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2014 HERBST Zeitung des Salzburger Friedensbüros ANTIZIGANISMUS IN SALZBURG – DAMALS UND HEUTE | 22. OKTOBER 2014 | INFOS SEITE 15 KUNST. Vermutlich für jeden und jede von uns etwas Anderes. Kunst ist allerdings mehr als die Skulptur, der gespielte Ton, das gemalte oder fotografierte Bild, das geschriebene Wort, der Film, die gespielte Szene. Sie existiert nicht im leeren Raum. Ohne den Betrachter und die Betrachterin, den Hörer und die Hörerin, den Leser und die Leserin. Kunst kann Streitthema sein, sie kann provozieren. Immer drückt sie jedoch Gefühle aus und ist ein Spiegel der Zeit, in der sie entstand und eine Spur des und der Kunstschaffenden, die bleibt. Kunst ist Teil der Geschichte und Geschichte Teil der Kunst. Beides prägt – weit außerhalb von Museen, Galerien, Bibliotheken und The- atern – unsere Gesellschaft und unseren Alltag. Aus diesem Grund ist Kunst auch Teil unser aller Gedächtnisse. Der vorliegende KRANICH versucht all diese Gedanken, Ansätze und Ansprüche in den Beiträgen zusammenzufassen – auch und vor allem anlässlich des 100. Jahrestages der „Urkatastrophe“ Erster Weltkrieg. Die Redaktion INTERVIEW „Erinnerung passiert im öffentlichen Raum“ S. 04 THEMA „Es war Reinigung, Befreiung, eine ungeheure Hoffnung“ S. 06 INTERVIEW „Jedes Denkmal trägt seine eigenen historistischen Narrative“ S. 10 KRIEG UND KUNST

KRIEG UND KUNST - Friedensbüro Salzburg...r end sK igm atb ö c h- lFo f . „Les Désastres de la guerre“ nannte Goya die Serie seiner Radierungen (ab 1810); in einem bis dahin

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2014

HERBST

Zeitung des Salzburger Friedensbüros

ANTIZIGANISMUS IN SALZBURG – DAMALS UND HEUTE | 22. OKTOBER 2014 | INFOS SEITE 15

KUNST. Vermutlich für jeden und jede von uns etwas Anderes. Kunst ist allerdingsmehr als die Skulptur, der gespielte Ton, das gemalte oder fotografierte Bild, dasgeschriebene Wort, der Film, die gespielte Szene. Sie existiert nicht im leeren Raum.Ohne den Betrachter und die Betrachterin, den Hörer und die Hörerin, den Leser unddie Leserin. Kunst kann Streitthema sein, sie kann provozieren. Immer drückt siejedoch Gefühle aus und ist ein Spiegel der Zeit, in der sie entstand und eine Spur desund der Kunstschaffenden, die bleibt. Kunst ist Teil der Geschichte und Geschichte Teilder Kunst. Beides prägt – weit außerhalb von Museen, Galerien, Bibliotheken und The-atern – unsere Gesellschaft und unseren Alltag. Aus diesem Grund ist Kunst auch Teilunser aller Gedächtnisse. Der vorliegende KRANICH versucht all diese Gedanken,Ansätze und Ansprüche in den Beiträgen zusammenzufassen – auch und vor allemanlässlich des 100. Jahrestages der „Urkatastrophe“ Erster Weltkrieg.

Die Redaktion

I N T E R V I E W

„Erinnerung passiert im öffentlichen Raum“ S. 04

T H E M A

„Es war Reinigung, Befreiung, eine ungeheure Hoffnung“ S. 06

I N T E R V I E W

„Jedes Denkmal trägt seine eigenen historistischen Narrative“ S. 10

KRIEG UND KUNST

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INTERVIEW

Christine Czuma, Obfrau des Friedensbüros Salzburg

I N H A L T

02 Kommentar

03 Kurz&Bündig

04 „Erinnerung passiert im öffentlichen Raum“

06 „Es war Reinigung, Befreiung, eine ungeheure Hoffnung“

08 Wir brauchen Symbole und Rituale

10 „Jedes Denkmal trägt seine eigenen historistischen Narrative“

12 Themen des Ersten Weltkriegs inder pädagogischen Vermittlung

14 Veranstaltungen

KONTAKTBOX So können Sie uns erreichen:

Friedensbüro SalzburgFranz-Josef-Str. 3, 5020 Salzburgtel/fax: 0662/87 39 31e-mail: [email protected]: Salzburger Sparkasse, BLZ 20404, Konto-Nr. 17434Öffnungszeiten: Mo&Mi: 9–11 Uhr • Di&Do: 15–18 Uhr

IMPRESSUM DER KRANICH

Nr. 03/2014An der Erstellung dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Christine Czuma, Hans PeterGraß, Kathrin Quatember, Samina Smajilbasic, DesiréeSummerer, Barbara WickLayout: Kathrin QuatemberGrafisches Grundkonzept: Eric PratterTitelbild: Albin Egger-Lienz. Totentanz.Quelle: The Yorck Project.

Kunst und Krieg„Wenn das meine Soldaten sehen, gehen sie nicht mit“, soll Franz Ferdinandim Jahr 1909 gesagt haben, als er den „Totentanz“ von Albin Egger-Lienzsah; der Thronfolger verhinderte die Berufung des Malers an die Wiener Aka-demie. Egger-Lienz’ Kriegsbilder zeigen das Grauenhafte des Mordens ebensowie das Heroische der äußersten Kraftanstrengung, der Tat des Kämpfers.August Macke war, wie Franz Marc, Ernst Barlach und zahlreiche andereMalerkollegen und Autoren, überzeugt von der „reinigenden Kraft des Krie-ges“ gegen das rückschrittliche, verlogene Bürgertum – und starb 1914 ander Westfront.Hans Arp, Hugo Ball, Tristan Tzara und andere emigrierten, trafen sich inZürich und entwarfen neue Sprach- und Bildgestaltungsformen, in Abscheuvon Krieg, verbrauchter Sprache und etablierter Kunst.Oskar Kokoschka ritt, in Galauniform und auf weißem Pferd, im November1914 in den Krieg, wurde verwundet und malte als Kriegsmaler an der Ison-zofront „um auf diese Art dem Vaterlande zu nützen“. 1918 malte er ein„Selbstbildnis, eine Hand ans Gesicht gelegt“ – ein schmaler Kopf, zurük-kschauend, zweifelnd, erschreckend.Viele Künstler (auch Autoren und Journalisten) fanden Anstellung im Kriegs-pressequartier, einer mächtigen Propagandainstitution. Zur Erhaltung derStimmung in der Bevölkerung und im neutralen Ausland wurden Ausstellun-gen organisiert, die konventionelle Kriegsgemälde, Porträts von Kämpfern undGefangenen, Landschaften von Kriegsgebieten und völlig kriegsunabhängigeBilder zeigten. Schiele, Kolig, Kokoschka, Klimt, Thöny und viele andere Malerwaren vertreten.

2014 gestaltete der Künstler Marco Lulic eine Schriftskulptur an der Fassadedes Leopold Museums: die olympischen Ringe, daneben „Sarajevo ´84“.2009 begann die Fotokünstlerin Paola de Pietri mit einer Fotoserie, die Spu-ren des Kriegs im Karstgebiet der österreichisch-italienischen Front festhalten.

„Les Désastres de la guerre“ nannte Goya die Serie seiner Radierungen (ab1810); in einem bis dahin nie gestalteten Ausmaß stellte er Grauen undAbsurdität von Krieg dar. Seine Werke wurden zum Vorbild vieler Maler des20.Jahrhunderts.

Im Jahr 1793 wurde der Pariser Louvre eröffnet; die ausgestellten Gemäldewaren als Kriegsbeute in Lastwägen antransportiert worden.

Was hat Kunst mit Krieg zu tun?

Ich wünschte mir, Egger-Lienz’ Totentanz (Krieger marschieren Arm in Armmit dem Tod zum Kampf) wäre vor 1914 ausgestellt worden und würde vorjedem Krieg ausgestellt und Franz Ferdinand behielte mit seiner Sorge Recht.

Christine Czuma

02 KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg

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KURZ & BÜNDIG

Waffen für alle Seiten?Seit die Terrorgruppen des „Islamischen Staa-tes“ (IS) im Nordirak einmarschiert sind unddas dortige jesidische Zentrum, die StadtShengal, eingenommen haben, sind Zehntau-sende kurdische Jesiden auf der Flucht.Obwohl insbesondere die Lage der kurdischenFrauen im Nordirak katastrophal ist, warnenkurdische Frauenorganisationen vor demaktuellen Primat des militärischen. „Über Waf-fenlieferungen wird zu viel diskutiert“, meintSongül Talay, Vorstandsmitglied des kurdi-schen Ceni-Frauenbüros für Frieden in Düssel-dorf, in einem Interview mit „jungle world“:„Humanitäre Hilfe wird dagegen nicht ausrei-chend, nicht schnell und effektiv genug gelei-stet. Die Befreiungsbewegungen können sichschon selber helfen. Vielmehr sollte endlichein Stopp aller Waffenlieferungen erfolgen; inerster Linie dürfen Saudi-Arabien, Katar, aberauch das NATO-Mitglied Türkei nicht mehrbeliefert werden. Denn letztere reichen sieweiter an die Terrororganisation „IS“. Das istder Skandal. Deshalb sollten westliche Regie-rungen politischen Druck auf diese Staatenausüben. Es macht keinen Sinn, sie weiterhinmit Waffen zu versorgen – und zugleich dieGegenseite, die kurdischen Organisationen,aufzurüsten. Dann wird der Krieg nie ein Endenehmen.“ HPG

Drag Queens undMachosAls die Drag Queen Conchita Wurst im ver-gangenen Frühjahr für Österreich den ErstenPreis des Eurovision Song Contest gewonnenhatte, war die Begeisterung groß. Conchita-vermittelte mit diesem Sieg eine politischeMessage. Österreich jubelte, klopfte sich aufdie Schultern und mit gewichtigen Wortenwie „Toleranz“ oder „Respekt“ wurde in denTagen darauf von allen möglichen Seiten nurso um sich geworfen. Die politische undgesellschaftliche Entwicklung in Fragen „Gen-der“ schreite voran – wie sonst wäre diesesEreignis zu erklären?

