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MOOCs – Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28 Massive Open Online Courses: Modelle und Konzepte des Online-Lernens von Jochen Robes (HQ Interaktive Mediensysteme GmbH/Weiterbildungsblog) Behaviorism • Blended Learning • Certificates • cMOOCs • Connecti- vism • Digitalisierung • E-Learning • MOOCs • Open Courses • Social Learning • xMOOCs Seit der Durchführung der ersten Massive Open Online Courses (MOOCs) 2008 hat das neue Lernformat eine erstaunliche Karriere erlebt. In nur wenigen Jahren ist ein weltweiter Markt mit neuen Anbietern und neuen Plattformen entstanden, auf der Suche nach Geschäftsmodellen und Zielgruppen. Neben das ursprüngliche Modell des vernetzten Ler- nens traten klassische Online-Kurse, die Inhalte für große Teilnehmer- zahlen aufbereiten. Bildungsinstitutionen, allen voran die Hochschulen, aber auch Unternehmen, nehmen MOOCs zum Anlass, um sich der Digi- talisierung des Lehrens und Lernens neu zu stellen. Der folgende Beitrag schließt an eine erste Bestandsaufnahme der MOOC-Entwicklung an (2012, Beitrag 7.21 in diesem Werk) und zeichnet die Entwicklungen und Veränderungen der letzten Jahre nach. 1 Die Idee der Massive Open Online Courses revisited 2 2 Die Entwicklung: 2011–2015 2 3 Die MOOC-Modelle: xMOOCs, cMOOCs und mehr 4 3.1 xMOOCs: Fokus auf effizienter Informationsvermittlung 5 3.2 cMOOCs: Freiräume für das vernetzte Lernen 6 3.3 Von Blended MOOCs bis SPOCs: weitere Spielarten 7 4 MOOCs als Katalysator der Bildungsdiskussion 8 4.1 Die Anbieter: auf der Suche nach dem Geschäftsmodell 8 4.2 Die Hochschulen: das Zögern vor der strategischen Neuaus- richtung 9 4.3 Die Unternehmen: Impulse für eigene Bildungsprozesse 11 4.4 Die Teilnehmer: zwischen Neugier und Lerninteresse 14 5 Die Herausforderungen: MOOCs als offene Lernexpe- rimente 16 5.1 Die Betreuung von Tausenden (und mehr) Lernenden? 16 5.2 Kompetenzen erwerben, dokumentieren und anerkennen? 18 6 Ausblick 19 Literaturhinweise 20 Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 1 Schlagworte Überblick

Massive Open Online Courses: Modelle und Konzepte des Online-Lernens

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Seit der Durchführung der ersten Massive Open Online Courses (MOOCs) 2008 hat das neue Lernformat eine erstaunliche Karriere erlebt. In nur wenigen Jahren ist ein weltweiter Markt mit neuen Anbietern und neuen Plattformen entstanden, auf der Suche nach Geschäftsmodellen und Zielgruppen. Neben das ursprüngliche Modell des vernetzten Lernens traten klassische Online-Kurse, die Inhalte für große Teilnehmerzahlen aufbereiten. Bildungsinstitutionen, allen voran die Hochschulen, aber auch Unternehmen, nehmen MOOCs zum Anlass, um sich der Digitalisierung des Lehrens und Lernens neu zu stellen. Der folgende Beitrag schließt an eine erste Bestandsaufnahme der MOOC-Entwicklung an (2012) und zeichnet die Entwicklungen und Veränderungen der letzten Jahre nach.

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  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    Massive Open Online Courses: Modelle undKonzepte des Online-Lernens

    von Jochen Robes (HQ Interaktive Mediensysteme GmbH/Weiterbildungsblog)

    Behaviorism Blended Learning Certicates cMOOCs Connecti-

    vism Digitalisierung E-Learning MOOCs Open Courses Social

    Learning xMOOCs

    Seit der Durchfhrung der ersten Massive Open Online Courses(MOOCs) 2008 hat das neue Lernformat eine erstaunliche Karriere erlebt.In nur wenigen Jahren ist ein weltweiter Markt mit neuen Anbietern undneuen Plattformen entstanden, auf der Suche nach Geschftsmodellenund Zielgruppen. Neben das ursprngliche Modell des vernetzten Ler-nens traten klassische Online-Kurse, die Inhalte fr groe Teilnehmer-zahlen aufbereiten. Bildungsinstitutionen, allen voran die Hochschulen,aber auch Unternehmen, nehmen MOOCs zum Anlass, um sich der Digi-talisierung des Lehrens und Lernens neu zu stellen. Der folgende Beitragschliet an eine erste Bestandsaufnahme der MOOC-Entwicklung an(2012, Beitrag 7.21 in diesemWerk) und zeichnet die Entwicklungen undVernderungen der letzten Jahre nach.

    1 Die Idee der Massive Open Online Courses revisited 2

    2 Die Entwicklung: 20112015 2

    3 Die MOOC-Modelle: xMOOCs, cMOOCs und mehr 4

    3.1 xMOOCs: Fokus auf effizienter Informationsvermittlung 5

    3.2 cMOOCs: Freirume fr das vernetzte Lernen 6

    3.3 Von Blended MOOCs bis SPOCs: weitere Spielarten 7

    4 MOOCs als Katalysator der Bildungsdiskussion 8

    4.1 Die Anbieter: auf der Suche nach dem Geschftsmodell 8

    4.2 Die Hochschulen: das Zgern vor der strategischen Neuaus-

    richtung 9

    4.3 Die Unternehmen: Impulse fr eigene Bildungsprozesse 11

    4.4 Die Teilnehmer: zwischen Neugier und Lerninteresse 14

    5 Die Herausforderungen: MOOCs als offene Lernexpe-

    rimente 16

    5.1 Die Betreuung von Tausenden (und mehr) Lernenden? 16

    5.2 Kompetenzen erwerben, dokumentieren und anerkennen? 18

    6 Ausblick 19

    Literaturhinweise 20

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 1

    Schlagworte

    berblick

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Begeisterung undEnttuschung

    Akronym: MOOC

    Anfnge

    Erste Anbieter in denUSA

    2 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    1 Die Idee der Massive Open Online Coursesrevisited

    Als im Juni 2012 ein erster Artikel ber Massive Open Online Courses imHandbuch E-Learning erschien, schrieb der Autor: Das Angebot anMOOCs wird weiter zunehmen, auch im deutschsprachigen Raum. DieseEntwicklung ist eingetroffen. Mehr noch: Ereignisse, auf die damals nur imAusblick kurz Bezug genommen werden konnte, haben dazu beigetragen,dass die renommierte New York Times bereits im November 2012 rckbli-ckend vom Year of the MOOC sprach (PAPPANO 2012). Schnell war auchhierzulande die Rede von der Globalisierung der Lehre, der Demokrati-sierung der Bildung oder der Digitalisierung der Hochschulen. Dochwhrend die einen begeistert von den neuen Angeboten und Formen desOnline-Lernens schwrmten, sprachen andere vom alten Wein in neuenSchluchen. Erste Autoren sehen im gleichen Magazin, der New YorkTimes, MOOCs wenig spter bereits im Tal der Enttuschungen (SELINGO2014).

