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Leitfaden
Kompetenzmanagement
Erstellt von Rita Kley
August 2013
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Inhalt
Kompetenzmanagement 3
Abgrenzung Kompetenzmanagement und Qualifikationsmatrix 4
Begriffsdefinition Kompetenzen 5
Kompetenzen 5
Fähigkeiten 5
Fertigkeiten 5
Kenntnisse 5
Kompetenzmodell 6
Qualifikation 7
Kompetenzkatalog 7
Profile 8
Soll Profil 8
Ist Profile 8
Kompetenzlandkarte 8
Skalierung der Kompetenzstufen 9
Einführungsprozess 10
Checkliste für ein Kompetenzgespräch 12
3
Kompetenzmanagement
Kompetenzmanagement ist das Managen von Kompetenzen eines Unternehmens. Aufbau
und Erweiterung von Fähigkeiten und Wissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird nicht
mehr dem Zufall überlassen, sondern proaktiv gesteuert.
Kompetenzmanagement ist
ein regelmäßiger Prozess
zur Sicherstellung der Verfügbarkeit (Erfassung, Weiterbildungsbedarfsplanung und
Personalentwicklung)
von kurz-, mittel- und langfristig notwendigen Kompetenzen im Unternehmen
Kompetenzmanagement bildet das Bindeglied zwischen der Unternehmensstrategie und
jedem einzelnen Arbeitsplatz, der durch das Kompetenzmanagement erfasst wird.
Die Erkenntnisse aus dem Kompetenzmanagement fließen in viele andere Prozesse mit ein,
nicht nur in die Personalentwicklung, die den Aufbau von Kompetenzen organisiert und
begleitet. Die Identifikation von erfolgskritischen Anforderungen verändern die Personal-
4
gewinnungsstrategie und die Ausbildung. Beispielsweise ist es eindrucksvoll für duale
Studenten, wenn sie die Anforderungen erläutert bekommen, die für einen Mitarbeitenden in
dem für sie in Frage kommenden Bereich definiert werden.
Abgrenzung Kompetenzmanagement und Qualifikationsmatrix
Die Grundlagen bei Erstellung und Einführung sind ähnlich. In beiden Führungsinstrumenten
werden Anforderungen definiert, die Mitarbeitenden zugeordnet werden. Das operative Kom-
petenzmanagement ist komplexer als die Qualifikationsmatrix. Aus ihm werden Anforde-
rungsprofile festgelegt und es gibt als Zwischenstufe zwischen Kompetenzlandkarte (Qualifi-
kationsmatrix) und Anforderungsprofil ein Rollenprofil. Dieser Schritt fällt bei der Qualifi-
kationsmatrix meist weg. Zudem werden bei der Qualifikationsmatrix häufig Aufgaben
aufgeführt, während beim Kompetenzmanagement die Kompetenzen, die der Aufgabe
zugrunde liegen zum Ausgangspunkt gemacht werden. Qualifikationsmatrizen finden
hauptsächlich in der Produktion Anwendung.
5
Tip
Begriffsdefinition Kompetenzen
Kompetenzen
Kompetenzen bezeichnen als Sammelbegriff Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
die eine Person für die erfolgreiche Bewältigung von Aufgaben benötigt.
Fähigkeiten
Fähigkeiten bezeichnen erworbene und angeborene psychische Bedingungen, die zur
Erlangung von Leistung notwendig sind, z.B. Problemlösefähigkeit
Fertigkeiten
Fertigkeiten sind durch Übung automatisierte Komponenten von Tätigkeiten, z. B. Autofahren
Kenntnisse
Kenntnisse sind erworbenes Wissen, z. B. Wissen über Projektmanagement
Folgende Begriffe werden bei der Einführung von
Kompetenzmanagement im Projekt WeiterBilden in Siegen
Wittgenstein verwendet. Es ist wichtig die Begriffe im
Unternehmen zu Beginn der Einführung des Instrumentes zu
definieren, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln.
Man kann sich hierdurch viele Missverständnisse sparen und
das gemeinsame Verständnis wächst.
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Kompetenzmodell
Weil es eine Fülle von Kompetenzen gibt, ist eine Klassifizierung hilfreich. In einem Projekt
verwendeten wir die Begriffe Fachliche Kompetenz und Überfachliche Kompetenz.
