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Kultur mit allen! Für eine zukunftsfähige Gesellschaft 2012

Kultur mit allen! Für eine zukunftsfähige Gesellschaft · So finden der Internationale Hochhaus Preis und die Goethe-Festwoche auch im Ausland viel Beachtung. Eine Reihe wie text&beat@orangepeel,

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Kultur mit allen! Für eine zukunftsfähige Gesellschaft

2012

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Liebe Leserinnen und Leser,

eine lebendige Kulturszene, die von Bürgerinnen und Bürgern entspre-chend angenommen und durch ihr Engagement mitgestaltet wird, ist der Schlüssel für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Dies hat auch das Jahr 2012 wieder mit beeindruckenden Ergebnissen gezeigt. Attraktive Ausstellungen und die Eröffnung des Erweiterungs-baus mit Kunst nach 1945 haben zum historischen Besucherrekord von Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung und Schirn Kunst-halle beigetragen. Weit über eine Million Besucher nahmen an dem viel-seitigen Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm teil. Auch Umbaumaßnahmen, neue Präsentationen und Angebote im Historischen Museum, dem Deutschen Filmmuseum und im Bibelhaus Erlebnismuseum haben einen Besucherzuwachs von durchschnittlich 70 Prozent in den Häusern am Museumsufer Frankfurt bewirkt.Es verwundert daher nicht, dass über Kultur in und aus Frankfurt zuneh-mend auch die internationale Presse berichtet. Rund 600.000 Besucher aus aller Welt haben 2012 das Deutsche Chorfest besucht, viele reisten zu den Veranstaltungen der Goethe-Festwoche an. Zur Kuratorin des Deutschen Pavillons bei der 55. Biennale di Venezia ist erneut die Lei-terin des MMK Museum für Moderne Kunst, Susanne Gaensheimer, berufen worden. Eine weltoffene Szene zieht viele internationale Künstlerinnen und Künstler an. Dies zeigt der Erfolg des Austauschprogramms Artists in Residence oder auch die große Zahl fremdsprachiger Autoren, die beim Frankfurter Literaturfestival LiteraTurm ihre Bücher präsentiert haben, um nur zwei Beispiele herauszugreifen. Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu informieren und auch in Zukunft für die Kultur in Frankfurt zu begeistern, dient der Blick auf aus-gewählte Ereignisse des Kulturjahrs 2012. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Prof. Dr. Felix SemmelrothKulturdezernent der StadtFrankfurt am Main

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Inhalt

Das Kulturamt 2012SeIte 06

Frankfurt und der Internationale Hochhaus Preis von Michaela Busenkell SeIte 10

Aufbruchsstimmung in der Frankfurter Chorszenevon Guido HolzeSeIte 14

„Hey Jude, don’t make it bad...“von Andreas BombaSeIte 17

The Forsythe CompanySeIte 20

Z – ein neues Zentrum für Proben und ForschenSeIte 24

Perspektiven für die Theaterszene in Frankfurt am Main?! SeIte 25

theaterperipherieInterview mit Ute Bansemir und Alexander BrillSeIte 26

„Kultur mit allen!“ in Frank- furter KultureinrichtungenSeIte 32

Kultur für Kinder SeIte 34

Karfunkel für Picknick im KohlfeldSeIte 38

Gefühlte Welten von Volker BreideckerSeIte 40

Neue Veranstaltungsreihe: text&beat@orangepeelvon Silke HartmannSeIte 46

HEIMvorteil: Stipendium für Frankfurter Künstler SeIte 48

Fragebogen Matthias Wagner KSeIte 50

3.000 Quadratmeter mehr Raum für Kunst im Städel MuseumSeIte 54

Vom Historischen Museum zum Stadtmuseum von Sabine SchwabSeIte 58

MuseumsBausteine Frankfurt GmbH SeIte 64

Die ersten Frankfurter Ateliertage SeIte 66

Goethe und das Geld: die Goethe-Festwoche 2012von Kristina Faber und Vera HierholzerSeIte 72

Stark im Verbund: Frankfurter MuseumsbibliothekenSeIte 76

Das war 2012 Ausgewählte EreignisseSeIte 80

Steckbriefe SeIte 98

AnsprechpartnerSeIte 100

Förderungen 2012 SeIte 102

Leserservice und Impressum SeIte 106

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Das Kulturamt 2012

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Das Kulturamt 2012

Liebe Freunde des Frankfurter Kulturlebens,

Zum vierten Mal erscheint der Jahresbericht des Kulturamts Frankfurt am Main. Wir bieten Ihnen mehr als eine Sammlung von Daten und Fak-ten, sondern breiten das Panorama dessen aus, was die Kulturstadt Frank-furt ausmacht. Das Kulturamt ermöglicht, fördert und pflegt und sorgt dafür, dass sich die Künste aller Sparten und Facetten frei entfalten kön-nen. Zugleich initiiert es eigene Projekte und gestaltet so die städtische Kulturlandschaft mit. Frankfurt ist und bleibt eine weltoffene, attraktive Stadt. Kultur ist dabei ein wesentlicher Faktor, der die Urbanität und Lebensqualität einer gan-zen Region definiert. Eine kreative und aufgeschlossene Gesellschaft lebt von den Anregungen und Denkanstößen der Kultur und der Künste. Für die Besucher bieten Museen, Bühnen, Konzertsäle, Literatur- und Diskursorte sowie Festivals der Stadt Frankfurt ein reiches Programm, das wir Ihnen im vorliegenden Heft anhand von ausgewählten Beispie-len vorstellen möchten.Wie in den Vorjahren, seit dem erstmaligen Erscheinen des Jahresrück-blicks 2009 haben wir bei der Konzeption neue Akzente gesetzt. Wäh-rend wir im Heft 2011 Kulturschaffende aus Literatur, Theater, Musik und Kunst eingeladen haben, ihre Sichtweise darzustellen, konnten wir für die vorliegende Ausgabe Journalisten und Kuratorinnen für Beiträge gewinnen. So blickt Volker Breidecker, dessen Artikel regelmäßig in der Süddeut-schen Zeitung erscheinen, zurück auf das Frankfurter Literaturfestival LiteraTurm. Guido Holze, Musikjournalist bei der FAZ, und Andreas Bomba haben für uns ihre Eindrücke und Einschätzungen des Deutschen Chorfests in Frankfurt aufgeschrieben, das 2012 viel Bewegung in die Frankfurter Chorlandschaft brachte.Dank Kuratorinnen und Organisatorinnen wie Michaela Busenkell, Kris-tina Faber, Vera Hierholzer und Silke Hartmann erhalten wir wichtige Einblicke in die Arbeit, die hinter erfolgreichen Veranstaltungen steckt. So finden der Internationale Hochhaus Preis und die Goethe-Festwoche auch im Ausland viel Beachtung. Eine Reihe wie text&beat@orangepeel, die seit zwei Jahren regelmäßig stattfindet, schafft ein Forum für den pop-kulturellen Diskurs, der ein Publikum erreicht, für das die Trennung zwi-schen E- und U-Kultur schon längst obsolet geworden ist. Nachwuchskünstlern der bildenden Kunst ermöglicht das Artist in Resi-dence-Programm den Aufenthalt in einer der acht weltweiten Partner-städte, während Gastkünstler von dort nach Frankfurt kommen. Die Arbeitsergebnisse der Künstler aus dem Ausland und aus Frankfurt wur-den 2012 in einer von Bernd Reiß (MMK Museum für Moderne Kunst) kuratierten Ausstellung im Atelierfrankfurt gezeigt. Wie die große

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Resonanz gezeigt hat, war der Relaunch der Frankfurter Ateliertage rich-tig und gut. Sie finden zukünftig an zwei Wochenenden im Zweijahrestur-nus statt. So haben die neugierigen Besucher mehr Zeit für eine größere Zahl von Atelierbesuchen, und die Künstler können ihre Präsentationen intensiver vorbereiten. Ab Herbst 2013 stehen zudem in der Schwedler-straße 1 – 5 rund 9.000 Quadratmeter für Kultur zur Verfügung. Das Gebäude bietet Platz für bis zu 150 Ateliers, die zu einem großen Teil von Künstlern des Atelierhauses Atelierfrankfurt bewohnt werden. Der zeitgenössische Tanz ist ein integraler Bestandteil des Frankfur-ter Kulturangebots. Die Forsythe Company ist Garant dafür, dass diese Form künstlerischen Ausdrucks sich mit zeitgenössischen ästhetischen und wissenschaftlichen Positionen auseinandersetzt. Ein neues Proben-zentrum bietet der freien Tanzszene nun einen zentralen Ort mit guten Arbeitsbedingungen, fördert den internen Austausch zwischen den Ensembles und verhilft ihnen zu mehr Sichtbarkeit.Die Begegnung mit Kunst und Kultur ist für jeden Menschen von prä-gender Bedeutung. Sie ist ein Angebot, sich mit eigenen oder fremden Traditionen auseinanderzusetzen und lässt uns die eigene Kreativität entdecken. Deshalb fördert das Kulturamt zahlreiche Projekte und Initi-ativen zur kulturellen Bildung all derer, deren Elternhaus dies nicht leis-ten kann. Gesellschaftlicher Teilhabe widmen sich Alexander Brill und Ute Bansemir seit Jahren im theaterperipherie. Von ihren Erfahrungen berichten sie im Interview. Unter der Leitfrage „Wie können die Frankfurter Kultureinrichtun-gen angesichts veränderter Gesellschaftsstrukturen ihr Publikum bes-ser erreichen?“ fand in Kooperation mit dem Integrationsdezernat ein Workshop statt, an dem rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus 20 ver-schiedenen Frankfurter Kultureinrichtungen teilnahmen und sich mit Migrantenkulturvereinen und Mitgliedern der Kommunalen Ausländer-vertretung vernetzten. Mit der Verleihung des Kinder- und Jugendtheaterpreises Karfunkel und der Konzeption und kostenlosen Abgabe der 2012 erstmals aufgelegten Broschüre „Kinder Kultur Frankfurt“ unterstützt das Kulturamt die Auf-merksamkeit für ein vielfältiges Kinder-Kulturprogramm. Die Kinder von heute gestalten morgen unsere Gegenwart. Das Historische Museum eröffnete 2012 die Altbauten des Saalhof-Ensembles nach aufwendiger Sanierung. Mit der Restauratorin Sabine Schwab haben wir über die Bearbeitung kostbarer Fayencen für eine professionelle Präsentation gesprochen. Ausgewählte Objekte aus Sammlungen von zwölf Frankfurter Bürgern verlebendigen die unter-schiedlichen Interessen der Sammler und Stifter durch die Jahrhunderte. Sie belegen eindrucksvoll die Tradition des bürgerlichen Engagements in Frankfurt. Dass es auch heute noch anhält, zeigt wie kein anderes Projekt in Deutschland der Erweiterungsbau des Städel Museums, in

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Das Kulturamt 2012

dem zukünftig wechselnde Präsentationen der Sammlung zeitgenössi-scher Kunst Anlass zu Diskussion und Reflexion geben werden.Mit Sanierungsmaßnahmen und Erweiterungen haben das Städel Museum und das historische museum frankfurt, aber auch das Deutsche Filmmuseum und das Bibelhaus Erlebnismuseum das Museumsufer Frankfurt noch attraktiver gemacht. Weitere, wichtige Veränderungen stehen an. Unter der Leitung von Matthias Wagner K erhält das Museum für Angewandte Kunst seit dem 1. August 2012 ein neues Erscheinungs-bild. Nach Abschluss umfangreicher Renovierungs- und Sanierungsar-beiten wird sich das Haus auch konzeptionell neu präsentieren und den Prototyp einer neuen Idee von „Museum“ darstellen. Dieses Modell wird, davon bin ich überzeugt, auf ganz Deutschland ausstrahlen. Wichtig für zukünftige Generationen der Mediengesellschaft ist der digitale Zugang zu kulturellen Inhalten. Im August 2012 wurde eine umfangreiche Überarbeitung der Seite museumsufer.de abgeschlossen. Die Bestände von 18 Museumsbibliotheken sind derzeit online verfüg-bar. Rund 500.000 Medien können von jedem Arbeitsplatz mit Internet- zugang recherchiert werden. Damit werden die Hemmschwellen der Bür-gerinnen und Bürger zum Besuch von Museumsbibliotheken abgebaut und umfangreiche Recherchen erleichtert.Trotz ansteigender Einwohnerzahlen, einem ungebrochenen Interesse an Kultur und Kunst sowie veränderten Anforderungen an Kulturinsti-tutionen, die nicht zuletzt dem demografischen Wandel geschuldet sind, werden die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel knapper. Erheb- liche Anstrengungen sind nötig, um Einsparungen auszugleichen und der Konsolidierung Rechnung zu tragen. Ein Beispiel dafür ist die MuseumsBausteine Frankfurt GmbH, die gegründet wurde, um die bevorstehende Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums effizient und flexibel zu steuern. Die Beiträge dieses Hefts zeigen immer wieder auch: Ohne das große Engagement, die ideelle und finanzielle Unterstützung von Förderern und Sponsoren wäre die Kultur in der Form, wie sie in Frankfurt gelebt und geliebt wird, nicht das, was sie ist. Sie sind – neben all den wunder-baren Akteuren – ein Garant für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Kulturstadt Frankfurt. Porträtaufnahmen von Menschen, die im kul-turellen Leben Frankfurts eine aktive Rolle einnehmen, stehen stellver-tretend für viele von ihnen. An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank allen Kulturbegeisterten, die mit finanziellen Mitteln und kreativen Lösungen zu dem großen Erfolg des weit gefächerten Kulturangebots in Frankfurt beitragen.

Herzlichst, IhreCarolina RomahnLeiterin des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main

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Frankfurt und der Internationale Hochhaus PreiseIne eInführung von MIchaela BuSenKell

Mit dem Preis werden realisierte Entwürfe ausgezeichnet, die das Leben im urbanen Raum nachhal- tig verbessern, neue Technologien zum Einsatz bringen und zukunfts- weisende ästhetische Ansprüche erfüllen. Für Architekten und die interessierte Öffentlichkeit wird Architektur im Deutschen Architek- turmuseum DAM aktuell erleb- bar gemacht.

alBert Speer, alBert Speer &

partner gMBh, leIter der

Jury deS InternatIonalen

hochhauS preISeS 2012

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Kultur

Jedes zweite Jahr im November wird in der Frankfurter Paulskirche der Internationale Hochhaus Preis verliehen – eine Ehrung, die Frankfurt mit seiner in Deutschland einzigartigen Skyline vortrefflich steht und die heute im lokalen Stadtleben ebenso wie in der internationalen Architek-turszene verankert ist. Sogar in die Literatur hat der Preis Einzug gehal-ten. In seinem Roman „Der Fischer des Lichts“ schildert Thomas Solbach den Festakt in der Paulskirche. 2012 fand er zum fünften Mal statt. Das kleine Jubiläum gibt Anlass für eine erste Rückschau. Mit der durchgän-gig überzeugenden Qualität der Gewinnerhochhäuser, gewählt von einer unabhängigen Jury, deren Mitglieder von mindestens drei Kontinenten anreisen, hat der Preis Relevanz und Renommee erlangt. Zu Beginn war es für manch amerikanisches Architekturbüro nicht nachvollziehbar, warum ein Hochhauspreis ausgerechnet in Deutsch-land, einer Region mit vergleichsweise wenigen Hochhäusern ohne nen-nenswerte Höhenrekorde, ausgelobt werden sollte. Doch beim Internati-onalen Hochhaus Preis wird nicht der höchste Entwurf prämiert, für die Nominierung zählen die Fertigstellung innerhalb der zwei vergangenen Jahre und eine Mindesthöhe von 100 Metern. Bei der Entscheidung für das „Beste Hochhaus der Welt“ geht es um das Zusammenwirken vieler Kategorien, darunter Gestaltung, Konstruktion, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, städtebauliche Einbindung oder auch die Nutzung: Wie kann man Monofunktionen von Büro- oder Wohnhochhäusern

Die Deutsche Bank-Türme in Frankfurt am Main

erhalten eine besondere Anerkennung.

Renovierung durch gmp – Architekten, Foyer, 2011

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mit anderen Programmen kombinieren, sodass die Gebäude nicht nur temporär belebt sind, wie dies bei Bürogebäuden oft der Fall ist? Der Gewinner 2012, das mit 139 Meter Höhe vergleichsweise niedrige Büro-hochhaus 1 Bligh Street in Sydney, geplant von ingenhoven architects aus Düsseldorf mit Architectus Sydney, steht dafür ein. Er zeigt, wie die gesamten Erdgeschossflächen mit Café und Restaurant sowie einer Treppe mit Sitzstufen vor dem Gebäude dem öffentlichen Raum zuge-schlagen werden. Das Gebäude wurde zum Treffpunkt, ein „emotio-nal success“, der das umliegende Quartier im Central Business Dis-trict vitalisiert. Die Kategorie der sozialen Nachhaltigkeit ergänzt die des ökologischen „Green Office Design“, das erstmalig in Australien mit einem 6-Star-Zertifikat des Green Building Council ausgezeich-net wurde. Wie auch Wohnhochhäuser mit zusätzlichen Nutzungen – Sport- oder Kinderspielbereichen, Bibliothek oder gemeinschaftlich genutzten Flä-chen für alle Hausbewohner – bereichert werden können, führt das Gewinnerhochhaus 2010, das Wohnhochhaus The Met in Bangkok der Singapurer Architekten WOHA vor. Hier werden zudem mit einer durchbrochenen Baustruktur passive Methoden der Energieeinsparung aus dem traditionellen Wohnungsbau für das zeitgenössische Wohn-hochhaus nutzbar gemacht. Der Gewinner 2008 hingegen, das Hearst

Freitreppe mit Sitzstufen und Skulptur „Day In,

Day Out“ des australischen Künstlers James Angus,

ingenhoven architects und Architectus Sydney 2011

1 Bligh Street in Sydney gewinnt den mit

50.000 Euro dotierten Wettbewerb um das welt-

weit innovativste Hochhaus

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Headquarters in New York, geplant vom renommierten Londoner Büro Foster + Partners, steht mit der vertikalen Erweiterung eines siebenge-schossigen Art-déco-Gebäudes auf insgesamt 49 Geschossen für den beispielhaften Dialog von Alt- und Neubau. Begründet wurde der Internationale Hochhaus Preis im Jahr 2003, 2004 wurde er erstmals verliehen. Die Stadt Frankfurt ist die Auslobe-rin des Preises, der in partnerschaftlicher Kooperation vom Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank organisiert und finanziert wird. Jurysitzung und Pressekonferenz finden im 44. Geschoss des Trianon, der Vorstandsetage der DekaBank, statt. Die Preisverleihung umfasste 2012 außer der Preiszeremonie in der Paulskirche auch eine große Aus-stellung mit Katalog und ein begleitendes Hochhaus-Symposium im Deutschen Architekturmuseum. Die umfassende Veranstaltung zieht Hochhausarchitekten und Bauherren, Ingenieure, Hochhausforscher, Theoretiker, Hochhausliebhaber wie -skeptiker an. Der Preis hat sich zu einer internationalen Plattform entwickelt, auf der sich die Hochhaus-planer und -investoren vor einem faszinierten Publikum austauschen. Mit diesem Preis setzt sich Frankfurt gleichauf mit den globalen Met-ropolen – nicht was die Höhe der Wolkenkratzer anbelangt, sondern in Bezug auf zukünftige Entwicklungen und nachhaltige Standards zum Wohle der Menschen und Städte.

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Die (Sing-)Stimme ist das urei-genste Instrument eines jeden Menschen, das es schon vom Kin- desalter zu entdecken gilt. Bei meiner Arbeit als Dirigent, Cel-list und Musikpädagoge erfahre ich in unzähligen Situationen, wie dies begeistern kann, vielen Men-schen eine neue Welt eröffnet und viel Positives bewirkt.

felIx Koch, profeSSor an der

hochSchule für MuSIK MaInz

und KünStlerIScher leIter deS

foruMS für alte MuSIK franK-

furt aM MaIn

Aufbruchsstimmung in der Frankfurter Chorszene eIn rücK- und üBerBlIcK von guIdo holze

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musiK

500 Chöre mit 20.000 Sängern zu Gast in Frankfurt und 600 Kon-zerte an vier Tagen: Das Deutsche Chorfest vom 7. bis 10. Juni ist das kulturelle Großereignis des Jahres 2012 in der Stadt gewesen. Was ist davon geblieben? Für die Frankfurter Chorszene mit all ihren ehren-amtlich Tätigen war es vor allem ein riesiger Motivationsschub. Dabei sollten neben den vielen neu geknüpften Kontakten die „schönen Erin-nerungen“ in ihrer Nachhaltigkeit nicht unterschätzt werden: Die Men-schenmassen, die zur Eröffnung auf dem Römerberg mit den Wise Guys sangen, die Scharen von Choristen, die in Auftrittskleidung mit gelben Bändern um den Hals während der „Nacht der Chöre“ durch die Stra-ßen der Innenstadt zogen, von Fußballfans bestaunt, die in den Cafés die Spiele der Europameisterschaft verfolgten – diese Bilder haben sich eingeprägt und ein positives Gefühl gestärkt. Der charismatische Prä-sident des ausrichtenden Deutschen Chorverbands, der frühere Bre-mer Oberbürgermeister und passionierte Chorsänger Henning Scherf, erfasste die Aufbruchsstimmung in einer flammenden Rede in der Paulskirche mit dem Ausruf „Wir sind wieder im Kommen!“. Wohin man auch hörte, diese Einschätzung Scherfs, der mit der gebürti-gen Bremerin und Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth das Chor-fest nach der Erstauflage 2008 in der Hansestadt nun 2012 an den Main gebracht hatte, wurde überall geteilt. Von der üblichen Jammerstimmung in Zeiten der Krise war bei den Sängern jedenfalls nichts zu spüren. Opti-mismus allenthalben. Allzu viel braucht es auch gar nicht. Wer in der Alten

Der dänische Pop-Jazz-Chor Vocal Line unter der

Leitung von Jens Johansen im hr-Sendesaal

Der Jazzchor Freiburg unter der Leitung von

Bertrand Gröger im hr-Sendesaal

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Oper zum Abschluss der „Nacht der Chöre“ den Sinfonischen Jugendchor Simón Bolívar aus Venezuela hörte, in dem junge Sängerinnen und Sän-ger des sozialen Projekts „El sistema“ aktiv sind, der musste staunen, was für ein künstlerisches Niveau sich ohne große Ausstattung erreichen lässt.Es gibt zudem drei beneidenswerte Spezifika der Frankfurter Chorszene. Das wichtigste Projekt, das bundesweit Aufsehen erregt hat, betrifft den jüngsten Nachwuchs: Das von der Crespo Foundation und der Frankfur-ter Musikhochschule getragene Lehrerfortbildungsprogramm „Prima-canta – Jedem Kind seine Stimme“ soll dazu führen, dass Kinder schon in der Grundschule lernen, qualitätsvoll zu singen. 72 von 79 Frankfur-ter Grundschulen haben sich seit dem Start 2008 schon beteiligt, 179 oft fachfremde Lehrer wurden in Kompaktkursen fortgebildet. Der Erfolg ist groß: Im Kanon singende Kinder, wie sie bei der Eröffnung des Chor-fests auf der Open-Air-Bühne zu hören waren, haben etwas sehr Anste-ckendes – für Eltern und Großeltern allemal. Dieses Potenzial muss nun in den weiterführenden Schulen, bestehenden Chören oder neuen Nach-wuchsensembles nur genutzt werden.Ein ausgewiesener Ort für Chorproben existiert in Frankfurt ja, und das ist schon das zweite Spezifikum: Seit 2005 steht am Dornbusch das neue

„Haus der Chöre“. Dergleichen findet sich in nur ganz wenigen Städten. Die dritte Besonderheit ist die Zusammenarbeit der vier großen Orato-rienchöre in der „Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Chöre“: Die Singaka-demie, der Cäcilien-Chor, die Frankfurter Kantorei und der Figuralchor stimmen sich etwa bei Aufführungen großer Werke ab, damit nicht etwa viermal nacheinander Bachs „Weihnachtsoratorium“ erklingt.Diese ehrwürdigen Chöre ergehen sich also keineswegs nur in der Wie-derholung des ewig Gleichen. Der Figuralchor etwa hat unter Martin Lücker, der die Leitung 2011 übernommen hat, eine neue Konzertreihe in der Festeburgkirche initiiert, in der entlegenes Repertoire erklingt. Nachwuchssorgen plagen diesen Chor nicht: Er ist aus dem Kinderchor des Hessischen Rundfunks hervorgegangen, aus dem nach wie vor junge Sänger hinzukommen.Der neue Dommusikdirektor Andreas Boltz hat mit überraschendem Zulauf einen Mädchen- und einen Knabenchor gegründet sowie neben dem bestehenden Domchor noch das Vocalensemble am Dom ins Leben gerufen. Von dessen Leistungsfähigkeit konnte man sich schon beim Chorfest überzeugen. Zugleich zeigte sich, wie breit das Angebot inzwi-schen auch im nichtklassischen Bereich ist: Der Sendesaal des Hessi-schen Rundfunks war Treffpunkt für die Jazz-, Pop- und Gospelchöre, die in den Wettbewerben in eigenen Kategorien antraten. Das Fazit ist klar: Wer in Frankfurt im Chor singen möchte, wird keine Schwierig-keiten haben, die passende Gelegenheit zu finden – nach dem starken Impuls des Chorfests schon gar nicht.

