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Gossauer Info 111/September 2012 3 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser In dieser letzten Ausgabe des Jahres 2012 schlagen wir mit unserem Hauptthema «Wichtige Momente» einen Bogen – einen Lebensbogen – von der Geburt zum ersten Schultag, zur ersten Wohnung, zum Stu- dienanfang, weiter zur Heirat, zum Gross-elternsein bis zur Pensionie- rung. Alles Abschnitte in einem Leben, die prägend sind. Wir danken allen, die uns an ihren persönlichen Erfahrungen haben teilnehmen lassen. Die Gemeinde Gossau präsentiert das Budget 2013, berichtet über die Ablösung des Vormundschaſtsrechtes durch den Kindes- und Er- wachsenenschutz, weiter über die Verbesserungen für Fussgänger und den Verkehr an der Heusbergstrasse in Bertschikon sowie die Sanie- rung des Dürstelerhauses in Ottikon. Ein Rückblick auf die gute Ba- disaison 2012 durch den neuen Bademeister Jürgen Richter und viele interessante Informationen finden Sie unter der Rubrik «Gemeinde». Das eindrückliche Porträt über Stefanie Dettling – Miss Handicap 2011/2012 – zeigt auf, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben meistern können und ihre Pläne und Zukunſtswünsche verwirklichen wollen. Sie ist der beste Beweis dafür. Neuigkeiten erfahren Sie unter der Rubrik «News»: Da sticht nebst der guten Kunde der VZO, dass ab Dezember 2013 Bertschikon viertel- stündlich bedient wird, auch die Information des Kommandowechsel bei der Feuerwehr Gossau ins Auge, die musikalischen Veranstaltun- gen und vieles mehr. Das Jahr neigt sich wieder dem Ende zu. Wir möchten allen Leserin- nen und Lesern für ihre Treue und für den freiwilligen Beitrag herzlich danken. Es soll uns Ansporn sein, auch im neuen Jahr ein interessantes und lesefreundliches «Gossauer Info» herauszubringen. Für die kommenden Festtage unsere besten Wünsche. Für das Redaktionsteam Rita Gröbli Gossauer Info 26. Jahrgang Nr. 111 – Dezember 2012 Impressum Herausgeberin Verlag Gossauer Info Redaktion rg Rita Gröbli (Leitung) kh Karin Herrmann gb Geneviève Bichsel sd Susanna Diener dc Daniela Clerici Korrespondenzadresse Verlag Gossauer Info Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 E-Mail: [email protected] www.gossauerinfo.ch Konzept, Herstellung, Inserate Textaid Buch- und Kunstverlag Verlag Gossauer Info Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 Mail: [email protected] www.gossauerinfo.ch Druck FO Fotorotar AG Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Auflage 5000 Ex. Wird gratis an alle Haushaltungen in der Gemeinde Gossau ZH verteilt Konto für Spendenbeiträge CH95 8147 1000 0048 4550 8 Nächste Nummer Anfang März 2013 Redaktionsschluss: 30. Januar 2013 Titelbild Robin, Colin und Vivienne Häsler Bild: zvg Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung gegenüber dem «Gossauer Info». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nach- druck, ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe.

Liebe Leserin, lieber Leser Gossauer Info · Erst nach dem Geborenwerden können weitere wichtige Momente im Leben stattfinden. Eine Geburt gehört aber auch für die glücklichen

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Page 1: Liebe Leserin, lieber Leser Gossauer Info · Erst nach dem Geborenwerden können weitere wichtige Momente im Leben stattfinden. Eine Geburt gehört aber auch für die glücklichen

Gossauer Info 111/September 2012 3

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

In dieser letzten Ausgabe des Jahres 2012 schlagen wir mit unserem Hauptthema «Wichtige Momente» einen Bogen – einen Lebensbogen – von der Geburt zum ersten Schultag, zur ersten Wohnung, zum Stu-dienanfang, weiter zur Heirat, zum Gross-elternsein bis zur Pensionie-rung. Alles Abschnitte in einem Leben, die prägend sind. Wir danken allen, die uns an ihren persönlichen Erfahrungen haben teilnehmen lassen.

Die Gemeinde Gossau präsentiert das Budget 2013, berichtet über die Ablösung des Vormundschaftsrechtes durch den Kindes- und Er-wachsenenschutz, weiter über die Verbesserungen für Fussgänger und den Verkehr an der Heusbergstrasse in Bertschikon sowie die Sanie-rung des Dürstelerhauses in Ottikon. Ein Rückblick auf die gute Ba-disaison 2012 durch den neuen Bademeister Jürgen Richter und viele interessante Informationen finden Sie unter der Rubrik «Gemeinde».

Das eindrückliche Porträt über Stefanie Dettling – Miss Handicap 2011/2012 – zeigt auf, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben meistern können und ihre Pläne und Zukunftswünsche verwirklichen wollen. Sie ist der beste Beweis dafür.

Neuigkeiten erfahren Sie unter der Rubrik «News»: Da sticht nebst der guten Kunde der VZO, dass ab Dezember 2013 Bertschikon viertel-stündlich bedient wird, auch die Information des Kommandowechsel bei der Feuerwehr Gossau ins Auge, die musikalischen Veranstaltun-gen und vieles mehr.

Das Jahr neigt sich wieder dem Ende zu. Wir möchten allen Leserin-nen und Lesern für ihre Treue und für den freiwilligen Beitrag herzlich danken. Es soll uns Ansporn sein, auch im neuen Jahr ein interessantes und lesefreundliches «Gossauer Info» herauszubringen.

Für die kommenden Festtage unsere besten Wünsche.

Für das Redaktionsteam Rita Gröbli

Gossauer Info26. Jahrgang Nr. 111 – Dezember 2012

ImpressumHerausgeberinVerlag Gossauer Info

Redaktionrg Rita Gröbli (Leitung)kh Karin Herrmanngb Geneviève Bichselsd Susanna Dienerdc Daniela Clerici

KorrespondenzadresseVerlag Gossauer InfoGewerbestrasse 18, 8132 Egg Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01E-Mail: [email protected]

Konzept, Herstellung, InserateTextaid Buch- und KunstverlagVerlag Gossauer InfoGewerbestrasse 18, 8132 EggTel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01Mail: [email protected] www.gossauerinfo.ch

DruckFO Fotorotar AGGewerbestrasse 18, 8132 Egg

Auflage5000 Ex. Wird gratis an alle Haushaltungen in der Gemeinde Gossau ZH verteilt

Konto für Spendenbeiträge CH95 8147 1000 0048 4550 8

Nächste NummerAnfang März 2013Redaktionsschluss: 30. Januar 2013

TitelbildRobin, Colin und Vivienne Häsler Bild: zvg

Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung gegenüber dem «Gossauer Info». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nach-druck, ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe.

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ThemaS. 6 Es ist wunderschön, Mami und Papi zu sein! S. 7 Die TaufeS. 8 Erster Schultag – ein grosser Schritt – nicht nur für die Kleinen…S. 11 Die erste eigene Wohnung S. 14 Mündigkeit bringt Rechte und PflichtenS. 15 Biologie, Kunst oder doch lieber Germanistik?S. 16 Verliebt, verlobt, verheiratet…S. 22 Grosseltern werden…S. 23 …und glückliche Grosseltern seinS. 26 Frühzeitig pensioniert, um frei zu sein

GemeindeS. 29 Auf zu neuen Ufern S. 32 Budget 2013 Politische Gemeinde S. 35 Bisheriges Vormundschaftsrecht wird abgelöstS. 39 Verbesserung für Fussgänger und Verkehr S. 40 Sanierung Dürstelerhaus in OttikonS. 43 Rückblick auf die Saison 2012S. 47 Eine Lehre bei der Gemeinde GossauS. 48 Lesetipps aus der GemeindebibliothekS. 49 Todesfälle in der GemeindeS. 50 Geburten von GemeindeeinwohnernS. 51 GeburtstageS. 53 EhejubiläenS. 55 Eine zauberhafte Jungbürger/innen-Feier

KirchenS. 57 Gemeinsame AnlässeS. 59 Evang.-ref. Kirchgemeinde S. 59 Röm.-kath. KirchgemeindeS. 61 Evang. Freikirche Chrischona

INHALTSVERZEICHNIS

Schule GossauS. 63 Die erste Woche an der Oberstufe GossauS. 65 Kinder setzen sich für Meeresschildkröten ein S. 67 Herbstplausch GossauS. 69 Plausch-Sporttag im Schulhaus ChapfS. 71 Neue Schulverwaltung Gossau

