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radio Die unberechenbare Konstante Monatsprogramm Januar 2015 # 01/2015 88,4 MHz UKW

Piradio #01/2015

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Dies ist das Monatsprogrammheft des Senders Pi Radio aus Berlin. Es ist die Januar 2015 Ausgabe. This is a monthly program of the radiostation Pi Radio from Berlin. It's the issue of January 2015.

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radioDie unberechenbare KonstanteMonatsprogramm Januar 2015 # 01/2015

88,4 MHz UKW

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MitmachenPi Radio ist ein kleines Freies Radio. Mit zwei mal elf Stunden die Woche ab 19 Uhr ist es nicht einfach, allen Sendeanfragen gerecht zu werden. Wir probieren es - in der Hoffnung, irgendwann auch mal mehr Sendezeiten zu bekommen.

GenerellFreies Radio heißt für die meisten: jeder kann mitmachen - für einige auch: jeder kann mitbestimmen. Es gibt einige Freie Radios, an denen wir uns beim Aufbau Pi Radios orientiert haben. Andererseits wollen wir dem Sender auch nicht Regeln und Strukturen Freier Radios überhelfen, die in Berlin so nicht gewachsen sind. Also: nichts überstürzen.Seit Mai 2010 senden wir auf dem Sendeverbund 88vier. Wir setzen uns nach wie vor dafür ein, eine Radio-Community aufzubauen, die sich einerseits an Maßstäben Freier Radios orientiert, und andererseits offen bleibt, um die Eigenheiten Berlins und seines Umlandes mit einzubeziehen. Community heißt für uns nicht, dass sich alle kennen oder ständig treffen müssen. Unsere Hauptmaxime ist: das Bild des Senders sollen die Leute bestimmen, die die Radiosendungen machen. Wer also regelmäßig Radiosendungen produziert, kann auch mitreden.

RadiomachenDie Radiomacher und -gruppen, die bereits regelmäßig Sendungen für uns produziert haben, also Zeit und Energie in Pi Radio gesteckt haben, erhalten erst mal Vorrang. Es werden aber immer wieder Sendeplätze frei. Folgende Möglichkeiten gibt es, um zu den bereits sendenden Radiomachern hinzuzustoßen:Am einfachsten ist es, Vorproduktionen für die Nacht abzugeben. Erfahrungsgemäß findet sich hier eher ein Sendeplatz. Wer mit den Vorproduktionen gezeigt hat, dass er/sie kontinuierlich senden kann, hat gute Chancen, dann auch frühere Sendetermine zu bekommen, die auch Live genutzt werden können. Kleinere Beiträge können auch in die Berliner Runde, ein aktuelles Magazin von 19 bis 20 Uhr, eingebracht werden.Wer einfach Beiträge und Sendungen produziert, hat die besten Chancen zu senden, vo-rausgesetzt, sie passen inhaltlich in unser Gesamtprogramm. Ratsam ist, sich die 88vier mal genau anzuhören und im Programm zu stöbern, denn vielleicht passt Eure Sendei-dee auch viel besser zu einem der anderen Radioveranstalter, so zum Beispiel zu den neu hinzugekommenen Freien Radiogruppen: Freies Radio Potsdam (Montag Abend), Studio Ansage und Colaboradio (Dienstag Abend), oder zu den Abendgruppen am Wochenende: Reboot FM und Twen FM. Am Morgen sendet Multicult.FM und ab Mittag täglich der Of-fene Kanal Alex. Es empfiehlt sich zudem ein Blick in das Redaktionsstatut von Pi Radio.

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Das Radio war mein Smartphone: Die wilde Nachwendezeit im Berliner Radio

von Jenz Steiner

Das Radio war für mich Anfang der schrillen Neunziger das, was heute für meine Schülerchen das Smartphone ist. Das war span-nend, gerade hier in Berlin. Hier tat sich was. Mit Fernsehen hatte ich nach der Wende nicht mehr viel am Hut. Am besten fand ich Radio P auf 105,5 MHz. Die Prenzlauer Berger Piratenfunker riefen dazu auf, die Weihnachtsbäume auf die Straßen zu schmeißen und anzuzünden und zu den Radio P -Treffen ins „Bla Bla“ zu kommen. Das Glasbiergeschäft in der Sredzkistraße 19 A (heute ein Designer-Möbelfachgeschäft) war ihre super konspirative Kontaktadresse. Da musste ich hin. Doof nur, dass zu den angekündigten Terminen immer nur der Wirt und ich da waren. Für mich gab es nur zucken-de Schultern und eine Brause. Die Radiopiraten blieben undercover. Echt spannend!

Gysi, Silly und Radio PRadio P bekam am 20. Dezember eine Stunde Sendezeit auf dem von der Abschaltung gefährdeten Jugendradio DT64. Stimmbruch hieß die Sendung. Einen ganzen Tag lang moderierten Leute einzelne Stundenblöcke, die sonst eher die Interviewten waren: Gregor Gysi war dabei und grüßte seine Söhne mit „Peace goes out to all the Ra-vers“, Tamara Danz von Silly spielte französische Chancons, die Ra-dio P-Leute ließen Manfred Krug von Schallplatte Gedichte des vom Berliner Kurier als Stasi-Dichter diffamierten Erich Weinert vorlesen und Thomas Putensen las die Nachrichten mit Klavierbegleitung vor. Alles vergessene Namen, oder? Gysi könnte noch jemand ken-nen. Das war wirklich spannend.

