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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums
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NEUE ZEITUNG
Nr. 43 Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums (OHM) 11. Jahrg. 2012
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische
Traufenhaus in der Weserstraße und zusammen mit
Dieter Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und
Kultur der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der
Deutschen verbunden, ging es an die Arbeit. Nach
Gründung des Trägervereins öffnete im Herbst 1996
das „Ostdeutsche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10
Jahren ist die anfängliche „Heimatstube“ nun zum öf-
fentlich anerkannten historischen Museum gewachsen,
das zugleich als Zentrum grenzüberschreitender Kul-
turarbeit weithin Anerkennung findet. In über drei Ge-
schossen präsentieren sich Hinterpommern, Ostbran-
denburg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesi-
en sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete
von Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt
NZ-Telegramm S.2
OHM würdigt Engagement
seiner Führungskräfte
Meinung kontrovers S.3
Abschied vom Christentum?
Geschichte S.4
1807: Preußen verordnet die
Bauernbefreiung
Kultur und Kunst S.5
Leidenschaft Theater: Bretter,
die die Welt bedeuten
Musik und Revue S. 6
„Die Goldene 14“ – ein Nien-
burger Exportschlager.
Ost- und Siedlungsgebiete S.7
Der Deutsche Orden im
Prussenland
Persönlichkeiten S.8
Der Reise- und Jugendschrift-
steller Karl May
Landschaften S.9
Ostbrandenburg mit der
Neumark
Termine / Informationen S. 1
Promis im OHM / Kulturpro-
gramm „Jour fix“
Kulinaria S.11
Rezept aus meiner Heimat:
„Heilsberger Keilchen“
Denkwürdige Ereignisse S.12
26. Mai 1521: Der Beginn der
Glaubensspaltung
Stadt Nienburg verweigert sich dem OHM:
Weiterhin keine
Kulturförderung
-nt. Die Stadt Nienburg lässt sich gern loben für das ehrenamtliche
Engagement ihrer Bürger - insbesondere in Sachen Kultur. Was we-
nig durchschaubar scheint, ist nach Meinung vieler Beobachter die
Verteilung der nicht unerheblichen jährlichen Kulturfördermittel,
die - so scheint´s - nach „Gutsherrenart“ erfolgt. Einige sprechen
sogar von Tendenzförderung, die insbesondere diejenigen genießen,
die mit gewissen politischen Richtungen sympathisieren.
Dem Historischen Museum „OHM“ – einem als förderwürdig aner-
kannten eingetragenem Verein (e.V.) - geht es um die von Wissen-
schaftlern begleitete objektive Darstellung der deutschen Geschichte
und Kultur insbesondere der preußischen Ostprovinzen des ehem.
Deutschen Reiches für die Zeit ab 1640 bis 1918. Für ein solches En-
gagement hat der Deutsche Bundestag einstimmig Bund, Länder,
Städte und Gemeinden aufgefordert, eine Förderung vorzusehen.
▲ „Justitia“ steht für Ge-
rechtigkeit und damit für
Gleichbehandlung auch al-
ler Kulturträger vergleich-
barer Art. Das sollte beson-
ders gelten für Maßnahmen
der Öffentlichen Hand.
Neben u.a. dem tendenzfreiem Nien-
burger Regionalmuseum und dem
„soziokulturellen Kulturwerk“, bei-
de ebenfalls (e.V.), finden allerlei
andere Gruppierungen öffentliche
Unterstützung, die sich nur stück-
weise und somit unvollkommen der
Historie annehmen, wie das linksge-
steuerte „Weser-Aller-Bündnis“.
Die vollmundigen Bekundungen,,
Bildung einschließlich geschichtli-
chem Wissen in entsprechenden
Einrichtungen zu fördern, findet
offenbar nur da Umsetzung, wo er-
wünschte Gesinnung geboten wird.
▲ Vorhang auf! OHM for-
dert Gleichbehandlung und
Gerechtigkeit bei der Vergabe
von Kulturfördermitteln von
der Stadt Nienburg.
