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29. MAI 2017 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL M AHLER C HAMBER O RCHESTRA

MAHLER CHAMBER ORCHESTRA · PDF fileGyörgy Ligeti DIE MUSIK. GESANG DER EINSAMKEIT Claude Vivier: Lonely Child Persönlich getroffen haben sie sich zwar nie, doch György Ligeti

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2 9. M A I 2 017E L B P HIL H A R M O NIE G R O S S E R S A A L

MAHLER CHAMBER ORCHESTRA

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Montag, 29. Mai 2017 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung mit Klaus Wiegmann im Großen Saal

MAHLER CHAMBER ORCHESTRAMUSICAETERNA CHORSOPHIA BURGOS SOPRAN

DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS

Luciano Berio (1925–2003)

Call (St. Louis Fanfare) (1985/1987)

ca. 5 Min.

György Ligeti (1923–2006)

Lux aeterna (1966)

ca. 10 Min.

Claude Vivier (1948–1983)

Lonely Child (1980)

ca. 20 Min.

Pause

Luciano BerioCoro (1975/1976)

ca. 60 Min.

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Kosmopolitischer als das Mahler Chamber Orchestra könnte ein Ensemble kaum sein: Es vereint Musiker aus allen Winkeln der Welt, hat keinen festen »Wohnsitz« und reist von Konti-nent zu Kontinent. Damit ist es der ideale Inter-pret für Luciano Berios Werk »Coro«, in dem der Komponist Texte und Musikstile aus den unterschiedlichsten Kulturräumen zu einem großen Ganzen vereint. Im heutigen Konzert – dem zweiten Elbphilharmonie-Konzert des MCO – wird es von Teodor Currentzis geleitet, dem schon jetzt legendären Musikdirektor der Oper Perm, der dem Orchester als Artistic Partner eng verbunden ist. Von dort mitge-bracht hat er seinen fulminanten Opernchor, und mit Sophia Burgos stößt eine der aktuell aufregendsten jungen Sängerinnen hinzu.

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VOLKSLIED ALLER VÖLKER

Luciano Berio: Call (St. Louis Fanfare) und Coro

Das heutige Konzert beginnt mit einem Appell, einem »Aufruf an das Publikum, einer Einladung zum Hören – bevor das Fest beginnt«. So zumindest beschrieb Luciano Berio sein kurzes Stück Call (St. Louis Fanfare) für fünf Blechbläser, das er 1985 zur Feier der Wiedereröffnung des renovierten Bahnhofs von St. Louis am Mississippi schrieb und später nochmals überarbeitete. Darin greift er subtil auf den St. Louis Blues von W. C. Handy zurück, dem »Vater des Blues«. Diese »kleine musikalische Zeremonie«, wie Berio selbst die Fanfare verstand, lädt also dazu ein, die Ohren zu spitzen für das, was kommt. Und das lohnt sich!

Denn Berio war bekannt für musikalische Experimente. Er galt nicht nur als Pionier der elektronischen Musik, sondern lotete auch die Spieltechniken und -möglichkeiten der traditionellen Instrumente bis an ihre Grenzen aus. Darüber hinaus stand für den Italiener die Auseinandersetzung mit der Musikgeschichte an erster Stelle. So arrangierte er nicht nur eine ganze Reihe älterer Stücke von Monteverdi bis zu den Beatles neu oder beendete unvollständig gebliebene Werke wie Puccinis Oper Turandot oder Schuberts Zehnte Sinfonie, sondern schuf auch mehrere Collagen, in denen er Zitate quer durch die Musikgeschichte fröhlich zu einem neuen Ganzen zusammensetzte. Berühmt geworden ist in diesem Zusam-menhang besonders die 1968 komponierte Sinfonia, in denen Berio zusätzlich noch literarische Fragmente verarbeitete und Martin Luther King huldigte.

Auch Coro, komponiert 1975/1976 für den Westdeutschen Rundfunk, ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Werk. Allein die Anordnung der Musiker! Wo sonst sitzen Instrumentalisten und Sänger – statt brav hintereinander – Seite an Seite? Das hat seinen Grund. Berio greift in Coro die Idee des Volkslieds wieder auf, das er bereits einige Jahre zuvor in den Folk Songs musikalisch reflektiert hatte, nur dass er in diesem Fall »sehr unterschiedliche volkstümliche Techniken und Klanggesten aus verschiedenen Kulturkreisen präsentiert und gelegentlich kombiniert, ohne Bezug auf bestimmte einzelne Lieder« zu nehmen, wie der Komponist selbst beschrieb.

Als textliche Grundlage wählte Berio Texte und Dichtungen aus indianischen Sprachen, aus Polynesien, Afrika, Lateinamerika, Persien, dem Balkan, Piemont und Venedig, die um die Themen Liebe und Arbeit kreisen, und verschränkt sie mit einem wiederkehrenden Klagetext aus Residencia en la tierra des chilenischen

Dichters und Schriftstellers Pablo Neruda (1904 –1973) über die von Schrecken und Terror verwüstete Welt. Sie alle setzte Berio gewissermaßen zu einem großen, 31 Episoden umfassenden neuen Volkslied zusammen. Auf diese Weise werden in Coro ganz verschiedene Elemente und Stile zusammengebracht, mit-einander konfrontiert, überlagert und vielfältig miteinander in Beziehung gesetzt, sodass sich die Ebenen gegenseitig zu kommentieren scheinen. Hier liegt auch der Grund für die besondere Anordnung der Musiker auf der Bühne, die dieses breite Spektrum an Wechselwirkungen sowohl akustisch als auch optisch ver-stärkt und gleichzeitig Stimme und Instrument verschmelzen lässt.