Mahnwache war wie FacebookZwischen Weihnachten und Neujahr 1991 fror ich mir an der Berli-ner Mahnwache für den Erhalt von DT64 unterm Fernsehturm am Alex den Hintern ab. Warum? Ich wusste, dass Nola aus dem Schlie-mann-Gymnasium da sein würde. Ich hätte mich sonst nie getraut, sie anzusprechen. Ein Hippie-Mädchen mit großen Augen, Nasen-ring, „Safe DT64“-Button am Army-Parka und dunklen Haaren bis zur Hüfte. Die fand ich cool. Sie stand aber eher auf Lenin, einen Friedrichshainer Redskin, der in der Silvesternacht aus Wut über die Abschaltung von DT64 alles aus Glas am Alex zertrümmerte. Die Leute an der Mahnwache waren so etwas wie Facebook-Freunde heute. Man kannte sich und man kannte sich nicht. Man teilte al-les und zeigte sich gegenseitig die Zeitungsausschnitte mit Mahn-wachenfotos. Man machte Fotos von sich selbst vorm Fernsehturm und sammelte Unterschriften wie heute bei change.org oder open-petition. Bis zum Jahreswechsel lag diese Ungewissheit in der Luft, was aus DT64 wird. Dafür hatte ich aber die viel unangenehmere Gewissheit, dass aus Lola und mir nichts wird. Trotzdem blieb es spannend.

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Montagsdemos für OstsenderDie Stimmung an der Mahnwache war super. Das glaubt mir heute keiner mehr. Eine Mahnwache für einen ehemaligen Ost-Agitprop-Sender. Doch! So war das. Ständig kamen Leute vorbei, brachten Schokolade, Tee und Kaf-fee in diesen großen Thermoskannen zum Pumpen, die ich seitdem auch nicht mehr gesehen habe. Die müssen ein Phänomen der Neunziger gewe-sen sein. Damals haben ja auch noch alle schön Filterkaffee getrunken. Heu-te kann man sich das gar nicht mehr richtig vorstellen, dass Leute im ganzen Land sich für den Erhalt eines Radiosenders einsetzen. Im Theaterhaus Jojo in der Wilhelm-Pieck-Straße (heute Berlin Metropolitan School in der Tor-straße) traf sich jede Woche der Verein zum Erhalt von DT64. Der meldete Woche für Woche die Montagsdemos für den gefährdeten Jugendsender an. Das war also „Power von der Eastside“. DT64 war ein Symbol, so wie die Mainzer Straße oder der Palast der Republik. DT64 war schräg, modern, nah an der eigenen Lebenswelt und ein Sprachrohr. Als ein Jahr später Radio 4U, das Jugendprogramm des Senders Freies Berlin vor dem Aus stand, hat das hingegen kaum jemanden gejuckt. Spannend, oder?

Chatten in der WarteschleifeJedenfalls kam es wie es kommen musste. DT64 wurde zum Jahreswechsel 1991/92 erst mal in Berlin und Brandenburg abgeschaltet. Bis sechs Uhr lief auf der Frequenz 102,6 MHz Schlager-Gedüdel vom Sender Brandenburg. Die Sachsen konnten DT64 noch empfangen, die Mecklenburger waren ganz raus. Ich hing zuhause am grauen Wählscheibentelefon im Korridor und wählte permanent die DT64-Studiohotline 5777. Die Eltern feierten das neue Jahr mit den Nachbarn und nebenan. Ich mochte keine Schweinesülze und keine Fetenhits. Ich hing lieber am Hörer und hörte die Bandschleife „Funk-haus Nalepastraße. Bitte warten!“ und die irritierten Stimmen anderer An-rufer, die langsam miteinander ins Gespräch kamen. Ein technischer Defekt in der Telefonanlage des Senders ermöglichte eine riesige Telefonkonferenz. Durchgestellt wurde keiner. Wie würde man heute dazu sagen? Telefon-Chat? Das war ein bisschen wie eine analoge Mischung aus WhatsApp, Skype und Twitter. Die Leute in der Leitung tauschten sich darüber aus, wo DT64 noch zu empfangen war und wie es weitergehen könnte. Manche Anruferinnen und Anrufer verabredeten sich oder tauschten Nummern aus. E-Mail gab es für Normalsterbliche ja erst drei Jahre später. Ist das nicht spannend?

Tod auf RatenAb sechs Uhr sendete am 1. Januar 1992 doch wieder DT64 in Berlin und Brandenburg. Erleichterung und Skepsis machten sich breit bei den Leuten in der Warteschleife. Dann die Ansage: „DT64 gehört jetzt als Jugendformat zum mitteldeutschen Rundfunk.“ Der Norddeutsche Rundfunk wollte lang-fristig ein eigenes Jugendprogramm etablieren und DT64 gar nicht mehr ausstrahlen. Bis N-Joy vom NDR im Norden auf Sendung ging, vergingen aber noch zwei Jahre und vier Monate. „Der neue Ostdeutsche Rundfunk übernimmt auf der 102,6 weiterhin DT64, strahlt aber von 15 bis 18 Uhr sein eigenes Jugendprogramm aus. Rockwelle B sollte es heißen. Daraus wur-de aber schnell Rockradio B. Der nächste Schritt in Richtung schleichende DT64-Abschaltung war getan. Das war Tod auf Raten. Also ich finde das spannend.

