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Neues aus der Energiebranche - jade-hs.de · anstaltung „Fachjournalismus“ Arti-kel verfasst, so dass sich insgesamt fast 40 Studierende an dem Projekt beteiligt haben. Geleitet

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Energieforschung an der FHProjekte voller Energie

ImpulseNeues aus der Energiebranche

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Megawatt am WattenmeerKraftwerksbau in Wilhelmshaven

Modernste KraftwerkstechnikInterview mit dem Projektleiter von E.ON

Leuchtende WarnschilderSignalanlagen im Straßenverkehr

Investition in die ZukunftPhotovoltaik in Wilhelmshaven

Die Sonne scheint für FußballfansSonnen-Power für die Werder-Elf

Ich gebe Gas - aber was?Autogas oder Erdgas

Ernährung für SportlerSo leicht bringen Sie sich in Topform

Noch ganz dichtEnergiesparend wohnen im Passivhaus

AbgestelltEinen Tag ohne Strom

AufgedrehtWindkraft im Wandel

AufgetanktEnergie für den JadeWeserPort

Offshore im AusbauTestanlage in Hooksiel

Der Fachbereich stellt sich vorImpressum

PreisrätselVier Fragen lösen, tolle Preise gewinnen

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Titelfoto / Foto: BARD / TOBIS

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Hoher EnergiegehaltIn Ihren Händen halten Sie die ersteAusgabe impuls.nordwest. Zu wech-selnden Schwerpunktthemen werdenSie zukünftig einmal pro SemesterBeiträge zu Themen aus der Zukunfts-region Wilhelmshaven/Friesland fin-den. „Semester“ weist schon daraufhin: impuls.nordwest ist das Ergebniseines studentischen Projektes an derFachhochschule in Wilhelmshaven.Studierende des Studiengangs „Me-dienwirtschaft und Journalismus“(MWJ) haben diese Erstausgabe erstelltund werden zukünftig jedes Semestereine Ausgabe unter einem neuenSchwerpunktthema herausbringen.

Das Thema Energie drängt sich alsEinstieg auf, da sich Wilhelmshavendurch viele energierelevante Projektezur Energiedrehscheibe Deutschlandsentwickelt. So werden schon heuteetwa 30 Prozent des Rohölimports überWilhelmshaven abgewickelt. Ob Siealso in München oder Hamburgtanken, jeder dritte Liter Benzin kommtaus Wilhelmshaven.

Daneben spielen besonders in unse-rer Region erneuerbare Energieträgereine wichtige Rolle. Windenergieanla-gen gelten deutschlandweit als ein

Markenzeichen Norddeutschlands. Zu-dem ist in Hooksiel ein großer Bausteinunserer zukünftigen Energieversor-gung, die Offshore-Windenergie,durch eine Testanlage bereits greifbar.

Um eine sichere Energieversorgungzu gewährleisten, werden auch wei-terhin fossile Energieträger benötigt.In Wilhelmshaven ist in diesem Zusam-menhang in nächster Nachbarschaftzum JadeWeserPort das modernsteKohlekraftwerk der Welt geplant. DieRegion Wilhelmshaven/Friesland hatalso auf dem Gebiet der Energie einigeszu bieten: Informieren Sie sich inimpuls.nordwest über die aktuellenProjekte und zukünftigen Vorhaben inunserer Region.

Noch ein Wort in eigener Sache:impuls.nordwest ist ein weiteres Bei-spiel für die praxisnahe Ausbildung anunserer Hochschule. MWJ ist derjüngste Studiengang des FachbereichsWirtschaftsingenieurwesen. Seit dreiJahrzehnten bauen wir das Angebot aninterdisziplinären Studiengängenkonsequent aus und entwickeln beste-hende weiter. Informationen überunser Studienangebot finden Sie unterwww.my-fh.de. Harald Lohner

MWJ-Studierende freuen sich über ihre erste Ausgabe. Foto: KAROLINE SCHEER

Projekt impuls.nordwest

Redaktion, Gestaltung, Technik undOrganisation haben Studierende desStudiengangs MWJ im Rahmen einesMedienprojektes für diese Beilageselbst übernommen. Zusätzlich ha-ben die Studierenden der Lehrver-anstaltung „Fachjournalismus“ Arti-kel verfasst, so dass sich insgesamtfast 40 Studierende an dem Projektbeteiligt haben. Geleitet wird es vonden Professoren Andrea Czepek undKnut Barghorn (siehe Foto rechts).Das Projekt soll dazu beitragen, Wis-sen zwischen Fachhochschule, Wirt-schaft und Bürgerinnen und Bürgernder Region auszutauschen.

