22

Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit
Page 2: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

DAS BUCH

Mit dem Wüstenplanet-Zyklus hat Frank Herbert eine Zukunftssaga ge-schaffen, die den größten Teil unserer Galaxis und einen Zeitraum vonTausenden von Jahren umfasst und in ihrer epischen Wucht und ihremaußerordentlichen Detailreichtum nur mit J. R. R. Tolkiens »Herr der Rin-ge« zu vergleichen ist. Nach dem Tod des Autors 1986 schien diese Saga –zum Bedauern von Millionen von Leserinnen und Lesern rund um dieWelt – zu einem Abschluss gekommen zu sein. Doch nun geht das Aben-teuer weiter: Gestützt auf den umfangreichen Nachlass seines Vaters undgemeinsam mit dem bekannten Star-Wars-Autor Kevin J. Anderson setztFrank Herberts Sohn Brian Herbert das atemberaubende Epos fort.

Die Geehrten Matres, ein Konkurrenzorden zu den Bene Gesserit und bisaufs Blut mit der Schwesternschaft verfeindet, kehren fluchtartig aus derDiaspora zurück und überziehen die Planeten des Alten Imperiums mitTod und Vernichtung. So wird auch Rakis, der Wüstenplanet, in einenSchlackehaufen verwandelt, die sagenumwobenen Sandwürmer werdengnadenlos eingeäschert. Damit ist die einzigartige Quelle der Melange ver-siegt, die wertvolle Substanz, die seit Jahrtausenden Grundlage der Raum-fahrt und des interstellaren Handels gewesen ist. Vom Alten Imperium istnichts übrig geblieben. Während die Matres versuchen, mittels Gholas ver-schüttetes Wissen der Vergangenheit nutzbar zu machen, setzen die BeneGesserit alles daran, mit ihren Zuchtprogrammen die historischen Heroendes Imperiums wiederzubeleben. Murbella, eine ehemalige Mater, bemühtsich, die beiden Frauenorden zu vereinen, um eine gemeinsame Abwehr-front zu schaffen, denn sie ahnt, dass die Rückkehr der Geehrten Matresaus der Diaspora nicht freiwillig geschieht: Die Matres sind in der Diasporaauf einen furchtbaren Gegner gestoßen, der jenseits der Grenzen des Im-periums lauert und sich anschickt, die Menschheit auszulöschen …

DIE AUTOREN

Brian Herbert, der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-SchöpfersFrank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit mit seinem Vater entstandenen »Mann zweier Welten«.Kevin J. Anderson ist einer der meistgelesenen SF-Autoren unserer Zeit.Zuletzt ist von ihm die gefeierte »Saga der Sieben Sonnen« erschienen.

Die beiden Autoren haben mit »Die Chroniken des Wüstenplaneten« und»Die Legende des Wüstenplaneten« bereits die große Vorgeschichte vonFrank Herberts Epos erzählt. Eine Liste aller im WILHELM HEYNE VER-LAG erschienenen Wüstenplanet-Bücher finden Sie am Ende des Bandes.

Page 3: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

BRIAN HERBERT &KEVIN J. ANDERSON

DIE JÄGER DES

WÜSTEN-PLANETEN

Roman

Deutsche Erstausgabe

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Page 4: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Titel der amerikanischen Originalausgabe

HUNTERS OF DUNE

Deutsche Übersetzung von Bernhard KempenDas Umschlagbild ist von Stephen Youll

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete

FSC-zertifizierte Papier München Super liefert Mochenwangen.

Deutsche Erstausgabe 7/2007Redaktion: Frank-Dietrich Grehmsbaum

Copyright © 2006 by Herbert Properties LLCCopyright © 2007 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung

by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

www.heyne.dePrinted in Germany 2007

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, MünchenSatz: C. Schaber Datentechnik, Wels

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-453-52289-3

SGS-COC-1940

Page 5: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Für Tom Doherty,

der unermüdlich seine Unterstützung undBegeisterung für das Dune-Universum – undfür uns als Autoren – unter Beweis stellt. Alsüberzeugter Herausgeber und umsichtigerGeschäftsmann ist Tom seit Langem einDune-Fan und war Frank Herbert ein guterFreund.

