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Kampf, Abgabe, Kooperation? wo geht´s hin Familie? - Familienarbeit nach dem SIT-Ansatz im Rahmen der Hilfen zur Erziehung durch das Flattichhaus der eva Stuttgart

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Kampf, Abgabe, Kooperation?wo geht´s hin Familie?

-Familienarbeit nach dem SIT-Ansatz im Rahmen der

Hilfen zur Erziehungdurch das Flattichhaus der eva Stuttgart

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Thesen zur Elternaktivierung

• Je stärker Eltern im Hilfeprozess beteiligt sind,

• um so wirkungsvoller die Hilfe für Ihr Kind

• um so nachhaltiger die Hilfe für das Kind

• Eltern wolle aktiv sein – ihre Probleme und die Probleme des Kindes selbst angehen und lösen!

• Entscheidend für die Art der eingesetzten Hilfe ist meist die fachliche Orientierung im Hilfesystem, weniger die Symptomatik der Familie

• Das heißt sehr viel mehr Eltern als bisher angenommen, wären bereit, den Hilfeprozess für ihr Kind aktiv zu gestalten.

• Sie brauchen Angebote, die ihnen eine aktive Rolle einräumen

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SIT – Systemische Interaktionstherapie und Beratung

SIT – systemische

Interaktionstherapie

Die sogenannte SIT -Gruppe besteht

aus 7 MitarbeiterInnen aus dem HzE

Bereich des Flattichhaus, die in Bern

den von Michael Biene entwickelten

Ansatz der Familienaktivierung

erlernen.

SIT ist eine Arbeitsform in Anlehnung

an die systemische Familientherapie

und bedient sich systemischer

Ansätze/Gesprächsführungen.

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SIT – Entstehung und Entwicklung

Entwickelt wurde dieser Ansatz

der familienaktivierenden

Arbeit in Berlin, in einer

Einrichtung die zur der Zeit als

Einrichtung für schwere (um

nicht zu sagen hoffnungslose)

Fälle der stationären

Jugendhilfe (bspw.

Kinderschutz) galt.

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SIT – Entstehung und Entwicklung

Der Ansatz entstand aus der

Praxis heraus, weil dem Team

deutlich wurde, dass eine

nachhaltige Hilfe nicht

zustande kam und immer mehr

Kinder die die Einrichtung

verließen, auf kurz oder lang

wieder in stationären Hilfen

landeten. Die Situation und die

Auffälligkeiten dieser Kinder

hatte sich zum Teil sogar

verschlimmert.

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SIT – Entstehung und Entwicklung

Bei der Analyse warum dies so

ist, entdeckte das Team den

kleinen Unterschied, dass jene

Hilfen die einigermaßen bis gut

gelangen, die Eltern aktiv an

der Hilfe beteiligt waren. Das

heißt jene Eltern, die aktiv im

Kontakt mit dem Jugendamt

standen und auch in der

Einrichtung präsent waren.

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SIT – Entstehung und Entwicklung

Aus dieser Entdeckung heraus,

versuchte dass Team

Handlungsschritte abzuleiten,

was zu tun ist, um Eltern in die

aktive Rolle einzuladen und sie

in dieser Rolle zu festigen. Bei

einem dieser Teamsitzungen

kam die Idee des Rollenspiels

auf, um Situationen

durchzuspielen wie sie Eltern

erleben, wenn sie auf ein

Helfersystem treffen.

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SIT – Entstehung und Entwicklung

Die Ergebnisse wurden Stück für Stück

analysiert und in Rollenspielen erprobt,

was bei Eltern und ihren Kindern wirken

könnte. Dieser Prozess bis zur

Grundkonzeption des

familienaktivierenden Ansatzes nach

SIT dauerte weitere 5 Jahre. Als

Ergebnis konnte festgestellt werden,

dass 3 von 4 Familien, die die 3 Phasen

des SIT Ansatzes durchlaufen, heute in

der Lage sind, ohne ein Helfersystem

(mit Ausnahme der von Eltern

gegründeten Selbsthilfegruppe)

zu bestehen.

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Phasenmodell des SIT Ansatzes

� Vorbereitungsphase – Auftragsabklärung, Musterarbeit,

Synchronisation mit dem Jugendamt.

