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01 15 MDG.Inspiration Impulse für Veränderung

MDG.Inspiration 01 | 2015

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Kundenzeitschrift der MDG Medien-Dienstleistung GmbH, München

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MDG.InspirationImpulse für Veränderung

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Editorial.

wir hätten es wissen müssen. Die großen Publikumsmedien berichten schließlich in regelmä-ßigen Abständen darüber, dass Frauen in den meisten Wirtschaftszweigen seltener als Männer in Führungs-positionen anzutreffen sind und dass sie für die gleiche Arbeit meistens weniger Lohn bekommen. Beim Blick in unsere bisherigen Ausgaben waren wir trotzdem erschrocken. Auch unser Heft ist eine Männerdomäne – nicht bei dem Berater- und Redaktionsteam, das für MDG.Inspiration verantwortlich ist, aber im Hinblick auf unsere Gesprächspartner (siehe Seite 17). Es ist Zeit, daran etwas zu ändern.

Allerdings wollen wir mit diesem Themenheft, das auch wegen seiner exklusiv angefertigten Illustrationen etwas Besonderes ist, nicht einfach nur Abbitte leisten. Wir wollen Standorte und Standpunkte bestimmen, Wege aufzeigen und vor allem viele Fragen stellen. Ist Karrie-re, lautet eine davon, in der Kirche tatsächlich nur Män-nersache? Bestimmt nicht, wie die Biografien der Frauen beweisen, mit denen wir für diese Ausgabe gesprochen haben. Rückenwind bekommen sie aus Rom. Dort bezog Papst Franziskus Anfang Februar vor der Vollversamm-lung des päpstlichen Kulturrates Position: „Ich bin von der Notwendigkeit überzeugt, Frauen mehr Raum in der Kirche zu bieten.“

Das Spektrum an Berufen, in denen Frauen sich diesen Raum schon heute erobert haben, ist groß und reicht vom Bischöflichen Ordinariat über Medienunternehmen bis zu verantwortungsvollen Positionen in Verbänden – um nur einige Beispiele aus unserem Heft zu nennen. „Frauen können in vielen Bereichen Gleiches bewirken wie Männer“, bringt es unsere neue Kollegin Birgit Pottler-Calabria auf den Punkt. Was denken Sie? Schrei-ben Sie uns Ihre Meinung an [email protected] oder diskutieren Sie mit uns auf unserer Facebook-Seite.

Übrigens: Auf die nächste Ausgabe von MDG.Inspirati-on müssen Sie nicht lange warten. Zum MDG.Medi-enforum, mit dem wir am 7. Mai den 40. Geburtstag der MDG feiern wollen, präsentieren wir Ihnen eine Sonderausgabe unseres Magazins mit ungewöhnlichen Perspektiven auf unsere Arbeit.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Wilfried Günther

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Inhalt.

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Schwerpunkt. Service. Kolumne.

Herausgeber: MDG Medien-Dienstleistung GmbH, Landsberger Straße 314, 80687 München; Telefon: 089/54 58 89 0, E-Mail: [email protected], www.mdg-online.de; V.i.S.d.P.: Wilfried Günther; Redaktion, Gestaltung und Produktion: dreipunktdrei mediengesellschaft mbH, www.dreipunktdrei.de; Leitung Corporate Publishing: Marcel Tilger; Anzeigenpreise und -formate auf Anfrage. Druck: Bonifatius GmbH, Druck-Buch-Verlag, Paderborn.

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Auftakt.

„Ohne Frauen wäre eine lebendige Gemeinde undenkbar.

Das Bewusstsein dafür, wie tragend das Engagement der Frauen für die Kirche ist,

hat sich geschärft.“Beate Kruse, kfd

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Auftakt.

Wie erklären Sie sich, dass Sie in Zeiten der digitalen Revolution gerade mit Printtiteln erfolgreich sind? Weil wir nicht auf Masse setzen. Die hohe re-daktionelle Qualität und eine genaue Vorstel-lung der Zielgruppe ermöglichen uns, in einem grundsätzlich schrumpfenden Printmarkt mit unseren Titeln „Emotion“ und „Hohe Luft“ weiter zu wachsen. Mit Print lässt sich nach wie vor gutes Geld verdienen – wenn man sich auf die Stärken von Print konzentriert und die digitalen Medien nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung und eigenständigen Kanal versteht. Es wird auch in Zukunft noch viele Leser geben, die die Qualität von hochwertigen Magazinen und den Lesegenuss schätzen. Was das Digitale nicht ausschließt. Auch diesen Kanal werden wir in diesem Jahr stärker entwickeln.Sie haben „Emotion“ 2006 Gruner + Jahr abgekauft. In welchen Bereichen sind Sie als Independentverlag stärker?Unser Verlag hat keinen großen Überbau, ist schlank aufgestellt. So können wir schneller

auf Veränderungen im Markt reagieren und Entscheidungen treffen. Außerdem sind wir mit Herzblut bei der Sache – wir verlassen uns nicht ausschließlich auf Marktanalysen, sondern sind von der Relevanz unserer Titel überzeugt. Das merken Leser und Vermark-tungspartner – und das zahlt sich aus.Teil Ihres Geschäftsmodells ist es, mit Corporate Publishing, Medienberatung und Events auch auf andere Standbeine zu setzen. Wie wichtig sind diese heute für Verlage?Das Magazingeschäft – also „Emotion“ und „Hohe Luft“ – ist bei uns nach wie vor der größte Umsatzbringer. In unserer CP-Sparte sind wir als Dienstleister tätig, das ist ein anderes Geschäftsmodell und deshalb eine sehr gute Ergänzung für uns. Durch neue Kunden wie Sixt oder unseren Vermarktungsmandanten „Impulse“ wächst dieser Bereich stetig. Uns ist es aber sehr wichtig, dass die Kunden zu uns und unserem Selbstverständnis als Manufaktur-Verlag passen.

Drei Fragen an Anke Rippert

Die Diplom-Kauffrau Anke Rippert ist seit Frühjahr 2010 geschäfts-führende Gesellschafterin von Inspiring Network, dem Verlag von „Hohe Luft“ und „Emotion“. Beim MDG.Medienforum am 7. Mai spricht sie über die Stärken von Print-Kommunikation.

Neue Perspektiven

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Das Interview mit Alois Glück finden Sie online unter: www.mdg-online.de/interview-glueck

Impulse für Veränderung liefert die MDG nicht nur in ihren Beratungs-prozessen und mit diesem Heft, sondern auch mit einem eigenen Videoformat, das auf der Website der Unternehmensberatung abge-

rufen oder über YouTube abonniert werden kann. Seit Anfang 2013 trifft Frank Rosemann für „Die Berater“ Entscheider und Medienschaf-fende vor allem aus katholischen Unternehmen und Institutionen,

spürt Trends auf und zeigt, wie die Branche sich wandelt. „Standardfra-gen vermeide ich“, beschreibt Frank Rosemann seine Herangehensweise an die Interviews. „Mein Ziel ist es, von meinen Gesprächspartnern etwas Neues zu erfahren, das mich auch persönlich inspiriert.“ Zu den Interviewpartnern, mit denen der MDG-Berater sich bisher getroffen hat, zählen unter anderem Weihbi-schof Schwaderlapp, Theo Paul, Ul-rich Lota und Astrid Haas. Die neue Folge von „Die Berater“ ist jetzt online: ZdK-Präsident Alois Glück spricht darin über seine Wünsche für die katholische Kirche.

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Schwerpunkt.

Trotz Frauenbewegung und Angela Merkel – an der Tatsache, dass die wichtigsten Positionen innerhalb der Kirche von Männern besetzt sind, hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Bei der MDG erleben wir das nicht nur, wenn wir Gesprächspartner für MDG.Inspiration suchen und meistens bei Männern landen, sondern deutlicher noch in unserer täglichen Projektarbeit. Warum ist das so? Dass die Kirche ohne den Einsatz von Frauen schlecht dastehen würde, ist seit einer exemplarischen Erhebung in vier Diözesen immerhin klar: 55 Prozent der Beschäftigten sind demnach Mit-arbeiterinnen, aber nur drei Prozent tragen Führungsverantwortung. Brauchen auch wir eine Quote, wie sie in anderen Bereichen häufig gefordert wird, die regelt, wie viele Führungskräfte weiblich sein müssen?

