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Makroökonomik für Betriebswirte 7. Aggregierte Nachfrage und Fiskalpolitik Dr. Michael Paetz Universität Hamburg Fachbereich Volkswirtschaftslehre Oktober 2019 Email: [email protected]

Makroökonomik für Betriebswirte · 2019. 11. 7. · Einfaches Multiplikatormodell zur Untersuchung staatlicher Ausgabenveränderungen. ⇒Grundlage der IS-Kurve. ... überproportional

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Makroökonomik für Betriebswirte7. Aggregierte Nachfrage und Fiskalpolitik

Dr. Michael Paetz

Universität HamburgFachbereich Volkswirtschaftslehre

Oktober 2019Email: [email protected]

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

Kapitel 7: Aggregierte Nachfrage und Fiskalpolitik

Ziele/Inhalt7.1 Ein Gütermarktmodell7.2 Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

Orthodoxe Lehrbuchinterpretation von Keynes (1936).Einfaches Multiplikatormodell zur Untersuchung staatlicherAusgabenveränderungen.

⇒ Grundlage der IS-Kurve.Zunächst geschlossene Volkswirtschaft.

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KAPITEL 7.1

EIN GÜTERMARKTMODELL

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Konsumfunktion

C = c0 + c1 (Y − T )

= c0 + c1Y V , 0 < c1 < 1.

C: Konsum, Y : Einkommen, T : Steuern.c0 : Autonomer (einkommensunabhängiger Teil des) Konsum.c1 : Marginale Konsumneigung (c1Y V isteinkommensabhängiger Teil des Konsums).Y V = Y − T : Verfügbares Einkommen (Einkommen nachSteuerabzug).

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellLineare Konsumfunktion: C = co + c1Y V

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Konsum, C Konsum, C

VerfügbaresEinkommen, Y V

VerfügbaresEinkommen, Y V

c1 ↑

c1 ↓

c0 ↑c0 ↓

Veränderung dermarginalen Konsumquote :Drehung der Kurve

Veränderung desautonomen Konsums :Verschiebung der Kurve

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Aggregierte Nachfrage

D ≡ C + I + G= c0 + c1

(Y − T

)+ I + G

Exogene Variablen: Staatsausgaben, Steuern undInvestitionen.Endogene Variablen: Einkommen und Konsum.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Formale Lösung und Interpretation

Y = C + I + G⇔ Y = c0 + c1

(Y − T

)+ I + G

⇔ (1− c1)Y = c0 − c1T + I + G

⇔ Y =1

1− c1︸ ︷︷ ︸Keynesianischer Multiplikator

(c0 − c1T + I + G

)︸ ︷︷ ︸

Autonome Ausgaben

11− c1

> 1, weil 0 < c1 < 1.

⇒ Jegliche Veränderung der autonomen Ausgaben wirkt sichüberproportional auf das gleichgewichtige Einkommen aus.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Der Multiplikatoreffekt: Steigende Ausgaben der Höhe ∆

Periode: 0 1 2 3 · · · ∞

Zusätzliche Nachfrage: ∆ c1∆ c21∆ c3

1∆ · · · 0

Gesamteffekt: ∆ + c1∆ + c21∆ + · · · → 1

1− c1∆

Angenommen, c1 = 0, 8 und ∆ = 1 Mrd. e.1. 1 Mrd. e für Straßenbau.2. 0, 8 ·1 Mrd. e = 800 Mio. e.3. 0, 8 ·0, 8 ·1 Mrd. e = 0, 8 ·800 Mio. e = 640 Mio. e....

⇒ Gesamteffekt:(

11− 0, 8

)·1 Mrd. e = 5 Mrd. e.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Der Multiplikatoreffekt als geometrische Reihe

∆ + c1∆ + c21∆ + c3

1∆ + · · ·= (1 + c1 + c2

1 + c31 + ...)∆

=

( ∞∑i=0

c i1

)∆

→(

11− c1

)∆, für alle c1 < 1

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellGrafische Lösung: Das keynesianische Kreuz

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Nachfrage, D

Einkommen, Y

D = Y

D= c0 + c1(Y − T ) + I + G

= c1Y+(c0 − c1T

)+I+G

I

G

(c0 − c1T

)Y 0

Y 0

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellDer Multiplikatoreffekt

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 11 / 44

Nachfrage, D

Einkommen, Y

D = Y

D0 = c0 + c1(Y − T ) + I + G0

Y 0

Y 0 E0

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellDer Multiplikatoreffekt

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Nachfrage, D

Einkommen, Y

D = Y

D1 = c0 + c1(Y − T ) + I + G1

D0 = c0 + c1(Y − T ) + I + G0

Y 0

Y 0

∆G

E0

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7.1 Ein GütermarktmodellDer Multiplikatoreffekt

