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ANTIBIOGRAMM Ein Antibiogramm ist ein Labortest zur Bestimmung der Empndlichkeit bzw. Resistenz von bakteriellen Krankheits- erregern gegenüber Antibiotika. Es sollte idealerweise jeder Antibiotikatherapie vorangehen. Die Tests ermitteln, ob Bakterien in Gegenwart eines Anti- biotikums noch wachsen können und bestimmen zugleich die Konzentration, bei der die Vermehrung gerade noch verhin- dert wird. Sie dauern etwa 16–20 Stunden. Molekulargenetische Schnellverfahren zur Identizierung von vorliegenden Resistenzen beruhen hingegen auf dem Nach- weis von Gensequenzen, die Resistenzen vermitteln. Sie sind wesentlich schneller (ca. 5 Stunden), weisen jedoch nur die Anwesenheit nach und eignen sich nicht zur Bestimmung von Hemmkonzentrationen. ANTIBIOTIKA Antibiotika sind Medikamente zur Behandlung von bak- teriellen Infektionskrankheiten. Sie können die Bakterien abtöten (bakterizid) oder deren Wachstum hemmen (bakte- riostatisch). Bei Infektionen durch Viren (z. B. Schnupfen oder Grippe) sind sie wirkungslos, können aber zur Behand- lung von bakteriellen Begleitinfektionen verordnet werden. Antibiotika nutzen bakterientypische Eigenschaften aus. Sie richten sich z. B. gegen solche Strukturen oder Mechanis- men der Bakterienzellen, die bei anderen Lebewesen nicht vorkommen und sind daher für Mensch und Tier mehr oder weniger gut verträglich. So haben Bakterien beispielsweise eine Zellwand aus Murein, einem Molekül, das nur bei ihnen vorkommt. Zudem nutzen sie zur Herstellung von Eiweiß und zur Vervielfachung ihres Erbguts andere Strukturen und Enzyme als Mensch und Tier. Daher richten sich einige Antibiotika gegen die Neubildung der bakteriellen Zellwand, während andere den Stoffwechsel oder die Vermehrung des Erbguts unterbrechen. Es gibt ca. 15 verschiedene Antibiotikagruppen, die sich in ihrer chemischen Struktur und Wirkungsweise und damit auch in ihrer Wirksamkeit gegen bestimmte Erreger unterscheiden. ANTIBIOTIKA-GRUPPEN (AUSWAHL) Antibiotika lassen sich nach verschiedenen Kriterien gruppie- ren: Nach ihrer Wirksamkeit, ihrer chemischen Struktur oder ihrem Wirkmechanismus. Ausgewählte Gruppen und Wirksamkeiten nden sich in der u. a. Tabelle: Gruppe Typisches Wirkspektrum Penicillin G Streptokokken inkl. Pneumokokken Gonokokken, Meningokokken etc. Aminopenicilline Streptokokken inkl. Pneumokokken Enterokokken und einige wenige gramnegative Erreger ohne Betalaktamase-Produktion Nicht wirksam gegen Staphylokokken und Anaerobier mit Betalaktamase-Produktion Aminopenicilline in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren Streptokokken inkl. Pneumokokken Grampositive Bakterien mit Betalaktamase-Produktion einschl. Methicillin-sensitive Staphylokokken Enterokokken Gramnegative Enterobakterien mit Betalaktamase-Produktion einschl. E. coli oder Klebsiella (jedoch nicht ESBL) Acylaminopenicilline in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren grampositiven Bakterien inkl. Enterokokken einige gramnegative Erreger mit Betalaktamase-Produktion (nicht ESBL) Pseudomonaden Isoxazolylpenicilline grampositive Erreger mit Betalaktamase-Produktion (Staphylokokken-Penicilline) Ältere Makrolide atypische Pneumonieerreger (Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen) Streptokokken inkl. Pneumokokken Keine ausreichende Aktivität gegen Haemophilus inuenzae GLOSSAR: INFEKTIONEN UND ANTIBIOTIKA

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ANTIBIOGRAMMEin Antibiogramm ist ein Labortest zur Bestimmung der Empfi ndlichkeit bzw. Resistenz von bakteriellen Krankheits-erregern gegenüber Antibiotika. Es sollte idealerweise jeder Antibiotikatherapie vorangehen.Die Tests ermitteln, ob Bakterien in Gegenwart eines Anti-biotikums noch wachsen können und bestimmen zugleich die Konzentra tion, bei der die Vermehrung gerade noch verhin-dert wird. Sie dauern etwa 16–20 Stunden.Molekulargenetische Schnellverfahren zur Identifizierung von vorliegenden Resistenzen beruhen hingegen auf dem Nach-weis von Gensequenzen, die Resistenzen vermitteln. Sie sind wesentlich schneller (ca. 5 Stunden), weisen jedoch nur die Anwesenheit nach und eignen sich nicht zur Bestimmung von Hemmkonzentrationen.