Wir haben diese und andere Fragen elf Frauen gestellt, die als Kundinnen, Geschäfts- oder Gesprächspartnerin der MDG nahestehen, und betreten mit diesem Schwerpunkt in MDG.Inspiration auch deshalb Neuland. Anders als in unseren bisherigen Ausgaben haben wir uns diesmal für nur eine journalistische Form entschieden: das Interview. Denn auch in diesem Heft haben wir besonders Menschen und nicht Produkte im Fokus. Wir möchten Ihnen authentische und spannende Perspektiven präsentieren, die im besten Fall Impulse für Veränderungen sind – so wie es der Anspruch unseres Magazins ist.

Auf ein Wort

GesprächspartnerinnenBeate Kruse 6

Elisabeth Neuhaus 7

Schwester M. Johanna Süß 8

Birgit Pottler-Calabria 9

Gundula Gause 10

Maria Herrmann 11

Carola Stein 12

Sandra Scheuermann 13

Elisabeth Weber-Juncker 14

Lisa Mathofer 15

Pia Theresia Francke 16

Illustrationen: Wolfgang Diemer, Diemer Design, Köln

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Welche Rollen und Aufgaben nehmen Frauen heute vor allem in der katholischen Kirche ein? Ohne Frauen wäre eine leben-dige Gemeinde undenkbar. Sie engagieren sich ehrenamtlich als Katechetin, im liturgischen Dienst, sie übernehmen Verantwortung in Pfarrgemeinderäten oder Verbänden. Hauptamtlich sind sie zum Beispiel Pastoralreferentinnen, geistliche Leiterinnen und sind aus den Ordi-nariaten und Akademien nicht mehr wegzudenken.Bei der Suche nach Gesprächs-partnerinnen für dieses Heft hatten wir stellenweise Probleme. Gerade Vertreterinnen kirchlicher Institutionen wollten oft nicht mit uns sprechen. Was glauben Sie, woher diese anscheinend typisch katholische Angst rührt, zu vermeintlich kritischen Themen Position zu beziehen?Das ist meines Erachtens keine „typisch katholische Angst“. Eher ist es ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, dass die Menschen zu wenig Flagge zeigen. Auch in der katholischen Kirche gibt es Positi-

onen, zu denen die Meinungen weit auseinandergehen. Dennoch finde ich es für unseren Verband schon fast existenziell, die eigene Position deutlich zu machen, um dann darüber ins Gespräch zu kommen. Uns ist es in jahrzehntelanger verbandlicher Arbeit auch in der Kirche immer darauf angekommen, gesprächsbereit zu sein.Ihr Positionspapier „Frauen geben Kirche Zukunft“ ist zwar schon 2011 erschienen, liest sich aber immer noch ziemlich aktuell. Was hat sich inzwischen verändert und um welche Forderungen müssen Sie am hartnä-ckigsten kämpfen? Das Bewusstsein dafür, wie tragend das Engagement der Frauen für die Kirche ist, hat sich geschärft. Auch die Notwendigkeit eines gerechten Umgangs mit Menschen in und nach Trennung und Scheidung in Bezug auf die Sakramente wird mittlerweile noch stärker gesehen. Die Bischöfe wollen den Einfluss von Frauen bei Leitungsentscheidungen stärken und Frauen in Führungspositionen brin-gen. Trotzdem müssen wir weiter auf die Notwendigkeit hinweisen, auch strukturell die Frauenförderung zu sichern. Am hartnäckigsten müssen wir vielleicht für das Ziel kämpfen, den Diakonat der Frau einzuführen.

Brauchen wir – ähnlich wie in der Wirtschaft – in der Kirche eine Frauenquote?Die Quote kann ein notwendiges Instrument sein, um Frauen auf allen Ebenen an Leitungsentscheidun-gen zu beteiligen. Auch wenn die Kirche in ihrer Struktur nicht mit der Wirtschaft vergleichbar ist: Ein Signal, das den Frauen zeigt, dass sie wirklich auch in Führungspositionen erwünscht sind, wäre zu begrüßen, und es würde noch mehr Frauen ermutigen, sich für diese zu qualifi-zieren.Bei Treffen mit kirchlichen Institu-tionen sitzen Ihnen oft männliche Gesprächspartner gegenüber und sprechen über Frauenthemen ...Ob Mann oder Frau – wie sich eine Begegnung gestaltet, hängt im Wesentlichen von den Gesprächs-partnern ab, das heißt auch von mir selbst. Als Verband begrüßen wir es sehr, dass der Dialogprozess einiges in Bewegung gebracht hat. Wir ha-ben die Erfahrung gemacht, dass die Bischöfe sehr aufmerksam zugehört haben, wenn wir unsere Themen eingebracht haben.

Beate Kruse

Beate Kruse ist seit 2008 Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

Zuvor hat sie die Finanzabteilung des Verbandes geleitet und war Kaufmännische Leiterin bei Nestlé.

„Die Quote kann ein notwendiges Instrument sein“

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Sie leiten als Frau eine Haupt-abteilung eines Bischöflichen Ordinariats. Noch ist das eher ungewöhnlich. Warum? Bis vor einigen Jahren war es weit-gehend undenkbar, dass Laien diese Aufgaben wahrgenommen haben. Insofern schieden Frauen bei der Auswahl von vornherein aus. Aber auch heute noch gibt es Bischöfe, die einer Frau niemals die Leitung eines Seelsorgeamtes übertragen würden, weil sie glauben, dass sich Priester von einer Frau nichts sagen lassen. Insgesamt hat es aber ein Umdenken gegeben. Zum einen sinkt die Zahl der Kleriker, die für Führungsaufgaben infrage kom-men. Zum anderen ist man zu der Einsicht gekommen, dass sich die Kirche selbst beschneidet, wenn sie Laien und vor allem auch Frauen von solchen Positionen grundsätzlich ausschließt.Auch in den Ordinariaten in Magdeburg und Görlitz haben Frauen Führungspositionen inne. Übernimmt Ostdeutschland hier eine Vorreiterrolle? Ich kann da nur Vermutungen anstel-len. Zum einen ist die Personaldecke bei qualifizierten Theologen im Osten

dünner als im Westen. Zum anderen gibt es dort vordergründig nicht so viel Macht, weil nicht so viel Geld da ist. Um es einmal bewusst spitz zu formulieren: Wo nicht so viel Macht da ist, fällt es vielleicht leichter, sich für eine Frau zu entscheiden. Sie haben aus einer katholischen Hochburg in die absolute Dias-pora gewechselt. Was war da die größte Herausforderung für Sie?Ich musste erst einmal verstehen lernen, wie die katholische Welt hier tickt und in welchem Verhält-nis Kirche und Gesellschaft stehen. Im Rheinland etwa ist es selbst-verständlich, dass der katholische Pfarrer bei jeder Kirmes und jeder Einweihung zugegen ist. Hier kommt der katholische Pfarrer im gesellschaftlichen Leben bedeu-tend weniger vor, es sei denn, er bringt sich selbst aktiv mit ein.Setzen Sie in Ihrer Arbeit in Dres-den andere Schwerpunkte?Zunächst einmal ist es ein ganz ande-res Arbeiten. In Köln war ich ja nur für den Bereich Erwachsenenseelsor-ge zuständig und hatte allein dafür verschiedene Mitarbeiter, die Dinge umgesetzt haben, die wir auf der Lei-tungsebene beschlossen haben. Hier in Dresden gibt es keinen Bereich der Pastoral, für den ich nicht zuständig

bin – und in den meisten Fällen bin ich auch noch meine eigene Referen-tin. Trotzdem habe ich den Anspruch, steuernd und leitend tätig zu sein, sowohl was Personalführung als auch was die strategische Ausrichtung betrifft.Und inhaltlich?Das entschiedene Bekenntnis der Menschen hier inspiriert mich ungemein. Vielen Katholiken merkt man noch immer an, dass es sie etwas gekostet hat, zu ihrem Glauben zu stehen. Selbst heute ist es nicht leicht für ein Kind, als einziges in seiner Klasse zur Erstkommunion zu gehen. Das rückt auch den eigenen Glauben in ein anderes Licht. Hier wird man gefragt, was denn Gott für einen dar-stellt. Das ist mir in Köln nie passiert.Sie geben auch Seminare für Frauen in kirchlichen Führungspositionen. Welche Themen stehen da im Fokus? Ich möchte Frauen den Mut geben, sich in ihrem Führungsverhalten nicht primär an Männern zu orientieren, sondern ganz bewusst auch ihr Frau- sein einzubringen. Ein zweiter Schwerpunkt ist das Thema „Führen nach dem Evangelium“, das heißt, sich im eigenen Führungsstil an der Person und Botschaft Jesu auszurichten.

