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AZB 8015 Zürich International: Greenpeace eröffnet Büros in Afrika, die Schweiz leistet Starthilfe Seite 4 Genf: Erste Umweltzone der Schweiz Seite 8 Intern: Adieu Hans Hildbrand Seite 12 Interview: AKW sind unrentabel Seite 14 Persönlich: Bauern gegen Gentech Seite 20 Magazin greenpeace 4/2008

Greenpeace Magazin 01/09

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Page 1: Greenpeace Magazin 01/09

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International: Greenpeace eröffnet Büros in Afrika, die Schweiz leistet Starthilfe Seite 4

Genf: Erste Umweltzone der Schweiz Seite 8 Intern: Adieu Hans Hildbrand

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Interview: AKW sind unrentabel Seite 14 Persönlich: Bauern gegen Gentech Seite 20

Magazin greenpeace4/2008

Page 2: Greenpeace Magazin 01/09

2 greenpeace 4/08 greenpeace 4/08 3

Greenpeace/Adair

Editorial von Kaspar Schuler

Inhalt Magazin greenpeace 2008, Nr. 4 Infos aus dem Greenpeace-Leben

In Kürze

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12

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16

16

20

InternationalGreenpeace geht nach AfrikaIn diesen Tagen eröffnet Greenpeace die ersten Büros in Afrika, um sich vor Ort für diese besonders bedrohte Region einzusetzen.

KlimaGenfer PionierprojektAls erste Schweizer Stadt will Genf eine Umweltzone schaffen, in der besonders schmutzige Autos nicht verkehren dürfen.

EngagementTrauer um Hans HildbrandHans Hildbrand, 1996 bis 2001 Geschäftsführer von Greenpeace Schweiz, ist tot. Wir und die Umwelt verdanken ihm viel.

Atom«Atomenergie ist nicht konkurrenzfähig»Der US-Experte Amory B. Lovins erklärt, warum private Anleger in erneuerbare Energien statt in AKW investieren.

CommunityLovepeace.ch wird renoviertDie Community-Plattform von Greenpeace Schweiz wurde über-arbeitet und lädt jetzt noch mehr zum Mitmachen ein.

Public EyeNeues Feld für GreenpeaceDie Public-Eye-Awards mahnen die Wirtschaft an ihre soziale und ökologische Verantwortung – neu mit Greenpeace-Beteiligung.

Persönlich«Gentech ist keine Option»Es gibt keine einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die den Bau-ern Vorteile bringt, sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband.

Aktiv

Öko-Rätsel, Rezept

Ihre Meinung, Mitglieder/Intern

Weitere Infos zu Themen in diesem Magazin finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin.

10

18

19

Ihre Meinung interessiert uns!

Neu stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe eine Frage im Zusammenhang mit unseren Themen. Mehr darüber erfahren Sie auf Seite 19.PS: Das Magazin nach dem Lesen bitte nicht wegwerfen! Besser ist: aufbewahren, weitergeben, für andere liegen lassen. Ansonsten gehört das Magazin ins Altpapier, wo es auch herkommt.

Titelbild: Eine der Hauptaufgaben der neu eröffneten Greenpeace-Büros in Afrika wird der Kampf für die Erhaltung des Regenwalds im Kongobecken sein. Das Bild zeigt eine Karte von Waldgebieten im Kongo; solche Karten sind oft ungenau, was die Arbeit stark erschwert. © Greenpeace/Reynaers

Good bye Chris Robinson

Chris Robinson ist am 17. September 2008 mit 55 Jahren an Krebs gestorben. Chris war ein Green-peace-Aktivist und verbrachte einen grossen Teil seines Lebens auf dem Meer. Er gehörte zur ur-sprünglichen Besatzung der «Rainbow Warrior» und war später Kapitän der «Vega». Chris war ein Mensch, der alle Meere durchfahren konnte – ob sich ihm pazifische Taifune oder Mittelmeerstür-me entgegenstemmten, Chris blieb mit der klei-nen «Vega» immer auf Kurs. Er fuhr mit dem Schlauchboot unter Atommüllfässer, die im Meer entsorgt werden sollten. Er stritt mit dem fran-zösischen Militär im Sperrgebiet des Mururoa-Atolls gegen die französischen Atomwaffentests im Pazifik und setzte sich gegen Kriegswaffen und Atom-U-Boote ein. Zuverlässig, geliebt und res-pektiert – wir werden ihn sehr vermissen.

Petition «Deckel weg»: Für Solarenergie!

Ab 2009 wird für Strom aus erneuerbaren Ener-gien die kostendeckende Einspeisevergütung be-zahlt. Für Photovoltaik-Anlagen sind die Gelder vorhanden. Der Verein NWA «Nie wieder Atom-kraftwerke» hat die Petition «Deckel weg» lan-ciert, um der Solarenergie als sauberer, sicherer und zukunftsorientierter Technik zum Durch-bruch zu verhelfen. Unterschreiben Sie auf www.nwa-schweiz.ch.

Ausstellung in Norddeutschland: «1:1 – Riesen der Meere»

Die Ausstellung «1:1 – Riesen der Meere» in Stral-sund, Norddeutschland, wurde von Greenpeace und dem Deutschen Meeresmuseum gemeinsam konzipiert. Greenpeace möchte mit der Ausstel-lung auf die Schönheit und die Bedrohung der Meere aufmerksam machen. Im Ozeaneum sind Nachbildungen von Walen im Originalmassstab zu sehen, unter anderem die 26 Meter lange Nach-bildung eines Blauwals. In verschiedenen Aquari-en erleben die Besucher eine Unterwasserreise von der Ostsee, Nordsee und dem Atlantik bis zum Polarmeer. Weitere Infos unter www.ozeaneum.de

Mitgliederangebot: Ermässigter Eintritt in die 4. NATUR Messe

42 000 Unterschriften für den Regenwald im Kongo

Im Rahmen des Projektes «Kids for Forests» enga-gieren sich immer mehr afrikanische Jugendliche für einen nachhaltigen Umgang mit dem Urwald und ihrer Zukunft. Im April 2007 haben Jugend-liche aus der Schweiz, Deutschland und Kamerun am ersten «Camp de Reforestation International» (CRI) in Kamerun teilgenommen und gemeinsam 1000 Bäume gepflanzt. Zu den im Oktober an die Weltbank eingereichten 42 000 Unterschriften aus Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo kommen weitere 2000 aus der Schweiz, die bereits im November 2007 in Form einer Solida-ritätspetition beim Staatssekretariat (Seco) einge-gangen sind.Anlässlich des Jahrestreffens der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington hatte die Jugenddelegation die Gele-genheit, ihre Anliegen beim Weltbank-Präsiden-ten Robert Zoellick persönlich anzubringen. In ihrer Petition protestieren die Jugendlichen gegen die industrielle Abholzung im Kongobecken, die verheerende Folgen für Einwohner, Natur und Klima hat. Die von der Weltbank finanziell un-terstützten Waldreformen in Kamerun führten zu vermehrter illegaler Abholzung, zunehmender Korruption und hätten bestenfalls sehr geringe Vorteile für die ländliche Bevölkerung.

Gelungene Sanierung der Deponie für Industrieabfälle Pramont in Sierre

Im September 1995 verlangten Greenpeace und der WWF öffentlich die Sanierung der Deponie für Industrieabfälle Pramont in Sierre. 1996 erklärte sich das Unternehmen Rio Tinto Alcan (ehemals Alusuisse und später Alcan) bereit, die Sanierung der Deponie sowie anderer Walliser Lagerstätten für metallurgische Abfälle in Angriff zu nehmen. Greenpeace und der WWF verfolgten alle Etap-pen dieser Bemühungen kritisch. Anlässlich einer Pressekonferenz am 30. September 2008 zeigten sich die beiden Umweltorganisationen nun erfreut über die gelungene Sanierung.

Impressum Ausgabe 4, 2. Dezember 2008

Herausgeberin/Redaktionsadresse Greenpeace SchweizHeinrichstrasse 147, Postfach, 8031 ZürichTelefon 044 447 41 41, Fax 044 447 41 99www.greenpeace.ch, Postkonto 80-6222-8

Leitung Redaktionsteam_Tanja Keller

Bildredaktion_Alexandra Capeder

Redaktion/Textproduktion_Heini Lüthy, Zürich

Gestaltung_Sofie’s Kommunikationsdesign, Zürich

Druck_Zollikofer AG, St. Gallen

Papier_Cyclus Offset aus 100% Altpapier

Druckauflage_d: 122 000, f: 22 500

Erscheinungsweise_viermal jährlich

Das Magazin greenpeace geht an alle Green peace-Mitglieder (Jahresbeitrag neu ab Fr. 72.–). Es kann Meinungen enthalten, die nicht mit offiziellen Greenpeace-Positionen überein stimmen.

1 Franken mehr pro Monat für die Umwelt

Greenpeace Schweiz erhöht den Mitgliederbeitrag im nächsten Jahr von 60 auf 72 Franken. Ist es falsch, wenn eine Finanzkrise die Weltwirtschaft er-schüttert, die wir alle zu spüren kriegen?

Wir glauben nein, weil gerade die Finanzkrise mitsamt ihren staatli-chen Rettungsmassnahmen erschreckend deutlich vor Augen führt, wem und wann geholfen wird: Gerettet werden taumelnde Finanzinstitute, damit die lange als Risiko in Kauf genommene ökonomische Katastrophe in letzter Sekunde abgewendet werden kann. Nicht geholfen wird denjenigen, die am Fuss der ökonomischen Pyramide stehen: den Menschen in den ärmsten Ländern und den Lebewesen der Natur, die unser menschliches Dasein erst ermöglichen. Entwicklungshilfe, Klimapolitik und Schutz der Biodiversität werden als zweitrangig gehandelt.

Für den Klimaschutz könnte die aktuell praktizierte Art der finanzwirt-schaftlichen Feuerwehrübung sogar ein Muster werden: halbherziges und zögerndes Handeln so lange wie nur möglich, dafür werden später Hals über Kopf Eingriffe nötig, die nur mit exorbitanten Kostenfolgen zu bewältigen sind und deren Wirkung obendrein ungewiss ist.

Greenpeace handelt anders. Seit 20 Jahren steht der Klimaschutz für uns ganz oben auf der Agenda, und die lang angestrebte Eröffnung eines Organisationsbüros in Afrika findet jetzt trotz aller Ungewissheit statt (siehe Seite 4). Greenpeace Schweiz steht an vorderster Stelle für Afrika ein: Wir unterstützen dank Ihrer Beiträge den Aufbau mit 2,5 Millionen Franken. Gestartet wird in Südafrika und Kongo, wo es die Klima- und Energiepo-litik und den Tropenwaldschutz voranzubringen gilt. Später folgt ein Büro in Senegal, um der Piratenfischerei der europäischen und asiatischen Fisch-fangflotten vor Westafrika Einhalt zu gebieten.

Genauso gezielt wollen wir den Klimaschutz ohne neue Atomkraftwerke in der Schweiz verwirklichen und 2012 das Referendum gegen den Bau neuer AKW gewinnen. Dazu haben wir unser Büro mit zusätzlichem Personal ver-stärkt. Deshalb bitten wir Sie um die Erhöhung Ihrer Unterstützung.

Ich wünsche Ihnen eine ruhige Weihnachtszeit voll engagierter Zuver-sicht und verspreche meinerseits: Wir geben auch 2009 alles, um aus Ihren umweltpolitischen Wünschen konkrete, friedfertige und wirksame Taten zu schmieden.

Kaspar Schuler ist Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz

Greenpeace/Ferrero/Marriner

Page 3: Greenpeace Magazin 01/09

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Greenpeace/Adair

Editorial von Kaspar Schuler

Inhalt Magazin greenpeace 2008, Nr. 4 Infos aus dem Greenpeace-Leben

In Kürze

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InternationalGreenpeace geht nach AfrikaIn diesen Tagen eröffnet Greenpeace die ersten Büros in Afrika, um sich vor Ort für diese besonders bedrohte Region einzusetzen.

KlimaGenfer PionierprojektAls erste Schweizer Stadt will Genf eine Umweltzone schaffen, in der besonders schmutzige Autos nicht verkehren dürfen.

EngagementTrauer um Hans HildbrandHans Hildbrand, 1996 bis 2001 Geschäftsführer von Greenpeace Schweiz, ist tot. Wir und die Umwelt verdanken ihm viel.

Atom«Atomenergie ist nicht konkurrenzfähig»Der US-Experte Amory B. Lovins erklärt, warum private Anleger in erneuerbare Energien statt in AKW investieren.

CommunityLovepeace.ch wird renoviertDie Community-Plattform von Greenpeace Schweiz wurde über-arbeitet und lädt jetzt noch mehr zum Mitmachen ein.

Public EyeNeues Feld für GreenpeaceDie Public-Eye-Awards mahnen die Wirtschaft an ihre soziale und ökologische Verantwortung – neu mit Greenpeace-Beteiligung.

Persönlich«Gentech ist keine Option»Es gibt keine einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die den Bau-ern Vorteile bringt, sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband.

Aktiv

Öko-Rätsel, Rezept

Ihre Meinung, Mitglieder/Intern

Weitere Infos zu Themen in diesem Magazin finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin.

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Ihre Meinung interessiert uns!

Neu stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe eine Frage im Zusammenhang mit unseren Themen. Mehr darüber erfahren Sie auf Seite 19.PS: Das Magazin nach dem Lesen bitte nicht wegwerfen! Besser ist: aufbewahren, weitergeben, für andere liegen lassen. Ansonsten gehört das Magazin ins Altpapier, wo es auch herkommt.

Titelbild: Eine der Hauptaufgaben der neu eröffneten Greenpeace-Büros in Afrika wird der Kampf für die Erhaltung des Regenwalds im Kongobecken sein. Das Bild zeigt eine Karte von Waldgebieten im Kongo; solche Karten sind oft ungenau, was die Arbeit stark erschwert. © Greenpeace/Reynaers

Good bye Chris Robinson

Chris Robinson ist am 17. September 2008 mit 55 Jahren an Krebs gestorben. Chris war ein Green-peace-Aktivist und verbrachte einen grossen Teil seines Lebens auf dem Meer. Er gehörte zur ur-sprünglichen Besatzung der «Rainbow Warrior» und war später Kapitän der «Vega». Chris war ein Mensch, der alle Meere durchfahren konnte – ob sich ihm pazifische Taifune oder Mittelmeerstür-me entgegenstemmten, Chris blieb mit der klei-nen «Vega» immer auf Kurs. Er fuhr mit dem Schlauchboot unter Atommüllfässer, die im Meer entsorgt werden sollten. Er stritt mit dem fran-zösischen Militär im Sperrgebiet des Mururoa-Atolls gegen die französischen Atomwaffentests im Pazifik und setzte sich gegen Kriegswaffen und Atom-U-Boote ein. Zuverlässig, geliebt und res-pektiert – wir werden ihn sehr vermissen.

Petition «Deckel weg»: Für Solarenergie!

Ab 2009 wird für Strom aus erneuerbaren Ener-gien die kostendeckende Einspeisevergütung be-zahlt. Für Photovoltaik-Anlagen sind die Gelder vorhanden. Der Verein NWA «Nie wieder Atom-kraftwerke» hat die Petition «Deckel weg» lan-ciert, um der Solarenergie als sauberer, sicherer und zukunftsorientierter Technik zum Durch-bruch zu verhelfen. Unterschreiben Sie auf www.nwa-schweiz.ch.

Ausstellung in Norddeutschland: «1:1 – Riesen der Meere»

Die Ausstellung «1:1 – Riesen der Meere» in Stral-sund, Norddeutschland, wurde von Greenpeace und dem Deutschen Meeresmuseum gemeinsam konzipiert. Greenpeace möchte mit der Ausstel-lung auf die Schönheit und die Bedrohung der Meere aufmerksam machen. Im Ozeaneum sind Nachbildungen von Walen im Originalmassstab zu sehen, unter anderem die 26 Meter lange Nach-bildung eines Blauwals. In verschiedenen Aquari-en erleben die Besucher eine Unterwasserreise von der Ostsee, Nordsee und dem Atlantik bis zum Polarmeer. Weitere Infos unter www.ozeaneum.de

Mitgliederangebot: Ermässigter Eintritt in die 4. NATUR Messe

42 000 Unterschriften für den Regenwald im Kongo

Im Rahmen des Projektes «Kids for Forests» enga-gieren sich immer mehr afrikanische Jugendliche für einen nachhaltigen Umgang mit dem Urwald und ihrer Zukunft. Im April 2007 haben Jugend-liche aus der Schweiz, Deutschland und Kamerun am ersten «Camp de Reforestation International» (CRI) in Kamerun teilgenommen und gemeinsam 1000 Bäume gepflanzt. Zu den im Oktober an die Weltbank eingereichten 42 000 Unterschriften aus Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo kommen weitere 2000 aus der Schweiz, die bereits im November 2007 in Form einer Solida-ritätspetition beim Staatssekretariat (Seco) einge-gangen sind.Anlässlich des Jahrestreffens der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington hatte die Jugenddelegation die Gele-genheit, ihre Anliegen beim Weltbank-Präsiden-ten Robert Zoellick persönlich anzubringen. In ihrer Petition protestieren die Jugendlichen gegen die industrielle Abholzung im Kongobecken, die verheerende Folgen für Einwohner, Natur und Klima hat. Die von der Weltbank finanziell un-terstützten Waldreformen in Kamerun führten zu vermehrter illegaler Abholzung, zunehmender Korruption und hätten bestenfalls sehr geringe Vorteile für die ländliche Bevölkerung.

Gelungene Sanierung der Deponie für Industrieabfälle Pramont in Sierre

Im September 1995 verlangten Greenpeace und der WWF öffentlich die Sanierung der Deponie für Industrieabfälle Pramont in Sierre. 1996 erklärte sich das Unternehmen Rio Tinto Alcan (ehemals Alusuisse und später Alcan) bereit, die Sanierung der Deponie sowie anderer Walliser Lagerstätten für metallurgische Abfälle in Angriff zu nehmen. Greenpeace und der WWF verfolgten alle Etap-pen dieser Bemühungen kritisch. Anlässlich einer Pressekonferenz am 30. September 2008 zeigten sich die beiden Umweltorganisationen nun erfreut über die gelungene Sanierung.

Impressum Ausgabe 4, 2. Dezember 2008

Herausgeberin/Redaktionsadresse Greenpeace SchweizHeinrichstrasse 147, Postfach, 8031 ZürichTelefon 044 447 41 41, Fax 044 447 41 99www.greenpeace.ch, Postkonto 80-6222-8

Leitung Redaktionsteam_Tanja Keller

Bildredaktion_Alexandra Capeder

Redaktion/Textproduktion_Heini Lüthy, Zürich

Gestaltung_Sofie’s Kommunikationsdesign, Zürich

Druck_Zollikofer AG, St. Gallen

Papier_Cyclus Offset aus 100% Altpapier

Druckauflage_d: 122 000, f: 22 500

Erscheinungsweise_viermal jährlich

Das Magazin greenpeace geht an alle Green peace-Mitglieder (Jahresbeitrag neu ab Fr. 72.–). Es kann Meinungen enthalten, die nicht mit offiziellen Greenpeace-Positionen überein stimmen.

1 Franken mehr pro Monat für die Umwelt

Greenpeace Schweiz erhöht den Mitgliederbeitrag im nächsten Jahr von 60 auf 72 Franken. Ist es falsch, wenn eine Finanzkrise die Weltwirtschaft er-schüttert, die wir alle zu spüren kriegen?

