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Das Magazin für die pfälzische Metall- und Elektroindustrie Ausgabe 06/2019 www.ferrum-magazin.de John Deere Seite 12 +++ PFW Seite 13 +++ Opel Seite 14 +++ Howden Turbo Seite 15 Tadano Seite 15 +++ Daimler Seite 16 +++ Eberspächer Seite 17 +++ KSB Seite 17 PfalzMetall feiert 100. Geburtstag Jubiläum Seite 6 Nachrichten Wie die Beleg- schaften altern Seite 4 Service Wie lebenslanges Lernen geht Seite 18

Jubiläum PfalzMetall feiert 100. Geburtstag · eine Umstellung bedeuten – für die Arbeitnehmer ebenso wie für die Betriebe. Wobei diese Ent-wicklung ja schon begonnen hat: Der

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Page 1: Jubiläum PfalzMetall feiert 100. Geburtstag · eine Umstellung bedeuten – für die Arbeitnehmer ebenso wie für die Betriebe. Wobei diese Ent-wicklung ja schon begonnen hat: Der

Das Magazin für die pfälzische Metall- und Elektroindustrie

Ausgabe 06/2019www.ferrum-magazin.de

John Deere Seite 12 +++ PFW Seite 13 +++ Opel Seite 14 +++ Howden Turbo Seite 15 Tadano Seite 15 +++ Daimler Seite 16 +++ Eberspächer Seite 17 +++ KSB Seite 17

PfalzMetall feiert 100. Geburtstag

Jubiläum

Seite 6

Nachrichten

Wie die Beleg-schaften alternSeite 4

Service

Wie lebenslanges Lernen geht Seite 18

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EDITORIAL / INHALT

Liebe Leserinnen und Leser,

PfalzMetall, der Arbeitgeberverband für die pfälzische Metall- und Elektro-industrie und Herausgeber von ferrum, feierte Anfang November seinen 100. Geburtstag. In dieser Ausga-be werfen wir einen Blick auf die

Geschichte des Verbands und das heißt auch: einen Blick auf den Sozialpartner, die IG Metall. Denn Arbeitgeber-verbände und Gewerkschaften sind zwei Seiten derselben Medaille. Auch wenn momentan nicht alles glänzen mag im Verhältnis zueinander, zeigt der Blick auf die langen Linien: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gut damit gefahren, die Arbeitsbeziehungen in ihrer Industrie ohne Einmischung der Politik zu gestalten. Das sollte auch so bleiben.

In „Industrie hautnah“ dreht sich viel um neue Produk-te: So hat John Deere einen neuen Mähdrescher vorge-stellt, Howden Turbo eine neue Turbine eingeführt und Daimler eine App entwickelt, mit der die Kunden den passenden Elektro-Truck für sich finden können.

„Lebenslanges Lernen“ ist ein häufig gebrauch-tes Schlagwort. Doch was heißt das genau, geht das überhaupt, und was haben Arbeitnehmer davon? In „Service“ gibt eine Expertin Antworten.

Viel Spaß bei der Lektüreund freundliche Grüße

Matthias [email protected]

6 Der Historiker Andreas Rödder erklärt,

warum die Tarifautonomie so wichtig ist.

8 Stinnes-Legien-Abkommen:

So entstand die Tarifautonomie.

12 John Deere hat auf der Agritechnica

seinen neuen Mähdrescher X9 vorgestellt.

14 Schulterschluss: Die Feuerwehren

von Opel und Kaiserslautern kooperieren.

Impressum

FERRUM 06 / 2019 www.ferrum-magazin.deHerausgeber: PfalzMetall, Friedrich-Ebert-Straße 11 - 13, 67433 Neustadt an der WeinstraßeInternet: www.pfalzmetall.deRedaktion: Matthias Schmitt (verantw.), Hindenburgstraße 32, 55118 Mainz,

Telefon 06131/557531, E-Mail [email protected] und Produktion: IW Medien GmbH, Köln · Berlin, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 KölnDruck: Graphischer Betrieb Henke GmbH, Engeldorfer Straße 25, 50321 Brühl

Erscheinungsweise: 6 x jährlichBezugspreis: Die Finanzierung erfolgt aus Mitgliedsbeiträgen.ISSN-Nr.: 0170-7000Zur Abwicklung des Vertriebs erforderliche Daten werden nach den Bestimmungen des Bundes-datenschutzgesetzes verwaltet. E-Mail: [email protected]

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EINBLICK

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Die deutschen Autobauer haben ihren Vorsprung bei den Patentanmeldungen in den vergangenen Jahren gegenüber an-deren Branchen stark ausgebaut, wie eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Die technologi-schen Schwerpunkte haben sich dabei verschoben. Besonders in den Bereichen Elektronik und Digitalisierung konnten die Hersteller zulegen.

Im Jahr 2017 beliefen sich die Inno-vationsausgaben der Automobilindustrie in Deutschland auf 47,4 Milliarden Euro. Damit war sie für mehr als ein Viertel aller Investitionen der deutschen Wirt-schaft in Forschung und Entwicklung ver-antwortlich. Diese Ausgaben lohnen sich: Im Jahr 2016 waren rund 47 Prozent aller Patentanmeldungen von Unternehmen in Deutschland auf die Kfz-Branche zurück-zuführen.

Unterm Strich haben die Autoherstel-ler ihre führende Position ausgebaut (sie-he Grafik): Im Vergleich zu 2005 konnte die Automobilindustrie ihre Patentanmel-dungen bis 2016 um gut 70 Prozent stei-gern. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Sprung von etwa 9.800 auf mehr als 16.700 Anmeldungen. Bemerkens-wert ist das auch mit Blick auf die deut-sche Gesamtbilanz. Denn unterm Strich ist die Zahl der Erstanmeldungen, an de-nen mindestens ein Anmelder aus Deutschland beteiligt war, zwischen 2005 und 2016 nur um 3,4 Prozent ge-stiegen – konkret von rund 37.800 auf 39.100. Ohne die Stärke der Kfz-Branche hätte es folglich einen deutlichen Rück-gang gegeben. Interessant auch, in wel-chen Bereichen die Patente der Autoher-steller besonders stark zulegten: in der Elektrik, Elektronik und bei Sensoren.

NACHRICHTEN

4 Die Zahl der Mitarbeiter über 60 steigt rasant

4 Top-5: Was die Deutschen am liebsten verschenken

5 Die M+E-Industrie steckt in der Rezession

TITELTHEMA

6 Sozialpartnerschaft: Tarifautonomie als Markenzeichen

8 Stinnes-Legien-Abkommen: Wie die Tarifautonomie entstand

9 Eine kurze Geschichte von PfalzMetall

10 Diskurs: Was stärkt Tarifbindung?

INDUSTRIE HAUTNAH

12 John Deere bringt neuen Mähdrescher heraus

13 PFW Aerospace geht an Hutchinson

14 Opel-Werkfeuerwehr kooperiert mit städtischer Wehr

15 Howden hat neue Turbine entwickelt

15 Demag-Krane heben Hochgeschwindigkeitszug

16 Daimler erhält Auszeichnung für Actros

17 Eberspächer will Innovationen stärken

17 KSB steigert Umsatz deutlich

SERVICE

18 Eine Expertin erklärt, wie lebenslanges Lernen funktioniert

Fahrzeug-Industrie bleibt Patentkönig

Innovationen

Verschlafene Autohersteller? Von wegen! Keine Branche meldet im Vergleich mehr Patente an.

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Patente: Kfz-Industrie immer innovativerPatentanmeldungen in Deutschland, 2005 = 100

Quellen: Deutsches Patent- und Markenamt, Institut der deutschen Wirtschaft

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Unternehmen insgesamt Unternehmen ohne Kfz-IndustrieKfz-Industrie Freie Erfinder

2005 20122006 2007 2016201520142013201120102008 2009

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63,1

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NACHRICHTEN

Weihnachten steht vor der Tür und damit die Fra­ge: Was schenken? Die Gesellschaft für Konsum­forschung (GfK) ermittelt regelmäßig, was die Deutschen am häufigsten auf den Gabentisch legen. Topseller seit vielen Jahren: Bücher. Mehr als ein Drittel der Befragten planen, Gedrucktes zu ver­schenken. Beliebt sind auch Spielwaren und Beklei­dung. Nicht in die Top­5­Liste schafft es übrigens Bargeld. Mit 22 Prozent liegt es lediglich auf Platz sieben der beliebtesten Weihnachtsgeschenke – vor Abos und Veranstaltungstickets.

