31
Veröffentlichungsreihe der Abteilung Institutionen und sozialer Wandel des Forschungsschwerpunkts Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung FS m 94-204 Individuelle Teilnahme an politischer Kommunikation im Prozeß der deutschen Vereinigung. Zur Struktur von interpersonaler und massenmedialer Kommunikation Katrin Voltmer/Eva Schabedoth/Peter R. Schrott Berlin, Juli 1994 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin Telefon (030) 25 49 1-0

Individuelle Teilnahme an politischer Kommunikation im ... · the central role of interpersonal communication as it initiates further participation in political communication. Using

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Veröffentlichungsreihe der Abteilung Institutionen und sozialer Wandel des Forschungsschwerpunkts Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse des

Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung

FS m 94-204

Individuelle Teilnahme an politischer Kommunikation im Prozeß der deutschen

Vereinigung. Zur Struktur von interpersonaler und massenmedialer Kommunikation

Katrin Voltmer/Eva Schabedoth/Peter R. Schrott

Berlin, Juli 1994

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin

Telefon (030) 25 49 1-0

Zusammenfassung

Wie konstituiert sich politische Öffentlichkeit auf der Individualebene? Dieser Frage wird in einer Strukturanalyse nachgegangen, die auf Umfragedaten in West- und Ost-Berlin aus dem Jahre 1990 basiert. Eine weitverbreitete Annahme ist, daß die politische Kommunikation zunehmend durch die Massenmedien geprägt ist. Wir gehen dagegen von einer komplementären Bedeutung interpersonaler und massenmedialer Kommunikationsprozesse aus, wobei sich durch eine Funktionsdifferenzierung der beiden Kommunikationsebenen eine wechselseitige Beziehungsstruktur herstellt. Während die Massenmedien vor allem der Informationsvermittlung dienen, erfolgt durch interpersonale Kommunikation die koorientierte Informationsverarbeitung und Meinungsbildung. Ingesamt zeigt die Analyse individueller Kommunikationsmuster die zentrale Bedeutung interpersonaler Kommunikation, da sie weitere Kommunikationsteilnahme initiiert. Dagegen stellt sich die Nutzung des Fernsehens - im Unterschied zu Printmedien - als deaktivierend dar, so daß angenommen werden kann, daß das Fernsehen die Wechselseitigkeit zwischen den unterschiedlichen Ebenen der politischen Kommunikation aushöhlt.

Abstract

How is the political public sphere being constituted on the micro-level of communication processes? This question is analyzed on the basis of survey data of West- and East-Berlin in 1990. A widespread assumption is that political communication is increasingly determined by the mass media. In contrast, we hypothesize a complementary role of interpersonal communication and a reciprocal relationship between individual and mass communication. This reciprocity is due to a functional differenciation between both levels of communication. While the function of mass media is primarily to provide information, interpersonal communication serves for co-oriented information-processing and opinion formation. In sum, the structural analysis of individual communication patterns points to the central role of interpersonal communication as it initiates further participation in political communication. Using television, however, appears as deactivating. Thus it can be assumed that television, unlike print media, undermines the reciprocity of the different levels of the political public sphere.

Individuelle Teilnahme an politischer Kommunikation im Prozeß der deutschen Vereinigung. Zur Struktur von interpersonaler und massenmedialer Kommunikation*

1. Einleitung

Kommunikation ist ein vitaler Bestandteil des demokratischen politischen Prozesses. Zwar läßt sich Politik nicht auf Kommunikation reduzieren, wohl aber manifestiert sie sich weit­gehend durch Kommunikation* 1.

In politischen Umbruch- und Transformationsphasen wie im Jahre 1990 besteht in besonderem Maße die Notwendigkeit zu kommunikativem Austausch von Informationen und Meinungen. Da nur ein unzureichender Konsens darüber besteht, wie die bestehende1 Situation zu interpretieren ist, erhöht sich sowohl für das politische System als auch für die Bürger der Grad an Komplexität und Unsicherheit. Vor allem für die Bürger Ostdeutsch­lands waren die bis dahin geltenden Welterklärungen und die Regeln, die das Verhältnis von Bürgern und Politik bestimmen, praktisch über Nacht zusammengebrochen. Gleich­zeitig bedeutete der Systemwechsel einen gravierenden Einschnitt in ihre alltäglichen Lebensbedingungen. Wenngleich sich die Bürger Westdeutschlands zunächst eher in der Rolle des faszinierten Zuschauers sahen, war doch bald offensichtlich, daß die politischen Veränderungen für sie ebenfalls nicht ohne weitreichende Konsequenzen bleiben würden.

1.1 Individuum und Politik: die Relevanz von Kommunikation

Wir wollen hier der Frage nachgehen, in welcher Weise die Bürger West- und Ost-Berlins in der außergewöhnlichen Situation des Frühjahres 1990, also während der Übergangszeit zwischen dem Zusammenbruch der DDR und der Vereinigung der beiden deutschen

♦ Dieser Beitrag erscheint in: Hans-Dieter Klingemann/Nils Diederich/Lutz Erbring (Hrsg.), Zwischen Wende und Wiedervereinigung. Vergleichende Analysen zur politischen Kultur in Ost- und West-Berlin 1990, Opladen: Westdeutscher Verlag (in'Vorbereitung).

1 Vgl. Robert G. Meadow, Politics as Communication, Norwood: Ablex 1980; Roger W. Cobb/Charles D. Elder, Communication and Public Policy, in: Dan D. Nimmo/Keith R. Sanders (Hrsg.), Handbook of Political Communication, Beverly Hills/London: Sage 1981, S. 391-416; Craig A. Smith, Political Communication, San Diego u.a.: Harcourt Brace Jovanovich 1990.

4

Staaten, am politischen Kommunikationsprozeß teilgenommen haben. Unser Interesse richtet sich vor allem auf die Darstellung von Kommunikationsmustem, das heißt auf die Frage nach der Nutzung unterschiedlicher Kommunikationsformen und deren wechsel­seitigem Verhältnis zueinander. Die Analyse soll genaueren Aufschluß darüber geben, wie sich politische Öffentlichkeit auf der Mikroebene konstituiert und welchen Stellenwert die unterschiedlichen Kommunikationsformen für den Bürger haben.

Die Einbindung des Individuums in die Welt des Politischen erfolgt durch zwei in ihrem Wesen unterschiedliche Kommunikationsformen, nämlich durch Massenkommunikation und durch interpersonale Kommunikation.

Massenkommunikation leistet vor allem die Überbrückung zwischen Makro- und Mikroebene, also der jeweils unterschiedlich strukturierten Handlungskontexte von politischem System und Individuum. Massenmedien verfugen als institutionalisierte Kommunikatoren über die strukturellen und materiellen Ressourcen, um den im politischen System produzierten Kommunikationsoutput zu sammeln und an ein zahlen­mäßig nicht begrenztes, in seiner Zusammensetzung unspezifisches Publikum zu vermitteln2. Durch Selektion und Präsentation erbringen sie eine wichtige Übersetzungs­leistung komplexer politischer Inhalte. Die Teilnahme an Massenkommunikation ermög­licht es somit dem einzelnen, sich darüber zu informieren, welche gesellschaftlichen Probleme bestehen, welche politischen Entscheidungen getroffen werden und wie diese sich möglicherweise auf die eigenen Lebensbedingungen auswirken.

Im persönlichen Austausch über politische Themen mit Personen des sozialen Umfeldes findet die Koorientierung mit den Meinungen anderer statt. Dadurch entsteht subjektiv geteilter Sinn und damit die Möglichkeit zu sozialverankerter Meinungsbildung. Anknüpfungspunkt interpersonaler politischer Kommunikation können Informationen aus den Massenmedien sein, aber auch eigene Erfahrungen.

Das Verhältnis der beiden Kommunikationsformen zueinander ist seit der Lazarsfeld- Studie3 aus den 40er Jahren ein wiederkehrendes Thema der Kommunikationsforschung. Während die frühen Studien die Zentralität der interpersonalen Kommunikation zeigten, wird in neuerer Zeit meist die Dominanz der Massenkommunikation behauptet. Die Aus­breitung der Massenmedien und die Annahme einer zunehmenden Vereinzelung des Individuums in der modernen Gesellschaft haben die Frage aufgeworfen, ob nicht die interpersonale politische Kommunikation längst durch die Massenkommunikation "entmachtet" worden ist, so daß die Massenmedien den politischen Kommunikations­prozeß aktivieren.

2 Vgl. Klaus Merten, Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozeßanalyse, Opladen: Westdeutscher Verlag 1977.

3 Paul F. Lazarsfeld/Bemard Berelson/Hazel Gaudet, The People's Choice. How the Voter Makes Up His Mind in a Presidential Campaign, New York: Columbia University Press (1944) 1948.

5

2. Kontextbedingungen politischer Kommunikation

Individuelles Handeln unterliegt nicht nur den Bedürfnissen und Zielen der Individuen, sondern wird auch vom gesellschaftlichen Kontext, insbesondere den bestehenden institutioneilen Strukturen, beeinflußt. Die grundlegenden Prämissen des Regimes und die Verfaßtheit des Mediensystems stellen spezifische "constraints" dar, unter denen der einzelne am politischen Kommunikationsprozeß teilnimmt. Wenngleich die meisten Autoren mehr oder weniger implizit die strukturelle Restriktion individuellen Handelns voraussetzen, erscheint es uns im Rahmen unserer Analyse, in der wir die Kommunikati­onsmuster der Bürger in Ost und West vergleichen wollen, notwendig, die jeweils unter­schiedlichen Rahmenbedingungen in ihren historischen und aktuellen Aspekten kurz zu vergegenwärtigen.

Demokratische Regimes beruhen auf der Prämisse einer Trennung von Staat und Privat­sphäre und haben entsprechende Strukturen etabliert, die Kontrolle und Eingrenzung staat­lichen Zugriffs gewährleisten. Freie Meinungsäußerung ist in der Verfassung garantiert und bildet die Voraussetzung für eine unreglementierte Öffentlichkeit. Dies gilt prinzipiell für alle "Öffentlichkeitsebenen"4, also persönlichen Meinungsaustausch, öffentliche Ver­anstaltungen und massenmediale Kommunikation.