Elisabeth Neuhaus

Elisabeth Neuhaus leitet seit vorigem Jahr die Hauptabteilung Pastoral und Verkündigung

im Bistum Dresden-Meißen. Zuvor war sie Leiterin der Abteilung Erwachsenenseelsorge

des Erzbischöflichen Generalvikariats Köln.

„Ich möchte Frauen den Mut geben,

ihr Frausein einzubringen“

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Schwester M. Johanna Süß

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„Offen sein für die Zeichen

der Zeit“

Sie waren sechs Jahre lang Gene-raloberin Ihres Ordens, leiten heu-te das Alten- und Pflegeheim der Schwestern. Welche Führungsqua-litäten braucht man da jeweils? Bei beiden Ämtern geht es um Personalführung. Ein kooperativer Führungsstil war und ist mir wich-tig, ebenso anleiten, begleiten, auch delegieren, einfühlsam und konse-quent sein. Was sich unterscheidet, sind die Aufgabenfelder, die bei einer Generaloberin viel umfassen-der sind.Waren Ihnen diese Führungsqualitä-ten in die Wiege gelegt oder mussten Sie sich die erarbeiten? Als ich zur Generaloberin gewählt wurde, hatte ich bereits Führungser-fahrung, weil ich zuvor lange einen Wohnbereich in unserer Behinder-teneinrichtung geleitet hatte. Ich habe darüber hinaus in Wien eine Zusatzausbildung für Führungs-kräfte in Ordensgemeinschaften absolviert und anschließend auch hier, im Erzbistum München und

Freising, an Coaching- und Super-visionsangeboten teilgenommen. Was meine Tätigkeit im Altenheim betrifft, möchte ich auch die MDG nicht unerwähnt lassen, die uns 2009 sehr intensiv beraten hat und mit der wir seit damals in Kontakt stehen.Sie sind derzeit auch Generalrätin Ihres Ordens. Was sind da Ihre Aufgaben? Die Ordensleitung der Franziskane-rinnen von Schönbrunn besteht aus fünf Schwestern: der Generaloberin, der Generalvikarin sowie drei Gene-ralrätinnen. Sie beraten die Oberin, übernehmen Teilaufgaben und tragen schließlich gemeinsam die Entschei-dungen. Man kann sich das wie den Vorstand eines Unternehmens vorstellen.Das Ordensleben verändert sich radikal. Die Kommunitäten werden älter und kleiner. Welche Herausforderungen bringt das für die Ordensleitung mit sich?Zunächst einmal geht es um die geistliche und menschliche Beglei-tung der vielen älteren Mitschwes-tern, die fast ihr ganzes Leben in unserem Orden verbracht und für ihn gearbeitet haben. Zugleich müs-sen wir den wenigen noch aktiven Schwestern eine Perspektive geben, müssen sehen, wo wir gebraucht

werden, sei es in der Pfarrgemeinde, in der Flüchtlingsarbeit oder in der Betreuung der älteren Mitschwestern – und offen sein für die Zeichen der Zeit. Können Sie ein konkretes Projekt benennen, das sich aus dieser ver-änderten Altersstruktur ergibt? Wir möchten innerhalb des Pfarr-verbandes hier in Schönbrunn ein geistliches Zentrum aufbauen.Wir Schwestern führen ein intensives Gebetsleben, dazu möchten wir in-teressierte und suchende Menschen von außerhalb einladen und sie einbinden. Das sind Aufgaben, die auch ältere Mitschwestern durch ihr Gebet gut begleiten können. Stehen Männer- und Frauenorden derzeit vor denselben Herausfor-derungen?Hier gibt es natürlich Unterschiede. Das hat aber weniger mit Männer- oder Frauenorden zu tun als mit der Ausrichtung der jeweiligen Gemein-schaft. Wir Franziskanerinnen sind vor allem karitativ tätig, während andere Orden Schwerpunkte in der Pastoral oder im Schuldienst haben und von daher auch vor anderen Herausforderungen stehen.

Schwester M. Johanna Süß war sechs Jahre lang Generaloberin des Ordens

der Franziskanerinnen von Schönbrunn. Heute leitet sie das Alten- und

Pflegeheim der Schwestern.

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Birgit Pottler-Calabria

„Ich versuche einfach, ich selbst zu sein“

Seit Anfang 2015 arbeiten Sie als Beraterin für die MDG. Was hat Sie an der Unternehmensberatung der katholischen Kirche gereizt? Ich liebe das gemeinsame Arbeiten an neuen Projekten, bringe eigene Erfahrungen ein und lerne von de-nen anderer. Ich bin Journalistin und Theologin – bei der MDG dachte ich all das miteinander verbinden zu können.Wo haben Sie vorher gearbeitet, und welche Erfahrungen bringen Sie mit in die neue Tätigkeit? Mein Heimatbistum ist die Diöze-se Würzburg. Dort war ich in der Jugendarbeit tätig und als Assistentin des Generalvikars. Freiberuflich gehörte die Liebe schon immer dem Journalismus, ein bisschen auch Italien, was ich von 2004 bis 2011 als Redakteurin und Chefin vom Dienst bei Radio Vatikan in Rom miteinan-der verbunden habe. Zuletzt war ich leitende Referentin im Bischöflichen Ordinariat Limburg, koordinierte unter anderem Kommunikations- und Organisationsabläufe. An allen Stellen waren es intensive Jahre mit vielen Ereignissen. Die Maxime, die ich mitnehme, lautet „kommunizie-ren, kommunizieren, kommunizie-ren“ – auf allen Kanälen.

Welche Baustellen sehen Sie im Bereich kirchlicher Öffentlich-keitsarbeit?Medien sind unverzichtbar, um Menschen zu erreichen. Das weiß auch die Kirche. Vielleicht hat der eine oder die andere noch Be-rührungsängste oder ist unsicher, welche Botschaft über welchen Kanal an welchen User zu senden ist. Aber die Medienlandschaft als Ganzes ist ständig in Bewegung. Diese Baustelle ist ein Jahrhundert-projekt, und die Kirche muss daran genauso arbeiten wie die Politik und alle Interessengruppen. Wir müssen voneinander lernen, Neues wagen und auch wieder aufgeben.Bei den kirchlichen Unternehmen, die Sie beraten, treffen Sie oft auf Männer in Führungspositionen. Wie gehen Sie als Frau damit um?Ich komme selbst aus diesen kirchlichen Unternehmen, beruflich wie ehrenamtlich. Dort war ich es gewohnt, unterschiedliche Positio-nen darzustellen, zu moderieren und auch Dinge einzubringen, die nicht der Mehrheitsmeinung entsprachen. Als ich mit dem Theologiestudium begann, waren Frauen im Hörsaal noch in der Unterzahl, in Leitungs-positionen ohnehin. Frausein nicht aufgeben und dennoch selbstver-ständlich agieren ist mir wichtig

geworden. Sachbezogen, mit guten Argumenten, mal überlegt, mal ganz spontan. Ich versuche einfach, ich selbst zu sein.Was können Frauen Ihrer Meinung nach in der Kirche bewirken?Frauen können in vielen Bereichen Gleiches bewirken wie Männer, in der MDG zum Beispiel, als Eh-renamtliche, als Pastoralreferentin, oder – immer häufiger – in leitender Position in Bistümern, ja sogar im Vatikan. Doch das Kirchenrecht setzt eben auch Grenzen. Mein Weg ist es, diese Grenzen zwar nicht als gottge-geben anzusehen, aber dennoch nicht all meine Energie aufzubrauchen, um sie einzureißen. Dazu habe ich täglich neu viel zu viel Freude am Gestalten, am Dingeweiterentwickeln und Ideeneinbringen – und zwar gemeinsam mit Frauen und Männern in ganz verschiedenen Feldern und in unterschiedlichen Hierarchien.

