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Meine Freundin Maria Magdalena 40 I ENGELmagazin Fotos: www.shutterstock.com VON TONIO MONTEL E igentlich ist alles ziemlich absurd. Wir treffen uns im Bayerischen Hof in München. In dieser Männerwelt wird eine Frau wie Isabelle von Fallois immer noch als begehrenswerte Tro- phäe gesehen – so blond, so entrückt schön. Und wir sprechen über Emanzipation, über Maria Mag- dalena. Die Kellner gleiten lautlos wie Geister über den teuren Teppichboden, die Gäste im Nadelstreifen bellen in Handys, laut wie eingeschüchterte Kettenhunde. Am Nachbartisch schrillt ein Handy, die junge beflissene Frau im Business-Anzug und den Männerschuhen geht ran, während sich die Männer in ihrer Begleitung in Witzchen ergehen und schwitzend Sakkos ausziehen – weil sie immer rangehen muss, wenn Handys für Männer schril- len. So ist das eben in dieser Welt. Und wir reden über Maria Magdalena und über die Emanzipation. Maria Magdalena ist seit ein paar Jahren im Trend. Auf einer Seite steht Maria Magdalena, die Dienerin, die Jesus sogar die Füße wäscht. Was sicherlich vielen Männern hier im Nadelstreifen gefallen würde. Auf der anderen Seite ist sie eine Symbolfigur der Emanzi- pation. Was ist sie für Sie? Frage ich Frau von Fallois. „Viel davon, aber vielleicht auch ganz was anderes, weil ich auch persönlichen Kontakt zu ihr bekommen habe. Das war vor knapp zwölf Jahren, als ich nachts im Bett lag und plötzlich jemanden neben mir gespürt habe. Ich habe hochgeguckt und sehe eine Gestalt stehen in einem tiefroten Mantel und mit wunderschönen Augen. Sie sagt: ,Endlich nimmst du mich wieder wahr!’ Ich wollte eigentlich mit ihr sprechen, aber ich bin in der alten Zeit gelandet; bei einer Versammlung um Jesus. Und ich sah, dass nicht nur Jünger da waren, sondern auch ganz viele Frauen. Was mich unglaublich berührt hat, war dieses Gefühl, das der Welt bis heute fehlt: dass die Frau genauso viel wert ist wie der Mann. Das war für mich eine zentrale Botschaft in dieser Nacht: dieses Gefühl, dass er eigentlich der erste Mensch war, der wirklich den Wert der Frau anerkannt hat und dafür gesorgt hat, ihn zu pflegen. Für mich ist Maria Magdalena eine tief Eingeweihte – nicht die Sünderin, nicht die Dienerin. Sie hat ihre Kraft genutzt, ihren unglaublichen Mut, der gestärkt war durch die Prä- senz von Jesus Christus. Sie hat einfach gesehen, mit wie viel Mut er seinen Weg geht; er wusste ja, was auf ihn zu- kommt. Und sie ist diesen Weg mitgegangen, weil sie ebenso auf eine ganz andere Art sehr stark war.“ Maria Magdalena ist zur Frauenfigur der spirituellen Emanzipation geworden. Aber wie kommt es dazu, zumal es keinerlei Hinweise darauf gibt? „Wenn man sich weiter beschäftigt, tiefer eindringt in Bitte umblättern ENGELmagazin I 41 Maria Magdalena wurde zur Symbolfigur der spirituellen Emanzipation der Frau, bei der es nicht um Proporz geht. Sondern darum, sich selbst zu finden. Für ISABELLE VON FALLOIS wurde Magdalena zur Freundin, die sie seit Jahren täglich besucht und über die sie jetzt einen berührenden Roman schrieb. Nach einem dramatischen Nahtoderlebnis, bei dem ihr das Buch eingegeben wurde, Seite für Seite – wie sie sagt. Ein Gespräch mit der hellsichtigen Autorin.

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Meine Freundin

Maria Magdalena

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VON TONIO MONTEL

Eigentlich ist alles ziemlich absurd. Wir treffenuns im Bayerischen Hof in München. In dieserMännerwelt wird eine Frau wie Isabelle vonFallois immer noch als begehrenswerte Tro-phäe gesehen – so blond, so entrückt schön.