Das Mediensystem demokratischer Gesellschaften5 ist entsprechend liberaler Ordnungs­konzepte verfaßt, in der Bundesrepublik modifiziert durch gesellschaftliche Aufsicht der elektronischen Medien. Die Struktur von Printmedien und elektronischen Medien beruht also auf dem Marktprinzip bzw. dem Prinzip der Staatsfeme. Die normativen Erwartungen an die politische Berichterstattung beziehen sich auf Objektivität und Vielfalt, so daß die Konkurrenz unterschiedlicher Wirklichkeitsdeutungen und Problemlösungen repräsentiert werden kann.

Dagegen beruh(t)en real existierende sozialistische Gesellschaften auf der Vorstellung einer Identität von Staat und Gesellschaft. Die den Staat tragende politische Partei in der DDR beanspruchte, alle gesellschaftlichen Interessen zu vertreten, was allerdings de facto hieß, lediglich die von ihr als legitim definierten. Öffentlichkeit konnte nur innerhalb dieses Rahmens stattfinden und unterlag aufgrund des generellen Wahrheitsanspruchs der herrschenden Ideologie prinzipiell auf allen Ebenen der Kontrolle des Staates.

4 Jürgen Gerhards/Friedhelm Neidhardt, Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit. Fragestellungen und Ansätze, in: Stefan Müller-Doohm/Klaus Neumann-Braun (Hrsg.), Öffentlichkeit, Kultur, Massenkommunikation, Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 1991, S. 31-90.

5 Zur Typologie von Mediensystemen siehe Sydney W. Head, WorW Broadcasting Systems. A Comparative Analysis, Belmont, CA.: Wadsworth 1985; Donald R. Browne, Comparing Broadcast Systems. The Experiences o f Six Industrialized Nations, Ames: Iowa State University Press 1989.

6

Die Struktur des Mediensystems der DDR entsprach autoritären Ordnungskonzepten.Die Massenmedien waren staatliche Einrichtungen bzw. im Besitz der SED und standen als Instrumente der Herrschaftssicherung unter praktisch lückenloser Kontrolle der Partei6. Die vermittelten Inhalte hatten demzufolge dem Prinzip der Parteilichkeit zu gehorchen, Vielfalt gab es allenfalls in quantitativer Hinsicht.

Allerdings: Die Situation in der DDR war - im Unterschied zu den anderen Ost- blockländem - komplizierter, da, von kleinen Gebieten abgesehen, überall Westfernsehen empfangen werden konnte (zunächst offiziell verboten, dann geduldet). Es bestand eine "doppelte Medienlandschaft", was schließlich auch von der offiziellen Verlautbarungsbe­richterstattung nicht mehr ignoriert werden konnte, da ein völliger Glaubwürdigkeits­verlust der DDR-Medien drohte7. Es erscheint uns jedoch nicht zulässig, die "doppelte Medienlandschaft" der DDR mit der intern pluralistischen der Bundesrepublik gleichzu­setzen. Zwar war das Westfernsehen für die Bürger der DDR eine wichtige objektive Informationsquelle8, die Nutzung der DDR-Medien vermittelte aber wahrscheinlich trotz Parteilichkeit wichtige Informationen über die eigene, relevante Umwelt. Durch die Fähig­keit, zwischen den Zeilen zu lesen und die landeseigene Version von "Kreml-Astrologie" zu entschlüsseln, konnten durchaus Rückschlüsse auf Entwicklungen in der Staatsführung gezogen werden. Vor allem aber darf nicht übersehen werden, daß die Möglichkeit, das Westfernsehen zu nutzen, den gesellschaftlichen Kommunikationskontext, also die Reglementierung der politischen Öffentlichkeit, im Prinzip unberührt ließ.

Welche Schlußfolgerungen lassen sich aus dem Gesagten hinsichtlich der Bedeutung von interpersonaler und massenmedialer Kommunikation ziehen? Es kann vermutet werden, daß in der DDR der tendenzielle Informationsmangel infolge fehlender Vielfalt der Massenmedien den Stellenwert interpersonaler Kommunikation erhöht hat, da hier durch gemeinsame Decodierung von Informationslücken und Verschlüsselungen eine Ver­vollständigung der Berichterstattung erfolgte. Die Reglementierung des öffentlichen Diskurses hat zudem den Rückzug der Bürger in die Privatsphäre als Raum nicht- kontrollierter Kommunikation gefordert9. Allerdings dürfte das Wissen um die verdeckten staatlichen Kontrollversuche auch des privaten Raumes dazu geführt haben, daß dieser entweder weitgehend entpolitisiert wurde oder daß Gespräche über politische Themen nur innerhalb als "zuverlässig" empfundener enger sozialer Primärbeziehungen stattfanden.

6 Vgl. Gunter Holzweißig, Massenmedien in der DDR, 2., völlig überarbeitete Auflage, Berlin 1989; ders., DDR-Presse unter Parteikontrolle - Kommentierte Dokumentation, Bonn: Gesamtdeutsches Institut 1991.

7 Christiane Lemke, Die Ursachen des Umbruchs 1989, Opladen: Westdeutscher Verlag 1991, S. 189.8 Vgl. Kurt R. Hesse, Westmedien in der DDR. Nutzung, Image und Auswirkungen bun­

desrepublikanischen Hörfunks undFemsehens, Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1988.9 Vgl. Andreas Feige, Gesellschaftliche Reflexionsprozesse und Massenkommunikation am Beispiel der

DDR. Zur Funktion öffentlicher Kommunikation und besonders der Massenmedien vor und während der Massendemonstrationen im Herbst 1989, in: Publizistik, 35. Jg., Heft 4,1990, S. 387-397.

7

Dagegen ist unter den Bedingungen einer liberalen Medienordnung der einzelne eher mit dem Problem des Informationsüberflusses konfrontiert, so daß interpersonale Kommunikation weniger die Aufgabe hat, Informationen hinzuzufügen als vielmehr Komplexität zu reduzieren.

Wenn man davon ausgeht, daß der Stellenwert der interpersonalen gegenüber der massenmedialen Kommunikation als kompensierend oder als komplementär anzusehen ist10, dann kann vermutet werden, daß sie in der DDR vor ällem kompensierende Bedeutung hatte, während das Verhältnis der beiden Kommunikationsformen unter demokratischen Kontextbedingungen eher komplementär ist.

Zum Zeitpunkt der hier durchgeführten Untersuchung im Mai 1990 bestanden die beschriebenen Strukturen in der DDR jedoch nicht mehr. Zwar existierte das staatliche Gebilde DDR formal noch, das Regime war aber ein halbes Jahr vorher zusammen­gebrochen, und die Entwicklung steuerte rasant auf eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu. Auch die Strukturen des Mediensystems waren durch ein "nicht mehr - noch nicht" geprägt. Der Deutsche Fernsehfunk bestand in seinem zentralistischen Aufbau im Frühsommer 1990 zwar noch, auf der Personalebene hatte es jedoch eine Reihe von Ver­änderungen gegeben. Die Tageszeitungen hatten sich großenteils aus SED-Besitz gelöst und waren Kooperationsverhältnisse mit Westverlagen eingegangen, allerdings scheint die Personalstruktur zunächst weitgehend unverändert geblieben zu sein.

Die Bedingungen politischer Kommunikation hatten sich damit bereits tiefgreifend ver­ändert. Ob der Prozeß der strukturellen Angleichung zwischen Ost und West auch mit einer Angleichung der individuellen Kommunikationsmuster einherging, soll in diesem Beitrag empirisch untersucht werden.

3. Kommunikation als Handlungssystem

Die Frage nach dem Verhältnis von massenmedialer und interpersonaler Kommunikation hat eine lange Forschungstradition. Die interne Ausdifferenzierung der Kommunikations­wissenschaft hat jedoch dazu geführt, daß beide Kommunikationsformen überwiegend als isolierte Phänomene betrachtet werden. Sinnfällig wird dies beispielsweise darin, daß im "Communication Yearbook" die Themenbereiche "Interpersonal Communication" und

10 Steven H. Chaffee, Mass Media and Interpersonal Channels: Competitive, Convergent, or Complementary?, in: Gary Gumpert/Robert Cathcart (Hrsg.), InterlMedia. Interpersonal Communication in a Media World, New York/Oxford: Oxford University Press 1982, S. 57-77.

8

"Mass Communication" in separaten Sektionen abgehandelt werden. Bemühungen, beide Stränge zusammenzuführen und aufeinander zu beziehen, sind dagegen eher rar11.

In der Tat erscheint es sinnvoll anzunehmen, daß bei der Perzeption und Verarbeitung politischer Inhalte beide Kommunikationsformen - trotz ihrer Unterschiedlichkeit - wechselseitig aufeinander bezogen sind: "... mass communication cannot be viewed as an external force manipulating passive receivers, nor can interpersonal communication be examined apart from the mediated communication that surrounds and involves each individual in the social environment"11 12.

Die systemtheoretische Herangehensweise stellt u.E. ein geeignetes Begriffsin­strumentarium zur Beschreibung interdependenter Interaktionen zur Verfügung. Wir fassen deswegen massenmediale und interpersonale Kommunikation als ein auf der Mikroebene angesiedeltes Kommunikationssysfe/n13, dessen Grenzen dadurch definiert sind, daß die kommunizierten Inhalte auf Politik bezogen sind. Dieses Kommunikations­system soll im folgenden hinsichtlich der Struktur-, der Funktions- und der Prozeßaspekte theoretisch dargestellt werden. Strukturaspekte betreffen die Elemente innerhalb des Systems und die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen, Funktionsaspekte die Leistungen, die das System für die beteiligten Individuen sowie relevante Umweltsysteme (hier das politische System) erbringt, und Prozeßaspekte die dynamischen Abläufe in­nerhalb des Systems sowie Veränderungen aufgrund von Umwelteinflüssen. Die Struktur individueller Kommunikationssysteme ist Gegenstand der empirischen Analyse dieses Beitrages, wobei die Überlegungen zu Funktionen und Prozeßabläufen als Interpretations­hilfen herangezogen werden.

3.1 Die Struktur von Kommunikationssystemen

Als Elemente des Kommunikationssystems gelten die Kommunikationsformen, die ein Individuum nutzt, um am kommunikativen Austausch über politische Inhalte teilzu­nehmen.

11 Vgl. vor allem Gumpert/Cathcart (Hrsg.), Inter/Media (Anm. 10). Robert Hawkins/John M. Wiemann/Suzanne Pingree (Hrsg.), Advancing Communication Science: Merging Mass and Interpersonal Processes, Newbury Park: Sage 1988.

