13
Mai 2013 | 08 Zeitschrift des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau Begegnung mit Andersgläubigen Campus Begegnung mit Andersgläubigen Plattform Mach dein Herz jetzt zum Beruf! Office In junge Menschen investieren Herzenssache Traumberuf Sozialdiakon/-in.

meinTDS Mai 2013

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Zeitschrift

Citation preview

Page 1: meinTDS Mai 2013

Mai 2013 | 08

Zeitschrift des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau

Begegnung mit AndersgläubigenC ampu sBegegnung mit Andersgläubigen

Pl a t t fo rmMach dein Herz jetzt zum Beruf!

Of f i c eIn junge Menschen investieren

Herzenssache

Traumberuf Sozialdiakon/-in.

Page 2: meinTDS Mai 2013

meinTDS 2013 | 08 3

Editorial | ImpressumFoyer

-lich willkommen

Im Unterricht zeige ich eine kurze Filmsequenz, die von der Intensiv-station stammen könnte: Die Kurve eines EKG flimmert über den Bild-schirm, dazu tönt das «beep – beep» der Maschine, welche den Herz-schlag misst. Immer langsamer, bis zur Totenstille. Dann erscheinen die Buchstaben auf dem Computer: «Wofür schlug dieses Herz?»

Wenn ich daran denke, dass das Herz jeden Tag etwa 100'000 Mal schlägt,

dann staune ich und bin dankbar. Das Herz schlägt, jahr-aus, jahrein, einfach so. Aber wofür schlägt denn mein Herz? Das ist die herausfordernde Frage des Kurzfilms. Was ist meine Herzenssache? «Gott und den Nächsten von ganzem Herzen lieben»: So hat Jesus von Nazareth das Alte Testament zusammengefasst. Dafür hat sein Herz geschlagen bis ans Ende. Das zieht mein Herz ma-gnetisch an und richtet es aus wie einen Kompass. Im Dickicht der Verpflichtungen und Vergnügungen meines Lebens, die mich auf Trab halten, geht es um die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Eigentlich einfach und selbst-verständlich, 100'000 Mal am Tag.

Oft merke ich aber gar nicht, dass mein Herz schlägt. Zudem verliere ich aus den Augen, wozu es schlägt. Ich brauche Erinnerungen. Zum Beispiel war letzthin ein Handwerker bei uns im Haus, der leidenschaftlich und sachverständig arbeitete. Er war mit ganzem Herzen bei der Sache, mit Liebe zur Arbeit und dadurch auch zu uns Menschen, denen sie dient.

In dieser Nummer des meinTDS spüren Sie den Herz-schlag der Sozialdiakonie. Ich wünsche Ihnen eine inspi-rierende Lektüre, die Sie daran erinnert, was Ihre eigene Herzenssache ist.

Pfr. Dr. Paul Kleiner, Rektor

In h a lt

3 Foy e r Herzlich willkommen

4 C ampu s Projekttage 2013 Praktikum als Übungsfeld Diplom- und Abschlussarbeiten 2013

10 A te l i e r Kursprogramm 2013/14

12 L o un g e Traumberuf Sozialdiakonie

1 4 Pl a t t fo rm Impressionen vom Filmset Wanderung zwischen den Welten 20 Jahre Aargauisches Diakonatskapitel

19 Pl en um Yonnas Tseggai: Lebhafte Biografie

20 Of f i c e Aktueller Spendenbarometer

22 G a l e r i e Glückwünsche Wir stellen vor: Schwester Susanne

24 A g end a

Impressum Herausgeber: Theologisch-Diakonisches Seminar TDS Aarau, Höhere Fachschule für Kirche, Diakonie und Mission | Konzept: Werbestadt AG, Winterthur | Redaktion: André Kesper | Grafik/Layout: Eva Kesper-Wegelin | Lektorat: Elisabeth Widmer-Hunziker | Druck: Mattenbach AG, Winterthur Auflage: 4.000 Exemplare, viermal jährlich | Sekretariat: TDS Aarau, Frey-Herosé-Strasse 9, CH-5000 Aarau | Telefon: +41 62 836 43 43 | E-Mail: [email protected] | Internet: www.tdsaarau.ch | Rektorat: Pfr. Dr. theol. Paul Kleiner | Trägerverein: Präsident Heiner Studer | Abonnement: CHF 20.–/EUR 15.– pro Jahr | Inserate/Mediadaten: [email protected] | Bildnachweis: Fotolia, Shutterstock | Postcheckkonto Schweiz: Aarau 50-1903-6, IBAN: CH22 0900 0000 5000 1903 6 | EUR-Konto: Neue Aargauer Bank, Konto: 0882-440718-92, IBAN: CH71 1044 0718 9200 0, BC: 5881, BIC: AHHBCH22XXX

› Benedikt Walker, Leiter VBG› Dr. Corinne Rindisbacher-Wyler, Inhaberin Arztpraxis› Esther Bodenmann, Teamleiterin World Vision Schweiz› Hansjörg Keller, Leiter Radio Life Channel › Katarina Schibli, Leiterin Hotellerie, Spital Limmattal› Martin Brütsch, Jugendpastor ETG Zürich› Matthias Spiess, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA  › Monika Haldimann, Leitungsmitglied EGW› Primo Cirrincione, Hauptleiter Athletes in Action Schweiz› Rahel Sondheimer, Studienleiterin Seelsorge Martin Bucer Seminar› Ruedi Glanzmann, Regionalleiter Chrischona› Stephan Speiser, CEO, Eagle Helicopter AG› Thomas Furrer, Geschäftsleitungsmitglied Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL› Traugott Heiniger, Major, Territoriales Hauptquartier der Heilsarmee Schweiz, Österreich, Ungarn› Ursula Pfaehler, Leiterin der „Kirche für Kinder“ Gellertkirche

WANN SIND SIE BEI UNS? Urs R. Bärtschi | www.coachingplus.ch [email protected] | Tel. +41 (0) 44 865 37 73 CH-8302 Kloten (nähe Zürich Flughafen)

Urs R. Bärtschi

COACHINGPLUS BILDET AUCH IHRE FÜHRUNGS-PERSÖNLICHKEITEN WEITER:

IHRE BERUFUNG AUSLEBEN UND MENSCHEN BERATEN.DIPL. INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHER BERATER /INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHE BERATERIN

Dreijährige, berufsbegleitende Ausbildung. Erneuter Ausbildungsstart Januar 2014 – Gruppe 5! Lernen Sie es bei uns – kompe-tent und überzeugend.

Schweizerische Gesellschaft für Beratung SGfB zertifiziert

EIN BERUF MIT ZUKUNFT

«Seit meinem Ausbildungsstart vor 3 Jahren, habe ich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Das habe ich der Aka-demie, der Ausbildung, der Ermutigung, der Individualpsycho-logie im allgemeinen, dem praktischen Arbeiten in der Schule und der damit verbundenen aktiven Auseinandersetzung mit dem Selbst, zu verdanken. Es hat sich für mich unglaublich gelohnt und die Entscheidung, diese Ausbildung zu machen, war zweifelslos eine der besten in meinem Leben!» Felix Hutter Absolvent, Geschäftsführer KMU

Akademie für Individualpsychologie GmbH Ifangstrasse 10 8302 Kloten Tel. 044 865 05 20

www.akademie-ip.ch

Page 3: meinTDS Mai 2013

4 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 5

Projekttage 2013Ca

mpu

s

Religion wird zunehmend als Unterscheidungsmerkmal zwischen Menschen herangezo-gen. Wie viel Abgrenzung braucht es, um zu wissen, wer man ist? Wie viel Profilierung benötigt die Pflege der eigenen Identität? Wer und wo sind die kulturell, religiös und sozial Anderen – und wie begegnet man ihnen konstruktiv? Solchen und ähnlichen Fragen zur multikulturellen Gesellschaft widmeten sich die Studierenden anlässlich der zwei Projekt-tage am TDS Aarau. Dabei ging es nicht primär um fertige Rezepte, sondern vielmehr um Sensibilisierung, Erfahrungsaustausch sowie Öffnung in Kopf und Tat.

Die Gedankenanstösse aus den Referaten vertieften die Studierenden in einem reichhaltigen Workshop-Angebot.So wurden etwa in einem Katechetik-Workshop didaktische Anregungen für den Oberstufenunterricht erarbeitet, während in einer anderen Veranstaltung interreligiöse Feiern unter die Lupe genommen wurden, mit dem Ziel, eine dogmatisch begründete Haltung zu finden.

Andere Religionen: Dialog oder Mission?