Und wir sprechen über Emanzipation, über Maria Mag-dalena. Die Kellner gleiten lautlos wie Geister über denteuren Teppichboden, die Gäste im Nadelstreifen bellenin Handys, laut wie eingeschüchterte Kettenhunde. AmNachbartisch schrillt ein Handy, die junge beflissene Frauim Business-Anzug und den Männerschuhen geht ran,während sich die Männer in ihrer Begleitung in Witzchenergehen und schwitzend Sakkos ausziehen – weil sieimmer rangehen muss, wenn Handys für Männer schril-len. So ist das eben in dieser Welt. Und wir reden überMaria Magdalena und über die Emanzipation.

Maria Magdalena ist seit ein paar Jahren im Trend.Auf einer Seite steht Maria Magdalena, die Dienerin,die Jesus sogar die Füße wäscht. Was sicherlich vielenMännern hier im Nadelstreifen gefallen würde. Aufder anderen Seite ist sie eine Symbolfigur der Emanzi-pation. Was ist sie für Sie? Frage ich Frau von Fallois. „Viel davon, aber vielleicht auch ganz was anderes, weilich auch persönlichen Kontakt zu ihr bekommen habe.Das war vor knapp zwölf Jahren, als ich nachts im Bettlag und plötzlich jemanden neben mir gespürt habe. Ichhabe hochgeguckt und sehe eine Gestalt stehen in einemtiefroten Mantel und mit wunderschönen Augen. Siesagt: ,Endlich nimmst du mich wieder wahr!’ Ich wollteeigentlich mit ihr sprechen, aber ich bin in der alten Zeitgelandet; bei einer Versammlung um Jesus. Und ich sah,dass nicht nur Jünger da waren, sondern auch ganz vieleFrauen. Was mich unglaublich berührt hat, war diesesGefühl, das der Welt bis heute fehlt: dass die Frau genausoviel wert ist wie der Mann. Das war für mich eine zentraleBotschaft in dieser Nacht: dieses Gefühl, dass er eigentlichder erste Mensch war, der wirklich den Wert der Frauanerkannt hat und dafür gesorgt hat, ihn zu pflegen. Fürmich ist Maria Magdalena eine tief Eingeweihte – nichtdie Sünderin, nicht die Dienerin. Sie hat ihre Kraft genutzt,ihren unglaublichen Mut, der gestärkt war durch die Prä-senz von Jesus Christus. Sie hat einfach gesehen, mit wieviel Mut er seinen Weg geht; er wusste ja, was auf ihn zu-kommt. Und sie ist diesen Weg mitgegangen, weil sieebenso auf eine ganz andere Art sehr stark war.“

Maria Magdalena ist zur Frauenfigur der spirituellenEmanzipation geworden. Aber wie kommt es dazu,zumal es keinerlei Hinweise darauf gibt?„Wenn man sich weiter beschäftigt, tiefer eindringt in

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Maria Magdalena wurde zur Symbolfigur der spirituellen Emanzipation der Frau,

bei der es nicht um Proporz geht. Sonderndarum, sich selbst zu finden.

Für ISABELLE VON FALLOIS wurde Magdalenazur Freundin, die sie seit Jahren täglich

besucht und über die sie jetzt einenberührenden Roman schrieb. Nach einem

dramatischen Nahtoderlebnis, bei dem ihrdas Buch eingegeben wurde, Seite für

Seite – wie sie sagt. Ein Gespräch mitder hellsichtigen Autorin.

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sein sollen. Weil sie unter Umständen mehr wahrneh-men können als Männer – auch für die Familie unddas Wachstum der Erde.“

Eine wesentliche Rolle in Ihrem Roman spielt nebenMagdalena die Musik. Sie sind Pianistin, das hatIhnen sicherlich dabei geholfen?„Wie das Buch entstanden ist, war eine komischeSache, denn es war nicht mein Plan. Ich wollte eigentlichein anderes Buch schreiben. Ich weiß nicht, ob Sie daswissen, ich bin am Heiligen Abend, vom 24. auf den25. Dezember 2012, wieder auf der anderen Seite desSchleiers gelandet. Ich warin Lebensgefahr.“

