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Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN PARTNERSCHAFT MIT CHINA Zusammenfassung

Lateinamerika Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 · Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika ist eine gemeinsame Flaggschiff-Publikation der OECD, der CAF und der ECLAC über die

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Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN PARTNERSCHAFT MIT CHINA

Diese Zusammenfassung liefert die wichtigsten Ergebnisse der Ausgabe 2016 des Wirtschaftsausblicks Lateinamerika, der dieses Jahr folgende Kapitel enthält:

Kapitel 1: Auf dem Weg zu einer Entwicklungspartnerschaft zwischen Lateinamerika und China

Kapitel 2: Makroökonomische Aussichten für Lateinamerika

Kapitel 3: Wohlstandsverlagerung, Chinas neue Normalität und Lateinamerika

Kapitel 4: Trends und Chancen beim Handel zwischen China und Lateinamerika

Kapitel 5: Künftige Trends und Szenarien für eine Partnerschaft zwischen Lateinamerika und China

Länderprofile

Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika ist eine gemeinsame Flaggschiff-Publikation der OECD, der CAF und der ECLAC über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region. In dieser 9. Ausgabe wird die Entwicklung der Beziehungen zwischen Lateinamerika und China untersucht. In den letzten zehn Jahren ist China einer der wichtigsten Handelspartner der Region geworden. Diese Beziehung nimmt nun neue Dimensionen an, die weit über den Handel hinausgehen. Auf der Basis der Analyse verschiedener Kanäle, darunter Handel, Finanzierung und Kompetenzen, werden in diesem Ausblick Politikmaßnahmen aufgezeigt, die Lateinamerika dabei helfen sollen, seine Partnerschaft mit China in Zukunft zu stärken.

Diese Veröffentlichung wurde durch die gemeinsame Arbeit des OECD-Entwicklungszentrums, der Wirtschafts-kommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (UN/ECLAC) sowie der Development Bank of Latin America (CAF) und die Zusammenarbeit mit Experten von verschiedenen internationalen Institutionen, Thinktanks und Regierungen ermöglicht.

Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 liegt auf Englisch, Spanisch und bald auch auf Chinesisch vor. Er kann auf OECD iLibrary eingesehen und erworben werden: http://dx.doi.org/10.1787/9789264246218-en

Die diesjährige Ausgabe umfasst:

• Eine makroökonomische Beurteilung der Region, einschließlich einer kurzfristigen und strukturellen Analyse.

• Eine Einführung zu Chinas neuer Normalität und deren Auswirkungen für Lateinamerika bis 2030.

• Eine Analyse der Handelsbeziehungen und der globalen Wertschöpfungsketten für Waren und Dienstleistungen mit China.

• Eine Untersuchung von 10 Länderprofilen mit Schwerpunkt auf dem diesjährigen Thema.

Alle Tabellen der Veröffentlichung können im Excel-Format heruntergeladen werden. Der Gesamtbericht und die Länderprofile sind verfügbar unter:

www.latameconomy.org

MINISTERIODE ASUNTOS EXTERIORESY DE COOPERACIÓN

Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN PARTNERSCHAFT MIT CHINA

Zusammenfassung

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1WIRTSCHAFTSAUSBLICK LATEINAMERIKA 2016 © OECD/Vereinte Nationen/CAF 2015

Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 untersucht die Entwicklung

der Beziehungen zwischen Lateinamerika und China. Diese Zusam-

men fassung analysiert die Wirtschaftsbeziehungen in jüngerer Ver-

gangenheit und in Zukunft und geht dabei auf wesentliche Belange

von Handels- und Finanzfragen bis hin zur Kompetenzentwicklung

und Maßnahmen zur Wirtschaftsentwicklung (productive development

policies) ein. Es werden Strategien und Politikmaßnahmen für Latein-

amerika aufgezeigt, um auf kurze wie auch auf mittlere Sicht den

entwicklungsbezogenen Herausforderungen der Region zu begegnen

– teilweise in Partnerschaft mit China.

Auf dem Weg zu einer Entwicklungspartner schaft zwischen Lateinamerika und China

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ZUSAMMENFASSUNGZUSAMMENFASSUNG

32 WIRTSCHAFTSAUSBLICK LATEINAMERIKA 2016 © OECD/Vereinte Nationen/CAF 2015WIRTSCHAFTSAUSBLICK LATEINAMERIKA 2016 © OECD/Vereinte Nationen/CAF 2015

Um seine gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern, sollte Lateinamerika seine Entwicklungspartnerschaft mit China vertiefen und verbessern. China ist ein entschei-den der Bestimmungsfaktor für die Entwicklung des außenwirtschaftlichen Umfelds der Region. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Gravitationszentrum der Weltwirtschaft von den OECD-Volkswirtschaften in Richtung der aufstrebenden Volkswirtschaften ver-lagert (OECD, 2010; Quah, 2011) – ein Phänomen, das als „Wohlstandsverlagerung“ bezeich-net wird. In der ersten Phase der Wohlstandsverlagerung ab den frühen 2000er Jahren weiteten sich die Handelsbeziehungen zwischen Lateinamerika und China aus. Diese Beziehung verändert sich nun. Künftig hängt die Wettbewerbsfähigkeit Lateinamerikas von der Fähigkeit jedes einzelnen Landes ab, seine jeweiligen spezifischen Reformen zur Förderung eines breitbasierten und inklusiven Wachstums umzusetzen. Diese Reformen umfassen Produktivitäts- und Innovationssteigerungen, eine Diversifizierung der Produktionsstruktur sowie Investitionen in Infrastruktur, Kompetenzen und Quali-fikationen und die Schaffung formeller Beschäftigung, um den Chancen und Heraus-forderungen zu begegnen, die Chinas sogenannte „neue Normalität“ mit sich bringt.

Diese Schlussfolgerung beruht auf vier Erkenntnissen:

Erstens hat der Handel zwischen Lateinamerika und China zwar ein beispielloses Wachstum verzeichnet, die gegenwärtige wirtschaftliche Abschwächung in der Region offenbart jedoch die strukturellen Eigenschaften rohstoffbasierten Wachstums.

Zweitens suchen lateinamerikanische Regierungen angesichts dieser Abschwächung nach Möglichkeiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit in und Attraktivität für China zu erhalten, und erproben innovative Maßnahmen zur Wirtschaftsentwicklung, um ihre Integration in globale Wertschöpfungsketten und ihre wirtschaftliche Diversifizierung zu steigern. Chinas Binnenkonsum könnte neue Exportchancen für Lateinamerika bei Nahrungsmitteln, Dienstleistungen und im Tourismus eröffnen.

Drittens muss Lateinamerika in Innovationen, Kompetenzen und Qualifikationen, regionale Integration und Infrastruktur investieren, um von Chinas neuer Normalität zu profitieren.

Viertens können chinesische Investitionen zur Förderung der Entwicklung in Latein-amerika für beide Seiten von Vorteil sein. Hierfür benötigt Lateinamerika bessere Rechts-vorschriften, stärkere staatliche Kapazitäten zur Entwicklung bankfähiger Projekte, tiefere und liquidere Kapitalmärkte, ökologische Nachhaltigkeit und ein umfassenderes Engagement für Transparenz und gute Governance, sowohl im Prinzip als auch in der Praxis. China würde von dieser neuen Beziehung ebenfalls profitieren, indem es sich Latein amerika als zuverlässige Rohstoffquelle, soliden Absatzmarkt für seine Exporte und attraktive Zielregion zur Diversifizierung seiner Auslandsinvestitionen erhalten würde.

Der Handel zwischen Lateinamerika und China verzeichnete eine beispiellose Expansion, bevor auf Grund der strukturellen Eigenschaften des rohstoffbasierten Wachstums eine Abschwächung eintrat.

In der ersten Phase der Wohlstandsverlagerung erlebten China und Lateinamerika einen Handelsboom, von dem vor allem die Rohstoffexporteure der Region profitierten. Auf Grund seines bedeutenden Fertigungssektors und seines hohen Rohstoffbedarfs stellte China mit seiner Rohstoffnachfrage in dieser Phase eine neue Quelle externer Finanzmittel für Rohstoffexporteure dar. Im Zeitraum 2001-2010 stiegen die Exporte von Bergbauprodukten und fossilen Energieträgern aus Lateinamerika nach China pro Jahr um bemerkenswerte 16%, gefolgt von Agrarprodukten mit 12%. Dies führte dazu, dass rohstoffreiche lateinamerikanische Länder im Zuge einer sogenannten Reprimarisierung der Exporte die Spezialisierung ihrer Handelsaktivitäten auf diese Produkte verstärkten.

