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20 MEDIEN Dienstag, 18. Juni 2013 Kölner Stadt-Anzeiger Der Kunde hat alle Macht INTERNET Deutsche Unternehmen sind auf den digitalen Wandel nur unzureichend eingestellt VON DANIELA JASCHOB Die Digitalisierung und Charles Darwin haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Technologie- Pionier Karl-Heinz Land sieht das anders, für ihn sind die Theorien des vor rund 200 Jahren geborenen britischen Naturforschers hervor- ragend geeignet, um zu erläutern, wie sich unsere Gesellschaft zur- zeit verändert: „Charles Darwin hat die Evolutionstheorie in der Natur beschrieben. Dabei galt das Prinzip: Nicht die großen oder in- telligenten Lebewesen werden überleben, sondern die, die sich am besten und schnellsten an die geänderten Umweltbedingungen anpassen können. Dies gilt auch im Falle der Digitalisierung. Denn die Umweltbedingungen für die Unternehmen haben sich gewaltig verändert: »Adapt or Die« ist auch hier das Prinzip. Deshalb lässt sich die Evolutionstheorie auch im Zu- sammenhang mit der Digitalisie- rung anwenden: Ich nenne es digi- talen Darwinismus.“ Am Dienstag eröffnet Land mit seinen Gedan- ken zum „Digitalen Darwinismus“ in der Trinitatiskirche die erste In- teractive Cologne. Land kennt sich aus. Im Juni ist zu diesem Thema sein Buch, das er gemeinsam mit Ralf T. Kreutzer geschrieben hat, erschienen. Der Untertitel lautet: „Der stille An- griff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre Marke“. Eine provokanter Aussage: „Der stille Angriff be- deutet, dass es zunächst fast un- hörbar passiert. Zu Beginn geht der Umsatz eines Unternehmens nur um einige wenige Prozent zu- rück, nur ein paar Kunden gehen verloren. Das ist ein schleichender Prozess.“ Er erinnere sich an ein Gespräch mit dem damaligen Te- lekom-Vorstand Kai Ricke, der sagte: „Skype ist keine Gefahr, die Kunden wollen weiter unseren Service“. Heute sei klar, dass dies eine grobe Fehleinschätzung war. US-Unternehmen würde ein solcher Fehler kaum passieren, weiß Land. Als Marketing- und Digitalisierungsexperte berät er weltweit Kunden. Vor allem aber Unternehmen in den USA, die in Sachen Digitalisierung weit fort- geschritten sind: „Die Firmen in den USA haben wesentlich früher mit der Digitalisierung begonnen. Das liegt sicher auch daran, dass die Konsumenten in den USA noch schneller auf neue Trends und Technologien anspringen als hier in Europa oder Deutschland.“ Hiesige Unternehmen benötigten dringend eine digitale Transfor- mationsstrategie und eine digitale Vision. Und genau die fehlt laut Land: „Die wenigsten Firmen in Deutschland haben bisher eine di- gitale Strategie. Man macht die Dinge eher taktisch. Hier eine App zur Kundenbin- dung, da ein wenig Online-Ver- trieb, aber es fehlt die digitale Visi- on. Die kann nur vom Top-Ma- nagement kommen – und da liegt immer noch das Problem: Dieses Top-Management nutzt die neuen Technologien leider zu selten, um zu verstehen, welcher Nutzen hier- in tatsächlich für das Unterneh- men liegt.“ Konkret schlägt sich das in einer aktuellen Studie der Strategiebera- tung Booz mit dem World Econo- mic Forum nieder: Deutschland belegt bei der Digitalisierung Platz 13 der insgesamt 144 untersuchten Staaten. Warum sich deutsche Un- ternehmen nach wie vor so schwer mit der Digitalisierung tun, weiß Land: „Es liegt vor allem an der Mentalität der Deutschen. Sie sind eher zurückhaltend und abwar- tend, was neue Technologien be- trifft. Lieber lassen sie andere, wie die Amerikaner, zuerst alles aus- probieren.