Seine Inspiration für die musikalische Umsetzung zog Berio dabei aus den musikalischen Techniken des zentralafrikanischen Stammes Banda Linda, von dem er durch einen Musikethnologen erfuhr: »In ungefähr 40-köpfigen Gruppen blasen die Stammesmitglieder auf langen hölzernen Röhren, von denen jede einen einzelnen Ton erzeugt. Jeder Ton wird innerhalb eines einzelnen rhythmi-schen Moduls mit gelegentlichen leichten Variationen wiederholt, die den block-

Luciano Berio

DIE MUSIK

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haften Charakter des Ganzen nicht beeinträchtigen. Wenn alle Spieler in ihre Instrumente blasen, erzeugen sie einen ganz und gar neuen Gesamtklang – neu für westliche Ohren. Er ist komplex und geordnet zugleich; etwas zwischen einer Klangkathedrale und einer unerbittlichen musikalischen Maschine.« Auf diese Weise erklingt zwar eine Melodie; diese wird jedoch nicht von einem einzelnen Musiker gespielt, sondern entsteht durch eine »stillschweigende gemeinschaft-liche Vereinbarung«, die erst im Gesamtklang ihre volle Gestalt offenbart. Genau diese Technik der ineinandergreifenden Stimmen wandte Berio rund zehn Jahre später übrigens auch noch einmal in kleinerer Form in Call an.

Dass Coro in seiner Anlage ganz typisch für Berio ist, bemerkte der Kom-ponist auch selbst: »Das Werk setzt sich mit dem Problem auseinander, das möglicherweise am tiefsten in mir verwurzelt ist: anscheinend heterogene Dinge zusammenzubringen und ihnen eine Ordnung zu geben.« Insofern reflektiert Coro den Kosmos von Berios Schaffen so umfassend wie keine andere Komposition. Wie der britische Guardian schrieb, ist dies »ein Werk, in dem sich alle Quali-täten Berios auf engstem Raum finden: sein außerordentliches Gespür für die Möglichkeiten von Instrumenten und menschlicher Stimme und die originelle, unerwartete Kombination von Text und Musik. Coro ist leidenschaftlich, mit- reißend und zutiefst human.«

Die Musik des zentralafrikanischen Stammes Banda Linda inspirierte Luciano Berio zu Coro

DIE MUSIK

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AUFHEBUNG VON RAUM UND ZEIT

György Ligeti: Lux aeterna

Es kommt nicht gerade häufig vor, dass Komponisten der Neuen Musik über den überschaubaren Zirkel an Interessierten hinaus zu größerer Bekanntheit gelan-gen. Dass sie darüber hinaus Eingang in die Popkultur erhalten – fast undenkbar! György Ligeti ist genau dies gelungen. Oder vielmehr: Es ist ihm einfach passiert. »Schuld« daran war der amerikanische Meisterregisseur Stanley Kubrick, der seinen Kultfilm 2001: A Space Odyssey mit Ligetis Musik untermalte – ohne den Komponisten vorher zu fragen.

Doch auch ohne diesen Ausflug auf die Kinoleinwand wäre Ligeti der nach-haltige Ruhm zumindest innerhalb der Musikszene sicher gewesen. Als der Komponist 1960 im Alter von 37 Jahren erstmals in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit rückte (mit der Uraufführung seines Orchesterstücks Apparitions in Köln), hatten sich seine Komponistenkollegen in eine Sackgasse manövriert. Die strenge mathematische Logik des von Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen erfundenen Serialismus, bei dem sämtliche musikalische Parameter vorher bis ins kleinste Detail vorbestimmt werden, hatte ihren Zenit längst überschritten und verwehrte sich einer weiteren Entwicklung. Ligeti befand sich zu diesem

Zeitpunkt erst seit wenigen Jahren in Deutschland, was dazu beitrug, dass er in seinen bis dato 70 Kompositionen relativ unbeeinflusst von anderen Strömungen geblieben war. Nun, in Deutschland, standen die Vorzeichen günstig für einen Neustart.

Statt zurückzukehren zu einer wie auch immer gearteten tonalen und harmonischen Musik, wählte er die entgegenge-setzte Richtung. »Formbildend wurden feinste Veränderungen der Dichte und der Verwebungsart, das Einanderablösen, Ein-anderdurchstechen und Ineinanderfließen klingender ›Flächen‹ und ›Massen‹«, erklärte er sein Konzept. Und für genau jene Klangflächenkompositionen mit ihrer ungeheuren Kraft und Sogwirkung sollte Ligeti schließlich berühmt werden. Auf die Spitze trieb er dieses Prinzip in Atmosphères von 1961, das durch eine extrem verdichtete, nun ja, Atmosphäre besticht. Das Orchester wird dazu in Dutzende unabhängige Einzelstim-men aufgespalten, die versetzt ablaufen und so einen dichten Klangteppich weben.

Womit wir wieder bei Kubrick wären. Denn genau diese Klang-flächenmusik schien wie geschaffen, um die langen Kamera- einstellungen in 2001 zu untermalen: Während Kubrick in seiner Weltraumodyssee die unendlichen Sphären des Alls erkundet, erforscht Ligeti die unbegrenzten Möglichkeiten des Klangs. Und so wählte der Regisseur gleich drei Werke des Komponisten für seinen Film aus: das besagte Atmosphères, das Requiem und schließlich das A-cappella-Werk Lux aeterna, in dem Ligeti den gleichlautenden lateinischen Messtext vertonte.

