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Franz Kolland 15. November 2013 Lebensqualität durch Bildung: Forschungsbefunde

Ältere ArbeitnehmerInnen in Handelsunternehmen · Wohlbefindens (K. Warner Schaie 1994) Aufwertung des sozialen Status (Chris Phillipson 1998) Stärkung der Kompetenz und Selbstorganisation

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Page 1: Ältere ArbeitnehmerInnen in Handelsunternehmen · Wohlbefindens (K. Warner Schaie 1994) Aufwertung des sozialen Status (Chris Phillipson 1998) Stärkung der Kompetenz und Selbstorganisation

Franz Kolland

15. November 2013

Lebensqualität durch Bildung: Forschungsbefunde

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Fragen

Welchen Zugang haben wir auf europäischer Ebene?

Was heißt Bildung im Alter?

Welche empirischen Forschungsergebnisse sind vorhanden?

Ist eine disziplinübergreifende Perspektive in Sicht?

Welche neuen Fragen sind zu stellen?

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Beteiligungsquoten

Europäische Vergleiche 1

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Active ageing and solidarity between

generations

A statistical portrait of the European Union

2012

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Adult learning...

„...extends beyond employment-related activities to

include personal, civic and social skills in formal

education and training systems or other settings...

participation in education and training activities will be

for personal fulfilment or social contact“ (p. 131). Beteilungsrate EU: 25-64 9,2% 55-64 4,6%

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Begrifflichkeiten:

Unterschiede zwischen Bildung

und Lebenslangem Lernen

Geragogik

Bildung im Alter 2

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Definition von Bildung

Die Begriffsbestimmung von Martina Löw

(2003) ziele auf kognitive, reflexive und

emotional-körperliche Vorgänge:

Bildung ist die „Entwicklung und die gezielte

Förderung geistiger Fähigkeiten zur

Artikulation, Wahrnehmung und Reflexion der

Wissensbestände, aber auch der emotional-

körperlichen Vorgänge“. (S. 23)

Löw, Martina (2003). Einführung in die Soziologie der

Bildung und Erziehung. Opladen: Leske & Budrich

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+ Was ist Lernen (im Alter)? (Bernhardt Schmidt-Hertha 2009)

Lernen bedeutet Erweiterung und Neuorgani-sation von Wissensstrukturen = „träges Wissen“ (S. 47)

Und: Lernen bedeutet Veränderungen im Handeln einer Person = „gestaltendes Wissen“

Lernen bezieht sich nach dieser Definition sowohl auf kognitiv strukturierende Umweltaneignung als auch auf Erweiterung der Handlungskompetenz.

Schmidt(-Hertha), Bernhardt (2009). Weiterbildung und informelles

Lernen älterer Arbeitnehmer: Bildungsverhalten. Bildungsinteressen.

Bildungsmotive. Wiesbaden: VS-Verlag.

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Hans G. Schuetze (2005) unterscheidet drei

Modelle zum Lebenslangen Lernen:

Sozialpolitisch-emanzipatorisches Modell: egalitäre

Bildungs- und Lebenschancen eröffnen, ohne dass

Lernen zu einem Zwang wird („Lernen für alle“)

Liberales Modell: Lernen für eine postindustrielle, offene,

plurale Gesellschaft; allen Lernenden soll der Zugang zu

Lernen offen stehen; die Verantwortung zur Nutzung liegt

bei den Individuen selbst („Lernen für alle, die es wollen

und können“)

Neo-konservatives Humankapital-Modell: Lernen dient der

Anpassung und Erneuerung beruflicher Qualifikationen

zur wirtschaftlichen Nutzung („Lernen für alle, die es

beruflich brauchen“)

Weiterführende Hinweise:

http://erwachsenenbildung.at/themen/lebenslanges_lernen/forschung/modellbildung.php#mod

elle

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Licìnio C. Lima & Paula Guiamarães (2011)

sprechen von drei idealtypischen Modellen:

Demokratisch-emanzipatorisches Modell: Bildung und

Lernen für demokratische Teilhabe und kritische

Bildung, insbesondere Volksbildung und Community

Education

Modernisierungs-staatliches Aufsicht-Modell: öffentliche

Bereitstellung von Lernmöglichkeiten,

wohlfahrtsstaatliche Ergänzungen und Orientierung an

bildungspolitischen Leitlinien

Humanressourcen-Management-Modell: arbeitsmarkt-

und berufsorientiertes Lernen, Herstellung von

qualifizierten Arbeitskräften für ökonomische Bedarfe,

Produktion von Humankapital

Lima, Licínio C. & Guimaraes, Paula (2011). European Strategies in

Lifelong Learning: A Critical Introduction. Leverkusen: Barbara

Budrich

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+ Geragogik

… in Analogie zu Pädagogik, pädagogische Zuwendung zu alten Menschen = ich geleite, ich begleite ältere Menschen (Jürgen Wingchen 2004)

…kann als die Theorie und Praxis der Bildung, Anleitung und Förderung im Alter bezeichnet werden.

„die Pädagogik des alternden und alten Menschen.“ (Hans Mieskes 1971) – Begründer des Begriffs

Mieskes, Hans (1971). Geragogik – ihr Begriff und ihre Aufgaben innerhalb der

Geron-tologie. Aktuelle Gerontologie, 1, 279-281

Wingchen, Jürgen (2004). Geragogik. Von der Interventionsgerontologie zur

Senioren-bildung. Hagen: Brigitte Kunz Verlag

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+ Geragogik

„Als Geragogik wird eine wissenschaftliche Disziplin bezeichnet, die sich am Leitbild von Menschenwürde und Partizipation im Alter orientiert, Bildungsprozesse in der zweiten Lebenshälfte erforscht, Bildungs-konzepte mit Älteren und für das Alter entwickelt und erprobt und diese in die Aus-, Fort- und Weiter-bildung für die Arbeit mit Älteren einbringt.“ (Elisabeth Bubolz-Lutz et al. 2010, 14)

Bubolz-Lutz, Elisabeth; Gösken, Eva; Kricheldorff, Cornelia; Schramek,

Renate (2010). Geragogik. Bildung und Lernen im Prozess des Alterns. Das

Lehrbuch. Stuttgart: Kohlhammer

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+ Bildungsansatz der Geragogik (Cornelia Kricheldorff 2010)

„Aufgabe von Altersbildung [ist] die

Entfaltung von Identität und die

Auseinandersetzung mit altersspezifischen

Entwicklungsaufgaben in einer konkret-

historischen Kultur und Gesellschaft.

Es wird ein ganzheitlicher Bildungsbegriff

eingeführt, der nicht funktionalistisch ist und

deshalb für die gesamte Altersphase, also

auch für das hohe Alter, anwendbar ist.“ (S.

101) Kricheldorff, Cornelia (2010). Bildungsarbeit mit älteren und alten

Menschen. In: K. Aner & U. Karl (Hrsg.). Handbuch Soziale Arbeit

und Alter. Wiesbaden: VS-Verlag, 99-109

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Lernen, Intelligenz

Psychologische Erkenntnisse 3

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+ Lernen im Alter ist möglich

The Seattle Longitudinal Study (K.W. Schaie)

Welche Ergebnisse zeigen die Forschungen zur

intellektuellen Leistungsfähigkeit im

Lebensverlauf?

Schaie, K. Warner; Willis, Sherry L.; & Caskie,

Grace I. L. (2004). The Seattle Longitudinal

Study: Relation between personality and

cognition. Aging, Neuropsychology and

Cognition, 11, 304-234.

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+ The Seattle Longitudinal Study (K.Warner Schaie 2004)

Wie verändern sich im Lebensverlauf:

induktives Denken,

räumliches Denken,

Wahrnehmungsgeschwindigkeit,

Zahlenverständnis,

Wortflüssigkeit?