▲ Stellv. OHM-Vorsitzender Günter Winckler
mit Ehefrau Erika (re.) und die Leiterin des
OHM-Besucherdienstes Teresa Lonchant (li.)
mit Krysztof Nalecz (m.), OHM-Mitglied und
Bürgermeister der polnischen Partnerstadt Bar-
toszyce / Bartenstein (ehemals Ostpreußen).
OHM würdigt
Engagement
seiner
Füh-
rungs-
kräfte
▲Das Ostlandfen-
ster im OHM
▲ OHM-Vorstandsmitglied seit
Grün-dung 1992, Leiterin der Fach-
bibliothek und Korrektorin der NZ
Inge Koslowski – im Bild mit Nien-
burgs stellv. Bürgermeister Rolf
Warnecke, langjähriger Unterstützer
der kulturhistorischen Arbeit des
Ostdeutschen Heimatmuseums.
Seite 2 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
+ NZ Telegramm + NZ Telegramm + NZ Telegramm +
Nahezu zwei Jahrzehnte ehrenamtliches Wirken für die verlo-
rene Heimat im Osten und das Bekenntnis zu Geschichte und
Kultur Deutschlands und insbesondere der Werte, die für
Preußen stehen, zeichnet die Vorstandsmitglieder des OHM
aus.
► Karl-Heinz Schroe-
der bis 2010 stellvertr.
OHM-Vors. (li.), Haus-
hälter und ruhender Pol
in mancher Hektik mit
MdB Sebastian Edathy.
▼
▼ Berlins Innensenator
Heinrich Lummer, dem
OHM-Chef in Freund-
schaft verbunden, mit
Vorstandsmitglied Wal-
ter Gleich im Museum.
10
on Leo Warner
12. Jahrg. 2012/43 NEUE ZEITUNG Seite 3
Meinung kontrovers
TV-Moderatoren bitten alle Tage wiederholt
schauspielernde Diskutanten in ihre Runden, die
sich zumeist sogenannter progressiver Anschau-
ungs- und Lebensweisen rühmen und die den Sit-
ten und Gebräuchen christlich-abendländischer
Kultur Hohn sprechen. Zeitgenossen, die den alt-
hergebrachten christlichen Regeln menschlichen
Miteinanders folgen, gelten als ewig Gestrige und
Spießer. „Multi-Kulti“-Getue, insbesondere isla-
mistische Gebräuche, sind deren Religion und sie
finden Anpasser, wie den umstrittenen Ex-Bun-
despräsidenten Christian Wulff, der eine deut-
schen Gewohnheiten fremde Religion so einord-
nete: „Der Islam ist Teil unserer Kultur“. All die
Progressiven Besserwisser verdrängen, dass das
islamische Recht, die Scharia, die für alle Koran-
Gläubigen verbindlich ist, als unfehlbare Pflich-
Anschlag auf das Abendland
Abschied vom
Christentum?
Atheisten, Alternative und Anpasser
predigen „Multi-Kulti“
von Leo Warner
tenlehre für das gesamte religiöse, politische, soziale,
häusliche und individuelle Leben steht. Dazu gehört
auch die Pflicht zur Bekehrung der „Ungläubigen“
zum Islam und letztlich bei Verweigerung, diese zu
bekämpfen und sogar zu Töten. Das bedeutet am
Ende Krieg. Auf die Erniedrigungen, die musli-
mische Frauen selbst in Deutschland allein
körperlich erdulden müssen, sei hingewiesen.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in
Straßburg urteilte in mehreren Verfahren, dass die
Scharia „inkompatibel mit den fundamentalen
Prinzipien in der Demokratie“ ist.
Was evangelische Geistliche in Deutschland heute
bei sogenannten modernen Zweisamkeiten mit dem
christlichen Glauben für vereinbar halten und was
deutsche Gerichte für Recht ansehen, verwundert.
Ist es ein Anschlag auf die abendländische Kultur?
Zitate von Papst Benedikt XVI.
„Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der
Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die
Zukunft.“ (Rom 2005)
„Die … Auflösungstendenzen bezüglich der Ehe, … bis hin zur
Pseudo-Ehe zwischen Personen des gleichen Geschlechts … sind
Ausdruck einer anarchischen Freiheit, die sich zu Unrecht als wahre
Befreiung des Menschen ausgibt.“ (Rom 2005)
„Der Terrorismus, welcher Herkunft er auch sei, ist eine perverse und
grausame Entscheidung, die das unantastbare Recht auf Leben mit
Füßen tritt.“ (Köln 2005)
„Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst Du
nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, das er vor-
geschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu
verbreiten“. Zitat Benedikts von einem byzantinischen Kaiser,
vermutlich Konstantin der Große (322 –337), in einer Vorlesung an
der Universität Regensburg (2006).
▲ Bollwerk gegen Atheismus,
Abnormität und fremde Kulturen:
Papst Benedikt XVI.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
Geschichte
Nur wenige Tage nach dem der Reformer
Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
als Leitender Minister an die Spitze der
preußischen Verwaltung getreten war,
erließ König Friedrich Wilhelm III. am
9.Oktober 1807 in Memel ein epochema-
chendes „Edikt über den erleichterten
Besitz und den freien Gebrauch des
Grundeigentums sowie die persönlichen
Verhältnisse der Landbewohner“ und hob
für das Königreich Preußen die seit dem
Mittelalter geltende Leibeigenschaft der
Bauern auf.
Zu diesem Gesetz kam es unter dem
Zwang der politischen Ereignisse. Wenige
Monate zuvor hatte Napoleon Preußen
vernichtend geschlagen und Friedrich
Wilhelm III. im Frieden von Tilsit ge-
zwungen, auf die Hälfte seines Territori-
ums zu verzichten. 150.000 französische
Soldaten standen auf preußischem Boden,
Verordnete
Freiheit
Die Bauernbefreiung
in Preußen (1807)
brachte tiefgreifende
gesellschaftliche Umwälzungen
um die Zahlungen der hohen Kriegskontributionen zu
überwachen. Sie mussten verpflegt werden, während die
einheimische Bevölkerung hungerte. Der Handel und
vor allem die Landwirtschaft lagen völlig danieder. Der
preußische Staat kämpfte verzweifelt um sein
Überleben und niemand wusste, wie es weitergehen
sollte.
In dieser schwierigen Situation meldeten sich die Re-
former um von Stein mit dem Ziel, durch die Gewäh-
rung von Freiheitsrechten, selbstverantwortliches
Handeln der Bürger zu bewirken. Ihre Argumente
verfehlten ihre Wirkung auf den König nicht und er
verfügte, dass künftig jeder Bauer Herr auf eigenem
Grund und Boden sein sollte und gewährte zugleich das
Recht auf Niederlassungsfreiheit für jeden.
▲ Viele verarmte Kleinbauern waren gezwungen, als Tage-
löhner zu arbeiten, die in der Erntezeit für ein geringes Entgelt
auf den Feldern mithalfen.
11. Jahrg. 2012/43 NEUE ZEITUNG Seite 5
Kultur und Kunst
Bretter,
die die Welt
bedeuten
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zogen viele
Komödiantentruppen wie schon im Mittel-
alter von Stadt zu Stadt und schlugen auf
Märkten und Messen ihre hölzernen Bühnen
auf. Sie spielten nach dem Geschmack der
einfachen Leute, die den meist blutrün-
stigen Schauerdramen gebannt folgten und
johlend die derben Späße des „Hanswursts“
beklatschten, der sie zwischen den Akten mit
allerlei wüsten Witzen unterhielt. Nur
wenigen Wandertruppen gelang es, mit
einem solchen Repertoire an einem der zahl-
reichen deutschen Fürstenhöfe zu gastieren,
wo man es vorzog, in Schlosstheatern den
kultivierten Darbietungen italienischer
Opern zu lauschen.