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musiK

„Hey Jude, don’t make it bad ...“. Tausende haben sich auf dem Römerberg versammelt zum größten Beatles-Chor der Welt. Es ist Chorfest. Ganz verwirrt über so viel deutsche Ausgelassenheit zücken die ortsüblichen japanischen und amerikanischen Reisegruppen ihre Kameras. Oh, great, how nice! Nur die wenigsten werden wissen, dass sie, neben Paulskir-che und Kaiserdom, soeben ein weiteres und höchst lebendiges Mani-fest deutscher Geschichte hautnah erleben. Als die Sänger nämlich vor 150 Jahren in Coburg ihren „Deutschen Sängerbund“ gründeten, waren sie der politischen Einheit ein ganzes Jahrzehnt voraus. Seit einigen Jahren heißt der Bund nun „Deutscher Chorverband“. Hen-ning Scherf, der Präsident, wirbt nicht mit Resolutionen und Forderungen, sondern einfach mit dem, was die Sänger (und mittlerweile, natürlich, auch Sängerinnen!) tun: nämlich singen, Spaß haben und Freude machen, auch im Alltag ein bisschen von dem kosten, was am anderen Ende desselben Tuns „Kunst“ heißt. Gesellschafts- und bildungspolitisch verbrämt könnte man sagen: das Miteinander der Generationen und soziale Kontakte pfle-gen, seine Freizeit sinnvoll und aktiv verbringen. Erhob vor 25 Jahren, bei der 125-Jahr-Feier des Verbands ebenfalls in Frankfurt, das Jubiläums-motto „Singen heißt verstehen!“ noch den pädagogischen Zeigefinger, so kalauert die Werbung heute lässig: „Frankfurt ist ganz Chor!“.Singen im Chor hat immer etwas mit Lebensgefühl zu tun. Die Älte-ren mögen romantisch verklärend die guten alten Zeiten besingen.

„hey Jude, don’t make it bad ...“eInIge gedanKen zuM chorfeSt von andreaS BoMBa

Der größte Beatles-

Chor Deutschlands

auf dem Römerberg

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Chorgesang fasziniert aber auch die jungen Leute, ist wieder „cool“. Viele sind durch die Popmusik sozialisiert – warum solche Songs nicht auch im Chor singen? Dann machen auch olle Kamellen mal Spaß!

„Hey Jude, don’t make it bad, take a sad song and make it better“. Der Hit von Lennon / McCartney, auch ein Oldie, eroberte 1968 die Charts. Just mit dieser Jahreszahl meinen Funktionäre die Wurzel allen, nun sich bessern-den Übels zu finden (und benennen mit der Frankfurter Schule und Theo-dor W. Adorno auch gleich die „Schuldigen“). Tatsächlich bedurfte es fast eines halben Jahrhunderts, bis ein Projekt wie „Primacanta“ Frankfurter Grundschülern und ihren Lehrern wieder exemplarisch die Lust am Sin-gen beibringt. Auch das hörte man auf dem Römerberg. Mit dem einschlä-gig bekannten „Ich-kann-nicht-singen“-Chor bewies der Berliner Chorlei-ter Michael Betzner-Brandt auch beim Chorfest in Frankfurt, dass Singen keine Frage des Könnens ist, sondern eine des Wollens.Solange jedenfalls, wie es um den Spaß an der Sache geht und um eine machtvolle Demonstration. Die in Tausende Ensembles und Orte bis in alle Ecken und Winkel des Landes verteilte Chorszene muss sich auch einmal in großer Zahl zeigen, um unter Beweis zu stellen, dass nicht nur der von den Medien gehätschelte Bundesligafußball Woche für Woche Hundert-tausende mobilisiert. Darin besteht ein nicht geringer Sinn des Chorfestes. Natürlich aber ist Chormusik auch Kunst. Und die kommt, wie man gern sagt, von Können. Sie ist beim Chorfest in den rund 600 Konzerten zu

Die Wise Guys, Deutschlands bekannteste

A-cappella-Band, mit Kindern aus dem

Primacanta-Projekt bei der Eröffnung des

Deutschen Chorfests

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musiK

Hause, wo das Publikum still sitzen und zuhören muss, was erstaun-lich viele Chorsängerinnen und Chorsänger auch tun. Wann hat man schon Gelegenheit, so intensiv über den eigenen Gartenzaun schauen bzw. hören zu können? Frankfurts Chorfreunde, das merkt man, lech-zen vor allem nach guter A-cappella-Musik in herausragenden Darbie-tungen. Diese Kunst hat es in dieser Stadt schwer. Sei es, weil charis-matische Chorleiter Mangelware sind. Sei es, weil Auftrittsorte und

-bedingungen für Chöre in Frankfurt nicht stimmen. Das Konzerthaus verschließt seine Türen, Kirchen taugen nicht für jede Musik, die Akus-tik und Atmosphäre von Bürgerhäusern und Turnhallen wirken oft nicht gerade motivierend. Der Deutsche Chorverband kümmert sich vor allem um die Breite, um die Chöre flächendeckend auf dem Land oder in den Stadtteilen. Gerade in Frankfurt, mit seinem hohen Pendler- und Migrantenanteil an der Bevöl-kerung, vollziehen sich rasante Entwicklungen. Traditionsreiche Chöre sterben – neue werden gegründet. Von reinen Spaßensembles über Pop- und Gospelchöre, Chöre von Schwulen und Lesben bis hin zur hedonis-tisch angehauchten Szene der spezialisierten Vokalensembles. Insgesamt ist die Professionalisierung auf dem Vormarsch – zum Wohle der Musik. Hatte drei Wochen zuvor die angedrohte Blockupy-Blockade die Frank-furter den Atem anhalten lassen, ließ das Chorfest, eine machtvolle Mani-festation friedlichen Singens, sie aufatmen. Und mitsingen!

oben: Männerchorsingen des Hessischen

Sängerbunds Reine Männersache mit mehr als

2.000 Sängern aus ganz Hessen

unten: Chorverband der Pfalz mit rund 50 Chören

Michael Betzner-Brandt beim Leiten des „Ich-

kann-nicht-singen“-Chors, einem offenen Singen

auf dem Römerberg

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The Forsythe Company

Es gibt Bezüge zwischen Forsythes Choreografien und meinen wis-senschaftlichen Erkenntnissen von sich selbst organisierenden Sys- temen. Die Interaktionsdynamik der Tänzer lässt sich in raum- zeitlichen Graphen abbilden. Sie ähneln Kommunikationsprozes-sen im Gehirn. Durch Vernetzung mit Wissenschaftlern entstehen jetzt Forschungsprojekte zu diesen Fragen.

Wolf SInger, dIreKtor eM. aM

Max-plancK-InStItut für hIrn-

forSchung, SenIor reSearch

felloW aM ernSt StrüngMann

InStItut, franKfurt aM MaIn

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Bühne

William Forsythe gilt als einer der führenden Choreografen weltweit. Seine Werke sind dafür bekannt, die Praxis des Balletts aus der Identifika-tion mit dem klassischen Repertoire gelöst und in eine dynamische Kunst-form des 21. Jahrhunderts transformiert zu haben. Forsythes tiefgreifendes Interesse an organisatorischen Grundprinzipien hat ihn dazu geführt, ein breites Spektrum von Projekten in den Bereichen Choreografie, Instal-lation, Film und internetbasierte Wissensentwicklung zu verwirklichen. Nach Auflösung des Ballett Frankfurt im Jahr 2004 formierte der Cho-reograf William Forsythe die Forsythe Company, ein neues, unabhängi-ges Ensemble. Als produzierendes zeitgenössisches Tanzensemble ist die Forsythe Company mit ihren Aufführungen in aller Welt zwischen New York und Tokio, vertreten. Sie lädt Gastkünstler, Tänzer, Choreo-grafen, Komponisten, Wissenschaftler nach Frankfurt und Dresden ein, um hier gemeinsam mit ihnen neue Projekte zu entwickeln.Seit Bestehen der Forsythe Company hat sich William Forsythe intensiv auch einem weiteren Tätigkeitsfeld, den Choreographic Objects, zuge-wandt. Sie sind im Grenzbereich zwischen Bildender Kunst, Performance, Tanz und Komposition angesiedelt. Es entstanden tänzerische Installati-onen, Tanzinstallationen ohne Tänzer, Kompositionen ohne Musik, cho-reografische Objekte, die den Zuschauer zum Tänzer machten und vieles mehr. Die Forsythe Company ist mit diesen Arbeiten unter anderen in der Tate Modern in London, in der Pinakothek der Moderne in München, auf der Biennale in Venedig, aber ebenso auf Theaterfestivals wie in Avignon oder der Ruhrtriennale vertreten.

Heterotopia, eine Arbeit von William Forsythe

Tänzer: Cyril Baldy, Ander Zabala

William Forsythe

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N.N.N.N., eine Choreografie von William Forsythe

Tänzer: Cyril Baldy, Amancio González,

Ander Zabala, Fabrice Mazliah

Die Forsythe Company widmet sich zugleich intensiv der Ausbildung der nächsten Generation von Tänzern und Choreografen. Beispielhaft sei hierfür der Aufbau der digitalen Plattform Motion Bank genannt; sie verfolgt das Ziel, neue Grundlagen für den Dialog mit dem Tanz-publikum und den Wissenschaften und verwandten Künsten zu schaf-fen. In der ersten Projektphase von Motion Bank arbeitete die Forsythe Company mit der Ohio State University – Advanced Computing Cen-ter for the Arts and Design, mit der Hochschule für Gestaltung Offen-bach, mit der Hochschule Darmstadt und dem Fraunhofer-Institut Darm-stadt zusammen. Im Ausbildungsteil des Projekts, unter anderem bei der Gestaltung von Workshops und Lectures, kooperiert das Tanzensemble mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und der Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Begleitet wird das Projekt durch interdisziplinäre Workshops der Dance Engaging Science: Interdiscipli-nary Research Workshops. Partner sind die Berlin School of Mind and Brain – Humboldt-Universität Berlin und das Max-Planck-Institut für Hirnforschung Frankfurt am Main. Unterstützt werden diese Workshops von der VolkswagenStiftung. Zusätzlich entwickelt die Forsythe Com-pany gezielt Vermittlungsprojekte, die sich an Schüler richten, um ihnen einen Einblick in die Tanzwelt zu ermöglichen. Zusammen mit dem Künstlerhaus Mousonturm, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, der Hessischen Theaterakademie und dem Ensemble Modern ist die Forsythe Com-pany seit 2009 Gründungsmitglied des Frankfurt LAB – Das Musik-, Theater- und Tanzlabor der Moderne für Frankfurt RheinMain.

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Bühne

The Forsythe Company wird gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden

und den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land

Hessen. Sie ist Company-in-Residence in HELLERAU-Europäisches Zentrum

der Künste in Dresden und im Bockenheimer Depot in Frankfurt am Main.

Mit besonderem Dank an die ALTANA Kulturstiftung für die Unterstützung

der Forsythe Company.

Motion Bank wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Hessi-

sche Ministerium für Wissenschaft und Kunst, den Kulturfonds Frankfurt

RheinMain und die ALTANA Kulturstiftung.

Whole in the Head, eine Choreografie von William

Forsythe, Tänzer: Yasutake Shimaji, Jone San Martín,

Riley Watts, Josh Johnson, Katja Cheraneva

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Im Sommer konnte die freie Tanz- und Theaterszene neue Räume in der Kommunikationsfabrik Schmidtstraße 12 beziehen. In direkter Nachbarschaft zum Frankfurt LAB und zur Forsythe Company stehen zukünftig zwei Studios und ein Büro für projektbasiertes Arbeiten und Recherchen im Bereich Choreografie und Performance zur Verfügung. Z, das von ID_Frankfurt konzeptionell ausgearbeitet wurde, erhält über mehrere Jahre eine Konzeptförderung durch das Kulturamt. Sie unter-scheidet sich von der Projektförderung für einzelne Maßnahmen und der institutionellen Förderung überzeugender Basisarbeit durch die gezielte und projektübergreifende Unterstützung eines herausragenden Konzepts. Die Idee der interdisziplinären Begegnung an einem eigens dafür geschaffenen neuen Ort für freie Arbeit in den zeitgenössischen Darstellenden Künsten ist in dieser Form neu. Das Zentrum soll Raum für Proben und Produktionen mit Schwerpunkt Tanz und Performance bieten, es fördert Synergien und stellt ein geeignetes Umfeld für eigen-ständiges Arbeiten dar. Neben gemeinsamen künstlerischen Prozes-sen soll besonders auch zum Diskurs mit den Wissenschaften angeregt werden. Insbesondere junge Künstler und Absolventen der Hochschu-len in Gießen und Frankfurt finden im neuen Zentrum für Proben und Forschen Z einen Ort, an dem sie ihr Können zusammenbringen und fruchtbar arbeiten können. Daraus ergeben sich neue Entwicklungsper-spektiven für die freie Tanz- und Theaterszene.

z – ein neues zentrum für proben und forschen

Kleines Studio mit 50 Quadratmetern

Tanzteppich

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Bühne

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perspektiven für die theater-szene in frankfurt am Main?!

Die jahrzehntelange Entwicklung der Freien Theaterszene in Frank-furt am Main ist eng verbunden mit den Förderstrukturen der Stadt. Um dem gesellschaftlichen Prozess der Veränderung gerecht zu werden, sollte die Theaterförderung der Stadt immer wieder überprüft und, falls nötig, weiterentwickelt werden, um adäquat zu bleiben. Aus diesem Grunde wurde für die Spielzeit 2010 / 2011 eine Perspek-tivkommission einberufen, die dem Kulturdezernat evaluierend und beratend zur Seite stehen sollte. Das Expertengremium hat neben einer Beschreibung der momentanen Situation Handlungsempfehlungen for-muliert, die als eine Gesprächsgrundlage dienen sollen. Der Abschlussbericht der Perspektivkommission wurde im Mai 2012 der Öffentlichkeit präsentiert und hat eine umfassende Diskussion angesto-ßen. Ein allgemeiner Diskurs über die Bedeutung des Freien Theaters und seine vielfältigen Erscheinungsformen setzte ein, ebenso kristallisierte sich heraus, dass eine Neukonzeptionierung der Förderung Freier Thea-terarbeit durch die Stadt Frankfurt am Main sinnvoll erscheint.Eine solche Umstrukturierung muss dabei als langfristig wirkender, Grundlagen schaffender Prozess angesehen werden. Das Kulturamt ist daher im Gespräch mit den Akteuren, gemeinsam werden Ideen und Vorschläge für ein Konzept gesammelt. Dieser nunmehr angestoßene partizipative Prozess wird auch 2013 fortgesetzt werden und darauf auf-bauend konkrete Umsetzungen erfahren.

Theaterförderung wird auch in Zukunft einen

hohen Stellenwert besitzen

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theaterperipherieIntervIeW MIt ute BanSeMIr und alexander BrIll

Wem es gelingt, Jugendliche aus Migrantenfamilien zum Theater-spielen auf professionelles Niveau zu bringen, sie einfühlsam anzulei- ten und ihnen das nötige Selbst-wertgefühl zu geben, der vollbringt Außergewöhnliches. Damit gelingt ein Sprung über die Kulturgrenzen hinweg. Die Stiftung Citoyen för-dert diese Arbeit und hofft, dass die Erfolge andauern werden.

dIeter WIMMel,

vorStand StIftung cItoyen

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Gesellschaftlich relevante Thematiken aus den Lebenswelten junger Menschen aus der gesellschaftlichen Peripherie, mit theatralen Mitteln zu behandeln und zu hinterfragen, führte 2008 zur Gründung von the-aterperipherie. Die erste Inszenierung, das Stück „Ehrensache“ (Premi-ere Januar 2008), wurde 2012 im Rahmen der Karfunkel-Preisverleihung mit einer lobenden Anerkennung geehrt.Seit Beginn der gemeinsamen Arbeit hat sich das Konzept verändert und weiterentwickelt.

WaS hat dazu geführt, daSS Statt deS leItMotIvS IntegratIon

SeIt 2011 der BegrIff teIlhaBe IM foKuS IhreS KonzeptS Steht?

alexander BrIll

Der Wechsel weg vom Thema Integration geht auf Reaktionen von Darstellern, aber auch von Zuschauern zurück. Interessant ist, dass er genau in dem Jahr erfolgte, als wir den größten Erfolg hatten und Preise gewonnen haben. Wir haben den Wunsch ernst genommen und unser Konzept entsprechend verändert. ute BanSeMIr

Es ist uns wichtig, zu betonen, dass diese Entscheidung ein Prozess war, eine Reaktion, und zunächst keine theoretische Überlegung. Ohne die intensive Auseinandersetzung, die Erfahrungen, die wir mit den Schau-spielern gesammelt hatten, wäre dieser Schritt nicht geschehen.

Tanja Ronaghi, Hadi Khanjanpour, Dafne Altun

in „radikalextrem²“, Regie: Alexander Brill

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alexander BrIll

Wenn Sie migrantisches Leben ins Zentrum der Arbeit stellen, wie wir das bis 2011 gemacht haben, problematisieren Sie immer wieder die migran-tische Gesellschaft, in der Regel Muslime. Und zwar mit ganz ähnlichen Begriffen, mit denen sie von der deutschen Mehrheitsgesellschaft sowieso schon kritisiert wird. Das heißt, man bestätigt – ohne es zu wollen – die bestehenden Vorurteile und diskriminierenden Haltungen gegenüber Migranten. Unser Ansatz war zwar ein ganz anderer, aber der Effekt war derselbe. Die Betroffenen sagten, ja, wieder sind wir die mit den Defiziten. Wieder mit den üblichen Themen: Ehre, Familie, Patriarchat ...ute BanSeMIr

Die Gefahr ist auch, dass die Gründe für diese Konflikte immer in der Kultur gesucht werden. Wir vertreten aber die Meinung, dass die meis-ten der real vorhandenen Probleme nicht Ausdruck von Herkunft, Kultur oder Religion sind, sondern von Schichten und Milieus, zu denen „Deut-sche“ und „Ausländer“ gleichermaßen gehören. Das heißt, dass soziale Problemstellungen in der Öffentlichkeit gerne ethnisiert werden. Dann kommt etwas anderes dazu, die Frage der Authentizität: Es wurden im deutschen Raum immer mehr Theater- und Kunstprojekte zum Thema Integration und allem, was damit zu tun hat, gemacht, und dadurch kamen immer mehr Stereotype auf. Es gibt anscheinend ein Interesse daran, einen authentischen Blick auf die Straße zu kreieren. Das produziert Stereotype, und die wollten wir auf gar keinen Fall bedienen. Diese Änderung des Konzepts weg von Integration und hin zur Teilhabe hat nicht nur Einfluss auf den Inhalt, sondern auch auf unsere formalästhetische Erzählweise.

Jonas Abbood, Adil Khadri, Adil El-Hirache,

Ioannis Ziogos in „Die im Dunkeln“

von Ute Bansemir und Wolf Perina

Ensemble „Die im Dunkeln“

Regie: Ute Bansemir

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daS repertoIre von theaterperIpherIe uMfaSSt adaptIonen

von KlaSSISchen StücKen und eIgenproduKtIonen. Welche

erfahrungen haBen SIe daMIt geMacht?

ute BanSeMIr

Unsere Arbeitsmethode mit den Darstellern ist es, grundsätzlich eine fragende Position einzunehmen. Bei „Ehrensache“ und „Leyla & Med-schnun“ haben wir gemerkt, wie fruchtbar diese Methode für die Arbeit und das Ergebnis ist. Auf diese Weise machen die Darsteller die Stü-cke zu ihren eigenen Stücken, eignen sich die Stoffe selbst neu an. Das funktioniert bei den Stückentwicklungen ähnlich, indem man sich im Ensemble auf eine gemeinsame Suchbewegung begibt. alexander BrIll

Egal ob Stücke oder Eigenproduktionen: Alle Beteiligten müssen sich auf einen Trip begeben, der allerdings unterschiedliche Formen des Suchens hat. Bei „Maria Magdalena“ war die Aufgabe an die Darsteller:

„Wie würde die Geschichte / Figur / Situation heute in deinem Herkunfts-land stattfinden? Spiele mir Geschichten vor, die der Text in dir auslöst! Was können wir vom vorliegenden Text nicht gebrauchen, was müssen wir ganz neu machen?“ Bei „radikalextrem²“ hatten wir einen anderen Ansatz: Die Stückfassung entstand aus wochenlangen Recherchen in allen zur Verfügung stehenden Medien und aus Improvisationen mit dem gefundenen Material. In beiden Arbeitsformen ist entscheidend, dass unsere Darsteller selbstbestimmt arbeiten und deshalb in jedem Moment auf der Bühne wissen, was sie tun.ute BanSeMIr

Bei der Entwicklung von eigenen Produktionen wie „Die im Dunkeln“, „Friede den Hütten! Krieg den Palästen“ und „radikalextrem2“ können wir aktuelle Themen ganz direkt in den Fokus nehmen. Dabei ist bei-spielsweise „Die im Dunkeln“ aus Recherchen, unter anderem in Calais entstanden, einer französischen Hafenstadt, in der sich viele illegalisierte Migrantinnen und Migranten aufhalten, um nach England zu gelangen.