Kurz&Bündig

Das Zitat

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 03

machen, sie hätten mit der Szene nichts mehram Hut und seien geläutert. So gern man diesglauben möchte, so braucht es jedoch mehrals eine bloße Beteuerung. Bei manchen magdas Abschwören tatsächlich funktionieren. DieFrage ist: Wie lange funktioniert das ohneentsprechende Unterstützung? Und späte-stens hier setzt die Forderung nach einer Aus-stiegshilfe an. Nicht in Form eines erhobenenZeigefingers, sondern auf Basis eines umfas-senden, den Schutz der Angeklagten/Verurteilten/Ausstiegswilligen/Zweifelndenwahrenden Angebots, das über Workshopsund Erstberatung hinausgeht. Was wir nichtvergessen dürfen, ist, dass sich die Haltungen,die sich hier wiederfinden, aus dem Alltag,den Meinungen im sozialen Umfeld nähren.Solange man für eine rechte WeltanschauungSchulterklopfer erntet, die Eltern mit der überdem Bett des eigenen Kindes hängendenReichskriegsflagge nichts anfangen könnenund – wie im Film „Und in der Mitte, da sindwir” – vor den Kindern fordern, es solle end-lich ein Schlussstrich unter die NS-Vergangen-heit gezogen werden, wird sich nichts daranändern, dass mehr oder weniger jugendlicheAngeklagte vor dem/der Richter/in landen.Jenen, die aussteigen wollen, muss mit allensich bietenden Möglichkeiten geholfen wer-den. Sie benötigen nicht nur Aufmerksamkeit,zwei offene Ohren und Wertschätzung, son-dern jede Form des Schutzes und der Unter-stützung, die möglich ist. KQ

An einem Sonntagabend zur Hauptsendezeitein paar Monate nach diesem Event flimmertdie Eurovisionsshow „Gabalier – Die Volks-Rock'n'Roll-Show“ über die Bildschirme. DerGastgeber ist ein österreichischer Musiker, derkein „Töchter“ in Bundeshymnen toleriert,der auf der Bühne „Zuckerpuppen“ tanzenlässt und dessen Auftreten verblüffende Ähn-lichkeit mit dem röhrenden Wilds hat Ja, woist sie jetzt, diese Entwicklung? Wo lassensich Drag Queen und reaktionäres Heimatge-jodel zusammen bringen? In einer kommer-ziellen Massenkultur, in der der Markt einenGeschmack vorgibt, zu dem er gerade knackige Angebote bereithält und der sichseiner politischen Verantwortung entzieht,indem er sich dann auf die Nachfrage seinerKundInnen hinausredet. DS

AusstiegsszenarioStolpersteinbeschmierungen, Objekt 21,Hakenkreuzschmierereien und Angriff auf dasErnst-Kirchweger-Haus – die Liste der Prozes-se gegen (vermeintlich) rechtsextreme undneonazistische Straftäter ist lang. Und hiergeht’s lediglich um die österreichischen Ver-fahren. Sichtbar sind für uns die Angeklagtenund in weiterer Folge die Verurteilten. Oft,jedoch beileibe nicht immer Jugendliche. DieVersuchung, ihre Taten als „Lausbubenstrei-che” zu verharmlosen, ist hier besonders ver-lockend. Manche mögen uns glauben

„Politische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Ihre politischen Über-zeugungen sind nicht relevant.“.Der Nationalratsabgeordnete Robert Lugar (Team Stronach) definiert in einem Stel-leninserat die Grundvoraussetzungen für seine/n persönliche/n Assistent/in. Quelle:derstandard.at vom 1. September 2014.

© PARLAMENTSDIREKTION / BILDAGENTUR ZOLLES KG / MIKE RANZ

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INTERVIEW

04 KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg

Werken – weil sie oft in ebendiesen ausge-drückt haben, was die normale Bevölkerungeinfach nicht zu artikulieren schaffte. In ihrenWerken drückten sie die Stimmungen und dieDramatisierung der Situation aus. Ich dachtemir: dann sind das die drei Begriffe, die dieseAusstellung auch kennzeichnen.

Kranich: Die Ausstellung ist von derGestaltung her sehr unaufgeregt undmodern. Man kann sich ewig darinbewegen und findet immer wieder neueDetails. Sie enthält viele Exponate, dienicht alleine der Ereignisgeschichte die-nen, sondern die vor allem eine Geschich-te von unten zeigen. Provokant formu-liert: Warum keine militär-historische Ausstellung? Rolinek: Für mich war von Anfang an klar: Eswird sicher keine militärhistorische Ausstel-lung. Es gibt sehr viele militärhistorische Publi-kationen, die auch interessant sind. Der Kriegan sich ist für mich aber eben nicht nur derKrieg an der Front. Und das ist der wesentli-che Zugang zu dieser Ausstellung. Dass derKrieg die gesamte Gesellschaft umfasst. Unddas ist auch das Thema dieser Ausstellung.Von Beginn an war mir wichtig, dass es eineschlichte Gestaltung geben muss, weil dieThemen an sich ja sehr herausfordernd sind.Auch für Besucher und Besucherin. Es ist so,dass die Themen sehr intensiv sind. Ich bineine Gegnerin dieser Themenparks, wie siegerade bei historischen Ausstellungen propa-giert werden. In manchen Bereichen mag eineGestaltung in dieser Form durchaus legitimsein. Beim Thema Erster Weltkrieg ist esjedoch umso wichtiger, dass die Gestaltungschlicht und nüchtern ist. Dass die Objekte fürsich aufgenommen werden können, ohnedass zusätzlich emotionalisiert wird. Weil dasAusstellungsthema ja ohnedies emotionalgenug ist.

Kranich: Welche Aspekte waren für Sie inder Ausstellungsvorbereitung besondersspannend? Und wie lange ist die Vorlauf-zeit, bis eine Ausstellung dann in dieserForm steht?

„Erinnerung passiert im öffentlichen Raum.“Susanne Rolinek, Zeithistorikerin und Kuratorin der aktuell im Salzburg Museum gezeigten Ausstellung „Krieg. Trauma. Kunst. Salzburg und der Erste Weltkrieg“ überKontinuitäten, Erinnerung und Museen, die keine Themenparks sind.Das Gespräch führte Kathrin Quatember.

Susanne Rolinek im Gespräch: „Ich will zeigen, dass dieser Krieg gesellschaftsumfassendwar und welche Auswirkungen er real hatte – die Propaganda, die dahinter stand.“

Kranich: Der Titel der von Ihnen kuratier-ten Ausstellung im Salzburg Museum ist„Krieg. Trauma. Kunst“. Warum beschrei-ben gerade diese drei Worte die Ausstel-lung im Salzburg Museum besondersgut? Rolinek: Irgendwie war die Titelfindung –unter Anführungszeichen - recht lustig. Ichwollte einen Titel, der den Inhalt der Ausstel-

lung beschreibt. Zuerst war angedacht „Dieletzten Tage der Menschheit“. Ich dachte miraber: Das passt irgendwie überhaupt nicht.Ich hatte ja drei große Themen: den Krieg ansich, als Ereignis. Dann eben die Traumatisie-rungen, die ganz wesentlich waren für diesenErsten Weltkrieg und die Kunst, weil es mirwichtig war, dass KünstlerInnen und AutorIn-nen zu Wort kommen – mit Zitaten, mit ihren

FOTO: KATHRIN QUATEMBER | FRIEDENSBÜRO SALZBURG

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INTERVIEW

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 05

Rolinek: Wirklich intensiv habe ich das Jahrvorher daran gearbeitet. Wobei ich natürlichschon früher Überlegungen zur Ausstellunghatte. Für eine Ausstellung in dieser Größesollte man an sich eineinhalb bis zwei JahreVorbereitungsarbeit leisten. Es war nur in die-sem Fall aufgrund bestimmter Rahmenbedin-gungen nicht möglich – umso intensiver wardiese einjährige Phase davor. Ich bin Zeithi-storikerin und habe wirklich viel Ahnung vonZeitgeschichte, habe aber so viele Dinge neuerfahren. Ich war manchmal schockiert überDetails, die mir so nicht bewusst waren. Manmuss natürlich – generell zum Jahr 2014 –dazusagen, dass es sehr viele neue Forschun-gen gibt, die's vorher nicht gab: angefangenbei den Kriegsverbrechen der k.u.k. Armeeund anderer Armeen, die man bisher eherignoriert hat. Die vielleicht nur in wenigenFachkreisen bekannt waren. Dann natürlichauch die Traumatisierungen - die für mich inder Beschäftigung ganz wesentlich waren.Wie traumatisierend es nicht nur für die Sol-daten war, sondern für die gesamte Bevölke-rung. Es war der erste „totale“ Krieg – einBegriff, den man ja eher vom Zweiten Welt-krieg her kennt. Aber auch im Ersten Welt-krieg wurde die gesamte Bevölkerung fürKriegszwecke mobilisert. Und welche Auswir-kungen das besonders auch auf Frauen undKinder hatte, war für mich in der Ausein-andersetzung sehr prägend. Und natürlich diePolitisierung, die Auflehnung in der Zivilgesell-schaft gegen diese Militärdiktatur, die sie jaauch war. Ich bin eine Gegnerin einer nostal-gisierenden Präsentation. Deswegen war mirwichtig, diese existierenden Klischees über diek.u.k. Armee, diese „netten“ Geschichten, zumodifizieren. Etwa die anthropologischenUntersuchungen und Vermessungen an Sol-daten und Zivilinternierten im Kriegsgefange-nenlager Grödig – das war auch für michetwas Neues. Die Auswirkungen von politi-schen und militärischen Entscheidungen – vorallem die lokalen – waren mir in dieser Formzuvor nicht bewusst.