Fachliche Kompetenz: umfasst alle Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zur
Bewältigung des sachlichen Aspektes der beruflichen Tätigkeit erforderlich sind, z. B.
Programmiersprachen, technische Fertigkeiten, betriebswirtschaftliche Kenntnisse
Überfachliche Kompetenz: setzt sich aus einigen ausgewählten Kompetenzen aus den
Bereichen Methodenkompetenz, Soziale Kompetenz und Persönliche Kompetenz
zusammen.
Eine weitere geläufige Einteilung ist es, die überfachlichen Kompetenzen auseinander zu
ziehen
Methodenkompetenz: umfasst die Fähigkeiten sich Handlungsabläufen zu bedienen,
um die berufliche Tätigkeit auszuführen, z. B. Problemlösefähigkeit, Projekt-
management, Moderationstechnik, Zeitmanagement.
Soziale Kompetenz: umfasst alle Fähigkeiten, im sozialen Umfeld zu agieren, z. B.
Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit,
Sprachkompetenz
Persönliche Kompetenz: der am schwierigsten zu fassende Teilbereich der
Kompetenz, da alles, was Kompetenz ausmacht, etwas Personelles ist. Hier überlappt
der Begriff Kompetenz mit Einstellung, z. B. Selbstständigkeit, Lernbereitschaft,
Flexibilität
Tip
Die verschiedenen Kompetenzfelder überschneiden sich. Bei
Mitarbeitenden, die in Vollzeit Projekte leiten wird die
methodische Kompetenz „Projektmanagement“ zur fachlichen
Kompetenz. Es ist nur wichtig, eine Einigkeit darüber zu
erreichen, wie man die Bereiche benennt und die Kompetenzen
zuordnet. Es gibt nicht den einen richtigen Weg.
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Qualifikation
Qualifikation ist wie Kompetenz ein Sammelbegriff, allerdings für eine definierte Summe von
Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Qualifikation unterscheidet sich von Kompetenz
dadurch, dass Qualifikation unmittelbar konkret nachweisbar ist und häufig durch Abschlüsse
wie einen Facharbeiterbrief oder Staplerführerschein belegt werden. Kompetenzen sind nur
indirekt erschließbar.
Tip
Kompetenzkatalog
Ein Kompetenzkatalog ist die Liste der Kompetenzen (teilweise auch Qualifikationen), die zur
Beschreibung von Soll- und Ist - Profilen benötigt werden. Im Kompetenzkatalog finden sich
die Kernkompetenzen des Unternehmens oder einer Abteilung wieder. Skalierungstiefe (i. d.
Regel von 3 – 5 Stufen) und Modellierungsbreite (übergreifend vs. abteilungsbezogen) sollten
sinnvoll festgelegt werden. Bei der Erstellung des Katalogs soll berücksichtigt werden, dass
nicht alle Kompetenzen, die zur Erfüllung von komplexen Arbeitsvorgängen notwendig ist, in
den Katalog müssen. „Pünktlichkeit“ ist z.B. eine Kompetenz, die man voraussetzen kann.
In einem Kompetenzkatalog oder Qualifikationsmatrix werden häufig
gar keine Qualifikationen verwende,t sondern ein Mix aus Aufgaben,
Tätigkeiten und Kompetenzen. Auch wenn es nicht bewusst
wahrgenommen wird, führt es zu Verwirrung bei Führungskräften und
Mitarbeitenden und schmälert die Aussagekraft. Achten Sie darauf,
Ihre Übersicht möglichst mit einer Einheit aufzubauen, entweder
„Aufgaben“ oder „Kompetenzen“.
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„Kommunikationsfähigkeit“ ebenfalls. Wenn das Unternehmen aber gerade an der Kommu-
nikationsfähigkeit der Mitarbeit Verbesserungspotential sieht, so kann es sinnvoll sein, dies
aufzunehmen. Bei der Implementierung und Festlegung der Kompetenzzahl gilt es zu
beachten, dass ein Kompetenzkatalog gepflegt und aktualisiert werden muss (am besten in
einem Versionenkonzept). Die Entscheidung darüber wie feingliedrig ein solcher Katalog sein
soll ist eine Kunst und ergibt sich mittels Diskussion und Berücksichtigung der operativen
Ziele, die mit der Einführung des Kompetenzmanagements verbunden sind.
