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medianet.at industrial technology Erfolgsfaktoren Was planen die Industrie- CEOs für 2016? 75 Vorreiter Logistik ist Nachhaltigkeits-Zugpferd der ganzen Wirtschaft 78 Siemens Neues Konzept für den Transport von Windkraftanlagen 79 Pilotprojekt Linde Material Handling testet e-Vans für Service 79 oekostrom AG Über- nahme des ersten deutschen Windparks 80 Freitag, 27. November 2015 COVER 73 © Trumpf Additive Fertigung wird zur großen Boom-Branche Neue Maschinen und Materialien öffnen den 3D-Druck für immer mehr Bereiche und bringen satte Wachstumsraten. 74 Günther Marchtrenker Industrie 4.0-Preis Der Geschäftsführer der Hali Büromöbel freut sich, dass sein Unternehmen für die Imple- mentierung einer Smart Factory beim diesjährigen Mechatronik- Preis in der neuen Kategorie „Industrie 4.0“ gewonnen hat. © Hali Erfolgreich mit Compliance Das Praxishandbuch zur ISO 19600 für Compliance Officer, Risikomanager, interne und externe Prüfer sowie Führungskräfte Unterstützung in der praktischen Umsetzung eines Compliance-Management-Systems (CMS) zahlreiche Praxistipps und anschauliche Beispiele Bestellen Sie gleich unter: www.austrian-standards.at/webshop Wir automatisieren. automatisieren. Sicher. Pilz GmbH [email protected] www. pilz.at Sicher. www.vsl.at Tel: +43 2236 615 72 0 Verpackung - Koffer - Flightcase © Rethink Robotics/Stephen F. Bevacqua Autonome Systeme Maschinenselbstorganisation statt menschlicher Arbeit – wohin führt der Megatrend? 76 © Thomas Kirschner

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industrial technology

Erfolgsfaktoren Was planen die Industrie-CEOs für 2016? 75

Vorreiter Logistik ist Nachhaltigkeits-Zugpferd der ganzen Wirtschaft 78

Siemens Neues Konzept für den Transport von Windkraftanlagen 79

Pilotprojekt Linde Material Handling testet e-Vans für Service 79

oekostrom AG Über-nahme des ersten deutschen Windparks 80

Freitag, 27. November 2015 coVEr 73

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Additive Fertigung wird zur großen Boom-Branche Neue Maschinen und Materialien öffnen den 3D-Druck für immer mehr Bereiche und bringen satte Wachstumsraten. 74

Günther Marchtrenker

Industrie 4.0-Preis Der Geschäftsführer der Hali

Büromöbel freut sich, dass sein Unternehmen für die Imple-

mentierung einer Smart Factory beim diesjährigen Mechatronik-

Preis in der neuen Kategorie „ Industrie 4.0“ gewonnen hat.

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ali

Erfolgreich mit Compliance

Das Praxishandbuch zur ISO 19600

für Compliance Offi cer, Risikomanager, interne und externe Prüfer sowie Führungskräfte

Unterstützung in der praktischen Umsetzung eines Compliance-Management-Systems

(CMS) zahlreiche Praxistipps und anschauliche

Beispiele

Bestellen Sie gleich unter:www.austrian-standards.at/webshop

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Wirautomatisieren. automatisieren. Sicher.

Pilz GmbH [email protected] www. pilz.at

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www.vsl.atTel: +43 2236 615 72 0

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Autonome Systeme Maschinenselbstorganisation statt menschlicher Arbeit – wohin führt der Megatrend? 76

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Modell to PrintSandro Piroddi, Chef der Europa-Zentrale des Ford „Rapid“-Proto-typen-Teams: „Aktuell entwickelt sich diese Technologie schneller als je zuvor, und es eröffnen sich völlig neue Wege bei der Herstellung der Autos der Zukunft.“

Als erster Automobilhersteller bietet Ford die Technologie auch seinen Kunden an. Über den neu-en Online-Store http://3d.ford.com können gegen eine geringe Gebühr die lizensierten 3D-Druckdaten erworben und heruntergeladen werden, um zu Hause am eigenen 3D-Drucker ein maßstabsgetreues Modellauto zu printen.

Innovation von WackerDer Großteil der Innovationen ist allerdings keine Spielerei, sondern dient der Weiterentwicklung, etwa bei den druckbaren Materialien. Denn bisher stehen für die additi-ve Fertigung vor allem Kunststoffe und Metalle zu Verfügung.

Vor Kurzem hat der deutsche Chemiekonzern Wacker bekannt gegeben, gemeinsam mit der enders Ingenieure GmbH ein Ver-fahren entwickelt zu haben, mit dem auch Objekte aus Silicon im 3D-Druck gefertigt werden können.

„Spritzguss ist das etablierte Verfahren für die Serienprodukti-on; das wird auch so bleiben“, sagt Bernd Pachaly, Leiter der Silicone-forschung bei Wacker. „Aber die-jenigen, die Prototypen entwerfen oder nur wenige Exemplare eines Bauteils produzieren wollen, kön-nen solche Kleinserien jetzt schnell und flexibel fertigen und dabei im-mer neuen Anforderungen anpas-sen; darin besteht der eigentliche Mehrwert des Verfahrens.“

Pachaly sieht für den Silikon-3D-Druck zahlreiche Einsatzmöglich-keiten – von der individualisierten Backform über Autoschläuche bis

••• Von Britta Biron

FRANKFURT/MÜNCHEN. Spätes-tens dann, wenn für neue Tech-nologie nicht mehr „nur“ Sonder-schauen auf etablierten Fachmesse, sondern eigene Messen veranstal-tet werden, hat sie den Schritt vom Labor in die industrielle Realität vollzogen. Das gilt für den 3D-Druck bzw. die Additive Fertigung gleich in zweifacher Hinsicht.

