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Internationales Verkehrswesen (68) 4 | 2016 50 MOBILITÄT InnoZ Mobilitätsmonitor Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016 Konjunktur, Personenverkehr, Personenverkehrsmarkt, Energiemarkt, Multimodalität, Carsharing, Schnellladeinfrastruktur, Digitalisierung Das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) erstellt ein Monitoring mit Umfeld- und „klassischen“ Verkehrsmarktdaten sowie ergänzenden Mobilitätsdaten zum Personenverkehr in Deutschland. Dazu beziffern wir die Entwicklung von Shared-Mobility-Angeboten und erfassen die Themen Multimodalität, Elektromobilität sowie den Aspekt Digitalisierung. Die Besonderheit ist die Verbindung unterschiedlicher Aggregationsebenen aus eigenen und extern erhobenen Daten. Autoren: Frank Hunsicker, Benno Hilwerling, Robert Schönduwe, Lena Damrau, Benno Bock, Vipul Topra- ni, Helga Jonuschat, Sina Nordhoff, Christian Scherf D iese Ausgabe von Internationa- les Verkehrswesen bringt eine Zusammenfassung der aktuel- len Monitor-Ergebnisse. Weite- re Daten und Grafiken sind im Netz unter www.innoz.de zu finden. Konjunkturelles Personenverkehrs- 1 und Energiemarktumfeld Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im 1. Halbjahr 2016 um 1,7 % und war damit ein Wachstumstreiber in Europa. Hauptbasis ist die hohe Binnennachfrage. Die real ver- fügbaren Einkommen stiegen per 2. Quar- tal um 2,5 %, begünstigt durch eine sehr niedrige Inflationsrate, was sich positiv auf die Kauraft auswirkt. Für das Jahr 2016 wird insgesamt ein Anstieg des BIPs um 1,9 % erwartet. Die verfügbaren Realein- kommen werden mit ca. 2,5 % stark zu- legen. Auch die Anzahl der Erwerbstätigen wuchs in den ersten sechs Monaten 2016 ro- bust um weitere 1,2 %. Die Arbeitslosenquo- te sank auf 6,2 %. Im weiteren Jahresverlauf 2016 wird die Zahl der Erwerbstätigen vor- aussichtlich um über eine halbe Million Menschen und damit um 1,2 % zunehmen. Hierbei spielt die Arbeitsmigration aus der EU eine wichtige Rolle. Der Kraftfahrer-Preisindex als Maß für die Preisentwicklung im motorisierten Indi- vidualverkehr (MIV) sinkt seit 2014. Per August 2016 ging der KFZ-Index um 2,6 % zurück, u. a. aufgrund niedriger Kraftstoff- preise, die bis August weiter gesunken sind (bei Benzin um gut 10 %, bei Diesel um über 12 %). Neben dem niedrigen Ölpreis lässt die im europäischen Maßstab fehlende kon- junkturelle Nachfrage im Güterverkehr die Amplitude der Dieselpreise stärker nach unten ausschlagen. Die Preise im öffentlichen Verkehr stie- gen an, bspw. bei den Verbundtarifen um 2,6 % kumuliert zum August 2016. Offizielle Daten zum Schienenverkehr liegen noch nicht vor. Im Schienenfernverkehr ist auf- grund umfangreicher, günstiger Sparpreis- kontingente mit starken Kundenanreizen zu rechnen. Der Luftverkehr (–0,2 % per August ggü. Vorjahr) profitiert von den niedrigen Ölpreisen. Insgesamt dürfte die Preisentwicklung primär dem MIV zugute- kommen. Der PKW-Bestand stieg 2015 wei- ter an, zum 01.01.2016 mit 1,8 % auf nun 45,1 Mio. PKW. Die Neuzulassungen erhöh- ten sich per September 2016 um 6,1 % ge- genüber dem Vorjahreszeitraum. Die Entwicklung des Endenergiever- brauchs aus erneuerbaren Energien im Ver- kehrssektor ist rückläufig (Bild 1). Von 35,4 Mrd. kWh im Jahr 2014 sank der Ver- brauch aus Erneuerbaren auf 33,8 Mrd. kWh im Jahr 2015. Nur 2009 war die Bilanz in den letzten zehn Jahren noch schlechter. Den größten Anteil der erneuerbaren Ener- gien im Verkehrssektor macht mit über 60 % nach wie vor der Biodiesel aus, gefolgt von Bioethanol mit gut einem Viertel. Rund 11 % der Energien im Verkehrssektor entfal- len auf Strom. Ansprechpartner: Personenverkehrs- marktumfeld: Frank Hunsicker, [email protected] Energiemarktumfeld: Benno Hilwerling, [email protected] Mehr online unter: https://www.innoz.de/ de/mobilitaetsmonitor-verkehrstraeger- oekonomischer-rahmen-und-modale-sicht © InnoZ GmbH 0 10 20 30 40 50 2010 2014 2015 2013 Erneuerbare Energien in Mrd. kWh Biodiesel Pflanzenöl Strom Biomethan Bioethanol 36,0 34,5 35,4 33,8 Bild 1: Entwicklung des Verbrauchs erneuerbarer Energieträger im Verkehrssektor 2010 u. 2013-2015 (Quelle: BMWi/AGEE-Stat 2016)

Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016€¦ · 50 Internationales Verkehrswesen (68) 4 | 2016 MOBILITÄT Inno Mobilitätsmonitor Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016 Konjunktur,

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Internationales Verkehrswesen (68) 4 | 201650

MOBILITÄT InnoZ Mobilitätsmonitor

Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016Konjunktur, Personenverkehr, Personenverkehrsmarkt, Energiemarkt, Multimodalität, Carsharing, Schnellladeinfrastruktur, Digitalisierung

Das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) erstellt ein Monitoring mit Umfeld- und „klassischen“ Verkehrsmarktdaten sowie ergänzenden Mobilitätsdaten zum Personenverkehr in Deutschland. Dazu beziffern wir die Entwicklung von Shared-Mobility-Angeboten und erfassen die Themen Multimodalität, Elektromobilität sowie den Aspekt Digitalisierung. Die Besonderheit ist die Verbindung unterschiedlicher Aggregationsebenen aus eigenen und extern erhobenen Daten.

Autoren: Frank Hunsicker, Benno Hilwerling, Robert Schönduwe, Lena Damrau, Benno Bock, Vipul Topra-ni, Helga  Jonuschat, Sina Nordhoff, Christian Scherf

Diese Ausgabe von Internationa-les Verkehrswesen bringt eine Zusammenfassung der aktuel-len Monitor-Ergebnisse. Weite-

re Daten und Grafiken sind im Netz unter www.innoz.de zu finden.

Konjunkturelles Personenverkehrs-1 und EnergiemarktumfeldDas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im 1. Halbjahr 2016 um 1,7  % und war damit ein Wachstumstreiber in Europa. Hauptbasis ist die hohe Binnennachfrage. Die real ver-fügbaren Einkommen stiegen per 2. Quar-tal um 2,5 %, begünstigt durch eine sehr niedrige Inflationsrate, was sich positiv auf die Kaufkraft auswirkt. Für das Jahr 2016 wird insgesamt ein Anstieg des BIPs um 1,9 % erwartet. Die verfügbaren Realein-kommen werden mit ca. 2,5 % stark zu-legen.

Auch die Anzahl der Erwerbstätigen wuchs in den ersten sechs Monaten 2016 ro-bust um weitere 1,2 %. Die Arbeitslosenquo-te sank auf 6,2 %. Im weiteren Jahresverlauf 2016 wird die Zahl der Erwerbstätigen vor-aussichtlich um über eine halbe Million Menschen und damit um 1,2 % zunehmen. Hierbei spielt die Arbeitsmigration aus der EU eine wichtige Rolle.

Der Kraftfahrer-Preisindex als Maß für die Preisentwicklung im motorisierten Indi-vidualverkehr (MIV) sinkt seit 2014. Per August 2016 ging der KFZ-Index um 2,6 % zurück, u. a. aufgrund niedriger Kraftstoff-preise, die bis August weiter gesunken sind (bei Benzin um gut 10 %, bei Diesel um über 12 %). Neben dem niedrigen Ölpreis lässt die im europäischen Maßstab fehlende kon-junkturelle Nachfrage im Güterverkehr die Amplitude der Dieselpreise stärker nach unten ausschlagen.