    Bevor auf diese Entwicklung und die mit ihr verbundenen Einschtzungenim Detail eingegangen wird, sei noch einmal daran erinnert, wofr dasAkronym MOOC steht:

    Massive: Die Zahl der Teilnehmenden an einem MOOC ist unbegrenzt.Sie kann von einigen Hundert bis zu mehreren Zehntausend reichen.

    Open: Die Teilnahme an einem MOOC ist kostenlos und an keine Vor-aussetzungen geknpft.

    Online: Der Kurs findet ausschlielich im Internet statt. Course: MOOCs sind in der Regel mehrwchige Kurse mit einem festen

    Start- und Endtermin. Das schliet nicht aus, dass die Kursinhalte auchber das Kursende hinaus frei zugnglich sind.

    Selbstverstndlich, das sei an dieser Stelle angemerkt, wird um diese Begriffeund ihre Deutung intensiv diskutiert. Vor allem das Merkmal open kannheute fr kostenlos oder Zugang ohne Teilnahmebeschrnkungen, aberauch fr bildungspolitische Initiativen wie Open Access oder Open Edu-cational Resources stehen (EBNER et al. 2014; WATTERS 2015).

    2 Die Entwicklung: 20112015

    Der Begriff MOOC entstand im Umfeld des Kurses Connectivism and Con-nective Knowledge (CCK08), der im Herbst 2008 von George Siemens undStephen Downes durchgefhrt wurde. Damals schrieben sich 2.200 Interes-sierte als Teilnehmer ein. Doch erst als im Sommer 2011 die Stanford Uni-versity entschied, drei ihrer Prsenzveranstaltungen als offene Online-Kurseanzubieten, erlangten MOOCs weltweit Aufmerksamkeit. Denn allein freinen dieser Kurse, Introduction to Artificial Intelligence (AI), durchge-fhrt von Sebastian Thrun und Peter Norvig, meldeten sich 160.000 Teil-nehmer an.

    Die hohe Zahl der Teilnehmer und eine breite Berichterstattung in denMedien fhrten dazu, dass sich unmittelbar nach Beendigung des AI-Kursesim Frhjahr 2012 eine Reihe von MOOC-Anbietern formierte. Andrew Ng

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    und Daphne Koller, zwei Stanford-Professoren, grndeten Coursera, diegegenwrtig grte MOOC-Plattform. Das Unternehmen weist ber 10 Mil-lionen Teilnehmer und 892 Online-Kurse aus, die mit ber 100 Partneruni-versitten weltweit entwickelt wurden (Januar 2015). Sebastian Thrun, derden erfolgreichen AI-Kurs durchfhrte, startete Udacity und begann inZusammenarbeit mit einzelnen Wissenschaftlern und Experten ebenfalls2012 mit der Entwicklung und Durchfhrung von Online-Kursen. Wh-rend Coursera und Udacity profitorientiert ausgerichtet sind und groeSummen an Risikokapital gewonnen haben, um ihre Geschftsttigkeitenzu finanzieren, bndelten Harvard und das MIT ihre MOOC-Aktivitten ineiner Non-Profit-Organisation, edX. Es sind vor allem diese amerikanischenMOOC-Anbieter, die die Entwicklung und die Diskussion des Themasbestimmen (KELLY 2014).

    Die prgende Rolle dieser Anbieter ist unmittelbar verknpft mit den Struk-turen des amerikanischen Hochschulsystems, das Studierende hohe Kostenund, damit verbunden, hufig auch hohe Schulden aufbrdet, um einenakademischen Abschluss zu erreichen. Dieser Druck existiert in den meisteneuropischen Staaten nicht, sodass in Europa verzgert und verhaltener aufdas Interesse an offenen Online-Kursen reagiert wurde. Einer der erstenAnbieter war FutureLearn, eine Initiative der britischen Open University,die im Dezember 2012 gegrndet wurde und im Oktober 2013 den erstenKurs anbot. In Deutschland starteten OpenCourseWorld (IMC), dasopenHPI (Hasso-Plattner-Institut) und die Leuphana Digital School (Leu-phana Universitt Lneburg) mit ersten Kursen. Im Frhjahr 2013 schrie-ben der Stifterverband fr die Deutsche Wissenschaft und das Unterneh-men iversity den MOOC Production Fellowship aus, der zehnausgewhlte Konzepte mit jeweils 25.000 Euro in der Umsetzung unterstt-zen wollte. Im Rahmen dieses Wettbewerbs reichten ber 250 Hochschul-lehrer ihre Bewerbungen ein und weckten damit an vielen Hochschulen,aber auch darber hinaus, das Interesse an den Mglichkeiten des Online-Lernens. Auch iversity entwickelt selbst keine Online-Kurse, sondern unter-sttzt Lehrende in der Umsetzung und Bereitstellung der Kurse.

    Heute gibt es weltweit unzhlige Unternehmen, Organisationen und Platt-formen, die offene Online-Kurse anbieten. Einige Anbieter sind allerdingsinzwischen vom Begriff MOOC abgerckt, weil ihre Kurse zwar offen sind,d. h. Interessierte keine Voraussetzungen erfllen mssen, um teilzuneh-men; sie sind jedoch hufig kostenpflichtig. Eine bersicht ber die inEuropa angebotenen MOOCs bietet das European MOOCs Scoreboard,mit dem die Europische Kommission den Zugang zu offenen Bildungsres-sourcen erleichtern mchte (http://openeducationeuropa.eu/en/european_scoreboard_moocs). DHAWAL SHAH hat einige Daten zum Stand des MOOC-Marktes zusammengetragen (SHAH 2014).

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 3

    Europische Anbieter

    Daten des MOOC-Marktes

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    4 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Abb. 1: MOOC-Anbieter und Marktanteile (SHAH 2014)

    Abb. 2: MOOC-Themen (SHAH 2014)

    3 Die MOOC-Modelle: xMOOCs, cMOOCs und mehr

    Im Rckblick auf den ersten MOOC, den CCK08 von George Siemens undStephen Downes, und die in seiner Nachfolge entstandenen Kurse wurdean dieser Stelle (ROBES 2012) festgehalten, dass MOOCs eine Reihe vongemeinsamen Merkmalen aufweisen:

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    dass sie offen fr alle Interessierten sind, dass sie auf der dezentralen Infrastruktur des Internets aufbauen und

    versuchen, die Aktivitten der Teilnehmenden mit Hilfe von SocialMedia, Social Networks und RSS miteinander zu vernetzen,

    dass sie die aktive Partizipation der Teilnehmenden in den Mittelpunktstellen (ROBES 2012).

    Da die Initiatoren des CCK08 ihre Kurse an den didaktischen Grundprinzi-pien des Connectivism orientierten (SIEMENS 2004; 2006), wird fr dieMOOCs in dieser Tradition die Bezeichnung cMOOCs verwendet. Fr dieMOOCs der Plattform-Anbieter wie Coursera, Udacity, edX, FutureLearnoder iversity hat sich die Bezeichnung xMOOCs durchgesetzt. Das voran-gestellte x steht fr extended und fhrt auf eine Begriffsroutine derHarvard-University zurck. Whrend cMOOCs vor allem auf die Vernet-zung der Teilnehmer und Informationen sowie das Entwickeln neuer Bei-trge zum Kursthema setzen, fhren xMOOCs die Lernenden durch struk-turierte Lerninhalte, regelmige Wissensabfragen und Prfungen (ROBES2014a). An anderer Stelle heit es deshalb, xMOOCs seien vorlesungshn-lich, cMOOCs dagegen seminar- oder kolloquiumshnlich (HRK 2014).