12 Gary Gumpert/Robert Cathcart, The Interpersonal and Media Connection, in: dies., Inter/Media (Anm.10), S. 26.

13 Ähnlich auch Donald P. Cushman/Robert T. Craig, Communication Systems: Interpersonal Implications, in: Gerald R. Miller, Explorations in Interpersonal Communication, Beverly Hills/London: Sage 1976, S. 37-58; Sandra Ball-Rokeach/Kathleen Reardon, Monologue, Dialogue, and Telelogue: Comparing an Emergent Form of Communication with Traditional Forms, in: Hawkins/Wiemann/Pingree (Hrsg.), Advancing Communication Science (Anm. 11), S. 135-161; ferner Horst Reimann, Kommunikations-Systeme. Umrisse einer Soziologie der Vermittlungs- und Mitteilungs­prozesse, 2. Auflage, Tübingen: Mohr 1974.

9

Interpersonale Kommunikation als eines dieser Elemente realisiert sich als face-to-face- Austausch in einem sozialen Kontext, z.B. zwischen Familienmitgliedern, Freunden oder Arbeitskollegen. Die Kommunikation ist dialogisch und erlaubt damit den beteiligten Individuen den ständigen Rollenwechsel zwischen "Sender" und "Empfänger".

Massenmediale Kommunikation ist vermittelt durch technische Hilfemittel, wodurch raum- und zeitversetzte Übermittlung von Informationen möglich ist. Die Kommunikati­onsform ist monologisch, zwischen Sender und Empfänger besteht keine soziale Beziehung. Rollenwechsel ist, abgesehen von marginalen Ausnahmen (z.B. Leserbriefe), nicht möglich, so daß für den Rezipienten nahezu keine Interventionsmöglichkeiten bestehen14.

Über diese dichotome Unterscheidung hinaus sollte u.E. die Teilnahme an massen­medialer Kommunikation nach Printmedien und Fernsehen differenziert werden. Studien, in denen die beiden Medientypen miteinander verglichen werden, haben immer wieder auf Unterschiede in der Präsentation der Inhalte und in den Nutzungs- und Wirkungszu­sammenhängen hingewiesen15. Im Fernsehen wird politische Information in einem aus Unterhaltung bestehenden Programmumfeld vermittelt und umfaßt nur einen geringen Anteil des Gesamtangebots. In der Tageszeitung ist dagegen die politische Berichterstat­tung der dominante Inhalt. Des weiteren unterscheidet sich die Berichterstattung der beiden Medientypen dadurch, daß die des Fernsehens in stärkerem Maße einer Vielzahl von Produktions- und Selektionszwängen unterliegt, die eine spezifische Konstruktion der politischen Realität (u.a. charakterisiert durch Visualisierung, Personalisierung, Dramatisierung und Verkürzung) zur Folge hat16. Trotz seiner scheinbaren strukturellen Defizite ist das Fernsehen für einen Großteil der Bürger die Hauptnachrichtenquelle und genießt gegenüber den anderen Informationsmedien die höchste Glaubwürdigkeit17.

Die Struktur des individuellen Kommunikationssystems über politische Inhalte ist als ein Dreieck vorstellbar, zwischen dessen die Eckpunkte markierenden Elementen wechsel­seitige Beziehungen angenommen werden:

14 Zu einem ausführlichen Vergleich der beiden Kommunikationsformen siehe Ball-Rokeach/Reardon, Monologue, Dialogue, and Telelogue (Anm. 13).

15 Vgl. Klaus Schönbach, Das unterschätzte Medium. Politische Wirkungen von Presse und Fernsehen im Vergleich, München 1983.

16 Vgl. David L. Altheide/Robert P. Snow, Toward a Theory of Mediation, in: James A. Anderson (Hrsg.), Communication Yearbook 11, Newbury Park: Sage 1988, S. 194-223; Barbara Pfetsch, Politische Folgen der Dualisierung des Rundfunksystems in der Bundesrepublik Deutschland Konzepte und Analysen zum Femsehangebot und zum Publikumsverhalten, Baden-Baden: Nomos 1991; Edward J. Epstein, News From Nowhere. Television and the News, New York: Random House 1974.

17 Vgl. John P. Robinson/Mark R. Levy, The Mean Source, Learning from Television News, Beverly Hills: Sage 1986; Klaus Berg/Marie-Luise Kiefer (Hrsg.), Massenkommunikation III. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964-1985, Schriftenreihe Media-Perspektiven, Bd. 9, Frankfurt a. M.: Metzner 1987.

10

Schaubild 1:

InterpersonaleKommunikation

Dieser Darstellung liegt die Annahme symmetrischer wechselseitiger Aktivierung zugrunde. D.h. daß, unabhängig von den aktuell übermittelten konkreten Inhalten, die drei Elemente des Kommunikationssystems aufeinander bezogen und in ihrer Leistungsfähig­keit für das Individuum voneinander abhängig sind. Dabei motiviert die Nutzung einer der drei Kommunikationsformen zur Nutzung der jeweils anderen und wird durch diese erst sinnhaft als Basis für die individuelle Meinungsbildung und Handlungsanleitung.

Demgegenüber ist eine Beziehungsstruktur wechselseitiger Verdrängung denkbar. Dabei würde die Nutzung einer Kommunikationsform die Nutzung anderer unterdrücken und so eine dominante Stellung in dem System einnehmen. Insbesondere dem Fernsehen wird eine solche negative Wirkung vorgeworfen. So zeigt z.B. Robinson18, daß die meisten Menschen überhaupt nicht mehr über Politik sprechen und politische Sachverhalte aus­schließlich über das Fernsehen wahmehmen. Der politische Prozeß würde so zu der beklagten "Zuschauerdemokratie" verkommen. Als mögliche Ursache der Dominanz des Fernsehens kann seine visuelle Darstellungsform und die daraus entstehende Illusion der Augenzeugenschaft und Vollständigkeit angesehen werden, die weitere Informations­nutzung in Printmedien überfüssig erscheinen läßt. Auch die Tendenz zur zunehmenden Trivialisierung und unterhaltenden Darstellungsfonn von Politik mag Folgekommunikatio­nen eher unterdrücken, insbesondere dann, wenn Kontroversen im sozialen Umfeld zu er­warten sind.

Wünschbar erscheint sicherlich eine Struktur individueller Kommunikationssysteme, die durch symmetrische wechselseitige Abhängigkeit geprägt ist. Die Konstitution von politischer Öffentlichkeit auf der Mikroebene würde dabei einerseits sozial verankert sein, andererseits auf objektiver Information beruhen, wobei diese sowohl aus der Aktualität und visuellen Eindringlichkeit des Fernsehens als auch der eher vertiefenden und reflektierenden Präsentation der Printmedien resultiert.

18 John P. Robinson, Interpersonal Influence in Election Campaigns: Two-Step-Flow Hypotheses, in: Public Opinion Quarterly, Vol. 40,1976, S. 304-319.

11

Die Frage, ob die drei Elemente individueller Kommunikationssysteme durch wechsel­seitige Aktivierung aufeinander bezogen sind, oder ob einzelne Kommunikationsformen andere verdrängen, wird in Kapitel 4 überprüft.

3.2 Die Funktionen von interpersonaler und massenmedialer Kommunikation

Politik findet im allgemeinen außerhalb der unmittelbar erfahrbaren Umwelt statt und hat aufgrund der zunehmenden Zahl der politisch zu steuernden Bereiche eine Komplexität erreicht, die für das Individuum nicht mehr nachvollziehbar ist. Um zu wissen, welche Ereignisse und Entwicklungen den aktuellen Prozeß bestimmen, ist der einzelne auf Ver­mittlung und Selektion angewiesen. Darüber hinaus bedarf politische (generell: soziale) Realität, damit sie für das Individuum sinnhaft ist, der Deutung19, also der Interpretation und Bewertung entsprechend sinnkonstituierender Kriterien.

Aufgrund ihrer spezifischen Charakteristika erfüllen massenmediale und interpersonale Kommunikation jeweils vorwiegend eine dieser beiden Funktionen20. Ihre hohe technische Verbreitungseffizienz sowie die normative Anforderung der Objektivität weisen der Massenkommunikation vor allem die Funktion der Informationsvermittlung zu. Interpersonale Kommunikation leistet aufgrund ihrer offenen Feedback-Beziehungen und der dadurch möglichen Koorientierung an gemeinsamen Werten und Normen vor allem die Deutung und Interpretation politischer Sachverhalte.

Sicherlich findet sich in der Realität eine Vielzahl von Überschneidungen dieser eher idealtypischen Zuordnung. So vermitteln die Massenmedien eben nicht nur Nachrichten, sondern auch Meinungen, und zwar entweder dadurch, daß politische Akteure mit ihren Interpretationen und Positionen zu Wort kommen, oder dadurch, daß Journalisten implizit oder explizit ihre Interpretation einfließen lassen. Andererseits kann interpersonale Kommunikation auch informierend sein, und zwar in Form von Zusatz- und Detail­informationen zu einem bereits bestehenden Wissensbestand. Dennoch kann gesagt werden, daß sich die beiden Funktionen den Kommunikationsformen als jeweils dominante zuordnen lassen.

Massenmediale und interpersonale Kommunikation tragen also für das Individuum jeweils durch Information zu Wissenserwerb und durch Interpretation zur Meinungs­

19 Vgl. Michael Schenk, Medienwirkungsforschung, Tübingen: Mohr 1987, S. 235 f.; siehe auch Georg Ruhrmann, Rezipient und Nachricht. Struktur und Prozeß der Nachrichtenrekonstruktion, Opladen: Westdeutscher Verlag 1989.

20 Vgl. Everett M. Rogers, Mass Media and Interpersonal Communication, in: Ithiel de Sola Pool/Wilbur Schramm et al. (Hrsg.), Handbook o f Communication, Chicago: Rand McNally 1973, S. 290-310; Schenk, Medienwirkungsforschung (Anm. 19), S. 294 f.

12

bildung und damit, als generalisierte Funktionsbestimmung, zur Reduktion von Unsicher­heit über eine komplexe, nicht unmittelbar erfahrbare politische Umwelt bei.

3.3 Prozesse in Kommunikationssystemen

Studien, die sich mit der Beziehung zwischen massenmedialer und interpersonaler Kommunikation auseinandersetzen, postulieren meist auch Annahmen zur sequentiellen Abfolge der beiden Kommunikationsformen.