Birgit Pottler-Calabria ist Theologin und Journalistin. Seit Kurzem arbeitet

sie als Beraterin bei der MDG, wo sie sich unter anderem dem Thema Social Media

widmen möchte.

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Frau Gause, in Ihrer Familie herrscht gelebte Ökumene. Wie sieht das im Alltag aus?Als Protestantin, die einen Ka-tholiken aus einer religiös aktiven Familie heiratete, wusste ich, worauf ich mich einlasse: Ein katholischer Pfarrer schloss unsere Ehe, die Kin-der wurden katholisch getauft, und heute besuchen wir meist katholi-sche Gottesdienste. Allerdings fühle ich mich auch als Protestantin gut mit meiner „katholischen Familie“ in deren Gemeinde aufgehoben. Außerdem freue ich mich, auch für die evangelische Kirche aktiv zu sein, zum Beispiel im Kuratorium der EKHN-Stiftung.Was schätzen Sie an der katholi-schen bzw. evangelischen Kirche? Die katholische Kirche hat für mich ein angenehmes Selbstverständnis. Ich schätze diese über 2000 Jahre alte Kraft und Macht, die Glaube, Liebe, Hoffnung gibt. Dass man sich allerdings auch an manchem – wie sich verselbstständigenden büro-kratischen Strukturen, am Zwangs-zölibat trotz Priestermangels oder auch einzelnen Äußerungen etwa zu „würdevollen Schlägen“ – stören kann, verstehe ich sehr gut. An der evangelischen Kirche schätze

ich das weniger Dogmatische, das „Geerdetere“. Das kann einem den Glauben, der grundsätzlich ein Ge-schenk ist, leichter machen.Inwiefern fließt Ihr Glaube in Ihre Arbeit mit ein? Journalistisches Ethos beinhaltet meines Erachtens auch religiöse Werte. Karl Rahner hat den Begriff der „anonymen Christlichkeit“ geprägt, der auf viele Menschen zu-trifft, ohne dass diese es sich selbst bewusst machen. So werden reli- giöse Motive in meiner konkreten Arbeit in der Redaktion oberfläch-lich nur selten direkt zu erken-nen sein. Aber natürlich sind sie Bestandteil meiner persönlichen Grundhaltung, mit der ich meine Arbeit gestalte.Sie engagieren sich seit Jahren für missio. Warum?Aus der Erkenntnis, dass es uns „verdammt gut“ geht, resultiert für mich als Christ die Verpflichtung, mich im Rahmen meiner Möglich-keiten für andere einzusetzen. Als mich über einen einst für missio täti-gen Schwager die Anfrage erreichte, mich für dieses katholische Hilfs-werk einzusetzen, habe ich gerne Ja gesagt, auch weil mir diese Schirm-herrschaft den Blick aus meinem kleinen Redaktionsbüro in die Weite der Welt ermöglicht.

Frauen sind in der katholischen Kirche nur selten in Führungspo-sitionen tätig. Bedauern Sie das?Selbstverständlich! Selbst wenn es sich aus der Kirchengeschichte, dem Amtsverständnis und – wie manche es sehen – direkt aus der Bibel erklä-ren lässt, ist die mangelnde Präsenz von Frauen in Führungspositionen in unseren Zeiten inakzeptabel. Meiner Meinung nach würden mehr Frauen in solchen Positionen die Glaubwür-digkeit der Kirche stärken. Was würde sich wohl ändern, wenn Frauen in der Leitungsebe-ne der Kirche präsenter wären?Natürlich würden weichere, viel-leicht emotionalere und verständnis-vollere Führungsqualitäten Einzug halten, womit man weder Männern diese Eigenschaften absprechen noch Frauen einen Mangel an un-ternehmerischer Härte unterstellen möchte. Wie immer im Leben: Der Mix macht’s!Wie sieht es diesbezüglich beim ZDF bzw. in Ihrer Redaktion aus?Das ZDF setzt Frauenförderung schon lange erfolgreich um: Das „heute-journal“ ist dafür das beste Beispiel. Es wird von zwei Journa-listinnen geführt.

„Der Mix macht’s“

Gundula Gause

Gundula Gause arbeitet seit 1989 als Redakteurin und Nachrichtensprecherin beim ZDF.

Seit 1993 ist sie Komoderatorin im „heute journal“. Sie engagiert sich als Schirmherrin für den

Afrikatag des katholischen Missionswerkes missio.

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Sie gehören seit vorigem Jahr zum fünfköpfigen Geschäftsführerteam des Katholischen Medienhauses in Bonn. Was genau sind dort Ihre Aufgaben? Mein Schwerpunkt im Medienhaus liegt in der Personalbetreuung. Das reicht von der Personalrekrutierung über Personalqualifizierung bis hin zu den menschlichen Sorgen und Problemen, die überall dort auftre-ten können, wo Menschen zusam-menkommen. Im Medienhaus sind verschiedene Unternehmen und Unternehmensbereiche angesiedelt – die habe ich als Ganzes im Blick. Ich schaue darauf, ob Mitarbeiter Qualitäten haben, die sie vielleicht in einem anderen Bereich besser einsetzen können. Grundsätzlich versuche ich, Vakanzen erst einmal intern zu besetzen, bevor wir eine Stelle öffentlich ausschreiben.Ihre Kogeschäftsführer sind alle-samt Männer. Kann man sagen, dass Sie in der Runde eine weibli-che Perspektive einnehmen? Mit Sicherheit, denn Tatsache ist nun mal, dass Frauen anders denken, fühlen und reden, anders führen und sich anders verhalten als Männer.

Generell hat sich in unserem Team eine Aufgabenteilung herauskristal-lisiert, die sich an unseren Stärken orientiert. Ich bin durch meine Tätigkeit nah dran an den Mitar-beitern und pflege den Kontakt bei Veranstaltungen oder Redaktions-konferenzen. Etwas schwieriger ist es mit unseren Mitarbeitern in den Landesbüros, hier versuche ich gelegentliche Besuche einzuplanen. Den fürsorglichen, vermittelnden Part übernehme ich gerne. Ich sehe es als meine Stärke.Sähen Sie dennoch gerne mehr Frauen in der Führungsetage?Ja. Zehn Prozent aller beschäftigten Männer sind Führungskräfte und nur vier Prozent aller beschäftigten Frauen. Somit nimmt jeder zehnte berufstätige Mann eine Führungs-position ein, während nur jede 25. berufstätige Frau in der Führungs-ebene tätig ist.Sie leiten schon seit vielen Jahren die Personalabteilung der Ka-tholischen Nachrichten-Agentur. „Ticken“ weibliche Mitarbeiter anders als Männer?Nein. Klischees, dass weibliche Mitarbeiter schwieriger sind als Männer, kann ich nicht bestätigen. Unterschiede sind eher in der jewei-ligen Persönlichkeit begründet.

