1
Navis beendet Einsatz Moosburg. Die Hilfsorganisation Navis wird ihren Einsatz in Haiti viel schneller als gedacht beenden. Das hat der Vorstand nach den Be- richten des dreiköpfigen Erkun- dungsteams beschlossen, das gut zehn Tage im Katastrophengebiet unterwegs war. Denn dabei hat sich herausgestellt, dass es keinen weite- ren Bedarf an aufbereitetem Trink- wasser gibt, da die Brunnen weitge- hend funktionieren und frisches Wasser aus den Bergen zur Versor- gung der Bevölkerung dient; auch die Zahl der Choleraerkrankungen ist rückläufig. Für das Feldhospital von Navis gibt es keine Verwen- dung. „Bei den Menschen genügt der normale Hausbesuch“, berichtet Vorsitzender Wolfgang Wagner. Be- nötigt würden aktuell Nahrungs- mittel und Baumaterial, da im Ka- tastrophengebiet sehr viele Häuser und die Infrastruktur zerstört sind. Doch für solche Hilfeleistungen ist Navis nicht aufgestellt. Da es dem Verein wichtig ist, wirklich verant- wortungsvoll mit Spendengeldern umzugehen, ist das Fact Finding Team inzwischen heimgereist. Auch wird – entgegen den bisherigen Pla- nungen – kein weiteres Team nach Haiti geschickt. Zudem konnte das Versenden der Tonnen schweren Ausrüstung für die Wasseraufbear- beitungsanlage und das Feldhospi- tal rechtzeitig gestoppt werden.

Hochök ologische Bauw eise Na vis beendet Einsatz · Vo n Christine Fößmeier Moosbur g. Moosbur g liegt im Tr end ! We r die aktuellen Au sstel-lungen betrac htet oder das VHS-Pr

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Hochök ologische Bauw eise Na vis beendet Einsatz · Vo n Christine Fößmeier Moosbur g. Moosbur g liegt im Tr end ! We r die aktuellen Au sstel-lungen betrac htet oder das VHS-Pr

Dienstag, 25. Oktober 2016 MOOSBURGER ZEITUNG 15

Heute vor 25 JahrenDer Stadtrat hat den Bebauungs-

plan „Am Stadtgraben“ als Satzungbeschlossen und es damit ermög-licht, dass die Firma Scheidl nebendem Pfarrheim vier Wohngebäudemit je vier Vollgeschoßen errichtenkann. Dazu sollte eine Tiefgaragekommen, wobei die Stadt ein Park-deck mit 90 Stellplätzen für die öf-fentliche Nutzung kaufen wollte.Dagegen hatte sich KreisbaumeisterNorbert Zanker ausgesprochen, derder Stadt sarkastisch dazu gratu-lierte, „wieder einmal“ sei es „ihrgelungen, ihre Planungshoheit nichtwahrzunehmen“. Zanker war dieBebauung zu massiv; er regte einAltstadtmodell an, anhand dessenman künftig die Dimensionen bes-ser abschätzen könne.

Humor ist...Zu „ganz nebenbei“ in der MZ

vom 22. Oktober:Liebe Frau Alt, herzlichen Dank

für das nette Kompliment, das Sieuns Stadtratsmitgliedern so ganznebenbei gemacht haben. Zu IhremBeispiel „Ein Nachteil der gewähl-ten Gestaltung (GmbH) ist der Ef-fekt der Umsatzsteuer auf die Um-satzsteuer“ darf ich Ihnen verraten,was der geschätzte Wirtschaftsprü-fer unter dieser Bezeichnung nochanspricht, aber nicht erläutert: Füralle zum Bau der Kläranlage in denJahren 1992 bis 1994 (laut StadtratPschorr etwa 40 Millionen D-Mark)und alle weiteren umfangreichenInvestitionen im Bereich der Klär-anlage hat die GmbH bis zum 1. Ja-nuar 2007 (steuerliche Wiederan-meldung der GmbH) den gerühmtenVorsteuerabzug nicht genutzt bzw.wegen Steuerfehlern nicht nutzenkönnen. Die Folge ist, dass für dieseInvestitionen noch einmal die volleUmsatzsteuer an das Finanzamt zuzahlen ist. Und zwar ab dem1.1.2007, bis diese Investitionen imAnlagevermögen vollständig abge-schrieben sind. Der Abschreibungs-zeitraum (veranschlagte Nutzungs-zeit) dauert bis zu 50 Jahre. Die Ge-bührenzahler zahlen also die Um-satzsteuer auf die „Altinvestitionenohne Vorsteuerabzug“ zweimal.Hinzu kommt der Umstand, dass inder Abschreibung auch die Vorsteu-er auf „Altinvestitionen ohne Vor-steuerabzug“ enthalten ist – daher:„Umsatzsteuer auf die Umsatzsteu-er“. Ich hoffe, dass ich wenigstensdiesen Aspekt etwas transparentermachen konnte. Mein Trost: Humorist, wenn man trotzdem lacht.