Zeigt sich: Starke Abnahme – Abnahme – bleibt gleich – verbessert sich

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Verbales Verständnis, induktives Denken, räumliches Denken,

Zahlenverständnis und verbale Fertigkeiten (Wortschatz,

Flüssigkeit) sind alterskorreliert und differentiell.

Kognitive Leistungsveränderungen im

Längsschnittvergleich (K. Warner Schaie

2004)

Bis 67 Jahre Bis 88 Jahre

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Entwicklung der Leistungsfähigkeit im

Alter

Intelligenzaktivierende Trainings-

programme steigern die

Leistungsfähigkeit älterer

Menschen in den trainierten

Fähigkeiten um einen Betrag,

der in seiner Größe dem

durchschnittlichen, in Längs-

schnittstudien gefundenen

Altersverlust vom sechzigsten

bis zum achtzigsten Lebensjahr entspricht. In den

bisherigen Untersuchungen trifft dieses Ergebnis auf die

meisten und nicht nur auf einzelne Teilnehmer zu.

Baltes, Paul B. (1984). Intelligenz im Alter. Spektrum der Wissenschaft, Mai, 46-60; http://www.mpib-berlin.mpg.de/volltexte/institut/dok/full/Baltes/intellig84/index.htm

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Faktoren der Lernleistung im

Alter 1.Ältere Menschen haben im

Vergleich zu jüngeren Menschen schlechtere Lernleistungen.

2.Schlechtere Lernleistungen sind nur zu einem geringen Teil durch das Alter zu erklären.

3.Entscheidend ist in diesem multifakto-riellen Geschehen weniger die Gedächtniskapazität als die Fähig-keit, das Lernmaterial sinnvoll zu strukturieren.

4.Aber: Eine möglichst differenzierte Strukturierung des Lernmaterials ist nicht per se sinnvoll ist. Wichtiger sind Kategorien, die auch später wieder leicht abrufbar sind.

Kliegel, Martin; Altgassen,

Mareike; Martin, Mike &

Kruse, Andreas 2003

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Ungleichheit

Beteiligungsquoten und

Hemmnisse

Lebenslanges Lernen im

ländlichen Raum

Soziologische Erkenntnisse 4

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Mortalitätsraten und Bildungsniveau

nach Alter und Geschlecht

Huisman, Martijn et al. J Epidemiol Community Health 2004;58:468-475;

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1732782/pdf/v058p00468.pdf

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Kompetenzunterschiede nach Alter, Geschlecht Querschnittvergleich (PIAAC 2012)

Lesekompetenz Mathematik Problemlösen (PC)

Männer

Frauen

Aufbereitung und Zusammenstellung der PIAAC-Daten von

Anna Wanka

STATISTIK AUSTRIA (2013). Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen – Erste Ergebnisse der PIAAC-Erhebung 2011/12. Wien: STATISTIK AUSTRIA.

STATISTIK AUSTRIA (2013). Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen –

Erste Ergebnisse der PIAAC-Erhebung 2011/12. Wien: STATISTIK AUSTRIA.

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Kompetenzunterschiede nach Alter,

Geschlecht Querschnittvergleich (PIAAC

2012)

Im PIAAC-Kompetenztest weisen ältere

Menschen im Vergleich zu jüngeren Personen

signifikant schlechtere Ergebnisse in den

Kompetenzbereichen Lesen,

Mathematik und

Problemlösungsfähigkeiten am Computer auf.

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Lesekompetenz nach Alter und im

Ländervergleich (PIAAC, 2012)

bereinigt um den Bildungsstand

OECD (2013), OECD Skills Outlook 2013: First Results from the Survey of Adult

Skills, OECD Publishing. http://dx.doi.org/10.1787/9789264204256-en

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Erklärungsansätze für Kompetenz-

unterschiede nach dem Alter (PIAAC)

Alterseffekt: Abbau kognitiver Funktionen nach Lebensalter (beschleunigt ab dem 50. Lebensjahr)

Kohorteneffekte: Der Bildungsstatus wirkt beeinflussend.