Wir glauben nein, weil gerade die Finanzkrise mitsamt ihren staatli-chen Rettungsmassnahmen erschreckend deutlich vor Augen führt, wem und wann geholfen wird: Gerettet werden taumelnde Finanzinstitute, damit die lange als Risiko in Kauf genommene ökonomische Katastrophe in letzter Sekunde abgewendet werden kann. Nicht geholfen wird denjenigen, die am Fuss der ökonomischen Pyramide stehen: den Menschen in den ärmsten Ländern und den Lebewesen der Natur, die unser menschliches Dasein erst ermöglichen. Entwicklungshilfe, Klimapolitik und Schutz der Biodiversität werden als zweitrangig gehandelt.

Für den Klimaschutz könnte die aktuell praktizierte Art der finanzwirt-schaftlichen Feuerwehrübung sogar ein Muster werden: halbherziges und zögerndes Handeln so lange wie nur möglich, dafür werden später Hals über Kopf Eingriffe nötig, die nur mit exorbitanten Kostenfolgen zu bewältigen sind und deren Wirkung obendrein ungewiss ist.

Greenpeace handelt anders. Seit 20 Jahren steht der Klimaschutz für uns ganz oben auf der Agenda, und die lang angestrebte Eröffnung eines Organisationsbüros in Afrika findet jetzt trotz aller Ungewissheit statt (siehe Seite 4). Greenpeace Schweiz steht an vorderster Stelle für Afrika ein: Wir unterstützen dank Ihrer Beiträge den Aufbau mit 2,5 Millionen Franken. Gestartet wird in Südafrika und Kongo, wo es die Klima- und Energiepo-litik und den Tropenwaldschutz voranzubringen gilt. Später folgt ein Büro in Senegal, um der Piratenfischerei der europäischen und asiatischen Fisch-fangflotten vor Westafrika Einhalt zu gebieten.

Genauso gezielt wollen wir den Klimaschutz ohne neue Atomkraftwerke in der Schweiz verwirklichen und 2012 das Referendum gegen den Bau neuer AKW gewinnen. Dazu haben wir unser Büro mit zusätzlichem Personal ver-stärkt. Deshalb bitten wir Sie um die Erhöhung Ihrer Unterstützung.

Ich wünsche Ihnen eine ruhige Weihnachtszeit voll engagierter Zuver-sicht und verspreche meinerseits: Wir geben auch 2009 alles, um aus Ihren umweltpolitischen Wünschen konkrete, friedfertige und wirksame Taten zu schmieden.

Kaspar Schuler ist Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz

Greenpeace/Ferrero/Marriner

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Text Greenpeace

Afrika und seine Bewohnerinnen und Be-wohner sind Opfer des Klimawandels. Um in dieser dramatischen Situation konkrete Hilfe und Lösungsmöglichkeiten für die zahlreichen grossen Probleme anzubieten, eröffnet Greenpeace erstmals Büros auf diesem Kontinent.

Die Situation ist, mit einem Wort ausgedrückt, dramatisch: Die ökologische Krise in Afrika ist gross und bedroht die Lebensgrundlagen der dor-tigen Bevölkerung. Der Druck auf diesen Konti-nent und seine Menschen, ihre natürlichen Res-sourcen rücksichtslos ausbeuten zu lassen, steigt. Erschwerend kommt hinzu, dass Afrika höchst empfindlich ist für den Einfluss der Klimaver-änderung und dass die Bewohnerinnen und Be-wohner bereits heute stark von Trockenheit und Hunger betroffen sind.

Greenpeace arbeitet seit den frühen neunzi-ger Jahren in Afrika und hat bereits viele Kampag-nen gegen die illegale Abholzung der Regenwälder und gegen illegale Fischerei erfolgreich geführt. Doch um die Umwelt und die Lebensbedingungen

Greenpeace geht nach Afrika

der Menschen noch besser zu schützen, ist jetzt eine permanente Basis auf diesem Kontinent nötig. Deshalb hat Greenpeace im November ihr erstes Büro in Südafrika eröffnet, Kongo und Senegal werden folgen.

Bei unserer Arbeit werden wir auf die drei Schwerpunkte Wald, Klima und Meer fokussie-ren, die zum Teil ineinander übergehen:

Wald und Klima: Der Schutz der verbliebenen Tropenwälder ist für den Klimaschutz von zent-raler Bedeutung, denn diese Wälder, die «Lungen der Erde», sind gigantische Kohlenstoffspeicher. Werden sie durch Abholzen oder Brandrodung zerstört, gelangt dieser Kohlenstoff in die Atmo-sphäre. Und dies passiert in einem alarmieren-den Tempo: Seit 1950 sind rund 75 Prozent der

tropischen Wälder in Westafrika verschwunden. Der Urwald im Kongo und in den angrenzenden Ländern Kamerun, Zentralafrikanische Repub-lik, Äquatorialguinea und Gabun ist nach dem Amazonas der zweitgrösste Regenwald der Erde und damit für die Stabilität des globalen Klimas extrem wichtig.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird sein, die Holz schlagenden und verarbeitenden Fir-men – die meisten davon sind in Industrielän-dern, auch in der Schweiz, beheimatet – dazu zu bringen, die ökologisch empfindlichsten Regio-nen und Schutzgebiete zu verschonen. Etwas, was im Kongo besonders schwierig ist, wo der Kampf um die Bodenschätze gerade in letzter Zeit wie-der härter geführt wird. Und wir werden weiter

auf ein Moratorium für das Abholzen hinarbei-ten, dies in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, mit Privatpersonen, Gruppierungen und Behörden. Ganz wichtig ist es, von den Be-hörden und den Holzgesellschaften Transparenz und die Einhaltung der Gesetze zu fordern und dies auch durchzusetzen. Dazu werden wir illega-le Praktiken dokumentieren und auf den Märkten Europas publik machen, um die Nachfrage nach Produkten zu senken, die aus illegal geschlagenem oder nicht nachhaltig bewirtschaftetem Holz her-gestellt sind.

Erste Erfolge können wir bereits vorweisen: Durch unsere Präsenz vor Ort und durch die Publikation dieser Situation ist es uns gelungen, wichtige internationale Gruppierungen von einer Umorientierung von einer nachhaltigen Bewirt-schaftung dieser Ressourcen zu überzeugen. So-gar die Regierung der Demokratischen Republik Kongo sucht die Zusammenarbeit mit Green-peace, um alternative Bewirtschaftungsmodelle und Finanzierungsmechanismen zu entwickeln, die dem Land sowohl ökonomisch als auch öko-logisch Vorteile gegenüber den bisherigen Prakti-ken bieten.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit wird es sein, die Regierung Südafrikas, des am meisten entwickelten Landes der Region, dazu zu motivieren, die Kyoto-Ziele einzuhalten. Die-

Für 40 Millionen Menschen in der Demokra-tischen Republik Kongo ist der Urwald die Lebensgrundlage. Und es dauert nur zehn Minuten, um einen 200 Jahre alten Baum zu fällen. Dies wird oft, wie hier, illegal getan.

Greenpeace/Stok

«Stolen Fish», gestohlener Fisch – der Ausdruck ist gerecht-fertigt, wenn Fischer aus fernen Ländern wie China (Bild) illegal die Meere vor Afrika leerfischen und so der dortigen Bevölkerung die Lebensgrundlage entziehen.

Greenpeace/Morgan

Das britische Umweltministerium schätzt, dass bereits unter Hunger leidende Länder wie Guinea jedes Jahr 100 Millionen Dollar wegen dieses «stolen fish» (gestohlener Fisch) verlieren. Hinzu kommt, dass diese hochtechnisierten Flot-ten mit ihren Schleppnetzen den Meeresgrund grossräumig zerstören.

In den nächsten drei Jahren wird Greenpeace diese verheerenden Praktiken und ihre Auswir-kungen auf die afrikanischen Küstenregionen aufzeigen. Dazu werden wir eine bestimmte Re-gion auswählen, an deren Beispiel dies besonders deutlich wird. Dort werden wir ein Netzwerk aufbauen und darin die Bevölkerung, die Fischer, Organisationen und Behörden einbinden, um ge-meinsam neue Formen von nachhaltiger Fischerei zu entwickeln. Das Ziel ist es, die illegale Fischerei zu stoppen und der lokalen Bevölkerung wieder zu ermöglichen, vom Fischfang in ihren eigenen Gewässern zu leben.

Die «Stolen Fish»-Kampagne von Greenpeace konzentriert sich auf Afrika, weil wir hier bereits seit längerer Zeit aktiv sind und weil diese Form der Fischerei hier besonders praktiziert wird. Denn die Gewässer vor Westafrika sind beson-ders fischreich, weil eine konstante Strömung hier ständig tierische und pflanzliche Nahrung aus den Tiefen des Ozeans an die Oberfläche bringt.

WWW

Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/magazin

ses Land ist einer der weltgrössten CO2-Produ-zenten, unter anderem deshalb, weil der Strom zum grossen Teil in Kohlekraftwerken produziert wird. Zudem steht hier das einzige kommerzielle Atomkraftwerk des Kontinents, und der staatliche Energiekonzern plant einen Ausbau der AKW-Ka-pazitäten. Wir werden deshalb eine neue Strategie für die südafrikanische Energieversorgung erar-beiten, die eine Abkehr von den fossilen Brenn-stoffen und vom Uran beinhaltet; das Ziel ist eine Neuorientierung auf erneuerbare Energien, vor allem Solar- und Windenergie.

Meer: Wie die Wälder werden auch die Meere Afrikas von fremden Interessengruppen genutzt, ja übernutzt. Flotten aus anderen Ländern, aus Europa, aber sogar aus Japan, Korea, Taiwan

und China, die bereits die Meere vor ihren eige-nen Küsten leergefischt haben, kreuzen heute vor den Küsten Afrikas und berauben die dortige Be-völkerung ihrer Nahrung und ihres Einkommens. Dabei dringen sie auch in Zonen ein, in denen ihnen das Fischen eigentlich verboten wäre, sei es nach Abschluss von unlauteren Vereinbarungen mit Privaten oder lokalen Verantwortlichen oder sei es schlicht und einfach unter Missachtung der Vorschriften.

Greenpeace wird illegale Praktiken dokumentieren und in Europa

publik machen, um die Nachfrage nach solchem Holz zu senken.

Greenpeace/Gleizes

Die Versorgung der westafrika-nischen Bevölkerung mit Fisch verschlechtert sich rapid wegen der übermächtigen Konkurrenz.

International

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Text Greenpeace

Afrika und seine Bewohnerinnen und Be-wohner sind Opfer des Klimawandels. Um in dieser dramatischen Situation konkrete Hilfe und Lösungsmöglichkeiten für die zahlreichen grossen Probleme anzubieten, eröffnet Greenpeace erstmals Büros auf diesem Kontinent.

Die Situation ist, mit einem Wort ausgedrückt, dramatisch: Die ökologische Krise in Afrika ist gross und bedroht die Lebensgrundlagen der dor-tigen Bevölkerung. Der Druck auf diesen Konti-nent und seine Menschen, ihre natürlichen Res-sourcen rücksichtslos ausbeuten zu lassen, steigt. Erschwerend kommt hinzu, dass Afrika höchst empfindlich ist für den Einfluss der Klimaver-änderung und dass die Bewohnerinnen und Be-wohner bereits heute stark von Trockenheit und Hunger betroffen sind.

Greenpeace arbeitet seit den frühen neunzi-ger Jahren in Afrika und hat bereits viele Kampag-nen gegen die illegale Abholzung der Regenwälder und gegen illegale Fischerei erfolgreich geführt. Doch um die Umwelt und die Lebensbedingungen

Greenpeace geht nach Afrika

der Menschen noch besser zu schützen, ist jetzt eine permanente Basis auf diesem Kontinent nötig. Deshalb hat Greenpeace im November ihr erstes Büro in Südafrika eröffnet, Kongo und Senegal werden folgen.

Bei unserer Arbeit werden wir auf die drei Schwerpunkte Wald, Klima und Meer fokussie-ren, die zum Teil ineinander übergehen:

Wald und Klima: Der Schutz der verbliebenen Tropenwälder ist für den Klimaschutz von zent-raler Bedeutung, denn diese Wälder, die «Lungen der Erde», sind gigantische Kohlenstoffspeicher. Werden sie durch Abholzen oder Brandrodung zerstört, gelangt dieser Kohlenstoff in die Atmo-sphäre. Und dies passiert in einem alarmieren-den Tempo: Seit 1950 sind rund 75 Prozent der

tropischen Wälder in Westafrika verschwunden. Der Urwald im Kongo und in den angrenzenden Ländern Kamerun, Zentralafrikanische Repub-lik, Äquatorialguinea und Gabun ist nach dem Amazonas der zweitgrösste Regenwald der Erde und damit für die Stabilität des globalen Klimas extrem wichtig.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird sein, die Holz schlagenden und verarbeitenden Fir-men – die meisten davon sind in Industrielän-dern, auch in der Schweiz, beheimatet – dazu zu bringen, die ökologisch empfindlichsten Regio-nen und Schutzgebiete zu verschonen. Etwas, was im Kongo besonders schwierig ist, wo der Kampf um die Bodenschätze gerade in letzter Zeit wie-der härter geführt wird. Und wir werden weiter

auf ein Moratorium für das Abholzen hinarbei-ten, dies in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, mit Privatpersonen, Gruppierungen und Behörden. Ganz wichtig ist es, von den Be-hörden und den Holzgesellschaften Transparenz und die Einhaltung der Gesetze zu fordern und dies auch durchzusetzen. Dazu werden wir illega-le Praktiken dokumentieren und auf den Märkten Europas publik machen, um die Nachfrage nach Produkten zu senken, die aus illegal geschlagenem oder nicht nachhaltig bewirtschaftetem Holz her-gestellt sind.

Erste Erfolge können wir bereits vorweisen: Durch unsere Präsenz vor Ort und durch die Publikation dieser Situation ist es uns gelungen, wichtige internationale Gruppierungen von einer Umorientierung von einer nachhaltigen Bewirt-schaftung dieser Ressourcen zu überzeugen. So-gar die Regierung der Demokratischen Republik Kongo sucht die Zusammenarbeit mit Green-peace, um alternative Bewirtschaftungsmodelle und Finanzierungsmechanismen zu entwickeln, die dem Land sowohl ökonomisch als auch öko-logisch Vorteile gegenüber den bisherigen Prakti-ken bieten.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit wird es sein, die Regierung Südafrikas, des am meisten entwickelten Landes der Region, dazu zu motivieren, die Kyoto-Ziele einzuhalten. Die-

Für 40 Millionen Menschen in der Demokra-tischen Republik Kongo ist der Urwald die Lebensgrundlage. Und es dauert nur zehn Minuten, um einen 200 Jahre alten Baum zu fällen. Dies wird oft, wie hier, illegal getan.

Greenpeace/Stok

«Stolen Fish», gestohlener Fisch – der Ausdruck ist gerecht-fertigt, wenn Fischer aus fernen Ländern wie China (Bild) illegal die Meere vor Afrika leerfischen und so der dortigen Bevölkerung die Lebensgrundlage entziehen.

Greenpeace/Morgan

Das britische Umweltministerium schätzt, dass bereits unter Hunger leidende Länder wie Guinea jedes Jahr 100 Millionen Dollar wegen dieses «stolen fish» (gestohlener Fisch) verlieren. Hinzu kommt, dass diese hochtechnisierten Flot-ten mit ihren Schleppnetzen den Meeresgrund grossräumig zerstören.

In den nächsten drei Jahren wird Greenpeace diese verheerenden Praktiken und ihre Auswir-kungen auf die afrikanischen Küstenregionen aufzeigen. Dazu werden wir eine bestimmte Re-gion auswählen, an deren Beispiel dies besonders deutlich wird. Dort werden wir ein Netzwerk aufbauen und darin die Bevölkerung, die Fischer, Organisationen und Behörden einbinden, um ge-meinsam neue Formen von nachhaltiger Fischerei zu entwickeln. Das Ziel ist es, die illegale Fischerei zu stoppen und der lokalen Bevölkerung wieder zu ermöglichen, vom Fischfang in ihren eigenen Gewässern zu leben.

Die «Stolen Fish»-Kampagne von Greenpeace konzentriert sich auf Afrika, weil wir hier bereits seit längerer Zeit aktiv sind und weil diese Form der Fischerei hier besonders praktiziert wird. Denn die Gewässer vor Westafrika sind beson-ders fischreich, weil eine konstante Strömung hier ständig tierische und pflanzliche Nahrung aus den Tiefen des Ozeans an die Oberfläche bringt.

WWW

Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/magazin

ses Land ist einer der weltgrössten CO2-Produ-zenten, unter anderem deshalb, weil der Strom zum grossen Teil in Kohlekraftwerken produziert wird. Zudem steht hier das einzige kommerzielle Atomkraftwerk des Kontinents, und der staatliche Energiekonzern plant einen Ausbau der AKW-Ka-pazitäten. Wir werden deshalb eine neue Strategie für die südafrikanische Energieversorgung erar-beiten, die eine Abkehr von den fossilen Brenn-stoffen und vom Uran beinhaltet; das Ziel ist eine Neuorientierung auf erneuerbare Energien, vor allem Solar- und Windenergie.

Meer: Wie die Wälder werden auch die Meere Afrikas von fremden Interessengruppen genutzt, ja übernutzt. Flotten aus anderen Ländern, aus Europa, aber sogar aus Japan, Korea, Taiwan

und China, die bereits die Meere vor ihren eige-nen Küsten leergefischt haben, kreuzen heute vor den Küsten Afrikas und berauben die dortige Be-völkerung ihrer Nahrung und ihres Einkommens. Dabei dringen sie auch in Zonen ein, in denen ihnen das Fischen eigentlich verboten wäre, sei es nach Abschluss von unlauteren Vereinbarungen mit Privaten oder lokalen Verantwortlichen oder sei es schlicht und einfach unter Missachtung der Vorschriften.

Greenpeace wird illegale Praktiken dokumentieren und in Europa

publik machen, um die Nachfrage nach solchem Holz zu senken.

Greenpeace/Gleizes

Die Versorgung der westafrika-nischen Bevölkerung mit Fisch verschlechtert sich rapid wegen der übermächtigen Konkurrenz.

International

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International

Text Caroline Veter

Im November hat Greenpeace ihr erstes Büro in Afrika eröffnet. Amadou Kanoute, Direktor von Greenpeace Afrika, erklärt, was die Ziele und die besonderen Probleme der Umweltarbeit in einer der ärmsten Regionen der Welt sind.

Greenpeace hat soeben ein Büro in Afrika eröff-net. Warum erst jetzt?Wir standen vor schwierigen Herausforderungen, damit wir hier auch eine Lösung finden konnten, die von unserer Gemeinschaft akzeptiert und ge-tragen wird. Heute haben wir die volle Unter-stützung von Greenpeace, einen auf vorerst drei Jahre angelegten Plan für unsere Ziele unter Be-rücksichtigung unserer Stärken und Schwächen, eine Finanzplanung, ein Team von lokalen und internationalen Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern – und dies alles angepasst an die Bedin-gungen, unter denen Nichtregierungsorganisati-onen in Afrika arbeiten.

Wie ist das Greenpeace-Büro in Afrika genau organisiert?Wir haben drei Niederlassungen: Das Büro in Johannesburg in Südafrika ist der Sitz des Direk-tors und auch der Sitz der Administration und des Finanzwesens. Daneben haben wir je eine Aus-senstelle in Kinshasa, der Hauptstadt der Demo-kratischen Republik Kongo, und in Dakar, der Hauptstadt Senegals. Wir rechnen damit, dass wir am Ende der ersten Dreijahresperiode etwa 25 Personen beschäftigen werden.