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Safe DT64, Ihr Ärsche!DT64 sendete vorerst weiter aus den Flachbau-Baracken im Funk-haus Nalepastraße in Köpenick. Rockradio B auch. Die Studios waren keine 70 Meter voneinander entfernt. Die erste Rockradio-Sendung hörte ich wieder bibbernd an der Mahnwache am Fern-sehturm. Nola war nicht da. Schade! Sie kam auch nicht mehr. Die Stimmen auf Rockradio klagen vertraut. Alles ehemalige DT-Moderatoren. Für Redskin Lenin waren sie alle Verräter. Er brüllte über den ganzen Alex „Safe DT64, ihr Ärsche!“. Die Ärsche saßen im Berliner Kabelrat und im Intendantenbüro des Ostdeutschen Rundfunks, den man in den ersten zwei Tagen noch mit ODR ab-kürzte, ORB kam erst später. Unsere Hintern froren weiter an den Mahnwachenstühlen an. Das Radio lief immer. Junge Welt und taz waren die verlässlichsten gedruckten Nachrichtenquellen zum Thema Berliner Medienpolitik. Jeder Tag war spannend.

Verräter waren kreative RealistenRockradio B war verdammt gut. Das musste ich mir eingestehen. Die alten DT64-Stimmen waren eher Realisten als Verräter und konnten sich kreativ wieder so austoben wie auf DT zu Wendezei-ten. Alles war möglich, Features im Tagesprogramm, Sprechfunk mit Jürgen Kuttner, Yo-Show mit André Langenfeld, Rave Satelite statt Dance Hall mit Marusha. Die Sendezeit von Rockradio B wur-de schrittweise aufgestockt, DT64 wurde nach und nach verdrängt und verschwand im Sommer auf der Mittelwellenfrequenz 1044 kHZ und in der Bedeutungslosigkeit. Rockradio B sendete im Schalt-programm mit Radio 4U. Das war auch ganz okay, aber eher so für junge SPD-Wähler. Rockradio B stand für den wilden Osten, Radio 4U für den spießigen Westen. Ken Jebsen moderierte auf Radio 4U die Hip Hop Sendung Black Spin und suchte als Sample Spion nach den Originalen der Rap-Chart-Breaker. Im ORB-Fernsehen rannte er mit einem Bananenmikrofon durch Berlin und machte Stakkato-Straßenbefragungen, die ziemlich lustig und spannend waren.

Rockradio, Klubradio, BeatradioAuf Rockradio B und DT64 tauchten im Juni 1992 zwei alte Radio 100 Stimmen wieder auf. Oliver Kehnen (Olli Massive) und Nor-bert Rudnitzky vom Down Beats Plattenladen am damals schon durchgentrifizierten Winterfeldplatz bekamen eigene Black Music Sendungen auf beiden Sendern: Blackboard Jungle auf Rockradio B und gleich danach Dope Beats auf DT64. Im alten DDR-Funkhaus Nalepastraße brauchten sie nur zweimal um die Ecke hüpfen und saßen schon im anderen Studio. ORB und MDR waren Nachbarn. Gemeinsam mit Andre Langenfeld und Marusha verwandelten sie Rockradio B zu ihren Sendezeiten in Klubradio B und wurden da-mit dem Sound gerecht, der die Stadt 1992 wirklich prägte. Marion Brasch antwortete auf Mittelwellen-DT64 mit einem alten Radio P Moderator mit der Nachtsendung „Beatradio D“. Dort lief nur schräge Musik aus beiden Deutschlands: Punk, Rap, Chancon und die Vorläufer von Indie-Pop. Das war spannend.

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Privatisierung der Propagandasender auf beiden SeitenIm Nachbarhaus befanden sich die alten Studios des Berliner Rundfunks, der zum 1. Januar fast unbemerkt privatisiert wurde und nun Berliner Rundfunk 91.4 hieß. Die Radiolegenden Kalle Neumann mit „7 bis 10 Sonntagmorgen in Spreeathen“ und Heinz Florian Oertel mit „He, he, he – Sport an der Spree“ hatten ebenso ausgedient wie die „Familie Findig“. Was Radio aus dem Funkhaus Nalepastraße einmal ausgemacht hatte, war 1992 schon so prähis-torisch wie heute StudiVZ und Myspace. Man kannte das noch ir-gendwie, wollte aber nichts mehr damit zu tun haben.Der neue Berliner Rundfunk war der erste Privatsender im Osten. Der Sender zog um in die Leipziger Straße und wurde bald zum härtesten Konkurrenten von RIAS 2. Der auf jugendlich getrimm-te Ami-Propagandasender in der Voltastraße im Wedding war in die Jahre gekommen. Der Kalte Krieg war vorerst gelaufen und die Mauer offen. RIAS 2 hatte seine Pflicht getan und konnte weg. Seine stärksten Stimmen hatte er schon längst an den rechtskonservati-ven Westberliner Privatsender Hundert,6 verloren. Ende Mai 1992 wurde RIAS 2 privatisiert und hieß fortan r.s. 2. Das sollte für Ra-diosender 2 stehen. Aus der alten Schöneberger Tante RIAS 1 wurde Deutschlandradio Kultur. Ein paar Ost-Journalisten aus dem Funk-haus Nalepastraße durften auch mitmachen, damit es so aussah, als wäre das neue Programm eine Fusion aus Deutschlandsender Kultur und RIAS 1. Zumindest kommt mri das immer noch so vor. In die Weddinger Studios von RIAS TV zog die Deutsche Welle ein. Nicht so spannend.