Spielwaren 34 %

Bücher 35 %

Bekleidung & Accessoires 29 %

TOP-5Begehrte Bücher

Immer mehr Kollegen ab 60Fachkräfte

Weihnachten

Die Belegschaften altern – in den nächsten Jahren wird das besonders deutlich

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Rund vier Millionen Menschen arbeiten in Betrieben der Me-tall- und Elektroindustrie (M+E). Raten Sie mal: Wie viele dieser Mitarbeiter sind 60 Jahre und äl-ter? Antwort: gut 300.000. Okay, das muss man nicht unbedingt wissen – was man sich aber merken sollte: In den nächsten zehn Jahren wird sich diese Zahl mehr als verdoppeln!

Knapp 800.000 Beschäf-tigte „60 plus“ dürfte es schon 2028 in Deutschlands Schlüs-selindustrie geben, so die Prog-nose des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Kein Wunder. Die Bevölkerung altert ja insgesamt deutlich, Fachkräfte werden bald noch knapper (mehr dazu online: aktiv-online.de/demografie).

Schon in absehbarer Zeit wird also jeder sechste, dann so-gar jeder fünfte Kollege über 60 Jahre alt sein. Das wird für viele eine Umstellung bedeuten – für die Arbeitnehmer ebenso wie für die Betriebe. Wobei diese Ent-wicklung ja schon begonnen hat: Der Anteil der Älteren in den Be-legschaften ist seit der Jahrtau-sendwende immer weiter ge-stiegen. Und er wäre wohl schon jetzt noch höher – wenn die Gro-

ße Koalition nicht mit der „Rente mit 63“ ein völlig falsches Signal gesendet hätte.

Die „Rente mit 63“hat den Fach-kräftmangel abrupt verschärftUnnötig, teuer und rück-

wärtsgewandt ist diese im Jahr 2014 von der Bundesregierung

beschlossene Sonderregelung, da sind sich die meisten Exper-ten einig.

A l le in den M+E-Betr ie-ben seien dadurch schon rund 100.000 Arbeitskräfte vorzeitig verloren gegangen, heißt es bei Gesamtmetall: „Das Fachkräfte-problem ist politisch verschärft worden – und unsere Unterneh-men hatten gar keine Chance, sich darauf einzustellen, da viele

Mitarbeiter dann sehr kurzfristig gingen.“

Und trotz der jüngsten Schlagzeilen über Stellenab-bau etwa bei Bosch, Continen-tal oder Schaeffler: Unter dem Strich haben die M+E-Unter-nehmen zu wenig Leute. „Es gibt rund 340.000 offene Stellen für M+E-Facharbeiter“, konstatiert der Verband, „aber nur 120.000 sind arbeitslos gemeldet.“

Jeweils Mitte des Jahres, Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Altersgruppe „60 plus“ wächstAnteil an allen Beschäftigten der Metall­ und Elektroindustrie(in Prozent)

2,4

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

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Industrie braucht weniger Energie

85.432 Gigawattstun-den Energie benötigte die rheinland-pfälzische Industrie im vergangenen Jahr; knapp sechs Prozent weniger als im Jahr 2017. Der rheinland-pfäl-zische Anteil am bundesweiten Verbrauch betrug knapp acht Prozent. Topverbraucher in Rheinland-Pfalz ist die Chemie mit 60.803 Gigawattstunden. Das sind 71 Prozent der Ener-gieverwendung.

Leichter Anstieg bei Zulassungen105.447 Autos wurden im ersten Dreivierteljahr in Rhein-land-Pfalz neu zugelassen. Laut Statistischem Landesamt ein Plus von einem Prozent im Vorjahresvergleich (Deutsch-land: +2,5 %). Der Anteil der Diesel-Pkw ist auf 29,8 Pro-zent gestiegen (+1 PP). Der Anteil von Fahrzeugen mit al-ternativen Antrieben erreichte 7,7 Prozent (+2,9 PP).

Viele Roboter im EinsatzDie Roboterdichte in Deutschland liegt bei 338 Ein-heiten pro 10.000 Arbeitneh-mern, berichtet die Internatio-nal Federation of Robotics (IFR). Nach Singapur und Süd-korea rangiert die Bundesrepu-blik damit weltweit auf Rang drei und gehört zu den am stärksten automatisierten Volkswirtschaften.

Gutscheine 26 %

Kosmetikartikel 24 % Foto

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M+E-Industrie im Abschwung

Die Umsätze der rhein-land-pfälzischen Industrie gehen deutlich zurück. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lagen die Erlö-se von Januar bis September bei 71 Milliarden Euro und damit um 7,5 Prozent niedri-ger als im Vorjahr (Deutsch-land: -0,1 %). Die Zahl der In-dustriebeschäftigten ist im September 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat dage-gen um 0,7 Prozent gestie-gen (D: +0,1 %).

Lediglich in zwei der zehn umsatzstärksten In-dustriebranchen stiegen die Erlöse in den ersten neun Monaten. Die mit Abstand größte prozentuale Um-satzsteigerung verbuchten die Fahrzeughersteller und -zulieferer (+12,1 %). Den größten Rückgang verzeich-nete die Pharmaindustrie (-66,7 %). In beiden Entwick-

Konjunktur

Der langjährige Aufschwung ist zu Ende. In Rheinland-Pfalz hingegen kommen Sondereffekte zum Tragen.

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Die beliebtesten Weihnachts-geschenke 2017 in Prozent. Quel-len: GfK/Statista

Kinder wurden in Rheinland-Pfalz zum

neuen Schuljahr eingeschult. Das

war die zweit-höchste Zahl an

Einschulungen in den vergangenen

zehn Jahren.

GEWINN- SPIELwww.ferrum-magazin.de

lungen spiegeln sich Sonder-effekte wider. So ist der Zu-wachs im Automotivebereich vor allem mit vorgezogenen Investitonen bei Nutzfahr-zeugen zu erklären. Der Ab-sturz in der Pharmaindustrie geht auf ein ungewöhnlich starkes Vorjahr zurück, ge-kennzeichnet von explodie-renden Verkaufszahlen eines einzelnen Medikaments.

Unter den zehn um-satzstärksten Branchen der M+E-Industrie ist neben den Fahrzeugherstellern der Ma-schinenbau. Hier gingen die Umsätze mit -5,7 Prozent deutlich zurück, ebenso in der Herstellung von Metall-erzeugnissen (-1,4 %) und in der Metallerzeugung und -bearbeitung (-3,7 %).

Auch deutschlandweit ist die M+E-Industrie im ers-ten Halbjahr in eine Rezessi-on geraten. Und im dritten Quartal hat sich die schwa-che Entwicklung durch deut-liche Rückgänge bei Produk-tion und Auftragseingang fortgesetzt. Auch die Stim-mung in den Unternehmen hat sich weiter eingetrübt. Infolge der schwachen Nach-frage ist die Auslastung un-terdurchschnittlich.

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„Im Maschinenbau ging der Umsatz um 5,7 Prozent zurück.

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TITELTHEMA

Im Frühjahr 2020 ist es wieder so weit: Dann werden die Löhne für die mehr als vier Millionen Beschäftigten in der deut-schen Metall- und Elektroindustrie neu

verhandelt. Große Delegationen aus Arbeit-gebervertretern werden Gewerkschaftern ge-genübersitzen. Man wird reden, diskutieren, streiten. Die Delegationen werden kleiner und nach einigen Wochen und vielleicht einer schlaflosen Nacht wird ein neuer Tarifvertrag das Licht der Welt erblicken.

Was für uns so normal und alltäg-lich klingt, ist international alles andere als selbstverständlich. Die Sozialpartnerschaft der Tarifparteien ist vielmehr ein Merkmal

des „Modells Deutschland“. Diese Partner-schaft schließt zwar keine schweren Aus-einandersetzungen aus, ihr „grundlegender sozialer Konsens lässt sich aber an einer vergleichsweise geringen Zahl von Streiks ablesen“, so Andreas Rödder auf einer Ver-anstaltung zum 100-jährigen Jubiläum von PfalzMetall Anfang November (zur Historie siehe auch Seite 9). Das Gründungsjahr 1919 war „von massiven Auseinandersetzungen geprägt“, so der Mainzer Historiker. Rödder nennt als Beispiele den Spartakusaufstand in Berlin und die Münchner Räterepublik. Klingt mehr nach Klassenkampf als nach Tarifpart-nerschaft? So war es auch!

