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Leseprobe aus: Messmer, Ihr Baby kann’s, ISBN 978-3-407-85980-8 © 2013 Beltz Verlag, Weinheim Basel http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=978-3-407-85980-8

Ihr Baby kann´s! - BELTZin Bezug auf die Zukunft, auf die schwierige und komplexe Welt von morgen. »Fehlverhalten« von Kindern liegen in der Regel voran-gegangene Seelenverletzungen

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Leseprobe aus: Messmer, Ihr Baby kann’s, ISBN 978-3-407-85980-8 © 2013 Beltz Verlag, Weinheim Basel

http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=978-3-407-85980-8

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Vier Voraussetzungenund ein Problem

1. Naturnahe Erziehung

In einem Baby ist alles angelegt, was es zum Überleben braucht.Seine Anlagen müssen nur geweckt oder stimuliert werden,damit sie sich entwickeln. Deshalb wird in diesem Buch auchvon Verhaltensforschern und sogenannten Naturvölkern (in-digenen Völkern) die Rede sein, insbesondere von Indianern,die teilweise immer noch ein ungestörtes und gutes Verhältniszur Natur und ganz besonders auch zu ihren Kindern haben.Aber auch Eskimos, Aborigines, kurz: Ureinwohner rund umunseren Planeten pflegen – soweit sie nicht den Errungenschaf-ten der westlichen Welt zum Opfer gefallen sind – ein gutesund ungetrübtes Verhältnis mit ihren Kindern, das sich imÜbrigen auffallend ähnelt. Verallgemeinernd kann man sagen,dass sie ihren Kindern große Toleranz, Akzeptanz und vielVerständnis und Liebe entgegenbringen. Macht und autori-täres Gebaren sind ihnen fremd. Wir können bei ihnen sehen,dass die Anlagen zu einem kooperativen, gesellschaftsfähigenWesen im Menschenkind vorhanden sind und allein durch dasVorbild und eine natürliche und liebevolle Erziehung gewecktwerden können.

Informationen und Lektüre über das unproblematischeHeranwachsen dieser Kinder haben mich zu grundlegenden

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Überlegungen und einer kritischen Haltung unserer herkömm-lichen Erziehung gegenüber angeregt und mich zu der Fragegeführt, inwiefern sich diese Erziehungsformen auch auf un-sere Gesellschaft übertragen lassen. Sehr eindrücklich war fürmich in diesem Zusammenhang der Bericht der Psychothera-peutin Jean Liedloff über die Yequana-Indianer, dem ich vieleAnregungen verdanke (»Auf der Suche nach dem verlorenenGlück«, genauere Angaben finden sich im Literaturverzeichnisam Schluss des Buches).

2. Selbstverantwortung

Unsere Gesellschaft krankt daran, dass jeder die Verantwortungvon sich weg- und anderen zuschiebt. Sehen wir beispielsweisedas Gesundheitswesen an: Die meisten Menschen überlassenihre Gesundheit lieber Ärzten, Spitälern, Heilpraktikern oderGesundbetern, anstatt selbst die Verantwortung dafür zu über-nehmen.

Und auch unsere Kinder bekommen fast keine Verant-wortung mehr übertragen. Selbstverantwortung macht unsunabhängig, lehrt uns, eigenständige Wesen zu werden, Ver-antwortung für uns und unsere Umwelt zu übernehmen undso wieder verantwortlich in einem Netzwerk von verantwort-lichen Wesen zu handeln.

Wir sollten daher unseren Kindern von klein auf beibringen,Verantwortung für sich und ihr Tun zu übernehmen, damit sieals selbstbewusste Wesen ihr Leben meistern. Damit sie selbstüber ihr Leben entscheiden und nicht irgendwelchen Insti-tutionen oder Autoritäten folgen, weil immer Eltern, Lehrer,Vorgesetzte da waren, die ihnen diktierten, was zu tun sei. Einselbstständig erzogenes Kind wird bald lernen, dass das Lebenaus Geben und Nehmen besteht. Es wird seinen Lebensweg

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verantwortlich und bewusst gehen. Es wird freiwillig wiederzurückgeben, was es empfangen durfte, und nicht aus anerzo-genem schlechtem Gewissen handeln. Dieses Kind lernt auch,für sich und seine Umwelt Verantwortung zu übernehmen undsorgfältig damit umzugehen.

Ich werde im Folgenden immer wieder darauf hinweisen, wiewir durch unser Verhalten die Eigenverantwortlichkeit unsererKinder fördern können.

3. Verständnis

Wenn Kinder wüten, schreien und trotzen, fühlen sich die meis-ten Erziehenden angegriffen und gehen zum Gegenangriff überoder nehmen eine Abwehrhaltung ein. In der bei uns üblichenErziehung gibt es viel zu oft einen Gewinner und einen Ver-lierer. Anstatt unsere Energie in solchen Auseinandersetzun-gen zu vergeuden, sollten wir sie in die Suche nach Lösungenstecken. Durch eine anders verstandene Erziehung geben wirunseren Kindern Mittel in die Hand, die sie befähigen, sichaktiv an der Lösung ihrer Probleme zu beteiligen – nicht nurin Bezug auf häusliche Schwierigkeiten, sondern vor allem auchin Bezug auf die Zukunft, auf die schwierige und komplexeWelt von morgen.

»Fehlverhalten« von Kindern liegen in der Regel voran-gegangene Seelenverletzungen zugrunde. Kinder brauchenin einem solchen Moment Hilfe, ihr Verhalten ist ein Schreinach Liebe und Verständnis. Wenn wir dann Maßnahmengegen das Verhalten des Kindes ergreifen, verstärken wir oftgenug die Probleme. Nicht selten wäre genau das Gegenteilder herkömmlichen Reaktionsweisen, der herkömmlichenDenkweisen richtig: den Gefühlen Ausdruck zu verleihen, siezuzulassen, um sie abbauen zu können, anstatt sie zu unter-

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drücken; dem Kind Liebe und Verständnis entgegenzubringen,es Eigenverantwortung übernehmen zu lassen, anstatt immeralles vorzugeben, zu korrigieren, zu befehlen; das Kind als ei-genständige Persönlichkeit mit eigenem Willen zu akzeptierenund lieben zu lernen.