Erst Friederike Caroline Weißenborn aus
dem Voigtland, die mit dem Schauspieler
Johann Neuber durchgebrannt war und eine
eigene Theatertruppe gegründet hatte, ver-
bannte den Stehgreifklamauk von der Büh-
ne. Als die Neuberin 1754 dem jungen Stu-
denten Gotthold Ephraim Lessing begegnete
und in ihm die Leidenschaft fürs Theater
weckte, begann eine neue Epoche der Ge-
schichte des deutschen Schauspiels. Lessing
arbeitete als Dramaturg in Hamburg und
setzte Shakespeare auf den deutschen Bühnen
durch. Er schrieb mit Miss Sara Simpson das erste
bürgerliche Trauerspiel in deutscher Sprache und
auch die deutsche Komödie mit Anspruch Minna
von Barnhelm stammte aus seiner Feder. Ohne ihn
wären Goethes und Schillers Dramen nicht
denkbar gewesen.
► Die Schauspielerin Friederike Caroline Neuber -
die „Neuberin“ (1697-1760) - im Gespräch mit dem
Dichter und Dramaturgen Gotthold Ephraim
Lessing (1729-1781)
▲ Von der vom breiten Volk genutzten Wanderbühne
des 17. Jahrhunderts bis zu den prunkvollen Theaterbau-
ten der fürstlichen Herrscher in den folgenden Jahrhun-
derten war es ein deutlicher Schritt. Da verfolgten die
Damen und Herren der adligen Gesellschaft die Darbie-
tungen von separaten Theater-Logen aus.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
Kultur
Museu
museu
m
Ostdeutsches
Heimatmuseum (OHM)
Historisches Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Gastkommentar:
Leo Warner
Korrektur: Inge Koslowski Auflg. 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Leinstr. 5, 31582 Nienburg
Tel./ Fax: 05021 / 91 15 63
Internet:
ohm-nienburg.jimdo.com
E-Mail:
Die in Leserbriefen, Artikeln
und Kommentaren vertretenen
Auffassungen decken sich nicht
unbedingt mit der Meinung der
Redaktion.
1986 plante man für Nienburgs Meerbachhall eine große Musik-Show der leichten Muse und suchte nach
einem geeigneten musikalischen Gesangsbeitrag. Dieter Lonchant, ein Mann, der erfahren war im Metier
und Fan der Musik der „Goldenen 29er Jahre“, erhielt den Auftrag, etwas Passendes zu arrangieren.
Kurzfristig schrieb er ein komplettes Bühnenprogramm und gründete mit Freunden und ihm bekannten
Künstlern und Musikern ein Revue-Ensemble. Die Veranstaltung mit über 1.000 Besuchern, die er als
Regisseur und Entertainer begleitete hatte im Mittelpunkt eine von ihm kreierte Musik-Revue mit Schla-
gern und Chansons aus der „guten alten Zeit“. Sie wurde ein voller Erfolg.
Das war das Signal für das Ensemble - benannt „Die Goldene 14“ - weiterzumachen. Gesangs- und Schau-
spielunterricht, ein renommiertes Tonstudio, eine eigene Tonanlage mit Lichtorgel und aufwendige
Kostüme halfen die Truppe fit und für weitere Auftritte auch auf großen Bühnen einsatzbereit zu
machen. Man startete be-scheiden auf Schützenfesten, Betriebsvergnügen und Bällen in der Region.
Musik und Revue
Ein
Nienburger
Exportartikel
von Rang
„Die
Goldene
14“
▲ Die 14 Mitglieder des Ensembles in den Kostümen zur Revue
„Die Goldenen Zwanziger“ (Auftritt im überfüllten Nienburger
Theater „Auf dem Hornwerk“)
▲ Die Hauptsängerinnen „Tessi & Anni“
(Teresa Lonchant und Anna Holownia) mit
Dieter Lonchant in Bartenstein / Ostpr.