ANTIBIOTIKAAntibiotika sind Medikamente zur Behandlung von bak-teriellen Infektionskrankheiten. Sie können die Bakterien abtöten (bakterizid) oder deren Wachstum hemmen (bakte-riostatisch). Bei Infektionen durch Viren (z. B. Schnupfen oder Grippe) sind sie wirkungslos, können aber zur Behand-lung von bakteriellen Begleitinfektionen verordnet werden.

Antibiotika nutzen bakterientypische Eigenschaften aus. Sie richten sich z. B. gegen solche Strukturen oder Mechanis-men der Bakterienzellen, die bei anderen Lebewesen nicht vorkommen und sind daher für Mensch und Tier mehr oder weniger gut verträglich. So haben Bakterien beispielsweise eine Zellwand aus Murein, einem Molekül, das nur bei ihnen vorkommt. Zudem nutzen sie zur Herstellung von Eiweiß und zur Vervielfachung ihres Erbguts andere Strukturen und Enzyme als Mensch und Tier. Daher richten sich einige Antibiotika gegen die Neubildung der bakteriellen Zellwand, während andere den Stoffwechsel oder die Vermehrung des Erbguts unterbrechen. Es gibt ca. 15 verschiedene Antibiotikagruppen, die sich in ihrer chemischen Struktur und Wirkungsweise und damit auch in ihrer Wirksamkeit gegen bestimmte Erreger unterscheiden.

ANTIBIOTIKA-GRUPPEN (AUSWAHL)Antibiotika lassen sich nach verschiedenen Kriterien gruppie-ren: Nach ihrer Wirksamkeit, ihrer chemischen Struktur oder ihrem Wirkmechanismus.Ausgewählte Gruppen und Wirksamkeiten fi nden sich in der u. a. Tabelle:

Gruppe Typisches Wirkspektrum

Penicillin G ■ Streptokokken inkl. Pneumokokken ■ Gonokokken, Meningokokken etc.

Aminopenicilline ■ Streptokokken inkl. Pneumokokken ■ Enterokokken und einige wenige gram negative Erreger ohne Betalaktamase-Produktion ■ Nicht wirksam gegen Staphylokokken und Anaerobier mit Betalaktamase-Produktion

Aminopenicilline in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren

■ Streptokokken inkl. Pneumokokken ■ Grampositive Bakterien mit Betalaktamase-Produktion einschl. Methicillin-sensitive Staphylokokken ■ Enterokokken ■ Gramnegative Enterobakterien mit Betalaktamase-Produktion einschl. E. coli oder Klebsiella (jedoch nicht ESBL)

Acylaminopenicilline in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren

■ grampositiven Bakterien inkl. Enterokokken ■ einige gramnegative Erreger mit Betalaktamase-Produktion (nicht ESBL) ■ Pseudomonaden

Isoxazolylpenicilline ■ grampositive Erreger mit Betalaktamase-Produktion (Staphylokokken-Penicilline)

Ältere Makrolide ■ atypische Pneumonieerreger (Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen) ■ Streptokokken inkl. Pneumokokken ■ Keine ausreichende Aktivität gegen Haemophilus infl uenzae

GLOSSAR: INFEKTIONEN UND ANTIBIOTIKA

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ANTIBIOTIKAPROPHYLAXEIm Gegensatz zur Antibiotika-Therapie, bei der Antibiotika zur Bekämpfung bereits entstandener Infektionen einge-setzt werden, werden die Medikamente bei der Antibiotika-prophylaxe bereits vor, während oder unmittelbar nach einem medizinischen Eingriff eingesetzt, um die Entste-hung einer Infektion zu vermeiden. Die Entscheidung für das geeignete Antibiotikum erfolgt hier empirisch auf der Grundlage von Erfahrungswerten, welche Erreger in Frage kommen, und unter Berücksichtigung der lokalen Resistenz-epidemiologie. Dies betrifft vor allem (kiefer)ortho pädische, traumatologische oder zahnheilkundliche Eingriffe und/oder Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem.