Er übertrug darin sein in den Instrumentalwerken erprobtes Konzept auf Gesangsstimmen. Die 16 Sängerinnen und Sänger sind nicht – wie im traditionellen Repertoire – zu Vierergruppen zusammengefasst, sondern agieren völlig selbstständig und unabhängig. Dennoch ist alles miteinander verzahnt und eng verwoben, bis hin zur totalen Verschmelzung. »Eine meiner kompositorischen Intentionen ist die Schaffung eines illuso-rischen musikalischen Raumes, indem das, was ursprünglich Bewegung und Zeit war, sich als Unbewegliches und Zeitloses darstellt«, erklärte Ligeti seine Intention. Und genau dieser Klangraum von unendlich anmutender Ausdehnung bedeutete seinerzeit eine kleine Revolution für die Chormusik: schwebende Klangfelder, Auflösung des Rhythmus, eine scheinbar ereignis-lose Musik, die dafür umso klangsinnlicher ist. Von dieser Wir-kung hat Lux aeterna bis heute nichts verloren.

Filmplakat zu 2001: A Space Odyssey, in dem Stanley Kubrick die langen Kameraeinstellungen mit Ligetis Musik unterlegte

Der Text

Lux aeterna luceat eis, Domine, Cum sanctis tuis in aeternum, quia pius es. Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.

Das ewige Licht leuchte ihnen, o Herr, Bei deinen Heiligen in Ewigkeit, denn du bist mild. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen.

György Ligeti

DIE MUSIK

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GESANG DER EINSAMKEIT

Claude Vivier: Lonely Child

Persönlich getroffen haben sie sich zwar nie, doch György Ligeti schätze Claude Vivier sehr. Er war überzeugt vom kom-positorischen Niveau seines jüngeren Kollegen, und vor allem gefiel ihm, dass Vivier innerhalb der Neuen-Musik-Szene eine Außenseiterposition einnahm. Vielleicht sah er in ihm auch einen Seelenverwandten, denn so, wie Ligeti einst seinen ganz eigenen Weg gegangen war, blieb auch Vivier zeit seines Lebens ein Einzelgänger.

1948 in Montréal geboren, wird Vivier gleich nach seiner Geburt in einem Waisenhaus abgegeben und ab seinem dritten Lebensjahr von Pflegeeltern aufgezogen. Er erhält eine katho-lische Erziehung und strebt zunächst das Priesteramt an, wird jedoch mit 18 Jahren aus unklaren Gründen vom Priestersemi-nar ausgeschlossen. Fortan steht die Musik im Vordergrund. 1967 tritt er ins Konservatorium in Montréal ein, 1972 folgt der Umzug nach Europa, wo er seine Ausbildung unter anderem in der Klasse von Karlheinz Stockhausen in Köln fortsetzt. Besonders eine längere Asienreise stellt sich als bedeutend für seine kompositorische Laufbahn heraus, denn seine spezielle Aneignung vorwiegend asiatischer und indischer Musikformen, die Ligeti als »erträumten Folklorismus« bezeichnete, wird cha-rakteristisch für seine Musik.

Viviers Werk ist, bei aller Vorsicht, die solche Deutungen gebieten, stark von biografischen Zügen geprägt: die Frage nach der Herkunft, religiösen Bekenntnissen, seiner Homosexualität. Nicht umsonst gilt er als eine der schillerndsten Persönlich-keiten der musikalischen Moderne. Besonders sein früher Tod verstärkt diesen Umstand: Während er eine Oper über die Todes-umstände Tschaikowskys plant und an dem Stück Glaubst Du an die Unsterblichkeit der Seele arbeitet, fällt er 1983 in Paris einem Raubmord zum Opfer. Der Täter: ein 19-jähriger Prostituierter, den Vivier zuvor in sein Appartement bestellt hatte.

Claude Vivier

Doch Viviers Werke überschreiten stets den autobiografischen Rahmen. In seiner Kunst ging es ihm immer um das große Ganze, Allumfassende – um »Momente der Offenbarung, Momente, in denen die Kräfte der Natur beschworen werden, Kräfte, die existierten, existieren und immer existieren werden, Kräfte, die die Wahrheit sind«, wie er selbst sagte. Gleichzeitig dienten Sphären wie Traum, Trance und Rausch als Fluchtpunkt, um der technisierten Alltagswelt, die er als bedrängend und ungenügend empfand, entkommen zu können, was nicht zuletzt in der Traumverlorenheit und hypnotischen Wirkung seiner klanglich üppigen Kompositionen zum Ausdruck kommt.

Viviers einzigartiger Stil zeigt sich vor allem in seinen Stücken für Stimme und Ensemble, insbesondere in Lonely Child, dem teilweise eine erfundene Sprache zugrunde liegt, die wiederum die Einzigartigkeit seiner Musiksprache widerspiegelt. Ähnlich wie in Ligetis Lux aeterna scheint auch in Lonely Child der Gang der Zeit aufgehoben zu sein. Das klangliche Ergebnis ist jedoch ein völlig anderes. Eine einzige melodische Linie dominiert das Geschehen, Gesang und Orchester bewegen sich parallel, die Instrumente dienen als Klangtupfer.

Claude Vivier selbst beschrieb Lonely Child als »langen Gesang der Einsam-keit«, in dem es ihm vor allem auf Ausdruck und Klangfarbe ankam – eine Musik wie »große farbige Lichtstrahlen«. Und so wirkt Lonely Child zugleich karg und schönheitstrunken, reduziert und klanglich überbordend.

SIMON CHLOSTA

DIE MUSIK

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CLAUDE VIVIERLonely Child

Bel enfant de la lumière dors, dors, dors, toujours dors. Les rêves viendront,les douces fées viendront danser avec toi. Merveille, les fées et les elfes te fêteront, la farandole joyeuse t’enivrera. Ami.

Dors, mon enfant, ouvrez-vous portes de diamant, palais somptueux, mon enfant,les hirondelles guideront tes pas.