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ZUSAMMENFASSUNGZUSAMMENFASSUNG

32 WIRTSCHAFTSAUSBLICK LATEINAMERIKA 2016 © OECD/Vereinte Nationen/CAF 2015

Bei Primärgütern machten 2014 die fünf führenden Exportprodukte aus allen Ländern der Region mit Ausnahme Mexikos mindestens 80% des Gesamtwerts der Exporte nach China aus, wobei Rohstoffexporte an der Spitze standen. Den größten Beitrag zum Exportwert leisteten Öl, Eisenerz, Kupfer in unterschiedlichen Formen, Sojabohnen, Altmetalle, Fischmehl, Holz und Zucker.

Diese Handelsbeziehungen resultierten in stärkeren, aber asymmetrischen Verflech-tungen zwischen China und Lateinamerika innerhalb von globalen Wertschöpfungs-ketten. Im Zeitraum 2000-2011 nahm Lateinamerikas Gesamtpartizipation an globalen Wertschöpfungsketten geringfügig zu, blieb jedoch weiterhin unter dem internatio-nalen Durchschnitt, während Chinas Partizipation ungefähr dem internationalen Durchschnitt entsprach (Abb. 1.1, Teil A). Im selben Zeitraum erhöhte sich der auf China entfallende Anteil der Partizipation Lateinamerikas an globalen Wertschöpfungsketten in bemerkenswerter Weise. Während der intraregionale Anteil der vorgelagerten bzw. Backward-Partizipation Lateinamerikas an globalen Wertschöpfungsketten zwischen 2000 und 2011 von 5% auf 9% stieg, erhöhte sich Chinas Anteil von 1% auf 11% (Abb. 1.1, Teil B). Der rasante Anstieg von Chinas Anteil an der nachgelagerten bzw. Forward-Partizipation der Region von 5% auf 16% im gleichen Zeitraum bestätigt diesen dramatischen Zuwachs. Das heißt, dass China mittlerweile für Lateinamerikas Beteiligung an globalen Wertschöpfungsketten eine noch wichtigere Rolle spielt als intraregionale Verflech tungen. Dies lässt auch darauf schließen, dass in globalen oder regionalen Wertschöpfungs ketten neue Segmente existieren, die für die Region eine Chance zur Exportdiversifizie rung darstellen könnten (IDB, 2014). Eine Asymmetrie ist auch in der Bandbreite der von Lateinamerika nach China exportierten Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum globalen Exportwarenkorb der Region zu beobachten. 2013 entfielen 73% der latein-amerikanischen Exporte nach China auf Rohstoffe, verglichen mit einem Anteil von 41% an den weltweiten Exporten der Region. Verarbeitete Güter mit geringem, mittlerem und hohem Technologiegehalt machten lediglich 6% der Ausfuhren nach China aus, während ihr Anteil an den globalen Exporten der Region 42% betrug. Dagegen belief sich

Abbildung 1.1 Globale Wertschöpfungsketten in Lateinamerika und China

2000 2011 2000 2011 2000 20110

10

20

30

40

50

60

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18%

2000 2011

%

Nachgelag. Partizipation Vorgelagerte Partizipation

B. Intraregionaler und auf China entfallender Anteil an Lateinamerikas Partizipation in globalen Wertschöpfungsketten

Intraregional China Intraregional ChinaVorgelagerte Partizipation Nachgelagerte PartizipationLAK 6 China Gesamtstichprobe

A. Partizipation an globalen Wertschöpfungsketten in % der Bruttoexporte

Anmerkung: „LAK 6“ umfasst aus Gründen der Datenverfügbarkeit Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Kolumbien und Mexiko. „Gesamtstichprobe“ umfasst 61 Hoch- und Mitteleinkommensländer.Quelle: OECD/CAF/ECLAC-Berechnungen auf der Grundlage von OECD/WTO-Daten zum Handel auf Wert-schöpfungsbasis für 2015 (OECD/WTO, 2015).12 http://dx.doi.org/10.1787/888933291306

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der Anteil verarbeiteter Güter mit geringem, mittlerem und hohem Technologiegehalt an den Einfuhren Lateinamerikas aus China im Jahr 2013 auf 91%, verglichen mit einem Anteil von 69% an den weltweiten Importen der Region.

Die Asymmetrie der Handelsbeziehungen zwischen China und Lateinamerika ist angesichts von Chinas beispiellosen Kapazitäten zur Entwicklung komparativer Vorteile in der verarbeitenden Industrie nicht überraschend. China konnte sich zwischen 1990 und 2008 komparative Vorteile in 58 neuen Exportindustrien (4-Steller des Internationalen Warenverzeichnisses für den Außenhandel) erarbeiten und erreichte damit den 8. Platz in der Rangliste der Länder mit der diversifiziertesten Exportstruktur, verglichen mit Rang 10 zwei Jahrzehnte zuvor (OECD/CAF/ECLAC, 2013). In Lateinamerika nahm die Diversifizierung nur in Kolumbien und Costa Rica, die ihren Exportwarenkorb jeweils um 60 Industrien ausweiteten, deutlich zu. Kolumbien konnte sich dadurch vom 54. auf den 45. Platz, Costa Rica vom 57. auf den 47. Platz in diesem Ranking verbessern. Der Rest der Region erzielte bei der Exportdiversifizierung nur sehr geringe Fortschritte, und einige Länder fielen stark zurück. Brasilien rutschte vom 26. auf den 35. Rang ab, Argentinien vom 34. auf den 39., Chile vom 52. auf den 69. und Venezuela vom 58. auf den 107. Platz.

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Neuausrichtung in China erlebt Latein-amerika gegenwärtig eine Abschwächung, die durch die strukturellen Eigenschaften des rohstoffbasierten Wachstums bedingt ist. Das starke Wirtschaftswachstum der 2000er Jahre ist Geschichte. Lateinamerika steht vor ungelösten Problemen und neuen Herausforderungen. Nach der raschen Erholung im Anschluss an die globale Finanz-krise des Jahres 2009 ist die Wachstumsdynamik Lateinamerikas seit 2012 ins Stocken geraten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Region stieg 2014 um lediglich 1% und blieb damit deutlich hinter den durchschnittlichen Wachstumsraten von 5% zurück, die im vorangegangenen Zehnjahreszeitraum erreicht wurden, als das Wirtschaftswachstum der Region zwischen 2003 und 2011 durch die starke globale Nachfrage, die hohen Roh-stoffpreise und die reichlich vorhandene Liquidität angekurbelt wurde. Nun aber wird die Konjunktur durch das geringere globale Wachstum, die niedrigeren Rohstoff preise und verhaltene Kapitalflüsse geschwächt. Die aktuelle Situation lässt den unvollendeten Strukturwandel in Lateinamerika deutlich zu Tage treten, der sich u.a. in niedriger Produktivität und geringem Produktivitätswachstum äußert (OECD/CAF/ECLAC, 2014). Allerdings ist die Region durchaus nicht homogen; so schneiden beispielsweise Expor teure aus dem Verarbeitenden Gewerbe in Mexiko und Mittelamerika, die in Wertschöpfungs-ketten in den Vereinigten Staaten integriert sind, besser ab als Nettorohstoffexporteure in Südamerika.