WIe Sehen SIe SelBSt Ihre poSItIon In der (franKfurter) thea-

terlandSchaft?

ute BanSeMIr

Auf einem Symposium zur Zukunft des Kinder- und Jugendtheaters am Theater im Marienbad in Freiburg im November 2012 beschrieb ein Referent theaterperipherie als eine notwendige Zwischeninstanz zwi-schen Kultursozialarbeit und dem Theaterbetrieb an Stadt- und Staats-theatern. Das finde ich eine gute Zusammenfassung unserer Intentio-nen. Wir haben klar künstlerischen, nicht pädagogischen Anspruch und nutzen unsere Position als Freies Theater, um Stoffe zu erzählen, die so nicht in den festen Häusern vorkommen, und stellen Besetzungen auf, wie Sie sie ebenfalls nicht auf den großen Bühnen finden können, da die Zugangsmöglichkeiten immer noch sehr ungleichmäßig verteilt sind.

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alexander BrIll

Die Ausbildung zum Schauspieler ist für Migranten erheblich schwie-riger als für andere Jugendliche. Sie müssen sich die Akzeptanz ihrer Berufswahl meist hart erkämpfen. Ihre Eltern kommen oft aus ganz anderen kulturellen Zusammenhängen. Außerdem sind Formen und Begrifflichkeit des Theaters in ihren Herkunftsländern eine andere. Es kommt schon vor, dass sich Eltern (vor allem die Väter!) die Vorstellun-gen von theaterperipherie, in denen ihre Kinder spielen, nicht ansehen. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Manche lehnen das Theater mit-unter ab, weil sie fürchten, es könne die Kinder von dem Weg ablenken, den sie für sie vorgesehen haben. Manche fühlen sich unserer Kultur gegenüber so fremd, dass sie sie lieber meiden. Manche fürchten, den Theaterabend nicht zu verstehen, und möchten vermeiden, von den eige-nen Kindern den Abend erklärt zu bekommen. Manche empfinden es als Verrat an der eigenen Herkunft und Kultur, dass ihr Kind an einer fremden Kultur partizipiert, ja sie sogar prägt. Trotzdem erreichen wir durch unser Ensemble ein neues Publikum und führen Migranten an die deutsche Theaterkultur heran. Über 40 Prozent unserer Besucher haben ihre Wurzeln nicht in Deutschland.ute BanSeMIr

Wenn es die Leute dann tatsächlich schaffen, eine Schauspielausbildung zu absolvieren, kommt ein weiteres Hindernis dazu: Oft spielen Schau-spieler mit migrantischem Hintergrund Ausländer mit stereotypen Pro-blemen eines Migranten. Wir wünschen uns aber, dass unsere Schau-spieler Rollen wie den Prinz von Homburg oder Hamlet spielen. Die dramaturgische Entscheidung ist demnach: Welcher Schauspieler ist für welche Rolle am besten geeignet? Sie fällt unabhängig von Merkmalen wie „hat einen migrantischen Hintergrund“.

erWarten dIe zuSchauer hIlfe und löSungSangeBote für dIe

geSellSchaftlIchen proBleMe, dIe SIe MIt allen produKtIo-

nen aufzeIgen?

ute BanSeMIr

Hilfe und Lösungen ganz sicher nicht! Wie sollten wir das können? Wir sind in unserer Arbeit immer subjektiv, erzählen unsere Einschätzun-gen und Fantasien. Das soll anregen zu eigenen Gedanken und Positi-onen. Wir gehen auf Wunsch von Lehrern oder Klassen in die Schulen und sprechen mit ihnen über die Aufführungen. Wir schicken Thea-terpädagogen in die Schulen, die das Gesehene theatral mit den Schü-lern aufarbeiten. Wir machen Publikumsgespräche nach den Stücken. Wir betrachten es als unsere wichtigste Aufgabe, mit dem Zuschauer in

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einen Dialog zu kommen. Da geht es dann manchmal wirklich um ganz große Fragen, wie nach einer Vorstellung von „Die im Dunkeln“ um die Frage nach einem Recht auf Glück in Bezug auf das Problem der „illega-len“ Migrationsbewegungen, die ein Zuschauer in den Raum warf, wor-aufhin ein ehemaliger Asylbewerber aufstand und sagte: „Ich weiß nicht, ob ich ein Recht auf Glück hatte, ich habe es einfach gesucht!“

WaS zeIchnet dIe arBeIt von theaterperIpherIe InSgeSaMt

auS?

alexander BrIll

Wir wollen keine Antworten geben, das können wir gar nicht. Kunst kann nichts anderes als Fragen stellen, oder sagen wir es mal so: mit den Fragen irritieren: „Muss das so sein?“ „Nur weil es immer so war?“

„Warum ist das Konsens?“ „Warum tut keiner was dagegen?“ Und viele andere Fragen. Es gibt nichts Produktiveres als Fragen. Unser Credo ist: Ich muss aus der Vorstellung anders rausgehen, als ich reingegan-gen bin, ich muss eine Reibung, einen Widerstand in mir erfahren haben. Das gilt für uns als Macher genauso wie für das Publikum. Nur dann kann Theater etwas auslösen. Das ist im Übrigen kein intellektueller Prozess. Neue Einstellungen gehen immer über Emotionen.

Fatima Kamboua in „Maria Magdalena“ von

Friedrich Hebbel, Regie: Alexander Brill

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Wir werden älter, bunter, weniger. Wie können die Frankfurter Kultur-einrichtungen angesichts veränderter Gesellschaftsstrukturen ihr Publi-kum besser erreichen? Mit dieser Frage und den Auswirkungen des demo-grafischen Wandels auf ihre Vermittlungsarbeit beschäftigten sich am 21. und 22. November 2012 rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Frankfurter Kultureinrichtungen, darunter auch Ver-treterinnen und Vertreter von Migrantenkulturvereinen und Mitglieder der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung. Im Mittel-punkt stand das Thema kulturelle Teilhabe, nicht nur für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Es ging darum, Verschiedenheit ganz selbstver-ständlich in die Vermittlungskonzepte einzubeziehen und sich untereinan-der bei der Arbeit zu vernetzen. Gemeinsam zur Tagung eingeladen hat-ten das Kulturdezernat und das Integrationsdezernat der Stadt Frankfurt.Das Kunst- und Kulturprogramm Frankfurts ist schon lange international ausgerichtet und sehr vielfältig. Bei der Entwicklung von Angeboten für die Kulturvermittlung ist aber zu bedenken, welche Form von Öffentlich-keitsarbeit adäquat ist, um neue Besucherschichten zu erschließen. Geht man davon aus, dass letztlich die Bildung und nicht die Herkunft entschei-dend für den Zugang zu kulturellen Angeboten ist, gewinnt die Heranfüh-rung von Kindern- und Jugendlichen an Kunst und Kultur neue Bedeutung. Das umfangreiche Tagungsprogramm machte die Teilnehmer mit Zielen des Frankfurter Integrationskonzepts und Zielsetzungen des Deutschen Städtetags und des Nationalen Integrationsplans vertraut. Sie wurden mit empirischen Studien zur Nutzung kultureller Angebote verglichen. In den lebhaften Gesprächen wurde deutlich, dass die Vermittlungsangebote

„Kultur mit allen!“ in frank- furter Kultureinrichtungen

Diskussion der Teilnehmer

im World Café

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Kultur

dann neue Besucher anziehen, wenn es gut gelingt, diese Angebote auch über Mundpropaganda bekannt zu machen. Eine durchgehende Erkennt-nis war, dass die klassischen Wege der Ansprache – Prospekte, Plakate, Anzeigen – vor allem das klassische Publikum erreichen, also jene 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung, die das kulturelle Angebot ohnehin nutzen. Um auch andere, damit weniger mit Kultur vertraute Menschen zum Besuch und zur Beteiligung einzuladen, hat es sich bewährt, in den entsprechen-den „communities“, also Interessengemeinschaften, bekannte und ange-sehene Menschen als „Türöffner“ zu gewinnen: Indem sie über die Mög-lichkeiten und den Reiz der kulturellen Angebote berichten, sinkt für viele die Schwelle, die ansonsten vor Museen und Theatern offenbar hoch ist.Ein Fazit der Veranstaltung lautete daher, dass für eine interkulturelle Öff-nung nicht unbedingt Zusatzprogramme erforderlich seien, aber ein Men-talitätswechsel: Was wir ohnehin tun, müssen wir so tun, dass es alle erreicht. Gleichfalls einig war man sich über die Bedeutung von Kulturscouts, Kin-dern und Jugendlichen in ihren Cliquen, Erwachsene in ihren Stadtteilen und Vereinen, die nicht nur den Weg zu den Zielgruppen öffnen, sondern auch deren Themen und Interessen in die Kultureinrichtungen übermit-teln. Für die ausdauernde Arbeit an diesen Fragen ist der Austausch, die wechselseitige Unterstützung und Vernetzung über die Häuser und Spar-ten hinweg sehr inspirierend und ermutigend – das hat dieser zweitägige Workshop gezeigt und dafür einen erfolgreichen Auftakt gegeben.

Hiltgund Jehle leitet seit 2010 das Referat „Wissenschaft und Transkulturalität“ im Kulturamt Frankfurt.

Es wurde im Jahrbuch bisher noch nicht vorgestellt, daher sei an dieser Stelle darauf hingewiesen.

Frau Dr. Jehle gibt gern Auskunft und freut sich über Anregungen zum Thema: hiltgund.jehle@stadt-

frankfurt.de

Im künstlerischen Alltag stellt sich die Frage nach

der Herkunft nicht mehr. Sie fließt ein in die

Arbeit, wie bei Eun-Joo Shin, die seit 2004 in

Frankfurt lebt und arbeitet

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Kultur für Kinder

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Kultur

Ein lebendiger Zugang zu Kultur ist sowohl für die persönliche Ent-wicklung jedes Einzelnen als auch für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft ein wichtiger Schlüssel.Die Begegnung und Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur sind für jeden Menschen von prägender Bedeutung. Sie beeinflussen die sinnliche Wahrnehmung, die kreativen Fertigkeiten und die Ausdrucks-fähigkeit. Sie ermöglichen einen Zugang zur Geschichte, zu den Tra-ditionen, Werten und kulturellen Leistungen in Deutschland, Europa und der Welt. Für rund 160.000 junge Menschen im Alter von vier bis 18 Jahren bieten zahlreiche Kulturorte in Frankfurt spezielle Formate an. Frankfurt hat sogar ein Museum nur für Kinder. Im kinder museum frankfurt werden stadt- und kulturgeschichtliche Themen speziell für Kinder konzipiert und gezeigt. In der Förderung der frühkindlichen, spielerischen Heranführung an Bildungsangebote spiegelt sich gleichsam die Idee, dass für ein har-monisches Miteinander in einer pluralen Stadtgesellschaft etwas getan werden muss. Durch kulturelle Bildung werden wichtige Grundlagen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt geschaffen. Für eine gleichbe-rechtigte Teilhabe ist die ästhetische Bildung für Kinder- und Jugend-liche von entscheidender Bedeutung, nicht die Herkunft, da kulturelle Trennlinien im Kleinkindalter noch nicht ausgebildet sind. Daher för-dert das Kulturamt Kultur für Kinder auf vielfältige Weise.

Kostenlose Angebote für Kinder halten am letzten

Samstag im Monat (außer August und Dezember)

fast alle Frankfurter Museen beim SaTOURday-

Programm bereit

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Vermittlungsangebote aus Kunst, Film / Medien,

Theater / Tanz, Musik, Literatur, Geschichte, Natur /

Technik und mehr für Kinder, Familien, Kitas

und Schulen sind in der Broschüre Kinder Kultur

Frankfurt übersichtlich versammelt

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Kultur

Allgemeine Informationen zum Erleben von Kinderkultur und zum eige-nen Schaffen von Kinderkunst in der Mainmetropole sind in der Sparte Kinder im Frankfurter Kulturportal www.kultur-frankfurt.de zu finden. Dort werden zahlreiche Institutionen und Festivals vorgestellt und ver-linkt. Der Veranstaltungskalender bietet Kurzentschlossenen eine gute Orientierungshilfe, rasch ein aktuelles Angebot aus allen Bereichen zu finden. Weitere Websites erleichtern die Auffindbarkeit von Kinderan-geboten: www.kuki-frankfurt.de sammelt Angebote der Kulturellen Bil-dung, auf www.frankfurt-kindertheater.de sind alle Frankfurter Kin-dertheater aufgeführt. Ein Mausklick verlinkt zu den Internetseiten der Theater mit Details und aktuellen Informationen. Seit 2010 vergibt die Stadt Frankfurt im Rahmen des Festivals „Starke Stücke. Internationales Kinder- und Jugendtheaterfestival RheinMain“ den Kinder- und Jugend-theaterpreis Karfunkel. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro für beson-ders qualitätvolle Arbeiten verbunden. Innovative Inszenierungs-, Spiel- und theaterpädagogische Konzepte finden damit Anerkennung. Nähere Informationen finden Interessenten im Kulturportal in der Sparte Bühne.In den Sommerferien bieten viele kulturelle Institutionen Ferienspiele an. Unter dem Namen „Fantasie verleiht Flügel“ präsentieren die betei-ligten Museen, der Palmengarten und der Zoo ihre Angebote übersicht-lich in einer Broschüre, die man auf dem Kulturportal finden kann.Immer am letzten Samstag im Monat außer im August und Dezember ist der Eintritt frei für eine Tour durch fast alle Frankfurter Museen. An den SaTOURday-Tagen bieten die Museen mehr als nur Ausstellun-gen. Kinder und Erwachsene können bei Führungen und Workshops gemeinsam auf Entdeckungstour gehen. Ein mehrseitiger Flyer infor-miert halbjährlich über das Angebot, er kann im Kulturportal als PDF heruntergeladen werden. Nicht nur digital, sondern auch in gedruckter Form stellt das Kulturamt Informationen bereit. 2012 wurde die Broschüre „Kinder Kultur Frank-furt“ aufgelegt, die mit rund 100 Seiten als handlicher Wegweiser zu den Angeboten aus Kunst und Kultur dient. Selbsterklärende Icons ermög-lichen den schnellen Überblick über die 80 präsentierten Institutionen, Orte, Häuser und Sonderformate aus allen Sparten. Auf einen Blick fin-den sich Hinweise zu Alters- und Zielgruppen und natürlich alle wich-tigen Kontaktinformationen. Auch Besonderheiten der Einrichtungen werden kenntlich gemacht, insbesondere werden beispielsweise barrie-refreie oder besonders günstige Angebote hervorgehoben und vor Ort vorhandene Spielplätze oder spezielle Außenbereiche. Ergänzt wird die Übersicht durch einen Stadtplan und einen Jahreskulturkalender.Die Broschüre kann in beliebiger Stückzahl, also auch in Klassenstärke, kos-tenlos beim Kulturamt bestellt werden, telefonisch unter 069/212-3 68 38 oder mit einer E-mail an [email protected]. Sie ist eben-falls digital auf der Website www.kultur-frankfurt.de zu finden.

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Karfunkel für picknick im Kohlfeld

„Mit Picknick im Kohlfeld ist der Frankfurter

Choreografin und Tanzpädagogin Johanna Knorr

ein Kindertanzstück gelungen, das ein hohes

und derzeit wieder erschreckend aktuelles gesell-

schaftliches Anliegen, das Bemühen um Toleranz,

ästhetisch anspruchsvoll und ohne erzieherischen

Dünkel begreifbar macht. Die schlichte Geschichte

von der spießigen Familie Kohlweißling, die im Feld

auf die lauten Hummeln trifft, spricht Kinder und

Erwachsene gleichermaßen an und transportiert

eine Botschaft des Miteinanders, die weder naiv

noch rigide wirkt.“ (Aus der Begründung der Jury)

2012 wurde das Junge Ensemble des Tanztheaters

Johanna Knorr für das Familienstück „Picknick im

Kohlfeld“ mit dem Kinder- und Jugendtheaterpreis

Karfunkel ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt

10.000 Euro. Grundlage der Umsetzung ist das

Gedicht Flattertag des Frankfurter Künstlers

Christian Golusda.

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Bühne

Im Rahmen der Verleihung des Kinder- und Jugend-

theaterpreises Karfunkel erhielt theaterperipherie

eine lobende Anerkennung und 5.000 Euro für die

Inszenierung von Lutz Hübners „Ehrensache“.

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Gefühlte Welten eIn rücKBlIcK auf dIe SechSte auSgaBe deS

feStIvalS lIteraturM von volKer BreIdecKer

Was ich an LiteraTurm so mag?Die Entdeckungsreisen!Durch neue Bücher, mit dem Autor, der Autorin als Wegweiser.Zu neuen Perspektiven, dank dem Motto des Festivals.Und zu neuen Orten. Viele bieten spektakuläre Ausblicke, andere sind klein, fein und intim.Aber alle liegen sie an diesen Tagen ganz der Literatur zu Füßen ...

ruth fühner,

JournalIStIn, hr2-Kultur

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literatur

Als vor zwei Jahren – gerade war der Suhrkamp Verlag über den Limes gegangen – aus Köln die Nachricht kam, die rheinische Rivalenstadt werde ihr alljährliches großes Literaturspektakel, die lit.COLOGNE, mit einer zweiten Ausgabe künftig auch auf den Herbst ausdehnen, wurde am Main flugs eine Krisensitzung einberufen: Wohl erstmals in der neu-eren Geschichte der Stadt nahmen die vielen kleinen und großen Häuser und Spielstätten der Literatur da überhaupt Notiz voneinander. Und als Ergebnis solcher Inventur stellten die Akteure verblüfft fest, dass es mit dem literarischen Leben in dieser Stadt gar nicht so schlecht bestellt ist und dass Frankfurt an literarischer Grundversorgung weitaus mehr bie-tet, als den Nord-, West- und Ostendlern, den Bornheimern, Bockenhei-mern und Sachsenhäusern in ihren autarken Stammesgebieten überhaupt bewusst ist – von den Bewohnern des Umlands ganz zu schweigen.Dass dem so ist, dafür sorgt an exponierter Stelle und an exponierten Orten in der alten Bücher-, Verlags- und Messestadt das im bienna-len Rhythmus stattfindende Festival LiteraTurm. An zehn Tagen im Mai erlebte es im vorigen Jahr seine sechste Auflage, diesmal unter der Überschrift „Lakonie und Leidenschaft – Gefühlswelten im zeitgenös-sischen Roman“. Seine Originalität transportiert LiteraTurm bereits im Titel, denn als erklärtes Themen- und Konzeptfestival nimmt es im deutschsprachigen literarischen Festspielbetrieb eine Ausnahmestel-lung ein. Hinzu kommt der Reiz der ungewöhnlichen Orte als Spielstät-ten, vornehmlich jener Wolkenkratzer und Bankentürme, die normalen

Autogrammstunde nach der Lesung

mit John Burnside

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Bewohnern dieser Region sonst verschlossen bleiben und die als Ikonen der globalen Finanzwirtschaft die Skyline und das metropolitane Image dieser Stadt tagaus, tagein in alle Bilderwelten transportieren.Zum besonderen Charme von LiteraTurm gehören daher die sich vie-lerorts bietenden Ausblicke auf das Weichbild der Stadt in ihrer dich-ten Zusammenballung, desgleichen auf die sie umgebende Region von den Hochkämmen des Taunus bis zu den Niederungen des Mains. Wo Vertikale und Horizontale vor allem in den Stunden der Dämmerung auf das Anmutigste zu Goethes „zarten Geometrien“ verschmelzen, braucht man von der obersten Etage des Opernturms zum Beispiel nur einmal im Licht der untergehenden Sonne den Blick nach Westen zu richten, um nahe der Antriebswelle des Flusses des zweiten Scharniers gewahr zu werden – darin die Vertikale der Hochhäuser und mit ihr auch der himmelstürmende Hochmut von Frankfurt sich in die Hori-zontalen des Gewässers und der Schienenstränge hinabsenkt, um sich nach der Region und der übrigen Welt hin auszudehnen, zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Gleich hinter den fünf Bogenhallen des Haupt-bahnhofgebäudes öffnet sich ein riesiges Areal als von Schienen durch-furchte Brachfläche bis zum Horizont, darunter die Züge wie Gewürm entweder stadtauswärts kriechen oder in den Kopfbahnhof einlaufen.Doch trotz seiner landschaftlichen Geschlossenheit und der engen öko-nomischen, kulturellen und infrastrukturellen Zusammenhänge exis-tiert das „Rhein-Main-Gebiet“, wie es auch unter seinen Bewohnern

John Burnside liest „In hellen Sommernächten“ in

englischer Sprache, Julia Griem fasst zusammen

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literatur

noch immer etwas detachiert heißt, und auch trotz seiner neueren rhe-torischen Aufwertung zur „Metropolenregion“ eigentlich nur auf dem Papier. Hochgradig urbanisiert und verdichtet, ist die Region gleich-wohl von antiquierten Gemarkungsgrenzen und von den Verwaltungs-grenzen gleich dreier Bundesländer zerfurcht. Hinzu kommen die selt-samsten Schranken der Mentalitäten, die unbewusst noch immer den Frontverläufen des Dreißigjährigen Kriegs folgen und sich einzig und allein in der Pflege des Misstrauens und der gesuchten Distanz gegen-über dem „Moloch“ Frankfurt miteinander einig sind.Und doch fährt man nach Frankfurt zur Arbeit, zur Messe, zur Oper, in den Zoo oder auch mal zu einer Dichterlesung; und entsprechend hete-rogen ist auch das Völkchen, das hier auf engem Raum vorübergehend zusammenkommt, aber sich kaum – wie anderswo, nehmen wir Stutt-gart oder Köln – an irgendeinem anderen Ort dieser Stadt so wieder-finden würde. Mithin kommt es beinahe einer Kulturrevolution gleich, dass LiteraTurm seit dem vorigen Jahr nicht nur die Stadt, sondern auch die Region bedient und sich bis nach Wiesbaden im Westen, Kronberg und Bad Homburg im Norden, Darmstadt im Süden ausdehnt – fehlt noch der Osten in Richtung Hanau und Aschaffenburg. Die originel-len Formate des Festivals, die an die Stelle protestantischer Lesungen einen wohltuenden Mix aus Gespräch und Lesung treten lassen, wer-den damit offenbar auch in der Region als Beitrag zum Religionsfrieden dankbar angenommen.