Kuré nouyazo na-oudè waki nannoni eudou-a.Dadodi yo rrr-zu-i yo a-e-i dage dage da

è-i-ou dage dage ou-a-è dagè dadoudè dagè dagè na-ou-è ka jadè-do yanousè mayo rès tè de-i-a wè nanoni nowi i-è ka.

Les étoilesfont des bonds prodigieux dans l’espace, temps, dimensions zébrées de couleurs.

Les temps en paraboles discutent de Merlin,les magiciens merveilleuxembrassent le soleil d’or, les acrobates touchent du nezles étoiles pas trop sages, les jardins font rêver aux moines mauves.

Rêves d’enfant, donnez-moi la mainet allons voir la fée Carabosse, son palais de jadesis au millieu des morceaux de rêves oubliésdéjà flotte éternellement.

Oh reine des aubes bleues donne-moi s’il te plaît l’éternité. oh Reine.

Koré noy Tazio. Koré kore Tazio Tazio Tazio. Koré noy na-ou yasin kè.

L’hélianthe douce dirige vers les étoilesl’énergie sublime, Tazio, la langue des fées,tu la parleras et tu verras l’amour, Tazio, tendrement tes yeux verts, puiseront dans les lambeauxde contes surannés pour en créer un vrai le tien, Tazio,donne-moi la main, Tazio, Tazio, et l’espoir du temps, du temps. Hors temps apparaît mon enfant, les étoiles au ciel brillent pour toi, Tazio, et t’aiment éternellement.

Kinderträume, gebt mir die Handund lasst uns die Fee Carabosse besuchen,deren Jadepalais inmitten von Bruchstücken schon vergessener Träume gelegen istund dort ewig schwebt.

Oh Königin der blauen Morgenstunde. Gib mir bitte die Ewigkeit, oh Königin.

Die sanfte Sonnenblume lenkt zu den Sternendie sublime Energie, Tazio, die Sprache der Feen, du wirst siesprechen und du wirst die Liebe erblicken,Tazio, zärtlich werden deine grünen Augen aus den Fetzen alter Geschichten schöpfen,um eine daraus zu machen, die deinige, Tazio,gib mir die Hand, Tazio, Tazio, und die Hoffnung der Zeit, der Zeit. Außerhalb der Zeit erscheint mein Kind, die Sterne am Himmel funkeln für dich, Tazio,und lieben dich ewig.

Oh schönes Kind des Lichts,schlafe, schlafe, schlafeimmerzu schlafe.Die Träume werden kommen, die sanften Feen werden kommen, um zu tanzen mit dir. Wunder, die Feen und Elfen werden dich feiern, die fröhliche Farandole wird dich berauschen. Freund.

Schlafe, mein Kind,öffnet euch Türen aus Diamant, prunkvolle Paläste, mein Kind,die Schwalben werden deine Schritte führen.

Die Sterne machen außergewöhnliche Sprünge in Raum, Zeit, Dimensionen gestreift in Farben.

Die Zeiten sprechen in Gleichnissen über Merlin, die wunderbaren Zaubererumarmen die goldene Sonne,die Trapezkünstler berühren mit der Nasedie nicht allzu artigen Sterne,die Gärten lassen von malvenfarbenen

Mönchen träumen.

DIE TEXTE

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LUCIANO BERIOCoro

I.Today is mineI claimed to a mana voice I sentyou grant methis dayis minea voice I sentnow — here he istoday is mineI claimed to a mantoday is mine

Wake up woman rise up womanyou must dancecomes the deathyou can’t help itah what a chillah what a windcomes the death

II.Venid a ver

III.Your eyes are red with hard crying I’m carried up to the skies I put my feet around your neck

IVVenid a ver

Your eyes are red with hard crying I’m carried up to the skies I put my feet around your neck

Stand up the rain is coming

VIVenid a ver la sangre por las calles

VIIWake up woman rise up womanyou must danceyou can’t help itah what a chillah what a windcomes the death

VIIIVenid a ver la sangre por las callesEl día pálido se asoma

IXI have made a song I often do it badly avaya – tandinanan

XVenid a ver la sangre por las calles

Polynesisch Deine Augen sind rot Vom vielen Weinen Es trägt mich hinauf Zu den Himmeln Ich lege meine Füße Um deinen Hals

Steh auf Der Regen Kommt

Pablo NerudaKommt und seht das Blut auf den Straßen

PeruanischWach auf, Frau, steh auf, FrauDu musst tanzenDu kannst es nicht verhindernAh, welche KälteAh, welch ein WindKommt der Tod

Pablo NerudaKommt und seht das Blut auf den StraßenDer bleiche Tag erscheint

Afrikanisch (Gabun) Ich habe ein Lied gemacht Oft gelingt es mir schlecht Avaya – tandinanan

Pablo NerudaKommt und seht das Blut auf den Straßen

Indianisch (Sioux)Heute ist meinIch rief um einen MannEine Stimme schickte ichGewähre du mirDass dieser TagMein seiEine Stimme schickte ichNun ist er daHeute ist meinIch rief um einen MannHeute ist mein

Peruanisches TanzliedWach auf, Frau, steh auf, FrauDu musst tanzenKommt der TodDu kannst es nicht verhindernAh, welche KälteAh, welch ein WindKommt der Tod

Pablo Neruda Kommt und seht

Polynesisch Deine Augen sind rot Vom vielen Weinen Es trägt mich hinauf Zu den Himmeln Ich lege meine Füße Um deinen Hals

Pablo Neruda Kommt und seht

DIE TEXTE

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XII have made a songavayaoh moon lying therewhen will you arise?tandinananoh mother moon hear my voiceI have made a songI often do it badlyavavayaIt is so difficultto make a songto have wishes fulfilledI often return to this songI often try to repeat itI who am not good at returningto the streamoh mother moon hear my voicetandinanan

XIIVenid a ver la sangre

XIIIWake up woman rise up womanyou must dancecomes the death

XIVVenid a ver la sangre

XVKomm in meine Näheauch wenn du ein Messer hastum mich zu verwunden.Die Nacht ist langZu lang

XVIToday is mineI claimed to a mana voice I sentyou grant me this daynow — here …

XVIIPousse l’herbe et fleurit la fleur et la santé, la bonne vie. Dans l’herbe verte je cueillerai la rouge fleur.