Kinder, die so aufgezogen und nicht erzogen werden, spüreninstinktiv, was erwünscht ist und was nicht. Sie werden Sie erstgar nicht ärgern, denn Kinder sind von sich aus gut und ko-operativ und werden erst durch widrige Umstände zu Rebellenund Querulanten. Erst unsachgemäße Erziehung weckt denWiderstand im Kind. Dass daraus ein Teufelskreis werden kann,versuche ich in diesem Buch zu erläutern. Und ich werde auchzeigen, wie der Teufelskreis aufgelöst werden kann.

Allerdings sind Trotz und Widerstand nicht grundsätzlichErgebnis von »Erziehungsfehlern«. Im Trotz suchen Kinder,auch liebevoll erzogene, ihre Grenzen. Dieses Verhalten istnormal und notwendig für den Reifungsprozess des Kindes.Ein starkes und temperamentvolles Kind wird vielleicht eherund stärker trotzen und seine Bezugspersonen mehr fordernals ein schwächeres, ruhiges. Wichtig ist diese Phase aber fürbeide – ich werde später noch darauf eingehen.

4. Vertrauen

Es ist mir ganz besonders wichtig, das Vertrauen in die Fähig-keiten unserer Babys zu wecken. Babys können und verstehenviel mehr, als gewöhnlich angenommen wird. Wenn wir ihreEntwicklung im ersten Lebensjahr nicht geradezu systema-tisch verhindern würden, könnten wir einerseits das Lebenein bisschen gelassener nehmen und müssten andererseitsnicht mit erzieherischen Maßnahmen nachher korrigierendeingreifen.

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Wir vertrauen beispielsweise fest darauf, dass ein Baby kurznach der Geburt, wenn es auf dem Bauch der Mutter liegt, mitdem Mund die Brust erfasst und zu saugen anfängt. Woherweiß es, dass es da trinken kann und soll? Niemand hat es ihmgezeigt oder gesagt, und trotzdem weiß es, wie es sich verhaltenmuss. Es braucht einzig die Stimulation: die Mutter und dieNähe der Brust.

Genauso wird sich das Baby im ersten Jahr immer wiedernaturgemäß verhalten, wenn es die Stimulation dazu erhält. Ver-trauen wir also dem Baby, dass es viel weiß und sich instinktivrichtig verhält, wenn wir ihm nur die Möglichkeit dazu bieten.

Es ist mir bewusst, dass sich ein solches Vertrauen nichtvon heute auf morgen herbeireden lässt, dass uns zu viele altegewohnte Muster noch in die Quere kommen. Auch lassen sichMutter- und Vaterängste nicht einfach ablegen. Es ist jedoch niezu spät, etwas Neues anzufangen oder auszuprobieren. LassenSie also das Vertrauen in die Selbstständigkeit Ihres Kindeslangsam wachsen – in dem Tempo, das Ihnen beiden entspricht.

Wenn wir unseren Kindern wieder das geben, dessen siebedürfen, legen wir den Grundstein für eine bessere Welt. Ichwünsche allen dabei ein gutes Gelingen!

Überlieferte Muster

Wir alle tragen Muster in uns, die wir so sicher gespeicherthaben, wie die Erde sich um die Sonne dreht. Die eigene Er-ziehung hat jeden Menschen nachhaltig geprägt. Ich trage alsoErziehungsmuster in mir, die ich, ob ich will oder nicht, aufmeine Kinder übertragen werde. Je mehr ich gefühlsmäßigagiere, desto mehr werden diese zum Teil ungewollten Mus-ter hervorkommen. Auch bei Stress, Wut oder Aggressionenwerde ich ganz sicher auf diese Muster zurückfallen. In solchen

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Situationen ist das Gehirn ausgeschaltet, man greift also nachden Antworten, die einem das tiefere Bewusstsein ungefragtliefert. Die Natur hat da in gewissem Sinne gut vorgesorgt: Siehat vorgesehen, dass Erfahrungen nicht verloren gehen unddass eine gewisse Kontinuität entsteht. Leider wirken diesePrägungen oftmals vor allem negativ.

In all den Jahren, in denen wir dem Elternhaus entwachsensind, einen Beruf erlernt, uns gebildet, gearbeitet haben, gereistsind oder anderes unternommen haben, haben diese Muster inuns geschlummert. Dann haben wir geheiratet oder auch nicht,vielleicht jahrelang mit unserem Partner zusammengelebt undschließlich unser erstes Kind bekommen. Und dann ereignetsich ein Phänomen: Plötzlich bekommt man vom Partner völligneue Ausdrücke dem Kind gegenüber zu hören: »Aber ich sagdir deutsch und deutlich …«, »Nimm dich in Acht …«, »Daswirst du mir büßen …«, »Ich warne dich …«, »Wart, ich nehmdich an den Ohren …«, »Ich versohl dir den Hintern …«, umnur ein paar zu nennen.

Der Gesichtsausdruck, die Augen der vertrauten Personwirken plötzlich fremd und feindselig. Diese Fremdheit unddie ungewohnten Äußerungen eines sonst friedlichen Partnerskönnen schockierend und erstaunlich sein. Und auch von sichselbst hört man plötzlich Äußerungen, die einem zuvor ganzund gar fremd waren: gespeicherte Überbleibsel aus der eige-nen Kindheit. Mich selbst traf es eines Tages wie der Blitz ausheiterem Himmel, als ich meinen Mann hörte und feststellte:Das sind seine Eltern, die durch seine erstarrten Augen undseinen erstarrten Körper reden; die wiederum haben es vonihren Eltern und die wieder von ihren Eltern und so fort.