Profile
Profile sind definierte Kompetenzanforderungen für Berufsgruppen wie Monteur 1-5 und
Chefmonteur 1 und 2. Sie können an die Aufgabenbeschreibungen von ERA angelehnt
werden.
Soll-Profil
Soll-Profile enthalten die Kompetenzen in der Ausprägung, die für die Berufsgruppe
idealtypisch erforderlich ist.
Ist-Profile
Ist-Profile enthalten die Kompetenzen in der Ausprägung, in der sie nach Einschätzung des
direkten Vorgesetzten vorhanden sind (oder falls es ein Kompetenzgespräch gibt, nach
gemeinsamer Einschätzung mit den Mitarbeitenden festgelegt wird).
Kompetenzlandkarte
Wird die Liste der Kompetenzen auf der X-Achse aufgeführt und die Mitarbeiter auf der Y-
Achse (oder umgekehrt), dann ergibt sich ausgefüllt eine Kompetenzlandkarte über das
Unternehmen oder eine Abteilung hinweg.
Kompetenzlandkarte
Beispiel
Fachkompetenz Monteur
Soll
Max A
Ist
Peter B
Ist
Ute C
Ist
Lara D
Ist
Arbeitssicherheit 3 2 3 3 3 Ordnung & Sauberkeit 3 2 1 3 2 Pressensicherheit 3 2 1 2 2 Fehlererkennung Maschine
2 1 3 2 2
Fehlererfassung QS 2 1 3 2 2 Maschinenrüstung 2 2 2 2 2 Maschinenlauf 2 2 2 2 1 Produktionskoordinierung 1 2 2 3 1 Belegwesen 1 2 1 3 3
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Messmittelbedienung 1 1 1 Fehlererkennung Produktion
1 1 3 2 1
Zeichnung lesen 3 2 1 3 3 Staplerfahrer X X
1 Kenner 2 Könner 3 Experte
Skalierung der Kompetenzstufen
Mit Skalierung ist die Festlegung von Kompetenzstufen gemeint. Kompetenzen sind meist in
unterschiedlicher Ausprägung vorhanden. So kann eine Mitarbeiter/in einige Wörter Englisch
sprechen und etwas verstehen (Stufe 1) und ein/e andere/r kann Vorträge halten und
Verhandlungen in perfektem Englisch führen (Stufe 5). Sofern die Skalierung nicht schon z.B.
durch Konzernregeln festgelegt ist, sollte sie vom Projektteam, das für die Einführung
zuständig ist, festgelegt werden. Grundsätzlich empfiehlt sich allgemein eine 3 - 5er
Skalierung zu verwenden. Je ausdifferenzierter die Kompetenzstufen sind, desto mühevoller
ist die Beurteilung, welcher Kompetenzstufe Mitarbeitende angehören. Es ist immer zu
bedenken, dass dies anhand von beobachtbarem Verhalten begründbar sein soll.
Viele Unternehmen verwenden einfache Legenden wie dieses Praxisbeispiel aus dem SPI
WeiterBilden in Siegen-Wittgenstein.
_ Nicht erforderlich
0 Einsteiger – hat noch keine Kenntnisse
1 Anfänger – hat Grundkenntnisse
2 Fortgeschrittener – hat erweiterte Grundkenntnisse
3 Könner – hat umfassende Kenntnisse
4 Spezialist – hat umfassende Spezialkenntnisse
Andere Unternehmen entscheiden sich dafür, die Kompetenzausprägungen mit genauen
Erläuterungen zu unterfüttern. Das ist aufwändig, erleichtert aber den Beschäftigten die Hand-
habung. Als Beilspiel soll hier Konfliktmanagement dienen, eine Methodenkompetenz, die
häufig in Führungskräfteprofilen verwendet wird.
Beschreibung der Skalierung für Konfliktmanagement auf einer Skala von 1 – 5
• Minimale Kompetenzausprägung (Stufe 1):
Wissen um Konflikte im Team, zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzte, zwischen
Teams (allg. Berufsleben), Wissen um Vermeidung und Deeskalation
10
• Geringe Kompetenzausprägung (Stufe 2):
Basiswissen und Bewältigen einfacher Konfliktsituationen (Mitarbeiter kann einfache
Situation lösen, kein Wissen zu Konfliktmanagementmethoden, was dann?)