„Kapital versus Arbeit, Unternehmer ge-gen Arbeiter, Revolution oder Reform, das waren die Konfliktlinien und Kernfragen der Arbeitsbeziehungen in der deutschen Indus-trie“, sagt der Wissenschaftler. Als im Au-gust 1919 die Weimarer Reichsverfassung in Kraft tritt, erhält Deutschland eine demokra-tische Verfassung. Allerdings haben sich da Arbeitgeber und Gewerkschaften schon ohne Einmischung der Politik darüber verständigt, wie sie miteinander umgehen wollen.

Geregelt haben sie das im sogenannten Stinnes-Legien-Abkommen vom November 1918. Mit ihm erkennen die Arbeitgeber die Gewerkschaften als gleichberechtigte Tarif-

Sozialpartnerschaft

„Permanent neu aushandeln“

PfalzMetall ist 100 Jahre. Der Arbeitgeberverband steht gemeinsam mit der Gewerkschaft für die Sozialpartnerschaft in der pfälzischen Metall- und Elektroindustrie. Das Aushandeln der Arbeitsbeziehungen ohne Einmischung des Staates ist eine Besonderheit Deutschlands. Und eine Stärke, die es zu bewahren gilt.

Früher und heute: Produktion in der Frankenthaler Maschinen- & Armatur- Fabrik Klein, Schanzlin & Becker (großes Bild) und bei KSB heute (rechts). Der Pumpen -her steller zählt zu den ältesten Mitgliedern von PfalzMetall.

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Der Historiker Andreas Rödder erläuterte auf der Veranstaltung 100 Jahre PfalzMetall, wie sich die Sozial-partnerschaft seit 1918 entwickelt hat, welche Höhen und Tiefen sie durchlebte und warum wir sie erhalten sollten.

Den Grundstein für den wirtschaftlichen Aufstieg Westdeutschlands legt die Wäh-rungsreform von 1948. Der lange Nachkriegs-boom führt auch in der Pfalz zu Vollbeschäf-tigung. Ein Konjunktureinbruch 1966 und vor allem die Rezession 1973 beenden indes den Aufschwung. Hinzu kamen Nachwuchs- und Qualifikationsprobleme. Strukturwandel und Rationalisierung erfordern höhere Qualifikati-onen. Und so ergriff PfalzMetall verstärkt An-strengungen der Ausbildungsförderung – ein Dauerbrenner seit den 1960er-Jahren.

„Das gilt sowohl für den Fachkräfteman-gel als auch für die Qualität der Ausbildungs-berufe als Spezifikum des deutschen Mo-

partner an (siehe Seite 8). Rasch setzen sich Branchen-Flächentarifverträge durch.

1924 kommt es jedoch zum Bruch zwi-schen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Das Stinnes-Legien-Abkommen bleibt den-noch wirkmächtig. „Die Tarifpartnerschaft hatte sich als Modell und als Norm etabliert, wie sich in langer Frist zeigen sollte“, erklärt der Historiker. Doch erst einmal schlug das Pendel in die andere Richtung. Die National-sozialisten, 1933 an die Macht gekommen, setzen der Tarifautonomie ein Ende. „Dass sich die Idee der Tarifautonomie dennoch etabliert hatte, zeigte sich 1945, denn da war sie umgehend wieder da“, sagt Rödder.

dells“, erklärt Rödder. Weitere Merkmale für das „Modell Deutschland“, neben der zu Be-ginn genannten Sozialpartnerschaft, sind die enge Verbindung von Wissenschaft und In-dustrie sowie der gut ausgebaute deutsche Sozialstaat. Doch der Historiker nennt auch die Kehrseite dieses Modells: Selbstzufrie-denheit und Innovationsscheu. „Diese Kehr-seite zeigte sich nach der Wiedervereini-gung“, sagt er. Dass bis zum Jahr 2005 die Arbeitslosigkeit auf fünf Millionen ansteigt, hat verschiedene Gründe.

Wettbewerbsfähigkeit dank Reformen zurückerlangt

Einer davon: der allgemeine Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Doch mit der Agen-da 2010 der rot-grünen Bundesregierung, Flexibilisierung des Flächentarifvertrags und Lohnzurückhaltung gelingt die Kehrtwen-de. in der Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Das zeigt sich insbesondere in der Weltwirt-schaftskrise 2008/2009. Während in ande-ren Staaten die Arbeitslosenzahlen durch die Decke gehen, halten die Unternehmen in Deutschland die Beschäftigten.

Angesichts der bewegten Geschichte resümiert Historiker Rödder: „Tarifpartner-schaft und Arbeitsbeziehungen kommen an kein Ende, sondern bleiben in einem perma-nenten Aushandlungs- und Abwägungspro-zess. Die Geschichte ist nicht ein und für alle Mal fertig. Das gilt für die soziale Marktwirt-schaft ebenso wie für die Demokratie.“ Die-sen Befund nutzte Andreas Rödder auf der 100-Jahr-Feier zu dem Appel an PfalzMetall, sich weiterhin aktiv für die Demokratie zu en-gagieren.

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Carl Legien (1861 - 1920), leitete ab 1890 die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands.

Geschichte

„Stinnes-Legien-Abkommen“: So entstand die Tarif autonomieArbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich 1918 darauf, die Arbeitsbedingungen ohne Einmischung des Staates selbst zu regeln. Das war auch die Geburtsstunde für Arbeitgeberverbände wie PfalzMetall, der ein Jahr später gegründet wurde.

Das Stinnes-Legien- Abkommen ebnete den Weg für die Tarif-autonomie.

Hugo Stinnes (1870 - 1924), schuf ab 1893 einen Industrie- und Handelskonzern.

Heute ist die Tarifautonomie im Grundgesetz verankert und bedeutet: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben das Recht, Löh-ne und Arbeitsbedingungen ohne den Staat zu regeln.

Das Prinzip gilt als Stärke des deut-schen Arbeitsmarkts, hat es sich doch auch in schlechten Zeiten bewährt: So schnürten

die M+E-Tarifpartner 2010 ein Kri-senpaket zur Beschäftigungssiche-rung, mit dem die hiesige Wirtschaft viel schneller wieder auf die Beine kam als die Konkurrenz in anderen Ländern. Doch Tarifverträge wer-den von Arbeitgebern zunehmend kritisch gesehen, die Tarifbindung sinkt. Das Manko: Die Tariflöhne sind in den letzten Jahren gera-de in der M+E-Industrie stärker gestiegen als die Produktivität. Für die Tarifpartner ist es aktu-ell also eine große Herausfor-derung, das Modell der Sozial-partnerschaft zukunftsfest zu machen (siehe auch Seite 10).

spruch haben, wieder an ihren alten Arbeits-platz zurückzukehren. Und zweitens normier-te der Vertrag die tägliche Höchstarbeitszeit auf acht Stunden.

Infolge des Abkommens breiteten sich Tarifverträge rasant aus: Sie erfassten Ende 1918 erst 1,1 Millionen Beschäftigte, vier Jahre später waren es schon 14 Millionen.

Das Jahr 1918 veränderte Europa und vor allem Deutschland grund-legend: Nach vier Jahren ging der verlustreiche Erste Weltkrieg zu

Ende. In der Folge kam es in Deutschland zur Revolution. Der Kaiser dankte ab. Deutsch-land erhielt zum ersten Mal in seiner Ge-schichte eine parlamentarische Verfassung. Auf grundlegend neue Füße wurde zu dieser Zeit auch die Beziehung zwischen Arbeitge-bern und Arbeitnehmern gestellt.

Dafür steht das „Stinnes-Le-gien-Abkommen“, das unter maß-geblicher Beteiligung der Me-tall-Arbeitgeber zustande kam: benannt nach dem Industriellen Hugo Stinnes und dem Gewerk-schaftsfunktionär Carl Legien. Das Abkommen war die Geburtsstunde der Tarifautonomie, eine tragende Säule der Sozialen Marktwirtschaft.