Solche Muster zu erkennen hat nun wiederum etwas Gu-tes: Wenn man etwas erkannt hat, kann man versuchen, es zuändern. Nur wer unbesehen die alten Floskeln übernimmt,geht weiter im alten Trott. Wer selbst mit Schlägen und ab-

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gedroschenen Sätzen erzogen wurde, wird natürlich schweran dieser Hypothek tragen, wie auch an anderen Sünden, dieihm oder ihr in der Kindheit angetan wurden: sei es, dass manden Teller leer essen musste, dass mit dem Nikolaus oder demschwarzen Mann gedroht wurde, weil die Eltern nicht fähigwaren, selbst Grenzen zu ziehen und sie durchzusetzen, seies, dass man mit Liebes- oder Essensentzug bedroht oder inkalte oder dunkle Räume eingesperrt wurde, um nur einige derverbreiteten Grausamkeiten gegenüber Kindern zu nennen.

Wenn also Eltern ihr Kind misshandeln, waren sie in vielenFällen selbst Opfer misshandelnder Eltern. Sie brauchen Hilfe,damit sie ihre Muster bewältigen können und fähig werden,ihre Kinder zu friedlichen Menschen zu erziehen.

Es ist also wichtig, dass wir uns unserer eigenen Kindheitbewusst werden. Dass wir uns fragen, wie wir erzogen wur-den und welche Erziehungsmuster uns geprägt haben. Welchestereotypen Sätze habe ich immer wieder gehört? Bin ich an-geschrien worden? Wo, wie und warum wurde ich geschlagen?Wir sollten nicht einfach gefühlsmäßig agieren, sondern unsbewusst kontrollieren, bewusst handeln, bewusst sprechen unduns über unseren Erziehungsstil Gedanken machen.

Wenn wir solche Muster bei uns entdecken, sollten wir sieeingehend prüfen. Zudem bedarf es sehr viel Selbstdisziplin undCharakter, um wieder loszuwerden, was wir als Kinder wie einSchwamm aufgesogen haben und jetzt als Ballast wieder überBord werfen möchten. Es lohnt sich aber, damit wir Hand inHand das Wegstück, das wir unsere Kinder begleiten dürfen,gehen können und nicht diese so kostbare und beglückendeZeit mit Streitereien und familiären Kriegen vergeuden.

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Ohne unser Zutun reift der Fötus in uns heran, er hilft aktivbei der Geburt mit, nach der Geburt entfalten sich die Lungen,das Kind fängt zu atmen an, der Lungenkreislauf ist aktiviert.Das Neugeborene sucht sofort nach der Brustwarze und fängtzu saugen an. Auf diese Aktionen des Neugeborenen reagiertwiederum die Mutter: Das Kolostrum, die Vormilch, ist schonbereit. Sie ist nahrhaft und gibt dem Baby Widerstandskräfte.Bald schon kommt der Milcheinschuss, die Milch ist in ihrerZusammensetzung optimal auf das Neugeborene abgestimmt.Mutter und Kind spielen sich aufeinander ein. Die Mutterproduziert gerade so viel Milch, wie das Baby braucht; je nachBedarf reduziert oder vergrößert sie die Menge. Wenn dasBaby Hunger hat und schreit, vollzieht sich bei der Mutterder »Let-down-Reflex«: Hormone steuern, dass die Milch zufließen beginnt. Sehr sensible Mütter spüren sogar in einemanderen Raum, wenn ihr Kleines Hunger hat, denn dann fängtihre Brust zu fließen an. Für den Milchfluss ist es wichtig,dass Mutter und Kind in engem Kontakt sind. Man weiß zumBeispiel, dass bei Frühgeburten, wenn die Mutter die Milchabpumpen muss, die Milch reichlicher und besser fließt, wennsie ihr Kind dabei anschaut.

Der berühmte schwedische Fotograf Lennart Nilsson be-schreibt in seinem wunderbar illustrierten Buch »Ein Kindentsteht«, wie ein neugeborenes Kind innerhalb einer halben

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Stunde zur Brust findet, selbst wenn es tief unten auf demBauch der Mutter liegt. Es kämpft sich energisch vorwärts undfängt schließlich die Brustwarze mit seinen Blicken ein, es gibtnicht auf, bis es die Brustwarze mit dem Mund erreicht hat, undfängt sofort zu saugen an.

Beim Stillen produziert die Mutter ein sogenanntes Mut-terschaftshormon, das Prolaktin. Es sorgt dafür, dass die Mut-ter sich auch an ihr Kleines bindet, es lieb hat und für seineBedürfnisse sorgt. So ist Stillen nicht nur unter dem Aspektder Ernährung wichtig, sondern fördert auch die mütterlicheFürsorge, auf die das Kind angewiesen ist. Es ist also nichterstaunlich, dass vergangene Generationen schlecht stillenkonnten, da ihnen die Babys bei der Geburt weggenommen,in ein Säuglingszimmer gebracht und der Mutter nur alle vierStunden zum Stillen gereicht wurden. Die Milch musste beidiesen Müttern nach kurzer Zeit versiegen, da sich ein harmo-nisches Zusammenspiel gar nicht erst einpendeln konnte. Esentsteht eine sogenannte Wechselbeziehung: Je mehr sich dieMutter um das Kind kümmert, desto mehr nimmt der SäuglingKontakt zur Mutter auf, schaut sie an und baut Urvertrauenauf. Auf der anderen Seite werden bei der Mutter, wenn sieihren Säugling anschaut und sich um ihn kümmert, Oxytocinund Prolaktin ausgeschüttet, was wiederum den Milchfluss unddas bemutternde Verhalten fördert. Auf diese Weise wächstdie emotionale Bindung der Mutter an das Kind. Ein wahrerEngelskreis!