    3.1 xMOOCs: Fokus auf effizienter Informationsvermittlung

    Obwohl die Plattform-Anbieter interessierten Hochschulen, Hochschulleh-rern und Bildungsexperten viele Freiheiten in der Gestaltung ihrer Kurselassen, gibt es eine Reihe von Elementen und Funktionen, die das didakti-sche Design vieler xMOOCs auszeichnen (BATES 2014):

    Sie werden ber spezielle Lernplattformen angeboten: Zwar gibt es seit Jahreneinen etablierten, entwickelten Markt fr Learning-Management-Sys-teme. Doch fast alle MOOC-Anbieter entwickelten neue Lernplattfor-men, die das Lernerlebnis strker in den Vordergrund rcken und sichauf wenige, zentrale Funktionen konzentrieren. Dazu gehren u. a. dieRegistrierung und Administration einer groen Zahl von Lernenden, dasSpeichern und Streaming von Video-Files, automatisierte Tests undAssessments sowie das Tracking der Lernaktivitten.

    Sie setzen auf das Video als zentrales Medium der Informationsvermittlung:Die Videobausteine sind hufig kurz, zwischen fnf und 15 Minutenlang, und werden meist im Wochenrhythmus freigeschaltet, bevor sie inden meisten Fllen nach Beendigung des Kurses komplett zur Verfgungstehen. Es gibt eine breite Palette an Videoformaten, die von der einfa-chen Aufzeichnung einer Vorlesung bis zu Formaten wie papermotion,interactive video oder typo animations reicht. Hier folgen xMOOCseinem weltweiten Trend, der sich auch in der Popularitt groer Video-portale (YouTube), regelmiger Events (TED Talks) und Lernangebote(Khan Academy) widerspiegelt.

    Sie nutzen Aufgaben und Tests mit automatisiertem Feedback: In den meis-ten xMOOCs werden einfache Fragetypen wie Multiple Choice einge-setzt, die automatisiert ausgewertet werden knnen. Sie folgen unmittel-bar auf die Video-Bausteine, schlieen einzelne Kapitel ab und bildenAbschlusstests, an die ein Zertifikat geknpft ist. In IT-Kursen werden

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    Merkmale vonMOOCs

    cMOOCs vs.xMOOCs

    Elemente und Funk-tionen von xMOOCs

    Spezielle Lernplatt-formen

    Videobasiert

    AutomatisiertesFeedback

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Diskussionsforen

    Teilnahmebestti-gung

    Elemente voncMOOCs

    Integration vonSocial Media

    Teilnehmer prgenden Kurs

    6 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Lerner auch aufgefordert, kurze Programmieraufgaben zu lsen. In ein-zelnen Kursen wird mit Formen des Peer-Assessments experimentiert, indenen die Teilnehmer die Aufgaben anderer Teilnehmer bewerten. DieEvaluation dieser Modelle steht jedoch noch am Anfang (SUEN 2014).

    Sie bieten Diskussionsforen zum Informationsaustausch: Wenn sich die Teil-nehmer in xMOOCs austauschen oder wenn sie Fragen stellen wollen,stehen ihnen in der Regel Diskussionsforen zur Verfgung. Diese Forensind jedoch mit Blick auf die hohe Zahl der Teilnehmer oft nicht odernur mig moderiert. Mal ist der Experte selbst in den Foren prsent,manchmal sind es Assistenten oder Tutoren, in der Regel hngen dieQualitt und Intensitt des Austauschs von den Aktivitten der Teilneh-mer selbst ab.

    Sie bieten Lernern eine Form der Teilnahmebesttigung an: Wer einenxMOOC erfolgreich abschliet, indem er z. B. einen Groteil der Kurs-materialien bearbeitet oder einen Abschlusstest besteht, erhlt in derRegel eine Teilnahmebescheinigung. Wer als Teilnehmer ein individuel-les, benotetes Zertifikat erhalten mchte, muss sich in irgendeiner Formauthentifizieren. Das kann z. B. durch die Teilnahme an einer Prfungvor Ort (Hochschule, Testcenter) geschehen oder durch bestimmte Ver-fahren der Online-Authentifizierung (z. B. Couseras Signature Track).Credit Points bzw. ECTS-Punkte knnen nur in seltenen Fllen erworbenwerden.

    3.2 cMOOCs: Freirume fr das vernetzte Lernen

    Da in cMOOCs die Aufmerksamkeit auf dem vernetzten Lernen und denvielfltigen Mglichkeiten der aktiven Beteiligung der Teilnehmer liegt,werden im Design dieser Kurse andere Schwerpunkte gesetzt. Da dieseDesignprinzipien im Handbuch E-Learning-Artikel Massive Open OnlineCourses: Das Potenzial des offenen und vernetzten Lernens (ROBES 2012,Beitrag 7.21) ausfhrlich dargestellt wurden, wird hier nur auf die wichtigs-ten Elemente eingegangen:

    cMOOCs integrieren Social Media, wann immer es mglich ist: cMOOCshaben hufig eine Homepage, die eine zentrale Anlaufstelle fr dieAgenda des Kurses, die Aktivitten der Teilnehmer sowie weitere Linksund Ressourcen darstellt. Dazu gehren auch eine einfache Form derRegistrierung und ein Web-Conferencing-Tool fr Live-Online-Sessions.Darber hinaus sind die Teilnehmer in der Regel frei, auf welchen Platt-formen und Netzwerken sie zum Kurs beitragen, sich austauschen undverlinken. Die Verlinkung wird aktiv z. B. durch einen gemeinsamenHashtag zum Kurs oder durch regelmige Newsletter untersttzt.

    cMOOCs leben von den Beitrgen und den Aktivitten der Teilnehmer: DieGastgeber (Facilitators) eines cMOOCs geben ein Thema, eine Agenda,vielleicht noch einige Links auf offene Ressourcen zum Thema vor; sieentwickeln und vermitteln jedoch kein fertiges Curriculum. Sie setzenImpulse, z. B. durch die Einladung von Experten zum Thema, fhrenaber die Teilnehmer nicht auf einen bestimmten Lernweg oder zu einembestimmten Verstndnis der Dinge. Das macht den Ablauf von cMOOCs

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    offener und riskanter, da die Dynamik des vernetzten Lernens wenigerplanbar ist und jeder Teilnehmer eigene Lernziele setzt und verfolgt.

    In cMOOCs gibt es keine Lernerfolgskontrollen oder Tests: Wenn die Teilneh-mer ihre eigenen Lernziele setzen, greifen klassische Tests ins Leere. Inden Vordergrund rcken aber Formen des informellen Feedbacks durchdie verschiedenen vernetzten Aktivitten der Teilnehmer. In einigencMOOCs wurde auch mit Badges experimentiert, um Teilnehmern Ori-entierungshilfen bei der Wahl des eigenen Lernwegs und der(Selbst-)Kontrolle der eigenen Aktivitten zu geben.