Vorbereitet auf die Begegnung mit Andersgläubigen

Aktuelle Fakten aus der «religiösen Land-schaft Schweiz» präsentierte Dr. Eva Baumann-Neuhaus, Ethnologin und wis-senschaftliche Mitarbeiterin am Schwei-zerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI), zum Einstieg in die Projekttage. Mit ihrem Grundsatzreferat «Zusammenleben mit Andersgläubigen in der Schweiz» bot sie reichlich Stoff zu Reflexion und Diskus-sion. Die Referentin zeigte auf, wie die De-Institutionalisierung im kirchlichen Umfeld voranschreitet – etwa indem sich Jüngere vermehrt von der Kirche distanzieren – und gleichzeitig Pluralisierung und Indi-vidualisierung wachsen. Das Bedürfnis nach Enttraditionalisierung, Optionen-vielfalt und Wahlmöglichkeiten sowie das Aufkommen unzähliger neuer Spiri-tualitätsformen veränderten die religiö-se Landschaft nachhaltig. Die Vielfalt sei zwar zu einem Merkmal unseres religiö-sen Lebens geworden, bilanzierte sie, wies

aber darauf hin, dass das Nebeneinander der Glaubensrichtungen und Lebensstile nicht automatisch Verständnis und To-leranz fördere. Allzu oft würden Religio-nen in stereotype Muster gepackt und in Schwarz-Weiss-Manier entweder positiv oder negativ dargestellt. Mitverantwort-lich seien nicht zuletzt gewisse Medien, welche die notwendige Differenziert-heit vermissen liessen. Obwohl man die Schweiz weiterhin als «religiöses Land» bezeichnen könne und durch das poin-tierte Auftreten anderer Religionen eine vordergründige Identifikation mit dem Christentum gestärkt werde, macht Eva Baumann-Neuhaus eine klare Tendenz zu vermehrter Kritik an der eigenen Religion sowie zu stärkerer Akzeptanz neuer bzw. fremder Glaubensrichtungen aus.

Im atemberaubend schnellen gesell-schaftlichen und spirituellen Wandel die eigene Position zu finden, zu definieren

Multikulti an den Projekttagen 2013Ca

mpu

sCa

mpu

s

Einzelne Workshops ermöglichten zu-dem interessante Begegnungen: So er-zählte etwa der Asylsuchende Samson von seinen persönlichen Erfahrungen mit Menschen und Instanzen in der Schweiz. Nachdem Eritrea in den Neunzigerjah-ren unabhängig geworden war, wurde der junge Samson, dessen Vater Äthiopi-er war, mehrmals zwischen den beiden Ländern hin und her geschoben, mit dem Hinweis, er sei nicht erwünscht. 1999, kurz

bevor er in die eritreische Armee hätte einrücken müssen, gelang ihm die Flucht, in einem ersten Schritt per Flugzeug über Kenia nach Italien, anschliessend mit dem Zug in die Schweiz. Obwohl Samson sich in verständlichem Deutsch unterhalten kann und die Schweizer Geografie eindrücklich beherrscht, hat sich sein Traum, in der Schweiz als Maler oder Koch Geld zu ver-dienen und sich eine Existenz aufbauen zu können, auch nach 14 Jahren noch nicht

und gleichzeitig offen für die unvoreinge-nommene Begegnung zu bleiben, ist auch für den zweiten Tagesreferent, Dr. theol. Christian Weber, eine zentrale Herausfor-derung. Christian Weber, Studienleiter bei «mission 21», ist nach sechs Jahren Tätig-keit als Ausbildner in der Demokratischen Republik Kongo mit der interkulturellen Begegnung vertraut. Er machte Mut dazu, sich als Christ/-in nicht auf einen der Pole «Exklusivismus» bzw. «Relativismus» zu-rückzuziehen und dort zu verharren, son-dern die eigene Position dazwischen zu finden. Wer in seinem Glauben Halt und Identität gefunden habe, dürfe ihn auch überzeugt und angstfrei vertreten und einem andersgläubigen Gegenüber mutig bezeugen, meinte er und plädierte dafür , wertschätzend aufeinander zuzugehen. ■ André Kesper

Dr. Eva Baumann-Neuhaus Dr. theol. Christian Weber und Simone Wüthrich, Mitorganisatorin der Projekttage

erfüllt. Jahrelang war er in diversen Asyl-unterkünften zwischen Kreuzlingen und Meiringen zum Nichtstun gezwungen.

Noch praktischer wurde es in einem kur-zen Strasseneinsatz rund um den Bahnhof Aarau: Mit Hilfe eines kleinen Fragebo-gens wurde der spontane Direktkontakt zu Fremdsprachigen gesucht und das Ab-bauen von Grenzen konkret geübt. ■

André Kesper

Workshop mit Anna und Rami Ziadeh

Workshop mit Thomas Ott und Samson

Campus

Page 4: meinTDS Mai 2013

6 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 7

«Türe zue, ig mues ga. Do tipt mi e Frou mit Chopftuech a.

Dräie mi um, was wot die da? Sie luegt mi a und meint:

Ig wohne hie, du wohnsch do, nume e Stross trennt üs no.

Ig wohne hie, du wohnsch do, so nöch und doch … so fern.

Ize grad, mit brochnem Dütsch, erzeut sie mir ihri Läbesgschicht:

D’Schwiz isch schön, d’Mönsche nätt, doch irgendwie füeut sie

sich fäu am Platz.

No nie sig sie, seit sie mir, iglade gsi zum Ässe hie.

Ig schäme mi und frage schüch, öp sie mau chunnt zu mir uf Bsuech!

Mi söu sech integriere, doch niemer seit wie das geit.

Niemer wot investiere, i das wo würkli zöut.

Es fähle offeni Türe, Verspräche wo verhei!»

Projekttage 2013 Projekttage 2013

Die Studierenden neh-men zahlreiche Eindrü-cke, Impulse und Ideen aus den Projekttagen mit und werden sich ih-ren Tätigkeitsfeldern in Kirche und Gesellschaft mit neuer Sensibilität widmen.» Paul Kleiner, Rektor

Campus

Mit Andersgläubigen beten und feiern?

Zwischen Fremdenliebe und Fremdenhass

Multikulti und Multi-Religiosität sind kei-ne moderne Erscheinung. Bereits zur Zeit des Alten Testaments wurde zwischen Re-ligionsgruppen Handel getrieben. Ausser-dem erzählt die Bibel (u. a. Bücher «Köni-ge») von zahlreichen interreligiösen bzw. interkulturellen Hochzeiten und Bünden. In seinem Workshop zeigte Rektor Paul Kleiner zudem auf, dass zwischen bibli-schen «Sprüchen» und alten ägyptischen Weisheiten überraschend viele Parallelen bestehen. Begrenzung des Zutritts zum Heil, Schutzgesetze für Fremde oder Ab-lehnung fremder Götter: In Gruppenarbei-ten wurden alttestamentliche Texte auf Fremdenliebe und Fremdenhass hin unter-

sucht. Im Plenum wurde anschliessend der Transfer in die heutige Zeit gemacht: Wie gehen wir mit Fremden um? Wo erwarten wir Anpassung und Integration? Wo über-winden wir Hürden oder Gräben? Eine der Fragen, welche Paul Kleiner zum Reflektie-ren und Diskutieren in den Raum stellte, kannten viele Studierende auch aus ihrem privaten Alltag: «Wenn wir einen Freund, der einen anderen Glauben hat, zum Es-sen einladen: Verzichten wir dann auf das Tischgebet? Oder fordern wir den Anders-gläubigen sogar auf, mit uns zu beten?» ■

André Kesper

• Das Eigene und das Fremde – sind Grenzziehungen

notwendig oder problematisch? (Dr. Eva Baumann-Neuhaus)

• Fremdenliebe und Fremdenhass im Alten Testament (Dr. Paul Kleiner)

• Das Kopftuch – ein Fallbeispiel für politisch umgesetzte

Religionsfreiheit (Dr. Paul Kleiner)

• Was spricht für, was gegen interreligiöses Feiern und Beten? (Christoph Schwarz)

• Transkulturelle Kompetenz (Yolanda Sieber Emmenegger)

• Asylsuchende unter uns: Persönliche Begegnung (Thomas Ott)

• Bibliolog (Urs Güdel)

• Tol(l)eranz – ein Katechetik-Workshop (Urs Güdel)

• Der Umgang mit Fremden im Neuen Testament (Dr. Dieter Kemmler)

• Propheten im Vergleich Bibel – Koran (Andreas Maurer)

• Strasseneinsatz: erste Schritte auf Fremdsprachige zu (Mirjam Bolliger)

• Als Ausländer in der Schweiz (Anna und Rami Ziadeh)

• Atheismus und andere neue Religiositäten (Simone Wüthrich)

«

Der mitreissende Multikulti-Rap ist nur einer von vier musikalischen Wettbewerbsbeiträgen. Ein Musikvideo verbindet Technobeat mit Blockflötenmelodien sowie einer bunten Mischung aus nordafrikanischem, orientalischem und römischem Tanz (Für die eigens angefertigte Tunika muss-ten wohl einige Mitbewohner des Künstlers für ein paar Stunden auf ihre Leintücher verzichten ...). Drei Studentinnen lassen Michael Jackson aufleben und ihn zusammen mit Samba-Schönheiten und hyperaktiven Maori einen Tanz aufführen. Und im Siegerbeitrag erzählen eine professionelle Frauenstimme (Jael Leuenberger) und eine akustische Gitarre von der muslimischen Nachbarin, die es schade findet, dass man sich ignoriert, statt gemeinsam das Abendessen einzunehmen.

