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Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will nicht
rechts passen, dass das einzige Licht
von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
Himmel. Ist das ein zarter Silber-
streif da drüben am Horizont oder
doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr mit der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sich warten, seit auf
Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in den mei-
sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
Stunde zurückgestellt wurden. Den
Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstratow
gehört damit gleich dreifach zur
Risikogruppe. Der Kinderfußball-
trainer aus Wladimir würde sich
gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, also mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
raus, um mit seinem Hund Gassi
zu gehen. „Da stolpern wir dann zu
zweit durch die Dunkelheit. Man
wird gar nicht mehr richtig munter“,
seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ihre Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast schon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: Mit
Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
Au sgab e v om 2 . b i s 15 . F e b r u a r
Nr. 2 (321) Februar 2012
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , WI R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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12IIV
07DAS ANDERE
RUSSLAND
Putins nächste Präsident-
schaft ist von kurzer Dauer,
prophezeit der Militärexperte
Pawel Felgenhauer. Er sieht
eine Revolution heraufziehen.
DAS RUSSLAND
DER ANDEREN
Tschetschenen, Koreaner,
Tataren, Nenzen: Die MDZ
widmet sich in einer neuen
Serie den nationalen Min-
derheiten im Vielvölkerstaat.
НАС
НЕ ПОСЧИТАЛИ
Немцев в России стало
на треть меньше
02
StichWorte
Sagen Sie einfach: „Ich bin das Pro-
jekt meiner Eltern.“
Die Sängerin Alla
Pugatschowa bei
einem Wahlkampftre
ffen zu Präsi-
dentschafts
kandidat Michail P
rocho-
row, der sich Vorwürfen
ausgesetzt
sieht, er
sei ein „Krem
lprojekt“.
Wir haben mehr Probleme mit
Brasilien als mit Russland.
FIFA-Präsid
ent Sepp Blatter bei ei
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Pressekonfere
nz in St. Petersburg
zu den Fußball-Weltm
eistersch
aften
in Brasilien 2014 und in Russlan
d
2018.
Relativer Wohlstand ermuntert bis-
weilen die Menschen, für ihre Werte
einzustehen, die sie in einem breiteren
Sinne zu verstehen beginnen.
Der amerik
anische W
irtschafts
nobel-
preisträger Paul Krugman in einem
Interview für Gazet
a.ru zu den Stra-
ßenprotesten in Russlan
d.
Die wollen Blut sehen.
Wladimir Tschurow, Le
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tralen Wahlkommission, vor der
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Putin, Putin, Putin. Auf allen Kanälen
und im Radio. Er ist Zar und Gott.
Selbst Breschnew hat man weniger
gezeigt.
Rechtspopulist Wladimir
Schiri-
nowskij bei ei
nem Runden Tisch, den
die Regierungsparte
i „Einiges Russ-
land“ in Moskau ver
anstaltete.
Reformen sind eine sehr schmerz-
hafte, unangenehme, widrige Angele-
genheit. Wenn man kann, schiebt
man sie lieber auf. Und nach dieser
Logik haben wir die letzten acht Jahre
gelebt. Aber jetzt hat der Reformstau
ein solches Ausmaß erreicht, dass
weiteres Aufschieben nicht geht.
Anatolij Tschubajs,
Reformer unter
Ex-Präsident Boris J
elzin und heute
Chef der S
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Journalisten beim Weltw
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Das Imperium gähnt zurück
Die morgendliche Dunkelheit wird in Russland sogar zum Wahlkampfthema
Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
den.
Au sgab e v om 19 . J a nua r b i s 1 . F e b r u a r
Nr. 1 (320) Januar 2012
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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08VI
03ZU FERNEN
ORTEN
Viele DDR-Bürger kannten an
Ausland nur die Tschecho-
slowakei. Andere drangen in
die abgelegensten Winkel der
Sowjetunion vor - heimlich.