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An vorhandener Vielfalt, Diversität und auch Heterodoxie verliert die Region dadurch kein Quäntchen, was pars pro toto auf einer einzi-gen der mehr als fünfzig Veranstaltungen des letzten Jahres zu beob-achten war: Als Olga Grjasnowa, die mit ihrem Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ ein großartiges Debüt absolviert hatte, in der 32. Etage des Opernturms von der Schriftstellerin Zsuzsa Bánk mode-riert wurde, löste eine Irritation die andere ab, obgleich beide Autorin-nen aufgrund ähnlicher Migrationsschicksale miteinander ins Gespräch kommen sollten: Olga Grjasnowa, 1984 in Baku geboren, war 1996 mit ihren Eltern aus dem von Gewalt und Bürgerkrieg zerrütteten Aserbai-dschan geflohen und als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutsch-land gekommen; Zsuzsa Bánk wurde 1965 in Frankfurt als Tochter nach dem gescheiterten Aufstand von 1956 aus Ungarn geflohener Eltern geboren. Als gestandene Erfolgsautorin in Frankfurt lebend, vermochte Bánk der Rückschau Grjasnowas auf ihren einstigen Job als Schuhver-käuferin in der Zeilgalerie und auf das von ihr als besonders angenehm geschilderte Leben und Wohnen im Frankfurter Bahnhofsviertel nur leicht pikiert zu folgen. Such is Frankfurt, such is the Rhine-Main Area. Dabei war die unbestrittene deutsche Hauptstadt der Pendler, Migran-ten und Metöken auch schon in der Vergangenheit reich an vazieren-den Stoffen und durchreisenden Literaten, die am Ende länger blieben, als geplant war. Im Duett mit dem Münchner Autor Hans Pleschinski, der am Main durchaus häufiger als an der Isar zu sehen ist, ließ Hans Joachim Schädlich die fatale Dreiecksgeschichte zwischen Friedrich II., Voltaire und Madame du Châtelet Revue passieren: Dazu gehörte auch die Episode, wie Voltaire unter dem Verdacht, er habe sich ein Manu-skript mit Gedichten des Preußenkönigs räuberisch angeeignet, von der hiesigen Polizei unter Hausarrest gestellt wurde: Fast drei Monate währte sein zwangsweise verlängerter Aufenthalt im Gasthaus Zum Goldenen Löwen in der Fahrgasse. Und als Voltaire im Juli 1753 end-lich weiterreisen durfte, präsentierte ihm der Hotelier eine gesalzene Rechnung: 190 Gulden – das entsprach ungefähr dem Halbjahresgehalt eines Beamten – musste der Gast für seinen unfreiwilligen Aufenthalt berappen. Da kommt selbst jeder Buchmessengast im heutigen Frank-furt besser weg.Und Liao Yiwu, Eva Illouz, Ralf Rothmann, Annette Pehnt, Benjamin Lebert, Angelika Klüssendorf, John Burnside, Marcel Beyer, John Ban-ville, Shahram Rahimian, Carolin Emcke, Anne Enright, Marlene Stree- ruwitz, Leif Randt, Wojciech Kuczok, Ulla Lenze, Felicitas Hoppe und andere waren diesmal auch dabei. Auf dem LiteraTurm. Bei freier Logis.

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literatur

oben: John Burnside (rechts) im Gespräch mit dem

Moderator der Lesung, Gregor Dotzauer

unten: Der französisch schreibende Atiq Rahimi mit

dem Leser der deutschen Version, Jochen Nix, und

einem Gast

Angelika Klüssendorf signiert ihren auf der Short-

list des Deutschen Buchpreises gelisteten Roman

„Das Mädchen“

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Am 24. Februar 2011 startete die Gruppe text&beat – hervorgegangen aus dem Kulturverein Raum 121 e. V. – eine neue Veranstaltungsreihe: text&beat@orangepeel. Zunächst an jedem letzten Donnerstag, seit Beginn des Jahres 2013 an jedem letzten Mittwoch des Monats, fin-det im ersten Stock des Orange Peel ein Clubabend mit Text – Lesung, Diskussion, Vortrag – und Beat – Liveact, DJ – statt.Literatur sollte jenseits der eingeschliffenen Veranstaltungsorte und -for-men präsentiert werden, daher wurde die Reihe in dem im Bahnhofsviertel gelegenen Club angesiedelt und eröffnete somit einen neuen Ort für die Literaturszene in Frankfurt. Aus demselben Grund verzichtet text&beat auf die typische Präsentation von Literatur in der klassischen Lesungs-form und verbindet ihre Auftritte gezielt mit Musik, Kunst, Film und anderen Genres aus dem Spektrum der (Pop-)Kultur.text&beat ist ein Zusammenschluss bisheriger Protagonisten des Kul-turvereins Raum 121 mit unterschiedlichen Mitgliedern aus der Frank-furter Buch- und Medienbranche sowie aus dem (pop-)kulturellen Kon-text, der für ein innovatives literarisches Programm steht. Die Reihe lebt vom Interesse und Engagement ihrer neun Veranstalter, denn Honorare für die Organisatoren gibt es nicht.Die Veranstaltungsreihe versteht sich als literarische, will aber den Rah-men der Literatur gezielt sprengen, um sie als Teil der Popkultur mit zeitgenössischer Kunst, Performance, Theorie und Musik ins Gespräch zu bringen. Die einzelnen Abende beziehen sich jeweils auf Ereignisse, Personen und Phänomene von Popkultur.Zu den Gästen aus dem Schnittfeld von Literatur und Kunst / Musik / Film / Pop zählten unter anderem Bert Papenfuß mit der Band Tarwater, Wolfgang Müller, Andreas Neumeister, Thomas Meinecke, Mark Greif,

neue veranstaltungsreihe: text&beat@orangepeel eIne entStehungSgeSchIchte von SIlKe hartMann

Felix Denk und Christina Mohr, „Der Klang der

Familie“. Techno in Berlin und Frankfurt am Main

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literatur

Lutz Dammbeck, Simon Reynolds und John Jeremiah Sullivan sowie die Graphic-Novel-Künstler Ulli Lust, Carolin Walch und Wolfgang Buechs. text&beat beleuchtete popkulturelle Phänomene wie Lady Gaga, die Riot Girls, Kraut als Entdeckung der deutschen Avantgarde oder etwa den Film „Dirty Dancing“, veranstaltete Themenabende zur Renaissance der Printmagazine, der Gentrifizierung des Frankfurter Nordends, dem Phä-nomen Fußball, stellte Verlage, Verlagsreihen, Labels und Neuerschei-nungen vor wie den kookbooks Verlag, die Bibliothek des Widerstands aus dem Laika Verlag, Pingipung Records und die jüngst erschienene Zeitschrift „POP Kultur und Kritik“, zwei Abende widmeten sich dem Thema TV-Serien als avancierte Erzählung der Gegenwart.text&beat vernetzt sich zudem regelmäßig mit den literarischen Festi-vals, Ereignissen und Institutionen der Stadt Frankfurt, wie dem Lyrik-festival 2011, LiteraTurm 2012, dem open mike oder der Poetik -Dozen-tur an der Goethe-Universität.Die Reihe wird gefördert vom Kulturamt Frankfurt am Main. Medi-enpartner ist das Internetradio ByteFM. Weitere Förderer und Partner sind etwa die Heinrich-Böll-Stiftung, das Amerikanische Generalkon-sulat sowie jeweils themenbezogene Institutionen und Medien.Von Anbeginn war das Publikumsinteresse groß an Inhalten, Format und Ort der Reihe, insbesondere bei jungen Besuchern. Neben etlichen Stammgästen kommen immer wieder andere von den jeweiligen The-men angezogene Menschen. Auch die Presse begleitet text&beat mit regelmäßiger Aufmerksamkeit. Nach nunmehr fast zwei Jahren Veran-staltungsbetrieb freuen sich die Macher von text&beat über den Erfolg und den Zuspruch, den die Reihe immer wieder erfährt.

Jakob Hoffmann und Kai Staudacher, „Früher

war alles noch gestern – Was man wissen muss,

um Fußball zu verstehen“

Simon Reynolds, „Retromania“

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Erstmals wurde in diesem Jahr der HEIMvorteil vergeben. Das Stipen-dium richtet sich insbesondere an Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Frankfurter Ateliertage, in deren Rahmen es alle zwei Jahre aus-gelobt wird. Die Förderung umfasst die (anteilige) Zahlung der Ate-liermiete für 12 Monate (maximal 7.000,- Euro). Erwartet wird, dass am Ende der Stipendiatenzeit das neueste Werk der Öffentlichkeit prä-sentiert wird. Das Kulturamt hält außerdem anteilig Fördermittel für einen Katalog zur Ausstellung bereit. 76 Künstlerinnen und Künst-ler sind dem Aufruf gefolgt und haben sich beworben. Über die Wahl des Stipendiaten entschied eine unabhängige Fachjury mit Christoph Schütte, freier Journalist der FAZ, Rhein-Main-Zeitung, Frankfurt am Main, Elke Gruhn, Vorsitzende und Leiterin Nassauischer Kunstver-ein, Wiesbaden, und Ursula Grzechca-Mohr, Direktorin des Gotischen Hauses, Bad Homburg. Über die Wahl der Preisträger wurde konstruktiv diskutiert, wobei die Juroren vor allem die Stringenz einer Entwicklung und zusätzlich das Entwicklungspotenzial und den starken Bezug zur städtischen – und damit Frankfurter – Lebenswirklichkeit bewerteten. Mit dem HEIM-vorteil unterstützt das Kulturamt Künstler, die sich bewusst für den Standort Frankfurt entschieden haben und hier leben und arbeiten. Das Stipendium ist neben der Projekt- und Atelierförderung ein weite-rer Baustein, um dem Abwanderungsdruck auf die Künstlerinnen und Künstler entgegenzuwirken.

heIMvorteil: Stipendium für frankfurter Künstler

Jens Lehmann im Atelier der Künstler-

gemeinschaft Klöfkorn / Lehmann

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Kunst

Michel Klöfkorn hat an der HfG Offenbach Zeichnung und Film bei Helmut

Herbst und Malerei bei Adam Jankowski studiert. Seine ausgesprochen experi-

mentell geprägten Animationsfilme haben anarchische Qualitäten und loten

immer wieder bewusst die Grenze zwischen Film und Kunst aus.

Jens Lehmann hat von 1991 bis 1997 an der Städelschule studiert und gradu-

ierte dort als Meisterschüler von Per Kirkeby. Er selbst bezeichnet seine

Arbeit als „Collagenmalerei“. Wie Klöfkorn setzt er sich mit strukturellen Pro-

blemen unserer Zeit auseinander.

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Am 1. August 2012 hat der Ausstellungsmacher und Kurator Matthias Wagner K die Leitung des Museums Angewandte Kunst übernommen. In kürzester Zeit wurde erreicht, was vor einem Jahr noch undenkbar erschien: Die sorgfältige Innensanierung des gesamten Hauses, die mit einem Rückbau der Vitrinenarchitektur und sämtlicher, in den letz-ten 27 Jahren vollzogener Verbauungen hin zum Originalzustand der Architektur von Richard Meier einherging. Zukünftig präsentiert sich das Museum mit einer flexiblen Raum-in-Raum-Architektur, die im gesamten Gebäude temporäre thematische Ausstellungen im Span-nungsfeld der angewandten Kunst erlaubt, ohne dass dabei die Archi-tektur des Gebäudes berührt, Fensterflächen und Sichtachsen geschlos-sen werden müssen. Die Neuausrichtung folgt der Idee eines Museums als Möglichkeitsraum, in dem Beziehungen geschaffen werden zwischen dem, was war, was ist, und dem, was sein wird. Nichts Geringeres als ein neuer Typus von Museum ist hier am Entstehen, eine Plattform, auf der in diesem Jahr die Themen Mode, Performatives, Sammeln, Gestaltung in Frankfurt und mithin verschiedene Spielarten des Designs im Vor-dergrund stehen werden.

fragebogen für Matthias Wagner K (freI nach Marcel prouSt)

Das Museum für Angewandte Kunst des

amerikanischen Architekten Richard Meier

wurde 27 Jahre nach seiner Errichtung

zurück in seinen Originalzustand versetzt

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Personal

Matthias Wagner K, geboren 1961 in Jena, studierte

Malerei in Köln, er arbeitete zuletzt überwiegend

als Kurator, unter anderem für das Gastland Island

bei der Buchmesse

Wo Möchten SIe leBen?

Für die nächsten Jahre in Frankfurt am Main. Irgendwann noch ein-mal am Meer.

WaS ISt für SIe daS vollKoMMene IrdISche glücK?

Sagen zu können: Dafür brenne ich!

WaS ISt für SIe daS gröSSte unglücK?

Wenn Kinder vor ihren Eltern sterben.

Ihre lIeBSten deSIgnhelden?

Hannes Hegen, Barbara í Gongini, Syd Mead, Dieter Rams.

Ihr lIeBlIngSoBJeKt In der deSIgngeSchIchte?

Das Sofa LC3 von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand.

Ihr lIeBlIngSMöBel?

Mein von mir selbst gebauter Küchentisch.

Ihr lIeBlIngSModeSchöpfer?

Der isländische Designer Mundi.

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Welchen unterSchIed Sehen SIe zWISchen deSIgnerInnen und

deSIgnern?

Einen rein biologischen.

WIchtIgSteS KrIterIuM BeI der BeurteIlung eIneS zeItgenöSSI-

Schen deSIgnoBJeKtS?

Langlebigkeit.

Ihre lIeBlIngStugend?

Tapferkeit als Kardinaltugend.

Ihre lIeBlIngSBeSchäftIgung?

Ausstellungen projektieren.

Welche reStaurantS veraBScheuen SIe aM MeISten?

Die mit Buffets.

Welche erfIndung ISt dIe WIchtIgSte der deSIgngeSchIchte?

Die Espressokanne von Alfonso Bialetti.

Ihr trauM voM glücK?

Bis zum Ende lieben, denken und handeln zu können.

WaS Schätzen SIe BeI Ihren MItMenSchen aM MeISten?

Neugierde.

Mit Hochdruck werden die ursprünglichen Ausblicke

und Sichtachsen freigelegt und am Wochenende

von The Empty House dem Publikum präsentiert

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Personal

Ihr SMartphone ISt von apple oder SaMSung?

Apple.

Ihre lIeBlIngSfarBe?

Orange.

lIeBlIngSMaterIal?

Elsässisches Eichenholz und Lamawolle.

BIS SepteMBer 2012 Sollte dIe glühlaMpe aBgeSchafft SeIn,

gIBt eS In IhreM uMfeld noch glühBIrnen?

Ich habe noch einige sehr alte Glühlampen aus der Zeit vor der Gründung des Phoebuskartells, das die geplante Obsoleszenz, also eine begrenzte Brenndauer von Glühlampen, zwischen den Herstellern regelte.

Können Ihrer MeInung nach led-leuchten dIe glühBIrne

erSetzen?

Die Glühlampen von zahlreichen Kunstwerken nicht.

WaS Bedeutet lIcht für SIe?

Ursprung und Spiegel menschlicher Kulturen zu sein.

WaS Sehen BeSucher IM MuSeuM angeWandte KunSt

In 50 Jahren?

Das gute Alte und das beste Neue der angewandten Kunst.

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3.000 Quadratmeter mehr raum für Kunst im Städel Museum

Am 25. und 26. Februar 2012 öffnet das Städel

Museum beim großen Bürgerwochenende auch die

Pforten zum neuen Erweiterungsbau. Der Eintritt

an beiden Tagen ist frei

Nach 2,5 Jahren Bauzeit ist es im Februar so weit: 18.000 Besucher kom-men zum Bürgerwochenende ins Städel Museum. Anlass ist die Eröff-nung des Erweiterungsbaus mit der neu präsentierten Sammlung der Kunst der Gegenwart. Geboten werden Führungen in den Sammlungsbe-reichen Gegenwartskunst, Alte Meister und Kunst der Moderne. 52 Mil-lionen Euro haben Umbau und Erweiterung nach den Plänen des Archi-tektenbüros schneider+schumacher gekostet. Die Stadt Frankfurt hat das Projekt mitgetragen. Denn das Städel verkörpert wie kaum ein anderes Museum den Kerngedanken einer Bürgerstiftung. Folgerichtig spende-ten nicht nur Schüler bis hin zu wohlhabenden Kreisen für das neue Stä-del, sondern auch kunstferne Vereine wie die Frankfurter Eintracht und andere Sportvereine, die sich für die Sammelaktion engagierten. In der bis zu acht Meter hohen Halle unter 195 Oberlichtern – schon jetzt steht ihr Muster in der Rasenfläche darüber für die geglückte Erweiterung – bil-den zehn Kabinette aus Stellwänden White Cubes für die Inszenierung von 300 Werken aus der umfangreichen Sammlung, die seit der Grün-dung 1815 auf über 3.000 Gemälde, 600 Skulpturen, 500 Fotografien und mehr als 100.000 Zeichnungen und Grafiken angewachsen ist. Die von Martin Engler kuratierte erste Präsentation der Kunst der Gegen-wart wurde nicht nach Ismen geordnet, so ergeben sich spannungsrei-che Gegenüberstellungen in den lichtdurchfluteten Gartenhallen. Zwi-schen Themen und Theorien schreiten Besucher auf ihrem Weg durch die lichte Architektur Diskussionslinien ab. Knappe Wandtexte, sonst eher unüblich für permanente Präsentationen von Kunstwerken, verhelfen zur kunsthistorischen Einordnung.

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museen

55„Hollein hat für seine Wachstumskampagne eine Stadt mobilisieren können. [...] Eine beispielhafte Allianz aus bürgerschaftlichem, mäzenatischem und politischem Engagement hat das Projekt erst mög-lich gemacht.“franKfurter rundSchau, chrIStIan thoMaS,

22. feBruar 2012

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„Mr. Hollein’s efforts have helped to transform Frankfurt into a city of world-class culture.“the Wall Street Journal

WeeKend (uS), rhea WeSSel,

24. feBruar 2012

„Das neue Museumswunder [...] Unter dem Rasen fängt eine neue Ära an. [...] Ein Tempel für 700 Jahre Kunstgeschichte.“ttt – tItel theSen teMperaMente,

MartIna Klug, 26. feBruar 2012

„Ein Museum auf Weltniveau, dank beispielhaften Bürgersinns.“ offenBach poSt, carSten

Müller, 23. feBruar 2012

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museen

„Max Hollein kann seine unvergleichlich erfolgreiche Museumsarbeit auch als Branding und Marketing erklären, doch hat er nicht allein sein Haus öffent-lichkeitswirksam aufgestellt, sondern [...] schluss-endlich ein Berufsbild für die Zukunft europäischer Museumskultur geprägt.“ SüddeutSche zeItung, catrIn lorch,

24. feBruar 2012

„Frankfurts grüner Hügel.“tageSSchau, alex JaKuBoWSKI,

22. feBruar 2012

„Es ist sehr zu rühmen, mit welcher Kennerschaft und Entschiedenheit Martin Engler die mutwillig gelas-senen Lücken in der Kunsterzählung besetzt und fast mit leichter Hand demonstriert, wie vital die Dialoge über die Generationen hinweg sein können.“ dIe Welt, hanS-JoachIM Müller,

22. feBruar 2012

„Das neue Städel Museum entlässt einen beeindruckt [...] Welches der vielen deutschen Museen kann hier noch mithalten? [...] Das Städel könnte der Think-tank der deutschen Museen werden.“ franKfurter allgeMeIne zeItung,

SWantJe KarIch, 22. feBruar 2012

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Vom Historischen Museum zum Stadtmuseum

Geschichte ist für mich die Ausein- andersetzung mit Vergangenem auf der Suche nach Erkenntnissen über die Gegenwart und Orientie-rung für die Zukunft in einem sich ständig wandelnden Gemeinwesen. Dazu gehören die kontinuierliche Pflege von Kulturgut, ein kritischer Umgang mit Tradition(en) und eine offene Diskussion über Werte und Identitäten in unserer Gesellschaft.

andrea von BethMann,

KuratorIuM und freunde &

förderer deS hIStorI-

Schen MuSeuMS franKfurt

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museen

Mit zwei großen Feiern im Mai und im August öffnete das historische museum frankfurt 2012 nach Umbau und Rekonstruktion seine Tore und bietet seitdem Bürgern und Besuchern wieder eine Bühne, um über die Stadt und urbanes Leben, über Traditionen und Visionen nachzu-denken und zu debattieren. Selbst für das Stammpublikum waren die fünf Gebäude des Saalhofs nach der Renovierung kaum wiederzuerken-nen. Neben den Kosten für die umfassende architektonische und techni-sche Bearbeitung der Gebäude in Höhe von 18,7 Millionen Euro trägt die Stadt Frankfurt auch den überwiegenden Teil für die museografi-sche Ausstattung des Sammlermuseums in Höhe von 1 Million Euro. Darüber hinaus wurden 600.000 Euro für das einzigartige Gebäude-ensemble und die erstrangigen Exponate des Sammlermuseums zusam-mengetragen: 15 Stiftungen, Unternehmen und Fördervereine übernah-men Patenschaften für Restaurierungen und Präsentationen. Erstmals seit seiner Erbauung im 15. Jahrhundert ist seit dem letzten Maiwochenende 2012 der Rententurm öffentlich zugänglich und bietet mit der neuen Dauerausstellung „Mainpanaroma“ Rückblicke und Aus-blicke auf das Treiben am Ufer der Messe- und Handelsstadt Frankfurt. Durch die Tür zum Bernuspalais überschreitet der Besucher 300 Jahre, die zwischen der Erbauung des Turms und dem angrenzenden Stadt-palais von 1717 liegen. Hier regen Modelle zur Reflexion der Stadtent-wicklung an und geben einen Ausblick in die Zukunft, wenn das Groß-bauprojekt 2015 abgeschlossen sein wird.

Der erste Schritt ist getan, der renovierte Saalhof

birgt neue Themen und exquisite Exponate

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Seit dem 18. August können auch die Räume über dem Kellergeschoss und der bis 1842 zwischen Stauferflügel und Bernuspalais eingepasste Burnitzbau von Besuchern erforscht werden. Auf einer Ausstellungs-fläche von rund 800 Quadratmetern über vier Etagen befinden sich ausgesuchte Stücke aus den Kollektionen von zwölf Sammlerpersön-lichkeiten. Ihr Leben und Wirken zu ganz unterschiedlichen Zeiten in Frankfurt und auch ihre vorbildliche Persönlichkeit nacherlebbar zu machen ist das Ergebnis einer ausgeklügelten Szenografie. Durch die Raumaufteilung, farbliche Gestaltung und Präsentation der Exponate entsteht eine große atmosphärische Dichte. Um sie nicht zu gefährden, wird bei der Vermittlung sparsam mit Text umgegangen. So können die Objekte zunächst ungestört ihre Wirkung entfalten, bevor Fragen an Medienstationen und in handlichen Büchern auf eigene Initiative beant-wortet werden können. Dauer und Intensität seiner Suche bestimmt der Betrachter selbst. Hat er erst einmal begonnen, sich auf das Gesehene einzulassen, packen ihn Neugier und der Wunsch, mehr zu erfahren. Daher wurden sehr viel Zeit und Sorgfalt auf Auswahl und Vorbereitung der Objekte verwendet. Eindrucksvoll belegt dies der Umgang mit den Fayencen aus der Sammlung Kratz. Die Restauratorin Sabine Schwab hat ihre Schönheit ideal zur Geltung gebracht. Ermöglicht wurde dies durch die Patenschaft der 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse.

Nach der Restaurierung sind die Schadstellen

unsichtbar, die Fayence kann ihre Aura entfalten

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museen

frau SchWaB, SIe haBen dIe fayencen auS der SaMMlung

Kratz für dIe neue auSStellung franKfurter SaMMler und

StIfter reStaurIert. haBen SIe alle 800 oBJeKte der SaMM-

lung Begutachtet? WIe Wurde dIe auSWahl getroffen?