Kranich: Erster und Zweiter Weltkriegsind ja nicht zu trennen - auch in derErinnerung nicht. Nach wie vor überla-gert jedoch die Erinnerung an den Zwei-ten jene an den Ersten Weltkrieg.Woran könnte das liegen? Kann manhier von „Konkurrenz der Erinnerun-gen“ sprechen? Rolinek: Natürlich hat dieser beispiellose Völ-kermord des Zweiten Weltkriegs eineDimension, die sehr prägend war für dieletzten Jahrzehnte in der Erinnerung. Ande-

rerseits passiert diese Erinnerungsüberlage-rung ja fast ausschließlich im deutschspra-chigen Raum. Im englischsprachigen Raumoder auch in Frankreich hat der Erste Welt-krieg einen viel stärkeren Erinnerungs-schwerpunkt als in den deutschsprachigenLändern. Ich denke, es ist auch eine Formder Negierung der Mitverantwortung. Gera-de im Gedenkjahr wird viel diskutiert überdie Verantwortung. Dass der Krieg als politi-sche Lösung und gleichzeitig die Verantwor-tung dafür und dann auch die Kriegsverbre-chen, die im Ersten Weltkrieg schon gesche-hen sind, ganz bewusst ignoriert und ver-deckt wurden. Zusätzlich passierte die Erin-nerung an den Ersten Weltkrieg im öffent-lichen Raum nur in Form der Kriegerdenk-mäler, die dann später um die Zeile „1939bis 1945“ ergänzt wurden. Diese Denkmä-ler wurden aber auch den Soldaten, dielediglich als Menschenmaterial gesehenwurden, und ihrem Leid, nicht gerecht.Andererseits wurden die Kriegsverbrechennegiert. Und drittens gab es keinerlei Erinne-rung an die zivilen Opfer im öffentlichenRaum. Es ging nur darum, dass die Men-schen funktionieren. Auch nach dem Krieg.Diese Erinnerung an den Ersten Weltkriegwurde ja auch stark politisch instrumentali-siert. Das ist auch für mich das Interessantedabei. Die NSDAP hat den Ersten Weltkriegganz gezielt politisch instrumentalisiert –natürlich auch die Heimwehr und die para-militärischen Verbände, die teilweise in denUniformen aus dem Ersten Weltkrieg auftra-ten. Es wurde nicht nur politisch, sondernvor allem faschistisch instrumentalisiert. Vordiesem Hintergrund habe ich dann dieLinien sehr viel deutlicher erkannt. In Eng-land und Frankreich hat man eine völligandere Erinnerungs- und Gedenktradition.

Kranich: Vor dem Hintergrund der vor-angegangenen Frage zur Gedenkkultur:Welches Ziel verfolgt die Ausstellung?Was soll die Ausstellung den Besuche-rInnen mitgeben? Susanne Rolinek: Für mich ist die Änderungder Sehgewohnheiten ein wesentliches Ele-ment. Für uns prägend sind die Bilder vonder Westfront. Das sind die Bilder, die manim Kopf hat. Am ehesten vielleicht auchnoch Südtirol, Gebirgskrieg. Aber es gibt janoch viele andere Bilder, die man nicht mit-denkt. Und mir ist die Änderung dieser Bil-der in den Köpfen sehr wichtig. Auch undbesonders bei der jungen Generation, denSchülerInnen. Ich will zeigen, dass dieserKrieg gesellschaftsumfassend war und wel-

BUCHTIPP

Susanne Rolinek hat die wichtigstenEreignisse der Geschichte des Bundeslan-des und der Stadt Salzburg seit 1914durchleuchtet. Vom Kriegsalltag wäh-rend der beiden Weltkriege über dieRadikalisierung in der Zwischenkriegszeit,die „Entnazifizierung“ und die Stabilisie-rung der Demokratie nach dem Krieg bishin zum Erdrutschsieg der SalzburgerSPÖ 2004 rückt dieses Buch nicht nurpolitische Fakten in den Vordergrund,sondern behält stets auch ihre sozialenund kulturellen Auswirkungen im Blick.

Susanne Rolinek:Salzburg. EinBundesland vomErsten Weltkriegbis zur Gegenwart,Verlag Haymon,208 Seiten.ISBN 978-3-85218-858-4

che Auswirkungen er real hatte, die Propa-ganda, die dahinter stand - eine Thema, dasübrigens auch ein wesentliches Kapitel inder Ausstellung ist. Wo es auch um die vonder Propaganda erzeugten Bilder geht.Nachhaltigkeit ist irgendwie ein inflationärerBegriff, aber natürlich auch ein Ziel: Einanderes Wahrnehmen des Ersten Weltkriegsund der Ersten Republik, die ja geprägt wardurch Militarisierung und Entdemokratisie-rung, zu provozieren.

Kranich: Gewissermaßen ein erinne-rungspolitischer Auftrag? Rolinek: Auf jeden Fall! Museen besitzenprinzipiell einen Bildungsauftrag. Erinnerungpassiert im öffentlichen Raum – und umsowichtiger ist es, dass sie in dieser Form pas-siert.

Dr.in Susanne Rolinek, geboren 1969 inThalgau, ist Historikerin, Ausstellungskurato-rin und Autorin verschiedener zeitgeschicht-licher und kulturgeschichtlicher Publikatio-nen.

Ausstellung „Krieg. Trauma. Kunst.Salzburg und der Erste Weltkrieg“.Salzburg Museum | Neue Residenz | 9.Mai 2014 bis 27. September 2015.

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THEMA

06 KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg

„Es war Reinigung, Befreiung, eine ungeheure Hoffnung“Literatur und LiteratInnen im Ersten Weltkrieg.Von Werner Wintersteiner.

Wer heute an die Literatur zum ErstenWeltkrieg denkt, dem fällt sicher KarlKraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ein, Erich Marie Remarques „Im Westennichts Neues“ oder Ernst Jüngers „InStahlgewittern“, wohl auch Joseph Roths„Radetzkymarsch“, Jaroslav Hašeks„Schweijk“ oder Franz Theodor Csokors„Dritter November 1918“. Doch das Bildder Literatur ist viel facettenreicher, wieder folgende kurze Überblick zeigen soll.

„Die Menschen haben über Jahrtausende hin-weg durch den Krieg nicht nur ihre realenInteressenskonflikte (mehr schlecht als recht)zu lösen versucht, sondern ihre Wertsystememitgeprägt, ihre inneren Konflikte externali-siert, ihre narzisstischen Defizite kompensiert,ihre Identitätskrisen bekämpft, ihre Depressi-vität pseudo-kuriert, ihre heldischen Idealegeformt und ihre Sinnlosigkeitsgefühle über-spielt,“ sagt der Sozialpsychologe StavrosMentzos. Dies lässt sich in besonders anschau-licher Weise am Ersten Weltkrieg studieren,über dessen Vermeidbarkeit HistorikerInnenbis heute streiten und dessen Bedeutung fürdie negative Gesamtentwicklung des barbari-schen 20. Jahrhunderts heute wohl besser alsfrüher erkannt wird. Dieser vielleicht erste „totale“ Krieg wurdevon einer Welle nationalistischer Gefühle, diesowohl Solidarität wie Hass einschlossen, vor-bereitet, angefeuert und begleitet, wie Natio-nalismus und Revanchismus auch sein Ergeb-nis waren. Als ProduzentInnen von Ideologienund Gefühlen spielten die LiteratInnen dabeieine wichtige Rolle, die hier schlaglichtartigbeleuchtet werden soll.

Literatur als Kriegsvorbereitung

Bereits vor dem Krieg haben Lyriker undRomanschriftstellerInnen die Schönheit undNotwendigkeit des Krieges besungen oderseine Unvermeidlichkeit beschworen, wieetwa in Georg Heyms Gedicht „Der Kriegvon1911“. „Die literarische Kriegsmethapho-rik jener Jahre war Ausdruck eines kollektivenUnbehagens an zivilisatorischen Modernisie-