MIT EIGENEN
WORTEN
Der Europarat will die Spra-
chen von Minderheiten
schützen, Russland will es
auch. Warum es trotzdem
noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
выставка работ художника-
сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Mission noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was uns erwartet
Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. Auf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später trat mit
Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
Au sgab e v om 15 . D e z embe r b i s 18 . J a nua r
Nr. 24 (319) Dezember 2011
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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12 VI10
GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in Sicht-
weite des Kremls versammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
Tino
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Медийные данные 2012
www.mdz-moskau.eu
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
Moskauer Deutsche Zeitung
P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
Moskauer Deutsche Zeitung
Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will
nicht
rechts passen, dass d
as einzige Licht
von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
Himmel. Ist das ein zarter Silber-
streif d
a drüben am Horizont oder
doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr m
it der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sic
h warten, seit auf
Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in
den mei-
sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
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Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstra
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gehört damit gleich dreifach zur
Risikogruppe. D
er Kinderfußball-
trainer aus Wladimir w
ürde sich
gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, a
lso mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
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einem Hund Gassi
zu gehen. „Da sto
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seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ih
re Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast s
chon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: M
it
Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
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15 . Fe b r u
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Nr. 2 (321) Feb
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Sagen Sie einfach: „Ich bin das Pro-
jekt meiner Eltern.“
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Sinne zu verstehen beginnen.
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Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
den.
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Nr. 1 (320) Januar 2012
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Viele DDR-Bürger kannten an
Ausland nur die Tschecho-
slowakei. Andere drangen in
die abgelegensten Winkel der
Sowjetunion vor - heimlich
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MIT EIGENEN
WORTEN
Der Europarat will die Spra-
chen von Minderheiten
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auch. Warum es trotzdem
noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
выставка работ художника-
сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Missio
n noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was u
ns erwartet
Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. A
uf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später tra
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Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
Au sgab e v om 15 . D e z embe r b i s 18 . J a nua r
Nr. 24 (319) Dezember 2011
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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12VI
10GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele
Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in
Sicht-
weite des Kremls vers
ammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
Tino
Kün
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8)
www . m d z - m o s k a u . e uМедийные данные 2012
О газетеНезависимая газета на немецком и русском языках о политике, экономике и культуре•
Moskauer Deutsche Zeitung была основана в 1870 году и просуществовала до 1914 года•
Последнее возрождение газеты произошло 12 апреля 1998 года.•
Формат: А 3 Периодичность: 2 раза в месяцОбъем: 24 полосы (16 полос на немецком языке, 8 – на русском)Тираж: 25 000 экземпляровЧитатели: около 40 000Рубрики: Политика, Экономика, События, Регионы, Фельетоны, Жизнь в МосквеРаспространение: бесплатно по Москве и регионам РФ, подписка по России и зарубежью
Сайт в Интернете: www.mdz-moskau.eu
P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
Moskauer Deutsche Zeitung
www . m d z - m o s k a u . e uМедийные данные 2012
Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will
nicht
rechts passen, dass d
as einzige Licht
von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
Himmel. Ist das ein zarter Silber-
streif d
a drüben am Horizont oder
doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr m
it der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sic
h warten, seit auf
Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in
den mei-
sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
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Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstra
tow
gehört damit gleich dreifach zur
Risikogruppe. Der K
inderfußball-
trainer aus Wladimir w
ürde sich
gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, a
lso mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
raus, um mit s
einem Hund Gassi
zu gehen. „Da sto
lpern wir dann zu
zweit durch die Dunkelheit. M
an
wird gar nicht mehr ric
htig munter“,
seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ih
re Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast s
chon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: M
it
Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
Au sgab e v om 2. b
i s 15 . F
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Nr. 2 (321) Feb
ruar 2012
U N A B H Ä N G I G E ZE I T U N G F
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DER ANDEREN
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на треть меньше
02
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Sagen Sie einfach: „Ich bin das Pro-
jekt meiner Eltern.“
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Wir haben mehr Probleme mit
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ilien 2014 und
in Russ
land
2018.
Relativer Wohlsta
nd ermuntert bis-
weilen die Menschen, für ih
re Werte
einzustehen, die sie in einem breiteren
Sinne zu verstehen beginnen.