SaBIne SchWaB

Vom Museum wurden 30 Objekte zur Restaurierung ausgewählt, die ich anschließend in Augenschein genommen habe. Die Auswahl hatte Petra Schmied-Hartmann getroffen, die den Sammlungsbestand wis-senschaftlich betreut und die Präsentation der Sammlung Kratz in der Dauerausstellung kuratiert hat. In der Ausstellung sollte das besondere Sammlerinteresse von Kratz für die frühe Produktion der Frankfur-ter Fayencenmanufaktur gezeigt werden. Ich habe eine schriftliche und fotografische Bestandsaufnahme der Vorauswahl vorgenommen und die Vorgehensweise, Möglichkeiten und Grenzen der Restaurierung erläu-tert. Die Wiederherstellung von glasierter Keramik wie Fayencen und Majolika oder auch Porzellan ist äußerst aufwendig, sodass aus zeitli-chen und finanziellen Gründen wohl überlegt werden musste, welche Kunstwerke diesen Einsatz wert sind. Am Ende waren es 14 Objekte, die von mir restauriert wurden.

WaS ISt daS zIel BeI eIner reStaurIerung? Welche WIrKung

Soll daS reStaurIerte oBJeKt IM Betrachter hervorrufen?

SaBIne SchWaB

Das Gesamtbild einer Fayence im beschädigten Zustand wird durch die Fehlstellen und Ausbrüche in der Glasur sehr beeinträchtigt. An den Bruchkanten wird der gelbliche Scherben sichtbar, der häufig durch jahrzehntelangen Schmutz dunkel verfärbt ist und einen unschönen Kontrast zu der cremeweißen Glasur der Fayence bildet. Durch das Schließen der Fehlstellen und die farbliche Retusche der beschädigten Partien in der Glasur kann die Geschlossenheit von Form und Farbge-bung wiederhergestellt werden. Eine glatte, möglichst perfekte Glasu-roberfläche zu erzielen ist inhaltlich von großer Bedeutung. Die frü-hen Fayencen wurden in Europa hergestellt, um chinesisches Porzellan zu imitieren. Damit der Betrachter dieses Bestreben nachempfinden kann, ist es wichtig, die hohe Perfektion wiederherzustellen. Er soll das Kunstwerk soweit möglich in seiner ursprünglichen Schönheit wahr-nehmen können.

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BeSucher Können dIe fayencen nun In eIner BegehBaren

vItrIne anSchauen. ISt daS eIne typISche art, fayencen zu

präSentIeren?

SaBIne SchWaB

Die Präsentation der Fayencen in der begehbare Vitrine ist etwas Inno-vatives, das mir bisher aus anderen Museen nicht bekannt ist. Meistens sind Fayencen in einzelnen Stand- oder Wandvitrinen ausgestellt, es ent-spricht eher einer Aneinanderreihung von Stücken. Die begehbare Vitrine schafft eine ganz besondere Atmosphäre, durch den raffinierten Einsatz des Lichts werden die wundervollen Glasuren, das Zusammenspiel von Trägerform und gemalten Motiven besonders gut zum Ausdruck gebracht.

BeI den fayencen deS hIStorISchen MuSeuMS handelt eS SIch

uM StücKe auS eIner BürgerlIchen SaMMlung. gIBt eS In

fürStlIchen SaMMlungen auch Solche StücKe oder ISt eS eIne

SpezIelle vorlIeBe von Bürgern WIe WIlhelM Kratz geWeSen,

fayencen zu SaMMeln?

SaBIne SchWaB

Fayencen waren seit ihrer Entstehungszeit begehrte Sammlerstücke, sie wurden sowohl in fürstlichen Kunstkammersammlungen als auch in bür-gerlichen Sammlungen hochgeschätzt. Im Sprachgebrauch des 16. und 17. Jahrhunderts wurden Fayencen häufig auch als „Porzellan“ bezeichnet, was die hohe Wertschätzung des keramischen Erzeugnisses bezeugt. Seit der Renaissance wurden Fayencen in der italienischen Stadt Faenza her-gestellt, wovon sich auch der Name ableitet. In zahlreichen Kunstkammer-sammlungen können sie anhand der alten Inventare nachgewiesen werden. Manufakturen wurden in Deutschland im 17. Jahrhundert gegründet: 1661 in Hanau, 1666 in Frankfurt, 1678 in Berlin und 1712 in Nürnberg. Man erlangte große Meisterschaft in der Nachahmung ostasiatischer Dekore, wodurch Fayencen und Porzellan optisch nur von Kennern zu unterschei-den waren. Erst durch die Entschlüsselung der Rezeptur für Porzellan um 1709 und die darauffolgenden Gründungen von Manufakturen in Europa verschob sich die Wertschätzung zugunsten des Porzellans. Herr Kratz hat mit seiner umfangreichen und mit großer Kennerschaft zusammengetragenen Fayencensammlung seine Verbundenheit mit Frankfurt bekundet, die meisten Objekte seiner Sammlung datieren aus der Zeit nach der Gründung der Frankfurter Manufaktur. Ihre Spezia-lität waren große Deckelvasen und Doppelkürbisvasen sowie Platten in Neunbuckel- und Fächergestaltung. Die Maler orientierten sich bei der Bemalung auch an chinesischen Porzellanen aus der späten Ming-Zeit, sie werden nach dem von 1572 bis 1620 regierenden Kaiser Wanli benannt. Landschaftsdarstellungen mit exotischen Pflanzen und Tieren bringen in Kombination mit vegetabilen und geometrischen Ornamenten die Form der Stücke zur Geltung und bezaubern die Betrachter noch heute wie ehe-dem Wilhelm Kratz und viele seiner Zeitgenossen.

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museen

BIBlIotheK der alten – „offeneS archIv“ MIt franKfurter

erInnerungen aM BeISpIel von aloIS KortMann

Seit 2001 wächst im historischen museum frankfurt das Erinnerungs-projekt von Sigrid Sigurdsson. In der Bibliothek der Alten sind mittler-weile über 70 Beiträge von Menschen, die mit der Geschichte der Stadt Frankfurt am Main verbunden sind, für die Öffentlichkeit zugänglich. Darunter auch der Beitrag von Alois Kortmann, dessen Aktivitäten wichtige Impulse für das musikalische Leben in und um Frankfurt set-zen. Neben Professuren für Musik an den Hochschulen in Frankfurt und Mainz begründete der Violinspieler 1968 ein eigenes Kammerorchester und war zeitlebens Dozent an Dr. Hoch’s Konservatorium, für das er ein-trat und dessen Geschichte er sprachlich und musikalisch bewahren hilft. CDs mit Musik von Robert und Clara Schumann oder Johann Sebastian Bach und eine Begegnung mit Emil Mangelsdorff – alles eigene Einspie-lungen – ergänzen seine zwölfseitigen Erinnerungen.

Dank der großzügigen Förderung durch die Stiftung

Polytechnische Gesellschaft können mit der

Bibliothek der Alten Menschen verschiedenen Alters

und verschiedener Herkunft erreicht werden

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Energetische Sanierungen und bauliche Ertüchtigungen wie im Museum für Angewandte Kunst, im Deutschen Filmmuseum oder auch im Deutschen Architekturmuseum (DAM), Rekonstruktion und Neubauten wie beim Historischen Museum oder auch der spektaku-läre Erweiterungsbau des Städel Museums – dies sind die Leuchttürme der jüngsten Aktivitäten am Museumsufer Frankfurt. Maßnahmen zur Vergrößerung von Ausstellungsflächen für beständig wachsende Sammlungen oder etwa zur energieeffizienten Instandhaltung von Museen und Depotflächen werden in Zukunft ein wichtiges Thema der Kulturstadt Frankfurt sein. Daher erschien es naheliegend, neue Wege zu beschreiten: Mit der Grün-dung der MuseumsBausteine Frankfurt GmbH (MBF) wurde eine effi-ziente Arbeitseinheit geschaffen, die sich diesen Aufgaben widmet. Die MBF ist eine maßgeschneiderte Lösung für die effiziente und flexible Projektsteuerung zum Beispiel bei der Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums. Sie handelt in Vertretung des Bauherrn, der Stadt Frankfurt. Dabei liegt das besondere Augenmerk auf einer strikten Kos-tenkontrolle, um das durch die Stadtverordnetenversammlung vorgege-bene Budget einzuhalten. Die unmittelbare Nähe zum Dezernat Kul-tur und Wissenschaft und zum Kulturamt gewährleistet einen direkten

MuseumsBausteine frankfurt gmbh

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RubRikmuseumsBausteine GmBh

Informationsfluss und schnelle Entscheidungswege. Die Stadt Frank-furt ist die alleinige Gesellschafterin der MuseumsBausteine Frankfurt GmbH. Ihre Geschäftsräume befinden sich im Kulturamt in der Brü-ckenstraße. Zu Geschäftsführern wurden die Leiterin des Kulturamts, Carolina Romahn, und Andreas Schröder, Geschäftsführer der FAAG Technik GmbH, bestellt; sie bringen ihre jeweiligen Fachkompetenzen in das komplexe Thema Museumsbau ein. Die Gesellschaft erhält einen Aufsichtsrat, dessen Mitglieder von der Stadt als Gesellschafterin ent-sandt werden. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung zugestimmt hat, konnte die GmbH ihre Arbeit aufnehmen. Am 15. Mai 2012 wurde die neu gegründete MuseumsBausteine Frankfurt GmbH ins Handels-register eingetragen.

Entwürfe für den Erweiterungsbau des Jüdischen

Museums, Gerkan, Marg und Partner (gmp)

Generalplanungsgesellschaft mbH (Berlin)

oben: Staab Architekten GmbH (Berlin)

unten: töpfer.bertuleit.architekten (Berlin)

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Die ersten Frankfurter Ateliertage

Durch die neuen Räumlichkeiten ist der Fortbestand von Atelier-frankfurt gesichert, das ist mir sehr wichtig. Der Umzug in die Schwedlerstraße eröffnet Frank- furter Künstlern und Kunst- liebhabern neue Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.

MIchael loulaKIS, IMMoBIlIen-

KaufMann, SeIt üBer 30 Jah-

ren In franKfurt und eIgen-

tüMer deS atelIerhauSeS

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Kunst

Mit neuem Namen und frischem Konzept knüpfen die Frankfurter Ate-liertage an die ehemaligen Open Doors an. Statt wie bisher nur an einem Wochenende besteht seit diesem Jahr die Chance, Frankfurter Künstler und Künstlerinnen sowie ihre Arbeiten gleich an zwei Novemberwo-chenenden zu erleben. Jeder Besucher bekommt somit doppelt so viel Zeit, die zahlreichen Ateliers zu besuchen, mit Künstlern ins Gespräch zu kommen oder einfach die besondere Atmosphäre der Ateliers auf sich wirken zu lassen. In Zukunft werden die Frankfurter Ateliertage außer-dem im biennalen Turnus stattfinden. Das bietet den Künstlern mehr Zeit für kreative Prozesse, die es Ihnen erst ermöglichen, sich alle zwei Jahre mit neuen Arbeiten zu präsentieren.Bildende Kunst in ihren verschiedenen Prozessen und Umwegen zu ver-stehen heißt in die Arbeitsräume der Kunstschaffenden und zu ihnen selbst vorzudringen. Die Attraktivität des Künstlerateliers, das üblicher-weise verschlossen ist, lebt zweifellos auch vom Mythos des „Künstlerda-seins“. Die Frankfurter Ateliertage laden zur Erkundung ein, sie möch-ten aber genauso zum Nachdenken anregen und werfen unter anderem die Frage auf, inwieweit Klischees mit der Realität des Künstlerlebens und den alltäglichen Anforderungen der modernen, von Effizienz und Effektivität bestimmten Welt, den hohen Mietpreisen und der Massen-ware „Individualität“ übereinstimmen. Gleichsam sind dies die spezifi-schen Bedürfnisse und Interessen der Kunstschaffenden dieser Stadt, die als Voraussetzung für ein hohes Niveau bildender Kunst bürgen.

Kinder-Studiolo im Atelier von Jutta Obenhuber.

Mit Kunstschaffenden und Kunstpädagoginnen

erfahren Fünf- bis Elfjährige, was es heißt,

Künstler zu sein

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68Stehn Raupach vor

einer ganz aktuellen

Arbeit: „Nur S“

Heide Weidele in ihrem Atelier in einer

ehemaligen Seilfabrik

Mai Braun, in Berlin geboren und an Kunsthoch-

schulen in Großbritannien ausgebildet, lebt und

arbeitet in Frankfurt

Fotografin und bildende Künstlerin, Katrin Paul

lebt nach 13 Jahren Japan jetzt in Frankfurt

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Kunst

69Meisterschülerin der

Städelschule Stefanie

Kettel-Renner in ihrem

Atelier in der basis

Rätselhaft und mysteriös ist die Malerei von

Monika Romstein

Anke Röhrscheid arbeitet in raffinierter

Aquarelltechnik

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Um den Besuchern genügend Zeit für ihre Kunstexpeditionen zu geben und auch den teilnehmenden Künstlern die Möglichkeit zu eröffnen, die Veranstaltung und Kollegen zu besuchen, teilen sich die Kunstschaffen-den die beiden Wochenenden. Ein kostenloses Faltblatt mit Stadtplan hilft den Besucherinnen und Besuchern bei der Organisation der per-sönlichen Erkundungstour und informiert, wer wann und wo geöffnet hat. Wer die Künstler und Kunst der Mainmetropole hautnah kennenlernen möchte, um sich aus erster Hand über die Entwicklung gegenwärtiger Kunst und ihre Produktionsbedingungen zu informieren, sollte sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen. Neben den sieben städti-schen Atelierhäusern mit 46 Künstlern nahmen die Atelierhäuser basis mit einem neuen Haus in der Linnéstraße und insgesamt 128 Künst-lern und das Atelierfrankfurt mit insgesamt 62 Künstlern teil. Zudem beteiligten sich 87 Künstler mit zehn Gästen in insgesamt 46 privaten Ateliers. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann: 333 Künstlerateliers öffneten an 57 Standorten, darunter 84 Erstteilnehmer.Das Begleitprogramm bot an beiden Wochenenden die Qual der Wahl zwischen zahlreichen fachkundig geleiteten Themenführungen, Künst-lerlesungen und verschiedenen Atelierpartys. Auch an das junge Pub-likum wurde gedacht. An zwei Standorten durften Kinder hinter die Kulissen des Berufs Künstler schauen und im Studiolo selbst kreativ sein.Die nächsten Frankfurter Ateliertage finden im Herbst 2014 statt.

Perihan Arpacilar im

Atelier Goldstein

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Kunst

aIr – artIStS In reSIdence IM atelIerfranKfurt

Erstmals wurden die Arbeitsergebnisse der Gastkünstler und der Frank-furter Künstler im Ausland zusammen in einer Ausstellung präsentiert. Kuratiert wurde die Präsentation von Bernd Reiß, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main.

gaStKünStler, dIe eIn Jahr lang In franKfurt arBeIteten

Künstlertrio Alpine Gothic mit Christina Breitfuß, Erik Hable, Wolfgang Wirth (Salzburg) Olivier Foulon (Antwerpen )Isabella Kresse (Wien) Johanna MacDonald (Helsinki)Patrick Meyer (Straßburg)Kwang Mo Lim (Seoul)Anamarija Obradovic (Dubrovnik)Kata Tranker, Adam Albert (Budapest)

franKfurter KünStler zu gaSt IM auSland

Levent Kunt (Straßburg)Flo Maak (Dubrovnik)Andreas Rohrbach (Wien)Lionel Röhrscheid (Salzburg)Ryan Siegan Smith (Antwerpen)Rebecca Ann Tess (Seoul)Federico Del Vecchio (Helsinki)Friederike Walter, Christiana Protto (Budapest)

Bei der Präsentation betrachten Besucher die

Arbeiten des Künstlertrios Alpine Gothic (oben

links), von Andreas Rohrbach (Skulptur) und von

Lionel Röhrscheid

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Goethe und das Geld: die Goethe-Festwoche 2012 eIn BerIcht von KrIStIna faBer und vera hIerholzer

Dass Goethe viel über Geld nach-gedacht hat und als Ökonom tätig war, fand ich schon immer faszinierend – die Ausstellung hat dies faktenreich untermauert.

eMMerIch Müller, B. Metzler

Seel. Sohn & co. Kgaa

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Kultur

Zum vierten Mal feierte Frankfurt mit der Goethe-Festwoche den Geburtstag des Dichters – und zeigte ihn diesmal von einer ungewohn-ten Seite: Im Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen zwischen dem 13. und 24. September 2012 standen das enge Verhältnis des Dichters zum Geld und sein lebenslanges Interesse für die Wirtschaft. Unter dem Motto „Goethe und das Geld“ verbanden Vorträge, Lesungen, Ausstel-lungen, Theater- und Filmvorführungen zwei zentrale Facetten Frank-furts – seine Rolle als Goethe- und als Geldstadt. Mit dem gleicherma-ßen naheliegenden wie originellen Thema belegte die Festwoche einmal mehr die Vielschichtigkeit des Goethe’schen Werks und darüber hinaus seine frappierende Aktualität, die den Dichter auch in Zeiten der Finanz-krise als Klassiker ausweist. Bewusst verknüpften die beteiligten elf Kul-turinstitutionen unterschiedliche Perspektiven und schlugen Brücken in die Gegenwart. Damit sprach das Programm nicht nur Goethe-Kenner, sondern auch die vielen Beschäftigten des Finanzsektors der Stadt an.Ein Kernpunkt des Veranstaltungsreigens war die Ausstellung „Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft“, die dem Frank-furter Goethe-Haus einen Besucherrekord bescherte. Sie ordnete Goe-thes ökonomisches Denken und Handeln als Frankfurter Bürger, Wei-marer Minister, erfolgreicher Geschäftsmann, Familienvater und Autor in den Kontext der turbulenten Epoche um 1800 ein, in der die Grundlagen für unsere heutige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gelegt wurden. Goethe nahm regen Anteil an den Wandlungsprozessen; er interessierte

Hauptförderer des Projekts ist die Interessengemein-

schaft Frankfurter Kreditinstitute GmbH (IFK). Klaus

J. Elsner, Friedrich von Metzler und Tilman Witters-

hagen für die IFK mit Anne Bohnenkamp-Renken

Die Ausstellung im Goethe-Haus zeigte Exponate

aus den Beständen des Freien Deutschen

Hochstifts und Leihgaben aus ganz Deutschland

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Wolfgang Michael, Constanze Becker in „Faust.

Zweiter Teil“, Regie: Günter Krämer

Alexander Scheer und Marc Oliver Schulze in

„Faust. Erster Teil“, Regie: Stefan Pucher

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Kultur

sich für neue ökonomische Ideen, begeisterte sich für technische und wirtschaftliche Innovationen wie die Eisenbahn und das Papiergeld, hin-terfragte aber auch kritisch ihre Konsequenzen für altbewährte Lebens-formen. Diese ambivalente Haltung spiegelt sich in seinen literarischen Werken wider, die die Ausstellung wie ein roter Faden durchzogen. Eine Medieninstallation in einem goldenen Kubus rückte das Drama Goethes ins Zentrum der Ausstellung, das wohl wie kein zweites seiner Werke die Auseinandersetzung mit dem anbrechenden Industriezeitalter und ihre ungebrochene Aktualität zeigt: den zweiten Teil des „Faust“.Dass die Faszination für eines der wichtigsten deutschen Mythen nach wie vor ungebrochen und Goethes „Faust“ das Stück der Stunde ist, zeigte sich auch am Schauspiel Frankfurt. Das große Faust-Dop-pelprojekt stand im Mittelpunkt der Goethe-Festwoche und griff die Frage nach dem Anspruch des Menschen auf fortwährenden Zuwachs und grenzenlose Erweiterung auf. Beginnend mit der Gelehrten- und Gretchentragödie im ersten Teil, tritt Faust im zweiten Teil eine rastlose Reise durch Zeit und Raum an. Angetrieben durch sein maßloses Eifern nach Fortschritt und Wachstum erliegt er dem Wahn unserer Zeit: höher, schneller, weiter, und das zu jedem Preis. Erstmals stellten sich in Frank-furt zeitgleich zwei Regisseure Goethes „Faust“ und brachten auf sehr unterschiedliche Weise je einen Teil der Tragödie auf die Bühne. Stefan Pucher inszenierte „Faust. Erster Teil“ und Günter Krämer „Faust. Zwei-ter Teil“. Insgesamt spielte das Schauspiel Frankfurt 34-mal „Faust“, darunter auch Doppelvorstellungen beider Teile und Vormittagsvorstel-lungen für Schulen. Nahezu alle Darbietungen waren ausverkauft. Flan-kiert wurde der Frankfurter „Faust“ durch ein umfangreiches theaterpä-dagogisches Bildungs- und Begleitprogramm. „Faust“ für alle im besten Sinne. So erarbeiteten 100 Frankfurter Real- und Hauptschüler eine eigene „Faust“-Performance und präsentieren ihre Arbeit mit dem Titel

„Das verfluchte Hier!“ auf der großen Bühne.Alle Veranstaltungen der Festwoche waren sehr gut besucht und zogen ein breit gefächertes Publikum an. Ebenso unterstreicht die Medienberichter-stattung, dass das Thema einen Nerv der Zeit traf und ganz unterschiedli-che Interessentenkreise ansprach: Der Hessische Rundfunk begleitete die Festwoche mit einem Sonderprogramm. Das Echo in der regionalen, über-regionalen und internationalen Presse, in Radio und Fernsehen war darüber hinaus nicht nur ungewöhnlich groß; zum ersten Mal widmeten sich auch die Wirtschaftsteile großer Zeitungen der Festwoche. Die in diesem Jahr noch gesteigerte positive Resonanz auf die Festwo-che bestätigt, dass es Frankfurt gelingt, seine Rolle als Goethe-Stadt immer wieder neu auszufüllen, mit spannenden und ungewohnten The-mensetzungen auch über die Region hinauszuwirken und das Werk des großen Sohns der Stadt an die Gegenwart anzuschließen.

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Stark im Verbund: Frankfurter Museumsbibliotheken

Im Netzwerk der Museumsbiblio-theken recherchiere ich regelmäßig nach relevanter Literatur. Online zu suchen heißt in die Tiefen der Möglichkeiten und des Wissens abzutauchen, ohne sich zu verlieren. Und dies ohne lange Wege und Öffnungszeiten beachten zu müssen.

chrIStIn Berg,

StudentIn der fIlMKlaSSe

BeI prof. douglaS gordon

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informationstechnoloGie

Sie interessieren sich für Original-Briefe von Clara Schumann oder einzig-artige Zeitschriften von 1897 zur Geschichte des Films? Sie sind Frank-furt-Fan und wollen so viel wie möglich über die Stadt erfahren, etwa über die Kaiserwahl und -krönung oder auch die Nationalversammlung von 1848? Allgemeine und spezielle Themen können mit dem Online-Kata-log der Frankfurter Museumsbibliotheken von jedem Rechner aus unter www.museumsbibliotheken.frankfurt.de recherchiert werden.Seit 2001 wurden die Bestände von 17 Frankfurter und zuletzt auch Offenbacher Bibliotheken über den Verbund-OPAC (Online Public Access Catalogue) zusammengeführt. Dafür gewährte das Kulturamt stetige finanzielle und personelle Unterstützung. Katalogdaten wurden digital bereitgestellt, Web-Adressen angelegt. Das Jahr 2012 war geprägt von Diskussionen, wie der Verbund Frankfurter Museumsbibliotheken an einem der nationalen Verbünde und damit an der DDB (Deutschen Digitalen Bibliothek) beziehungsweise der Europeana (Europäischen Digitalen Bibliothek) teilnehmen könnte. Mit rund einer halben Million Medien, die über den Online-Katalog der Frankfurter Museumsbiblio-theken zu finden sind, ist das Internetportal einzigartig in Hessen. So lassen sich Zeitschriften, Bücher, Filme, Fotos und viele andere Quel-len beispielsweise zum Nationalsozialismus und über die Geschichte der Juden im Web-Katalog des Verbundes der Frankfurter Museumsbiblio-theken auffinden. Viele der Medien zum genannten Thema und auch zu vielen anderen verwandten Fragestellungen sind in den Bibliotheken des Jüdischen Museums oder im Institut für Stadtgeschichte erhältlich.