So nimmt die von Lazarsfeld et al.21 formulierte "two-step-flow"-Hypothese eine Sequenz des Kommunikationsablaufs an, bezieht sie allerdings auf die involvierten Kommunikationsteilnehmer. Die Annahme war, daß die Massenmedien lediglich eine kleine, politisch aktive Personengruppe (Meinungsführer) erreichen und diese dann die "Ideen" in interpersonaler Kommunikation an die die Mehrheit bildenden, weniger aktiven Personen weitergibt. Ihrer Ansicht nach nimmt also nur ein kleiner Teil der Bevölkerung an Massenkommunikation teil, während der größte Teil politische Sachverhalte in erster Linie durch interpersonale Kommunikation wahmimmt. Die flächendeckende Verbreitung insbesondere der elektronischen Massenkommunikationsmittel hat diesen Aspekt der "two- step-flow"-Hypothese zwischenzeitlich jedoch obsolet gemacht22.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den von Lazarsfeld et ah nur sehr unbestimmt als "ideas" definierten Inhalt des Kommunikationsflusses. Analog zu den im vorangegangenen Abschnitt diskutierten Funktionen wurde in Folgestudien auf den Unterschied zwischen Information und Meinungsbildung hingewiesen und diese der Mediennutzung bzw der interpersonalen Kommunikation zugeschrieben23. Annahmen zu einer sequentiellen Abfolge dieser Funktionen sind vor allem in der Diffusionsforschung formuliert worden24. Danach sind in der Regel die Massenmedien die erste Informationsquelle. Da aber die dort vermittelten Informationen oftmals verkürzt und widersprüchlich sind, versucht das Individuum in einem weiteren Schritt durch Gespräche in relevanten Bezugsgruppen inhaltliche und soziale Konsonanz herzustellen und ggf. Begründungen und Bestärkung für

21 Lazarsfeld et al., The People's Choice (Anm. 3).22 Vgl. Hans-Dieter Klingemann, Massenkommunikation, interpersonale Kommunikation und politische

Einstellungen. Zur Kritik der These vom "Zwei-Stufen-Fluß" der politischen Kommunikation, in: Max Kaase (Hrsg.), Politische Wissenschaft und politische Ordnung. Analysen zu Theorie und Empirie demokratischer Regierungsweise, Opladen: Westdeutscher Verlag 1986, S. 389-399.

23 Vgl. Robinson, Interpersonal Influence (Anm. 18); Schenk, Medienwirkungsforschung (Anm. 19), S. 244 ff.

24 Siehe hierzu P. J. Deutschman/W. A. Danielson, Diffusion of Knowledge of a Major News Story, in: Journalism Quarterly, Vol. 37, 1960, S. 345-355; Steven H. Chaffee, The Diffusion of Political Information, in: ders. (Hrsg.), Political Communication. Issues and Strategies for Research, Beverly Hills/London: Sage 1975, S. 85-128.

13

eigene Entscheidungen zu finden. Nachfolgende interpersonale Kommunikation kann auch die Rolle eines "Realitätstests" haben, d.h. die bereits gebildete Meinung wird in Gesprächen daraufhin überprüft, ob sie den Argumenten anderer standhält.

Angestoßen durch die Thesen des "uses-and-gratifications"-Ansatzes, für den nicht die Wirkung der Massenmedien im Mittelpunkt steht, sondern die Bedingungen und Voraus­setzungen ihrer Nutzung25, wurde diese Kausalitätsannahme verschiedentlich infrage gestellt. So konnte Atkin26 in einer Experimentalstudie zeigen, daß antizipierte inter­personale Kommunikation zu einer verstärkten Mediennutzung führt. Aktuelle Informatio­nen haben somit eine wichtige soziale Bedeutung und werden vom Individuum nachge­fragt, um die Gruppenkommunikation aufrechterhalten zu können. In ähnlicher Weise kann Tan27 auf der Basis einer Panelbefragung zeigen, daß interpersonale Kommunikation die dominante kommunikative Aktivität ist und ihrerseits Mediennutzung, insbesondere von Zeitungen, initiiert. Diese Beziehung zwischen den beiden Kommunikationsformen treffe insbesondere dann zu, wenn ein Individuum politisch stark involviert ist (Interesse am Wahlkampf) und seine (Wahl-)Entscheidung bereits getroffen hat.

Die Formulierung dieser Bedingungen, unter denen eine der üblichen Annahme entgegengesetzte Abfolge von medialer und interpersonaler Kommunikation wahr­scheinlich ist, gibt einen wichtigen Hinweis darauf, daß generalisierte Aussagen zum Zusammenhang kommunikativer Prozesse immer auch die spezifische Situation zu berücksichtigen haben.

4. Empirische Analyse

4.1 Teilnahme an massenmedialer und interpersonaler Kommunikation

Bevor wir uns der empirischen Analyse individueller Kommunikationssysteme, insbeson­dere der Beziehungsstruktur zwischen den drei diskutierten Kommunikationsformen, zu­wenden, wollen wir anhand der erhobenen Daten darstellen, in welchem Umfang die

25 Jay G. Blumler/Denis M. McQuail, Television in Politics: Its Uses and Influence, London: Faber and Faber 1968; Jay G. Blumler/Elihu Katz (Hrsg.), The Uses o f Mass Communications: Current Perspectives on Gratifications Research, Beverly Hills: Sage 1974; Karl Erik Rosengren/Lawrence A. Wenner/Philip Palmgren (Hrsg.), Media Gratifications Research. Current Perspectives, Beverly Hills: Sage 1985.

26 Charles K. Atkin, Anticipated Communication and Mass Media Information-Seeking, in: Public Opinion Quarterly, Vol. 36,1972, S. 189-199.

27 Alexis S. Tan, Mass Media Use, Issue Knowledge and Political Involvement, in: Public Opinion Quarterly, 1980, S. 241-249.

14

Berliner Bürger in Ost und West im Frühjahr 1990 an massenmedialer und interpersonaler Kommunikation über politische Themen teilnahmen.

4.1.1 Massenkommunikation

Massenmedien werden multifunktional genutzt, da ihre Inhalte sehr unterschiedliche Bereiche von öffentlicher und individueller Relevanz umfassen, wie beispielsweise Unter­haltung, Bildung, Information und Sport. Im Rahmen politikbezogener Fragestellungen ist es deswegen notwendig, nicht nur nach der allgemeinen Nutzung von Fernsehen und Tageszeitung zu fragen, sondern auch in möglichst spezifischer Weise nach der Nutzung der politischen Angebote.

Wie Tabelle 1 zeigt, sehen sich nahezu alle Befragten täglich die Nachrichten an. Politische Sondersendungen und Magazine, die nicht täglicher Programmbestandteil sind, werden ebenfalls erstaunlich häufig genutzt. Nur etwa ein Sechstel der Befragten sieht sie sich praktisch überhaupt nicht an. In der Nutzung des politischen Femsehangebots unter­scheiden sich Ost- und West-Berliner nur geringfügig (Nachrichten) oder gar nicht (Sondersendungen) voneinander.

Tabelle 1: Teilnahme an Massenkommunikation: Nutzung des Fernsehens (Prozent)

Nachrichten3) Sondersendungen/Magazineb)

West Ost West Ost

nie, selten 2 2 14 15gelegentlich 9 4 48 46täglich/häufig 89 94 38 39

Insgesamt 100 100 100 100(N) (1288) (840) (1286) (838)

Pearson's r: -.07** .00(p: ** < .001

* < .05)

a) Fragewortlaut: "Wie oft sehen Sie normalerweise Nachrichtensendungen im Fernsehen?" Die Ant­wortvorgaben "nie" und "selten" wurden hier zusammengefaßt; "1-2 mal pro Woche" und "3-4 mal pro Woche" zu "gelegentlich"; "fast täglich", "täglich" und "mehrmals täglich" zu "täglich".

b) Fragewortlaut: "Wie ist es mit anderen politischen Sendungen im Fernsehen (z. B. Magazine oder Sonder­sendungen): Sehen Sie sich die häufig an, gelegentlich, selten oder nie?" Die Antwortvorgaben "selten" und "nie" wurden hier zusammengefaßt.

15

Die Rezeption politischer Inhalte im Fernsehen ist also offenbar für die Bürger fester Bestandteil des täglichen Lebens. Allerdings wurde in vorangegangenen Untersuchungen28 darauf hingewiesen, daß die Nutzung der Femsehnachrichten nur bedingt inhaltsspezifisch motiviert zu sein scheint, da sie empirisch nicht in der erwarteten Weise mit politischem Interesse und politischem Verhalten zusammenhängt. In ähnlicher Weise diskutieren Volgy/Schwarz29 unterschiedliche Bedingungen von Medieneffekten und betonen, daß die Nutzung der Femsehnachrichten in der Regel nicht auf der Auswahl bestimmter Inhalte oder politischem Interesse beruht.

Auch in unserer Umfrage läßt sich dieser Befund bestätigen: Die Korrelation (Pearson's r) zwischen politischem Interesse und Nachrichtennutzung beträgt lediglich .15 (Westen) bzw. .16 (Osten). Statt dessen besteht ein sehr deutlicher Zusammenhang mit dem all­gemeinen Femsehkonsum. Diejenigen, die viel Zeit mit Fernsehen verbringen, sehen auch besonders häufig Nachrichten (Pearson's r .43 (Westen); .31 (Osten)). Dieser Befund ist sicherlich auf die Programmstruktur des Fernsehens mit ihrer Abfolge möglichst heterogener Programminhalte zurückzuführen. Kraus/Davis30 definieren deswegen zwei typische Nutzungsmuster: "information seeking pattem", das bei denen zu finden ist, die das Medium gezielt nutzen, um bestimmte Informationen zu erhalten, und "incidental learning pattem", das auf Personen zutrifft, die generell einen hohen Medienkonsum auf­weisen und dadurch zufällig auch auf Information stoßen.

Ein anderes Bild ergibt sich mit Blick auf die Nutzung von Sondersendungen und Magazinen. Zwar wurden während des Vereinigungsprozesses neben den regulären Magazinen sehr häufig Sondersendungen eingeschoben, so daß sich das Angebot an Hintergrundinformation insgesamt erhöhte. Diese Sendungen nehmen aber mehr Zeit in Anspruch als die regulären Nachrichten und liegen auf Sendeplätzen, auf denen sie mit zeitgleich auf anderen Kanälen angebotenen attraktiven Unterhaltungsprogrammen konkurrieren müssen. Die Nutzung von Sondersendungen und Magazinen ist deswegen deutlich durch politisches Interesse bestimmt (Pearson's r .43 (Westen); .42 (Osten)).