XVIIIGo my strong charm Go my leaping charm awake love in this boy

Venid a ver

XIXIt is so nicea nice one gave a soundit is niceone gave a soundit is the nice child of long happinessa nice one just gave its soundit’s the nice child of …

XXYour eyes are redwith hard cryingI’m carried upto the skiesI put my feet around your necklie on your bed

Afrikanisch (Gabun)Ich habe ein Lied gemachtAvayaO liegender MondWann wirst du aufstehen?TandinananO Mutter Mond höre meine StimmeIch habe ein Lied gemachtOft gelingt es mir schlechtAvavayaEs ist so schwerEin Lied zu machenWünsche erfüllt zu bekommenIch gehe oft zu diesem Lied zurückIch will es oft wiederholenIch bin nicht gut im ZurückgehenZum StromO Mutter Mond höre meine StimmeTandinanan

Pablo NerudaKommt und seht das Blut

PeruanischWach auf, Frau, steh auf, FrauDu musst tanzenKommt der Tod

Pablo NerudaKommt und seht das Blut

PersischKomm in meine NäheAuch wenn du ein Messer hastUm mich zu verwundenDie Nacht ist langZu lang

Indianisch (Sioux) Heute ist mein Ich rief um einen Mann Eine Stimme schickte ichGewähre du mir diesen TagJetzt – hier …

Jugoslawien (Kroatien)Wächst das Gras und blüht die BlumeUnd das Wohlsein, das gute Leben.Im grünen GrasWill ich die rote Blume pflücken.

IndianischGeh mein starker Zauber Geh mein springender Zauber Wecke Liebe in diesem Jungen Pablo Neruda Kommt und seht

Indianisch (Navaho)Es ist so hübschEin Hübsches ließ sich hörenEs ist hübschEs ließ sich hörenEs ist das hübsche Kind des langen GlücksEin hübsches ließ sich eben hörenEs ist das hübsche Kind des …

PolynesischDeine Augen sind rotVom vielen WeinenEs trägt mich hinaufZu den HimmelnIch lege meine Füße um deinen HalsLiege auf deinem Bett

DIE TEXTE

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El día pálido se asoma Mirad mi casa muerta

XXIMirad mi casa muerta

XXIIJe m’en vais où ma pensée s’en vaHélas contre l’amour je ne vois rien venir

XXIIIPousse l’herbe et fleurit la fleuret la santé, la bonne vie.Dans l’herbe verteje cueillerai la rouge fleurCe monde est une fleurla vie n’est pas longue.Ah le jour et la nuitlaisse moi réjouir.

XXIVOh issaoh issalo in altooh in alto beneoh perché convieneoh per ’sto lavoroohoh spiegheremooh bandiera rossaoh spiegheremobandiera biancasegno di paseoh spiegheremobandiera nerasegno di morte

Ich sehe Tautropfenhängenan deinen Brüstenes sind Perlenmit dem Geruchdes SchweißesKomm in meine NäheAuch wenn du ein Messer hastUm mich zu verwunden. Oh die Nacht ist lang. Zu lang.

Your eyes are red with hard crying I’m carried up to the skies

XVOh isselo in altooh ringo cu nu ésciaviraviOh issa oh

A mezzanotte in punto

Oh mamma mia tegnim a ca’

Komm in meine Nähe die Nacht ist lang

Pablo NerudaDer bleiche Tag erscheintSeht mein totes Haus

Pablo NerudaSeht mein totes Haus

Jugoslawien (Kroatien)Ich gehe wohin meine Gedanken gehenAch, gegen die Liebe kommt nichts an

Jugoslawien (Kroatien)Wächst das Gras und blüht die BlumeUnd das Wohlsein, das gute Leben.Im grünen GrasWill ich die rote Blume pflücken.Diese Welt ist eine BlumeDas Leben ist nicht lang.Ah, bei Tag und bei NachtWill ich mich seiner freuen.

Italienisch (Venedig)Ho zieh aufHo zieh sie emporHo recht in die HöheHo weil das not tutHo bei dieser ArbeitHoHo wir werden entfaltenHo die rote FahneHo wir werden entfaltenDie weiße FahneZeichen des FriedensHo wir werden entfaltenDie schwarze FahneZeichen des Todes

PersischIch sehe Tautropfenhängenan deinen Brüstenes sind Perlenmit dem Geruchdes SchweißesKomm in meine NäheAuch wenn du ein Messer hastUm mich zu verwunden. Oh die Nacht ist lang. Zu lang.

PolynesischDeine Augen sind rot Vom vielen Weinen Es trägt mich hinauf Zu den Himmeln

Italienisch (Anglo-Sizilianisch) Ho zieh sie auf!