Vorstellungsgespräche gehören zu Ihrem beruflichen Alltag. Verhal-ten sich Frauen in diesen Situatio-nen anders als Männer?Ja. Frauen sind aufgeschlossener, wenn es darum geht, über Fähig-keiten abseits des Beruflichen zu sprechen. Sie erwähnen oft von sich aus, wenn sie bestimmte Hobbys pflegen oder ehrenamtlich tätig sind. Bei Männern muss man mehr nachfragen.Was sagen Sie zum Thema Frauenquote?Ich glaube, dass sich eine Frauen-quote derzeit nur schwer durchset-zen lässt. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch ist unsere Gesell-schaft so aufgestellt, dass Frauen in der Familienphase zu Hause bleiben, und nicht der Mann. Daher ist es für Frauen schwieriger, in der entschei-denden Lebensphase Karriere zu machen und in Führungspositionen zu kommen.

„Klischees kann ich

nicht bestätigen“

Maria Herrmann

Maria Herrmann leitet seit vielen Jahren die Personalabteilung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Seit 2014 ist sie Mitglied des Geschäftsführerteams des Katholischen Medienhauses in Bonn.

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Sie leiten den Klosterbuchladen der Benediktinerabtei Königs-münster. Was macht diese Arbeit in Ihren Augen reizvoll? Zum einen produzieren wir hier in der Abtei noch sehr viel selbst – von Lebensmitteln bis hin zu hochwerti-ger Kunst. Das macht meine Arbeit spannend, weil ich den Kunden immer wieder etwas Neues präsen-tieren kann. Zum anderen leben und arbeiten hier auf dem Klosterberg sehr viele unterschiedliche Men-schen, was ich als sehr reizvoll emp-finde. Außerdem genieße ich seitens des Klosters ein hohes Vertrauen in meine Arbeit, die unter diesen Um-ständen besonders Spaß macht.Gibt es denn keine Konflikte? Immerhin arbeiten Sie als Frau für einen Männerorden ... Natürlich hat es eine Zeit gedauert, bis dieses Vertrauen gewachsen ist. Ich musste ein Stück weit lernen, mich in die Strukturen eines Klos-ters hineinzufinden, auch herausfin-den, wo es Konfliktpotenzial gibt. Wichtig ist vor allem, dass man kommunikativ ist und auch offen für Veränderungen.

Bücher werden in Deutschland mehrheitlich von Frauen gelesen. Ist es deshalb wichtig, dass eine Frau eine Buchhandlung leitet? Keineswegs. Wichtig ist, dass man ein Gespür für die Kunden hat und immer wieder selbstkritisch über-prüft, ob das Sortiment eigentlich noch richtig auf diese Kunden abgestimmt ist. Aber das könnte ein Mann ebenso gut.Der Buchmarkt ist im Umbruch – nicht umsonst gibt es für die MDG in diesem Bereich hohen Bera-tungsbedarf. Wie machen Sie Ihre Buchhandlung zukunftsfähig? Ich muss die Augen offen halten und dabei auch über den Tellerrand, also über den Buchmarkt hinausschauen. Ich muss beobachten, wo Trends sind, und wissen, was die Menschen suchen. Danach kann ich dann mein Sortiment gestalten. Gerade für einen Klosterladen ist das enorm wichtig.Bedeutet das zugleich, dass der Non-Book-Bereich immer wichtiger wird?Nicht unbedingt. Das Buch ist noch immer ein gutes Standbein für jeden Klosterladen. Nur muss ich auch da das Sortiment gut strukturieren und sortieren, um so genau meine Kunden bedienen zu können.

Sie sind als Sprecherin der Buch-händler Mitglied des Vorstands des Katholischen Medienverbands. Dort haben, zumindest zahlenmäßig, die Männer das Sagen. Trifft das auch auf die Inhalte zu?Nein. Wir sind immerhin drei Frauen im Vorstand, insofern also auch zahlenmäßig ganz gut aufge-stellt. Wichtiger als das Verhältnis von Männern und Frauen ist oh-nehin, dass wir ein gemeinsames Ziel haben und uns zusammen überlegen, wie wir das Netzwerk Katholischer Medienverband nach vorne bringen können.Sähen Sie, generell gesehen, gerne mehr Frauen in Führungspositi-onen innerhalb der katholischen Kirche?Mir ist letztlich egal, ob ich einen Mann oder eine Frau vor mir stehen habe, solange die Per-son das nötige Wissen für eine Position mitbringt. Und sie sollte eine emotionale Bindung an die Kirche haben, das ist mindestens so wichtig wie Fachwissen.

„Ich mussüber den

Tellerrand hinausschauen“

Carola Stein

Carola Stein ist ausgebildete Buchhändlerin und leitet seit 2006 die Buch- und Kunsthandlung

der Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede. Zugleich ist sie Sprecherin der Buchhändler im

Vorstand des Katholischen Medienverbands (K.M.).

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Welche Aufgaben übernehmen Sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Klinikalltag? Ich komme einmal pro Woche für einen Tag ins Krankenhaus in Tauberbischofsheim, und zwar im wöchentlichen Wechsel auf die Chirurgie oder in eine Abteilung der Psychiatrie, psychosomatischen Me-dizin und Psychotherapie. Ich mache dann einen Rundgang, besuche die Patienten auf ihren Zimmern und biete ihnen ein Gespräch an. Manch-mal wird das abgelehnt, manchmal dauert es nur kurz, aber häufig verbringe ich eine längere Zeit am Bett eines Patienten. Meine Aufgabe ist es dabei vor allem, dazusein und zuzuhören. Daneben verrichte ich kleinere Hilfstätigkeiten. Zum Beispiel hole ich Neuzugänge an der Pforte ab, lasse Telefonkarten dort aufladen oder hole Kleinigkeiten vom Kiosk. Welche Motivation steht hinter Ihrem Engagement? Ich hatte mit 32 Jahren einen schweren Fahrradunfall, bei dem ich unter anderem meinen linken Arm verloren habe. Seitdem bin ich berentet. Es hat damals dreiein-halb Jahre gedauert, bis ich wieder gesund geworden bin. In dieser Zeit haben sich viele liebe Menschen um

mich gekümmert. Als es mir dann wieder besser ging, verspürte ich das Bedürfnis, diese Zuwendung zu-rückzugeben. Ich erkundigte mich nach Möglichkeiten, ehrenamtlich aktiv zu werden, und bin nun schon seit elf Jahren im Krankenhaus tätig.Wie gestaltet sich das Verhältnis zum Klinikpersonal? Ich erlebe das als ein bereicherndes Miteinander. Gerade in den psy-chiatrischen Abteilungen verstän-digen wir uns oft auf dem kleinen Dienstweg, in welches Zimmer ich heute besser nicht gehe und wen ich umgekehrt gerade an diesem Tag besuchen sollte. Wir bekommen allerdings keine Diagnosen genannt – es sei denn, der Patient erzählt selbst davon. Danach fragen dürfen wir jedenfalls nicht.

Braucht es die Ehrenamtler im Krankenhaus, weil das Klinikper-sonal angesichts straffer Dienst-pläne und Fallpauschalen das Zwischenmenschliche nicht mehr leisten kann? Pfleger und Schwestern haben in der Tat einen großen Zeitdruck, sodass sie froh sind, wenn wir Ehrenamt-lichen sie unterstützen. Dennoch setzen sich alle hier sehr dafür ein, dass das Zwischenmenschliche trotz knapper Zeit nicht zu kurz kommt. Und umgekehrt könnte ich das meiste, was das Pflegepersonal tut, nicht leisten.Was gibt Ihnen Ihre Tätigkeit? Die Dankbarkeit der Menschen erfüllt mich jedes Mal mit großer Freude. Gerade die älteren Patienten haben oft niemanden zum Reden. Sie bedanken sich dann meist über-schwänglich, dass man sich die Zeit genommen hat, ihnen zuzuhören. So ein dankbarer Händedruck ist der größte mögliche Lohn. Allein dafür lohnt es sich, Woche für Woche wie-derzukommen. Und deshalb möchte ich das auch noch eine ganze Weile machen.

„Die Dankbarkeit der Menschen erfüllt mich mit Freude“

Sandra Scheuermannn

Sandra Scheuermann ist seit 2004 als Ehrenamtlicheim Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier (BBT)

in Tauberbischofsheim tätig. Sie gehört zu den „Grünen Damen“, die Krankenhäuser beim Empfangs-

und Begleitdienst von Patienten unterstützen.