Welches werden die Schwerpunktkampagnen sein?Die Bekämpfung des Klimawandels ist für uns wie für jedes andere Greenpeace-Büro die wichtigste Aufgabe. Dabei fokussieren wir auf Südafrika, dieses Land ist weltweit die Nummer 14, was den Ausstoss von CO2 betrifft. In Afrika haben wir viel Sonne, das heisst, dass man hier investieren muss, um die Energieversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Der zweite Schwerpunkt wird die Fortführung des Kampfes um die Erhaltung der Tropenwälder im Kongo und den umliegenden Ländern sein (lesen Sie dazu auch den Hauptarti-kel auf Seite 4, die Red.). Hier werden wir stärker als bisher die Verbindung zwischen diesem Ziel und dem Klimaschutz herstellen. Die dritte Kampagne für den Schutz der Küsten und Meere und gegen die Piratenfischerei wird erst 2009 anlaufen.

Die Armut ist ein wichtiges Thema bei allen euren Kampagnen in Afrika – warum?Der Grund ist, dass die Armut in Afrika eine un-übersehbare Tatsache ist. Man kann nicht erwar-ten, in Afrika nützliche Arbeit zu leisten und die Identifikation der Bevölkerung mit dieser Arbeit und den Zielen zu gewinnen, wenn man damit nicht gleichzeitig eine Verringerung der Armut erreicht. Es ist deshalb absolut zwingend, die Ver-bindung zwischen der Umweltsituation und der Armut aufzuzeigen.

Wie sinnvoll ist es überhaupt, von Umweltschutz zu reden, wenn man berücksichtigt, unter welch schlechten Bedingungen ein grosser Teil der Be-völkerung lebt?Über 90 Prozent der Menschen Afrikas leben von den natürliche Ressourcen ihrer Umgebung, bezie-hen daraus ihre Nahrung, ihre Medikamente, ihr Einkommen. Von ihnen zu verlangen, sie dürften dies nicht mehr tun, um die Umwelt zu schützen, ist gewiss nicht realistisch. Aber genau deshalb, weil das Überleben dieser Menschen von der Um-welt abhängt, müssen wir ihnen klarmachen, dass ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen in ihrem Interesse liegt.

Nun genügt es ja nicht, einfach zu sagen: Das geht nicht. Welche Lösungen wollen Sie aufzeigen?Nehmen wir das Beispiel Klima: Die ganze Welt weiss, dass Afrika ein Opfer des Klimawandels ist. Aber man kann auch die grosse Chance auf-zeigen, die sich bietet, wenn man die erneuerbaren Energiequellen Afrikas klug nutzt. Dies ist eine Chance, sich aus der Abhängigkeit von Erdöl, Kohle und Atomenergie zu lösen und in der En-ergieversorgung unabhängig zu werden. Aller-dings können wir den Ländern mit den grossen Regenwäldern nicht einfach so sagen, sie dürften diese nicht mehr abholzen, um das Weltklima zu schützen. Deshalb setzen wir uns in der interna-tionalen Gemeinschaft und vor allem in den In-dustriestaaten dafür ein, dass sie Afrika für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Urwälder ent-schädigen. Anders gesagt, wir sagen schon: Das

Wie Greenpeace Schweiz den Aufbau in Afrika unterstützt

Beim Aufbau der Büros in Afrika leistet Greenpeace Schweiz dank der Spenden seiner Mitglieder mit 2,5 Millionen Franken eine wichtige Starthilfe. Weiter unterstützen wir den Aufbau des Büros in Kinshasa (Kongo), das den Schwerpunkt auf die Waldkampagne legt, mit Know-how-Transfer; Greenpeace Schweiz ist im Kernteam der Kongo-wald-Kampagne aktiv. Wir werden uns in der Schweiz mit Informations- und Lobbyarbeit für den Schutz der Kongo-Regenwälder und die Rechte ihrer Bewohner einsetzen. Bereits durchgeführt wurden unter Schweizer Mithilfe Aufforstungs-Camps der «Kids for Forests» in Kamerun, und 42 000 vor allem afrikanische Jugendliche haben eine Petition für den Schutz des Regenwalds im Kongobecken an die Weltbank eingereicht. Weiter organisieren wir zusammen mit Partnerorgani-sationen Workshops und Freiwilligenprojekte mit Jugendlichen im Wald- und Solarenergiebereich. Für nächstes Jahr ist ferner eine «Klima-Karawane» mit einem mobilen Solarkino geplant, auf der StudentInnen von Dorf zu Dorf reisen, um der Bevölkerung einfache Solartechnik, Gesundheits-vorsorge und Urwaldschutz nahezubringen.

«Wir zeigen auf, warum es so nicht geht, und wir schlagen Lösungen vor»

beit mit anderen Nichtregierungsorganisationen und der Öffentlichkeit, um eine gut informierte und starke Zivilgesellschaft zu bilden und zu mo-bilisieren. Dazu werden wir auch die Unterstüt-zung der weltweiten Greenpeace-Organisation und ihrer Mitglieder suchen.

Seit wann setzen Sie selber sich für den Umwelt-schutz ein?

Als Junge lebte ich in einem kleinen Dorf, wo mei-ne Eltern Mais, Hirse, Erdnüsse und Früchte an-bauten. Hier lebte ich während meiner Schulferi-en. Wenn ich heute dieses Dorf besuche, sehe ich, dass diese Pflanzungen wie auch der Flussarm, in dem früher gefischt wurde, verschwunden sind, ausgetrocknet, zu Wüste geworden. Und die Leu-te, die dort leben, können sich nicht mehr von den Ressourcen in ihrer Umgebung ernähren. Zum Umweltschutz kam ich allerdings eher zufällig, bei meiner ersten Anstellung bei einer Nichtregie-rungsorganisation.

Und wie sind Sie bei Greenpeace gelandet?Bei meiner Zusammenarbeit mit afrikanischen Konsumentenorganisationen kam ich mit Green-peace in Kontakt, und die Arbeit dieser Organi-sation hat mich stark beeindruckt.

Caroline Veter ist Mitarbeiterin von Greenpeace Belgien.

Bedrohtes Idyll: Am Fluss Lukenie in der Provinz Bandundu, Demokratische Republik Kongo.

geht nicht, aber wir zeigen auf, warum das nicht geht, und wir schlagen Lösungen vor.

Südafrika ist ein verhältnismässig reiches Land auf dem Kontinent. Werden Sie auch dort Geld sammeln?Ja, in den ersten Jahren werden wir uns für das Fundraising auf dieses Land konzentrieren. Dort haben wir auch schon ein gutes Image, vor allem bei der Mittelklasse, die über ein gutes Einkom-men verfügt und die bereit ist, für eine gesunde Umwelt und für das Überleben ihrer Kinder etwas zu investieren. Wir können bereits auf rund 8000 Unterstützerinnen und Unterstützer zählen, deren Spenden uns eine Unabhängigkeit garantieren.

Wie steht es mit der Sicherheit? Können Sie in Afrika die gleichen Aktionen durchführen wie etwa in Europa? Ist in einem Land wie der Demo-kratischen Republik Kongo die direkte Konfron-tation mit einem Unternehmen oder mit einer Behörde nicht gefährlich?Die Markenzeichen von Greenpeace sind die Ak-tionen, die Untersuchungen und das Öffentlich-machen. Dies wird auch für uns so sein, aber wir werden diese Formen an unsere Situation anpas-sen. Wir sind uns der Gefahren bewusst, aber ich muss auch sagen, dass in den Ländern, in denen wir arbeiten werden, die Ideen des Rechtsstaats und der Menschenrechte durchaus breit akzep-tiert sind, wenn sie auch nicht immer durchgesetzt werden. Kürzlich haben wir zum Beispiel einen Bericht über Steuerbetrug und Steuerflucht einer multinationalen Holzfirma im Kongo veröffent-licht, der von den kongolesischen Behörden sehr begrüsst wurde. Es gibt in gewissen Fällen sogar eine eigentliche strategische Allianz zwischen uns und den Regierungen, denen im Grunde die Inte-ressen ihrer Bevölkerung viel stärker am Herzen liegen als andere Interessen, die allerdings stärker sind als sie selbst. Und dort, wo die Situation für uns ungünstig ist, suchen wir die Zusammenar-

Greenpeace/DavisonGreenpeace/Lombardi

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International

Text Caroline Veter

Im November hat Greenpeace ihr erstes Büro in Afrika eröffnet. Amadou Kanoute, Direktor von Greenpeace Afrika, erklärt, was die Ziele und die besonderen Probleme der Umweltarbeit in einer der ärmsten Regionen der Welt sind.

Greenpeace hat soeben ein Büro in Afrika eröff-net. Warum erst jetzt?Wir standen vor schwierigen Herausforderungen, damit wir hier auch eine Lösung finden konnten, die von unserer Gemeinschaft akzeptiert und ge-tragen wird. Heute haben wir die volle Unter-stützung von Greenpeace, einen auf vorerst drei Jahre angelegten Plan für unsere Ziele unter Be-rücksichtigung unserer Stärken und Schwächen, eine Finanzplanung, ein Team von lokalen und internationalen Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern – und dies alles angepasst an die Bedin-gungen, unter denen Nichtregierungsorganisati-onen in Afrika arbeiten.

Wie ist das Greenpeace-Büro in Afrika genau organisiert?Wir haben drei Niederlassungen: Das Büro in Johannesburg in Südafrika ist der Sitz des Direk-tors und auch der Sitz der Administration und des Finanzwesens. Daneben haben wir je eine Aus-senstelle in Kinshasa, der Hauptstadt der Demo-kratischen Republik Kongo, und in Dakar, der Hauptstadt Senegals. Wir rechnen damit, dass wir am Ende der ersten Dreijahresperiode etwa 25 Personen beschäftigen werden.

Welches werden die Schwerpunktkampagnen sein?Die Bekämpfung des Klimawandels ist für uns wie für jedes andere Greenpeace-Büro die wichtigste Aufgabe. Dabei fokussieren wir auf Südafrika, dieses Land ist weltweit die Nummer 14, was den Ausstoss von CO2 betrifft. In Afrika haben wir viel Sonne, das heisst, dass man hier investieren muss, um die Energieversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Der zweite Schwerpunkt wird die Fortführung des Kampfes um die Erhaltung der Tropenwälder im Kongo und den umliegenden Ländern sein (lesen Sie dazu auch den Hauptarti-kel auf Seite 4, die Red.). Hier werden wir stärker als bisher die Verbindung zwischen diesem Ziel und dem Klimaschutz herstellen. Die dritte Kampagne für den Schutz der Küsten und Meere und gegen die Piratenfischerei wird erst 2009 anlaufen.

Die Armut ist ein wichtiges Thema bei allen euren Kampagnen in Afrika – warum?Der Grund ist, dass die Armut in Afrika eine un-übersehbare Tatsache ist. Man kann nicht erwar-ten, in Afrika nützliche Arbeit zu leisten und die Identifikation der Bevölkerung mit dieser Arbeit und den Zielen zu gewinnen, wenn man damit nicht gleichzeitig eine Verringerung der Armut erreicht. Es ist deshalb absolut zwingend, die Ver-bindung zwischen der Umweltsituation und der Armut aufzuzeigen.

Wie sinnvoll ist es überhaupt, von Umweltschutz zu reden, wenn man berücksichtigt, unter welch schlechten Bedingungen ein grosser Teil der Be-völkerung lebt?Über 90 Prozent der Menschen Afrikas leben von den natürliche Ressourcen ihrer Umgebung, bezie-hen daraus ihre Nahrung, ihre Medikamente, ihr Einkommen. Von ihnen zu verlangen, sie dürften dies nicht mehr tun, um die Umwelt zu schützen, ist gewiss nicht realistisch. Aber genau deshalb, weil das Überleben dieser Menschen von der Um-welt abhängt, müssen wir ihnen klarmachen, dass ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen in ihrem Interesse liegt.

Nun genügt es ja nicht, einfach zu sagen: Das geht nicht. Welche Lösungen wollen Sie aufzeigen?Nehmen wir das Beispiel Klima: Die ganze Welt weiss, dass Afrika ein Opfer des Klimawandels ist. Aber man kann auch die grosse Chance auf-zeigen, die sich bietet, wenn man die erneuerbaren Energiequellen Afrikas klug nutzt. Dies ist eine Chance, sich aus der Abhängigkeit von Erdöl, Kohle und Atomenergie zu lösen und in der En-ergieversorgung unabhängig zu werden. Aller-dings können wir den Ländern mit den grossen Regenwäldern nicht einfach so sagen, sie dürften diese nicht mehr abholzen, um das Weltklima zu schützen. Deshalb setzen wir uns in der interna-tionalen Gemeinschaft und vor allem in den In-dustriestaaten dafür ein, dass sie Afrika für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Urwälder ent-schädigen. Anders gesagt, wir sagen schon: Das

Wie Greenpeace Schweiz den Aufbau in Afrika unterstützt

Beim Aufbau der Büros in Afrika leistet Greenpeace Schweiz dank der Spenden seiner Mitglieder mit 2,5 Millionen Franken eine wichtige Starthilfe. Weiter unterstützen wir den Aufbau des Büros in Kinshasa (Kongo), das den Schwerpunkt auf die Waldkampagne legt, mit Know-how-Transfer; Greenpeace Schweiz ist im Kernteam der Kongo-wald-Kampagne aktiv. Wir werden uns in der Schweiz mit Informations- und Lobbyarbeit für den Schutz der Kongo-Regenwälder und die Rechte ihrer Bewohner einsetzen. Bereits durchgeführt wurden unter Schweizer Mithilfe Aufforstungs-Camps der «Kids for Forests» in Kamerun, und 42 000 vor allem afrikanische Jugendliche haben eine Petition für den Schutz des Regenwalds im Kongobecken an die Weltbank eingereicht. Weiter organisieren wir zusammen mit Partnerorgani-sationen Workshops und Freiwilligenprojekte mit Jugendlichen im Wald- und Solarenergiebereich. Für nächstes Jahr ist ferner eine «Klima-Karawane» mit einem mobilen Solarkino geplant, auf der StudentInnen von Dorf zu Dorf reisen, um der Bevölkerung einfache Solartechnik, Gesundheits-vorsorge und Urwaldschutz nahezubringen.

«Wir zeigen auf, warum es so nicht geht, und wir schlagen Lösungen vor»

beit mit anderen Nichtregierungsorganisationen und der Öffentlichkeit, um eine gut informierte und starke Zivilgesellschaft zu bilden und zu mo-bilisieren. Dazu werden wir auch die Unterstüt-zung der weltweiten Greenpeace-Organisation und ihrer Mitglieder suchen.

Seit wann setzen Sie selber sich für den Umwelt-schutz ein?

Als Junge lebte ich in einem kleinen Dorf, wo mei-ne Eltern Mais, Hirse, Erdnüsse und Früchte an-bauten. Hier lebte ich während meiner Schulferi-en. Wenn ich heute dieses Dorf besuche, sehe ich, dass diese Pflanzungen wie auch der Flussarm, in dem früher gefischt wurde, verschwunden sind, ausgetrocknet, zu Wüste geworden. Und die Leu-te, die dort leben, können sich nicht mehr von den Ressourcen in ihrer Umgebung ernähren. Zum Umweltschutz kam ich allerdings eher zufällig, bei meiner ersten Anstellung bei einer Nichtregie-rungsorganisation.

Und wie sind Sie bei Greenpeace gelandet?Bei meiner Zusammenarbeit mit afrikanischen Konsumentenorganisationen kam ich mit Green-peace in Kontakt, und die Arbeit dieser Organi-sation hat mich stark beeindruckt.

Caroline Veter ist Mitarbeiterin von Greenpeace Belgien.

Bedrohtes Idyll: Am Fluss Lukenie in der Provinz Bandundu, Demokratische Republik Kongo.

geht nicht, aber wir zeigen auf, warum das nicht geht, und wir schlagen Lösungen vor.

Südafrika ist ein verhältnismässig reiches Land auf dem Kontinent. Werden Sie auch dort Geld sammeln?Ja, in den ersten Jahren werden wir uns für das Fundraising auf dieses Land konzentrieren. Dort haben wir auch schon ein gutes Image, vor allem bei der Mittelklasse, die über ein gutes Einkom-men verfügt und die bereit ist, für eine gesunde Umwelt und für das Überleben ihrer Kinder etwas zu investieren. Wir können bereits auf rund 8000 Unterstützerinnen und Unterstützer zählen, deren Spenden uns eine Unabhängigkeit garantieren.

Wie steht es mit der Sicherheit? Können Sie in Afrika die gleichen Aktionen durchführen wie etwa in Europa? Ist in einem Land wie der Demo-kratischen Republik Kongo die direkte Konfron-tation mit einem Unternehmen oder mit einer Behörde nicht gefährlich?Die Markenzeichen von Greenpeace sind die Ak-tionen, die Untersuchungen und das Öffentlich-machen. Dies wird auch für uns so sein, aber wir werden diese Formen an unsere Situation anpas-sen. Wir sind uns der Gefahren bewusst, aber ich muss auch sagen, dass in den Ländern, in denen wir arbeiten werden, die Ideen des Rechtsstaats und der Menschenrechte durchaus breit akzep-tiert sind, wenn sie auch nicht immer durchgesetzt werden. Kürzlich haben wir zum Beispiel einen Bericht über Steuerbetrug und Steuerflucht einer multinationalen Holzfirma im Kongo veröffent-licht, der von den kongolesischen Behörden sehr begrüsst wurde. Es gibt in gewissen Fällen sogar eine eigentliche strategische Allianz zwischen uns und den Regierungen, denen im Grunde die Inte-ressen ihrer Bevölkerung viel stärker am Herzen liegen als andere Interessen, die allerdings stärker sind als sie selbst. Und dort, wo die Situation für uns ungünstig ist, suchen wir die Zusammenar-

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Text Nadia Boehlen

Genf will das Stadtzentrum ab 2012 für stark umweltbelastende Fahrzeuge sperren. Meh-rere deutsche Städte kennen bereits solche Umweltzonen, aber in der Schweiz übernimmt die Rhonestadt damit eine Pionierrolle.

Zwar hat der Kanton Genf schon 2003 einen Massnahmenplan zur Verminderung der Schad-stoffbelastung der Luft verabschiedet, trotzdem entspricht die Luftqualität in der Hauptstadt nach wie vor nicht den Normen der Luftreinhaltever-ordnung.

Das Problem ist das gleiche wie in allen ande-ren grossen Schweizer Agglomerationen: Wie in Zürich, Basel und vielen anderen Städten werden auch in der Westschweizer Metropole die Grenz-werte für Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon regelmässig überschritten.

Verantwortlich dafür sind einerseits die ho-he Motorfahrzeugdichte im Kanton selbst mit 468 Autos pro 1000 Einwohnerinnen und Ein-wohnern und anderseits der Grenzverkehr, pas-sieren doch täglich mehr als 330 000 Fahrzeuge die schweizerisch-französische Grenze. Und der Verkehr dürfte in naher Zukunft nicht abnehmen, denn es wird geschätzt, dass die Bevölkerungszahl der Region – Kanton Genf plus die angrenzenden Gebiete im Waadtland und in Frankreich – von heute 730 000 Personen bis 2030 um 200 000 Per-sonen ansteigen wird.

In dieser Situation und auf Grund der Tat-sache, dass die Genfer Luftreinhalteverordnung alle vier Jahre revidiert werden muss, standen die Behörden unter Druck zu handeln. Jetzt hat der mehrheitlich rot-grüne Genfer Staatsrat eine Massnahme beschlossen, die bereits in rund zwei Dutzend deutschen Städten mit Erfolg umgesetzt wird und in ebenso vielen weiteren geplant ist,

Dreckige Autos – nein danke!aber für die Schweiz ein Novum darstellt: die Schaffung von so genannten Umweltzonen, in de-nen nur Fahrzeuge mit niedrigem Schadstoffaus-stoss verkehren dürfen. Dazu müssen allerdings eidgenössische Gesetze geändert werden, weshalb die Massnahme in Genf frühestens 2012 einge-führt werden kann.

