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LEBENSADER TRASSE BIOTOPMANAGEMENT BEI AMPRION

Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

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Page 1: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

L E B E N S A D E R T R A S S E BIOTOPMANAGEMENT BEI AMPRION

DAS AMPRION˜NETZ

Das Uumlbertragungsnetz von Amprion misst rund 11000 Kilo-

meter Damit transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Mil-

lionen Menschen in einem Gebiet von Niedersachsen bis

zu den Alpen

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

DORTMUND

KOumlLN

Hessen

lt

FRANKFURT AM MAIN

Rheinland-Bayern

Pfalz

Saarland

SAARBRUumlCKEN

Baden-

STUTTGART Wuumlrttemberg

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage INHALT Niedersachsen

02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion

DORTMUND

03 Lebensraumlume unter Leitungen

KOumlLN

08 Hessen Von der Kartierung zur

Pflegemaszlignahme

14 lt

FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz

BayernRheinland-

Pfalz 22 Glossar

Saarland

24 SAARBRUumlCKEN Impressum

Baden-Wuumlrttemberg

STUTTGART

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite

Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das

Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren

Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-

leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 2: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

DAS AMPRION˜NETZ

Das Uumlbertragungsnetz von Amprion misst rund 11000 Kilo-

meter Damit transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Mil-

lionen Menschen in einem Gebiet von Niedersachsen bis

zu den Alpen

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

DORTMUND

KOumlLN

Hessen

lt

FRANKFURT AM MAIN

Rheinland-Bayern

Pfalz

Saarland

SAARBRUumlCKEN

Baden-

STUTTGART Wuumlrttemberg

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage INHALT Niedersachsen

02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion

DORTMUND

03 Lebensraumlume unter Leitungen

KOumlLN

08 Hessen Von der Kartierung zur

Pflegemaszlignahme

14 lt

FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz

BayernRheinland-

Pfalz 22 Glossar

Saarland

24 SAARBRUumlCKEN Impressum

Baden-Wuumlrttemberg

STUTTGART

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite

Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das

Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren

Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-

leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 3: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

DORTMUND

KOumlLN

Hessen

lt

FRANKFURT AM MAIN

Rheinland-Bayern

Pfalz

Saarland

SAARBRUumlCKEN

Baden-

STUTTGART Wuumlrttemberg

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage INHALT Niedersachsen

02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion

DORTMUND

03 Lebensraumlume unter Leitungen

KOumlLN

08 Hessen Von der Kartierung zur

Pflegemaszlignahme

14 lt

FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz

BayernRheinland-

Pfalz 22 Glossar

Saarland

24 SAARBRUumlCKEN Impressum

Baden-Wuumlrttemberg

STUTTGART

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite

Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das

Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren

Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-

leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 4: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

Niederlande

Luxemburg

Belgien

Frankreich

Schweiz

Oumlsterreich

Freileitung

Umspannanlage INHALT Niedersachsen

02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion

DORTMUND

03 Lebensraumlume unter Leitungen

KOumlLN

08 Hessen Von der Kartierung zur

Pflegemaszlignahme

14 lt

FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz

BayernRheinland-

Pfalz 22 Glossar

Saarland

24 SAARBRUumlCKEN Impressum

Baden-Wuumlrttemberg

STUTTGART

AUGSBURG

Amprion

-Kurz

pro

fil

Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite

Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das

Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren

Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-

leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 5: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite

Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das

Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren

Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-

leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 6: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

2 BIOTOPMANAGEMENT

Die Aufgaben von Amprion

Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein

Die Energiewelt von morgen

Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit

Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt

Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 7: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT3

Lebensraumlume unter Leitungen

Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert

Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume

Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um

GEPFLEGTE FL AumlCHEN

Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht

dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern

zusammen 38 23 15 14

Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur

sowie Heidelandschaf

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 8: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

4 BIOTOPMANAGEMENT

Das Grundprinzip des Biotopmanagements

Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23

koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23

Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23

raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22

AUFWUCHS NACH MASS

Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es

dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher

wachsen als in der Spannfeldmitte

1

2

3

4

Normalschutzstreifen

Waldschutzstreifen

1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)

2 43

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 9: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT5

HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN

Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei

schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck

Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme

FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN

Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise

Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

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amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

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AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 10: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