• Signifikante Kompetenzausprägung (Stufe 3):
Weiß viel zum Thema (Fortgeschritten), kann komplexe Konfliktsituationen lösen,
bewältigen, geht nach Regeln vor.
• Exzellente Kompetenzausprägungen (Stufe 4):
Überdurchschnittlich mit dem Thema beschäftigt, Expertenwissen. Kann Konflikte in
äußerst kritischen Situationen lösen, kombiniert die Regeln konstruktiv.
• Toplevel und Kompetenzinnovation (Stufe 5):
Überdurchschnittlich mit dem Thema beschäftigt, Expertenwissen, auch Wirtschafts-
mediation. Kann Konflikte in äußerst kritischen Situationen lösen bzw. schlichten.
Wissen und Erfahrung ermöglichen nicht nur Aufgabenlösung sondern neue innovative
Ansätze.
Einführungsprozess
Die Phasen der Einführung des Kompetenzmanagements dauern unterschiedlich lang und
manchmal ist es erforderlich, noch einmal nachzubessern. Beispielsweise fiel in einem Unter-
nehmensprojekt in Siegen-Wittgenstein bei der Ist-Einschätzung auf, dass die Skalierung
noch einmal verändert werden muss. Der Weg entsteht beim Gehen….
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Die aufwändigsten Schritte sind erfahrungsgemäß die Schritte 3 und 4. Ist das Kompetenz-
management Teil eines jährlichen Mitarbeitergesprächs findet die Einschätzung der Ist-
Situation und ein Teil der Maßnahmenableitung innerhalb dieses Gesprächs statt. Dies ist
empfehlenswert, da nur so gewährleistet werden kann, dass die Strategie des Unternehmens
an jeden Arbeitsplatz kommt. Gerade späte Lerner müssen einen Sinn in der PE-Maßnahme
sehen und die Darstellung in einem Anforderungsprofil kann dabei sehr hilfreich sein.
Tip
Kompetenzmanagement kostet Zeit und muss neben anderem
geleistet werden. Kommen noch Kompetenzgespräche hinzu wird es
viel. Deshalb geht den Unternehmen häufig danach „die Puste aus“….
Doch um die Früchte der Arbeit zu ernten, ist es wichtig, zügig
vorzugehen, die Soll-Ist-Analyse auszuwerten, Maßnahmen
festzulegen und sie dann auch durchzuführen. Hier gilt: weniger ist oft
mehr. Eine Kompetenzkonferenz von Management, PE und BR zu
diesem Zweck ist eine gute Idee.
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Checkliste für ein Kompetenzgespräch
Phase Inhalte
Vorbereitung Organisatorische Vorbereitung, Termine machen, Mitarbeiter/in einladen
Gesprächsvorbereitung, Formular ausfüllen Das IST der Stelle festlegen Wo ist eine gravierende Lücke? Personalentwicklungsmaßnahmen überlegen
Gespräch führen
Einstieg, gemeinsamen Kontakt herstellen • Gesprächsanlass nennen, Zeitrahmen festlegen • Fragen im Vorfeld klären • Anforderungsprofil gemeinsam besprechen • Kompetenzausprägungen im Soll besprechen • Sichtweise und Selbsteinschätzung des Beschäftigten erfragen • Sichtweise der Führungskraft darstellen, Feedback geben • Am besten einmal insgesamt durchgehen, Mitarbeitersicht und
eigene abgleichen, danach dann in die Details • Möglichkeiten und Grenzen aus Unternehmenssicht nennen • Bei Differenzen zwischen SOLL und IST gemeinsam eine Rang-
reihe festlegen und erste Maßnahmen andiskutieren • Relevante zusätzliche Kompetenzen des Mitarbeitenden, die nicht
in seinem Profil sind, notieren, z. B. Führung im Verein
Nachbereitung Auswertung des Gespräches • Was lief gut, nicht gut? • Was werde ich beim nächsten Gespräch anders machen? • Dokumentation der Ergebnisse
Viel Erfolg!