Doch schon bald meldeten sich Konzertagenturen. Von nun an ging es fast
Wochenende für Wochenende mit Spezialanhänger für Kostüme und
Requisiten auf Tour. Oft füllten bis zu 1.000 Zuschauer große Säle, Hallen und
Theater in Berlin, und Bandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen.
In Hannover wurde das Ensemble besonders oft gebucht: Rendezvous im Zoo,
Altstadt- und Maschsee-Feste, Internationaler Ball des Sports sowie
Weihnachtsgala im Kuppelsaal. Für den 1. Mai nach der Wende engagierte
die Stadt Leipzig „Die Goldene 14“ gleich mit zwei Shows für die erste
nichtsozialistische Maifeier.
Die Presse schrieb: „Über 20.000 be-
geisterte Zuschauer im Johanna-
park“. Hinzu kamen alljährlich
Nordsee- und Kurbäder-Tourneen.
Auch medienbegleitete Auftritte in
den ehem. Ostgebieten waren auf
dem Programm: Pommern, Ost-
preußen, Ostbrandenburg, Schle-
sien. Radio Breslau sendete auf viel-
fache Hörerwünsche mehrfach Aus-
schnitte aus den Veranstaltungen.
Nach einem Auftritt im ZDF stellte
sich die Frage: „Weitermachen? Ins
Profi-Geschäft?“ Der Truppe war´s
genug. 2000 ging man in Pension.
11. Jahrg. 2012/43 NEUE ZEITUNG Seite 7
Ost- und Siedlungsgebiete
▲ Hauptredner Dieter Lonchant
sprach auf Großveranstaltung in
Minden / 11.September 2011 Konrad, Herzog des nordpolnischen
Fürstentums Masowien, war in ernste
Gefahr geraten, als er im Jahr 1225
versuchte, die heidnischen Prussen im
Norden Masowiens zu missionieren
und zu unterwerfen. Diese leisteten
erbitterten Widerstand und griffen
ihrerseits Konrads eigenes Gebiet an.
Auf der Suche nach militärischer Hilfe wandte er
sich an den Hochmeister des Deutschen Ordens,
Hermann von Salza. Für den Fall eines Sieges der
Ordensritter über die ihn bedrängenden Prussen,
sicherte er ihm das Kulmer Land (Teil des späte-
ren Westpreußen) zu. Nachdem Kaiser Friedrich
II. den Handel bestätigt und der Orden die Prussen
besiegt hatte, erhielt der Deutsche Orden nicht nur
das versprochene Land zu eigen sondern zugleich
auch das Recht der uneingeschränkten Herrschaft
über alle Länder zugesprochen, die der Orden im
Nordosten künftig noch erobern würde. Der Or-
den war gegenüber den anderen Fürstentümern
und dem Reich zu keinerlei Diensten oder Gefolg-
schaft verpflichtet. Das war die Geburtsstunde des
Deutschen Ordensstaates. Er sollte für 300 Jahre
die Geschicke Ost- und Westpreußens sowie Polens
wesentlich bestimmen. Ab 1274 residierte der
Hochmeisters des Deutschen Ordens auf der zwi-
schen 1270 und 1300 errichteten Marienburg, die
vom Orden südöstlich von Danzig an der Nogat, ei-
nem Seitenarm der Weichsel, liegt. Von hier aus
wurden weitere Gebiete erobert, kultiviert und
planmäßig besiedelt, wozu Bauern und Handwer-
ker zunächst aus Deutschland, später auch aus
anderen europäischen Staaten wie Holland, Frank-
reich und Österreich angeworben wurden.
Die Ritter verbanden dabei christliche Mission mit
kriegerischer Eroberungspolitik. Es entstanden
Dörfer mit bedeutender Agrar- und Viehwirt-
schaft, blühende Städte und wehrhafte Burgen.
◄ Bauern, die der Deutsche Orden im
Reich angeworben hatte, um sie im von
den Prussen eroberten Land anzusiedeln,
treffen auf Ordensritter und fragen nach
dem Weg.