So werden Säuglinge einmal zu Kindern mit sicherer Bin-dung. Wird dieses Bindungsverhalten missachtet, fördert daseher einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil. Dies lässt sicheindeutig belegen: Wenn die Mutter sich entfernt, steigt beiEinjährigen im Speichel die Konzentration des StresshormonsCortisol stark an und bleibt auch nach ihrer Rückkehr längererhöht, als wenn das Kind eine sichere Bindung erfährt. Der

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Mediziner und Privatdozent Karl Heinz Brisch von der Uni-versität München sagt: »Das Bindungssystem, das wir in dereigenen Kindheit im Lauf des ersten Lebensjahres entwickeln,bleibt während des gesamten Lebens aktiv. Viele Langzeit-untersuchungen belegen, dass ein ursprünglich ungünstigesBindungsmuster sehr oft beibehalten wird.«

Leider haben die meisten Menschen immer noch das Gefühl,die Babyzeit sei einfach und Probleme würden erst späterentstehen. Viele Keime dieser Probleme werden aber schon inder Babyzeit gelegt und tragen erst später Früchte. Im erstenJahr macht das Kind entscheidende Erfahrungen. In dieser Zeitprägt sich der Säugling unsere Welt, unsere Muster ein, und wirprägen ihn. In seinem Zentrum, ob das nun die Seele, das Herz,das Gehirn oder gar alles zusammen ist, macht der neue Menschsich ein Bild von unserer Welt und speichert es. Das Bild, daswir als Babys von unserer Welt und unseren Mitmenschenerhalten haben, begleitet uns ein Leben lang. Es kommt unsje nachdem immer wieder in die Quere oder gibt uns Stärke.Die Muster, die wir damals gespeichert haben, sind jederzeitdurch unser Unterbewusstsein abrufbar. Jedes Mal, wenn wirgedankenlos, impulsiv, intuitiv, spontan oder im Stress rea-gieren, wird unser Unterbewusstsein uns diese »Hard Disc«zur Verfügung stellen. Natürlich können daran später nochKorrekturen vorgenommen werden, aber es werden immerKorrekturen bleiben, das Original ist geprägt.

Erziehung beginnt bei der Geburt

Erziehung ist alles, was wir mit unseren Kindern tun und las-sen. Sie beginnt also bei der Geburt.

Fangen wir ganz am Anfang an. Meistens sind Kinder heut-zutage erwünscht. Man stellt sich bewusst auf das Kind ein,

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besucht einen Säuglingskurs. Die werdende Mutter achtet aufihre Gesundheit, auf vitaminreiches Essen, Bewegung an derfrischen Luft, verzichtet weitgehend auf Alkohol und Niko-tin. Sie besucht die Vorsorgeuntersuchungen, sucht sich dasKrankenhaus aus, lässt sich alles erklären, macht sich vertrautmit Gebärsaal und Hebammen oder entschließt sich zu einerHausgeburt. Der Partner geht mit in den Geburtsvorberei-tungskurs, hilft wacker atmen und entspannen. Zusammenfreut man sich an den Rundungen, erspürt Kopf, Füßchenund Händchen, freut sich, wenn das Kleine den Schluckaufhat oder ein anderes Lebenszeichen von sich gibt. Auch Hiebein die Rippen erträgt man gelassen, schließlich sieht man demAnkömmling freudig entgegen. Die Kindererstausstattung hatman schon längst und mit viel Liebe ausgesucht. Alles ist be-reit – nun darf es kommen!

Man hat sich also mit dem Baby befasst, man hat sich aufdie Geburt vorbereitet, aber wie viel weiß man über den An-kömmling? Was spürt es, wie hört es mich? Es hört meinReden, mein Singen, es hört, wenn ich mit ihm spreche, undes versteht mich. Es spürt meine Launen, meine Bewegungen,mein Liegen, meine Unruhe, meine Befürchtungen, aber auchmeinen Frieden, meine Zuversicht, und vor allem spürt esmeine Liebe, aber auch meine Abneigung.

Schon das ungeborene Kind fängt an, Vertrauen in seineMutter zu haben und eine Beziehung aufzubauen. Es ist einGlücksfall, wenn das Kind von Anfang an gewollt, geliebt undwillkommen ist. So kann sich im Kind Urvertrauen aufbauen,das sich später auf ein harmonisches Zusammenleben auswirkenwird. Aber auch wenn die Gefühle während der Schwanger-schaft und auch in der ersten Zeit danach oft noch zwiespältigsind, die Mutter sich nicht sicher ist, ob sie den Anforderungengewachsen sein wird, und sie Zweifel befallen, ob sie das Kindauch lieb haben wird, ist das ganz normal und sie braucht

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Erziehung beginnt bei der Geburt

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sich darüber keine Sorgen zu machen. Schließlich steht ihr eingroßer Umbruch im Leben bevor und ihre Gefühle zeigen inerster Linie, dass sie sich mit dieser Situation auseinandersetzt.Schuldgefühle sind schlechte Wegbegleiter und schaden Kindund Mutter weit mehr als zugelassene Gefühle. Kinder sindzum Glück so ausgestattet, dass sie mit allen möglichen Si-tuationen zurechtkommen können und sich auch auf fast jedeLebenssituation einstellen können, ohne Schaden zu nehmen.

Bei der Geburt laufen viele wichtige Prozesse ab, die dieNatur so vorgesehen hat, um das bestmögliche Überlebenaller Individuen zu sichern. Es scheint dem »vernünftigen«Menschen vorbehalten, auch hier reinzupfuschen. Im Laufeder Zeit wurde den Frauen die Verantwortung immer mehrabgenommen und in die Hände von Gynäkologen gelegt, dienun für die Frau und das Kind entscheiden, was richtig ist.Langsam merken wir, welche Fehler in der Vergangenheit ge-macht wurden, und korrigieren sie teilweise wieder. Es ist abernoch ein weiter Weg, bis wir wieder bei einer Geburtsbetreuungsind, die Mutter und Kind wirklich gerecht wird.

