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Bereits im Teenageralter wusste Fabienne Stöckli, dass sie denjenigen, denen es nicht so gut geht wie ihr, etwas zurückgeben möchte. Im September geht sie zum zweiten Mal nach Johannesburg, um dort eine Kita umzubauen. MyZitig widmet ihr die Frontseite sowie einen 2-seitigen Bericht.
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10 Persönlich«Man kann nicht überall helfen, aber irgendwo muss man anfangen»Fabienne Reinhard
Bereits im Teenageralter wusste Fabienne Stöckli, dass sie denjenigen, denen es nicht so gut geht wie ihr, etwas zurückgeben möchte. Im September geht sie zum zweiten Mal nach Johannes burg, um dort eine Kita umzubauen.
Wellblechhütten, Müllberge, Dreck und Kinder, die auf den Strassen spielen. Ein Alltagsbild, das Fabienne Stöckli aus Alchenflüh mit eigenen Augen im Township in Johannesburg zu Gesicht bekam. Johannesburg gilt als eine der kriminellsten Städte. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und etliche Kinder wachsen ohne Zukunftsperspektive auf. «Viele Eltern schicken ihre Kinder nicht
zur Schule, weil sie es sich entweder nicht leisten können, oder weil die Aussicht auf Arbeit zu schlecht ist», weiss die 28-Jährige. Vor etwas mehr als einem Jahr stiess Fabienne Stöckli auf Facebook auf ein Foto, das sie zur Hilfsorganisation «JAM» führte. Nach einem Infoanlass in Zürich fand sie schliesslich noch Platz in einem Team und reiste nach Johannesburg. Ihre Freunde und Bekannten konnten diesen Schritt nicht verstehen, was die junge Frau sehr überraschte. Sie wurde gefragt, warum sie ihre Ferien opfere. «Für mich ist es selbstverständlich. Je älter ich wurde, desto mehr stellte ich fest, in welch glückliche Lage ich hineingeboren wurde. Man sollte dankbar dafür sein, dass es einem so gut geht und man sollte etwas zurückgeben.» Ihre Eltern haben sie aber nicht speziell weltoffen erzogen.Ihr Umfeld stand zwar hinter ihrer Hilfsaktion, ein Grossteil kann es sich aber nicht vorstellen, so etwas selber mal zu machen. Viele fanden es auch gefährlich. «Alle machen einem Angst mit Johannesburg», meint Fabienne Stöckli. Bedroht fühlte sie sich aber nie, obwohl sie im gefährlichsten Ort der Stadt tätig war. «Wenn man den Einheimischen auf Augenhöhe begegnet, ist es vielleicht anders. Die Leute sahen, dass wir Weisse uns nicht zu schade dafür waren, uns dreckig zu machen.» In Johannesburg bekam das Team von der Hilfsorganisation eine Kindertagesstätte zugewiesen. Bevor der Umbau stattfin
In den von JAM unterstützen Kitas bekommen die Kinder einmal am Tag Brei, der 85 Prozent der Nährstoffe abdeckt.
My Zytig, 14. August 2013 11
den konnte, mussten erst rund 20 Säcke Müll und Scherben vom Boden aufgesammelt werden. Zuvor spielten die Kinder dort barfuss. Danach wurde eine Hütte abgerissen und neu gebaut. Jetzt ist der Container isoliert und hat Türen. Vor der Rückreise wurde Fabienne Stöckli noch am Flughafen in Johannesburg gefragt, ob sie im folgenden Jahr gerne mit einem eigenen Team anreisen würde. In der Schweiz konnte sie eine Gruppe von mehr als einem Dutzend Personen aus der Region Bern zusammenstellen. Unter anderem bekommt sie Unterstützung von einer ehemaligen Lehrtochter und deren Freund, guten Kollegen und anderen Leuten, die dazu gestossen sind. Für die ausgesuchte Kita müssen 60 000 Franken gesammelt werden. Es werden Firmen angefragt und Spendenanlässe veranstaltet. In der Apotheke, in der Fabienne Stöckli arbeitet, durfte sie ein Kässeli aufstellen. Jeder Rappen wird gespendet. «Die Leute sind bereit etwas zu geben, wenn sie wissen,
wo das Geld hinfliesst», erklärt die junge Frau. Jedes Teammitglied muss zudem für den Flug und die Unterkunft selber aufkommen. Die Hälfte des Geldes konnte bereits aufgetrieben werden und einige grössere Anfragen sind noch offen.Im September reist Fabienne Stöckli mit ihrer Truppe nach Afrika. Dass diese Kita-Aktion nichts an der Gesamtsituation in Afrika ändert, weiss sie. «Man kann nicht überall helfen, aber irgendwo muss man anfangen.» Die Bewohner schätzen, dass das Projekt Hilfe zur Selbsthilfe bietet und sich das Team nach dem Umbau wieder zurückzieht. Für die 28-Jährige ist klar, dass sie immer wieder bei solchen Projekten mitmachen würde: «Wenigstens einige Kinder sollen ihre Armut für einen Moment vergessen können.»Infos: www.jam-schweiz.org
Die Kitas in Johannesburg werden vom Staat nicht unterstützt, deswegen sehen sie oft heruntergekommen aus (l.). Dank dem Einsatz des Teams bekam die Kindertagesstätte Bissy Bee ein neues Gesicht (r.).
Voller Einsatz für einen guten Zweck: Fabienne Stöckli bemalt einen Kita-Container.
Spielplätze bringen Kinderaugen zum Leuchten.