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24 Test Phonovorverstärker Nr_3-2007 HiFi aus Ungarn? Aber ja doch. Hatten wir in „LP“ auch schon. Und das mit einer der- art überzeugenden Darbie- tung, dass das kein Einzelfall bleiben durfte. Bitte schön: Heed, zum Zweiten 9 x 6 x 22 M anche Leute scheren sich einfach ei- nen feuchten Kehricht um das mar- ketingmäßig doch so wichtige Äußere ihrer Geräte. Oder doch nicht? Mag das schlichte schwarze Metallgewand mit Acrylfront der Heed‘schen Elektronikkomponenten so ganz langsam doch ein echtes Markenzei- chen geworden sein? Es wäre ihnen zu gön- nen, denn die Idee, ein ganzes HiFi-Uni- versum in kleine Kästchen mit den in der Überschrift aufgelisteten Abmessungen zu packen, hat zweifellos Charme. HiFi zum Hören, nicht zum Angucken. Hörenswert waren in jedem Falle die in LP 3/2006 ge- testeten Plattenspieler-Zusatznetzteile vom Typ „Orbit“, die in der gleichen Behausung stecken wie unser Proband hier – oder auch diverse Vor- und Endverstärker aus dem Lieferprogramm des Herstellers. Eine 9 mal 6 Zentimeter große Front faszi- niert optisch eher nicht, aber das muss sie bei der geneigten Klientel auch nicht: Ent- scheidend ist das, was hinten rauskommt. Zudem hat das Konzept noch den Vorteil, dass es recht preisgünstig zu machen ist, so dass hier jeder Euro in der Schokolade steckt, und nicht in der Verpackung. Der Phonovorverstärker „Quasar“ ist ein Spitzenmodell. Das bedeutet bei Heed, dass er zwei der Standardgehäuse belegen darf und außerdem unglaublich teuer ist: 800 Euro. Kennen Sie einen anderen Hersteller, der ein Gerät in dieser Preisklasse als kom- promisslose Spitzenlösung anpreist? Unter anderem das macht die Angelegenheit sehr sympathisch. Der Quasar ist ein sehr universeller Vor- verstärker für MM- und MC-Systeme. Und wie sich das für ein Spitzengerät gehört, hat er – nein, keine zehn Millimeter dicke Alufront und auch keinen kochtopfgroßen Ringkerntrafo, aber immerhin ein ausgela- gertes Netzteil. Jenes wird mit einem beidseitg steckbaren Kabel an die eigentliche Verstärkereinheit angeschlossen, Funkamateure identifizie-

Heed Audio Quasar review

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Page 1: Heed Audio Quasar review

24 Test Phonovorverstärker

Nr_3-2007

HiFi aus Ungarn? Aber ja doch. Hatten wir in „LP“ auch schon. Und das mit einer der-

art überzeugenden Darbie-tung, dass das kein Einzelfall

bleiben durfte. Bitte schön: Heed, zum Zweiten

9 x 6 x 22Manche Leute scheren sich einfach ei-

nen feuchten Kehricht um das mar-ketingmäßig doch so wichtige Äußere ihrer Geräte. Oder doch nicht? Mag das schlichte schwarze Metallgewand mit Acrylfront der Heed‘schen Elektronikkomponenten so ganz langsam doch ein echtes Markenzei-chen geworden sein? Es wäre ihnen zu gön-nen, denn die Idee, ein ganzes HiFi-Uni-versum in kleine Kästchen mit den in der Überschrift aufgelisteten Abmessungen zu packen, hat zweifellos Charme. HiFi zum Hören, nicht zum Angucken. Hörenswert waren in jedem Falle die in LP 3/2006 ge-testeten Plattenspieler-Zusatznetzteile vom Typ „Orbit“, die in der gleichen Behausung stecken wie unser Proband hier – oder auch diverse Vor- und Endverstärker aus dem Lieferprogramm des Herstellers.Eine 9 mal 6 Zentimeter große Front faszi-niert optisch eher nicht, aber das muss sie bei der geneigten Klientel auch nicht: Ent-scheidend ist das, was hinten rauskommt.