Gruppe Typisches Wirkspektrum

Neuere Makrolide ■ Wirkspektrum wie ältere Makrolide mit verbes serter Aktivität gegen Haemophilus infl uenzae ■ Telithromycin wirkt auch bei Erythromycin-resistenten Pneumokokken ■ Wirksam gegen „atypische“ Pneumonieerreger (Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen) ■ Zunehmende Resistenz bei Pneumokokken

Trimethoprim ■ verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien ■ Pneumocystis jiroveci ■ Bei Harnwegsinfektionen Resistenzen

Aminoglykoside mit Gentamicin/Tobramycin

■ Grampositive Erreger einschl. Staphylokokken, teilweise Enterokokken ■ gramnegative Enterobakterien und Pseudomonas aeruginosa ■ strikt bakterizide, konzentrationsabhängige Wirkung

Glykopeptide mit Vancomycin/Teicoplanin

■ grampositive Erreger: Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken (wenn nicht VRSA), C. diffi cile und Diphtherie-Bakterien, insbesondere multiresistente S. aureus-Stämme (MRSA) sowie resistente Enterokokken-Stämme

Lincosamide mit Clindamycin ■ im systemischen Einsatz vorwiegend bakteriostatische, zeitabhängige Wirkung auf Staphylokokken (cave: Resistenz von CoNS, MRSA) & Streptokokken

■ gute Wirksamkeit gegen fakultative oder obligate Anaerobier wie Propioni acnes, Bacteroides, Corynebakterien

Quinolone mit Cipro/Levofl oxacin ■ i.d.R. gute Wirkung auf gramnegative Enterobakterien einschl. Pseudomonas ■ Für Ciprofl oxacin gilt: zusätzlich schwächere Wirkung gegen Staphylokokken und Enterokokken sowie gegen atypische Pneumonie-Erreger (Chlamydien, Legionellen und Mykoplasmen)

■ Für Levofl oxacin gilt: zusätzlich gute Wirkung gegen grampositive Erreger wie Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken und Enterokokken sowie gegen atypische Pneumonie-Erreger (Legionellen, Chlamydien und Mykoplasmen)

Fosfomycin ■ Breites Wirtsspektrum im grampositiven und gramnegativen Bereich einschl. Staphylokokken, Streptokokken, E. coli, Klebsiella, Enterobacter, Proteus und Pseudomonas.

■ Bakterizide Wirkung

Colistin ■ Bakterizid wirksam gegen gramnegative Bakterien ■ oft „last reserve“ Antibiotikum bei Carbapenem-resistenten gramnegativen Erregern oder resistentem Acinetobacter

Carbapeneme mit Ertapenem, Imipenem oder Meropenem

■ breites Wirksspektrum im grampositiven und gramnegativen Bereich ■ Reserveantibiotikum im Fall von ESBL

Die Antibiotikaprophylaxe kann über eine systemische oder lokale Gabe erfolgen; auch ist eine Kombination bei-der Applikationsformen möglich. Bei der lokalen Anwen-dung können im betroffenen Bereich sehr hohe Wirkspiegel erreicht werden während die systemische Belastung nied-rig bleibt (Abb.1). Die Kombination von systemischer und lokaler Antibiotikagabe zur Infektionsprophylaxe hat sich besonders in der Orthopädie und Traumatologie bewährt.

ANTIBIOTIKARESISTENZBakterien können gegen einzelne oder mehrere Anti-biotika resistent werden, d. h. sie entwickeln eine Wider-standfähigkeit gegen die betreffenden Antibiotika. Solche

Tab.: Auswahl Antibiotikagruppen und ihre Wirksamkeiten

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Eigenschaften entstehen durch zufällige Mutationen, die dem betroffenen Bakterium bei entsprechendem Selektions-druck einen Überlebensvorteil verschaffen können. Resis-tenzen breiten sich dann rasch aus. Wenn sich die entspre-chenden Resistenzgene zudem auf Plasmiden (= ringförmige DNA-Strukturen) befi nden, können sich Antibiotikaresisten-zen durch Austausch dieser Plasmide auch zwischen ver-schiedenen Arten sehr schnell ausbreiten. Dies trifft beson-ders dann zu, wenn verschiedene Bakterienarten gemeinsam in einem Milieu wie z. B. dem Boden, dem Darm, Abwässern, Biofi lmen usw. vorkommen.Es gibt verschiedene Arten von Antibiotikaresistenzen, z. B. Primärresistenz (Wirkungslücke eines Antibiotikums bei bestimmten Bakterien), Sekundärresistenz (Verlust der Wirk-samkeit eines Antibiotikums bei einem primär nicht resis-tenten Bakterium durch Mutation oder Übertragung geneti-scher Informationen untereinander). Bei einer Multiresistenz handelt es sich um die Unempfi ndlichkeit eines Bakteriums gegenüber mehreren Antibiotika verschiedener Klassen. Antibiotikaresistenzen stellen ein ernstzunehmendes Problem dar. Daher ist es wichtig, den nicht adäquaten Gebrauch von Antibiotika zu verringern.