Die folgenden Workshops standen zur Auswahl:

Cam

pus

Wet

tbew

erb

mit

mus

ikalis

chen

Akz

ente

n

Page 5: meinTDS Mai 2013

Campus

8 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 9

Diplom- und Abschlussarbeiten 2013Praktikum als Übungsfeld

Irina Schnyder absolviert am Theologisch-Diakonischen Seminar Aarau derzeit die vier-jährige Vollzeitausbildung und wird diese voraussichtlich 2014 mit einem landes- und freikirchlich anerkannten Diplom in Sozialdiakonie abschliessen. Wir sind uns kürzlich in Winterthur begegnet und haben uns über die Studienzeit unterhalten. Dabei wollte ich von Irina erfahren, wie sie ihre bisherigen Praktika erlebt hat und wie sie ihr Wahl-praktikum nach den Sommerferien plant.

«Das Praktikum hat meine Berufswahl bestätigt.»

Cam

pus

Praktika fördern Selbsterfahrung

Irina Schnyders Augen leuchten, als sie von ihrem Gemeindepraktikum in der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Bischofszell erzählt: «Ich hatte Gelegen-heit, den amtierenden Sozialdiakon zu begleiten und erhielt immer wieder die Chance, mein Wissen, meine Fähigkeiten sowie meine Kreativität einzusetzen. Ins-besondere im Katechetik- und Religions-unterricht profitierte ich vom Studium während der ersten beiden Jahre am TDS Aarau. Ich konnte mein Wissen aus Bibel-kunde und Seelsorge sowie aus Methodik, Didaktik und Religionspädagogik anwen-den und erweitern.» Eher neu war für die Studentin die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren. Interessiert nahm sie an Haus-besuchen oder an spezifischen Anlässen teil und staunte dabei über die umsichti-ge und bedürfnisgerechte Arbeit mit den älteren Mitgliedern der Kirchgemeinde. Auch in die Gestaltung von Gottesdiens-ten wurde sie immer wieder einbezogen.

Dabei erlebte sie die Teamarbeit als ins-pirierend und zielführend. Sie zieht eine durchwegs positive Bilanz: «Ich wurde professionell betreut und bin begeistert von der Vielfalt der kirchlich-diakonischen Arbeit. Ich könnte mir vorstellen, mich in einem Jahr in einer reformierten Landes-kirche zu bewerben.»

Bereits ein Jahr vorher hatte Irina Schnyder ihr Sozi-alpraktikum absol-viert. In der «Stiftung Wetterbaum», einer Sozialfirma, welche bis zu 40 ausgesteu-erten, langzeiterwerbslosen Sozialhilfe-empfängerinnen und -empfängern sowie Menschen mit einer IV-Integrationsmass-nahme einen Arbeitsplatz anbietet, arbei-tete sie in einem Kleidershop mit Frauen. Die neuen Erfahrungen wertet sie als her-ausfordernd und bereichernd: «Die 12 Wo-chen haben mir viel Wertvolles über mich selbst aufgezeigt. Ich lernte meine Stär-

Plötzlich musste ich mich im Alltag mit Feedback-Kultur befassen.» Irina Schnyder

«

Die Studierenden der vierten Klasse haben ihre Diplomarbeiten verfasst und dabei ein vielschich-tiges Themenspektrum bearbeitet. Ebenso die zwei Studentinnen, welche ihre dreijährige Zertifi-katsweiterbildung in Theologie/Mission abschliessen. Die Arbeiten stehen ca. ab August 2013 in der TDS-Bibliothek zur Verfügung. Weitere Informationen dazu geben das TDS-Sekretariat sowie die Website tdsaarau.ch.

Auseinandersetzung, Untersuchung, Deutung

Christina Fähndrich Viele Wege führen zum Heil?! – Gibt es Heil ausserhalb des Christentums? Eine Auseinandersetzung mit der exklusivistischen und inklusivistischen Theorie

Tonja Studer Arbeit am Ruhetag: Biblische und ethi-sche Überlegungen

Diplom- und Abschlussarbeiten

Regula FässlerReligionsunterricht und Ökumene: Chancen und Grenzen ökumenischer Zusammenarbeit im Bereich des Religionsunterrichts

Daniela Hausherr STEH-AUF! Aufstehmännchen und -weibchen: Hilft der christliche Glaube, die Resilienz der Kinder zu stärken?

Barbara Hunziker Alt und Jung, geht nicht? Geht doch! Motivationen, Edelsteine und Stolper-steine in generationsübergreifenden Projekten

Markus Schmid Beziehungsgestaltung: vom Mensch zu Jesus anhand der «Ich-bin-Worte»

Lukas Sievi Auswirkungen der Bandarbeit auf eine Kirchgemeinde

Andrea Suter David: Vom Hirtenjungen zum König

ken und Möglichkeiten, aber auch meine Grenzen besser kennen. Zudem konnte ich Tools und Instrumente aus den Studi-enfächern Soziologie und Soziale Arbeit, wie etwa Feedback-Kultur, Mitarbeiterge-spräche oder Umgang mit Heterogenität, einfliessen lassen.»

Ihr Wahlpraktikum hat Irina Schnyder bereits geplant: «Ich werde acht Wochen lang eine sozialpäd-agogische Pflegefa-milie begleiten und

mich mit den anspruchsvollen Fragestel-lungen rund um die Betreuung von Pfle-gekindern in einem bestehenden Fami-liensystem beschäftigen. Ich möchte im Verlauf des Praktikums spüren, ob ich mir später eine solche, evtl. nebenberufliche, Arbeit vorstellen kann.» ■

André Kesper

Zertifikatsweiterbildung in Theologie/Mission

Vierjährige Diplomausbildung in Sozialdiakonie

«Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

begeistert mich und passt zu meinem Profil.»

Die Praktika sind ein wesentlicher Bestandteil des Sozialdiakonie-Studiums am TDS Aarau. Während des 12-wöchigen Sozialpraktikums im zweiten Studienjahr erhalten die Studierenden Einblick in die Organisation und den Alltag einer sozialen Einrich-tung. Sie arbeiten beispielsweise in einer Beratungsstelle, einem Heim oder einer Institution mit arbeitsagogischem oder therapeutischem Angebot mit. Dabei ler-nen sie, sich in andere Menschen einzufühlen, und erweitern ihr methodisches Wis- sen und ihr Handlungsrepertoire.

Das Gemeindepraktikum im dritten Studienjahr dauert 18 Wochen und gibt ei-nen Einblick in die sozialdiakonische Arbeit innerhalb einer Kirchgemeinde. Die Studierenden erarbeiten zielgruppenspezifische Angebote für Kinder und Jugend-liche, Einzelpersonen, Paare und Familien oder Seniorinnen und Senioren. Weite-re mögliche Tätigkeitsfelder sind die Arbeit mit Freiwilligen, Gemeinwesenarbeit,

Sozialdienst, Projektarbeit, Gottesdienstgestaltung sowie Gemeindeaufbau und Öffentlichkeitsarbeit. Teilweise in das Gemeindepraktikum eingebettet ist das Katechetik-Praktikum mit Fokus auf Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Religions-pädagogik, Fachdidaktik, Unterrichtsmethodik und Jugendarbeit.

Im vierten Studienjahr wird den Studierenden weitgehend Freiheit in der Planung und Gestaltung ihres Wahlpraktikums gewährt. Wer bereits weiss, in welche Rich-tung seine spätere Berufstätigkeit geht, kann hier noch einmal gezielt Praxiserfah-rung sammeln, für andere steht ein Auslandeinsatz in der Entwicklungshilfe oder in der Mission im Vordergrund.

Um die persönliche Reflexion und Entwicklung zu unterstützen, geniessen Studieren-de während ihrer Ausbildung zudem Supervision.

Page 6: meinTDS Mai 2013

10 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 11

Ateli

erWeiterbildung am TDS AarauWeiterbildung am TDS Aarau

Stark und schwach und stärkend sein

«Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.» (1. Kor. 12,9) Starke können Schwa-che tragen. Schwache müssen Starke ertragen. Das Kursprogramm 2013/14 be-handelt die packende Thematik der Starken und der Schwachen. Geniessen Sie einen der inspirierenden Abend- oder Samstagskurse und belegen Sie die Fächer des TDS-Diplomstudiums als Weiterbildung.