Der amerik
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Reformen sind eine sehr schmerz-
hafte, unangenehme, widrige Angele-
genheit. Wenn man kann, schiebt
man sie lieber auf. U
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Logik haben wir die letzten acht Jahre
gelebt. Aber jetzt hat der Reformstau
ein solches Ausmaß erreicht, d
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weiteres Aufschieben nicht geht.
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Das Imperium gähnt zurück
Die morgendliche Dunkelheit w
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ahlkampfthema
Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
den.
Au sgab e v om 19 . J a nua r bi s 1 . F
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Nr. 1 (320) Januar 2012
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Viele DDR-Bürger kannten an
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chen von Minderheiten
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noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
выставка работ художника-
сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Missio
n noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was u
ns erwartet
Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. A
uf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später tra
t mit
Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
Au sgab e v om 15 . D e z embe r b i s 18 . J a nua r
Nr. 24 (319) Dezember 2011
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
w w w . m d z - m o s k a u . e u
12VI
10GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele
Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in
Sicht-
weite des Kremls vers
ammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
Tino
Kün
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8)
Распространение
Российско-немецкий дом, ул. Малая Пироговская, 5;•Посольство ФРГ в Москве, ул. Мосфильмовская, 56;•Гёте-институт, Ленинский проспект, 95 а;•Немецкий городок, проспект Вернадского, 103;•Германский исторический институт в Москве, •Нахимовский проспект, 51/52;Российско-Германская внешнеторговая палата, •1-й Казачий пер., 7;LLC Немецкий центр промышленности и торговли, •Проспект Андропова, 18, корпус 6;Авиакомпания «Аэрофлот», аэропорт Шереметьево 2.•
Гостиницы«Националь отель», Моховая 15/1;•«Метрополь отель», Театральный переулок, 1/4;•«Президент отель», ул. Большая Якиманка, 24;•«Ренессанс отель», Олимпийский проспект, д. 18/1;•«Рэдиссон САС Славянская», Бережковская наб., д. 2;•«Арт-отель», 3-я Песчаная ул. д. 2;•«Свисс Отель – Красные Холмы», •Космодамианская наб., д. 52;«Балчуг Кемпински Москоу» отель, ул. Балчуг, д. 1;•
«Марриот Аврора» отель, ул. Петровка, 11/20;•«Марриот Гранд отель», ул. Тверская, д. 26;•«Корстон отель», ул. Косыгина, д. 15;•«Холидей Инн», Русаковская ул., 24;•«Шератон отель», 1-я Тверская-Ямская ул., 19;•Отель «Аквамарин», Озерковская набережная, д. 26;•Бизнес отель «Ренессанс Монарх Центр», •Ленинградский проспект, 31А/1«Хилтон Москоу Ленинградская» отель, •ул. Каланчевская, д. 21/40«Мамайсон Ол Сьютс Спа Отель Покровка», •ул. Покровка, 40/2«Пекин отель», ул. Большая Садовая, д. 5•«Катерина-Сити», Шлюзовая наб., 6 , стр. 1•«Катерина-Парк», Кировогрдская, 11;•«Ист-Вест», Тверской бульвар, 14;•«Лотте отель Москва», Новинский бульвар, 8, стр. 2;•«Гостиница Голден Эппл», ул. Малая Дмитровка, 11;•Отель «Кассада Плаза», ул. Мневники, 3, стр.2;•«Бородино Бизнес-отель», ул. Русаковская, 13, стр.5;•Гостиница «Кадашевская», Кадашевская наб., 26.•
Бизнес-центрыGerman Competence Center, Шлюзовая наб., 8/1;•Дукат-Плаза, ул. Гашека, 7;•Олимпик Плаза, Проспект Мира, 33/1;•Легион, ул. Большая Ордынка, 40;•Протон, ул. Новозаводская, 22;•Мировой торговый центр, Краснопресненская •наб., 12;Бизнес-центр на Моховой, ул. Моховая, 4/7, кор. 2;•Бизнес-центр на Серебрякова, пр. Серебрякова,6;•Бизнес-центр, Никитский пер., 5;•Бизнес-центр, ул. Бахрушина, 32/1.•
Кафе, рестораныСoffee Bean, ул. Пятницкая, д. 5, •ул. Покровка, д. 18/3, ул. Сретенка, д. 22/1.Ресторан Deutsches Eck, Проспект •Вернадского, 103;Ресторан WIRT, Плотников пер., 19.•
З д е с ь в ы в с е г д а с м о ж е т е н а й т и с в е ж и й н о м е р г а з е т ы :
P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
Moskauer Deutsche Zeitung
Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will
nicht
rechts passen, dass d
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von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
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doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr m
it der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sic
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Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in
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sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
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Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstra
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Risikogruppe. D
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gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, a
lso mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
raus, um mit s
einem Hund Gassi
zu gehen. „Da sto
lpern wir dann zu
zweit durch die Dunkelheit. M
an
wird gar nicht mehr ric
htig munter“,
seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ih
re Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast s
chon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: M
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Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
Au sgab e v om 2
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15 . Fe b r u
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Nr. 2 (321) Feb
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Putin, Putin, Putin. Auf allen Kanälen
und im Radio. Er is
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ete.