Postkarte mit Damenblaskapelle aus

der Sammlung des Schweizer Blasmusikers

Ernst W. Buser, Archiv Frau und Musik

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In der Bibliothek des Archäologischen Museums dienen 16.000 Medien der Erforschung, Darstellung und Vermittlung der Archäologie der Region Rhein-Main und der Kulturen Alt-Europas. Einen Schatz birgt die Bibliothek des Deutschen Architekturmuseums (DAM) mit über 30.000 Bänden zur Architekturgeschichte von 1800 bis heute. Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich der Architekturtheorie, wovon Rari-täten wie Walter Ryffs 1547 erschienene Vitruv-Ausgabe zeugen. Im Deutschen Filminstitut DIF e. V. kann ein reicher historischer Bestand an Filmbüchern und Zeitschriften, auch zur Vorgeschichte des Films ab 1702, gelesen werden. Deutsche Literatur der Zeit von 1740 bis 1840 wird in der Bibliothek des Freien Deutschen Hochstifts angeboten. Schwer-punkte bilden Johann Wolfgang von Goethe und sein Umkreis sowie die Romantik, darunter die Bibliothek Hugo von Hofmannsthals und sein Gesamtwerk. Nachschlagewerke, Lexika und Handbücher ergänzen mit einem umfang-reichen Buch- und Katalogbestand 20 laufende Zeitschriften im MMK Museum für Moderne Kunst. Nationale und internationale Ausstellungs- und Auktionskataloge, monografische Publikationen zu Künstlern und zur Bildenden Kunst, zu Film und Fotografie sowie zu Teilbereichen der Philosophie vereint auch der Buchbestand der Städelschule. Die Samm-lung ist auf künstlerische Ausprägungen nach 1945 konzentriert und sammelt originale Künstlerbücher.Deutsch- und fremdsprachige Publikationen zur allgemeinen Völker-kunde und wissenschaftliche Literatur zu den Abteilungen des Museums – Afrika, Amerika, Australien / Ozeanien, Südostasien und Europa – wer-den vom Weltkulturen Musem angeboten. Zeitschriften und Informatio-nen zur modernen Kunst außerhalb Europas sowie Kinder- und Jugend-bücher zu ethnologischen Fragestellungen ergänzen den Buchbestand.Vor einiger Zeit erhielt das historische museum frankfurt 4.500 Bände zur Geschichte der europäischen Kleidung. Die Stiftung von Eva Larraß zur Textil- und Kostümkunde ergänzt nicht nur die eigenen Bestände zur Geschichte der Kleidung, sondern auch die Bestände im Museum Ange-wandte Kunst am schräg gegenüber liegenden Mainufer. Buch- und Wis-senswelten zu Design und Kunsthandwerk Europas, des Vorderen Orients und Ostasiens sowie zur Buch- und Schriftkunst erwarten neugierige Leser. Das erst 2010 zum Internetverbund hinzugekommene Kling- spormuseum in Offenbach birgt in seiner Bibliothek 68.000 Medien- einheiten zur internationalen Buch- und Schriftkunst ab 1900.In der Bibliothek des Rats für Formgebung / German Design Council wird Wissen zu internationalem Produkt- und Industriedesign gebündelt, dar-unter auch seltene Publikationen und Zeitschriften. Auch die Bereiche

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informationstechnoloGie

visuelle Kommunikation und Innenarchitektur bilden Schwerpunkte. Um Kommunikation geht es auch in der Bibliothek des Museums für Kom-munikation. Hier kann zur Kultur- und Technikgeschichte des Post- und Fernmeldewesens geforscht werden, mit Medien rund um das Thema Kommunikation wird die Sammlung kontinuierlich erweitert.Das Archiv Frau und Musik stellt mit rund 20.000 Einheiten das umfangreichste internationale Komponistinnen-Archiv weltweit dar. Das Material bot 2012 den Stoff für eine neue Konzertreihe. So haben sich die Violinisten Marie-Luise und Christoph Dingler gemeinsam mit Archivarin Teresa Blaszke im Archiv auf die Spuren von Komponistinnen begeben und kostbare Raritäten bei einem Konzert zu Gehör gebracht. Insbesondere die „Suita“ von Grazyna Bacewicz (1909 – 1969), einer polnischen Geigerin und Komponistin, begeisterte das Publikum. Die meisten Komponistinnen, die gespielt wurden, kamen aus dem Bereich der zeitgenössischen Musik: Die koreanische Komponistin Myung-Sun Lee (geboren 1976) schrieb das „Geisterspiel“, von der in Paris lebenden Komponistin Tina Ternes (geboren 1969) war das „Windspiel“ zu hören. Ein Glanzstück war „Pas de deux“ von Dorothea Mader aus Berlin, das dem Konzert den Titel verlieh. Als Finale wählten die preisgekrönten Geschwister „Jongleurs“ von Ewelina Nowicka (geboren 1982) aus Ham-burg aus. Dem gut besuchten Konzert im März folgten zwei weitere im April und September. Beim Liederabend mit amerikanischen Kompo-nistinnen, „Love, Let the Wind Cry”, waren Werke und Uraufführungen aus den umfangreichen Beständen des Archivs zu hören. Sie wurden von Cornelia Preissinger vom Vorstand des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik e. V. moderiert. Beim dritten Konzert schließlich wurde die überlieferte Notation des „Ordo Virtutum“ der berühmten weisen Frau Hildegard von Bingen aus dem Jahre 1150 detailreich erweitert, die Einstimmigkeit aufgeweicht und in komplexere Strukturen übertragen.Die neue Konzertreihe des Archivs Frau und Musik 2012 schöpfte für drei Konzerte und ein Sonderkonzert aus den Quellen zum Leben und Werk musikschaffender Frauen. Zu hören waren selten oder nie auf-geführte Werke. Die Verfügbarkeit des Materials im Verbundkatalog begünstigt die Bergung der Quellen und damit auch die Arbeit der Ver-mittlung an ein breites Publikum.Bei den Medien in allen 17 Bibliotheken handelt es sich um Präsenz-bestände, die nicht ausleihbar sind. Interessierte können online im Gesamtbestand des Verbundes suchen, zur Nutzung vor Ort bestellen und in den Bibliotheken lesen. Der Gesamtdatenpool wird weiterhin Schritt für Schritt erweitert und vervollständigt.

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das war 2012 ausgewählte ereignisse

Skulpturen von E. R. Nele, Jubiläumsaus-

stellung zum 80. Geburtstag der Frankfurter

Künstlerin im Institut für Stadtgeschichte

Das Publikum zeigte sich begeistert von The

Twiolins, nach dem Konzert „Pas de deux“

ergibt sich ein reger Austausch zwischen

Künstlern und Zuhörern

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Das war 2012

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Januar13. JANUAR

franKfurt lIed

Ein Konzertabend im Gallus Theater mit verschiede-nen Liedpositionen von Ellen Klinghammer, Schoyf-ler, Augst & Daemgen.

16. JANUAR

goetheplaKette für felIx MuSSIl – dIe feder

IMMer In der tuSche, aBer nIe IM gIft

Wie kein anderer Karikaturist hat Felix Mussil das Gesicht der Frankfurter Rundschau geprägt. Von Karl Gerold engagiert, setzte er im Lauf seines Arbeitslebens um die 5.000 Ideen um und kommen-tierte mit feinem Humor innen- wie außenpolitische Geschehnisse. Mussil verstarb am 8. Februar 2013.

19. JANUAR

franKfurter preMIeren

Martin Lüdke liest aus „Meine Moderne. Bausteine einer persönlichen Literaturgeschichte“ (Das Wun-derhorn).

20. BIS 22. JANUAR

vIva tourIStIKa

Das Museumsufer Frankfurt präsentiert sich in Ros-tock und informiert Reiseanbieter aus aller Welt.

26. JANUAR

eröffnung atelIer eaStend

Die im Frankfurter Ostend gelegene Kunstwerkstatt ist für jüdische Menschen mit Behinderung konzipiert.

Februar23. FEBRUAR

ehrung clauS helMer

Claus Helmer wird für 40 Jahre erfolgreiche Lei-tung der Komödie geehrt. Zeitgleich feiert der Direktor des Frankfurter Traditionstheaters seinen 68. Geburtstag.

9. FEBRUAR

franKfurter preMIeren

Judith Schalansky liest aus „Der Hals der Giraffe“ (Suhrkamp).

März6. MäRZ BIS 20. MAI

e. r. nele. yeSterday & toMorroW

Der Mensch ist das zentrale Thema im Werk von E. R. Nele. Die Geburtstagspräsentation umfasst Werke von 1985 bis 2011. Begleitend erscheint ein Katalog im Kerber Verlag. Zur finanziellen Unter-stützung der Ausstellung konnte die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung gewonnen werden.

13. MäRZ

KarfunKel 2012 für pIcKnIcK IM Kohlfeld;

loBende anerKennung für ehrenSache

Der Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreis wird im Rahmen von Starke Stücke, des internati-onalen Kinder- und Jugendtheaterfestivals Rhein-Main verliehen.

21. MäRZ

franKfurter preMIeren

Ina Hartwig liest aus „Das Geheimfach ist offen“ (S. Fischer).

21. BIS 24. MäRZ

vIruSMuSIK und vIruSMuSIKradIo auf der

InternatIonalen MuSIKMeSSe

Mit einem Informations- und Live-Radiostand ver-tritt und präsentiert die Initiative die regionale Popu-larmusikszene.

25. MäRZ

archIv frau und MuSIK präSentIert

the tWIolInS, „paS de deux“

Marie-Luise und Christoph Dingler führen Werke von Komponistinnen für die seltene Gattung des Violin-duos auf. Beide begannen mit sieben Jahren Violine zu spielen und konzertierten in nahezu allen Ländern Europas in China, Syrien, Libanon und Jordanien.

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31. MäRZ

text&Beat@orangepeel

Die neue Veranstaltungsreihe von Raum 121 im Orange Peel. Der Gaga-Gipfel. Multi-Media-Gaga-Show. Diskussion. Clips.

April11. APRIL

unIStart

Die neuen Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt erhalten auf der unistart Informationen und ein Scheckheft mit Vergünstigungen zum Kul-turangebot der Stadt.

13. APRIL

franKfurter preMIeren

Peter Kurzeck im Gespräch mit Jörg Döring über „Unerwartet Marseille“ (Stroemfeld Verlag).

13. APRIL

archIv frau und MuSIK präSentIert WerKe

aMerIKanIScher KoMponIStInnen „love, let

the WInd cry“

Beim zweiten Konzert der Reihe mit selten oder nie aufgeführten Werken von Komponistinnen führen die Sopranistin Christine Graham und Sara Oka-moto am Piano in die Welt des klassischen amerika-nischen Kunstgesangs ein.

16. BIS 29. APRIL

franKfurt lIeSt SylvIa tennenBauMS Buch

„StraSSen von geStern“

Innerhalb von zwei Wochen besuchen rund 13.000 Menschen 87 Veranstaltungen an 55 Veran-staltungsorten in Frankfurt am Main, die mithilfe von über 60 Kooperationspartnern ausgerichtet wer-den. Nahezu alle Veranstaltungen sind ausgebucht. Während der Lesewoche ist der Roman „Straßen von gestern“ auf Platz 26 der Spiegel-Bestsellerliste ein-gestiegen.

21. APRIL

13. nacht der MuSeen MIt rund 40.000 BeSu-

cherInnen und BeSuchern

Künstlerische Darbietungen wie Tanz, Performance, Musik und Ausstellungen in den gefüllten Museen bei Nacht zu besuchen birgt eine ganz besondere Fas-zination. Zu den Höhepunkten des abwechslungs-reichen Programms gehört die Benefizauktion von Ernst & Young, „Junge Kunst mit Zukunft“, die im Museum für Angewandte Kunst Frankfurt Span-nung bei Bietenden und Zuschauern garantiert. Wie in den vergangenen Jahren werden von einer Jury aus-gewählte Werke junger Künstlerinnen und Künstler der Frankfurter Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) versteigert.

28. APRIL

text&Beat@orangepeel

haIfISchBar In forMaldehyd

Wolfgang Müller liest aus seinem Roman „Kosmas“ und zeigt Bilder. Einführung, Gespräch und Tanzboden koordiniert Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag.

Mai2. BIS 13. MAI

6. feStIval lIteraturM

laKonIe und leIdenSchaft – gefühlSWelten IM

zeItgenöSSISchen roMan

Mit einem Programm, das literarische Welten vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfasst, werden beim sechsten Festival LiteraTurm die Beziehungen zwischen Literatur und Gefühl ausgelotet. Neben deutschen treten auch englisch- und französisch-sprachige Autoren auf und diskutieren mit dem inte-ressierten Publikum. An 47 Veranstaltungen mit fast 100 Mitwirkenden in Frankfurt sowie in Darmstadt, Hochheim, Hofheim, Bad Homburg, Kronberg und Wiesbaden nehmen 7.000 Zuschauer teil.

3. MAI

KInder Kultur franKfurt

Die neue Broschüre mit einer Übersicht von Kultur-angeboten für Kinder und Jugendliche ist ab sofort kostenlos erhältlich: [email protected]

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Das war 2012

flurausstellungen

Mehrfach im Jahr wechseln Kunstpräsentationen im langen Flur des Kulturamts. Der weiß getünchte, sonst schmucklose Flur funktioniert so als Schau-fenster Frankfurter Künstler. Ihre Arbeiten regen Besucher und Mitarbeiter zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst an und laden hin und wieder auch zum Kauf ein.

SchaufenSter franKfurter KünStler

2.3.: Andreas Rohrbach – Geister19.4.: Anette Babl – Fool on the Hill20.6.: Petra Johanna Barfs – Kleine Formate14.9.: Herbert Warmuth – „weiss … und ein bisschen hellblau” 6.12.: Christiana Protto – Wunderkammer

erwerbungen 2012 für die städtische Kunstsammlung

Anette Babl, Bandera, 2010 (Fotografie, 70 x 90 cm, B-2007);

Anette Babl, Red Carpet, 2010 (Fotografie, 70 x 90 cm, B-2008);

Herbert Warmuth, Rückenakt, 2004 (Acryl auf Nessel, 60 x 80 cm, W-2014);

Jürgen Wiesner, EIS.ZEICHEN.ZEIT, Negativ 1987

(Fotografie, 114 x 83 cm, W-2013).

Geist, 2012, von Andreas Rohrbach

Glasshouse, Kylemore

Abbey Garden, 2011

von Christiana Protto

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Eintragung in das Goldene Buch der Stiftungen:

Petra Roth, Martin Blessing und Susanne Gaensheimer

Das jährlich vergebene Arbeitsstipendium Jazz

erhält der Trompeter Valentín Garvie

Mischka Popp und Thomas Bergmann, Preisträger

der Goetheplakette

Sinfonischer Jugend-

chor Simón Bolívar aus

Venezuela im Foyer

der Paulskirche am

Eröffnungstag des

Deutschen Chorfests

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Das war 2012

16. MAI

arBeItSStIpendIuM Jazz für valentín garvIe

Valentín Garvie überzeugte die Jury durch seine enorme Virtuosität und durch seine genreübergrei-fende Offenheit. Eine außerordentlich hohe Spiel-kultur auf den Instrumenten Trompete, Flügelhorn oder auch Piccolotrompete macht ihn zum verdienten Preisträger des mit 7.500 Euro verbundenen Förder-preises der Stadt Frankfurt.

21. MAI

goetheplaKette für dIe doKuMentarfIlMer

thoMaS BergMann und MISchKa popp

Die frühere Schauspielerin Mischka Popp und der Ethnologe und Journalist Thomas Bergmann drehen seit über 30 Jahren zusammen Dokumentarfilme. Ihr Thema sind Menschen, denen man auch im Alltag begegnen könnte, die aber besondere Geschichten zu erzählen haben. Mit der Goetheplakette werden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens ausgezeich-net, die durch ihr schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind. Sie wird maximal zweimal pro Jahr vergeben.

21. MAI

JazzKeller feIert 60. geBurtStag

Im Jazzkeller, einer Frankfurter Institution mit Welt-ruf, traten schon Dizzy Gillespie, Chet Baker, Albert Mangelsdorff und Esbjörn Svensson auf. In intimer Clubatmosphäre haben Eugen Hahn und seine Vor-gänger bis zum heutigen Tag unzählige Konzerte ver-anstaltet und den Jazzfans der Region unvergessene Konzerterlebnisse ermöglicht.

26. MAI

text&Beat@orangepeel

verSe SInd zuM tanzen da!

Ulrike Almut Sandig & Marlen Pelny, Marcus Roloff & Christian Löffler, Monika Rinck & Frank Bretschneider. Moderiert von Carolin Dabrowski und Silke Hartmann.

31. MAI

franKfurter preMIeren

Eva Demski liest aus „Rheingau“ (Hoffman & Campe).

Juni1. JUNI

eIntrag In daS goldene Buch der StIftungen

MMK MuSeuM für Moderne KunSt

Dank des über 1 Millionen Euro großen Stiftungska-pitals, das seit einer Spende der Commerzbank 2010 zusammengetragen wurde, durfte sich MMK-Direk-torin Susanne Gaensheimer in das Goldene Buch eintragen. Seit 1930 würdigt die Stadt das Engage-ment von Stiftern durch den Eintrag beim Festakt im Limpurgsaal des Rathauses.

1. BIS 10. JUNI

vIruSMuSIKradIo Sendet täglIch 24 Stunden

voM heSSentag In Wetzlar

Vom ältesten und größten Landesfest Deutschlands sendet der vom Kulturamt geförderte Verein Virus-Musik live. Interviews mit Musikern und Bands, die auf der Bühne spielen und auch sonst auf dem Hes-sentag zu hören sind, sind zentraler Bestandteil der von VirusMusikRadio organisierten LiveRadioShow.

2. JUNI

vergaBe deS BIndIng-KulturpreISeS

Den 17. Binding-Kulturpreis erhält das Atelier Gold-stein.

7. BIS 10. JUNI

franKfurt ISt ganz chor

deutScheS chorfeSt 2012

An vier Tagen treten mehr als 400 Chöre vor 200.000 Zuschauern in Frankfurt auf und verbrei-ten Aufbruchsstimmung. Das vielseitige Programm mit rund 600 Aufführungen an vier Veranstaltungs-tagen bietet für jeden Geschmack etwas.

8. JUNI

rudI-SeItz-KunStpreIS

Den Preis in Erinnerung an den Kunstvermittler Rudi Seitz (1930 – 2002) erhält Dana Munro.

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12. JUNI

franKfurter preMIeren

Im Gespräch: Stefana Sabin, Literaturkritikerin und Autorin, mit dem Wirtschaftsjournalisten Rainer Hank. Beide Autoren arbeiten in ihren Büchern mit Vergleichen und Analysen der Shakespearefiguren Antonio und Shylock. Sie belegen damit die Aktua-lität von Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, das am Frankfurter Schauspiel neu inszeniert und am 14. Januar 2012 erstmals aufgeführt wurde.

22. JUNI

75 Jahre archäologIScheS MuSeuM franKfurt

Ein Festkonzert und eine Sonderausstellung erinnern an die Gründung des ehemaligen Museums für heimi-sche Vor- und Frühgeschichte. Heute ist das Archäo-logische Museum im Karmeliterkloster untergebracht, das nach Plänen von Josef Paul Kleihues von den Schä-den des Zweiten Weltkriegs befreit wurde und einen Anbau erhielt. Dies geschah in den 1980er Jahren zu einer Zeit, als Architekten wie Richard Meier, Gün-ther Behnisch, Hans Hollein oder auch Oswald Mat-thias Ungers mit spektakulären Museumsbauten die Grundlage für das Museumsufer Frankfurt schufen. Auf 1.400 Quadratmetern Ausstellungsfläche wer-den Exponate von der Steinzeit bis zur Antike, aus der Römerzeit und dem Mittelalter gezeigt. Zur Abteilung Alter Orient gehört auch eine der größten Sammlun-gen von Kleinkunst aus dem alten Iran. Vom Museum betreut werden zudem der Archäologische Garten am Dom, das ehemalige jüdische Ghetto am Börneplatz, die römischen Töpferöfen in Heddernheim, die Funda-mente einer römischen Villa in der Nordweststadt und die jüngst freigelegten Kasematten in der Bleichstraße.

23. JUNI

15 Jahre papageno-MuSIKtheater

Mit einem Jubiläumsprogramm feiert das Theater im Palmengarten sein 15-jähriges Bestehen.

30. JUNI

text&Beat@orangepeel. leg daS auf

Kookbooks und Kooklabel im Lesekonzert. Mit Ale-xander Gumz, Daniela Seel, Mathias Traxler, Rick Reuther, Jan Böttcher und Kat Frankie. Moderiert von Christian Metz.

Juli 29. JUNI BIS 12. AUGUST

fantaSIe verleIht flügel

Zum 18. Mal laden die Frankfurter Museen zu einem gemeinsamen Sommerferienprogramm, bei dem Kin-der und Jugendliche im Alter von 4 bis 15 Jahren auf Entdeckungstour gehen, ihrem eigenen Forschergeist nachspüren und kreativ tätig werden können. Vor den Sommerferien kann das Programm im Kulturportal als PDF-Datei heruntergeladen werden: www.kultur-frankfurt.de

1. JULI

KunStSaMMlung Stadt franKfurt aM MaIn

auSleIhe onlIne MöglIch!

Im Intranet der Stadt Frankfurt können Kunstwerke am Computer ausgesucht und ausgeliehen werden. Rund 150 Grafiken, Gemälde, Fotos und Keramiken wurden in der Zeit vom 1. Juli bis Redaktionsschluss ausgewählt. Die Ausleihdauer beträgt zunächst zwei Jahre und kann danach auf Wunsch um weitere zwei Jahre verlängert werden.

27. JULI BIS 12. AUGUST

SoMMerWerft. theaterfeStIval aM fluSS

Zum elften Mal veranstaltet antagon theaterAKTion die Sommerwerft mit Performances, Theatervorfüh-rungen, Poetry Slams, Silent Kino und Silent Disco an der Weseler Werft zwischen der Neubaustelle der Europäischen Zentralbank und dem Literaturhaus an der Schönen Aussicht. Kostenlose Livemusik und internationale kulinarische Köstlichkeiten für kleines Geld sind kein Geheimtipp mehr.

28. JULI

text&Beat@orangepeel

rIot grrrlS revISIted – dIe geSchIchte eIner

BeWegung

Buchpräsentation des Ventil Verlags mit Katja Peglow und Jonas Engelmann sowie Überraschungskonzert. Einführung und Tanzboden koordinieren Christina Mohr und Andrea Marschall.