Auszug aus dem Kursprogramm 2013/14

Atelier

Abend- und Samstagskurse1 Kraftort: 24-Stunden-KlosterKarin Curty-Grösser, Dozentin TDS Aarau und Supervi-sorin; Thomas Härry, Fachdozent TDS Aarau, Redakteur AUFATMEN und AutorMittwoch, 28. August 2013, 17 Uhr, bis Donnerstag, 29. August 2013, 19 Uhr

2 Vorbereitung auf die PensionierungMarianne und Werner Farner, Erika SchnyderSamstag, 19. Oktober 2013, 9.15–16 Uhr

3 Eine Kultur der Barmherzigkeit Pfr. Dr. theol. Dieter Kemmler, Dozent TDS AarauMontagabende, 21./28. Oktober 2013 und 4. November 2013, 19–21 Uhr

4 Transkulturelle Kompetenz in der Sozialdiakonie/ Sozialen ArbeitYolanda Sieber Emmenegger, lic. phil., Dozentin TDS Aarau, Dipl. in sozialer ArbeitDienstagabend, 22. Oktober 2013, 19–21 Uhr

5 Erreichen, motivieren, engagieren!Hanspeter Schwendener, Sozialdiakon; Christopher Wel-lauer, Sozialdiakon und GerontologeSamstag, 26. Oktober 2013, 9.15–16 Uhr

6 Grundkurs BühnenmoderationLadina Spiess, Journalistin/ModeratorinSamstag, 2. November 2013, 9.15–16 Uhr

7 Das Alte Testament und die christliche EthikPfr. Dr. theol. Paul Kleiner, Rektor und Dozent TDS AarauDienstagabende, 12./19. November 2013, 19–21 Uhr

8 Texten im kirchlichen UmfeldEva und André Kesper-Wegelin, Inhaber der Werbestadt AG, Winterthur, www.werbestadt.ch Mittwochabend, 13. November 2013, 19–21 Uhr

9 Selbstfürsorge statt Raubbau – als Leiter/-in gesund bleibenGeorges Morand, Coach, Theologe, coacht Führungskräf-te aus allen Branchen Mittwochabend, 27. November 2013, 19–21 Uhr

10 Kraftort: 24-Stunden-KlosterKarin Curty-Grösser, Dozentin TDS Aarau und Supervi-sorin; Thomas Härry, Fachdozent TDS Aarau, Redakteur AUFATMEN und AutorFreitag, 29. November 2013, 17 Uhr, bis Samstag, 30. November 2013, 19 Uhr

11 Ich bin im Bild!Urs Güdel, M.A., Fachdozent TDS AarauDienstagabend, 3. Dezember 2013, 19–21 Uhr

Bildungsreisen

22 8-tägige Bildungsreise Auf den Spuren von Dietrich BonhoefferAnita und Peter Henning, Pfr. Mag. theol. und alt Rek-tor TDS Aarau, Karin und Thomas Curty, Dozentin TDS Aarau, Supervisorin und SozialdiakonSamstag, 26. April, bis Samstag, 3. Mai 2014Anmeldung: bis 13. Dezember 2013 an [email protected] Infos: edelline.ch

Das vollständige Kursprogramm erscheint im August. Voranmeldungen mit Frühbucherrabatt sind ab sofort möglich. Fragen Sie im TDS-Sekretariat nach.

TDS-Portfolio

Das «TDS-Portfolio in Gemeindemitarbeit» umfasst die vier Bildungsbereiche «Bibel/Theologie», «Lebensfragen», «Methoden der Gemeindearbeit» sowie «Sozialdiakonisches Handeln».

Es führt dabei weder zu einem Berufsabschluss, noch zielt es auf eine bezahlte Tätigkeit hin. Vielmehr schöpfen Sie per-sönlichen Gewinn aus Ihren wachsenden Kompetenzen in Theologie sowie Sozialdiakonie und professionalisieren Ihren Umgang mit praktischen Lebensfragen aus den Bereichen Psychologie, Pädagogik und Spiritualität.

Der Portfolio-Lehrgang wird dem «European Credit Trans-fer System» angegliedert und umfasst 15 Kreditpunkte. Entsprechend dem ECTS entspricht ein Kreditpunkt einem Arbeitsaufwand von ca. 30 Stunden. In jedem der vier Haupt-

bereiche muss mindestens ein Kre-ditpunkt erreicht werden, in der Gewichtung der weiteren Punkte geniessen Sie Freiheit. Im Kurspro-gramm finden Sie die entsprechen-den Angaben: Ein Samstagskurs (6 Unterrichtsstunden und 1–2 Stun-den weiterführende Lektüre) wird

z. B. mit «1/4 Credit» ausgewiesen. Dasselbe gilt für einen aus 3 Abenden bestehenden Kurs. Die obere zeitliche Limite für den Abschluss des Portfolios liegt im Rahmen von 4–6 Jahren.

Felix Studer, lic. phil., Konrektor, Dozent und Verantwortlicher für das Kurswesen

Auch für die musikalische Bildungsreise «Die Wege von Paul Gerhardt» vom 15.–22. September 2013 stehen noch einige Plätze zur Verfügung.Infos und Anmeldung via edelline.ch.

Intensiv-, Semester- und Jahreskurse mit AbschlussbescheinigungDie folgenden Fächer der Diplomausbildung am TDS Aarau eignen sich zur persönlichen Weiterbildung. Auf Anfrage können auch andere Fächer besucht werden.

23 Intensivkurs KirchengeschichtePfr. Christoph Schwarz, Dozent TDS AarauMontagmorgen, 12. August bis 16. Dezember 2013, 10.35–12.10 Uhr

24 Intensivkurs Theologie des Alten TestamentsPfr. Dr. Jürg Luchsinger, Fachdozent TDS AarauDienstagmorgen, 13. August bis 24. September 2013, 7.55–10.20 Uhr

25 Halbjahreskurs DogmatikPfr. Christoph Schwarz, Dozent TDS AarauDienstagmorgen, 13. August bis 17. Dezember 2013, 8.20–9.50 Uhr

26 Intensivkurs Theologie des Neuen TestamentsPfr. Dr. theol. Paul Kleiner, Rektor und Dozent TDS AarauMontagnachmittag, 19. August bis 9. Dezember 2013, 13.30–15.05 Uhr

27 Jahreskurs Bibelkunde Altes TestamentDr. theol. Matthias Wenk, Gemeindeleiter, Fachdozent TDS AarauMontagmorgen, 16. September 2013 bis 2. Juni 2014, 8.20–11.45 Uhr

28 Jahreskurs Bibelkunde Neues TestamentThomas Härry, Fachdozent TDS Aarau, Redakteur AUFAT-MEN und AutorDienstagnachmittag, 17. September 2013 bis 13. Mai 2014, 13.40–17.00 Uhr

Mobiler KursDer nachfolgende Kurs kann 2–3-mal angeboten werden. Das TDS-Sekretariat gibt Ihnen Auskunft zur Terminpla-nung.

33 Glaube – Liebe – Hoffnung im 1. ThessalonicherbriefPfr. Dr. theol. Paul Kleiner, Rektor und Dozent TDS Aarau3 Abende

Page 7: meinTDS Mai 2013

12 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 13

Traumberuf SozialdiakonieLounge

Traumberuf Sozialdiakonie

«Sozialdiakonie ist gelebte Nächstenliebe.»

Worin unterscheiden sich eigentlich Sozialarbeit und Sozialdiakonie? Wer eignet sich als Sozialdiakon/-in und in welche Richtung wird sich das Berufsbild entwickeln? meinTDS hat sich mit dem Rektor des Theo-logisch-Diakonischen Seminars Aarau, Pfr. Dr. Paul Kleiner, zum Kaffee in der Lounge getroffen.

Dem Evangelium Hand und Fuss geben

Paul Kleiner, in der Vorbereitung der neuen Werbekampagne für das Berufsbild «Sozial-diakonie» haben wir mit mehreren jungen Frauen und Männern gesprochen und fest-gestellt, dass alle wissen, was «sozial» be-deutet, wenige aber den Begriff «Diakonie» einordnen können. Was unterscheidet eine Sozialdiakonin von einer Sozialarbeiterin?

Zunächst natürlich das Arbeitsfeld. Wäh-rend Sozialarbeitende häufig in einer öffent-lichen Institution, etwa einer politischen Gemeinde oder einer Schule, tätig sind, arbeiten Sozialdiakoninnen und Sozial-diakone meist in einer Kirche oder einer christlichen Organisation. Sie erwerben sich zudem im Laufe ihrer Ausbildung am TDS Aarau ein biblisch geprägtes Weltbild, das ihr berufliches Handeln massgeblich bestimmt.

Bedeutet dies, dass jemand ohne biblisch geprägtes Weltbild nicht Sozialdiakon/-in werden kann? Falls ja: Wäre dies nicht eine Ausgrenzung Andersgläubiger von einem Studium?

Die meisten Berufe haben gewisse sinn-volle Bedingungen. Wer sich nicht gerne Menschen zuwendet, sollte nicht in der Krankenpflege oder im Kindergarten ar-beiten, wer nicht in eine neutrale Rolle schlüpfen kann, eignet sich nicht als Rich-terin oder Richter. Genauso verhält es sich mit Pfarrpersonen und Sozialdiakonen: Fehlt der persönliche Bezug zu Jesus Chris-tus und zur Bibel, ist das Profil nicht voll-ständig.

Wie akzentuiert sich denn das biblische Weltbild konkret im Berufsalltag einer Sozi-aldiakonin bzw. eines Sozialdiakons?

Generell in der praktischen Nächsten-liebe: Sozialdiakoninnen und Sozialdiako-ne sind davon überzeugt, dass sich Gott der bedürftigen Welt zuwendet und sein Reich der Gerechtigkeit und Liebe aufrich-ten möchte. Dabei ist jedermann, unge-achtet seiner Herkunft und seines gesell-schaftlichen Status, willkommen. Ganz besonders gilt die Einladung den Armen und Benachteiligten, denen das Wissen,

die Möglichkeiten oder der Selbstwert zum Zugang fehlen. Hier wird Sozialdia-konie tätig, indem sie Bedürfnisse wahr-nimmt, praktische Hilfe vermittelt und zur Gottesbeziehung einlädt.