SportS. 73 Gossauer Skimeisterschaft 2013

PorträtS. 75 Stefanie Dettling – Miss Handicap 2011/2012

SeniorenS. 79 Seniorenrat Gossau ZHS. 81 Pro Senectute

NewsS. 83 Freie Betreuungsplätze in der TageswohnungS. 85 Samariterverein Gossau an der GewerbemesseS. 86 Mehr Busse zwischen Gossau–Bertschikon–UsterS. 87 – Musikalisches russisches Wintermärchen mit Igor Morosow – Beethovens späte Quartette mit dem Juillard Quartett – Kolumne zu alltäglichen Rechtsfragen: Drohung mit SuizidS. 88 Kommandowechsel in der Feuerwehr GossauS. 91 Pfadi vis-à-vis feiert JubiläumS. 92 Weltreise – Sommerlager 2012S. 93 Gossauer Wiehnachtsmärt 2012S. 95 GlückwunschinserateS. 98 Vorschau: Integration – wie steht es damit in Gossau – Porträt: Heinz Ulrich – ein Macher

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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Nicole: Vor 16 Jahren haben wir uns kennengelernt. Schnell war mir klar, dass du meine grosse Liebe bist und ich mit dir den Rest des Lebens ver-bringen möchte. Ich konnte mit dir über alles reden, du sahst gut aus, warst sportlich und hattest klare Vorstellungen, wie du dein Leben gestalten möchtest. Patrick: Auch ich wusste, dass ich in dir die Frau meines Lebens getroffen hatte. Für dich wollte ich da sein, dir Geborgenheit schenken und für eine Familie sorgen.Nicole: Damit wir nicht irgendwann das Gefühl erleben, etwas verpasst zu haben, planten wir erst unsere Hochzeit, welche wir am 17. Sep-tember 2005 mit unseren Familien und Freunden feierten, und reisten anschliessend sechs Wochen durch Kanada. Nach diesen wunderschö-nen Erlebnissen war uns klar, dass wir eine Familie gründen werden.

nicht. Meine Nicole so leiden zu sehen, ihr nichts ab-n e h m e n zu kön-nen, ich fühlte mich echt hilflos. Ich wurde auch dar-auf vorbereitet, dass Frauen ihren Partner während der Entbindung Vorwürfe machen können und sie manchmal wegschicken. Du hast einfach meine Hand umklammert und mich dabeihaben wollen. Als ich die Nabelschnur durchschnei-den durfte und Robin zum ersten Mal im Arm hielt, war dies sicher der schönste Moment in meinem Leben.

Am 23.8.2007 kam Robin zur Welt. Die Entbindung dauerte lange. Es waren schmerzhafte Stunden, und ich war so glücklich, dass du wäh-rend der ganzen Zeit an meiner Seite

geblieben bist. Als wir unser kleines Wunder im Arm halten durf-ten, war unsere Freude einfach nur noch un-beschreiblich.Patrick: Erst hatte ich mich während Robins Geburt alles andere als wohlgefühlt. Ein anderer Vater meinte: «Das ist das Schönste, was man erleben kann, nicht?» Nein, die-ser Meinung war ich

Es ist wunderschön, Mami und Papi zu sein!Erst nach dem Geborenwerden können weitere wichtige Momente im Leben stattfinden. Eine Geburt gehört aber auch für die glücklichen Eltern zu einem der wichtigsten Augen-blicke im Leben. Nicole (34) und Patrick (36) Häsler, Mami und Papi von Robin (5), Colin (2¾ ) und Vivienne (6 Monate) lassen diese Momente noch einmal Revue passieren.

Text: Karin Herrmann, Bilder: zvg

Familie Häsler mit ihren drei Kindern und an ihrer Hochzeit.

«Auf eine gemeinsame Familie!»

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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se, inmitten Spielsachen, Kinder-wagen und Wäschebergen. Ich bin halt durch und durch Mami. Un-ser nächster Event ist übrigens gar nicht mehr weit weg. Am 9. De-zember wird Pfarrer Christian Mei-er mit unserer Vivienne seine erste Taufe in Gossau zelebrieren.Patrick: Das war uns beiden im-mer klar. Wenn wir Kinder haben, sind wir Eltern und haben Verant-wortung. Als Robin kürzlich fragte:

Nicole: Nachdem unser Colin, am 27.1.2010 in nur zwei Stunden, und dadurch für mich noch schmerz-hafter, auf die Welt gekommen war, hatte ich mir gesagt, falls wir noch ein drittes Kind bekommen, würde ich, falls die Schmerzen wieder so stark werden, mich zu einer PDA entscheiden. Ich wollte diese, mei-ne wahrscheinlich letzte Geburt, bewusst wahrnehmen, und wenn man so sagen kann, geniessen. Wir hätten anhand des Verlaufes dieser Schwangerschaft darauf gewettet, dass nochmals ein Junge das Licht der Welt erblicken würde. Weisst du noch, wie wir es kaum glauben konnten, als es ein Mädchen, unsere Vivienne, war?

Zeit nehmen zum Elternsein Seit letztem Jahr wohnen wir nun in Gossau. Zuvor wohnten wir elf Jahre in Grüt. Mit viel Glück und Hilfe un-serer Eltern konnten wir eine schöne 4½-Zimmer-Wohnung mit Garten-sitzplatz erwerben. Mit drei Kindern eine genügend grosse Wohnung zu einer bezahlbaren Miete zu finden, ist heutzutage ein schieres Ding der Unmöglichkeit.Nicole: Ich habe mich entschieden, voll und ganz Mami zu sein. Das heisst, mit meinen Kindern den Tag zu verbringen. Ohne einer Arbeit nachzukommen und das verdiente Geld sofort wieder in einen Krip-penplatz zu investieren. Sobald sie grösser, selbstständiger sind, und unsere Eltern immer noch Lust ha-ben, während kurzer Zeitspannen meine Rolle zu übernehmen, werde ich mich wieder in einem Job enga-gieren. Ab und zu vermisse ich den Ausgang. Wenn wir uns mit Freun-den zu einem feinen Essen treffen, freue ich mich darauf und geniesse den Abend. Genau so geniesse ich aber auch die Zeit mit dir zu Hau-

er wird in den Bund mit Gott aufge-nommen. Die bedingungslose Liebe Gottes kommt in unserer Leistungs-gesellschaft nirgends so stark zum Ausdruck wie in der Taufe.Da in der Bibel kein bestimmter Taufzeitpunkt definiert ist, taufen wir in der reformierten Kirche Gos-sau aus voller Überzeugung sowohl Kinder wie auch Erwachsene.Die Taufe ist auch nicht Voraus-setzung für die Teilnahme am kirchlichen Unterricht. Besondere kirchliche Feiern, wie z.B. die Os-ternachtsfeier oder der Taufpraise bieten die Gelegenheit zur Erwach-senentaufe oder zu einer Taufbestä-tigung.

Zur Zeit der ersten Christen wurden sowohl Kinder, wie auch Erwachse-ne gleichberechtigt nebeneinander getauft. Daher gibt es Eltern, die ihre Kleinkinder taufen lassen. Andere Eltern verzichten auf die Säuglings-taufe und entscheiden sich dafür, ihr Kind in einem Gottesdienst be-sonders segnen zu lassen. Als Eltern müssen wir immer wieder für un-sere Kinder entscheiden – auch ein Verzicht ist ein Entscheid. Da wir Segnung und Taufe anbieten, suchen Eltern manchmal das Gespräch mit uns Pfarrern. Eine Segnung ist – im Gegensatz zur Taufe – kein einmali-ger Akt und bedeutet, einem Men-schen den Schutz und Segen des Schöpfers zuzusprechen.Bei seinem Abschied gab Jesus den Auftrag, auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geis-tes zu taufen. In der Taufe wird der Name unseres Erlösers Jesus Chris-tus auf einen Menschen gelegt, und

Die Taufe

Text und Bild: Johannes Huber, Pfarrer

Die Geburt eines Kindes ist einer der bewegendsten und ehrfürchtigsten Momente im Leben. Eltern werden offen für Sinnfragen, und viele machen sich Gedanken darüber, ihr Kind in der Taufe oder der Kindersegnung vor Gott zu bringen.

«Wann hast du vermehrt Zeit für mich?», ist mir klar geworden, dass ich beginne, etwas zu verpassen. Obwohl mir meine Arbeit Spass macht, habe ich mir nun selbst Grenzen gesetzt und mir bewusst freie Zeit eingeräumt. Auch ich ver-misse nichts, wir teilen unser Ein-kommen ein, und so bleibt immer etwas übrig, damit man sich auch mal einen etwas grösseren Wunsch erfüllen kann.