So hat die Demat heuer neben der traditionellen Euromold erst-mals die Euromold Advanced Manu facturing veranstaltet, die sich gezielt den Themen Additive Fertigung, Smart Factory/Indus-trie 4.0 und dem Internet der Dinge widmete. Vorige Woche folgte dann die Messe Frankfurt mit der ersten „Formnext“ sowie einer begleiten-den Konferenz.

„Additive Manufacturing wird die Fertigungstechnik in Zukunft nicht nur ergänzen, sondern auch entscheidend prägen“, ist Peter Leibinger, Vorsitzender der Trumpf Laser- und Systemtechnik GmbH, überzeugt, die auf der Formnext neue Maschinen für das 3-D-Dru-cken von Metallteilen präsentiert hat.

Mehr als 30% WachstumWie dynamisch sich der Markt für 3D-Druck entwickelt, zeigen ver-schiedene Analysen. So rechnet das US-amerikanische Beratungsun-ternehmen Gartner Inc . für heuer mit einer Absatzmenge von 244.500 Geräten, für das nächste Jahr mit einer Verdoppelung auf 500.000, und für 2019 werden 5,6 Mio. ver-kaufte Geräte prognostiziert.

Auch die internationale Manage-mentberatung Bain & Company geht von einem rasanten Wachs-tum aus. Dieser Analyse zufolge werden die jährlichen Umsät-ze um jeweils rund 30% steigen und 2020 bei mehr als 16 Mrd. € liegen.

Auch wenn der 3D-Druck erst am Anfang steht – im gesamten Ferti-gungssektor entfallen darauf erst 0,03% –, zeigt sich bereits jetzt das große Anwendungsspektrum – vom Zahnersatz über Werkzeuge, Proto-typen, Bauteile für Autos bis zur Rekonstruktion historischer Denk-mäler.

zu maßgefer-tigten Implanta-ten, die sogar während einer Ope-ration passend für den Patienten gefertigt werden könnten.

„Wir haben viele Ideen und wol-len unseren Kunden mehr zur Ver-fügung stellen, als nur das Silicon für die additive Fertigung“, sagt er.

In Kürze will Wacker als erster Siliconhersteller ein komplettes 3D-System inklusive Maschinen und Software anbieten können.

Neue ForschungskooperationGeforscht wird auch bei den An-lagen für die additive Fertigung. So haben sich die Partner – 3D-Schilling, Glamaco Engineering, Granula Deutschland, Mebitec Meerbuscher Informationstechnik, Optris, TU Ilmenau, das Fraunho-fer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF sowie die EAH Jena – des in der Vorwoche in Deutschland gestartete For-schungsverbundprojekt High Per-formance 3D-Druck (HP3D) das Ziel gesetzt, eine Anlage zu entwickeln, mit der praktisch alle verfügbaren thermoplastischen Kunststoffe verarbeitet werden können. Damit will man die bisherigen Einschrän-kungen hinichtlich der Material-Maschinen-Kombination deutlich erweitern.

Fahrplan für 3D-DruckJe weiter die technische Entwick-lung fortschreitet und je ausge-reifter die Geräte und Materialien werden, desto interessanter wird die additive Fertigung für viele Un-ternehmen. Die Untermehmensbe-ratung Bain & Company hat dafür Chancen und Risiken analysiert.

Dabei zeigt sich, dass es kla-rerweise keine allgemeingültigen Regeln gibt, sei es beim Einsatzge-biet oder ob die Technologie ad hoc oder Schritt für Schritt implemen-tiert wird.

„In der Prototypenfertigung hat sich die Technologie als überlegen bei Kosten und Schnelligkeit er-wiesen. Dies ist häufig eine gute Ausgangsbasis für die Ausweitung der Produktion auf die Endkunden oder für das Produkt-Redesign“, erläutert Michael Schertler, Part-ner und Industrieexperte bei Bain & Company.

3D-Druck wirkt sich aber in je-dem Fall auf die Lieferkette aus, da die Technologie Entscheidungen beeinflusst, ob Produkte zugekauft oder selbst hergestellt werden. „Deshalb müssen die Folgen für die wichtigsten Lieferanten gut ge-prüft werden“, sagt Schertler.

Zu bedenken ist auch, dass der 3D-Druck Änderungen in der Un-ternehmensstruktur erfordert. Wie weit diese reichen, hängt davon ab, an welcher Stelle in der Wertschöp-fungskette er eingesetzt wird und wie tief die Integration geht. Mög-lich ist, dass Verantwortlichkeiten wechseln, aber sich auch ganze Abteilungen vergrößern oder ver-kleinern.

Typischerweise verschiebt die Einführung der 3D-Drucktechno-logie den Schwerpunkt – weg vom Betrieb der Produktionsanlage und dem Supply Chain Management hin zu Engineering und Produk-tionsplanung. 3D-Druck ist eine kapitalintensive Technologie, die Kapazitäten im Betrieb der Produk-tionsanlage, im Rohstoffmanage-ment und in der Nachbearbeitung freisetzt. Gleichzeitig ist mehr Au-genmerk auf Maschinenauslastung und -leistung zu legen.

Expansion Der Laserher-steller Trumpf zählt zu jenen Unternehmen, die vom Boom rund um die additive Fertigung profitie-ren wollen. Bei der neuen Fachmesse Formnext wurden neue Maschinen und Anlagen fürden 3D-Druck von Metallteilen vorgestellt.

