus, dass v. a. Stress bzw. Stres- soren die verschiedenen Probleme, unter denen Studierende leiden, hervorru- fen. Unter Stressoren werden die Auslö- ser von Stressreaktionen verstanden. Im Studium stellen diese z. B. den Studien- beginn, alltägliche Belastungen im Stu- dienverlauf, Klausuren oder mündliche Prüfungen dar. Die Zweifel an der Wahl des Studienfachs, Orientierungslosigkeit, mangelnde Organisation an der Univer- sität, kaum Möglichkeiten eigene Ideen und Vorstellungen einzubringen sowie wenig Unterstützung durch Kommili- tonen stellen zusätzliche Belastungssitu- ationen im Studium dar. Im Laufe des Studiums nehmen diese Belastungen zu. Ebenso wird das Wohlbefinden der Stu- dierenden an der Hochschule besonders durch die vorherrschenden Verhältnisse beeinflusst. Fehlende Rückzugsmöglichkeiten, Hektik, Zeitdruck und fehlender Praxis- bezug im Studium, sowie unfreundliche Gestaltung der Gebäude sind die am häu- figsten genannten Faktoren. Am meisten gaben die Befragten an unter Konzentra- tionsproblemen (40 %) zu leiden. Nervo- sität/Unruhe (38 %) sowie Rückenleiden (37 %) zählten zu den weiteren meist ge- nannten Beschwerden. Rund ein Drit- tel der Studierenden klagten über Kopf- schmerzen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Im Gesundheitsreport 2011 der Tech- niker Krankenkasse wurde die Gruppe der Studierenden im Alter von 20–34 Jah- ren mit gleichaltrigen Erwerbstätigen ver- glichen [2]. Dabei stellte sich heraus, dass junge Erwerbstätige insgesamt öfter einen Arzt aufsuchen als Studierende. Auffal- lend jedoch war, dass Studentinnen und Studenten häufiger einen Facharzt für Nervenheilkunde und Neurologie konsul- tierten. Gleichfalls wird von dieser Grup- pe fast doppelt so häufig eine psychologi- sche Beratung in Anspruch genommen. Diese Entwicklung kann durch den An- stieg des Verbrauchs von Psychopharma- ka untermauert werden. Bei Studieren- den stieg die entsprechende Medikamen- tendosis von durchschnittlich 9 Tages- dosen pro Jahr und Person 2006 auf 13,5 im Jahr 2010. Bei den Muskel- und Ske- letterkrankungen liegt die Behandlungs- rate der Studierenden bei 11,92 % und bei den Erwerbstätigen bei 18 %. Es lässt sich erkennen, dass v. a. Studierende eher unter psychischen, und junge Erwerbstä- tige eher unter somatischen Erkrankun- gen leiden. Um die Belastungen und Be- schwerden verringern zu können, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt und verändert werden. Ziel dieser Arbeit ist es herauszufin- den, welchen Einfluss die Wahl des Stu- dienfachs bzw. das Studium selber auf das Gesundheitsverhalten und die individuel- len Belastungen hat. Auf dieser Grundla- ge können zielgruppengerechte Gesund- heitsförderungsangebote für die jeweili- gen Studiengänge entwickelt werden. Fragestellungen 1. Unterscheidet sich bereits bei Studi- enbeginn das Gesundheitsverhalten der Studierenden zwischen den ein- zelnen Studiengängen? 2. Welche Veränderungen im Gesund- heitsverhalten bzw. in den Belastun- gen treten im Laufe des Studiums auf? 3. Gibt es Unterschiede bezüglich des Gesundheitsverhaltens und der Belas- tungen zwischen den Studiengängen im 7. Semester? Theresa Hasl 1 · Michaela Axt-Gadermann 2 1 Freyung, Deutschland 2 Hochschule für angewandte Wissenschaften, Coburg, Deutschland Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg Praev Gesundheitsf 2014 DOI 10.1007/s11553-014-0439-0 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 1 | Hochschule 85.30% 63.30% 71.40% IGF MB IP Abb. 1 8 1. Semester – Einschätzung Lebens- stil: Gesund – eher gesund. (Quelle: eigene Dar- stellung) 85% 19.60% 7.10% IGF MB IP Abb. 2 8 1. Semester – Erwartung, am Studie- nende einen gesünderen Lebensstil zu führen

Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg; Health behavior of students at the University of Coburg;

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Page 1: Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg; Health behavior of students at the University of Coburg;

Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014

Hintergrund

Auf der Grundlage des Bielefelder Ge-sundheitssurveys untersuchte Meier den Gesundheitszustand sowie die vorherr-schenden Gesundheitsbelastungen bei Studierenden in NRW [3]. Dabei stellte sich heraus, dass v. a. Stress bzw. Stres-soren die verschiedenen Probleme, unter denen Studierende leiden, hervorru-fen. Unter Stressoren werden die Auslö-ser von Stressreaktionen verstanden. Im Studium stellen diese z. B. den Studien-beginn, alltägliche Belastungen im Stu-dienverlauf, Klausuren oder mündliche Prüfungen dar. Die Zweifel an der Wahl des Studienfachs, Orientierungslosigkeit, mangelnde Organisation an der Univer-sität, kaum Möglichkeiten eigene Ideen und Vorstellungen einzubringen sowie wenig Unterstützung durch Kommili-tonen stellen zusätzliche Belastungssitu-ationen im Studium dar. Im Laufe des Studiums nehmen diese Belastungen zu. Ebenso wird das Wohlbefinden der Stu-dierenden an der Hochschule besonders durch die vorherrschenden Verhältnisse beeinflusst.

Fehlende Rückzugsmöglichkeiten, Hektik, Zeitdruck und fehlender Praxis-bezug im Studium, sowie unfreundliche Gestaltung der Gebäude sind die am häu-figsten genannten Faktoren. Am meisten gaben die Befragten an unter Konzentra-tionsproblemen (40 %) zu leiden. Nervo-sität/Unruhe (38 %) sowie Rückenleiden (37 %) zählten zu den weiteren meist ge-nannten Beschwerden. Rund ein Drit-tel der Studierenden klagten über Kopf-schmerzen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen.

Im Gesundheitsreport 2011 der Tech-niker Krankenkasse wurde die Gruppe der Studierenden im Alter von 20–34 Jah-ren mit gleichaltrigen Erwerbstätigen ver-glichen [2]. Dabei stellte sich heraus, dass junge Erwerbstätige insgesamt öfter einen Arzt aufsuchen als Studierende. Auffal-lend jedoch war, dass Studentinnen und Studenten häufiger einen Facharzt für Nervenheilkunde und Neurologie konsul-tierten. Gleichfalls wird von dieser Grup-pe fast doppelt so häufig eine psychologi-sche Beratung in Anspruch genommen. Diese Entwicklung kann durch den An-stieg des Verbrauchs von Psychopharma-ka untermauert werden. Bei Studieren-den stieg die entsprechende Medikamen-tendosis von durchschnittlich 9 Tages-dosen pro Jahr und Person 2006 auf 13,5 im Jahr 2010. Bei den Muskel- und Ske-letterkrankungen liegt die Behandlungs-rate der Studierenden bei 11,92 % und bei den Erwerbstätigen bei 18 %. Es lässt sich erkennen, dass v. a. Studierende eher unter psychischen, und junge Erwerbstä-tige eher unter somatischen Erkrankun-gen leiden. Um die Belastungen und Be-schwerden verringern zu können, müssen

verschiedene Faktoren berücksichtigt und verändert werden.

Ziel dieser Arbeit ist es herauszufin-den, welchen Einfluss die Wahl des Stu-dienfachs bzw. das Studium selber auf das Gesundheitsverhalten und die individuel-len Belastungen hat. Auf dieser Grundla-ge können zielgruppengerechte Gesund-heitsförderungsangebote für die jeweili-gen Studiengänge entwickelt werden.

Fragestellungen

1. Unterscheidet sich bereits bei Studi-enbeginn das Gesundheitsverhalten der Studierenden zwischen den ein-zelnen Studiengängen?

2. Welche Veränderungen im Gesund-heitsverhalten bzw. in den Belastun-gen treten im Laufe des Studiums auf?

3. Gibt es Unterschiede bezüglich des Gesundheitsverhaltens und der Belas-tungen zwischen den Studiengängen im 7. Semester?

