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- Koraktor März 2005

Koraktor 03 2005 - kts-freiburg.org · tung noch "menschlich" war und der Kapi-talismus scheinbar "sozial". Das Modell der "Sozialpartnerschaft" zwischen Be-schäftigten und Unternehmensführung,

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-Koraktor

März2005

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KTS-BürokratieJeden Montag um 20 Uhr PlenumVeranstaltungsplenum jeden ersten und dritten Montag im Monat.

Programm- und Koraktorbeiträge bis spätestens zum 15. des Vormonats an: [email protected]

KTS, Basler Str. 103, 79100 Freiburg, 0761/4002096http://www.kts-freiburg.org; [email protected]

INFOLADENjeden Donnerstag

in der KTS, 17-20 Uhr

Bücher und Zeitschriften

Kaffee und veganer Kuchen

Buttons und Aufnäher T-Shirts

Und mehr...

[email protected] Buchbestand online: http://www.nadir.org/dataspace

Nix

fälltwieder

Vorwort ein.kein

Der

als imKopf!

Koraktorabo: 10 Euro als Verrechnungsscheck an:Koraktor, c/o KTS, Basler Str. 103, 79100 Freiburg

Flausen

Redaktion

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Koraktor 3

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x)ÜBER ARBEITSFETISCHISMUS, NATIO-

NALISMUS UND EMANZIPATION

Der Begriff mag altmodisch klingen, doches existiert noch immer: das Proletariat.Es gibt sie noch, jene Klasse der Gesell-schaft, die nichts besitzt außer ihrer Ar-beitskraft, welche sie Tag für Tag verkau-fen muss, um sich vom dabei erzieltenLohn am Leben erhalten zu können. DasProletariat existiert in Deutschland genau-so wie in allen anderen Staaten, in denenLohnarbeit und Warenproduktion, sowie,daraus resultierend, die Teilung der Ge-sellschaft in Klassen existiert, das heißt:auf dem gesamten Globus. Aber mit dementsprechenden Klassenbewusstsein istes fast überall nicht weit her - hierzulandeam wenigsten. Trotz des immer offenergeführten Klassenkampfs von oben, trotzSozialabbau, Arbeitszwang und Massen-entlassungen, trotz Arbeitszeiterhöhun-gen und was sonst noch alles kommenmag: "vereinigen" wollen die Proletarie-rInnen sich nicht, und mit ihren Leidens-genossInnen aus anderen Ländern erstrecht nicht.

Wenn in Deutschland das Proletariat aufdie Straße geht - wie kürzlich bei den"Montagsdemonstrationen" oder den "wil-den Streiks" bei Opel - stellt es seine ob-jektive Lage nicht etwa in Frage undkämpft grundsätzlich gegen seine alltägli-che Ausbeutung am Arbeitsplatz, sondernes wünscht sich zurück in jene goldeneWirtschaftswunder-Zeit, als die Ausbeu-tung noch "menschlich" war und der Kapi-talismus scheinbar "sozial". Das Modellder "Sozialpartnerschaft" zwischen Be-schäftigten und Unternehmensführung,nichts anderes als ein zeitweilig geglük-kter Versuch, die objektiven Interessen-gegensätze zwischen Bevölkerung undKapital durch allgemeinen Wohlstand zubefrieden und scheinbar abzuschaffen -dieses in Krisenzeiten längst überholteModell des "rheinischen Kapitalismus"dient auch heute noch einigen als Vorbild"linker" Politik. Nicht die Teilung in Besit-zende und Nichtbesitzende, Arbeitendeund Arbeiten-Lassende, nicht der un-trennbare Zusammenhang von steigen-

dem Profit und sich verschlechternden Ar-beitsbedingungen, Überproduktion undArmut, Arbeitszeitverlängerung und Ar-beitslosigkeit - nicht dieser fundamentaleSkandal der kapitalistischen Vergesell-schaftung selbst soll angegriffen werden,sondern nur seine gegenwärtige Erschei-nungsform, die doch ohne ihre ökono-misch-politischen Grundlagen gar nichtdenkbar ist.

Es scheint fast so, als ginge es den Prote-stierenden um nichts anderes als darum,auf keinen Fall aus dem Verwertungszu-sammenhang herauszufallen; als ginge esihnen gerade darum, arbeiten zu dürfenund im Zweifelsfall nur möglichst "sozial-verträglich" aus ihren sozialen Zu-sammenhängen herauskatapultiert zuwerden. Um nicht von schöpferischer Un-tätigkeit bedroht zu werden, bieten dienoch Arbeitenden sogar bereitwillig an,auf Teile ihres Lohns zu verzichten - alswäre Lohnarbeit ein Selbstzweck und dasBedienen von Maschinen im Takt derStechuhr ein Privileg, für das kein Preis zuhoch und kein Lohn zu niedrig ist.