ANTIINFEKTIVAUnter dem Oberbegriff Antiinfektiva versteht man Arznei-mittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten. Je nach Art des Erregers unterscheidet man Antibiotika (gegen Bak-terien), Antimykotika (gegen Pilze), Antihelminthika (gegen Würmer), Antiprotozoika (gegen Protozoen wie die Erreger von Malaria, Ruhr usw.) und Virostatika (gegen Viren).

BAKTERIENBakterien sind einzellige Kleinstlebewesen ohne Zellkern, die praktisch überall in der Natur vorkommen. Ihre Vermehrung geschieht durch rasche Zellteilung. Sie werden nach ihrer Form unterschieden (kugel-, stäbchen- oder spiralförmig), mittlerweile aber auch molekulargenetisch klassifi ziert. Von den unzähligen Bakterienarten, die es gibt, ist bisher vermutlich nur ein Bruchteil bekannt und erforscht.Die überwiegende Mehrzahl aller Bakterienarten ist für den Menschen harmlos, mit manchen leben wir sogar in Symbiose: Darmbakterien benötigen wir für unsere Verdau-ung, auf unserer Haut und auf den Schleimhäuten leben ebenfalls zahlreiche harmlose Bakterien, die sogar gegen das Vordringen von Krankheitserregern schützen.Einige wenige Bakterienarten verursachen im mensch-lichen Körper Krankheiten, wenn sie dort eindringen und sich vermehren. Diese Chance erhalten sie vor allem bei immungeschwächten Menschen und bei größeren medizi-nischen Eingriffen. Entscheidend bei der Prävention einer bakteriellen Infektion ist zunächst die Verhinderung von Kontami nationen. Entsprechend haben strenge hygienische Maßnahmen auf der Station aber auch im OP unter Beach-tung der Sterilisations- und Desinfektionsrichtlinien eine große Bedeutung. Bakterielle Infektionen werden hauptsächlich mit Anti biotika behandelt, manchmal muss der Entzündungsherd auch ope-rativ entfernt werden. Manche Bakterien haben im Laufe der Zeit eine Immunität gegen bestimmte Antibiotika entwickelt (Resistenzen). Die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen geht auf eine Besonderheit von Bakterien zurück: Ihr Gen-material liegt vorwiegend in Form eines großen Chromosoms vor; daneben enthalten sie jedoch auch kurze ringförmige Gen-Strukturen (Plasmide). Besonderes Charakteristikum ist, dass Plasmide auch zwischen völlig verschiedenen Arten ausgetauscht werden können. Antibiotikaresistenzen lie-gen vorwiegend auf Plasmiden vor und können sich daher rasch ausbreiten.

Serum

Urin

systemischlokal

Infektionsbereich

Abb. 1: Wirkstoffkonzentrationen von lokal und systemisch verabreichten Antibiotika

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BEHANDLUNG VON INFEKTIONEN MIT RESISTENTEN ERREGERNSchon für die Therapie einfacher bakterieller Infektionen muss entsprechend des vorliegenden Keims die Art der Behandlung, sprich die Auswahl des passenden Anti-biotikums, sorgfältig gewählt werden. In jedem Fall bedarf es einer exakten Diagnose der zugrundeliegenden Bakterien. Bei der Behandlung von Infektionen mit resistenten Keimen ist ein Großteil der Antibiotika eingeschränkt oder gar nicht wirksam. In der Regel werden dann sogenannte Reserve-antibiotika eingesetzt. Diese sollten nur bei besonders schweren Infektionen eingeset zt werden und/oder wenn die infektiösen Bakterien Resistenzen gegen andere Antibiotika entwickelt haben. Reserveantibiotika sind keineswegs besser wirksam als Standardantibiotika. Häufi g haben sie erheb liche Nebenwirkungen. In Deutschland werden sie dennoch zu häufi g und auf Verdacht verschrieben. http://www.versorgungsatlas.de/fi leadmin/pdf/VA_50_2014_Antibiotika_imZeitverlauf_2008bis2012_PM.pdf

BIOFILMEBiofi lme entstehen, wenn Mikroorganismen sich an Ober-fl ächen ansiedeln. Sie bilden dabei Lebensgemeinschaften, bei denen die Bakterien von einer mikrobiell induzierten Matrix umgeben sind, die aus Wasser und Bio-Polyme-ren (Polysaccharide, Proteine, Lipide und Nukleinsäuren)