Zudem hat das Konzept noch den Vorteil, dass es recht preisgünstig zu machen ist, so dass hier jeder Euro in der Schokolade steckt, und nicht in der Verpackung.Der Phonovorverstärker „Quasar“ ist ein Spitzenmodell. Das bedeutet bei Heed, dass er zwei der Standardgehäuse belegen darf und außerdem unglaublich teuer ist: 800 Euro. Kennen Sie einen anderen Hersteller, der ein Gerät in dieser Preisklasse als kom-promisslose Spitzenlösung anpreist? Unter anderem das macht die Angelegenheit sehr sympathisch.Der Quasar ist ein sehr universeller Vor-verstärker für MM- und MC-Systeme. Und wie sich das für ein Spitzengerät gehört, hat er – nein, keine zehn Millimeter dicke Alufront und auch keinen kochtopfgroßen Ringkerntrafo, aber immerhin ein ausgela-gertes Netzteil.Jenes wird mit einem beidseitg steckbaren Kabel an die eigentliche Verstärkereinheit angeschlossen, Funkamateure identifizie-

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Phonovorverstärker Test 25

LP_3-2007

Mitspieler

Plattenspieler: · Transrotor Fat Bob· Clearaudio Master Reference CMB

Tonarme: · SME 309· Hadcock GH-228

Tonabnehmer: · Clearaudio Goldfinger· Denon DL-103R· Denon DL-103

Vorverstärker: · Hovland HP-100

Endverstärker: · SymAsym

Lautsprecher: · Lumen White Silver Flame

Gegenspieler

Phonovorverstärker: · MalValve preamp 3 phono· Trigon Advance

ren die verwendeten vierpoligen Steckver-binder zielsicher als solide Mikrofon-Ver-binder.Im Netzabteil stellt ein niedliches Ring-kernchen (das dem Vernehmen nach trotz-dem 60 VA Belastbarkeit stemmen soll) zwei Wicklungen bereit, die einmal nicht zu einer Doppelspannung weiterverar-beitet werden, sondern zu zwei einzelnen „unipolaren“ Betriebsspannungen – für jeden Kanal eine. Dabei helfen ihm ein dis-kret aufgebauter Brückengleichrichter und zwei dicke Elkos – pro Kanal, versteht sich.Im Verstärkerabteil geht‘s ungleich kom-plexer zu: Nix is mit den üblichen achtbei-nigen Krabbelkäfern in Gestalt integrierter Operationsverstärker, hier geht‘s hundert-prozentig voll diskret zu. Ergo: 21 Einzel-transistoren und Heerscharen von guten Metallfilmwiderständen pro Kanal werkeln auf einer streng spiegelsymmetrischen Pla-tine (übrigens ein exzellenter Layout-Job) an der Verstärkung der mehr oder weniger winzigen Tonabnehmersignale. Und für die exakte Anpassung an diverse Ein- und Ausgangskonfigurationen hat Heed einiges getan. Die MC-Sektion ist in der Verstär-kung dreistufig veränderbar, auch sehr lei-se Abtaster sollten hier optimale Arbeits-bedingungen finden. Sparsamkeit herrscht bei der Auswahl der MC-Abschlussimpe-danzen vor: 100. 220 und 470 Ohm sind zwar eine feine Sache, aber spätestens seit LP 2/2007 wissen wir, dass auch MC-Ton-abnehmer mitunter gerne an 47 Kiloohm laufen. Das geht mit dem Quasar nicht – es sei denn, Sie können Ihren Händler oder den Vertrieb dazu überreden, einen der eingebauten Widerstände gegen Ihren Wunschwert auszutauschen.Im MM-Betrieb gibt‘s natürlich normge-mäße 47 Kiloohm, dann hat die MC-Ver-stärkerstufe nämlich komplett Pause.Fürs Umschalten muss man in jedem Fal-le einen Inbusschlüssel bemühen und di-verse Steckbrücken an die richtige Position stöpseln. Achtung: Für die MM-/MC-Um-schaltung muss man gleich vier „Jumper“ umsetzen, da vergisst man gerne zwei. Die Wahl der Eingangsimpedanz und der MC-Verstärkung erfolgt in gleicher Manier.Ein Teil der Transistor-Armada ist übrigens als Spannungsregler verschaltet – natürlich kanalweise und für die MM- und MC-Verstärkerstufen getrennt. Das ist eines Spitzenmodells würdig. Was gibt‘s sonst noch? Ein halbes Dutzend Elkos puffert die Eingangsspannungen vom Netzteil, zwei