Page 6: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit
Page 7: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Danksagungen

Wie schon bei den vorangegangenen Dune-Romanen habensehr viele Menschen uns dabei unterstützt, das bestmög-liche Manuskript zu liefern. Wir möchten Pat LoBrutto,Tom Doherty und Paul Stevens von Tor Books danken,Carolyn Caughey von Hodder & Stoughton, CatherineSidor, Louis Moesta und Diane Jones von WordFire, Inc.Byron Merritt und Mike Anderson haben außerdem eineMenge guter Arbeit für die Internetseite dunenovels.comgeleistet. Alex Paskie hat uns mit tiefen Einblicken in diejüdische Philosophie und Überlieferung geholfen, und Dr.Attila Torkos hat hart daran gearbeitet, diesen Roman aufmögliche Kontinuitätsfehler hin zu überprüfen.

Viele andere haben die Dune-Romane unterstützt – da-runter John Silbersack, Robert Gottlieb und Claire Robertsvon der Trident Media Group, Richard Rubinstein, MikeMessina, John Harrison und Emily Austin-Bruns von NewAmsterdam Entertainment, Penny und Ron Merritt, DavidMerritt, Julie Herbert, Robert Merritt, Kimberley Herbert,Margaux Herbert und Theresa Shackleford von HerbertProperties LLC.

Und wie immer gilt, dass es diese Bücher nicht gäbe ohnedie ständige Hilfe und Unterstützung unserer Ehefrauen,Janet Herbert und Rebecca Moesta Anderson, und ohneFrank Herberts genialen Geist.

7

Page 8: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit
Page 9: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Vorbemerkung der Autoren

Wir wünschten, Frank Herbert hätte dieses Buch nochschreiben können.

Auch nach der Veröffentlichung von Die Ketzer des Wüs-tenplaneten (1984) und Die Ordensburg des Wüstenplane-ten (1985) hatte er noch große Pläne für die Reihe. Er woll-te das Dune-Epos mit einem phantastischen, gewaltigenHöhepunkt beschließen, und wer Ordensburg gelesen hat,kennt das geradezu quälend offene Ende des Romans.

Frank Herberts letzter Roman, Mann zweier Welten, ent-stand in Zusammenarbeit mit Brian, und die beiden über-legten bereits damals, gemeinsam an kommenden Dune-Romanen zu arbeiten, um insbesondere die Geschichte vonButlers Djihad zu erzählen. Doch angesichts Franks wun-derschöner Widmung in Die Ordensburg und des Nach-worts, das seine Liebe und Anerkennung für seine FrauBeverly zum Ausdruck brachte, wollte Brian die Dune-Chro-niken ursprünglich mit jenem Band enden lassen. Wie er inDer Träumer des Wüstenplaneten, seiner Frank-Herbert-Bio-graphie, erklärte, hatten seine Eltern beim Schreiben ein Ge-spann gebildet, und nun waren beide gestorben. Viele Jahrelang rührte Brian die Dune-Reihe nicht an.

1997, mehr als zehn Jahre nach dem Tod seines Vaters,erörterte Brian erstmals mit Kevin J. Anderson die Mög-lichkeit, das Projekt zu vervollständigen und den legenden-umwobenen siebten Dune-Band zu schreiben. Doch an-scheinend hatte Frank Herbert keinerlei Aufzeichnungenhinterlassen, und so gingen wir davon aus, das große Unter-fangen allein auf der Grundlage unserer eigenen Phantasieangehen zu müssen. Nach weiteren Diskussionen wurdeuns klar, dass wir eine Menge Vorarbeit zu leisten hatten,bevor wir uns Dune 7 zuwenden konnten. Es ging nicht

9

Page 10: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

nur darum, das Fundament für die Geschichte selbst zulegen – wir mussten auch das Lesepublikum und eine ganzneue Lesergeneration wieder an die unglaubliche, beein-druckende Vision des Dune-Universums heranführen.

Seit der Erstveröffentlichung von Die Ordensburg desWüstenplaneten sind nun mehr als zwanzig Jahre vergan-gen. Obwohl zahlreiche Leser den ursprünglichen KlassikerDer Wüstenplanet oder auch die ersten drei Bände der Rei-he sehr schätzen, haben viele nicht bis zum letzten Bandweitergelesen. Wir mussten also neues Interesse weckenund diese Leser auf das vorbereiten, was sie erwartete.

Wir beschlossen, zuerst einmal eine Prequel-Trilogie zuschreiben – Haus Atreides, Haus Harkonnen und Haus Cor-rino. Als wir bei den Vorbereitungen zu Haus AtreidesFrank Herberts Notizen durchstöberten, erfuhr Brian un-erwartet von zwei Schließfach-Kassetten, die sein Vater vorseinem Tod an sich genommen hatte. In den Kassetten ent-deckte Brian zusammen mit einem Notar ein Nadeldru-ckermanuskript und zwei altmodische Computerdisketten,die mit »Dune 7 Handlungsentwurf« und »Dune 7 Notizen«beschriftet waren. Hier war detailgenau festgehalten, wasder Schöpfer des Wüstenplaneten geplant hatte.