Aus binnenwirtschaftlicher Sicht ist der Verlust an Investitionsdynamik ein weiterer Faktor, der zur wirtschaftlichen Abschwächung in Lateinamerika beigetragen hat. Während die Investitionstätigkeit 2010 in der Zeit nach den Krisen entscheidend zum Wachstum beigetragen hatte, war ihr Wachstumsbeitrag 2014 bereits negativ. Außen-wirtschaftliche Belastungsfaktoren, insbesondere die niedrigeren Rohstoffpreise, die allmähliche Rückführung der geldpolitischen Lockerung in den Vereinigten Staaten und die daraus resultierenden restriktiveren Finanzierungsbedingungen, sowie einige (wahr scheinlich) vorübergehende binnenwirtschaftliche Faktoren, wie z.B. politische Unsicher heit und die Verabschiedung von Reformgesetzen (vor allem im Steuerbereich in einigen Ländern wie z.B. Argentinien, Chile, Ecuador, El Salvador, Kolumbien und Venezuela), veranlassen Unternehmen dazu, ihre Investitionspläne aufzuschieben. Restrik tivere Kreditbedingungen verdüstern die Aussichten auf eine rasche Erholung in der näheren Zukunft. Die öffentliche Investitionstätigkeit reichte nicht aus, um die Investitionszurückhaltung des privaten Sektors auszugleichen; in einigen Fällen verstärkte sie diese sogar.

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Mittelfristige Wachstumsprojektionen deuten darauf hin, dass das Produktions-potenzial in Lateinamerika weniger robust ist als bisher angenommen und einen Strukturwandel erfordert. Die Befunde lassen auf ein unerwartet niedriges Potenzial-wachstum von annähernd 3% schließen. Dies steht in deutlichem Kontrast zu der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5%, die Mitte der 2000er Jahre verzeichnet wurde. Das Wachstum nahm in den meisten Ländern in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts zu, könnte sich aber im Verlauf der nächsten Jahre aus mehreren Gründen verlangsamen. Erstens wird die Produktivität durch eine weniger dynamische Kapitalbildung, eine geringe Effizienz der Faktorauslastung, einen begrenzten Wachs-tumsbeitrag des Faktors Arbeit und die Bevölkerungsalterung gehemmt (IWF, 2013; Powell, 2015). Die Wachstumslücke zwischen Lateinamerika und den aufstreben den asiatischen Volkswirtschaften in den vergangenen zehn Jahren wird überwiegend auf eine niedrigere totale Faktorproduktivität zurückgeführt. Zweitens wurde die makro ökonomische Steuerung nicht von einem nennenswerten Struktur wandel begleitet. Die Länder der Region müssen angebotsseitige Engpässe beseitigen und mehr Ressourcen von produktivitätsschwachen in produktivitätsstarke Sektoren bzw. Akti-vi täten innerhalb von Sektoren umschichten. Das Wachstum kleiner und mittlerer Unternehmen wird durch den schwierigen Zugang zu Krediten und die hohen Kredit-kosten, insbesondere für langfristige Kredite, gehemmt (OECD/ECLAC, 2012). Die Infra-struktur und die Leistungsfähigkeit der Logistik müssen verbessert werden, um den Strukturwandel zu unterstützen und die regionale Integration zu stärken (OECD/CAF/ECLAC, 2013). Besser integrierte regionale Märkte können in Verbindung mit Maß-nah men zur Förderung des Wettbewerbs die Chance bieten, größere Absatzmärkte zu erschließen, Skalenvorteile zu realisieren und höhere ausländische Direktinvestitionen einzuwerben. Arbeitsmarktrelevante Kompetenzen und Innovationen sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung, da bei lateinamerikanischen Unternehmen die Wahrschein-lichkeit, auf Grund eines Mangels an geeigneten Arbeitskräften mit gravierenden opera-tiven Schwierigkeiten konfrontiert zu sein, 3-mal so hoch ist wie bei Unternehmen in Südasien und 13-mal so hoch wie bei Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum (OECD/CAF/ECLAC, 2014; sowie Melguizo und Perea, 2015). Höhere Produktivität sollte mit inklusiverem Wachstum einhergehen, das die Ungleichheit und Armut weiter ver-ringert, da 2013 in Lateinamerika 164 Millionen Menschen oder 28% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebten. Der Anteil der infor mellen Beschäftigung ist ebenfalls hoch: Ungefähr die Hälfte der Arbeitskräfte des mitt leren Einkommenssektors ist informell beschäftigt. Zudem haben sich neue Heraus forderungen ergeben bzw. bestehende verschärft; dazu zählen eine Schwächung des Vertrauens in politische Institutionen, ein ungedeckter Bedarf an qualitativ hochwertigen öffentlichen Dienstleistungen, die wenig gefestigte Lage der aufstrebenden Mittelschicht sowie anhaltende Ungleichheiten. Die notwendigen Fiskalreformen werden vor allem für jene Volkswirtschaften in Mittel-amerika und der Andenregion mit besonderen Schwierigkeiten verbunden sein, die eine Erhöhung ihrer Steuerlastquoten umzusetzen haben (OECD/ECLAC/CIAT/IDB, 2015).

Die sogenannte „Middle-Income Trap“ (Falle der mittleren Einkommen) könnte sowohl für lateinamerikanische Länder als auch für China eine Herausforderung darstellen. China hat dank einer mehr als drei Jahrzehnte andauernden Phase sehr starken Wachstums innerhalb kürzester Zeit den Aufstieg in die Kategorie der Länder der mittleren Einkommensgruppe (oberer Bereich) geschafft. Das Land erreichte den unteren Bereich der mittleren Einkommensgruppe (2 000 US-$ KKP von 1990) in den frühen 1990er Jahren, die Schwelle zum oberen Bereich der mittleren Einkommens-gruppe im Jahr 2009, und befindet sich mittlerweile unweit der Schwelle zum Hoch-einkommensland (11 700 US-$ KKP von 1990). Chinas rasantes Wachstum hat eine deutliche Verbesserung der mehrdimensionalen Lebensstandards bewirkt (OECD,

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2015a). In Lateinamerika ist der Großteil der Länder in der Region von der Middle-Income Trap betroffen; vielfach haben sie wiederholte und ausgeprägte Episoden der Stagnation ihrer Pro-Kopf-Einkommen verzeichnet, insbesondere nach den 1980er Jahren (Abb. 1.2). Institutionelle Defizite mit Blick auf die Rechtsstaatlichkeit sowie Rent Seeking und Produktivstrukturen, die weniger auf wissensintensive Aktivitäten fokussiert sind, erklären, warum lateinamerikanische Länder besonders häufig von der Middle-Income Trap betroffen sind. China hat den Weg durch die mittlere Einkommenskategorie bis-lang mühelos zurückgelegt und könnte es schaffen, der Falle der mittleren Einkommen relativ leicht zu entkommen. Einige Risikofaktoren könnten jedoch Chinas künftigen Wachstumsverlauf gefährden. Erstens könnte sich die aktive Beteiligung des öffent-lichen Sektors am Wirtschaftsgeschehen schädlich auswirken, wenn es zu einer Ver-drän gung des privaten Sektors kommt. Zweitens hat das beeindruckende Wachstum der vergangenen Jahrzehnte erhebliche Umweltbelastungen mit sich gebracht. Drittens könnte der Anstieg der Einkommensungleichheit, durch den sich der Gini-Index von 32 im Jahr 1990 auf 42 im Jahr 2010 erhöht hat, das Wachstum bremsen.

Abbildung 1.2 Vermeidung der Middle-Income Trap in Lateinamerika(Pro-Kopf-BIP in ausgewählten lateinamerikanischen, asiatischen und OECD-Volkswirtschaften;

US-$ KKP von 1990)

0

5 000

10 000

15 000

20 000

25 000

30 000

35 000

2014 1980 1950

CHL URY ARG VEN CRI MEX COL BRA PER CHN SGP JPN KOR ESP PRT MYS

HOCH

MITTEL

NIEDRIG

Quelle: OECD/CAF/ECLAC-Berechnungen auf der Grundlage der in Felipe, Abdon und Kumar (2012) vorgeschlage-nen Methodik. Daten entnommen aus IWF, World Economic Outlook Database (2015) www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2015/01/weodata/index.aspx und Maddison (2010) Database www.ggdc.net/maddison/.12 http://dx.doi.org/10.1787/888933291317

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Die lateinamerikanischen Volkswirtschaften sollten sich auf eine zweite Phase der Wohl-standsverlagerung einstellen und ein neues Wirtschaftsmodell definieren, das in einer Politik der Wirtschaftsentwicklung wurzelt, mit der die Beteiligung an globalen Wert-schöpfungsketten verbessert, die wirtschaftliche Diversifizierung gesteigert und die Exporte in den Bereichen Nahrungsmittel, Dienstleistungen und Tourismus gefördert werden.