stentielle Erfahrung gezeichnet haben –immer hat die Literatur als Sinngebung desgegenseitigen Mordens gedient. Obwohl derStaatsapparat, gerade in Österreich-Ungarn,eine rigide Zensur einführte, die Schriftstellerdazu verpflichtete, ihren Dienst in Propagan-da-Abteilungen abzuleisten und die Soldatenan der Front mit patriotisch-bellizistischer Lite-ratur überschwemmte, darf man sich dieseEntwicklung doch nicht als eine von obengesteuerte vorstellen. Im Gegenteil, viele –man kann sagen, wohl die meisten – Autoren(es waren tatsächlich vor allem Männer) dien-ten hüben und drüben freudig und begeistertder patriotischen Sache: „Es war Reinigung,Befreiung, was wir empfanden, und eineungeheure Hoffnung. Hiervon sagten dieDichter“, schrieb Thomas Mann im Rückblick.Viele der berühmtesten Kriegsgedichte stam-men von Dichtern, die sich freiwillig an dieFront gemeldet haben, wie Ernst Toller,Richard Dehmel in Deutschland. Es entstandeine neue „Gattung“, die sogenannte Frontly-rik. Ihre Vertreter waren in Deutschland FranzRichard Behrens, der „Expressionist-Artillerist“,oder August Stramm, dessen Sprachexperi-mente Ernst Jandl stark inspirieren sollten.Dichtersoldaten, „littérateurs-soldats“ nenntsie Guillaume Apollinaire. Es entstehen spezifi-sche Zeitschriften, Bücherreihen, Anthologien.Das literarische Feld wird an den Krieg ange-passt. Der Prix Goncourt in Frankreich und derKleist-Preis in Deutschland, zwei der renom-miertesten Literaturpreise, werden vornehm-lich an Autoren mit Fronterfahrung verliehen.Die Teilnahme am Krieg gilt als Legitimation,etwas über den Krieg zu sagen, und als Mittelder Abgrenzung. Insgesamt dient die Kriegs-dichtung den jeweiligen Propaganda-Maschi-nen als Beweis, dass trotz der Brutalität dieeigene Zivilisation erhalten geblieben ist. Inseinem Pamphlet In dieser großen Zeit (Herbst1914) dreht Karl Kraus diese Argumentationironisch um, und wirft den eingerückten Dich-ter-Kollegen Unkenntnis des Krieges und eineArt Fahnenflucht aus dem Zivilleben vor:„Was wißt ihr, die ihr im Kriege seid, vomKrieg?! Ihr kämpft ja! Ihr seid ja nicht hiergeblieben!“Doch unter dem Eindruck der Kriegserlebnisse

rungsprozessen, die sich in Deutschland seitder Reichsgründung rapide beschleunigt hat-ten“, meint der Literaturwissenschaftler Tho-mas Anz. Dass dieses Phänomen nicht nur aufDeutschland beschränkt war, zeigen die fol-genden Werke, wobei sich vielleicht ein„unpolitischer Bellizismus“ von einem „poli-tisch-nationalistischen Bellizismus“ unterschei-den lässt. Ein Beispiel für die erste Tendenzwäre das Manifest des Futurismus, das derItaliener Filippo Tommaso Marinetti 1909 inder Pariser Tageszeitung „Le Figaro“ publizier-te, und in dem es unter anderem heißt: „Wirwollen den Krieg verherrlichen – diese einzigeHygiene der Welt –, den Militarismus, denPatriotismus, die Vernichtungstat der Anarchi-sten, die schönen Ideen, für die man stirbt,und die Verachtung des Weibes.“ Als Beispielfür den politischen Bellizismus sei ebenfalls einItaliener genannt, Gabriele D’Annunzio, eingefeierter symbolistischer Dichter und Kriegs-treiber. 1918 führte er einen Propagandaflugüber Wien durch und warf Flugblätter ab, diefolgenden Wortlaut hatten: „Das Drohen derSchwinge des jungen italienischen Adlersgleicht nicht der finsteren Bronze im mor-gendlichen Licht. Die unbekümmerte Kühn-heit wirft über Sankt Stephan und den Gra-ben das unwiderstehliche Wort, Wiener! Vival’Italia.“Nach dem Krieg tat er sich als Erobe-rer von Fiume (Rijeka) durch ein kleines Expe-ditionskorps hervor und begeisterte sich fürden Faschismus. Eine etwas andere Richtungvertrat der Franzose Maurice Barrès, ein natio-nalistisch-revanchistischer Autor und Politikeraus Französisch-Lothringen. In der AffäreDreyfus stellt er sich gegen den unschuldigverurteilten jüdischen Offizier. Seine Romaneerzählen von der Rückeroberung des Elsassund Lothringens.

Im Sog des „Großen Krieges“Als der Große Krieg dann tatsächlich begann,wurde von den Heeresleitungen der sichbekämpfenden Staaten sehr schnell die Litera-tur als Propagandamittel erkannt, zur Recht-fertigung der eigenen Kriegsziele, zur Stär-kung des Siegeswillens, zur Hebung derMoral. Ob die Autorinnen und Autoren denKrieg als Heldentum, als Abenteuer oder exi-

Werner Wintersteiner, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

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THEMA

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 07

macht sich bald Ernüchterung breit. Nun the-matisiert die Literatur auch das Leid der kämp-fenden Truppen, betrauert die Gefallenen unddrückt die Sehnsucht nach der Heimat aus.Beispiele: „Anthem for Doomed Youth“(Hymne für die verlorene Jugend) von WilfredOwen, der kurz darauf fiel, oder „In FlandersFields“ von John McCrae, nach wie vor einGedicht mit Kultstatus in Kanada. Während von der Front also teilweise eineskeptische Stimmung ausging, war man umsoeifriger an der Heimatfront, ebenfalls ein Neo-logismus aus der Zeit des „Großen Krieges“:Unter denen, die patriotische Kriegstexte ver-öffentlichten, finden sich so klingende Namenwie Hermann Bahr, Friedrich Gundolf, MaxHalbe, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann,Hugo von Hofmannsthal. Dieser war, ähnlichwie Robert Musil, in der Propagandaeinheitder k.u.k. Armee eingesetzt und verfassteunter anderem erbauliche Kinderbücher überdas Wirken des Prinzen Eugen, des Eroberersvon Belgrad. Überhaupt richtet sich die Kin-der- und Jugendliteratur, schon vor dem Krieggroßteils militaristisch, nun ganz am Krieg aus.Es erscheint ein Kriegs-Struwwelpeter inDeutschland, der aber bald auch ein britischesPendant erhält. Da breite Kreise in Deutsch-land nicht mit dem (baldigen) britischenKriegseintritt gerechnet haben, ist die Erbitte-rung gegenüber dem Inselreich besondersgroß. Ernst Lissauers Hassgesang gegen Eng-land ist sprechendes Beispiel dafür.Bemerkenswert ist aber auch, dass der Kriegzum Auslöser einer wahren Flutwelle vonpatriotischen Gedichten wurde, die haupt-sächlich von Laien verfasst wurden. Es wirdgeschätzt, dass allein im Monat August 1914rund 1,5 Millionen Kriegsgedichte an deut-sche Zeitungen eingesandt wurden. Auf derGegenseite sind es geschätzte 2000 englischePoeten, die noch während des Krieges zumKrieg publizieren.

Widerstand mit spitzer FederGab es keine Literatur, die sich diesem Zeit-geist der Kultur der Gewalt widersetzte?Doch, es gab sie, aber man darf – trotz desBestsellers der Bertha von Suttner, Die Waf-fen nieder!(1889), der bis Kriegsbeginnimmer noch breiten Absatz fand – ihren Ein-

fluss nicht überschätzen. Als eines der weni-gen deutschsprachigen Werke der Vorkriegs-zeit sei der Roman des Hamburger sozialde-mokratischen Lehrers Wilhelm Lamszus, „DasMenschenschlachthaus“, das erste bedeuten-de Anti-Kriegsbuch für die Jugend (1912)erwähnt. In diesem Roman nahm der Autorden drohenden Krieg vorweg und warnte vordessen fatalen, aber völlig unterschätzten Fol-gen. Ein vergleichbares Buch ist auch H. G.Wells‘ utopischer Roman Der Luftkrieg(1908),auf den sich Bertha von Suttner in ihrerSchrift Die Barbarisierung der Luftmehrfachberief.Es gab darüber hinaus prophetische, abernicht pazifistische Texte vom Untergang desHabsburger Reiches in literarischer Form, wieHugo Kerchnawes Roman Unser letzterKampf. Das Vermächtnis eines alten kaiser-lichen Soldaten, 1907 anonym erschienen,das den Aufstand des „sozialdemokratischenMobs“ schildert, den Angriff Italiens, dessenTruppen bald vor Wien stehen, und den dar-aufhin erfolgenden Zusammenbruch des Kai-serreichs. Im Krieg selbst wurden jedoch diemeisten SchriftstellerInnen auf allen Seitenzunächst von einem nationalen Taumel mit-gerissen. Auch diejenigen, die den Krieg nichtbefürworteten, sahen ihn zunächst als unver-meidlich an und fühlten sich verpflichtet,ihrem Vaterland in dieser schweren Stundenicht in den Rücken zu fallen. Das gilt sogarfür pazifistische Autoren wie Stefan Zweig,Romain Rolland oder Henri Barbusse, derenWerke dennoch ein wesentlicher Beitrag zurAntikriegsliteratur sind. Der Franzose RomainRolland schreibt aus der Schweiz gegenkriegstreiberische Stimmen in Deutschlandwie auch bei seinen Landsleuten (Über demSchlachtgetümmel), was ihm den Literaturno-belpreis 1915 einbringt. Später versucht er inseinen Romanen (z.B. Clérambault) darzustel-len, wie es überhaupt zum Krieg kommenkonnte. Henri Barbusse meldet sich zunächstfreiwillig an die Front, wird aber schnell zumKriegsgegner und veröffentlicht 1916 seinKriegstagebuch Das Feuer, das ihn berühmtmacht und in 60 Sprachen übersetzt wird. Ergründet nach dem Krieg mit Rolland zusam-men die Gruppe kritischer Intelellektueller-Clarté. Léon Werth ist einer der wenigen, der

