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Mathematik I - II Kapitel 8: Lineare Algebra - Determinanten Prof. Dr. Erich Walter Farkas http://www.math.ethz.ch/farkas HS 2020 - FS 2021 1/45

Mathematik I - II Kapitel 8: Lineare Algebra - Determinanten...Ein einf uhrendes Beispiel Wir bemerken, dass sich unser Gleichungssystem auch in Matrizenform schreiben l asst, Ax =

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  • Mathematik I - II

    Kapitel 8: Lineare Algebra - Determinanten

    Prof. Dr. Erich Walter Farkas

    http://www.math.ethz.ch/∼farkasHS 2020 - FS 2021

    1/45

    http://www.math.ethz.ch/~farkas

  • Inhaltsangabe

    1. Ein einführendes Beispiel

    2. Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Eigenschaften

    3. Determinante einer (3 × 3)-Matrix

    Berechnung der Determinante einer (3 × 3)-Matrix nach Sarrus

    Rechenregeln

    Laplacescher Entwicklungssatz

    4. Determinante höherer Ordnung

    Tipps zur praktischen Berechnung

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  • Literatur

    Lothar Papula

    Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 2

    Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das Grundstudium

    14. Auflage, Springer Verlag

    Seiten 23 - 53,

    Seiten 148 - 151 (Übungsaufgaben mit Lösungen im Anhang)

    3/45

  • Ein einführendes Beispiel

  • Ein einführendes Beispiel

    Bei der Lösung naturwissenschaftlich-technischer Probleme stösst man

    immer wieder auf lineare Gleichungssysteme.

    Es stellt sich dabei sofort die Frage nach der Lösbarkeit eines solchen

    Systems.

    1. Ist das vorliegende lineare Gleichungssystem überhaupt lösbar?

    2. Falls ja, wie lauten die Lösungen des Systems?

    Bei der Beantwortung dieser Fragestellungen erweist sich die sogenannte

    Determinante als hilfreich.

    4/45

  • Ein einführendes Beispiel

    Zur Einführung des Determinantenbegriffes betrachten wir das lineare

    Gleichungssystem

    a11x1 + a12x2 = c1 ,

    a21x1 + a22x2 = c2 ,

    wobei a11, a12, a21, a22 ∈ R sowie c1, c2 ∈ R gegeben sind, undx1, x2 ∈ R, die beide Gleichungen erfüllen, gesucht werden.

    5/45

  • Ein einführendes Beispiel

    Es soll nun untersucht werden, unter welchen Voraussetzungen dieses

    Gleichungssystem eindeutig lösbar ist, also genau eine Lösung besitzt.

    Dazu eliminieren wir zunächst die Unbekannte x2 in der ersten Gleichung,

    und die Unbekannte x1 in der zweiten Gleichung,

    (a11a22 − a12a21)x1 = c1a22 − c2a12(a11a22 − a12a21)x2 = c2a11 − c1a21 .

    Falls a11a22− a12x21 6= 0 ist, dann besitzt das lineare Gleichungssystem dieeindeutige Lösung

    x1 =c1a22 − c2a12a11a22 − a12a21

    , x2 =c2a11 − c1a21a11a22 − a12a21

    .

    6/45

  • Ein einführendes Beispiel

    Wir bemerken, dass sich unser Gleichungssystem auch in Matrizenform

    schreiben lässt,

    Ax =

    (a11 a12

    a21 a22

    )(x1

    x2

    )=

    (c1

    c2

    )= c .

    Die aus den vier Elementen der Koeffizientenmatrix A berechnete Grösse

    D = a11a22 − a12a21

    ist die Determinante von A. Mit ihr können wir Aussagen über die

    eindeutige Lösbarkeit eines linearen Gleichungssystems mit zwei

    Gleichungen und zwei Unbekannten machen.

    Zur eindeutigen Lösbarkeit des Gleichungssystems muss gelten D 6= 0.

    7/45

  • Determinante einer (2 × 2)-Matrix

  • Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Definition. Unter der Determinante einer (2× 2)-Matrix A = (aij)(2,2)versteht man die Zahl

    detA = |A| =

    ∣∣∣∣∣a11 a12a21 a22∣∣∣∣∣ = a11a22 − a12a21 .