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Nachfrage, D

Einkommen, Y

D = Y

D1 = c0 + c1(Y − T ) + I + G1

D0 = c0 + c1(Y − T ) + I + G0

∆G

∆G

AB

Y 0

Y 0

Y ′

∆G

E0

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7.1 Ein GütermarktmodellDer Multiplikatoreffekt

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 14 / 44

Nachfrage, D

Einkommen, Y

D = Y

D1 = c0 + c1(Y − T ) + I + G1

D0 = c0 + c1(Y − T ) + I + G0c1∆G

∆G

∆G

AB

CE1

Y 0

Y 0

Y 1

Y ′ Y 1

∆G

E0

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Steuersenkungen vs. Ausgabenerhöhungen

Y =

(1

1− c1

)(c0 − c1T + I + G

)

⇒ −∂Y∂T

=c1

1− c1<

11− c1

=∂Y∂G

⇒ Ausgabenerhöhungen wirken stärker, weil bei Steuersenkungenein Teil des erhöhten verfügbaren Einkommens direkt wiedergespart wird.Beispiel: 1 Mrd. e Steuersenkung bringen nur 800 Mio. ezusätzliche Nachfrage (wenn c1 = 0, 8).Steuerveränderungen i.d.R. nicht schnell umsetzbar und eherstrukturelle Maßnahme.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Automatische Stabilisatoren und das Haavelmo-Theorem

Einkommensabhängige Steuern:

C = c0 + c1 (Y − tY ) = c0 + c1 (1− t)Y

Z.B. c1 = 0, 8, t = 0, 3, dann führt Erhöhung des Einkommensvon 1 e zu einer Konsumsteigerung von 56 Cents:

∆C = c1 (1− t)∆Y = 0, 8 (1− 0, 3)∆Y = 0, 56∆Y

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellZusammenhang von Konsum und Einkommen für ausgewählte Länder (1960-2017)

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellMultiplikator bei einkommensabhängigen Steuern

Y = c0 + c1 (1− t)Y + I + G

⇔ [1− (1− t) c1]Y = c0 + I + G

⇔ Y =1

1− (1− t) c1

(c0 + I + G

)⇒ Der Multiplikator ist nun geringer, weil

11− (1− t) c1

<1

1− c1

⇒ Automatischer Stabilisator:Schwankungen autonomer Ausgaben wirken sich schwächeraus.Weiterer Stabilisator:Sozialsystem (AL-Geld und Sozialleistungen).

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Finanzierung?Bisher: Geld fällt vom Himmel (oder kommt von Zentralbank).Angenommen Staat strebt ausgeglichenen Haushalt an: G = T :

Y = c0 + c1(Y − T

)+ I + G

⇔ Y = c0 + c1

(Y −G

)+ I + G

⇔ (1− c1)Y = c0 + I + (1− c1)G

⇔ Y =1

1− c1

(c0 + I + (1− c1)G

)⇒ ∂Y

∂G=

11− c1

(1− c1) = 1

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Fazit

∂Y∂G

= 1

Budgetneutrale Staatsausgabenerhöhung wirkt expansiv.⇒ Budgetneutrale Steuersenkung wirkt kontraktiv, weil ein Teil der

geringeren Steuerbelastung direkt wieder gespart wird.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Das Sparparadoxon

Ersparnis ist der Teil des verfügbaren Einkommens, der nicht fürKonsum ausgegeben wird:

S ≡ Y V −C = Y − T −C

Mit der Verwendungsrechnung des BIP folgt:

Y = C + I + G⇔ Y − T −C = I + G− T

S = I + G− T⇔ I = S + (T −G)

⇒ Investitionen entsprechen der Summe aus staatlicher undprivater Ersparnis.

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7.1 Ein Gütermarktmodell

Das Sparparadoxon⇒ Die gesamtwirtschaftliche Vermögensbildung ist durch die

Summe aus Investitionen (Sachvermögen) und staatlicherVerschuldung bestimmt:

S = I +(

G− T)

⇒ Der Privatsektor kann netto kein Geldvermögen bilden, solangesich der Staat nicht verschuldet:

S − I = G− T

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Das Sparparadoxon

Sparfunktion:

S ≡ Y − T −C= Y − T −

(c0 + c1

(Y − T

))= −c0 + (1− c1)

(Y − T

)⇒ Der Wunsch Vermögensbildung zu betreiben steigt mit dem

verfügbaren Einkommen.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellDas Sparparadoxon

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Ersparnis, S

Produktion, Y

Sparfunktion:S = −c0 + (1− c1)(Y − T )

I + G− T

Y 0

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellDas Sparparadoxon

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Ersparnis, S

Produktion, Y

Sparfunktion:S = −c0 + (1− c1)(Y − T )

I + G− T

Y 1 Y 0

c0 ↓

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein GütermarktmodellDas Sparparadoxon

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Ersparnis, S

Produktion, Y

Sparfunktion:S = −c0 + (1− c1)(Y − T )

I + G− T

Y 1 Y 0

c0 ↓

(G− T ) ↑

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.1 Ein Gütermarktmodell

Das Sparparadoxon⇒ Ein höherer Sparwunsch reduziert die Nachfrage und somit das

Einkommen.⇒ Solange Investitionen und staatliche Verschuldung nicht steigen,

sparen die Haushalte lediglich einen größeren Anteil eineskleineren GesamteinkommensWenn die Investitionen vom Einkommen abhängen, wird dieErsparnis durch die geringeren Ausgaben sogar sinken.