Die Preise im öffentlichen Verkehr stie-gen an, bspw. bei den Verbundtarifen um 2,6 % kumuliert zum August 2016. Offizielle Daten zum Schienenverkehr liegen noch nicht vor. Im Schienenfernverkehr ist auf-grund umfangreicher, günstiger Sparpreis-kontingente mit starken Kundenanreizen zu rechnen. Der Luftverkehr (–0,2 % per August ggü. Vorjahr) profitiert von den niedrigen Ölpreisen. Insgesamt dürfte die Preisentwicklung primär dem MIV zugute-kommen. Der PKW-Bestand stieg 2015 wei-ter an, zum 01.01.2016 mit 1,8 % auf nun 45,1 Mio. PKW. Die Neuzulassungen erhöh-ten sich per September 2016 um 6,1 % ge-genüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Entwicklung des Endenergiever-brauchs aus erneuerbaren Energien im Ver-kehrssektor ist rückläufig (Bild 1). Von 35,4 Mrd. kWh im Jahr 2014 sank der Ver-brauch aus Erneuerbaren auf 33,8 Mrd. kWh im Jahr 2015. Nur 2009 war die Bilanz in den letzten zehn Jahren noch schlechter. Den größten Anteil der erneuerbaren Ener-gien im Verkehrssektor macht mit über 60 % nach wie vor der Biodiesel aus, gefolgt von Bioethanol mit gut einem Viertel. Rund 11 % der Energien im Verkehrssektor entfal-len auf Strom.

Ansprechpartner: Personenverkehrs-marktumfeld: Frank Hunsicker, [email protected]: Benno Hilwerling, [email protected] online unter: https://www.innoz.de/de/mobilitaetsmonitor-verkehrstraeger-oekonomischer-rahmen-und-modale-sicht

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Bild 1: Entwicklung des Verbrauchs erneuerbarer Energieträger im Verkehrssektor 2010 u. 2013-2015 (Quelle: BMWi/AGEE-Stat 2016)

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InnoZ Mobilitätsmonitor  MOBILITÄT

Modale Sicht: „Klassischer“ motori-sierter PersonenverkehrsmarktWie in Bild 2 zu sehen, wird für 2016 mit ei-ner weiteren Zunahme der Verkehrsleis-tung bei allen motorisierten Verkehrsträ-gern gerechnet (insg. 2,1 % ggü. 2015). Grundsätzlich wirken die gute Konjunktur, der Bevölkerungszuwachs und der expan-dierende Arbeitsmarkt stimulierend. Der MIV profitiert zusätzlich von den niedrigen Kraftstoffpreisen und legt voraussichtlich um 2 % zu. Auch dem innerdeutschen Luft-verkehr kommen die günstigen Kerosin-preise zugute, ebenso wie ausbleibende Streiks und der Markteintritt neuer Wettbe-werber. Eine Unsicherheit besteht durch die Übernahme vieler innerdeutscher Relatio-nen von Air Berlin. Für 2016 rechnen wir mit einem Nachfrageplus von ca. 2,3 %.

Die Verkehrsleistung des ÖSPV2 wird um etwa 1,5 % zulegen. Auf den Fernbusstre-cken wurde das Angebot 2016 schon nicht mehr so stark ausgeweitet; inzwischen wird der Markt von einem Anbieter dominiert. Im Liniennahverkehr machen sich trotz niedriger Kraftstoffpreise die guten sozio-ökonomischen Rahmendaten bemerkbar. Dies trifft auch für den Schienenpersonen-verkehr zu, der zusätzlich von Angebotsaus-weitungen und statistischen Effekten auf-grund der Streiks im Vorjahr profitierte. Im Fernverkehr auf der Schiene machen sich zudem die stark vergünstigten Sparpreis-kontingente bemerkbar. Für die Schiene rechnen wir mit einem Verkehrsleistungs-plus von ca. 3 % im Gesamtjahr 2016.

Wie in den Vorjahren ist mit einem leich-ten Rückgang beim Fußgängerverkehr so-wie einem Zuwachs im Radverkehr zu rech-nen, was sich aber auf die Gesamtverkehrs-leistung nur geringfügig auswirkt. Auch die modalen Anteile der einzelnen Verkehrsträ-ger bleiben im Vergleich zum Vorjahr nahe-zu konstant.