Ho zieh, ho

PiemontUm Mitternacht genau

ComoOh Mutter halt mich im Haus

PersischKomm in meine Nähe die Nacht ist lang

DIE TEXTE

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XXVICome ascend the ladderall come inall sit downwe were poor

XXVIIWhen we came to this worldthrough the poor placewhere the body of waterdried for our passing.Bring showerand great rainsall comeall ascendall come inall sit down

XXVIIIEl día oscila rodeado de seres y extensión de cada ser vivente hay algo en la atmósfera

XXIXHinach yafa raayatihinach yafa einaich yonim.Hincha yafe dodi,af naim,af arsenu raanana.Korot bateinu arazimrahitenu beroshim.

XXXEl día pálido se asomacon un desgarrador olor fríocon su fuerza en grissin cascabelesgoteando el albapor todas partescon un alrededorde llantopreguntaréis poi qué esta poesíano nos habla del sueño, de las hojas;de los grandes volcanes del país natal?Venid a ver la sangre por las calles.

XXXISpin colours spin colours of the smock the light becomes dark what is the song?

El día pálido se asomacon un desgarrador olor friocon su fuerza en grissin cascabelesgoteando el albapor todas partescon un alrededorde llantopreguntaréis poi qué esta poesíano nos habla del sueño, de las hojas;de los grandes volcanes del país natal?Venid a ver la sangre por las calles.

Indianisch (Zuñi) Steigt die Leiter hinauf Kommt alle herein Setzt euch alleWir waren arm

Indianisch (Zuñi)Als wir kamen in diese WeltDurch den kargen OrtWo das GewässerVerdorrte bei unserem Durchzug.Bringt Schauer mitUnd große RegenKommt alleSteigt alle hinaufKommt alle hereinSetzt euch alle.

Pablo NerudaEs schwankt der Tag, umringt von vielerlei Wesen und Weite von jedem lebendigen Sein bleibt eine Spur in der Atmosphäre

HebräischSiehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, Deine Augen sind wie Taubenaugen,Siehe, mein Freund,du bist schön und lieblich.Unser Lager ist grün.Die Balken unserer Häuser sind Zedern,unsere Täfelung Zypressen.

Pablo NerudaDer bleiche Tag erscheintMit herzzerreißendem, kaltem GeruchMit seinen Kräften in GrauOhne SchellengeläutVersprengt er die MorgendämmerungNach allen SeitenMit einem UmkreisVon WeinenFragt ihr, warum dieses GedichtUns nicht vom Traum spricht, von Blättern,Von den großen Vulkanen der Heimat?Kommt und seht das Blut auf den Straßen.

ChileWirbelt Farben wirbelt Farben des Kleides Das Licht wird dunkel Was sagt das Lied?

Pablo NerudaDer bleiche Tag erscheintMit herzzerreißendem kalten GeruchMit seinen Kräften in GrauOhne SchellengeläutVersprengt er das DämmerNach allen SeitenMit einem UmkreisVon WeinenFragt ihr warum dieses GedichtUns nicht vom Traum spricht, von Blättern,Von den großen Vulkanen der Heimat?Kommt und seht das Blut auf den Straßen.

© 1976 by Universal Edition S.p.A., Milano assigned to Universal Edition A.G., Wien

Liedtexte verschiedener Kulturen; Gedichte aus »Residencia en la tierra« von Pablo Neruda

DIE TEXTE

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SOPHIA BURGOS SOPRANDie puertoricanisch-amerikanische Sopranistin Sophia Burgos ist eine passionierte Interpretin von Vokalwerken unterschied-licher Gattungen – vom Konzertrepertoire über Kammermusik bis hin zu zeitgenössischer Oper. In der laufenden Saison ist sie neben ihrem Debüt im Prinzregententheater in München noch in der Rolle der Lily Briscone in Zesses Seglias To The Lighthouse bei den Bregenzer Festspielen zu erleben. 2018 wird sie mit dem BBC Symphony Orchestra Leonard Bernsteins selten gespieltes Songfest zur Aufführung bringen.

In der Spielzeit 2015/16 gab Sophia Burgos ihr Operndebüt in Europa: In der Titelrolle von François Paris’ Maria Republica an der Oper Angers-Nantes wurde sie vom Publikum gefeiert. Darüber hinaus wurde die Produktion mit dem Kritikerpreis »Meilleure Création Musicale« ausgezeichnet. Ihr Debüt in der Carnegie Hall feierte sie 2015 in Henri Dutilleux’ Correspondan-ces mit dem American Symphony Orchestra. Zudem gab sie Liederabende und Konzerte mit zeitgenössischer Musik in New York City und Umgebung.

Sophia Burgos studierte an der Eastman School of Music in New York, wo sie Werke wie Steve Reichs Tehilim zur Aufführung brachte. Ihren Master-Abschluss legte sie am renommierten Bard College ab, wo sie unter anderem in Händels Oratorium Esther und Haydns Die Schöpfung zu hören war. Wesentliche Impulse erhielt sie von ihren Mentorinnen Dawn Upshaw und Barbara Hannigan.

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagiert sich Sophia Burgos sehr für Musikvermittlung und legte auch einen Abschluss in Music Education ab. Geboren in Chicago, sind ihre frühesten musikalischen Einflüsse spanische Volkslieder und Tänze, die von ihren puertoricanischen Wurzeln herrühren. Derzeit lebt Sophia Burgos in Basel, um ihren Master in Zeitge-nössischer Musik an der dortigen Hochschule zu absolvieren.

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DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS

Der in Athen geborene Dirigent Teodor Currentzis ist Künstle-rischer Leiter der Staatsoper und des Balletts Perm sowie des MusicAeterna Kammerchors und des Ensembles MusicAeterna, die er beide 2004 während seiner Zeit als Chefdirigent an der Staatsoper Nowosibirsk (2004 bis 2010) gegründet hat. Mittler-weile wurde MusicAeterna zum Ersten Orchester der Staatsoper und des Balletts Perm ernannt. Zusätzlich übernimmt er mit Beginn der Spielzeit 2018/19 den Posten des Chefdirigenten beim neu formierten SWR Symphonieorchester.