Nein, das wusste ich nicht.Erzählen Sie bitte ...„Es war ein sehr ergreifenderMoment, mein zweites Nah-toderlebnis in diesem Lebenbisher. Ich bin Jesus Christusbegegnet und er sagte: ,Willstdu hier bleiben oder willstdu zurück zur Erde?’ Meinerster Impuls, war zu sagen:,Ich bleibe hier!’ In diesemJahr war mein Vater gestor-ben, der mir sehr nahe war.Ich wollte nicht noch malum mein Leben kämpfenmüssen, ich hatte genug ge-kämpft, damals mit der Leu -kämie. Dann sagt er zu mir:,Es ist deine freie Entschei-dung. Aber wenn du jetzt hierbleibst, dann hast du deineMission für dieses Leben nicht erfüllt.’ Erst in diesemMoment habe ich an meine Mutter gedacht, die geradeihren Mann verloren hatte, und was es für sie bedeutenkönnte, wenn sie auch noch ihre einzige Tochter ver-lieren würde. An meinen Mann habe ich gedacht, anmeine engen Freunde – und sagte mir, um GottesWillen, das kann ich ihnen nicht antun!Ich habe mich in diesem Moment entschieden, zu-rückzukehren, und dann ist etwas sehr Seltsames pas-siert – ich war noch in einer Zwischenwelt und nochnicht ganz zurück: Ich habe das ganze Buch vor mirgesehen, komplett, von Anfang bis Ende wie einenFilm, in Lichtgeschwindigkeit. Jesus Christus sagte:,Du weißt, was du zu tun hast, das alles musst du inWorte fassen.’Als ich zurückkam, habe ich sofort angefangen zuschreiben, um diese Energie in die ersten Zeilen fließenzu lassen. Danach habe ich ewig nichts mehr zu Papiergebracht, weil ich eben erst mal alles dran setzenmusste, wieder gesund zu werden. In dieser Zeit, über

ein halbes Jahr, hatte ich entweder nachts Besuch vonJesus Christus oder von Maria Magdalena oder vonbeiden. Es war nicht meine Idee. Aber ich hab auch alldie Orte besucht, an denen das Buch spielt. Ich warauch in der Grotte der Maria Magdalena in Frankreichund habe dort eine Wunderheilung erlebt. Das warenstarke Erlebnisse, manches kann man nicht ergoogeln,sondern man muss schon da gewesen sein, um dieseEnergien beschreiben zu können.“

Maria Magdalena soll nach einer französischen Le-gende vor der Verfolgung der Anhänger Christi in

die Provence geflohen seinund soll 30 Jahre in einereinsamen Höhle auf einemHügel gelebt haben, die heu-te ein Wallfahrtsort ist –auch für Isabelle von Fallois,die schon einmal als jungeFrau aus dem Leben heraus-gerissen wurde. Und kämpf-te, mit den Engeln gegenihre Leukämie ankämpfte.Wie sie jetzt mit Maria Mag-dalena kämpfte.„Diesmal war es eine Krank-heitssituation, die so massivwar, dass sie mich aus demKörper rauskatapultiert hatund in eine Art Koma fallenließ. Und mich auf die andereSeite gebracht hat. Es wurdebesser. Aber ich wusste nochnicht, ob ich das Jahr überle-be. Acht Monate später warich in der Grotte – und da-

nach war ich gesund.“

Warum waren Sie in der Grotte?„Ganz einfach, weil ich von Maria Magdalena den Rufbekommen habe: Wenn du gesund werden willst, musstdu in die Grotte kommen. Und ich hatte wirklich keineAhnung, wie ich den Hügel hinaufkommen sollte.“

Sie waren noch so schwach?„Ich war noch schwach. Offiziell wusste das niemand,ich hatte auch schon wieder gearbeitet. Ich stand auchbei Ihrem Engeltag in Wien auf der Bühne.“

Es war 2013. Das ENGELmagazin hatte für die Lesereinen Engeltag in Wien organisiert. Mit vielen Autoren:„Da haben Sie mich noch gefragt, ob alles ok sei mitmir. Und ich durfte ja nichts sagen ... Wenn man es im

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die Materie, weiß man auch: Vieles hat eigentlich eineganz andere Bedeutung. In der Zeit von Jesus wurdendie Füße vor eine Hochzeit gesalbt. Insofern kannman sich fragen: Was war das eigentlich genau? Ichbin der Meinung, dass nicht alles, was wir wissen, dieWahrheit ist. Und jetzt ist eben der Zeitpunkt, wieJesus auch gesagt hat: In zweitausend Jahren wird dieMenschheit erst bereit sein für die Botschaft, die erhatte. Für die Botschaft der Liebe.“