    Bemerkung. Determinanten können nur aus quadratischen Matrizen

    gebildet werden. Die obige Definition gilt nur für (2× 2)-Matrizen.

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  • Berechnung der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Der Wert der Determinante einer (2× 2)-Matrix ist gleich dem Produktder beiden Hauptdiagonalelemente minus dem Produkt der beiden

    Gegendiagonalelemente.

    a11 a12

    a21 a22

    ∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣= a11a22 − a12a21

    Hauptdiagonale

    Gegendiagonale

    Beispiel. Betrachten Sie das folgende Beispiel,

    3 5

    −2 4

    ∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣= 3 · 4− 5 · (−2) = 22 .

    9/45

  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 1. Der Wert der Determinante ändert sich beim Transponieren der

    Matrix nicht,

    detA = detAᵀ.

    Beweis. Durch direkte Berechnung der Determinante erhalten wir

    detA =

    ∣∣∣∣∣a11 a12a21 a22∣∣∣∣∣ = a11a22 − a12a21

    und

    detAᵀ =

    ∣∣∣∣∣a11 a21a12 a22∣∣∣∣∣ = a11a22 − a12a21 .

    Der Wert der Determinante hat sich dabei nicht geändert.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 2. Beim Vertauschen der beiden Spalten oder Zeilen ändert die

    Determinante ihr Vorzeichen,∣∣∣∣∣a11 a12a21 a22∣∣∣∣∣ = −

    ∣∣∣∣∣a12 a11a22 a21∣∣∣∣∣ = −

    ∣∣∣∣∣a21 a22a11 a12∣∣∣∣∣ =

    ∣∣∣∣∣a22 a21a12 a11∣∣∣∣∣ .

    Beweis. Durch direkte Berechnung der Determinanten erhalten wir∣∣∣∣∣a12 a11a22 a21∣∣∣∣∣ = a12a21 − a11a22 = −(a11a22 − a12a21) = −

    ∣∣∣∣∣a11 a12a21 a22∣∣∣∣∣ .

    Übung. Vertauschen Sie die beiden Zeilen und zeigen Sie, dass auch dann

    das Vorzeichen sich ändert.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 3. Werden die Elemente einer beliebigen Zeile oder Spalte einer

    (2× 2)-Matrix mit einem reellen Skalar λ multipliziert, so wird auch dieDeterminante mit λ multipliziert.

    Beweis. Sei λ ∈ R. Wir multiplizieren die Elemente der 1. Zeile mit demSkalar λ und berechnen die Determinante,∣∣∣∣∣λa11 λa12a21 a22

    ∣∣∣∣∣ = (λa11) · a22 − (λa12) · a21 = λ detA .Zum gleichen Ergebnis gelangen wir, wenn wir die Elemente der 2. Zeile

    mit λ multiplizieren.

    Übung. Zeigen Sie, dass wir zum gleichen Ergebnis kommen, wenn wir

    eine Spalte mit λ ∈ R multiplizieren.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Aus Regel 3 können wir uns zwei weitere Regeln ableiten.

    Regel 3a. Eine Determinante wird mit einem reellen Skalar λ

    multipliziert, indem man die Elemente einer beliebigen Zeile oder Spalte

    der Matrix mit λ multipliziert.

    Regel 3b. Besitzen die Elemente einer Zeile oder Spalte der Matrix einen

    gemeinsamen Faktor λ, so darf dieser vor die Determinante gezogen

    werden.

    Beispiel.

    det

    (−24 7−32 1

    )=

    ∣∣∣∣∣−8 · 3 7−8 · 4 1∣∣∣∣∣ = −8 ·

    ∣∣∣∣∣3 74 1∣∣∣∣∣

    = −8 · (3 · 1− 7 · 4) = −8 · (−25) = 200 .

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 4. Der Wert der Determinante ändert sich nicht, wenn man zu

    einer Zeile bzw. Spalte der Matrix ein beliebiges Vielfaches der anderen

    Zeile bzw. anderen Spalte addiert.

    Beweis. Sei λ ∈ R. Dann gilt∣∣∣∣∣a11 + λa21 a12 + λa22a21 a22∣∣∣∣∣ = (a11 + λa21) · a22 − (a12 + λa22) · a21

    = detA .