In der aktuellen Saison ist Teodor Currentzis gleich mehr-fach in Europa zu erleben, mit Programmen mit Rameau, Mozart und Beethoven und halbszenischen Aufführungen von Purcells The Indian Queen, stets mit seinem Orchester an seiner Seite. Hinzu kommen sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, ebenfalls mit MusicAeterna in einer Neuproduktion von La cle-menza di Tito sowie Auftritte mit der Camerata Salzburg und den Wiener Philharmonikern.

Seine Trilogie der da-Ponte-Opern von Mozart liegt mittler-weile komplett auf CD vor; nach Le nozze di Figaro und Così fan tutte erschien 2016 auch Don Giovanni. Im selben Jahr wurde Currentzis und seinem Ensemble MusicAeterna für die Einspie-lung von Strawinskys Le sacre du printemps der Echo Klassik verliehen. Außerdem gestaltete er eine Neuproduktion von Mac-beth am Opernhaus Zürich.

Teodor Currentzis ist mehrfacher Preisträger des nationalen russischen Theaterpreises »Goldene Maske«. Er erhielt ihn 2015 als bester Operndirigent für die Produktion von Henry Purcells The Indian Queen mit der Staatsoper und dem Ballett Perm. Auch für seine Dirigate von Sergej Prokofjews Ballett Cinderella, für Le nozze di Figaro und für Alban Bergs Wozzeck am Moskauer Bolschoi-Theater wurde er ausgezeichnet.

Für den griechischen Dirigenten wurde Russland immer mehr zur Heimat, als er von 1994 bis 1999 am St. Petersburger Konservatorium studierte. Im Jahr 2006 kombinierte Teodor Currentzis seine Leidenschaften für alte und zeitgenössische Musik, um das seitdem jährlich stattfindende Territory Modern Art Festival zu gründen. Es avancierte innerhalb kürzester Zeit zu einem der prestigeträchtigsten und progressivsten Festivals Moskaus. Zudem rief er in Perm das Diaghilew-Festival ins Leben, das er selbst als »Woodstock der Klassik« bezeichnet.

Teodor Currentzis ist Artistic Partner des Mahler Chamber Orchestra.

Teodor Currentzis nimmt exklusiv für Sony Classical auf.

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MAHLER CHAMBER ORCHESTRA

Als selbstbestimmtes und freies Orchester tiefgreifende Musikerlebnisse zu schaffen – diese Vision bildet das Fundament des 1997 gegründeten Mahler Chamber Orchestra (MCO), dessen Kern sich aus 45 Mitgliedern aus 20 verschie-denen Ländern zusammensetzt. Die Musiker verstehen sich dabei als »noma-disches Kollektiv«, das sich in Europa und weltweit zu Tourneen und Projekten trifft. Bis heute konzertierte das MCO in 35 Ländern auf allen Kontinenten. Der charakteristische Klang entsteht durch einen intensiven künstlerischen Dialog, der durch eine kammermusikalische Musizierhaltung geprägt ist. Das Repertoire spannt sich von der Wiener Klassik und frühen Romantik bis zu zeitgenössischen Werken und Uraufführungen.

Künstlerisch maßgeblich geprägt wurde das Orchester durch seinen Grün-dungsmentor Claudio Abbado und seinen »Conductor Laureate« Daniel Harding. Neben Mitsuko Uchida, mit der das MCO bereits im Februar in der Elbphilharmo-nie zu Gast war, sind die Geigerin Isabelle Faust und Teodor Currentzis »Artistic Partners« und als solche dem Orchester in langfristiger Zusammenarbeit ver-bunden. 2016 wurde der Dirigent Daniele Gatti zum »Artistic Advisor« ernannt.

Ihre Inspiration ziehen die Musiker aus der wachsenden Zahl von Begegnun-gen und Projekten mit dem Publikum, in denen das MCO weltweit Musik, Bildung und Kreativität vermittelt. »Feel the Music« etwa, ein Projekt der Education- und Outreach-Arbeit, öffnet durch interaktive Workshops in Schulen und Konzertsälen seit 2012 die Welt der Musik für gehörlose und hörgeschädigte Kinder. Seit 2009 arbeitet das Orchester im Rahmen der MCO Academy zudem mit jungen Musi-kern, denen es Orchestererfahrung auf höchstem Niveau bietet.

Zu den Höhepunkten der vergangenen Jahre gehören die preisgekrönte Beet-hoven-Journey mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes, der den kompletten Zyklus von Beethovens Klavierkonzerten vom Flügel aus leitete, darunter auch in der Laeisz halle, sowie die Uraufführung von George Benjamins Oper Written on Skin. 2017 begann das Orchester eine Residenz beim internationalen Musikfestival der Kanarischen Inseln sowie beim Festival de Saint-Denis, spielte das erste Mal mit dem Pianisten Daniil Trifonov zusammen und unternahm zwei Tourneen unter der Leitung von Daniele Gatti.

Das Mahler Chamber Orchestra wurde für seine Markenidentität mit dem Special Mention Prize des German Design Award 2017 ausgezeichnet.