von Anfang an jeden Nationalismus ablehnt.Sein Anti-Kriegsroman „Clavel soldat“ löstbei seinem Erscheinen 1919 einen Skandalaus. Ihm sollte später Antoine de St. Exupéryseinen Kleinen Prinzen widmen. StefanZweig, der in enger Verbindung zu Rollandsteht, wird zum wichtigsten pazifistischenAutor Österreichs – sein Stück Jeremias kannallerdings nur in der Schweiz aufgeführt wer-den. Zu weiteren Autoren, die während desKrieges pazifistische Satiren und Kritikenschreiben, zählt Andreas Latzko (Menschenim Krieg über die Schrecken der Isonzofront).Das Buch des gebürtigen Ungars, der inDeutsch schreibt, ist in Österreich-Ungarnstreng verboten, es dürfen nicht einmalRezensionen erscheinen. Ein weiterer Autorist Leonhard Frank (Der Mensch ist gut), derim Schweizer Exil kriegskritische Erzählungenverfasst. Von besonderer Bedeutung sind dieErzählungen und Dramen des großen kroati-schen Dichters Miroslav Krleža, weil sie nichtnur eine scharfe Kritik der Barbarei des Krie-ges sind, sondern auch eine völlig andere Per-spektive auf den Untergang der HabsburgerMonarchie werfen, als wir es in Österreichgewohnt sind (Der kroatische Gott Mars).Doch kann selbst ein so kursorischer Über-blick nicht abgeschlossen werden, ohne aufdas Monumentalwerk Die letzten Tage derMenschheit (1915–1922) von Karl Kraus ein-zugehen. Als einer der wenigen Autorendarf er während des Krieges publizieren, daer die Zensur durch die Verwendung von kri-tisch gewendeten Originalzitaten aus denMedien umgeht. Dies ist auch die Methode,mit der er dieses Drama verfasst hat: „Ichhabe gemalt, was sie nur taten.“ Sein Werkbleibt bis heute eine der radikalsten Anklagennicht nur des Militarismus, sondern auch allder Geisteshaltungen, die an jedem heutigenKrieg Anteil haben: Egoismus und Nationa-lismus, Fanatismus jeder Art und – grenzenlo-se Dummheit.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Werner Winterstei-ner, Deutschdidaktiker und Friedenspädago-ge, Gründer des Zentrums für Friedensfor-schung und Friedenspädagogik an der Fakul-tät für Kulturwissenschaften an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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THEMA

Das „kollektive Gedächtnis“ ist ein mitt-lerweile schon beinahe inflationärerBegriff geworden. Gerade undbesonders im Be- und Gedenkjahr 2014.Bisher wurde dieses „kollektiveGedächtnis“ in erster Linie dannbemüht, wenn es um die Erinnerungund den darum kreisenden Diskurs zumZweiten Weltkrieg ging. Die Annahme,dass Erster und Zweiter Weltkrieggewissermaßen als ein großer Krieggesehen werden können, findet nichtzuletzt im öffentliche Raum ihrenNiederschlag – aber dazu später.

Wem „gehört“ dieses kol-lektive Gedächtnis über-haupt?Der Soziologe Maurice Halbwachsschreibt in seiner 1925 publiziertenSchrift „Les cadres sociaux de la mémoi-re“, dass von der Vergangenheit nur

und historisiertes Ereignis ohne Ansatz-punkt für Kontroversen – ganz andersals etwa in Frankreich und Großbritan-nien, wo der „große Krieg“ fest veran-kert ist. (3)

Gedenken im öffentlichenRaum

Kriegerdenkmäler sind die sichtbarsteForm des Gedenkens im öffentlichenRaum. Sie sind Zentrum des soldati-schen Gedenkens und klammern, mitwenigen Ausnahmen, die zivilen Opferund die Opfer von Genoziden aus. DasInteresse richtet sich in diesemZusammenhang stark auf den ZweitenWeltkrieg in Verbindung mit der brisan-ten Frage nach dem Umgang mit dengefallenen Wehrmachtssoldaten. DasSpannende hierbei: Die Deutung desErsten Weltkrieges, damit verbundenauch jene der Habsburgermonarchieund des Jahres 1918 als Zäsur desbetrauerten Untergangs bzw. republika-nisch-demokratischen Neubeginns, lie-ferte immer wieder Zündstoff im Kon-flikt zwischen den politischen Lagernder Ersten Republik. Die Relikte dieser„Deutungskämpfe“ finden sich nochheute im öffentlichen Raum. Als Beispielwäre hier etwa das Österreichische Hel-dendenkmal für den Ersten Weltkrieg –entstanden 1934 – zu nennen. DiesesDenkmal gilt bis heute als eine der zen-tralen geschichtspolitischen Initiativendes sogenannten Ständestaates.(4)Dieses Gefallenengedenken der ErstenRepublik und die Prägung eines Solda-tenbildes – der „einfache“ Soldat wirdnun zum „Helden“– hält sich in Teilender Gesellschaft bis heute. Die Erzäh-lung des heroischen Soldatentodes unddie damit einhergehende Ausprägungdes Kriegerdenkmals als zentrales Ele-ment der öffentlichen österreichischenGedächtnislandschaft entwickelte sichalso nicht erst nach 1945. Vielmehrwurde dieses Bild bruchlos aus derErsten Republik heraus nach Ende des

Wir brauchen Symbole und RitualeÜber das Gedenken an den Ersten Weltkrieg im öffentlichen Raum.Von Kathrin Quatember.

bleibt „was die Gesellschaft in jederEpoche mit ihren gegenwärtigenBezugsrahmen rekonstruieren kann“(1).Heidemarie Uhl ergänzt: „Nationenberuhen nicht allein auf einer rationalbegründeten Solidargemeinschaft, son-dern bedürfen emotional wirksamerSymbole und Rituale.“(2) Beides inKombination ergibt das, was wir heuteunter einem kollektiven Gedächtnis ver-stehen. Keiner von uns besitzt es – dochwir alle teilen eine Unzahl kollektiverGedächtnisse. Besonders deutlich wirddies heuer im Rahmen der Erinnerungan den Ausbruch des Ersten Weltkriegsvor hundert Jahren. Nach wie vor ist er als Urkatastropheund „Stunde Null“ vieler folgender Kon-flikte ein Teil des europäischenGedächtnisses. In Österreich spielt er fürdas zentrale Gedenken jedoch eineuntergeordnete Rolle. Er ist ein gewis-sermaßen ausverhandeltes, historisches

Kathrin Quatember, Mitarbeiterin desFriedensbüros Salzburg

FOTO: MANFRED WERNER (creative commons licence)

Das von Wilhelm Frass gestaltete Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (lie-gender Soldat) im äußeren Burgtor in Wien war in der Vergangenheit immer wiederBestandteil erinnerungspolitischer Diskussionen - ein Zeichen für die ambivalente öster-reichische Gedenktradition

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THEMA

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 09

Zweiten Weltkriegs weitergeführt. (5)Nach dem Ende des Ersten Weltkriegswurde in beinahe jeder GemeindeÖsterreichs ein Kriegerdenkmal enthüllt.Sie waren der Ort, an dem Familien demin der Ferne Gebliebenen und Vermis-sten gedenken konnten und warenzugleich ein Zugeständnis an diezutiefst traumatisierten, oftmals auchkörperlich schwer gezeichneten Kriegs-heimkehrer. Die Botschaft: Ihr habtnicht umsonst gekämpft. Das Konzeptder Kriegerdenkmäler erschien in sichschlüssig. Dem Bedürfnis nach Symbo-len und Ritualen wurde entsprochen.Das Bedürfnis nach umfassendengedächtnispolitischen Diskursen warinnerhalb der traumatisierten, von Man-gel, Zweifel und Umbrüchen bewegtenösterreichischen Gesellschaft gering.Nach 1945 wurden die Inschriften„1914-1918“ auf den Kriegerdenkmälerdurch „1939-1945“ ergänzt. Eine Sym-bolik, die auch die Entwicklung desDiskurses hervorragend abzubilden ver-mag. Es passierte eine Überschreibung.Wenngleich lange Zeit in Österreichgenerell keine Diskussion über das NS-Regime geführt wurde, so überschrieb

das spät einsetzende Gedenken an denZweiten Weltkrieg in großem Maße denvermeintlich abgeschlossenen Diskursüber den Ersten.Sieht man Ersten und Zweiten Weltkriegals Kontinuum, als Prozess, so eröffnensich auch in Bezug auf die „Landschaftder Kriegerdenkmäler“ ganz neue Fra-gen: Sollen sie in ihrer Form belassenwerden? Kann und soll man kommen-tierende Begleittafeln anbringen? Sinddie Denkmäler nicht bereits selbst einhistorisches Relikt?

Quellen:(1)Heidemarie Uhl: Warum Gesellschaf-ten sich erinnern. In: Erinnerungskultu-ren, herausgegeben vom Forum Politi-sche BildungInformationen zur Politischen BildungBd. 32, Innsbruck-Wien-Bozen 2010.(2) Ebd.(3) Heidemarie Uhl: Der Erste Weltkriegim Gedächtnis Österreichs und (Zentral-)Europas - Gedächtnistraditionen in(trans)nationaler Perspektive. In: Geden-ken 1. Weltkrieg. GRUNDLAGENPAPIERÖSTERREICHISCHER WISSENSCHAFTLE-RINNEN UND WISSENSCHAFTLER, Wien

2014, S. 30(4) Ebd., S. 31

Kathrin Quatember, geboren 1984,Historikerin, beschäftigt sich seit demStudium mit Themen der Erinnerungs-und Gedächtnispolitik inner- und außer-halb Europas. Sie ist Miterabeiterin imFriedensbüro Salzburg.

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METHODENTIPP

Ein Besuch am Kommunalfriedhof

Für: Gruppen von 16-, 17-, 18-jährigenMädchen und Jungen. 1. Station | Soldatengräber: Ungefähreine Viertelstunde lang geht jede undjeder (einzeln oder zu zweit) ohne zureden von Grab zu Grab, bleibt kurz ste-hen und rechnet das Alter des Gestorbe-nen aus. Viele sind zwischen 18 und 20.Wie alt bin ich? Wie alt ist mein Freund?2. Station | Das Kriegerdenkmal: DieInschrift am Denkmal und einige derGedanken vor den einzelnenGräbern/Gedenksteinen (Station 1) kön-nen hier reflektiert werden.