Stadtrat undReferent für Abwasser

Erwin Köhler

■ Leserbrief Hochökologische BauweiseSolarfreunde veranstalten Exkursion zu Massivholzhäusern

Moosburg. Die Solarfreunde ver-anstalten am Samstag, 29. Oktober,eine Exkursion für alle, die ein neu-es Haus bauen oder kaufen wollen:Unter dem Motto „Nachhaltig bau-en mit Massivholz – hochwertig,leimfrei, CO2-neutral“ werden zweiWohngebäude in Günzenhausenund Herschenhofen besichtigt. DieBesitzer berichten über ihre Beweg-gründe und ihre Praxiserfahrungenbeim Bau und seit dem Einzug. AlleInteressierten treffen sich zur Ab-fahrt mit Fahrgemeinschaften um8.30 Uhr am Bahnhof. Die Rück-kehr ist für 14 Uhr geplant.

Der Neubau hat in der gesamtenRegion stark an Fahrt aufgenom-men. Dies betrifft sämtliche Gebäu-deformen, vom klassischen Einfa-milienhaus bis zum Geschosswoh-nungsbau. Angesichts der hohenBaulandpreise spielen sehr guteQualität, kurze verlässliche Bauzei-ten, Vermeidung von Schadstoffensowie eine Lifecycle-Bewertung derBau- und Betriebskosten sowie desEnergiebedarfs eine größere Rolle

als früher. Auch deshalb findet dasBauen mit dem umweltfreundli-chen, nachwachsenden RohstoffHolz in den letzten Jahren immermehr Interesse. Besonders interes-sant sind innovative Bau- und Ver-arbeitungstechniken in Massivholz-bauweise. Grund für die Solar-freunde, zwei aktuelle Objekte inGünzenhausen und Herschenhofenbei Hohenkammer unter die Lupezu nehmen: Beide weisen eine hoch-ökologische Bauweise aus Massiv-holzbohlen mit hoher Speichermas-se auf, die ohne Leim und Metall zu-sammengehalten werden. Eine Au-ßendämmung aus Holzweichfaser-platten hält die Wärme im Haus undden Lärm draußen. Deutliche Un-terschiede bestehen in der äußerenGestaltung sowie in der Energiever-sorgung: Während eines der Gebäu-de wegen seiner großen Solarkol-lektoranlage offiziell als „Sonnen-haus“ anerkannt ist, sorgt im ande-ren Gebäude eine Holzvergaseran-lage für Strom – und betreibt mitder Abwärme ein Nahwärmenetz

mit zehn angeschlossenen Häusern.Konsequenterweise wird der Nach-schub an Hackschnitzeln durch eineeigene Kurzumtriebsplantage gesi-chert.

Doch wie kamen die Baufirmenmit dieser Bauweise zurecht undwie bewährt sie sich im Alltag?Fühlt man sich eher wie im moder-nen Designhaus oder wie im tradi-tionellen Landhaus? Wie wohnt essich in einem Massivholzhaus undwie sieht es mit den Kosten aus? Wieflexibel ist dieser Baustoff und kön-nen daraus auch ganz andere, grö-ßere Gebäude errichtet werden?Diese und weitere Fragen beant-worten die beiden Hausbesitzer-Fa-milien sowie Architekt Bernd Ker-scher. Nach der Besichtigung stär-ken sich die Teilnehmer bei einerEinkehr im Biohotel Hörger in Ho-henbercha. Weitere Informationenzu dieser Besichtigung erteilen dieSolarfreunde unter Telefon 08761/9870 oder [email protected]. Um Anmeldung wirdgebeten.