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Das war 2012

Rund 70.000 Besucher besuchen das Theaterfesti-

val des freien Theaters antagon theaterAKTion

Sommerferienprogramm „Fantasie verleiht Flügel“

im Weltkulturen Museum

Die wechselvolle Geschichte des Museums ist

Gegenstand der Feierstunde mit Kulturdezer-

nent Felix Semmelroth

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43. Deutsches Jazzfestival: Tamar Halperin am

Harmonium bei Wunderkammer XXL – hr-Bigband

feat. Michael Wollny & Tamar Halperin

Der Hessische Denkmalschutzpreis

für Leistungen mit überregionaler

Bedeutung wird für das Konzept des

Kuhhirtenturms vergeben

Walking Act „Tukan“ zum Museumsuferfest, in

Wolfgang Tillmans‘ Rauminstallation „Frankfurt

Installation“

„Ein Wunder im Wunder“, Johannes

Reuchlin und der Streit um die

jüdischen Bücher, Ausstellung im

Museum Judengasse

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Das war 2012

August11. AUGUST

40 Jahre MaMpf

Seit 40 Jahren hört das Publikum Jazz vom Feinsten bei Michael Damm im Szenelokal im Ostend.

13. AUGUST

neueS Konzept für atelIerfranKfurt

veraBSchIedet

Ab Herbst 2013 stehen in der Schwedlerstraße rund 9.000 Quadratmeter für Kultur zur Verfügung. Das Gebäude bietet Platz für bis zu 150 Ateliers, die zu einem großen Teil von Künstlern des Atelierhauses Atelierfrankfurt bewohnt werden. Die künstlerische Leiterin Corinna Bimboese begleitet den Umzug von der Hohenstaufenstraße in die Schwedlerstraße und zeichnet auch verantwortlich für weitere Ausstel-lungsflächen und Probenräume für Tanz und Theater.

23. AUGUST

heSSIScher denKMalSchutzpreIS 2012 für

SanIerung deS KuhhIrtenturMS

Für ihre ämterübergreifende Initiative wird die Stadt Frankfurt geehrt: Es freuen sich neben dem Hoch-bauamt als Projektleiter und dem Architekturbüro Jo Franzke das Stadtplanungsamt und das Kulturamt, das die Umnutzung in Ausstellungs- und Vortrags-räume konzipierte. Der Kuhhirtenturm kann sonn-tags zwischen 11 und 18 Uhr besichtigt werden. Außerdem finden im Kammermusiksaal regelmäßig Konzerte statt.

24. AUGUST

MuSeuMSufer franKfurt MIt neuer Internet-

SeIte zuM MuSeuMSuferfeSt

Pünktlich zum buntesten europäischen Kulturfesti-val unter sommerlichem Himmel kann die Homepage www.museumsufer-frankfurt.de angesurft werden. Unter leicht auffindbaren Rubriken wie Besucher-service finden sich nicht nur Informationen zu Öff-nungszeiten und der Museumsufer-Buslinie, son-dern auch zu den jeweiligen Museumsbibliotheken und zur Barrierefreiheit in den einzelnen Häusern.

24. BIS 26. AUGUST

MuSeuMSuferfeSt

Am Stand von Museumsufer Frankfurt können die mehr als drei Millionen Besucher des Fests spielen und gewinnen: Sie erhalten allgemeine und detail-lierte Informationen zu den Frankfurter Museen und Angeboten wie dem Familienprogramm SaTOURday. Die MuseumsuferCard, die den ganzjährigen Besuch von über 30 Museen und der Nacht der Museen bein-haltet, ist hier ebenso erhältlich wie das Museums-uferTicket, mit dem Gäste Frankfurter Museen an zwei Tagen besuchen können.

25. AUGUST

text&Beat@orangepeel

heroeS of zuverSIcht

Die Geschichte eines DIY-Labels, Geschichten pre-kärer Autorenschaft und zwei gute Konzerte.

26. AUGUST BIS 9. SEPTEMBER

JüdISche KulturWochen MIt leSungen, MuSIK,

fIlMen, vorträgen und auSStellungen

Von Jahr zu Jahr steigt die Teilnehmerzahl beim facet-tenreichen Programm der Jüdischen Kulturwochen. Mit Zuzug russisch-jüdischer Zuwanderer sind Musi-ker, Schriftsteller, Sänger und Maler nach Frankfurt gekommen. Sie bereichern das Kulturangebot und sind aus der Kulturszene nicht mehr wegzudenken.

29. AUGUST

21 neue Qr-codeS InforMIeren üBer

KunStWerKe

Nachdem 2011 bereits 23 Kunstwerke in den Wallan-lagen mit Codes ausgestattet wurden, erhielten 2012 noch 21 weitere im Innenstadtbereich eins der gemus-terten Kästchen. Mit einer kostenlosen App ausge-rüstet, können Besitzer von Smartphones Wissens-wertes zu den Skulpturen namhafter Künstler wie Friedrich Schierholz, Fritz Boehle oder Constantin Meunier aufrufen.

29. AUGUST

franKfurter preMIeren

Silke Scheuermann liest aus „Die Häuser der ande-ren“ (Schöffling & Co.).

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September4. BIS 26. SEPTEMBER

KItSch oder KunSt? alleS ISt Schön

vortragSreIhe IM hauS aM doM

Mit sechs Vorträgen von Hanno Rauterberg, Daniel Strassberg, Ute Jung-Kaiser, Christian Nürnberger, Thomas Anz und Martin Seel gehen Vortragende und Publikum der Frage nach dem Verhältnis von Kitsch und Kunst nach. Was heute als Kunst gilt, kann mor-gen zu Kitsch werden – oder: Was gestern für Kitsch gehalten wurde, gilt heute als Kunst. Angezettelt wird eine Debatte über die soziale und ästhetische Funk-tion von Kitsch als einem inhärenten Element der medialen Kultur- und Konsumgesellschaft.

7. SEPTEMBER

franKfurter preMIeren

Richard Sennett liest aus „Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ (Hanser Berlin).

9. SEPTEMBER

tag deS offenen denKMalS

Kostenlose Führungen in den Kulturdenkmälern Moselstraße 31 im Bahnhofsviertel, Rückertstraße 47 im Ostend und Domplatz 14 in der Innenstadt.

11. SEPTEMBER

theodor-W.-adorno-preIS für JudIth Butler

Im Urteil der Jury heißt es: „Mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis des Jahres 2012 wird eine der maßgeb-lichen Denkerinnen unserer Zeit geehrt. (…) Als Vor-denkerin eines neuen Verständnisses von Kategorien wie Geschlecht und Subjekt, aber auch der Moral, ist sie immer dem Paradigma der kritischen Autonomie verpflichtet. Spurenelemente von Butlers Theorie-gebäude finden sich in Werken der zeitgenössischen Literatur, dem Film, dem Theater und der Bildenden Kunst.“ Die amerikanische Philosophin und Lite-raturwissenschaftlerin Judith Butler erhält den mit 50.000 Euro dotierten Preis. Die Ehrung wird inter-national kontrovers diskutiert und trägt zur Diffe-renzierung der öffentlichen Diskussion bei.

12. SEPTEMBER

franKfurter preMIeren

Anne Weber liest aus „Tal der Herrlichkeiten“ (S. Fischer).

13. BIS 23. SEPTEMBER

4. franKfurter goethe feStWoche –

goethe und daS geld

Zum Veranstaltungsthema wird ein dichtes Pro-gramm mit Vorträgen, Kolloquien und Führungen an zehn Tagen geboten. Aufführungen von „Faust. Ers-ter Teil“ und „Faust. Zweiter Teil“, „Faustmarathon“, „Faust in and out“, „Werthers Leiden“ und das Pup-penspiel „Doktor Faustus“ nach Christopher Mar-lowe im Schauspiel Frankfurt lassen Goethes drama-tisches Werk lebendig werden. Vier Ausstellungen im Jüdischen Museum, im Institut für Stadtgeschichte, im Geldmuseum und im Goethe-Haus veranschau-lichen Goethes Verhältnis zu dem jüdischen Maler Moritz Daniel Oppenheim, zeigen, wie er Frankfurt erlebt hat, den Dichter und sein Werk auf Münzen und Scheinen sowie umfänglich auch sein Verhält-nis zum Geld. Filmvorführungen, zum Teil mit Live-Klavierbegleitung, runden das vielfältige Angebot ab. 22. SEPTEMBER

text&Beat@orangepeel

SendungSBeWuSStSeIn

TV-Serien als avancierte Erzählung der Gegenwart des beginnenden 21. Jahrhunderts. Mit Orkun Erte-ner (Drehbuchautor „Kriminaldauerdienst“), Christoph Dreher (Publizist und Musiker, „Die Haut“). Ein Abend mit Diskussion, vielen Bildern und einer Vorspanndisco.

26. SEPTEMBER

archIv frau und MuSIK präSentIert hIldegard

von BIngenS ordo vIrtutuM MIt SolIStInnen

deS <Belcanto>-enSeMBleS

Nicht um historische Authentizität geht es bei der Neuschöpfung des Stücks von 1150, in die <bel-canto>- Version fließen die Erfahrungen des Ensem-bles mit zeitgenössischer Musik ein. Live vorgetra-gene Passagen verbinden sich eindrucksvoll mit digital zugespielter Musik. In den Konzerten der neuen Reihe zeigt sich die ganze Bandbreite der Arbeit des Archivs Frau und Musik.

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Das war 2012

Aus Anlass des 200. Todestages Mayer Amschel Rothschilds laden das Kulturamt Frankfurt am Main, das Jüdische Museum und das Deutsche Filmmuseum zu sechs Veranstaltungen über die aus Frankfurt stammende Familie Rothschild ein.

6. SepteMBer

Eröffnung des Rothschildjubiläums mit Buchvorstel-lung von Fritz Backhaus9. SepteMBer

Die Rothschild-Gräber. Eine Führung mit Jürgen Steinmetz11. SepteMBer

„Die Rothschilds. Aktien auf Waterloo“ (antisemi-tischer Propagandafilm von 1940). Filmvorführung mit Einführung von Alfons Maria Arns19. SepteMBer

Moritz Daniel Oppenheim. Maler der Rothschilds – Rothschild der Maler. Vortrag von Fritz Backhaus und Erik Riedel

1812 bis 2012: Mayer amschel rothschild

20. SepteMBer

„The House of Rothschild“ (USA 1934, 88 Min., 16mm, OF). Filmvorführung mit Einführung von Alfons Maria Arns 27. SepteMBer

Märchen-Schlösser. Über die Frankfurter Bauten und Parks der Rothschilds. Vortrag von Dieter Bartetzko

Mayer Amschel Rothschild, der Begründer des

weltbekannten Bankhauses, wurde 1743 oder

1744 im Ghetto der Frankfurter Judengasse gebo-

ren und starb hier am 19. September 1812

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Mit großer Bestürzung wurde die Nachricht vom Tod des Intendanten und Geschäftsführers des Künstlerhauses Mousonturm, Niels Ewerbeck, am 2. Oktober 2012 aufgenommen. Seit den 1990er Jah-ren gehörte Ewerbeck zu den zentralen Wegberei-tern und Gestaltern nationaler und internationaler Produktionshäuser und Präsentationsnetzwerke im Bereich freier darstellender Kunst in Deutschland, der Schweiz und Europa. Als langjähriger Wegbe-gleiter und leidenschaftlicher Beobachter, Kritiker und Förderer war er Orientierung und Referenz für eine große Zahl internationaler Künstler und Kolle-gen. Zum 1. Januar 2012 hatte er die Nachfolge von Dieter Buroch in der Leitung des Mousonturms angetreten. Die unter der künstlerischen Leitung von Niels Ewerbeck konzipierte Ausrichtung des Hau-ses wurde für die Spielzeit 2012 / 2013 von einer inte-rimistischen Geschäftsführung übernommen. Die Prokuristin des Hauses Martina Leitner sowie die Dramaturgen Martine Dennewald und Marcus Droß

niels ewerbeck

übernehmen für denselben Zeitraum die künstleri-sche Leitung. Alle drei kamen mit Beginn der Inten-danz von Niels Ewerbeck im Januar 2012 an das Künstlerhaus Mousonturm. Bereits geplante Pro-jekte und Aufführungen konnten wie vorgesehen realisiert werden. Bis zum Jahresende 2013 wird das interimistische Leitungsteam das künstlerische Pro-gramm in Niels Ewerbecks Sinn weiterführen und sich gemeinsam mit den langjährigen Mitarbeitern des Hauses mit aller Energie der Aufgabe widmen.

Aus dem aktuellen Programm „a critical mass —

alles tanzt“ von März bis Juni 2013:

Jan Fabre / Troubleyn: „Drugs kept me alive — Solo

createtd for and with Antony Rizzi“

Needcompany / Jan Lau-

wers: „Marketplace 76“

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Das war 2012

27. BIS 30. SEPTEMBER

feStIval der Jungen talente

Mit der thematischen Ausrichtung auf Simulation, Adaption, Illusion und Pose ergänzt die Ringvorle-sung der Hessischen Theaterakademie die koope-rativen Projekte auf dem zukünftigen Gelände des Kulturcampus Bockenheim. Bei dem seit 2000 statt-findenden Festival nehmen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, Institut für Angewandte Theaterwissenschaften der Universität Gießen, Hochschule für Gestaltung Offenbach und Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städel-schule Frankfurt sowie der Masterstudiengang Dra-maturgie der Goethe-Universität Frankfurt teil. Die Festivalleitung strebt an, die Veranstaltungsreihe zukünftig wechselweise in Frankfurt und Offenbach stattfinden zu lassen.

28. SEPTEMBER

franKfurter preMIeren

Ulf Erdmann Ziegler liest aus „Nichts Weißes“, mode-riert von Florian Balke mit einem Surplus von Kerstin Fahr: „Außer Atem“ von Moritz Eggert. (Suhrkamp) 30. SEPTEMBER BIS 6. OKTOBER

15. heSSISche frauenMuSIKWoche

Bekannte Profimusikerinnen bieten sechs Rock-Pop-Jazz Workshops an. Eine Veranstaltung vom Frauen Musik Büro und Waggong e. V. in Frankfurt.

Oktober9. BIS 13. OKTOBER

open BooKS – leSefeSt zur franKfurter

BuchMeSSe

Rund 100 literarische Veranstaltungen, persönliche Begegnungen mit Autoren und Autorinnen mitten in Frankfurt bietet das Festival zur Frankfurter Buch-messe. Mit zum Programm gehört auch die Ausstel-lung Contact. Artists from Aotearoa / New Zealand, bei der 24 Künstlerinnen und Künstler aus Neusee-land zum Gastlandauftritt Positionen im Frankfurter

Kunstverein präsentieren. Die Eröffnungsgala mit dem Blauen Sofa findet statt im Schauspiel Frank-furt. Zum Abschluss legen DJs aus der Welt der Bücher bei der OPEN PARTY im Literaturhaus auf.

12. OKTOBER

neuer ort In der taunuSanlage für Stella

Die Skulptur des spanischen Künstlers Balta-sar Lobo (1910 – 1993) „Stella“ stand von 1965 bis 2012 auf einer Anhöhe zwischen Hochstraße und Bockenheimer Anlage. Aufgrund des Neubaus eines Umspannwerks an der Hochstraße wurde die Skulp-tur in die Taunusanlage umgesetzt.

19. OKTOBER

25 Jahre neueS theater höchSt

Eine einzigartige, ausgesuchte und bunte Mischung aus Kabarett, Musik, Kleinkunst und Kino sowie einem eigenen Varietéprogramm bietet das Neue Theater im Frankfurter Stadtteil Höchst seit nun-mehr 25 Jahren.

21. OKTOBER

neWcoMerS feStIval

Frankfurter Bürger aus aller Welt erhalten beim Newcomers Festival im Römer Informationen rund um ihren Wohnort und neuen Lebensmittelpunkt Frankfurt.

21. OKTOBER BIS 27. JUNI 2013

„SchreIB MIr, WaS du SIehSt …“ acht Betrach-

tungen Junger autoren IM MMK

Acht junge Autoren reisen nach Frankfurt und besu-chen das MMK Museum für Moderne Kunst. Aus den über 4.500 Werken der Sammlung entscheiden sie sich für eines. Dann schreiben sie, was sie gese-hen haben. Und kommen zurück und stellen ihre Betrachtungen vor: viermal im MMK, achtmal vor den Werken, einmal im Literaturhaus. So beginnen Gespräche über Gegenwart, zwischen Werk und Text, zwischen Bildender Kunst und Literatur, zwischen Zuschauer und Betrachter.

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25. BIS 28. OKTOBER

43. deutScheS JazzfeStIval franKfurt 2012

Jazz rocKt Jetzt!

Das Deutsche Jazzfestival Frankfurt ist das älteste in Kontinuität stattfindende Jazzfestival der Welt. Seit 1953 war es Schaufenster und Symbol der Jazzmetro-pole. Wurzeln und aktuelle Positionen des Jazzrock bringt die 43. Auflage zu Gehör. Der französische Geiger Jean-Luc Ponty gehörte zu den Antreibern der Bewegung. Im Kontext der hr-Bigband wer-den seine musikalischen Wegmarken (Frank Zappa, Mahavishnu Orchestra, Return To Forever) neu erfunden. Der erste Festivalabend, eine Kooperation mit den Europa-Kulturtagen der Europäischen Zen-tralbank 2012, präsentiert französische Musiker.

27. OKTOBER

text&Beat@orangepeel. graphIc novel

Ulli Lust und Dirk Rehm zeigen und lesen. Mode-riert von Jakob Hoffmann. Christina Mohr und Klaus Walter legen Passendes auf.

November7. NOVEMBER

franKfurter preMIeren

Helmut Kuhn liest aus „Gehwegschäden“ (Frankfur-ter Verlagsanstalt).

11. NOVEMBER

openMIKe@orangepeel

Lesung mit open-mike-Gewinner 2011 Tilman Rammstedt. Jedes Jahr im November werden die bes-ten deutschsprachigen Nachwuchsautoren beim open mike in Berlin gekürt, danach gehen die Gewinner auf Lesereise. Dieses Jahr machen sie am 11.11. Sta-tion bei text&beat im Orange Peel, lesen aus ihren prämierten Texten und sprechen über ihre Wettbe-werbserfahrung.

13. NOVEMBER BIS APRIL 2013

gelItIn alS aBSchluSS von roSSMarKt³

Nach Tomás Saraceno 2010 und Tamara Grcic 2011 wird 2012 die österreichische Künstlergruppe gelitin

für Rossmarkt³ ausgewählt. 25 Schüler aus Frankfur-ter Schulen bilden die Jury und wählen als Objekt, das zur Bewusstseinsveränderung in der Stadt beiträgt, die Skulptur „Kühlschrank, Bett, Tastatur“ aus. Ein abgesägter Baum liegt waagerecht auf dem Platz und provoziert Reaktionen, seine Ansicht lässt sich nicht sofort als Kunst erkennen. Für ihre Arbeit erhielten die Schüler die Auszeichnung für gutes Bürgerenga-gement. Damit endet das dreijährige Skulpturprojekt.

14. NOVEMBER

tranSatlantIScher MIttWoch 2012

agneS Meyer und thoMaS Mann.

dIe geSchIchte eIner unerWIderten lIeBe

Vortrag in deutscher Sprache von Prof. Dr. Hans R. Vaget (Smith College), Berthold Leibinger Fel-low und Stipendiat der American Academy in Berlin; moderiert von Roland Spahr (S. Fischer).

15. NOVEMBER

verleIhung deS InternatIonalen hochhauS

preISeS In der paulSKIrche

Eine internationale Jury aus Architekten, Ingenieu-ren, Immobilienspezialisten und Architekturkritikern hat unter 26 Nominierten aus 17 Ländern fünf Hoch-hausprojekte in die Endrunde gewählt. Die Finalisten konkurrieren um den 50.000-Euro-Preis, der von der Stadt Frankfurt, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank verliehen wird. Erstmals gibt es eine besondere Anerkennung für die Revitalisierung eines bereits bestehenden Hochhauses, für die Deut-sche Bank-Türme in Frankfurt am Main.

17. BIS 18. NOVEMBER / 24. BIS 25. NOVEMBER

franKfurter atelIertage

Aus den Open Doors wurden nach Veränderungen des Konzepts die ersten Frankfurter Ateliertage. Zukünftig werden Frankfurter Künstler im Zwei-Jahres-Rhythmus an zwei Wochenenden zum Besuch ihrer Ateliers einladen. Begleitend gibt es Workshop-Angebote für Jugendliche und Kinder sowie Lesun-gen und Performances von Künstlern. Neben sieben städtischen Atelierhäusern nehmen das Atelierhaus basis am neuen Ort in der Linnéstraße und Atelier-frankfurt teil.

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Das war 2012

ort des erinnerns an der großmarkthalle

Zur langen Geschichte der Großmarkthalle gehört ein sehr düsteres Kapitel: Von 1941 bis 1945 diente der Keller im östlichen Gebäudeteil als Sammelstelle für Judendeportationen. Mehr als 10.000 Frankfur-ter Bürgerinnen und Bürger wurden von dort aus mit Zügen in Konzentrationslager transportiert. An die Ereignisse soll am historischen Ort, der zukünftig zum Neubau der Europäischen Zentral-bank gehört, eine Gedenkstätte erinnern. Dafür wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, der in zwei Phasen durchgeführt wurde. Aus ihm ist das Büro KatzKaiser als Gewinner hervorgegangen. Im Entwurf von Marcus Kaiser und Tobias Katz werden die Depor-tationen zwischen 1941 und 1945 auf mehreren Ebenen nachvollziehbar. Sowohl der historische Kellerraum, in dem die Menschen systematisch für ihren Abtransport abgefertigt wurden, mit einem erhalten gebliebenen Teil der Zugangsrampe als auch das außerhalb gele-gene Ensemble von Gleisfeld, Stellwerk, Bogenbrücke und Fußgängersteg werden als Orte der Erinnerung wahrnehmbar. Zitate aus den Erinnerungen der Opfer an verschiedenen Stellen fördern die Auseinanderset-zung mit den traurigen Ereignissen.

Zeitgleich mit der Fertigstellung des Neubaus der Europäischen Zentralbank (EZB) wird der erste Bereich einer neuen Gedenkstätte der Öffentlich-keit übergeben werden. Er umfasst neben dem his-torischen Kellerraum der Großmarkthalle und der Rampe auf dem Gelände der EZB den öffentlichen Weg von der Sonnemannstraße bis zum Stellwerk sowie das Gleisfeld.Das Stellwerk, der Fußgängersteg und des Gleisfeld werden in einem zweiten Bauabschnitt saniert. Ziel ist es, die Maßnahme im Frühjahr 2014 abzuschlie-ßen und damit die Erinnerungsstätte als Ganzes der Öffentlichkeit vorzustellen.