    Das gleiche Ergebnis erhalten wir, wenn wir zur 2. Zeile das λ-fache der

    1. Zeile addieren.

    Übung. Zeigen Sie, dass das gleiche für Spalten gilt.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 5. Die Determinante einer (2× 2)-Matrix ist ungleich Null, dannund nur dann, wenn ihre Zeilen oder Spalten linear unabhängig sind. Für

    eine (2× 2)-Matrix

    A =

    (a11 a21

    a12 a22

    )

    bedeutet das, dass aus der Gleichung

    c1(a11 a21

    )+ c2

    (a12 a22

    )=(

    0 0)

    folgt, dass c1 = c2 = 0 sein müssen. Für die Spaltenvektoren erhalten wir

    ähnlich,

    c1

    (a11

    a12

    )+ c2

    (a21

    a22

    )=

    (0

    0

    )

    impliziert c1 = c2 = 0.

    15/45

  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Übung. Wir üben kurz den Begriff der linearen Unabhängigkeit.

    1. Zeigen Sie, dass der Nullvektor zu allen Vektoren linear abhängig ist.

    2. Entscheiden Sie, ob a1 =(

    2 3)

    , a2 =(

    4 6)

    linear unabhängig

    sind.

    3. Entscheiden Sie, ob b1 =(

    1 0)

    , b2 =(

    0 1)

    linear unabhängig

    sind.

    Bemerkung. Sofern nicht alle Vektoren gleich Nullvektoren sind, ist

    unsere Definition linearer Unabhängigkeit äquivalent dazu, dass kein

    Vektor als Vielfaches des anderen Vektors geschrieben werden kann.

    So sind zum Beispiel a1 und a2 linear abhängig, denn es gilt 2a1 = a2,

    aber b1 und b2 sind linear unabhängig, denn es gibt kein c ∈ R, sodasscb1 = b2.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Beweis zu Regel 5. Wir zeigen die Kontraposition, also dass die

    Determinante 0 ist, dann und nur dann, wenn ihre Zeilen beziehungsweise

    Spalten linear abhängig sind.

    Sei also A =

    (a11 a12

    a21 a22

    ).

    “⇐” : Wenn a1 =

    (a11

    a21

    )oder a2 =

    (a12

    a22

    )Nullvektoren sind, dann ist

    die Determinante von A gleich 0. Seien also a1, a2 6= 0. Da sie linearabhängig sind, gibt es also ein c ∈ R, sodass a1 = c · a2. Durch direkteBerechnung der Determinante sehen wir, dass

    detA = a11a22 − a12a21 = ca12a22 − ca12a22 = 0 .

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    “⇒” : Sei nun die Determinante gleich 0, also

    a11a22 = a12a21 .

    Wenn a1 der Nullvektor ist, dann sind a1 und a2 linear abhängig.

    Sei also a11 6= 0 (analog kann der Fall a21 6= 0 behandelt werden). Wenna12 = 0, dann muss auch a22 = 0 und a2 ist der Nullvektor.

    Wenn a12 6= 0 und a22 = 0, dann muss a21 = 0. In diesem Fall sind a1 unda2 linear abhängig mit c =

    a11a22

    .

    Wenn a12, a22 6= 0, dann gilt auch a21 6= 0. Wir können die Gleichungumschreiben und setzen

    c =a11a12

    =a21a22

    .

    Dann gilt a1 = c · a2.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 6. (Multiplikationstheorem für Determinanten) Für zwei Matrizen

    A,B ∈ R2×2 gilt stets

    det(AB) = det(A) det(B) ,

    das heisst die Determinante des Matrizenprodukts AB ist gleich dem

    Produkt der Determinanten von A und B.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Beweis. Betrachten Sie

    A =

    (a11 a12

    a21 a22

    )und B =

    (b11 b12

    b21 b22

    ).

    Das Produkt berechnen wir als

    AB =

    (a11b11 + a12b21 a11b12 + a12b22

    a21b11 + a22b21 a21b12 + a22b22

    ).