China setzt derzeit eine ambitionierte Entwicklungsagenda um, die es dem Land ermöglichen würde, auch im künftigen Verlauf der Wohlstandsverlagerung eine führende Rolle zu spielen. In diesem Prozess findet gegenwärtig der Übergang in eine zweite Phase (Wohlstandsverlagerung II) statt. Während Phase I überwiegend durch ein einzi-ges Ereignis – die erstmalige Öffnung Chinas und Indiens für die Weltmärkte – geprägt war, liegt dieser neuen Phase eine längerfristige Neukalibrierung zu Grunde. Große auf-strebende Volkswirtschaften werden auf Grund drastischer wirtschaftlicher und gesell-schaftlicher Veränderungen in Zukunft eine Wachstums- und Einkommenskonvergenz verzeichnen (Weltbank, 2015). China wird ein entscheidender Akteur in diesem Prozess bleiben, bedingt durch seine „neue Normalität“: eine Umgestaltung des Wachstums, die von geringerer Dynamik und einer stärkeren Ausrichtung auf den Binnenkonsum gekennzeichnet ist, sowie eine soziale Transformation, die von Bevölkerungsalterung, Verstädterung und der anhaltenden Zunahme an Haushalten mit mittleren Einkommen geprägt ist, und der strukturelle Umbau der Wirtschaft, im Zuge dessen verstärkt auf kompetenz- und technologieintensive Branchen gesetzt, zugleich aber eine bedeutende Position in traditionellen Fertigungsbranchen beibehalten wird.

Lateinamerika muss ein Programm zur Diversifizierung und Verbesserung seiner Pro-duktionsstruktur ausarbeiten, um stärker von neuen Handels- und Investitionsmöglich-keiten zu profitieren, widerstandsfähiger gegenüber Schocks zu werden und die Mittel-flüsse zur Schließung von Infrastrukturlücken zu optimieren. Ein erfolg reicher Übergang zur neuen Normalität in China impliziert einen nachhaltigeren Wachstums pfad auf der Grundlage einer Neuausrichtung durch die Steigerung des Konsums, eine Fokussierung auf Branchen mit höherer Wertschöpfung sowie Dienstleistungsbranchen, die Stärkung der Bildungs- und Qualifizierungssysteme sowie eine bedeutendere Rolle des asiatischen Landes in globalen Governance-Plattformen (OECD, 2015b; Weltbank/DRC, 2014). All diese Faktoren müssen in den zukünftigen Entwicklungsstrategien für Lateinamerika berücksichtigt werden. Dementsprechend ist nun ein guter Zeitpunkt für Lateinamerika, sich erneut damit auseinanderzusetzen, wie die mit der neuen Normalität in China einhergehenden Vorteile maximiert und Herausforderungen bewältigt werden können. Diese Umstände erfordern proaktive und strategische Integrationsbemühungen sowohl im Verhältnis zu China als auch innerhalb Lateinamerikas, um die Diversifizierung und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Die Handelsverflechtungen zwischen Lateinamerika und China werden auf mittlere bis lange Sicht das prägende Merkmal der Beziehungen zwischen den beiden Wirt schafts-räumen bleiben, doch traditionelle Rohstoffexporte werden in Anbetracht der Um-orientierung Chinas von Investitionen und Exporten auf den Konsum deutlich zurück -gehen. Unseren auf amtlichen makroökonomischen Szenarien für China (Weltbank/ Development Research Centre of the State Council, Volksrepublik China, 2013, aktuali-sierte Fassung) beruhenden Analysen zufolge werden die lateinamerikanischen Aus-fuhren nach China eine deutliche Wachstumsverlangsamung verzeichnen, deren Inten-sität in den einzelnen Ländern je nach Zusammensetzung ihres Exportwarenkorbs und Umfang ihres Engagements in China unterschiedlich stark ausfallen wird. Exporteure von Bergbau produkten wie Chile und Peru würden demnach am stärksten getroffen, da im Basisszenario die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate ihrer Exporte von beeindruckenden 16% im Zeitraum 2001-2010 auf annähernd 4% im Zeitraum 2011-

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2030 schrumpfen würde. Exporteure von fossilen Energieträgern (Venezuela, Ecuador, Kolumbien und Bolivien) sowie Volkswirtschaften, in denen der Agrarsektor eine wich-tigere Rolle spielt (Nicaragua, Guatemala, Uruguay, Brasilien, Honduras, Paraguay und Argentinien), werden von einem Wachstumsrückgang in ähnlicher Größenordnung be-troffen sein (von 16% auf 4% bei Energieträgern und von 12% auf 3% bei Agrarprodukten). Auch in fertigungs- und dienstleistungsorientierten Volkswirtschaften (Mexiko, Domi-nikanische Republik, El Salvador, Costa Rica) dürfte das Exportwachstum – wenn auch von einem niedrigeren Ausgangsniveau aus – zurückgehen (von 5% Wachstum vor 2010 auf 2% in den kommenden Jahren). Unter dem „Niedriginvestitionsszenario“ für China würde sich das Umfeld für Exporteure von Bergbauprodukten noch schwieriger darstellen; die Exporteure von verarbeiteten Gütern würden sich als widerstandsfähiger erweisen (Abb. 1.3).

Chinas Neuausrichtung geht auch mit Veränderungen in der Zusammensetzung des Konsums einher, die – insbesondere in bestimmten Branchen der Agrar- und Nahrungs-mittelindustrie – Exportchancen für Lateinamerika eröffnen. In China leben zwar 19% der Weltbevölkerung, das Land verfügt jedoch lediglich über 7% der landwirtschaft lichen Nutzfläche und 6% der Wasserressourcen weltweit. Darüber hinaus verändern sich auch die Ernährungsgewohnheiten in China infolge der Verstädterung und des Wachstums der Mittelschicht (von etwas über 50 Millionen Menschen im Jahr 2005 auf rund eine Milliarde im Jahr 2030, gemessen an der Bevölkerung mit einem Pro-Kopf-Einkommen zwischen 10 und 50 US-$ KKP pro Tag, während die Mittelschicht in Lateinamerika im gleichen Zeitraum von 135 auf 310 Millionen Menschen anwachsen wird; Bussolo, Maliszewska und Murard, 2014). Die Nachfrage nach eiweißhaltigen und verarbeiteten Nahrungsmitteln nimmt zu, während zugleich auch höhere Anforde rungen an die

Abbildung 1.3 Projektionen für die Ausfuhren aus Lateinamerika nach China, nach Länderclustern, 2010-2030

(Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Exporte in Prozent)

%

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

Exportwachstum 2000-2010Basisszenario Niedriginvestitionsszenario

Jährliche Wachstumsrate

Landwirtschaft Metalle und Erze Verarbeitendes Gewerbeund Dienstleistungen

Fossile Energieträger

Anmerkung: Basisszenario und Niedriginvestitionsszenario beziehen sich auf das durchschnittliche jährliche Exportwachstum für den Zeitraum 2011-2030. Die Cluster sind wie folgt definiert: Landwirtschaft (Argentinien, Brasilien, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Paraguay, Uruguay), Metalle und Erze (Peru, Chile), Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen (El Salvador, Costa Rica, Dominikanische Republik, Mexiko) und fossile Energieträger (Venezuela, Kolumbien, Bolivien, Ecuador).Quelle: OECD/CAF/ECLAC-Berechnungen auf der Grundlage von Schätzungen aus Avendano, Obach und Perea (erscheint demnächst).12 http://dx.doi.org/10.1787/888933291324

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Qualität und Sicherheit der Lebensmittel gestellt werden. Im Verlauf der nächsten zehn Jahre wird in China der Pro-Kopf-Konsum von Zucker, Geflügel und Schaffleisch um mehr als 20% steigen, während sich der Konsum von Produkten wie Fisch, Pflanzenöl, Obst und Gemüse, Milch und Rindfleisch um 10-20% erhöhen wird. Dagegen wird der Pro-Kopf-Konsum von grundlegenden Anbauprodukten wie Reis oder Weizen zurückgehen (OECD/FAO, 2015). Angesichts der begrenzten Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen Anbauflächen und Wasser wird Chinas zukünftiger Bedarf an diesen Produkten nicht allein durch inländische Produktion gedeckt werden können. Lateinamerika befindet sich in einer guten Ausgangsposition, um auf diese Konsumverlagerung zu reagieren, und die Aussichten für fleisch-, milch- oder gemüseexportierende Länder wie Argentinien, Brasilien, El Salvador oder Guatemala sind vielversprechend.