besteht. Dieser Prozess kann Wochen, aber auch Jahre dauern und erfolgt in mehreren Stadien. Biofi lme bieten Schutz vor Austrocknung und Giftstoffen und ermöglichen es Mikroorganismen, auch Hungerperioden zu überstehen. In mehr als 60 % aller bakteriellen Infektionskrankheiten schützen sich die Erreger durch die Bildung von Biofi lmen, denn die von den Bakterien gebildete schleimartige Matrix kann von Immunzellen und Wirkstoffen kaum durchdrungen werden. Hinzu kommt, dass Bakterien in Biofi lmen ihren Stoffwechsel reduzieren und nur sehr langsam wachsen. Antibiotika sind jedoch nur gegen stoffwechselaktive, schnell wachsende Bakterien wirksam. Je nach Aktivitätslage können dabei immer wieder Zellen aus dem Biofi lm freigesetzt wer-den. Dies kann beispielsweise zu chronischen und wieder-kehrenden Infektionen führen. Eine wirksame Bekämpfung ist meist nur in einem frühen Stadium der Biofi lmentwick-lung möglich. Wegen der eingeschränkten Stoffwechselakti-vität lassen sich Erreger, die im Biofi lm vorliegen, durch kon-ventionelle Verfahren der Mikroorganismenkultur auch nur schwer vermehren und daher nur sehr schlecht untersuchen. Besonders günstige Bedingungen zur Bildung von Biofi lmen bieten die Metall- oder Kunststoff-Oberfl ächen von Implan-taten und medizi nischen Geräten, die längere Zeit im Körper belassen werden (Katheter, künstliche Herzklappen, Shunts usw.). Etwa die Hälfte aller nosokomialen Infektionen wird auf chirurgische Implantate zurückgeführt.

Proliferation

Adhäsion

Ablösung

Abb. 2: Entwicklungsstufen eines Biofi lms

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DIAGNOSEUnter Diagnose versteht man die Zusammenfassung und Bewertung der Erkenntnisse der Diagnostik über die Symptome einer Krankheit und benennt und klassifi ziert die Erkrankung. Die Diagnose bildet die Grundlage für die nachfolgende ärztliche Behandlung (Therapie).

DIAGNOSTIKDiagnostik ist der Oberbegriff für alle Maßnahmen, die zur Erkennung (Diagnose) einer Krankheit führen. Sie umfasst körperliche und ggf. apparative Untersuchungen, Labor-analysen von Körpergeweben und Ausscheidungen, bild-gebende Verfahren u.v.a. mehr.

EINZEITIG/ZWEIZEITIG (REVISION)Bei Protheseninfektionen werden heutzutage sogenannte einzeitige und zweizeitige Behandlungskonzepte angewendet. Beim einzeitigen Konzept wird in einer Operation die infi -zierte Prothese nach radikaler chirurgischer Entfernung des infi zierten oder bereits abgestorbenen Gewebes durch eine Revisionsprothese ersetzt. Beim zweizeitigen Konzept werden zwei Operationen im Abstand von mehreren Wochen durchgeführt. Im ersten Ein-griff wird zunächst die infi zierte Prothese entnommen, das infi zierte Gewebe entfernt und nach einem Überbrückungs-zeitraum von mehreren Wochen die neue Prothese implan-tiert. In der Überbrückungszeit erhalten die Patienten in der Regel einen sog. Spacer aus Knochenzement, der ca. vier Wochen lang ein Antibiotikum in hohen Konzentrationen direkt in die infi zierte Gelenkhöhle abgibt. Als Platzhalter verhindert er eine Verkürzung der Muskeln und Bänder um das betroffene Gelenk und ermöglicht dem Patienten limi-tierte Bewegungen und Teilbelastungen. Er wird beim Ein-bau der neuen Prothese entfernt.

ESBL-BILDENDE GRAM-NEGATIVE BAKTERIENESBL steht für „extended-spectrum beta-lactamase“, zu deutsch „Beta-Laktamase mit erweitertem Spektrum“. Beta-Laktamase bezeichnet ein Enzym, das Beta-Laktam-Ringe spaltet und damit eine wichtige Gruppe von Antibio-tika, die so genannten Beta-Laktam-Antibiotika (z. B.die Cephalosporine), unwirksam macht. Diese Antibiotika stören den Aufbau der bakteriellen Zellwand.ESBL ist problematisch, wenn diese Eigenschaft auf

gramnegative Stäbchenbakterien aus der Gruppe der Entero-bakterien übertragen wird. Diese Bakterien (z. B. E. coli, Klebsiella sp. und Proteus sp.) leben im Darm von gesunden Menschen, werden auch aus der Umwelt aufgenommen und sind für die Funktionsfähigkeit der Darmfl ora wichtig.Erlangen sie aus der Umwelt die Fähigkeit, ESBL zu bil-den, ist das an sich noch nicht gefährlich. Problematisch wird es, wenn die ESBL-Keime sich – etwa bei beatmeten oder immungeschwächten Patienten – in der Schleimhaut des Dickdarms, den Harn- und Atemwegen vermehren und dort zu krankhaften Symptomen führen. Dann kommt es zu schwer therapierbaren Infektionen der Harnwege, nur schlecht heilenden Lungenentzündungen und Wundheilungs-störungen, bei denen die Wunden eitern und einen starken Verwesungsgeruch verströmen.ESBL-bildende Bakterien sind gegen eine ganze Reihe von Antibiotika resistent, und als Behandlungsmöglichkeit blei-ben häufi g nur noch bestimmte Reserveantibiotika übrig, in erster Linie die Carbapeneme und oft als letztes Mittel das Antibiotikum Colistin.