    Diese einfache Gegenberstellung von xMOOCs und cMOOCs bietetjedoch nicht mehr als eine erste Orientierungshilfe. Um zu entscheiden,welches Kursdesign fr ein bestimmtes Lernszenario gewhlt werden soll,braucht es einen umfassenden Kriterienkatalog oder ein Klassifikations-schema. Einen guten Ausgangspunkt bietet Grainne Connole, die zwlfDimensionen unterscheidet:

    ... the degree of openness, the scale of participation (massification), theamount of use of multimedia, the amount of communication, the extentto which collaboration is included, the type of learner pathway (fromlearner centred to teachercentred and highly structured), the level of qua-lity assurance, the extent to which reflection is encouraged, the level ofassessment, how informal or formal it is, autonomy, and diversity (CON-NOLE 2014).

    3.3 Von Blended MOOCs bis SPOCs: Weitere Spielarten

    Neben xMOOCs und cMOOCs hat sich eine Reihe weiterer Konzepteherausgebildet, die zum Teil bereits in der Praxis erprobt wurden, zum Teiljedoch noch als Projektion zur Diskussion stehen. Dazu gehren:

    bMOOCs (Blended MOOCs)In diesem Fall ergnzen die Online-Kurse eine Prsenzveranstaltung ander Hochschule. Ein Beispiel ist der Open Course zum Thema Work-place Learning (#ocwl11), der im September 2011 an der UniversittTbingen durchgefhrt wurde (MOSKALIUK 2012).

    SPOCs (Small Private Online Courses)Auch dieser Begriff verweist auf ein Konzept, das Online-Kurse mit beste-henden Veranstaltungen verbindet, wobei die Teilnehmer eines Prsenz-kurses die MOOC-Materialien im Sinne des Flipped Classrooms oderBlended Learning zur Vorbereitung nutzen (OREMUS 2013).

    MOOCs (Mentored Open Online Courses)Das Modell der Leuphana Digital School (Leuphana-Universitt Lne-burg) sieht fr Online-Kurse vor, die Zahl der Teilnehmer zu begrenzenund sie in eng betreuten Teams zusammenarbeiten bzw. -lernen zu las-sen (BITTELMEYER 2014).

    POOCs (Personalized Open Online Courses)Jrg Drger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, geht davonaus, dass Massive Open Online Courses nur den Anfang bilden. DasPotenzial der Digitalisierung wird erst ausgeschpft, wenn es gelingt, aufdie individuellen Bedrfnisse der Lernenden einzugehen.

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 7

    Informelles Feedback

    Weitere Konzepte

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Ideen fr Geschfts-modelle

    Selbstkritik beiUdacity

    8 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Ihr grtes Plus verschenken die heutigen Online-Kurse leider noch vl-lig. Statt persnlicher Maanfertigung gibt es bislang nur Bildung vonder Stange. MOOCs gehen nicht auf einzelne Lernende mit ihrem unter-schiedlichen Wissensstand, Lerntempo und -stil ein. Dabei knnte daspersonalisierte Lernen gerade die groe Strke digitaler Bildung sein.Solange alles auf die Masse ausgerichtet ist, bleiben diese Potenzialeungenutzt. Nicht mehr massive mssen die Online-Kurse zuknftigsein, sondern vor allem personalized POOCs statt MOOCs lautet dieDevise. Und zwar dort, wo es passt: Ein didaktisch gut konzipierterMathematik-Vorkurs als Online-Kurs ist ein sinnvolles Angebot, ein digi-tales Examenskolloquium eher nicht. Denn natrlich wird Computer-technik niemals die persnliche Bindung zwischen Lehrer und Lernerersetzen, sie kann aber durchaus Entlastung und zeitliche Freirume freine gezieltere Betreuung schaffen (DRGER 2014).

    4 MOOCs als Katalysator der Bildungsdiskussion

    4.1 Die Anbieter: auf der Suche nach dem Geschftsmodell

    Seitdem die ersten Plattform-Anbieter 2012 die Bhne betreten haben, stehtdie Frage nach dem Geschftsmodell fr die Entwicklung und den Vertriebvon Massive Open Online Courses im Raum. In den ersten Monaten wares eine offene Diskussion, an der sich auch die Anbieter selbst beteiligten.Als mgliche Optionen wurden gehandelt:

    Kapitalisierung der Lerner-DatenMit dem Einverstndnis der Lernenden knnten interessierte Arbeitgeberauf den MOOC-Plattformen nach Erfolg versprechenden Lernerprofilensuchen.

    Product PlacementPassend zum jeweiligen Kursthema knnte auf Literatur oder weiterfh-rende (kostenpflichtige) Materialien hingewiesen werden.

    Verkauf der KursinhalteWollen Hochschulen die Kurse in ihre internen Curricula integrieren,modifizieren oder mit eigenen Lernangeboten verbinden, knntenLizenzgebhren fllig werden.

    Kostenpichtige ZertikateWhrend der Zugriff auf den Kurs und die Kursmaterialien frei ist, knn-ten fr den Erwerb eines Zertifikats in Form eines individuellen Leis-tungsnachweises Gebhren erhoben werden.

    Weitere kostenpichtige DiensteIm Rahmen einer kostenpflichtigen Premiumversion knnten den Teil-nehmern regelmige Rckmeldungen durch Tutoren, individuellesFeedback auf Hausarbeiten, Sprechstunden mit Lehrenden oder zustzli-che Lernmaterialien angeboten werden (BISCHOF/STUCKRAD 2013).

    Mitten in diese Diskussion platzte im November 2013 ein Artikel ber undmit Sebastian Thrun, dem Geschftsfhrer von Udacity. Hier uerte er sichzuerst selbstkritisch ber die Qualitt der eigenen Kurse: We were on thefront pages of newspapers and magazines, and at the same time, I was reali-zing, we don't educate people as others wished, or as I wished. We have a

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    lousy product. Anschlieend verkndete er, dass sich Udacity zuknftigauf Kurse konzentrieren will, die einen formalen Abschluss bieten und kos-tenpflichtig sind; und dass Udacity zu diesem Zweck strker mit Unterneh-men zusammenarbeiten will, um fr deren Bedrfnisse mageschneiderteAngebote liefern zu knnen. Im Artikel heit es: It will be, Thrunadmits, the biggest shift in the history of the company, a pivot that invol-ves charging money for classes and abandoning academic disciplines infavor of more vocational-focused learning. In short, Thrun must prove thatUdacity is something more than a good story (CHAFKIN 2013).