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Sie sind Theologin und haben jahrelang in der Krankenhaus-seelsorge gearbeitet. Was hat Sie an diesem Aufgabenfeld gereizt? Ich habe schwerpunktmäßig in ei-nem sehr sensiblen Bereich gearbei-tet, nämlich in der Onkologie. Die Herausforderung hat für mich darin bestanden, sowohl für die Patienten und ihre Angehörigen dazusein als auch für die Mitarbeiter der Klinik. Diese beiden Perspektiven in meiner spirituellen Arbeit miteinander zu verbinden war immer wieder aufs Neue spannend.Seit einigen Jahren bereits arbei-ten Sie bei einer luxemburgischen Ordensstiftung als Referentin für Palliative Care. Was bedeutet Ihnen die Palliativmedizin?Palliative Care ist in meinen Augen eine absolut notwendige Ergänzung der standardisierten Medizin. Das Thema Sterben ist viel zu lange an den Rand gedrängt worden. Ange-sichts der demografischen Entwick-lung ist es zwingend notwendig, dass sich Mitarbeiter in Kliniken, aber auch in Alten- und Pflegehei-men intensiv damit auseinander-setzen. Luxemburg ist bei diesem

Thema weit fortschrittlicher als Deutschland. Es gibt hier ein Gesetz, dass mindestens 40 Prozent aller Mitarbeiter in Alten- und Pflegeein-richtungen palliativ sensibilisiert sein müssen. Die entsprechenden Aus- und Weiterbildungen sind mein Hauptaufgabenfeld.Wenn Sie die Debatte um Ster-behilfe verfolgen, was ärgert Sie dann am meisten? Ich kann nicht sagen, dass mich etwas an dieser Debatte ärgert. Ich denke eher, dass sie angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung un-bedingt geführt werden muss. Denn nur so lässt sich aufzeigen, dass ein Ja zur Selbstbestimmung des Men-schen nicht unweigerlich bedeutet, aktive Sterbehilfe oder assistierten Suizid zu bejahen. Die palliative Begleitung kann den Menschen hier Ängste nehmen und Antworten geben.Sie haben als Theologin und Seel-sorgerin Ihren Platz in der Kirche gefunden. Wäre Ihre Karriere anders verlaufen, wenn Sie keine Frau wären? Auf den ersten Blick nicht, denn auch als Mann wäre ich ja Laie im kirchlichen Dienst gewesen. Aber vielleicht hätten sich mir dann andere Optionen erschlossen. Als

ich in der Krankenhausseelsorge tätig war und häufig am Bett schwer kranker Patienten stand, da hätte ich mir schon das eine oder andere Mal gewünscht, jetzt auch das Sakrament der Krankensalbung spenden zu dürfen.Glauben Sie, dass die Kirche zu sehr von Männern dominiert wird? Definitiv. Die weibliche Sicht auf Verkündigung und Spiritualität kommt in der Kirche bislang zu kurz. Ich kann das ganz gut beurteilen, da ich in meiner Zeit als Klinik-seelsorgerin für einen Männeror-den gearbeitet habe und jetzt für einen Frauenorden tätig bin. Neben meinem Schwerpunkt Palliative Care bin ich hier auch Referentin für christliche Kultur, das heißt, meine Arbeit befasst sich viel mit Ethik und Werten im Allgemeinen. Hierbei habe ich eine Verbindungsfunktion zwischen dem Orden und den einzel-nen Einrichtungen. So eine Aufgabe hätte man in einem Männerorden sicher keiner Frau übertragen.

Elisabeth Weber-Juncker

Die Theologin Elisabeth Weber-Juncker ist in Luxemburg Referentin für christliche Kultur und Palliative Care bei der

Stiftung Tertiar-Karmelitinnen (Zitha-Schwestern). Die Stiftung ist Trägerin von Seniorenheimen und Krankenhäusern

und engagiert sich in der Entwicklungshilfe.

„Als Mann hätten sich

mir andere Optionen erschlossen“

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Warum haben Sie sich für Ihr Vo-lontariat die katholische Journa-listenschule ifp ausgesucht?Die katholische Kirche ist mir nicht fremd. Ich bin seit 2005 in meiner Heimatgemeinde in Essen bei den Pfadfindern ehrenamtlich tätig und im Moment auch Stammesvorstand. Das Gemeinschaftsgefühl und die ehrliche Basis, auf der dort alles aufbaut, haben mir immer zugesagt. Diese ehrliche Basis ist mir auch im Journalismus wichtig. Von daher bietet eine katholische Journalis-tenschule für mich das ethische und moralische Grundgerüst, auf dem ich meine Arbeit aufbauen möchte. Ihre Hauptausbildungsstätte ist der „Kirchenbote“, also die Zeitung der Diözese Osnabrück. Wie fühlt man sich als junge Frau bei einer Publikation, deren Leser überwiegend im Rentenalter sind? Für mich spielt diese Frage keine entscheidende Rolle. Ich schreibe ja nicht nur Artikel für alte Leute. Im Gegenteil: Die Themen, die wir hier bearbeiten, sind sehr vielfältig und richten sich keineswegs nur an Leser jenseits der 70. Insofern fühle ich mich auch in keiner Weise einge-schränkt.

Wie reagieren Freunde, wenn Sie erzählen, wo Sie arbeiten?Die meisten reagieren positiv. Man-che fragen natürlich schon erstaunt nach, warum ich ausgerechnet da arbeite und warum im Rahmen der Kirche. Ablehnung oder Kritik habe ich aber noch nicht erfahren.Fühlen Sie sich als junge Frau eigentlich gut aufgehoben in der Kirche?Wenn ich meine Erfahrungen in der Gemeinde und bei den Pfadfindern betrachte, dann kann ich diese Frage mit einem uneingeschränkten Ja beantworten. Die Geschlechterfrage steht da gar nicht im Raum. Bei den Pfadfindern werden Aufgaben nicht nach Geschlecht verteilt, etwa weil das eine klischeemäßig besser zu Jungs passt oder das andere besser zu Mädels. Wenn man ins Lager fährt oder auch bei den Gruppen-stunden machen alle alles. Und dasselbe gilt auf der Leitungsebene. Deshalb habe ich mich auch bei den Pfadfindern immer wohlgefühlt.

Und abseits der Gemeindeebene?Da bin ich deutlich kritischer. Meiner Meinung nach ist es unverständlich, warum die Kirche beim Thema Frauen so zögerlich agiert. Einerseits wird gesagt, Frauen müssen mehr Verantwortung bekommen, andererseits wird dann immer mit der Lehre argumentiert, dass das eine oder andere eben doch nicht geht. Natürlich kann man die Lehre der Kirche nicht von heute auf morgen umstoßen, aber etwas mehr Bewegung wäre schon schön.Was würde sich denn Ihrer Meinung nach ändern, wenn die Kirche weiblicher würde?Ich bin generell kein Freund von klischeebehafteten Frauen- und Männerbildern und deren Rollen in der Gesellschaft. Ich glaube nicht, dass sich irgendetwas positiv oder negativ verändern würde, nur weil die Kirche weiblicher wird. Jeder Mensch muss aufgrund seiner geschlechtsunabhängigen Fähigkei-ten und Talente eingesetzt werden – auch in der Kirche. Und deshalb muss die Kirche in meinen Augen weiblicher werden.

„Die Kirche muss weiblicher

werden“

Lisa Mathofer

Lisa Mathofer stammt aus Essen. Nach dem Studium der Germanistik und Amerikanistik absolviert

sie derzeit ein Volontariatbeim Institut zur Förderung des publizitischen Nachwuchses (ifp). Hauptausbildungsstätte

ist der „Kirchenbote“ in Osnabrück.