In dieser Umweltzone dürfen nur noch Fahr-zeuge fahren, welche die Euronormen für ver-schiedene Schadstoffe wie Stickstoffoxide, Fein-staub, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid erfüllen. Diese Werte werden regelmässig den neusten technischen Entwicklungen angepasst.

Wie in den deutschen Städten erhält auch in Genf jedes Fahrzeug eine Plakette, deren Farbe anzeigt, welcher Euronorm es entspricht. Damit lässt sich leicht feststellen, ob ein bestimmtes Auto oder Motorrad in der Zone verkehren darf oder nicht – dies soll von der Polizei auch gezielt kontrolliert werden. Die Kriterien können je nach

Grad der Luftverschmutzung verändert werden – bei starker Belastung kann also das Fahrverbot in der Umweltzone auf mehr Fahrzeugkategorien ausgedehnt werden.

Da die Euronormen als Kriterium gelten, kann diese Massnahme problemlos auch auf Fahrzeuge der Grenzgänger und solche aus dem übrigen Ausland angewandt werden.

Dieses Modell bietet Vorteile gegenüber dem Road-Pricing-System, das relativ aufwändige In-frastrukturen erfordert und niemandem das Au-tofahren verbietet, solange der Preis dafür bezahlt wird. In erster Linie verringert es tatsächlich das Verkehrsvolumen und damit den Schadstoffaus-stoss im betreffenden Gebiet. Zudem ist es nicht

sozial diskriminierend. Und schliesslich verur-sacht die Umsetzung einer solchen Umweltzone nur wenig Kosten für die Herstellung und Vertei-lung der Plaketten sowie für die Installation der Signalisationstafeln.

Was aber bringt diese Massnahme konkret? Nach Auskunft von Françoise Dubas, der Vor-steherin des Genfer Amtes für Luftreinhaltung, soll sie die Stickstoffoxidemissionen um 10 und die Feinstaubemissionen um 15 Prozent redu-zieren. Greenpeace begrüsst die Initiative, weist aber darauf hin, dass diese Umweltzone zwar eine Massnahme ist, um bestimmte Schadstoffe zu reduzieren, dass aber das Problem des klima-

schädlichen CO2 damit nicht angegangen wird, weshalb weitere Massnahmen zur Reduktion des Strassenverkehrs nötig sind.

Zudem fordert Greenpeace parallel dazu eine Verbesserung des Angebots des öffentlichen Ver-kehrs. Denn nur so wird die Bevölkerung auch wirklich auf Bahn, Tram und Bus umsteigen, statt sich einfach ein weniger umweltbelastendes Auto zu kaufen. Denn wenn die Einrichtung einer Um-weltzone nicht zu einer klaren Verminderung des Verkehrs führt, wird ihr Einfluss auf die Luftver-schmutzung sowohl quantitativ als auch zeitlich nur begrenzt sein.

Diese Forderung von Greenpeace scheint in der Stadtregierung durchaus auf offene Ohren zu

stossen. Der grüne Staatsrat Robert Cramer bestä-tigt, dass hier ein grosses Verbesserungspotenzial besteht und dass die entsprechenden Anstrengun-gen weitergeführt werden müssen: Das Angebot im öffentlichen Verkehr Genfs, das die Verkehrs-betriebe von 2003 bis 2006 um 28 Prozent aus-gebaut haben, soll nach seiner Aussage bis 2010 noch einmal im gleichen Ausmass wachsen. Seit 2003 wurden bereits vier neue Tramabschnitte in Betrieb genommen, und weitere wichtige Ausbau-etappen sind geplant.

Laut Robert Cramer wird allerdings die grösste Herausforderung in Zukunft darin beste-hen, die Grenzregionen besser an dieses Netz an-

Genf leidet stark unter dem motorisierten Verkehr. Jetzt will die Stadtregierung das Problem mit der Schaffung einer Umweltzone mildern.

Die geplante Umweltzone soll die Emissionen von Stickstoffoxid

um 10 und die von Feinstaub um 15 Prozent reduzieren.

Greenpeace/Ruet

Die wichtigsten Luftschadstoffe

Schadstoff Jahreszeit Symptome Quellen

Stickstoffdioxid NO2 GanzesJahr •ReizungderAtemwege •VerbrennungvonTreib-undBrennstoffen

Feinstaub Winter •IrritationderAtemwege •UnvollständigeVerbrennungvon •ErhöhungderRisikenfür Treib-undBrennstoffen,vorallemDiesel Krebsundandere •AbriebvonReifen,Brems-und Todesursachen Strassenbelägen, Asphalt und anderen Oberflächen

Ozon O3 Sommer •BrennendeAugen, •EntstehtdurchdieEinwirkungdes Reizungen der Atemorgane Sonnenlichts auf Stickoxide aus der •Beeinträchtigungder unvollständigenVerbrennungvon Lungenfunktion Treib- und Brennstoffen •FlüchtigeorganischeVerbindungen, die aus Lösungsmitteln und Treibstoffen in die Atmosphäre gelangen

zubinden, denn hier geht es um viel, da der Grenz-verkehr zum grössten Teil privater Autoverkehr ist. Zurzeit werden Projekte für eine Verlängerung der Tramlinien in Richtung Frankreich evaluiert – ob diese dann aber auch tatsächlich realisiert werden, bleibt abzuwarten.

Nadia Boehlen ist Sprecherin von Greenpeace in der Westschweiz.

WWW

Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/magazin

Das können Sie tun

Mit einfachen Massnahmen können wir alle dazu beitragen, die Luftqualität zu ver-bessern:

• SanfteMobilität–zuFussgehen,dasVelound öffentliche Verkehrsmittel benutzen.

• WährendderkaltenJahreszeitdieWohn-räume nicht zu stark heizen und nur kurz lüften.

• BeimKaufeinesneuenFahrzeugseinMo-dell mit tiefen Schadstoffwerten wählen.

• BeiAutofahrtendieSitzplätzemöglichstausnützen, Fahrgemeinschaften bilden.

• Das Verfeuern von Holz in Cheminéesund Heizöfen reduzieren.

• BeimKaufundbeiderVerwendungvonFarben solche mit wenig umweltgefährden-den Lösungsmitteln wählen.

Klima

Quelle: Umweltschutzamt des Kantons Genf

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Text Nadia Boehlen

Genf will das Stadtzentrum ab 2012 für stark umweltbelastende Fahrzeuge sperren. Meh-rere deutsche Städte kennen bereits solche Umweltzonen, aber in der Schweiz übernimmt die Rhonestadt damit eine Pionierrolle.

Zwar hat der Kanton Genf schon 2003 einen Massnahmenplan zur Verminderung der Schad-stoffbelastung der Luft verabschiedet, trotzdem entspricht die Luftqualität in der Hauptstadt nach wie vor nicht den Normen der Luftreinhaltever-ordnung.

Das Problem ist das gleiche wie in allen ande-ren grossen Schweizer Agglomerationen: Wie in Zürich, Basel und vielen anderen Städten werden auch in der Westschweizer Metropole die Grenz-werte für Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon regelmässig überschritten.

Verantwortlich dafür sind einerseits die ho-he Motorfahrzeugdichte im Kanton selbst mit 468 Autos pro 1000 Einwohnerinnen und Ein-wohnern und anderseits der Grenzverkehr, pas-sieren doch täglich mehr als 330 000 Fahrzeuge die schweizerisch-französische Grenze. Und der Verkehr dürfte in naher Zukunft nicht abnehmen, denn es wird geschätzt, dass die Bevölkerungszahl der Region – Kanton Genf plus die angrenzenden Gebiete im Waadtland und in Frankreich – von heute 730 000 Personen bis 2030 um 200 000 Per-sonen ansteigen wird.

In dieser Situation und auf Grund der Tat-sache, dass die Genfer Luftreinhalteverordnung alle vier Jahre revidiert werden muss, standen die Behörden unter Druck zu handeln. Jetzt hat der mehrheitlich rot-grüne Genfer Staatsrat eine Massnahme beschlossen, die bereits in rund zwei Dutzend deutschen Städten mit Erfolg umgesetzt wird und in ebenso vielen weiteren geplant ist,

Dreckige Autos – nein danke!aber für die Schweiz ein Novum darstellt: die Schaffung von so genannten Umweltzonen, in de-nen nur Fahrzeuge mit niedrigem Schadstoffaus-stoss verkehren dürfen. Dazu müssen allerdings eidgenössische Gesetze geändert werden, weshalb die Massnahme in Genf frühestens 2012 einge-führt werden kann.

In dieser Umweltzone dürfen nur noch Fahr-zeuge fahren, welche die Euronormen für ver-schiedene Schadstoffe wie Stickstoffoxide, Fein-staub, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid erfüllen. Diese Werte werden regelmässig den neusten technischen Entwicklungen angepasst.

Wie in den deutschen Städten erhält auch in Genf jedes Fahrzeug eine Plakette, deren Farbe anzeigt, welcher Euronorm es entspricht. Damit lässt sich leicht feststellen, ob ein bestimmtes Auto oder Motorrad in der Zone verkehren darf oder nicht – dies soll von der Polizei auch gezielt kontrolliert werden. Die Kriterien können je nach

Grad der Luftverschmutzung verändert werden – bei starker Belastung kann also das Fahrverbot in der Umweltzone auf mehr Fahrzeugkategorien ausgedehnt werden.

Da die Euronormen als Kriterium gelten, kann diese Massnahme problemlos auch auf Fahrzeuge der Grenzgänger und solche aus dem übrigen Ausland angewandt werden.

Dieses Modell bietet Vorteile gegenüber dem Road-Pricing-System, das relativ aufwändige In-frastrukturen erfordert und niemandem das Au-tofahren verbietet, solange der Preis dafür bezahlt wird. In erster Linie verringert es tatsächlich das Verkehrsvolumen und damit den Schadstoffaus-stoss im betreffenden Gebiet. Zudem ist es nicht

sozial diskriminierend. Und schliesslich verur-sacht die Umsetzung einer solchen Umweltzone nur wenig Kosten für die Herstellung und Vertei-lung der Plaketten sowie für die Installation der Signalisationstafeln.

Was aber bringt diese Massnahme konkret? Nach Auskunft von Françoise Dubas, der Vor-steherin des Genfer Amtes für Luftreinhaltung, soll sie die Stickstoffoxidemissionen um 10 und die Feinstaubemissionen um 15 Prozent redu-zieren. Greenpeace begrüsst die Initiative, weist aber darauf hin, dass diese Umweltzone zwar eine Massnahme ist, um bestimmte Schadstoffe zu reduzieren, dass aber das Problem des klima-

schädlichen CO2 damit nicht angegangen wird, weshalb weitere Massnahmen zur Reduktion des Strassenverkehrs nötig sind.

Zudem fordert Greenpeace parallel dazu eine Verbesserung des Angebots des öffentlichen Ver-kehrs. Denn nur so wird die Bevölkerung auch wirklich auf Bahn, Tram und Bus umsteigen, statt sich einfach ein weniger umweltbelastendes Auto zu kaufen. Denn wenn die Einrichtung einer Um-weltzone nicht zu einer klaren Verminderung des Verkehrs führt, wird ihr Einfluss auf die Luftver-schmutzung sowohl quantitativ als auch zeitlich nur begrenzt sein.

Diese Forderung von Greenpeace scheint in der Stadtregierung durchaus auf offene Ohren zu

stossen. Der grüne Staatsrat Robert Cramer bestä-tigt, dass hier ein grosses Verbesserungspotenzial besteht und dass die entsprechenden Anstrengun-gen weitergeführt werden müssen: Das Angebot im öffentlichen Verkehr Genfs, das die Verkehrs-betriebe von 2003 bis 2006 um 28 Prozent aus-gebaut haben, soll nach seiner Aussage bis 2010 noch einmal im gleichen Ausmass wachsen. Seit 2003 wurden bereits vier neue Tramabschnitte in Betrieb genommen, und weitere wichtige Ausbau-etappen sind geplant.

Laut Robert Cramer wird allerdings die grösste Herausforderung in Zukunft darin beste-hen, die Grenzregionen besser an dieses Netz an-

Genf leidet stark unter dem motorisierten Verkehr. Jetzt will die Stadtregierung das Problem mit der Schaffung einer Umweltzone mildern.

Die geplante Umweltzone soll die Emissionen von Stickstoffoxid

um 10 und die von Feinstaub um 15 Prozent reduzieren.

Greenpeace/Ruet

Die wichtigsten Luftschadstoffe

Schadstoff Jahreszeit Symptome Quellen

Stickstoffdioxid NO2 GanzesJahr •ReizungderAtemwege •VerbrennungvonTreib-undBrennstoffen

Feinstaub Winter •IrritationderAtemwege •UnvollständigeVerbrennungvon •ErhöhungderRisikenfür Treib-undBrennstoffen,vorallemDiesel Krebsundandere •AbriebvonReifen,Brems-und Todesursachen Strassenbelägen, Asphalt und anderen Oberflächen

Ozon O3 Sommer •BrennendeAugen, •EntstehtdurchdieEinwirkungdes Reizungen der Atemorgane Sonnenlichts auf Stickoxide aus der •Beeinträchtigungder unvollständigenVerbrennungvon Lungenfunktion Treib- und Brennstoffen •FlüchtigeorganischeVerbindungen, die aus Lösungsmitteln und Treibstoffen in die Atmosphäre gelangen

zubinden, denn hier geht es um viel, da der Grenz-verkehr zum grössten Teil privater Autoverkehr ist. Zurzeit werden Projekte für eine Verlängerung der Tramlinien in Richtung Frankreich evaluiert – ob diese dann aber auch tatsächlich realisiert werden, bleibt abzuwarten.

Nadia Boehlen ist Sprecherin von Greenpeace in der Westschweiz.

WWW

Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/magazin

Das können Sie tun

Mit einfachen Massnahmen können wir alle dazu beitragen, die Luftqualität zu ver-bessern:

• SanfteMobilität–zuFussgehen,dasVelound öffentliche Verkehrsmittel benutzen.

• WährendderkaltenJahreszeitdieWohn-räume nicht zu stark heizen und nur kurz lüften.

• BeimKaufeinesneuenFahrzeugseinMo-dell mit tiefen Schadstoffwerten wählen.

• BeiAutofahrtendieSitzplätzemöglichstausnützen, Fahrgemeinschaften bilden.

• Das Verfeuern von Holz in Cheminéesund Heizöfen reduzieren.

• BeimKaufundbeiderVerwendungvonFarben solche mit wenig umweltgefährden-den Lösungsmitteln wählen.

Klima

Quelle: Umweltschutzamt des Kantons Genf

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Klima + Verkehr

Aktiv Atom + Energie Gentech + Chemie Wald + Meer

Greenpeace

Greenpeace/Ex-Press/Forte Greenpeace/Tschann Greenpeace/Sutton-Hibbert Gleizes/Greenpeace

Kohleverstromung

Porto Torres, Sardinien/Italien

19/10/2008: Das Kraftwerk Fiumesanto, das vom deutschen Stromkon-zern E.ON betrieben wird, will von Öl- auf Kohleverbrennung umstellen. Gleichzeitig blockieren die italienischen Behörden den Ausbau der Wind-kraft. Greenpeace-Aktivisten protestieren dagegen mit der Lahmlegung des Förderbandes des Kraftwerks bei Sassari.

Greenpeace/Rezac Greenpeace/Hilton

Meeresschutzgebiete

Strasse von Bonifacio, Frankreich/Italien

31/07/2008: Schiffe wie die «Hyundai Supreme», die giftige Substanzen ge-laden haben, sollen künftig nicht mehr die Strasse von Bonifacio passieren dürfen. Greenpeace-Aktivisten fordern die Schliessung der Meerenge zwischen Korsika und Sardinien für gefährliche Transporte, dies als erster Schritt zur Einrichtung eines Meeresschutzgebietes.

Umweltverschmutzung

Fort McMurray, Kanada

24/07/2008: Die Förderung von Öl aus Teersand ist eine schmutzige Sache. Nicht nur gelangen giftige Dämpfe in die Luft, sondern auch Unmengen an Wasser werden verschwendet. Greenpeace-Aktivisten blockieren Leitungen, aus denen giftiger Ölschlick fliesst.

Gentech-Politik

Breitenbrunn/Wien, Österreich

09/10/2008: Greenpeace und Bio Austria verlangen von der Europäischen Union einen Kurswechsel in der Gentech-Politik. Ihre Forderung nach einer gentechfreien Landwirtschaft haben sie auf einer 40 mal 80 Meter grossen Fläche mit gelbblühendem Buchweizen in ein grünes Erbsenfeld gepflanzt.

Abholzung

Paia Inlet, Papua-Neuguinea:

03/09/2008: In Papua-Neuguinea gehen illegaler Holzeinschlag und Kor-ruption Hand in Hand. Unterstützt von lokalen Landbesitzern blockiert Greenpeace den Verlad von illegal geschlagenen Bäumen eines malaysischen Holzkonzerns, welche für China bestimmt sind.

Treibhausgase

Iskenderun, Türkei

14/09/2008: Greenpeace-Aktivisten hängen sich an die Ausleger eines Krans im grossen Kohle-Umschlagplatz Botas Oil. Sie wollen damit eine Lieferung Kohle blockieren, die für das gigantische Kohlekraftwerk Sugözü bestimmt ist. Sugözü gehört zu den weltweit grössten Treibhausgasproduzenten.

Atomenergie

Gösgen, Schweiz

10/09/2008: Vor den Atomkraftwerken Gösgen (Bild), Mühleberg und Beznau protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen die Pläne der Strom-unternehmen Axpo, BKW und Atel, die Atomenergie in der Schweiz massiv auszubauen.

UN-Klimakonferenz in Polen

Climate Rescue Station in Polen: Klimaschutz heisst Schluss mit Kohle

Greenpeace bringt mit der Climate Rescue Station während vier Wochen den Klimakiller Kohle in Polens öffentliche Diskussion. So bereitet Greenpeace den Boden für die Forderungen an die UN-Klimakonferenz, die seit 1. De-zember 2008 in Poznan (Polen) tagt. Sie ist ein entscheidender Schritt in den Klimaverhandlungen: Im nächsten Jahr müssen alle Staaten fähig und willens sein, dringende Entscheide zu fällen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern.Dazu müssen die CO2-Emissionen in sieben Jahren ihren Höhepunkt er-reicht haben und danach schnell sinken. Die Kohle im Boden zu lassen, ist einer der wichtigsten Beiträge dazu, global ist die Stromproduktion aus Kohle der grösste Verursacher von CO2. In Polen werden 97 Prozent des Stroms aus fossilen Energien produziert, davon das meiste aus Kohle. Das ist trauriger EU-Rekord – Polen muss schnellstens umsteigen.Greenpeace weist mit der Climate Rescue Station, wo Hunderte von Green-peace-Aktivisten mitarbeiten, auf diese Problematik hin. Die Station wurde neben einer offenen Kohlenmine in Konin aufgebaut und trägt die Botschaft «Klimaschutz heisst Schluss mit Kohle!» in die Welt hinaus. Internationale JournalistInnen werden informiert und gleichzeitig wird aufgezeigt, was of-fene Kohlenminen für die Umwelt neben dem Schaden fürs Klima bedeuten: Dreck, Staub, schmutziges Wasser und zerstörte Landschaft.Die Climate Rescue Station wird auf den Climate Action Day am 6. Dezem-ber ins Zentrum von Poznan verlegt. Hier findet bis zum Ende der Konferenz intensiver Kontakt mit der Bevölkerung statt, und Gespräche mit den Teil-nehmern der Klimakonferenz ermöglichen es, Einfluss auf die Personen zu nehmen, die über das Klima der nächsten Generationen entscheiden.