Wie wenig die direkt (d.h. beschäftigten)oder indirekt (d.h. arbeitslosen) Lohnab-hängigen in Deutschland fähig und willenssind, "alle Verhältnisse umzuwerfen, indenen der Mensch ein erniedrigtes, eingeknechtetes, ein verlassenes, ein ver-ächtliches Wesen ist" (Karl Marx), machendie Slogans deutlich, die auf etwa auf denMontagsdemos 2004 auf Plakaten zu lesenwaren. Da stand zum Beispiel: "MEN-SCHEN WÜRDE(N) ARBEIT(EN)". - Wassoll das heißen? Hat Lohnarbeit, außerdass sie sie mit Füßen tritt, irgendetwasmit Würde zu tun? Definiert sich diemenschliche Würde - was auch immerdiese eigentlich sein mag - über Besitzoder Fehlen eines Jobs? Die entfremdeteLohnarbeit - d.h.: Produkte herzustellen,die den Herstellenden selbst nicht gehö-ren und die ihnen für teures Geld wiederverkauft werden - das Herumstehen in derFabrikhalle, im Großraumbüro und imCall-Center - das ist heute, nach 300 Jah-ren Aufklärung, der neue Ort der mensch-lichen Würde?

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Nichts anderes kann gemeint sein. Und mehr nochschwingt in diesem Slogan mit: "Menschen würdenarbeiten, wenn..." - wenn was? Die realistische Ant-wort würde lauten: wenn da nicht der Kapitalismuswäre, dessen Prinzip es ist, dass Arbeit sich für dasKapital rentieren muss, was im Zeitalter der Ma-schinen bekanntlich nicht durchweg der Fall ist.Oder gar, aus linker Perspektive: Menschen würdeneigentlich nicht arbeiten, wenn sie nicht dazu ge-zwungen wären!

Tatsächlich gemeint aber ist vielmehr der obrig-keitshörige Appell an die einzelnen UnternehmerIn-nen und PolitikerInnen: "Menschen würden arbei-ten, wenn Ihr uns arbeiten lassen würdet!" Letztlichzeigt sich hier also ein absurder moralischer Appellan die AkteurInnen eines Systems, in dem es vonGrund auf noch nie weder moralisch noch nach demWillen einzelner AkteurInnen zugegangen ist; einAppell an die Macht der Autorität, sich besser um ih-re Untertanen zu kümmern, und zugleich eine Aner-kennung und Legitimierung eben dieser Autorität.Die Unterwerfung geht schließlich soweit, dass dieBedingungen der eingeforderten Arbeit zur Neben-sache werden: Flexibilisierung, unbezahlte Mehrar-beit und Lohnsenkungen sind allesamt akzeptabel,um dem Zustand der Arbeitslosigkeit zu entgehen.Denn Arbeitslosigkeit wird in dieser Logik - weil Ar-beit eben Würde ist - als soziale Stigmatisierungund Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Le-ben erfahren anstatt als Freiheit von Ausbeutungund Entfremdung. Die Aussicht auf Ein-Euro-Skla-verei gibt zur Zeit immerhin berechtigten Anlass,Arbeitslosigkeit realistisch als Stigma zu empfin-den; die Stigmatisierung der Arbeitslosigkeit selbstaber wird nicht thematisiert. Stattdessen heißt es inden Reihen der Gewerkschaftslinken ebenso wie beider SPD und der CDU: "Sozial ist, was Arbeit schafft!"

Es ist dies die grundlegende ideologische Verkeh-rung des Bewusstseins über die eigene Lage, dieden Kapitalismus auszeichnet: die Aufrechterhal-tung der eigenen Knechtschaft wird als Eigeninte-resse der Individuen wahrgenommen, das es mit al-len Mitteln zu verteidigen gilt - im Zweifelsfall gegendie Herren selber. Diese ideologische Verkehrungdes Bewusstseins ist freilich weder ein neues Phä-nomen, noch ist es ein spezifisch deutsches Phäno-men. Sehr deutsch jedoch ist die besondere Art undWeise, wie sich dieses falsche Bewusstsein hierzu-lande zuspitzt. Denn ist es allzu abwegig, in den Ein-Euro-Jobs eine neue Form des faschistischen Ar-beitsdienstes zu erkennen? Spiegelt sich in der An-

betung der Arbeit nicht jene Tradition wider, die denDienst an der Nation über alles vernünftige Eigenin-teresse stellte? War es nicht der Fetisch Arbeit, derschon einmal alle Klassengegensätze zum schein-baren Verschwinden gebracht hat, weil plötzlich alle- Ausgebeutete und Ausbeutende - im angeblichselben deutschen Boot saßen? Was ist die Ausgren-zung und Diskriminierung Nicht-Arbeitender prinzi-piell anderes als der Ausstoß der Faulen und Verrä-ter aus der Volksgemeinschaft?

Auch der mittlerweile wieder offen auftretendeAntisemitismus erscheint in dieser Logik nur kon-sequent: postulierte der antisemitische Wahn dochseit jeher auf die Trennung zwischen einem bösen,"raffenden" (das heißt: faulen und "jüdischen", frem-den) Kapital und einem guten, produktiven (derVolksgemeinschaft zugehörigen, "deutschen") Kapi-tal; beharrte er doch seit jeher auf der typisch deut-schen Trennung zwischen scheinbar "anständiger"Arbeit im Dienste der Nation und zersetzendem "In-tellektualismus" im Dienste der bolschewistischenZersetzung. Bis heute hat dieses Denken in weitenTeilen der Bevölkerung, und bis weit in die Linkehinein, Bestand.