Bei der Lektüre des Materials erkannten wir sofort, dassDune 7 die Reihe zu einem überwältigenden Höhepunktbringen würde. Der Entwurf verknüpfte die uns wohlbe-kannte galaktische Historie und die Figuren in einer span-nungsgeladenen Geschichte voll unerwarteter Wendungenund Überraschungen. Darüber hinaus fanden wir zusätz-liche Notizen, die Figuren und ihre Lebensgeschichten be-schrieben, seitenweise unbenutzte Epigramme und Ent-würfe für andere Werke.

Jetzt, da wir einen Fahrplan vor Augen hatten, stürztenwir uns in die Arbeit an der Dune-Prequel-Trilogie, in derwir die Lebensgeschichten von Graf Leto und Lady Jessica,des bösen Barons Harkonnen und des Planetologen Pardot

10

Page 11: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Kynes erzählten. Anschließend schrieben wir die Legendendes Dune-Universums nieder – Butlers Djihad, Der Kreuz-zug und Die Schlacht von Corrin –, in denen die Konflikt-linien und Ereignisse etabliert werden, die die Grundlagedes gesamten Dune-Universums bilden.

Frank Herbert war unbestreitbar ein Genie. Der Wüsten-planet ist der meistverkaufte und beliebteste SF-Romanaller Zeiten. Bei unserem monumentalen Unterfangen waruns von Anfang an klar, dass es nicht nur unmöglich, son-dern auch unklug wäre, Frank Herberts Stil zu imitieren.Sein Werk hat uns beide stark beeinflusst, und einige Fanshaben auf gewisse stilistische Ähnlichkeiten hingewiesen.Zwar haben wir diese Bücher geschrieben, um die gewalti-gen Maßstäbe und die Atmosphäre der Dune-Romane ein-zufangen und dabei auch Aspekte von Frank Herberts Stilaufgegriffen, doch wir haben uns an unser eigenes Tempound unseren eigenen typischen Satzbau gehalten.

Wir dürfen mit Zufriedenheit feststellen, dass die Verkaufs-zahlen von Frank Herberts ursprünglichen Dune-Romanenseit der Veröffentlichung von Haus Atreides in die Höhegeschnellt sind. Darüber hinaus entstanden zwei sechsstün-dige Fernseh-Miniserien – Frank Herbert’s Dune und FrankHerbert’s Children of Dune –, die sich großer Zuschauer-zahlen und allgemeiner Anerkennung erfreuten (darüberhinaus haben sie einen Emmy Award gewonnen).* Es han-delt sich um zwei der drei meistgesehenen Fernsehproduk-tionen in der Geschichte des US-amerikanischen Sci-Fi-Channels.

* Der erste TV-Dreiteiler wurde in Deutschland unter dem Titel FrankHerbert’s Dune – Der Wüstenplanet gesendet. Die Fortsetzung entsprichtder Handlung des 2. und 3. Bandes der Originalromanreihe von FrankHerbert; die drei Teile liefen in Deutschland unter den Titeln Dune – DerMessias, Dune – Bedrohung des Imperiums und Dune – Die Kinder desWüstenplaneten; eine zusammengeschnittene Fassung wurde als Dune –Krieg um den Wüstenplaneten ausgestrahlt. – Anm. d. Übers.

11

Page 12: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Und schließlich, nach mehr als neun Jahren Vorberei-tung, denken wir, dass die Zeit reif ist für Dune 7. Beim Stu-dium von Frank Herberts Entwürfen und Notizen habenwir festgestellt, dass das Ausmaß und die epische Breite derGeschichte einen Roman von mehr als 1300 Seiten erforderthätten – aus diesem Grund wird die Geschichte in zwei Bän-den veröffentlicht.

Der größte Teil des Epos ist nach wie vor ungeschrieben,und wir beabsichtigen, ihn um noch viele aufregende Ro-mane zu erweitern, um andere Teile der großen, schillern-den Geschichte zu erzählen, die Frank Herbert vorgezeich-net hat. Die Saga des Wüstenplaneten ist alles andere alsvorbei!