    Was Sebastian Thrun Ende 2013 ankndigte, haben Anfang 2015 alle dreigroen amerikanischen MOOC-Anbieter umgesetzt: Sie bieten kosten-pflichtige Abschlsse an und werben damit, dass diese Abschlsse fr diepersnliche Karriereentwicklung auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werdenknnen. Diese Abschlsse heien Nanodegrees (Udacity), Specializati-ons (Coursera) und Xseries (edX). Der deutsche MOOC-Anbieter iversitybietet Lernenden fr viele seiner Kurse zwei Optionen an: einen kostenlo-sen Audit-Track und einen kostenpflichtigen Certificate-Track, der zustzli-che Services beinhaltet, aber vor allem eine erfolgreiche Kursteilnahmebesttigt. Die Ausrichtung auf eine Zielgruppe, die bereit ist, fr einenAbschluss zu zahlen, wird sicher auch Einfluss auf das Angebot der Kursthe-men haben. Am Portfolio von Udacity, in dem aktuell IT-Kurse dominieren,ist das heute schon abzulesen (KNIEPS 2014). Mit dem Fokus auf kosten-pflichtige Zertifikatskurse einher geht hufig auch eine Abkehr vom BegriffMassive Open Online Courses. So taucht er auf den Webseiten von Udacityund Coursera Anfang 2015 nicht mehr auf.

    4.2 Die Hochschulen: das Zgern vor der strategischen

    Neuausrichtung

    Auf die besondere Situation des amerikanischen Hochschulsystems wurdebereits hingewiesen. Hierzulande beschrnkte sich das MOOC-Engagementin den ersten Monaten auf einzelne Professoren wie z. B. Jrn Loviscach(Fachhochschule Bielefeld), der einen Kurs fr Udacity entwickelte, Leh-rende, die mit dem neuen Format experimentierten, wie z. B. Anja Lorenz(TU Chemnitz, #SOOC13/#SOOC14), oder einzelne Hochschulen wie dieTU Mnchen, die auf der Plattform von Coursera aktiv ist. ROLF SCHULMEISTER,Pdagoge an der Universitt Hamburg, hatte sich auf der Konferenz Cam-pus Innovation 2012 kritisch mit den ersten Kursen auf Udacity, Courseraund edX auseinandergesetzt (SCHULMEISTER 2012). Erst mit der Ausschreibungdes MOOC Production Fellowship im Frhjahr 2013 entwickelte sichlangsam eine breitere Diskussion. Auf der Tagung MOOCs and beyond Chancen, Risiken und Folgen digitaler Bildungsangebote fr die deutscheHochschullandschaft, durchgefhrt am 27. November 2013 und gemein-sam organisiert vom Stifterverband fr die Deutsche Wissenschaft und demGemeinntzigen Centrum fr Hochschulentwicklung (CHE), wurden ersteStellungnahmen und Einschtzungen ausgetauscht.

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 9

    Ausrichtung auf zah-lungsbereite Ziel-gruppe

    MOOC-Engagementan deutschen Hoch-schulen

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Thesen zur Digitali-sierung der Hoch-

    schullehre

    HochschulforumDigitalisierung

    Stellungnahme derHochschulrektoren-

    konferenz

    10 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Abb. 3: Tagung MOOCs and beyond (2013) (http://www.che.de/cms/?getOb

    ject=1134&p=2)

    In den Zehn Thesen zur Digitalisierung der Hochschullehre, herausgege-ben vom CHE, weisen die Autoren darauf hin, dass die Potenziale und Kon-sequenzen der Digitalisierung akademischer Bildung weit ber das Angebotvon Massive Open Online Courses hinausreichen. Nichtsdestotrotz stelltdie Massifizierung der Bildung durch die Digitalisierung einen notwendi-gen Schritt dar, um einen effizienteren Einsatz vorhandener Ressourcen, dieffnung der Bildung fr neue Zielgruppen sowie die Personalisierung derBildungsangebote und -wege voranzutreiben. Konsequenterweise lautet die10. These: Hochschulen sollten die Digitalisierung als strategische Aufgabeannehmen (BISCHOF et al. 2013).

    Nach diesem Weckruf startete im Mrz 2014 das Hochschulforum Digitali-sierung, das eine bundesweite, organisationsbergreifende Plattform freinen nationalen Austauschprozess zum Thema bilden will. Das Hochschul-forum Digitalisierung wird gemeinsam vom Stifterverband fr die DeutscheWissenschaft, der Hochschulrektorenkonferenz und dem Centrum frHochschulentwicklung (CHE) durchgefhrt und vom Bundesministeriumfr Bildung und Forschung gefrdert. In sechs Themengruppen wollen sieb-zig Experten Handlungsempfehlungen fr Hochschulleitungen, Lehrendeund die Politik erarbeiten (http://hochschulforumdigitalisierung.de).

    Im Juni 2014 bezog auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Stellung.In einer kurzen (Positionspapier) und lngeren Version (Reader) wird aus-fhrlich und kritisch auf die Potenziale und Probleme eingegangen, die mitEntwicklung und Angebot von offenen Online-Kursen verbunden sind.Hier heit es:

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    In spezifischen Konstellationen knnen MOOCs Mehrwerte erzeugen.Dazu gehren Mglichkeiten in den Bereichen Hochschulmarketing,bergangsangebote, standardisierte Massenveranstaltungen, kleineFcher, blended Formate, seminarhnliche und interdisziplinre Ange-bote sowie bestimmte Felder der Weiterbildung und bergreifende Koo-perationen. Die Potenziale ergeben sich u. a. aus der Reichweite und kol-laborativen Formaten. Sie knnen jedoch nur realisiert werden, wenn siedurch intensive Betreuung flankiert werden (HRK 2014).

    Und weiter wird auf befrchtete Probleme und Risiken hingewiesen:

    Probleme und Risiken erstrecken sich u. a. auf den offenen Zugang, dieEinbindung ins Studium, die meist relativ hohe Abbrecherquote sowiedie rechtssichere individualisierte Identifizierung fr Prfungen. Bei einerflchendeckenden Einfhrung von MOOCs knnte die Vielfalt der Lehregefhrdet werden. MOOCs allein reichen nicht zu einer umfassendenPersnlichkeitsbildung. Dazu mssen weitere didaktische Komponentenhinzukommen (HRK 2014).

    4.3 Die Unternehmen: Impulse fr eigene Bildungsprozesse

    Als die ersten MOOC-Anbieter mit der Entwicklung und Durchfhrungihrer Online-Kurse begannen, ging es vor allem um akademische Bildung,um Inhalte renommierter Universitten wie Stanford, Harvard und MIT,die jetzt allen Interessierten offenstehen sollten. Unternehmen und diebetriebliche Weiterbildung waren kein Thema. Das hat sich mit dem Einzugder MOOCs in die Massenmedien und mit der Neuorientierung der MOOC-Anbieter gendert. Heute ist die Frage, ob und wie Unternehmen von derMOOC-Entwicklung profitieren knnen, ein selbstverstndlicher Gegen-stand einschlgiger Personalmagazine und Fachkongresse. FolgendeZugnge werden diskutiert und zum Teil bereits praktiziert:

    MOOCs als MarketinginstrumentUnternehmen knnen selbst MOOCs anbieten, um fr ihre Themen undProdukte zu werben und Partner, Kunden und Interessierte an sich zubinden. So ging z. B. das Softwareunternehmen SAP aus Walldorf unterder Marke openSAP und in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam im Mai 2013 mit dem ersten Kurs, Introduction toSoftware Development on SAP HANA, online. Die Resonanz war gro:Am ersten Tag des Kurses waren bereits 18.000 Teilnehmer angemeldet,und diese Zahl erhhte sich bis zum letzten Tag auf ber 40.000. 10.795nahmen auch am letzten Test teil und immerhin 9.383 von ihnen erhiel-ten einen Leistungsnachweis (record of achievement). Bis heute bautSAP die Zahl der offenen Online-Kurse weiter aus. Im Dezember 2014wurden 500.000 Einschreibungen gezhlt und openSAP mit dem Bran-don Hall Excellence Award 2014 ausgezeichnet (https://open.sap.com/news).