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erfahren? Die Bedenken: Gerät un-ser Kind in die «Schulmaschinerie», wie verhalten wir uns, wie viel Mit-spracherecht bleibt uns, sollen und müssen wir allfällig vorgeschlagene Unterstützungsmassnahmen an-nehmen? Dazu gesellen sich Freude und Lust: Freude, dass sich das Kind so toll entwickelt hat und nun bereit

biniert mit der Wehmut, dem Los-lassenmüssen: Ach, unser Baby…! Der Stolz, die Überzeugung, das Vertrauen: Unser Kind kann das! Die Sorgen: Was, wenn sich unser Kind in der Gruppe doch nicht zurechtfindet, wenn es die gefor-derten Erwartungen nicht erfüllen kann, wir als Eltern nicht mehr alles

Im Kanton Zürich – und somit auch für Gossau – zählt seit dem Schul-jahr 2008/09 der Kindergarten zur obligatorischen Schulzeit. Mit vier-einhalb bis fünf Jahren besuchen nun alle Mädchen und Buben den Kindergarten und beginnen damit ihre «Schulkarriere». Jeden Morgen verabschieden sich die Kinder für etwa vier Stunden von zu Hause. Nun gilt es für die Kindergarten-kinder die Lehrpersonen kennen-zulernen, sich in der neuen Gruppe zu behaupten, neue Regeln, Rituale und Abläufe zu erleben und einzu-halten, die eigene Selbstständigkeit zu entdecken und vor allem viel Neues zu lernen.

Elterliche GefühlsachterbahnOft stellt man als Eltern schon Wo-chen vor dem Kindergarteneintritt fest, dass das unbeschwerte, manch-mal planlose, Einfach-in-den-Tag-Hineinleben eben nicht mehr so unbeschwert und entspannt ist. Klare Alltagsstrukturen, Antwor-ten auf die gestellten Warum-, Wie-so- und Wie-Fragen werden ein-gefordert, vermehrt Machtkämpfe ausgetragen, der Bewegungsradius vergrössert, Freundschaften ge-knüpft. Daher die Überzeugung: Unser Kind ist reif für den Kinder-garten! Gleichzeitig schleicht sich aber auch kurz die Verunsicherung ein: Bei all den Frühförderangebo-ten, hätten wir nicht auch …? Kom-

Erster Schultag – ein grosser Schritt, nicht nur für die Kleinen …Stolz, Unsicherheit, Vorfreude, Ängste: Eine richtige Gefühlsachterbahn kann der erste Schultag auslösen. Nicht nur die lieben Kleinen erleben den Schuleintritt als etwas Gros-ses und Wichtiges, auch für die Eltern beginnt mit diesem Schritt ein erstes Loslassen der Kinder in ihre Selbstständigkeit.

Text und Bilder: Daniela Clerici

«Mami, jetzt muesch leider hei – aber gell, nöd truurig sii …!» Ein persön-liches Abschiedsritual im Kindergarten am ersten Tag erleichtert auch den Eltern die Trennung.

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Mami und Papi sind gerade wieder auf der Achterbahn der Gefühle un-terwegs.

mittelbar darauf nachgeschobene Frage: «Und, freust du dich denn?». Was sollen sie auch antworten –

ist, das «Abenteuer Kindergarten» zu starten. Aber auch Freude und Lust, sich selbst weiterzuentwickeln und allenfalls etwas Neues in An-griff zu nehmen.

Erster SchultagViel haben die Kinder in den zwei Kindergartenjahren erfahren und erlernt, manche Hürden überwun-den und aus den ehemals «Kleinen» sind richtige kleine Persönlichkei-ten geworden – ziemlich routiniert im Schulalltag. Dennoch ist der Übertritt in die 1. Klasse wieder für die ganze Familie ein spezieller Moment. Schulhauswechsel, neue Lehrpersonen, anderer Schulweg, neue Gspänli, riesengrosser Pau-senplatz, Unterrichtsstruktur, viele, viele (auch ältere) Kinder, unbe-kannter Lernstoff, Hausaufgaben und einiges mehr.Oft hören die Kindergartenkinder den Satz: «Ja, jetzt beginnt der Ernst des Lebens», und reagieren ein we-nig unschlüssig auf die meist un-

Erster Schultag – ein grosser Schritt, nicht nur für die Kleinen …

Aus Sicht von Lehrpersonen:Es treffen verschiedene kleine Persönlichkeiten aufeinander. Alle Kinder haben unterschiedliche Gefühle und Bedürf-nisse. Sie sind traurig, fröhlich, schüchtern, gesprächig, fordernd, zurückhaltend… Bis alle Kinder ihren Platz in der Gruppe gefunden haben, ist die Zeit sehr intensiv und bietet viele Herausforderungen für die Kindergartenkinder wie auch für die Lehrperson.

Tipps für einen gelungenen Start in den Kindergarten:Eltern können ihre Kinder schon vor dem ersten Kindergartentag über die neue Situation aufklären und vorbereiten, indem sie beispielsweise den Kindergartenweg schon vorgängig mit ihrem Kind ablaufen. Toll wäre auch, wenn die Eltern zu Hause mit dem Kind üben würden, sich selbstständig an- und abzuziehen, selbstständig auf die Toilette zu-gehen usw. Auch ist es von Vorteil, wenn ein Kind bereits einige Male einen Vormittag ohne Mami und Papi verbracht hat (z.B. in einer Spielgruppe).Eine positive, offene Einstellung der Eltern dem Kindergarten gegenüber erleichtert dem Kind zudem die Ablösung von den Eltern und somit den Einstieg in den Kindergarten. Kinder-Buchempfehlung: «Der Ernst des Lebens» von Sabine Jörg/Ingrid Keller. Eine witzige, überraschende und herzige Geschichte zum Schulstart – nicht nur für die Kinder.

Gemeinsam ins «Abenteuer Schule» starten.

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Wohnung stiess, ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Die Vormieterin war ebenfalls sehr jung und wollte die Wohnung jemandem geben, der auch «frisch» aus dem Elternhaus ausgezogen ist. So kam es, dass Ste-

Die erste eigene Wohnung

Text und Bilder: Laura Nussbaumer

Stefanie Pfister ist 21 und arbeitet in Zürich als Pharma-Assistentin. Seit knapp zwei Monaten wohnt sie in einer 2-Zimmer-Wohnung in Uster. Ihr eigenes Reich hat sie modern und in schlichten Farben einge-richtet. Das neue Zuhause der ehe-maligen Gossauerin ist schon fast perfekt: Das bestellte schwarze Sofa kommt erst im November, bis dahin muss sich Stefanie mit einer Matrat-ze im Wohnzimmer zufriedenge-ben. Auch das Licht an der Decke fehlt noch, doch eigentlich ist es ganz gemütlich mit dem schummri-gen Schein der Stehlampe.

Erstes eigenes ReichDiese Wohnung zu finden, war für Stefanie jedoch kein Zuckerschle-cken. «Ich habe im Februar dieses Jahres angefangen, eine Wohnung zu suchen. Es war sehr schwierig, denn die meisten waren schlicht-weg zu teuer», erinnert sie sich. Als sie dann im Internet auf diese

Ihre erste Wohnung hat Stefanie Pfis-ter schlicht und modern eingerichtet.

Montagabend, 20 Uhr: Draussen ist es bereits dunkel. Eine junge Frau schleppt die gefüllte Einkaufstasche in den zweiten Stock und schliesst die Tür zu ihrer Wohnung auf. Es ist die erste eigene Wohnung von Stefanie Pfister.

«Ich vermisse den Geschirrspühler!»

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�� 15 U�� Start zum «Gossauer Wiehnachtsmärt» mit über 100 Ständen

Kutschenfahrten mit Samichlaus und Schmutzli

Nostalgie-Karussell

�� 16 U�� Singing Stairs Männerchor Gossau-Otti kon,

Gospelgruppe Gossau, Echo vom Hornet, Schulbehörde und LehrerInnen, Frauenchor Gossau

und Buremusig Gossau

�� 17 U�� Chlaussäckli für alle Kinder, die ein Sprüchlein aufsagen.

Bereits ab 9 Uhr erzählt das Bibliotheksteam weihnächtliche Geschichten in der

Gemeindebibliothek

W�� ������ ��� ��� S��!

S������, 8. D������� 2012 L���������������� – Z������ B�������

und Buremusig Gossau

�� 17 U�� Chlaussäckliaufsagen.

Bereits ab 9 Uhr erzählt das Bibliotheksteam weihnächtliche Geschichten

W�� ������ ��� ��� S��!