“ Dabei müssen sich die Unternehmen auf Veränderungen schnell einstellen. Als wichtigste Herausforderungen identifiziert Land drei Paradigmenwechsel: „Erstens die totale Transparenz. Schon mal gesehen?Wenn Firmen nicht mal wissen, was ein Hashtag ist, dann wird es für sie schwierig, Geschäftsmodelle für die digitaleWelt zu entwickeln. BILD: WE •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• INTERACTIVE COLOGNE 17. bis 23. Juni 2013 Der Kunde ist heute über alles in- formiert und sucht sich das beste Angebot. Zweitens: Märkte sind nun Dialoge. Ein Konsument, der sein Feedback gibt und auf Face- book, Pinterest, einem Blog oder Twitter einen Sachverhalt kom- mentiert, kann unter Umständen so viele Menschen erreichen wie der »Kölner Stadt-Anzeiger« oder die »NewYork Times«, ohne Mil- lionen in Maschinen zu investie- ren. Und drittens: Es beginnt das Zeitalter des Kunden, denn er hat nun die Macht. Aber das ist bisher kaum bei den Entscheidern ange- kommen.“ Als Beispiel, das zeigt, wie es in Zukunft funktionieren könnte, führt Land ein Unternehmen aus Großbritannien an: „Tesco ist da ein gutes Beispiel. Hier können die Kunden auf Facebook abstimmen, welche Produkte sie nächste Wo- che im Angebot finden möchten. Dies fördert die Loyalität zum Un- ternehmen und den Absatz glei- chermaßen.“ Welche Unterneh- men werden es am Ende also sein, die den digitalen Darwinismus überleben werden? „Die Unter- nehmen, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen. Die Unterneh- men, die einen Spitzenservice lie- fern. Diejenigen, die wissen, was ihre Kunden wünschen und den Kunden relevanten, bequemen und guten Service bieten und ihn so zum freiwilligen Markenbot- schafter machen.“ Zur Person Karl-Heinz Land, gebo- ren 1962, wurde 2006 vom „Time Magazine“ zum Technologie-Pio- nier des Jahres ausge- zeichnet. Er ist Vizeprä- sident von MicroStrate- gy, einer US-Computer- firma, sowie Gründer des Beratungsbüros „neuland“ und Mitgründer der Kölner Entwicklerschmiede „Grand Centrix“. Er lebt mit seiner Familie in Bensberg. Sein Buch „Digitaler Dar- winismus“, das er ge- meinsam mit Ralf T. Kreutzer geschrieben hat“, ist in diesem Monat erschienen. Land hält die Keynote-Rede zur Eröffnung der Interactive Cologne. (dj) Karl-Heinz Land BILD: PRIVAT Glaubwürdige Visitenkarte Deutschlands im Ausland VON ANNE BURGMER Mit einem Festakt zum 60-jähri- gen Bestehen der Deutschen Welle (DW) hat der Auslandssender am Montag sein „Global Media Fo- rum“ in Bonn eröffnet. Intendant Erik Bettermann bezeichnete sein Haus als Juwel innerhalb der deut- schen öffentlich-rechtlichen Sen- der, das als „vollständiges Mit- glied des deutschen Mediensys- tems“ auf Augenhöhe mit ARD, ZDF und Deutschlandradio agie- ren müsse. Das schönste Geschenk zum 60. Geburtstag hat Bettermann bereits in der vergangenen Woche bekom- men. Am Donnerstag hatten An- gela Merkel und die Ministerprä- sidenten der Länder vereinbart, dassARD, ZDF, Deutschlandradio und Deutsche Welle ihre Zusam- menarbeit künftig verstärken. Da- bei geht es unter anderem um Übernahmen aus dem Programm der Inlandssender durch die Deut- sche Welle. Bettermann, der sein Amt bald an Nachfolger Peter Limbourg abgibt, hatte sich jahre- lang für eine stärkere Zusammen- arbeit eingesetzt. Er bezeichnete die Vereinbarung als „Meilenstein in der Medienpolitik Deutsch- KONGRESS Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Deutschen Welle lands“, die die Zukunft der Deut- schen Welle sichern werde. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor sagte, die Kooperation sei das Bes- te, „was der Deutschen Welle pas- sieren könne“. Auch die ARD pro- fitiere, wenn sie ihre „Programm- perlen“ im Ausland zeigen kann. Kulturstaatsminister Bernd Neumann würdigte den Sender als „mediale Visitenkarte Deutsch- lands in der Welt“. Er nannte die DW „Brückenbauer zwischen den Kulturen“. Sie sei ein steuerfinan- zierter Auslandssender, aber kein Staatssender. Sie wird anders als die anderen öffentlich-rechtlichen Sender aus dem Bundeshaushalt finanziert. 2013 stehen dafür rund 270 Millionen Euro zur Verfü- gung. Neumann erinnerte an die Anfänge der Welle. Am 3. Mai 1953 war sie mit einem dreistündi- gen deutschsprachigen Hörfunk- programm aus Köln über Kurz- welle auf Sendung gegangen. Heute arbeiten etwa 3000 feste und freie Mitarbeiter für den Aus- landsrundfunk. Sie produzieren Angebote in 30 Sprachen. Laut Senderangaben nutzen jede Wo- che 86 Millionen Menschen die Deutsche Welle als Informations- quelle. Auch NRW-Medienstaats- sekretär Marc Jan Eumann wür- digte die Rolle des Senders für die Außenwirkung Deutschlands. Sie arbeite unabhängig, glaubwürdig und qualitativ hochwertig. Global Media Forum Das sechste „Global Media Fo- rum“ steht unter dem Motto „Die Zukunft des Wachstums – Wirt- schaft, Werte und Medien“. Er- wartet werden rund 2500 Teil- nehmer. Ein Thema am Montag war etwa die wachsende Flut der Daten in allen Medien. Im Workshop „Ge- sellschaft und Transparenz: Ist moderner Datenjournalismus ein großer Sprung nach vorn?“ wurde auch Skepsis gegenüber Missin- formation durch allzu arglosen journalistischen Umgang mit dem üppigen Zahlenmaterial ge- äußert. Denn es ist nicht so, dass man Zahlen einfach sprechen las- sen kann. Zwar sei der moderne Datenjournalismus ein Gewinn, doch erhöhe er die Ansprüche an Medienbildung, wie Giannina Segnini, die am Projekt „Offshore Leaks“ maßgeblich beteiligt war, es formulierte: „Es ist leichter, aus einem Computerfachmann einen Journalisten zu machen, als einen gestandenen Journalisten für Da- ten zu sensibilisieren.“ (uws) NOTIERT •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Der Kölner Staatsanwaltschaft lie- gen rund zehn Anzeigen gegen die Kirchensatire „Dunk den Herrn“ der Kabarettistin Carolin Kebekus vor. Die Anzeigenerstatter werfen Kebekus einen Verstoß gegen Para- graf 166 des Strafgesetzbuchs (StGB) vor, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Anzeigen hielten sich alle an die Vorlage auf der Online-Seite der Piusbruder- schaft, fügte er hinzu. (kna) Tom Buhrow tritt sein Amt als WDR-Intendant nach Senderanga- ben am 1. Juli an. Buhrow beendete am Sonntag seine letzte „Tagesthe- men“ -Moderation mit einem Fon- tane-Zitat: „Tröste dich, die Stun- den eilen, und was alles drücken mag, auch die allerschlimmste kann nicht weilen, und es kommt ein anderer Tag.“ Wer Buhrow bei den „Tagesthemen“ folgen wird, steht noch nicht fest. (ksta) Haben Sie Fragen zum Abonnement des Kölner Stadt-Anzeiger? Rufen Sie an: 02 21/92 58 64-20 Lieben Sie Klassik? Kölner Stadt-Anzeiger und studio dumont präsentieren Bechstein Young Professionals Ivan Turkalj (Violoncello) und Oliver Wehlmann (Klavier) spielen Werke von Webern, Debussy, Bartók und Martinů. Moderation: Alexander Zolotarev (Pianist und Dozent an der Hochschule für Musik Köln) Freitag, 28. Juni 2013, 18:00 Uhr studio dumont, Breite Straße 72, 50667 Köln Eintritt: 11,50 Euro inkl. VVK-Gebühren 9,50 Euro inkl. VVK-Gebühren für Inhaber der ABOCARD 9,00 Euro inkl. VVK-Gebühren für Schüler/Studenten Tickets: Servicecenter (DuMont-Carré), Breite Straße 72, Köln KölnTicket-Hotline 02 21/28 01, www.koelnticket.de ABOCARD-Sonderpreis wird nur beim Kauf im Servicecenter, unter www.abocard.de oder über den ABOCARD-Ticket-Service 02 21/28 03 44 gewährt. Das Konzert wird von Center TV aufgezeichnet.