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Klima + Verkehr

Aktiv Atom + Energie Gentech + Chemie Wald + Meer

Greenpeace

Greenpeace/Ex-Press/Forte Greenpeace/Tschann Greenpeace/Sutton-Hibbert Gleizes/Greenpeace

Kohleverstromung

Porto Torres, Sardinien/Italien

19/10/2008: Das Kraftwerk Fiumesanto, das vom deutschen Stromkon-zern E.ON betrieben wird, will von Öl- auf Kohleverbrennung umstellen. Gleichzeitig blockieren die italienischen Behörden den Ausbau der Wind-kraft. Greenpeace-Aktivisten protestieren dagegen mit der Lahmlegung des Förderbandes des Kraftwerks bei Sassari.

Greenpeace/Rezac Greenpeace/Hilton

Meeresschutzgebiete

Strasse von Bonifacio, Frankreich/Italien

31/07/2008: Schiffe wie die «Hyundai Supreme», die giftige Substanzen ge-laden haben, sollen künftig nicht mehr die Strasse von Bonifacio passieren dürfen. Greenpeace-Aktivisten fordern die Schliessung der Meerenge zwischen Korsika und Sardinien für gefährliche Transporte, dies als erster Schritt zur Einrichtung eines Meeresschutzgebietes.

Umweltverschmutzung

Fort McMurray, Kanada

24/07/2008: Die Förderung von Öl aus Teersand ist eine schmutzige Sache. Nicht nur gelangen giftige Dämpfe in die Luft, sondern auch Unmengen an Wasser werden verschwendet. Greenpeace-Aktivisten blockieren Leitungen, aus denen giftiger Ölschlick fliesst.

Gentech-Politik

Breitenbrunn/Wien, Österreich

09/10/2008: Greenpeace und Bio Austria verlangen von der Europäischen Union einen Kurswechsel in der Gentech-Politik. Ihre Forderung nach einer gentechfreien Landwirtschaft haben sie auf einer 40 mal 80 Meter grossen Fläche mit gelbblühendem Buchweizen in ein grünes Erbsenfeld gepflanzt.

Abholzung

Paia Inlet, Papua-Neuguinea:

03/09/2008: In Papua-Neuguinea gehen illegaler Holzeinschlag und Kor-ruption Hand in Hand. Unterstützt von lokalen Landbesitzern blockiert Greenpeace den Verlad von illegal geschlagenen Bäumen eines malaysischen Holzkonzerns, welche für China bestimmt sind.

Treibhausgase

Iskenderun, Türkei

14/09/2008: Greenpeace-Aktivisten hängen sich an die Ausleger eines Krans im grossen Kohle-Umschlagplatz Botas Oil. Sie wollen damit eine Lieferung Kohle blockieren, die für das gigantische Kohlekraftwerk Sugözü bestimmt ist. Sugözü gehört zu den weltweit grössten Treibhausgasproduzenten.

Atomenergie

Gösgen, Schweiz

10/09/2008: Vor den Atomkraftwerken Gösgen (Bild), Mühleberg und Beznau protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen die Pläne der Strom-unternehmen Axpo, BKW und Atel, die Atomenergie in der Schweiz massiv auszubauen.

UN-Klimakonferenz in Polen

Climate Rescue Station in Polen: Klimaschutz heisst Schluss mit Kohle

Greenpeace bringt mit der Climate Rescue Station während vier Wochen den Klimakiller Kohle in Polens öffentliche Diskussion. So bereitet Greenpeace den Boden für die Forderungen an die UN-Klimakonferenz, die seit 1. De-zember 2008 in Poznan (Polen) tagt. Sie ist ein entscheidender Schritt in den Klimaverhandlungen: Im nächsten Jahr müssen alle Staaten fähig und willens sein, dringende Entscheide zu fällen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern.Dazu müssen die CO2-Emissionen in sieben Jahren ihren Höhepunkt er-reicht haben und danach schnell sinken. Die Kohle im Boden zu lassen, ist einer der wichtigsten Beiträge dazu, global ist die Stromproduktion aus Kohle der grösste Verursacher von CO2. In Polen werden 97 Prozent des Stroms aus fossilen Energien produziert, davon das meiste aus Kohle. Das ist trauriger EU-Rekord – Polen muss schnellstens umsteigen.Greenpeace weist mit der Climate Rescue Station, wo Hunderte von Green-peace-Aktivisten mitarbeiten, auf diese Problematik hin. Die Station wurde neben einer offenen Kohlenmine in Konin aufgebaut und trägt die Botschaft «Klimaschutz heisst Schluss mit Kohle!» in die Welt hinaus. Internationale JournalistInnen werden informiert und gleichzeitig wird aufgezeigt, was of-fene Kohlenminen für die Umwelt neben dem Schaden fürs Klima bedeuten: Dreck, Staub, schmutziges Wasser und zerstörte Landschaft.Die Climate Rescue Station wird auf den Climate Action Day am 6. Dezem-ber ins Zentrum von Poznan verlegt. Hier findet bis zum Ende der Konferenz intensiver Kontakt mit der Bevölkerung statt, und Gespräche mit den Teil-nehmern der Klimakonferenz ermöglichen es, Einfluss auf die Personen zu nehmen, die über das Klima der nächsten Generationen entscheiden.

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Text Andreas Kunz

Im Sommer starb Hans Hildbrand, von 1996 bis 2001 Geschäftsführer von Greenpeace Schweiz. Ein ehemaliger Mitarbeiter erinnert sich an ihn als an einen, dem Greenpeace und die Umwelt viel zu verdanken haben.

Ein typischer Stier. Wenn der rotsieht, senkt er die Hörner – und dann: Obacht! Obwohl Hans Hild-brand der Astrologie so wenig abgewinnen konn-te wie der Teufel dem Weihwasser: Der immer gleiche Hinweis einer Greenpeace-Mitarbeiterin auf Hildbrands Sternzeichen passte genau. Halbe Sachen gabs für ihn nicht.

Die damalige Telefonistin bei Greenpeace hatte auch ausführlich Gelegenheit, Hildbrands Art, die Dinge anzugehen, schon an seinem ers-ten Arbeitstag ausführlich zu studieren. Es war ein erster April. Und die Belegschaft freute sich auf den neuen Chef. So sehr, dass sie sich einen Aprilscherz der derberen Sorte für ihn ausge-dacht hatte.

Sagen, was Sache ist und wie eine gute Welt aussehen muss

Das Setting: Ausser ihr am Telefon, das gera-de Sturm läute, sei niemand im Haus. Die anderen «machten gerade Aktion». Unter dem Hinweis auf menschliche Bedürfnisse bat sie den neuen Ge-schäftsführer, doch bitte einen Moment das Tele-fon zu hüten. Sie verschwand ab durch die Mitte und hinterliess einen etwas ratlosen Newcomer vor einer Telefonanlage, die er noch nie zuvor gesehen hatte und auf der für jeden eingehenden Anruf jeweils ein roter Knopf blinkte.

Unverdrossen nahm Hans Hildbrand die An-rufe entgegen und erklärte den Anrufenden, wie-so er – obschon der neue Chef – überhaupt nichts sagen könne, weils grad sein erster Arbeitstag und die ganze Belegschaft nicht da sei. Was der neue

Chef nicht wusste: Sein «Stunt der ersten Stunde», wie er dies später einmal nannte, wurde mit einer versteckten Kamera aufgenommen, und der Rest der Belegschaft kaprizierte sich im Nachbarhaus darauf, dem neuen Geschäftsführer erst mal te-lefonisch ordentlich auf den Zahn zu fühlen und sein Verhalten auf einem Monitor zu studieren. Eine halbe Stunde lang liess die Belegschaft ihn hängen, bevor allen klar war: Der packt die Sa-chen am Schopf und lässt sich dabei auch nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Der Stier hatte den Elchtest bestanden.

Nicht zum ersten Mal. Ob als Filialleiter bei der Migros – Gottlieb Duttweiler, so erzählte er, habe ihm höchstpersönlich Geld in die Hand gedrückt, auf dass er sich beim nächsten Friseur seinen Zopf abschneiden lasse –, später als voll-beruflicher Spielplatzberater oder als Journalist: Er ging die Sachen immer voll an. Und gründlich. So gründlich, dass ihm seine politische Haltung zwar nicht den Kopf, aber doch seine Anstellung bei der Limmat-Zeitung kostete.

Macht nichts, meinte er dazu rückblickend, und es klang immer ein wenig stolz. Mehr der journalistischen Qualität als der verlegerischen Linie verpflichtet, ging er zu Radio DRS. Und die Jugendlichen gingen gleichzeitig auf die Strasse. Das war 1980. Das AJZ wurde ausgerufen, Züri brannte und Hans Hildbrand war mittendrin und mass der Zeit den Puls.

Auch wenn er 25 Jahre später von den Zür-cher Krawallen erzählte – er vermittelte stets den Eindruck, als sei es gestern gewesen. Er liebte Ge-schichten, er liebte seine Geschichten und er liebte es auch, sie zu erzählen. So auch jene aus seiner Fernsehzeit, wo er unter anderem die Sendung «Arena» mit aufbaute. Als wirtschaftsliberale Kreise Mitte der neunziger Jahre den «Mut zum Aufbruch» proklamierten, wollte Hildbrand die Verfechter des entfesselten Marktes in der Arena auf ihre Gegner treffen lassen. Diese fanden sich allerdings allein im Studio, oder fast. Denn bei den liberalen Lärmbuben gabs plötzlich nieman-den mehr, der die Positionen der Privatisierer vor laufender Kamera vertreten mochte. Die Sendung platzte nach wenigen Minuten.

Dass es die kürzeste Sendung in der Geschich-te der «Arena» war, focht Hans nicht an. Fünf Minuten Sendung gaben gut und gern eine halbe Stunde Erzählung her. Und das nicht ohne den Unterton, mit dem er seine Befriedigung auszu-drücken pflegte. Unrecht und die Arroganz der Macht konnten ihn richtig sauer machen. Derarti-ge Zustände kündigte er wahlweise mit «Ich krieg Schübe», «Ich könnte brüllen», «Die spinnen to-tal» oder einem schlichten «So nicht!» an.

Das war es denn auch, was ihn wegzog vom klassischen Journalismus und hin zur öffentlich

vertretenen Meinung. Nicht mehr Pros und Kon-tras abzuwägen, das faszinierte ihn. Sagen, was Sache ist und wie eine gute Welt aussehen muss, überwog seine Bedenken, mit 50 – andere den-ken da an Frührente – an einem Ort anzufangen, «wo deine Lebenserwartung als Geschäftsführer vielleicht kürzer ist als die von einem Kessel Bio-Frischmilch an der Sonne», wie er es ausdrückte.

Er überlebte viele Biomilchkesselhalbwerts-zeiten. Zwar manchmal grau vor Sorgen, ins-besondere als gegen die Jahrtausendwende das Spendenaufkommen zu schrumpfen drohte. In solchen Situationen gehörte es zu seinen schlech-ten Angewohnheiten, auch um Mitternacht oder noch später Berufliches innerhalb der Geschäfts-leitung am Telefon zu besprechen. Was ihm aber niemand übel nahm. Keine halben Sachen eben, und seine Auslegung dessen, was gemeinhin par-tizipative Führung genannt wird.

Was Greenpeace ihm aber am meisten zu ver-danken hat: Seit seiner Journalistenzeit mit wei-ten Teilen der politischen Kaste auf Du und Du, brachte er Politik und Ökologie an einen Tisch und verhalf der ökologischen Sturmtruppe zu ernst zu nehmendem Gewicht auf dem umweltpo-litischen Parkett in Bern. Und das mit plausiblen und teilweise auch unangenehmen Argumenten. Jedenfalls hatte noch keiner seiner Vorgänger in der Geschäftsleitung der Politik vorgerechnet, dass allein Greenpeace in der Schweiz mehr Un-terstützerInnen habe, als es zum Erzwingen einer Volksabstimmung oder eines Referendums brau-che. Mal ganz abgesehen davon, dass es ja auch noch andere Umweltverbände gebe. Die Classe

Er wechselte vom Journalismus zu Greenpeace, weil er nicht mehr Pros und Kontras abwägen, sondern sagen wollte, was Sache ist: Hans Hild-brand.

Greenpeace

Engagement

politique hatte verstanden und begann hinzuhö-ren.

Das machte sie auch, als sich Hildbrand nach seiner Zeit als Geschäftsführer von Greenpeace als Kommunikations- und Politikberater selb-ständig machte. Ganz nach seinem Geschmack beriet er Nonprofitorganisationen aus dem ökolo-gischen und humanitären Bereich und präsidierte daneben den Kaufmännischen Verband Zürich. Er hinterlässt nicht nur als Mensch, sondern auch als Strippenzieher für eine bessere Welt eine emp-findliche Lücke.

Vor Jahren – die internationalen Gremien von Greenpeace diskutierten und verabschiedeten auf Malta Budgets und Kampagnenpläne – waren wir zu zweit mit einem Chauffeur auf der Mit-telmeerinsel unterwegs. Mit einer Verspätung, die der Fahrer mit dem Mut des Verzweifelten wieder wettzumachen versuchte. Wir, beide auf dem Rücksitz, konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass unser letztes Stündchen geschla-gen habe. Hans blickte zwischen den Sitzen hin-durch nach vorne, rang sich ein Grinsen ab und meinte lakonisch: Nein, heute passiert «es» nicht. Damals sollte er Recht behalten.

Dass «es heute nicht passiert» – dieser Über-zeugung war er bis zum Schluss. Sein Hunger nach dem Leben um ihn herum war eigentlich unstill-bar. Auch nach der Operation am entzündeten Herzmuskel, nach der er eine Woche im Koma lag. Kaum aufgewacht, verlangte er nach Zeitungen, um nachzulesen, was er wohl verpasst habe. Es konnte einfach nicht sein, dass sich die Welt ohne ihn weiterdrehen sollte.

Der Wachzustand dauerte zwei Tage. Als wir kurz telefonierten, waren seine letzten Worte an mich: «Und wenn ich hier rauskomme, gehen wir ein Bier trinken.»

Das machen wir, Hans.

Andreas Kunz war von 1994 bis 2004 Medien-Bereichsleiter von Greenpeace Schweiz.

«Er verhalf der ökologischen Sturmtruppe zu ernst zu nehmendem

Gewicht auf dem umweltpolitischen Parkett in Bern.»

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Text Andreas Kunz

Im Sommer starb Hans Hildbrand, von 1996 bis 2001 Geschäftsführer von Greenpeace Schweiz. Ein ehemaliger Mitarbeiter erinnert sich an ihn als an einen, dem Greenpeace und die Umwelt viel zu verdanken haben.

Ein typischer Stier. Wenn der rotsieht, senkt er die Hörner – und dann: Obacht! Obwohl Hans Hild-brand der Astrologie so wenig abgewinnen konn-te wie der Teufel dem Weihwasser: Der immer gleiche Hinweis einer Greenpeace-Mitarbeiterin auf Hildbrands Sternzeichen passte genau. Halbe Sachen gabs für ihn nicht.

Die damalige Telefonistin bei Greenpeace hatte auch ausführlich Gelegenheit, Hildbrands Art, die Dinge anzugehen, schon an seinem ers-ten Arbeitstag ausführlich zu studieren. Es war ein erster April. Und die Belegschaft freute sich auf den neuen Chef. So sehr, dass sie sich einen Aprilscherz der derberen Sorte für ihn ausge-dacht hatte.

Sagen, was Sache ist und wie eine gute Welt aussehen muss

Das Setting: Ausser ihr am Telefon, das gera-de Sturm läute, sei niemand im Haus. Die anderen «machten gerade Aktion». Unter dem Hinweis auf menschliche Bedürfnisse bat sie den neuen Ge-schäftsführer, doch bitte einen Moment das Tele-fon zu hüten. Sie verschwand ab durch die Mitte und hinterliess einen etwas ratlosen Newcomer vor einer Telefonanlage, die er noch nie zuvor gesehen hatte und auf der für jeden eingehenden Anruf jeweils ein roter Knopf blinkte.

Unverdrossen nahm Hans Hildbrand die An-rufe entgegen und erklärte den Anrufenden, wie-so er – obschon der neue Chef – überhaupt nichts sagen könne, weils grad sein erster Arbeitstag und die ganze Belegschaft nicht da sei. Was der neue

Chef nicht wusste: Sein «Stunt der ersten Stunde», wie er dies später einmal nannte, wurde mit einer versteckten Kamera aufgenommen, und der Rest der Belegschaft kaprizierte sich im Nachbarhaus darauf, dem neuen Geschäftsführer erst mal te-lefonisch ordentlich auf den Zahn zu fühlen und sein Verhalten auf einem Monitor zu studieren. Eine halbe Stunde lang liess die Belegschaft ihn hängen, bevor allen klar war: Der packt die Sa-chen am Schopf und lässt sich dabei auch nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Der Stier hatte den Elchtest bestanden.

Nicht zum ersten Mal. Ob als Filialleiter bei der Migros – Gottlieb Duttweiler, so erzählte er, habe ihm höchstpersönlich Geld in die Hand gedrückt, auf dass er sich beim nächsten Friseur seinen Zopf abschneiden lasse –, später als voll-beruflicher Spielplatzberater oder als Journalist: Er ging die Sachen immer voll an. Und gründlich. So gründlich, dass ihm seine politische Haltung zwar nicht den Kopf, aber doch seine Anstellung bei der Limmat-Zeitung kostete.

Macht nichts, meinte er dazu rückblickend, und es klang immer ein wenig stolz. Mehr der journalistischen Qualität als der verlegerischen Linie verpflichtet, ging er zu Radio DRS. Und die Jugendlichen gingen gleichzeitig auf die Strasse. Das war 1980. Das AJZ wurde ausgerufen, Züri brannte und Hans Hildbrand war mittendrin und mass der Zeit den Puls.

Auch wenn er 25 Jahre später von den Zür-cher Krawallen erzählte – er vermittelte stets den Eindruck, als sei es gestern gewesen. Er liebte Ge-schichten, er liebte seine Geschichten und er liebte es auch, sie zu erzählen. So auch jene aus seiner Fernsehzeit, wo er unter anderem die Sendung «Arena» mit aufbaute. Als wirtschaftsliberale Kreise Mitte der neunziger Jahre den «Mut zum Aufbruch» proklamierten, wollte Hildbrand die Verfechter des entfesselten Marktes in der Arena auf ihre Gegner treffen lassen. Diese fanden sich allerdings allein im Studio, oder fast. Denn bei den liberalen Lärmbuben gabs plötzlich nieman-den mehr, der die Positionen der Privatisierer vor laufender Kamera vertreten mochte. Die Sendung platzte nach wenigen Minuten.

Dass es die kürzeste Sendung in der Geschich-te der «Arena» war, focht Hans nicht an. Fünf Minuten Sendung gaben gut und gern eine halbe Stunde Erzählung her. Und das nicht ohne den Unterton, mit dem er seine Befriedigung auszu-drücken pflegte. Unrecht und die Arroganz der Macht konnten ihn richtig sauer machen. Derarti-ge Zustände kündigte er wahlweise mit «Ich krieg Schübe», «Ich könnte brüllen», «Die spinnen to-tal» oder einem schlichten «So nicht!» an.

Das war es denn auch, was ihn wegzog vom klassischen Journalismus und hin zur öffentlich

vertretenen Meinung. Nicht mehr Pros und Kon-tras abzuwägen, das faszinierte ihn. Sagen, was Sache ist und wie eine gute Welt aussehen muss, überwog seine Bedenken, mit 50 – andere den-ken da an Frührente – an einem Ort anzufangen, «wo deine Lebenserwartung als Geschäftsführer vielleicht kürzer ist als die von einem Kessel Bio-Frischmilch an der Sonne», wie er es ausdrückte.