Im Moment der Geburt passieren unbeschreiblich viele,wunderbare Dinge. Das Neugeborene nimmt mit all seinenSinnen, besonders aber mit Haut, Ohren und Augen, alles insich auf. Vor allem die Haut als ein äußerst sensibles Sinnesor-gan ist nun empfänglich für alles, was da kommen mag. Wenndie Mutter das Kleine, das sie bis dahin aufs Beste versorgt hat,gleich in die Arme bekommt, sich auf den Bauch legen darf,wo es schön warm ist, wo es die vertrauten Bewegungen undGeräusche wie Atmung und Herzklopfen hört, wo seine Hautzart gestreichelt wird, wo es die vertraute Stimme hören darfund die Nabelschnur erst nach Ende des Pulsierens durch-schnitten wird, dann ist das ein säuglingsgerechter Empfang.Dann kann das »Bonding« (Verbindung und Anschluss andie betreuende Person) stattfinden. Der Säugling hat jetzt den

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Pakt mit seiner Mutter geschlossen. Dieser Prozess ist ebensowichtig für die Mutter. In diesen Augenblicken schließt auchdie Mutter ihren Pakt mit dem Neugeborenen (oder erneuertden während der Schwangerschaft geschlossenen Pakt), indemsie ihm das Überleben sichert und eine liebevolle und sorgendeBetreuung garantiert.

Natürlich ist auch der Vater wichtig. Auch zwischen ihmund dem Säugling wird ein Pakt geschlossen, der allerdings oftnicht ganz so eng ist wie bei der Mutter. Studien belegen, dassKaiserschnittentbundene eine größere Zuneigung zum Vaterals zur Mutter entwickeln, wenn er der Mensch war, der dasNeugeborene zuerst liebkoste und versorgte.

Im ersten Lebensjahr wird dann ein wichtiger Grundstockfürs spätere Leben gelegt. Das Baby bekommt seine Eindrücke,seine Einstellung zu einer gütigen oder kämpferischen Welt, zuVerständnis oder Unverständnis, zu Liebe oder Bosheit. DiesePrägung wird das Kind sein Leben lang begleiten und immerwieder zum Vorschein kommen.

Die Entwicklung des Gehirns

Der Biochemiker Frederic Vester schreibt in seinem Buch»Denken, Lernen, Vergessen«: »Bis zur Geburt ist der größteTeil des menschlichen Gehirns ausgebildet. Die restlichen Zel-len und ihre festen Verknüpfungen entstehen in der kurzen Pe-riode der ersten Wochen und Monate nach der Geburt. Damitist dann das eigentliche Gehirnwachstum abgeschlossen.« Mitca. drei Jahren ist das eigentliche Gehirnwachstum abgeschlos-sen. Das heißt nicht, dass das Gehirn jetzt nichts mehr lernt undverknüpft – bei Weitem nicht. Aber das Grundgerüst ist jetztfertig, alle Anlagen für unser weltliches Dasein sind bis dahingelegt. Darauf kann aufgebaut werden, indem immer wieder

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Die Entwicklung des Gehirns

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neu vernetzt wird. Das Gehirn bleibt bis ins hohe Alter plas-tisch und somit lernfähig. Aber das entscheidende Grundge-rüst, wie wir diese Welt wahrnehmen und mit ihr interagieren,ist im Alter von drei Jahren gelegt. Wir können uns natürlichan diese Zeit nicht mehr erinnern. Diese frühen Informationen,die wir durch unser erstes Hören, Fühlen, Riechen, Schmeckenund Tasten erworben haben, sind jedoch ähnlich den Erbinfor-mationen und in unserem tieferen Bewusstsein gespeichert. Siesind da jederzeit abrufbar und sicherer bewahrt als bewussteErinnerungen. Wir arbeiten also noch mit den genau gleichenZellen, die wir schon als Säugling entwickelt haben.

Damit es überhaupt möglich ist, dass das Gehirn Eindrückewie eine Stimme, den Duft der Mutter, den Geschmack derMilch speichern und einordnen und gegebenenfalls auch wiederfinden und abrufen kann, muss zuerst ein Grundgerüst gebildetwerden, das aus einem Netz von fest verbundenen Fasern be-steht. In diesem Netz können sich die späteren Informationendann festigen.

Durch die Gene und die Erbinformationen ist ein Teil die-ses Netzes mit seinen Verknüpfungen schon vor der Geburtbestimmt. Der restliche Teil wird in den Monaten nach derGeburt gebildet, indem sich die Gehirnzellen noch teilen undvermehren und dann mit ihren faserartigen Fortsätzen Kon-takte knüpfen. Ganz erstaunlich und in dieser Art einzigartigist, dass sich die Zellen je nach der wahrgenommenen Umweltunterschiedlich teilen und wachsen. Was in den ersten Monatendurch Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen und Sehen wahr-genommen wird, zeigt sich unmittelbar bei der Ausbildungdes Gehirns, und zwar in festen Verknüpfungen zwischen denwachsenden Zellen. Es ist dies die einzige Phase im menschli-chen Leben, in der sich äußere Einflüsse direkt auf das Gehirnauswirken. Ab dem dritten Monat nehmen die Gehirnzellenkaum mehr zu und auch die Verknüpfungen werden nicht we-

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sentlich dichter. Dass die ersten Lebensmonate entscheidendeAuswirkungen auf die physische Entwicklung des Gehirnshaben, machte erstmals der amerikanische Jesuitenpater Co-nel publik. Spätere Untersuchungen bestätigten, dass äußereEinflüsse direkt auf die anatomische Struktur einwirken kön-nen. Prof. Dr. Norbert Herschkowitz schreibt in seinem Buch»Klug, neugierig und fit für die Welt«: »Während des erstenLebensjahres entwickelt sich das Hörsystem schnell. Im Altervon etwa drei Monaten hat das Baby in seinem auditorischenKortex mehr Synapsen als zu jedem anderen Zeitpunkt seinesLebens. Wie in seinem visuellen Kortex vermindert sich dieZahl danach und die restlichen Verbindungen werden effizi-enter« (Herschkowitz 2006: 104).

Das Baby baut also ein Übermaß an synaptischen Ver-bindungen auf, um diese später wieder zu reduzieren, da-mit das Gehirn effizienter wird im Sinne von Qualität, nichtQuantität – frei nach dem Motto »Die guten ins Töpfchen, dieschlechten ins Kröpfchen«.