IMPLANTAT-ASSOZIIERTE INFEKTION / PERIPROTHETISCHE INFEKTIONNach Einsetzen einer Prothese kann es zu Infektionen kommen, die oft schwierig zu diagnostizieren sind. Man unterscheidet akute, kurz nach der Operation auftretende Frühinfektionen, verzögerte, i.d.R. chronisch verlaufende Infektionen sowie späte Infektionen, die meist wieder einen akuten Verlauf zeigen. Eine periprothetische Infektion (PPI, auch „Prothesen infektion“ genannt) äußert sich in der Regel in andauernden oder zunehmenden Gelenkschmerzen sowie einer frühen Prothesenlockerung.Frühinfektionen, die innerhalb von bis zu drei Monaten postoperativ auftreten, entstehen meist als Wundinfektio-nen mit akuten lokalen und systemischen Infektionszeichen. Verzögerte Infektionen, die bis zu 24 Monate nach der OP vorkommen können, sind ebenfalls meist intraoperativ ent-standen und auf langsam wachsende Keime zurückzuführen. Späte Infektionen können zu jedem Zeitpunkt, auch viele Jahre nach Prothesenimplantation auftreten. In diesen Fällen erfolgt die Infektion durch eine Streuung der Bakterien von einem entfernten Infektionsort, also i.d.R. über die Blutbahn (hämatogen).Als Faustregel gilt für chronische Infektionen: Je später sie auftritt, desto schwieriger ist oft eine Diagnose und

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Behandlung, da die klassischen Entzündungszeichen und deutlich erhöhte Laborwerte in der Regel fehlen. Zudem bilden die Bakterien meistens hartnäckige Biofi lme. Zur Diagnostik ist eine Kombination verschiedener Methoden notwendig: Die Aspiration der Gelenkfl üssigkeit (Punktion), die Biopsie von Gewebeproben an verschiedenen Stellen und zusätzlich die Sonikation (Ultraschallreinigung) der entnom-menen Prothese zur Biofi lmablösung. Die Therapie einer Protheseninfektion umfasst neben radikaler chirurgischer Entfernung des infi zierten und abgestorbenen Gewebes die systemische und lokale Gabe von Antibiotika – idealerweise mit Kombinationspräparaten. Vor einer Therapie sollte ein Biofi lm-spezifi sches Antibiogramm angefertigt werden. Die Bestimmung von Erreger und Antibiotikaresistenz bzw. -emp-fi ndlichkeit stellt gerade bei langsam wachsenden Erregern hohe Anforderungen an die klinische Mikrobiologie.

Infektionen eine wichtige Rolle. Viele der MRSA-Stämme sind nicht nur gegen Beta-Lactam-Antibiotika (z. B. Methicil-lin) resistent, sondern auch gegen andere Arten von Antibio-tika, sie sind folglich multiresistent. Der Name leitet sich daher ab, dass man früher die Resistenztestung der Keime mit dem Leitantibiotikum Methicillin durchgeführt hat.Bis in die 1990er Jahre kamen MRSA-Stämme fast aus-schließlich in Krankenhäusern vor und wurden in den letzten Jahren vor allem deswegen zum Problem, weil sie zunehmend auch gegen andere Antibiotika resistent werden ( multiresistente Keime). Zur Bekämpfung von MRSA-Stämmen werden sogenannte Glykopeptid-Antibiotika, wie beispielsweise Vancomycin, eingesetzt.Seit etwa 20 Jahren treten MRSA-Stämme auch außerhalb von Krankenhäusern auf, so dass zwischen Krankenhaus- assoziierten MRSA (hospital acquired, ha-MRSA) und ambulant-assoziierten MRSA (community acquired, ca-MRSA) unterschieden wird. Hinzu kommen Tiermast- assoziierte MRSA (livestock associated, la-MRSA), die wegen der Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht auftreten.