Schauen wir uns die drei Bereiche im letzten Satz etwas konkreter an: Zunächst geht es also darum, Bedürfnisse wahrzunehmen. Werden Sozialdiakoninnen und Sozialdia-kone in der Ausbildung dafür sensibilisiert?

Ja, das Wahrnehmen und Abklären von Bedürfnissen hat im Studium am TDS Aarau einen hohen Stellenwert. In den Fächern Soziale Arbeit, Grundlagen der Soziologie oder Gemeinwesenarbeit so-wie im Bereich Psychologie/Seelsorge thematisieren wir, wie man sich einer Ge-sellschaftsgruppe oder einzelnen Person professionell zuwendet und Bedürfnisse sorgfältig abklärt. Wir sprechen darüber, wie man sich in Perspektiven und Rollen eindenkt, empathisch zuhört und die Ba-lance aus Engagement und Abgrenzung findet. Die drei Praktika während des Stu-

diums geben ausführlich Gelegenheit, die-se Kompetenzen anzuwenden, zu schulen und weiterzuentwickeln.

Und im Anschluss an die Bedürfnisabklä-rung geht es um praktische Hilfe ...

Genau. Hier ist das Tätigkeitsgebiet der Sozialdiakonie unglaublich spannend, vielseitig und herausfordernd. Zwischen dem Organisieren eines Jugendlagers, dem Aufbau eines Treffpunkts für Mig-rantinnen und Migranten oder dem Be-suchsdienst bei Seniorinnen und Senioren öffnen sich unzählige Möglichkeiten, dia-konisch tätig zu sein. Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone motivieren Menschen dazu, sich aktiv an Gesellschaft und Ge-meinschaft zu beteiligen. Oft tun sie dies, indem sie die freiwillig Mitarbeitenden ihrer Kirchgemeinde einbeziehen, diese coachen oder gemeinsam Projekte initiie-ren. Ziel ist immer der Aufbau einer nach-haltigen, bedürfnis- und klientenorien-tierten Arbeit. Hin und wieder begegnen sie dabei Nöten und Bedürfnissen, welche über ihre Kompetenz hinausgehen, etwa wenn rechtliche oder psychiatrische Un-terstützung gefragt ist. Dann wirken Sozi-aldiakoninnen und Sozialdiakone als erste Ansprechpersonen und verweisen auf pro-fessionelle Fachstellen.

Der dritte Bereich hiess «zur Gottesbezie-hung einladen». Sind Sozialdiakone Missio-nare?

Wenn die Frage meint, ob sie mit ihrem ganzheitlichen Handeln zur Begegnung mit Jesus Christus einladen, dann ja. Wenn Mission mit Manipulation und Vereinnah-mung gleichgesetzt wird, nein. Es geht ganz einfach darum, dem Evangelium glaubwürdig Hand und Fuss zu verleihen. Das einzigartige Versöhnungsangebot, das Gott in Jesus Christus macht, soll nicht nur in Worten, sondern insbesondere in Ta-

Das TDS Aarau ist eine höhere Fachschule für Kirche, Diakonie und Mission. Die Grün-dung geht auf das Jahr 1960 zurück, als drei Pfarrpersonen der evangelisch-refor-mierten Landeskirche die «Schweizerische Evangelische Bibelschule Aarau» gründe-ten. Kern der heutigen Studienangebote ist die vierjährige Diplomausbildung in Sozialdiakonie. Diese kann vollzeitlich oder berufsbegleitend absolviert werden und wird im Gegensatz zu manchen anderen Ausbildungen auch von den reformier-ten Landeskirchen anerkannt. Nebst der Diplomausbildung bietet das TDS Aarau

zertifizierte Studiengänge in Katechetik/Jugendarbeit und Theologie/Mission so-wie ein umfangreiches Kursprogramm an. Die Deutschschweizerische Diakonats-konferenz (DDK) und der Branchenver-band Curaviva haben vor einiger Zeit ein Projekt lanciert, um einen eidgenössisch anerkannten Berufstitel HF mit animatori-schem Profil zu schaffen. In diesem Zusam-menhang wird ein neuer Rahmenlehrplan erarbeitet. Aktuelle Informationen dazu werden regelmässig auf tdsaarau.ch und in meinTDS publiziert.

ten sichtbar werden: unverkrampft, be-dingungslos, wertschätzend, einladend. Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone re-spektieren Andersdenkende und Anders-glaubende und zwingen niemandem ihr Weltbild auf.

«Dem Evangelium Hand und Fuss verlei-hen» klingt interessant. Lässt sich diese Me-tapher konkretisieren?

Diakonie bezeugt das Evangelium mit der Tat. Zum Beispiel, indem sie Bedin-gungen zur Versöhnung schafft. Dazu drei Beispiele: In einer Kirchgemeinde eröffnet ein Sozialdiakon ein Montagsbistro für Seniorinnen und Senioren. Durch den ge-meinsamen Wochenstart bei Kaffee und Kuchen und die Kontaktpflege werden ältere Menschen in ihrer zunehmenden Stille oder Einsamkeit abgeholt und kön-nen sich mit der neuen Lebensphase ein Stück weit anfreunden. Eine andere Art der Versöhnung wird dort Realität, wo materiell Notleidende in einem Rampen-verkauf im Kirchgemeindehaus günstig Obst und Gemüse einkaufen können. Ich kenne zudem eine Sozialdiakonin, welche Primarschulkindern eine unentgeltliche Aufgabenhilfe und damit eine wirksame Entspannung im schulischen und familiä-ren Alltag anbietet. Selbstverständlich ist auch die Versöhnung von Menschen mit ihrem Schöpfer Sinn und Ziel diakonischen Handelns. Sozialdiakoninnen und Sozialdi-akone strahlen im Idealfall Hoffnung und Zuversicht aus und machen Mut zur Got-tesbegegnung. Dies kann sowohl in Form einer Einladung zum Kinderlager oder zum Familiengottesdienst geschehen als auch im spontanen Gebet beim Hausbesuch.

Während der Projekttage 2013 haben sich die Studierenden am TDS Aarau intensiv mit der Multikulti-Gesellschaft und An-dersgläubigen beschäftigt. Mit welcher

Loun

ge

Professionelle Sozialdiakonie beginnt mit dem differenzierten Wahrnehmen von Bedürfnissen.»

«

Am TDS Aarau wird ein biblisch geprägtes Weltbild vermittelt.»

«

Lounge

Haltung begegnen Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone anderen Ethnien und Glau-bensrichtungen?

Offen und wertschätzend. Wir haben am TDS Aarau eine klare Haltung: Wer selber in seinem Glauben und seiner Gottesbeziehung verwurzelt ist und sich geborgen fühlt, kann anderen respekt-voll, selbstbewusst und gesprächsbereit begegnen. Ziel ist immer der friedliche Dialog, welcher durchaus ein Bekenntnis zur «Guten Nachricht von Jesus Christus» einschliesst. Wir legen entsprechend Wert auf eine seriöse Ausbildung in theologi-schen Fächern sowie eine umfassende Persönlichkeitsbildung. Dazu gehört unter anderem das Fach Spiritualität.

Was wird sich für das Berufsbild Sozialdia-konie in absehbarer Zeit ändern?

Wir erleben ja bereits heute, dass viele Kirchgemeinden und christliche Instituti-onen Schwierigkeiten haben, alle offenen Stellen zu besetzen. Dieser Trend könnte sich verstärken. Konkret bedeutet dies, dass Sozialdiakoninnen und Sozialdiakonen viele anspruchsvolle, faszinierende und er-füllende Arbeitsfelder offenstehen. ■

Herzlichen Dank, Paul Kleiner, für die Aus-führungen.

Das Gespräch führte André Kesper.

Page 8: meinTDS Mai 2013

14 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 15

Drehtag

Drehtag

Drei augenzwinkernde Werbespots für das Berufsbild Sozialdiakonie

Viele motivierte Christen in Landes- und Freikirchen sind sich nicht bewusst, dass es in der Schweiz möglich ist, Sozial diakonie zu studieren und ein anerkanntes Diplom zu erwerben. Um das attraktive Berufsbild bekannt zu machen und begabte junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, startet demnächst eine Werbekampagne. Drei fröhliche Filmspots führen auf eine Landingpage mit weiteren Informationen (siehe dazu: sozialdiakon.ch/sozialdiakonin.ch) . Die Bilder auf dieser Doppelseite stammen vom Drehtag in einer urbanen Winterthurer Bar.

Die Werbekampagne wurde vollständig durch externe Unter-stützung finanziert.

Drei private Unternehmen sowie zwei reformierte Kantonalkir-chen haben dankenswerterweise je ein Sponsoring zugesagt.

Für den letzten Teil der Kampa-gne wird ein weiteres Sponso-ring im Umfang von CHF 5'000 gesucht.

Interessierte wenden sich bitte direkt an die Werbestadt AG: [email protected] oder an [email protected].

Werbestadturbane Kommunikation

Mit freundlicher Unterstützung durch:

PlattformPlat

tform

www. sozialdiakon.ch/sozialdiakonin.ch

«Mach dein jetzt zum Beruf!»