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KAPITEL 7.2

AUSWIRKUNGENEXPANSIVER UNDKONTRAKTIVERFISKALPOLITIK

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Exkurs: Absolute Kennzahlen und Verhältniszahlen

Schuldenquote =Verschuldung

Bruttoinlandsprodukt

Absolute Zahlen haben i.d.R. keine Aussagekraft.Um Tragfähigkeit von Staatsverschuldung zu bewerten, mussman sie ins Verhältnis setzen.Problem bei Schuldenquote: Bestandsgröße Verschuldung wirdin Beziehung gesetzt zu Stromgröße BIP

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Exkurs: Absolute Kennzahlen und Verhältniszahlen

Schuldenquote =Verschuldung

Bruttoinlandsprodukt

Reduktion der Schuldenquote:1. Man kann durch eine Sparpolitik die absolute Höhe der

Verschuldung (den Zähler der Quote) verringern.2. Man kann durch hinreichendes BIP-Wachstum dafür sorgen,

dass der Nenner der Quote schneller steigt als der Zähler.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Exkurs: Absolute Kennzahlen und VerhältniszahlenBeispiel: Rekordsteuereinnahmen sind der Normalfall, weilLöhne und Preise im Zeitablauf steigen.

⇒ Einnahmen und Ausgaben steigen gleichermaßen.⇒ Seit den 1970ern gab es nur 4 Jahre, in denen die

Steuereinnahmen in absoluten Größen und im Vergleich zumVorjahr nicht gestiegen sind: 2001, 2002, 2003 und 2009.

⇒ Keine Rekordsteuereinnahmen sind eine besorgniserregendeNachricht, während Rekordsteuereinnahmen lediglich einenormale Entwicklung darstellen.

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7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPStaatliche Einnahmen und Ausgaben in Detschland

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7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPStaatsverschuldung in Deutschland

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Entwicklung der SchuldenquoteBis Mitte der 1970er lag die Schuldenquote relativ konstant beietwas über 20% des BIP.Nach Ölpreiskrisen Anstieg der Verschuldung, dann aberStabilisierung auf ungefähr 40%.Wiedervereinigung: Verschuldung stieg auf 55%.Dot-Com Blase Anfang der 2000er + Sparpolitik von HansEichel: Anstieg der Schuldenquote auf ca. 60%.Globale Finanzkrise ab 2008: Anstieg auf ungefähr 80%.

⇒ Schuldenquote wird stark von äußeren Zwängen beeinflusst undkann nicht frei gewählt werden.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Generationengerechtigkeit?Staatsschulden sind Privatvermögen.Schulden und Vermögen werden kommender Generation„vererbt“.Auch Zinszahlungen werden innerhalb einer Generationgeleistet.

⇒ Verteilungs- statt Generationenkonflikt.Führt Sparen zu geringeren staatlichen Investitionen belastetdies die kommenden Generationen ggf. noch stärker.

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7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPZustand öffentlicher Bauten in Deutschland

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

Exkurs II: Konjunkturpakete und AusteritätspolitikSeit den 1980ern: „Aufgrund der Globalisierung wirkenKonjunkturprogramme nicht mehr.“

⇒ Globale Finanzkrise hat demonstriert, dass nach wie vor einekonzertierte Aktion sehr erfolgreich sein kann.Dennoch gelten Konjunkturprogramme nach wie vor alsStrohfeuer, die kurzfristig stimulierend wirken mögen, aberlangfristig nur die Inflation in die Höhe treiben.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPIWF-Prognosen für GR: Auswirkungen der Austeritätspolitik wurden unterschätzt

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Quelle: Prognosen aus IWF Country Reports.

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPAuswirkungen der Austeritätspolitik wurden unterschätzt

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPAuswirkungen der Austeritätspolitik wurden unterschätzt

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPAuswirkungen der Austeritätspolitik wurden unterschätzt

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FPAuswirkungen der Austeritätspolitik wurden unterschätzt

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 42 / 44

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Ein Gütermarktmodell Auswirkungen expansiver und kontraktiver Fiskalpolitik

7.2 Auswirkungen expansiver & kontraktiver FP

FazitSparpolitik verringert Nachfrage und erhöht Arbeitslosigkeit,senkt aber nicht zwangsläufig die Verschuldung relativ zum BIP.USA haben expansiver reagiert und die Krise besserüberwunden.

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Literaturhinweise

KEYNES, J. M. (1936). General Theory of Interest, Employment, and Money,London: Macmillan Cambridge University Press.

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