Navis beendet EinsatzMoosburg. Die Hilfsorganisation

Navis wird ihren Einsatz in Haitiviel schneller als gedacht beenden.Das hat der Vorstand nach den Be-richten des dreiköpfigen Erkun-dungsteams beschlossen, das gutzehn Tage im Katastrophengebietunterwegs war. Denn dabei hat sichherausgestellt, dass es keinen weite-ren Bedarf an aufbereitetem Trink-wasser gibt, da die Brunnen weitge-hend funktionieren und frischesWasser aus den Bergen zur Versor-gung der Bevölkerung dient; auchdie Zahl der Choleraerkrankungenist rückläufig. Für das Feldhospitalvon Navis gibt es keine Verwen-dung. „Bei den Menschen genügtder normale Hausbesuch“, berichtetVorsitzender Wolfgang Wagner. Be-nötigt würden aktuell Nahrungs-mittel und Baumaterial, da im Ka-tastrophengebiet sehr viele Häuserund die Infrastruktur zerstört sind.Doch für solche Hilfeleistungen istNavis nicht aufgestellt. Da es demVerein wichtig ist, wirklich verant-wortungsvoll mit Spendengeldernumzugehen, ist das Fact FindingTeam inzwischen heimgereist. Auchwird – entgegen den bisherigen Pla-nungen – kein weiteres Team nachHaiti geschickt. Zudem konnte dasVersenden der Tonnen schwerenAusrüstung für die Wasseraufbear-beitungsanlage und das Feldhospi-tal rechtzeitig gestoppt werden.

* * *Leserbriefe sollen sich auf sachli-

che Weise mit den Inhalten unsererZeitung auseinandersetzen. DieAussagen des Verfassers spiegelnnicht die Meinung der Redaktionwider. Die Redaktion hat die inhalt-lichen Aussagen nicht überprüft,diese liegen in der Verantwortungdes Autors.

Am Ambacher BachExkursion im Rahmen des Boden:ständig-Projektes

Moosburg. Über das Pro-jekt boden:ständig imLandkreis Freising sollennicht nur zusammen mitden Landwirten Maßnah-men zum Wasser- und Bo-denschutz durchgeführtwerden, sondern auch alleAnwohner über die Land-schaft, ihre ökologischenBesonderheiten und dieBedürfnisse des Hochwas-serschutzes informiertwerden. Anknüpfend andie Wanderung im April,die von Unterappersdorf bis nachNiederambach führte, wird unterFührung der Landschaftsarchitek-tin Angelika Ruhland am Sonntag,30. Oktober, nun der letzte Teil derBachstrecke bis zur Mündung an

der Amper bei Pillhofen erkundet.Unterwegs wird an mehreren Punk-ten Halt gemacht und Interessanteszum Bach, zur Landschaft und de-ren Nutzung erläutert. Da es ent-lang des Baches größtenteils keine

Wege gibt, ist festes Schuh-werk empfehlenswert.

Treffpunkt ist in Nieder-ambach an der Brückeüber den Ambacher Bach(Abzweigung der Straßenach Kirchamper). Park-möglichkeiten gibt es imSchredl-Hof (Hausnum-mer 1). Eine Rückfahrmög-lichkeit von Pillhofen zumParkplatz wird angeboten.Die Strecke beträgt nurzwei Kilometer und ist ein-fach zu bewältigen. Insge-

samt wird die Exkursion knappzwei Stunden dauern. Ausweichter-min bei starkem Regen: 6. Novem-ber, 14 Uhr.

Treffpunkt ist am 30. Oktober um14 Uhr in Niederambach.

Der Ambacher Bach.

Eine Zeitreise von 1640 bis in die 1980erKarl A. Bauer präsentiert bei der Volkshochschule Moosburger Geschichte im Bild

Von Christine Fößmeier

Moosburg. Moosburg liegt imTrend! Wer die aktuellen Ausstel-lungen betrachtet oder das VHS-Programmheft durchblättert, wirdzumindest vom Gefühl her auf mehrThemen denn je rund um die Drei-rosenstadt stoßen. Einer der Ersten,der sich mit den vielfältigen Seitenvor allem der jüngeren MoosburgerGeschichte beschäftigt hat, warKarl A. Bauer. Stets geht er vomBild aus, zeigt alte Fotos und Post-karten, mit denen er vor Augenführt, wie sich Moosburgs Straßen-bild und Geschäftswelt vor dreißig,fünfzig, hundert Jahren darstellte.