Ländereffekte: Unterschiede im Ländervergleich

Weitere mögliche Einflüsse: Beteiligung/Nichtbeteiligung an Weiterbildung; Art der Erwerbstätigkeit; Gesundheit

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Thesen zum Zusammenhang von

Bildung, Gesundheit und Alter

1. Bildungsbedingte Gesundheitsunterschiede sind im

Erwachsenenalter gering, sie vergrößern sich aber

mit zunehmendem Alter (=Divergenzthese);

2. Gesundheitsunterschiede zwischen verschiedenen

Bildungs-gruppen vergrößern sich im Jugend- und

Erwachsenenalter, im höheren Alter nehmen sie ab

(=Konvergenzthese).

3. Gesundheitsunterschiede zwischen Hoch- und

Niedriggebildeten bleiben bis ins hohe Alter

konstant (= Kontinuitätsthese).

Leopold, Liliya; Engelhardt, Henriette (2011): Bildung und

Gesundheitsungleich-heit im Alter: Divergenz, Konvergenz oder

Kontinuität? Eine Längsschnittunter-suchung mit SHARE. Köln Z Soziol,

63/2: 207–236

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Modellbasierte Veränderung

körperlicher Gesundheit

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Modellbasierte Veränderung

psychischer Gesundheit und kognitiver

Funktionen

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Ergebnisse

Divergenz ist das Hauptmuster bildungsbedingter

Veränderungen der Gesundheit im Alter. Sie setzt bei

den meisten Indikatoren etwa ab einem Alter von 60

Jahren ein.

Konstant im Sinne der Kontinuitätsthese ist der Abstand

zwischen Hoch- und Niedriggebildeten bei der

Veränderung der Anzahl chronischer Krankheiten, der

subjektiv eingeschätzten Gesundheit und bei den

Messungen des Gedächtnisses.

Eine Reduktion der bildungsbedingten gesundheitlichen

Unterschiede (=Konvergenz) konnte lediglich bei einem

Indikator, der Veränderung der Sprechgeschwindigkeit,

beobachtet werden.

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Weiterbildungsquoten

Welche Weiterbildungsquoten weisen die

verschiedenen Altersgruppen auf?

Welche Ergebnisse zeigt der MZ

Lebenslanges Lernen (2003) für die

Altersgruppen 60+?

Welche Ergebnisse bringt der Adult Education

Survey (2007) für die Altersgruppen 25-64

Jahre?

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0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+

formal non-formal informell

Informelles Lernen

non-formales Lernen

formales Lernen

Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus 2003, n=13.393, Österreich,

in %)

Weiterbildungsbeteiligung nach

Altersgruppen

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Non-formales Lernen: Beteiligung, Interesse

und Realisierungslücke nach Alter (MZ 2003,

Österreich)

Altersgruppen Beteiligung Interesse Realisierungslücke

25-29 29,9 51,1 -21,2

30-34 30,8 53,6 -22,8

35-39 30,7 52,7 -22,0

40-44 30,0 48,4 -18,4

45-49 28,3 45,4 -17,1

50-54 21,3 39,3 -18,0

55-59 15,9 32,3 -16,4

60-64 8,3 26,0 -17,7

65-69 6,2 19,6 -13,4

70-74 3,5 13,0 -9,5

75-79 2,9 11,1 -8,2

80+ 1,8 8,7 -6,9

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Teilnahme an nicht-formalen

Bildungsaktivitäten in den letzten 12

Monaten (2006/2007)

Statistik Austria 2009; Adult Education Survey

(AES)

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Faktoren geringer Teilnahme an non-

formaler Bildung im Alter (Franz Kolland & Pegah

Ahmadi 2010)