In diesem "postfaschistischen" gesellschaftlichenKlima ist es nicht verwunderlich, wenn die von derCDU kürzlich wieder einmal neu angefachte "Patrio-tismus-Debatte" auf fruchtbaren Boden fiel und fällt.Aufgeschreckt durch die Landtagswahlerfolge derrechtsradikalen Parteien, die den bürgerlichen Par-teien 2004 in Brandenburg und Sachsen erheblichesWählerpotential abgegraben hatten, entdecktenKonservative ihre Vaterlandsliebe als Mittel, die auf-tretende Unzufriedenheit in ihrem Interesse zu ka-nalisieren. Sie rührten bewusst einen schwarzbrau-nen Kitt an, der die sich immer offener als Barbareipräsentierende Gesellschaft quer durch alle Schich-ten wieder zur "Nation" zusammenpappen sollte.Ein deutliches Beispiel für diese Tendenz zeigt sichim Ausspruch des sächsischen MinisterpräsidentenGeorg Milbradt (CDU): zu den braunen Stimmenge-winnen meinte dieser, dass seine Partei nun ver-stärkt "nationale Themen" besetzen müsse, um wie-der "an den Stammtischen" verstanden zu werden.

Diese allzu wohlwollende Empathie gegenüberdem "Volksempfinden" hat verschiedene Ziele undHintergründe. Immer jedoch führt das Denken inKategorien von "Volk" und "Nation", selbst wo esganz harmlos und pazifistisch auftritt, zur Ausgren-zung all jener Menschen, die in diesen Konstrukten

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keinen Platz haben; immer schon lauert unter derOberfläche nationalistischen Denkens die Möglich-keit des Pogroms: denn wo Deutsche sind, da sindimmer auch Nicht-Deutsche; wo Patrioten sind, sindimmer, per definitionem, auch Verräter; wo Volk ist,da sind immer auch Volksfremde.

Wenn sich auch bürgerliche PolitikerInnen (vonRoland Koch bis Gerhard Schröder und WolfgangClement) gegenüber diesem Denken öffnen, so tunsie es vielleicht vor allem aus einem Grund: Für dasInteresse des Gesamtsystems Kapitalismus ist derNationalismus eine erfolgreiche Strategie, tatsächli-che Herrschaftsverhältnisse zu verschleiern undwiderständiges Denken wirksam im Keim zu er-sticken. Wir sitzen ja alle, erst recht im Konkurrenz-kampf gegen die Polen und die Chinesen, in einemBoot. Diese Strategie ist nicht neu; sie ist spätestensseit Bismarck und Kaiser Wilhelm fester Bestandteilrechter Regierungspolitik. Gehörten zu dieser Stra-tegie damals jedoch, wie später im deutschen Fa-schismus auch, zahlreiche soziale Zugeständnisse,welche die Bevölkerung an die Obrigkeit bindensollten und linkem Widerstand den Wind aus denSegeln nehmen sollten - von Sozialleistungen bis"Kraft-durch-Freude"-Privilegien -, so hat diegegenwärtige Krise nichts weiter zu bieten als diebloß noch ideologische Verschleierung der sich ver-schärfenden Ausbeutung und realen Verelendung.Um so seltsamer muss es erscheinen, dass dasProletariat auch heute noch so anfällig für völki-sches Denken ist und es selbst mit produziert. Der"korporative", sozialstaatliche Kapitalismus gehörtder Vergangenheit an, aber die Ideologie, die diesenbegleitet, lebt fort als Relikt pseudolinker Wünscheund Hoffnungen, eine Rückkehr in die gute alte Zeitdes sozialen Friedens wäre innerhalb des kapitali-stischen Systems irgendwie möglich.

Tatsächlich aber zeigen sich die gesellschaftlichenVerhältnisse heute unverhüllter denn seit langem.Ihnen ins Auge zu schauen heißt darum zunächstnicht mehr als: sich von der Sozialstaatspropagandanicht einwickeln zu lassen. Denn der Sozialstaat warvon vornherein nichts anderes als der Versuch desKapitals, mögliche Revolutionen im Keim zu erstik-ken, indem der materielle Druck auf die Beschäftig-ten gemildert wurde. Wenn dieser Druck heute nichtmehr gemildert werden kann, ohne den Verwer-tungsinteressen des Kapitals zuwiderzulaufen, sobedeutet dies zunächst eine Chance der Bewusst-werdung, nämlich die Möglichkeit, sich der prinzi-piellen Un-Möglichkeit bewusst zu werden, es kön-

ne im Kapitalismus jemals ein gutes Leben geben.Die gegenwärtige Krise ermöglicht - bei allem Leid,das sie leider erzeugt - auch die Einsicht in die fun-damentalen Widersprüche eines Systems, das im-mer schon auf Barbarei und Ausbeutung, Entfrem-dung, Entwürdigung und Verelendung basiert.

Die Krise ist zugleich eine Chance, sich bewusst zuwerden, dass der Hauptfeind noch immer im eige-nen Land steht und dass nur die soziale Revolution,als "Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Inter-esse der ungeheuren Mehrzahl" (Marx), uns ausdem Elend befreien kann. Keine Obrigkeit kann unsdie Aufgabe abnehmen, dem Kapitalismus seinwohlverdientes Ende zu bereiten. Keine Partei kannuns die Notwendigkeit abnehmen, uns selbst zu or-ganisieren und die Regierung des Menschen durchden Menschen zu ersetzen durch eine Assoziationfreier Individuen, in welcher der Reichtum der Einennicht mehr das Elend der Anderen bedeutet. EineGesellschaft, in der die unwürdige Teilung der Men-schen in Besitzende und Besessene endlich aufge-hoben ist und in der es für alle Menschen heißt, un-abhängig von Herkunft und Geschlecht: "Jeder nachseinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnis-sen!"