Theresa Hasl1 · Michaela Axt-Gadermann2

1 Freyung, Deutschland2 Hochschule für angewandte Wissenschaften, Coburg, Deutschland

Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg

Praev Gesundheitsf 2014DOI 10.1007/s11553-014-0439-0

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

1 |

Hochschule

85.30%

63.30%71.40%

IGF MB IP

Abb. 1 8 1. Semester – Einschätzung Lebens-stil: Gesund – eher gesund. (Quelle: eigene Dar-stellung)

85%

19.60% 7.10%

IGF MB IP

Abb. 2 8 1. Semester – Erwartung, am Studie-nende einen gesünderen Lebensstil zu führen

Page 2: Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg; Health behavior of students at the University of Coburg;

Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014

Methode und Durchführung

Auf Grundlage des Gesundheitssurveys von Meier soll das Gesundheitsverhal-ten der Studierenden an der Hochschule Coburg ermittelt werden [3]. Um Unter-schiede zwischen den Studiengängen he-rauszuarbeiten, wurden drei Studiengän-ge aus verschiedenen Fakultäten ausge-wählt. Es handelt sich dabei um den Stu-diengang Maschinenbau (MB), Integrier-tes Produktdesign (IP) und Integrative Gesundheitsförderung (IGF) (. Tab. 1). In Anlehnung an die Ergebnisse des Ge-sundheitssurveys und den Faktoren für gesundheitsförderndes bzw. gesundheits-schädigendes Verhalten wurden zu den Themen Bewegung, Ernährung, Rau-chen, Alkoholkonsum, Schlafverhalten und Wohlbefinden/Stress verschiede-ne Fragen zusammengestellt [1]. Außer-dem wurde nach Zufriedenheit mit der Lebenssituation, Einschätzung des Ge-sundheitszustandes und des Lebensstils gefragt.

Die Erstellung dieses teilstandardisier-ten Fragebogens erfolgte mit dem Pro-

gramm QuestorPro. Die Reihenfolge und die Formulierungen der Fragen sind fest-gelegt. Die Fragestellungen sind zu rund 95 % geschlossene und zu rund 5 % offe-ne Fragen. Auf Datenschutz sowie Ano-nymität wurde hingewiesen.

Bevor die Befragung stattfinden konn-te, wurden die Dekane und Lehrenden der jeweiligen Fakultäten informiert. Die Fragebögen wurden vor oder nach einer Lehrveranstaltung im 1. und 7. Semes-ter verteilt und wieder eingesammelt. So konnten relativ hohe Rücklaufquoten er-zielt werden. Die Befragung erfolgte je-weils zu Beginn des Semesters, um die Einflüsse des Studiums auf das Verhalten der Studierenden möglichst gering zu hal-ten. Nach der Digitalisierung der gesam-melten Daten wurden diese in das Statis-tikprogramm SPSS übertragen und aus-gewertet. Durch teilweise fehlende Anga-ben entstanden Lücken bei der Auswer-tung. Signifikanzen wurden mit dem χ2-Test nach Pearson ermittelt. Insgesamt wurden = 278 (161 männlich/115 weib-lich) Studierende an der Hochschule Co-burg befragt.

Ergebnisse

Bereits bei Studienbeginn lassen sich Unterschiede zwischen den Studiengän-gen feststellen. Mehr als 80 % der IGF-Studenten, 71,4 % der IP-Studenten und knapp über 60 % der MB-Studenten ge-ben an, einen „gesunden“ bzw. „eher ge-sunden“ Lebensstil zu pflegen (. Abb. 1). Studenten des Studiengangs MB geben so-mit an, ungesünder als die beiden ande-ren Studiengänge zu leben. Dies zeigen auch die Angaben bei verschieden Fakto-ren des Gesundheitsverhaltens. Rund 75 % der MB-Studenten geben an, maximal ein Stück Obst und Gemüse am Tag zu ver-zehren. Des Weiteren essen fast 60 % die-ses Studiengangs mehr als 5-mal in der Woche Fleisch. Auch im Bereich des Al-koholkonsums liegen die MB-Studen-ten vorne. Sie trinken häufiger Alkohol und 29 % geben auch an, durchschnittlich mehr als 6 alkoholische Getränke pro Ge-legenheit zu trinken. Im 1. Semester haben v. a. MB-Studierende Schwierigkeiten, Studium und Privatleben/Beruf zu ver-einbaren (23,3 %) und fühlen sich durchs Studium überfordert (20,4 %). 21 % dieser Studentengruppe schlafen durchschnitt-lich < 6 h.