Sponsoren: Raiffeisenbank Gossau, Gewerbeverein Gossau, Malergeschäft Peter Moser, Grüt, Stocker AG Elektro–NetzbauDer Anlass wird weiter unterstützt von accum Liegenschaften, Energie Gossau AG, Familie Kehrli, Radio Gruber AG, Gossau

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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trage mehr Verantwortung», so Ste-fanie weiter. Ihr «altes» Zuhause in Gossau be-sucht sie fast jede Woche. Meistens trifft dies einen Sonntagabend, an dem sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter zu Abend isst. Auf die Frage, was sie denn von zu Hause vermisst, weiss Stefanie sofort eine Antwort: «Den Geschirrspüler!», lacht sie. Diesen gibt es nämlich in ihren neuen vier Wänden nicht. Sie versucht dennoch, so oft es geht zu Kochen. «Wenn ich genug Zeit habe.», fügt sie lächelnd an. Auch zum Putzen fehlt ihr manchmal die Zeit. «Ich wüsste ja schon wie es geht, obwohl ich zu Hause nicht viel helfen musste», lacht Stefanie.

Finanzen im GriffDer richtige Zeitpunkt für die erste Wohnung ist schwierig zu definie-ren. Das findet auch Stefanie Pfis-ter: «Wenn ich jetzt daran denke, hätte ich auch später ausziehen können. Dann hätte ich mehr ge-spart.» Doch finanzielle Schwie-rigkeiten hat sie deswegen keine. «Ich hatte nie Probleme, mit Geld umzugehen, und bis jetzt klappt es ganz gut», so die ehemalige Goss-auerin.

Ich kann machen, was und wann ich will», lacht Stefanie. Doch ein-sam? Das ist die junge Pharma-Assistentin nie. Oft lädt sie Freunde zum Abendessen ein oder hat ihren Freund zu Besuch. Dass sie nicht mit ihrem Freund zusammenge-zogen ist, findet sie im Nachhinein ganz gut. «Ich hätte mir früher nie vorstellen können, alleine zu woh-nen. Doch dann dachte ich, hey, warum eigentlich nicht!?», erzählt Stefanie. «Seit ich ausgezogen bin, fühle ich mich auch erwachsener. Ich bin auf mich selbst gestellt und

fanie schon am nächsten Tag den Vertrag in der Tasche hatte. «Ich konnte bereits drei Wochen später einziehen, denn glücklicherwei-se hatte ich gerade Ferien», so die 21-Jährige. «Ich hätte mir früher nie vorstel-len können, alleine zu wohnen. Die erste eigene Wohnung hat seine Vor- und Nachteile. Man ist auf sich alleine gestellt, muss alles selber machen und den Haushalt schmeissen.» Für Stefanie ist das kein Problem. Bis jetzt. «Es fühlt sich super an, alleine zu wohnen.

Oft lädt die 21-Jährige Freunde zum Abendessen ein.

Laufenbachstrasse 9Postfach 137CH-8625 Gossau ZHTelefon 044 935 31 31Telefax 044 936 17 07www.biber-treuhand.ch

Hans Peter Biber, eidg. dipl. BuchhalterStefan Woodtli, dipl. TreuhandexperteCornelia Clivio, Buchhalterin mit eidg. Fachausweis

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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18 und 20 Jahren den rechtlichen Schutz verloren. Die Herabsetzung des Mündigkeits-alters hat auch zu einer Verkürzung der elterlichen Unterhaltspflicht ge-führt. Die voraussetzungslose Un-terhaltspflicht der Eltern dauert bis zum 18. Geburtstag des Kindes. Hat es dann noch keine angemessene Ausbildung abgeschlossen – was die Regel und nicht die Ausnahme ist –, haben die Eltern für seinen Un-terhalt aufzukommen, soweit ihnen dies zugemutet werden darf. Diese Situationen sind konfliktträchtig, erst recht, wenn die Eltern des mün-dig gewordenen Kindes getrennt oder geschieden sind. Weigern sich Eltern, ihrer Unterhaltsverpflich-tung nachzukommen, muss der jun-ge Erwachsene gegen die eigenen Eltern vorgehen. Dies führt in aller Regel zu einem Loyalitätskonflikt und damit zu einer Überforderung. Unter dem alten Recht mit Mündig-keitsalter 20 waren diese Fälle viel seltener, weil etliche Jugendliche ihre Lehre bei Erreichen des Mün-digkeitsalters schon abgeschlossen hatten oder kurz davor standen. Die bei 18 Jahren angesetzte Grenze gilt für alle und ist verhältnismässig tief. Jugendliche entwickeln sich aber unterschiedlich. Auf diese Unterschie-de ist im Umgang mit ihnen Rück-sicht zu nehmen, unabhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen.

anderen Kantonen sind bisher ge-scheitert. Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, jungen Menschen Rechte zuzugestehen und ihnen Verant-wortung zu übergeben. Das Mün-digkeitsalter 18 bringt aber auch Probleme, die nicht zu übersehen sind. Die meisten jungen Leute be-

finden sich mit 18 Jahren noch in der Ausbildung. Sie gelten rechtlich als erwachsen, sind aber noch nicht in der Lage, finanziell auf eigenen Füssen zu stehen und folglich von den Eltern wirtschaftlich abhängig.Vielen Menschen gelingt es nicht, den Verlockungen der Konsumge-sellschaft zu widerstehen. Für jun-ge Leute, die über keine Lebenser-fahrung verfügen, ist es besonders schwierig, die Konsequenzen ihres Tuns abzuschätzen. Und so kommt es, dass es Jugendliche gibt, die be-reits auf Jahre hinaus verschuldet sind. Mit dem Mündigkeitsalter 18 haben junge Menschen zwischen

Die Frage, von welchem Alter an junge Menschen die Reife besitzen, um eigenverantwortlich und selbst-ständig im Rechtsleben bestehen zu können, wurde ab den Siebzigerjah-ren zu einem Thema. Gestützt auf eine Empfehlung des Europarats aus dem Jahr 1972 senkten die meisten europäischen Staaten das Mündig-keitsalter auf 18 Jahre. Die Schweiz tat dies, dem internationalen Trend folgend, 1996. Seither liegt die Al-tersgrenze nicht mehr bei 20, son-dern bei 18 Jahren. Das Wahl- und Stimmrechtsalter wurde schon etwas früher gesenkt, zuerst in den Kantonen und im März 1991 schliesslich auch auf Bundesebene. Das war gewisser-massen das Geschenk an die Jugend zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossen-schaft. Man erhoffte sich eine grös-sere Beteiligung junger Leute am politischen Geschehen. Auf euro-päischer Ebene sind Bestrebungen im Gange, die politischen Rechte ab 16 Jahren zuzugestehen. Im Juni 2011 verabschiedete die Parlamen-tarische Versammlung des Europa-rats eine Resolution. Die Mitglied-staaten werden darin aufgefordert, eine Senkung des Stimm- und Wahlrechts auf 16 Jahre zu prüfen. Im Kanton Glarus können bereits 16- und 17-Jährige auf Gemeinde- und Kantonsebene abstimmen und wählen. Entsprechende Vorstösse in

Mündigkeit bringt Rechte und Pflichten

Text Andrea Gisler, Rechtsanwältin, Bild: Fiona Peter

Der Eintritt der Mündigkeit ist ein Lebensübergang, welchem die Jugendlichen ganz unter-schiedliche Bedeutung beimessen. Aus rechtlicher Sicht ist die Tragweite zweifellos gross. Wer mündig und urteilsfähig ist, kann durch seine Handlungen unbeschränkt Rechte und Pflichten begründen. Er kann beispielsweise einen Arbeits- oder Mietvertrag abschliessen, ein Testament errichten, prozessieren, eine Firma gründen oder heiraten. Die Mitwirkung der Eltern ist nicht mehr erforderlich.

Die Jungbürger/innen-Feier 2012.