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„Jedes Denkmal trägt seine eigenen historistischen Narrative“Michele Parente über Erinnerungskultur am Balkan, wo die politischen Folgen des ErstenWeltkriegs bis heute unübersehbar sind, und die Frage: „Braucht ein Land Helden?“Das Gespräch führten Samina Smajilbasic und Desirée Summerer.

nen Partisanen, der Befreiungsarmee und den„Helden“ des Zweiten Weltkrieges gewidmetsind. Die Denkmäler, die nach dem letztenBalkan-Krieg entstanden sind, wurden vonden wechselnden politischen Regimes, sowieauch unter dem Lobbying von Vereinen derKriegsveteranen bestimmt. Selten wurde dieöffentliche Meinung und das Mitspracherechtmit in Erwägung gezogen. Die Bürger stan-den meist vor vollendeten Tatsachen.

Kranich: Demnach erzählen Denkmäleralso sehr viel über die gesellschaftlichenund politischen Rahmenbedingungen, inwelchen sie entstanden sind – sie sindnichts Losgelöstes. Das hieße aber auch,dass ihre Symbolik sich im Laufe der Zeitwandeln kann, oder?Michele Parente: Die meisten Denkmäler sym-bolisieren Kämpfe oder Helden aus der jugos-lawischen Befreiungsarmee und der Partisa-nenbewegung, die von Tito während desZweiten Weltkriegs geleitet wurde. Seit demletzten Balkankrieg zeigen sich auch andereIdentitätskonzepte. Die Aufstellung neuerDenkmäler und die Zerstörung oder Verände-rung bestehender Denkmäler spiegeln dieseEntwicklung wider. Dennoch gibt es auchDenkmäler aus dem jugoslawischen Kulturle-ben, wie z.b. die Denkmäler der serbischenDichterin Desanka Maksimovic oder des Lite-ratur-Nobelpreisträgers Ivo Andric. Außerdemgibt es auch moderne, exzentrische „Pop-Denkmäler“, wie das von Bob-Marley, RockyBalboa oder Bruce Lee. Das symbolischsteDenkmal, das auch den Wandel der Zeit ver-deutlicht, ist das 1961 entstandene Denkmal„Boro und Ramiz“. Ursprünglich bestand dasDenkmal aus zwei nebeneinander stehenden

INTERVIEW

Kranich: Marko Krojac reiste mehrereMale in die westlichen Regionen desehemaligen Jugoslawien, besuchteGedenkstätten und fotografierte Denk-mäler. Daraus wurde eine Ausstellungmit dem Titel „MOnuMENTI“. Wie ist die-ses Projekt entstanden?Michele Parente: Mark Schneider, alias MarkoKrojac, Fotojournalist aus Berlin, hat sich aufdas Fotografieren von Denkmälern aus derjugoslawischen Zeit und auf nach dem Zwei-ten Weltkrieg entstandene Partisanen-Denk-mälern spezialisiert. Er wurde von forumZFDim Rahmen der Thematik „Erinnerungskulturund Umgang mit der Vergangenheit“ (dieseThematik ist Teil des Programms vonforumZFD im West-Balkan: Alternative füreinen friedlichen Wandel) kontaktiert. Im Jahr2012 hat das forumZFD zusammen mit loka-len PartnerInnen dann damit eine Fotoaustel-lung unter den Namen „MOnuMENTI-Erinne-rungskultur auf dem Balkan im Wandel derZeit“ realisiert.

Kranich: Im Band zur Ausstellung schrei-ben Sie davon, dass in den westlichenRegionen des ehemaligen Jugoslawiendie Denkmäler in isolierten Orten gebautwurden – weit weg von allen anderen.Titos Statue steht in Kumrovec, seinemGeburtsort. Die Blume von Jasenovacsteht dort, wo das Konzentrationslagerstand. Wer bestimmt, wo ein Denkmalstehen wird?Michele Parente: Also ich vermute, dass zuTitos Zeit Tito selbst (wie über alles andere)auch über die Denkmäler und ihren Bestim-mungsort bestimmt hat. Das erklärt auch,weshalb die meisten Denkmäler den gefalle-

Büsten der zwei Befreiungskämpfer undFreunde. Boro Vukmirovi� war ein Serb-Mon-tenegriner und Ramiz Sadiku ein unter demfaschistischen Nazi-Regime hingerichteterAlbaner. Im Jahr 1999, während des Konfliktszwischen Serbien und Kosovo, wurde dieBüste von Boro entfernt. Aus diesem Grundist das Denkmal heute nur noch mit der Büstevon Ramiz in der Hauptstadt von Kosovo zusehen. Ähnliche Transformationen von Denk-mälern sind auch in den anderen Ländern desehemaligen Jugoslawiens vorzufinden.

Kranich: Warum werden Denkmäler indieser Region zerstört oder - wie im Falleder zwei Befreiungskämpfer - transfor-miert?Michele Parente: Sicherlich entsprechen diedamals unter dem sozialistisch-kommunisti-schen Regime entstandenen Denkmäler von„Brüderlichkeit und Einigkeit“ Jugoslawiensnicht mehr den politischen Kontexten dersogenannten Transitionsländer und derenDemokratisierungsprozessen von heute. Vieleneue Denkmäler sind von religiösen odernationalistischen Eigenschaften gekennzeich-net, welche die Unabhängigkeit der jeweili-gen neu entstandenen Republik hervorhebensollen. Früher gab es gemeinsame Heldenund gemeinsame Feinde, wie das faschisti-sche Nazi-Regime. Heute nach dem „Brüder-krieg“ hat jedes Land seine eigenen Heldenund Opfer.

Kranich: Den Helden und Opfern werdendemnach Denkmäler errichtet – in vielenFällen als eine Art der Vergangenheitsbe-wältigung. Welche Bedeutung habenDenkmäler Ihrer Meinung nach für die

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INTERVIEW

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 11

Nachkriegsgesellschaften des ehemaligenJugoslawien? Werden die Denkmälerhäufig besucht, gepflegt?Michele Parente: Vorweg – Nein, leider wer-den die Denkmäler eher vernachlässigt undkaum besucht. Das forumZFD verfolgt des-halb auch regionale Projekte in Zusammenar-beit mit lokalen Partnern, in denen es darumgeht, die Memorialien und Denkmäler derRegion mit Studenten, Historikern und Aka-demikern zu besuchen, sie und ihre Narrativezu analysieren und reflektieren, um so neueinklusivere Diskurse zu ermöglichen. Diese Artder Vergangenheitsbewältigung, die Sie inIhrer Frage erwähnen, ist sicherlich berechtigtund legitim und entspricht auch den Prinzi-pien und Instrumenten von Transitional Justi-ce und Erinnerungsarbeit. Allerdings ist sie oftmit einem ausschließenden Charakter der„anderen Seite“ und Polarisierungen verbun-den. Die Art der Vergangenheitsbewältigungdurch Kommemorationen und Memorialienmüsste meiner Meinung nach in einer Dyna-mik nicht nur von retributiven sondern auchvon restorativen, neu- und wiederaufbauen-den Maßnahmen des Versöhnungsprozesseseingebunden werden. Wichtig ist, dass diedamals verfeindeten Parteien offen über ihreArt der Vergangenheitsbewältigung diskutie-ren und sich darüber respektvoll austauschenund dass für die Zukunft soziale Beziehungenwieder „normalisiert“ werden um die Spiraleder Feindsprache, des Hasses und derdestruktiven Ressentiments zu brechen. Bisheute gibt es noch kein Denkmal, das an alleOpfer des letzten Balkan-Krieges erinnert. Diepsychologische Zeit „des getrennten Leidenszu einem vereinten Leiden“ (um hier J.P.Lederach zu zitieren) ist vermutlich noch nichtreif. Ob es eines Tages dazu kommen wird?Der parteipolitische Wille in der Regionscheint dazu noch zu schwach zu sein. Anmanchen Stellen gibt es sogar verstärkte Ten-denzen in die Gegenrichtung. Positive Zei-chen gibt es allerdings auf kultureller undzivilgesellschaftlicher Ebene. Hier arbeiten sehrviele Initiativen in Richtung Koexistenz, Ver-söhnung und dem Aufbau von Vertrauen.Diesen Elan und diese Anstrengungen zu

unterstützen ist für das forumZFD und seinelokale Partner wichtig.