Charts, Werbung, GewinnspielePlötzlich gab es in Berlin zwei neue Hot Adult Contemporary Pri-vatsender mit Chartmucke, Gewinnspielen und Werbung. Auf 103,4 MHz, der alten Frequenz des autonomen Senders Radio 100, sendete seit 12. August 1991 die französische Privatradiokette NRJ. Drei Wochen später ging 104.6 RTL auf Sendung. Mit dem Mythos „Radio Télévision Luxembourg“, dem Sender, den die Ostler angeb-lich immer gehört haben, hatte das neue RTL nichts zu tun. Die RTL Group gehört inzwischen zum Bertelsmann-Konzern. Ziel der neu-en Sender war Durchhörbarkeit. Ich fand das unerträglich und un-erhörbar. Nur Spießer hörten Andreas Dorfmann und Rick de Lisle auf RTL und Energy. Davon war ich überzeugt.

Die Luft war rausDie Mahnwache für DT64 gab es bald nicht mehr. Die Montagsde-mos waren immer schlechter besucht. Die Mayday, ursprünglich eine Art Benefiz-Rave für DT64, verkam zur Kommerzveranstal-tung. Im Radio wurde das neue Berlin schneller hörbar als es auf den Straßen sichtbar wurde. Es blieb spannend.

Im Februar: Wir machen alle Deejay-Radio: Die Neunziger im Berliner Hörfunk

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07. Januar 201519:00

Radia ObskuraAktuelles Magazin für subversive Unternehmungen für, gegen und aus Berlin.

20:00ORWOhaus: PlattensprungAlle zwei Wochen neuste Infos rund um das Haus und die Musik, die in ihm entsteht.

20:30Schlag 8: MusiktalkKünstler-Talk Sendung von und mit Rolf Gänsrich.

21:30It's all in a technicolour dreamBubblegumsike trifft Schokorie-gelgarage. Musiksendung von und mit Stroko.

23:00Nordpolzigeuner:Kaputtes FeuerzeugDJ Nordpolzigeuner ist nach eige-ner Aussage der schlechteste DJ aller Zeiten.

08. Januar 201501:00

Beatnik RadioDer Moderator Gene Berlin (Gründer der "Kirche Eklektischer Elektrischer Religion") begleitet Sie.

03:00Kol HaCampus: Mit sandigen BlauIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Grill.

04:00Kol HaCampus: Filter Im RadioIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Rotem Diotcher.

05:00Garagepunx: Bibliodiscoteque #45Funk, Soul, Surf und RnR aus der Ga-rage von Spätinsbettgeher für Früh-aufsteher.

19:00HauptstadtteamWas ist denn hier los? Frau Claudia, Herr Schinski und Herr Boss stellen vor.

20:00Pathos t: Der WegbereiterAnalytische Interpretationseinblicke zu den Geschehnissen im postsowje-tischen Raum.

20:30SubCult:Klänge jenseits des HauptstromsUndergroundmusiksendung mit und von Niki Matita und TimBob Kegler.

21:30Sendeplatz: Keine AhnungPlatz für Poesie, Piraterie, Agitation, Stammtisch, Experiment, Wort & Geräusch.

22:30Digital in Berlin recommendedD/B Radio with a view to bringing different styles and directions in music. Hosted by Dirk Markham & Michael Rosen.

09. Januar 201500:00

Polanskifunk: DiverseThe scream you hear may be your own. Dave Garver presents poetry and music.

02:00Brainwashed: Radio Edition #282Die Brainwashed ist eine einstündige Show mit Musik von den Künstlern und Labels auf Brainwashed.com.

03:00Kol HaCampus: Licht für die VölkerIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel) heute mit Lagiom.

04:00Kol HaCampus: Mit dem Jet-ZeitalterIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Shamal.

05:00Garagepunx: Murder City Nights #11Funk, Soul, Surf und RnR aus der Garage von Spätinsbettgeher für Frühaufsteher.

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14. Januar 201519:00

Funkfabrik BPunk-Rock-Magazin - die geschmei-dige Stunde Dilettantismus und Nonsens mit Afri und Veit.

20:00Frequenzkonsum: VosifaEine Sendung der Gruppe Vosifa aus Pankow - politisch & unkom-merziell.

20:30SolidarnOST: ThemenInformationen über die Situation in den Nachfolgestaaten Jugosla-wiens.

21:30Trashfilm: Die RadioshowFilmkritik mit Karsten Krampitz, Dirk Knieriem und Robert Weber.

23:00Radiokombinat: Ghostdriver & Musikschaukel & 40 Köstlich-keiten3 Musiksendungen in einer Show!

15. Januar 201501:00

WiseUp - Geschichten und Legenden um MusikEine Kritische Auseinandersetzung mit Pop-Kultur.

03:00Kol HaCampus: Mit sandigen BlauIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel), heute mit Grill.

04:00Kol HaCampus: Filter im RadioIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute von Rotem Diotcher.

05:00Garagepunx: Biblio-Cool Jukebox #8Funk, Soul, Surf und RnR aus der Ga-rage von Spätinsbettgeher für Früh-aufsteher.

19:00Smük TVWas ist in Berlin los? Und was pas-siert sonst noch so? Wir laden Gäste ein und plaudern.

20:00Pathos t: Der WegbereiterAnalytische Interpretationseinblicke zu den Geschehnissen im postsowje-tischen Raum.

20:30Pi-Pa-Po-Rade: Dezember 2014Der Versuch eine Hitparade bei Pi Radio zu etablieren scheint sich zu festigen.

21:30Begilufin: Berlin liveIt all come together to an hour of music with some interruptions.

22:30Joe Le Taxi: The Little Dog LaughedThe little dog laughed is a short story inside the great novel “ask the dust” written by John Fante.

16. Januar 201500:00

Sand FM: Orange und GästeDer Fingernagelknipser, die Wüste, der Plattenspieler… und (wahr-scheinlich) Ich.