Ein Tierexperiment macht deutlich, dass äußere EinflüsseGehirnzellen dazu anregen, sich bestimmte Zellen zum Ver-knüpfen auszusuchen. In Rattenversuchen wurde festgestellt,dass während der ersten zwei Wochen nach der Geburt jedeNervenzelle im Sehzentrum ihres Gehirns etwa vierzehn Kon-takte mit anderen Nervenzellen besitzt. Ratten werden ja be-kanntlich blind geboren. Öffnen sie nun die Augen, kommt eszu einer explosionsartigen Entwicklung. Innerhalb von zweiWochen steigt die Zahl der Verknüpfungen auf 8000 pro Zellean. Bindet man aber den Ratten die Augen zu, sodass sie nichtsmehr sehen, steigt die Zahl der Verknüpfungen nicht. Entferntman die Binde nach einiger Zeit, kann man feststellen, dass dieRatten den Verlust nicht mehr wettmachen können und blindbleiben. Die sensible Zeit, in der im Gehirn die Wahrnehmun-gen durch optische Eindrücke festgelegt und verknüpft werden

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Die Entwicklung des Gehirns

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können, ist unwiderruflich vorbei. Auch beim Menschen sindFälle lebenslanger Sehstörungen bekannt, wenn Säuglinge ausirgendwelchen Gründen keine oder nicht genügend visuelleEindrücke empfangen konnten. (Hier muss ein Wort zu denTierversuchen gesagt werden, die ich auch im Folgenden nochab und zu anführen werde: Natürlich sind ihre Ergebnisse nichteinfach auf den Menschen übertragbar. Sie beweisen letztlichüberhaupt nichts in Bezug auf die Menschen, können uns aberimmerhin als Indiz dienen, wie sich bestimmte biologischeAbläufe erklären lassen könnten.)

Erstaunlich ist übrigens auch, dass auch spätere hormonelleReaktionen schon durch die ersten Gefühlseindrücke sehrfrüh festgelegt werden. Ratten, die in den ersten Lebenswo-chen Stresserfahrungen ausgesetzt waren, konnten im späte-ren Leben mit Stresssituationen deutlich besser umgehen alsihre »stressfreien« Genossinnen. Diese Information lässt denSchluss zu, dass wir in den ersten Lebenswochen äußerst lern-fähig sind und bereits in dieser Zeit entscheidend geprägt wer-den können. Man kann damit auch erklären, warum mancheNaturvölker ihre Säuglinge schon kurze Zeit nach der Geburtgewissen Einflüssen aussetzen – die Yequana-Indianer tauchenzum Beispiel die Beinchen ihrer Kinder täglich in reißendesWasser, um sie den Umgang damit zu lehren. Was dazu führt,dass sie später als Flößer problemlos von einem Baumstammzum anderen gehen können, ohne dabei ins Wasser zu fallen.Man kann darüber hinaus auch schließen, dass Kinder, die inproblematischen oder konfliktgeladenen Verhältnissen geborenwerden und aufwachsen, keineswegs Schaden nehmen müssen,sofern die Kinder selbst liebevoll betreut werden.

In meinem Freundeskreis gibt es beispielsweise ein Paar,das sich ständig in den Haaren liegt, sich trennt, dann wie-der zusammenkommt, Zwistigkeiten und Tätlichkeiten vorden Augen der Kinder austrägt. Trotzdem zeigen die Kinder

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Die Natur hat vorgesorgt

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keine Auffälligkeiten und sind normale, liebenswürdige undzufriedene Kinder. Denn sie selbst erfahren eine liebende undumsorgende Umgebung. Die Vermutung liegt nahe, dass dasVerhalten der Eltern schon vom Embryo als Norm angesehenwurde und er sich quasi darauf einstellte. Wäre dieses Verhaltenneu gewesen und hätte erst ein halbes Jahr nach der Geburtbegonnen, hätten die Kinder möglicherweise viel intensiverdarauf reagiert.

Ein Nomadenkind, das nichts anderes kennt als immer um-herzuziehen, das sich also immer wieder auf eine neue Umge-bung einstellen muss, ist so »verdrahtet«, dass es dies als Normansieht und nichts Beängstigendes daran findet. Dagegen kannein sesshaftes Kind, das die ersten sechs Monate praktisch nurin seinen eigenen vier Wänden verbracht hat, mit Angst undSchrecken auf Veränderungen reagieren, sei es auch nur eineNacht bei den Großeltern.

Da die Natur darauf eingestellt ist, dass wir in den ersten Le-benswochen entscheidenden, vielleicht sogar lebenswichtigenEinflüssen unterworfen sind (wie es im Tierreich oft der Fallist), hat sie dafür gesorgt, dass das Gehirn sich so verknüpft,dass wir möglichst gut mit derjenigen Umwelt zurechtkom-men, in die wir hineingeboren wurden und die wir in den erstenLebenswochen wahrgenommen haben.

Gerade in der ersten, relativ passiven Zeit macht sich derSäugling ein Abbild seiner Umwelt. Das durch seine Sinneaufgenommene Bild formt sein Gehirn anatomisch irrever-sibel und verankert sich als Grundmuster. Eine tiefe Prägungfindet statt. Das Grundnetz wird gelegt, sodass spätere Infor-mationen kaum noch »verdrahtet«, sondern entlang diesemNetz in kodifizierten Erinnerungen gespeichert werden. InAnlehnung an die Computerfachsprache könnten wir diesenachträglichen Speicherungen als »Software« bezeichnen, dieanatomischen Verknüpfungen während der Embryonalzeit,

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Die Entwicklung des Gehirns

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der ersten Lebensmonate sowie der sensiblen Phasen dagegenals »Hardware«.

Je nachdem, wann und wo ein Säugling geboren wird undaufwächst, sind seine ersten Wahrnehmungen verschieden undbilden unterschiedliche Grundmuster des kindlichen Gehirns,und zwar zu einem Zeitpunkt, wenn das Kind noch nicht be-wusst erfasst.