Ansprechpartner:Frank Hunsicker, [email protected]

Multimodalität: Variation des Verkehrsverhaltens im LängsschnittJeder Smartphonebesitzer trägt ein Instru-ment zur Aufzeichnung seiner täglichen Mobilität bei sich. Die App „modalyzer“ macht diese Informationen für die Mobili-tätsforschung nutzbar (s. Monitor Nr. 1, 2015). Per GPS-Tracking werden Informati-onen mit hoher räumlich-zeitlicher Genau-igkeit aufgezeichnet. Bild 3 zeigt die Ver-kehrsmittelwahl von 236 modalyzer-Nut-zern, die mindestens 21 Tage die App ge-nutzt haben. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ. Im Vergleich zu repräsentati-

ven Studien (z. B. Nobis 2015) fällt vor allem die geringe (monomodale) MIV-Nutzung auf. Im unteren Teil des Bildes ist der modal split (Verkehrsleistung) nach einem, sieben, 14 und 21 Tagen dargestellt. Es wird deut-lich, dass eine Stichtagserhebung eine er-staunlich gute Schätzung des modal splits der Gesamtgruppe zulässt: Die Werte nach

sieben, 14 und 21 Tagen unterscheiden sich nicht wesentlich vom modal split am ersten Erhebungstag. Der obere Teil von Bild 3 ver-deutlicht, dass sich hinter der scheinbaren Beständigkeit des Verkehrsverhaltens im Verlauf von drei Erhebungswochen eine be-merkenswerte Variabilität verbirgt. Liegt der Anteil monomodaler Gruppen am ers-

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34,634,4

939,4 958,3 977,5

Bild 2: Personenverkehrsleis-tung nach Verkehrsmitteln

2011 u. 2014–2016 (Quelle: BMVI 2016, eig.

Schätzungen)

Modal splitam ersten Tag

Erhebungstage

Anteil multi- und monomodaler Gruppen

Modal splitnach 7 Tagen

Modal splitnach 14 Tagen

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Modal splitnach 21 Tagen

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Rad

MIV

ÖV

Rad, ÖV, MIV

MIV und ÖV

MIV und Fahrrad

Fahrrad und ÖV

MIV mono

ÖV mono

Fahrrad mono

Fußweg mono n = 236 Personen

Bild 3: Anteil multi-/monomodaler Gruppen und modal split der Verkehrsleistung nach Erhe-bungstagen Quelle: InnoZ, Erhebung mit „modalyzer“

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MOBILITÄT InnoZ Mobilitätsmonitor

ten Erhebungstag noch bei fast 80 %, so nimmt dieser mit der Zeit rapide ab und liegt nach der ersten Erhebungswoche bei ca. 15 %. Nach drei Wochen haben fast alle Teilnehmer mindestens einmal unter-schiedliche Verkehrsmittel genutzt.

Ansprechpartner: Dr. Robert Schönduwe, [email protected] online unter: https://www.innoz.de/de/mobilitaetsmonitor-multi-und-intermodalitaet

Shared Mobility: Stationsbasiertes Carsharing nach OrtsgrößeDas Carsharing in flexiblen Flotten (stati-onsunabhängig) zeigte in den vergangenen Jahren ein beträchtliches Wachstum (s. Mo-nitor Nr. 2, 2016). Jedoch bestehen diese An-gebote fast nur in Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern. Wie fällt hingegen die Entwicklung des „klassischen“, stations-basierten Carsharings aus, wenn nach Orts-größe differenziert wird? Bild 4 enthält die Anzahl der Fahrzeuge stationsbasierter An-gebote aus 2010 und 2015. Der Vergleich zeigt, dass die Anzahl der Carsharing-Fahr-

zeuge in Orten unter 1 Mio. Einwohner seit 2010 deutlich zugenommen hat. Nur in der Kategorie 100 bis 200 Tausend Einwohner fällt die absolute Fahrzeugzahl auffällig ge-ring aus. Zudem ist die unterschiedliche Ab-deckung bemerkenswert: Während in Orten über 200 000 Einwohner jeder Ort über sta-tionsbasiertes Carsharing verfügt, beträgt dieser Anteil in der Ortskategorie unter 100 000 Einwohner nur 4 %. Die absolute Fahrzeugzahl ist bei der kleinsten Ortskate-gorie in der Summe fast gleich groß wie in den Millionenstädten.