BRIAN HERBERT und KEVIN J. ANDERSON, April 2006

12

Page 13: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Nach seiner 3500 Jahre währenden Regentschaft ließ derTyrann Leto II. ein Imperium zurück, das plötzlich für sichselbst sorgen musste. Während der Hungerjahre und derdarauffolgenden Diaspora verstreuten sich die Überreste dermenschlichen Gattung in den Weiten des Alls. Auf der Suchenach Reichtümern und Sicherheit flohen die Überlebendenin völlig unbekannte Gebiete – vergeblich. Fünfzehn Jahr-hunderte lang erduldeten sie und ihre Nachkommen Mühsalund Not. Die Menschheit wandelte sich grundlegend.

Ohne Energie und Ressourcen verlor die traditionsreicheRegierung des alten Imperiums an Einfluss. Neue Macht-gruppen fassten Fuß und bauten ihre Positionen aus. Dochnie wieder sollte die Menschheit es sich gestatten, ihr Wohl-ergehen in die Hände eines einzigen Herrschers oder einernur begrenzt verfügbaren Schlüsselsubstanz zu legen – bei-des hatte sich als entscheidender Fehler erwiesen.

Manche sagen, dass die Diaspora der Goldene Pfad Le-tos II. war, die Feuerprobe, die die Menschheit für alle Zeitenstählen und ihr eine Lektion erteilen sollte, die sie niemalsvergessen würde. Aber wie konnte ein einzelner Mensch –selbst ein Gottmensch, der teilweise auch ein Sandwurmwar – seinen Kindern bewusst solches Leid zufügen? Selbstjetzt, da die Nachkommen der Verlorenen aus der Diasporazurückkehren, können wir die Schrecken, denen unsereBrüder und Schwestern sich in der Ferne stellen mussten,nur erahnen.

Aus einem Bericht der Gildenbank,Niederlassung auf Gammu

Selbst die Gelehrtesten unter uns können sich das Ausmaßder Diaspora nicht vorstellen. Als Historiker bestürzt michder Gedanke an all das auf ewig verlorene Wissen zutiefst,

13

Page 14: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

an all die peinlich genauen Berichte von Siegen und Nieder-lagen, die wir niemals zu Gesicht bekommen werden. GanzeZivilisationen wurden geboren und zerfielen, während die-jenigen, die im alten Imperium geblieben waren, in Selbst-zufriedenheit und Teilnahmslosigkeit verharrten.

Not und Elend der Hungerjahre ließen neue Waffen undTechnologien entstehen. Welche Feinde haben wir uns un-absichtlich gemacht? Welche Religionen, Wandlungen undgesellschaftlichen Prozesse hat der Tyrann in Bewegung ge-setzt? Wir werden es nie erfahren, und ich befürchte, dassunser Unwissen eines Tages auf uns zurückfallen wird.

Schwester Tamalane, aus dem Ordensburg-Archiv

Unsere entfremdeten Brüder, die Verlorenen Tleilaxu, dieeinst in den Wirren der Diaspora verschwanden, sind nunzu uns zurückgekehrt. Aber sie sind von Grund auf verän-dert. Sie haben einen fortgeschrittenen Stamm von Gestalt-wandlern mitgebracht, den sie laut eigener Angaben selbsterschaffen haben. Meine Untersuchung der Verlorenen Tlei-laxu lässt allerdings darauf schließen, dass sie uns eindeutigunterlegen sind. Sie sind nicht einmal in der Lage, in Axo-lotl-Tanks Gewürz zu produzieren, aber sie behaupten,einen überlegenen Stamm von Gestaltwandlern entwickeltzu haben? Wie sollte das möglich sein?

Und dann die Geehrten Matres. Sie haben Interesse aneinem Bündnis angedeutet, doch ihr Handeln entlarvt sieals grausame Eroberer, die ihre Feinde versklaven. Sie habenRakis zerstört! Wie können wir ihnen oder den VerlorenenTleilaxu trauen?

Meister Scytale, versiegelte Aufzeichnungen,in einem ausgebrannten Labor auf Tleilax aufgefunden

14

Page 15: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Duncan Idaho und Sheeana haben unser Nicht-Schiff ge-stohlen und sind mit unbekanntem Ziel aufgebrochen. Siehaben nicht nur zahlreiche Ketzerinnen unter unserenSchwestern mitgenommen, sondern auch den Ghola unseresBashars Miles Teg. Angesichts unseres jungen Bündnissesbin ich versucht, alle Bene Gesserit und Geehrten Matres an-zuweisen, sich voll und ganz auf die Suche nach diesemSchiff und seinen wertvollen Passagieren zu konzentrieren.