    Die Determinanten sind gegeben durch

    detA = a11a22 − a12a21 , detB = b11b22 − b12b21 , unddetAB = (a11b11 + a12b21)(a21b12 + a22b22)

    − (a11b12 + a12b22)(a21b11 + a22b21)

    Wir multiplizieren aus und sehen, dass detAB = detA detB.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Regel 7. Die Determinante einer (2× 2)-Dreiecksmatrix A ist gegebendurch

    detA = a11a22 .

    Das heisst, die Determinante einer Dreiecksmatrix ist gleich dem Produkt

    der Hauptdiagonalelemente.

    Beweis.

    Wir beweisen die Aussage für eine obere Dreiecksmatrix,

    detA =

    ∣∣∣∣∣a11 a120 a22∣∣∣∣∣ = a11a22 − a12 · 0 = a11a22 .

    Übung. Beweisen Sie die Aussage für eine untere Dreiecksmatrix.

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  • Eigenschaften der Determinante einer (2 × 2)-Matrix

    Bemerkung. Die Einheitsmatrix I2 und die Nullmatrix 0(2,2) sind als

    Diagonalmatrizen Sonderfälle der Dreiecksmatrizen.

    Es gilt also

    det I2 =

    ∣∣∣∣∣1 00 1∣∣∣∣∣ = 1 ,

    det 0 =

    ∣∣∣∣∣0 00 0∣∣∣∣∣ = 0 .

    22/45

  • Determinante einer (3 × 3)-Matrix

  • Definition der Determinante einer (3× 3)-Matrix

    Auf (3× 3)-Matrizen stösst man beispielsweise bei linearenGleichungssystemen mit drei Gleichungen und drei Unbekannten vom Typ

    a11x1 + a12x2 + a13x3 = c1 ,

    a21x1 + a22x2 + a23x3 = c2 ,

    a31x1 + a32x2 + a33x3 = c3 .

    Auch hier lässt es sich in Matrixform schreiben,

    Ax =

    a11 a12 a13a21 a22 a23a31 a32 a33

    x1x2x3

    =c1c2c3

    = c .

    23/45

  • Definition der Determinante einer (3× 3)-Matrix

    Wir werden später zeigen, dass ein solches System nur dann genau eine

    Lösung besitzt, wenn der aus den Elementen der Koeffizientenmatrix A

    gebildete Term

    D = a11a22a33 + a12a23a31 + a13a21a32

    − a13a22a31 − a11a23a32 − a12a21a33

    ungleich Null ist.

    24/45

  • Definition der Determinante einer (3× 3)-Matrix

    Definition. Unter der Determinante einer (3× 3)-Matrix A versteht mandie Zahl

    detA =

    ∣∣∣∣∣∣∣a11 a12 a13

    a21 a22 a23

    a31 a32 a33

    ∣∣∣∣∣∣∣= a11a22a33 + a12a23a31 + a13a21a32

    − a13a22a31 − a11a23a32 − a12a21a33 .

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  • Berechnung der Determinante nach Sarrus

    Als eine Merkhilfe benutzen wir die Regel von Sarrus. Dabei werden die

    Spalten 1 und 2 rechts daneben gesetzt und dann wird addiert

    bzw. subtrahiert wie in der Abbildung dargestellt.

    – – –

    a11 a12 a13 a11 a12

    a21 a22 a23 a21 a22

    a31 a32 a33 a31 a32

    + + +

    Hauptdiagonalprodukte

    Gegendiagonalprodukte

    Somit ergibt sich also

    detA = a11a22a33 + a12a23a31 + a13a21a32

    −a13a22a31 − a11a23a32 − a12a21a33 .26/45

  • Berechnung der Determinante nach Sarrus

    Beispiel. Wir berechnen die Determinante von

    A =

    1 −2 70 3 25 −1 4

    .Wir betrachten unsere Merkhilfe

    − − −1 −2 7 1 −20 3 2 0 3

    5 −1 4 5 −1+ + +

    und erhalten

    detA = 1 · 3 · 4 + (−2) · 2 · 5 + 7 · 0 · (−1)− 7 · 3 · 5− 1 · 2 · (−1)− (−2) · 0 · 4 = −111 .

    27/45

  • Rechenregeln für Determinanten von (3 × 3)-Matrizen

    Für Determinanten von (3× 3)-Matrizen gelten sinngemäss die gleichenRechenregeln wie für Determinanten von (2× 2)-Matrizen, also Regel 1bis Regel 7.