MRSE (METHICILLIN-RESISTENTER STAPHYLOCOCCUS EPIDERMIS)Ähnlich wie bei MRSA treten auch beim Hautkeim Staphylococcus epidermis antibiotika-resistente Stämme auf. S. epidermis und andere Staphylokokken gehören zur völlig normalen Haut- und Schleimhautfl ora des Menschen und verursachen keine Krankheiten. Auch die antibiotika- resistenten S. epidermis-Stämme (MRSE) sind für gesunde Menschen keine Gefahr. Infi zieren sie jedoch Menschen mit geschwächtem Immunsystem – etwa über implantierte Fremdkörper wie Katheter, Prothesen, künstliche Gelenke, Schrittmacher, Herzklappen, usw. – wird die Behandlung schwierig, da Antibiotika kaum oder gar nicht ansprechen.

MULTIRESISTENTE ERREGERMultiresistente Erreger sind Bakterien, die gegen mehrere oder sogar alle verfügbaren Antibiotika resistent sind. Infek-tionen mit diesen Erregern können daher nur sehr schwer oder gar nicht behandelt werden. Eine wachsende Anzahl der nosokomialen Infektionen wird durch resistente oder multi-resistente Erreger verursacht.Durch den vermehrten und unkontrollierten sowie fehlerhaf-ten Einsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren steigt die Zahl der multiresistenten Bakterien. Multiresistente Erre-ger verursachen in aller Regel weder häufi ger Infektionen

Abb. 3: Vergleich der Kulturen von Gewebebiopsie und Sonikat

Gewebebiopsie Sonikat© BactoSonic

MHK (MINIMALE HEMM-KONZENTRATION)Die minimale Hemm-Konzentration (MHK) ist defi niert als die niedrigste Konzentration eines Antibiotikums, bei der die Vermehrung von Mikroorganismen mit bloßem Auge nicht mehr wahrgenommen werden kann (s. Antibiogramm). Sie wird in Mikrogramm pro Milliliter (μg/ml) angegeben und dient als Grundlage zur Festsetzung der Dosierung von Antibiotika.

MRSA (METHICILLIN-RESISTENTER STAPHYLOCOCCUS AUREUS)MRSA-Bakterien sind Staphylokokken, die gegen das Anti-biotikum Methicillin resistent sind. Staphylokokken kom-men natürlicherweise vor allem auf der Haut und den Schleim häuten vor. Sie spielen vor allem bei nosokomialen

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noch sind sie aggressiver. Die Gefahr besteht darin, dass sie im Falle einer Infektion nur schwer zu behandeln sind, da die meisten Medikamente wirkungslos sind. Zu den multire-sistenten Erregern zählen neben MRSA unter anderem auch bestimmte Klebsiellen, Enterokokken oder Pseudomonaden.

NOSOKOMIALE INFEKTIONEine nosokomiale Infektion (umgangssprachlich: „Kranken-hausinfektion“) ist eine Infektion, die während oder kurz nach einem Krankenhausaufenthalt oder nach einer ambu-lanten Behandlung auftritt. Zu den wichtigsten nosokomialen Erregern gehören Bakterien, Viren und Pilze.Krankenhäuser und Arztpraxen, die mit vielen infi zierten Patienten umgehen, sind trotz größter Anstrengungen nicht 100%ig keimfrei zu halten, zumal viele Bakterien sehr wider-standsfähig sind und auch Alltagsgegenstände und medi-zinische Geräte besiedeln. Dementsprechend sind häufi ge Infektionsquellen neben anderen Patienten und Klinikper-sonal auch Gegenstände wie Türklinken oder Waschbecken ebenso wie Schläuche, Katheter, Beatmungsgeräte usw. Eine Kontaktinfektion ist ebenso möglich wie die Übertragung durch die Luft. Entscheidend in der Reduzierung nosokomi-aler Infektionen ist eine gute Hygiene, sprich eine sorgfältige Desinfektion oder Sterilisation.

Für gesunde Personen mit intakter Immunabwehr (Pfl ege-personal, Ärzte, Besucher) stellen diese Krankenhauskeime gewöhnlich kein Risiko dar. Ein höheres Risiko besteht für Patienten, wenn Geräte oder Implantate in den Körper einge-bracht werden. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Patienten. Postoperative Wundinfektionen gehören zu den am häufi gsten vorkommenden nosokomialen Infektionen.