Der erste Schritt in diese Richtung muss darin be-stehen, alle bestehenden Illusionen aufzugeben, derKapitalismus selbst könne dauerhaft die Problemelösen, die er seit seinem Bestehen unweigerlich er-zeugt. Letztlich aber ist "die Forderung, die Illusio-nen über seinen Zustand aufzugeben, die Forde-rung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion be-darf." (Marx) Der Weg, diesen Zustand selbst aufzu-geben, führt nur über den Zusammenschluss derer,die von den Verhältnissen betroffen sind - sei es alsArbeitende, Arbeitslose, als Studierende oder alsAusgegrenzte und Marginalisierte. Insofern sitzenwir tatsächlich alle in einem Boot. Anstatt unsgegeneinander ausspielen und spalten zu lassen insolche, die dazugehören und solche, die nicht dazu-gehören, müssen wir dem organisierten Klassen-kampf von oben den organisierten Klassenkampfvon unten entgegensetzen: den erbitterten Kampfgegen untragbare Verhältnisse - gegen das Regiert-werden, gegen das Privateigentum, gegen die Aus-beutung. Stattdessen: für die Selbstverwaltung, fürdas gesellschaftliche Eigentum, für die soziale Re-volution!

Für den Kommunismus! Für die Anarchie!La Banda Vaga, Februar 2005

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FILM: „GOLD, GIFT UND REGENWALD“

Bei der Filmvorführung wird für an-schließende Fragen und DiskussionenThierry Sallantin anwesend sein, dervon 1984 bis 2000 bei den Wayana-In-dianern lebte und wegen seinem Ein-satz für den Erhalt des Regenwaldes 4Jahre im Gefängnis saß.

Französisch Guyana, das an den Norden Brasiliensgrenzt, ist als ehemalige französische Kolonie heuteeines der Departments Frankreichs und gehört so-mit zur EU. 97% des Landes ist von Regenwald be-deckt. 90% seiner 200 000 Einwohner leben entlangder Atlantikküste. Der Rest des Landes ist zu 75%

#01Dienstag 20 Uhr

KTS # MÄRZ

RIOT PUNK FESTIVAL

Es spielt auf eine lustige Reisegesell-schaft von Anarcho Street Punks ausStuttgart Namens RIOT BRIGADE, dielautstarken Eidgenossen von ENT-WAFFNUNG die ihre Old SchoolBundesheer-Karabiner knallen lassen,ROCK FOR RIOT aus der Pfalz die Mo-

törhead-Granaten auf die Bühne schmettern und TO-RA BORA aus Freiburg die Urwaldkrieger miemen.

#05Samstag21 Uhr

MASH GORDON & THE THREE WILLIS

MASH GORDON, die Actionbrat-wurstelektroschweinerocker… Diskobernd & Lu Weed, fegen mit ih-

rem fliegenden Proberaum in Zeitender Depressionen und gepökeltenSchweineschwarten durch alle 12Kontinente unseres hellblauen Uni-

versums. In ihren Hundkostümen gehen sie abwie Schmitts Katze und müssen durch den locke-ren Umgang mit ihrer Muttersprache immer fürdiverse Schenkelopfer herhalten.UND ÜBRIGENS: Sie wurden von DEEDEE Ramo-

ne gesandt um mit ihrem vollendeten Power Dilet-tantismus die Menschen zu erfreuen!!! Beide sind Anhänger und auch Begründer der

immer populär werdenden BRATWURSTANAR-CHIE.THE THREE WILLIS, im April des Jahres 2004 fan-

den sich vier punkrock-fanatische Freaks, umsich ab sofort im Proberaum auf den Sack zu ge-hen, das ein oder andere Pils zu vernichten und

#06Sonntag21 Uhr

GLOSSAR

Der Totenkopf steht für Metall,Hardcore, Crust und sonstigeundefinierbare laute, Gitarren-musik.

Die Dame mit der Fahne gehörtzu Diskussions-, Info- und Rede-veranstaltungen.

Das Pärchen zeichnet Tanzver-anstaltungen aus, nichtelektro-nisch, mal Disco, mal Rock’n’-Roll.

Robotnik = intelligente Gitarren-/Elektrolivemusik, oder das, wasdafür gehalten wird.

1-2-3 Punk, dafür FrankensteinsMonster, laut und deutlich, Kon-zerte für Freunde der Old School.