„Die authentischen Orte der Deportation im

Bereich der Großmarkthalle werden in ganz

einfacher Form sichtbar gemacht“, heißt es in

der Beurteilung des Preisgerichts

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Bilderwand zur Jubi-

läumsausstellung

„Kunstgeschichten im

Steinernen Haus“

Ursula Krechel, Preisträgerin des Deut-

schen Buchpreises, im Gespräch mit

Wolfgang Herles bei den Open Books

Nach dem Vorbild des menschlichen Körpers:

Stella, von Baltasar Lobo

Die Preisträgerin Judith Butler, gerahmt von

den Stadträten Felix Semmelroth und Bernadette

Weyland

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Das war 2012

20. NOVEMBER

vergaBe deS neuen StIpendIuMS heIMvorteIl

Michel Klöfkorn und Jens Lehmann von Atelier Klöfkorn / Lehmann konnten sich gegen 75 Künstler-kollegen durchsetzen und erhielten das neue Stipen-dium. Der HEIMvorteil umfasst einen Zuschuss zur Ateliermiete für zwölf Monate in Höhe von maximal 7.000 Euro.

23. NOVEMBER

aIr – artIStS In reSIdence, 6. JahreSauSStel-

lung IM atelIerfranKfurt

Das MMK präsentiert im MMK Zollamt bereits ein-mal jährlich Werke der Jürgen-Ponto-Stipendiaten. Eine Kooperation des MMK mit dem städtischen Artists in Residence-Programm passt somit perfekt in das vorhandene Profil des Museums.

28. NOVEMBER

tranSatlantIScher MIttWoch 2012

the rISe of the coMMonS

Vortrag in englischer Sprache von Prof. David Bollier (Autor, Aktivist und Mitgründer der Commons Stra-tegies Group), Bosch Public Policy Fellow der Ameri-can Academy in Berlin. Einführung und Moderation von Hans Jürgen Balmes (Neue Rundschau).

Dezember 4. DEZEMBER

franKfurter preMIeren

Oleg Jurjew liest aus „In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre (1984 – 2011)“ (Jung & Jung).

8. UND 9. DEZEMBER

50 Jahre franKfurter KunStvereIn

In Einzelvorträgen blicken Ewald Rathke, Georg Bus-mann, Peter Weiermair, Nicolaus Schaffhausen, Chus Martínez und Holger Kube Ventura auf ihre Zeit zurück und diskutieren anschließend gemeinsam den Wandel der Institution. Die Jubiläumsausstellung

„To the people of the city“ zeigt Rauminstallationen und konzeptuelle Objekte des Frankfurter Künstler-duos Wiebke Grösch und Frank Metzger, die sich auf die jüngere Geschichte des Frankfurter Kunstvereins und der Stadt Frankfurt beziehen. Zugleich werden Verbindungen zwischen künstlerischen Positionen der letzten 50 Jahre und konzeptueller Gegenwarts-kunst hergestellt.

10. DEZEMBER

theater IM orange peel. BarBara englert +++

theater Be +++ Jutta KauSSen

Vom Wohnzimmerfenster aus beobachten ein junges Paar und ein Freund einen Stalker im Hof, der einer Nachbarin nachstellt. Was als harmlose Feierabend-beschäftigung beginnt, eskaliert plötzlich, und nun versuchen sie, mit den seltsamsten Mitteln, den Ver-strickungen von Terror, offener und subtiler Gewalt zu entkommen. Clemens J. Setz: Mauerschau. Deut-sche Erstaufführungsserie.

10. DEZEMBER

franKfurter preMIeren

Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz stellen ihr gemeinsames Buch im Gespräch mit Anne Bohnen-kamp-Renken vor: „Was niemand hat, find ich bei Dir. Eine Frankfurter Literaturgeschichte“ (Philipp von Zabern).

22. DEZEMBER

vIruSMuSIK-radIoShoW 2012

Im Programm der finalen Jahresshow der Sendung VirusMusikRadio auf Radio X spielen auf zwei Büh-nen sieben herausragende Bands der Region. Alle Konzerte werden auf Radio X und im Internet live übertragen.

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Steckbriefe

MIchaela BuSenKell, Trägerin des Döllgastpreises, arbeitete nach dem Architekturstudium an der TU München in Architekturbüros und als Volontärin / Redakteurin. 1999 – 2005 war sie Mitbegründerin und Chefredakteurin des Online-Magazins „a-matter, architecture and rela-ted“. Busenkell ist seit 2005 freie Autorin, seit 2007 freie Kuratorin. 2008, 2010 und 2012 koordinierte sie den Internationalen Hochhaus Preis und war Kuratorin der Ausstellung im DAM.

guIdo holze studierte an der Goethe-Universität Frankfurt Musik-wissenschaft sowie Ältere und Neuere deutsche Literaturwissenschaft bis zum Magisterabschluss mit einer Arbeit über Johann Sebastian Bach. Nebenher lernte er an Dr. Hoch’s Konservatorium vier Jahre lang im Seminar für Musikkritik und schrieb für die „Hildesheimer Allge-meine Zeitung“. Seit Februar 1995 ist er für die „Rhein-Main-Zeitung“ als freier Musikkritiker und Lokaljournalist tätig.

Der freie Musikjournalist andreaS BoMBa moderiert bei hr2 und prä-sentiert Musikkritiken. Kommentiert und begleitet werden von ihm auch Veranstaltungen an hessischen Opernhäusern. Bomba ist Spe-zialist für geistliche Musik und Kenner der hessischen Musikszene. Außerdem engagiert er sich als Dramaturg unter anderem für die Bach-woche Ansbach und als Programmplaner für das Europäische Musikfest Stuttgart. Er ist Mitglied des Stuttgarter Chores Gächinger Kantorei.

Nach der Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München sammelte alexander BrIll Erfahrungen an namhaften Theatern. 1984 gründete er zunächst den Schülerclub am Schauspiel Frankfurt, bevor er ab 2001 auch den laienclub schauspielfrankfurt übernahm und an bedeutenden deutschen Schauspielhäusern wie Kas-sel, Köln und Wuppertal seine Inszenierungen auf die Bühne bringen konnte. 2007 begannen die Arbeiten mit theaterperipherie.

Bereits während des Studiums der Theater-, Film- und Medienwissen-schaft spielte ute BanSeMIr in Produktionen Frankfurter Schauspiel-orte mit. Erfahrungen in Regie sammelte sie bei Produktionen wie „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Bert Brecht, „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow und „Opening Night“ nach dem Film von John Cassavetes am Schauspiel Frankfurt. Mit Alexander Brill arbeitet Bansemir seit 2008 zusammen, seit 2011 leiten beide gemeinsam das theaterperipherie.

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Gastautoren unD interviewPartner

Nach dem Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwis-senschaft, Politologie, Amerikanistik, Kunstgeschichte und Philoso-phie in Berlin und New Orleans (USA) lehrte volKer BreIdecKer an namhaften Hochschulen im In- und Ausland. Forschungsaufträge und Arbeitsstipendien unter anderem im Deutschen Literaturarchiv in Mar-bach am Neckar sowie an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart ergänzten seine berufliche Entwicklung als freier Publizist, Lektor und Übersetzer. Seit 2001 ist Breidecker Mitarbeiter und Autor im Feuille-ton der „Süddeutschen Zeitung“.

SIlKe hartMann ist Inhaberin der „Kulturperle – Agentur für Kom-munikation und Kulturmanagement“. Zu ihren Projekten gehören unter anderem die Koordinierung von Open Books, lit.COLOGNE oder „Acht Betrachtungen“, die Redaktion der Literaturseite des Kul-turportals der Stadt Frankfurt, Katalogredaktionen und Lektorat. Silke Hartmann ist Mitgründerin der Kulturinitiative Raum 121 – Verein für Kunst und Kultur e. V. sowie Mitinitiatorin und -betreiberin der monat-lichen Veranstaltungsreihe text&beat@orangepeel.

Mit Restaurierungen von Fayencen, Porzellanen und Elfenbeinen hat sich SaBIne SchWaB bei großen Museen einen Namen gemacht, darun-ter beim Hessischen Landesmuseum Kassel, dem Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig und dem Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt am Main. Nach ihrem Abschluss als Diplomrestauratorin an der Staatlichen Akademie für bildende Künste 1994 war sie zwölf Jahre am Grünen Gewölbe in Dresden tätig, bevor sie 2009 ein eigenes Res-taurierungsatelier in Bayern gründete.

Bereits während des Studiums der Geschichte und Germanistik an der Goethe-Universität hatte KrIStIna faBer feste Engagements am TAT / Frankfurt (künstlerisches Betriebsbüro) und Schauspiel Frank-furt (Sponsoringreferat). Nach ihrem Magisterabschluss war sie von 2005 bis 2009 am Nationaltheater Mannheim als Marketing-, Presse- und Öffentlichkeitsreferentin tätig. Mit Beginn der Spielzeit 2009 / 10 hat sie die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit am Schauspiel Frankfurt übernommen.

vera hIerholzer studierte Geschichte und Rechtswissenschaften in Münster und promovierte am Frankfurter Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte. Nach einem wissenschaftlichen Volonta-riat am Landesmuseum Mannheim war sie freie Kuratorin am Museum für Kommunikation Frankfurt. Seit 2008 wissenschaftliche Mitarbei-terin am Historischen Seminar der Universität Frankfurt, war sie Pro-jektleiterin und Kuratorin von „Goethe und das Geld“.

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ansprechpartner

leItung

Carolina Romahn 069 / 212 - 3 45 20

vorzIMMer / SeKretarIat

Anette De Felice 069 / 212 - 3 85 02

Stellvertretende leItung

Dieter Bassermann 069 / 212 - 3 56 83

Julia Weinfortner 069 / 212 - 3 63 25

allgeMeIne verWaltung MuSeuMSufer und InveStItIonen

Gabriele Schuster 069 / 212 - 3 57 56

Klaus Kudrass 069 / 212 - 3 33 67

Ute Henn-Schützler 069 / 212 - 3 39 52

Filiz Aydin 069 / 212 - 3 01 41

Heike Lindmüller 069 / 212 - 3 50 30

Marit Schien 069 / 212 - 4 30 50

perSonal

Wolfgang Gawrich 069 / 212 - 3 56 10

Irene Becker 069 / 212 - 3 53 58

Birgit Kleinhenz 069 / 212 - 3 92 61

Gabriele Schreiber-Brauburger 069 / 212 - 3 81 14

Sylvia Veldenz 069 / 212 - 3 42 11

fInanzen, controllIng

Andreas Müller 069 / 212 - 3 99 74

Iris Susso 069 / 212 - 3 67 64

Sigrid Genschow 069 / 212 - 3 64 85

Andrea Schindling 069 / 212 - 3 01 75

Anja Bangert 069 / 212 - 3 56 34

Christoph Stoos 069 / 212 - 3 40 56

Marit van Heynsbergen 069 / 212 - 3 33 66

100

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Gewusst wer

Die E-Mail-Adressen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kul-turamts werden wie folgt zusammengesetzt: [email protected].

fachBereIch InforMatIonStechnIK

Corina Kuntzsch 069 / 212 - 4 08 86

Thomas Schwerdtfeger 069 / 212 - 3 68 45

Ingo Anfang 069 / 212 - 3 76 14

Oliver Cal 069 / 212 - 3 23 89

Christina Nutz 069 / 212 - 4 27 67

Annika Kruse 069 / 212 - 4 46 48

Kulturförderung und -InforMatIon, darStellende KunSt

Johannes Promnitz 069 / 212 - 3 24 07

zuSchuSSangelegenheIten

Anja Söhns 069 / 212 - 3 00 61

Magdalena Morscheck 069 / 212 - 3 88 97

Katharina Maiwald 069 / 212 - 3 68 38

darStellende KunSt, äSthetISche BIldung

Katharina Schröck 069 / 212 - 3 16 98

lIteratur, allgeMeIne KulturangelegenheIten

Dr. Sonja Vandenrath 069 / 212 - 3 60 91

Katrin Schega 069 / 212 - 3 64 39

BIldende KunSt

Susanne Kujer 069 / 212 - 3 35 50

Ursula Heck 069 / 212 - 3 56 84

MuSIK

Irmgard Tennagels 069 / 212 - 3 84 24

proJeKte und öffentlIchKeItSarBeIt

Aino Kelle 069 / 212 - 3 54 35

WISSenSchaft und tranSKulturalItät

Dr. Hiltgund Jehle 069 / 212 - 3 85 81

MarKetIng MuSeen / preSSeStelle dezernat vII

Antje Runge 069 / 212 - 4 00 23

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förderungen 2012

proJeKtBezogeneS zuWendungSvoluMen In eInzelnen förderBereIchen

Betrag In euro

Allgemeine Förderung von Bildender Kunst 88.000

Allgemeine Förderung von Jubiläen, sonstige Aktivitäten 15.000

Allgemeine Förderung von Stadtteilkulturarbeit 110.000

Allgemeine Förderung von visueller Medienarbeit 110.000

Allgemeine Förderung von Popularmusik 107.000

Allgemeine Literaturförderung 60.000

Allgemeine Musikförderung 115.000

Allgemeine Wissenschaftsförderung 30.000

Allgemeine Karnevalsvereinsförderung –Vereins- und Jugendförderung 95.000

Allgemeine Förderung von Projekten und besonderen kulturellen Aktivitäten – Verfügungsmittel 25.000

Allgemeine Förderung von Schulkünstlerprojekten 30.000

Allgemeine Theaterförderung 550.000

Allgemeine Förderung von Instandsetzungsmaßnahmen in Musikbunkern 14.000

theaterförderung InStItutIonell Betrag In euro

antagon theaterAKTion 55.000

Bernhard-Grzimek-Allee 12 – Probenraumförderung 12.000

Die Dramatische Bühne 50.000

Die Käs 50.000

Die Katakombe 80.000

Die Komödie 530.000

Ensemble 9. November 50.000

Ensemble Theaterhaus 98.000

Fliegende Volksbühne 60.000

Forsythe GmbH 220.000

Frankfurter Volkstheater 620.000

Freies Schauspiel Ensemble 130.000

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Das amt in Zahlen

Freies Theaterhaus 470.000

Fritz Rémond Theater im Zoo 660.000

Gallus Theater 280.000

Internationales Theater 130.000

Junge Bühne Frankfurt – Kellertheater 51.000

Kammeroper Frankfurt 90.000

Kinder- und Jugendtheater Nordwest 30.000

Neues Theater Höchst – Bund für Volksbildung Höchst e. V. 263.000

Papageno -Theater 55.000

Stalburg Theater 50.000

TheaterGrueneSosse 132.000

Theaterspielstätte Titania 90.000

Theater Willy Praml 85.000

The English Theatre 400.000

WeItere InStItutIonelle förderungen von a BIS f

Betrag In euro

Albert-Schweitzer-Archiv 3.000

Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Bürger - und Bezirksvereine e. V. 1.500

Archiv Frau und Musik e. V. 53.400

Artothek 22.000

Atelierfrankfurt 25.000

Atelierprogramm, auch Gastateliers und Atelierschiff 465.000

basis e. V. – Künstlerhaus 25.000

Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V. 50.000

Bibelmuseum Frankfurt 100.000

Bundesverband für kommunale Filmarbeit e. V. 5.000

Cäcilien-Verein 11.000

Club Voltaire 7.000

Deutsche Ensemble Akademie e. V. 880.000

Deutsches Filminstitut e. V. 172.000

Deutsches Filminstitut e. V. ( für Betrieb Deutsches Filmmuseum ) 1.799.000

Deutsch-Italienische Vereinigung e. V. 2.000

Ensemble Modern GbR 285.000

Ernst-May-Gesellschaft 25.000

Europäische Akademie der Arbeit 85.000

Filmhaus Frankfurt e. V. 132.000

Förderkreis Industrie- und Technikgeschichte 1.500

Förderung interkommunaler Zusammenarbeit – Kulturregion Rhein-Main 1.413.300

Fotografie Forum Frankfurt ( Mietzuschuss ) 60.000

Frankfurter Bund für Volksbildung e. V. 5.000

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WeItere InStItutIonelle förderungen von f BIS z

Betrag In euro

Frankfurter Feldbahnmuseum e. V. 14.000

Frankfurter Figuralchor 11.000

Frankfurter Kantorei 11.000

Frankfurter Konzertchor 11.000

Frankfurter Kunstverein 280.000

Frankfurter Malakademie 10.000

Frankfurter Singakademie 11.000

Freies Deutsches Hochstift 565.000

Freunde der Kirchenmusik – Kirchenmusikverein Frankfurt / Main 11.000

Fritz Bauer Institut 350.000

Deutsch-Polnische Gesellschaft 10.000

Gesellschaft für Frankfurter Geschichte e. V. 3.000

Heimat- und Geschichtsverein Oberrad 4.800

Heimat- und Geschichtsverein Schwanheim 3.000

Heimatverein Nied 2.000

Heinrich-Hoffmann-Museum ( Struwwelpeter-Museum ) 100.000

Hessischer Chorverband Sängerkreis Frankfurt e. V. 1.000

Hessischer Rundfunk Frankfurt – Jazzfestival 60.000

Hessisches Literaturforum Frankfurt – Literaturbüro 35.000

Heussenstamm-Stiftung 47.000

Hindemith-Institut 3.300

Initiative 9. November e. V. 10.000

Institut für sozial-ökologische Forschung 15.000

Institut für Sozialforschung 275.000

Internationales Quellenlexikon für Musik 52.000

Jazzkeller-Gesellschaft 20.000

Jüdische Kulturwoche 30.000

Jugendbegegnungsstätte Anne Frank 190.000

Junge Deutsche Philharmonie 64.000

Junge Kantorei e. V. 7.000

Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland ( ASSITEJ ) 45.000

Kinothek Asta Nielsen 12.000

Klosterpresse e. V. 48.000

Kunst in Frankfurt e. V. – Ausstellungshalle Schulstraße 1a 30.000

Literaturhaus Frankfurt e. V. 310.000

Kulturprojekt 21 e. V. ( Weltmusik in der Brotfabrik Hausen ) 95.000

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Das amt in Zahlen

Portikus e. V. 300.000

Robert-Schumann-Gesellschaft 1.000

Römerberggespräche e. V. 25.000

Romanfabrik 90.000

Saalbau GmbH – Mietzuschüsse 6.206.500

Sängerkreis Frankfurt des Hessischen Sängerbundes e. V. 5.500

Senckenbergische Gesellschaft für Naturforschung 389.000

Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule 3.967.000

Städte der Zuflucht 28.000

Städel. Kunstinstitut ( für Betrieb Städtische Galerie Städel / Liebieghaus ) 1.825.000

Städelsches Kunstinstitut 3.291.000

Stiftung Deutsche Buchkunst 80.000

Studienkreis Deutscher Widerstand 25.000

Summer in the City ( Künstlerhaus Mousonturm ) 25.000

Tanzplan 21 Frankfurt Rhein-Main ( Künstlerhaus Mousonturm ) 100.000

Institut für Neue Medien e. V. 70.000

Verein für Geschichte und Altertumskunde Ffm.-Höchst e. V. 9.000

Verein Historische Eisenbahn 12.000

Vereinigung zur Förderung der Kirchenmusik 2.000

Vereinsring Bornheim e. V. 35.000

Vereinsring Rödelheim e. V. 20.000

Waggong e. V. – Kulturwerkstatt 80.000

Walter-Kolb-Stiftung e. V. 206.000

SuMMe zuSchüSSe 31.255.800

Geförderte Institutionen sind in der Broschüre „Kurzprofile“ gelistet. Sie ist als PDF auf dem Server des Kulturportals www.kultur-frankfurt.de hinterlegt und kann dort heruntergeladen werden.

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Impressum

herauSgeBer

Kulturamt Frankfurt am Main Brückenstraße 3 – 7 60594 Frankfurt am Main

Diese Broschüre wird kostenlos vom Kulturamt der Stadt Frankfurt heraus-gegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Bestellungen sind möglich:

Telefon: +49 69 212 - 3 63 25 Mail: [email protected] Fax: +49 69 212 - 3 78 59

redaKtIon

Corinna Engel

deSIgn

Büro Schramm für GestaltungSebastian Schramm, Stephie Schramm, Franziska Knab, Markus Matheisl (Projektmanagement)

leKtorat

Michael Köhler

BIldBearBeItung

Felix Scheu photo retouch

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aBBIldungen

Sofern nicht anders genannt, liegen die Bildrechte beim Kulturamt oder den Institutionen.

Bildnachweise und Fotografen im Einzelnen:Sebastian Schramm (S. 1, 6, 10, 14, 20, 26, 34, 40, 58, 65, 66, 72, 76); Deutsche Bank (S. 11); H. G. Esch (S. 12); Alexander Zuckrow (S. 15, 17, 18, 19, 84 Mi. li.); Dominik Mentzos (S. 21, 22, 23); Kristina Veit (S. 24); Barbara Walzer (S. 25, 87 u., 96 re. u.); Seweryn Zelazny (S. 27, 28, 31); Kulturamt Frankfurt / Eun-Joo Shin: Yoon-Jung C. (Korea), Violine, 120 x 140 cm, Öl auf Leinwand, 2007. Ankauf am 22.9.2009 (S. 33); Alexander Heimann (S. 35 li.); Uwe Dettmar (S. 35 Mi. o., 59 li./re., 80 re./u., 87 o.); Katrin Schander (S. 35 Mi. u., 38 li. u., 39 re. o., re. u.); Senckenberg Naturmuseum (S. 35 re.); Axel Schneider (S. 36); Maciej Rusinek (S. 38 o., 39 li. o., li. u.); Salar Baygan (S. 41, 42, 45); Joel Fourier (S. 46, 47); Wolfgang Günzel (S. 48, 49, 67 – 71); Dieter Leistner (S. 50, 52); Sabine Schirdewahn (S. 51); Norbert Miguletz (S. 54, 56, 57 re., 96 li. o.); Martin Joppen (S. 55); Marc Jacquemin (S. 57 li.); Sabine Schwab (S. 60); Petra Welzel (S. 63); Andreas Langen (S. 73); IFK (S. 73 mi. u.) Birgit Hupfeld (S. 74, 75); Archiv Frau und Musik (S. 77, 80 o.); Andreas Rohrbach, aquarellierte Zeichnung auf Büttenpapier 21 x 15 cm (S. 83 li.); Christiana Protto / VG-Bild, Glasshouse (Kyle-more Abbey Garden 2011), Laserprint, 30,5 x 45 cm (S. 83 re.); Ensemble Modern / Michael Löwa (S. 84 o.); Harald Schäfer (S. 84 u.); Welt-kulturenmuseum / Markus Lindner (S. 87 re.); hr / Sascha Rheker (S. 88 o.); Jo. Franzke Architekten / Christian Richters (S. 88 u.); Jüdi-sche Gemeinde / Rafael Herlich (S. 88 li.); Wolfgang Tillmans, Frank-furt Installation, 2011, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main / Christian Baudissin (S. 88 re.); Jüdisches Museum Frankfurt (li. Gemälde von Daniel Oppenheim, re. Grabmal Mayer Amschel Roth-schild von 1812, Jüdischer Friedhof Battonstraße) (S. 91); Doris Fanconi (S. 92 li.); Wonge Bergmann (S. 92 re.); Wonge Bergmann for Ruhr- triennale (S. 92 u.); KatzKaiser, Köln / Darmstadt (S. 95); ddp images / dapd / Thomas Lohnes (S. 96 re. o.).

Die im Kalender genannten Veranstaltungen sind nur ein Teil aller vom Kulturamt Frankfurt geförderten, durchgeführten oder begleite-ten Maßnahmen. Die Übersicht folgt nicht dem Anspruch, vollstän-dig zu sein.

© Kulturamt Frankfurt am Main 2013www.kultur-frankfurt.de | www.museumsufer-frankfurt.de

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