Aber nein. Wer kann schon ein einziges Nicht-Schiff inden Weiten des Universums finden? Wichtiger noch: Wirdürfen nicht vergessen, dass ein weit gefährlicherer Feindauf dem Weg zu uns ist.

Dringende Nachricht von Murbella,Ehrwürdige Mutter Oberin und Große Geehrte Mater

15

Page 16: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit
Page 17: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

ER S T E R TE I L

Drei Jahre nach der Fluchtvon Ordensburg

Page 18: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit
Page 19: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

1

Die Erinnerung ist eine scharfe Waffe, die tiefe Wun-den reißen kann.

Aus dem Klagelied der Mentaten

Am Tag seines Todes starb Rakis – der Planet, der Dune ge-nannt wurde – mit ihm.

Dune. Für immer verloren!In den Archivräumen des fliehenden Nicht-Schiffes Itha-

ka verfolgte der Ghola von Miles Teg die letzten Minutendes Wüstenplaneten. Vom anregenden Getränk zu seinerLinken stieg nach Melange duftender Dampf auf, aber derDreizehnjährige beachtete ihn nicht und versenkte sich tie-fer in die Mentatentrance. Die historischen Aufzeichnun-gen und Holobilder faszinierten ihn.

Vor sich sah er Ort und Zeit des Todes, der seinen ur-sprünglichen Körper ereilt hatte. Er sah, wie eine ganzeWelt ermordet wurde. Rakis … vom sagenumwobenenWüstenplaneten war nur noch eine verkohlte Kugel übriggeblieben.

Die Projektion über dem niedrigen Tisch zeigte Archiv-bilder von Kriegsschiffen der Geehrten Matres, die sichüber der braungelben Kugel des Planeten sammelten.Diese Nicht-Schiffe ließen sich nicht orten – genauso wenigwie das gestohlene Schiff, in dem Teg und die übrigenFlüchtlinge nun lebten – und sie besaßen eine Feuerkraft,die allem überlegen war, was die Bene Gesserit jemals be-sessen hatten. Im Vergleich dazu waren herkömmlicheAtomwaffen nicht mehr als Nadelstiche.

Diese neuen Waffen müssen in der Diaspora entwickelt

19

Page 20: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

worden sein. Teg stellte eine Mentatenprojektion an. Mensch-liche Genialität, geboren aus der Verzweiflung? Oder etwasganz anderes?

In der schwebenden Bildaufzeichnung eröffneten dieschwer bewaffneten Schiffe das Feuer. Mit Vorrichtungen,denen die Bene Gesserit inzwischen den Namen »Aus-löscher« gegeben hatten, entfesselten sie gewaltige Feuer-stürme. Das Bombardement wurde fortgesetzt, bis es aufdem Planeten kein Leben mehr gab. Die Sanddünenschmolzen zu schwarzem Glas, und selbst Rakis’ Atmo-sphäre fing Feuer. Große Würmer und dicht bevölkerteStädte, Menschen und Sandplankton – alles ausgelöscht.Nichts hätte dort unten überleben können, nicht einmal erselbst.

Jetzt, beinahe vierzehn Jahre später, in einem völlig ver-änderten Universum, stellte der schlaksige Junge seinenArbeitsstuhl auf eine bequemere Höhe ein. Erneut betrach-te ich die Begleitumstände meines eigenen Todes.

Genau genommen war Teg ein Klon und kein Ghola, denman aus dem Gewebe eines toten Körpers erschuf. Dochdie meisten benutzten letzteren Begriff, um ihn zu be-schreiben. In seinem jungen Körper lebte ein alter Mann,ein Veteran zahlreicher Kriege der Bene Gesserit. Er konn-te sich zwar nicht an die letzten Augenblicke seines Lebenserinnern, aber die Aufzeichnungen ließen wenig Raum fürZweifel.

Die sinnlose Vernichtung des Wüstenplaneten bewiesdie Skrupellosigkeit der Geehrten Matres. Die Schwestern-schaft bezeichnete sie als Huren – mit gutem Grund.