Last, not least, die Dame mitdem Afro. Reggae, HipHop undelektronische Tanzveranstaltun-gen.

unbesiedelt. Die EU trägt rund 3/4 des guyanischenStaatshaushaltes.Mit Deutschlands Anteil von 30% des EU-Budgets

wird also ein großer Teil dessen finanziert, was inFranzösisch Guyana – dem einzigen Regenwaldge-biet, das zur EU gehört - passiert. Vor allem finan-ziert die EU Infrastrukturmassnahmen wie denStraßenbau. Diese destruktive Politik, die zur Zer-störung des Regenwaldes führt, ist auch extremfremdbestimmt, da Strassen vor allem multinatio-nalen Konzernen dienen, die im Regenwald denGoldabbau vorantreiben. Die eigentlichen Bewoh-ner brauchen diese Strassen nicht, im Gegenteil -sie zerstören den Lebensraum der Indigenen Be-völkerung.... Mehr siehe Seite 10

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KTS # MÄRZ

MOHO& DERROTA

Montagskracher presents:MOHO, die Rockin´ Sludgecorkings

aus Madrid, drücken mit ihrem ge-waltigen Sound alles an die Wand.Sie verbinden direkte, rockige Mit-reißmusik wie z.B. von Eyehategododer Keelhaul mit ruhigen Isis- oder

Fleshpressartigen Parts bis hin zu schweren,mächtigen Pelikan-Teilen, wobei der Rockfaktorstets überwiegt. Tiefe Gitarren, erschütternd bisins Mark, und eine wütend, kraftvolle Stimme las-sen den Unterkiefer nicht mehr nach oben kom-men. DERROTA sind ex-Zanussi Leute aus Valencia

und wissen mit einem Spagat von Poison Idea zuCeltic Frost zu überzeugen. Geradeaus gibts Voll-dampf im Style von From Ashes Rise. Festhaltenwird heute Abend nicht viel helfen… denn dashaut um!

#14M o n t a g 21 Uhr

EXPERIMENTAL DENTAL SCHOOL(USA)& ENIAC (D)

Der laut+wild-fraktion dürften diehamburger dance-noise-rocker ENIACinzwischen ein begriff sein, gastierensie doch schon zum 3. mal in der kts.und auch dieses mal wird uns die"zweitbeste liveband deutschlands"(expertenaussage) mit tanzbaren

schweinerock, lustigem stageacting und tollen gitar-rensoli beglücken.EXPERIMENTAL DENTAL SCHOOL kommen aus

dem fernen kalifornien zu uns, und wissen mit einergekonnten mischung aus zirkusmusik und "mr.bun-gle auf psychodrogen" zu begeistern. wow, wasfreun wir uns drauf...aus mitleid mit dem arbeitnehmeranteil unter unse-

ren gästen fangen wir um 22uhr an. danke fürspünktilich kommen.

#15Mittwoch 21 Uhr

KULTURFEST DESALAMBRARWEG ALLE ZÄUNE

Musik und Kunst aus Afrika, Süd-amerika und Europa

13:00 Malerei Kinder Workshop18:00 Filme, Victor Jara Music Docu-mental, Südamerika Diaprojektion20:00 Recycling Art Installation,

4 Theater Moment, Action Instant Sound22:00 BANDS: Gozadera (latin freestyle music),Silimbo (Mama African Sound), In Spirit (Nürn-berg), Los Impressentables (Latinopunk), CookieStudio, Dj Fito, Dj Moses

#12Samstag ab 13 Uhr

alsbald mit jeder Menge Spaß an der Sache durchdie Lande zu ziehen und zu rocken.Die three Willis versuchen, sich musikalisch nicht

in irgendeine Schublade stecken zu lassen, habendennoch einen eigenen unverwechselbaren Stil,der sich hin und wieder auf der Bühne durchunterhaltende Einlagen verschiedener Art äußert.Die Vorbilder der Jungs reichen von A wie Againstme, bis zu Z wie Zocial Distortion. TTW stehen für gute Laune-Musik, sowie eingän-

gige Melodien und Texte mit politischem Anspruch.

VOKÜ & SCHWARZWANDSTÜBLE

Heute à la WILD WILD WEST:Bonanza läßt grüßen. Auf den Spurenvon Hop Sing läd euch die Vokü zu einerlecker feinen Henkersmahlzeit ein. An-schließend stehen die Schwingtürendes Schwarzwandsaloons offen für Po-ker, Dosenschießen, Countrymusik,

Pferde- und Achselschweiß, Kautabak, Pokerface-Contest, Galgenhumor, Whisky und Friedenspfeifen. Kriegsbemalung, Skalps und Schusswaffen bitte amEingang abgeben.re, Bass, Keyboard, Gesang, Frö-sche & ab und zu Trompete. Als kleines Weihnachts-geschenk erblicken die Jungs extra für euch zumersten mal das Licht der Bühne. Im Anschluss habtihr das Vergnügen, Gathering Pancake live an seinenPlatten und Tellern zu erleben.Dazu gibt´s leckere KTS-Plätzchen und wie immer istder Eintritt frei.

#23Mittwoch 20 Uhr

GO.LEM SYSTEM& DJ’S

Reggae Konzert und Party

GO.LEM SYSTEM aus Barcelona mi-schen auf sehr tanzbare Weise Lati-no Reggae, Dub und Trip Hop. Dassechsköpfige Kollektiv hat nebenGesang, Gitarre, Bass, Trompete,

#26Samstag 22 Uhr

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FLEAS AND LICE (NL)& TOXIC NARCOTIC (US)

Die trinkfreudigen altpunker ausgroningen raffen sich nach langerzeit mal wieder zu ner tour auf undrocken endlich auch mal freiburgbzw. die KTS, mit brandneuer platteim gepäck! für einen feuchtfröh-lichen punkrock-mittwoch und ver-

katerten donnerstag is also gesorgt, die partykann man sich nicht entgehen lassen. drink posi-tive - don't go to work!!mit dabei sind toxic narcotic aus texas, dem be-kanntlich schönsten teil der u$a, die euch jedemenge traditionelle cowboy-hits vordudeln wer-den, zu denen auch der bush-schorschi so gernesein gichtiges tanzbein schwingt.politischer hc punk vom feinsten!