Betrachtet man den subjektiven Informationsgehalt, den die Angebote der beiden öffentlich-rechtlichen Femsehanstalten und der Deutsche Fernsehfunk jeweils für die Befragten haben, dann ergibt sich ein sehr ungleiches Bild (siehe Tabelle 1.1).

28 Vgl. Hans-Dieter KUngemann/Katrin Voltmer, Massenmedien als Brücke zur Welt der Politik. Nachrichtennutzung und politische Beteiligungsbereitschaft, in: Max Kaase/Winfried Schulz (Hrsg.), Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde, Sonderheft 30 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Opladen: Westdeutscher Verlag 1989, S. 221 - 238.

29 Vgl. Thomas J. Völgy/John E. Schwarz, On Television Viewing and Citizens Political Attitudes, Activity and Knowledge: Another Look at the Impact of Media on Politics, in: Western Political Quarterly, 1980, S. 153-166.

30 Sidney Kraus/Dennis Davis, Effects o f Mass Communication on Political Behavior, University Park: Pennsylvania State University Press 1976, S. 132 ff.

16

Tabelle 1.1: Subjektiver Informationsgehalt von Fernsehsendern3) (Prozent)

ARD/ZDF DFF 1/2West Ost West Ost

nichts, wenig 12 8 55 17einiges 24 25 26 24viel 64 67 19 59

Insgesamt 100 100 100 100(N) (1373) (866) (1362) (865)

Pearson's r: -.05* -.44**(p: **<.001

* < .05)

a) Fragewortlaut: "Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, woher man etwas über das politische Geschehen erfahren kann: Wieviel erfahren Sie persönlich über Politik aus ...?" Die Antwortvorgaben "nichts" und "wenig" wurden hier zusammengefaßt, ferner "viel" und "sehr viel" zu "viel".

Während ÄRD und ZDF für die Bürger der beiden Teile Berlins gleichermaßen informativ sind, hat der DFF nur für die Ost-Berliner Bedeutung. Dabei ist offen, ob dieser Unter­schied auf Qualität und Stil der Angebots zurückzuführen ist, oder darauf, daß die Anpassung an den jeweils anderen Teil Deutschlands vor allem von den Ostdeutschen geleistet wurde.Analog zum Fernsehen haben wir auch für die Tageszeitung sowohl nach der allgemeinen als auch nach der spezifisch politischen Nutzung gefragt (siehe Tabelle 2).

Während wir für die Intensität der Femsehnutzung allenfalls marginale Ost-West-Unter­schiede feststellen konnten, trifft dies auf die Zeitungsnutzung nicht zu. Die Ost-Berliner stellen sich deutlich als die eifrigeren Zeitungsleser dar. Knapp 90 % geben an, täglich die Zeitung zu lesen, in West-Berlin liegt dieser Anteil um mehr als 20 Prozentpunkte niedriger. Auch der politische Teil der Zeitung wird im Osten häufiger genutzt.

Betrachtet man, inwieweit die Nutzung der Tageszeitung mit dem Interesse an Politik zusammenhängt, so ergibt sich ein sehr ähnliches Muster wie bei der Femsehnutzung. Für die allgemeine Frage nach dem Lesen einer Tageszeitung ist dieser Zusammenhang im Westen mit einem Korrelationswert von .17 nur mäßig ausgeprägt, in Ost-Berlin beruht die Zeitungsnutzung etwas stärker auf politischem Interesse (r = .24).

Dagegen zeigt sich ein sehr viel deutlicherer Zusammenhang zwischen politischem Interesse und der spezifischen Frage nach der Nutzung des politischen Teils (.41 (Westen); .46 (Osten). Die Analogie zur Femsehnutzung ist um so erstaunlicher, als in Tages­zeitungen die politischen Inhalte dominieren, während das Fernsehen in erster Linie Unterhaltungsmedium ist. Die Ergebnisse sind ein Hinweis darauf, daß für viele Zeitungs­leser die nichtpolitischen Inhalte wie Sport, Kultur und Vermischtes im Vordergrund

17

stehen, so daß in politikbezogenen Untersuchungen auch für die Zeitungsnutzung eine differenzierte Fragestellung notwendig ist.

Tabelle 2: Teilnahme an Massenkommunikation: Nutzung der Tageszeitung (Prozent)

Allgemein3) Politischer Teilb)West Ost West Ost

nie, selten 10 4 6 3gelegentlich 23 7 24 17täglich/regelmäßig 67 89 70 80

Insgesamt 100 100 100 100(N) (1359) (864) (1269) (844)

Pearson's r: -.22** -.11**(p: ** < .001

* < .05)

a) Fragewortlaut: "Wie oft lesen Sie in der Woche eine Tageszeitung?” Die Antwortvorgaben "nie"und "selten" winden hier zusammengefaßt; "1-2 mal pro Woche" und "3-4 mal pro Woche" zu "gelegentlich"; "fast täglich" und "täglich" zu "täglich".

b) Fragewortlaut: "Wie regelmäßig lesen Sie in Ihrer Zeitung den politischen Teil?" Die Antwortvorgaben waren "nie/selten", "gelegentlich" und "regelmäßig".

Des weiteren haben wir danach gefragt, welche Zeitung die Befragten hauptsächlich lesen. Aus den etwa 30 Titelnennungen ergibt sich, daß der Anteil derjenigen, die eine Boulevardzeitung, also Zeitungen mit relativ niedrigem politischen Informationsgehalt, angaben, in Ost-Berlin etwas niedriger ist als in West-Berlin (siehe Tabelle 2.1).

Tabelle 2.1: Nutzung von Abonnements- und Boulevardzeitungen3) (Prozent)

West Ost

Keine Zeitung 7 2Abonnementzeitung 76 88Boulevardzeitung 17 10

Insgesamt 100 100(N) (1328) (850)

a) Fragewortlaut: "Welche Tageszeitung lesen Sie hauptsächlich?" Es bestand offene Antwortmöglichkeit für zwei Titel. Hier wurde nur die erste Nennung berücksichtigt. Die genannten Titel wurden ent­sprechend den beiden Zeitungstypen zusammengefaßt.

18

Noch deutlicher als beim Fernsehen zeigt sich außerdem, daß ein halbes Jahr nach der Maueröffnung kaum einer der Befragten die Medienkommunikation der jeweils anderen Stadthälfte zu Kenntnis nimmt. Kein einziger der West-Berliner gaban, eine Ost-Berliner Zeitung zu lesen, von den Ost-Berlinern tun dies immerhin 9 %. Ein dreiviertel Jahr nach der Maueröffnung bestand Berlin immer noch aus zwei getrennten Medienwelten (siehe Tabelle 2.2).

Tabelle 2.2: Präferenz von Zeitungstiteln3) (Prozent)

West Ost

Keine Zeitung 7 2West-Zeitungen 93 89Ost-Zeitungen 0 9

Insgesamt 100 100(N) (1328) (850)

a) Fragewortlaut; "Welche Tageszeitung lesen Sie hauptsächlich?" Es bestand offene Antwortmöglichkeit für zwei Titel. Hier wurde nur die erste Nennung berücksichtigt. Die genannten Titel wurden entspre­chend dem Erscheinungsort zusammengefaßt.

4.1.2 Interpersonale Kommunikation

Wie Tabelle 3 zeigt, hatte sich fast jeder der Befragten "in letzter Zeit" über Politik unter­halten. In Ost-Berlin sind politische Themen etwas häufiger Gegenstand der Alltagsge­spräche als in West-Berlin.

Tabelle 3: Teilnahme an interpersonaler Kommunikation3) (Prozent)

West Ost

nein 12 7ja 88 93

Insgesamt 100 100(N) (1339) (842)

Pearson's r: -.09**(p: ** <.001

* <.05)a) Fragewortlaut: "Wenn Sie jetzt einmal zurückdenken: Haben Sie sich in der letzten Zeit mit irgend

jemand über ein politisches Thema unterhalten?"

19

Während die Unterschiede in der Häufigkeit eher geringfügig sind, finden diese Gespräche jedoch zum Teil in unterschiedlichen sozialen Kontexten statt (siehe Tabelle 3.1). Nur etwa ein Viertel der Befragten in Ost und West diskutiert am Arbeitsplatz über Politik, also in einem sozialen Kontext, dessen Zusammenstellung von instrumentellen Fertigkeiten bestimmt ist und in dem mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedliche politische Einstel­lungen anzutreffen sind. Ganz überwiegend wird über Politik mit Personen gesprochen, zu denen der Befragte in einem engen emotionalen Verhältnis steht und von denen wir annehmen können, daß zwischen ihnen eine hohe Homogenität der Einstellungen besteht. Im Westen unterhalten sich die Menschen aber sehr viel häufiger als im Osten innerhalb ihres Freundeskreises über Politik, während dort häufiger die Familie der Kontext für politische Gespräche ist. Dies mag zum einen Hinweis für eine traditionellere So­zialstruktur in der DDR sein, zum anderen für die über Jahre praktizierte Einschätzung der Familie als sicherstem Ort, um persönliche Meinungen über Politik auszutauschen.

Die sehr allgemein formulierte Frage nach der Unterhaltung über Politik läßt jedoch offen, inwieweit sie tatsächlich zur Interpretation politischer Sachverhalte beiträgt oder ob sie lediglich auf der Ebene des Austauschs von Neuigkeiten bleibt. Gerade in der Zeit des Umbruchs, zwischen Wende und Wiedervereinigung, hatte Politik durch die Einmaligkeit der Ereignisse auch spektakulären, Neugier und Sensationslust befriedigenden Charakter.

Tabelle 3.1: Sozialer Kontext der interpersonalen Kommunikation3) (Prozent)

West Ost

Familie 25 32Freundeskreis 49 38Arbeitsplatz 24 28Anderes 2 2

Insgesamt 100 100(N) (1151) (779)

a) Fragewortlaut: "Ist (A) jemand aus Ihrer Familie, jemand an Ihrem Arbeitsplatz, jemand aus Ihrem sonstigen Freundes- oder Bekanntenkreis oder jemand anderes?" Hier wurde nur die erste von zwei möglichen interpersonalen Beziehungen berücksichtigt.