Dem erwarteten Anstieg der chinesischen Nahrungsmittelnachfrage sollte mit pro-aktiven Maßnahmen zur Steigerung der Wirtschaftsleistung in diesen Sektoren sowie auf breiterer Basis durch horizontale Politikmaßnahmen begegnet werden. Um in vollem Umfang von den zunehmenden Konsumtrends bei Nahrungsmittelerzeugnissen zu profitieren, sollten die Regierungen in Lateinamerika versuchen, Unternehmen in Stufen der Produktionskette mit höherer Wertschöpfung zu positionieren, die verschiedenste Arten von Leistungen umfassen können. Dadurch könnte das Risiko, das von den volatilen Rohstoffpreisen ausgeht, verringert werden. Chinas Anteil an den Agrarexporten der Region hat sich von 1% im Jahr 1990 auf 3% im Jahr 2000 und auf 13% im Jahr 2013 erhöht, was zu einem umfangreichen und weiter wachsenden Überschuss im Agrarhandel geführt hat. Chinas zunehmender Konsum von Produkten wie Fleisch-, Fisch- und Obsterzeugnissen bietet Chancen für Exporte mit höherer Wertschöpfung aus Lateinamerika. Die elektronische Rückverfolgbarkeit in der Fleischindustrie in Uruguay oder Saatgutzüchtungen im argentinischen Sojaanbau stehen beispielhaft für diese Entwicklung. Obwohl durch Zolleskalation sowie nichttarifäre Handelshemmnisse wie z.B. sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen, denen Halbfabrikate im Gegensatz zu Rohstoffen unterliegen, der Zugang zum chinesischen Markt für in Lateinamerika verarbeitete Nahrungsmittel eingeschränkt wird, könnte die steigende Nachfrage in Zukunft für neue Absatzchancen sorgen. Das Wertschöpfungspotenzial ist nicht nur am Beginn der Wertschöpfungskette in Aktivitäten wie Forschung und Entwicklung (FuE) sowie Produktdesign konzentriert, sondern auch in nachgelagerten Aktivitäten wie Vermarktung und Logistik (OECD/FAO, 2015). Der Anstieg des lateinamerikanischen Wertschöpfungsanteils an der chinesischen Endnachfrage deutet darauf hin, dass ein wachsender Anteil der Exporte von Lateinamerika nach China für den Binnenkonsum bestimmt ist (OECD/WTO, 2015; ECLAC, 2015). Dies ist insbesondere für Exporte im Agrarsektor von großer Relevanz. Wenn lateinamerikanische Agrarunternehmen die chinesischen Konsumenten mit Endprodukten erreichen wollen, müssen sie sich für die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung sowie das Image und den Bekanntheitsgrad ihres Landes und ihrer Marke einsetzen.

Bergbauunternehmen in Lateinamerika müssen eine Strategie entwickeln, um ihre Aktivitäten über die reine Rohstoffförderung hinaus auf Logistik, Infrastruktur und Dienstleistungen auszuweiten. Eine erfolgreiche Politik der Wirtschaftsentwicklung sollte die Kapazitäten der lokalen Industrie sowie die Beziehungen zu lokalen Zulieferern fördern und auf einen Ausbau der Aktivitäten zwischen chinesischen und lokalen Unternehmen hinwirken. Bergbauprojekte wie Mirador in Ecuador oder Minas Gerais in Brasilien, die in verwandte Dienstleistungen und Branchen investieren, stehen beispielhaft für diese Strategie.

Lateinamerika sollte sein Dienstleistungsangebot ausweiten, um die neuen Chancen zu nutzen, die sich durch den strukturellen Umbau der chinesischen Wirtschaft ergeben. Dazu zählen Back-Office- und Offshore-Dienste für die globalen Netze chinesi-

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scher multinationaler Unternehmen, durch die Leistungen rund um die Uhr erbracht werden können. Weitere Beispiele sind die Bereiche Unterhaltung, Architektur, Stadt-planung, Umweltmanagement, medizinische und sonstige Dienstleistungen für Senioren sowie traditionellere Dienstleistungen wie Tourismus, Verkehr und Logistik. Dem OECD-Index der Einschränkung des Handels mit Dienstleistungen (Services Trade Restrictiveness Index) zufolge sind in Brasilien, Chile, Kolumbien und Mexiko die Restriktionen bei Rundfunk-, Kurier-, Telekommunikations- und Luftverkehrsdiensten vergleichsweise höher. Dies ist zum Teil durch sektorspezifische Regeln, wie z.B. Grenzwerte für ausländische Beteiligungen, sowie allgemeine Regelungen bedingt (OECD, 2015c). Insbesondere im Tourismusbereich ist weiteres Entwicklungspotenzial ersichtlich. Die Zahl der lateinamerikanischen Touristen in China (251 000 im Jahr 2013) sowie der chinesischen Touristen in Lateinamerika (334 000 im Jahr 2013) ist zwar in den letzten Jahren stark gestiegen (UNWTO, 2015), macht aber immer noch weniger als 1% des chinesischen Fremdenverkehrs aus. Die Visarestriktionen und komplexen Einreiseverfahren in Lateinamerika könnten überarbeitet werden, um einen reibungsloseren regionalen Austausch zu ermöglichen.

Intraregionaler Handel und die Beteiligung an globalen Wertschöpfungsketten könn-ten die Produktivität Lateinamerikas weiter steigern. Lateinamerika weist eine deutlich geringere Beteiligung an globalen Wertschöpfungsketten auf als andere Regionen, wie z.B. die Europäische Union und Asien, was in erster Linie auf eine geringere vorgelagerte Partizipation zurückzuführen ist. Ein beträchtlicher Anteil des Handels in globalen Wertschöpfungsketten findet auf intraregionaler Ebene statt. Abgesehen von Mexiko, das gut in die NAFTA-Region integriert ist, ist der Anteil des intraregionalen Handels in Lateinamerika nicht nur bei Endprodukten, sondern auch und vor allem bei Zwischen-produkten gering. 2011 belief sich die vorgelagerte oder Backward-Partizipation Latein-amerikas (aus Gründen der Datenverfügbarkeit sind hierbei lediglich Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica und Mexiko berücksichtigt) auf 20% der Brutto-exporte, verglichen mit einem Wert von fast 30% für die Europäische Union und Asien. Die Backward-Partizipation der Region wird in erheblichem Maße durch Mexiko beeinflusst, das auf Grund seiner Integration in die NAFTA-Region eine vorgelagerte Partizipation in Höhe von 32% der Bruttoexporte aufweist. Ohne Mexiko erreicht die vorgelagerte Partizipation der Region lediglich 13% der Bruttoexporte. Die nachgelagerte oder Forward-Partizipation der Region liegt dagegen auf einem ähnlichen Niveau wie in der Europäischen Union und in Asien (zwischen 21% und 23%). Besonders hoch ist die nachgelagerte Partizipation im Fall von Chile und Kolumbien, wo der Anteil zwischen 30% und 32% beträgt (OECD/WTO, 2015), was die vorgelagerte Position der Region in globalen Wertschöpfungsketten unterstreicht.