Auffällig ist, dass hauptsächlich IGF-Studenten schon zu Studienbeginn über zahlreiche Beschwerden klagen. Rund 43 % geben an „häufig“ bzw. „so gut wie immer“ an Rückenschmerzen zu leiden (MB: 20 %; IP: 35,7 %). Fast 33 % leiden den Angaben zufolge an Magen-Darm-Störungen (MB: 11,1 %; IP: 7,1 %) und bei depressiven Verstimmungen sind es rund 12 % (MB: 3 %; IP: 7,1 %). Auch lei-den 36,7 % der IGF-Studierenden „häu-fig“ bzw. „so gut wie immer“ unter Kon-zentrationsproblemen (MB: 23 %; IP: 0 %) und über 70 % geben an, Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich zu haben (MB: 33 %; IP: 57,1 %). Im Bereich der Schlafstörungen sind v a. IP-Studenten betroffen. 21,4 % geben an, „häufig“ bzw.

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Hochschule

Tab. 1 Anzahl der Studierenden und Geschlechterverteilung in den einzelnen Studiengän-gen

Gesamt 1. Semester 7. Semester m w

IGF 87 61 26 7 79

MB 148 101 47 137 10

IP 43 14 29 17 26

Tab. 2 Durchschnittliche Vorlesungszeit pro Tag

1. Semester 7. Semester

IGF 4,8 h 3,0 h

MB 6,0 h 6,3 h

IP 4,2 h 2,4 h

Tab. 3 Veränderungen des Lebensstils zwischen dem 1. und 7. Semester

Integrative Gesund-heitsförderung

Maschinenbau Integriertes Pro-duktdesign

Signifikanz

Stressbelastung p = 0,125

Mehr 63 % 36,5 % 60,7 %

Weniger 25,9 % 50 % 32,1 %

Bewegung p = 0,076

Mehr 59,3 % 28,8 % 28,6 %

Weniger 22,2 % 46,2 % 42,9 %

Alkoholkonsum p = 0,453

Mehr 14,8 % 28,8 % 21,4 %

Weniger 14,8 % 23,1 % 21,4 %

Tabakkonsum p = 0,443

Mehr 3,7 % 13,7 % 11,1 %

Weniger 22,2 % 9,8 % 11,1 %

Ernährung p = 0,003

Gesünder 66,7 % 23,1 % 44,4 %

Ungesünder 7,4 % 34,6 % 18,5 %

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Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014

„so gut wie immer“ unter Schlafstörungen zu leiden (IGF: 16,6 %; MB: 9 %).

Trotz der Belastungen und des teil-weise ungesunden Lebensstils schätzen > 90 % der befragten Studierenden ihren Gesundheitszustand als „gut“ bzw. „eher gut“ ein. Auffallen hierbei ist jedoch, dass 95,8 % der MB-Studenten dies meinen, wobei nur 63,3 % dieses Studiengangs an-geben einen „gesunden“ bzw. „eher ge-sunden“ Lebensstil zu haben. Auf die Fra-ge, wie sich ihr Lebensstil aufgrund ihres Studiums verändern wird, gaben 85 % der IGF-Studenten an, nach dem Studium einen gesünderen Lebensstil zu haben. Dies gaben nur 19,6 % der MB-Studenten und 7,1 % der IP-Studenten an (. Abb. 2).

Die Studierenden des 7. Semesters wurden gefragt, welche Veränderun-gen sie bzgl. ihres Lebensstils im Ver-gleich zum 1. Semester feststellen können (. Tab. 3). Die Auswertung zeigt dass eine große Veränderung im Bereich Ernäh-rung stattgefunden hat. 66,7 % der IGF-Studenten geben an, sich gesünder zu er-nähren. Dieses können aber nur 44,4 % der IP-Studenten und 23,1 % der MB-Stu-denten feststellen. Im Bereich Bewegung zeigt sich ebenfalls, dass IGF-Studen-ten mehr auf Bewegung achten. Hier ge-ben fast 60 % der befragten IGF-Studen-ten an, sich mehr zu bewegen als im 1. Se-mester. In den beiden anderen Studien-gängen, geben dies jeweils nur rund 30 % an. 28,8 % der Maschinenbauer, 21,4 % der IP-Studenten und nur 14,8 % der IGF-Studenten trinken mehr Alkohol als im 1. Semester. Auch beim Tabakkonsum, lässt sich erkennen, dass im Laufe des Maschi-nenbaustudiums mehr geraucht wird. 13,7 % der MB-Studenten geben an, im Vergleich zum 1. Semester mehr zu rau-chen. Bei IP geben dies 11,1 % an und bei IGF nur 3,7 %. Einer höheren Stressbelas-tung ausgesetzt zu sein, meinen hingegen 63 % der IGF-Studenten, 60,7 % der IP-Studenten, aber nur 36,5 % der MB-Stu-denten (. Abb. 3).