� Intensivphase – Einzug der Familie bis zu 4 Monaten. Familie bleibt

in der Verantwortung. Im Krisenfall wird 24 Stunden (vollstationäre) Hilfe

angeboten.

� Stabilisierungsphase – Familie zieht in eigene Wohnung zurück. Die

Selbsthilfegruppe gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Das Umfeld

(Familie, Nachbarn, Freunde) wird sensibilisiert und auf die „neue“

Situation vorbereitet. Die Familie nutzt das Unterstützungssystem

und sucht nur noch gelegentlich die Einrichtung auf, um zum Beispiel

bestimmte Rollenmuster zu besprechen.

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3 Bausteine der Ausbildung

1 Muster(trance)arbeit

2 Problemtrancearbeit

3 Rollenspielarbeit

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Grundannahme

Nach dem SIT-Ansatz haben wir zwei Grundannahmen:

1. Eltern wollen gute Eltern sein und Kinder wollen von ihren eigenen Eltern erzogen werden

2. Wenn Eltern inaktiv sind, sind sie nicht sperrig, unfähig, krank oder ähnliches, sondern in Mustern verfangen. (Symptome sind ein Lösungsversuch)

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Musterarbeit

SIT ist eine Methode, die diese Muster versucht aufzulösen und zur dauerhafter Veränderung

einlädt.

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Musterarbeit

Wir gehen von zwei Grundmustern aus, in denen die Eltern zu uns

kommen:

- dem Kampfmuster oder

- dem Abgabemuster.

Diese beiden Muster entspringen einer inneren Logik heraus, es macht für Eltern

unter bestimmten Umständen Sinn, im Kampf oder in der Abgabe zu reagieren.

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Kampfmuster

Kampfmuster:

Die Eltern sagen: „Bei mir

ist alles in Ordnung, ich

habe keine Probleme mit

meinem Kind: Das Problem

hat der Lehrer (Schule

Kindergarten, Jugendamt

etc.)“

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Abgabemuster

Abgabemuster:

Die Eltern sagen: „Mir ist

alles zu viel, mein Kind

macht nur Ärger, ich kann

nicht mehr. Das Kind muss

ins Heim.“

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Auftragsklärung

• Mit der Musterarbeit wird zu Beginn geklärt, ob wir einen

wirklichen Arbeitsauftrag von den Eltern haben.

• Solange die Ideen der Abgabe- und des Kampfes

überwiegen/vorherrschen, müssen wir immer wieder diese Ideen

durch die Gesprächsführung auflösen, um mit den Eltern wirksam

arbeiten zu können.

• Wenn das der Fall ist, wird sich die Musterarbeit immer

wiederholen müssen, um in eine erneute Kooperation einzuladen

(um schließlich mittels eines Rollenspiels gemeinsam

Lösungsvorschläge zu erarbeiten.)

Basis zur Veränderung ist das Muster der Kooperation

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Problemtrancearbeit

Mit Hilfe der

Problemtrancearbeit können

negative, verfestigte Ideen

aufgelöst und durch das

Rollenspiel vom Betroffenen

als schwierig erlebte

Situationen, quasi

„umgeschrieben“ und neu

erlebt werden. Mein neues

Verhalten hat eine (andere)

Wirkung, eine die ich mir

Wünsche!

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Rollenspielarbeit

Im Rollenspiel können neue Erfahrungen für bisher schwierige Situationen gemacht und positive Ideen und Wünsche verankert werden.

In den Rollenspielen werden Situationen von den Elternteilen mit ihren Kindern geschildert, die für sie als schwierig erlebt werden.

Als nächsten Schritt sucht die Gruppe von Mitarbeitern (oder Eltern) im Spiel nach neuen Möglichkeiten so zu reagieren, sodass das Verhalten des Kindes sich so verändert, wie die Eltern es sich wünschen.

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Rollenspielarbeit

Wenn ein Vorschlag gefunden wurde, werden die Eltern eingeladen in die Rolle des Kindes zu gehen, um ihn aus der Perspektive des Kindes zu erleben.

Wichtig ist die folgende Auswertung aus der Rolle des Kindes heraus; es folgt eine Auswertung aus der Elternrolle

Wenn der Vorschlag für sie nicht hilfreich war, wird solange nach einer Möglichkeit gesucht, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis für sie gefunden wurde.

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Ablaufschema: Drei Phasen Prozess