    Beispiel. Zum Beispiel haben wir∣∣∣∣∣∣∣4 2 1

    10 5 0

    −6 −3 1

    ∣∣∣∣∣∣∣ = 0 ,da die Spalten 1 und 2 linear abhängig sind, denn es gilt(

    4 10 −6)ᵀ− 2

    (2 5 −3

    )ᵀ= 0 .

    Nach Regel 5 ist die Determinante gleich Null.

    28/45

  • Rechenregeln für Determinanten von (3 × 3)-Matrizen

    Beispiel. Das Multiplikationstheorem gilt auch. Seien

    A =

    1 0 −12 5 40 1 5

    und B =−3 0 −23 2 1

    1 8 1

    .Die Determinanten sind detA = 19 und detB = −26. Mit demMultiplikationstheorem können wir die Determinante von AB einfach als

    Produkt von detA und detB berechnen. Dies ergibt det(AB) = −494.

    Übung. Berechnen Sie AB und überprüfen Sie, dass wirklich

    detAB = −494 gilt.

    29/45

  • Entwicklung der Determinante einer (3 × 3)-Matrix

    Definition. Die aus einer (3× 3)-Matrix A durch Streichen der i-ten Zeileund j-ten Spalte entstehende (2× 2)-Matrix Ai ,j ist eine Untermatrix vonA. Ein Minor (2. Ordnung) oder eine Unterdeterminante Mij ist die

    Bezeichnung der Determinante dieser Untermatrix.

    Die Cofaktoren (oder Kofaktoren) einer 3× 3-Matrix āij sind definiertdurch

    āij = (−1)i+jMij .

    30/45

  • Untermatrizen, Minoren und Cofaktoren

    Beispiel. Wir schreiben alle möglichen Untermatrizen der folgenden

    Matrix auf,

    A =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    .Die Untermatrizen sind gegeben durch

    A1,1 =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    = (−1 −23 −1

    ), A2,1 =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    = (0 33 −1

    ),

    A3,1 =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    = ( 0 3−1 −2), A1,2 =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    = (2 −20 −1

    ),

    31/45

  • Untermatrizen, Minoren und Cofaktoren

    Wir wiederholen dieses Schema und erhalten den Rest der Matrizen,

    A2,2 =

    (1 3

    0 −1

    ), A3,2 =

    (1 3

    2 −2

    ), A1,3 =

    (2 −10 3

    )

    A2,3 =

    (1 0

    0 3

    ), A3,3 =

    (1 0

    2 −1

    ).

    Nun berechnen wir alle Minoren,

    detA1,1 = 7 , detA2,1 = −9 , detA3,1 = 3 ,detA1,2 = −2 , detA2,2 = −1 , detA3,2 = −8 ,detA1,3 = 6 , detA2,3 = 3 , detA3,3 = −1 .

    32/45

  • Untermatrizen, Minoren und Cofaktoren

    Die Cofaktoren sind demnach gegeben als

    ā1,1 = (−1)1+1 detA1,1 = 7 , ā2,1 = (−1)2+1 detA2,1 = 9 ,ā3,1 = (−1)3+1 detA3,1 = 3 ā1,2 = (−1)1+2 detA1,2 = 2 ,ā2,2 = (−1)2+2 detA2,2 = −1 , ā3,2 = (−1)3+2 detA3,2 = 8 ,ā1,3 = (−1)1+3 detA1,3 = 6 , ā2,3 = (−1)2+3 detA2,3 = −3 ,ā3,3 = (−1)3+3 detA3,3 = −1 .

    Schön und gut, doch wieso machen wir das?

    33/45

  • Laplacescher Entwicklungssatz

    Das schöne ist, dass wir Cofaktoren benutzen können, um die

    Determinante unserer Matrix A zu berechnen. Dazu müssen wir nicht alle

    Kofaktoren berechnen, das war nur eine Übung! Wir brauchen maximal 3

    Cofaktoren.