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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dieren werde.» Nebst dem Studium arbeitet Anina in einem Supermarkt an der Kasse. «Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einen Job haben werde», schmunzelt Anina. Da sie sich aber gut vorstellen kann, noch während des Studiums auszuziehen, möchte sich die Studentin ihr Geld selbst verdienen. «Im Moment läuft es ganz gut mit dem Studium und der Arbeit nebenbei», meint sie zuversichtlich.Ob sich Anina erwachse-ner fühlt, seit sie studiert,

kann sie nicht recht sagen. «Man hat aber mehr Freiheiten, kann jetzt vieles selber entscheiden, was vorher von Lehrern vorgegeben wurde. Das ist schon toll», beschreibt sie ihre An-sichten gegenüber dem Erwachsen-werden. Auch ihr Freundeskreis hat sich verändert, seit sie an der Uni ist.Viele ihrer Schulkollegen sind jetzt im Zwischenjahr, machen Ausland-aufenthalte oder Praktika. «Die sehe ich leider nicht mehr so oft. Dafür freue ich mich aber auch, neue Leute an der Uni kennenzulernen.»Wie es für die 19-Jährige nach dem Studium weitergeht, weiss sie noch nicht so genau. «Vielleicht werde ich Deutschlehrerin oder gehe in Rich-tung PR und Werbung.» Zum Glück hat sie ja auch für diese Entschei-dung noch ein paar Jahre Zeit.

sammenhänge in der Natur. «Wie wir zum Beispiel die Luft atmen, die die Pflanzen bei der Photosynthese nebenbei herstellen», erinnert sich Anina. «Wie diese Dinge funktio-nieren, hat mich schon immer in den Bann gezogen. Deshalb wollte ich Biologin werden, als ich klein war», lacht sie. Als sie dann im vor-letzten Jahr des Gymnasiums kei-nen Biologieunterricht mehr hatte, merkte sie aber, dass er ihr gar nicht fehlte. «Ich hatte jedoch Philosophie als Ergänzungsfach, was mir sehr ge-fiel. Auch der Deutschprojekt-Kurs hat mich fasziniert.» So kam Ani-na schliesslich doch noch zu ihrer optimalen Studienrichtung. «Zwei Tage, bevor ich mich einschreiben musste, war für mich klar, dass ich Germanistik und Philosophie stu-

«Ich war nicht sonderlich nervös, sondern eher ge-spannt und neugierig auf das, was kommt», erzählt Anina über ihren ersten Tag an der Uni. «In der ersten Vorlesung waren dann rund 200 Studenten im Saal. Jeder Platz war besetzt, und einige sassen sogar auf den Treppen», erinnert sich Anina. «Es waren nicht nur neue Studenten, sondern auch solche aus höheren Se-mestern dabei. Das war dann schon etwas spezi-ell», so die 19-Jährige wei-ter. Dass zudem kein Lehrer da war, der sie begrüsste und sich um die Neuen kümmerte, fand sie anfangs schon gewöhnungsbedürftig. «Man sitzt dann einfach da und muss mit-schreiben.»Beinahe zwei Monate sind seither vergangen, und Anina weiss jetzt: Es war die richtige Entscheidung, Ger-manistik und Philosophie zu studie-ren. Bis sie jedoch auf diese Studi-enrichtung kam, gingen ihr einige andere Ideen durch den Kopf. «Ich wollte immer wieder etwas anderes studieren. Zuerst Biologie, dann Medizin oder Germanistik und so-gar die ZhdK (Zürcher Hochschule der Künste) kam in Frage.»Aninas Vater ist Gärtner und er-klärte ihr früher auf Streiftouren durch den Wald die grossen Zu-

Biologie, Kunst oder doch lieber Germanistik?

Text und Bild: Laura Nussbaumer

An ihren ersten Tag als Studentin erinnert sich Anina Knop noch ganz genau. Kein Wunder, es ist auch nicht lange her. Am 17. September begann die junge Gossauerin ihr Germanistik- und Philosophiestudium an der Universität in Zürich. Dass sie eines Tages studieren möchte, war für sie schon immer klar. Doch was? Das war die grosse Frage.

Anina Knop beim Lernen für ihr Studium.

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

Lebensgeschichte werden sollte. Ein Jahr später sollte dann innerhalb von 6 Wochen alles organisiert und eine Thai-Hochzeit auf der Insel KoYao vorbereitet werden. Der zukünftige Ehemann musste nicht nur während zweier Tage alle Tischbeine für die Tische der 700 Hochzeitsgäste im Dschungel aus Baumbusholz schla-gen (als Beweis, mit seiner männli-chen Kraft eine Familie durchbrin-gen zu können), es mussten auch 250 Kilogramm Büffelfleisch und riesige Mengen an Gemüse, Fisch, Hühnerfleisch, Reis und Ananas ge-rüstet, geschnetzelt und gekocht, das Brautzimmer und das Hochzeits-häuschen mit reich besticktem Stoff geschmückt werden. All dies war ja noch vergleichsweise einfach. Viel schwieriger für eine europäisch ge-prägte, junge Frau und ihre Familie war wohl die Vorstellung, einen, zwar

Verliebt, verlobt, verheiratet…

Text: Geneviève Bichsel, Bilder: zvg

Schon kleine Kinder spielen Braut und Bräutigam, in der Werbung finden Hochzeiten statt, im Film wird vor dem Traualtar Einspruch erhoben, in Ohnmacht gefallen, die Flucht ergriffen, geweint. Heiratet der Hochadel, bringen stundenlange Liveübertragungen hohe Einschalt-quoten, und manch eine Zuschauerin (es sind nun mal meistens Frauen…) sitzt verträumt vor dem Fernsehgerät und schluckt ergriffen beim Anblick der schönen Braut und des selig lä-chelnden Bräutigams. Solch eine Heirat, ein Hochzeitsfest, bringt uns zum Träumen. Da haben sich zwei gefunden, wollen ihr Leben zusammen teilen, versprechen sich Liebe und Treue, wollen ihr Bestes geben, damit diese Beziehung eine möglichst lange Zukunft hat. Wenn das nicht an unser Innerstes rührt und Sehnsüchte weckt? Und alles wunderschön verpackt und voller zarter Leichtigkeit. Die entsprechen-den Journale sind voll von diesen Träumen aus Organza, Seide, Spitze, Voile und Tüll. Wedding-Planer ist ein Beruf mit Zukunft, die Angebote rund um die Hochzeit boomen, von der Hochzeitstorte über die Hoch-zeitssuite bis zum Flitterwochenan-gebot ist alles individuell, aber nicht preisgünstig, zu haben. Es soll ein rauschendes Fest werden, es darf etwas kosten, ist es doch als etwas Einmaliges gedacht!

Es ist immer noch ein ganz beson-deres Ereignis, wenn zwei Men-schen sich entschliessen, aus einem Paar ein Ehepaar zu werden. Früher gab es zwingende gesellschaftliche und religiöse Gründe dafür. Noch in der ersten Hälfte des letzten Jahr-hunderts kannte die Mehrheit der Kantone – vor allem in der Deutsch-schweiz – Konkubinatsverbote. Das letzte, im Wallis, wurde 1995 aufge-hoben, im Kanton Zürich 1972. Um zusammenleben zu können, musste zwangsläufig geheiratet werden.Alle gesellschaftlichen und gesetzli-chen Hürden sind aber nicht über-all und vollständig aus dem Weg geräumt. Erschütternde Beispiele, welche Auswüchse der Stellenwert gebrochener Versprechen, verletz-ter Ehre und Ausbruchsversuche im Kontext von Heirat und Ehe haben können, gibt es mehr als genug.

Gabriela und KaremAls Gabriela Mäder aus Gossau 2007 während ihrer Arbeit beim Aufbau eines Kinder- und Jugendzentrums in Thailand Kasem Roengsamut, genannt Karem, kennen und lie-ben lernte, ahnte sie vielleicht, dass ihre Liebe einige nicht zuletzt auch behördliche Hindernisse zu über-winden hätte. Ganz einfach war dies alles nicht. Bereits nach einem Monat waren sich die beiden sicher, dass aus ihrer Liebesgeschichte eine

Dominique und Michel an ihrem Hochzeitstag im September 2012. Bild: André Herger

Auch wenn mittlerweile beinahe jede zweite Ehe geschieden wird, so freut sich doch jedes Brautpaar an seinem grossen Tag sehr und glaubt ganz zuversichtlich, zu jenen Glücklichen zu gehören, deren Verbindung die Stürme der Zeit und des Zusammenlebens übersteht. Ob gewisse Voraussetzungen die Chancen dafür erhöhen? Vielleicht gibt der folgende Artikel einige Hinweise dazu.

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

gen im Brautzimmer, wo sie allein die Nacht verbracht hatte, auf den Bräutigam, der sie mit seinen Freun-den und dem Imam aufsuchte. Alle sangen, nicht unbedingt schön, aber voller Inbrunst. Es wurde gebetet, es wurden dreimal die Köpfe zu-sammen gestossen, der Ring über-gestreift und dann durfte gratuliert werden. Bei 700 Gästen dauerte das den ganzen Tag. Da war die Zivil-hochzeit in der Schweiz am 5. Sep-tember 2008 und das Fest im Tipizelt in Gossau ein Klacks dagegen.Gabriela und Karem haben ihren Entschluss zur Heirat, den sie aus tiefster Überzeugung und voller Liebe getroffen haben, nie bereut. Sie begegnen sich voller Offenheit, Toleranz und Respekt. Am 5. Juli 2010 hat die Geburt ihres Sohnes Rayan ihr Glück noch vertieft und perfekt gemacht. Die Familie lebt abwechslungsweise in Thailand und der Schweiz.