Lateinamerika könnte eine Ausrichtung auf wissens- und technologieintensive Dienstleistungen wie Informations- und Telekommunikationstechnologien sowie andere Unternehmensdienstleistungen in globalen Wertschöpfungsketten – einschließlich jener mit China – anstreben. Wertschöpfungsketten im Dienstleistungsbereich sind weniger von der Entfernung von Fertigungszentren und mehr vom Investitionsklima und der Offenheit für ausländische Direktinvestitionen abhängig. Sie würden Lateinamerikas Diversifizierungsbemühungen vor dem Hintergrund der gegebenen strukturellen und geografischen Restriktionen erleichtern. Bislang waren die Exporte nach China auf relativ traditionelle Dienstleistungen wie z.B. Verkehr und Lagerhaltung sowie Groß- und Einzelhandel konzentriert. Lediglich Brasilien und Costa Rica haben erfolgreich in wissensintensive Dienstleistungssektoren expandiert. Die Gegebenheiten lassen den Schluss zu, dass Dienstleistungen Möglichkeiten zur Diversifizierung und zur stärkeren Integration zwischen verschiedenen Regionen bieten. In den übrigen asiatischen Ländern (außer China) sowie in den Ländern der Europäischen Union bestehen die

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größten Chancen bei IT-Dienstleistungen und sonstigen Unternehmensdienstleistungen, während die Integration mit den Vereinigten Staaten, Kanada und China Chancen in anderen Sektoren eröffnet.

Investitionen in Innovation, Kompetenzen, regionale Integration und Infrastruktur können Lateinamerika dabei helfen, von Chinas neuer Normalität zu profitieren.

Lateinamerikas Pool an Kompetenzen muss verbessert werden, um von den Chancen globaler Wertschöpfungsketten zu profitieren. Damit Lateinamerika wettbewerbsfähig sein und neue Möglichkeiten ausschöpfen kann, müssen das Kompetenzniveau erhöht und die Qualität der Bildungs- und Ausbildungssysteme verbessert werden. Wie im Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2015 hervorgehoben wurde, ist die Bildungsqualität in der Region noch immer gering. Laut PISA 2012 entspricht der Leistungsabstand im Sekundarbereich zwischen lateinamerikanischen Schülerinnen und Schülern und den Schülerinnen und Schülern des OECD-Raums mehr als zwei Schuljahren. Bereiche wie die Qualität der Lehrerausbildung und der frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung sind von entscheidender Bedeutung, um die Bildungsergebnisse insgesamt zu steigern. Verbesserungen beim Bildungs- und Kompetenzniveau können die Arbeits-produktivität erhöhen, was nach wie vor eine Herausforderung für Lateinamerika darstellt, und darüber hinaus qualitativ hochwertige Arbeitsplätze schaffen und den Umfang der informellen Wirtschaft reduzieren (OECD/CAF/ECLAC, 2014).

Die gegenwärtigen Trends deuten darauf hin, dass China das weltweit größte Angebot an Personen mit Tertiärabschluss aufweist, wobei die Erwerbsbevölkerung weit größer und höher qualifiziert ist als in Lateinamerika. Gemäß unserem Basisszenario könnte sich Chinas globales Angebot an Personen mit Tertiärbildung durch seine aktuelle Kompetenzstrategie bis 2020 auf rd. 125 Millionen Personen und bis 2030 auf über 220 Millionen Personen erhöhen (d.h. 21% der chinesischen Erwerbsbevölkerung, ein ähnliches Niveau wie derzeit in Australien), was deutlich über dem für Lateinamerika projizierten Wert für 2030 liegt, der sich auf 90 Millionen Personen mit Tertiärabschluss beläuft (d.h. 19% der Erwerbsbevölkerung der Region, ein ähnliches Niveau wie derzeit in Österreich) (Abb. 1.4). Im Szenario mit hohen Abschlussquoten für China, das auf Trends der jüngsten Vergangenheit basiert, fällt der Unterschied noch größer aus. China wird immer mehr in der Lage sein, Segmente mit hoher Wertschöpfung der globalen Wertschöpfungsketten zu erringen, da es zunehmend technisch anspruchsvolle Waren produziert und seinen Dienstleistungssektor ausbaut. Dies könnte Lateinamerika in eine schwierige Position bringen, um in diesen Bereichen im Wettbewerb bestehen zu können.

In starkem Kontrast zu China konzentriert sich die Qualifikationsstruktur in Latein -amerika auf Bereiche, die weniger eng mit dem Produktionssektor der Wirtschaft verbunden sind, wobei Unterinvestitionen in Wissenschaft und Technologie festzu-stellen sind. Um die Beschäftigungsfähigkeit in der Region zu wahren, sollte vor allem darauf geachtet werden, dass die Kompetenzen gefragt sind. Während in China rund die Hälfte der Studierenden im Tertiärbereich in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) eingeschrieben ist, trifft dies in Lateinamerika nur auf jeden fünften Studierenden zu. Angesichts der Tatsache, dass Technologie als Antriebskraft der Produktivität zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird es entschei-dend darauf ankommen, technologische Fortschritte aufzunehmen und zu produzie-ren. Angesichts der Einbeziehung von Technologie in den Produktionsprozess in China, vor allem durch Robotisierung, wird das Fehlen einer Strategie zur Bewältigung dieser Herausforderung in Lateinamerika deutlich. Die Beschäftigungsmöglichkeiten im MINT-Bereich werden offenbar von einem Großteil der Bevölkerung unterschätzt. Informa-tionssysteme über die Rendite von Qualifikationen in diesen Studienfächern, wie

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Mi Futuro in Chile und Ponte en Carrera in Peru, können die Immatrikulationsquote erhöhen. Die Stärkung der Qualität der Ausbildung in technischen und anderen Berufen stellt nach wie vor eine vordringliche Aufgabe dar, um Lateinamerikas Defizit bei den technischen Qualifikationen zu beheben. Diese Ziele erfordern die Einrichtung von Mechanismen, damit sich die von den Unternehmen nachgefragten Kompetenzen und das Arbeitsangebot decken, indem durch Qualifikationsrahmen und Vorausschätzung der künftigen Nachfrage Informationen über die verschiedenen Berufslaufbahnen bereitgestellt werden.

Mehr und bessere Bildung und berufliche Kompetenzen müssen von einer stärkeren Innovationstätigkeit begleitet werden. Der Kapitalstock für Innovation ist in Lateinamerika (13% des BIP) wesentlich niedriger als in den OECD-Ländern (30% des BIP). Dasselbe gilt für die FuE-Ausgaben. Die institutionellen Strukturen zu Gunsten der Verbreitung von Technologie und Innovation müssen verbessert werden, wobei die Einwerbung ausländischer Direktinvestitionen in Lateinamerika eine Chance zur Förderung von Kompetenzen und Innovation bieten würde, aber nur wenn die Investitionszuflüsse enger an Maßnahmen zu Gunsten von Innovation und Strukturwandel geknüpft werden (OECD/CAF/ECLAC, 2014).

Eine erfolgreiche Einbindung in die globalen Wertschöpfungsketten bedarf einer regionalen Integrationsagenda, die von einer besseren Infrastruktur gestützt wird. Chinas Bereitschaft, die Bindungen mit Lateinamerika zu stärken, erfordert einen regionalen Koordinierungsmechanismus, um erfolgreiche Dialoge und Verhandlungen zu führen. Die jüngste Erfahrung zeigt, dass bilaterale Vereinbarungen für einige Länder oder Märkte zwar von Vorteil sind, sich aber auf andere negativ auswirken könnten. Die Nutzung regionaler Plattformen und die Entwicklung regionaler Handelsabkommen dürften die Wettbewerbsfähigkeit der Region erhöhen und die Position der Region in den kommenden Verhandlungen mit China stärken. Bereits existierende Plattformen, wie CARICOM, Zentralamerikanischer Gemeinsamer Markt, Mercosur und die Pazifik-

Abbildung 1.4 Projektionen der Kompetenzentwicklung in Lateinamerika und China, 2013-2030

(Bevölkerung mit Tertiärabschluss, Millionen Einwohner)

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030

50

0

100

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200

250

300

LAK (Szenario mit hohen Abschlussquoten)

LAK(Basisszenario)

China (Szenario mit hohen Abschlussquoten)

China(Basisszenario)

Quelle: OECD/CAF/ECLAC-Berechnungen auf der Grundlage von World Development Indicators und UNESCO Institute for Statistics.12 http://dx.doi.org/10.1787/888933291334

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Allianz, können zur Einrichtung des Koordinationsmechanismus sowie zur Konzeption einer Strategie gegenüber China beitragen und zudem einen größeren regionalen Markt schaffen, der für ausländische Investoren attraktiver ist. Verbesserungen der Infra struktur und Logistik, die sich auf öffentliche und private Investitionen gründen, können zur Integrationsagenda einen Beitrag leisten, indem sie es den Volkswirtschaf-ten der Region ermöglichen, sich innerhalb der globalen Wertschöpfungsketten neu zu positionieren. In Lateinamerika entfallen 57% der Exporte auf leicht verderbliche Waren oder logistikintensive Produkte, die Frachtkosten sind hoch und die Transport-leistungen unzuverlässig. Durch den Ausbau der Infrastruktur besteht ein breiter Hand-lungsspielraum, um den Zugang zu den globalen Produktionsnetzwerken zu verbessern (OECD/CAF/ECLAC, 2013).