Um interpretierende Prozesse zu erfassen, wird in der kommunikationswissenschaftlichen Literatur zwischen zwei Rollen der an interpersonaler Kommunikation Beteiligten unter­schieden, nämlich dem "opinion leader" und dem "opinion follower"31. Opinion leaders definieren Interpretationen und versuchen ihre Gesprächspartner von ihnen zu überzeugen,

31 Robinson, Interpersonal Influence (Anm. 18); Klingemann, Massenkommunikation (Anm 22).

20

während opinion followers Interpretationen nachfragen und sie von den opinion leaders übernehmen.

Unsere Untersuchung läßt vor allem Aussagen darüber zu, in welchem Maße die Befragten in der Rolle des aktiven Interpretationsvermittlers an interpersonaler Kommuni­kation teilnahmen. Wir stützen uns hier auf Indikatoren, die üblicherweise in der Partizi­pationsforschung verwendet werden, und zwar:

- "Seine Meinung sagen, im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz";- "Versuchen, Freunde für die eigenen politischen Ansichten zu gewinnen";- "Sich in Versammlungen an öffentlichen Diskussionen beteiligen"32.

Hiermit sind zwei Ebenen angesprochen, auf denen sich durch interpersonale Kommuni­kationsprozesse politische Öffentlichkeit konstituiert. Gerhards/ Neidhardt33 beschreiben sie als "encounters" oder "einfache Interaktionssysteme" und als "öffentliche Veranstal­tungen".

Für diese theoretische Umdeutung der Indikatoren folgen wir der Argumentation von Verba/Nie/Kim,34 die eine Differenzierung zwischen "Partizipation" und "Involvement" vornehmen und dadurch den Bereich partizipatorischer Verhaltensweisen einschränken. Als Partizipation im engeren Sinne bezeichnen sie Aktivitäten, die das Ziel verfolgen, die Entscheidungen der Regierung zu beeinflussen. Unter Involvement fassen sie politisches Interesse sowie die individuelle Teilnahme am politischen Kommunikationsprozeß. Auch wenn zwischen beiden Dimensionen des politischen Verhaltens ein enger Zusammenhang besteht, können sie durchaus auch unabhängig voneinander variieren.

Wie aus Tabelle 3.2 hervorgeht, finden sich bei den drei Kommunikationsitems nur für die öffentliche Diskussion signifikante Unterschiede zwischen West und Ost. Hier sind die Ost-Berliner Bürger deutlich aktiver.

Mit der allgemeinen Unterhaltung über ein politisches Thema (siehe Tabelle 3) besteht jeweils ein deutlicher Zusammenhang, der allerdings abnimmt, je aktiver interpretierend die Interaktion ist (Pearson's r mit "Seine Meinung sagen" .28 (Westen), .27 (Osten); mit "Für Ansichten gewinnen" .17 (Westen), .27 (Osten); mit "Öffentlicher Diskussion" .20 (Westen), .23 (Osten)). Meinungsbezogene Kommunikation oder gar Überzeugungs­versuche finden also durchaus nicht in allen politischen Gesprächen statt.

32 Samuel Bames/Max Kaase et al., Political Action, Beverly Hills: Sage 1979.33 Gerhards/Neidhardt, Strukturen und Funktionen (Anm. 4).34 Sidney Verba/Norman H. Nie/Jae-On Kim, Participation and Political Equality. A Seven-Nation

Comparison, London et al.: Cambridge University Press 1978.

21

Wir wollen nun überprüfen, inwieweit sich die in Abschnitt 3 theoretisch diskutierten Eigenschaften von auf Politik bezogenen individuellen Kommunikationssystemen empirisch bestätigen lassen. In dieser Analyse soll die Struktur der Teilnahme an unter­schiedlichen Kommunikationsformen dargestellt werden, also die Beziehungen, die zwischen interpersonaler Kommunikation und der Nutzung der Massenmedien, differen­ziert nach Printmedien und Fernsehen, bestehen.

4.2 Empirische Struktur individueller Kommunikationssysteme

4.2.1 Methodisches Vorgehen und Modellspezifikation

Die Überprüfung von Beziehungen zwischen Elementen, also von wechselseitiger Aktivierung oder Unterdrückung, legt es nahe, die Struktur individueller Kommu­nikationssysteme als non-rekursives Modell mit Hilfe des Two-Stage-Least-Square-Ver- fahrens zu schätzen35.

Den endogenen Teil des Modells bilden die drei Modellvariablen "Femsehinformation", "Zeitungsinformation" und "Interpersonale Kommunikation".

Als Indikator für "Femsehinformation" verwenden wir die "Nutzung von Son­dersendungen und Magazinen" in der nicht recodierten vierstufigen Skalenform. Für diese Variable sprechen vor allem die oben angeführten inhaltlichen Gründe. Die Verwendung der Variable "Nachrichtennutzung" hätte uns zudem vor das Problem gestellt, daß hier keine ausreichende Varianz gegeben ist, da etwa 90 % der Befragten mindestens einmal täglich Femsehnachrichten sehen36.

Als Indikator für "Zeitungsinformation" verwenden wir aus gleichen inhaltlichen und technischen Gründen die Variable "Lesen des politischen Teils".

Bei der Spezifikation des Indikators für "Interpersonale Kommunikation" haben wir neben der Frage nach der Unterhaltung über Politik zusätzlich auf die drei oben darge­stellten Items zurückgegriffen, um so auch die aktiv interpretierende interpersonale Kommunikation zu erfassen.

Bei der Variablen "Unterhaltung über politische Themen" stellt sich nicht nur das technische Problem der mangelnden Varianz (90 % Ja-Antworten), sondern auch das der

35 Vgl. William D. Berry, Nonrecursive Causal Models, Newbury Park/London/New Dehli: Sage 1984.36 Daß es sich hier auch zum Teil um eine situationsbedingte Politisierung handelt, zeigt ein Vergleich mit

Daten, die im Frühjahr 1986, also unter "normalen Bedingungen", im Rahmen des Kabelpilotprojekts Berlin erhoben wurden. Der Anteil deijenigen, der mindestens einmal täglich eine Nachrichtensendung im Fernsehen sieht, lag mit 71 % um etwa 20 Prozentpunkte niedriger als in der vorliegenden Un­tersuchung.

22

dichotomen Konstruktion. Durch die Einbeziehung der zusätzlichen drei Items ist es möglich, auch für die Modellvariable "Interpersonale Kommunikation" einen Indikator mit befriedigender Varianz und Skalierung zu erhalten. Zu diesem Zweck wurden die drei Variablen so dichotomisiert, daß tatsächlich stattgefundenes Verhalten (Antwortvorgabe "Habe das selbst schon gemacht") den Wert 1 erhält, potentielles und abgelehntes Verhalten (übrige Antwortvorgaben) den Wert 0. Für die Modellvariable wurde dann ein additiver Index aus "Unterhaltung über politische Themen" sowie den drei Variablen der "aktiv interpretierenden Kommunikation" gebildet37.

Außerdem wurde "Politisches Interesse" in das Modell aufgenommen, als ein Erklärungsfaktor, der alle drei Kommunikationsformen jeweils unabhängig determiniert. Dadurch soll die Gefahr von Scheinkorrelationen vermieden werden, da politisches Interesse als generelle Zuwendungsdisposition zu politischen Sachverhalten angesehen wird.

Bei der Spezifikation der Instrumentvariablen stellte sich -• wahrscheinlich ebenfalls durch die situationsbedingte breite Politisierung - das Problem, daß die üblicherweise herangezogenen soziodemographischen Variablen nicht die methodischen Erfordernisse erfüllten, mit den zu erklärenden Modellvariablen hoch, mit den anderen Instrument­variablen jedoch nicht zu korrelieren. Wir haben statt dessen jeweils kommunikations­spezifische Instrumentvariablen verwendet und konnten damit eine befriedigende Modellanpassung erreichen. Für Ost- und West-Berlin wurde dieselbe Modellspezifikation eingesetzt.

4.2.2 Ergebnisse

Für West-Berlin bestätigt sich die Annahme, daß die drei Kommunikationsformen mitein­ander verknüpft sind (siehe Schaubild 2 und Tabelle 4). Diese Beziehungen sind jedoch nicht symmetrisch. Die einzelnen Kommunikationsformen unterscheiden sich voneinander in ihrem aktivierenden Potential, d.h. dem Ausmaß, in dem sie andere kommunikative Handlungen initiieren, sowie in ihrer Determiniertheit durch andere Kommunikationen.

37 Der Index hat folgende Verteilung: In keiner der vier Kommunikationssituationen teilgenommen 3 %; in 1 Situation 10 %; in 2 Situationen 40 %: in 3 Situationen 29 %; in 4 Situationen 18 %.

23

Schaubild 2: Non-rekuisives Kommunikationsmodell (West)

Tabelle 4: Non-rekursives Kommunikationsmodell (Two-Stage-Least-Square- Schätzung)/West-Berlin (standardisierte Beta-Koeffizienten)

IPK FS PR

InterpersonaleKommunikation (IPK) .33** .45***Femsehinformation (FS) -.18 -.18*Zeitungsinformation (PR) .14** .17*

Politisches Interesse .41*** .20** .16*Subjektiver Informationsgehalt Tageszeitungen3) .33***Boulevardzeitungenb) -.09**Subjektiver Informationsgehalt Gespräche3)Subjektiver Informationsgehalt ARD/ZDF3)

.24***

.16***Subjektiver Informationsgehalt DFF3) .11***Femsehdauer allgemein0) .14***

R2 .25 .24 .25

p: *** < .001** < .05 * < .10

a) Fragewortlaut: "Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, woher man etwas über das politische Geschehen erfahren kann. Wieviel erfahren Sie persönlich über Politik aus...?" Die Antwortvorgaben waren "nichts", "wenig", "einiges", "viel", sehr viel".

b) Siehe Tabelle 2.1c) Fragewortlaut: "Wie lange sehen Sie an normalen Werktagen fern?" Die Antwortvorgaben waren "gar

nicht", "weniger als 1 Stunde", "1-2 Stunden", "mehr als 3 Stunden".