Page 9: meinTDS Mai 2013

16 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 17

LiteraturLiteraturPl

attfo

rmPlattform

«Christen sind Menschen der Hoffnung.»

Der Theologe und TDS-Fachdozent Dr. Stefan Wenger hat 2011 eine Studie zum Gottesbild im Jakobusbrief publiziert.Nun legt er ein ungewöhnliches Buch über den Briefwechsel eines Mädchens mit Jakobus vor. Im Gespräch drückt er seine Begeisterung für die Bibel aus und erzählt, an wen er gerne einige Fragen richten würde.

Die zwölfjährige Elin erkrankt an Leuk-ämie, eine vielversprechende Therapie scheitert überraschenderweise. Wäh-rend ihrer letzten Lebenswochen ent-deckt das todgeweihte Mädchen den Jakobusbrief. Das Unverständnis über diesen Text und die eigene Verzweiflung treiben Elin dazu, Jakobus einen Brief zu schreiben – und sie erhält Antwort: Ein Briefwechsel entwickelt sich, in dem Ja-kobus im damaligen wie heutigen Kon-text lebendig und lebenskräftig zu spre-chen beginnt.

«Wanderung zwischen den Welten» schlägt eine Brücke zwischen Wissen-schaft und täglichem Leben. Theologie wird für einmal auf eine andere Weise vermittelt: durch eine Geschichte, die sich (fast) so hätte ereignen können.

Mit dem Verfasser der Offenbarung ein Glas Wein trinken

Briefwechsel über 2’000 Jahre Distanz

Stefan Wenger, Ihr Buch erzählt vom Dialog zwischen einem kranken Kind im 21. und dem Autor des Jakobusbriefs im 1. Jahrhundert. Haben Sie sich auch schon gewünscht, mit einem Autor des Neuen Testaments kommu-nizieren zu können? Wenn ja: worüber?

Wenn ich nur eine einzige Person wäh-len könnte, würde ich Johannes bitten, mir noch mehr von Gottes neuer Welt zu erzählen und mich ausführlicher an dem teilhaben zu lassen, was er gesehen und in Offenbarung 21 und 22 zu Papyrus ge-bracht hat: Wie wird Gottes neue, ewige Welt wirklich sein? Christen sind Men-schen der Hoffnung, deshalb sollten sie doch so konkret wie möglich erkennen können, wie ihre Hoffnung für sie persön-lich und für die gesamte von Gott geschaf-fene Wirklichkeit gefüllt ist. Ich habe mich bereits vor Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt und einige Erkennt-nisse sind in meinen Roman eingeflossen. Da sind aber noch so viele Fragen, dass ich Johannes gerne zu einem Glas Wein (oder auch zwei) einladen würde.

Sie haben 2011 eine Studie zum Gottesbild im Jakobusbrief publiziert. Lässt sich Ihre Er-kenntnis in einen einzigen Satz packen?

Die Kardinalthese habe ich bereits im Titel formuliert: «Der wesenhaft gute Kyri-os». Der vorangestellte bestimmte Artikel deutet an, dass es nur einen einzigen wah-ren Gott gibt: JHWH. Er ist die alles über-ragende, absolute Majestät; von ihm kom-men wir, vor ihm leben wir, auf ihn gehen wir zu. Dieser Herr ist gut. Nicht nur lieb, das wäre viel zu wenig; nein, gut, wesen-haft gut. Er ist zwar ansprechbar, berühr-bar und zum Handeln motivierbar, aber nie so, dass sich an seinem Gutsein etwas ändern würde. Gott will, sucht und fördert stets nur das Gute. Das bringt der Jakobus-brief pointiert zum Ausdruck. Das wieder-

um generiert – etwa angesichts des Leides in unserer Welt – wieder neue Fragen ...

Sie scheinen vom Neuen Testament faszi-niert und begeistert.

Gewiss, aber nicht nur! Das Neue Testa-ment ist ein Text weltliterarischen Ranges und die Glaubensgrundlage des Christen-tums. Ohne gründliche Kenntnisse über Entstehung und Inhalt der neutestament-lichen Schriften lässt sich keine verant-wortbare Theologie treiben. Trotzdem ist es aus sich selbst heraus kaum verständ-lich, sondern eng mit dem Alten Testa-ment verzahnt. Mich begeistert die Bibel als Gesamtwerk – ein Buch, das tragenden Glauben ermöglicht, echte Liebe motiviert und begründete Hoffnung schenkt. Ein Werk, das Menschen Teil eines gewalti-gen, alle Zeit überspannenden Epos sein und werden lässt. Wie faszinierend!

Sie sind Theologe, Dozent am TDS Aarau und am IGW und arbeiten als Mittelstufen-lehrer. Verstehen Sie sich auch als «Wande-rer zwischen den Welten»?

Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass beispielsweise der Hebräer- und der ers-te Petrusbrief die Christenmenschen als «Durchreisende» verstehen, dann ja. Vor diesem Hintergrund sehe ich mich in mei-nen verschiedenen Rollen als Weggefähr-ten, der Menschen unterschiedlichen Al-ters und verschiedener Herkunft während eines bestimmten Abschnittes ihrer Reise begleitet und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Ich empfinde diesen Auftrag als Privileg und Bereicherung.

Ich habe von Ihnen die Aussage gelesen, es sei «Gottes Ziel, die zwar angeschlagene, aber nach wie vor gute Schöpfung aus ihrer Vergänglichkeit zu befreien, sie zu erneuern und zu transformieren». Inwiefern können

ausgebildete Sozialdiakoninnen und Sozial-diakone diesen Auftrag umsetzen?

Es kann nicht «nur» darum gehen, dass Menschen aus einer sterbenden Welt ge-rettet werden. Gott möchte zwar, dass jeder Mensch gerettet wird (1. Tim. 2,4), aber auch, dass seine Welt von ihrer Ge-brochenheit erlöst wird. Heil umfasst min-destens drei Bereiche: die persönliche Di-mension zwischen einem Menschen und Gott (geistliche Erneuerung), die soziale Dimension zwischen Menschen (Versöh-nung/Gerechtigkeit) und die kosmische Dimension (Neuschöpfung). Ausgebildete Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone brin-gen ideale Voraussetzungen zur Erfüllung dieses Auftrags mit. Sie sind dazu einge-laden, aus ihrer Gottesbeziehung heraus für die Verwirklichung von persönlichem, sozialem und kosmischem Heil, für die Transformation von Gottes Schöpfung in die Bresche zu springen, um auf diese Weise mit all ihrem Tun und ihrer Existenz

Gottes kommendes Reich in unserer Welt zu antizipieren.

Als Fachdozent kennen Sie das TDS Aarau aus persönlicher Anschauung. Weshalb würden Sie jungen Menschen raten, dort zu studieren?

Weil das TDS eine Ausbildung bietet, die sowohl im Bereich der Theologie als auch im Bereich der Diakonie dazu befä-higt, Gottes Auftrag zu erfüllen und sein kommendes Reich im eigenen Leben und in jedem Gesellschafts-bereich exemplarisch zu manifestieren. Hat nicht Jesus – ein Theologe par excellence! – gesagt, dass er nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen? Jedenfalls dürften sich Theologie und Diakonie in Jesu Leben in unübertrof-fener Weise ergänzt haben. Das TDS leitet junge Menschen dazu an, in den Spuren

In Jesu Leben dürften sich Theologie und Diakonie in unübertroffener Weise ergänzt haben.»

«Mich begeistert die Bibel

als Gesamtwerk.»

«

dieses vollkommenen Theologen und Dia-kons zu wandern.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit Aus-gleich zwischen Geist und Körper?

Ich liebe die Natur; sie lässt mich Gottes Fussspuren und Fingerabdrücke entde-cken. Als Berner Oberländer bin ich gerne zu Fuss unterwegs – am liebsten mit mei-ner Frau und unseren Kids – etwa in den Berner oder den Engadiner Alpen. Eine ge-brochene Welt, aber immer noch erstaun-

lich! Wie muss erst Gottes künftige, erlöste, wieder-hergestellte, neue Welt aussehen? Jetzt bin ich wie-der bei Johannes und unse-rem Glas Wein ... ■

Herzlichen Dank für das Gespräch.

André Kesper

Der Autor und freiberufliche Theologe Dr. theol. Stefan Wenger ist mit Christi-na Wenger verheiratet und Vater dreier Kinder. Er doziert am Institut für Gemein-debau und Weltmission (IGW) sowie am Theologisch-Diakonischen Seminar (TDS) Aarau im Bereich «Neues Testament» und unterrichtet auf der Mittelstufe der Primarschule. 2011 hat er mit dem Buch «Der wesenhaft gute Kyrios» eine exe-getische Studie über das Gottesbild im Jakobusbrief veröffentlicht.

Stefan Wenger, Friedrich Reinhardt Ver-lag Basel, 2013 Institut für Ökumenische Studien der Universität Freiburg, 232 Sei-ten, ISBN 978-3-7245-1924-9, ca. CHF 25.–

Johannes würde ich gerne zu einem Glas Wein einladen.»