Unterstützt wird die Lehrredakti-on mit der vom Mittelrhein-Verlagentwickelten Software red.web. DerVerlag stellt der FH die Softwarekostenfrei zur Verfügung. Auch derDuden-Verlag beteiligt sich, indemeine Rechtschreib- und Trennhilfe,die Proof-Factory, in das Redaktions-system integriert wurde. „Die Stu-dierenden haben in diesem Projektdie Möglichkeit, an Systemen zu ar-beiten, die in professionellen Verla-gen eingesetzt werden“, erläutertProf. Dr. Knut Barghorn. Druck undVertrieb werden von der Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesell-schaft realisiert. Dieses Heft liegtder Wilhelmshavener Zeitung unddem Jeverschen Wochenblatt bei.

Prof. Dr.-Ing. Harald Lohner

Dekan des Fachbereichs

Wirtschaftsingenieurwesen

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Projekte voller EnergieDie Forschungsprojekte der FH OOW in Wilhelmshaven betreffen

nicht nur die Region

Viele Studierende kommen mit einemZiel an die Fachhochschule im Nordwes-ten: Ihr Wissen in ihrem Interessensge-biet zu vertiefen und ein Studium ab-schließen. Das ist aber nicht alles, dennzusätzlich zur eigentlichen Ausbildungkönnen die Studierenden ihr Wissenpraktisch einsetzen: In Projekten mitregionalem Bezug, die sogar interna-tionale Auswirkungen haben könnten.Doch was verbirgt sich hinter Projekten

wie „H2-Port“ oder „Burg Berum“?„H2-Port“ ist eines der Projekte zur

Emissionsreduktion, mit der Idee, fossi-le Energieträger wie Dieselkraftstoffdurch Wasserstoff (H2) zu ersetzen.

Aus zwei Gründen weist Wilhelmsha-ven hierfür beste Voraussetzungen auf.Zunächst fällt bei der hier ansässigenFirma INEOS Chlor Atlantik GmbH Was-serstoff als Nebenprodukt der Chlor-herstellung an, der sonst ungenutzt

bleibt. Darüber hinaus ist mit dem Jade-Weser-Port ein Containerhafen ge-plant, in dem pro Jahr etwa sechsein-halb Millionen Liter klimaschädlicherDiesel nötig sein werden, um den Hafenzu betreiben. Hauptsächlich wird dieserfür die Van Carrier verwendet, mit de-nen Container am Hafen transportiertwerden. Zentrale Idee des Konzeptes„H2-Port“ ist es nun, die etwa 3.800Tonnen Wasserstoff, die pro

Text: YVONNE LAMPE, NATALIA JOOSTEN / Foto: KONECRANES GMBH

Dieser Van Carrier der Firma Konecranes Lifting Business könnte statt des klimaschädlichen Dieselkraftstoffes mit umweltfreundlichen Wasserstoff

betrieben werden. Gewöhnlich werden in einem Hafen etwa sechseinhalb Millionen Liter Diesel im Jahr verbraucht.

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Jahr als Nebenprodukt in Wilhelmsha-ven anfallen, zu nutzen, um den Dieselzu ersetzen. 40 Prozent dieser Mengekönnten einen Großteil des Dieselkraft-stoffes ersetzen. Wenn das Vorhabenumgesetzt werden sollte, könnte sichWilhelmshaven langfristig als Demons-trationsregion für eine nachhaltigeEnergieversorgungetablieren.

Beispielhaft für eine kurzfristigepraktische Umsetzbarkeit ist auch dasProjekt „Burg Berum“, eine Gemein-schaftsarbeit der Fachbereiche Wirt-schaftsingenieurwesen und Wirtschaftin Wilhelmshaven. Die Eigentümer derFerienanlage Burg Berum, Familie vonOppeln-Bronikowski, suchten nachMöglichkeiten Energie zu sparen, denndie Energiekosten für die Burganlage,die nordöstlich von Emden liegt, stelleneine immer größere Belastung dar. Umdieses Problem zu lösen, entwickelteeine Forschungsgruppe von Studieren-den ein Energieoptimierungskonzept.

„Problematisch waren die denkmalge-schützten Gemäuer der Burg, wodurcheine gängige Außendämmung verhin-dert wurde“, erklärt Professor Dr. GerdHilligweg, Dekan des FachbereichsWirtschaft und Leiter des Gesamtpro-jekts. Die Studierenden entwickeltenfünf Sanierungsvarianten, unter ande-rem eine Innendämmung oder eineneue Heizanlage. Bis zu 40 Prozent derverbrauchten Energie lässt sich auf die-se Weise einsparen.