Dominique BichselFür Dominique Bichsel, aufgewach-sen in Gossau, und Michel Ballis-treri wäre so eine Zeremonie und diese Art, sich zu einer Hochzeit zu entschliessen, wohl kaum vor-stellbar gewesen. Sie kannten sich schon zehn Jahre, hatten drei Jah-re zusammen gelebt, hatten schon vieles miteinander erlebt, Trauriges und ganz viel Schönes geteilt und wollten in ihrer Beziehung einen Schritt weitergehen. Erst seit Kur-zem sind sie verheiratet und spüren nun doch diese neue Tiefe und Ver-bindlichkeit, nach der sie gesucht haben. Noch sorgsamer möchten sie miteinander umgehen, um ihrer Liebe Zukunft zu geben. Sie haben geheiratet als Entscheidung fürei-

mentalistischen Islam gleichgesetzt werden kann. So wartete Gabriela schliesslich, bedeckt mit einem straff sitzenden Kopftuch, voller Sorge, ob sie damit genügend hören würde, auf den grossen Moment. Doch sie konnte den Imam gut hören, verste-hen allerdings nicht, und sprach ihr Eheversprechen auf Arabisch. Erst am nächsten Tag fand die Walima, die eigentliche Hochzeitsparty statt.

Geschmückt und zurecht-gemacht wie eine westliche Braut, wartete sie am Mor-

Verliebt, verlobt, verheiratet…

symbolischen, Brautpreis festlegen zu müssen und auch, den genauen Tag der Hochzeit durch den Imam bestimmen zu lassen. Gemäss Imam sollte der 18. Februar 2008 für die religiöse Feier, die Nikha, ein beson-ders Glück verheissender Tag sein. Gabriela musste auch, um richtig verheiratet werden zu können, zum Islam übertreten, einem Islam, der auf KoYao nicht mit einem funda-

Dominique und Michel an ihrem Hochzeitstag im September 2012. Bild: André Herger

Das Brautpaar Gabriela und Karem – und mit ihrem Sohn Rayan.

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zu verhindern. Gabriela und Ka-rem könnten ein Lied davon singen. Sechs Monate dauerte es, bis Karem nach der Hochzeit in Thailand ein Visum erhielt und in die Schweiz einreisen durfte.

Markus WidmerAuch Markus Widmer, Gemeinde-leiter der Kath. Pfarrei in Gossau, führt immer wieder Traugespräche. Aber diese sind im Verlaufe der Zeit weniger geworden. Wie Martin Tra-felet stellt auch er fest, dass die Zi-viltrauung der kirchlichen Trauung den Rang abläuft und diese weniger oft gewünscht wird. Es ist, für ihn er-freulicherweise, kaum noch so, dass Paare in der Kirche heiraten möch-ten, um den Ansprüchen einer Fa-milientradition zu genügen oder um zu einem festlicheren Rahmen und rauschenden Orgelklängen zu kommen. Die Paare, welche bei ihm vorsprechen, möchten ganz

bewusst eine religiöse Trauung, wün-schen sich Gottes Segen und seinen Zuspruch. Sie nehmen in Kauf, dass ihnen die Kirche einige sehr persön-liche Fragen stellt. Nicht nur die Un-auflöslichkeit der Ehe, die umfassen-de Gemeinschaft und Treue sind ein Thema, auch die Bereitschaft, Kinder zu haben, wird erfragt und ist ein Kriterium. Markus Widmer erfül-len diese Gespräche mit Zuversicht, wenn er ein Brautpaar als ausgewo-gen und im besten Sinn als gleichbe-rechtigt erlebt, wenn er spürt, dass beide auf Gott als Dritten im Bund vertrauen und dieser über den Fest-tag hinaus für die Beiden von Bedeu-tung sein wird. Soll die Kirche aber eher Ort von Ritual und Festlichkeit sein, überweist er das Paar lieber an frei schaffende Theologen oder Ritu-albegleiter, welche der Trauung auf andere Weise Tiefe und Feierlichkeit geben können.

ganisation das Zivilstandsamt nach Wetzikon verlegt wurde. War zu Beginn seiner Amtszeit die Zivil-hochzeit nur die gesetzliche Voraus-setzung für eine kirchliche Hoch-zeit, so ersetzt diese heute oft die kirchliche Feier und wird dadurch festlicher. Er hat viele Brautpaare vor sich gesehen, oft aufgeregt aber voller Vorfreude und Glück. Er hat sich mit ihnen gefreut, wenn er das Knistern gespürt und mit ihnen in

den 7. Himmel geschaut hat, war beeindruckt von der Offenheit und Ernsthaftigkeit auch ganz junger Brautpaare. Für ihn gibt es kein Re-zept, wie Scheidungen vermieden werden können, aber ein Brautpaar, das sich gut kennt, dem auch die gegenseitigen Schwächen nicht ver-borgen geblieben sind, das stimmt ihn zuversichtlich. Nichts überstür-zen wäre sein Rat, doch da kommt ihm gleich jenes Brautpaar in den Sinn, welches sich nach 20-jähriger Beziehung mit einer Traumhoch-zeit das Ja-Wort gab und dessen Ehe kurze Zeit später in die Brüche ging. Da lag er mit seiner Intuition ganz falsch. Skeptisch war er, wenn ein Paar sich kaum verständigen konn-te, doch waren die gesetzlichen Vor-aussetzungen erfüllt, waren ihm die Hände gebunden. Heute wird da ge-nauer hingeschaut, um Scheinehen

nander, um ihrer Liebe auch nach aussen einen zusätzlichen Ausdruck zu geben, ohne Druck von Familie oder Religion. Ganz klassisch haben sie geheiratet, feierlich in der Kirche, anschliessend mit einem rauschen-den, fröhlichen Fest voller Musik und Tanz, an dem alle teilhaben soll-ten, die ihr Leben begleiten. Wichtig war es Dominique und Michel, ihre ganz eigene Identität zu bewahren, dass sie beide als ganz eigenständi-

ge Menschen diese Ehe eingehen, dass sie zwar Kompromisse einge-hen, aber nichts aufgeben müssen, was ihnen bis anhin wichtig und kostbar war. So können nach neuer Gesetzesregelung in Zukunft auch beide Ehepartner ihre Namen ganz eigenständig behalten. Nicht nur im Namensrecht zeigen sich die Ver-änderungen unserer Gesellschaft. War früher die Ehe auch eine Absi-cherung mit entsprechend einher-gehender Abhängigkeit, schafft das heutige Eherecht bessere Vorausset-zungen für eine partnerschaftliche Ehe, auch wenn ein entsprechendes Steuergesetz noch etwas auf sich warten lässt!

Martin TrafeletMartin Trafelet war 19 Jahre lang Zivilstandsbeamter in Gossau, be-vor 2003 im Rahmen einer Reor-

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zuletzt Gott ins Boot holen, als Hilfe, Unterstützung, als der, welcher ver-gibt und darin Wege aufzeigt. Nicht immer ganz einfach als Personen des öffentlichen Lebens, als Pfarrerehe-paar. Fritz Rohrer war seit 1979 Pfar-rer in Gossau, bis er sich im Sommer 1993 frühpensionieren liess. Doch Fritz und Ina Rohrer halten nichts vom mehr Scheinen als Sein. Sie ha-ben durch genaues Hinschauen ihre Liebe vertieft, ihre Ehe erhalten. Sie haben auch in der Zeit tiefster Trau-er, wo Sprechen kaum mehr möglich ist, den Tod ihres Sohnes gemeinsam getragen. Sie halten wenig vom Be-griff Lebensabschnittpartner, wenn Liebe doch Zeit braucht, wenn Lie-be sich verändern darf, wenn Liebe wachsen und sich entwickeln soll.Liebe braucht Zeit, manchmal ist sie ganz plötzlich und überwältigend da. Vom ersten Verliebtsein bis zur tragfähigen Liebe, von der Hochzeit bis zum Jubiläum, vom siebten Him-mel zum Himmel auf Erden, von der rosaroten Brille zum liebevollen, manchmal mühsamen Blick auch auf die Schwächen ist es ein anspruchs-voller Weg, der langen Atem braucht, auf dem man stolpern darf und der hoffentlich zu einem glücklichen Ziel führt. Und so soll es sein, nicht mär-chenhaft, aber wie im Märchen.«Und sie lebten glücklich und zu-frieden, und wenn sie … »

genau so. Wie haben sie es trotzdem geschafft? Wichtig war es, sich über die ers-te Verliebtheit hinaus als gesamte Person zu schätzen. Verliebt sein verhindert diese Gesamtannahme geradezu. Zu wissen, der geliebte Mensch hat Schwächen, unange-nehme Seiten, welche auch zu ihm gehören. Seiten, die Konflikte her-vorrufen. Dies aber nicht nur anneh-

men, sondern zu beobachten, was dabei geschieht und immer wieder darüber reden. Sich aber auch nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Mit Men-schen reden, professionelle Hilfe annehmen, sich auseinandersetzen, offen sein und sich nicht schämen, Konflikte anzusprechen. Und nicht

Sein ganz persönliches Highlight hat seinen Anfang vor 25 Jahren genom-men. Es war seine allererste Traupre-digt und dieses Jahr ist er zur silber-nen Hochzeit eingeladen.