Kranich: Zur Ausstellung „MOnuMENTI“gibt es auch einen Animationsfilm mitdem Titel „MOnuMENTImotion“. In demFilm lösen sich die Denkmäler aus ihrerStarrheit und fangen an, sich zubewegen. Mein erster Gedanke war: Sieerwachen zum Leben. Können Sie mirerzählen, welche Botschaft mit dem Filmvermittelt werden soll?Michele Parente: Die Denkmäler im West-Bal-kan stehen starr in ihren jeweiligen Ländernund Orten, isoliert von allen anderen. JedesDenkmal trägt seine eigenen historistischenNarrative, die in den Köpfen der Menschenweiter leben und sich entwickeln oder verän-dern – je nachdem in welchem historischenund politischen Kontext sie gerade stehen.Die Idee war, jungen Menschen der neuenGeneration aus dem ganzen Raum des west-lichen Balkans die Möglichkeit anzubieten,sich der Denkmäler bewusst zu werden. Dazusollten sie sie mit einem kritischen Blickbetrachten und reflektieren und generell denSinn und die Wichtigkeit von Monumentenhinterfragen. Wie zum Beispiel: Was sind Hel-den? Braucht ein Land Helden? Dass dieMonumente im Film zum Leben erweckt wer-den, indem sie sich in Bewegung und Interak-tion setzen, soll die Botschaft vermitteln, dasseine Versöhnung möglich ist, genauso wiedas Zusammenleben in der Region. Dazubedarf es auch der Suche nach menschlichenWerten, die durch den Krieg verloren gegan-gen sind. Eine Suche, die im Film durch dasZusammenkommen aller Monumente umden verlorenen Boro zu finden, symbolisiertwerden soll. Beides zusammen – die Ausstel-lung sowie der Film wollen einen Beitrag zurkritischen und konstruktiven Debatte über dieVergangenheit leisten und Alternativen öff-nen, die für friedliche Beziehungen und denDialog hilfreich sind. Screenings des Anima-tionsfilmes MOnuMENTImotion fanden übri-gens im Rahmen des Weltfriedenstages inverschiedenen Orten von Bosnien und Herz-egowina statt. Die Ausstellung ist im Novem-

ber in Aachen zu sehen und im Anschlussauch in Graz.Kranich: Wir hoffen auch sehr, dass esuns gelingt, die Ausstellung und den Filmnach Salzburg zu holen. Danke Ihnen fürdieses Gespräch.

Michele Parente, Projekt Manager vonforumZFD in Bosnien-Herzegowina.

PROJEKT MOnuMENTI

Die Fotos auf diesen beiden Seiten wur-den uns dankenswerterweise durch dasforumZFD zur Verfügung gestellt. Siesind Teil der Fotoausstellung MOnuMEN-TI, welche das forumZFD zum ersten Malim Juni 2012 in Belgrad (Serbien) gezeigthat. Diese erklärt, wie sich Identitätskon-zepte in den Ländern des westlichen Bal-kans im Verlauf des 20. Jahrhundertsentwickelt haben. Mit dem Ende derSozialistischen Föderativen Republik Jugo-slawien erlebt man in den Nachfolgestaa-ten wie Mazedonien, Serbien und Bos-nien-Herzogowina eine Dominanz vonstark national gefärbten Identitätskon-zepten. Diese können Völker spalten undGewalt fördern, sie können aber auchversöhnend wirken und Gemeinschaftstiften. Die 44 Fotografien von MarkoKrojak visualisieren sehr deutlich, wie sichIdentitätskonzepte in den Ländern deswestlichen Balkans im Verlauf des 20.Jahrhunderts entwickelt haben. Die Hal-tung gegenüber bestehenden Denkmä-lern und der Errichtung neuer Denkmälerreflektieren regionale Erinnerungskultu-ren und enthüllen sich verändernde Iden-titätskonzepte. Auf ihrer Reise durch dieRegion möchte MOnuMENTI einen kon-struktiven Umgang mit der Vergangen-heit fördern. Ziel der Ausstellung ist es,die sich stets wandelnde Denkmalkulturdes westlichen Balkans zu dokumentie-ren und die konstruktive Auseinanderset-zung mit der Geschichte zu fördern.

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PÄDAGOGIK

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Themen des Ersten Weltkriegs inder pädagogischen VermittlungEmpathie, Kreativität und Behutsamkeit als Mittel der Annäherung.Von Karin Wabro.

Das Salzburg Museum zeigt im Gedenk-jahr 2014 eine umfassende Ausstellungzum Thema Erster Weltkrieg. Begleitendwurde ein neues Vermittlungsprogrammfür Schulen entwickelt, das das Kriegser-leben der Menschen in den Vordergrundrückt. Aus museumspädagogischer Sichtist die Vermittlung von Krieg eine Heraus-forderung und fordert ein hohes Maß anVerantwortungsbewusstsein. Es ist dieschwierige Aufgabe Geschichte nicht nurzeitgemäß und korrekt, sondern zugleichspannend im Bewusstsein um die Würdeeines jeden Menschen zu erzählen.

Der Spagat zwischen Vergnü-gen und Ernsthaftigkeit

Horden von müden SchülerInnen imMuseumsfoyer sind ein untrügliches Zei-chen – es muss Schulschluss sein. Diewohl verdienten Ferien sind in greifbare-rer Nähe. Die Prüfungen sind alle absol-viert und das schöne Gefühl der Freiheitstellt sich bereits ein. Dass ein Museums-besuch, eine Ausstellung über einenlängst vergangenen Krieg und das viel-leicht auch noch an einem heißen Som-mertag keine Begeisterung bei Jugend-lichen auslöst, ist wenig überraschend.Meine ganz persönliche Strategie istdazu, zur Begrüßung mit einer aufrichtiggemeinten„Wie geht es euch?“-Frageeinzuleiten und klarzustellen, dass dasMuseum ein ganz anderer Lernort undman selbst keine strenge Lehrerin ist,sondern vorhat, gemeinsam und aufAugenhöhe die folgenden Stunden zugestalten.Damit diese Abgrenzung zum LernortSchule auch tatsächlich funktioniert, giltes, das Museum als einen spannendenOrt zu präsentieren und ein Erlebnis zubieten, das tatsächlich auch Spaß macht,etwa durch ein hohes Maß an Interakti-vität. Das neue Vermittlungsprogrammdes Salzburg Museums beinhaltet ent-

Karin Wabro, Kunsthistorikerinund Museumspädagogin

© SALZBURG MUSEUM

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PÄDAGOGIK

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 13

PÄDAGOGISCHES BEGLEITPROGRAMM

ANGEBOTE in KOOPERATION von FRIEDENSBÜRO und SALZBURG MUSEUMDENKmal anders! Ein Stadtrundgang: Ein Spaziergang durch die Stadt – man genießt das Vertraute, entdeckt das Ungewohnte und bishernicht Wahrgenommene auf einer Spurensuche zu den unterschiedlichen Formen des Gedenkens und der Denkmäler in Erinnerung an denErsten Weltkrieg.

Workshop „Die Waffen nieder!“ Oder wie die Friedensbewegung laufen lernte: „Die Waffen nieder!“ Das waren – so die Überlieferung– die letzten Worte Bertha von Suttners. Sie starb wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und ist bis heute eine Ikone der Friedens-bewegung. Gemeinsam begeben wir uns auf eine Zeitreise und begegnen neben Bertha von Suttner noch einer Vielzahl anderer mutiger Men-schen, deren oberste Forderung schon vor dem Ersten Weltkrieg war: „Die Waffen nieder!“

ANGEBOTE des SALZBURG MUSEUMSchein und Wirklichkeit – Propaganda im Ersten Weltkrieg: Mit Fotografie und Film wurde der Erste Weltkrieg zur Geburtsstunde einerneuen Kriegspropaganda – in diesem Workshop gehen wir den Formen der Propaganda auf den Grund.

Eindrücke aus dem Kriegsalltag: Ein Theaterworkshop: Wie war das Leben der Menschen im Krieg? In Minitheaterszenen spielen die Schü-lerInnen Alltagssituationen nach, die sie zuvor selbst erarbeitet haben.

„Not macht erfinderisch“ oder „Was tun, wenn es nichts gibt?“: Der Alltag der Zivilbevölkerung im Ersten Weltkrieg war geprägt von einerentbehrungsreichen Mangelwirtschaft. Der Kreativ-Workshop lenkt die Aufmerksamkeit auf den Erfindungsreichtum der Menschen im Krieg.

Das Geschichtslabor zum Ersten Weltkrieg: Drei geheimnisvolle alte Taschen beherbergen ein Sammelsurium an unterschiedlichen Objekten.Richtig kombiniert und detektivisch entschlüsselt, erzählen sie die wahren Lebensgeschichten junger Menschen im Ersten Weltkrieg.

Nachkriegszeit: Alles swingt und jazzt! Tanzen wie in den Goldenen 20er Jahren: Nach dem deutschen Tanzverbot während des ErstenWeltkriegs ist die Tanzfreude in den „Golden Twenties“ umso größer. Wir schlüpfen in Kostüme aus den 20er Jahren und versuchen uns anCharleston, Shimmy und Lindy Hop.

Infos zu Kosten und Anmeldung unter www.salzburgmuseum.at/fileadmin/Salzburg_Museum/Schuelerprogramm/Museumspaedagogi-sche_Programme_1_Weltkrieg.pdf

sprechend unterschiedliche Workshops,welche von Theaterpädagogik, über Ein-blicke in Kriegspropaganda hin zum krea-tiven Erfinden und Basteln von Ersatzlö-sungen, wie die Menschen sie einst imKrieg aus der Not heraus entwickeln mus-sten, reicht. Somit spannen die Works-hops einen thematischen Bogen und bil-den Facetten eines Krieges ab, der ganzmassiv die Zivilbevölkerung traf und ent-sprechend als erster totaler Krieg in dieGeschichte einging.