Für Studierende bietet sich durch dieMitarbeit in einem Forschungsprojektaber nicht nur die Möglichkeit, prakti-sche Anwendungsmöglichkeiten zuentwickeln – vor allem die Erstellungvon Abschlussarbeiten und eventuellauch eine Promotion in Zusammenar-beit mit einer Partner-Universität sindmöglich. Diplom-Ingenieurin SwantjeNikolai hat es vorgemacht: Nach erfolg-reich abgeschlossenem Studium arbei-tete sie zunächst als wissenschaftliche

Mitarbeiterin und derzeit als Dozentinfür Mathematik im Fachbereich Inge-nieurwissenschaften und ist Mitgliedder Laborgruppe im Labor für elektri-sche Energieversorgung. Hier schreibtsie auch ihre Doktorarbeit: „Schonwährend des Studiums habe ich michfür die aktuellen Forschungsprojekteinteressiert – nun kann ich selbst richtigtief einsteigen“, berichtet Nikolai.

Aber auch für Industrie- und Dienst-leistungsunternehmen ist es durch diehohe Anwendungsbezogenheit derForschung an der Fachhochschule mög-lich zu profitieren: Das Institut für er-neuerbare Energieversorgung (InEV)kooperiert beispielweise mit der FirmaE.ON Kraftwerke in ihrem aktuellenModellprojekt 50plus, dem Neubau ei-nes der modernsten Kohlekraftwerkeder Welt in Wilhelmshaven. Weitere In-formationen zu diesem und anderenProjekten finden Sie in den folgendenArtikeln ab Seite 6.

Erneuerbare Energien bei NeubauSeit dem 1. Januar 2009 ist jeder beim Neubau eines Hauses verpflichtet, anteilig erneuerbare Energien zum Heizen,Kühlen oder zur Erwärmung des Nutzwassers zu verwenden. So legt es das Wärmegesetz fest. Spätestens drei Mona-te nach Inbetriebnahme der Heizungsanlage müssen der zuständigen Baubehörde Nachweise über die Erfüllung derNutzungspflicht erbracht werden. Diese Nachweise können zum Beispiel Schornsteinfeger oder Architekten ausstellen.Wer besonders innovative Technologien nutzt oder einen wesentlich größeren Anteil Wärmeenergie von erneuerba-ren Energien bezieht als im Gesetz vorgesehen, kann auch gefördert werden. Spätestens 2020 sollen dadurch 14 Pro-zent der Wärmeenergie in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen.

InEV an der FH OOWSeit 2008 gibt es an der FH OOWin Wilhelmshaven das Institut fürnachhaltige Energieversorgung (In-EV). Im Fokus der Institutsarbeitstehen vor allem Forschungs- undPraxisprojekte in Kooperation mitIndustrieunternehmen bzw. Unter-nehmen der Energieversorgung. Un-ter dem Link http://www.inev.euwird das Institut vorgestellt.

ENERGY-Dialog auf HANNOVER MESSEDie internationale Leitmesse ENERGY bietet im Rahmen der HANNOVER MES-SE 2009 interessiertem Publikum vom 20. bis 24. April 2009 die Möglichkeit,sich mit den Themenbereichen „Energieerzeugung und Versorgung“, „Über-tragung und Verteilung“ sowie „Konventionelle Energien“ und „ErneuerbareEnergien“ gezielt auseinanderzusetzen. An mehr als tausend Fachständenkönnen die Besucher umfassendes Expertenwissen einholen. Neben dem brei-ten Informationsangebot der Aussteller können Interessierte in Expertenforenmit Vertretern aus energierelevanten Branchen in Dialog treten. Weitere In-formationen zu dieser Veranstaltung finden Interessierte im Internet unterfolgendem Link: http://www.hannovermesse.de/energy.

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IMPULSe - kurz notiert

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Megawatt am WattenmeerIn Wilhelmshaven sollen zwei neue Kohlekraftwerke entstehen und

Arbeitsplätze schaffen

Ein Tag am Meer. Auf dem Deichweht eine steife Brise, das Wasserist in der Ferne noch zu erahnenund das Watt erstreckt sich soweit das Auge reicht. Wilhelmsha-ven lädt ein zu ausgedehnten Spa-ziergängen an der Strandpromena-de bei wohltuend frischer Meeres-luft.