Bildungsherkunft/Schulbildungsstatus

Kosten

„Cooling-Out“: Motivation

Geringe berufliche Weiterbildung

Frühes berufliches Disengagment

Wechsel des Lernformats (formal->non-formal-> informell)

Ungünstige Altersbilder (Selbst- und Fremdbilder)

Ökologische Bedingungen (urban/ländlich)

Physische Mobilität

Gesundheit

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Informelles Lernen in unterschiedlichen

Aktivitäten

(in letzten 2 Tagen; in %; n=504)

12

13

14

17

25

47

27

51

9

48

10

47

61

36

77

35

65

6

Handwerkl. Tätigkeit

Kochen

mit Computer arbeiten

mit Gesundheit befassen

Lesen

Fernsehen

Lernaktivität Aktivität ohne Lerninhalt keine Aktivität

Quelle: Kolland Franz, Kahri Silvia & Neururer Margit 2007; http://www.bmask.gv.at/site/Soziales/Seniorinnen_und_Senioren/Lebenslanges_Ler

nen/

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Altersbilder und non-formales Lernen

Altersrelevante Erwartungen (Altersbilder) und

Codes haben einen Einfluss auf non-formales

Lernen

n=504

Quelle: Kolland Franz, Kahri Silvia & Neururer Margit 2007

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Bildungsbeteiligung und Lebensqualität im

Alter nach Einkommen (Franz Kolland & Pegah

Ahmadi 2010)

Personen mit einem

niedri-gen Einkommen,

die in den letzten 10

Jahren regelmä-ßig an

Bildung teilgenom-men

haben, weisen eine

höhere Lebensqualität

auf. (=Bildungsbonus)

Personen mit hohem Ein-

kommen haben eine

höhere Lebensqualität.

Der Bil-dungsbonus fällt

geringer aus. n=700; 50-75-Jährige

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Bildung Älterer im ländlichen Raum (Katrin Baumgartner, Franz Kolland, Anna Wanka 2013)

Stichprobe:

Österreichische Bevölkerung, 50+ Jahre, in

Gemeinden < 5.000 EinwohnerInnen; n=500

Auswahlverfahren:

Telefonisches Zufalls-Screening

Erhebungszeitraum:

1. 2. - 8. 3. 2011

Erhebungsinstrument:

Standardisierter Fragebogen (20 Minuten)

Baumgartner, Katrin; Kolland, Franz & Wanka, Anna (2013). Altern im ländlichen

Raum. Stuttgart: Kohlhammer

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Wie wurde Bildung abgefragt?

Haben Sie in den letzten 12 Monaten an

Kursen, Lehrgängen, Schulungen oder

sonstigen Weiterbildungsveranstaltungen

teilgenommen? Denken Sie dabei auch an die

Veranstaltungen von kirchlichen Organisationen,

Senioren-Organisationen, beruflicher

Weiterbildung oder anderen privaten Anbietern,

also z.B. Volkshochschulen. (Gemeint sind auch

z.B. Töpferkurse, Sprachkurse, Malkurse usw.)

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(Weiter-)Bildung im ländlichen Raum

• Geringere Beteiligung: Kleine Gemeinden, Ältere, Frauen

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Welche Kurse werden besucht?

Männer berufsbezogen; Frauen freizeitbezogen;

Unterschiede nach Altersgruppen

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Grundlagenforschung

Geragogische Erkenntnisse

Welche Effekte hat Bildung? 5

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+ Education „blocks dementia“ (Carol Brayne et al.)

Brayne, Carol; Ince, Paul; Keage, Hannah A.D.; McKeith Ian G., et al. Education, the brain and dementia: neuroprotection or compensation? Brain 2010; 133: 2210-16

Hypothese: Wer eine längere Zeit im Ausbildungssystem verbringt, hat ein geringeres Risiko, Demenz zu bekommen.