02:00The Brain: Die Mini-Dadashow #134Jede Sendung bietet einen frischen Sound mit dem kindliche Euphorie in vollem Umfang nachgekommt.

03:00Kol HaCampus: PapanashIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel) heute mit Rudy Kiesler.

04:00Kol HaCampus: Mit dem Jet-Zeitalter Im Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Shamal.

05:00Garagepunx: Old School Zeroes #5Funk, Soul, Surf und RnR aus der Garage von Spätinsbettgeher für Frühaufsteher.

Page 9: Piradio #01/2015

21. Januar 201519:00

Radia ObskuraAktuelles Magazin für subversive Unternehmungen für, gegen und aus Berlin.

20:00ORWOhausAlle zwei Wochen neuste Infos rund um das Haus und die Musik, die in ihm entsteht.

20:30KulturWelleDie KulturWelle ist ein Magazin der studentischen Redaktion am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

21:30Teenage Dance PartySlow Pete & Mr. Mumble, gen- reoffen, weltoffen und mit einer Hand immer in der Plattenkiste.

23:00Mazze:Unter GeisterstundeneinflussVöllig aus der Luft gegriffen. Das ist auch so eine Geschichte...

22. Januar 201501:00

Beatnik RadioDer Moderator Gene Berlin (Gründer der "Kirche Eklektischer Elektrischer Religion") begleitet Sie.

03:00Kol HaCampus: Mit sandigen BlauIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel), heute mit Grill.

04:00Kol HaCampus: Filter im RadioIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute von Rotem Diotcher.

05:00Garagepunx: Bibliodiscoteque #46Funk, Soul, Surf und RnR aus der Ga-rage von Spätinsbettgeher für Früh-aufsteher.

19:00HauptstadtteamWas ist denn hier los? Frau Claudia, Herr Schinski und Herr Boss stellen vor.

20:00Pathos t: Der WegbereiterAnalytische Interpretationseinblicke zu den Geschehnissen im postsowje-tischen Raum.

20:30SubCult:Klänge jenseits des HauptstromsUndergroundmusiksendung mit und von Niki Matita und TimBob Kegler.

21:30Radio SterniExperimentelles frankophones Radio aus Berlin. Eine zweisprachige Sen- dung mit französischer Mucke.

22:30Digital in Berlin recommendedD/B Radio with a view to bringing different styles and directions in music. Hosted by Dirk Markham & Michael Rosen.

23. Januar 201500:00

Boulevard Radio: KafferundeHeute Nacht Boulevard Radio mit einer Kafferunde Musik.

02:00Pura Vida SoundsIn dieser Ausgabe: Rodion G.A.: The Pioneers of Romanian Electro-nic Music 1969 bis 1987.

03:00Kol HaCampus: Licht für die VölkerIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel) heute mit Lagiom.

04:00Kol HaCampus: Mit dem Jet-ZeitalterIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Shamal.

05:00Garagepunx: Murder City Nights #12Funk, Soul, Surf und RnR aus der Garage von Spätinsbettgeher für Frühaufsteher.

Page 10: Piradio #01/2015

28. Januar 201519:00

Funkhaus Prenzlauer BergSubkultur aus P-Berg und den Nachbarbezirken. Mit Jenz Steiner.

20:00Talkradio: Sitz in BAuf der Suche nach Antworten: Georg Kammerer, Anna Bauer und Dr. Helena Barbas.

20:30Radio Hochsee:Das Klingende Hochsee RätselDas Radio Rätsel von und mit Falko Hennig.

21:30Outside Turn:Berlin Swing Radio ShowDie Swing-Sendung mit Jörg Hei-demann und Andreas Michalke.

23:00mICROFON: timeless & homeless universal vibesAlte & neue Musik aus der Türkei und der Rest der Welt, von und mit Ali Pekel.

29. Januar 201501:00

Radio Baldrian: FlohmärkteRadio Baldrian ist das Radio zum Ein-schlafen, von & mit Jenz Steiner und Norman Noise.

03:00Kol HaCampus: Mit sandigen BlauIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel) heute mit Grill.

04:00Kol HaCampus: Filter Im RadioIm Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Rotem Diotcher.

05:00Garagepunx: Biblio-Cool Jukebox #9Funk, Soul, Surf und RnR aus der Ga-rage von Spätinsbettgeher für Früh-aufsteher.

19:00Smük TVWas ist in Berlin los? Und was pas-siert sonst noch so? Wir laden Gäste ein und plaudern.

20:00Pathos t: Der WegbereiterAnalytische Interpretationseinblicke zu den Geschehnissen im postsowje-tischen Raum.

20:30Ahnes Liedermagazin: Das Liedermachermagazin mit AhneEndlich mal wieder!

21:30Begilufin: Berlin liveIt all come together to an hour of music with some interruptions.

22:30AbendlandungSlow is the new fast. Eine musikali- sche Sendung von Jean-Marie Dhur.

30. Januar 201500:00

Sand FM: Orange und GästeDer Fingernagelknipser, die Wüste, der Plattenspieler… und (wahr-scheinlich) Ich.

02:00The Brain: Die Mini-Dadashow #135Jede Sendung bietet einen frischen Sound mit dem kindliche Euphorie in vollem Umfang nachgekommt.

03:00Kol HaCampus: Licht für die VölkerIm Austausch zwischen Pi Radio und Ko HaCampus (106fm Israel) heute mit Lagiom.

04:00Kol HaCampus: Mit dem Jet-Zeitalter Im Austausch zwischen Pi Radio und Kol HaCampus (106fm Israel) heute mit Shamal.