Dazu gehören Geräusche, Stimmen, Klänge, Kälte, Wärme,das Fühlen der Haut der Mutter, ihr Geruch, andere Gerü-che, beispielsweise des Blutes, des Fruchtwassers, Gefühle derSchwere, des Fallens, des Getragenwerdens, des Geborgen-seins, Licht, Tageslicht, künstliches Licht, gedämpftes Licht,Dunkelheit, Bewegungen, Liegen auf der Haut einer warmen,sich bewegenden Mutter mit vertrauten Geräuschen oder Lie-gen in einem ruhigen Bettchen ohne Bewegungen.

Ein Kind, das im Urwald geboren wird, wird ein anderesGrundmuster entwickeln als ein Kind, das in der Großstadt aufdie Welt kommt. Dieses Wissen um die »Verdrahtungen« derEindrücke nach der Geburt und in den ersten Lebensmonatenist wichtig, um das Verhalten, besonders auch verängstigtesVerhalten unserer Säuglinge zu begreifen und richtig zu in-terpretieren.

Möchte eine Mutter schon bald nach der Geburt oder auchnach sechs oder neun Monaten wieder anfangen zu arbeiten,tut sie gut daran, den Säugling oft, wenn auch nur für kurzeZeit, anderen Personen in Obhut zu geben. Dieser Säuglingspeichert dann, dass nicht nur Vater und Mutter für sein Wohl-ergehen zuständig sind und seine Bedürfnisse decken, sonderndass auch andere Bezugspersonen dies zu seiner Zufriedenheittun können. Ist eine Mutter dagegen sechs Monate fast aus-schließlich allein für ihren Säugling da, wird dieser Säuglingzwangsläufig angstvoll auf eine Veränderung seiner Lage undseiner Bezugsperson reagieren.

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Die Natur hat vorgesorgt

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Je mehr ein Säugling fremdbetreut wird, desto mehr schwin-det jedoch der Einfluss seiner Eltern. So lässt sich beobachten,dass, wenn Säuglinge nach Ablauf des Mutterschutzes täglichzehn Stunden in der Kleinkinderbetreuung verbringen, die dor-tige Erzieherin zur Hauptbindungsperson wird. Beim Abholenkommt es dann oft vor, dass sich die Kleinen an die Tagesmutterklammern oder nach der Kitaerzieherin rufen und sich von derMutter kaum noch trösten lassen. Jede äußere Veränderungwirkt sich also entscheidend auf das Bindungsverhalten desSäuglings aus.

Die Ärztin und Kinderpsychiaterin Marie Meierhoferschreibt dazu in ihrem Buch »Frühe Prägung der Persönlich-keit«: »Kinder mit einem Grundgefühl von Unsicherheit undAngst ›fremdeln‹ früher und stärker als solche, die von Anfangan bei jedem Kummer getröstet worden sind und ein Urver-trauen entwickelt haben. Die sogenannte ›Achtmonateangst‹tritt bei vielen Kindern im Alter zwischen sechs und neunMonaten ein, jedoch in unterschiedlicher Intensität. MeinerErfahrung nach kommt es sehr darauf an, wie früh und wiehäufig das Kind mit fremden Personen zusammenkommt undwie sicher sich die Mutter im Umgang mit andern Menschenfühlt« (Meierhofer 1989: 65f.).

Durch Liebe wachsen

Was Eltern in der Regel intuitiv wissen, musste die Wissen-schaft nochmals beweisen: In quälenden Laborversuchenwurde bei Ratten und Mäusen herausgefunden, wie wichtigLiebe, Zuneigung und körperliche Zuwendung sind. Es wurdegezeigt, dass bei der Geburt gewisse Organe ihre Funktionenerst aufnehmen, wenn die Mutter das Kleine leckt, ansonstengeht es zugrunde. Von den Ratten wurde dann auf Primaten

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Durch Liebe wachsen

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und von diesen auf den Menschen geschlossen. Primaten undMenschen sind allerdings die einzigen Lebewesen, die ihre Jun-gen nicht lecken. Das Lecken dient nicht, wie früher irrtümlichangenommen, der Säuberung, sondern ist als Streicheln undZuneigung zu verstehen. Diese Art der Zuneigung gibt deninneren Organen erst die Impulse, sich zu entwickeln, wodurchdas Junge lebensfähig wird. Bei den Primaten und Menschenhaben wahrscheinlich Arme und Hände diese Funktion über-nommen, wobei auch Mund und Lippen zum Liebkosen immernoch nicht unwesentlich sind.

Wer später einmal Liebe, Zärtlichkeit und Zuneigung gebensoll, muss sie erst selbst einmal erfahren haben, und zwar mög-lichst von Geburt an.

Bali ist für seine friedliche Kultur bekannt. In Bali aber giltein Neugeborenes als göttlich und wird bis zum Alter von ei-nem halben Jahr nie auf den Boden gelegt, sondern immer vonjemandem getragen und umsorgt. Balinesische Kinder könnenschon von Geburt an Vertrauen in ihre Umgebung haben. Inden Armen ihrer Mütter werden sie gestreichelt, umarmt undgehegt und dürfen auch später immer wieder in diese trösten-den Arme zurückkehren. Diese tröstenden Arme findet dasKind nicht nur bei der Mutter, sondern auch beim Vater, denGeschwistern, den Verwandten und Bekannten. Das Kindlernt eine friedvolle, zuversichtliche, beständige, fürsorglicheWelt kennen, es bewahrt diese Erfahrung in seinem Herzenund wird von ihr geprägt. Es wird sein Leben lang fähig sein,diese Zuneigung, Liebe und Zuversicht weiterzugeben. SolcheBerichte von Ethnologen über andere Völker und Stämme, überihren Umgang mit Neugeborenen und Kleinkindern und diedaraus resultierenden Auswirkungen auf das kulturelle undsoziale Milieu können uns Anregungen geben.