Daten: Longitudinal; n=872; Methodenmix (klinische Tests, Befragung)

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Prozentsatz dementer Personen nach

Schul-bildung und pathologischen

Veränderungen

More exposure to formal education (per year) was associated with a

lower risk of clinical dementia at death [odds ratio (OR) = 0.89;

95% confidence interval (CI) 0.83−0.94].

Symptoms but not brain changes are reduced by education!

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Bildung als Ressource – Effekte des

Lernens

Steigerung des physischen und psychischen Wohlbefindens (K. Warner Schaie 1994)

Aufwertung des sozialen Status (Chris Phillipson 1998)

Stärkung der Kompetenz und Selbstorganisation des Individuums (Paul B. Baltes 1996)

Verbesserung des gesellschaftlichen Altersbildes (Erdman Palmore 1979)

Senkung des Demenzrisikos (Jeffrey L. Cummings 2005)

Senkung des Mortalitätsrisikos (Luigi Amaducci et al. 1998); beeinflusst wird der Zusammenhang zwischen Bildungsstatus und Mortalität von körperlichen Einschränkungen, d.h. niedriger Bildungsstatus ist häufiger verknüpft mit funktionellen Einschränkungen

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Survey of Health, Ageing and Retirement in

Europe (SHARE) 2005

Personen mit einem geringen Bildungsstatus sind zu 70% häufiger physisch inaktiv und weisen zu 50% häufiger eine Übergewichtigkeit auf im Vergleich zu Personen mit einem höheren Bildungsstatus.

Kognitive Fähigkeiten weisen einen starken Zusammenhang mit dem Bildungsstatus auf, d.h. Personen mit höheren Bildungsstatus haben eine höhere kognitive Kompetenz.

Zwischen dem Bildungsstatus und der Anzahl der eingenommenen Medikamente besteht ein inverser Zusammenhang. Während von den Personen mit Pflichtschulabschluss 27% angaben keines in der Untersuchung angeführten Medikamente zu verwenden, liegt der Anteil der Personen mit Matura bei 46%.

In allen Ländern, die an der Studie beteiligt sind, besteht eine positive Beziehung zwischen der Höhe des Bildungsstatus und dem Ausmaß der Lebenszufriedenheit.

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Effekte der Bildungsteilnahme auf

subjektives Gesundheitsempfinden

72 65

23 275 8

0

20

40

60

80

100

Kursteilnahme keine Kursteilnahme

schlecht

mittel

gut

Angaben in %; n=700; Österreich; Quelle: Kolland, Franz; Ahmadi, Pegah 2010

Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

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Bildungsaktivität und soziale Teilhabe (Franz Kolland & Pegah Ahmadi 2010)

90

68

37 3328

12

88

59

28 2617

[10]

0

20

40

60

80

100W

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Starker Zusammenhang zwischen Bildungsteilnahme und Freiwilligenarbeit bei: Frauen, 70- bis 75jährigen

n=700; Angaben in %.

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Alternsbildung und soziale

Inklusion

Positive Effekte des Lernens auf Soziale Inklusion (Alexandra Withnall 2010):

es kommt zu einer Teilnahme an sozialen/politischen Aktivitäten

verringert das Armutsrisiko

erhöht die Chancengleichheit über den Lebenslauf

wirkt günstig auf negative Altersbilder

Educational participation is not only enriching for people who attend courses or attain knowledge for themselves, but it also has “spread effects”, impacting the entire social context.

Withnall, Alexandra (2010). Improving Learning in Later Life. London:

Routledge

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Bildung im Alter: Ergebnisse aus

Österreich (Kolland/Ahmadi 2010; Baumgartner/Kolland/Wanka 2013)

Bildungsbeteiligung im Alter führt zur Erweiterung

sozialer Beziehungen, beeinflusst die Lebensqualität

von Personen mit geringem Einkommen positiv und ist

stark korreliert mit Freiwilligenarbeit.

Wer allein lebt, wird weniger an Bildung teilnehmen,

findet, wenn er/sie teilnimmt, seltener einen

längerdauernden Kontaktpartner.