    Satz. (Laplacescher Entwicklungssatz) Die Determinante einer

    (3× 3)-Matrix lässt sich nach jeder der drei Zeilen oder Spalten wie folgtentwickeln:

    B Entwicklung nach der i-ten Zeile.

    detA =3∑

    j=1

    (−1)i+jaij detAij =3∑

    j=1

    āijaij (i = 1, 2, 3)

    B Entwicklung nach der j-ten Spalte.

    detA =3∑

    i=1

    (−1)i+jaij detAij =3∑

    i=1

    āijaij (j = 1, 2, 3)

    34/45

  • Laplacescher Entwicklungssatz

    Führen wir unser Beispiel fort.

    Zur Überprüfung berechnen wir zuerst die Determinante von

    A =

    1 0 32 −1 −20 3 −1

    auf direktem Weg. Wir erhalten

    detA = 1 + 0 + 18− 0− (−6)− 0 = 25 .

    Nun entwickeln wir nach einer beliebigen Zeile, sagen wir nach Zeile 1.

    Mit unserer Vorarbeit erhalten wir somit

    detA =3∑

    j=1

    āijaij = 7 · 1 + 2 · 0 + 6 · 3 = 25 .

    Tatsächlich, die Ergebnisse stimmen überein.

    35/45

  • Laplacescher Entwicklungssatz

    Übung. Entwickeln Sie die Determinante nach anderen Zeilen und

    Spalten.

    Bemerkung. Bei (3× 3)-Matrizen ist es oft schneller die Determinantedirekt zu berechnen. Doch wenn wir generelle (n× n)-Matrizen betrachtenist der Laplacescher Entwicklungssatz von grossem Nutzen!

    Tipp. Eine gute Wahl der Zeile oder Spalte zur Entwicklung hängt von

    der Matrix ab. Im Allgemeinen versuchen wir die Zeile oder Spalte zu

    nehmen, in der viele Nullen stehen. Da wir dann mit diesen Nullen

    multiplizieren, müssen wir die entsprechenden Cofaktoren nicht berechnen.

    36/45

  • Determinante höherer Ordnung

  • Definition der Determinante einer (n × n)-Matrix

    Definition. Formal ist die Determinante auf dem Raum der quadratischen

    reellen Matrizen eine Abbildung det : Rn×n → R die multilinear,alternierend und normiert ist.

    Für uns soll das bedeuten, dass die Regeln, die wir für Determinanten von

    (2× 2)- und (3× 3)-Matrizen gelernt haben, weiterhin gelten.

    Für A ∈ Rn×n schreiben wir weiterhin

    detA =

    ∣∣∣∣∣∣∣a11 · · · a1n

    .... . .

    ...

    an1 · · · ann

    ∣∣∣∣∣∣∣ .

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  • Definition der Determinante einer (n × n)-Matrix

    Definition. Die Determinante einer Matrix A = (aij) ∈ Rn×n kann durchdie Leibniz-Formel definiert werden,

    detA =∑σ∈Sn

    sgn(σ)n∏

    i−1ai ,σ(i) .

    Doch einfachheitshalber wollen wir weiterhin den rekursiven Laplaceschen

    Entwicklungssatz verwenden.

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  • Laplacescher Entwicklungssatz

    Satz. (Laplacescher Entwicklungssatz) Die Determinante einer

    (n × n)-Matrix lässt sich nach den Elementen einer beliebigen Zeile oderSpalte wie gewohnt entwickeln:

    B Entwicklung nach der i-ten Zeile.

    detA =n∑

    j=1

    (−1)i+jaij detAij =n∑

    j=1

    āijaij (i = 1, . . . , n)

    B Entwicklung nach der j-ten Spalte.

    detA =n∑

    i=1

    (−1)i+jaij detAij =n∑

    i=1

    āijaij (j = 1, . . . , n)

    wobei Aij die (n − 1)× (n − 1)-Untermatrix von A ist, die durch Streichender i-ten Zeile und j-ten Spalte entsteht und āij = (−1)i+j detAij ist derzugehörige Cofaktor.

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  • Berechnung der Determinante einer (n × n)-Matrix

    Bemerkung. Durch rekursive Anwendung der allgemeinen

    Entwicklungsformel lässt sich eine Determinante einer (n × n)-Matrix aufDeterminanten von 3× 3-Matrizen zurückführen, deren Berechnung nachder Regel von Sarrus erfolgen kann.