Ansprechpartner: Benno Bock, [email protected] online unter: https://www.innoz.de/de/mobilitaetsmonitor-shared-mobility

Elektromobilität: Schnelllade-infrastruktur In Monitor Nr. 2 (2016) stellten wir das Verhältnis der öffentlich zugänglichen La-depunkte pro 1 Mio. Einwohner nach Bun-desländern dar. Vertiefend folgt nun die Darstellung der öffentlich zugänglichen Schnellladepunkte (49–60 kW, ohne Tesla-

Supercharger). Die Kreise in Bild 5 haben jeweils einen 15-km-Radius um die Schnell-ladepunkte, die sich oft an Autobahnen be-finden. Noch besitzt die absolute Anzahl öffentlich zugänglicher Schnellladepunkte aufgrund der geringen Gesamtzahl im Bundesländervergleich wenig Aussage-kraft. Jedoch zeigen sich bereits deutliche Abweichungen im Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und Anzahl der Ladepunk-te bzw. Schnellladepunkte. Während z. B. das zentral gelegene Land Hessen in Bezug auf die Ladepunkte pro 1 Mio. Einwohner auf Platz  1 aller Bundesländer liegt, ran-giert es hinsichtlich der Schnellladepunkte pro 1 Mio. Einwohner auf Platz 9.

Ansprechpartner: Vipul Toprani, [email protected] online unter: https://www.innoz.de/de/mobilitaetsmonitor-nachhaltige-mobilitaet-elektromobilitaet

Mobilitätsumfeld Digitalisierung: Routing-Apps und fahrerloser ÖSPVIn Monitor Nr. 1 (2015) zeigten wir die Häu-figkeit von Service-Kombinationen durch

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Bild 5: Standorte von Schnellladepunkten (49-60 kW) mit eingezeich-netem Radius von 15 km und Autobahnnetz Quelle: openchargemap.org, eigene Darstellung

Bild 4: Anzahl stationsbasierter Carsharing-Fahrzeuge 2010 u. 2015 nach Ortsgröße (Einwohner) sowie Anzahl/Anteil der Städte und durchschnittliche Fahrzeugzahl pro Stadt Quelle: bcs 2016; Bock et al. 2010

Page 4: Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016€¦ · 50 Internationales Verkehrswesen (68) 4 | 2016 MOBILITÄT Inno Mobilitätsmonitor Mobilitätsmonitor Nr. 3 – November 2016 Konjunktur,

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InnoZ Mobilitätsmonitor  MOBILITÄT

Mobilitätskarten. Eine ähnliche Darstel-lung erstellten wir für die Kombinationen angezeigter Verkehrsmodi in Routing-Apps (Bild 6). Es handelt sich um die ebenfalls in der ersten Ausgabe vorgestellten, in Deutschland verfügbaren Smartphone-Apps aus dem Projekt „Guide2Wear“ (Re-cherchestand 2015). Oft eingebunden sind der ÖV (Fern- und Nahverkehr) sowie der Fußverkehr. Mäßig bzw. selten eingebun-den sind hingegen Privat-Rad und Privat-PKW.

Im Unterschied zum automatisierten Fahren auf der Straße sind fahrerlose Syste-me auf der Schiene bereits erprobt und all-tagstauglich. Bisher verkehren hierzulande jedoch erst wenige Bahnen dieser Art. Die frei verfügbaren Quellen lassen darauf schließen, dass die fahrerlosen U-Bahn- Linien in Nürnberg eine jährliche Verkehrs-leistung von geschätzten 225 Mio. Perso-nenkilometern in 2015 aufwiesen (Bild 7). Dies entspricht etwa 4 % der Verkehrsleis-tung deutscher U-Bahnen in 2015 (reine U-Bahnen bestehen außer in Nürnberg nur in Berlin, Hamburg und München). Hinzu kommen fahrerlose Kabinenbahnen. Unse-re Schätzungen ergeben insgesamt eine jährliche Verkehrsleistung von bis zu 230  Mio. Pkm im fahrerlosen ÖSPV2 in 2015. Dies entspricht einem Anteil von ca. 0,3 % an der Gesamtverkehrsleistung im ÖSPV bezogen auf 2015.