Mit dem Abkommen erkannten die Unternehmer die Gewerkschaften als berufene Vertretung der Arbeiterschaft und als gleichberechtigte Tarifpartner an.

Für die Menschen damals waren üb-rigens zwei andere Punkte viel wichti-ger: Erstens legte das Abkommen fest, dass die heimkehrenden Soldaten An-

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Chronologie

Der Verband heute

Eine kurze Geschichte von PfalzMetall

PfalzMetall zählt im Jubiläumsjahr exakt 100 Unternehmen als Mitglieder. Die Verbandstruktur spiegelt die Metall- und Elektro-industrie in der Pfalz wider: Die auch in der Pfalz starke Fahrzeug-industrie ist vor allem durch Nutzfahrzeuge (Daimler) und den Spezial- und Sondermaschinenbau (John Deere, Vögele) geprägt. Mit Ausnahme von KSB gibt es kaum Sitze von Großunterneh-men in der Pfalz, dafür viele Produktionsstätten. Beispiele sind Opel, BorgWarner oder Adient. Zudem gibt es sehr viele mittel-ständische Unternehmen, die teils auf eine sehr lange Tradition blicken. So gehört zu den PfalzMetall-Mitgliedern auch der ältes-te noch existierende Industriebetrieb in Rheinland-Pfalz, die Gie-ßerei Gienanth, die 1735 gegründet wurde.

Weitere sehr alte Betriebe sind auch die Gießereien Buch-holz in Zweibrücken und Heger in Enkenbach-Alsenborn, die bei-de heute noch von den Gründerfamilien geführt werden. Die nach Mitarbeiterzahl größten Mitglieder sind: Daimler (Wörth und Germersheim), KSB (Frankenthal), Adient (Rockenhausen/Kaiserslautern), BorgWarner (Kirchheimbolanden), PFW (Speyer), Opel (Kaiserslautern). Sie stehen für mehr als die Hälfte der in den Mitgliedsunternehmen von PfalzMetall beschäftigten Mit-arbeiter.

▶ 7. November 1919 PfalzMetall entsteht als Zusammenschluss lokaler Metall-Arbeit-gebervereinigungen. Erster Vorsitzender wird Carl Freiherr von Gienanth. PfalzMetall ist von Beginn an Mitglied im Gesamt-Verband Deutscher Metall-Industrieller, heute bei Gesamtmetall.▶ 1933 - 1945 Nationalsozialistische „Gleichschaltung“ von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, d. h. Auflösung bzw. Verfolgung ▶ Juli 1945 Gründung einer Fachgruppe Eisen- und Metallindustrie mit Arbeit-geberverbandsfunktion in der wiedergegründeten IHK Pfalz ▶ 1946 1. Tarifvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg▶ 1948 Neugründung Landesverband Eisen- und Metallindustrie Rheinland-Pfalz

▶ 1950 Umbenennung in Verband der Pfäl-zischen Eisen- und Metallindustrie▶ 1963 - 1968Der Verband der Pfälzischen Eisen- und Metallindustrie fördert als einer der ersten Arbeitgeberverbände das Ausbildungswesen, um den Nach-wuchsproblemen der Metall- und Elektroindustrie entgegenzuwirken.▶ 1978 ferrum, Zeitschrift für Mitarbei-ter der Mitgliedsunternehmen, erscheint erstmals (linkes Bild).

Rechts: Ein InfoMobil, wie es PfalzMetall ab 1989 zur Berufsinformation ein-setzte. 2015 folgten die M+E-InfoTrucks (unten).

▶ 1984 Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche▶ 1990 Tarifvertrag zur schrittweisen Einführung der 35-Stunden-Woche bis 1995▶ 1991 Umbenennung in „PfalzMetall – Verband der Pfälzischen Metall- und Elektroindustrie“▶ 2003 Abschluss des Entgelt-Rahmenabkommens (ERA). ERA beseitigt die historisch gewachsene Trennung zwischen Arbeitern und Angestell-ten und vereinheitlicht deren Entgelt.▶ 2007 Gründung der Stiftung PfalzMetall mit einem Stiftungs-volumen von zehn Millionen Euro. Wichtigstes Ziel ist die Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).▶ 2007 Einführung von Mitgliedschaften ohne Tarifbindung (OT)▶ 2019 Im Jubiläumsjahr verdoppelt PfalzMetall das Kapital der Stiftung auf 20 Millionen Euro.

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D ie Zahlen sprechen eine – schein-bar – klare Sprache: In den ver-gangenen zehn Jahren hat die Zahl der tarifgebundenen Unter-

nehmen in der Metall- und Elektroindustrie um rund 550 abgenommen. Im gleichen Zeit-raum kletterte die Zahl der Firmen außerhalb des Flächentarifvertrags um 1.400.

Wer jetzt meint, damit sei auch die Zahl der Tarifbeschäftigten gesunken, irrt. Sie ist um 100.000 auf 1,9 Millionen angewachsen. Mehr als doppelt so stark ist die Zahl der Be-schäftigten außerhalb des Flächentarifver-trags gestiegen – auf rund 570.000.

Wie kann es sein, dass bei sinkender Mit-gliedschaft im Tarif die Zahl der Tarifbe-schäftigten steigt? Die Antwort liegt auf der Hand: Der starke Beschäftigungsaufbau in der M+E-Industrie seit der Weltwirtschafts-krise 2008/2009 fand sowohl in Unterneh-men mit Tarif wie ohne Tarif (OT) statt. Und so kommt es, dass beide Gruppen ange-wachsen sind. Als wären die Zahlen und ihre Erklärung nicht schon kompliziert genug, gibt

Diskurs

Was stärkt Tarifbindung?

In der M+E-Industrie wächst die Zahl der

Unternehmen, die nicht den Flächentarifvertrag

anwenden. Woran liegt das und was können Arbeitgeber

und Gewerkschaften dagegen tun? Darüber

diskutierten PfalzMetall-Präsident Johannes Heger und IG Metall-Bezirksleiter

Jörg Köhlinger.

es zudem einen Streit darüber, was die Grün-de für die nachlassende Tarifbindung sind. Die Sichtweise von Arbeitgebern und Ge-werkschaften geht an diesem Punkt ziemlich auseinander. „Unternehmen, die in eine Ver-bandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung ge-hen, tun das, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“, sagte Jörg Köhlinger. Der Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte diskutierte auf der 100-Jahr-Feier von PfalzMetall gemein-sam mit Johannes Heger die Frage, wie Ta-rifbindung zu steigern ist.

Der PfalzMetall-Präsident indes sieht ei-nen ganz anderen Grund für den Anstieg der

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Im Dialog: PfalzMetall-Präsident Johannes Heger (links) und IG Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger auf der Jubiläumsveranstaltung des Verbands. Mitte: Moderatorin Jutta Kaiser.

OT-Mitgliedschaften: „Die Tarifverträge sind zu komplex und zu teuer geworden. Das gilt vor allem für die kleinen und mittleren Unter-nehmen“, sagte Heger, der selbst zwei Gieße-reien betreibt. Als Beispiel führte er den Ta-rifabschluss von 2018 an, der für bestimmte Beschäftigtengruppen ein Wahlrecht tarifli-ches Zusatzgeld oder freie Tage geschaffen hat. „Das hat den Personalabteilungen in der Umsetzung Schwierigkeiten gemacht.“ Zu-dem haben die zusätzlichen freien Tage die Personalknappheit verschärft.

Andererseits, und darauf wiesen Bei-de hin, erlaube die Wahl zwischen Geld oder Freizeit den Unternehmen in der Krise, das Arbeitszeitvolumen zu reduzieren. So sind eine ganze Reihe von Firmen dazu über-gegangen, allen Mitarbeitern die zusätzli-chen acht freien Tage anzubieten. Köhlin-ger sprach daher von einem „Glücksfall in der augenblicklichen konjunkturellen Situation“. Der Gewerkschafter lobte übrigens die Ta-rifbindung in der Pfalz. „Das ist vorbildlich!“ Der PfalzMetall-Präsident ergänzte: „Über 90

Prozent der Mitarbeiter in der Pfalz sind in tarifgebundenen Unternehmen beschäftigt.“ Einigkeit herrscht auch darin, dass eine hohe Tarifbindung wünschenswert sei.