05:00Garagepunx: Old School Zeroes #6Funk, Soul, Surf und RnR aus der Garage von Spätinsbettgeher für Frühaufsteher.

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RadiokombinatGhostdriver ist eine 40minütige Musiksendung, teilweise Mu-sik-Collage von Michael Schumacher aus Berlin.Stan Hopes Musikschaukel dauert ebenfalls 40 Minuten, ist beim Querfunk in Karlsruhe angesiedelt, kommt von Heinz Werner Stanhope und funktionierte seit längerem im Doppel mit Ghostdriver als eine gemeinsame Stunde.Hop Sings 40 Köstlichkeiten wurde dritter Teil des Kombinats im November 2013. Dadurch ist das Radiokombinat auf zwei Stunden Gesamtdauer angewachsen.http://radio-kombinat.npage.de/http://www.kleinding.de/

Sand FMSand FM ist eine Musiksendung von Paul Orange - Wüstenmu-sik, Surf und Country bis hin zu Filmmusik, ausgesucht und compiliert.

SchapurSweet Times Burn ist der Titel eines New-Wave-Songs aus Belgien und so geht auch die Reise dieser Nachtsendung in Richtung New Wave, Indie, NDW, Punk, Elektro und ein paar Obskuritäten. Das ganze wird angereichert mit ein paar Mel-dungen zum aktuellen politischen und musikalischen Gesche-hen und eventuell ein paar Gimmicks.

Schlag 8In bewährter Manier und lockerer Atmosphäre führt Rolf Gänsrich in „Schlag 8“ seine Gäste und Zuhörer durch eine hal-be Stunde mit Live-Musik, Künstlergesprächen und Veranstal-tungshinweisen.http://rolfgaensrich.wordpress.com/

SendeplatzFlorian Neuner sendete bereits 2005 beim Radioherbst bei uns, damals noch als Scheinschlag, später auf Funkwelle und Herb-stradio als eine von mehreren Berliner Runden mit dem Fokus auf Literatur und Experimentelles.http://www.literaturport.de/Florian.Neuner

SilentiumSilentium ist eine Interview-Reihe von Torsten, in der er ver-schiedene Persönlichkeiten interviewt.Torsten redet mit seinen Gästen über das Leben. Was würden sie tun, wenn sie noch einmal 18 wären? Spricht über die Bret-ter, die die Welt bedeuten oder über historische Ausnahmezu-stände in Berlin.

Eine kleine Auswahl der Radiomacher bei PiRadio

to be continued …

Page 12: Piradio #01/2015

Austauschprogramm mit Kol HaKampus

Seit Januar 2014 haben Kol HaKampus (106 FM / Rishon LeZion) und Pi Radio (88.4 FM / Berlin) ein Austauschprogramm. Die Sendungen von Kol HaKampus wurden in das Nachtprogramm von Pi Radio aufgenom-men und sind regelmäßig Donnerstags und Freitags zwischen 3 und 5 Uhr zu hören. Kol HaKampus ist ein Projekt der School of Media Studies am israelischen College of Management. Kol HaKampus sendet seit 1995 auf 106 FM als Teil des Bildungsradioprojektes Kol Israel.

Grill: Mit sandigen BlauNehmen Sie Lachen ernst und Ernsthaftigkeit lächelnd. Die Zeit des Hip-Hop und der Beats aus der ganzen Welt.

Aviad Toby: EclecticSchwerpunkt liegr auf Alternative Rock. Einfach bewertet und macht Spass…

Orly Jacoby: Licht für die VölkerLagiom oder Licht für die Völker mit Orly Jacoby.Angesichts der steigenden Flut von Kraftfahrzeugen und einheimischen Künstlern, die sich in Englisch auszudrücken wählen, sich ans Licht bewegen, zur aufstrebenden Szene, erden, sowie geben, was den Künstlern nicht das Risiko zu anderen Medien zu bekommen.

Shamal: Mit dem Jet-ZeitalterDie Songs sind zwischen den 60er und 70er Jahren entstanden und leicht angereichert mit Rock, Blues, Psychedelia, Progressive Rock und gute Musik im Allgemeinen. Sie werden angereichert mit interessanten Geschichten, der Geschichte und Verbindungen hinter der Musik.

Ziv Lode: BegulifinKeine Moderation mit den Erläuterungen zu musikalischen Genre, Stil und Atmosphäre, nur Gerede, dass manchmal betrunken wirkt. Das muss rei-chen…

Rotem Doitcher: FilterManchmal ist es Kaffee, Zigaretten oder auch eines der britischen Gläser oder Aquavit oder so etwas wie eine Frostschutzmittel. Also nen Filter und jetzt auch das Radio.

Page 13: Piradio #01/2015

Geheimauftrag Aids

Folge IV: Das Rätsel der Karpatenvon Martin O'Peeds, ins Deutsche gebracht von Bov Bjerg

"und die angst mit vampyrrüsselsaugt das blut aus meinen adern,aus dem kopfe das gehirn"(Grillpanzer: Ahnfrau, 2. Aufzug)