Ab dem Jahr 2012 könnte dieseIdylle jedoch in Gefahr sein. DerEnergiekonzern GDF Suez (ehemals

Electrabel) will bis dahin ein neuesSteinkohlekraftwerk mit 800 Me-gawatt Leistung fertig stellen. Dieneue Anlage ist dann die zweitein der Küstenstadt, denn seit 1976steht hier bereits ein von E.ON be-triebenes Kohlekraftwerk mit einerNettoleistung von 756 Megawatt.Und auch E.ON möchte bis 2015ein weiteres neues Kraftwerke er-richten: Eine Pilotanlage mit einemWirkungsgrad von über 50 Prozent.

Die Region erhofft sich durch denBau den notwendigen Wirtschafts-aufschwung. Durch das neue Kraft-werk von Electrabel sollen rund 110Arbeitsplätze geschaffen werden.Bei den Zulieferern sollen ebenfalls190 Jobs entstehen. Davon über-zeugt ist auch OberbürgermeisterEberhard Menzel: „Diese Investitio-nen stärken unsere Wirtschaftskraftund bringen neue, hoch qualifizier-te Arbeitsplätze“.

Energie-Stichwörter: Was bedeutet eigentlich...

...Energieträger?Energieträger sind Stoffe oder

Quellen, aus denen Energie gewon-nen werden kann, z.B. Steinkohle,Erdgas, Holz, Wind oder Sonne. DieEnergieträger sind in ihrer Umwelt-belastung und den Kosten bei derEnergiegewinnung sowie ihrer Ver-lässlichkeit sehr unterschiedlich.

...Strommix?Die Energieversorgung wird durch

einen bestimmten Mix aus einzelnenEnergieträger sichergestellt. InDeutschland basiert der Strommixgrößtenteils auf Kernenergie, Stein-kohle und Braunkohle. Der Anteilder erneuerbaren Energien hat inden letzten Jahren immer mehr zu-genommen.

…Wirkungsgrad?Der Wirkungsgrad bezeichnet das

Verhältnis der erzeugten Energie zureingesetzten Brennstoffmenge. Alsodie Menge an Energie, die ein be-stimmter Energieträger unter gege-benen Umständen liefern kann - mithöherem Wirkungsgrad steigt dannauch die gewonnene Energiemenge.

…Kraft-Wärme-Kopplung?Kraft-Wärme-Kopplung bezeich-

net ein Prinzip, bei dem die bei derStromgewinnung entstehendeWärme z.B. zu Heizzwecken genutztwird. Der Nutzungsgrad ist bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen deutlichhöher als bei konventionellen Kraft-werken, da die Abwärme nicht un-genutzt bleibt.

...Versorgungssicherheit?Verbraucher, Industrie und alle

weiteren Bereiche wollen zuverlässigund sicher mit Energie versorgt wer-den. Um diesem Anspruch gerecht zuwerden, besteht in Deutschland derEnergiemix aus vielen verschiedenenEnergieträgern (z.B. Steinkohle odererneuerbare Energien).

...CO2-Emissionen?Kohlenstoffdioxid ist ein natürli-

cher Bestandteil der Luft, es entstehtbeispielsweise bei der Verbrennungkohlenstoffhaltiger Brennstoffe, z.B.fossiler Energieträger. Der Anteil desKohlenstoffdioxids in der Atomsphä-re ist in den letzten Jahren deutlichangestiegen und gilt als Ursache fürdie globale Erwärmung.

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Text: TINA WEBER, MAXIMILIAN SCHUSTER / Fotos: MIA HAGENOW, ULINA SCHÜTT

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Doch nicht alle freuen sich über neueSteinkohlekraftwerke. So warnen Ärztevor einer immensen Gesundheitsge-fährdung durch verstärkte Feinstaub-belastung. Ebenso befürchten die Bür-ger der Stadt, neben dem negativenEinfluss auf die Tourismusbranche, dasssich der Bau weiterer Kohlekraftwerkeals unwirtschaftlich erweisen werde.

Ende November 2007 gab der Rat derStadt Wilhelmshaven grünes Licht fürdas Kraftwerk von GDF Suez. Knapp einJahr später, am 19. September 2008,wurde der Grundstein gelegt. Haupt-kritikpunkt an diesem Projekt ist nebender grundsätzlichen Problematik desAusbaus fossiler Energieträger auch dieTatsache, dass der Neubau ohne Kraft-Wärme-Kopplung errichtet werden sollund somit ein zu geringer Wirkungs-grad erzielt werde.

Die Bundesregierung verdeutlicht ineinem aktuellen Papier zur Energiepo-litik, dass neue Steinkohlekraftwerkemit effizienten Technologien und ho-hen Wirkungsgraden notwendig sind,um die zukünftige Energieversorgungsicherzustellen

Hier nimmt das von E.ON geplanteDemonstrationskraftwerk 50plus eineVorreiterrolle ein: Es wird nach Fertig-stellung das modernste Kraftwerk der

Welt mit einem Wirkungsgrad von über50 Prozent sein. Ein Projekt in Wil-helmshaven, das weltweit Beachtungfindet.

