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Original erschienen in: Ebner, M. (2015) Warum der Umbruch der Hochschulbildung auch ohne eine Novelle des Urheberrechts gelingt, Deutsche Universitätszeitung (duz), 06/15, S. 15 Ist die Kombination von OER und MOOC der ideale Weg zur Bildung von morgen? Stellen Sie sich vor, dass jede deutschsprachige Universität die Lehrveranstaltungen ihrer fünf besten Lehrenden frei und offen online zur Verfügung stellt. Vorlesungsinhalte werden online verfügbar gemacht bzw. schauen sich Studierende diesen bei den Lehrenden Ihrer Wahl an. Und jetzt stelle ich mal die Behauptung in den Raum, dass wir vielleicht gar nicht soweit davon entfernt sind, aber es doch ein generelles Umdenken benötigt. Der letzte Trend insbesondere im Fachgebiet technologiegestütztes Lernen und Lehren waren und sind MOOCs (Massive Open Online Courses), also frei zugängliche, offene Kurse für theoretisch unendlich viele Lernende. Mit Hilfe von Videos, Lernunterlagen, Lernobjekten, Diskussionsforen und Selbstüberprüfungstests werden seit geraumer Zeit Lernende in unterschiedlichsten Fachgebieten unterwiesen. Kritiker bemängeln, dass hier gar kein großer Unterschied zu OnlineKursen besteht. Und sie haben recht, doch erst heute erlaubt uns der technologische Fortschritt multimediale Inhalte mit überschaubaren Zeitaufwand zu erzeugen bzw. haben Lernende wirklich die Möglichkeit die Inhalte online (auch mobil) zu konsumieren. Nur dies allein reicht auch noch nicht, denn gerade im deutschsprachigen Raum gibt es ein starkes Urheberrecht, welches auch die Werknutzung klar regelt. Frei im Internet zugängliche Unterrichtsmaterialien sind nicht automatisch tatsächlich in der Lehre einsetzbar, können projiziert, verteilt oder sogar verändert werden. Um dies zu ermöglichen bemüht sich die OERCommunity um Klarheit. OER steht dabei für Open Educational Resources (freie Bildungsressourcen), die neben der freien Zugänglichkeit auch noch über eine entsprechende Lizensierungen zur freien Werknutzung verfügen. Zumeist kommen hier sogenannte CreativeCommonsLizenzen zur Anwendung, welche Rechtstexte im Internet für das jeweilige Land anbieten. Vor diesem Hintergrund sind sowohl in Österreich als auch in Deutschland zwei MOOC Plattformen an den Start gegangen, die genau dieses Ziel verfolgen: OnlineKurse nicht nur frei zugänglich, sondern darüber hinaus auch für viele weitere nutzbar zu machen. Unter den klingenden Namen iMooX (http://imoox.at) und MOOIN (https://mooin.oncampus.de) werden hier MOOCs angeboten, deren Inhalte ausschließlich OER sind. Zeigt dieser Ansatz bereits Wirkung? Ja, Schulen und Universitäten setzen die Kurse zum Teil ein. Darüberhinaus zeigen die ersten Auswertungen, dass mehr als die Hälfte aller Lernenden der Erwachsenenbildung zuzuordnen sind und dass MOOCs zum Teil im Rahmen von Weiterbildungen verwendet werden, welches ohne entsprechende Lizensierung nicht möglich wäre. Geht man als zusammenfassend davon aus, dass unser Bildungssystem immer mehr etwa in Form entsprechender Endgeräte oder Materialien von der Digitalität durchdrungen wird, ist es wesentlich, dass das Urheberrecht sauber umgesetzt ist. Da hilft meiner Meinung nach keine Novelle, sondern nur ein ganzheitliches Umdenken der Gesellschaft, dass Bildungsmaterialien so lizensiert sind, dass sie verwendet, verändert und bearbeitet werden können. Letztendlich können sie dann auch von allen frei genutzt werden. Wenn nun viele Bildungsinstitutionen in diese Richtung denken, käme es langfristig zu einem großen Angebot, welches in vielfältiger Weise verwendet werden

Ist die Kombination von OER und MOOC der ideale Weg zur Bildung von morgen?