Reformen sind eine sehr schmerz-
hafte, unangenehme, widrige Angele-
genheit. Wenn man kann, schiebt
man sie lie
ber auf. Und nach dieser
Logik haben wir die letzten acht Jahre
gelebt. Aber je
tzt hat der Reformstau
ein solches Ausmaß erreicht, d
ass
weiteres Aufschieben nicht geht.
Anatolij
Tschub
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Das Imperium gähnt zurück
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Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
den.
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Nr. 1 (320) Januar 2012
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Viele DDR-Bürger kannten an
Ausland nur die Tschecho-
slowakei. Andere drangen in
die abgelegensten Winkel der
Sowjetunion vor - heimlich
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MIT EIGENEN
WORTEN
Der Europarat will die Spra-
chen von Minderheiten
schützen, Russland will e
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auch. Warum es trotzdem
noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
выставка работ художника-
сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Missio
n noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was u
ns erwartet
Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. A
uf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später tra
t mit
Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
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Nr. 24 (319) Dezember 2011
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12VI
10GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele
Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in
Sicht-
weite des Kremls vers
ammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
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P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
Moskauer Deutsche Zeitung
Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will
nicht
rechts passen, dass d
as einzige Licht
von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
Himmel. Ist das ein zarter Silber-
streif d
a drüben am Horizont oder
doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr m
it der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sic
h warten, seit auf
Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in
den mei-
sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
Stunde zurückgestellt wurden. Den
Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstra
tow
gehört damit gleich dreifach zur
Risikogruppe. D
er Kinderfußball-
trainer aus Wladimir w
ürde sich
gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, a
lso mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
raus, um mit s
einem Hund Gassi
zu gehen. „Da sto
lpern wir dann zu
zweit durch die Dunkelheit. M
an
wird gar nicht mehr ric
htig munter“,
seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ih
re Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast s
chon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: M
it
Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
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Nr. 2 (321) Feb
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jekt meiner Eltern.“
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Sinne zu verstehen beginnen.
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in Russland sogar z
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Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
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Nr. 1 (320) Januar 2012
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WORTEN
Der Europarat will die Spra-
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noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
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сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Missio
n noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was u
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Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. A
uf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später tra
t mit
Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
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Nr. 24 (319) Dezember 2011
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12VI
10GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele
Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in
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weite des Kremls vers
ammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
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Moskauer Deutsche Zeitung
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РОССИЯ – ГЕРМАНИЯ
DEUTSCHL AND – RUSSL AND
П У Т Е Ш Е С Т В У Е М С У Д О В О Л Ь С Т В И Е М
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2011
V E R B O RG E N E O RT E R U S S L A N D S / ПОТА Й Н Ы Е У ГО Л К И РО СС И И
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Sonderbeilage der Moskauer Deutschen Zeitung 20112011
Спецвыпуск Московской Немецкой Газеты
РОССИЙСКОГЕРМАНСКИЙ ГОД ОБРАЗОВАНИЯ, НАУКИ И ИННОВАЦИЙDEUTSCHRUSSISCHES JAHR DER BILDUNG, WISSENSCHAFT UND INNOVATION
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Формат: А4Объем: 24–56 страницТираж: 10 000–12 000 экземпляровРаспространение: бесплатная адресная рассылка,
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Издательство предлагает следующие услуги:
Der Wecker klingelt um halb
acht. Nie war er unglaubwürdiger.