Ansprechpartner: Routing-Apps: Dr. Helga Jonuschat, helga.jonuschat@ innoz.deFahrerloser ÖSPV: Sina Nordhoff, [email protected]; Christian Scherf, [email protected] online unter: https://www.innoz.de/de/mobilitaetsmonitor-mobilitaetsumfeld-digitalisierung ■

1 Datenquellen: Gemeinschaftsdiagnose (2016), KBA (2016), StBA (2016), eig. Schätzungen

2 ÖSPV umfasst den öffentlichen Straßenpersonenverkehr (u. a. Bus, Stadtbahn, Straßenbahn u. U-Bahn).

QUELLEN

bcs – Bundesverband CarSharing (2016): CarSharing-Angebote in Ihrer Nähe, online unter: http://www.carsharing.de/cs-standorte, (letzter Aufruf April 2016).

BMVI – Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2016): Gleitende Mittelfristprognose für den Güter-und Personenverkehr, Kurzfristprognose Sommer 2016, online unter: http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/VerkehrUndMobilitaet/mittelfristprog-nose-sommer-2016.pdf?__blob=publicationFile (letzter Aufruf 11.10.2016).

BMWi/AGEE-Stat – Bundesministerium für Wirtschaft und Energie / Ar-beitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (2016): Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland im Jahr 2015, Grafiken und Diagramme unter Verwendung aktueller Daten der Arbeits-gruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat), Stand August 2016, online unter: https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Re-

daktion/DE/Downloads/entwicklung_der_erneuerbaren_ e n e r g i e n _ i n _ d e u t s c h l a n d _ i m _ j a h r _ 2 0 1 5 . p d f ? _ _blob=publicationFile&v=12 (letzter Aufruf 06.10.2016).

Bock, Benno; Hinkeldein Daniel; Hoffmann Christian; Schönduwe, Robert (2010): Stadtwerke als Katalysatoren für die Umsetzung integrierter Elektromobilitätsdienstleistungen – Strukturelle Voraussetzungen und Bewertung aus Sicht potenzieller Nutzer, Berlin: InnoZ.

Gemeinschaftsdiagnose (2016): Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2016, online unter: https://www.cesifo-group.de/de/ifo-Home/facts/Forecasts/Gemeinschaftsdiagnose/Archiv/GD-20160929.html (letzter Aufruf 11.10.2016).

KBA – Kraftfahrtbundesamt (2016): Jahresbilanz des Fahrzeugbestandes am 1. Januar 2016, online unter: http://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/bestand_node.html (letzter Aufruf 11.10.2016).

Monitor Nr. 1 (2015): in Internationales Verkehrswesen (67), Ausgabe 4/2015, S. 48-62.

Monitor Nr. 2 (2016): in Internationales Verkehrswesen (68), Ausgabe 2/2016, S. 49-68.

Nobis, Claudia (2015): Multimodale Vielfalt. Quantitative Analyse multi-modalen Verkehrshandelns. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin, online unter: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/nobis-claudia-2014-04-28/PDF/nobis.pdf (letzter Aufruf 11.10.2016).

Stadt Dortmund (2014): Nahverkehrsplan Dortmund – Fortschreibung 2014, online unter: https://www.dortmund.de/media/p/stadtpla-nungs_und_bauordnungsamt/stadtplanung_bauordnung_downloads/NVP-DO-2014.pdf (letzter Aufruf 11.10.2016).

StBA – Statistisches Bundesamt (2016): Datenbank zu den Themen Ver-kehr und Transport, online unter: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online (letzter Aufruf 10.10.2016).

VDV – Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (2016): Auskunft von Frau Ursula Dziambor per eMail vom 21.09.2016 und 04.10.2016 nach Zahlen der zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten VDV-Sta-tistik 2015.

VGN – Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (2016): Verbundbericht 2015, online unter: http://www.vgn.de/media/verbundbericht-2015.pdf (letzter Aufruf 20.09.2016).

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80.400.000.000 PKMÖSPV dt. 2015

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ÖSPV fahrerlos 2015ca. 230.000.000 PKM

U-Bahn fahrerlos 2015ca. 225.000.000 PKM

Bild 7: Anteil der Verkehrsleistung des fahrerlosen ÖSPV 2015 Quelle: BMVI 2016, Stadt Dortmund 2014, VDV 2016, VGN 2016, eig. Schätzungen

Bild 6: Kombinationen angezeigter Modi in Routing-Apps 2015 Quelle: Eigene Recherchen im Rahmen des Projekts „Guide2Wear“