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Sie sind seit vielen Jahren im Ver-band katholischer Kindertages-einrichtungen tätig, seit 2011 als Geschäftsführerin. Wie hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert? Eine große Herausforderung war die Schaffung neuer Betreuungs-plätze für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. In diesem Zusam-menhang ist es dem Verband ein großes Anliegen, die Diskussion um die Qualität zu forcieren. Interne Veränderungen waren der Neuauftritt des Verbandes, die Entwicklung eines neuen Logos, mit Unterstützung der MDG, oder die Implementierung einer ver-bandseigenen Datenbank.Wie begegnen Sie diesen Herausfor-derungen? Nehmen wir die aktuelle Situation der Zunahme an Flüchtlingskin-dern in Kindertageseinrichtungen. Das ist ein neuer Umstand, auf den wir reagieren müssen. Hier ist es zunächst wichtig, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, um entsprechende Lösungen ent-wickeln zu können. Dazu suche ich das Gespräch mit Verantwort-lichen, aber auch mit Politikern,

Vertretern aus Ministerien und kirchlichen Ansprechpartnern. Hier ist es auch unsere Aufgabe, zu vernetzen und Foren für den Austausch zu bieten.Ist es dabei von Bedeutung, dass Sie als Frau in der Männerdomäne Kirche agieren? Ich habe verschiedene kirchliche Einsatzbereiche kennengelernt.In meiner jetzigen Funktion spielt es weniger eine Rolle, da das Arbeitsfeld Kita eine Frauendo-mäne darstellt. Im Kontext der Verbände der katholischen Kirche insgesamt sind Frauen nach wie vor im geringeren Anteil präsent.Den Erzieherberuf üben fast aus-schließlich Frauen aus. Wie könnte der Beruf für Männer attraktiver werden?Wir müssen unser Arbeitsfeld attraktiver machen. Befriste-te Arbeitsverträge sind wenig ansprechend – weder für Männer noch für Frauen. Der Verband un-terstützt eine bessere finanzielle Ausstattung der Kindertagesein-richtungen, damit auch verlässli-che Vertragsgestaltungen möglich sind. Nur so kann letztendlich auch die Qualität in Bildungsein-richtungen weiterhin gewährleis-tet werden.

Was unterscheidet eine kirchliche Kita überhaupt noch von einer säkularen? In einer katholischen Kinderta-geseinrichtung werden Eltern, Erzieherinnen und die Gemeinde bei der Erziehung eingebunden. Es ist ein vernetztes System, das vielfältige Angebote für die Familien bereithält. Die pä-dagogische Arbeit ist an einem integrativen Bildungsverständnis orientiert. Dabei steht Religion nicht losgelöst von Bildung und Erziehung, sondern die Bereiche greifen ineinander. Katholische Kindertageseinrichtungen machen Kinder mit den christlichen Tradi-tionen vertraut und befähigen sie auch zu einer Offenheit für andere Religionen. Entscheiden sich Eltern bewusst für eine kirchliche Einrichtung oder wird diese Wahl oft vom Mangel an Betreuungsplätzen bestimmt? Eltern entscheiden sich bewusst. Gerade wenn sich die Kinder in den ersten Lebensjahren befinden, ist das Interesse an den Bereichen der religiösen Erziehung groß.

„Das Interesse an religiöser Bildung

ist groß“

Pia Theresia Franke

Pia Theresia Franke war über viele Jahre im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung tätig sowie

in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen. Heute leitet sie als Geschäftsführerin den Verband

Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder in Bayern.

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Bilanz.

In eigener Sache

Die Journalistenschule ifp hat 323 weibliche und 234 männliche Print- und Hörfunk-Volontäre mit finanzieller Unterstützung durch die MDG ausgebildet.

28,3% 23%71,7% 77%

Empfänger von MDG.Inspiration

Von den Beraterinnen, die bei der MDG arbeiten, haben zwei ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert, eine Beraterin ein betriebswirtschaftliches.

Von den Beratern haben drei ein betriebswirtschaftliches, zwei ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert.

Gesprächspartner für MDG.Inspiration (#01/2013 bis #04/2014)

Bei der MDG arbeiten aktuell 3 Beraterinnen und 5 Berater.

In 40 Jahren waren 10 Prozent der Mitarbeiter der MDG Frauen und 90 Prozent Männer.

Das Service-Team der MDG wird von Frauen dominiert: 5 unterstützen die Berater und Beraterinnen.

Bei 80 Prozent unserer Kunden haben wir Männer als Ansprechpartner, bei 20 Prozent Frauen.

Projekte, die wir mit Mandantinnen durchführen, fallen vor allem in die Leistungsbereiche Organisations- und Personalberatung, betriebswirtschaftliche Strukturberatung.

Im Rahmen des Medienmanagement-Traineeprogramms hat die MDG seit 1983 34 weibliche und 23 männliche Trainees ausgebildet.

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Service.

Neue Technik Leistungsstarke Content-Management-Systeme (CMS) kön-

nen die Publikationsprozesse in Redaktionen und Kommunikationsabteilungen enorm vereinfachen. Welcher Anbieter am Markt bietet aber die passende Lö-sung für welche Situation? Darauf will die MDG Antworten suchen und lädt deshalb vom 14. bis zum 15. April Medienschaffende zu einer Studienreise zum Thema CMS ein. Die erste Station der Rundreise wird die Bonifatius-Druckerei in Paderborn sein. Geschäftsführer Rolf Pitsch stellt dort das Multi-Publishing-System WoodWing vor. Am nächsten Morgen geht es weiter zur Funke Medien-gruppe nach Essen, die das CMS huGO von Fink & Partner nutzt. Die Chefs vom Dienst Steffen Gaux und Andreas Fettig berichten, was es kann. Letzte Station ist die „Neue Osnabrücker Zeitung“. Dort werden Chefredaktion und IT-Experten über ihre Erfahrungen mit dem von basecom entwickelten CMS berichten. Die Kosten betragen: 120 Euro. Weitere Informationen erhalten Sie bei Sabine Frei-seisen: 089/54 58 89 32, [email protected]

Wenn über Kommunikation geredet wird, landen wir ganz schnell bei Print, Social Media und Co. Nur we-nige denken aber an die Kunstschätze und Museen, die die Kirche besitzt. Kann nicht auch Kunst ein kirchli-ches Kommunikationsmedium sein?

Selbstverständlich! Viele Unter-nehmen nutzen Kunst und Kultur für ihre Markenbildung. Die katholische Kirche ist ih-nen da weit voraus und setzt Kunst seit jeher als Kommunikationsmedium ein. Denken Sie an Kreuzwege, Madonnen, kunstvoll verzierte Altäre oder – ganz prominent – die Sixtini-sche Kapelle. Auch die Bistümer verstehen ihre Kunstschätze und Museen als Medien der Kommunikation, weil sie die Menschen auf subtiler Ebene mit ihrem Glauben konfron-tieren. Die Herausforderung hierbei ist, die Kunst so zu inszenieren, dass sie kommuni-zieren kann.

Deshalb ist es wichtig, den Menschen einen Zugang zu kirchlicher Kunst zu vermitteln, aber genauso wichtig ist es, die kirchliche Kunst zu den Menschen zu bringen. Es gibt viele Wege, um das zu erreichen. Zum Bei-spiel über Social Media oder neue Techno-logien für Museen. Bei unserem Symposium „¿Heilige? Kunst“ im KSI führen wir den Kunst- und Kulturverantwortlichen einige Beispiele vor.

Eine maßgeschneiderte Lösung für jede Einrichtung ist Gold wert. Derzeit optimie-ren wir zusammen mit der Stabsabteilung Kommunikation des Erzbistums Köln deren Kulturkommunikation. Gutes Marketing, ein Fokus auf das Wesentliche und angemesse-ne Maßnahmen zu treffen sind hierbei die Schlüssel zum Erfolg.