Ina und Fritz Rohrer25 Jahre sind ja schon ein ganz schönes Stück Weg. Ina und Fritz Rohrer gehen ihren Weg nun schon seit 50 Jahren gemeinsam. Kennen-gelernt haben sie sich in Lausanne. Sie, die junge, unabhängige Frau aus Ostdeutschland, welche bereits in England, Spanien und Frankreich gearbeitet und nun als Sekretärin in einem amerikanischen Konzern eine verantwortungsvolle Stelle inne hatte, eine junge Frau mit einer traumatischen Vergangenheit in der DDR, die den Zwängen und Ein-schränkungen ihrer Heimat getrotzt und voller Lebenskraft und Energie im Westen eine neue Existenz auf-gebaut hatte. Er, der junge Pfarrers-sohn, aus behüteten Verhältnissen, ein Theologiestudent mit seinen Fragen und Zweifeln. Sie treffen sich bei einer christlichen Studentenar-beit, kommen sich näher, verlieben sich und heiraten am 29. September 1962 in Arbon. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, aber unter-schiedliche Temperamente können auch eine echte Herausforderung sein. Bei Ina und Fritz Rohrer ist es

Ina und Fritz Rohrer (1962)

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schreibliche Freude und ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit, dass man dieses Glück erleben darf in seinem Leben. Ein Enkelkind löst mit seiner blossen Existenz Gefühle aus, die ich nie für möglich gehalten hätte. Eine Erfahrung, die ich jedem wünsche.Hansjürg Bölsterli: Ja, ich geniesse es auch sehr, aber ich finde die Verant-wortung wiegt viel schwerer. Man ist irgendwie ängstlicher als bei den ei-genen Kindern. Jetzt ist Tim ja noch klein, aber ich kann mir vorstellen, wenn er dann voller Tatendrang ist, nimmt das vielleicht noch zu. Jetzt sind die vielen Momente mit Tim sehr intensiv und beruhigend. Mit

Tim in den Armen vergessen wir den Alltagsstress und geniessen das «Grosselternsein» immens. Sein

Am 2. Juli 2012, 11.31 Uhr, war es so weit: Das erste Enkelkind von Susanne und Hansjürg Bölsterli er-blickte das Licht der Welt im Spital Zollikerberg – sechs Wochen vor dem Geburtstermin. Zwei Wochen musste Tim danach noch im «Well-nesshotel» verbringen, um zu Kräf-ten zu kommen, bevor ihn seine El-tern Sandra und Chris nach Hause holen durften. Wie haben Sie diesen Moment erlebt, zum ersten Mal das Enkel-kind im Arm zu halten?Susanne Bölsterli: Es war ein unbe-schreibliches Gefühl. Glück, Freu-de, Dankbarkeit, dass Tim alles gut überstanden hat – all diese Emotio-nen trieben uns beiden die Tränen in die Augen. Hansjürg Bölsterli: An diesem 22. Juli hatten wir eine Grillrunde mit unserer ganzen Familie geplant, Sandra und Chris kamen direkt vom Spitalbesuch und überraschten uns mit Tim, den sie an diesem Tag nach Hause nehmen durften. Endlich be-schränkte sich das Sehen nicht mehr nur auf die Besuche im Kranken-haus, jetzt hatten wir ihn bei uns in der Familie.Was hat sich für Sie geändert?Wir können jetzt nachvollziehen, wenn unsere Bekannten sagten, wartet nur ab, bis ihr auch Grossel-tern werdet, es ist einfach anders, als bei den eigenen Kindern……was ist denn anders?Susanne Bölsterli: Es ist eine unbe-

Text: Rita Gröbli; Bilder: zvg

Susanne und Hansjürg Bölsterli aus Gossau sind zum ersten Mal Grosseltern geworden und geniessen das Zusammensein mit ihrem kleinen Enkelsohn Tim in vollen Zügen. Eine neue Erfahrung, die man allen wünscht, denn es ist etwas anderes als bei den eigenen Kindern, meinen die beiden unisono.

Die glücklichen Grosseltern Susanne und Hansjürg Bölsterli mit Tim.

Sein Lächeln verzaubert die Gross- eltern täglich aufs Neue.

Grosseltern werden…

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Lächeln verzaubert uns täglich aufs Neue, und wir freuen uns, Tim als Grosseltern auch in Zukunft zu ver-wöhnen.Die Rolle von Grosseltern hat sich in den letzten Jahren verändert, haben Sie sich speziell vorbereitet?Susanne Bölsterli: Ich habe kein einziges Buch über die Rolle einer Grossmutter gelesen, wenn Sie das meinen. Ich glaube, es ist wichtig, dass die Kinder spüren, dass sie ge-liebt und ernst genommen werden. Da Sandra und Chris in Gossau wohnen, sind wir in der glücklichen Lage, unser Enkelkind oft zu sehen. Wir erleben alle kleinen Fortschritte

Einige europäische Länder sowie die Vereinigten Staaten und Kanada haben einen Tag zu Ehren der Grosseltern eingeführt, um deren zentrale Rolle in Familie und Gesellschaft zu feiern. In Italien wird der Grosselterntag seit 2005 am 2. Oktober gefeiert. In Frankreich dagegen fällt der Grossmuttertag seit 1997 auf den ersten Sonntag im März und der Grossvatertag seit 2008 auf den ersten Sonntag im Oktober. In der Schweiz gibt es noch keinen offiziellen Grosselterntag.

in seiner Entwicklung mit grosser Freude und geniessen die vielen schönen Momente mit ihm – und das hoffentlich noch viele Jahre.Hansjürg Bölsterli: Früher haben sich die Grossväter nicht so sehr um ihre Enkelkinder gekümmert. Heu-te ist das anders, zum Glück. Man nimmt sich Zeit und hat auch die materiellen Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, was unsere Grossel-tern vielleicht weniger hatten.Sandras Zwillingsschwestern sind ebenfalls überglücklich und genies-sen ihre Rolle als Tante und Gotti. Wir wünschen der ganzen Familie viel, viel Freude.

Helene und Robert Reiser geniessen ihre drei Enkelkinder sehr, verbringen viel Zeit mit ihnen und freuen sich an ihren Fortschritten. Weil sie selber als Kinder keine Grosseltern hatten, wollen sie ihnen vor allem viele schöne Erinnerungen schenken.

Wir haben drei Enkelkinder: Jan ist in der erste Oberstufe, Lea geht in die vierte und Anja besucht die erste Klasse. Wir schätzen uns glücklich, dass wir ebenfalls im Grüt wohnen und im Notfall schnell einspringen könnten. Jan durfte mit drei Mona-ten mit seinen Eltern für anderthalb Jahre in die USA ausreisen. Wir vermissten den Kleinen mit seinen Eltern, und doch verkürzte sich die Zeit als wir sie drei Wochen in den USA besuchen konnten.Kürzere Ausflüge in der nahen Um-gebung genossen die Kinder sehr. Mit dem Velo im Kindersitzli um den Lützelsee war ein Erlebnis – mit einem Picknick unterwegs.

…und glückliche Grosseltern sein

Text: Helene Reiser; Bilder: zvg

Helene Reiser mit Enkelin Anja.