Bildung im Alter weist eine horizontale Segregation nach

dem Geschlecht auf. Männer nehmen nicht nur aus

demographischen Gründen nicht an

Bildungsveranstaltungen teil.

Bildung muss mehr sein als Vorbereitung auf

Berufstätigkeit, sie ist Einstellung auf ein komplexes

Leben mit langen Phasen der Selbstverantwortung

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Selbstbestimmung (Deci & Ryan 1993,

2000)

Transformatives Lernen (Mezirow 1978,

2000)

Situatives/Alltagslernen (Lave & Wenger

1991)

Theorien zur Alter(n)sbildung 6

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Selbstbestimmungstheorie der

Motivation (Edward L. Deci & Richard M. Ryan 1993)

Im Zentrum der Theorie steht der Begriff des Selbst. Das

Selbst kann zugleich als Prozess und Ergebnis der

Entwicklung interpretiert und untersucht werden.

Die Theorie der Selbstbestimmung stützt sich auf das

Konzept der Intentionalität, d.h. der Steuerung des

(eigenen) Verhaltens.

Indem eine Handlung als frei gewählt erlebt wird, gilt sie

als selbstbestimmt.

Drei basale Bedürfnisse:

Kompetenz oder Wirksamkeit

Autonomie oder Selbstbestimmung

Soziale Eingebundenheit oder soziale Zugehörigkeit Deci, Edward L. & Ryan, Richard M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der

Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39/2,

223-238

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Theorie des Transformativen Lernens

Die Theorie liefert eine Erklärung dafür, wie Erwachsene ihre Bedeutungsstrukturen revidieren; wie unsere Erwartungen, die sich im Rahmen kultureller Annahmen und Voraussetzungen bewegen, direkt die Bedeutung beeinflussen, die wir aus unseren Erfahrungen ableiten.

Ziel: Reflektierte Veränderung von Überzeugungen, Haltungen, Meinungen und emotionalen Reaktionen mit ein

„Transformatives Lernen bezieht sich auf einen Prozess, bei dem wir unsere als sicher angenommenen Vorannahmen... transformieren, um sie zu erweitern und zu verändern. Eine emotionale und reflektive Öffnung ermöglicht Wandel, ..., die einen sinnvollen Rahmen für veränderte Handlungsbedingungen ergeben“ (Mezirow 2000, 7).

Mezirow, Jack (2000). Learning to think like an Adult. Core Concepts of

Transformation Theory. In: Jack Mezirow et al. Learning as Transformation. San

Francisco: Jossey-Bass, 7-8.

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Neue Rolle der Lehrenden:

Lernbegleitung

Den Lernenden dabei unterstützen, die Ursachen und Genese der eigenen Überzeugungen, Gefühle und Handlungen zu reflektieren (Biografisches Lernen)

Die Konsequenzen des eigenen Handelns von verschiedenen Perspektiven aus zu betrachten (Perspektivenwechsel)

Alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln und zu erproben (Empowerment)

Die Wirkungen dieser Alternativen in einem reflektiven Dialog zu identifizieren und zu erforschen (Lernen im Dialog)

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Situatives/situiertes

Alltagslernen

Wissen als Folge eines aktiven

Konstruktionsprozesses

kein Transport, sondern individuelle Konstruktion

zentrale Rolle: Situation, in der der Lernprozess

stattfindet

neben materiellen Bedingungen Betonung der

kommunikativen Beziehungen

schrittweise Übernahme von Verantwortung

(„legitimierte periphere Partizipation“)

Jean Lave & Etienne Wenger (1991). Situated learning: Legitimate

peripheral participation. New York: Cambridge University Press.

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Ausblick - Fragen 7

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Perspektiven der Bildung (6. Deutscher Altenbericht 2010)

Bildung und Weiterbildung muss sowohl auf körperliches

Altern als auch auf seelisches/geistiges Altern eingehen.