Karl-Heinz Land im Interview: Digitale Revolution und Digitaler Darwinismus

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Karl-Heinz Land, Technologie-Pionier und Marketingexperte, ist einer der Hauptredner beim Festival Interactive Cologne. Mit ksta.de spricht er über die Digitalisierung und warum sich viele Unternehmen damit so schwer tun. Mehr Infos auf www.neuland.me

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20 MEDIEN Dienstag, 18. Juni 2013 Kölner Stadt-Anzeiger

Der Kunde hat alle MachtINTERNET Deutsche Unternehmen sind auf den digitalen Wandel nur unzureichend eingestelltVON DANIELA JASCHOB

Die Digitalisierung und CharlesDarwin haben auf den ersten Blickwenig gemeinsam. Technologie-Pionier Karl-Heinz Land sieht dasanders, für ihn sind die Theoriendes vor rund 200 Jahren geborenenbritischen Naturforschers hervor-ragend geeignet, um zu erläutern,wie sich unsere Gesellschaft zur-zeit verändert: „Charles Darwinhat die Evolutionstheorie in derNatur beschrieben. Dabei galt dasPrinzip: Nicht die großen oder in-telligenten Lebewesen werdenüberleben, sondern die, die sicham besten und schnellsten an diegeänderten Umweltbedingungenanpassen können. Dies gilt auchim Falle der Digitalisierung. Denndie Umweltbedingungen für dieUnternehmen haben sich gewaltigverändert: »Adapt or Die« ist auchhier das Prinzip. Deshalb lässt sichdie Evolutionstheorie auch im Zu-sammenhang mit der Digitalisie-rung anwenden: Ich nenne es digi-talen Darwinismus.“ Am Dienstageröffnet Land mit seinen Gedan-ken zum „Digitalen Darwinismus“in der Trinitatiskirche die erste In-teractive Cologne.

Land kennt sich aus. Im Juni istzu diesemThema sein Buch, das ergemeinsam mit Ralf T. Kreutzergeschrieben hat, erschienen. DerUntertitel lautet: „Der stille An-

griff auf Ihr Geschäftsmodell undIhre Marke“. Eine provokanterAussage: „Der stille Angriff be-deutet, dass es zunächst fast un-hörbar passiert. Zu Beginn gehtder Umsatz eines Unternehmensnur um einige wenige Prozent zu-rück, nur ein paar Kunden gehenverloren. Das ist ein schleichenderProzess.“ Er erinnere sich an einGespräch mit dem damaligen Te-lekom-Vorstand Kai Ricke, dersagte: „Skype ist keine Gefahr, dieKunden wollen weiter unserenService“. Heute sei klar, dass dieseine grobe Fehleinschätzung war.

US-Unternehmen würde einsolcher Fehler kaum passieren,weiß Land. Als Marketing- undDigitalisierungsexperte berät erweltweit Kunden. Vor allem aberUnternehmen in den USA, die inSachen Digitalisierung weit fort-

geschritten sind: „Die Firmen inden USA haben wesentlich frühermit der Digitalisierung begonnen.Das liegt sicher auch daran, dassdie Konsumenten in den USAnoch schneller auf neue Trendsund Technologien anspringen alshier in Europa oder Deutschland.“Hiesige Unternehmen benötigtendringend eine digitale Transfor-mationsstrategie und eine digitaleVision. Und genau die fehlt lautLand: „Die wenigsten Firmen inDeutschland haben bisher eine di-gitale Strategie. Man macht dieDinge eher taktisch.

Hier eine App zur Kundenbin-dung, da ein wenig Online-Ver-trieb, aber es fehlt die digitaleVisi-on. Die kann nur vom Top-Ma-nagement kommen – und da liegtimmer noch das Problem: DiesesTop-Management nutzt die neuenTechnologien leider zu selten, um

zu verstehen, welcher Nutzen hier-in tatsächlich für das Unterneh-men liegt.“

Konkret schlägt sich das in eineraktuellen Studie der Strategiebera-tung Booz mit dem World Econo-mic Forum nieder: Deutschlandbelegt bei der Digitalisierung Platz13 der insgesamt 144 untersuchtenStaaten. Warum sich deutsche Un-ternehmen nach wie vor so schwermit der Digitalisierung tun, weißLand: „Es liegt vor allem an derMentalität der Deutschen. Sie sindeher zurückhaltend und abwar-tend, was neue Technologien be-trifft. Lieber lassen sie andere, wiedie Amerikaner, zuerst alles aus-probieren.“ Dabei müssen sich dieUnternehmen auf Veränderungenschnell einstellen. Als wichtigsteHerausforderungen identifiziertLand drei Paradigmenwechsel:„Erstens die totale Transparenz.