Der
Deutsche
Orden
im
Prussenland
Seite 8 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
Persönlichkeiten
Der Reiseschriftsteller,
Redakteur und Autor von
Jugenderzählungen Karl May
* Ernstthal (Kgr. Sachsen) 25. 02. 1842 – † Radebeul 30. 03. 1912
▲ Winnetou (Pierre Brice) und Old
Shatterhand (Lex Barker) im Film:
„Der Schatz im Silbersee“
sich klar zum Christen-
tum und stellt das Gute
und Verzeihende in den
Vordergrund. Am Ende
seines Lebens bereiste
May die Schauplätze sei-
ner Erzählungen, denen
er in Radebeul in mehre-
ren Museen sein Anden-
ken widmete. Es ist be-
dauerlich, dass die heu-
tige Erwachsenengene-
ration, offenbar in Un-
kenntnis über die span-
nenden und wissenver-
mittelnden Abenteuer-
Romane, Karl Mays Bü-
cher der heutigen Jugend
anstelle von gängigem
modernem Schund, nicht
weiterempfiehlt.
Die Karl-May-Filme der
60er Jahre finden den-
noch weiter Zuspruch.
Karl Friedrich May war einer der produktivsten Autoren.
und gilt als einer der am häufigsten übersetzten deutschen
Schriftsteller. Die weltweiten Auflagen seiner Werke wird auf
200 Millionen geschätzt, davon 100 allein in Deutschland. Be-
kannt wurde er vor allem durch seine sog. Reiseerzähllugen,
die vorwiegend im Orient, in den USA und im Mexiko des 19.
Jh. spielen. Auch seine sächsische Heimat machte er zum
Schauplatz seiner Romane. Besondere Bekanntheit erlangten
die in mehreren Bänden zusammengefassten Geschichten um
den Indianer Winnetou und seinen Freund Old Shatterhand,
in dem er sich selbst wiederfand. Viele seiner Werke wurden
verfilmt und in Hörspielen verarbeitet,
Karl May entstammte einer armen Weberfamilie, wurde in
seiner Jugend mehrfach durch unbedeutende Diebereien und
Hochstapelei straffällig und musste öfter einsitzen. Diese Zei-
ten nutzte er, viel zu lesen und schuf sich dabei die Grundla-
ge für seine Schriftstellerkarriere, während der er auch für
diverse Zeitschriften tätig war. In seinen Werken bekennt er
Karl-May-Museen in Radebeul bei Dresden
„Villa Shatterhand“
und „Villa Bärenfett“
Afte von Ribbeck
11. Jahrg. 2012/43 NEUE ZEITUNG Seite 9
Landschaften
▲ Landsberg / Warthe, die Metropole Ost-Branden-
burgs, mit der Marienkirche und dem von der „Hei-
matkreisgemeinschaft Landsberg / Warthe“ nach
seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nunmehr
wieder errichteten „Pauksch-Brunnen“. Dies war
nur möglich durch das gute Miteinander, das die
Heimatvertriebenen mit der Polen pflegen. So konn-
ten auch die in deutsch gehaltenen Texte zur Ge-
schichte des Brunnens wieder angebracht werden.
Ost-
branden-
burg
mit der
Neumark
Die Neumark, im Westen und Süden von der Oder
begrenzt, im Norden von Pommern und im Osten
von Polen, war von 1454 bis 1945 Teil der preußi-
schen Provinz Brandenburg. Zuvor war sie Teil des
Deutsch-Ritter-Ordensstaates. Nach einer Über-
gangszeit unter poln. Verwaltung gehört nach dem
Zwei-plus-Vier-Vertrag (1990) dieser Teil mit den
ehem. Kreisen und Teilbereichen Königsberg
(Neumark), Soldin, Arnswalde, Landsberg/Warthe
Friedewald, Frankfurt/Oder (hier die Dammvor-
stadt), West- und Oststernberg, Züllichau-Schwie-
bus, östliche Teile von Guben sowie ein Teil von
Forst, Crossen und Sorau zu Polen. Neben der Oder
beherrschen die Flüsse Netze und Warthe mit ihren
weiten Sumpfgebieten die Landschaft. Da nach der
Oderregulierung im 18. Jahrhundert der ur-
sprüngliche Grenzverlauf im Westen unverändert
blieb, erstreckt sich die Neumark auch auf das
westliche Oderufer mit den Hauptteilen von
Frankfurt/Oder, und nach der Wende auch Teilen
von Guben und Forst sowie den Kreisen Für-
stenwalde, Cottbus und mehreren kleinen Gemein-
den, die heute weiterhin zu Deutschland zählen.