Violine Matthew Truscott**Annette zu CastellChristian HeubesAnna MatzLudovica NardoneGeoffroy SchiedHenja SemmlerIrina Simon-RenesTimothy SummersMette Tjaerby KorneliusenKatarzyna Wozniakowska

ViolaGuy Ben-Ziony*Florent BrémondYannick DondelingerDelphine Tissot

Violoncello Rudi de Groote*Stefan FaludiChristophe MorinMartin Leo Schmidt

KontrabassJoseph Carver*Alexander EdelmannAndrei Mihăilescu

FlöteChiara Tonelli Diego Aceña MorenoPaco VarochMarta Santamaria Llavall OboeMikhail ZhuravlevMirjam Hüttner

KlarinetteVicente AlberolaBenoît SavinRaphael SchenkelJaan Bossier

Fagott Francesco BossoneAlejandra Rojas GarciaAlessandro Battaglini

SaxofonMartijne van DijkAdrian Tully

HornJosé Vicente Castelló VicedoJosé Miguel Asensi MartíNoemi González Medina

TrompeteChristopher DickenMatthew SadlerPavel KurdakovMatthew Brown

PosauneAndreas KleinIñaki Ducun AguirreMark Hampson

TubaJonathan Riches SchlagwerkMartin PiechottaJochen Schorer-Romeis

KlavierHolger Groschopp

OrgelOksana Pislegina

** Konzertmeister* Stimmführer

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Den ersten Auftritt in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung hatte der MusicAeterna Chor 2011 im russischen Perm, wo er an der Staatsoper als festes Ensemble beheimatet ist und von Teodor Currentzis als Künstlerischem Leiter und Vitaly Polonsky als Erstem Chorleiter geführt wird.

Das Repertoire des Chors umfasst viele verschiedene Stile und historische Epochen, die Konzertprogramme setzen sich aus Werken barocker Komponisten und Meisterwerken der russischen Chormusik des 18. bis 20. Jahrhunderts ebenso wie zeitgenössischen Chorkompositionen zusammen. Einen großen Erfolg feierte der Chor im Februar 2014 zusammen mit dem Ensemble MusicAeterna mit Aufführungen von Purcells Dido and Aeneas und Händels Dixit Dominus in Berlin, Paris, Lissabon und Athen. Im Sommer 2015 gastierte der Chor beim Festival

d’Aix-en-Provence mit einem breit gefächerten Programm mit Werken von William Byrd über Johann Sebastian Bach bis hin zu Igor Strawinsky und Alfred Schnittke.

Auch Opernkompositionen sang der Chor bereits, vor allem Händels Alcina und Mozarts Die Entführung aus dem Serail. In den letzten drei Jahren war der Chor immer wieder bei Preis-verleihungen nominiert.

Die Diskografie des Chores umfasst Aufnahmen von Mozarts Le nozze di Figaro und Così fan tutte, Strawinskys Les noces und auf DVD Purcells The Indian Queen in der Regie von Peter Sellars und unter der musikalischen Leitung von Teodor Currentzis.

Der MusicAeterna Chor ist der Chor der Staatlichen Oper Perm, die von der Regierung des Perm-Krai getragen wird.

MUSICAETERNA CHOR

SopranNatalia AbashevaIrina BaginaGanna BaryshnikovaAnastasiia FomichenkoElena IurchenkoAlisa KozhedubOlga MalginaArina MirsaetovaElena PodkasikEleni Lydia Stamellou

Kontra-AltAnastasiia EgorovaTatiana IkatovaAlfiya KhamidullinaIrina MakarovaAsiya RakhmatullinaEkaterina ShapovalovaElena ShestakovaAnastasiia ShumanovaElena Tokareva

Kontra-TenorIvan Petrov

TenorAnton BagrovNikolai FedorovAleksandr GainutdinovIvan GorinVitalii KalachevSergey KostarevAlbert KucherbaevKonstantin PogrebovskiiSerafim SinitcynArtem Volkov

BassDenis BagrovVladimir ChalbaevAleksandr EgorovAleksei FitisenkoEvgenii IkatovDmitrii KamaletdinovAlmaz KhaibrakhmanovAnton MosolovViktor ShapovalovAleksei Svetov

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ELBPHILHARMONIE SAISON 2017/18

Die erste reguläre Saison der Elbphilharmonie steht vor der Tür – und mit ihr rund 600 Konzerte und insgesamt 850.000 Ti-ckets. Anfang des Monats wurde das Programm veröffentlicht, das vom »Elbphilharmonie Sommer« bis zum »Internationalen Musikfest« wieder die besten Künstler aus allen Genres nach Hamburg holt. Der Run auf Tickets ist nach wie vor hoch; alle Abos sind bereits vergriffen. Der Einzelkartenverkauf beginnt am 12. Juni.

Alle Details und Fristen zum Bestellvorgang unter: www.elbphilharmonie.de/ticketinformationen

VORSCHAU

Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle BetriebsgesellschaftGeneralintendanz: Christoph Lieben-SeutterGeschäftsführung: Jack F. KurfessRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta / [email protected]: Swantje ZimmermannGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 (0)40 450 698 03 [email protected]

BILDNACHWEISLuciano Berio (Eric Marinitsch / Universal Edition); Banda Linda (unbezeichnet); György Ligeti (Gunter Glücklich / Teldec); Filmplakat 2001 – A Space Odyssey (Metro-Goldwyn-Mayer); Claude Vivier (J. A. Billard); Sophia Burgos (Kate Lemmon Photography); Teodor Currentzis (Robert Kittel); Mahler Chamber Orchestra (Molina Visuals); MusicAeterna Chor (Edvard Tikhonov); Elbphilharmonie Hamburg (Maxim Schulz)

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAP

FÖRDERSTIFTUNGENStiftung ElbphilharmonieKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungK. S. Fischer-StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungRudolf Augstein Stiftung

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergBlohm+VossCommerzbank AGDG HYPReederei F. LaeiszGossler, Gobert & Wolters GruppeHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur Versicherungs-gruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKPMG AGKRAVAG-VersicherungenM.M.Warburg & CO

sowie die Mitglieder desElbphilharmonie Circle

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