Er überlebte viele Biomilchkesselhalbwerts-zeiten. Zwar manchmal grau vor Sorgen, ins-besondere als gegen die Jahrtausendwende das Spendenaufkommen zu schrumpfen drohte. In solchen Situationen gehörte es zu seinen schlech-ten Angewohnheiten, auch um Mitternacht oder noch später Berufliches innerhalb der Geschäfts-leitung am Telefon zu besprechen. Was ihm aber niemand übel nahm. Keine halben Sachen eben, und seine Auslegung dessen, was gemeinhin par-tizipative Führung genannt wird.

Was Greenpeace ihm aber am meisten zu ver-danken hat: Seit seiner Journalistenzeit mit wei-ten Teilen der politischen Kaste auf Du und Du, brachte er Politik und Ökologie an einen Tisch und verhalf der ökologischen Sturmtruppe zu ernst zu nehmendem Gewicht auf dem umweltpo-litischen Parkett in Bern. Und das mit plausiblen und teilweise auch unangenehmen Argumenten. Jedenfalls hatte noch keiner seiner Vorgänger in der Geschäftsleitung der Politik vorgerechnet, dass allein Greenpeace in der Schweiz mehr Un-terstützerInnen habe, als es zum Erzwingen einer Volksabstimmung oder eines Referendums brau-che. Mal ganz abgesehen davon, dass es ja auch noch andere Umweltverbände gebe. Die Classe

Er wechselte vom Journalismus zu Greenpeace, weil er nicht mehr Pros und Kontras abwägen, sondern sagen wollte, was Sache ist: Hans Hild-brand.

Greenpeace

Engagement

politique hatte verstanden und begann hinzuhö-ren.

Das machte sie auch, als sich Hildbrand nach seiner Zeit als Geschäftsführer von Greenpeace als Kommunikations- und Politikberater selb-ständig machte. Ganz nach seinem Geschmack beriet er Nonprofitorganisationen aus dem ökolo-gischen und humanitären Bereich und präsidierte daneben den Kaufmännischen Verband Zürich. Er hinterlässt nicht nur als Mensch, sondern auch als Strippenzieher für eine bessere Welt eine emp-findliche Lücke.

Vor Jahren – die internationalen Gremien von Greenpeace diskutierten und verabschiedeten auf Malta Budgets und Kampagnenpläne – waren wir zu zweit mit einem Chauffeur auf der Mit-telmeerinsel unterwegs. Mit einer Verspätung, die der Fahrer mit dem Mut des Verzweifelten wieder wettzumachen versuchte. Wir, beide auf dem Rücksitz, konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass unser letztes Stündchen geschla-gen habe. Hans blickte zwischen den Sitzen hin-durch nach vorne, rang sich ein Grinsen ab und meinte lakonisch: Nein, heute passiert «es» nicht. Damals sollte er Recht behalten.

Dass «es heute nicht passiert» – dieser Über-zeugung war er bis zum Schluss. Sein Hunger nach dem Leben um ihn herum war eigentlich unstill-bar. Auch nach der Operation am entzündeten Herzmuskel, nach der er eine Woche im Koma lag. Kaum aufgewacht, verlangte er nach Zeitungen, um nachzulesen, was er wohl verpasst habe. Es konnte einfach nicht sein, dass sich die Welt ohne ihn weiterdrehen sollte.

Der Wachzustand dauerte zwei Tage. Als wir kurz telefonierten, waren seine letzten Worte an mich: «Und wenn ich hier rauskomme, gehen wir ein Bier trinken.»

Das machen wir, Hans.

Andreas Kunz war von 1994 bis 2004 Medien-Bereichsleiter von Greenpeace Schweiz.

«Er verhalf der ökologischen Sturmtruppe zu ernst zu nehmendem

Gewicht auf dem umweltpolitischen Parkett in Bern.»

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Mit Negawatt und Mikropower lässt sich mit dem gleichen Geld bis zu elf Mal mehr CO2 einsparen als mit neuer Atomkraft. Und das erst noch 20 bis 40 Mal schneller. Wir brauchen schnelle und billige Lösungen, um unsere künftige Energiever-sorgung zu gewährleisten und gleichzeitig ernst-haften Klimaschutz zu betreiben. Atomkraft ist da absolut nicht konkurrenzfähig.

Was macht dezentrale Kleinstkraftwerke so at-traktiv und wirksam?Breit zugängliche Angebote, die verkauft werden, wie Handys oder Computer, können gesamthaft

mehr – und das erst noch schneller – bewirken als riesige zentrale Kraftwerkanlagen, die gebaut werden wie mittelalterliche Kathedralen.

Das Vertrauen, dass sich erneuerbare Energien bei uns schnell genug durchsetzen können, um einen AKW-Neubau überflüssig zu machen, ist in der politischen Schweiz noch nicht sehr ver-breitet.Das verstehe ich nicht! Die Schweiz hat gute Vo-raussetzungen für die meisten «Erneuerbaren». Es gibt wundervolle Ingenieure, alle technischen

Text Sibylle Zollinger

Erneuerbare Energien boomen, während pri-vate Anleger Atomkraft links liegen lassen. Der amerikanische Energieexperte Amory B. Lovins erklärt, warum das so ist, wieso Ener gieeffizienz glücklich macht und warum neue AKWs dem Klimaschutz mehr schaden als nützen.

Amory Lovins: Sie setzen sich für weniger Ener-giekonsum ein ...... nein, für höhere Energieeffizienz! Das heisst, für eine Welt ohne sinnlose Verschwendung.

Stimmt es wirklich, dass in Ihrem Haus in den Rocky Mountains auf 2200 Meter Bananen wachsen?Ja, wir konnten schon 28 Bananenernten ein-fahren. Mein Haus hat eine hervorragende Wär-medämmung mit Superfenstern, die aus drei

Glasschichten bestehen, und ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Das alles zahlt sich übrigens aus: Meine monatliche Stromrechnung für eine Nutz- und Wohnfläche von 370 Quadratmetern beträgt fünf Franken.

Energie sparen heisst für viele Leute verzichten.Das Gegenteil ist richtig. Effiziente Technologie erhöht die Lebensqualität. In einem effizienten Haus haben Sie zum Beispiel weniger Lärm, die Temperatur ist ausgeglichener, die Luftqualität besser. Kurz: In solchen Gebäuden sind Menschen glücklicher, gesünder und viel produktiver.

Wenn Energieeffizienz nur Vorteile bringt, wa-rum ist sie dann nicht mehr verbreitet?Die Entwicklung geht in diese Richtung. Aber es gibt immer noch Hindernisse. Warum soll zum Beispiel ein Vermieter sein Haus effizienter ma-chen, wenn der Mieter die Stromrechnung zahlt? Warum sollten Sie für ein Haus in Effizienz in-

«Stolpersteine in Sprungbretter verwandeln»

vestieren, das Ihnen nicht gehört? Es muss ein fairer Weg gefunden werden, Kosten und Nutzen zu teilen.

Wer muss dafür sorgen, dass unser Umgang mit Energie effizienter wird?Wir alle. Was nicht heissen darf, dass es am En-de niemand tut! Natürlich muss der Staat steu-ern, indem er die richtigen Regeln aufstellt. Jedes Hindernis für mehr Energieeffizienz kann in eine Geschäftsgelegenheit, jeder Stolperstein in ein Sprungbrett verwandelt werden. Um diese Alchi-mie müssen sich Bern, Brüssel oder Washington kümmern.

Die Schweizer Regierung fördert zwar Effizienz und erneuerbare Energien, glaubt aber zugleich, wir bräuchten ein neues Atomkraftwerk, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.Die sollten sich den globalen Marktplatz einmal genauer anschauen. Atomkraft hat auf dem Markt

versagt, weil sie einfach zu teuer und mit Risiko behaftet ist. Die grossen Gewinner sind Energieef-fizienz, auch «Negawatt» genannt, und Mikropo-wer, also auf erneuerbaren Energien oder Kraft-wärmekopplung basierende Kleinstkraftwerke. Diese werden schnell billiger. Im vergangenen Jahr haben allein China oder die USA mehr Windka-pazität ausgebaut, als die ganze Welt Atomstrom-kapazität ausgebaut hat. In dezentrale erneuerbare Energiequellen wurden weltweit 71 Milliarden Dollar investiert, während die Atomenergie leer ausging. Private Anleger zeigen ihr schlicht die kalte Schulter.

Warum sind neue AKWs so teuer, dass sie ohne staatliche Subventionen keine Chance haben?Unter anderem wegen der stark gestiegenen Bau-kosten. Nur wenige Konzerne verfügen heute über das nötige Know-how für Konstruktion, Bau, Be-trieb und Überwachung, weil über einen langen Zeitraum hinweg relativ wenige Reaktoren ge-baut wurden.

Das Klimaschutzargument der Atomlobby ver-unsichert auch Schweizer und Schweizerinnen, die gerne auf ein neues AKW verzichten würden.

«Die Schweiz hat gute Voraussetzungen für die meisten ‹Erneuerbaren›»: Amory B. Lovins berät seit 30 Jahren Regierungen und Unter-nehmen weltweit und kennt auch die hiesigen Verhältnisse.

Energie

René Ruis

Kompetenzen sind vorhanden. Es existiert ein spezielles Milieu von kleinen und mittleren Un-ternehmen, die sehr anpassungsfähig sind. Meist sind es Grosskonzerne und demokratische Regie-rungen, die als Letzte aufwachen und den Braten riechen.

Wie zuverlässig kann in einem Land wie der Schweiz die Versorgung durch erneuerbare Ener-gien überhaupt sein?Erstens ist Atomstrom nicht so zuverlässig, wie uns die Industrie weismachen will. Wenn AKWs aus Sicherheits-, Wartungs- und anderen Grün-den ausfallen, fehlt ein riesiger Leistungsbrocken, und das meist für längere Zeit. Um damit um-zugehen, muss dauernd Überkapazität produziert werden. Zweitens scheint die Sonne zwar nicht ständig auf ein bestimmtes Solarpanel und steht eine bestimmte Windturbine nicht ständig in der steifen Brise. Aber dank Wettervorhersage ist absehbar, wann was funktioniert. Verschiedene Witterungen sind für unterschiedliche erneuer-bare Energiequellen günstig. Wenn man diese räumlich und im Typ diversifiziert, werden sie ge-meinsam zuverlässig. Das lässt sich in der Schweiz vortrefflich umsetzen.

Amory B. Lovins, 59, studierte Physik in Har-vard und Oxford. Er gehört zu den einfluss-reichsten Umweltexperten der Gegenwart und bekam für sein Engagement in Sachen Ener-gieeffizienz 1983 den Alternativen Nobelpreis. Lovins ist Autor von 29 Fachbüchern, leitet die Denkfabrik «Rocky Mountain Institute» in Co-lorado und berät seit 30 Jahren weltweit Firmen und Regierungen.

Sibylle Zollinger ist Kommunikationsverant-wortliche des Bereichs Klima & Energie bei Greenpeace Schweiz

WWW

Mehr auf www.greenpeace.ch/magazin

Langrock/Zenit/Greenpeace

Energiegewinnungstechniken der Vergangen heit und der Zukunft nebeneinander: eine Windkraft-anlage vor dem Steinkohlekraftwerk Mehrum im deutschen Niedersachsen.

«Im vergangenen Jahr haben allein China oder die USA mehr

Windkapazität ausgebaut als die ganze Welt Atomstromkapazität.»

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Mit Negawatt und Mikropower lässt sich mit dem gleichen Geld bis zu elf Mal mehr CO2 einsparen als mit neuer Atomkraft. Und das erst noch 20 bis 40 Mal schneller. Wir brauchen schnelle und billige Lösungen, um unsere künftige Energiever-sorgung zu gewährleisten und gleichzeitig ernst-haften Klimaschutz zu betreiben. Atomkraft ist da absolut nicht konkurrenzfähig.

Was macht dezentrale Kleinstkraftwerke so at-traktiv und wirksam?Breit zugängliche Angebote, die verkauft werden, wie Handys oder Computer, können gesamthaft

mehr – und das erst noch schneller – bewirken als riesige zentrale Kraftwerkanlagen, die gebaut werden wie mittelalterliche Kathedralen.

Das Vertrauen, dass sich erneuerbare Energien bei uns schnell genug durchsetzen können, um einen AKW-Neubau überflüssig zu machen, ist in der politischen Schweiz noch nicht sehr ver-breitet.Das verstehe ich nicht! Die Schweiz hat gute Vo-raussetzungen für die meisten «Erneuerbaren». Es gibt wundervolle Ingenieure, alle technischen

Text Sibylle Zollinger

Erneuerbare Energien boomen, während pri-vate Anleger Atomkraft links liegen lassen. Der amerikanische Energieexperte Amory B. Lovins erklärt, warum das so ist, wieso Ener gieeffizienz glücklich macht und warum neue AKWs dem Klimaschutz mehr schaden als nützen.

Amory Lovins: Sie setzen sich für weniger Ener-giekonsum ein ...... nein, für höhere Energieeffizienz! Das heisst, für eine Welt ohne sinnlose Verschwendung.

Stimmt es wirklich, dass in Ihrem Haus in den Rocky Mountains auf 2200 Meter Bananen wachsen?Ja, wir konnten schon 28 Bananenernten ein-fahren. Mein Haus hat eine hervorragende Wär-medämmung mit Superfenstern, die aus drei

Glasschichten bestehen, und ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Das alles zahlt sich übrigens aus: Meine monatliche Stromrechnung für eine Nutz- und Wohnfläche von 370 Quadratmetern beträgt fünf Franken.

Energie sparen heisst für viele Leute verzichten.Das Gegenteil ist richtig. Effiziente Technologie erhöht die Lebensqualität. In einem effizienten Haus haben Sie zum Beispiel weniger Lärm, die Temperatur ist ausgeglichener, die Luftqualität besser. Kurz: In solchen Gebäuden sind Menschen glücklicher, gesünder und viel produktiver.

Wenn Energieeffizienz nur Vorteile bringt, wa-rum ist sie dann nicht mehr verbreitet?Die Entwicklung geht in diese Richtung. Aber es gibt immer noch Hindernisse. Warum soll zum Beispiel ein Vermieter sein Haus effizienter ma-chen, wenn der Mieter die Stromrechnung zahlt? Warum sollten Sie für ein Haus in Effizienz in-

«Stolpersteine in Sprungbretter verwandeln»

vestieren, das Ihnen nicht gehört? Es muss ein fairer Weg gefunden werden, Kosten und Nutzen zu teilen.

Wer muss dafür sorgen, dass unser Umgang mit Energie effizienter wird?Wir alle. Was nicht heissen darf, dass es am En-de niemand tut! Natürlich muss der Staat steu-ern, indem er die richtigen Regeln aufstellt. Jedes Hindernis für mehr Energieeffizienz kann in eine Geschäftsgelegenheit, jeder Stolperstein in ein Sprungbrett verwandelt werden. Um diese Alchi-mie müssen sich Bern, Brüssel oder Washington kümmern.

Die Schweizer Regierung fördert zwar Effizienz und erneuerbare Energien, glaubt aber zugleich, wir bräuchten ein neues Atomkraftwerk, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.Die sollten sich den globalen Marktplatz einmal genauer anschauen. Atomkraft hat auf dem Markt

versagt, weil sie einfach zu teuer und mit Risiko behaftet ist. Die grossen Gewinner sind Energieef-fizienz, auch «Negawatt» genannt, und Mikropo-wer, also auf erneuerbaren Energien oder Kraft-wärmekopplung basierende Kleinstkraftwerke. Diese werden schnell billiger. Im vergangenen Jahr haben allein China oder die USA mehr Windka-pazität ausgebaut, als die ganze Welt Atomstrom-kapazität ausgebaut hat. In dezentrale erneuerbare Energiequellen wurden weltweit 71 Milliarden Dollar investiert, während die Atomenergie leer ausging. Private Anleger zeigen ihr schlicht die kalte Schulter.

Warum sind neue AKWs so teuer, dass sie ohne staatliche Subventionen keine Chance haben?Unter anderem wegen der stark gestiegenen Bau-kosten. Nur wenige Konzerne verfügen heute über das nötige Know-how für Konstruktion, Bau, Be-trieb und Überwachung, weil über einen langen Zeitraum hinweg relativ wenige Reaktoren ge-baut wurden.

Das Klimaschutzargument der Atomlobby ver-unsichert auch Schweizer und Schweizerinnen, die gerne auf ein neues AKW verzichten würden.

«Die Schweiz hat gute Voraussetzungen für die meisten ‹Erneuerbaren›»: Amory B. Lovins berät seit 30 Jahren Regierungen und Unter-nehmen weltweit und kennt auch die hiesigen Verhältnisse.

Energie

René Ruis

Kompetenzen sind vorhanden. Es existiert ein spezielles Milieu von kleinen und mittleren Un-ternehmen, die sehr anpassungsfähig sind. Meist sind es Grosskonzerne und demokratische Regie-rungen, die als Letzte aufwachen und den Braten riechen.

Wie zuverlässig kann in einem Land wie der Schweiz die Versorgung durch erneuerbare Ener-gien überhaupt sein?Erstens ist Atomstrom nicht so zuverlässig, wie uns die Industrie weismachen will. Wenn AKWs aus Sicherheits-, Wartungs- und anderen Grün-den ausfallen, fehlt ein riesiger Leistungsbrocken, und das meist für längere Zeit. Um damit um-zugehen, muss dauernd Überkapazität produziert werden. Zweitens scheint die Sonne zwar nicht ständig auf ein bestimmtes Solarpanel und steht eine bestimmte Windturbine nicht ständig in der steifen Brise. Aber dank Wettervorhersage ist absehbar, wann was funktioniert. Verschiedene Witterungen sind für unterschiedliche erneuer-bare Energiequellen günstig. Wenn man diese räumlich und im Typ diversifiziert, werden sie ge-meinsam zuverlässig. Das lässt sich in der Schweiz vortrefflich umsetzen.

Amory B. Lovins, 59, studierte Physik in Har-vard und Oxford. Er gehört zu den einfluss-reichsten Umweltexperten der Gegenwart und bekam für sein Engagement in Sachen Ener-gieeffizienz 1983 den Alternativen Nobelpreis. Lovins ist Autor von 29 Fachbüchern, leitet die Denkfabrik «Rocky Mountain Institute» in Co-lorado und berät seit 30 Jahren weltweit Firmen und Regierungen.

Sibylle Zollinger ist Kommunikationsverant-wortliche des Bereichs Klima & Energie bei Greenpeace Schweiz

WWW

Mehr auf www.greenpeace.ch/magazin

Langrock/Zenit/Greenpeace

Energiegewinnungstechniken der Vergangen heit und der Zukunft nebeneinander: eine Windkraft-anlage vor dem Steinkohlekraftwerk Mehrum im deutschen Niedersachsen.

«Im vergangenen Jahr haben allein China oder die USA mehr

Windkapazität ausgebaut als die ganze Welt Atomstromkapazität.»

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16 greenpeace 4/08 greenpeace 4/08 17Anzeige

Text Greenpeace

Greenpeace Schweiz lanciert den zweiten Release von lovepeace.ch, der Community-Plattform für ein spielerisch nachhaltiges Leben. Damit erhalten Interessierte die Mög-lichkeit, aktiv einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen und sich dabei mit Gleichgesinnten zu messen.