«

Page 10: meinTDS Mai 2013

18 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 19

PlenumPl

attfo

rmPerlen im TDS-TeamVeranstaltungen

Familienferien im Tessin sind etwas vom Schönsten.»

«

Yonnas Tseggai, Hauswart am TDS Aarau

Seit vierzehn Jahren am TDS Aarau

Räume und Beziehungen pflegen

Sozialdiakone feiern Yonnas Tseggai ist Familienvater, Hauswart, Gemeindeleiter und begeisterter Freizeitsportler.Zudem war er früher Mathematiklehrer und interessiert sich für Geografie und Kirchenge-schichte. Wer so vielseitig ist, hat einiges zu erzählen. Das spannende Gespräch führte von Eritrea über Italien nach Basel, Aarau und Zürich. Klar, dass aus der vereinbarten Dreiviertel-stunde mehr wurde.Das Wochenende vom 24./25. August 2013 gibt gleich doppelt Grund zum Feiern! Während am Samstag,

24. August 2013, das Aargauische Diakonatskapitel unter Beteiligung des TDS Aarau sein 20-jähriges Jubiläum begeht und zu einem abwechslungsreichen Festtag ins Bullingerhaus einlädt, findet am 25. August 2013 in der Stadtkirche Aarau die Eröffnungs- und Diplomfeier des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau statt. Wäh-rend die Studierenden der ersten Klasse begrüsst werden, erhalten die Absolventinnen und Absolventen ihr Diplom bzw. Zertifikat. Es lohnt sich also, sich bereits jetzt dieses ereignisreiche Spätsommer-Wochenende zu reservieren.

Ich treffe Yonnas Tseggai im Seminarge-bäude des TDS Aarau. Dies ist sein zweites Zuhause, hier kennt er jedes Möbelstück und jedes Gerät. Vor allem aber kennt er die Personen, die hier ein- und ausge-hen, denn Yonnas ist ein kontaktfreudiger Mensch. «Die Beziehungen zum Team, zu den Studierenden und zu den Mieterinnen und Mietern machen meine Arbeit farbig, spannend und manchmal unvorhersehbar. Das bereitet Spass.»

Yonnas Tseggai kam vor über zwanzig Jahren aus Eritrea in die Schweiz. Er flüch-tete zunächst allein vor den Kriegswirren in seiner Heimat, bevor seine Ehefrau nachreisen konnte. In Eritrea hatte er zu-letzt als Mathematik- und Englischlehrer gearbeitet. Über Äthiopien, den Sudan und Rom kam er nach Weihnachten 1990 im Basler Asylheim an und wurde später nach Aarau umgeteilt. Nachdem er zunächst im Gastgewerbe gearbeitet hatte, begann er 1999 seine Arbeit am TDS Aarau. «Mein erster bleibender Eindruck war kurz nach meinem Eintritt das 40-Jahr-Jubiläum, das mir viele Begegnungen ermöglichte.» In der Rückschau auf die vergangenen vier-zehn Jahre erzählt er von weiteren High-lights: «Der Rektoratswechsel 2006 war ein intensiver und schöner Festtag. Es wa-

ren viele Besucherinnen und Besucher da, und ich hatte bis am Abend alle Hände voll zu tun. Trotzdem konnte ich den Anlass geniessen. Die grösste Herausforderung während der letzten Jahre waren für mich die Überschwemmung und der daraus entstandene Wasserschaden am TDS, den es zu beheben galt.»

Neben seiner Arbeit als Hauswart leitet Yonnas Tseggai eine kleine eritreische Frei-kirche in Zürich. Mit leuchtenden Augen erzählt er von den ausgedehnten Sonnta-gen, die er mit seiner Familie in der Kirche verbringt. «Wir pflegen die Gemeinschaft beim Gebet, beim Hören einer Predigt und beim ausgiebigen Essen. Und natürlich singen wir leidenschaftlich gerne!»

Apropos Singen: Yonnas Tseggai ist stolz auf seine musikalische Familie. So leitet seine Frau den Chor der Kirchgemeinde, und zwei seiner Kinder sind ebenfalls be-geisterte Musiker und spielen Klavier bzw. Keyboard. Yonnas hat zwei Töchter im Al-ter von 19 und 16 Jahren, einen 14-jährigen Sohn sowie eine 17-jährige Pflegetochter.

Könnte Yonnas Tseggai für ein paar Wo-chen ein neues Berufsfeld am TDS ken-nenlernen, würde er am liebsten Kirchen-geschichte unterrichten. «Dieses Fach interessiert und fasziniert mich. Zudem

würde ich die Gelegenheit geniessen, wie-der einmal zu unterrichten.» Von seinen Kompetenzen als ehemaliger Mathematik-lehrer haben in den vergangenen Jahren vor allem seine Kinder profitiert.

Bevor wir uns verabschieden, kommen wir noch kurz auf den nahenden Sommer zu sprechen. «Ich freue mich jedes Jahr, wenn die Schwimmbäder öffnen und ich abends oder am Samstag eine Runde schwimmen gehen kann», strahlt Yonnas Tseggai und ergänzt: «Noch schöner ist es, wenn wir als ganze Familie etwas unter-nehmen. Wir waren schon ein paar Mal im Tessin, wo wir jeweils beim Wandern, Ve-lofahren oder Baden die Natur geniessen. Mal sehen, ob wir diesen Sommer wieder für einige Tage dorthin reisen werden ...» ■

Das Gespräch führte André Kesper.

Page 11: meinTDS Mai 2013

Ω Die glaubwürdige Verbreitung des Evangeliums

Ω Theologische und sozialdiakonische Kompetenzen, die in Kirche und Gesellschaft Wirkung zeigen

Ω Studiengänge mit direktem Praxisbezug auf solider wissenschaftlicher Basis

Das TDS Aarau bietet hervorragende Möglichkeiten! Durch Ihre Unterstützung mit Gebet, Finanzen und Weitersagen ermöglichen Sie:

20 meinTDS 2013 | 08

Spendenbarometer

Stand Ende April 2013 in CHF

Einzelspenden/Baufonds 85'200Kollekten/Beiträge 18'000Spenden Firmen/Institutionen 900TOTAL 104'100

Legate 16'828.00

Fehlende Spenden bis Ende Jahr 2013 425'900

Fehlende Spenden bis Ende April 2013 72'600

Eingegangene Spenden bis Ende April 2013 104'100

Rückstand auf die Budgetziele!

Liebe Unterstützende und Freunde des TDS Aarau

Gott versorgt: Als TDS-Angestellte haben wir heute Gott gedankt für seine Zusage des Versorgens. Dies bewusst und insbe-sondere im Blick auf den aktuellen Spen-denstand: Ende April steht das Barometer etwa gleich hoch wie letztes Jahr im März. Der Vergleich dieser Zahlen löste im Team Nachdenklichkeit aus. Natürlich hätten wir uns gewünscht, es wäre bereits mindes-tens gleich viel Geld eingegangen wie im Vorjahr und wir könnten wiederum relativ entspannt in den Mai starten.

Nun heisst es für uns, dran zu bleiben und unser vielfältiges Tun im Wissen um Gottes Leiten bestmöglich zu erledigen. Wir vertrauen, dass nicht nur die wichti-gen, grossen, sondern auch die unwesent-lich erscheinenden Aufgaben ein Ganzes nach Gottes Sinn ergeben und dadurch die nötigen Finanzen auch dieses Jahr zusam-menkommen.

Meine Aufgabe ist u. a. das Verfassen die-ser Zeilen, auf den noch tiefen Stand des Barometers aufmerksam zu machen und Ihnen eine finanzielle Unterstützung des TDS Aarau – und dadurch eine Investition in die Aus- und Weiterbildung von Men-schen, welche sich nach ihrem Studium in Kirche und Gesellschaft engagieren – ans Herz zu legen. Haben Sie herzlichen Dank für Ihr Mittragen.

Mögen Sie Gottes persönliches Versorgen in den kommenden Sommermonaten er-leben.

Herzliche Grüsse

Maya Loosli, Geschäftsführerin TDS Aarau

Offic

e

300'000

400'000

530'000

200'000

100'000

Der schnellste Weg: Postcheckkonto, Aarau 50-1903-6 IBAN: CH22 0900 0000 5000 1903 6

Achtung!Bis Ende 2013 fehlen dem TDS Aarau CHF 425'900.

Bis Ende 2013 fehlen dem TDS Aarau CHF 425'900.

InvestIeren sIe sInnvoll?

Page 12: meinTDS Mai 2013

22 meinTDS 2013 | 08 meinTDS 2013 | 08 23

Wir stellen vor

23

Wir gratulieren ...

... und stellen vor :

zur HochzeitBarbara Baumann und Daniel Rohrer4. Mai 2013 in AuensteinBarbara studierte 2005–2008 am TDS Aarau.

zur GeburtElisa Simea9. Februar 2013Tochter von Sarah und Werner Eggenberger-Z’Graggen mit Nora MartinaSarah und Werner studierten 2005–2008 am TDS Aarau.

Sofia Clara16. März 2013Tochter von Bettina und Andreas Jans-TroxlerBettina absolvierte 2008–2011 ihr Masterstudium am TDS Aarau.