RESERVEANTIBIOTIKAReserveantibiotika sind Antibiotika, die nur dann eingesetzt werden sollen, wenn es sich um besonders schwere Infektio-nen handelt und/oder die infektiösen Bakterien Resistenzen gegen andere Antibiotika entwickelt haben. Sie sollten bei einfach verlaufenden Infektionen nicht eingesetzt werden, um eine Resistenzentwicklung möglichst zu vermeiden.Reserveantibiotika sind nicht wirksamer als andere Anti-biotika, es gibt jedoch aufgrund ihres relativ seltenen und kontrollierteren Einsatzes kaum Resistenzen. Häufi g rufen sie deutlich mehr Nebenwirkungen als herkömmliche Antibiotika hervor. Vancomycin dient beispielsweise als Reserveantibiotikum gegen Staphylococcus aureus.Screening

Abb. 4: Staphylococcus aureus im Biofi lm auf Katheteroberfl äche

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Im weitesten Sinn sind Screenings systematische Testverfah-ren, um in einer großen Zahl von Elementen (z. B. Patienten, Krankheitserreger usw.) einzelne Elemente mit bestimmten Eigenschaften zu i dentifi zieren.Im Fall von Krankheitserregern / Antibiotikaresistenzen wer-den z. B. in einem Krankenhaus systematisch alle neu auf-genommenen Patienten auf das Vorhandensein bestimmter resistenter Keime getestet („Eingangsscreening“). Es kann zur Eindämmung der Ausbreitung bestimmter Keime beitra-gen, ist jedoch kein Allheilmittel, da es aufwändig und teuer ist, nur einen bestimmten Keim betrifft und das Auftreten neuer Stämme nicht erfassen kann.

STANDARD-ANTIBIOTIKABei den so genannten Standard-Antibiotika handelt es sich um ca. ein Dutzend Präparate, die seit Jahren oder Jahr-zehnten zur Bekämpfung mikrobieller Infektionen einge-setzt werden. Entsprechende Listen der WHO bzw. einzelner Länder und Regionen sind dabei nicht deckungsgleich. Zu den Standard-Antibiotika zählen z. B. Aminoglykosid-Anti-biotika, Cephalosporine, Gyrasehemmer, Makrolid-Antibio-tika, Penicilline, Sulfonamide, Tetrazykline, Trimethoprim und Tuberkulostatika.Sie werden zur Bekämpfung praktisch aller bakteriellen Infektionen eingesetzt und sind daher in allen medizinischen Disziplinen von Bedeutung.

VANCOMYCIN-RESISTENTE ENTEROKOKKEN (VRE)Enterokokken – in der Regel handelt es sich um das Darm-bakterium Enterococcus faecium – sind häufi ge Erreger von nosokomialen Infektionen, vor allem bei intensivmedizinisch betreuten Patienten. Risikopatienten sind meist schwer kranke, ältere Patienten mit einem geschwächten Immunsys-tem. Enterokokken sind häufi g multiresistent.Besonders problematisch sind Vancomycin-resistente Enterokokken, die so genannten VRE-Bakterien. Da sie eine Resistenz gegen Vancomycin, ein so genanntes

Reserve antibiotikum tragen, sind sie ein gefürchteter noso-komialer Problemkeim. Zudem weisen sie meistens eine Vielzahl weiterer Antibiotikaresistenzen auf, so dass nur sehr wenige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.

VERMEIDUNG VON RESISTENZENDer unnötige oder falsche Einsatz von Antibiotika beschleu-nigt die Entstehung und Verbreitung von resistenten Bakte-rien. Jede Einnahme von Antibiotika setzt Krankheitserreger und Darmfl ora unter Selektionsdruck, d. h. begünstigt die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen. Daher sollten Antibiotika nicht auf Verdacht eingesetzt werden.Bakterielle Infektionen sollten mit einer ausreichend hohen Antibiotika-Dosis über möglichst kurze Zeit behandelt wer-den. Dabei muss die Antibiotika-Therapie gegen den tat-sächlich vorliegenden Erreger gerichtet sein (Antibiogramm). Des Weiteren muss grundsätzlich abgeklärt werden, ob überhaupt eine bakterielle Infektion vorliegt, bevor man eine Antibiotika-Therapie wählt.Wird eine Antibiotikabehandlung vorzeitig abgebrochen, begünstigt das das Überleben schwach resistenter Keime und deren weitere Anpassung an das Antibiotikum. Wichtig sind daher eine exakte Diagnose, eine Verschreibungspfl icht (die es in zahlreichen Ländern nicht gibt) und die exakte Einnahme nach Anweisung des Arztes.Allerdings ist in der Humanmedizin noch viel Aufklärungs-arbeit zu leisten. Nach Angaben der Krankenkasse DAK, die jährlich ihre Arzneimitteldaten auswertet, waren 2013 fast 30 % der Antibiotika-Verordnungen mit Blick auf die Diag-nose fragwürdig. 40 % der Versicherten erhielten Antibiotika meistens bei Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis oder Husten verschrieben – Erkrankungen, die häufi g von Viren verursacht werden. https://www.dak.de/dak/bundes- themen/Antibiotika-Report-1487632.html

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