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Beitrag für die deutsche Universtitätszeitung, 06/15

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  • Original erschienen in: Ebner, M. (2015) Warum der Umbruch der Hochschulbildung auch ohne eine Novelle des Urheberrechts gelingt, Deutsche Universittszeitung (duz), 06/15, S. 15 Ist die Kombination von OER und MOOC der ideale Weg zur Bildung von morgen? Stellen Sie sich vor, dass jede deutschsprachige Universitt die Lehrveranstaltungen ihrer fnf besten Lehrenden frei und offen online zur Verfgung stellt. Vorlesungsinhalte werden online verfgbar gemacht bzw. schauen sich Studierende diesen bei den Lehrenden Ihrer Wahl an. Und jetzt stelle ich mal die Behauptung in den Raum, dass wir vielleicht gar nicht soweit davon entfernt sind, aber es doch ein generelles Umdenken bentigt. Der letzte Trend insbesondere im Fachgebiet technologiegesttztes Lernen und Lehren waren und sind MOOCs (Massive Open Online Courses), also frei zugngliche, offene Kurse fr theoretisch unendlich viele Lernende. Mit Hilfe von Videos, Lernunterlagen, Lernobjekten, Diskussionsforen und Selbstberprfungstests werden seit geraumer Zeit Lernende in unterschiedlichsten Fachgebieten unterwiesen. Kritiker bemngeln, dass hier gar kein groer Unterschied zu Online-Kursen besteht. Und sie haben recht, doch erst heute erlaubt uns der technologische Fortschritt multimediale Inhalte mit berschaubaren Zeitaufwand zu erzeugen bzw. haben Lernende wirklich die Mglichkeit die Inhalte online (auch mobil) zu konsumieren. Nur dies allein reicht auch noch nicht, denn gerade im deutschsprachigen Raum gibt es ein starkes Urheberrecht, welches auch die Werknutzung klar regelt. Frei im Internet zugngliche Unterrichtsmaterialien sind nicht automatisch tatschlich in der Lehre einsetzbar, knnen projiziert, verteilt oder sogar verndert werden. Um dies zu ermglichen bemht sich die OER-Community um Klarheit. OER steht dabei fr Open Educational Resources (freie Bildungsressourcen), die neben der freien Zugnglichkeit auch noch ber eine entsprechende Lizensierungen zur freien Werknutzung verfgen. Zumeist kommen hier sogenannte Creative-Commons-Lizenzen zur Anwendung, welche Rechtstexte im Internet fr das jeweilige Land anbieten. Vor diesem Hintergrund sind sowohl in sterreich als auch in Deutschland zwei MOOC-Plattformen an den Start gegangen, die genau dieses Ziel verfolgen: Online-Kurse nicht nur frei zugnglich, sondern darber hinaus auch fr viele weitere nutzbar zu machen. Unter den klingenden Namen iMooX (http://imoox.at) und MOOIN (https://mooin.oncampus.de) werden hier MOOCs angeboten, deren Inhalte ausschlielich OER sind. Zeigt dieser Ansatz bereits Wirkung? Ja, Schulen und Universitten setzen die Kurse zum Teil ein. Darberhinaus zeigen die ersten Auswertungen, dass mehr als die Hlfte aller Lernenden der Erwachsenenbildung zuzuordnen sind und dass MOOCs zum Teil im Rahmen von Weiterbildungen verwendet werden, welches ohne entsprechende Lizensierung nicht mglich wre. Geht man als zusammenfassend davon aus, dass unser Bildungssystem immer mehr etwa in Form entsprechender Endgerte oder Materialien von der Digitalitt durchdrungen wird, ist es wesentlich, dass das Urheberrecht sauber umgesetzt ist. Da hilft meiner Meinung nach keine Novelle, sondern nur ein ganzheitliches Umdenken der Gesellschaft, dass Bildungsmaterialien so lizensiert sind, dass sie verwendet, verndert und bearbeitet werden knnen. Letztendlich knnen sie dann auch von allen frei genutzt werden. Wenn nun viele Bildungsinstitutionen in diese Richtung denken, kme es langfristig zu einem groen Angebot, welches in vielfltiger Weise verwendet werden

  • Original erschienen in: Ebner, M. (2015) Warum der Umbruch der Hochschulbildung auch ohne eine Novelle des Urheberrechts gelingt, Deutsche Universittszeitung (duz), 06/15, S. 15 kann. Daher ist es mir ein groes Anliegen von der Bildungspolitik eine Strkung von OER-Initiativen einzufordern. Es ist zwingend notwendig, dass Manahmen getroffen werden die ermglichen OER flchendeckend einzufhren. So knnten digitale Ressourcen gezielt untersttzt und staatlich finanzierte Lehrunterlagen als OER ausgewiesen werden. Wir reden doch immer von einer Wissensgesellschaft in der wir leben, wir sollten auch aktiv etwas fr diese tun.