Eine Branche macht viel DruckNeue Fachmessen, viele Innovationen bei Maschinen und Materialien und ein Marktwachstum von gut 30% jähr-lich – der 3D-Druck boomt.

Starke NischeIm Vergleich zum globalen Ferti-gungsmarkt mit einem Volumen von 9,4 Bio. € ist der 3D-Sektor mit einem Anteil von 0,03% winzig. Experten rechnen aber mit einem sprunghaften Wachstum in den nächsten Jahren.

PräzisionLaser und me-tallisches Pulver bauen Schicht für Schicht beliebige, auch hochkomplexe Bauteile auf – die Daten kommen direkt aus einem 3D-Konstruktions-programm.

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74 covErStory Freitag, 27. November 2015

Je detaillierter der Ein-satz von 3D-Druck ge-plant wird, desto klarer sind die daraus folgenden strategischen Schritte.

Michael Schertler Bain&Co

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medianet.at Freitag, 27. November 2015 innovation & unternehmen 75

••• Von Britta Biron

MÜNCHEN. Vor dem Hintergrund des weiterhin unsicheren wirt-schaftlichen Umfelds setzen die Industriebetriebe verstärkt auf Wachstumsabsicherung, Effizienz-steigerung und Digitalisierung.

Für 70% der befragten Unterneh-men hat die Optimierung des Pro-duktportfolios oberste Priorität. Das betrifft nicht nur die Adaptie-rung bestehender Produkte sowie die Entwicklung von Neuheiten.

„Die Unternehmen haben er-kannt, dass im Marketing und Vertrieb mehr Anstrengungen notwendig sein werden. Daher rü-cken diese Maßnahmen 2016 wie-der stärker in den Vordergrund“, sagt Roland Berger-Partner Oliver Knapp.

So wollen die Unternehmen zum Beispiel neues Umsatzpotenzial systematisch identifizieren und ihren Vertrieb effizienter gestalten.

Optimierung der Produktion60% der befragten Unternehmen wollen ihre Effizienz dadurch steigern, indem sie ihre Produkti-onsprozesse nachfragegerechter planen und steuern. Die Hälfte der Studienteilnehmer setzt au-ßerdem auf Maßnahmen für einen optimierten Einkauf, z.B. Preisver-gleich, Bündelung von Bestellung, Wertanalyse oder Materialsubsti-tution.

Einen wachsenden Stellenwert gewinnt die Digitalisierung: Mitt-lerweile sehen bereits knapp 60% der Betriebe in der Vernetzung ih-rer Prozesse eine wirtschaftliche Notwendigkeit, und 41% wollen im nächsten Jahr hier konkrete Maß-nahmen setzen. Allerdings ist auch der Anteil jener, die durch Indus-

trie 4.0 weniger Chancen, sondern vielmehr Risiken für ihr Business erwarten, auf knapp ein Drittel ge-stiegen.

Gefährlicher TrendDas Controlling verliert dagegen etwas an Bedeutung – ein proble-

matisches Ergebnis, wie Thomas Rinn, Partner von Roland Berger, meint: „Gerade weil die Unterneh-men schneller und flexibler auf Marktveränderungen reagieren müssen, sollten sie ihr Controlling weiter stärken, um ihre Kosten-struktur stets im Blick zu haben.“

Die Pläne der industrie für 2016Das Operations Effizienz-Radar von Roland Berger hat ermittelt, mit welchen Maßnahmen sich Unternehmen der schwächelnden Konjunktur widersetzen wollen.

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internationalisierung

Zusammenarbeit bei F&EWIEN. Wissenschafts- und For-schungsminister Reinhold Mitter-lehner und seine südafrikanische Amtskollegin Naledi Pandor haben ein Memorandum of Understan-ding über die Kooperation in Wissenschaft und Forschung zwi-schen Österreich und Südafrika unterzeichnet.

„Südafrika ist die stärkste Wirt-schaftsmacht des afrikanischen Kontinents mit großen Rohstoff-reserven; eine engere Zusammen-arbeit ist daher im Interesse bei-der Länder“, so Mitterlehner.

Die erste Ausschreibung zur Einreichung von gemeinsamen Projektvorschlägen österreichi-scher und südafrikanischer Hoch-schul- und Forschungseinrichtun-gen soll bereits im Herbst 2015, künftige Ausschreibungen sollen alle zwei Jahre stattfinden. (red)

Optimierte Produktion steht bei rund 60% der Unternehmen auf der To-do-Liste 2016.

Städte mit 30 % weniger Energieverbrauch?

Natürlich.

Als führender Produzent von energieeffizienten Lösungen hilft ABB, große Energieeinsparungen zu erzielen, ohne dabei die Leistung zu verringern. Unser Lichtmanagementsystem kann bis zu 50% Strom einsparen und unsere Gebäudeautomation bis zu 60%. Während alle von hohen Energiepreisen, Stromknappheit und Klimawandel sprechen, tut ABB etwas dagegen. Und zwar hier und heute. www.abb.com/energyefficiency

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••• Von Sarah Behrens

Immer häufiger erledigen autonome Sys-teme in maschineller Selbstorganisation menschliche Arbeit. Dabei zeichnet sich nicht nur die industrielle Fertigung durch einen immer höher werdenden Grad an Automatisierung aus, auch das Alltags-leben ist zunehmend von intelligenten

Maschinen beeinflusst und geprägt. Roboter können zeitintensive Aufgaben von der Orga-nisation des Haushalts bis zur Planung des Tagesablaufs übernehmen. Doch was bedeu-tet das in Zukunft für den Menschen, privat wie auch beruflich? Welchen Einfluss hat die technologische Weiterentwicklung autono-mer Systeme, wie Roboter oder intelligente Assistenten, auf das persönliche Umfeld des Menschen und die Gesellschaft insgesamt?