Schon mal gesehen? Wenn Firmen nicht mal wissen, was ein Hashtag ist, dann wird es für sie schwierig,Geschäftsmodelle für die digitale Welt zu entwickeln. BILD: WE

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INTERACTIVE COLOGNE17. bis 23. Juni 2013

Der Kunde ist heute über alles in-formiert und sucht sich das besteAngebot. Zweitens: Märkte sindnun Dialoge. Ein Konsument, dersein Feedback gibt und auf Face-book, Pinterest, einem Blog oderTwitter einen Sachverhalt kom-mentiert, kann unter Umständenso viele Menschen erreichen wieder »Kölner Stadt-Anzeiger« oderdie »New York Times«, ohne Mil-lionen in Maschinen zu investie-ren. Und drittens: Es beginnt dasZeitalter des Kunden, denn er hatnun die Macht. Aber das ist bisherkaum bei den Entscheidern ange-kommen.“

Als Beispiel, das zeigt, wie es inZukunft funktionieren könnte,führt Land ein Unternehmen ausGroßbritannien an: „Tesco ist daein gutes Beispiel. Hier können dieKunden auf Facebook abstimmen,welche Produkte sie nächste Wo-che im Angebot finden möchten.Dies fördert die Loyalität zum Un-ternehmen und den Absatz glei-chermaßen.“ Welche Unterneh-men werden es am Ende also sein,die den digitalen Darwinismusüberleben werden? „Die Unter-nehmen, die den Kunden in denMittelpunkt stellen. Die Unterneh-men, die einen Spitzenservice lie-fern. Diejenigen, die wissen, wasihre Kunden wünschen und denKunden relevanten, bequemenund guten Service bieten und ihnso zum freiwilligen Markenbot-schafter machen.“

Zur PersonKarl-Heinz Land, gebo-ren 1962, wurde 2006vom „Time Magazine“zum Technologie-Pio-nier des Jahres ausge-zeichnet. Er ist Vizeprä-sident von MicroStrate-gy, einer US-Computer-firma, sowie Gründerdes Beratungsbüros„neuland“ und Mitgründer derKölner Entwicklerschmiede

„Grand Centrix“. Er lebtmit seiner Familie inBensberg.

Sein Buch „Digitaler Dar-winismus“, das er ge-meinsam mit Ralf T.Kreutzer geschriebenhat“, ist in diesem Monaterschienen. Land hält die

Keynote-Rede zur Eröffnung derInteractive Cologne. (dj)

Karl-HeinzLand BILD: PRIVAT

Glaubwürdige VisitenkarteDeutschlands im Ausland

VON ANNE BURGMER

Mit einem Festakt zum 60-jähri-gen Bestehen der Deutschen Welle(DW) hat der Auslandssender amMontag sein „Global Media Fo-rum“ in Bonn eröffnet. IntendantErik Bettermann bezeichnete seinHaus als Juwel innerhalb der deut-schen öffentlich-rechtlichen Sen-der, das als „vollständiges Mit-glied des deutschen Mediensys-tems“ auf Augenhöhe mit ARD,ZDF und Deutschlandradio agie-ren müsse.

Das schönste Geschenk zum 60.Geburtstag hat Bettermann bereitsin der vergangenen Woche bekom-men. Am Donnerstag hatten An-gela Merkel und die Ministerprä-sidenten der Länder vereinbart,dassARD, ZDF, Deutschlandradiound Deutsche Welle ihre Zusam-menarbeit künftig verstärken. Da-bei geht es unter anderem umÜbernahmen aus dem Programmder Inlandssender durch die Deut-sche Welle. Bettermann, der seinAmt bald an Nachfolger PeterLimbourg abgibt, hatte sich jahre-lang für eine stärkere Zusammen-arbeit eingesetzt. Er bezeichnetedie Vereinbarung als „Meilensteinin der Medienpolitik Deutsch-

KONGRESS Festakt zum60-jährigen Bestehender Deutschen Welle

lands“, die die Zukunft der Deut-schen Welle sichern werde. DerARD-Vorsitzende Lutz Marmorsagte, die Kooperation sei das Bes-te, „was der Deutschen Welle pas-sieren könne“. Auch die ARD pro-fitiere, wenn sie ihre „Programm-perlen“ im Ausland zeigen kann.