Wenn ich die nächtliche Eisenbahnfahrt von Istanbul nach Bukarest in unguter Erin-nerung habe, dann liegt das weniger an dem gräßlichen türkischen Raki, sondern viel-mehr an den bulgarischen Zigaretten, die ich am Bahnhof in Sofia kaufen und, meiner letzten Karo ledig, dann auch rauchen mußte. Mein Magen weigerte sich noch eine ganze Woche lang, feste Nahrung bei sich zu behalten, Aber das war auch egal, denn schließlich befand ich mich in Rumänien.Doch alles der Reihe nach: Den rumänischen Grenzübergang passierte ich als Journalist: Ein polyglotter Fluch gegen Ceaucescu und seine Schergen ersetzte mir Presseausweis und Akkreditierung. Mit einem fröhlichen "Securitate merde! Bon voyage!" verabschie-deten mich die Grenzer. Es war noch dunkel, als ich in Bukarest ankam. Obwohl die Nullen von Rosapharm mir aufgetragen hatten, mit diesem Zug zu kommen, holte mich niemand ab. Ich entschied, noch ein bißchen zu warten. Für ein paar Lei besorgte ich mir eine druckfrische Tageszeitung mit dem schönen deutschen Namen "Neuer Weg" und setzte mich in ein zerschossenes Toilettenhäuschen. Mein Darm tobte und ich stu-dierte so gut es vor Sonnenaufgang eben ging die Schlagzeilen, denn zum Handwerks-zeug eines Privatdetektiven gehört es, sich überall und jederzeit über den Stand der Welt und der Dinge zu informieren. Ein Artikel schien vielversprechend, ich riss ihn aus und steckte ihn ein. Draußen trat ein junger, drahtiger Kerl auf den Plan, das heißt auf den Bahnsteig, einen Strauß Blumen in der Hand und unter dem Arm eine Stange Karo! Da es mit dem außerordentlich ungriffigen Zeitungspapier etwas länger brauchte, taxierte ich derweil noch durch ein Einschußloch mein Empfangskommando. Und siehe da, aus

den Blüten ragte eine hauchdünne Nadel, die im Mondlicht silbern aufblitzte. Das hatte nichts gutes zu bedeuteten, für mich nicht und noch viel weniger für einen gewissen Georg, der mich eigentlich hätte abholen sollen.Aus dem Häuschen stürzen und dem Schweinepriester das Gemüse aus der Hand zu schlagen war eines. Nach einigem Nachhelfen verstand er, der zunächst nur Rumänisch begriff, meine drängenden Fragen; so half ich ihm hoch und er führte mich zum Hotel. Als wir in der Morgendämmerung dort ankamen, entwischte er mir. Wenigstens hatte ich ihm vorher die Karos abgenommen.Georg, jedenfalls vermutete ich, daß es Georg war, lag in einem der Hotelzimmer tot auf der Couch; er linste noch wie besoffen unter seinen linken Augendeckel hervor, ein winziger Einstich zierte seinen Hals. Naja, wenigstens nicht so ein Schweinestall wie bei Helsings Ermordung auf Haiti. Auf dem abgewetzten Teppichboden war eine Landkarte ausgebreitet. Ein Dorf in der Nähe von Klausenburg war rot umzirkelt. Georg stammte aus dieser Gegend, vielleicht konnte mir dort jemand weiterhelfen. Ohnehin war es au-ßer meinem Zeitungsausschnitt die einzige Spur. - Gerade wollte ich mich zum Gehen wenden, da bemerkte ich einen Schatten in der offenen Tür! Es war nur das Zimmer-mädchen. Sie starrte erst Georg an, dann mich und lief schließlich laut schreiend davon. Im Speisesaal, den ich auf dem Weg zum Ausgang durchqueren mußte, stand die ganze

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Belegschaft, vorne an ein dicker Koch, hinter dessen Rücken sich das hysterische Zimmermädchen verschanzte. Anscheinend wollten sie mir demonstrieren, wie das einfache Volk trotz der jahrzehntelangen atheistischen Knechtschaft seinen Glauben bewahrt hatte, denn wie zum Abschied zeigten sie mir mit düsteren Gesichtern ihre vielen Kreuze, die zum Teil mit beachtlichem Geschick improvisiert waren; der dicke Küchenchef etwa schwenkte, mir dabei ernst in die Augen blickend, zwei riesige gekreuzte Kochlöffel. ich nickte allen freundlich lächelnd zu und trat schnellen Schrittes in die strahlende Morgenson-ne; ich hatte keine Zeit mehr zu verlieren: Auf nach Siebenbürgen!Kurz hinter Klausenburg hielt neben mir ein verrosteter Lada. Da er von einem Ochsengespann gezogen wurde, hatte ich ihn nicht heran-tuckern hören. Die Windschutzscheibe fehlte, und ein altes Männlein steckte seinen gegerbten Kopf heraus. "Wohin?" fragte er mich auf deutsch. Ich dankte Gott dafür, daß er überall auf der Welt ein paar deutschsprechende Bauern verstreut hatte und nannte den Namen des Dorfes."Ich auch."Das Hutzelmännchen war wie erwartet sehr wortkarg. Er peitschte das Ochsengespann tüchtig den schmalen Bergpfad hinauf und ich sortierte meine Indizien: Georg war ermordet worden. Vermutlich von diesem Turnschuhtyp, der mir entwischt war, und vermutlich, nein, ziemlich sicher mit der Giftnadel, die dieser Kerl in seinem Blumen-strauß auch für mich mitgebracht hatte. Naja, viel zu sortieren gab es da nicht. Der Zeitungsausschnitt! "Massenhaft AIDS in Kranken- und Waisenhäusern." Das war zwar schlimm, aber daß es Aids gab, wußte ich ja. Hoffentlich brachte das Dorf etwas neues, schließlich hatte Ge-org sich offensichtlich irgendwas davon erhofft.Vielleicht hatte er sogar etwas gewußt, zuviel gewußt...Die Sonne verschwand allmählich hinter den Bergen und mein ver-runzelter Kutscher wurde ziemlich nervös; Schweißperlen kullerten