Die Herausforderungen gemeinsam meistern

„Der Tarifvertrag ist unsere Markenbot-schaft, unser Kern“, so Heger. Köhlinger er-innerte daran, dass beide Seiten ohne Tarif-verträge ihre „Existenzberechtigung infrage stellen“ würden. „Das wollen wir nicht tun nach hundert Jahren.“

Auf die Frage, was einen attraktiven Ta-rifvertrag ausmache, antwortete der Arbeit-gebervertreter: „Er darf nicht kompliziert sein. Er muss Flexibilität bieten. Und er muss sich in seinen Entgeltsteigerungen am Produktivi-tätsfortschritt orientieren.“

Der Gewerkschafter betonte, dass es ge-rade die Kunst sei, einen Tarifabschluss so auszutarieren, dass ein Ergebnis „für alle in der Regel tragfähig“ sei. „Wir orientieren uns

Impressionen aus vergangenen Tarifrunden: Kundgebungen im Umfeld von Verhandlungen gehören zum Geschäft. Besonders heftig gestal-tete sich der Kampf um die 35-Stunden-Woche Mitte der 1980er-Jahre.

am Durchschnitt der Branche, nicht an den Höchsten, auch nicht an den Niedrigsten.“ Zum Thema Vereinfachung sagte Köhlinger: „Das ist von beiden nicht eingelöst worden.“

Bei der Antwort auf die Frage, ob die Digitalisierung und Mobilitätswende mehr Chance oder mehr Risiko seien, setzten Bei-de unterschiedliche Akzente. „Die größten Chancen stecken in Innovationen und Flexi-bilität. Das müssen wir jetzt umsetzen“, sag-te Heger. Der PfalzMetall-Präsident erinnerte zudem daran, dass viele Mitgliedsunterneh-men noch deutlich älter als der Verband sind und es gewohnt sind, mit solchen Herausfor-derungen umzugehen.

Köhlinger sagte: „Die größte Heraus-forderung ist es, dass wir Betriebe in ihrem Bestand sichern, dass wir Beschäftigung sichern, dass wir insbesondere auch Instru-mente schaffen für die Unternehmen, die das aus eigener Kraft nicht können.“ Der Gewerk-schafter jedenfalls freute sich auf die „kom-menden hundert Jahre“. Da wollte sein Ge-genüber nicht widersprechen.

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INDUSTRIE HAUTNAH

Die Agritechnica in Hannover gilt als wichtigste

Messe für die Käufer und Hersteller von

Landtechnik. John Deere stellte dort den neuen

Mähdrescher X9 und eine Arbeitsdrohne vor.

Die Fachwelt war begeistert.

Zweibrücken. John Deere erweitert sein Angebot an Mähdreschern um den „X9“ – in-klusive zugehöriges Bandschneidwerk, das speziell für Erntebedingungen in Europa ent-wickelt wurde. Im Vergleich zum größten Mähdrescher der heutigen Modellreihe, der S-Serie, sorgen der X9 und das Bandschneid-werk laut Unternehmen für eine verbesser-te Leistung und Produktivität. Gleichzeitig werde die Effizienz erheblich gesteigert. Die-se Mischung stieß bereits auf Anerkennung in der Fachwelt. Die Produkte erhielten Mit-te November auf der Agritechnica eine Sil-bermedaille. Die Veranstaltung in Hannover ist nach eigenen Angaben Leitmesse für die Landtechnik weltweit.

Möglich wird diese prämierte Produktivi-täts- und Ernteeffizienz-Steigerung dank der größten am Markt erhältlichen Kanalbreite, des verbesserten Erntegutflusses, des Dre-schens und Abscheidens mit aktiven Rotoren und eines größeren Siebkastens. Gleichzeitig

bleibt die Transportbreite unter 3,5 Metern, und das sowohl bei der Rad- als auch bei der Ausführung mit Raupenlaufwerken. In Kom-bination ermöglichen diese Funktionen einen sehr hohen Durchsatz, sehr geringe Verluste sowie eine verbesserte Getreide- und Stroh-qualität. Damit werden vor allem die Anfor-derungen von Großbetrieben berücksichtigt, die ihre Produktivität und Gewinne steigern möchten.

Der X9-Mähdrescher und das Band-schneidwerk erscheinen in neuem Design. Außerdem verfügt der Mähdrescher über eine komfortable, bequeme Kabine mit ver-besserter Beleuchtung. Die über das gesam-te John Deere-Portfolio hinweg vereinheit-lichten Bedienoberflächen und -elemente minimieren die Einarbeitungszeit der Fahrer bei einem Maschinenwechsel.

Das neue Bandschneidwerk stellt nach Unternehmensangaben eine neue Dimen-sion beim Erntevorsatz dar und ermöglicht

X9 soll die Ernte effizienter machen

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Reiche Ernte: ein John Deere- Mähdrescher im Einsatz.

Produziert werden die Land-maschinen in Zweibrücken.

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maximalen Durchsatz bei Getreide. Ein Ge-lenkrahmen sorgt für eine sehr genaue Bo-denanpassung. Dank des geteilten Rahmens ist eine bessere Anpassung an Bodenkon-turen und Hanglagen sowie eine saubere und gleichmäßige Stoppelhöhe möglich. Die Strohverteilung ist besser und der Feldauf-gang der nachfolgenden Frucht ist höher. Darüber hinaus bringt das breite Band mit der speziell entwickelten Oberfläche mehr Durchsatz und reduziert den Verlust am Ern-tevorsatz. Das neue Bandschneidwerk ist zu-dem mit anderen Mähdreschern der S-Serie kompatibel.

Der X9 soll im Sommer auf den Markt kommen

Alle Mähdreschermodelle der S-Serie werden auch weiterhin verfügbar sein und bieten führende Lösungen bei Automatisie-rung, Getreidequalität, Kapazität und Produk-tivität sowie niedrige Betriebskosten.

Das Modell soll offiziell im Sommer 2020 auf dem Markt eingeführt werden. Für die Erntesaison 2020 soll bereits eine begrenz-te Maschinenanzahl zu Demonstrationszwe-cken verfügbar sein. Produziert werden die John Deere-Mähdrescher im Werk Zweibrü-cken. Ein weiterer pfälzischer Standort ist Kaiserslautern. Im dortigen Entwicklungs- und Innovationszentrum forscht der US-Kon-zern an der Landtechnik der Zukunft.

Eine Drohne für den Pflanzenschutz entwickelt

John Deere hat auf der Agritechnica ne-ben dem neuen Mähdrescher X9 noch eine Reihe anderer Vorhaben präsentiert, darun-ter auch eine Großdrohne. Das Fluggerät hat der Landmaschinenhersteller gemeinsam mit Volocopter speziell mit Blick auf land-wirtschaftliche Anwendungen entwickelt. Auf der Messe präsentierten die beiden Unter-nehmen einen mit einer John Deere-Pflan-zenschutzspritze bestückten Demonstrator. Diese VoloDrone ist voll funktionsfähig und bereit für den ersten Einsatz. Mit einer mög-lichen Zuladung von 200 Kilogramm erreicht die Drohne eine hohe Flächenleistung. Insbe-sondere für schwieriges Gelände könnte die Arbeitsdrohne eine Alternative für fahren-de Landmaschinen werden. Bisher kommen in der Landwirtschaft nur kleine Drohnen in der Bestandskontrolle und Kartierung zum Einsatz. Die VoloDrone mit 18 Rotoren und einem Durchmesser von 9,2 Metern wäre daher ein Meilenstein in der Landtechnik.

Hutchinson übernimmt Speyrer Zulieferer für die Luftfahrtindustrie

Speyer/Paris. PFW Aerospa-ce hat einen neuen Eigentümer. Die Hutchinsongruppe mit Sitz in Paris hat den Zulieferer für die Flugzeugindustrie übernom-men. Die bisherigen PFW-Eigner waren der Flugzeugbauer Airbus und die US-amerikanische Betei-ligungsgesellschaft Safe guard International Fund. Über den Kaufpreis haben die Unterneh-men Stillschweigen vereinbart.