Empathie statt Identifikation.Die Krux mit dem moralischenZeigefingerBiografien sind eine gute MöglichkeitGeschichte begreiflich zu machen. Origina-le Exponate und authentische Lebensge-schichten von Gleichaltrigen jener Zeitmachen im wahrsten Sinn des Wortes dasLeid des Krieges begreifbar. Aber es darfdiese Form der Vermittlung nie mehr alsein Angebot an die Schüler sein – sie kön-

nen sich emotional darauf einlassen, siesollen sich dazu aber keinesfalls gezwun-gen fühlen. Es ist in Ordnung, wenn dievorgestellte Person, auch wenn es sich umein Opfer handelt, dem/der SchülerIn nichtsympathisch ist. Ebenso muss Raum undGehör gegeben sein für kritische Meinun-gen und Fragen – wichtig ist nur, dassder/die SchülerIn das zugefügte Unrechtund das erlittene Leid dieser Person aner-kennt und seine gesellschaftliche Tragweitebegreift. Denn durch eine frühzeitige undsensible Thematisierung kann vermiedenwerden, dass unverarbeitete Teilinformatio-nen zu Ängsten und Vorurteilen führen.Dabei ist es vor allem in der Arbeit mit jün-geren SchülerInnen wichtig Biografien aus-zuwählen, die trotz allem Positives beinhal-ten, eine Person etwa, die Anderen gehol-fen hat oder die Stärke in irgendeiner Formgezeigt hat. Sie machen Geschichte nichtnur lebendig, sondern stellen das Bewusst-sein um die Würde eines jeden einzelnenMenschen in den Mittelpunkt. Sie könnendazu beitragen die enorme Wichtigkeit von

Offenheit, Toleranz und solidarischem Han-deln in unserer Gesellschaft zu erkennen –die universelle Lehre, welche wir aus die-sem und jedem anderen kriegerischenKonflikt, sei es in der Vergangenheit oderGegenwart, ziehen müssen. Dies kannweder im Museum noch in der Schule miteinem moralischen Zeigefinger gelingen,sondern nur, wenn dieses Denken sichauch unmittelbar in der Vermittlung, inden Konzepten und in den Materialienwiderspiegelt.

Karin Wabro, bakk. phil. ,7. Juli1984 inLinz geboren. Studium der Kunstge-schichte in Salzburg, mit Studienaufent-halt in Heidelberg. Seit 2009 in derMuseumspädagogik tätig, unter anderemfür das Salzburg Museum, die Dokumen-tation Obersalzberg, das Domquartierund in Linz für das Ars Electronica Cen-ter. Schwerpunkt in der Vermittlungsar-beit bilden der Themenbereich Zeitge-schichte und die Arbeit mit Jugendlichenund Kindern.

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VERANSTALTUNGEN

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Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Salzburg, Rudolfskai 42Beginn jeweils 17 Uhr c.t., Hörsaal 381

Die ÖH Salzburg veranstaltet gemeinsam mit Prof. Albert Lichtblau (Fachbereich Geschichte)eine Ringvorlesung, die sich mit dem Phänomen Rechtsextremismus und Rechtspopulismusin europäischen Gesellschaften befasst. Termine:09.10.14 Einführung (Albert Lichtblau/Salzburg)16.10.14 Rechtsextremismus und Rechtspopulismus (Reinhard Heinisch/Salzburg)23.10.14 Soziologische und psychologische Erklärungen (tba)30.10.14 Varianten des “neuen” Antisemitismus. (Bernadette Edtmaier, Alexandra Preit-schopf/Salzburg)06.11.14 Rassismus: Dimensionen und Rechtsschutzmechanismen (Klaus Starl/Graz)13.11.14 Das breite Spektrum antimuslimischer Ressentiments. (WolfgangAschauer/Salzburg)20.11.14 Rassismus gegen Rom_nija (Stefan Benedikt/Graz)27.11.14 Nipster und Unsterbliche - Rechtsextremer Lifestyle zwischen Mode undMusik (Kathrin Quatember/Salzburg)04.12.14 Fallbeispiel: New Voices, Old Roots. Populism in the nordic region - Nieder-lande/Skandinavische Länder (Ann-Cahtrine Jungar/Södertörn)11.12.14 Mit Bildung und Erziehung gegen rechtsextreme Orientierungen? (BirgitBütow/Salzburg)18.12.14 Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Antisemitismus in Frankreichund ihr aktueller Widerhall in der Populärkultur (Alexandra Preitschopf/Salzburg)08.01.15 Fallbeispiel: Neonazis in Deutschland - der NSU (Rainer Erb/Berlin)15.01.15 Osteuropa (Magdalena Marsovszky/Fulda)22.01.15 Was tun? Anti-Rassismus-Arbeit konkret (Susi Bali/Wien)

ÖFFENTLICHE RINGVORLESUNG

WIE RECHTS IST EUROPA?

Fortbildung der Pädagogigschen Hochschule SalzburgDienstag 21.10.2014 von 14:00 bis 17:30

Uhr

Programm:14 Uhr: AusstellungsführungMit: Kuratorin Dr. Susanne Rolinek

15.30 Uhr: Vortrag Kaiserkult und „mentaleAufrüstung“ in Österreich-Ungarn vor1914Mit: Univ.-Prof. Dr. Laurence COLE, UniversitätSalzburg, Institut für Geschichte

Anschließend: Vorstellung der Vermitt-lungsangebote (Überblick siehe KastenSeite 13 in dieser Kranich-Ausgabe)Mit: Dr. Esra Ipek-Kraiger, Sandra Kobel, M.A.

ACHTUNG: Anmeldung für Lehrer/innen überPH-online unter der VA-Nummer: 231990SA01

FORTBILDUNG FÜR LEHRER_INNEN

ERSTER WELTKRIEG

SALZBURG.GRUENE.AT

IN EINER INTAKTEN UMWELT

DAS IST UNSERE VISIONFREIER MENSCHENGESELLSCHAFTEINE SOLIDARISCHE

GRUNDSATZPROGRAMM DER GRÜNEN, PRÄAMBEL

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VERANSTALTUNGEN

OFFENLEGUNGlt. Mediengesetz §§25 +43, BGBl. Nr. 314/1981

Der ist die Zeitung des Friedensbüros Salzburg und berichtet mindestens vierteljährlichüber friedenspädagogische und friedenspolitischeThemen, Inhalte der Friedensforschung sowie Aktivitäten des Vereins »Friedensbüro Salzburg«.

WIR DANKEN FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG.

Kranich-Abo:4 Ausgaben um 12 Euro

Mitgliedschaft im Friedensbüro:Mitglied: 25 EuroFördermitglied: 50 EuroStudentIn, Zivi, Wehrdiener: 15 Euro

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Das Friedensbüro ist Mitglied folgender Plattformen:

Das Friedensbüro wird unterstützt von Stadt Salzburg und Land Salzburg

Wir danken für die Unterstützung:

22. Oktober 2014 um 18:30 Uhr, Museum der Moderne

Themenführung mit Daniela Köck, Friedens-büro Salzburg, in der AusstellungKunst/Geschichten im Museum der ModerneSalzburg, Rupertinum Aktuelle Infos unter www.museumdermoderne.at

KRANICH 03/2014 – friedensbüro salzburg 15

THEMENFÜHRUNG

ANTIZIGANISMUS IN SALZBURG – DAMALS UND HEUTE

BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH

MARKUS PÜHRINGER - IM BANN DES GELDES

Mittwoch, 15. Oktober 2014, 19.30 Uhr, Literaturhaus Salzburg

„Als zentrales Kommunikationsmitteldringt Geld tief in die menschliche Gesell-schaft ein und verursacht eine Vielzahlvon Entfremdungsprozessen: Von unsselbst, von unseren Mitmenschen, vonunserer Mitwelt. Die Entfremdung liegt inder Logik des zu Kapital geronnenen Gel-des begründet.“

„Im Bann des Geldes“ nennt MarkusPühringer seine Studie zur Dynamik desunserer Wirtschaftsordnung zugrundelie-genden kapitalistischen Systems. Dabeientwirft er nicht nur eine verschiedeneDisziplinen übergreifende Theorie undGeschichte von „Geld“ und deren logi-scher Konsequenz der aktuellen globalen

Krise, sondern versucht sich an einer „Anleitung zur Überwindung des Kapi-talismus“. Sichtbar wird in seinem Buch, dass Einsicht in die unsere Gegen-wart bestimmenden Prozesse, Realitätssinn und Vision vereinbar sind.Der Autor: Markus Pühringer, geboren 1970, Studium der Volkswirtschaft,Gemeinderat in Linz, selbständig tätig im Bereich Supervision und Modera-tion.

„Der Autor nimmt für sich in Anspruch, das kapitalistische System grundsätz-lich in Frage zu stellen. Er lädt ein über vermeintliche Grenzen hinauszuden-ken.“ (oö.planet)

Eintritt: 8/6/4 Euro

Eine Veranstaltung von: prolit, Grüne Bildungswerkstatt; Friedensbüro

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Impressum:Kranich 3/14, Friedensbüro Salzburg, Franz-Josef-Straße 3, 5020 Salzburg.

www.friedensbuero.at

Österreichische Post AG Infomail Entgelt bezahlt.

WAS ZÄHLT, IST SPASS. WENN MAN’S RICHTIG MACHT, DANN IST SOGAR DAS SPAREN LUSTIG. SAGT MEINE MAMA.

Alysha, 10 Jahre

Mehr über Alysha und was ihrSpaß macht auf www.was-zählt.at

www.salzburger-sparkasse.at

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WORKSHOPANGEBOTDES FRIEDENSBÜROS

Die Leitung von Work-shops und Seminaren fürdie (außer)schulischeJugendarbeit und Erwach-senenbildung zählt zu denKernkompetenzen desFriedensbüros. Die Paletteder Themen reicht dabeivon A wie Aggression bisZ wie Zivilcourage.

Unsere inhaltlichen Schwer-punkte sind:•Konfliktintervention, Mediation,Gewaltprävention, Soziale Kom-petenzen•Vorurteile, Feindbilder, Ras-sismus•Krieg und FriedenUnsere Angebote umfassen:•Prävention•Intervention•BildungsarbeitZielgruppen:•Schulklassen •Kinder- und Jugendgruppen•Aus- und Fortbildung•Organisationen und Betriebe

WEITERE INFOS UNTER WWW.FRIEDENSBUERO.ATBUCHUNG UND KONTAKT:[email protected]