Dieser Meinung ist auch Professor Dr.Harald Lohner, Direktor des Institut fürnachhaltige Energieversorgung der FHOOW (InEV). Mit höheren Wirkungs-graden könnten „weltweit immenseMengen Kohlenstoffdioxid eingespartwerden“, so Lohner. Je höher der Wir-kungsgrad ist, desto mehr Energie kannaus der gleichen Menge Steinkohlegewonnen werden. Im Fall des neuenKraftwerks von E.ON soll dies durch ei-ne Erhöhung der Dampftemperatur aufüber 700 Grad Celsius und des Dampf-druckes auf 350 bar erreicht werden.Hierzu sind neue Werkstoffe notwen-dig, die den hohen Belastungen stand-halten – diese werden zurzeit entwi-ckelt und getestet. Der Baustart desKraftwerks ist ab 2010 geplant, 2015soll es seinen Betrieb aufnehmen.

In Bezug auf dieses weltweit einma-lige Vorhaben kooperiert das InEV mitE.ON Kraftwerke, um Studierenden dieMöglichkeit zu geben, während desStudiums bei E.ON Kraftwerke zu arbei-ten. Dies ermöglicht den Studierenden,

neben der wissenschaftlichen Arbeit ander Hochschule, ein praxisnahes Arbei-ten sowie eine aktive Netzwerkbil-dung. „Wir möchten mit der Koopera-tion frühzeitig wissenschaftliche Ein-richtungen in das Projekt 50plus ein-binden und die Chance nutzen, poten-zielle Nachwuchskräfte zu gewinnen“,erklärt Andreas Willrodt von E.ONKraftwerke.

Ob nun ein leistungsstarkes Kraftwerkwie von GDF Suez oder ein neuartigesModellprojekt mit einem hohen Wir-kungsgrad – warum sind Kohlekraft-werke, die große Mengen Kohlenstoff-dioxid ausstoßen, notwendig?

Im aktuellen Strommix in Deutschlandnehmen schon heute Stein- und Braun-kohle einen sehr großen Teil ein – über 47Prozent. Um die Versorgungssicherheitvor dem Hintergrund des bis 2020 ge-planten Ausstiegs aus der Kernenergie zugewährleisten, sind Kohlekraftwerke einwichtiger Bestandteil des Strommixes.Prof. Dr. Harald Lohner ist sich sicher:„Die Kraftwerke sind zurzeit für eine ver-lässliche Energieversorgung unverzicht-bar.“ Deshalb solle der Fokus auf derEntwicklung möglichst effizienter undumweltschonender Technologien liegen.

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Hier entsteht das Kraftwerk 50plus: Andreas Willrodt (E.ON Kraftwerke) zeigt (v. l.) Prof.

Dr.-Ing. Stephan Bartelmei (FH OOW), Dr. Holger Bräuer (E.ON Kraftwerke), Prof. Dr.-Ing.

Harald Lohner (FH OOW) und Daniela Breit (E.ON Kraftwerke) die Fläche in Wilhelmshaven.

Achtung Spannungen: Nicht alle Bürger

befürworten den Bau der beiden neuen

Kraftwerke in Wilhelmshaven.

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»Modernste Kraftwerkstechnik«

Ein Interview mit Andreas Willrodt, verantwortlich für das Projekt

Kraftwerk 50plus der Firma E.ON Kraftwerke

impuls.nordwest: Was genau ist unterdem Konzept Kraftwerk 50plus zuverstehen?

Andreas Willrodt: Das Kraftwerk50plus ist ein besonders modernesSteinkohlekraftwerk, das erstmals einenWirkungsgrad von mehr als 50 Prozenterreichen soll. Der durchschnittlicheWIrkungsgrad von Steinkohlekraftwer-ken in Deutschland beträgt 38 Prozent.Die derzeit im Bau befindlichen Anla-gen werden bereits bei über 45 Prozentliegen. In Wilhelmshaven wollen wirüber 50 Prozent erreichen, das ist welt-weit einmalig. Wir demonstrieren damitmodernste Kraftwerkstechnik und zei-gen, dass auch in Zukunft eine weitere

Steigerung des Wirkungsgrades möglichsein wird, wenn wir geeignete Werk-stoffe entwickeln, die den hohen Tem-peraturen und Drücken standhalten.

Durch welche technischen Besonder-heiten soll dieses Ziel erreicht werden?