Kulturstaatsminister BerndNeumann würdigte den Sender als„mediale Visitenkarte Deutsch-lands in der Welt“. Er nannte dieDW „Brückenbauer zwischen denKulturen“. Sie sei ein steuerfinan-zierter Auslandssender, aber keinStaatssender. Sie wird anders alsdie anderen öffentlich-rechtlichenSender aus dem Bundeshaushaltfinanziert. 2013 stehen dafür rund270 Millionen Euro zur Verfü-gung. Neumann erinnerte an dieAnfänge der Welle. Am 3. Mai1953 war sie mit einem dreistündi-gen deutschsprachigen Hörfunk-programm aus Köln über Kurz-welle auf Sendung gegangen.Heute arbeiten etwa 3000 festeund freie Mitarbeiter für den Aus-landsrundfunk. Sie produzierenAngebote in 30 Sprachen. LautSenderangaben nutzen jede Wo-che 86 Millionen Menschen dieDeutsche Welle als Informations-quelle. Auch NRW-Medienstaats-sekretär Marc Jan Eumann wür-digte die Rolle des Senders für dieAußenwirkung Deutschlands. Siearbeite unabhängig, glaubwürdigund qualitativ hochwertig.

Global Media ForumDas sechste „Global Media Fo-rum“ steht unter dem Motto „DieZukunft des Wachstums – Wirt-schaft, Werte und Medien“. Er-wartet werden rund 2500 Teil-nehmer.

Ein Thema am Montag war etwadie wachsende Flut der Daten inallen Medien. Im Workshop „Ge-sellschaft und Transparenz: Istmoderner Datenjournalismus eingroßer Sprung nach vorn?“ wurdeauch Skepsis gegenüber Missin-formation durch allzu arglosen

journalistischen Umgang mitdem üppigen Zahlenmaterial ge-äußert. Denn es ist nicht so, dassman Zahlen einfach sprechen las-sen kann. Zwar sei der moderneDatenjournalismus ein Gewinn,doch erhöhe er die Ansprüche anMedienbildung, wie GianninaSegnini, die am Projekt „OffshoreLeaks“ maßgeblich beteiligt war,es formulierte: „Es ist leichter, auseinem Computerfachmann einenJournalisten zu machen, als einengestandenen Journalisten für Da-ten zu sensibilisieren.“ (uws)

NOTIERT

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Der Kölner Staatsanwaltschaft lie-gen rund zehn Anzeigen gegen dieKirchensatire „Dunk den Herrn“der Kabarettistin Carolin Kebekusvor. Die Anzeigenerstatter werfenKebekus einen Verstoß gegen Para-graf 166 des Strafgesetzbuchs(StGB) vor, sagte ein Sprecher derStaatsanwaltschaft. Die Anzeigenhielten sich alle an die Vorlage aufder Online-Seite der Piusbruder-schaft, fügte er hinzu. (kna)

Tom Buhrow tritt sein Amt alsWDR-Intendant nach Senderanga-ben am 1. Juli an. Buhrow beendeteam Sonntag seine letzte „Tagesthe-men“ -Moderation mit einem Fon-tane-Zitat: „Tröste dich, die Stun-den eilen, und was alles drückenmag, auch die allerschlimmstekann nicht weilen, und es kommtein anderer Tag.“ Wer Buhrow beiden „Tagesthemen“ folgen wird,steht noch nicht fest. (ksta)

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Bechstein Young ProfessionalsIvan Turkalj (Violoncello) und Oliver Wehlmann (Klavier) spielen Werke von Webern, Debussy, Bartók und Martinů.

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Freitag, 28. Juni 2013, 18:00 Uhrstudio dumont, Breite Straße 72, 50667 Köln

Eintritt: 11,50 Euro inkl. VVK-Gebühren9,50 Euro inkl. VVK-Gebühren für Inhaber der ABOCARD9,00 Euro inkl. VVK-Gebühren für Schüler/Studenten

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Das Konzert wird von Center TV aufgezeichnet.