6 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 11: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT7

Planung Ziele amp Leitsaumltze

Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint

Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt

Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden

Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen

Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen

D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N

◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation

◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs

◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar

◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 12: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

8 BIOTOPMANAGEMENT

Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme

Ablauf der Biotopmanagement-Planung

Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 13: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT9

D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L

1 B E S TA N D S E R FA S S U N G

Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort

B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege

zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-

der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben

3 D I A L O G

Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab

M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden

ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen

Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen

dokumentiert sind

5 M O N I TO R I N G

In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert

10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

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amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

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GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

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Print kompensiertId-Nr 1658708

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AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
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10 BIOTOPMANAGEMENT

Einblick in den Biotopmanagement-Plan

Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 15: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT11

11000 HEKTAR

umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen

TRASSENPFLEGE NACH PL AN

Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten

Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren

Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf

Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren

Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)

Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)

Freileitung

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 16: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

12 BIOTOPMANAGEMENT

Pfegemaszlignahmen

Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben

Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke

Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23

seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden

Flaumlchige Maszlignahmen

◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22

◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt

◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23

Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

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amprion

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HERAUSGEBER

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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

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GESTALTUNG

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FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

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Print kompensiertId-Nr 1658708

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AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 17: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT13

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 18: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

14 BIOTOPMANAGEMENT

Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE

WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND

L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING

WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG BEI AMPRION AUS

CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen

WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN

NATURSCHUTZ EINZUSETZEN

CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

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amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

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AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 19: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT15

sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht

IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH

ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-

CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV

CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher

RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-

PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS

ERWAumlHNENSWERT

CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 20: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

16 BIOTOPMANAGEMENT

Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien

Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien

Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope

S22

S22

Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln

Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar

Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

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I M P R E S S U M

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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

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FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

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AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 21: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT17

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 22: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

18 BIOTOPMANAGEMENT

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

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amprion

I M P R E S S U M

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Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

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FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
Page 23: Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit meinen wir unsere Stromleitungen, die ber weite Strecken durch freie Landschaften,

BIOTOPMANAGEMENT19

Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn

Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland

Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt

S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt

20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

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I M P R E S S U M

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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

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GESTALTUNG

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FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

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DRUCK

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78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

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11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

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Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
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20 BIOTOPMANAGEMENT

Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn

Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22

in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung

Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat

Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22

turen fuumlr diese bedrohte Art

BIOTOPMANAGEMENT21

22 BIOTOPMANAGEMENT

Glossar

Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

BIOTOPMANAGEMENT23

ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

einnahmt werden

Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

und zur Holzgewinnung genutzt werden

24 BIOTOPMANAGEMENT

direktzuamprion

wwwdirektzude

amprion

I M P R E S S U M

HERAUSGEBER

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation

Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet

wwwamprionnet

GESTALTUNG

3st kommunikation GmbH Mainz

FOTOS

Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]

Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]

Alfred Limbrunner [S 21 oben]

Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]

DRUCK

Woeste Druck Essen

Print kompensiertId-Nr 1658708

wwwbvdm-onlinede

AMPRION IN ZAHL EN

78900 KM2

umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen

~29 MIO Menschen werden uumlber das

Amprion-Netz mit Strom versorgt

11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz

von Amprion

~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung

im Amprion-Netzgebiet

Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund

Oktober 2016

  • Inhaltsverzeichnis
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Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

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ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch

stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

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liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

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Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

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Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy

meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet

durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche

gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit

BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy

ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen

koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy

stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy

eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der

Genpool einer Art vergroumlszligern

Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy

sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp

Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene

Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch

menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy

faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne

Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden

wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde

Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an

einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy

derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem

Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy

schaft im entsprechenden Biotop zu

Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen

trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy

wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy

wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy

siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum

Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in

ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy

maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy

einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und

Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der

Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene

Standorte unter Naturschutz

Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy

derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert

Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn

alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen

Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume

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ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy

schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

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haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

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lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu

optimieren

Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

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Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet

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ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy

artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen

wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger

als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als

Niederwald bewirtschaftet

Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy

heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation

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schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy

1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen

Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen

unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum

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stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy

haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy

maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine

Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege

durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den

Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy

wuchs entwickelt hat

Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy

nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von

Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt

eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy

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Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die

Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke

Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo

oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy

liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten

Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch

ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der

Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy

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