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 11

    MOOCs in Unterneh-men und der betrieb-lichen Weiterbildung

    MOOCs zu Marke-tingzwecken

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Unternehmens-interne MOOCs

    12 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Abb. 4: Kursbersicht auf openSAP (https://open.sap.com/courses)

    MOOCs als Modelle fr eigene BildungsprogrammeNatrlich wollen Unternehmen in der Regel ihre internen Kurse nur frMitarbeiter ffnen. Und die internen Teilnehmerzahlen werden nichtmit denen offener Online-Kurse im Internet konkurrieren knnen. Dochvor allem die mit den cMOOCs verbundenen Konzepte des informellen,sozialen und vernetzten Lernens bilden eine attraktive und zeitgemeErweiterung traditioneller Schulungsprogramme. So fhrte die DeutscheTelekom AG im Frhjahr 2014 unter dem Motto Share your entrepre-neurial spirit den ersten Magenta MOOC durch. Ziel war es, die Mitar-beiter zu ermuntern, in ihrem Arbeitsumfeld eigene innovative Ideen zuentwickeln (STRUBE 2014). Und im Januar 2014 startete die Credit Suisseden sechswchigen Kurs Discover Social Learning, um mit den Pro-grammmanagern im Bereich Talent Development die Mglichkeiten vonLearning Communities zu diskutieren (MILTZ 2014; ROBES 2014b).

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    Abb. 5: Magenta MOOC Share your entrepreneurial spirit (DEUTSCHE TELEKOM AG,

    http://www.telekom.com/company/human-resources/magenta-mooc/242422)

    MOOCs als Ergnzungen unternehmenseigener CurriculaMOOCs knnen mit ihrem Angebot das Schwergewicht der Kursthe-men liegt gegenwrtig auf den Computerwissenschaften (16 %) undBusiness & Management (14 %) eine sinnvolle Ergnzung interner Wei-terbildungsmanahmen bilden. Unternehmen knnen auf diese Weiseihre Mitarbeiter bei dem Bestreben untersttzen, ihre Skills auch berdas tglich Notwendige hinaus auf dem Laufenden zu halten. Personal-und Programmmanager knnen die neuen Angebote regelmig auswer-ten, gezielt Empfehlungen aussprechen und MOOCs zu unternehmens-relevanten Themen direkt verlinken. So wirbt z. B. adidas im Rahmenseiner neuen Bildungsstrategie (The New Way of Learning) mit derIntegration offener Lernangebote in die eigene Lernumgebung (KUHNA2014). Andere Unternehmen gehen einen Schritt weiter und kooperierenbereits bei der Kursentwicklung mit den groen MOOC-Anbietern.

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 13

    Anreicherung inter-ner Weiterbildung

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Ursprngliche Erwar-tungen

    Teilnehmerprofil

    Aussagen derAnbieter

    14 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Abb. 6: MOOCs als Teil des New Way of Learning (adidas Group, http://blog.adi

    das-group.com/2014/03/bringing-the-adidas-group-learning-campus-to-life-

    learning-in-the-21st-century/)

    4.4 Die Teilnehmer: zwischen Neugier und Lerninteresse

    Am Anfang der MOOC-Welle stand auch das Versprechen, neuen Zielgrup-pen, vor allem auerhalb der groen Industrienationen, den Zugang zu aka-demischer Bildung zu ffnen. Die Demokratisierung der Bildung war einSchlagwort jener Tage. Hinzu kommt, dass Entwicklung und Durchfhrungder neuen Online-Kurse mit groen Investments verbunden ist. Die Frage,wer sich also fr das Lernen mit MOOCs interessiert und warum, standdeshalb schnell im Mittelpunkt.

    Inzwischen liegen erste Untersuchungen und Befragungen der Teilnehmervor. Sie zeigen,

    dass die Teilnehmer zwischen 20 und 30 Jahre alt, aber in der Regel keineStudienanfnger mehr sind;

    dass sie gut ausgebildet sind, ja hufig bereits ber einen akademischenAbschluss verfgen;

    dass sie hufig berufsttig sind bzw. mehrjhrige Berufserfahrungbesitzen;

    dass sie die Kurse aus Interesse am Thema, aus Interesse, etwas Neues zulernen, aber hufig auch einfach aus Neugier besuchen.

    Das openHPI (Hasso-Plattner-Institut) hat nach Beendigung seines zweitenMOOCs eine ausfhrliche Befragung unter den Kursteilnehmern durchge-fhrt, an der sich gut 1.000 Nutzer beteiligten. Dabei zeigte sich, dass unterden Teilnehmern die Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren am strkstenvertreten war (28 %). Fast die Hlfte der Teilnehmer hatte einen akademi-

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    schen Abschluss. Gefragt nach ihren Grnden fr die Teilnahme am Kurs,wurde das generelle Interesse an Informationstechnologie (84 %), die Wei-terbildungsmglichkeit fr den Beruf (55 %) sowie das Interesse am Erwerbeines openHPI-Zertifikats (34 %) genannt. Fr CHRISTOPH MEINEL, Prsidentdes Hasso-Plattner-Instituts, ein Zeichen, dass sich das MOOC-Format vorallem auch zum berufsbegleitenden lebenslangen Lernen eignet (MEINEL2013).

    Die Autoren der University of Pennsylvania haben die Teilnehmer von 32MOOCs ihrer Hochschule auf Coursera untersucht und fassen die Rckmel-dungen zusammen:

    The student population tends to be young, well educated, andemployed, with a majority from developed countries. [...] Students mainreasons for taking a MOOC are advancing in their current job and satisfy-ing curiosity (CHRISTENSEN et al. 2013).

    Ein hnliches Bild zeigt sich fr das Angebot der University of Edinburgh,auch auf Coursera:

    33 % were between 25-34 years of age [...] Over 70 % of respondentsindicated completion of degree-level academic achievement. [...] Themain reasons given by survey respondents for enrolling were curiosityabout MOOCs and online learning, and a desire to learn new subjectmatter (MOOCs@Edinburgh 2013).

    Und nach der Auswertung von 80 Interviews in 62 Institutionen, die sichaktiv an der MOOC-Entwicklung beteiligen, halten FIONA M HOLLANDS undDEVAYANI TIRTHALI fest:

    Data from MOOC platforms indicate that MOOCs are providing educa-tional opportunities to millions of individuals across the world. How-ever, most MOOC participants are already well-educated and employed,and only a small fraction of them fully engages with the courses. Overall,the evidence suggests that MOOCs are currently falling far short ofdemocratizing education and may, for now, be doing more to increasegaps in access to education than to diminish them (HOLLANDS/TIRTHALI2014).