Wir können daraus lernen, wie wichtig der Umgang mitunseren Neugeborenen und Kleinkindern ist, wie sich diese

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Art der Beziehung in einer ganzen Gesellschaft widerspiegeltund sie prägt.

Kann man ein Baby verwöhnen?

Wenn ein Säugling ständig herumgetragen wird und alle seineBedürfnisse befriedigt werden, glauben viele Menschen, er wer-de dadurch verwöhnt und werde immer fordernder. Natürlichmuss man Kindern Grenzen setzen, aber erst mit etwa acht bisneun Monaten. Den Umgang mit Frustrationen sollten sie abdrei bis vier Monaten lernen.

Wie das Kind im Mutterleib aufs Beste versorgt wird, solles auch während der »äußerlichen (extrauterinen) Schwanger-schaft«, die noch einmal zirka acht bis neun Monate dauert,alle Bedürfnisse aufs Beste befriedigt bekommen. Danach kannman anfangen, gewisse Dinge zu gebieten. Jedoch sollte manimmer darauf bedacht sein, das Kind in seinem Forscher- undEntdeckerdrang zu verstehen – seinem Drang, zu lernen, dieWelt zu verstehen und zu begreifen. Habe ich mein Kind jedochin Vertrauen und Liebe erzogen, wird es dann auch verstehen,dass ich es nicht schätze, wenn es mir beispielsweise in dieComputertasten greift. Natürlich muss ich ihm das erklären.Weil ich es in seinen Bedürfnissen respektiere und ernst nehme,wird es auch meine Bedürfnisse respektieren und somit auchgehorchen. Kinder sind nämlich kooperativ und wollen in derRegel nicht grundlos provozieren.

Wichtig ist, dass ich meine Sinne öffne, um seine Zeichenrichtig zu deuten, und mich von meinem Kind leiten lasse.Ich kann dem Baby ruhig die Führung überlassen, es kenntseine Bedürfnisse sehr genau und wird sie mir auch mitteilen.Es ist noch ein völlig intuitives Wesen und hat noch keineAhnung von unseren Machtkämpfen. Es geht ihm daher nicht

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Kann man ein Baby verwöhnen?

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um Macht, wenn es uns etwas mitteilt, aber es ist ohnmächtig,wenn es in seiner Hilflosigkeit allein gelassen wird.

Wir sollten uns vergegenwärtigen, wie hilflos so ein Neuge-borenes ist: Es ist komplett auf uns angewiesen und kann nurdurch Schreien auf sich und seine Bedürfnisse aufmerksammachen. Es hat noch kein Zeitgefühl, das ihm sagt, wann dieMutter kommt. Nein, jetzt quält der Hunger, jetzt muss es ge-stillt werden, jetzt möchte es liebkost, herumgetragen werden,möchte spielen, lachen, dabei sein. Der Säugling lebt im Hierund Jetzt und kann nicht begreifen, dass die Mutter jetzt nochdieses oder jenes zu tun hat.

Hat man das Baby jedoch bei sich, nimmt man seine Bedürf-nisse viel schneller wahr. Es muss nicht zuerst lange um etwasschreien, es fühlt sich geborgen in einer guten, vertrauenswür-digen Welt. Es nimmt alles auf, es saugt sich voll wie ein leererSchwamm, seine Antennen sind weit ausgefahren, wenn esdabei herumgetragen wird. Denn auf der Mutter fühlt es sichsicher und es weiß auch, dass ihm seine »Lebensversicherung«nicht abhandenkommt.

Auch das ist Erziehung. Was der Säugling hört, fühlt, siehtund mitbekommt, wird alles in seinem schnell wachsendenGehirn eingeprägt und verstaut, um später, ohne dass er sichdessen bewusst wird, bei Bedarf hervorgeholt zu werden.

Wenn ein Baby willkommen ist, gibt es nichts Schöneres,Feineres und Wünschenswerteres als dieses kleine Wesen, dassüß und zart in unseren Armen liegt. Wir können es streicheln,hätscheln, küssen und immer wieder anschauen. Voll Vertrauenliegt es da und erwartet von uns, dass es liebevoll gehegt undgepflegt wird, dass wir seine Bedürfnisse wahrnehmen und sieerfüllen. Gerade seine Hilflosigkeit sollte uns auffordern, diesgewissenhaft und schnell zu tun. Jetzt ist unsere Hilfe gefor-dert, später, wenn das Kind größer geworden ist, dürfen wirmit unserer Hilfe ruhig zurückhaltender sein.

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Nach wie vor werden Mütter gewarnt, ihre Säuglinge ja nichtzu verwöhnen, da sie sonst später die Rechnung in Form vonwiderspenstigen Kindern präsentiert bekämen. Dieses Verwöh-nungsgespenst sitzt noch tief in den Köpfen und müsste endlichverschwinden, damit unsere Kleinsten das bekommen, was siebekommen müssen und sollen, um zu gesunden, psychischstarken Menschen heranwachsen zu können. Dabei darf einSäugling nicht nur, er sollte nach Strich und Faden verwöhntwerden. Er sollte so viel wie möglich herumgetragen werden,nicht nur von der eigenen Mutter. Man darf mit ihm schmusen,ihn streicheln und nach Bedarf stillen. Er liebt es, wenn er aucheinmal auf dem Vater liegend einschlafen darf. Man kann mitihm durch die Wohnung tanzen, mit ihm singen, ihm Geschich-ten erzählen, die Blumen auf dem Feld zeigen. Eigentlich kannund soll man einem Säugling seine ganze Freude an dieser Weltmitteilen, sie mit ihm teilen und ihm vermitteln.

9 Helfen Sie Ihrem Kind, Urvertrauen aufzubauen.9 Unterstützen Sie den kindlichen Drang zu lernen.9 Sorgen Sie dafür, das alle Bedürfnisse des Babys befriedigt

werden.9 Scheuen Sie sich nicht, ab drei bis vier Monaten Ihrem

Kind erste Frustrationen zuzumuten.

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