Nach der Kolonisation fanden auf Hinwirken
Friedrichs des Großen, Tuchmacherhandwerk, Ta-
bakverarbeiung und Porzellanherstellung in der
östlichen Neumark eine nennenswerte wirtschaft-
liche Geltung. Die Neumark war wiederholt zerstö-
rerischen Einfällen und Plünderungen durch Po-
len, Hussitten und Schweden ausgesetzt. Die Pest-
epidemie (1626-1631) raffte weite Teile der Ein-
wohnerschaft hin. Die Rote Armee erreiche Ende
Januar 1945 die Neumark, deren Zivilbevölkerung
die höchsten deutschen Verluste zu beklagen hatte.
Seite 10 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
++ Nachrichten + Termine + Informationen ++
OHM-Herbst-Programm
8. „Jour Fix“
Montag, 17. Sept. 2012
16.00 Uhr - Saal „Preußen“
Schicksals-
stunden:
Berlin
17. Juni `53
13. Aug. `61
09. Nov. `89
Referent:
Dieter Lonchant ehem. Mitglied des
Berliner
Abgeordnetenhauses
l
Eine Veranstaltung
in Zusammenarbeit
mit der
VHS-Nienburg
Unkostenbeitrag 5,00 €
Kulinaria und
Erfrischungen inbegriffen
▲ Eine große Zahl von Prominenten waren unsere Gäste
und lobten Ausstellungen und Begleitprogramme. Auf dem
Bild gemeinsam mit OHM-Chef Dieter Lonchant: Mi-Präs.
Christian Wulff (CDU), MdL Jan Ahlers, Karsten Heine-
king (beide CDU) und Marie-Luise Hemme (SPD) sowie
Bgm. Peter Brieber. Weiterhin waren zu Gast: Rundfunk-
Dir. Werner Bader (Deutsche Welle/Köln), Min. Dr. Stefan
Birkner (FDP), Industrieller Wilhelm von Boddien (Gesch-
führer Berliner Schlossverein), General Grzegorz Butzka
(PL), stellv. Landrat Janusz Dabrowski (PL), Reg.-Bgm.
Eberhard Diepgen (CDU), MdB Sebastian Edathy (SPD),
Min. Rainer Eppelmann (CDU), Hafenkommandant Maxi-
milian Heidenreich, Staatsschausp. Koslek-Uhlmann
(Hamburg), Reg.Präs. Gertraude Kruse (SPD), Senator
Heinrich Lummer (CDU), Bgm. Krysztof Nalecz (PL), Min.
Steffen Reiche (SPD), Bischoff Dr. Adolf Setlak (PL), Min.
Lutz Stratmann (CDU), Unternehmer Hermann Wiebe.
Promis im OHM
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0
Schipse 6 Telefax (05021) 626 25
31582 Nienburg [email protected]
Die Berliner Mauer
Symbol
der deutschen Teilung
11. Jahrg. 2012/43 NEUE ZEITUNG Seite 11
Kulinaria
Tipps
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
Aus meiner
ostpreußischen Heimat
Heilsberger
oder
Schucke-Keilchen Zutaten: 1.000 g geriebene, rohe Kartoffeln, 350 g
geriebene, gekochte Kartoffeln, 2 Eier, 1 Esslöffel
Mehl oder Kartoffe1mehl, 1 Teelöffel Salz, 2 Eß-
löffel Essig, 125 g Räucherspeck, 2 Zwiebeln, 2
Esslöffel Butter.