Der Roboter – dein Freund und HelferAnders als in der industriellen Fertigung geht es in der Robotik nicht nur um die Au-tomatisierung bestimmter Aufgaben, die zu-vor Menschen erledigt haben. Mittlerweile werden Roboter speziell darauf ausgerich-tet, Dienstleistungen für den Menschen zu erbringen oder seinen Handlungsspielraum zu erweitern. Roboter halten damit immer stärker Einzug in unser Umfeld und dienen nicht mehr nur der Unterhaltung. Beson-ders in der Alten- und Krankenpflege, die die Auswirkungen des demografischen Wandels und der einhergehenden Zunahme pflegebe-dürftiger Personen zu spüren bekommt, neh-men Roboter verstärkt eine unterstützende Rolle ein. Einen für den Einsatz in Pflege-heimen ausgerichteten Roboter bietet z.B. das Fraunhofer Institut mit dem Care-O-Bot 4. Dieser erkennt die Bewohner des Pflege-heims und erinnert sie unter anderem daran, regelmäßig zu trinken, und bringt Getränke

selbstständig zum Platz. Darüber hinaus bieten neue technologische Entwicklungen eine Optimierung der Leistungsfähigkeit des Menschen, so beispielsweise der sensorba-sierte Handschuh ProGlove des Münchener Unternehmens First-Mile (im Bild rechts). In der industriellen Produktion eingesetzt, er-möglicht der Handschuh, Barcodes auszule-sen oder Temperaturen oder Stromspannun-gen zu messen und so dem Träger schneller, akkurater und somit effizienter zu arbeiten.

Selbstständig dazulernende RoboterRoboter stoßen durch immer komplexer wer-dende Aufgaben an ihre Leistungsgrenzen. Im direkten menschlichen Umfeld müssen sich situativ anpassen. Um diesen Bedin-gungen gerecht zu werden, gilt es, Roboter mit einer Software auszustatten, die ihnen ermöglicht, selbstständig dazuzulernen. Sie ziehen Erfahrungen aus vorher program-mierten und ausgeführten Lösungen und übertragen diese auf ähnliche Situationen. Durch den Zugriff auf speziell entwickelte Datenbanken sind sie auch in der Lage, ihnen bislang unbekannte Aufgaben zu meistern. Die im Rahmen des Projekts Robo Brain von der Cornell University in den USA erstellte Datenbank gibt beispielsweise Robotern die Möglichkeit, Informationen über den Umgang mit Gegenständen und Situationen abzurufen und Handlungsmuster zu erlernen. Je intel-ligenter Roboter werden, umso menschen-ähnlicher werden sie und umso komplexere Aufgaben werden sie in Zukunft übernehmen.

Verändertes Verständnis von MobilitätAutonome Systeme werden sich zukünftig besonders stark im Straßenverkehr zeigen. Sind es zunächst Fahrassistenzsysteme, die Autofahrer entlasten und leichtere Aufgaben wie das Anfahren im Stau oder das Einpar-

ken übernehmen, werden langfristig auto-nom agierende Systeme das Steuer komplett übernehmen. In den Niederlanden entwi-ckelt das Unternehmen Stichting Connekt fahrerlose Minibusse mit Elektroantrieb als öffentliche Transportmittel. Die „WEpods“ transportieren bis zu sechs Personen und erreichen eine Geschwindigkeit von 25 Stun-denkilometern. Die Minibusse können per App gebucht werden und werden mittels Vi-deoverbindung aus einer Zentrale überwacht.

Das Verständnis von Mobilität wird sich in den nächsten Jahren aufgrund der Auto-matisierung grundlegend ändern. Die Über-tragung von Aufgaben an autonome Systeme bietet Raum für Freizeit- und Arbeitsmög-lichkeiten. Die Einzugsgebiete der Großstäd-te werden sich weiter ausdehnen, da der Weg zur Arbeit in einem autonomen Fahrzeug zum Beispiel durch Schlafen oder Arbeiten genutzt werden kann. Autonome Systeme verändern so nicht nur die Mobilität, son-dern die Gesellschaft als Ganzes durch Zeit-gewinne und eine damit verbundene Steige-rung der Lebensqualität.

Ein persönlicher Assistent für jedermannAnders als Roboter haben intelligente Assis-tenten nicht die Aufgabe, Aufgaben vollstän-dig zu übernehmen, sie bieten vielmehr eine Unterstützung beim Ausführen diverser Auf-gaben. Diese Art von autonomen Systemen basiert auf reiner Software. Sie begleitet uns zukünftig unauffällig in jeder Minute und wird zum natürlichen Bestandteil vieler End-geräte. Als persönlicher Assistent auf Messen und Veranstaltungen agiert die Smartphone-App WeBeam des gleichnamigen kanadischen Start-ups. Die App zeigt, welche Personen sich ebenfalls auf der Veranstaltung befinden und gibt Informationen zu Beruf und Interessen. Dabei werden Übereinstimmungen markiert und mögliche interessante Gesprächspartner identifiziert. Kontaktinformationen können einfach über Bluetooth ausgetauscht werden.