Wer ist diese Maria Magda-lena persönlich für Sie?„Für mich ist sie wie eine Seelengefährtin, wie eineFreundin, jemand, auf denich zurückgreifen kann, wennich Rat brauche, wenn ichselber nicht weiterweiß. Sieist jeden Tag in meinem Le-ben, ich spreche jeden Tagmit ihr und ich bekommeauch jeden Tag Antwortenvon ihr. Und das ist ein Segen.Sie war ein Mensch, deshalbkennt sie all die Unzuläng-lichkeiten, die man alsMensch empfinden kann. Siekennt die Schatten, die inuns wirken. Sie kennt dieZweifel, die wir haben. Siekennt die Dunkelheit, dieauch in uns ist.“

Magdalena ist für Sie alsoder Mensch, den wir brauchen, um uns selbst zuverstehen?„Sie hat nicht diesen ätherischen Leib, sondern einengreifbaren physischen. Sie ist Frau. Was ich in der spi-rituellen Szene oft sehe: Man strebt nach oben, manwird so leicht, man hat keinen Boden mehr unter denFüßen. Aber wir können die Welt nur verändern, wennwir sowohl gehimmelt als auch geerdet sind. Es bringtnichts, nur mit den Engeln zu fliegen. Verstehen Siemich nicht falsch – ich liebe es, zu fliegen.“

Allerdings ist die Maria Magdalena, die Sie beschrei-ben, reine Fiktion. Sie ist die Interpretation einer bi-blischen Figur, mehr nicht. „Sicher. Aber es gibt Schriften, die auf sie zurückzuführensind. Und diese Schriften sind, denke ich, einfach zu-rückgehalten worden. Es geht heute nicht mehr darum,auf einem Berg in Indien die Erleuchtung zu finden,sondern im Miteinander, im Zwischenmenschlichen.Ich glaube, es ist kein Zufall, dass gerade in dieser Zeit,

in der wir jetzt leben, Maria Magdalena aus dem Ver-borgenen nach oben kommt. Wir können die Welt nurretten, wenn wir wieder in Beziehung zueinandertreten. Ich habe nichts gegen Social Media; aber wirgehen damit leider auch in eine gewisse Beziehungs-losigkeit. Und ich denke, dass sie ein Aufruf ist, wiederin Beziehung zu treten.“

Wie kommen Sie von Maria Magdalena zur Bezie-hung? Für mich steht sie für die Emanzipation dereinzelnen, individuellen Frau auf der Suche nachsich selbst.

„Ich verstehe, was Sie meinen.Das sehe ich auch. Aber ichsehe sie auch im Zusammen-hang mit Jesus Christus. Daswar eine ganz enge Bezie-hung, da war eine Auseinan-dersetzung. Ich habe sehrviel sehen können in meinenRückführungen. Maria Mag-dalena war eine hochgebil-dete Frau, er hat sie ernst genommen, er hat mit ihrdiskutiert. Ich glaube nicht,dass es Frieden geben wird,wenn sich die Frauen gegendie Männer emanzipieren.Ich glaube, dass es nicht umsStärkersein geht, sondern umdas Gleichgewicht. Das istmein Bild. Das ganze Buchgeht auch um Beziehung.“

Was meinen Sie mit Rück-führungen?

„Um das klarzustellen: Mich muss niemand rückführen.Ich lande in alten Zeiten und sehe, was da geschehenist, sehr klar. Aber ich bin keine Hauptperson inmeinem Buch, um Gottes Willen, das will ich auchklarstellen. Doch um bestimmte Dinge beschreibenzu können, muss man bestimmte Dinge erlebt haben.“

In ihrem Roman wird die Botschaft der Magdalenain von einer Männergesellschaft unterdrückt. Warum?Was fürchten die Männer? „Ich denke schon, dass die Frauen lange unterdrücktworden sind und in manchen Ländern bis heute un-terdrückt werden. Eine selbstbestimmte Frau kannden Männern Angst machen. Was keine Wertung seinsoll. So wie Frauen Unsicherheiten haben, haben auchMänner Unsicherheiten. Und eine Frau, die wirklichganz präsent ist, ist nicht mehr manipulierbar. Ichdenke, das ist der Grund. Wenn man den Frauen zuge-steht, in diese Kraft zu gehen, gibt es keinen Grundmehr, warum sie nicht auch in den Machtpositionen �

� Fortsetzung von Seite 41

Maria Magdalena gemalt vom italienischen Maler Giovanni Pietro

Rizzoli (1495 – 1549)

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Maria Magdalena mit Engeln, dargestellt vom italienischen Maler

Guido Reni (1627 – 1720)

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Die Beschäftigung mit der Botschaft hat mich natürlichauch auf diese Frage gebracht. Wenn wir, egal, wasMenschen uns antun, sehen, dass in jedem Menschenein göttlicher Funkte steckt, dann können wir darüberhinwegschauen – ich will jetzt nichts beschönigen. Aberdann können wir erkennen, dass in unserem Gegenüber,egal, was er getan hat, Liebe beziehungsweise diesergöttliche Funke drinsteckt. Was ich an diesem Tag inder Grotte verstanden habe, ist: dass die Dinge nicht sosind, wie sie scheinen. Wenn ich begreife, ich sehe ei-gentlich nicht die wirkliche Wahrheit, dann kann ich,egal, was ein Mensch tut, sehen, dass dahinter trotzallem der göttliche Fun-ken ist.“

Ich kann aus der Dis -tanz heraus Menschenlieben. Mir hat nie je-mand was angetan. Ichkam noch nie in Versu-chung, Menschen zuhassen. Wenn ich Men-schen ablehnte, dannweil irgendjemand aufder Welt irgendwo et-was Schlimmes getanhat. Wenn du im Kriegbist, Tragödien erlebst,wird du anders denken.„Absolut. Da bin ichganz Ihrer Meinung. Ichglaube dennoch, dasswir das täglich übenkönnen. Auch wenn wirnicht im Krieg sind.“

Ja, sicher.„Was ich meine, ist: Auch wenn es nicht schlimmeDinge sind, wenn es kleine Dinge sind, die uns an je-mandem nerven, die uns schrecklich aufregen, sodasswir dafür jemanden verurteilen würden – dann könnenwir uns vornehmen, anstatt zu verurteilen, zu sagen:Ich gehe weg von diesem Gefühl, ich gehe weg vondiesem Ressentiment. Wenn wir das wirklich üben,dann verändert sich was. Wenn das ein Bruchteil derMenschen tun würde, würde sich viel verändern.“

Das glaube ich auch.„Davon bin ich absolut überzeugt, und darum geht esauch, denke ich. Nicht nur, aber auch.“

Aber viele Menschen erzählen Ihnen heute wasvom Weg der Liebe, von der bedingungslosen Liebe –aber verstehen sie auch, was sie daherreden? „Ich finde das manchmal auch einen sehr plakativ be-nutzten Weg der Liebe. Das hat noch keinen Inhalt.

Wissen Sie, der Weg der Liebe ist kein einfacher. Es istauch keiner, auf dem man mit rosafarbener Farbeüber alles drüberpinselt. Sondern dass man hinschautund die Dunkelheit in sich und in den anderen erkennt.“

Gut, aber wie kommen wir dahin? „Was ich eben glaube, dass der Weg der Liebe ist, dassdie Liebe dahin kommen kann, wo sie noch nicht war.Zu den Schatten in uns selber, die wir noch nicht an-nehmen können. Aber ganz, ganz ehrlich: Ich war indiesen Situationen. Ich hatte keine Haare mehr, ichhatte keine Wimpern mehr, ich hatte keine Augenbrauen.

Ich war allem beraubt, was einenäußerlich hübsch sein lässt. Undda war ich wirklich drauf zurück-gestoßen. Ich habe mich komplettschlecht gefühlt. Ich habe in denSpiegel gesehen und mich gefühltwie ein Monster – wirklich. Es wareiner der schlimmsten Momente,aber der größte Aha-Moment. Andiesem Tag habe ich begriffen: Duliebst dich nicht selbst. Selbstliebebedeutet, dass du dich liebenkannst, egal, wie du aussiehst. Egal,was dir noch geblieben ist. Wir kön-nen im Außen nur wirklich lieben,wenn wir unseren eigenen Schattenangeschaut haben. Es gibt immernoch Flecken in mir, wo ich nochnicht hingeschaut habe und wobeimir Maria Magdalena helfen muss.Wenn wir bei uns hinschauen, müs-sen wir nicht mehr den anderenverurteilen. Das ist die Gnade derMaria Magdalena, weil sie eben