Carmen Renz ist Berater- und Pro-jektassistentin bei der MDG. Sie hat das Symposium „¿Heilige? Kunst“ mitkonzipiert und ausgerichtet. Haben Sie Fragen an Ihre Beraterin? Bitte schreiben Sie uns an [email protected]

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Storytelling im Job Ob im Alltag oder im Büro – manchmal fehlen einfach neue, zün-

dende Ideen, um ein Thema voranzubringen. Neun weiße Würfel mit 54 unter-schiedlichen Bildern und mehr als zehn Millionen Kombinationsmöglichkeiten sollen Abhilfe schaffen. Die „Story Cubes“, praktisch verpackt in einer kleinen Box, sollen die Fantasie anregen und die Kreativität fördern. Mitspieler können sich als Geschichtenerzähler versuchen, indem sie Wege finden, die gewürfelten Bilder miteinander zu verknüpfen. Was hat die Weltkugel mit der Schildkröte zu tun? Oder das Schaf mit dem Smartphone? Und was kann ich daraus für mein Geschäftsmodell lernen? Falsche Antworten gibt es nicht. Aber je größer die Fantasie, desto besser die Geschichte. Soll die Kreativität zum Beispiel in der Produktentwicklung in bestimmte Bahnen gelenkt werden, empfehlen sich Themenvorgaben. Auch die MDG bringt die Geschichtenwürfel gerne als Lo-ckerungsübung in ihren Workshops zum Einsatz. Diejenigen, die auch unterwegs Lust aufs Erzählen haben, können die „Story Cubes“ als App nutzen.

WerkzeugkisteTipps für den Arbeitsalltag

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MDG: Wir stellen uns vor.

Warum sind Sie Unterneh-mensberater geworden? Die richtige Kommunika-tion ist eine besondere He-rausforderung, der Einsatz der geeigneten Medien das i-Tüpfelchen. Nach vielen praktischen Jahren in unter-schiedlichsten Unternehmen war es 2010 der richtige Schritt, in eine Unterneh-mensberatung zu wechseln, um Firmen und Institutionen dabei zu unterstützen, ihre Markenbotschaft mit richti-gen Strukturen über geeig-nete Kanäle zu verbreiten.

Welcher Beruf würde sonst noch zu Ihnen passen? Wenn ich das wüsste.

Haben Sie Vorbilder? Kathrin, meine liebe Frau.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie morgens zur Arbeit kommen? Das hängt stark davon ab, wo gerade mein Arbeitsplatz ist. Nach Möglichkeit Cappuccino und stilles Mineralwasser.

Der beste Tipp, den Sie selbst von einem Unter-nehmensberater bekommen haben, war … Mach dir deine weiße Weste schmutzig, sonst bist du nicht glaubwürdig.

Wen würden Sie gerne mal beraten? Die Regierung der Bundes-republik Deutschland.

Wofür engagieren Sie sich neben der Arbeit? Überall dort, wo Menschen, Tiere oder die Natur Hilfe benötigen.

Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Stärke: kompromisslos. Schwäche: Auch hier muss ich wieder meine Frau nennen.

Worüber können Sie lachen?Über eine zerrissene Hose, wie neulich kurz vor einem Workshop passiert.

Auf welche Medien können Sie nicht verzichten? Auf Livemusik in Oper, Konzert oder Ballett.

Nutzen Sie soziale Netzwerke? Wenn es sinnvoll ist, ja.

Wie viele E-Mails bekom-men Sie pro Tag? Verträglich viele, sodass ich spätestens nach zwei bis drei Tagen jede beantwortet haben sollte.

Welches Buch lesen Sie gerade? Paul d’Orléans’ Buch „Der Chopper“.

Packen Sie auf Reisen eher zu viel oder zu wenig ein? So viel, dass ich selbst auf Dienstreisen entscheiden kann, was ich anziehe.

Was darf in Ihrem Gepäck niemals fehlen? Kragenstäbchen und Manschettenknöpfe.

Wohin wollen Sie unbedingt noch reisen? Viel häufiger zu meinem Sohn nach Zermatt.

Ein Getränk, das Sie typischerweise bestellen: Wasser und Wein. Und für besondere Anlässe einen Rosè-Champagner.

Kochen oder backen Sie lieber? Vorspeisen und Nachspei-sen sind mein Part, die Hauptspeisen übernimmt meine Frau.

Wobei können Sie am besten entspannen? Beim Durchblättern von Bildbänden und Katalogen.

Seit 2010 arbeitet Frank Rosemann als Senior-Management-Berater bei der MDG.

Er hat Kommunikations-wissenschaften und Publizistik studiert und war zuvor bei

verschiedenen großen Verlagshäusern aktiv.

Für die MDG hat Rosemann das Video- format „Die Berater“

entwickelt (siehe Seite 4).

Mit schmutziger

weißer Weste

Frank Rosemann

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Ein Hoch auf die Vielfalt

Dass Unterneh-men und Organisationen von der Vielfältigkeit ihrer Mitar-beiter nur profitieren können, kann man in Zeiten, in denen gerade Medienhäuser nach neuen Strategien suchen, gar nicht oft genug wiederholen. In dem Film „Monsieur Clau-de und seine Töchter“ sieht das konservative Ehepaar Verneuil im multikulturellen Familien-zuwachs allerdings nichts, was seinen Alltag reicher machen würde, sondern eher eine vom Himmel gefallene Strafe: „Was haben wir dem lieben Gott nur getan?“, fragt Monsieur Clau-de angesichts seiner Schwie-gersöhne. Nachdem drei Töch-ter jeweils einen Chinesen, einen Muslim und einen Juden mit nach Hause gebracht ha-ben, soll die Jüngste es richten. Ihr Verlobter heißt Charles, kommt aus gutem katholischem Haus – und will zur Hochzeit dummerweise 400 Verwandte von der Elfenbeinküste mit-bringen, von denen der Vater quasi das schwarzafrikanische Abziehbild von Monsieur Clau-de ist. Gerade diese beiden Sturköpfe sind in der französi-schen Komödie für die meisten Gags gut und erinnern daran, dass man Rassismus und ande-ren Ressentiments auch begeg-nen kann, in dem man über sie lacht. Ein Hoch auf die Vielfalt!

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Selten waren es die in Deutschland zuverlässig zum Jahres-wechsel angekündigten Portoerhö-hungen, mit denen die Post unsere kol-lektive Fantasie beflügeln konnte. Mit ihren Zustellmethoden für Brief- und Paketsendungen hat sie dagegen von Anfang an Stoff auch für große Filme geliefert. John Fords Klassiker „Rin-go“ (1939) zum Beispiel, der in der ersten deutschen Fassung noch „Höl-lenfahrt“ hieß, zeigt die Postkutsche als Mikrokosmos, in dem soziale Wel-ten aufeinanderprallen. Nicht nur die Sendungen, die die Post zustellt, brin-gen hier Kommunikation in Gang, son-

mit schwierigen Wetterbedingungen schon den Postkutschen schwer mach-te. Wenn der Blanke Hans die Fähren nach Juist nicht aufs Meer hinauslässt, sollen die unbemannten Postdrohnen trotzdem unterwegs sein können – zu einer Insel, die mit dem Claim „ent-schleunigt“ für sich wirbt und autofrei ist. Müssen wir uns also bald daran ge-wöhnen, anstatt Postlastern und Brief-trägern Drohnen in unseren Straßen zu sehen? Ein Gegenbewegung machen die sozialen Medien aus: Bei Twitter tauchten Fotos von Brieftauben auf, die bei Konkurrenten der Post als Bio-drohnen im Einsatz sind.

vorher.nachher.

dern auch die Art und Weise, wie sie es tut. Jacques Tatis Postbote François steht in „Schützenfest“ schon unter dem Diktat des Fortschritts: „Rapidi-té!“ wird zum Motto seiner sich stetig beschleunigenden Arbeit, die ihm kei-ne Zeit mehr lässt, persönliche Bezie-hungen zu seinen Kunden aufzubauen. Für die Post müssen beide Filme eine nachhaltige Inspirationsquelle sein: Die größer werdenden Bezirke ih-rer Postboten und Paketfahrer halten die Zusteller zur Eile an. Und an der Nordsee testet das Logistikunterneh-men, was es gegen eine weitere große Unbekannte ausrichten kann, die es

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