Der Dampf, den wir im Kraftwerkerzeugen, ist mit über 700 Grad beson-ders heiß. Bei bestehenden Kraftwer-ken liegt die Frischdampftemperaturbei rund 530 Grad, während die im Baubefindlichen Anlagen mit 600 Gradarbeiten. Dank der besonders hohenTemperatur, die wir erzeugen, könnenwir mehr Strom aus der gleichen MengeSteinkohle gewinnen, da der Wir-kungsgrad erhöht wird.

Wird nur die Effizienz erhöht oder auchdie Umweltbelastung reduziert?Das sind zwei Dinge, die ineinandergreifen. Durch den hohen Wirkungs-grad benötigen wir weniger Kohle underzeugen daher weniger Kohlenstoff-dioxid. Darüber hinaus setzen wir fürunser Konzept Kraftwerk 50plus mo-dernste Anlagen zur Rauchgasreini-gung ein – die Emissionen werden sodeutlich unter den gesetzlichen Vor-schriften bleiben.

Warum eignet sich der Standort Wil-helmshaven besonders gut?

In Wilhelmshaven verfügen wir übereine große Menge an Kühlwasser, diewir bei niedriger Temperatur jederzeitder Nordsee entnehmen können. Auchdie enge Schiffverkehrsanbindung istfür uns ein großer Vorteil, da die Im-

portkohle kostengünstig angeliefertwerden kann.

Welche Vorteile bietet das Kraftwerkfür die Region?

Die Region wird in vielerlei Hinsichtvom neuen Kraftwerk profitieren.Durch den Neubau werden wir 90 neueArbeitsplätze schaffen und die beste-henden sichern. Durch Steuern undGewerbeabgaben wird die Region fi-nanziell profitieren.

Welche Argumente entgegnen SieMenschen, die das Kraftwerk nicht be-fürworten?

Wir versuchen zu vermitteln, dassKohlekraftwerke nicht nur aus Kosten-gründen sondern auch wegen ihrer Zu-verlässigkeit momentan unverzichtbarsind. Ein weiterer Vorteil ist die Ver-fügbarkeit, die bei regenerativenEnergien nicht gegeben ist, da diesenicht jederzeit und nicht immer in aus-reichendem Maße verfügbar sind.

Hermann Scheer hat in seinem Buch„Energie Autonomie“ vor zehn Jahrenbeschrieben, dass wir uns komplett mitregenerativer Energie versorgen könn-ten. Was halten Sie von dieser These?

Dieses Prinzip ist für die Zukunftnicht auszuschließen, aber aktuellreicht regenerative Energie bei wei-tem nicht aus, so dass wir auf konven-tionelle Kraftwerke nicht verzichtenkönnen. Ob und wann wir zu 100 Pro-zent auf regenerative Energien zu-rückgreifen können, kann ich heutenoch nicht sagen.

Andreas Willrodt leitet das Modellprojekt

Kraftwerk 50plus. Die Baumaßnahmen sollen

im Jahr 2015 abgeschlossen sein.

Text / Foto: DIRK HELLMERS, FABIAN BUSS

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Leuchtende Warnschilder

Licht zeigt uns den Weg im Alltag. Doch ist diese Methode der

Orientierung in Zeiten von Navigationssystemen wie etwa GPS

noch notwendig?

Was bei der Motte die Glühbirne, wasbei dem Pawlowschen Hund das Klin-gelzeichen zur Fütterungszeit, dasskönnten für uns die leuchtenden Weg-weiser des Alltag sein. Wer kennt nichtdas Gefühl auf das leuchtende, goldene„M“ mit einem plötzlichen Bedürfnisnach Hamburgern zu reagieren unddem Zeichen zu folgen. Die leuchten-den Wegweiser haben uns gut kondi-tioniert und wir wissen genau, was wirbei welchem Zeichen zu machen oderzu lassen haben.

Auch die Stadt nutzt das Licht fürsich. In Wilhelmshaven gibt es 88 Licht-signalanlagen. Horst Anke vom Bau-ordnungsamt verrät: „Unsere Ampelnsind festzeitgesteuert und werden ver-kehrsabhängig nach der Kraftfahr-zeugbelastung geschaltet.“ Wenn einFußgänger über die Ampel möchte,kann er durch Betätigen eines Knopfesregeln, dass die Ampel umspringt.Blinklicht weist auf besondere Situa-tionen hin. Absperrungen werdenhalbseitig durch drei gelbe Lampen undvoll durch fünf rote Lampen gekenn-zeichnet.