PFW produziert Leitungs- und Rohrsysteme zum Trans-port von Treibstoff, Wasser, Sauerstoff, Hydraulikflüssig-keiten oder Zapfluft; daneben Baugrupppen wie Druckböden, Rumpfverkleidungen, Trägerkon-struktionen oder Treibstofftanks. Kunden sind neben dem bishe-rigen Eigentümer Airbus vie-le Flugzeughersteller, darunter auch der US-amerikanische Air-bus-Konkurrent Boeing. Hutchin-son beliefert ebenfalls die Flug-zeugindustrie. Das französische Unternehmen produziert wie PFW Systeme für den Transport von Flüssigkeiten. Allerdings sind die Franzosen spezialisiert auf den Werkstoff Elastomer, also formfeste, aber elastische und damit verformbare Kunststof-

fe. Die Expertise von PFW liegt vor allem in der Metallbearbei-tung. Die Übernahme geht daher mit Wachstumszielen einher. Mit dem Kauf solle „das Erfahrungs-spektrum von Hutchinson im Be-reich des Fluidmanagements für den Luftfahrtsektor konso-lidiert und noch rascher ausge-baut werden“, schreibt das Un-ternehmen in einer Mitteilung. „Gleichzeitig soll Hutchinson auf diesem Weg zu einem wichtigen Akteur des Markts werden.“ Für das Unternehmen mit 44.000 Mitarbeitern und einem Um-satz von 4,12 Milliarden Euro ist die Luftfahrtindustrie nur ein Markt unter vielen. Hutchinson hat auch Kunden in der Auto-mobil-, Verteidigungs-, Energie- und Bahnindustrie. Das Unter-nehmen bezeichnet sich selbst als Marktführer in den Bereichen Antivibrationssysteme, Fluidma-nagement und Dichtungstechnik.

PFW beschäft igt 2 .000 Mitarbeiter, 1.700 davon am Stammsitz in Speyer. Zudem gibt es Fertigungsstandorte im britischen Nuneaton und im tür-kischen Izmir. Das Unternehmen erwirtschaftete 2018 einen Um-satz von über 400 Millionen Euro.

Ein Air France-Flugzeug des Typs A350 XWB beim Start. In dem Airbus-Modell stecken wie in Flugzeugen der Konkurrenz viele Bauteile von PFW in Speyer.

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INDUSTRIE HAUTNAH

Feuerwehren kooperierenDie Werkfeuerwehr

von Opel in Kaiserslautern verfügt

über eine der modernsten Sicherheitszentralen im PSA-Konzern und über

einen modernen Fuhrpark. Davon profitiert jetzt

auch die städtische Berufsfeuerwehr.

Kaiserslautern. Die Werkfeuerwehr von Opel und die Berufsfeuerwehr der Stadt Kaiserslautern arbeiten seit Anfang Okto-ber Hand in Hand. Im Zentrum der Zusam-menarbeit steht dabei das westliche Stadt-gebiet von Kaiserslautern. Bei Brand- und Hilfeleistungseinsätzen im Bereich Einsied-lerhof und auf Teilen der Autobahn 6 sowie bei Gefahrstoffeinsätzen im Industriegebiet Nord wird seither auch die Opel-Werkfeuer-wehr alarmiert.

Aufgrund des kurzen Anfahrtsweges kann diese schnell am Einsatzort sein und unmit-telbar mit dem Rettungseinsatz beginnen. Bis zum Eintreffen der städtischen Feuer-wehr übernimmt die Werkfeuerwehr dabei auch die Einsatzleitung.

Um im Werk den betrieblichen Brand-schutz sicherzustellen, schickt die Berufs-feuerwehr für die Dauer des Einsatzes eige-ne Kräfte in vergleichbarer Stärke auf das Werksgelände. Die Sicherheit der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter von Opel ist damit zu jeder Zeit gewährleistet. Die Vereinbarung zwischen Opel und der Stadt ist zunächst auf fünf Jahre ausgelegt. „Die Kooperation doku-mentiert unser bereits sehr vertrauensvolles

Verhältnis mit der Berufsfeuerwehr der Stadt Kaiserslautern“, sagt Michael Bernhard, Lei-ter der Werkfeuerwehr von Opel. „Wir freuen uns, bei den gemeinsamen Einsätzen mit der Berufsfeuerwehr eine höchstmögliche Effizi-enz sowie möglichst kurze Reaktionszeiten sicherzustellen, von denen die Bürgerinnen und Bürger profitieren.“

„Die Mitarbeiter der Werkfeuerwehr von Opel haben alle eine professionelle Ausbil-dung, manche haben ihre Grundausbildung sogar bei uns absolviert. Zusätzlich haben wir unsere Mitarbeiter auf die Besonderheiten des Werks vorbereitet und die Feuerwehr-leute von Opel haben Einweisungen in spezi-elle Technik und Taktik der Berufsfeuerwehr erhalten. Daher wissen wir, dass auch un-sere Vertragspartner die Sicherheit unserer Bürger gewährleisten können“, sagt Konrad Schmitt, Leiter der städtischen Feuerwehr.

Auf dem Werksgelände übernimmt die Werkfeuerwehr von Opel bereits die öffent-lichen Aufgaben der Brandbekämpfung. Die Werkfeuerwehr von Opel in Kaiserslautern verfügt über eine der modernsten Sicher-heitszentralen im Produktionsverbund von PSA sowie über einen modernen Fuhrpark.

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Auf eine gute Zusam-menarbeit (von links): Konrad Schmitt (Brand-direktor Berufsfeuer-wehr Kaiserslautern), Michael Schmitt (Leiter Personal- und Sozial-wesen Opel Kaiserslau-tern), Michael Bernhard (Leiter Werkfeuerwehr Opel Kaiserslautern) und Thierry Vingtans (Werksleiter Opel Kaiserslautern).

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Frankenthal. Das Öl- und Gasgeschäft boomt weltweit. Vor allem für diese Märkte hat Howden Turbo eine neue Dampfturbine vorgestellt: die MONO CBA. Der Launch des neuen Produkts fand Anfang September auf einer Industriemesse im texanischen Hous-ton statt. Die Howden-Dampfturbinen sind konzipiert, um möglichst effizient Strom aus Dampf zu erzeugen. Diese Produkte zählen laut Unternehmen zu den wirtschaftlichs-

Howden Turbo

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Neue Turbine am Markt

Demag-Krane heben Hochgeschwindigkeitszug

Effizient Strom aus Dampf zu erzeugen – dafür stehen die Turbinen von Howden. Jetzt haben die Frankenthaler eine neue einstufige Dampturbine vorgestellt.

Beengte Verhältnisse: Die kompakte Bauweise der Demag-Krane ermöglichte das Entladen der 22-Meter-Lok.

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ten und flexibelsten Turbinen auf dem Markt. Die neue Turbine verfügt über ein zweikrän-ziges, einteiliges Curtis-Laufrad, das sicher auf der Welle gelagert ist. Der Läufer bietet zwischenstufige Leitschaufeln, eine zweite Schaufelreihe und titanummantelte Schau-felspitzen. Diese Eigenschaften ermöglichen es der MONO CBA, einstufige Technologien bei Geschwindigkeiten von bis zu 9.000 Um-drehungen pro Minute zu übertreffen.

Zweibrücken. Eigentlich sind die französischen TGVs (Train à Grande Vitesse) für ihre hohen Geschwindigkeiten bekannt. Manch-mal geht indes Präzision vor Schnelligkeit, so beim Umsetzen einer 34 Tonnen schweren TGV-Lokomotive auf ein Gleis im Technikzen-trum der französischen Bahn in Romilly-sur-Seine. Hier zählten Zen-timeter. Deshalb setzte der Krandienstleister Mordefroy Levage bei den Tandemhüben mit dem Demag AC 100-4L und dem AC 140 auf ein bewährtes Duo aus seinem Fuhrpark.

Der Demag AC 100-4L nahm die Front der Lok mit einer Aus-ladung von 13 Metern an den Haken und hatte dabei 16 Tonnen zu bewältigen; der Demag AC 140 arbeitete in einem Radius von 14 Metern und übernahm die übrigen 18 Tonnen. In dieser Arbeits-teilung hoben die beiden Krane die Last auf eine Höhe von zwölf Metern und schwenkten sie perfekt synchronisiert über das Gleis. Anschließend wurde die Lok abgelassen und zentimetergenau ins Gleis gesetzt. Dauer insgesamt: acht Stunden.