Durch Sprachsteuerung wird die Interak-tion zwischen Mensch und Maschine immer natürlicher und fügt sich in den Alltag der Menschen nahtlos ein. Um einer realen Ge-sprächssituation möglichst nahe zu kom-men, erhalten intelligente Assistenten häu-fig eine Stimme oder sogar ein Gesicht. Die Sprachsteuerung, die heute auf Mobilgeräten Anwendung findet, wird künftig bei vielen weiteren Eingabegeräten eingesetzt. Smart Home-Lösungen ermöglichen, Befehle an Haushaltsgegenstände in natürlicher Spra-che weiterzugeben und so etwa das Licht zu dimmen oder die Kaffeemaschine einzuschal-ten. Amazon bietet mit dem Heimsystem Echo eine virtuelle Assistenz namens Alexa, die z.B. Auskunft über das Wetter gibt oder Musik auf Abfrage abspielt; die dabei zum Einsatz kommende Spracherkennungstech-nologie Alexa Voice Service (AVS) steht nun auch Entwicklern für den Einbau in weitere Geräte zur Verfügung. Damit wird die Vernet-zung von Alltagsgeräten immer präsenter.

Autonome Maschinen in Smart-FactorysIn der Industrie entstehen Smart Factorys, in denen Maschinen und Produktionsprozesse miteinander vernetzt sind. Diese nächste in-dustrielle Revolution wird als Industrie 4.0 bezeichnet. Cloudbasierte Plattformen ver-binden dabei alle industriellen Anlagen und sollen deren Überwachung und Wartung op-timieren. In der Produktion kommunizieren die Maschinen untereinander und bestim-men autonom, wann welche Maschine den

nächsten Fertigungsschritt tätigt. Eine au-tomatisierte Fabrik für molekulares Farming haben beispielsweise Forscher des Fraunho-fer-Instituts in den USA aufgebaut. Die Fab-rik dient der zeitsparenden und groß ange-legten Herstellung von Impfstoffen. Pflanzen wachsen in Behältern mit Hydrokulturen aus Mineralwolle, wobei Licht, Wasser und Nähr-stoffe automatisch ausgegeben werden. Dar-über hinaus ermöglicht die Industrie 4.0 eine Produktion, die in der Lage sein kann, indivi-duelle Einzelfertigungen zu automatisieren und so zu Preisen der Massenfertigung an-zubieten. Einen Ausblick in eine Zukunft, in der Nutzer Fertigungsaufträge an Maschinen übermitteln und personalisierte Produkte erhalten, gibt die robotische Installation Ro-bochop. Auf der diesjährigen Cebit konnten Nutzer Robochop aktiv ausprobieren. Dabei konnten sie über eine Web-App Vorlagen für Sitzmöbel erstellen, die ein Industrierobo-ter daraufhin aus Hartschaumwürfeln pro-duzierte. Doch auch in den so entstehenden cyber-physischen Systemen wird der Mensch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, denn die automatisierten Prozesse werden von hochqualifizierten Mitarbeitern bedient und überwacht. Langfristig verspricht die Indus-trie 4.0, die Produktion aus den asiatischen Massenfabriken zurück nach Europa zu ho-len. Diese nächste Welle der Automatisierung vernichtet Arbeitsplätze, sagen die einen. Ei-ne indirekte Besteuerung von nichtmensch-licher Arbeit sichert der Gesellschaft eine Automatisierungsdividende und damit die zukünftige Rente, sagen die anderen.

Und die Akzeptanz?Insgesamt zeigt sich, dass die Weiterent-wicklung autonomer Systeme besonders großes Potenzial in Bereichen besitzt, in denen es an Personal mangelt – wie in der Alten- und Krankenpflege. Das Verständnis von Mobilität ändert sich durch die Automa-tisierung ebenfalls und ermöglicht die Stei-gerung der Lebensqualität. Im persönlichen Alltag werden intelligente Assistenten durch die Einbettung in Alltagsgegenstände immer präsenter. Bei allen technischen Möglichkei-ten bleibt die Akzeptanz der Nutzer aber das ausschlaggebende Kriterium für den Erfolg der eingesetzten Technolo gien. Neben einer unterstützenden Funktion müssen sie auch den Anwender zufrieden stellen, um sich langfristig durchzusetzen.

Sarah Behrens ist als Junior Product Mana-gerin bei Trendone tätig.

Neue Kooperation Der Spezial-Maschinenbauer Manz und der Schuhhersteller Adidas planen den Aufbau ei-ner Hightech-Schuhproduktion bei Adidas. Bis 2020, so der Ende Oktober bekannt gege-bene Plan, sollen automati-sierte Fertigungen in „Speed-Factorys“ realisiert sein.

Der Hintergrund Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits kommt man dem Trend zur Individualisierung nach Kundenwunsch nach, andererseits findet die Ferti-gung dank Speed-Factorys in den regionalen Absatzmärkten statt.

Die Reaktionen Aktienmäßig schlug sich die Kooperation sofort nieder: Die Titel des TecDAX-Werts schos-sen am 20. Oktober 2015 teils fast 10% nach oben, pendelten sich dann bei einem Aufschlag zwischen 4 und 5 Prozent ein und waren Top-Gewinner im deutschen Tech-Index.

Speed-Factory-Vordenker Adidas & Manz

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LesestoffAutonomous Systems ist einer von 16 Mega trends, die das Trendbook 2018 der Trendforscher und Innovationsberater Trend-one vorstellt. Es versammelt die wichtigsten Mega- und Macro-Trends, angereichert mit 270 Praxisbeispielen auf 288 Seiten. Verlag: Trendone GmbH, 1. Auflage (2015); ISBN 978-3-00-049975-3, 98 €. www.trendone.de

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Von Speed-Factorys & helfenden HandschuhenWarum ein technologischer Wandel wie der Richtung Autonome Systeme immer auch einen sozialen Wandel beinhaltet.