durch seine Hautfalten und während ich ihm half, die Zugtiere anzutreiben, begann er mich und seine Nächstenliebe zu verfluchen: "Anders wär ich gewesen schon lang daheim und hätt nicht mehr müssen fahrn letztes Stück bei der Nacht! Jesusmari-aundjosef, so helfts!" - Als wir die Dorfmauer passierten, verlöschte der letzte Sonnen-strahl; mein Fahrer sank erlöst zusammen und dankte dem heiligen Christopherus - Was zum Teufel war hier eigentlich los?! "Gestatten Sie mir, mich vorzustellen? Mül-ler, Hans. Wissen Sie schon, wo Sie hier logieren?"Die Tochter Theophilia, Herr Müller war Witwer, wartete in einem der geduckten Häus-chen bereits mit einer gottseidank sehr wäßrigen Suppe, dem Abendbrot. Während mein Gastgeber vor sich hinschwieg, konnte ich vom Anblick der blassen, blutjungen Blonden mir gegenüber gar nicht genug kriegen. Ich brachte das Gespräch auf sein merkwürdiges Verhalten von vorhin. "Ach so", sagte er beiläufig. "Die letzten Reste von Securitate. Haben verschanzt sich hier in Bergen und kommen bei der Nacht für Raub und Totschlag." Als die Tochter ihren bezaubernden Mund öffnete, wurde der Vater laut: "Securitate! Geheime Polizisten, die nicht sein totgemacht beizeite!!! Alles andere ist Märchen!!!" Da machte die Schöne ihren Mund wieder zu. "Zeig dem Herrn seine Kam-mer", bat der Patriarch seine Tochter. Das Mädchen führte mich nach oben: "Hier ist ihr Zimmer." - "Und dort ist meins." Sie deutete auf eine Tür. "Kommen Sie, wenn mein Vater am lautesten schnarcht. Reisen Sie alleine?" Sie faßte mich am Arm und ich ertrank in ihren großen Augen. "Georg, - ist er tot?" Ich nickte irritiert, da schob sie mich in mein Zimmer und wandte sich ab, so wie Leute, die mit ihrem Weinen allein sein wollen.

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Von dem Selbstgebrannten, der netterweise bereitgestanden hatte, war ich etwas eingedöst, doch ein ohrenbetäubendes Knarren ließ mich hochschrecken. Ein Angriff der Securitate? Doch was waren das für Waffen? Das Geräusch kam und ging. Der Rhythmus kam mir bekannt vor: Kein Zweifel, das väterliche Schnarchen. Ich schlich mich hinüber zu Theophilia. Mit kleinen roten Augen saß sie auf dem Bett. "Sie kannten Georg?". fragte ich. Sie nickte: "Wir haben zusammen im Kirchenchor ge-sungen. Bis zu seiner Ausreise. Er war jetzt zum ersten Mal wieder hier. In Deutschland arbeitet Georg für..." - Sie unterbrach sich. "Er arbeitete für eine Firma ... irgendwas mit Marmelade..." - "Rosapharm!" - "Ja, genau. Ich habe ihm alles erzählt. Vorgestern ist er nach Bukarest gereist, um sie abzuholen." - Soso, den Idioten in Bad Schwartau reichten meine Künste also nicht mehr aus. - "Er ist vergiftet worden", sagte ich. Dieses keusche Geschöpfchen, das da neben mir auf der Bettkante saß, war gar zu bezau-bernd. Und Gummis hatten die Menschen hier, Ceaucescu sei dank, noch nicht einmal von weitem gesehen. Wieviele wohl schon den Virus in Leib hatten? Ach was, Theophilia war schließlich kein Waisenkind. Und ich hatte eine Schwäche für Pfarrerstöchter... - "Ähem, was haben Sie Georg eigentlich alles erzählt?"Sie begann mit einer weitschweifigen Erzählung, der ich nicht folgen konnte, weil ich ständig auf ihrem exorbitant anziehenden Busen star-ren mußte, der sich unter ihrem Kleid abzeichnete. Ich unterbrach sie: "Sagen Sie, bevor wir uns auf die Feinheiten konzentrieren ... ähm ... darf ich Sie flachlegen!" - Sie hielt in ihrer Rede inne, schwieg kurz geöffne-ten Mundes, bis meine Frage zu ihr durchgedrungen war, dann sagte sie "nein" und fuhr fort. Ich war ein Idiot sondergleichen. - "Jetzt hören Sie endlich einmal zu, Victor! Wenn Sie andauernd nur ans Ficken denken, kommen Sie nie auf einen grünen Zweig!" - Das war starker Tobak. "Ha-ben Sie sich Georg genau angesehen? Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen an ihm?" Ich überlegte. "Was war mit seinen Augen? War das linke Auge

vielleicht noch etwas geöffnet? Hatte er irgendwo einen Einstich?" Ich nickte zweimal, aber irgendwie begriff ich immer noch nichts. Theophi-lia dafür um so mehr: "Victor, wissen Sie eigentlich, wo Sie hier sind"? - "In Siebenbürgen." - "Richtig. Kennen Sie die rumänische Bezeichnung für diese Gegend?" - Ich zuckte mit den Achseln. - "Transsilvania!" - Mir gefror das Blut in den Adern.Wird Victor Orloff der tugendhaften Theophilia jetzt endlich zuhören? Schafft er es vielleicht doch noch sie flach zu legen? Ist Georg tatsächlich vergiftet worden? Was hat es mit den einzahnigen Vampiren auf sich?

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