Es besteht auch noch die Möglich-keit, Verkehrszeichen innen zu be-leuchten. In Wilhelmshaven sind dieseVerkehrszeichen jedoch nicht im Ein-satz. „Natürlich ist die Straßenbeleuch-tung ein großes Thema für den Stra-ßenbaulastträger. Licht wird immerschneller wahrgenommen als normaleVerkehrszeichen und auf schnelle Re-aktion sind wir im Straßenverkehr an-gewiesen“, sagt Anke.

René Scheer war zweiter Navigati-onsoffizier auf Fregatten und erklärt:„In der Seefahrt nutzt man Licht unteranderem für Hafeneinfahrten, Fluss-mündungen oder Gefahrenstellen. DaLeuchttürme und ihre Höhe in der See-fahrt bekannt sind, kann man sogar dieEntfernung zum Leuchtturm bestim-men und mit Hilfe des Kompasses diegenaue Position.“ Lichtsignale werdenso gewählt, dass man Leuchttürmenicht miteinander verwechseln kann.

Leuchtfeuer mit gleicher Signaturstehen selten nah beieinander. DieTürme haben entweder unterschiedlichfarbiges Licht oder verschiedene Fre-quenzen. Sie sind dann auf der Seekarteeingezeichnet mit Winkeln und denjeweiligen Angaben von Farbe undFrequenz. Auf die Frage nach der Rele-vanz von Licht bei der Navigation ant-wortet Scheer: „Heute sehe ich Leucht-türme vor allem als Zier und als alte See-fahrerromantik. Da sie durch moderne-re Technik wie GPS ergänzt wurden, istzumindest auf hoher See Licht nichtmehr der einzige Wegweiser.“

„Im Flugverkehr sind Lichtanlagenfür die ankommenden und abfliegen-den Flugzeuge vor allem bei Dunkel-heit und schlechtem Wetter lebens-wichtig“, sagt Ludwig Janßen, Fluglei-ter am Flugplatz Mariensiel. Innerhalbdes Flugzeuges hilft Licht als Rich-tungsanzeige im Notfall, die Passagierezum Notausgang zu leiten. Dann leuch-tet im Flugzeug eine Lichtstraße, dieden Passagieren den Weg zeigt. DasNotlicht hat die Signalfarbe Rot. Über-

flüssige Lampen werden ausgeschaltet,um die Passagiere schnell zum lebens-wichtigen Notausgang zu lenken.

Auch in öffentlichen Gebäuden wer-den Piktogrammleuchten zur Kenn-zeichnung der Notausgänge genutzt.Diese grünen Leuchten zeigen die gro-be Richtung zum nächsten Notausgangan. Ralf Gronewald, Leiter der Haus-technik der FH in Wilhelmshaven erläu-tert: „Im Gebäude der Fachhochschulesind sie immer beleuchtet und im Not-fall brennt in den Gängen jede zweiteLampe, damit jeder den Ausgang auchunbeschadet erreicht.“

Das Ampellicht regelt den Verkehr.

Text: JENNY MANEGOLD / Foto: ANDRÉ SNATER

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Kraftwerke auf dem Dach

Photovoltaik in Wilhelmshaven und an der Fachhochschule – die

Energie der Zukunft?

Zwei Spaziergänger schlendern dieStraßen in Altengroden entlang, sehenein schönes Haus mit grünem Garten.So weit ist alles normal. Doch dannwerden sie stutzig und bleiben vor demHaus stehen: Ihnen sind die 32 Solar-module auf dem Dach aufgefallen.

„Das ist seit dem 21. Dezember 2007schon öfter passiert, denn seitdem sindwir am Netz“, berichtet Friedhelm Hen-ze, Besitzer des Hauses. „Damals gingunsere Heizung nach zwölf Jahrenkaputt, also haben wir angefangen unsüber alternative Möglichkeiten zu in-formieren. Manche Leute haben dreioder vier Zellen auf dem Dach, umWasser aufzuheizen.“ Für den Zwei-Personen-Haushalt lohnte sich Solar-thermie allerdings nicht. „Dann wur-den wir gefragt, ob Photovoltaik nichtsfür uns wäre“, so Henze.

Doch was ist Photovoltaik über-haupt? Der Name setzt sich aus den Be-standteilen Photo, dem griechischenWort für Licht, und Volta nach Alessan-dro Volta, einem der Begründer desZeitalters der Elektrizität, zusammen.Es bezeichnet die direkte Umwandlungvon Sonnenenergie in elektrische Ener-gie. Diese findet mit Hilfe von Solarzel-len statt, die zu Solarmodulen verbun-den werden. Die Solarzellen produzie-ren Gleichstrom, der mit Hilfe einesWechselrichters in Wechselstrom um-gewandelt wird. Das ist nötig, da es inDeutschland ein Wechselstromnetzgibt, in welches, mit Hilfe eines Zählers,die selbst produzierte Energie einge-speist wird.