aus Fleisch und Blut war und alles kennt.“ �

Isabelle von Fallois (www.isabellevonfallois.com)wurde in München geboren, wuchs in einem

künstlerischen Haus auf und wollte vonKindesbeinen an Pianistin werden. Sie studiertedas Konzertfach Klavier und war im Anschlussdaran Schülerin des Pianisten Arnaldo Cohen

sowie des Dirigenten Maestro Sergiu Celibidache.In dieser Zeit arbeitete sie auch mit Sängern und

Tänzern aus der Welt des klassischen Ballett sowiedes Flamenco zusammen. Eine lebensbedrohlicheLeukämieerkrankung führte Isabelle von Fallois

dazu, sich intensiv mit übersinnlichen Phänomenenauseinanderzusetzen. Sie schrieb vier Bücher,

darunter den Bestseller „Die heilende Kraft deinerEngel“, der in viele Sprache übersetzt wurde. Ihrerster Roman „Der Brief der Magdalena“ ist imAlyna Verlag erschienen. Erhältlich auch unter:

www.MONDHAUS-SHOP.de

Nachhinein betrachtet: Das war alles schon sehr span-nend, was in dieser Phase stattgefunden hat.“

Noch mal zurück: Musik und das Buch, Musik undder Roman. Ist Musik göttlich? Um mich besser zuverstehen, erinnere ich Sie an eine Szene: Im FilmAmadeus sagt Salieri, dass die Musik, die Mozartschreibt, von oben kommen muss, denn er korrigiertnichts. Keine einzige Note ist ausgebessert. Alles istniedergeschrieben, so, wie es sein soll. Sie schreibenunter anderem von Wagner, ist seine Musik vonGott gegeben?„Ich weiß, dass ich mich daauf schwierigen Boden bege-be, wenn ich das sage. Ichbin absolut der Meinung! Einen Parsifal kann man nurschreiben, wenn er von obenkommt. Wenn man nur denAnfang hört ... das ist nichtmehr von dieser Welt. Wennman es zulässt und wirklichin den Parsifal geht und ver-sucht, mit möglichst offenemGeist zu hören und auf sichwirken zu lassen, dann weißman: Das kann kein Menschgeschrieben haben.“

Welche Rolle spielt die Mu-sik in diesem Roman? NebenMaria Magdalena. Die Gött-lichkeit der Musik? „Die Musik ist meiner Mei-nung nach die unmittelbarste Kunstform. Nichts bewirktschneller Veränderungen in unserem Gehirn. Letztlich:Alles, was wir empfinden und erfahren, läuft ja übersGehirn. Wir nehmen es im Gehirn war. Und genau ausdiesem Grund kann man gewisse mystische Erfahrun-gen leichter mithilfe von Musik machen. Ich fing, bevorich an das Buch dachte, zu erforschen an: In welcherMusik ist die göttliche Botschaft versteckt? WelcheKomponisten haben sie? Und warum? Wie hängen diemiteinander zusammen? Es war ein spannender Weg,auch wenn im Buch nicht alles drinsteht.“

Ihre Hauptdarstellerin heißt Marie. Es gibt MariaMagdalena. Und Maria, die Mutter Gottes. Warum?„Ganz ehrlich? Das war nicht meine Entscheidung. Ichhabe keinen einzigen Namen im Buch erfunden. DieNamen wurden mir eingegeben. Ich habe eine wun-derbare Frau kennengelernt, die hat die Namen allerwichtigen Hauptpersonen berechnet. Und jederName ergibt genau das, was seine Hauptaufgabe im

Buch ist. Da wusste ich: Das Buch habe nicht ichgeschrieben.“

Wie erklären Sie sich das? Welcher Sinn steckt hintereiner geistigen Welt oder hinter Jesus oder hinterGott, der Ihnen Namen eingibt, die sich mathematischauf eine Zahl reduzieren lassen? Warum?„Stopp! Ich glaube sie verstehen mich falsch – vielleichtauch nicht. Was ich faszinierend finde, ist, dass wir Phä-nomene mittels von Zahlen erklären können, und dabeierkennen, dass nichts Zufall ist. Dass auf der einenSeite Dinge intuitiv entstehen, man empfängt sie in

einem intuitiven, mystischenZustand, wie KomponistenMusik empfangen. So habeich dieses Buch samt der Na-men empfangen. Die standenplötzlich auf dem Papier.Dann zu sehen, dass man mit-hilfe der Mathematik berech-nen kann, dass die Energienstimmen – das fand ich einenunglaublichen Beweis dafür,dass nichts Zufall ist.“