Grosseltern werden…

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Eine Schifffahrt auf dem Zürichsee oder mit der Bahn auf den Üetliberg, herrlich die Aussicht auf dem Turm. Während der Sommerferien planen wir meistens eine Tagestour in die Berge, wenn möglich an einen See, wo man am Ufer brätlen und baden kann. Unsere Enkelkinder sind zum Glück nicht verwöhnt und geniessen eine Zug- oder Postautofahrt. Auch ein Ausflug in den Zoo und auf den Flughafen ist immer ein Volltreffer.Von Anfang an habe ich zwei Bastel-kisten mit Scheren, Leim, Farb- und Filzstiften sowie ein Stapel Papier parat gemacht. Was da alles gebastelt und geleimt wurde, richtige Kunst-werke. Zum Glück haben wir eine Tür, die sich bestens eignet, um all die Kunstwerke aufzuhängen.Da ich an einem Vormittag in der Handarbeit als Seniorenhilfe tätig bin, und zu Hause viel stricke, woll-ten sie natürlich auch schon sehr früh stricken und häckeln lernen. Es war ihr Wunsch, und mir war es na-türlich wichtig, mir die Zeit zu neh-men, hinzusitzen, vorzuzeigen und auszuprobieren.Viele kleine Strick- und Häkelarbei-ten entstehen, und die Freude ist rie-

sengross. Ich staune immer wieder über die Ausdauer, die die Kinder entwickeln.Im November naht langsam die Guetslizeit. Die Kinder geniessen es dann, mit uns zu Mittag zu essen und am Nachmittag mit anzupacken beim Auswallen, Ausstechen, Ba-cken und natürlich beim Garnieren der Guetsli, das jeweils das schönste ist. Jedes Kind geniesst den Nach-mittag für sich allein und wir natür-lich auch. Vielmals wollen sie auch wissen,

wie es war, als wir klein waren. Wir erzählen ihnen, was wir damals vor 40 Jahren erlebten, und es ist für uns alle spannend, da es damals ja sehr anders war und auf einem Bauern-hof sowieso.In der Küche mithelfen beim Ko-chen, das ist auch immer lustig. Sa-latsauce zubereiten, gut rühren und immer wieder probieren, Salat wa-schen und natürlich Omeletten ba-cken. Wir als Grosseltern geniessen diese Zeit mit unseren drei Enkeln ganz besonders, hatten wir beide doch als Kind keine Grosseltern.Lustig wirds auch, wenn eines der Kinder bei uns übernachten darf: Geschichten vorlesen, Spiele ma-chen und vieles mehr. Am Morgen schnell zu uns ins Bett schlüpfen, lachen und das Zusammensein ge-niessen. Herrliche Momente, die nicht wiederkommen. Es ist wun-derschön, Enkelkinder zu haben, zu sehen wie sie aufwachsen, wie sie Fortschritte machen und vor al-lem, wie sie Vertrauen haben zu uns und vieles erzählen, sei es von der Schule und was sie sonst noch auf dem Herzen haben oder sie sonst bewegt.

Ausflüge in die Natur gefallen Enkelkindern und Grosseltern.

Helene Reiser mit Jan an seinem 10. Geburtstag.

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Als erstes Reiselust gestilltKurz nach seiner Pensionierung reiste Otto Bill mit seinem Bruder und zwei Kollegen nach Südame-rika und verbrachte fünf Wochen in Mexiko und Kolumbien. Sie besuchten verschiedene Projekte der Organisation für Strassenkin-der APIA (siehe Kästchen), die er seit vielen Jahren unterstützt. Zwi-schendurch unternimmt er kleinere Reisen ins Rioja-Gebiet in Spanien, nach Paris, Hamburg, Venedig und jedes Jahr in seine zweite Heimat,

mitzuerleben, wie sie sich beruf-lich weiterentwickeln und auch menschlich verändern in dieser Zeit zwischen 16 und 20 Jahren.» Zufälligerweise wurde zum Ter-min seiner Pensionierung im Jahre 2005 die Lehrwerkstatt von Uster Technologies AG verkauft – sie wurde und wird auch heute noch als AZO (Ausbildungszentrum Zürcher Oberland) weitergeführt. Für Otto Bill war es gerade der richtige Zeitpunkt, um frei zu sein für sein «neues» Leben.

Bereut hat Otto Bill seinen Ent-schluss noch keinen Tag, so gerne er auch gearbeitet hat. Bis zu sei-ner Pensionierung arbeitete er bei Zellweger Uster, zuerst als Instruk-tor, wobei er die letzten fünf Jahre die Gesamtleitung für alle Berufe der Lehrwerkstatt übernahm. Auf die Frage, wie viele Lehrlinge er denn in diesen 35 Jahren während der Ausbildung begleitet hat, lacht er: «Es müssen weit über Tausend gewesen sein. Es ist etwas Schö-nes, mit Jugendlichen zu arbeiten,

Es war immer Otto Bills Wunsch, mit 63 Jahren aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, um seine Pensionierung in vollen Zügen zu geniessen. Die ausgezeichnete Pensionskasse der Zellweger Luwa AG liess dies auch zu, ohne dass er allzu grosse finanzielle Einbussen in Kauf nehmen musste.

Text: Rita Gröbli, Bilder: Otto Bill

Frühzeitig pensioniert, um frei zu seinOtto und Bianca Bill (links) sowie sein Bruder und Schwägerin 2011 auf einer selbst angefertigen Collage von Paris.

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THEMAWICHTIGE MOMENTE

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schätzen es, wenn «Otto» mit ih-nen tschuttet, oder sonst was unter-nimmt. «Freunde sind gestorben oder wur-den krank, da wird einem ganz stark bewusst, wie gut man es hat. Man muss das Leben bewusst ge-niessen, nicht nur wenn man pen-sioniert ist.»

Buchhaltung mit dem Lohnwesen. Die beiden Töchter sind entlastet, und ihm macht es Spass, auch noch etwas mit dem «Kopf zu machen». Zudem engagiert er sich bei der Spitex beim Mahlzeitendienst, stellt am Computer Fotobücher zusam-men, hat das Kochen entdeckt und nimmt an Seniorenkochkursen teil. Seine Tage sind immer ausgefüllt, noch nie war es ihm langweilig – keine Stunde. Wenn jemand Hilfe braucht, ist er immer zu haben. Mal bis spät in die Nacht fernzusehen ohne an den Morgen zu denken, findet Otto Bill auch ganz toll. In der neuen Überbauung pflegen sie ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, im Sommer wird gril-liert oder zum gemütlichen Apéro geladen. Enkelkinder haben sie keine, doch die Nachbarskinder

Apulien. Vor vielen Jahren hat er sich in Lecce nicht nur in seine Frau Bianca verliebt, sondern auch in die wunderbare Gegend von Apulien. Seit er pensioniert ist, ver-bringen sie jeweils drei Monate im eigenen Haus am Meer. Hier radelt er mit seinen italienischen Kollegen frühmorgens auf Velowegen durch Olivenhaine auf seinem Hermann-Gretener-Velo, das er von Gossau mitgebracht hat. Bei einem Halt in einer Bar wird ein starker italieni-scher Caffè getrunken, über Gott und die Welt philosophiert oder über Politik geredet, was ab und zu zu hitzigen Diskussionen führt. Aber die Gemüter sind schnell wie-der beruhigt, und man geniesst die Freundschaft.

Viele freiwillige AktivitätenNach seiner Pensionierung haben sich die Bills in Gossau eine Ei-gentumswohnung gekauft. «Wir haben es genossen, genügend Zeit und Musse zu haben, Plättli und neue Möbel auszusuchen. Auch die Züglete ging ohne Stress über die Bühne.» Für seine Zwillingstöchter Sonja und Barbara, die seit einigen Jahren ein grosses Coiffeurgeschäft in Uster betreiben, erledigt er die

Otto Bill beim Kochen und beim Velofahren (gelbes Trikot) in Lecce.

Familie Bill, v.l.n.r.: Barbara, Bianca, Otto und Sonja.

Wer ist apia?apia unterstützt lokale Organisationen und Selbsthilfegruppen in Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Peru.• apiaistseit1990alsunabhängiger,ge-meinnütziger Verein aktiv. • apiafinanziertnachhaltigeProjektemitlangfristigen Perspektiven. • apiaunterstütztundfördertInitiativen-zugunsten von Strassenkindern und behin-derten Kindern aus Armenvierteln. • apia-Partnerorganisationen arbeiten inden Bereichen Vorbeugung, Direkthilfe und Ausbildung in Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Peru. • Jedes Land hat einen Projektverant-wortlichen im ehrenamtlich tätigen Vor-stand, der regelmässigen Kontakt zu den Partnerorganisationen pflegt. In den laufenden Projekten erhalten über 2000 Kinder und Jugendliche Unterstüt-zung und Ausbildung. Zusätzlich profitie-ren von Gesundheitsförderungsprojekten rund 800 Familien, und 145 Personen sind Kleinkreditnehmer.Der Verein zählt 275 Mitglieder. Rund 50 Patinnen und Paten unterstützen die Projekte. Leitlinien, Statuten und das Or-ganigramm können unter www.apia.ch angeschaut werden.

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SETZT ZEICHEN. KEINE GRENZEN.Auffallend anders.

Der neue MOKKA