Draußen ist es stockdunkel. Das
Frühstück um acht wird untermalt
vom Klappern der Handwagen vor
dem Haus. Arbeiter in orangen
Westen wuseln über den Hof und
fegen den Gehweg besenrein. Doch
zu der Geschäftigkeit will
nicht
rechts passen, dass d
as einzige Licht
von den Straßenlaternen kommt.
Um neun: Von der Haltestelle der
Marschrutka geht der Blick gen
Himmel. Ist das ein zarter Silber-
streif d
a drüben am Horizont oder
doch nur Wunschdenken?
Das erste Jahr m
it der Sommerzeit
im Winter hat die Russen gelehrt,
dass es nicht nur das Land der
aufgehenden Sonne gibt, sondern
auch das Land der spät aufgehenden
Sonne. Ihr Land. Der Tagesan-
bruch lässt auf sic
h warten, seit auf
Anordnung von Präsident Dmitrij
Medwedew anders als in
den mei-
sten anderen europäischen Ländern
im Herbst die Uhren nicht um eine
Stunde zurückgestellt wurden. Den
Morgen, so wie man ihn bisher
kannte, überspringt Russland damit
kurzerhand.
Besonders betroffen sind Früh-
aufsteher, Fußballfans und Men-
schen, die im Westen ihrer Zeitzone
wohnen, dort, wo sich die von
Osten kommende Sonne als Letztes
blicken lässt. Nikolaj Jewstra
tow
gehört damit gleich dreifach zur
Risikogruppe. D
er Kinderfußball-
trainer aus Wladimir w
ürde sich
gern die europäischen Fußballwett-
bewerbe wie die Champions League
im Fernsehen anschauen. Aber weil
der Zeitunterschied zu Westeuropa
jetzt drei Stunden beträgt, erfolgt
der Anstoß nach Moskauer Zeit
erst 23.45 Uhr, a
lso mitten in der
Nacht – zu spät für Jewstratow.
Denn der muss anderntags früh
raus, um mit s
einem Hund Gassi
zu gehen. „Da sto
lpern wir dann zu
zweit durch die Dunkelheit. M
an
wird gar nicht mehr ric
htig munter“,
seufzt der 50-Jährige.
In einem Fernsehbericht des Pri-
vatsenders REN-TV klagen Mütter,
es brauche doppelt so lange wie
früher, bis ih
re Kinder abmarsch-
bereit für Schule oder Kindergarten
seien. Und dann gehe es los – mit
der Taschenlampe in der Hand.
Es gehört fast s
chon zum guten
Ton, die Hände über dem Kopf
zusammenzuschlagen, was sich
die Politik wohl bei dieser Ent-
scheidung nun wieder gedacht
habe. Und die Politik reagiert: M
it
Michail Prochorow und Sergej
Mironow haben zwei Kandidaten
für die Präsidentschaftswahlen am
4. März die Wiedereinführung der
Winterzeit in ihre Programme auf-
genommen.
Au sgab e v om 2. b
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Nr. 2 (321) Feb
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Sagen Sie einfach: „Ich bin das Pro-
jekt meiner Eltern.“
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einzustehen, die sie in einem breiteren
Sinne zu verstehen beginnen.
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Die wollen Blut sehen.
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Reformen sind eine sehr schmerz-
hafte, unangenehme, widrige Angele-
genheit. Wenn man kann, schiebt
man sie lieber auf. U
nd nach dieser
Logik haben wir die letzten acht Jahre
gelebt. Aber jetzt hat der Reformstau
ein solches Ausmaß erreicht, d
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weiteres Aufschieben nicht geht.