Wollen künftig Schuhe lokal in den Absatzmärkten produzieren: Eric Liedtke und Dieter Manz.

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Die Industrie 4.0 verspricht, die Produktion aus den asiatischen Massen fabriken zurück nach Europa zu holen.“

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medianet.at78 transport & logistik Freitag, 27. November 2015

BONN. „Die Logistik ist ein Netz-werkgeschäft. Mit ihrer verbinden-den Wirkung und ihrer globalen Reichweite können Logistikan-bieter Unternehmen in aller Welt helfen, fairere Geschäftspraktiken umzusetzen und für mehr Trans-parenz in den globalen Wertschöp-

fungsketten zu sorgen. Wenn wir als Logistikunternehmen die faire und verantwortungsbewusste Lo-gistik zum Kern unseres Geschäfts-modells machen, können wir neue Umsatzpotenziale erschließen und zugleich im Interesse aller Partei-en nachhaltigen Nutzen für Ge-

sellschaft und Umwelt stiften“, ist Markus Kückelhaus, Vice President Innovation and Trend Research bei DHL Customer Solutions and Inno-vation, überzeugt.

Zu den insgesamt 15 Ansätzen, die im neuen Trend-Report „Fair and Responsible Logistics“ ange-führt werden, zählt die Bereitstel-lung einer recyclingfreundlichen Lager- und Transportinfrastruktur, um die Mengen wiederverwendba-rer Materialien zu erhöhen und das Abfallaufkommen zu reduzieren.

Genannt werden in diesem Zu-sammenhang auch Lieferfahrzeuge mit flexibler Laderaumgestaltung: Je mehr Pakete entladen werden, desto kleiner wird die Ladefläche, während sich die Sammelfläche für den Rücktransport recycling-fähiger Altmaterialien automatisch vergrößert.

Neue VerpackungskonzepteEin weiterer Punkt sind umwelt-freundliche Verpackungen, z.B. aus biologisch abbaubaren Ma-terialien, die nach der Zustellung kompostiert werden können. Ein zweiter Ansatz ist „Logistik unver-packt“, ein Konzept, das eine Ver-packung bei Online-Bestellungen überflüssig macht: Statt in Kartons würden die Artikel bei diesem Null-Abfall-Lösung in wiederverwend-baren Containern zugestellt.

Weitere Ansätze, die in der Stu-die, die unter www.dhl.com zum Download zur Verfügung steht, sind die stärkere Einbindung loka-ler Hersteller in die Supply Chains, die Errichtung von Distributions-lagern in ländlichen Regionen oder die Einrichtung einer B2B-Platt-form, um Materialströme und Akti-vitäten der Unternehmen besser zu koordinieren. (red)

Fairness entlang der lieferkettenTrend Report von DHL nennt 15 Beispiele aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft, fairer Marktzugang und gerechte Produktions- und Handelsbedingungen.

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kUka mit deUtlichem plUs

Swisslog treibt das Geschäft anAUGSBURG. Die vor einem Jahr übernommene Swisslog ist für Kuka ein echter Gewinn. Das Um-satzplus im dritten Quartal von rund 33% auf 722 Mio. € und die 25%ige Steigerung beim Auftrags-eingang kommen fast zur Gänze von der Intralogistik-Tochter.

Und die Swisslog konnte auch im 4. Quartal bereits einen großen Erfolg verbuchen: Der saudische Lebensmittelkonzern Almarai bestellte Automatisierungstech-nik (darunter Regalbediengeräte, Fördersysteme, Hängebahnen, automatische Lkw-Beladung und Kommissioniermodule) für die Distributionslogistik in Al Kharj im Wert von rund 43 Mio. €. Umge-setzt werden die Projekte bis Ende 2018. (red)

Recyclingfreundliche Infrastruktur führt zu höheren Wiederverwertungsquoten.

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ASCHAFFENBURG. Das vollstän-dig ausgestattete Servicefahrzeug auf Basis des Fiat Ducato wurde mit Antriebskomponenten aus Lin-de Elektrogabelstaplern umgerüs-tet und soll künftig von der Linde Service-Organisation in Großstäd-ten und Ballungszentren eingesetzt werden.

„Ersatzteilverfügbarkeit und Servicegeschwindigkeit sind die wesentliche Treiber für die Kun-denzufriedenheit“, so Massimilano Sammartano, Vice President Sales & Service Marketing & Operations. „Wir arbeiten ständig daran, unse-re Serviceleistung zu verbessern, und wenn unser Servicetechniker auch dann zum Kunden kommt, wenn alle Fahrzeuge mit Verbren-nungsmotor stehen bleiben müs-sen, steigert das die Kundenzufrie-denheit erheblich.“

Dass die elektrisch angetrie-benen Fahrzeuge vor Ort keine schädlichen Abgase und weniger

Lärm erzeugen, ist nur ein Vorteil. „Kunden in verschiedenen Berei-chen setzen auf unser Know-how, um ihre mobilen Arbeitsmaschinen oder Fahrzeuge zu elektrifizieren und damit umweltfreundlicher zu machen. Da ist es nur logisch, dass wir selbst auch diese Technologie nutzen, um unsere eigenen Prozes-se nachhaltiger zu gestalten“, sagt Sammartano.

Vom Ruhrgebiet bis LondonDie vier Fahrzeuge im Feldtest wer-den im Ruhrgebiet, in Bremen und London eingesetzt, um ein breites Spektrum abzudecken.