Mag sein. Aber Gott brauchtkeine Zahlen, um sich mit-zuteilen. „Das braucht er nicht, aberwir Menschen brauchenmanchmal Beweise. Die Zah-len braucht Gott nicht, aberwir brauchen sie. Der Punktist: Ich finde es spannend zusehen, dass die Energie derNamen übereinstimmt mit

den Energien der Personen.“

Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?„Vielleicht sag ich noch einen Satz. Mein großer Wunschist, dass sich die Menschen in diesem Buch auf ir-gendeiner Ebene wiederfinden. Und sie erkennen,dass alles in Ordnung ist und dass es immer diesenWeg zum Licht und zur Liebe gibt. Ich glaube, es istnie zu spät. Ich glaube, wir haben in jeder Sekundedie Chance, neu anzufangen und wirklich diesen Wegder Liebe zu gehen. Die wirkliche Botschaft im Buchist, dass die Liebe alles überwinden kann, dass es mög-lich ist, dass ein jeder von uns die Chance hat, dieWelt zu verändern.“

Sicher. Nur tun wir uns hier unten schwer damit,den von Ihnen propagierten Weg der Liebe zu ka-pieren. Was ist das? Muss ich jeden lieben?„Das ist eine gute Frage. Ich glaube, wir können jedenlieben, müssen aber nicht mit jedem unser Leben teilen.

� Fortsetzung von Seite 43

Christus erscheint Maria Magdalena. Aus der Werkstatt von Peter Paul Rubens

(1610 – 1690)

Maria Magdalena, dargestellt als Büßerin, 1661 gemalt vom spanischen Maler

Mateo Cerezo dem Jüngeren.

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Isabelle von Fallois

Wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir zugeben, dass es gar nicht so einfach ist, immer einlichtvoller Mensch zu sein und unser Licht in die Welt zu tragen. Die Machtkämpfe auf der ganzen Welthaben doch Einfluss auf uns und manchmal ist es schwer, sich nicht in den Strudel der Angst ziehen zu

lassen. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass wir unsere eigenen inneren Kämpfe hinter uns lassen, denn unsereAngst, unsere Wut und unsere Frustration dienen weder unserem eigenen Leben noch der Welt.Bist du dir bewusst, dass du in jedem Augenblick zwischen Angst (Ego) und Liebe (höheres Selbst) wählenkannst? Du hast immer die Wahl, wie du die Dinge betrachtest. Du kannst dich auf die Dunkelheit oder das Lichtfokussieren, die Angst oder die Liebe … Was wählst du? Ich denke, die Liebe und das Licht! Doch wie kannst dudas Licht in dir verstärken, sodass du es vermehrt der Welt schenken kannst? Hast du eine tägliche spirituellePraxis wie Meditation, Gebet, Yoga oder dergleichen? Nimmst du dir die Zeit, dich mehrmals täglich mit deinemhöheren Selbst zu verbinden? Machst du deinen inneren Frieden zu deiner höchsten Priorität? (Nur wenn wirwirklich in Frieden sind, ist unser Licht rein.) Denke daran: DU bist diejenige oder derjenige, der den Unterschiedfür die Welt macht! Ein einzelner Mensch kann die Welt verändern! Erinnere dich an Mahatma Gandhi …So bitte tu alles, was es braucht, dass du ein strahlendes Licht für die Welt bist! Wir nennen uns „Lichtarbeiter“.Das bedeutet, das wir immer an „unserem Licht arbeiten“ müssen. SEI du das LICHT, das du in der WELT SEHENmöchtest! Und lass das Licht der Engel und der anderen lichten Wesen all die Orte in dir heilen und erhellen, diedu bisher zu verbergen versucht hast! Ich denke, es ist an der Zeit … Spüre, wie dich das Licht der Engel einhülltin einen liebenden Kokon, der alle Fasern deines Seins berührt … und lebe das LICHT für die WELT!