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Das Imperium gähnt zurück
Die morgendliche Dunkelheit w
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Russland sogar zum W
ahlkampfthema
Weitere runde Jubiläen: Das Puschkin-
Museum für bildende Künste in Moskau
wird 100 Jahre alt, ebenso wie angeblich
auch der Russische Fußballverband.
verbundenen Wegzug von Menschen unter
anderem die Verkehrslage entschärfen. Zu
Moskau statt zum Moskauer Umland gehö-
ren werden künftig Troizk und Schtscher-
binka sowie 19 weitere Städte und Gemein-
den.
Au sgab e v om 19 . J a nua r bi s 1 . F
e b r u a r
Nr. 1 (320) Januar 2012
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , WI R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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03ZU FERNEN
ORTEN
Viele DDR-Bürger kannten an
Ausland nur die Tschecho-
slowakei. Andere drangen in
die abgelegensten Winkel der
Sowjetunion vor - heimlich
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MIT EIGENEN
WORTEN
Der Europarat will die Spra-
chen von Minderheiten
schützen, Russland will e
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auch. Warum es trotzdem
noch keine Einigung gibt.
МИСТИФИКАЦИЯ
ЖИЗНИ
И ТВОРЧЕСТВА
В Москве открывается
выставка работ художника-
сюрреалиста Макса Хаазе
02
Das Politikjahr
Am 4. März wählt Russland einen neuen
Präsidenten – aller Voraussicht nach wird er
aber so neu nicht sein. Wladimir Putin, der
das höchste Amt bereits von 2000 bis 2008
ausübte und gegenwärtig Ministerpräsident
ist, sieht seine Missio
n noch nicht beendet,
wie er sagt, und tritt erneut an. Die neueste
Meinungsumfrage von WZIOM gibt ihm
48 Prozent und allen anderen Kandidaten
maximal zehn. Dabei macht ein Großteil
der Unzufriedenen im Lande seine Ableh-
nung des politischen Systems an Putin fest.
Die Moskauer Massenkundgebungen nach
den Parlamentswahlen im Dezember waren
auch ein Misstrauensvotum gegen ihn –
und am 4. Februar findet die nächste statt.
Beobachter halten es nicht für ausgeschlos-
sen, dass Putin in eine Stichwahl muss.
Allerdings hat es die liberale Opposition
versäumt, sich auf einen Gegenkandidaten
zu verständigen.
Das Moskaujahr
Am 1. Juli wächst Moskau auf einen Schlag
um 160 000 Hektar und damit fast auf das
Zweieinhalbfache. Die neue Grenzziehung
im Südwesten soll die aus allen Nähten
platzende Stadt entlasten und durch Ausla-
gerung von Arbeitsplätzen sowie den damit
2012Was u
ns erwartet
Vor 200 Jahren, am 7. September 1812,
kam es in Borodino vor Moskau zur ver-
meintlichen Entscheidungsschlacht zwi-
schen den napoleonischen Truppen und
der russischen Armee. Rund 300 000 Sol-
daten standen sich gegenüber, erst nach
zwölf Stunden schwiegen die Waffen. Es
gab Zehntausende Tote – und doch keinen
Sieger. Statt ein weiteres Gemetzel zu ris-
kieren, befahl der russische Oberkomman-
dierende Michail Kutusow den Rückzug
und lockte die Invasoren mit dieser Kriegs-
list nach Moskau – in die Falle. Scheinbar
am Ziel seiner Träume, stellte Napoleon
fest, dass niemand kapitulierte, niemand
verhandelte, stattdessen ein schweres Feuer
die Stadt verwüstete und seine Mannen
größte Mühe hatten, Lebensmittel aufzu-
treiben. Dann nahte auch schon der Winter.
Einen Monat nach der Einnahme Moskaus
zogen die Franzosen ab – geschwächt und
demoralisiert. A
uf dem Weg nach Westen
wurden sie von Kutusows Truppen, die auf
diese Gelegenheit gewartet hatten, und vom
einsetzenden Frost zusehends aufgerieben.