    Die Stiftung Warentest fhrte im Frhjahr 2014 eine Umfrage durch, ummehr ber die Merkmale und Motive der MOOC-Nutzer zu erfahren. ber100 Personen nahmen an dieser Befragung teil. Auch hier heit es:

    Wer Moocs nutzt, hat laut test.de-Umfrage meist ein Hochschulstudiumabsolviert (79 Prozent) und ist berwiegend zwischen 30 und 49 Jahrenalt (57 Prozent). Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) sind berufsttig.Aber auch Arbeitsuchende (13 Prozent), Rentner (9 Prozent) und Studie-rende (8 Prozent) nehmen teil (STIFTUNG WARENTEST 2014).

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 15

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Hohe Abbrecher-quote

    Differenzierung nachTeilnehmermotiven

    16 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Abb. 7: Motive fr die Teilnahme an MOOCs (Stiftung Warentest, https://www.

    test.de/Ergebnisse-Umfrage-Moocs-Motivation-Mehr-wissen-4701429-0/?ft=bild&

    fd=2)

    5 Die Herausforderungen: MOOCs als offeneLernexperimente

    5.1 Die Betreuung von Tausenden (und mehr) Lernenden?

    Von den 160.000 Teilnehmern am Kurs ber Knstliche Intelligenz, mitdem 2011 die MOOC-Welle startete, erhielten 14 Prozent bzw. 23.000 einCertificate of Completion. Also nur ein kleiner Teil derer, die sich fr denKurs angemeldet hatten, hielt auch bis zum Ende durch. Damit war eineDebatte ber Abbruchquoten und drop-out rates losgetreten, die bisheute anhlt. Denn die Zahlen haben sich in der Folgezeit immer wiederbesttigt. KATY JORDAN hat die verfgbaren Daten von Kursen ausgewertet,die auf den Plattformen von Coursera, Udacity und edX stattfanden. DieErgebnisse zeigten, dass die Abschlussquoten (completion rates) deruntersuchten Kurse zwischen 0,9 Prozent und 36,1 Prozent lagen. Durch-schnittlich 6,5 Prozent der Teilnehmer erfllten also die Kriterien fr eineTeilnahmebesttigung (JORDAN 2014).

    Natrlich wird zu Recht darauf hingewiesen, dass Abschlussquoten bei offe-nen Online-Kursen wenig aussagekrftig sind. Zum einen sind die absolu-ten Zahlen derer, die einen Kurs abschlieen, immer noch enorm. Zumanderen sind die Motive der Teilnehmer sehr heterogen und nur diewenigsten starten einen Kurs mit dem Ziel, eine Teilnahmebescheinigungzu erhalten. Es ist deshalb blich geworden, zwischen Teilnehmern zuunterscheiden, die sich nur anmelden, aber nie den Kurs beginnen, Teil-nehmern, die in irgendeiner Form aktiv sind, also z. B. die Videolektionenbearbeiten oder sich an den Diskussionen in den Foren beteiligen, und Teil-nehmern, die am Ende des Kurses ein Zertifikat erlangen (HO et al. 2013).Wenn man wei, wer mit welchemMotiv an den Online-Kursen teilnimmt,so die Idee, lassen sich die Angebote auch genauer auf die einzelnen Ziel-gruppen zuschneiden.

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    Abb. 8: Lernertypen (Hill 2013, http://mfeldstein.com/emerging-student-patterns-

    in-moocs-a-revised-graphical-view/)

    Doch schon frh stand die Vermutung im Raum, dass auch das didaktischeKonzept der xMOOCs zu den hohen Abbruchquoten beitrgt. Vor allemROLF SCHULMEISTER hat sich kritisch mit der MOOC-Didaktik auseinanderge-setzt. In der Verbindung kurzer Lerneinheiten mit stereotypen Aufgabenund Tests, meistens im Multiple-Choice-Format sowie einfachen, automati-sierten Formen des Feedbacks sieht er eine Verbindung aus Behaviorismusund instruktionalen Methoden. Auch die Integration von Diskussionsforenkann nicht darber hinwegtuschen, dass kommunikative und interaktiveAspekte zu kurz kommen. Sein ernchterndes Fazit:

    MOOCs sind weder moderne Lehre, noch folgen sie einem aktuellenlerntheoretischen Ansatz, sie sind didaktisch antiquiert und sie sindnicht einmal gutes E-Learning. Das technisch-didaktische Modell derMOOCs ist so simpel, dass jeder E-Learning-Profi es als altmodische Mas-sensendung bezeichnen msste, als Broadcast-Methode, denn im Grundewird die Entwicklung des Radios oder Fernsehens wiederholt mit derVariation, die durch den computeruntersttzten Unterricht eingefhrtwurde, angereichert durch das automatische Feedback per Multiple-Choice (SCHULMEISTER 2013).

    Die fehlenden Mglichkeiten der Kommunikation, die mangelnde Unter-sttzung und Betreuung durch Lehrende oder Tutoren, die fehlenden indi-viduellen Rckmeldungen auf Lernaktivitten sind Kritikpunkte, die in derDiskussion um die didaktische Qualitt der xMOOCs immer wiedergenannt werden. Es ist naheliegend, dass ein einzelner Professor oderExperte nicht mit Tausenden Studierenden kommunizieren kann. Auchfehlt im Modell der offenen Kurse die wirtschaftliche Grundlage, um einesinnvolle bzw. didaktisch notwendige Kommunikation zwischen Lehren-

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 17

    Kritik an der Didaktik

    GegensteuerndeManahmen

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Neue Entwicklungenerfordern Social Lear-

    ning in Unter-nehmen

    Hrden bei der Aner-kennung von Leis-

    tungen

    Multiple-Choice-Auf-gaben

    Peer Assessments

    18 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    den und Lernenden anzubieten. Deshalb gibt es eine Reihe von Initiativenund Konzepten, die versuchen, hier entgegenzusteuern. So bieten vielePlattform-Anbieter heute die Option an, gegen eine Kursgebhr mit Lehren-den oder Tutoren zu kommunizieren. Die Leuphana Digital School hat einKonzept entwickelt, das sie Mentored Open Online Course nennt, undin dem eine begrenzte Zahl von Teilnehmern in Teams zusammenarbeitetund intensiv von Tutoren und Mentoren betreut wird. Viele Experten sehendeshalb die Zukunft der MOOCs eher in Konzepten des Blended Learningbzw. Hybrid Learning, also in der Verbindung von Prsenzangeboten undOnline-Modulen.

    George Siemens, einer der Urheber der MOOC-Idee, bringt einen weiterenAspekt ins Spiel: Wenn Unternehmen dezentraler, durchlssiger und ver-netzter werden, wenn Mitarbeiter selbststndiger, teamorientierter undflexibler arbeiten sollen, dann muss die Weiterbildung dieser Entwicklungfolgen. Die MOOCs der groen Plattform-Anbieter, also die xMOOCs, leis-ten das nicht, sie still rely on an expert presenting information, with limi-ted opportunities for students to engage. Die cMOOCs, die den Schwer-punkt auf Social Learning, auf das Teilen von Erfahrungen und dasVernetzen von Teilnehmern und Ideen setzen, scheinen hier zeitgemer(SIEMENS/TODD 2015).