#30Mittwoch 21 Uhr

INNER CONFLICT& EGBERT´S REVENGE

Gerade hat mal wieder die Sommer-zeit begonnen. Für Inner Conflictdürfte es für eine Neuauflage des„Rock am (Opfinger)See“ - dort durf-ten Menschen mit gutem Ge-schmack das Brühler Quartett dasletzte Mal erleben- aber doch noch

etwas zu früh sein, deswegen führt sie ihr mittler-weile dritter Freiburg - Trip wieder in die gewohn-ten vier Wände. Nicht nur die ausdauernde -wennauch etwas wortkarge- Drummerin ist wieder mitan Bord, sondern auch ein erweitertes Repertoirean abwechslungsreichen melodischenPunk/Hardcore – Songs mit Frauengesang, wasnicht zuletzt mit der vor mittlerweile einigen Mo-naten erschienenen neuen Platte namens „An-schlusstreffer“ zu tun haben dürfte. Auch dieJungs und Mädels von Egbert´s Revenge beehrenuns nach längerer Abstinenz erneut. Musikalischrelativ ähnlich gelagert, sollte damit dem feucht-fröhlich-wilden Treiben (Montag ist Feiertag!)nichts mehr im Weg stehen. Beginn ist 22:00 Uhr,Eintritt im selben Bereich wie immer, Studentenmit Ausweis bezahlen selbstverständlich den er-höhten Solieintritt.

#27Sonntag 21 Uhr

NEUIGKEITEN, ÄNDERUNGEN, USW...HTTP://WWW.KTS-FREIBURG.ORG

KTS # MÄRZ

UMSONSTLADEN

Abgeben, Abholen, Mitnehmen. Alles für Nix von 16 bis 20 Uhr.

jeden Donnerstag16 Uhr

INFOLADEN

Bücher und Zeitschriften, Buttons und Auf-näher, T-Shirts, Kaffee und veganer Kuchen.

jeden Donnerstag17-20 Uhr

SCHWARZWANDSTÜBLE

Buntes Flair in schwarzen Wänden –die andersArtige Kneipe

jeden 4tenMittwoch21 Uhr

KTS # IMMERUMSONSTLADEN

Abgeben, Abholen, Mitnehmen. Alles für Nix von 17 bis 19 Uhr.

jeden Dienstag17 Uhr

ROTE HILFE/EA/SANIS

Hilfe bei Problemen mit der Polizei,Repression u.ä.

jeden 2/3/4Dienstag20 Uhr

8 Koraktor

Trombon auch einen Computer an Board, der sichfür die treibenden Trip Hop Einflüsse verantwort-lich zeigt. Darüber hinaus sorgt der Sänger mitHilfe eines Effektgerätes für zusätzliche Samplesund Loops.Sie haben gerade ihre neue CD „Viaje“ fertig ge-

stellt, auf der u.a. Manu Chao als Gastmusiker zu-hören ist. Diese Band wurde von uns schon live inBarcelona getestet und wir können euch dieseunglaubliche Tanzparty mit Gänsehautgarantienur wärmstens ans Herz legen.Unterstützt wird die Band nach dem Konzert von

dem Freiburger A-SKA-TU SOUNDSYSTEM mitReggae, Ska, Latino, Flamenco, Punk, Rai und HipHop aus südlichen Gefilden.Das Tanzbein darf geschwungen werden!.....

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Koraktor 9

VolxküchenDienstag, 1. März

Strandcafe, Grethergelände20.30 Uhr

Dienstag, 8. MärzSusicafe, Vauban

20 Uhr

Dienstag, 15. MärzStrandcafe, Grethergelände

20.30 Uhr

Mittwoch, 23. MärzKTS, Basler Straße103

20 Uhr

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„Gold, G

ift und Regenw

ald“Französisch Guyana, das an den Nor-

den Brasiliens grenzt, ist als ehemaligefranzösische Kolonie heute eines derDepartments Frankreichs und gehörtsomit zur EU. 97% des Landes ist von Re-genwald bedeckt. 90% seiner 200 000Einwohner leben entlang der Atlantik-küste. Der Rest des Landes ist zu 75%unbesiedelt. Die EU trägt rund 3/4 desguyanischen Staatshaushaltes.Mit Deutschlands Anteil von 30% des

EU-Budgets wird also ein großer Teildessen finanziert, was in FranzösischGuyana – dem einzigen Regenwaldge-biet, das zur EU gehört - passiert. Vor al-lem finanziert die EU Infrastruktur-massnahmen wie den Straßenbau. Die-se destruktive Politik, die zur Zerstörungdes Regenwaldes führt, ist auch extremfremdbestimmt, da Strassen vor allemmultinationalen Konzernen dienen, dieim Regenwald den Goldabbau vorantrei-ben. Die eigentlichen Bewohner brau-chen diese Strassen nicht, im Gegenteil- sie zerstören den Lebensraum der In-digenen Bevölkerung.Von den ursprünglich 30 indigenen Völ-

kern leben heute noch 6, überwiegendals Jäger und Sammler. Für sie wurdeim Süden ein Schutz-Gebiet eingerich-tet. Einige Gruppen, die noch nie Kontaktzu Fremden hatten, sind durch keinerleiImmunität gegen unsere Krankheitengeschützt, daher kann ihr Territoriumbisher nur mit Genehmigung der Regie-rung betreten werden. Dieser überle-benswichtige Schutzkönnte bald ein En-de haben.