Ein zusätzlicher Service-Van ist für Probefahrten und Tests der Wissenschaftler des Lehrstuhls Engineering Design & Mechatronic Systems der Hochschule für ange-wandte Wissenschaften München vorgesehen, die den Feldversuch von Linde als Forschungspartner begleiten. (red)

MÜNCHEN. Im Rahmen eines Langzeitvertrags mit dem Trans-portdienstleister deugro Danmark A/S wird Siemens zwei eigens kon-struierte Transportschiffe nutzen, um die bestehenden dänischen Produktionsstandorte und die neu-en Werke in Cuxhaven und im bri-tischen Hull zu verbinden.

Die beiden Spezialschiffe sind jeweils rund 140 Meter lang. Eines davon kann acht Maschinenhäuser der aktuellen Siemens Windturbine SWT-6.0-154 transportieren; es soll bereits im Herbst 2016 in See ste-chen. Das zweite Schiff wird bis zu zwölf Rotorblätter aufnehmen kön-nen. Beide Schiffe können, falls er-forderlich, auch per Kran entladen

werden. Statt die bis zu 75 Meter langen Rotorblätter und rund 360 Tonnen schweren Maschinenhäu-ser per Kran zu verladen, sollen die Schwerlasten künftig im sogenann-ten Ro/Ro-Verfahren auf die Schif-fe und an die Montagehäfen gerollt werden.

Michael Hannibal, Offshore CEO der Siemens Wind Power and Re-newables Division: „Unsere neuen Produktionsstätten erlauben uns dank direkten Hafenanschlusses ei-ne hocheffiziente Ro/Ro-Verladung und kostengünstigen Seetransport. Diese neue Lösung senkt je nach Lage des jeweiligen Offshore-Wind-projekts die Transportkosten um rund ein Fünftel.“ (red)

Freitag, 27. November 2015 transport & logistik 79

EtherCAT-Klemmen

(IP 20)

Busklemmen

(IP 20)

EtherCAT Box

(IP 67)

Servomotor

50 V, 4 A W

50 V, 4 A, OCT W

Schrittmotor

24 V, 1,5 A W W

50 V, 5 A W W W

DC-Motor

24 V, 1 A W W

50 V, 3,5 A W W

50 V, 5 A W

testpilot für e-MobilitätLinde Material Handling startet die Felderprobung des 2014 erstmals vor­gestellten E­Service­Vans.

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neues logistik-konzeptSiemens senkt die Transportkosten für Off­shore­Windturbinen um bis zu 20 Prozent.

Ein Testfahrzeug ist bei Willenbrock Fördertechnik GmbH in Bremen im Einsatz.

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medianet.at80 energie & ressourcen Freitag, 27. November 2015

••• Von Britta Biron

WIEN. An der TU Wien forscht man seit mittlerweile mehr als 20 Jahren daran, sowohl die Wärme-energie von Biomasse oder Rest-müll zu nutzen als auch die darin enthaltenen Stoffe für die Wieder-verwendung aufzubereiten. Anfang der 1990er-Jahre hat das Team um Professor Hermann Hofbauer das Wirbelschicht-Vergasungs-Ver-fahren entwickelt. Anders als in herkömmlichen Verbrennungsöfen, arbeitet es mit zwei getrennten Gaskreisläufen: Einen Abgasstrom aus der Verbrennungskammer und

einen Produktgasstrom aus der Vergasungskammer, der dann wei-ter genutzt werden kann.

Das bereits etablierte Verfahren (Großanlagen stehen unter ande-rem in Güssing, Villach und Göte-borg) wird laufend verbessert.

Umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Forschungs-arbeiten der letzten Jahre gingen in das Design der neuen Versuchs-An-lage ein, die vor Kurzem in Betrieb genommen wurde.

Höhere FlexibilitätIm Fokus der Wissenschafter stand vor allem, das Verfahren flexbibler

hinsichtlich der verwendeten Bio-masse zu machen. Denn in den meisten Verbrennunganlagen wird hauptsächlich hochqualitatives, homogenes Holzhackgut verwertet.

Die neue Anlage dagegen kommt auch mit minderwertigen Reststof-fen zurecht.

Wichtige Erkenntnisse „Abfälle aus der Papier- und Hol-zindustrie kommen infrage. Wir werden aber auch Abfallfraktionen oder andere biogene Reststoffe wie Zuckerrohr- und Olivenbagasse testen. Auch Biomasse-Kohle-Mi-schungen oder sogar Klärschlamm

können auf diese Weise verwertet werden“, sagt Johannes Schmid vom Institut für Verfahrenstech-nik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien und erklärt die Besonderheit der neuen Anlage: „Durch eine neuarti-ge Reaktorkonstruktion kommt der Brennstoff und dessen Produktgas viel intensiver in Kontakt mit dem wirbelnden heißen Sand, daher funktioniert die Vergasung nun auch mit schwierigen, alternativen Brennstoffen besser.“

Bereits sieben Versuchsreihen sind auf der neuen Anlage durch-geführt worden, die ersten Mess-ergebnisse wurden intern validiert und ausgewertet.

„Wir werden nun viele weitere Versuchsreihen mit ganz unter-schiedlichen Brennstoffen durch-führen“, so Schmid zu den weiteren Plänen, „aber schon jetzt sehen wir, dass die neue Anlage herausragen-de wissenschaftliche Erkenntnisse generieren wird.“

Energielösung der ZukunftDie Forscher sehen auch großes wirtschaftliches Potenzial in die-sem neuen Wirbelschicht-Verga-sungskonzept, da der Trend in der Energieversorgung von großen zentralen Kraftwerksanlagen zu kleineren, lokalen Lösungen geht.