Vergleicht man den Kaffeekonsum vom 1. zum 7. Semester aller drei Studien-gänge miteinander, so steigt dieser signi-fikant und bei allen drei Studiengängen in ähnlicher Art und Weise an. Vier bis fünf Tassen Kaffee pro Tag zu trinken, ge-ben nur 4 % der Erstsemester und 13,7 % der Siebtsemester an. Ähnlich auch beim

Konsum von Fertiggerichten. Die Zahl derer, die angeben „4- bis 5-mal pro Wo-che“ Fertiggerichte zu verzehren, steigt von 5,1 % im 1. auf 13,7 % im 7. Semester an. Für insgesamt 54,1 % der Erstsemester („trifft zu“: 14,7 %; „trifft eher zu“: 39,4 %) und 67,6 % der Siebtsemester („trifft zu“: 13,7 %; „trifft eher zu“: 53,9 %) stellt Zeit-druck einen großen Stressfaktor dar. Um fast 10 % vom 1. (2,9 %) zum 7. Semes-ter (12,4 %) steigt die Gruppe der Studie-renden, die sich häufig gestresst/gehetzt fühlt. Bei der Frage nach der Zufrieden-heit mit der momentanen Lebenssitua-tion, zeigt sich, dass 94,8 % der Erstsemes-ter und 84,2 % der Siebtsemester zufrie-den bzw. eher zufrieden sind. „Eher un-zufrieden“ mit ihrer Lebenssituation sind fast 15 % im 7. Semester, aber nur 4,6 % im 1. Semester.

Schlussfolgerungen

Die Wahl des Studiengangs geht – wie zu erwarten ist – mit einem mehr oder we-niger großen Interesse an persönlicher Gesundheit einher. Sowohl die Wahl des Studiengangs als auch das Studium selber nehmen Einfluss auf das Gesundheitsver-halten. Natürlich unterscheidet sich auch die Geschlechtsverteilung innerhalb der Studiengänge. Aufgrund des unterschied-lichen geschlechtsspezifischen Umgangs mit Gesundheitsthemen muss auch dieser Aspekt bei der Planung von Präventions-programmen an Hochschulen berück-sichtigt werden. Rund 85 % der IGF-Stu-denten, aber nur 71,4 % der IP-Studen-ten und 60 % der MB-Studenten glauben, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Gleichzeitig geben aber IGF-Studenten –

Zusammenfassung · Abstract

Praev Gesundheitsf 2014 DOI 10.1007/s11553-014-0439-0© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

T. Hasl · M. Axt-Gadermann

Gesundheitsverhalten von Studierenden an der Hochschule Coburg

ZusammenfassungHintergrund. Die physischen und psychi-schen Beschwerden von Studierenden wur-den im Bielefelder Gesundheitssurvey unter-sucht. Das Ergebnis zeigt, dass Studierende zahlreichen Belastungen ausgesetzt sind.Ziel. Die Befragung von Studierenden an der Hochschule Coburg soll die Situation und das Gesundheitsverhalten dieser Studierenden aufzeigen. Des Weiteren werden Studiengän-ge aus drei verschiedenen Fakultäten befragt, um herauszufinden, inwieweit der Studien-gang mit dem Gesundheitsverhalten bzw. mit den Belastungen in Verbindung gebracht werden kann.

Schlussfolgerung. Die Ergebnisse der Befra-gung zeigen, dass es Unterschiede in Bezug auf Gesundheitsverhalten bzw. Belastungen zwischen den Semestern als auch zwischen den Studiengängen gibt. Daraus lässt sich ab-leiten, dass je nach Studiengang, Semester und Geschlecht verschiedene Programme an-geboten werden sollten, um die Studieren-den gezielt fördern zu können.

SchlüsselwörterGesundheitsverhalten · Studenten · Hochschule Coburg · Belastungen von Studierenden

Health behavior of students at the University of Coburg

AbstractBackground. The physical and psycholog-ical disorders of students were examined in the Bielefeld Health Survey. The results dem-onstrate that students are exposed to vari-ous pressures.Aims. The survey of students at the Univer-sity of Coburg illustrates the situation and the health behavior of these students. Fur-ther, students from three different courses of study were interviewed to find out how far the course is linked with the health behavior or the loads.

Conclusion. The results of the survey show that there are differences in health behaviors and loads between semesters and between courses of study. This suggests that depend-ing on the course, semester and sex differ-ent programs should be offered to encourage students purposefully.