Im Dialog mit China sollten die regionalen Handelsabkommen Lateinamerikas über zollpolitische Fragen hinausgehen und Disziplinen für Dienstleistungen, Investitionen, öffentliches Beschaffungswesen, Rechte an geistigem Eigentum, Wettbewerbspolitik und Regulierungstransparenz beinhalten. Ein hoher Grad an regulatorischen Restriktionen, vor allem im Dienstleistungssektor, kann die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Insbesondere für die Wertschöpfungsketten im Dienstleistungssektor können der Abbau von Investitionshürden, die Beseitigung von Beschränkungen für den ausländischen Marktzugang in der Mehrzahl der Sektoren und die Senkung von Wettbewerbsschranken dazu beitragen, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Die Verbesserung der Arbeits kräftemobilität und der Arbeitsmarktintegration von freiberuflichen Leistungen, wie Rechtsberatung, Rechnungslegung und Ingenieurdienstleistungen, ermöglichen die gegenseitige Anerkennung ausländischer Qualifikationen und die Öffnung der Zulas-sungsverfahren, die das Recht zur Berufsausübung einschränken. Dies wird nicht nur zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften innerhalb der Region beitragen, sondern auch zu Sektorreformen in Bereichen wie Telekommunikation und Finanzdienstleistungen führen.

Darüber hinaus zeigen die Anstrengungen zur Zusammenarbeit zwischen China und Lateinamerika, dass ein günstiger Kontext für den Austausch von Fachwissen in Bereichen wie Landwirtschaft, Energieversorgung, Infrastruktur und Umweltmanagement exis-tiert. Im Rahmen des zehnjährigen Kooperationsplans zwischen Brasilien und China (2012-2021) unterzeichneten die beiden Länder ein Infrastrukturabkommen in Höhe von 50 Mrd. US-$. Desgleichen ist China durch einen ehrgeizigen Solarenergieplan ein wich-tiger Unterstützer der Diversifizierung der Energieversorgung in Chile. In Argentinien arbeiten Wissenschaftler des dortigen Zentrums für Wissenschaft und Lebensmittel-technologie in den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft, Biotechnologie, Nanotech-nologie, Energie versorgung, nachhaltige Nahrungsmittelverarbeitung, Konservierung, Verpackung sowie bei Forschungsarbeiten zum Verkehrswesen mit chinesischen Wissen-schaftlern zusammen.

Chinesische Investitionen zur Entwicklung in Lateinamerika können für beide Seiten von Vorteil sein.

China’s Zouchuqu zhanlue (“ ”), d.h. die wirtschaftliche „Expansionsstrategie“ im Ausland hat in den vergangenen drei Jahrzehnten das chinesische Engagement an-getrieben, indem der Erwerb globaler Ressourcen und die Internationalisierung chine-sischer Unternehmen gefördert wurden. In jüngster Zeit wurde die Wirtschaftstätigkeit mitunter von denselben Zielsetzungen getragen, aber auch von Chinas Anstrengungen, seine Wirtschaft grundlegend umzubauen. Dies bietet eine wichtige Chance für die Infrastrukturfinanzierung in Lateinamerika. Im Gegensatz zu den vorherigen Jahr-zehnten wird Lateinamerika nunmehr zu Chinas prioritären Regionen zählen, wie der chinesische Premierminister während seines Besuchs in der Region 2015 signali sierte.

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Obgleich Politikinstrumente wie bilaterale Freihandelsabkommen und Investitions-abkommen seit Jahren existieren, sucht China die Integration von Handel und Investi-tionen weiter zu vertiefen, indem es sich an plurilateralen Plattformen (CELAC, Mercosur, Pazifik-Allianz) beteiligt. China ist heute auf Grund der umfangreichen Finanzkredite und Investitionen einer der wichtigsten Akteure bei der Restrukturierung der globalen Finanzarchitektur. Was Lateinamerika betrifft, gehören zu diesen Schritten eine deutliche Präsenz durch bilaterale Kredite, die Mitgliedschaft in multilateralen Entwicklungs-banken – vom Beitritt zur Interamerikanischen Entwicklungsbank 2009 bis hin zur Vertiefung der Beziehungen mit der Development Bank of Latin America – sowie die Gründung der Neuen Entwicklungsbank, die von den BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) betrieben wird. Außerdem sollten die lateinamerikanischen Regie-rungen bei der Gewinnung von Investitionen, der Bereitstellung von mehr Informa tionen und dem Zusammenschluss mit Partnern vor Ort eine aktivere Rolle spielen. Insbeson-dere Förderstellen für Exporte und Investitionen können für die Festlegung eines vorher-sehbaren Investitionsrahmens und die Verbesserung des Wissensaustauschs und der Kommunikation zwischen China und der Region von entscheidender Bedeutung sein.

Die Mittelflüsse zwischen China und Lateinamerika verzeichneten in den letzten zehn Jahren ein beispielloses Wachstum und konzentrierten sich häufig auf die Bereiche Infrastruktur, Energieversorgung und Bergbau. Die chinesische Kreditvergabe an Lateinamerika ist für eine bestimmte Gruppe von Ländern (Argentinien, Brasilien, Ecuador und Venezuela) zur wichtigsten Quelle der Außenfinanzierung geworden und übertrifft sogar fest etablierte internationale Finanzinstitutionen in der Region. Seit 2010 beliefen sich die Kredite von China auf 94 Mrd. US-$, im Vergleich zu 156 Mrd. US-$ von der Weltbank, der Development Bank of Latin America (CAF) und der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) zusammengenommen (Abb. 1.5). Die chinesische Finanzierung bildet eine Ergänzung in den Wirtschaftssektoren der Länder,

(Mio. US-$)0

5 000

10 000

15 000

20 000

25 000

30 000

35 000

40 000

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Weltbank CAF IDB China

Anmerkung: Die chinesischen Kredite umfassen Kredite, die hauptsächlich von der China Development Bank und der China Ex-Im Bank bereitgestellt wurden. Die Weltbankkredite entsprechen den IBRD- und IDA-Zusagen. Die CAF-Kredite beziehen sich auf Kreditzusagen, und die IDB-Daten umfassen genehmigte Kredite und Garantien.Quelle: OECD/CAF/ECLAC-Berechnungen auf der Grundlage von Jahresberichten der CAF, der IDB und der Welt-bank sowie Gallagher und Myers (2014) für die chinesischen Kreditdaten.12 http://dx.doi.org/10.1787/888933291344

Abbildung 1.5 Kredite für Lateinamerika von China und ausgewählten multilateralen Organisationen

(Mio. US-$)

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in denen die internationalen Finanzinstitutionen tätig sind. Die chinesische Finanzierung konzentriert sich auf den Bergbau, die Verkehrsinfrastruktur und den Energiesektor, wohingegen 60% der Projekte der Internationalen Finanzinstitutionen (IFI) auf andere Sektoren (Finanzen, Bildung, Gesundheit, Umwelt, öffentliche Verwaltung) ausgerichtet sind. Argentinien (16%), Brasilien (19%), Ecuador (9%) und Venezuela (47%) waren die Hauptempfänger der chinesischen Finanzierung, auf sie entfielen zwischen 2005 und 2014 91% der chinesischen Kreditvergabe. Daran wird auch deutlich, dass für die Länder, die von China Kredite aufnehmen, höhere Zugangsschranken zu den internationalen Finanzmärkten bestehen (z.B. betragen die Spreads der Staatsanleihen in diesen Ländern im Durchschnitt 750 Basispunkte, im Vergleich zu 350 für den Rest der Region).