große Folienkondensatoren entfernen die Gleichspannungsanteile (bedingt durch die „unipolare“ Versorgung unvermeid-lich) aus dem Ausgangssignal.Ausgangssignal. Gutes Stichwort. Dafür gibt‘s nämlich gleich zwei Buchsenpaare auf der Geräterückseite, die sich im Pegel unterscheiden und gleichzeitig verwendet werden können. Die Vertriebs-Webseite empfiehlt den gleichzeitigen Anschluss von Vorverstärker und Aufnahmegerät (so vorhanden) oder eine direkte Verbindung zur Endstufe. Letzeres verstehe ich nicht so ganz, weil komfortables Musikhören ohne Lautstärkesteller meiner bescheidenen Meinung nach nicht so ganz einfach ist. Im Normalfall wird man den Vorverstär-ker wohl an „High Out“ anschließen und kommt so sogar schon bei mittlerer MC-Verstärkung auf über 65 Dezibel Gesamt-verstärkung, was für die allermeisten MCs reichen dürfte – und eine Schippe draufle-gen kann der Heed im Zweifelsfalle noch. Der „Low Out“ ist demgegenüber gleich 15 Dezibel leiser. Datenmäßig gibt‘s übrigens fast nichts zu bekritteln, so dass der Heed Orbit denn schnell auf seine angestammte Spielwiese – sprich: ins Rack – durfte.Wie schon bei vielen anderen Phonovor-stufen, tut auch ihm eine gewisse Beschrän-kung in Sachen Verstärkung gut: Wenn Sie den maximalen Faktor nicht brauchen, dann schalten Sie besser einen Gang herun-ter, der Quasar dankt es mit einem etwas volleren und geschlosseneren Klangbild. Zwischen der mittleren und der unteren Verstärkungseinstellung hingegen tut sich klanglich nicht mehr viel. Das gilt auch für die beiden Ausgänge, wobei der lautere, wie gesagt, der praxisgerechtere ist.Widerstehen Sie bitte der Versuchung, die beiden niedlichen Schachteln direkt ne-beneinander ins Regal zu stellen. Wie jedes Gerät, das Signale im Mikrovoltbereich aufzubereiten hat, verträgt der Verstärker keine Netztrafos in unmittelbarer Nähe

Das „Heck“ offenbart Unge-wöhnliches in Gestalt von zwei Paar Ausgangsbuchsen mit unterschiedlichem Pegel

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26 Test Phonovorverstärker

Nr_3-2007

Gespieltes

Chuck MangioneChildren Of Sanchez

Bruce SpringsteenDevils And Dust

Holly ColeUntitled

Oscar Peterson TrioWest Side Story

Chuc

k M

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– Ch

ildre

n O

f San

chez

Heed Audio Quasar

· Preis 800 Euro· Vertrieb B & T HiFi-Vertrieb, Erkrath· Telefon 0 21 04 / 17 55 60· Internet www.bt-vertrieb.de· Garantie 3 Jahre · Abmessungen (B x H x T mm)

pro Gerät 90 x 60 x 220 mm· Gewicht 2 kg komplett Unterm Strich …» ... Das ist die Vernunftreferenz, ohne Frage.Das ungarische Duo kombiniert einen glut-vollen,sehrlebendigenunderdigenKlangcha-

raktermitvielAuflösungundSpiel-freude,sodassmanauchgegenüberden echten Spitzenkönnern unterdenPhonvorstufenkaumetwasver-misst.