    5.2 Kompetenzen erwerben, dokumentieren und

    anerkennen?

    Was ist das Lernen in MOOCs eigentlich wert? Wie knnen Lernerfolge imRahmen eines Online-Kurses getestet werden? Wie kann die Identitt desLerners unzweifelhaft berprft werden? Fr viele Betrachter der MOOC-Entwicklung ist die Anerkennung der in MOOCs erbrachten Leistungen dasentscheidende Kriterium, das ber ihren zuknftigen Erfolg entscheidet.

    Die erste Hrde, welche die MOOC-Entwickler nehmen mssen, ist dieFrage, wie man berhaupt die Lernerfolge von Tausenden Lernern onlineberprfen kann. Eine bewhrte Form besteht in einfachen Aufgaben imMultiple-Choice-Format, die automatisch ausgewertet und von einem stan-dardisierten Feedback begleitet werden. Diese Form von computer markedassignments eignet sich bis zu einem gewissen Punkt in mathematischen,computerwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Kursen. Siekommt jedoch in geistes- und sozialwissenschaftlichen Kursen schnell anihre Grenzen, wenn es z. B. Essays auszuwerten gilt.

    Kein Lehrender ist in der Lage, Hunderten oder Tausenden von Studieren-den ein individuelles Feedback zu geben. Diese Lcke sollen Formen desPeer Assessment bzw. der Peer Review schlieen. Dabei werden nach einemvorher festgelegten Schlssel Studierenden die Arbeiten ihrer Mitlerner vor-gelegt, um diese zu bewerten. In der Praxis sind mit dieser Methode eineReihe von Herausforderungen verknpft: Es braucht Qualittskriterien bzw.Musterlsungen, an denen sich die Studierenden orientieren knnen; esbraucht Messverfahren, die sicherstellen, dass Texte wirklich gelesen undMusterlsungen wirklich beachtet werden. Vor diesem Hintergrund werdenderzeit unterschiedliche Verfahren getestet, um die Effektivitt von PeerAssessments sicherzustellen (SUEN 2014). Die Bedeutung der Herausforde-

  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

    rung E-Assessment unterstreicht die Nachricht, dass auch das robo-gra-ding, also die Auswertung von Essays durch ein Software-Programm, indiesem Zusammenhang ernsthaft diskutiert wird (MORRISON 2013).

    Die zweite Hrde betrifft die Frage der Identifikation bzw. Authentifizierungdes Lerners. Wie kann die Identitt des Lerners sichergestellt werden, dennnur auf dieser Grundlage ist es mglich, valide und aussagekrftige Zertifi-kate herauszugeben. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die Aus-gabe eines qualifizierten Zertifikats in der Regel mit Kosten verbunden ist.Coursera hat fr die Identittsprfung ein Verfahren entwickelt, das sieSignature Track nennen: Der Teilnehmer erstellt ein Foto von sich, zeigtseinen Ausweis in die Kamera und wird gebeten, einen Text zu tippen. EinProgramm erfasst das individuelle Tastaturprofil des Lerners, mit dessenHilfe im Kursverlauf die Identitt des Lerners berprft wird. In der Regelerfolgt die Authentifizierung des Lerners jedoch klassisch, und er absol-viert die Abschlussprfung in einem Testcenter oder an einer Hochschuleunter Aufsicht.

    Es ist heute noch nicht abzusehen, welchen Weg die Zertifizierung vonMOOCs nehmen wird. Noch sind nur wenige Hochschulen bereit, dieerbrachten Leistungen in Form von Credit Points oder ECTS anzuerkennen.Das gilt sogar fr die Hochschulen, die selbst MOOCs entwickeln. Auf deranderen Seite scheint sich die Nachfrage nach entsprechenden Abschlssenauch bei den Studierenden selbst noch in Grenzen zu halten. Eine Mel-dung, die zeigt, wohin die Entwicklung gehen knnte, verffentlichte dasBusiness-Netzwerk LinkedIn im Dezember 2014: Es informierte ber die 25Hottest Skills That Got People Hired in 2014, und der MOOC-AnbieterCoursera stellte im Anschluss die Verbindung zwischen den aufgefhrtenSkills und den eigenen Kursangeboten her (COURSERA 2014).

    6 Ausblick

    Es kann heute schon festgehalten werden, dass das Erscheinen der MOOCsin der Bildungslandschaft die Diskussion um das Potenzial des Online-Ler-nens belebt und bereichert hat. Es liegt in der Natur der Sache, dass Platt-form-Anbieter, Hochschulen, Unternehmen und Lerner unterschiedlicheInteressen verfolgen, wenn es um die Ausgestaltung der nchsten Entwick-lungsschritte geht:

    Plattform-Anbieter mssen ein nachhaltiges Geschftsmodell entwi-ckeln. Deshalb zielen sie auf den Markt der beruflichen Weiterbildung,auf die Anforderungen, die Unternehmen an diesen Markt stellen, unddie Themen, die sich hier verkaufen lassen. Dafr werden sie gerne bereitsein, auf Label wie massive oder open zu verzichten.

    Zur Entwicklung eines nachhaltigen Geschftsmodells gehrt, dass mandie vorhandenen Ressourcen und Daten nutzt, um ein kundengerechtesund attraktives Kursangebot zu entwickeln. Hier kommen Themen wieLearning Analytics und Personalisierung, Gamification und Badges insSpiel.

    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 19

    Authentifizierungdes Lerners

    Zukunft der Zertifi-zierung noch offen

    Die nchsten Ent-wicklungsschritte

    NachhaltigesGeschftsmodell

    Kursangebot

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    Digitalisierung derLehre

    Social Learning

    Lernmglichkeitenim Internet

    20 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

    Fr die Hochschulen besteht hierzulande (noch) kein wirtschaftlicherDruck, auf die Entwicklung offener Online-Kurse zu setzen. Hier wird esbei ausgewhlten werbenden Angeboten bleiben. Es besteht allerdingsNachholbedarf, wenn es darum geht, die Digitalisierung der Lehre unddes Lernens strategisch anzugehen und sie nicht nur dem Engagementund der Initiative einzelner Hochschullehrer zu berlassen.

    Fr Unternehmen stellen die MOOCs, aber auch die MOOC-Anbieterselbst, eine Ressource dar, um das kontinuierliche Lernen ihrer Mitarbei-ter zu untersttzen. Spannender noch sind allerdings die Konzepte desSocial Learning, weil hier die Vernetzung des Lernens der Vernetzungim Arbeitsprozess entspricht.

    MOOCs sind kein Mittel, das zeigen die Auswertungen der Teilnehmer-befragungen, um die ungerechte Verteilung von Bildungschancen auszu-gleichen. Wer allerdings daran interessiert ist, sich mit neuen Themenund mit neuen Formen des vernetzten Lernens auseinanderzusetzen,findet im Internet ein reichhaltiges Angebot.

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  • MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens 7.28

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    Handbuch E-Learning 56. Erg.-Lfg. April 2015 21

  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

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  • 7.28 MOOCs Modelle und Konzepte des Online-Lernens

    24 56. Erg.-Lfg. April 2015 Handbuch E-Learning

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