Anwendung: Die geriebenen, rohen Kartoffeln in
einem Tuch auspressen, mit den gekochten, gerie-
benen und erkalteten Kartoffeln, den Eiern, dem
Mehl und Salz zu einem festen Teig verarbeiten.
Gut ein Liter Wasser zum Kochen bringen, sal-
zen, kleine längliche Teile, die „Keilchen“, mit ei-
nem Löffel abstechen und ins leise siedende Was-
ser geben. Zum Schluss sollen die Keilchen vom
Wasser bedeckt sein. Sind sie gar, wird die Brühe
mit Salz und Essig abgeschmeckt. Inzwischen ha-
ben wir den gewürfelten Speck und die gewürfel-
ten Zwiebeln in etwas Butter kross gebraten. Sie
werden über das Gericht gegeben, das noch mit
etwas Butter verfeinert wird.
In meiner Heimatstadt Bartenstein kannte man
das Gericht aus dem benachbarten Heilsberg un-
ter dem Namen „Schucke-Keilchen“
Die Burg, im Mauerwerk gut erhalten, war ab der
Fertigstellung um 1400 Sitz der ermländischen Bischöfe
und beherbergt heute ein historisches Museum. Während
des französisch-russischen Krieges auf ostpreußischem
Boden (1807 - Schlacht bei Heilsberg) waren Stadt und
Burg Heilsberg von den Russen besetzt, die sich jedoch
dort nicht halten konnten.
◄ Deutsch-
Ordens-Burg in
Heilsberg,
heute polnisch
Lidsbark- War-
minski, gelegen
süd-westlich
von Bartenstein
(Bartoszyce)
Seite 12 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/43
Denkwürdige Ereignisse
ganz Deutschland verbreitet – der darin vertre-
tene Gedanke von der frei gewährten Gnade
Gottes, die jedem Christen zuteil würde, der nur
aufrichtig bereute, fand beim Volk großen An-
klang.
Im Grunde wollte Luther aber nicht die Kirche
in ihren Grundfesten angreifen. Erst als im
Verfahren gegen ihn wegen Ketzerei eröffnet
wurde erweiterte er 1520 seine Kritik in ver-
schiedenen Schriften: „An den christlichen Adel
deutscher Nation“ - „Von der babylonischen Ge-
fangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit
eines Christenmenschen“. Viele Amts- und Wür-
denträger reagierten empört. Die Befürworter
einer Kirchenreform und viele einfache Men-
schen waren dagegen begeistert, Der Streit zwi-
schen Luther und der etablierten Kirche weitete
sich bald aus bis ihn der päpstliche Bann traf.
26. Mai 1521:
Beginn der
Glaubens-
spaltung
Martin Luther:
„Widerrufen kann
und will ich
nichts“
Auslöser für die kritische Haltung Luthers war
der Ablasshandel: Gegen die Zahlung einer ge-
wissen Geldsumme konnte man den Erlass von
kirchlichen Sonderstrafen erlangen, was wiede-
rum die Verweilzeit im Fegefeuer verkürzen
sollte. Die verbreitete Angst vor diesen jenseiti-
gen Qualen veranlasste die Menschen, den Ab-
lass in Anspruch zu nehmen. Das brachte der
Kirche viel Geld ein. Bald herrschte die Ansicht,
man könne sich von den Sünden selbst freikau-
fen und einen sicheren Platz im Paradies erwer-
ben.
Luther, dem das Sakrament der Buße besonders
wichtig war, fand diese Praxis unerträglich. Da-
her verfasste er 1517 seine 95 Thesen über den
Ablasshandel. Eigentlich nur für die kirchliche
Disputation gedacht, um die Auswüchse des Ab-
lasshandels zu beseitigen, waren sie schnell
in
◄ Martin Luther verteidigt auf
dem Reichstag in Worms vor
Kaiser Karl V. und dem ver-
sammelten Reichstag seine Kri-
tik an der katholischen Kirche.