KeywordsHealth behaviors · Student · University of Coburg · Loads of students

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Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014Prävention und Gesundheitsförderung X · 2014

trotz eines als gesund einzuschätzenden Lebensstils – sehr viel häufiger an, unter somatischen oder psychischen Beschwer-den zu leiden. Ob bereits eine Disposi-tion zu bestimmten Erkrankungen und der mögliche Wunsch einer „Selbstthe-rapie“ entscheidend für die Studienplatz-wahl war oder aber eine stärkere Selbstbe-obachtung stattfindet, sollte in einer wei-teren Erhebung geklärt werden.

Studierende der Integrativen Gesund-heitsförderung erhalten – im Gegensatz zu den beiden anderen Studiengängen – durch ihr Studium Informationen über eine gesunde Lebensweise. Diese regel-mäßige Beschäftigung mit dem Thema Gesundheitsförderung scheint auch mit einer Optimierung bzw. einer positive-ren Einschätzung des eigenen Lebensstils einher zu gehen. IGF-Studenten des 7. Semesters geben häufiger als Studierende anderer Studiengänge an, sich am Ende des Studiums gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen als im 1. Semester. Al-lerdings leidet diese Studierendengruppe gleichzeitig unter einer höheren subjekti-ven Stressbelastung.

Da die regelmäßige Beschäftigung mit gesundheitsförderlichen Themen mögli-cherweise das individuelle Gesundheits-verhalten günstig beeinflusst, sollten ziel-gruppenspezifische Angebote der Ge-sundheitsförderung für alle Studiengänge angeboten werden. Nach der vorliegen-den Untersuchung wären für MB-Stu-

denten Angebote für einen gesunden Le-bensstil in den Bereichen Bewegung, Er-nährung sowie Angebote zur Reduktion von Tabak- und Alkoholkonsum sinn-voll. IP-Studenten könnten besonders von Stressmanagementkurse profitieren.

Fazit für die Praxis

Die Wahl des Studienfachs sowie das Stu-dium selber nehmen offensichtlich einen ganz deutlichen Einfluss auf das Gesund-heitsverhalten der Studierenden. Um wirkungsvoll die Gesundheit von Studie-renden zu fördern, ist es deshalb wich-tig, Angebote auf den individuellen Be-darf abzustimmen, um den Belastun-gen und teilweise negativen Auswirkun-gen des Studierens entgegen zu wirken. Offensichtlich gibt es hier nicht nur ge-schlechts-, sondern auch studiengang-spezifische Unterschiede im Gesund-heitsverhalten, die berücksichtigt wer-den müssen. Eine Beschäftigung mit dem Thema Gesundheitsförderung im Rahmen des Studiums scheint das eige-ne Gesundheitsverhalten nachhal-tig günstig zu beeinflussen. Auch weni-ger gesundheitsorientierte Studiengän-ge sollten deshalb überlegen, wie sich solche Themen integrieren lassen. Wei-tere umfassende Untersuchungen sind jedoch zur gezielten Planung von Prä-ventionsangeboten nötig (. Tab. 2, . Tab. 3).

Korrespondenzadresse

T. Hasl B.Sc.Grillaberg 15 94078 [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. T. Hasl und M. Axt-Gadermann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur

1. Faltermaier T (2010) Leitbegriffe der Gesundheits-förderung – Gesundheitsverhalten, Krankheitsver-halten, Gesundheitshandeln, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. http://www.leitbe-griffe.bzga.de. Zugegriffen: 09. Aug. 2011

2. Grobe T, Dörning H (2011) Gesundheitsreport. Techniker Krankenkasse, Hamburg. http://www.tk.de. Zugegriffen: 09. Aug. 2011

3. Meier S, Milz S, Krämer A (2007) Gesundheitssur-vey für Studierende in NRW. Projektbericht, Ge-sundheitslabor der AG Bevölkerungsmedizin und biologische Grundlagen, Fakultät für Gesundheits-wissenschaften, Universität Bielefeld. http://www.gesundheitsfoerdernde-hochschulen.de

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Hochschule

63%

36,5%

60,7% 59,3%

28,8% 28,6%

14,8%

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44,4%

Integrative Gesundheitsförderung

Maschinenbau Integriertes Produktdesign

Stressbelastung - mehr Bewegung - mehr Alkoholkonsum - mehr

Tabakkonsum - mehr Ernährung - gesünder

Abb. 3 8 7. Semester – Selbsteinschätzung rückblickende Veränderungen vom 1. zum 7. Semester