Als sie sechs Monate nach dem Überfall
auf Russland wieder die russische Grenze
erreichte, war von der stolzen „Grande
Armée“ kaum noch etwas übrig. Der Sieg
über Napoleon wird in Russland 2012 auf
vielfältige Weise begangen. Im Innenhof
des ehemaligen Moskauer Lenin-Museums
eröffnet ein „Museum des Vaterländischen
Krieges 1812“. Rekonstruiert werden das
Borodino-Panorama und der Triumphbo-
gen am Kutusow-Prospekt. Die Borodino-
Schlacht wird wie jedes Jahr auch diesmal
am Jahrestag vor Ort nachgestellt – aller-
dings mit besonderem Pomp.
Zum 400. Mal jährt sich am 4. Novem-
ber der Volksaufstand von 1612 gegen die
polnische Fremdherrschaft, die den Rus-
sen als Höhepunkt der „Smuta“ gilt, der
Zeit ohne legitimen Regenten – ein natio-
nales Trauma. Die Bürgerwehr von Minin
und Poscharskij, deren Denkmal heute vor
dem Eingang zur Basilius-Kathedrale steht,
befreite den Kreml. Ein Jahr später tra
t mit
Michail Romanow der erste Vertreter einer
neuen Zarendynastie sein Amt an.
Das Jubiläumsjahr
Das Sportjahr
Bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli
in Polen und der Ukraine hat Russland eine
eher leichte Gruppe mit Polen, Griechen-
land und Tschechien erwischt. Gespielt
wird in Warschau und Breslau.
DasDeutschlandjahr
Unter dem Motto „Deutschland und Russ-
land – gemeinsam die Zukunft gestalten“
beginnt im Juni 2012 das Deutschlandjahr
in Russland. Im Fokus der Projekte und
Veranstaltungen stehen in der zweiten Jah-
reshälfte 2012 Moskau und St. Petersburg
und in der ersten Jahreshälfte 2013 die
russischen Regionen, insbesondere Nowo-
sibirsk, Wolgograd, Jekaterinburg, Nischnij
Nowgorod und Kaliningrad. Schwerpunkte
sind die Themen gesellschaftliche Heraus-
forderungen, Stadt und Raum, Ressourcen
und Umwelt, Wissenschafts- und Bildungs-
austausch sowie zeitgenössische Kultur.
Au sgab e v om 15 . D e z embe r b i s 18 . J a nua r
Nr. 24 (319) Dezember 2011
U N A B H Ä N G I G E Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T U N D K U L T U R • G E G R Ü N D E T 1 8 7 0
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12VI
10GUTE REGIE
Die Bilanz des russischen
Filmjahres 2011 kann sich
sehen lassen. Wir stellen
unsere Favoriten vor.
SCHLECHTE REGIE
Weitgehend unbeachtet von
der Öffentlichkeit, ist Kabar-
dino-Balkarien zur Unruhe-
provinz geworden.
УДИВИТЕЛЬНАЯ
ИСТОРИЯ
Вторая мировая
глазами историка Бориса
Ковалева
Bei den Parlamentswahlen vom 4. Dezem-
ber hatten viele
Russen nach eigener Auf-
fassung keine Wahl. Die trafen sie in den
Tagen danach: Landesweit gingen Tausende
auf die Straße, die meisten am 10. Dezem-
ber bei einer denkwürdigen Kundgebung in
Moskau. Auf dem Bolotnaja-Platz in
Sicht-
weite des Kremls vers
ammelten sich mehr als
40 000 Menschen, um für faire Wahlen zu
demonstrieren. Es war
die größte Protestak tion
seit 1991. 02,03
Die Qual der WahlHände hoch und für
faire Wahlen gestimmt:
Mit solchen Flyern
wurde für die Proteste
am 10. Dezember
geworben.
„Hört auf zu lügen und zu stehlen“, fordert dieser
Demonstrant.
„Gauner und Diebe, gebt uns die Wahlen zurück“,
heißt es auf dem Spruchband an der Luschkow-
Brücke. Im Hintergrund: die Kreml-Türme.
Tino
Kün
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8)
Контакт: Ольга МартенсТел. +7(495) 937 65 44E-Mail: [email protected]
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