Nationalpark-Pläneund die Gold-Konzerne

1992 hatte sich Frankreich auf dem Gip-fel in Rio verpflichtet, einen National-park in Französisch Guyana zu schaffen.Ursprünglich war dafür eine Region imNorden vorgesehen, die auf Grund vielerseltener Arten als eine der biologischwertvollsten des Amazonasgebiets gilt.Hier wird jedoch der Goldabbau vonmultinationalen Konzernen vorange-trieben. Die eigentliche Schürfarbeit istauf zahlreiche kleine, oft illegale Betrie-

be verteilt. Hier herrschen mafia-ähnli-che Strukturen, wo Verbrechen anMensch und Natur kaum untersucht,geschweige bekämpft werden.Böden und Gewässer sind von Quek-

ksilber verseucht,das beim Goldabbaueingesetzt wird, sodass die indianischeBevölkerung zunehmend an Vergif-tungs-erscheinungen erkrankt.?Auf Druck der Bergbau-Konzerne hat

Frankreich das für den Nationalparkvorgesehene Gebiet so weit nach Südenverschoben, dass es jetzt genau im Ter-ritorium der Indigenen liegt. Damit wäreihr Schutz dahin, da nach französischemRecht ein Nationalpark jedem offensteht.Die ganze Entwicklung ging an Europa

vorbei - selbst in Frankreich wurde jedeDiskussion darüber unterdrückt. Erstseit der französische Ethnologe ThierrySalatin nach Deutschland kam, um unszu informieren, begannen einige NGOs,sich des Themas anzunehmen.

Wir dürfen nicht zulassen, dass einesder wenigen Territorien, die indigeneVölker schützen, geopfert wird, um ei-nen Nationalpark nach den Interessenmultinationaler Konzerne zu schaffenund das Ganze von der EU finanziertwird.

Die französische Regierung muss auf-gefordert werden, die Rechte indigenerVölker gemäss der ILO-Konvention 169anzuerkennen und den Nationalparkaußerhalb des Schutzgebietes zu schaf-fen.

Die EU muss aufgefordert werden, dieRechte indigener Völker innerhalb derEU selbst zu respektieren und sie mussdie Vergabe von Geldern von der Einhal-tung europäischer Umwelt- und Sozi-alstandards abhängig zu machen.

Präsentation des Dokumentarfilms :

„Das Gesetz des Dschungels, Chronikeiner rechtsfreien Zone: Französisch-Guyana“. Der Krieg um Gold.

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Ein bisher unbekannter Film, der vondem größten französischen Départe-ment (und damit Teil der europäischenUnion), im nördlichen Amazonien gele-genen Französisch-Guyana handelt, unddie dortigen vom Rechtsstaat sich im-mer weiter entfernenden Verhältnisseanklagt. Endlich wurde dieses wichtigeDokument diese Woche auf dem SenderOdysée uraufgeführt. Trotz mehrfacherAuszeichnung war der Zugang der Öf-fentlichkeit auf das Dokument bisher aufFestivals und das Internet beschränkt(http://loidelajungle.fr.st oder aufwww.naturvoelker.org)).

Dieser Film dokumentiert den rechts-staatlichen Untergang des größten fran-zösischen Départements Französisch-Guyana, wo eine Miliz aus Goldsucherndie Exekutive übernommen hat. In deman Brasilien angrenzenden Regenwald-gebiet leben Goldsucher und brasiliani-sche Gastarbeiter unter konfliktreichenVerhältnissen. Die Goldsucher unter Je-an Bena sind gut organisiert und dabeiein Netzwerk des Terrors zu etablieren.Der Regisseur hat erschreckende Au-genzeugeberichte von Opfern gesam-melt, die die Folterung und Tötung meh-rerer ihrer Freunde und Bekannten be-zeugen. Ein Rechtsanwalt und ein Mit-glied der SAMU ( frz. Rote Kreuz) bestä-tigen diese Angaben, denen von derStaatsanwaltschaft und der Forstauf-sichtsbehörde nicht nachgegangenwird.

Der Film berichtet außerdem, wie Goldmit Quecksilber gewonnen wird(1kgQuecksilber für 1kg Gold). Dies führt zurVergiftung der geschützten Flüsse undbedroht die bereits dezimierte ameroin-dianische Urbevölkerung mit der Mina-mata-Krankheit.

Bei der Filmvorführung wird für an-schließende Fragen und DiskussionenThierry Sallantin anwesend sein, dervon 1984 bis 2000 bei den Wayana-India-nern lebte und wegen seinem Einsatzfür den Erhalt des Regenwaldes 4 Jahreim Gefängnis saß.