24

Betrachtet man die Beziehungen zwischen interpersonaler und massenmedialer Kommuni­kation, so zeigt sich, daß die stärksten Impulse innerhalb des individuellen Kommunikati­onssystems von interpersonaler Kommunikation ausgehen. Die ursprünglich in der Diffusionsforschung formulierte These, daß interpretierende Kommunikation durch Informationsnutzung ausgelöst wird, trifft lediglich für die Nutzung von Printmedien zu. Fernsehnutzung verhindert interpersonale Kommunikation sogar. Zwar sind beide massenmedialen Kommunikationsformen monologisch, aber im Unterschied zur Zeitungs­nutzung wird Femsehnutzung offenbar nicht in dialogische Kommunikation transformiert.

In der Umbrüchphase des Jahres 1990 stand also interpretierende, dialogische Kommunikation für den einzelnen offenbar im Mittelpunkt. Die politische Agenda dieser Zeit zeichnete sich zwar durch eine außerordentliche Dramatik aus, die Themenstruktur selbst veränderte sich jedoch kaum. Seit Monaten dominierten der Zusammenbruch der DDR und die deutsche Wiedervereinigung die politische Tagesordnung. Diese Ereignisse und ihre Implikationen waren für alle Beteiligten einmalig und ohne Beispiel. Das heißt aber, daß praktisch keine geeigneten Interpretationsschemata zur Verfügung standen und Informationen vor allem genutzt wurden, um den Meinungsbildungsprozeß zu unter­stützen.

Die Beziehungen, die zwischen den beiden massenmedialen Kommunikationsformen zu beobachten sind, bestätigen die Notwendigkeit, Zeitungs- und Femsehnutzung als unter­schiedliche Faktoren zu behandeln. Während diejenigen, die sich durch Zeitungen informieren, zusätzlich auch auf Femsehinformation zurückgreifen, besteht in umgekehrter Richtung eine negative Beziehung. Informationsnachfrage im Fernsehen blockiert offenbar weitere Informationssuche in anderen Medien.

Insgesamt kann gesagt werden, daß wechselseitige Aktivierung nur zwischen interper­sonaler Kommunikation und Printmediennutzung gegeben ist. Von den drei Elementen des Kommunikationssystems ist interpersonale Kommunikation die dominante, weil am stärksten determinierende Größe. Femsehnutzung erscheint dagegen als isolierende Kommünikationsform, die zwar durch andere Kommunikation erklärt wird, selbst jedoch andere kommunikative Handlungen verhindert.

Für den Osten findet sich die Struktur eines Kommunikationssystems, dessen Elemente nur teilweise Zusammenhängen, symmetrische Beziehungen gibt es überhaupt nicht. Vier der sechs möglichen Beziehungen sind nicht signifikant (siehe Schaubild 3 und Tabelle 5).

25

Schaubild 3: Non-rekursives Kommunikationsmodell (Ost)

Tabelle 5: Non-rekursives Kommunikationsmodell (Two-Stage-Least-Square- Schätzung)/Ost-Berlin (standardisierte Beta-Koeffizienten)

IPK FS PR

InterpersonaleKommunikation (IPK) .32** -.14 n.s.Femsehinformation (FS) -,16n.s. -.09 n.s.Zeitungsinformation (PR) .12n.s. .34***

Politisches Interesse .45*** .10n.s. .44***Subjektiver Informationsgehalt Tageszeitungen3) .37***Boulevardzeitungenb) -.06*Subjektiver Informationsgehalt Gespräche3)Subjektiver Informationsgehalt ARD/ZDF3)

.26***

.11***Subjektiver Informationsgehalt DFF3) .07*Femsehdauer allgemein®) .13***

R2 .31 .21 .30

p: *** < .001** < .05 * < .10

a) Fragewortlaut: "Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, woher man etwas über das politische Geschehen erfahren kann. Wieviel erfahren Sie persönlich über Politik aus ...?" Die Antwortvorgaben waren "nichts", "wenig", "einiges", "viel", sehr viel".

b) Siehe Tabelle 2.1c) Fragewortlaut: "Wie lange sehen Sie an normalen Werktagen fern?" Die Antwortvorgaben waren "gar

nicht", "weniger als 1 Stunde", "1-2 Stunden", "mehr als 3 Stunden".

26

Bei den Beziehungen zwischen interpersonaler und massenmedialer Kommunikation fällt auf, daß die Mediennutzung keinen signifikanten Einfluß auf politische Gespräche hat. Politische Gespräche führen ihrerseits zu keiner vermehrten Nutzung der Zeitungs­information, wohl aber zu einem deutlichen Zugriff auf die Informationsangebote des Fernsehens.

Die Beziehungen zwischen den beiden massenmedialen Kommunikationsformen stellen sich ähnlich wie im Westen dar: Diejenigen, die sich aus der Zeitung informieren, nutzen auch die entsprechenden Angebote des Fernsehens; dieser Zusammenhang ist im Osten allerdings sehr viel deutlicher ausgeprägt als im Westen. Wie im Westen verhindert Fem­sehnutzung das Lesen der Tageszeitung, wenngleich dieser Einfluß nicht signifikant ist.

Für den Osten ergibt sich also gegenüber dem Westen eine teilweise andere, insgesamt diffusere Kommunikationsstruktur. Im Vergleich fallen vor allem zwei Aspekte auf. Zum einen erscheint die interpersonale Kommunikation längst nicht so zentral zu sein wie er­wartet. Möglicherweise hatten die veränderten Umweltbedingungen zu einer teilweisen Auflösung der sozialen Beziehungen und der sie konstituierenden Bedürfnisse geführt. Die Massenmedien boten nun, was früher in interpersonaler Kommunikation geleistet werden mußte.

Zum anderen fällt auf, daß im Osten die Zeitungsinformation relativ isoliert ist, während das Fernsehen in der Folge von anderen Kommunikationen stärker nachgefragt wird.

Damit stellt sich die Frage, warum Femsehinformation für die Bürger in Ost-Berlin in den Kommunikationsprozeß eingebunden ist, während Zeitungsinformation zwar, wie wir oben gezeigt haben, intensiv genutzt wird, aber in keinem Zusammenhang mit interperso­naler Kommunikation steht. Eine mögliche Erklärung mag darin liegen, daß nach der Wende Inhalt und Erscheinungsbild der Tageszeitungen weitgehend stagnierten und innovative journalistische Impulse großenteils fehlten. Auch der traditionell starke Regionalbezug der ostdeutschen Zeitungen mag in der Situation des Jahres 1990 den Bedürfnissen der Bürger weniger entsprochen haben, da sich die öffentliche Aufmerksam­keit vor allem auf den gesamten - nationalen - Bezugsrahmen richtete. Im Unterschied dazu waren im DDR-Fernsehen in der Zeit zwischen Wende und Wiedervereinigung viele engagierte und kritische journalistische Produkte zu sehen38. Neben dem West-Femsehen, das in Ost-Berlin schon immer empfangen werden konnte, gewann dadurch das eigene Ost-Femsehen für die Rezipienten an Attraktivität und Relevanz.

Erwähnenswert ist schließlich, daß die Nutzung der Femsehinformation im Osten nicht durch politisches Interesse erklärt wird. Das heißt, daß in der Ost-Berliner Bevölkerung die

38 So entstanden z.B. zwei neue Magazin- bzw. Reportagesendungen (Controvers, Klartext), und auch die bereits legendäre Sendung Elf99 konnte sich nun frei entfalten. Vgl. Peter Ludes (Hrsg.), DDR- Fernsehen intern. Von der Honecker-Ära bis "Deutschland einig Fernsehland", Berlin: Spiess 1990.

27

Teilnahme an der Femsehkommunikation weniger durch eine generelle kognitive Involviertheit in den politischen Prozeß bestimmt ist, sondern durch andere Motivationen, die beispielsweise als eine Folge der Betroffenheit in den eigenen unmittelbaren Lebens­bedingungen durch die aktuelle politische Situation vorstellbar sind.

5. Schlußbemerkung

Wir haben in diesem Beitrag die individuelle Teilnahme an politischer Kommunikation als ein Handlungssystem beschrieben, dessen Elemente - interpersonale und massenmediale Kommunikation - in wechselseitiger Beziehung, im Sinne von Aktivierung oder Verdrän­gung, zueinander stehen. Beide Kommunikationsformen tragen zur Orientierung des Individuums in einer überkomplexen politischen Umwelt bei, wie sie insbesondere in der Umbruchphase des Jahres 1990 bestand. Die Annahme ist, daß Massenkommunikation dabei vor allem informierende, interpersonale Kommunikation vor allem interpretierende Funktion hat. Ziel der Analyse war es, die Beziehungen zwischen den kommunikativen Handlungen zu überprüfen und mögliche Unterschiede zwischen Ost und West darzu­stellen.

Die empirische Strukturanalyse zeigte, daß die Austauschbeziehungen individueller Kommunikationssysteme kein idealtypisches symmetrisches, wechselseitiges Muster aufweisen. Vielmehr finden sich Asymmetrien in Gestalt von einseitigen und negativen Beziehungen. Insbesondere im Osten ergibt sich ein diffuses, eher unzusammenhängendes Bild39.

Die in der Literatur häufig geäußerte Vorstellung, daß der Informationsaufnahme durch die Berichterstattung der Massenmedien die Interpretation und Koorientierung im primären sozialen Umfeld folgt, konnte hier so nicht bestätigt werden. Die empirischen Ergebnisse sprechen eher dafür, daß die Informationsnachfrage eine Folge politischer Gespräche ist, die zur Unterstützung des Meinungsbildungsprozesses genutzt wird, möglicherweise auch - als nicht-politische Funktion - zur Aufrechterhaltung des interper­sonalen Austausches und zur Stärkung der eigenen Rolle darin dient. Die Teilnahme an Massenkommunikation in der Folge von Alltagskommunikation über politische Themen umfaßt sowohl die Informationsangebote des Fernsehens, mehr noch die der Tageszeitung. Im Osten wenden sich diskussionsfreudige Personen allerdings nur dem Fernsehen zu.

39 Ein ähnlicher Befund findet sich auch in einer Studie, die auf einer gesamtdeutschen Umfrage basiert; vgl. Rüdiger Schmitt-Beck,/Peter R. Schrott, Dimensionen der Mediennutzung in West- und Ostdeutschland. Eine vergleichende Untersuchung zu Rezeptionsmustem von Tageszeitung und Fernsehen, in: Media Perspektiven, 6/1992, S. 376-392.