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  • Berechnung der Determinante einer (n × n)-Matrix

    Beispiel. Wir berechnen die Determinante der folgenden (4× 4)-Matrix,

    A =

    1 0 −5 100 1 2 5

    3 0 −6 31 4 3 2

    .Wir benutzen hierzu den Laplaceschen Entwicklungssatz und entwickeln

    nach der ersten Zeile,

    detA = 1 ·

    ∣∣∣∣∣∣∣1 2 5

    0 −6 34 3 2

    ∣∣∣∣∣∣∣+ (−5) ·∣∣∣∣∣∣∣0 1 5

    3 0 3

    1 4 2

    ∣∣∣∣∣∣∣− 10 ·∣∣∣∣∣∣∣0 1 2

    3 0 −61 4 3

    ∣∣∣∣∣∣∣= 1 · 123− 5 · 57− 10 · 9= −252 .

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  • Rechenregeln für Determinanten von (n × n)-Matrizen

    Zur Erinnerung schreiben wir nochmal die geltenden Regeln auf:

    Regel 1 Der Wert einer Determinante ändert sich nicht, wenn die Matrix

    transponiert wird, detAᵀ = detA.

    Regel 2 Bei Vertauschen zweier Zeilen oder Spalten der Matrix ändert

    die Determinante ihr Vorzeichen.

    Regel 3 Werden die Elemente einer beliebigen Zeile oder Spalte

    der Matrix mit einem reellen Skalar λ multipliziert, so

    multipliziert sich die Determinante mit λ.

    Regel 3a Eine Determinante wird mit einem reellen Skalar λ multipliziert,

    indem man die Elemente einer beliebigen Zeile oder Spalte

    der Matrix mit λ multipliziert.

    Regel 3b Besitzen die Elemente einer Zeile oder Spalte einen

    gemeinsamen Faktor λ, so darf dieser vor die Determinante

    gezogen werden.

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  • Rechenregeln für Determinanten von (n × n)-Matrizen

    Regel 4 Eine Determinante ist ungleich Null, wenn die

    Zeilen oder Spalten der Matrix linear unabhängig sind.

    Regel 5 Der Wert einer Determinante ändert sich nicht, wenn man zu

    einer Zeile oder Spalte ein beliebiges Vielfaches einer

    anderen Zeile bzw. anderen Spalte addiert.

    Regel 6 Für zwei Matrizen A,B ∈ Rn×n gilt stetsdet(AB) = detA detB.

    Regel 7 Die Determinante einer (n × n)-Dreiecksmatrix A besitztden Wert detA = a11 · a22 · . . . · ann.

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  • Tipps zur praktischen Berechnung

    Die Berechnung der Determinante einer (n × n)-Matrix erfolgt nachfolgendem Schema:

    1. Mit Hilfe elementarer Umformungen werden zunächst die Elemente

    einer Zeile oder Spalte bis auf eines zu Null gemacht.

    2. Dann wird die Determinante nach den Elementen dieser Zeile oder

    Spalte entwickelt. Man erhält dann eine

    (n − 1)× (n − 1)-Untermatrix und berechnet ihre Determinante.

    3. Das unter 1. und 2. beschriebene Verfahren wird nun auf die

    (n − 1)× (n − 1)-Matrix angewandt und führt zu einer einzigen(n − 2)× (n − 2)-Untermatrix, und so weiter.

    Bemerkung. Wir werden später sehen, wie wir mit dem Gaußschen

    Eliminationsverfahren eine Matrix in eine Dreiecksmatrix umformen

    können. Dann ist die Determinante einfach das Produkt der

    Diagonalelemente.

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  • Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

  • Ein spezieller Dank geht an Alexander Smirnow, der eine frühere Version

    dieser Slides aufgebessert und ergänzt hat.

    Bei Fragen und Verbesserungsvorschlägen schreiben Sie bitte an

    [email protected].

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    mailto:[email protected]

    Ein einführendes BeispielDeterminante einer (2 2)-MatrixEigenschaften

    Determinante einer (3 3)-MatrixBerechnung der Determinante einer (3 3)-Matrix nach SarrusRechenregelnLaplacescher Entwicklungssatz

    Determinante höherer OrdnungTipps zur praktischen Berechnung

    Anhang