Chinas Präsenz nimmt nicht nur in der Rohstoffwirtschaft der Region, sondern auch im Telekommunikationssektor, im Stromsektor, im Bereich der Umwelttechnologien und durch Landerwerb zu. Bis 2025 werden sich Chinas Gesamtinvestitionen in Lateinamerika laut Präsident Xi Jinpings auf dem China-CELAC Forum in Peking Anfang 2015 abge-gebener Erklärung voraussichtlich auf 250 Mrd. US-$ belaufen. Chinas Beteiligung im Telekommunikationssektor hat sich seit Anfang der 2000er Jahre ausgeweitet, indem es zunächst die Netze lokaler Anbieter und die technische Unterstützung auf großen Märkten wie Argentinien, Brasilien und Mexiko ausbaute und sich dann auch in anderen Ländern wie Bolivien, Kuba, Ecuador, Nicaragua und Venezuela starker engagierte. China ist auch bei der Wasserkraftförderung in der Region aktiv, u.a. in Argentinien, Brasilien, Costa Rica und Ecuador. Darüber hinaus beginnen chinesische Unternehmen auf Grund der Kapazitätsüberhänge auf dem heimischen Markt bei der Bereitstellung von Umwelttechnologien in Form von Wind- und Solarenergieerzeugung eine wichtige Rolle in der Region zu spielen. Ein Beispiel dafür ist der geplante Bau eines Elektrizitätswerks in der Atacamawüste im Wert von 900 Mio. US-$.

Da chinesische Unternehmen in der Region neue Möglichkeiten zu erschließen suchen, werden die chinesischen Finanzmittel und Investitionen sehr wahrscheinlich in Richtung einer Vielzahl von Ländern und Sektoren dirigiert werden. Kreditlinien – die 2014 und 2015 während hochrangiger chinesischer Besuche in der Region angekündigt wurden – sind verfügbar und dürften in den kommenden Jahren neuen Ländern in der Region zugute kommen. Die zunehmende Präsenz chinesischer Geschäftsbanken könnte zudem zur Diversifizierung von Chinas Portfolio in der Region und zur Verringerung der eingegangenen finanziellen Risiken beitragen. Während die Finanzierung noch immer auf traditionelle Sektoren wie Energiewirtschaft, Verkehrsinfrastruktur und Tele kom-munikation ausgerichtet ist, fließen die ausländischen Direktinvestitionen bereits in ein breiteres Spektrum von Sektoren, darunter Verarbeitendes Gewerbe, wissen schaftliche und technologische Innovation und Informationstechnologien.

Möglichkeiten für eine höhere Beteiligung Chinas an der Finanzierung Lateiname-ri kas sollten mit Anstrengungen im Bereich Transparenz und Regulierung, vor allem im Umweltbereich, einhergehen. Die lateinamerikanischen Regierungen können bei der Stärkung von Transparenz und gesetzlichen Regelungen, vor allem jener in Bezug auf die Umwelt, proaktiver sein. Chinas Fokussierung auf den Rohstoffsektor erfordert die Stärkung von Evaluierungs- und Monitoringmechanismen, die Verbesserung der Kapazität der Ministerien, Standards und Gesetze im Rahmen von Abbauprojekten durchzusetzen, die Einrichtung eines klaren Konsultationsprozesses, um Probleme auf lokaler Ebene zu lösen (einschließlich ILO-Übereinkommen 169), die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und der chinesischen Regierung, um die Investoren für die Einhaltung der vor Ort gültigen Umweltbestimmungen zur Rechenschaft zu ziehen, sowie die Unterrichtung chinesischer Investoren über die geltenden Rechtsvorschriften (Ray et al., 2015). Der Regulierungsrahmen erstreckt

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sich auch auf internationale Standards. Angesichts der steigenden Produktnachfrage Chinas und der potenziellen Zunahme chinesischer Instrumente (d.h. ausländischer Direktinvestitionen, Sonderwirtschaftszonen) in Lateinamerika empfiehlt es sich, die für die Exporte bereits existierenden Standards und Zertifizierungen (ISO, CE-Kennzeichnung, China Compulsory Certification) zu überarbeiten, vor allem wenn China die aktuellen Konvergenzstandards infrage stellt.

Eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Lateinamerika und China bedarf angemes-se ner multilateraler Governance. Chinas Transformation bringt neue Herausforde run-gen und Chancen für die Region mit sich. Diese müssen in die breiter angelegte Ent-wick lungsstrategie einbezogen werden, die auf Verbesse rung, Diversifizie rung und Integration abzielt. Damit dies geschehen kann, muss China Lateinamerikas Entwick -lungsherausforderungen verstehen. Die Bereit schaft, Kanäle der Zusammenarbeit ein zu richten, sollte über die bilateralen Formen des Dialogs hinausgehen und einen struk turierten Dialog mit der Region als Ganzes einschließen. Um die aktuelle Agenda zu ergänzen, sollte diese Partnerschaft letztlich Nachhaltigkeitsziele und Regulie-rungsfragen als Hauptelemente der Zusammenarbeit berücksichtigen.

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ZUSAMMENFASSUNG

18 WIRTSCHAFTSAUSBLICK LATEINAMERIKA 2016 © OECD/Vereinte Nationen/CAF 2015

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Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN PARTNERSCHAFT MIT CHINA

Diese Zusammenfassung liefert die wichtigsten Ergebnisse der Ausgabe 2016 des Wirtschaftsausblicks Lateinamerika, der dieses Jahr folgende Kapitel enthält:

Kapitel 1: Auf dem Weg zu einer Entwicklungspartnerschaft zwischen Lateinamerika und China

Kapitel 2: Makroökonomische Aussichten für Lateinamerika

Kapitel 3: Wohlstandsverlagerung, Chinas neue Normalität und Lateinamerika

Kapitel 4: Trends und Chancen beim Handel zwischen China und Lateinamerika

Kapitel 5: Künftige Trends und Szenarien für eine Partnerschaft zwischen Lateinamerika und China

Länderprofile

Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika ist eine gemeinsame Flaggschiff-Publikation der OECD, der CAF und der ECLAC über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region. In dieser 9. Ausgabe wird die Entwicklung der Beziehungen zwischen Lateinamerika und China untersucht. In den letzten zehn Jahren ist China einer der wichtigsten Handelspartner der Region geworden. Diese Beziehung nimmt nun neue Dimensionen an, die weit über den Handel hinausgehen. Auf der Basis der Analyse verschiedener Kanäle, darunter Handel, Finanzierung und Kompetenzen, werden in diesem Ausblick Politikmaßnahmen aufgezeigt, die Lateinamerika dabei helfen sollen, seine Partnerschaft mit China in Zukunft zu stärken.

Diese Veröffentlichung wurde durch die gemeinsame Arbeit des OECD-Entwicklungszentrums, der Wirtschafts-kommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (UN/ECLAC) sowie der Development Bank of Latin America (CAF) und die Zusammenarbeit mit Experten von verschiedenen internationalen Institutionen, Thinktanks und Regierungen ermöglicht.

Der Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 liegt auf Englisch, Spanisch und bald auch auf Chinesisch vor. Er kann auf OECD iLibrary eingesehen und erworben werden: http://dx.doi.org/10.1787/9789264246218-en

Die diesjährige Ausgabe umfasst:

• Eine makroökonomische Beurteilung der Region, einschließlich einer kurzfristigen und strukturellen Analyse.

• Eine Einführung zu Chinas neuer Normalität und deren Auswirkungen für Lateinamerika bis 2030.

• Eine Analyse der Handelsbeziehungen und der globalen Wertschöpfungsketten für Waren und Dienstleistungen mit China.

• Eine Untersuchung von 10 Länderprofilen mit Schwerpunkt auf dem diesjährigen Thema.

Alle Tabellen der Veröffentlichung können im Excel-Format heruntergeladen werden. Der Gesamtbericht und die Länderprofile sind verfügbar unter:

www.latameconomy.org

MINISTERIODE ASUNTOS EXTERIORESY DE COOPERACIÓN

Wirtschaftsausblick Lateinamerika 2016 AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN PARTNERSCHAFT MIT CHINA

Zusammenfassung