Geschäftsführer Volker Neumann (Mitte) präsentierte gemein-sam mit Kollegen die neue Turbine MONO CBA (unten) auf dem Turbomachinery & Pump Symposium.

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Daimler

Ausgezeichneter Lastwagen

Das wichtigste Produkt des größten Mercedes-Benz Lkw-Werks Wörth ist der schwere Lkw Actros. Er ist wieder „Truck of the Year“. Parallel arbeitet Daimler daran, seinen Kunden den Einstieg in die E-Mobilität zu erleichtern.

Wörth. Der Mercedes-Benz Actros wurde zum fünften Mal zum besten Lkw des Jahres gewählt.. Bereits mit dem ersten Actros be-gann 1997 die Erfolgsgeschichte, und auch die Nachfolgegenerationen konnten den Wettbewerb für sich entscheiden. Mit neun Titeln ist Mercedes-Benz nun die erfolg-reichste Marke im Kampf um die Auszeich-nung für technologische Weiterentwicklung, dem Grundkriterium im Auswahlprozess der internationalen „Truck of the Year“-Jury.

„Wir sind sehr glücklich und stolz, dass die Jury mit dieser Auszeichnung unsere Anstren-gungen der letzten Jahre und Monate ho-noriert hat. Dies wird uns anspornen, weiter-hin unser Bestes zu geben und die höchsten

Standards bei der Entwicklung unserer Lkw zu erfüllen, besonders wenn es um Zukunfts-themen wie Elektromobilität, automatisiertes Fahren und um die Digitalisierung der Bran-che geht“, sagte der Leiter der Lkw-Entwick-lung, Professor Dr. Uwe Baake, bei Überga-be der Auszeichnung im französischen Lyon.

Eine App erleichtert den Einstieg in die E-Mobilität

In der E-Mobilität bietet Daimler sei-nen Lkw-Kunden bereits ein ganzheitliches Ökosystem für den bestmöglichen Einstieg in die elektrische Transportlogistik. Dazu ge-hören ein umfassendes Beratungsangebot

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Strom im Tank: Seit 2018 ist der eActros bei Kunden in Deutschland und der Schweiz im Einsatz. Das Flaggschiff der Daimler-Lkw-Flotte wählten Fach-journalisten aus 24 Ländern zum „Truck of the Year“.

und der Aufbau der geeigneten Ladeinfra-struktur für Elektro-Lkw. Das modular aufge-baute Angebot umfasst neben der persönli-chen und individuellen Beratung auch digitale Anwendungen. Mit der kostenlosen „eTruck Ready“-App können Kunden prüfen, welche Einsatzprofile und Routen für einen E-Lkw geeignet sind. Die App zeichnet die realen Fahrtstrecken eines konventionellen Fahr-zeugs auf. Parameter wie der Beladungszu-stand und die Außentemperatur können Flot-tenmanager nachträglich in einem Webportal ergänzen. Aus diesen Daten ermittelt das Programm die jeweilige Reichweite und den voraussichtlichen Stromverbrauch eines ge-eigneten E-Lkw aus dem Daimler Portfolio.

Die Elektrovariante des Flaggschiffs Actros ist bereits seit 2018 im Kundenein-satz in Deutschland und der Schweiz (ferrum berichtete). Die Reichweite leigt bei rund 200 Kilometern. Von den leichten Lkw vom Typ Fuso eCanter befinden sich bereits 140 im Kundeneinsatz in Städten weltweit, dar-unter New York, Tokio, Berlin und London.

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Eberspächer

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Zulieferer kooperiert mit Startup

Umsatz legt kräftig zu

Esslingen/Herxheim/Landau. Die Ver-kehrswende ist in vollem Gange. Stichwor-te sind alternativer Antrieb und autonomes Fahren. Der Zulieferer Eberspächer arbeitet daher seit Anfang November mit der Inno-vationsplattform „Startup Autobahn“ zusam-men. „Wir setzen langfristig auf eine starke Partnerschaft, um gezielt innovative Lösun-gen und kreative Startups am Markt zu fin-den“, sagt Edgar Müller, Vice President Next Shed by Eberspächer.

Next Shed bündelt die Aktivitäten in defi-nierten Zukunftsfeldern und sucht am Markt gezielt nach neuen Technologien. Für Müller

Frankenthal. Gegen den Trend im Maschi-nenbau blickt KSB bisher auf ein gutes Ge-schäftsjahr. Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis entwickeln sich nach Plan und lie-

Die Automobilindustrie ist im Umbruch. Der Zulieferer Eberspächer arbeitet dazu mit „Startup Autobahn“ zusammen.

Guter Verlauf: Mit dem Geschäftsverlauf in den ersten drei Quartalen ist der Frankenthaler Pumpen- und Armaturenhersteller zufrieden.

war die Erfahrung der von Daimler, dem Plug and Play Tech Center, der Universität Stutt-gart und der ARENA 2036 im Mai 2016 ge-gründeten Innovationsplattform als Grundla-ge für diese Partnerschaft sehr wichtig. Sie schaffe eine optimale Schnittstelle zwischen branchenführenden Unternehmen und jun-gen Technologieunternehmen. Das gemein-same Ziel der Partnerunternehmen sei es, marktfähige, serienreife Lösungen zu finden, die die Mobilität von morgen prägen und be-reits heute zukünftige Anforderungen von Endkunden und Gesetzgeber erfüllten. Das Familienunternehmen zeigt sich bewusst of-

fen für kreative Lösungsansätze. Die Mög-lichkeiten zur Zusammenarbeit mit den jun-gen Technologieunternehmen können sich von Pilotprojekten über Co-Development bis hin zu Investments erstrecken.

Der Esslinger Automobilzulieferer unter-hält auch zwei Standorte in der Pfalz. Ebers-pächer Controls in Landau produziert Kom-ponenten für die Fahrzeugelektronik. Und auch die Forschung und Entwicklung für diesen Bereich ist in der Südpfalz ansässig. Bei Eberspächer catem in Herxheim werden elektrische Fahrzeugheizungen entwickelt, pro duziert und vertrieben.

gen deutlich über den Vorjahreszahlen, so der Pumpen- und Armaturenhersteller in ei-ner Mitteilung. So kletterte der Umsatz in den ersten neun Monaten um 8,1 Prozent

auf 1,77 Milliarden Euro. Der Auftragsein-gang stieg um mehr als sechs Prozent auf 1,89 Milliarden Euro. Erfreulich für die Fran-kenthaler: Alle Segmente und nahezu alle Regionen haben zu diesem Wachstum bei-getragen. Auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern entwickelt sich nach Plan. Wäh-rungseffekte haben sich im Berichtszeitraum nur gering fügig ausgewirkt.

„Diese positive Entwicklung ist insbeson-dere auf ein gutes Projektgeschäft zurückzu-führen“, zitiert die Mitteilung Stephan Tim-mermann, Sprecher der Geschäftsführung. Darüber hinaus zeigten die im vergangenen Jahr eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung des Vertriebs und des Service-Geschäfts ers-te Erfolge. „Aufgrund der guten Ergebnisse in den ersten drei Quartalen und trotz der sich abzeichnenden konjunkturellen Ab kühlung bedingt durch die zunehmenden Handels-streitigkeiten und strukturellen Veränderun-gen in einigen Industriebereichen sind wir zuversichtlich, die Auftragseingangs-, Um-satz- und Ergebnisziele für das laufende Ge-schäftsjahr 2019 zu erreichen.“ Den größten prozentualen Zuwachs im Auftragseingang verzeichnete das Segment Service mit 8,5 Prozent. Im Segment Armaturen liegt das Plus bei 8,1 Prozent. Auch das Segment Pum-pen verzeichnet ein Plus von 5,3 Prozent.

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SERVICE

Interview

te unserer Befragten bildet sich wei-ter, weil es ihnen Spaß macht. So viel Schweinehund ist da also gar nicht. Wichtig ist auch ein ruhiger Lernort ohne Ablenkung. Dazu gehört, E-Mail und Telefon auszuschalten – und dies am besten auch den Kolleginnen und Kollegen zu sagen, sodass die Lernzeit respektiert wird. Ganz gleich, ob man am Schreibtisch lernt oder bei einem Workshop.

Und wie steigert man sein Durchhal-tevermögen und seinen Lernerfolg?