„Interessant könnten solche An-lagen für große Unternehmen sein, in denen viel verwertbare Rest-stoffe anfallen. Die Nutzung von am jeweiligen Standort anfallen-den Reststoffen kann fossile CO

2-

Emissionen reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energie für den betreffenden Industriestand-ort erhöhen. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Technologie ei-ne Schlüsseltechnologie darstellen kann, die das Potenzial mitbringt, einen wesentlichen Beitrag zu ei-ner sauberen, nachhaltigen und klimafreundlichen Energieversor-gung zu leisten“, meint Schmids Forscherkollege Stefan Müller.

Die Anlage der TU Wien soll je-denfalls dazu beitragen, die welt-weit führende Rolle Österreichs im Bereich der Biomasseverwertung weiter auszubauen.

Biomasse noch effektiver nutzenNach zweijähriger Vorbereitungsarbeit hat die TU Wien eine weiter verbesserte Versuchsanlage für die innovative Zweibett-Wirbelschicht-Vergasung in Betrieb genommen.

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WIEN. Österreichs größter, unab-hängiger Stromanbieter nimmt jetzt auch den deutschen Markt ins Visier und hat dafür den Windpark „Kohlenberge“ übernommen.

„Wir starten in Deutschland als kleiner, aber flexibler Investor“, so Lukas Stühlinger, Vorstand der oekostrom AG, über die Akquisiti-on. Details zu den weiteren Plänen am deutschen Markt will er noch nicht verraten, nur so viel, dass weitere Investitionen bereits in Planung seien.

Pilotprojekte in DeutschlandDie 2,2 MW-Anlage wurde im De-zember 2014 in Betrieb genommen, liefert rund 3,8 Mio. kWh Strom pro Jahr und kann damit knapp 1.200 Haushalte versorgen. Auch die Reduktion des CO

2-Ausstoßes

ist mit mehr als 2.000 Tonnen pro Jahr beachtlich. „Beim Windpark Kohlenberge handelt es sich um ei-

nen interessanten Standort, der ideale Voraussetzungen für un-ser Pilotprojekt in Deutschland

bietet“, so der zuständige Pro-jektleiter Christoph Großsteiner. (red)

oekostrom expandiertMit der Übernahme des Windparks „Kohlenberge“ startet die oekostrom AG ihre Aktivitäten in Deutschland.

Insgesamt betreibt die oekostrom AG bereits 20 Windkraftanlagen.

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Die neue Anlage soll dazu beitragen, die führende Rolle Österreichs im Bereich der Biomasseverwertung weiter auszubauen.

Wir starten in Deutschland als kleiner, aber flexibler Inves-tor und planen zusätzlich zur Übernahme dieser Anlage noch weitere Investitionen.

Lenzing Ag

Wachstum durch NachhaltigkeitLENZING. Bis 2017 will Len-zing sein EBITDA um ein Zehn-tel jährlich steigen. Vorstands-chef Stefan Doboczky bezeich-nete die Ziele als „schneidig aber machbar.“

Zu Gute käme dem Unter-nehmen einerseits das Be-völkerungswachstum in den Schwellenländern und die da-mit wachsende Nachfrage nach Textilien sowie generell der Trend zu umweltfreundlichen Fasermaterialien.

Bis 2020 soll der Umsatzan-teil von umweltfreundlichen Cellulose- oder Viskosefasern wie Tencel und Modal von derzeit 36 auf 50% gesteigert werden. Je nach Markterfor-dernissen wird Lenzing die Faserproduktionskapazitäten weiter ausbauen. Zudem sind große Investitionen in Produk-tion sowie F&E vorgesehen. (red)

chemische industrie

Fokus liegt auf BioWIEN. Insgesamt stammen aus dem Bereich der Green Chemistry bereits jetzt etwa 20% des gesamten Produk-tionswerts der Chemischen Industrie. Künftig soll es noch deutlich mehr werden, und dafür investieren die Betriebe, so Verbandsobmann Hubert Culik, auch entsprechend viel Zeit und Geld in neuartige Verfahren und Materialien.

Allerdings hänge die Green Chemistry wesentlich von den politischen Rahmenbe-dingungen ab. „Es braucht klare Normen und Gesetze. Die Berg- und Talfahrt bei den Bei-mischungsregelungen für die biobasierten Kraftstoffe sind ein Beispiel für die nachteilige Verquickung aus zu hohen Zie-len und dem daraus folgenden Mangel an Planungssicher-heit“, kritisiert Culik. (red)

Ögut-umweLtpreis 2015

Vorbilder in Sachen ÖkologieWIEN. Die diesjährigen Sieger beim ÖGUT-Umweltpreis sind Anke Bockreis, Vizerektorin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Kategorie „Frauen in der Umwelttechnik“), Hel-mut Strasser vom Salzburger Ins titut für Raumordnung und Wohnen (Kategorie „Stadt der Zukunft“) und die Firma NaKu für das Projekt Kunststoffpro-dukte aus Sonnenblumenabfäl-len (Kategorie „Zukunftsfähiger Materialeinsatz“). Das Projekt „Landesweiter Bürgerrat, Asyl- und Flüchtlingswesen in Vorarlberg“ des Büros für Zukunftsfragen wurde in der Kategorie „Partizipation“ und zivilgesellschaftliches Enga-gement ausgezeichnet. In der Kategorie „Nachhaltige Kom-mune“ ging die Auszeichnung an die Stadtgemeinde Hartberg für das Projekt „Stadtgemeinde Hartberg ist CO

2-neutral“. (red)