Mit einem leichten Fingerdruck auf die intuitive Steue-rung rief er die Bilder noch einmal ab. Es fühlte sich selt-sam an, die Ereignisse von außen zu betrachten und zugleichzu wissen, dass er dort unten gewesen war, gekämpft hatteund gestorben war, während man diese Aufzeichnungenangefertigt hatte …

20

Page 21: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Teg hörte ein Geräusch vom Eingang der Archivkammerund sah Sheeana, die ihn vom Gang aus beobachtete. IhrGesicht war schmal und scharf geschnitten, und ihr raki-sches Erbe verlieh ihrer Haut einen gebräunten Ton. Inihrem widerspenstigen, umbrafarbenen Haar leuchteteneinzelne Kupfersträhnen, Spuren einer Kindheit unter derWüstensonne. Ihre Augen waren von jenem völligen Blau,das nicht nur ihren lebenslangen Melangekonsum verriet,sondern auch, dass sie die Gewürzagonie durchlaufen hat-te – die Prüfung, die sie zur Ehrwürdigen Mutter gemachthatte. Von allen, die jemals die Agonie überlebt hatten, warsie die Jüngste gewesen – so hatte man es Teg zumindesterzählt.

Die Andeutung eines Lächelns umspielte Sheeanas vol-le Lippen. »Studierst du wieder vergangene Schlachten,Miles? Für einen Befehlshaber ist es nicht gut, so vorher-sehbar zu sein.«

»Es gibt viele Schlachten zu studieren«, antwortete Tegaus dem Mund eines Jungen, der sich mitten im Stimm-bruch befand. »In den dreihundert Standardjahren vormeinem Tod hat der Bashar viel erreicht.«

Als Sheeana erkannte, welche Aufzeichnung sich Tegangesehen hatte, verwandelte sich ihr Gesicht in einesorgenvolle Maske. Der Junge war geradezu besessenvon den Bildern der Vernichtung von Rakis, seit sie indieses fremdartige, unerforschte Universum aufgebrochenwaren.

»Gibt es schon Neuigkeiten von Duncan?«, fragte er, umihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken.»Er wollte es mit einem neuen Navigationsalgorithmus ver-suchen, der uns vielleicht von …«

»Wir wissen ganz genau, wo wir sind.« Sheeana hob dasKinn in einer unbewussten Bewegung, die sie immer häu-figer machte, seit sie Anführerin dieser Flüchtlingsgruppegeworden war. »Mitten im Nirgendwo.«

21

Page 22: Kevin J. Anderson - Penguin Random House...Brian Herbert,der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst SF-Romane verfasst, darunter den in Zusammen-arbeit

Automatisch blendete Teg die Kritik an Duncan Idahoaus. Es lag in ihrer Absicht, dass das Schiff unauffindbarwar – weder die Geehrten Matres noch die korrupten BeneGesserit oder der geheimnisvolle Feind durften sie aufspü-ren. »Zumindest sind wir in Sicherheit.«

Sheeana wirkte nicht überzeugt. »All die unbekanntenFaktoren machen mir Sorgen. Wo wir sind, wer uns ver-folgt …« Sie verstummte und fügte dann hinzu: »Ich lassedich jetzt mit deinen Studien allein. Bald gibt es wiedereine Lagebesprechung.«

Teg merkte auf. »Hat sich etwas Neues ergeben?«»Nein, Miles. Und ich gehe davon aus, dass man uns im-

mer wieder dieselben Argumente präsentieren wird.« Siezuckte die Achseln. »Die anderen Schwestern scheinennicht gewillt zu sein, sich davon abbringen zu lassen.« IhreGewänder raschelten leise, als sie die Archivkammer ver-ließ und ihn in der summenden Stille des riesigen, un-sichtbaren Schiffes zurückließ.

Zurück nach Rakis. Zurück zu meinem Tod … und denEreignissen, die ihn herbeigeführt haben. Teg ließ die Auf-zeichnung zurücklaufen, wählte alte Berichte und Kom-mentare aus, und sah sie sich erneut an, diesmal von ei-nem früheren Zeitpunkt aus.

Jetzt, da seine Erinnerungen geweckt waren, wusste erwieder, was er vor seinem Tod getan hatte. Er brauchtedie Aufzeichnungen nicht, um sich ins Bewusstsein zurufen, wie der alte Bashar auf Rakis in die Zwickmühlegeraten war, wie er das Unglück regelrecht herausgefor-dert hatte. Damals, auf Gammu, einem Planeten, der unterdem Namen Giedi Primus einst Heimat des bösen, längstausgelöschten Hauses Harkonnen gewesen war, hatten erund seine loyalsten Männer – Veteranen zahlreicher sieg-reicher Kriege – ein Nicht-Schiff gestohlen. Bereits Jahrezuvor hatte man Teg eingesetzt, um den jungen Ghola vonDuncan Idaho zu beschützen, nachdem zuvor elf von Dun-

22