28

Neben dem zentralen Stellenwert der interpersonalen Kommunikation sind die Ergebnisse zum Beziehungszusammenhang der Femsehinformation bemerkenswert. Diese ist zwar Personen von Nutzen, die in kommunikativem Austausch mit anderen stehen, hat selbst aber einen deaktivierenden Effekt, indem sie weitere Kommunikationsteilnahme verhindert. Dieser Befund findet sich in Ost- und West-Berlin gleichermaßen. Er kann als Hinweis darauf angesehen werden, daß das Fernsehen eine eher zwiespältige Bedeutung bei der Herstellung von politischer Öffentlichkeit auf der Mikroebene hat. Zwar hat es einerseits zu einer bis dahin unbekannten "kognitiven Mobilisierung" der Bürger beigetragen40, andererseits verdrängt es aber auch andere Kommunikationsformen und damit ihren kompensierenden bzw. komplementären Beitrag zum Informations- und Interpretationsprozeß, Auf die Nutzung der Zeitung trifft dies nicht zu, da sie Folgekommunikationen aktiviert.

Insgesamt zeigt unsere Analyse, daß die wechselseitigen Beziehungen zwischen der Nutzung der Massenmedien und dem interpersonalen Austausch zur Erklärung politischer Kommunikationsprozesse herangezogen werden müssen.

Literatur

Altheide, David L./Robert P. Snow, Toward a Theory of Mediation, in: James A. Anderson (Hrsg.), Communication Yearbook 11, Newbury Park: Sage 1988, S. 194-223.

Atkin, Charles K., Anticipated Communication and Mass Media Information-seeking, in: Public Opinion Quarterly, Vol. 36,1972, S. 189-199.

Ball-Rokeach, Sandra/Kathleen Reardon, Monologue, Dialogue, and Telelogue: Comparing an Emergent Form of Communication with Traditional Forms, in: Robert Hawkins/John M. Wiemann/Suzanne Pingree (Hrsg.), Advancing Communication Science: Merging Mass and Interpersonal Processes, Newbury Park: Sage 1988, S. 135-161.

Barnes, Samuel/Max Kaase, et al., Political Action, Beverly Hills: Sage 1979.Berg, Klaus/Kiefer, Marie-Luise (Hrsg.), Massenkommunikation III. Eine Langzeitstudie

zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964-1985 (Schriftenreihe Media- Perspektiven, Bd. 9) Frankfurt a. M.: Metzner 1987.

Berry, William D., Nonrecursive Causal Models, Newbury Park/London/New Dehli: Sage 1984.

40 Russell J. Dalton, Citizen Politics in Western Democracies. Public Opinion and Political Parties in the United States, Great Britain, West Germany and France, Chatham: Chatham House Publishers 1988, S. 13 ff.

29

Blumler, Jay G./Elihu Katz (Hrsg.), The Uses of Mass Communications: Current Perspectives on Gratifications Research, Beverly Hills: Sage 1974.

Blumler, Jay G./Denis M. McQuail, Television in Politics: Its Uses and Influence, London: Faber and Faber 1968.

Browne, Donald R., Comparing Broadcast Systems. The Experiences of Six Industrialized Nations, Ames: Iowa State University Press 1989.

Chaffee, Steven H., Mass Media and Interpersonal Channels: Competitive, Convergent, or Complementary?, in: Gary Gumpert/Robert Cathcart (Hrsg.), Inter/Media. Interpersonal Communication in a Media World, New York/Oxford: Oxford University Press 1982, S. 57-77.

Chaffee, Steven H., The Diffusion of Political Information, in: ders. (Hrsg.), Political Communication. Issues and Strategies for Research. Beverly Hills/London: Sage 1975,S. 85-128.

Cobb, Roger W./Charles D. Elder, Communication and Public Policy, in: Dan D. Nimmo/Keith R. Sanders (Hrsg.), Handbook of Political Communication, Beverly Hills/London: Sage 1981, S. 391-416.

Cushman, Donald P./Robert T. Craig, Communication Systems: Interpersonal Im­plications, in: Gerald R. Miller, Explorations in Interpersonal Communication, Beverly Hills/London: Sage 1976, S. 37-58.

Dalton, Russell J., Citizen Politics in Western Democracies. Public Opinion and Political Parties in the United States, Great Britain, West Germany and France, Chatham: Chatham House Publishers 1988.

Deutschman P. J. /W. A. Danielson, Diffusion of Knowledge of a Major News Story, in: Journalism Quarterly, Vol. 37,1960, S. 345-355.

Epstein, Edward J., News From Nowhere. Television and the News, New York: Random House 1974.

Feige, Andreas, Gesellschaftliche Reflexionsprozesse und Massenkommunikation am Beispiel der DDR. Zur Funktion öffentlicher Kommunikation und besonders der Massenmedien vor und während der Massendemonstrationen im Herbst 1989, in: Publizistik, 35. Jg., Heft 4, 1990, S. 387-397.

Gerhards, Jürgen/Friedhelm Neidhardt, Strukturen und Funktionen moderner Öf­fentlichkeit. Fragestellungen und Ansätze, in: Stefan Müller-Doohm/Klaus Neumann- Braun (Hrsg.), Öffentlichkeit, Kultur, Massenkommunikation, Oldenburg: Bibliotheks­und Informationssystem der Universität Oldenburg 1991, S. 31-90.

Gumpert, Gary/Robert Cathcart (Hrsg.), Inter/Media. Interpersonal Communication in a Media World, New York/Oxford: Oxford University Press 1982.

30

Hawkins, Robert/John M . Wiemann/Suzanne Pingree (Hrsg.), Advancing Communication Science: Merging Mass and Interpersonal Processes, Newbury Park: Sage 1988.

Head, Sydney W., World Broadcasting Systems. A Comparative Analysis, Belmont, CA.: Wadsworth 1985.

Hesse, Kurt R., Westmedien in der DDR. Nutzung, Image und Auswirkungen bun­desrepublikanischen Hörfunks und Fernsehens, Köln: Verlag Wissenschaft und Politik1988.

Holzweißig, Gunter, DDR-Presse unter Parteikontrolle - Kommentierte Dokumentation, Bonn: Gesamtdeutsches Institut 1991.

Holzweißig, Gunter, Massenmedien in der DDR. 2., völlig überarbeitete Auflage, Berlin1989.

Klingemann, Hans-Dieter, Massenkommunikation, interpersonale Kommunikation und politische Einstellungen. Zur Kritik der These vom "Zwei-Stufen -Fluß” der politischen Kommunikation, in: Max Kaase (Hrsg.), Politische Wissenschaft und politische Ordnung. Analysen zu Theorie und Empirie demokratischer Regierungsweise, Opladen: Westdeutscher Verlag 1986, S. 389-399.

Klingemann, Hans-Dieter/Katrin Voltmer, Massenmedien als Brücke zur Welt der Politik. Nachrichtennutzung und politische Beteiligungsbereitschaft, in: Max Kaase/Winfried Schulz (Hrsg.), Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde. Sonderheft 30 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen: Westdeutscher Verlag 1989, S. 221 - 238.

Kraus, Sidney/Dennis Davis, Effects of Mass Communication on Political Behavior, University Park/London: Pennsylvania State University Press 1976.

Lazarsfeld, Paul F./Bernard Berelson/Hazel Gaudet, The People's Choice. How the Voter Makes Up His Mind in a Presidential Campaign, New York: Columbia University Press (1944) 1948.

Lemke, Christiane, Die Ursachen des Umbruchs 1989, Opladen: Westdeutscher Verlag 1991.

Ludes, Peter (Hrsg.), DDR-Fernsehen intern. Von der Honecker-Ära bis "Deutschland einig Fernsehland", Berlin: Spiess 1990.

Meadow, Robert G., Politics as Communication, Norwood: Ablex 1980.Merten, Klaus, Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozeßanalyse, Opladen:

Westdeutscher Verlag 1977.Pfetsch, Barbara, Politische Folgen der Dualisierung des Rundfunksystems in der

Bundesrepublik Deutschland. Konzepte und Analysen zum Fernsehangebot und zum Publikumsverhalten, Baden-Baden: Nomos 1991.

31

Reimann, Horst, Kommunikations-Systeme. Umrisse einer Soziologie der Vermittlungs­und Mitteilungsprozesse, 2. Auflage, Tübingen: Mohr 1974.

Robinson, John P., Interpersonal Influence in Election Campaigns: Two Step-Flow Hypotheses, in: Public Opinion Quarterly, Vol. 40,1976, S. 304-319.

Robinson, John P./Mark R. Levy, The Main Source. Learning from Television News, Beverly Hills: Sage 1986.

Rogers, Everett M., Mass Media and Interpersonal Communication, in: Ithiel de Sola Pool/Wilbur Schramm et al. (Hrsg.), Handbook of Communication, Chicago: Rand McNally 1973, S. 290-310.

Rosengren, Karl Erik/Lawrence A. Wenner/Philip Palmgren (Hrsg.), Media Gratifications Research. Current Perspectives, Beverly Hills: Sage 1985.

Ruhrmann, Georg, Rezipient und Nachricht. Struktur und Prozeß der Nachrichten­rekonstruktion, Opladen: Westdeutscher Verlag 1989.

Schenk, Michael, Medienwirkungsforschung, Tübingen: Mohr 1987.Schmitt-Beck, Rüdiger/Peter R. Schrott, Dimensionen der Mediennutzung in West- und

Ostdeutschland. Eine vergleichende Untersuchung zu Rezeptionsmustem von Tages­zeitung und Fernsehen, in: Media Perspektiven, 6/1992, S. 376-392.

Smith, Craig A., Political Communication, San Diego u.a.: Harcourt Brace Jovanovich1990.

Schönbach, Klaus, Das unterschätzte Medium. Politische Wirkungen von Presse und Fern­sehen im Vergleich, München 1983.

Tan, Alexis S., Mass Media Use, Issue Knowledge and Political Involvement, in: Public Opinion Quarterly, 1980, S. 241-249.

Verba, Sidney/Norman H. Nie/Jae-On Kim, Participation and political equality. A seven- nation comparison, London et al.: Cambridge University Press 1978.

Volgy, Thomas J./Tohn E. Schwarz, On Television Viewing and Citizens Political Attitudes, Activity and Knowledge: Another Look at the Impact of Media on Politics, in: Western Political Quarterly, 1980, S. 153-166.