Nach der Lancierung von lovepeace.ch, der ersten werteorientierten Community-Plattform, folgt nun die Weiterentwicklung hin zu einem Portal, das zum aktiven Mitmachen einlädt. Greenpeace will den Menschen auf einfache Art und Weise nahebringen, wie kleine Handlungen im täglichen Leben helfen, ein grosses Ziel zu erreichen: den Schutz des Klimas, den Erhalt der Regenwälder und den Schutz der Weltmeere.

lovepeace.ch rückt damit näher an den Grundgedanken von Greenpeace heran und gibt jedem und jeder die Chance, sich mit anderen zu vernetzen und für einen Lifestyle im Einklang mit der Umwelt, der Natur einzustehen. Mit der neu-gestalteten Site lovepeace.ch erhalten die Nutze-rinnen und Nutzer die Möglichkeit, sich aktiv an kleinen Aktionen wie zum Beispiel «Sparen wir den Strom einer durchschnittlichen Kleinstadt» zu beteiligen.

Die Site soll mit dem gesamten Angebot zu DER grünen Mitmach-Plattform im Web werden. So bietet das Portal den Usern von lovepeace.ch unter der Rubrik «Actions» diverse Teilnahme-möglichkeiten zu den Themen «Haushalt», «Kau-fen», «Essen», «Verkehr» und «Office». Wöchent-lich wird eine Aktion geschaltet, welche an ein konkretes Gesamtziel gekoppelt ist.

Beispiel: «Durch den Kauf von Biobutter statt Margarine retten wir innert 2 Monaten Re-genwald in der Grösse eines Fussballfeldes.» Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten für ihren posi-tiven Lebenswandel sogenannte Eco-Punkte. Hat jemand genug Ecos gesammelt, bekommt er oder sie eine Auszeichnung in Form eines Icons – ein-fach und spielerisch. Gestützt werden diese Mit-mach-Aktionen durch Blogs, Videobeiträge sowie Aussagen von Greenpeace-Kampagnern, die für die jeweiligen Themen einstehen.

Mehr Informationen finden Sie unterwww.lovepeace.ch.

Greenpeace Schweiz lädt zum Mitmachen ein!

Community

Bild:Shutterstock.de/Grafik: Dan

Die soziale und ökologische Verantwortung der Wirtschaft einfordern

Greenpeace ist die neue Partnerorganisation der Erklärung von Bern bei der Jubiläumsaus-gabe der Public Eye Awards 2009.

1971 legte Klaus Schwab, Professor für Wirtschaft an der Universität Genf, den Grundstein für das Weltwirtschaftsforum (WEF). Heute ist das WEF ein weltbekannter Anlass der Wirtschaftspromi-nenz mit einem Budget von rund 60 Millionen Dollar. Die jährlichen Gipfeltreffen im schweize-rischen Davos behaupten von sich, globale The-men zu behandeln, «to improve the state of the world», also um den Zustand der Welt zu verbes-sern.Allerdings «verbessert» das WEF die Welt vor allem in einer Hinsicht: Die meisten Teilnehmer beschränken sich auf das Knüpfen von Geschäfts-verbindungen. 2005 war zum Beispiel ein Semi-nar über das «Entdecken des nächsten wirtschaft-lichen Flops» sofort ausgebucht, während man zu «Zahlen sich die Menschenrechte aus?» sogar ohne Anmeldung Einlass erhielt. Trotz der Ver-sprechen, sich auch sozialer Themen anzunehmen, betreffen die meisten Angebote den Bereich der Wirtschaft. Zu Wort kommen fast ausschliesslich Politiker und Wirtschaftsleute – Nichtregierungs- und Nonprofitorganisationen, von denen nur ge-rade acht Prozent der Teilnehmer kommen, treten zwar als Bittsteller auf, haben aber kaum Einfluss auf die Themen und auf die Entscheidungen.Als Gegenveranstaltung zu dieser Plattform der Globalisierungsprofiteure wurden vor zehn Jah-ren die «Public Eye Awards» ins Leben gerufen: Jedes Jahr erhalten die übelsten Unternehmen Schmähpreise. Bekannte Globalisierungskritiker erheben ebenso ihre Stimme wie direkt Betroffene und zeigen anhand konkreter Fälle das skrupel-lose Alltagsverhalten von Unternehmen auf.Mit diesem symbolischen erhobenen Zeigefinger fordert das «Public Eye» die soziale und ökolo-gische Verantwortung der Wirtschaft weltweit ein. Und wir können durchaus Erfolge vorweisen: 2008 nahm der Rohstoffhandelsmulti Glencore aus dem Kanton Zug als erstes Unternehmen den Preis auch tatsächlich entgegen und sagte den no-minierenden Organisationen zu, ihren Hauptfor-derungen nachzukommen. Geben auch Sie Ihrer Stimme Gewicht und wählen Sie ab dem 15. Januar unter www.publiceye.ch das übelste Unternehmen 2009.

Public Eye

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Text Greenpeace

Greenpeace Schweiz lanciert den zweiten Release von lovepeace.ch, der Community-Plattform für ein spielerisch nachhaltiges Leben. Damit erhalten Interessierte die Mög-lichkeit, aktiv einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen und sich dabei mit Gleichgesinnten zu messen.

Nach der Lancierung von lovepeace.ch, der ersten werteorientierten Community-Plattform, folgt nun die Weiterentwicklung hin zu einem Portal, das zum aktiven Mitmachen einlädt. Greenpeace will den Menschen auf einfache Art und Weise nahebringen, wie kleine Handlungen im täglichen Leben helfen, ein grosses Ziel zu erreichen: den Schutz des Klimas, den Erhalt der Regenwälder und den Schutz der Weltmeere.

lovepeace.ch rückt damit näher an den Grundgedanken von Greenpeace heran und gibt jedem und jeder die Chance, sich mit anderen zu vernetzen und für einen Lifestyle im Einklang mit der Umwelt, der Natur einzustehen. Mit der neu-gestalteten Site lovepeace.ch erhalten die Nutze-rinnen und Nutzer die Möglichkeit, sich aktiv an kleinen Aktionen wie zum Beispiel «Sparen wir den Strom einer durchschnittlichen Kleinstadt» zu beteiligen.

Die Site soll mit dem gesamten Angebot zu DER grünen Mitmach-Plattform im Web werden. So bietet das Portal den Usern von lovepeace.ch unter der Rubrik «Actions» diverse Teilnahme-möglichkeiten zu den Themen «Haushalt», «Kau-fen», «Essen», «Verkehr» und «Office». Wöchent-lich wird eine Aktion geschaltet, welche an ein konkretes Gesamtziel gekoppelt ist.

Beispiel: «Durch den Kauf von Biobutter statt Margarine retten wir innert 2 Monaten Re-genwald in der Grösse eines Fussballfeldes.» Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten für ihren posi-tiven Lebenswandel sogenannte Eco-Punkte. Hat jemand genug Ecos gesammelt, bekommt er oder sie eine Auszeichnung in Form eines Icons – ein-fach und spielerisch. Gestützt werden diese Mit-mach-Aktionen durch Blogs, Videobeiträge sowie Aussagen von Greenpeace-Kampagnern, die für die jeweiligen Themen einstehen.

Mehr Informationen finden Sie unterwww.lovepeace.ch.

Greenpeace Schweiz lädt zum Mitmachen ein!

Community

Bild:Shutterstock.de/Grafik: Dan

Die soziale und ökologische Verantwortung der Wirtschaft einfordern

Greenpeace ist die neue Partnerorganisation der Erklärung von Bern bei der Jubiläumsaus-gabe der Public Eye Awards 2009.

1971 legte Klaus Schwab, Professor für Wirtschaft an der Universität Genf, den Grundstein für das Weltwirtschaftsforum (WEF). Heute ist das WEF ein weltbekannter Anlass der Wirtschaftspromi-nenz mit einem Budget von rund 60 Millionen Dollar. Die jährlichen Gipfeltreffen im schweize-rischen Davos behaupten von sich, globale The-men zu behandeln, «to improve the state of the world», also um den Zustand der Welt zu verbes-sern.Allerdings «verbessert» das WEF die Welt vor allem in einer Hinsicht: Die meisten Teilnehmer beschränken sich auf das Knüpfen von Geschäfts-verbindungen. 2005 war zum Beispiel ein Semi-nar über das «Entdecken des nächsten wirtschaft-lichen Flops» sofort ausgebucht, während man zu «Zahlen sich die Menschenrechte aus?» sogar ohne Anmeldung Einlass erhielt. Trotz der Ver-sprechen, sich auch sozialer Themen anzunehmen, betreffen die meisten Angebote den Bereich der Wirtschaft. Zu Wort kommen fast ausschliesslich Politiker und Wirtschaftsleute – Nichtregierungs- und Nonprofitorganisationen, von denen nur ge-rade acht Prozent der Teilnehmer kommen, treten zwar als Bittsteller auf, haben aber kaum Einfluss auf die Themen und auf die Entscheidungen.Als Gegenveranstaltung zu dieser Plattform der Globalisierungsprofiteure wurden vor zehn Jah-ren die «Public Eye Awards» ins Leben gerufen: Jedes Jahr erhalten die übelsten Unternehmen Schmähpreise. Bekannte Globalisierungskritiker erheben ebenso ihre Stimme wie direkt Betroffene und zeigen anhand konkreter Fälle das skrupel-lose Alltagsverhalten von Unternehmen auf.Mit diesem symbolischen erhobenen Zeigefinger fordert das «Public Eye» die soziale und ökolo-gische Verantwortung der Wirtschaft weltweit ein. Und wir können durchaus Erfolge vorweisen: 2008 nahm der Rohstoffhandelsmulti Glencore aus dem Kanton Zug als erstes Unternehmen den Preis auch tatsächlich entgegen und sagte den no-minierenden Organisationen zu, ihren Hauptfor-derungen nachzukommen. Geben auch Sie Ihrer Stimme Gewicht und wählen Sie ab dem 15. Januar unter www.publiceye.ch das übelste Unternehmen 2009.

Public Eye

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18 greenpeace 4/08 greenpeace 4/08 19

Im Mitgliedermailing vom Herbst 2007 haben wir Sie darüber informiert, dass Greenpeace zum er-sten Mal in ihrer 37-jährigen Geschichte ein Schiff nach ökologischen Kriterien bauen lassen will, die «Rainbow Warrior III». Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, wie sich herausgestellt hat:

Nach einer intensiven Planungs-, Design- und Genehmigungsphase eröffneten wir Anfang 2008 ein internationales Ausschreibungsverfah-ren mit zwölf Werften und erwarteten, diesen Herbst einen Bauvertrag zu unterzeichnen. Doch die Realität in der Schiffsbaubranche holte uns ein: Wegen eines Booms insbesondere beim Bau von hochwertigen Spezialschiffen und teuren Pri-vatjachten sind fast alle geeigneten Werften auf mehrere Jahre ausgebucht und deshalb wenig in-teressiert an einem technisch und ökologisch an-spruchsvollen Einzelbau. Nur drei Werften gaben

ein Angebot ab, und alle Angebote lagen deutlich über unserem Budget. Aus diesem Grund musste die Werftausschreibung wiederholt werden. Heu-te gehen wir davon aus, dass wir im Frühling 2009 mit dem Bau beginnen können.

Wir versichern Ihnen aber, dass unsere Akti-vitäten für den Schutz der Meere weitergehen. So-lange die neue «Rainbow Warrior III» am Entste-hen ist, fährt die alte «Rainbow Warrior II», die uns schon 19 Jahre Dienst geleistet hat, weiterhin ihre Einsätze für den Schutz der Meere.

Wir danken für die Geduld und vor allem für die wertvollen Spenden, die wir bisher für den Bau der «Rainbow Warrior III» erhalten haben. Sollten Sie Fragen zu unserem neuen Segelschiff haben, wenden Sie sich direkt an Muriel Bonnar-din unter 044 447 41 64 oder [email protected].

Auf welchemKontinent istGreenpeaceneu aktiv?

Südwind amGardasee

Ort imKt. Glarus

FängerkleinerNager

bibl. Berg

ehemalig.türk. Titel

Metropoleam Tiber

chem. Z. f.Stickstoff

Halb-affe

Grund-lage

Musik-zeichenin denPsalmen

Zeitalter,Ge-schichts-abschnitt

Affenartim Kongo-becken

zweit-wasser-reichsterFlussderErde

Staub-besen mitöligenFransen

dt. Schrift-steller †

lat. Vorsilbefür: zwei...

ge-schützteWald-flächen

geboren(Abk.)

österr. TV-Sender, Abk.

Getreide-speicheralte belg.Währung(Abk.)

Körper-glied

griech.:neu...

BündnerOrt

steifer Hut(ugs.)

staatl. Ein-richtung

Ver-hältnis-wort

Sportpokal

Geräusch-instrumentmit einemZahnrad

Welches Label bürgtfür ein sozial- undumweltfreundlichesHolzprodukt?

italieni-scherNamefür Tessin

Wandel-gang imTheater

Üetliberg

Aktien-index (Abk.)

Keimgut,Samen

ge-schlossen

kalter Nord-ostwind

Winter-sportortim BernerOberland

LuftkurortimEngadin

Wein-anbau-gebiet amGenfersee

französ.Weich-käse

chem. Z.für Chlor

bras. Hafen

SchweizerAlpen-Club (Ab-kürzung)

Donau-zufluss

Mode-stil

ärger-licherVorfall

oder(frz.)

nicht ge-schlossen

Back-treib-mittel

Womit wird sichGreenpeace ander WestküsteAfrikas befassen?

GattinLohen-grins

Mitglieder-ver-sammlung

Fest

französ.Präpo-sition

ess-bareFrüchte

exotischeRaub-katze

im WasserlebenderSchwanz-lurch

Viehfliege,grosseStech-fliege

franzö-sischesFürwort

StadtbeiLausanne

Laute vonHundenschweiz.Architekt †

Wort fürden Chef

zwei Rhein-zuflüsse

arabi-scherFürsten-titel

chem. Z. f.KalziumTennisplatz(engl.)

chines.Weltgesetz

Gedichtform

österr. Win-tersportort

Blut-bahn

inhalts-los

blasierterVornehm-tuer

gr. Vorsilbefür: leben...

Schicksal

Welches Produktist verantwortlich füreinen grossen Teilder Waldzerstörung?

EDV-Begriff

Abk. für:NorthCarolina

Kapiteldes Korans

chem. Z.für Eisen

Teil derKette

Stadt ander Aare

Schieds-richter

grösseresBinnen-gewässer

franzö-sischerApfelwein

Zollkenn-zeichenam Camion(Abk.)

4

1

11

8 9

6

3

5 10

2

7

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

6995

11

Wie gefällt Ihnen dieses Rätsel? Schreiben Sie Ihre Meinung: [email protected]

Öko-Wissen Die Lösung des Rätsels finden Sie ab Anfang Februar unter www.greenpeace/magazin

Schlafpflaumen

Um jeden Ritterroman bin ich jetzt froh, den ich mal gelesen habe. Denn dabei habe ich gelernt, es mit einem Gascogner nie zu einem Ehrenhändel kommen zu lassen – erst recht nicht, wenn dieser D’Artagnan heisst und einen Spitzbart trägt. Pe-ter hat wohl keine Ritterromane gelesen. Ich treffe ihn in Castelmore, einer Pilgerherberge in Eauze auf dem Jakobsweg. Er blickt Herbergsvater D’Artagnan beim Abendessen herausfordernd an und sagt, er denke nicht daran, in dieser Herberge zu nächtigen. Ein Schnarchelkerker sei das und wahrscheinlich auch eine Wanzenzucht, da solle sich D’Artagnan doch mal eine Schweizer Jugend-herberge zum Vorbild nehmen …

Weiter kommt Peter nicht, da blitzt schon Stahl in D’Artagnans Hand. Als Greenpeace-Aktivist jahrelang in Gewaltfreiheit trainiert, interveniere ich reflexartig. Ich schreie: «Gandhi! Gewaltfrei-heit!» und stürze mich zwischen die beiden. Jetzt schreien die beiden auch und springen auf, denn meine Aktion hat den Suppentopf umgestossen und ein Schwall heisser Brühe schwappt auf ihre Beine. Ich liege inzwischen unterm Tisch und se-he Peter und D’Artagnan niedergehen. Jetzt erst bemerke ich, dass der Stahl in D’Artagnans Hand kein Degen ist, sondern ein Löffel. In der anderen Hand hält er ein Einmachglas.

Mir fällt keine passende Entschuldigung ein, doch im Schlagfertigkeitskurs habe ich gelernt, peinliche Situationen umzudeuten, und so sage ich: «Meine Herren, meiner Meinung nach war ich als Erster hier unten und so gebührt mir der Preis.» Ich deute auf das Glas in D’Artagnans Hand.

D’Artagnan schraubt es auf und reicht mir mit dem Löffel einen schwarzen Brocken. «Ei-ne Schlafpflaume», sagt er, «ein Familienrezept: Dörrpflaumen in ein sauberes Glas legen, mit Armagnac auffüllen, etwas Vanillezucker dazu, warten und geniessen – pur oder als Beilage zu Desserts.» «Gut», nickt Peter, «doch mit Pflau-menwasser wären sie noch besser. Und vielleicht noch Langen Pfeffer oder Sternanis dazulegen.»

«Ein gudess Weihnachtsssdesssenk», lalle ich nach einem Dutzend Pflaumen. Am Morgen er-wachen wir unterm Tisch von Castelmore. Das Glas ist leer. Friede herrscht.

Rezept von David Keel

Ihre Meinung Mitglieder/Intern

«Rainbow Warrior III»: Stapellauf mit Hindernissen

Gewinnen Sie eines von drei Sets Frühstücksbrettchen aus Buchen- und Eschenholz. Das Holz stammt von sorgfältig ausgewählten Stämmen aus nachhaltiger und zertifizierter Forstwirtschaft.

Senden Sie das richtige Lösungswort bis 10. Januar 2009 an: [email protected].

Mehr über den Preis und die Wettbe-werbsbedingungen finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin.

Greenpeace

Ein Versprechen zu Lebzeiten

In der Regel erfahren Hilfswerke erst nach einer Testamenteröffnung, dass sie zu den Erben gehö-ren oder mit einem Legat bedacht wurden. Nur wenige Personen teilen ihren Entscheid einer Or-ganisationzuLebzeitenmit.Claire-LiseGilliérongehört zu diesen Menschen. Sie hat Greenpeace im Testament bedacht und spricht offen darüber. Ein kurzer, berührender Filmbeitrag dazu ist zu sehen auf www.greenpeace.ch/legate.

Ein Franken pro Monat mehr für die Umwelt

Greenpeace hat sich entschieden, den seit 2003 gleich gebliebenen Mitgliederbeitrag auf das kommende Jahr auf 72 Franken zu er-höhen. Wir bitten Sie damit, liebe Mitglieder, einen Franken mehr pro Monat in den Schutz unserer Umwelt zu investieren. Wir können Ihnen mit gutem Gewissen versichern, dass Ihr Geld bei uns besser angelegt ist als in der Finanzindustrie. Denn mit dieser Anlage müssen Sie keinen Verlust befürchten, und als Dividende erhalten Sie weiterhin unser leiden-schaftliches Engagement für den Erhalt unse-rer Natur.

Was sagen Sie zur Erhöhung des Mitgliederbeitrages? Lesen Sie dazu bitte das Editorial und den Text rechts auf dieser Seite. Ihre Antwort und die Be-gründung interessieren uns. Senden Sie diese bis 21. Januar an [email protected], oder dis-kutieren Sie mit im Blog auf: weblogs.greenpeace.ch/blog. Wir behalten uns vor, Zuschriften zu kürzen oder auszugsweise zu veröffentlichen.