Schon vor dem Lernen sollte man sich fragen, wie bei jeder anderen Aufgabe auch: Warum tue ich das eigentlich und wie gehe ich jetzt genau vor? Sinnvoll ist es, größere Lernvorhaben in kürze-re, sinnvolle Lernabschnitte einzutei-len. Deren Ergebnisse bilden dann Zwi-schenziele. Manchen hilft es zudem, sich kleine Belohnungen für das Errei-chen von Lernzielen zu gönnen. Auch sollte man überlegen, wie man neu ge-wonnene Fähigkeiten und Wissen im Arbeitsalltag einsetzen und praktisch erproben kann.

Was können Führungskräfte tun, um die Lern-Begeisterung ihrer Mitarbeiter zu fördern?

Zunächst ist es wichtig, dass sie Mit-arbeitenden den Rücken freihalten für ungestörtes Lernen. Dann kommt es darauf an, dass Mitarbeitende neue und angepasste Aufgaben zugeteilt bekommen, damit das Gelernte auch Anwendung findet und sich praktisch vertieft. Dabei sollten auch mal Feh-ler erlaubt sein. Förderlich ist es au-ßerdem, wenn im Team – also am Ar-beitsplatz – voneinander gelernt wird. Das sollten Führungskräfte unterstüt-

Weiterbildung hat Hochkonjunktur. Doch wie lernt man am besten so, dass der neue Stoff möglichst lange im Gedächtnis bleibt? Um das heraus-zufinden, hat die Vodafone-Stiftung bundesweit über 10.000 Beschäftig-te unterschiedlicher Branchen befragt. Die Ergebnisse sind so etwas wie eine Gebrauchsanweisung fürs lebenslange Lernen. Im Interview mit ferrum gibt die Studienleiterin Johanna Börsch- Supan hilfreiche Hinweise.

Lebenslanges Lernen ist im Zeitalter der Digitalisierung wichtiger denn je – stimmt das?

Eindeutig ja. Die Arbeitswelt war schon immer im steten Wandel. Aber durch die Digitalisierung entwickeln sich neue Technologien immer schnel-ler. Dadurch wird es schwieriger, vor-auszusagen, welches Wissen und wel-che konkreten Kompetenzen künftig am Arbeitsmarkt gefragt sein werden. Umso wichtiger ist es, grundlegende Fähigkeiten wie Kreativität, Flexibilität, problemlösendes Denken und eben das selbstgesteuerte Lernen zu stärken – und zwar über alle Phasen des Berufs-lebens hinweg.

Lernen – das hört sich erst mal nach Arbeit an. Wie überwindet man den inneren Schweinehund, der lieber etwas anderes macht?

Die gute Nachricht ist: Über die Hälf-

zen. Und sie dürfen das Loben natür-lich nicht vergessen!.

Wie viel Lob ist denn gut?

Das hängt nicht zuletzt vom einzelnen Mitarbeiter ab. Insbesondere Frauen und Jüngere erhoffen sich für ihre Lern-leistung Lob und Anerkennung. Doch alle Mitarbeitenden möchten als qua-lifiziert wahrgenommen werden. Lob ist also eine einfache, ganz kostenfreie Art und Weise, Lernmotivation zu stei-gern. Grundsätzlich gilt natürlich: Feed-back und Anerkennung erhält eher, wer neue Fähigkeiten aktiv einbringt.

Wie lernt es sich besser: allein oder in der Gruppe?

Das ist pauschal schwer zu sagen. Jeder Mensch lernt anders – einige durch Be-obachten anderer, einige durch prakti-sches Aus- und Herumprobieren, wieder andere durch eigenständige Recherche. Unsere Befragung zeigt da drei charak-teristische Lern-Typen, Nachdenker, Ak-tivisten und Beobachter.

Immer mehr Weiterbildungen finden am Computer statt. Ist das sinnvoll?

Viele Befragte sehen Vorteile in Weiter-bildungen am Computer. So kann man sich oft die Zeit selbst einteilen, wann und über welchen Zeitraum man einen Kurs durchläuft. Jüngere Mitarbeitende würden gerne noch mehr per Compu-ter lernen, Ältere eher nicht. Interessant dabei: Jüngere sind zwar wesentlich fit-ter in der Bedienung von IT-Geräten. Äl-tere weisen dafür eine höhere Kompe-tenz auf, digitale Informationen kritisch zu hinterfragen. Also bieten sich Lern-tandems an, in denen Kollegen und Kol-leginnen mit unterschiedlichen Stärken voneinander profitieren.

Lebenslanges Lernen – wie geht das überhaupt?Eine Bildungsexpertin gibt Tipps.

Wissen, was zählt

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„Die meisten bilden sich weiter, weil es Spaß macht.

Johanna Börsch-Supan, Leiterin Strategie und Programm der Vodafon-Stiftung in Düsseldorf

Jeder lernt andersWer bin ich? Erkenntnisse zu dieser Frage helfen, das eigene Lernverhalten zu verbessern. Die Vodafone-Stiftung hat drei „Lerntypen“ ausgemacht.

▶ NACHDENKER zeichnen sich durch analytisches Denken aus. Um zu verstehen, wie Dinge funktionieren, sammeln sie gern erst Fakten und Infos zu neuen Lerngegenständen.

Lerntipp: Am Anfang eines Lernprozesses trägt das individu-elle Aus einandersetzen mit dem Lernstoff zum Wohlbefinden bei – etwa vor Gruppenarbeiten. Nützlich ist für Nachdenker zudem eine strukturierte Vorgehensweise.

▶ AKTIVISTEN sind praktisch orientiert und experimentier-freudig. Sie lernen am liebsten durch (eigene) Erfahrung, etwa mit Lerngegenständen oder beim Bearbeiten von Fallstudien.

Lerntipp: Je erlebnisreicher das Lernen gestaltet ist, desto mehr Freude entsteht. Im Nachgang zum Lernen sollten Erkenntnisse aus den dabei gemachten Erfahrungen abgeleitet werden – für kommende Gelegenheiten.

▶ BEOBACHTER sind zurückhaltend, vorsichtig und bevorzu-gen es, anderen erst mal bei theoretischen Übungen oder beim praktischen Tun zuzusehen.Lerntipp: Sich vorsichtig den Themen anzunähern, bewerten

andere manchmal als Desinteresse. Wichtig ist es deshalb, sein Gegen-über auf den bevorzugten Lernstil hinzuweisen und geeignete Beobach-tungsmöglichkeiten zu finden.

Fakten zur Weiterbildung▶ Unternehmen vorn: Besonders gute Karten in Sachen Weiterbildung

haben Beschäftigte in der Industrie. Denn die Unternehmen sind der mit Abstand größte Weiterbildungsanbieter in Deutschland. Dies belegt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Dafür investieren die Betrie-be pro Jahr 33,5 Milliarden Euro – fast das Doppelte des Haushalts des Bundesbildungsministeriums. Zudem wissen die Unternehmen natürlich am besten, worauf es bei der Qualifizierung fürs Berufsleben ankommt.

▶ Neuer Höchststand: Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen hierzulande hat im vergangenen Jahr mindestens einen Lehrgang gemacht – ein neuer Höchstwert. Das zeigt eine Umfrage des Bundesforschungsministeriums.

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Netzwerk „Digitalisierung - Industrie 4.0“

Arbeitsweise: Die Teilnehmer bringen ihre Erfahrungen in das Netzwerk ein und tauschen sich vor Ort im Unternehmen aus. Anschließend unterstützt PfalzMetall bei der Umsetzung durch Experten.

Vorteile:Teilnehmer lernen und erfahren, wie Industrie-4.0-Projekte erfolgreich realisiert werden: durch ein gemeinschaftliches Zusammenwirken von Mensch, Technik und Organisation.

Instrumente:Readiness-Check Digitalisierung, Checklisten zur Standortbestimmung, Planspiel „Digitalisierung richtig angehen“, Strategieentwicklung im Workshop, Gruppenarbeit, Diskussion, Anregungen und Konzepte zur Umsetzung.

Zielgruppe: Projekt- und Personalverantwortliche, Controller, Prozessgestalter sowie IT- und Führungskräfte aus PfalzMetall-Mitgliedsunternehmen

Interesse? Dann wenden Sie sich an:

Klaus GronbachIndustrial Engineer und Betriebswirt

Tel.: 06321 852 - 248 E-Mail: [email protected]