Jahr für Jahr sterben in deutschenTierlabors Tausende von Tieren durchgrausamste Experimente. Im Jahr 2001wurden, allein in der Bundesrepublik, 2126 561 Tiere* im Versuch verbraucht.*(Zahl aus dem Tierschutzbericht 2003des Bundesministeriums für Verbrau-cherschutz, Ernährung und Landwirt-schaft) Die Anzahl der Tierversuchestieg in den letzten Jahren wieder rapidean und eine Veränderung ist nicht ab-sehbar. So baut die Uni Würzburg einneues Tierversuchslabor für 31 Millio-nen Euro, die Uni Bonn baut für 22 Milli-onen und die Uni Erlangen für 25 Millio-nen Euro, um nur drei Beispiele zu nen-nen.

Auch der Forschungsstandort Freiburgreiht sich in die Liste der Tierversuchs-hochburgen ein. In den unscheinbarenGebäuden privater und öffentlicher La-borbetreiber werden in Freiburg bereitsjetzt Zehntausende Tiere zu Tode ge-quält. Die Universität der Stadt will dieAnzahl dieser „Forschungsopfer“ mitdem Bau eines weiteren Tierlabors dra-matisch in die Höhe treiben. Das geplan-te Forschungsgebäude trägt den NamenTheoretikum und soll 2006/07 als Teildes Zentrums für Biochemie und Mole-kulare Zellforschung (ZBMZ) in der Ste-fan-Meierstr. 17, in Betrieb genommenwerden. Die Kosten der im Keller desTheoretikum befindlichen Tierfor-schungsanlage belaufen sich auf ca. 8Millionen Euro. Gerade heute, da diemedizinisch fatalen Folgen von Tierver-suchen deutlich werden und derenÜbertragbarkeit auf den Menschenmehr denn je bezweifelt wird, kann esfür ein solches Bauvorhaben keineRechtfertigung geben.Tierversuche sind aus ethischen, mora-

lischen und medizinisch-wissenschaft-lichen Gründen unverantwortlich!Wir fordern die Verantwortlichen der

Stadt und der Universität auf, sich imRahmen ihrer Verantwortlichkeit gegenden Bau der neuen Tierversuchsanlage,für die Abschaffung der Tierversuche inFreiburg und für die tierversuchsfreieForschung einzusetzen.Wir appellieren an die Verantwortlichen

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aus Politik und Wirtschaft, sich für ein sofortigesVerbot aller Tierversuche stark zu machen.§ 1 des deutschen Tierschutzgesetzes sagt klar: »Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verant-

wortung des Menschen für das Tier als Mitge-schöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schüt-zen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigenGrund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufü-gen.«

Quälen, Foltern, Zerstückeln, Töten, weil es "ver-nünftig" ist ? Jeden Tag werden nach offiziellen Statistiken in

deutschen Laboratorien rund 6.000 Tiere aufgrauenhafte Weise gequält und umgebracht.Weltweit werden jährlich 100 Millionen Tiere (Af-fen, Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kanin-chen, Ratten und Mäuse) gefoltert, geschnitten,am lebendigen Leib verätzt, verstümmelt, vergif-tet oder radioaktiv bestrahlt. Alles im Dienst vonWissenschaft und Industrie. Gibt es dafür wirklich

irgendeinen ethisch vertretbaren Grund? Ist dashemmungslose Profitstreben der Pharmaindu-strie beim Versuch, immer wieder neue Pillen fürdie gleichen Krankheiten auf den Markt zu wer-fen, ein vernünftiger Grund? Ist die brutale Neugi-erde des Wissenschaftlers, der aus Ehrgeiz undProfilierungssucht einen unsinnigen Tierversuchan den anderen reiht, ein vernünftiger Grund? Istdas stupide tierexperimentelle Forschen des Uni-versitätsprofessors, der unter dem Mäntelchender sog. Grundlagenforschung im Tierversuch einunerschöpfliches Betätigungsfeld für sich undseine Doktoranden gefunden hat, ein vernünftigerGrund?Die Tierwelt ist kein Selbstbedienungsladen für

unsere selbstherrliche Wissenschaft. Es gibt kei-nen ethisch vertretbaren Grund, Tiere zu quälenund zu töten!!Mehr Infos: [email protected]

Freiburger Frühling 2004Kämpfe um Freiräume

Freiburg Februar 2004. Das selbstverwalteteautonome Zentrum KTS wird gekündigt und stehtvor der Räumung. Wie aus dem Nichts entstehteine breite Mobilisierung für den Erhalt diesesFreiraums, dessen Einfluss weit in die politischeLandschaft Freiburgs reicht.Es folgen zwei Monate intensiver Demonstratio-

nen, Aktivitäten und Konzerte auf der Straße, diein der Love or Hate Parade anläßlich des 10-jähri-gen Bestehens gipfeln.Der Film gibt einen vielseitigen Einblick in das

politische und kulturelle Leben rund um die KTSund zeigt verschiedene Kämpfe um Freiräumeauf, sowie die politischen Hintergründe, die diesebedrohen.

Ein Film von Cine Rebelde.DVD – 58 min. 2004Erhältlich im Infoladen der KTS oder unter

www.cinerebelde.org

KTS bleibt!!!Film am 20. März, 20 Uhr in der KTS

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