Auf den Rückgang der Anpassungsfähigkeit des

Organismus kann kompensatorische Bildung

einwirken.

Für das seelische und geistige Altern braucht es

Bildungskonzepte, die das konstruktive und aktive

Altern betonen. (S. 165)

Genutzt werden sollen die Potentiale intergenerativer

Bildung und verknüpft werden sollen formale, non-

formale und informelle Lernprozesse. (S. 165)

Die Heterogenität der Zielgruppe verlangt

teilnehmerorien-tierte und zielgruppenorientierte

Ansätze. (S. 166)

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Neue Fragen

Welchen Einfluss hat Bildung auf

Leistungsfähigkeit im Alter?

Welchen Beitrag leistet Bildung zu

Neuorientierungen/ Veränderungen im

Lebenslauf?

Wie gelingt der Transfer wissenschaftlichen

Wissens (Erkenntnisse psychologischer

Lernforschung) in die Praxis ?

Braucht es eine neue Bildungscharta für die

Mehrgenerationengesellschaft?

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+ Neue Leitbilder der Bildung im Alter

Die Potentiale Älterer liegen in ihrem

Wissensum-fang, ihrer praktischen

Urteilsfähigkeit, ihrer Alltagskompetenz und

ihren sprachlichen Fähigkeiten.

Entwicklung von Möglichkeiten zu einer

aufgabenbezogenen Lebensführung in der

Spätlebensphase.

Partizipatives Lernen zur Stärkung der

gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe

im Alter.

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Literaturverzeichnis

Amaducci, Luigi; Maggi, Stefania; Langlois, Jean; Minicuci, Nadia;

Baldereschi, Marzia; Di Carlo, Antonio & Grigoletto, Francesco

(1998). Education and the Risk of Physical Disability and Mortality

Among Men and Women Aged 65 to 84: The Italien Longitudinal

Study on Aging. Journal of Gerontology, 53A/6, M484-490

Kricheldorff, Cornelia (2010). Bildungsarbeit mit älteren und alten

Menschen. In: K. Aner & U. Karl (Hrsg.). Handbuch Soziale Arbeit

und Alter. Wiesbaden: VS-Verlag, 99-109

Kolland, Franz & Ahmadi, Pegah (2010). Bildung und aktives Altern.

Bielefeld: Bertelsmann

Lima, Licínio C. & Guimaraes, Paula (2011). European Strategies in

Lifelong Learning: A Critical Introduction. Leverkusen: Barbara

Budrich

Löw, Martina (2003). Einführung in die Soziologie der Bildung und

Erziehung. Opladen: Leske & Budrich

Page 61: Ältere ArbeitnehmerInnen in Handelsunternehmen · Wohlbefindens (K. Warner Schaie 1994) Aufwertung des sozialen Status (Chris Phillipson 1998) Stärkung der Kompetenz und Selbstorganisation

Literaturverzeichnis

Mezirow, Jack (2000). Learning to think like an Adult. Core

Concepts of Transformation Theory. In: Jack Mezirow et al.

Learning as Transformation. San Francisco: Jossey-Bass, 7-8.

Schmidt(-Hertha), Bernhardt (2009). Weiterbildung und informelles

Lernen älterer Arbeitnehmer: Bildungsverhalten.

Bildungsinteressen. Bildungsmotive. Wiesbaden: VS-Verlag.

Schuetze, Hans G. (2005). Modelle und Begründungen

lebenslangen Lernens und die Rolle der Hochschulen -

Internationale Perspektiven In: G. Wiesner & A. Wolter (Eds.). Die

lernende Gesellschaft. Weinheim und München: Juventa, 225-244

Internetquellen

http://www.bmask.gv.at/site/Soziales/Seniorinnen_und_Senioren/Le

benslanges_Lernen/

http://www.ak-geragogik.de/

http://www.geragogik.at/index.php?id=home