Glückwünsche | Porträt

Mara Zippora 16. März 2013Tochter von Mirjam und Raphael Müller mit Dina und JaelRaphael studiert seit 2012 am TDS Aarau.

Noomi Lisa24. März 2013Tochter von Sandra und Micha Kunkler mit Levi, Elia, Jona und Dana Micha studierte 2006–2009 am TDS Aarau.

Jemima Simea30. März 2013 Tochter von Isabelle und Peter SchmidPeter studierte 2005–2008 am TDS Aarau.

Timea4. April 2013 Tochter von Sarah und Manuel KellerManuel studierte 2008–2012 am TDS Aarau.

Enea Nemia16. April 2013Sohn von Nicole und Fabio Carrisi mit Joaquin und ZaneyaNicole, ledig Gilomen, studierte 2003–2006 am TDS Aarau.

Schwester Susanne Oberhänsli, Vize-Obe-rin im Diakonieverband Ländli, Oberägeri, und TDS-Absolventin 2002–2005Schwester Susanne, du hast soeben deine zweite Amtszeit als Vize-Oberin der Schwes-terngemeinschaft des Diakonieverbands Ländli begonnen. Kannst du die Akzente der Diakonie, wie sie die Schwesternschaft lebt, in zwei bis drei Sätzen beschreiben?

In den Betrieben, die wir führen, le-ben Menschen unterschiedlicher Alters-gruppen und Lebenssituationen: etwa im Kinderheim Herrliberg, im Alters- und Pflegeheim Basel, in der Integration von psychisch beeinträchtigten Jugendlichen und Erwachsenen in Zürich und natür-lich im Zentrum Ländli, wo viele Gäste ein- und ausgehen. In diesen vielfältigen Bereichen setzen wir unsere Akzente. Ich bin überzeugt, dass Diakonie überall dort geschieht, wo Menschen ihre von Gott geschenkte Würde erfahren und darin gestärkt werden. Zusammen mit unseren Mitarbeitenden versuchen wir das täglich umzusetzen.

Auf der Website der Schwesterngemein-schaft steht die Aussage: «Jede Begegnung

GalerieGaler

ie

Schwester Susanne Oberhänsli

mit Menschen ist Verkündigung.» Welche Botschaft ist dir persönlich die wichtigste?

Es ist mir ein Herzensanliegen, dass sich meine persönliche Glaubensüberzeugung in den Begegnungen mit Menschen ent-faltet. Jesus Christus ist den Menschen mit echter Wertschätzung begegnet und hat mit grosser Würde auch Entwürdig-te beschenkt. Es ist mein Gebet, meinen Mitmenschen täglich so zu begegnen – sei es durch ein hörendes Ohr, durch ein Ge-spräch, durch ein offenes Herz, durch eine innige Umarmung, durch ein Lächeln oder durch ein tröstendes, ermutigendes Wort.

Die vorliegende Ausgabe von meinTDS be-schäftigt sich unter anderem mit der Zu-kunft der Diakonie. In welche Richtung soll-te sich Diakonie aus deiner Sicht entwickeln, um möglichst nahe an den Bedürfnissen der Menschen zu sein?

Unsere erste Oberin Schwester Wilhel-mine Pohlmeier hinterliess uns als geist-liches Erbe unter anderem die tiefsinni-gen Worte: «Schwestern, wir müssen in das Rad der Zeit hineingreifen!» Für mich stellen sich die Fragen: Wo zerbrechen der Lebenssinn unserer Gesellschaft und damit elementare, christliche Werte? Wo brauchen Menschen echte, konkrete Le-benshilfe?

Du hast am TDS Aarau studiert. Welche Kompetenzen, die du dort erworben hast, kommen dir im Alltag zugute?

Die qualifizierte Ausbildung am TDS hat meinen Horizont in menschlicher, theolo-

gischer und fachlicher Hinsicht enorm er-weitert. Im Alltag profitiere ich besonders im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen von der erworbenen Sozial-kompetenz, aber auch die theologische und geistliche Kompetenz kann ich täglich gut einsetzen und gebrauchen.

Wo liegen aus deiner Sicht die einmaligen Stärken des TDS Aarau?

In der grossen Vielfalt des Studienan-gebotes mit den integrierten Praktika. Untermauert wird diese Stärke durch die tragenden Beziehungen unter den Stu-dierenden sowie durch die offenen und freundschaftlichen Begegnungen mit den Dozentinnen und Dozenten.

Die Schwesterngemeinschaft führt unter anderem das Zentrum Ländli mit einem attraktiven Ferien- und Erholungsangebot. Beim Surfen auf der Website habe ich dabei den Begriff «Spiritness» entdeckt. Was kann ich darunter verstehen?

Wir wollen unseren Gästen im Zentrum Ländli nicht nur Wellness, gutes Essen und einen freundlichen Service anbieten, wie das in einem herkömmlichen Hotel üblich ist. Unsere Gäste können auch täglich an unseren geistlichen Angeboten teilneh-men und Seelsorge in Anspruch nehmen. Uns Schwestern ist daran gelegen, dass sich unsere Gäste im Ländli an Körper, See-le und Geist erholen dürfen.

In einem Monat beginnt der Sommer. Wenn ich mir einen freien Tag für einen Ausflug

Am TDS habe ich gelernt, meine Kräfte richtig einzuteilen.»

«ins Ägerital nehme: Welches Programm würdest du mir empfehlen?

Das klassische Programm führt ins Wanderparadies Mostelberg/Hochstuck-li. Nach einer herrlichen Fahrt mit der Drehgondelbahn lockt die 375 Meter lan-ge Hängebrücke mutige Menschen über einen schwindelerregenden Abgrund, um anschliessend die unzähligen Möglichkei-ten der herrlichen Zentralschweizer Berg-welt zu entdecken. Eine gut einstündige Schifffahrt auf dem idyllischen Ägerisee würde den Ausflug abrunden.

Wenn wir schon über Freizeit und Erholung sprechen: Wobei kannst du persönlich am besten Energie tanken?

Ich tanke meine Energie am besten allei-ne in der Stille der Natur oder im Zusam-mensein mit Menschen meines Herzens, die mich verstehen und bei denen ich ein-fach da sein darf, ohne grosse Action.

Du darfst das Gespräch mit einem emotio-nalen Werbeslogan fürs Ländli beenden. Ich bin gespannt ...

Das Ländli – ein wunderschöner Ort zum Leben, ein bewährter Ort zum Glauben, ein verheissungsvoller Ort mit Zukunft – dank Gottes lebendiger Gegenwart! ■

Herzlichen Dank, Schwester Susanne, für das offene und kurzweilige Gespräch.

André Kesper

den Vorstand des TDS AarauAnlässlich einer Vorstandssitzung im April 2013 am TDS Aarau standen alle Mitglieder des Vorstands für ein neues Gruppenfoto zur Verfügung.

Hinten v. l. n. r: Christoph Kunz, Maya Loosli (Geschäftsführerin), Stefan Peter, Johanna Siegrist, Andreas Wahlen (Vizepräsident)Vorne v. l. n. r: Paul Kleiner (Rektor), Anna Tanner (Aktuarin), Heiner Studer (Präsident), René Oettli, Hansjörg Burger (Kassier)

Page 13: meinTDS Mai 2013

AGENDA

Interessiert an unserem Newsletter?Aktuelle und spannende Infos versenden wir zwei- bis dreimal pro Jahr per E-Mail. Falls Sie daran interessiert sind und Ihre E-Mail-Adresse noch nicht bei uns erfasst ist, bitten wir Sie um eine entsprechende Meldung an: [email protected]

Hat Ihre Adresse geändert?Barbara Schiffer, Verantwortliche für die Adressverwaltung, nimmt gerne Ihre Adressänderung entgegen. Durch eine früh-zeitige Meldung können Kosten eingespart werden. Herzli-chen Dank. [email protected], Telefon: +41 62 836 43 43.

Studienjahr 2012/13■ Unterrichtsschluss, Klassen II–IV:7. Juni 2013

■ Studienwoche, Klassen II–IV:10.–14. Juni 2013

■ Unterrichtsschluss, Klasse I:14. Juni 2013

■ Abschlussprüfungen, Klasse I:17.–21. Juni 2013

■ Abschlussprüfungen, Klassen II–IV:17.–28. Juni 2013

■ Beginn Sommerferien/Praktika, Klasse I:24. Juni 2013

■ Beginn Sommerferien/Praktika, Klasse II:1. Juli 2013

■ Beginn Sommerferien/Diplomarbeit/Praktika, Klasse III: 1. Juli 2013

Studienjahr 2013/14■ Start Herbstsemester:3. August 2013

■ Kurswoche für Jugendarbeit, Klasse III:3.–10. August 2013, CVJM-Zentrum Hasliberg

■ Unterrichtsbeginn, Klasse I und Teilzeitklasse III:12. August 2013

■ Diplom- und Eröffnungsfeier:25. August 2013, 14.30 Uhr, Stadtkirche Aarau

■ Retraite/Seelsorgekurs in Montmirail, Klasse I:6.–10. September 2013

■ Herbstferien:7.–11. Oktober 2013

Diverses20-Jahr-JubiläumAargauisches Diakonatskapitel24. August 2013, Bullingerhaus Aarau