Mit seinem zweiteiligen Vortragan der VHS versprach Bauer eine„Zeitreise“ durch die Moosburger

Vergangenheit. Viele Zuhörer folg-ten ihm durch die Jahrhunderte,denn am 7. Oktober startete Bauermit der wohl ältesten Stadtansicht,nämlich dem Kupferstich von Mat-thäus Merian aus dem Jahr 1640.Eine weitere Ansicht stammt ausder Zeit um 1850 und dokumentiertsogar die Flößerei auf der Isar. Eshandelt sich dabei um eine Litho-graphie, und zu diesem Mediumsagt Bauer: „Lithographien warendie Fotos vergangener Zeiten.“

Auf unterhaltsame Weise ver-sucht Bauer immer wieder, auchStadtentwicklung nachvollziehbarzu machen. Der Zuhörer und Be-trachter kann dabei manches Aha-Erlebnis haben. So entwickelte sichaus der Griesgasse, dem heutigenGries, die erste Moosburger „Neu-

stadt“. Dass Vereinsgründungen zu-dem maßgeblich zum Leben inMoosburg beigetragen haben, warebenfalls im ersten Vortragsteil zuerfahren. Dazu zählt der vom Turn-verein 1912 ins Leben gerufeneSchäfflertanz, von dessen nichtganz einfachem Neubeginn nachdem II. Weltkrieg im zweiten Vor-tragsteil zu hören war. Manches,was um 1900 begann, existiert nochin unserer Zeit. Anderes ist verges-sen, so das Heilig-Geist-Spital, dasArmenhaus der Stadt. Doch „1933beginnt auch in Moosburg eine neueZeit“, so Bauer. 1939 wurde zudemnördlich von Moosburg das Kriegs-gefangenenlager Stalag VII A er-richtet.

Mitten in den Kriegsjahren ginges am vergangenen Freitagabend

weiter. Bauer ignorierte dabei nichtdie Aufmärsche und Ehrenbezei-gungen auf dem Plan. Dass hier undanderswo auch große Prachtbautenganz im Sinne des Nationalsozialis-mus entstehen sollten, ist vielennoch unbekannt. Bauer zeigte An-sichten, die eine völlig andere Plan-Gestaltung als heute vorsahen. Rie-sige Gebäude hätten den Platz zurLeinbergerstraße hin abgeschlos-sen, von unten her aber dennoch ei-nen durchaus schönen Durchblickzum Chor von St. Kastulus zugelas-sen.

Wie enorm die Ausmaße desKriegsgefangenenlagers StalagVIIA waren, machte Bauer sogardurch Filmaufnahmen der US-Amerikaner kurz vor und nach derBefreiung deutlich. Dem Vortrag

ging es weniger um die Kriegsthe-matik, sondern um die wechselvolleGeschichte der Gebäude. So wurdeaus dem befreiten Stalag fast naht-los das Civilian Internment Camp 6und nach dessen Auflösung Wohn-und Arbeitsraum für Heimatver-triebene. Wie der aussah, zeigtenviele Fotos, die der akribischeSammler wie immer für seine Prä-sentationen gekonnt und souveränaufbereitet hatte. Auch wie das„normale“ Leben nach dem Krieglangsam wieder Einzug hielt, doku-mentierte er – und das bis zu demPunkt, wo jeder alteingesesseneMoosburger im Publikum sagenkonnte: Den oder die habe ich nochgekannt. Genau solche Momentedes Wiedererkennens machen Bau-ers Vorträge so reizvoll.

Bei der Primizfeier von Pater Johannes Neumayr am 24. April 1898 in der Stat-zenbachstraße war eine Art Stadttor aufgebaut.

Souverän führte Karl A. Bauer durchdie Moosburger Geschichte. (Foto: cf)

Nach dem Krieg mussten die Schäfflertänzer (hier 1952) zum Teil ihre Kleidungausleihen.

698158