– allen zweifellos ordentlich gemach-ten Schirmungsmaßnahmen zum Trotz. Platzieren Sie das Netzteil einen halben Meter weit weg, dann können Sie‘s auch so hinstellen, dass man bequem an den rückseitigen Netzschalter kommt. Abends Ausschalten kann man den Quasar ohne Weiteres, er braucht nicht länger als eine halbe Stunde, bis er nach dem Einschal-ten klanglich voll da ist. Ach ja: Rückseite – könnte man bei der nächsten Serie die Sechskantmutter zum Unterklemmen der Tonarmerde bitte durch etwas Gescheiteres wie eine große Rändelmutter ersetzen?Sonst gibt‘s aber nichts zu meckern – ganz im Gegenteil. Der Heed klingt fantastisch und erwies sich unserer bisherigen Quasi-Hausreferenz in Sachen „Phonovorstufe mit dreistelligem Preisschild“ – dem Tri-gon Advance – mindestens als ebenbürtig. Beide Geräte spielen sehr rauscharm, was dem Geschehen von vornherein eine ge-wisse Schwärze verleiht. Beim Heed fällt sein überaus massives, hervorragend kon-turiertes Bassfundament auf – das können auch die ganz Großen des Metiers nicht viel besser. Der Trigon wirkt unten herum etwas zahmer, vielleicht auch stringenter – Geschmackssache. Jedenfalls verleiht dieser äußerst solide Unterbau dem Heed Drive und einen subjektiven Spaßvorteil – ich mag solche Abstimmungen sehr gerne. In den Mitten geht‘s ausdrucksstark und prä-gnant weiter, der Trigon ist auch hier letzt-lich etwas näher an der Wahrheit, spielt er doch neutraler, weniger interpretierend als das ungarische Doppel. Oben herum wirkt der Heed etwas dunkler timbriert, fasziniert jedoch auch hier mit Attacke und Energie. Alles in allem geht er tonal in eine

Messtechnik-KommentarDer Frequenzgangschrieb offenbart die einzige messtechnische Auffälligkeit des Heed Quasar: Unterhalb von 1 kHz steigt der Frequenzgang an. Bei 20 Hertz um 1 Dezibel auf dem einen, um eine halbes Dezibel beim anderen Kanal. Vielleicht eine Ursache der tonalen Charakeristik des Gerätes. Bei allen anderen Parametern geht‘s gesitteter zu: im MC-Betrieb (0,5 mV Eingangsspannung, mittlere Verstärkung) maßen wir einen Stör-spannungsabstand von hervorragenden 72,8 Dezibel(A) (MM bei 5 mV: 82,6 Dezibel(A)). Die Klirrwerte von 0,056/0,036 Prozent (MC/MM) sind ebenfalls prima, die Kanal-trennung von 62,6/64,7 Dezibel (MC/MM) erst recht. In heutigen Zeiten immer wichtiger: der Stromverbrauch. Der Quasar verbraucht im Betrieb 2,6 Watt – löblich wenig.

Gemessenes

Heed setzt konsequent auf diskrete Schaltungstechnik, sogar das Netz-teil ist ein Doppelmono-Konstrukt

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Phonovorverstärker Test 27

ME ET OU R ME NTOR

F E ATU R E S

Wide Dispersion

3D Audio

Low Resonance Cabinets

Time Coherence

Hand Crafted

Amplifier Optimised

MEGALINE

EUPHONIA

HELICON

• MENTOR | 6

PIANO

IKON

CONCEPT

SUBWOOFER

I N A D M I R A T I O N O F M U S I CDALI UK +44 (0)845 644 3537 DALI USA +1 360 733 4446 DALI GmbH +49 (0)6028 4390 DALI DK +45 9672 1155 www.dali.dk

Mentor6 Halv LP Ad 02|11|2006 13:28 Side 1

Richtung, die man landläufig als „analog“ bezeichnet – was will man mehr. Gepaart mit einer betont tief gestaffelten Raumab-bildung ist das ein tolles Klangbild, wenn man in Sachen Tonabnehmer nicht in die falsche Schublade greift: So wird‘s mit dem guten alten DL-103 vielleicht ein bisschen zu träge, das merklich spritzigere DL-103R hingegen ist eine gute Wahl – auch preis-lich. Spätestens die Tatsache, dass auch das sündteure und an den Frequenzbandenden Herausragendes leistende Clearaudio Goldfinger kaum etwas von seiner Magie an dieser Phonovorstufe einbüßt, beweist

letztlich: Das ist ein Gro-ßer. Wenn man ihn in ein schniekes gefräs-tes Dickblechgehäuse stecken und den Preis mindestens verdreifa-chen würde, könnte er immer noch gut mithal-ten. Mit 9 x 6 x 22 Zenti-metern erst recht.

Holger Barske

Schlichtheit mit System: Heed ver-packt fast seine gesamte Produktpa-lette in diesen schlichten Quadern

Nabelschnur: Das Spezialkabel mit Mikrofonsteckern transportiert die Betriebsspannungen zum Verstärker