In der letzten Ausgabe fragten wir Sie: «Was war für Sie bei/nach der Lektüre des Fleisch-Artikels die wichtigste Erkenntnis?»Auf den Artikel über die Auswirkungen des Fleisch-konsums auf die Umwelt im letzten Magazin haben wir aussergewöhnlich viele Reaktionen von Lese-rinnen und Lesern bekommen – herzlichen Dank. Hier drucken wir eine Auswahl von gekürzten Brie-fen ab, alle Zuschriften in voller Länge finden Sie im Web unter www.greenpeace.ch/magazin.

Mehr bewegenSparlampen einschrauben ist ja schon schön und gut, aber mit kein/weniger Fleisch essen kann jeder tatsächlich viel mehr bewegen. Gabriela Rudin, Steckborn

Etwas bewirktAls vierköpfige Familie, die gerne Fleisch isst und auch findet, dass es für Kinder wichtig ist, Fleisch zu konsumieren, werden wir uns Gedanken machen, wie oft wir uns diesen Luxus noch leisten wollen. Bei uns habt ihr schon was bewirkt! Danke!Thomas und Jasmin Schweizer, Frauenfeld

Bewusster Verzicht... nach Ihrem vielleicht wohl gemeinten – aber nicht ganz zu Ende gedachten – Artikel über die Auswirkungen des ungebremsten Fleischkonsums liegt doch auf der Hand: bewusster Verzicht!Bernie Krauer, per E-Mail

Endlich bricht jemand ein TabuEndlich schreibt jemand Klartext und bricht da-mit ein Tabu. Denn alle Öko-Organisationen ste-cken diesbezüglich ihren Kopf tief in den Sand, weil es unangenehm ist und Sympathien kostet. Peter Schneider, Leimbach TG

Nicht viel dazugelerntVielen Dank für die Thematisierung. Leider wer-ben Sie eine Seite weiter für Maurische Lamm-spiesschen! Da haben Sie selber noch nicht viel dazugelernt. Was hat so etwas in Ihrem ansonsten sehr guten Magazin überhaupt zu suchen?Dieter Furrer, Zürich

Page 19: Greenpeace Magazin 01/09

18 greenpeace 4/08 greenpeace 4/08 19

Im Mitgliedermailing vom Herbst 2007 haben wir Sie darüber informiert, dass Greenpeace zum er-sten Mal in ihrer 37-jährigen Geschichte ein Schiff nach ökologischen Kriterien bauen lassen will, die «Rainbow Warrior III». Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, wie sich herausgestellt hat:

Nach einer intensiven Planungs-, Design- und Genehmigungsphase eröffneten wir Anfang 2008 ein internationales Ausschreibungsverfah-ren mit zwölf Werften und erwarteten, diesen Herbst einen Bauvertrag zu unterzeichnen. Doch die Realität in der Schiffsbaubranche holte uns ein: Wegen eines Booms insbesondere beim Bau von hochwertigen Spezialschiffen und teuren Pri-vatjachten sind fast alle geeigneten Werften auf mehrere Jahre ausgebucht und deshalb wenig in-teressiert an einem technisch und ökologisch an-spruchsvollen Einzelbau. Nur drei Werften gaben

ein Angebot ab, und alle Angebote lagen deutlich über unserem Budget. Aus diesem Grund musste die Werftausschreibung wiederholt werden. Heu-te gehen wir davon aus, dass wir im Frühling 2009 mit dem Bau beginnen können.

Wir versichern Ihnen aber, dass unsere Akti-vitäten für den Schutz der Meere weitergehen. So-lange die neue «Rainbow Warrior III» am Entste-hen ist, fährt die alte «Rainbow Warrior II», die uns schon 19 Jahre Dienst geleistet hat, weiterhin ihre Einsätze für den Schutz der Meere.

Wir danken für die Geduld und vor allem für die wertvollen Spenden, die wir bisher für den Bau der «Rainbow Warrior III» erhalten haben. Sollten Sie Fragen zu unserem neuen Segelschiff haben, wenden Sie sich direkt an Muriel Bonnar-din unter 044 447 41 64 oder [email protected].

Auf welchemKontinent istGreenpeaceneu aktiv?

Südwind amGardasee

Ort imKt. Glarus

FängerkleinerNager

bibl. Berg

ehemalig.türk. Titel

Metropoleam Tiber

chem. Z. f.Stickstoff

Halb-affe

Grund-lage

Musik-zeichenin denPsalmen

Zeitalter,Ge-schichts-abschnitt

Affenartim Kongo-becken

zweit-wasser-reichsterFlussderErde

Staub-besen mitöligenFransen

dt. Schrift-steller †

lat. Vorsilbefür: zwei...

ge-schützteWald-flächen

geboren(Abk.)

österr. TV-Sender, Abk.

Getreide-speicheralte belg.Währung(Abk.)

Körper-glied

griech.:neu...

BündnerOrt

steifer Hut(ugs.)

staatl. Ein-richtung

Ver-hältnis-wort

Sportpokal

Geräusch-instrumentmit einemZahnrad

Welches Label bürgtfür ein sozial- undumweltfreundlichesHolzprodukt?

italieni-scherNamefür Tessin

Wandel-gang imTheater

Üetliberg

Aktien-index (Abk.)

Keimgut,Samen

ge-schlossen

kalter Nord-ostwind

Winter-sportortim BernerOberland

LuftkurortimEngadin

Wein-anbau-gebiet amGenfersee

französ.Weich-käse

chem. Z.für Chlor

bras. Hafen

SchweizerAlpen-Club (Ab-kürzung)

Donau-zufluss

Mode-stil

ärger-licherVorfall

oder(frz.)

nicht ge-schlossen

Back-treib-mittel

Womit wird sichGreenpeace ander WestküsteAfrikas befassen?

GattinLohen-grins

Mitglieder-ver-sammlung

Fest

französ.Präpo-sition

ess-bareFrüchte

exotischeRaub-katze

im WasserlebenderSchwanz-lurch

Viehfliege,grosseStech-fliege

franzö-sischesFürwort

StadtbeiLausanne

Laute vonHundenschweiz.Architekt †

Wort fürden Chef

zwei Rhein-zuflüsse

arabi-scherFürsten-titel

chem. Z. f.KalziumTennisplatz(engl.)

chines.Weltgesetz

Gedichtform

österr. Win-tersportort

Blut-bahn

inhalts-los

blasierterVornehm-tuer

gr. Vorsilbefür: leben...

Schicksal

Welches Produktist verantwortlich füreinen grossen Teilder Waldzerstörung?

EDV-Begriff

Abk. für:NorthCarolina

Kapiteldes Korans

chem. Z.für Eisen

Teil derKette

Stadt ander Aare

Schieds-richter

grösseresBinnen-gewässer

franzö-sischerApfelwein

Zollkenn-zeichenam Camion(Abk.)

4

1

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8 9

6

3

5 10

2

7

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

6995

11

Wie gefällt Ihnen dieses Rätsel? Schreiben Sie Ihre Meinung: [email protected]

Öko-Wissen Die Lösung des Rätsels finden Sie ab Anfang Februar unter www.greenpeace/magazin

Schlafpflaumen

Um jeden Ritterroman bin ich jetzt froh, den ich mal gelesen habe. Denn dabei habe ich gelernt, es mit einem Gascogner nie zu einem Ehrenhändel kommen zu lassen – erst recht nicht, wenn dieser D’Artagnan heisst und einen Spitzbart trägt. Pe-ter hat wohl keine Ritterromane gelesen. Ich treffe ihn in Castelmore, einer Pilgerherberge in Eauze auf dem Jakobsweg. Er blickt Herbergsvater D’Artagnan beim Abendessen herausfordernd an und sagt, er denke nicht daran, in dieser Herberge zu nächtigen. Ein Schnarchelkerker sei das und wahrscheinlich auch eine Wanzenzucht, da solle sich D’Artagnan doch mal eine Schweizer Jugend-herberge zum Vorbild nehmen …

Weiter kommt Peter nicht, da blitzt schon Stahl in D’Artagnans Hand. Als Greenpeace-Aktivist jahrelang in Gewaltfreiheit trainiert, interveniere ich reflexartig. Ich schreie: «Gandhi! Gewaltfrei-heit!» und stürze mich zwischen die beiden. Jetzt schreien die beiden auch und springen auf, denn meine Aktion hat den Suppentopf umgestossen und ein Schwall heisser Brühe schwappt auf ihre Beine. Ich liege inzwischen unterm Tisch und se-he Peter und D’Artagnan niedergehen. Jetzt erst bemerke ich, dass der Stahl in D’Artagnans Hand kein Degen ist, sondern ein Löffel. In der anderen Hand hält er ein Einmachglas.

Mir fällt keine passende Entschuldigung ein, doch im Schlagfertigkeitskurs habe ich gelernt, peinliche Situationen umzudeuten, und so sage ich: «Meine Herren, meiner Meinung nach war ich als Erster hier unten und so gebührt mir der Preis.» Ich deute auf das Glas in D’Artagnans Hand.

D’Artagnan schraubt es auf und reicht mir mit dem Löffel einen schwarzen Brocken. «Ei-ne Schlafpflaume», sagt er, «ein Familienrezept: Dörrpflaumen in ein sauberes Glas legen, mit Armagnac auffüllen, etwas Vanillezucker dazu, warten und geniessen – pur oder als Beilage zu Desserts.» «Gut», nickt Peter, «doch mit Pflau-menwasser wären sie noch besser. Und vielleicht noch Langen Pfeffer oder Sternanis dazulegen.»

«Ein gudess Weihnachtsssdesssenk», lalle ich nach einem Dutzend Pflaumen. Am Morgen er-wachen wir unterm Tisch von Castelmore. Das Glas ist leer. Friede herrscht.

Rezept von David Keel

Ihre Meinung Mitglieder/Intern

«Rainbow Warrior III»: Stapellauf mit Hindernissen

Gewinnen Sie eines von drei Sets Frühstücksbrettchen aus Buchen- und Eschenholz. Das Holz stammt von sorgfältig ausgewählten Stämmen aus nachhaltiger und zertifizierter Forstwirtschaft.

Senden Sie das richtige Lösungswort bis 10. Januar 2009 an: [email protected].

Mehr über den Preis und die Wettbe-werbsbedingungen finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin.

Greenpeace

Ein Versprechen zu Lebzeiten

In der Regel erfahren Hilfswerke erst nach einer Testamenteröffnung, dass sie zu den Erben gehö-ren oder mit einem Legat bedacht wurden. Nur wenige Personen teilen ihren Entscheid einer Or-ganisationzuLebzeitenmit.Claire-LiseGilliérongehört zu diesen Menschen. Sie hat Greenpeace im Testament bedacht und spricht offen darüber. Ein kurzer, berührender Filmbeitrag dazu ist zu sehen auf www.greenpeace.ch/legate.

Ein Franken pro Monat mehr für die Umwelt

Greenpeace hat sich entschieden, den seit 2003 gleich gebliebenen Mitgliederbeitrag auf das kommende Jahr auf 72 Franken zu er-höhen. Wir bitten Sie damit, liebe Mitglieder, einen Franken mehr pro Monat in den Schutz unserer Umwelt zu investieren. Wir können Ihnen mit gutem Gewissen versichern, dass Ihr Geld bei uns besser angelegt ist als in der Finanzindustrie. Denn mit dieser Anlage müssen Sie keinen Verlust befürchten, und als Dividende erhalten Sie weiterhin unser leiden-schaftliches Engagement für den Erhalt unse-rer Natur.

Was sagen Sie zur Erhöhung des Mitgliederbeitrages? Lesen Sie dazu bitte das Editorial und den Text rechts auf dieser Seite. Ihre Antwort und die Be-gründung interessieren uns. Senden Sie diese bis 21. Januar an [email protected], oder dis-kutieren Sie mit im Blog auf: weblogs.greenpeace.ch/blog. Wir behalten uns vor, Zuschriften zu kürzen oder auszugsweise zu veröffentlichen.

In der letzten Ausgabe fragten wir Sie: «Was war für Sie bei/nach der Lektüre des Fleisch-Artikels die wichtigste Erkenntnis?»Auf den Artikel über die Auswirkungen des Fleisch-konsums auf die Umwelt im letzten Magazin haben wir aussergewöhnlich viele Reaktionen von Lese-rinnen und Lesern bekommen – herzlichen Dank. Hier drucken wir eine Auswahl von gekürzten Brie-fen ab, alle Zuschriften in voller Länge finden Sie im Web unter www.greenpeace.ch/magazin.

Mehr bewegenSparlampen einschrauben ist ja schon schön und gut, aber mit kein/weniger Fleisch essen kann jeder tatsächlich viel mehr bewegen. Gabriela Rudin, Steckborn

Etwas bewirktAls vierköpfige Familie, die gerne Fleisch isst und auch findet, dass es für Kinder wichtig ist, Fleisch zu konsumieren, werden wir uns Gedanken machen, wie oft wir uns diesen Luxus noch leisten wollen. Bei uns habt ihr schon was bewirkt! Danke!Thomas und Jasmin Schweizer, Frauenfeld

Bewusster Verzicht... nach Ihrem vielleicht wohl gemeinten – aber nicht ganz zu Ende gedachten – Artikel über die Auswirkungen des ungebremsten Fleischkonsums liegt doch auf der Hand: bewusster Verzicht!Bernie Krauer, per E-Mail

Endlich bricht jemand ein TabuEndlich schreibt jemand Klartext und bricht da-mit ein Tabu. Denn alle Öko-Organisationen ste-cken diesbezüglich ihren Kopf tief in den Sand, weil es unangenehm ist und Sympathien kostet. Peter Schneider, Leimbach TG

Nicht viel dazugelerntVielen Dank für die Thematisierung. Leider wer-ben Sie eine Seite weiter für Maurische Lamm-spiesschen! Da haben Sie selber noch nicht viel dazugelernt. Was hat so etwas in Ihrem ansonsten sehr guten Magazin überhaupt zu suchen?Dieter Furrer, Zürich

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Persönlich

Gentechnologie sei für Schwei-zer Bauern zurzeit keine Op-tion, sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Sie bringe keine Vorteile, sei bei den Kon-sumenten nicht akzeptiert und werde jetzt auch vom Uno-Welt-landwirtschaftsrat sehr kritisch beurteilt.

Sandra Helfenstein, voraussichtlich nächsten Frühling entscheidet das Parlament über eine Verlängerung des Gentech-Moratoriums, das seit drei Jahren den Anbau von gentech-nisch veränderten Pflanzen in der Schweiz verbietet. Warum sind die Schweizer Bauern gegen Gentech-nologie in der Landwirtschaft?Weil es bis jetzt keine einzige gen-technisch veränderte Pflanze gibt, die den Bauern Vorteile bringt. Die Schweizer Bevölkerung will zudem keine gentechnisch veränderten Le-bensmittel essen. Es gibt also keinen Grund, welche zu produzieren.

Haben denn die Freiland-Experi-mente von ETH und Universität Zü-rich, die momentan durchgeführt werden, noch keine brauchbaren Er-gebnisse gebracht?Das nationale Forschungsprogramm NFP 59 ist immer noch am Laufen. Wir sind aber durchaus kritisch, ob diese Forschung uns weiterbringt. Bis zum Ablauf des jetzigen Moratori-ums in zwei Jahren werden sicher keine definitiven Resultate vorliegen. Deshalb setzen wir uns auch für eine dreijährige Verlängerung des Mora-toriums ein. Wir brauchen mehr Zeit,

um die Ergebnisse genau zusammen-zufassen und auf die Schweiz bezo-gen zu interpretieren. Entscheidend werden die Resultate in Bezug auf Bio sicherheit, Kosten der Koexistenz und Akzeptanz der Gentechnologie bei der Bevölkerung sein. Verschiede-ne Meinungsumfragen bestätigen nach wie vor grosse Skepsis bei den Konsumenten.

Ganz abschwören möchten die Bau-ern der Gentechnologie aber doch nicht.Ja, das ist richtig. Könnte man bei-spielsweise den Erreger Feuerbrand mittels Gentechnologie bekämpfen, würde dies die Diskussion bestimmt wieder anheizen, denn die jetzige Lösung mit Antibiotikum-Einsatz ist ebenfalls alles andere als ideal. Sicher ist aber auch: Man kann Gen-tech-Risiken nie absolut beurteilen oder gar ausschliessen. Es ist also keine Technologie, die man einset-zen sollte, wenn es gute Alternativen gibt. Der kürzlich veröffentlichte Uno-Weltlandwirtschaftsbericht be-stärkt uns in dieser Haltung.

Der Uno-Bericht hat die industrielle Landwirtschaft mit hohem Energie- und Chemikalieneinsatz für geschei-tert erklärt. Es brauche eine ökolo-gische und soziale Trendwende. Wo steht die Schweizer Landwirtschaft?Die Schweizer Landwirtschaft ist auf dem richtigen Weg. Dem Uno-Bericht könnte sie als Vorbild gedient haben: 98 Prozent unserer Betriebe erfüllen mindestens den ökologischen Leis-tungsnachweis, gut 10 Prozent sogar

die Richtlinien der biologischen Pro-duktion. Wir produzieren auf der Basis von Familienbetrieben in erster Linie für den einheimischen Markt. Und wir erbringen weitere multi-funktionale Leistungen. Unsere Her-kunftsmarke «Suisse Garantie» setzt zudem unabhängig vom Moratorium auf Gentech-Freiheit.

Der Uno-Bericht empfiehlt auch kleinbäuerliche Strukturen. Wir ent-wickeln uns aber in die andere Rich-tung: Das Bauernsterben geht weiter, genauso das Artensterben bei Tieren und die Abnahme der Sortenvielfalt bei Getreide, Gemüse und Früchten.

Klar, der Freihandel und der dadurch entstehende Preisdruck zwingen uns zu Kompromissen. In den nächsten Jahren werden vor allem kleine Bau-ernbetriebe verschwinden. Mit der zunehmenden Grenzöffnung kom-men mehr billige Produkte auf unse-ren Markt. Das heisst, wir müssen weiterhin auch Nahrung im günsti-geren Segment produzieren. Beim Artenschutz können wir noch mehr erreichen. Was die Sortenvielfalt an-geht: Da gibt es momentan mit La-bels wie ProSpecieRara oder Bio Suisse eher wieder einen Trend zu mehr Vielfalt. Allerdings braucht es dafür auch Kundschaft. Und da ver-halten sich die Schweizer etwas schi-

Sandra Helfenstein«Keine einzige Gentech-Pflanze bringt den Bauern Vorteile»Text Claudio De Boni

zophren. Denn in Umfragen geben sie an, mehr Geld für ökologisch und sozial produzierte Nahrungsmittel aufzuwenden, als sie dann wirklich tun.

Sie argumentieren primär aus einer kurzfristigen, wirtschaftlichen Per-spektive. Der Uno-Bericht stellt fest, dass soziale und ökologische Aspekte darunter leiden. Wir wollen eine nachhaltige Land-wirtschaft, und das erreichen wir primär, wenn wir lokal, also für die Schweizer Bevölkerung, produzie-ren. Ernährungssouveränität und das Recht auf Nahrung sind zentrale

Anliegen von uns. Deshalb wehren wir uns auch gegen eine Landwirt-schaft, die speziell für den Export hochwertige Lebensmittel produzie-ren soll, wie es Bundesrätin Leut-hard proklamiert.

Sandra Helfenstein, 37, ist ETH-Agronomin und seit drei Jahren stellvertretende Leiterin Kommuni-kation beim Schweizerischen Bau-ernverband. Zuvor arbeitete sie während fünf Jahren beim Schwei-zer Obstverband.

Claudio De Boni ist freier Journa-list und regelmässiger Mitarbeiter von greenpeace.

«Gentech ist keine Technologie, die man einsetzen

sollte, wenn es gute Alternativen gibt.»