„Wir produzieren dieses Jahr etwa4.700 Kilowatt. Damit könnten wir uns

selbst versorgen“, erzählen Friedhelmund Brunhilde Henze. „Das Problem istnur, dass wir im Sommer einen großenÜberschuss haben und im Winter natür-lich viel zu wenig“, so Henze. „Deshalbverbrauchen wir den erzeugten Stromnicht selber, sondern geben ihn voll-ständig an die GEW ab.“

Laut Bodo Schmidt vom Energiever-sorger GEW Wilhelmshaven GmbH gibtes in Wilhelmshaven zurzeit 105 Anla-gen. „Wahrscheinlich werden es biszum Jahresende etwa 110 bis 120 Anla-gen“, so Schmidt. Diese bringen Leis-tungen von einem bis 720 Kilowatt. Ins-gesamt sind 1.600 Watt an Solaranla-gen installiert, mit denen im Jahr449.743 kWh umgesetzt werden. „Mitden Anlagen, die noch hinzukommen,werden wir Ende 2008 auf etwa eineMillion kWh im Jahr kommen“, so BodoSchmidt.

Solarenergie scheint „der“ Energie-träger der Zukunft zu sein. Ein Grundfür Prof. Dr. Thomas Luhmann in die-sem Gebiet zu forschen. „Ich selbst ha-be mir eine Solarthermieanlage aufmein Haus bauen lassen“, erzählt Luh-mann, Leiter des Instituts für Ange-wandte Photogrammetrie und Geoin-formatik der FH OOW am Standort Ol-denburg. „Dabei fiel mir auf, dass es einsehr langer Prozess war, die Module aufdem Dach zu installieren. Die Installa-teure standen doch tatsächlich in mei-nem Garten und haben Dachpfannengezählt. Also habe ich mein Haus foto-grafiert, vermessen und eine möglicheAnordnung der Module konzipiert.“Hieraus entstandt die Idee, in einem FH-Projekt eine entsprechende Softwarezu entwickeln, mit deren Hilfe die In-stallateure die Fotos analysieren, visua-lisieren und auswerten können.

Ein echter Blickfang - das Haus der Familie Henze in Wilhelmshaven.

Text: SARAH BUMANN, JUDITH REHM / Foto: FRIEDHELM HENZE

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Ein zweites Projekt unter Prof. Dr.Thomas Luhmanns Leitung beschäf-tigt sich mit den so genannten Po-tenzialanalysen.

„Die Frage, die wir uns stellen,ist: Wie viel Leistung kann man ineiner Stadt, Region oder nur miteinem Haus erzielen? Dabei habenwir festgestellt, dass allein in Ol-denburg die Sonnenkraft ausreichenwürde, um die ganze Stadt mitEnergie zu versorgen. Und das nur,wenn man die geeigneten Dächermit Photovoltaikanlagen ausstattenwürde.“ Mit geeigneten Dächernmeint Luhmann jene, die in Rich-

tung Süden ausgerichtet sind undnicht durch Bäume oder hohe Ge-bäude überschattet werden.

Die Henzes haben 23.600 Euroin ihre Photovoltaikanlage inves-tiert. „Der Vorteil ist, dass Solar-energie subventioniert wird“, soBrunhilde Henze. „Pro Kilowattbekommen wir einen Betrag von49,42 Cent.“ Dieser Preis ist mehrals 20 Jahre garantiert.

„Deshalb war es uns auch sowichtig, noch 2007 ans Netz zugehen.“ Inzwischen ist der Preisauf 46,75 Cent gesunken und abdem nächsten Jahr wird es laut

des Erneuerbaren Energie Gesetzes(EEG) nur noch 43,01 Cent pro Ki-lowatt geben.

„Das investierte Geld werden wirin zirka zehn Jahren wieder ein-genommen haben. Außerdem wol-len wir auch etwas Gutes für dieUmwelt tun. Uns beschäftigt auchdie Frage, was wohl in 20 Jahrenmit den Strompreisen sein wird“,so Henze. „Trotzdem freue ichmich immer, wenn die Sonnescheint. Und manchmal denke ichdann: Ach, heute arbeitet die An-lage für mich“, fügt BrunhildeHenze mit einem Lächeln hinzu.

Claudia Wyrwoll

(43)

Viele klagen darüber, dass ihr Job

ihnen Energie raubt. Bei mir ist

das umgekehrt: Ich habe nette Ar-

beitskollegen, bei denen ich mich

wie in einer großen Familie fühle.

Das gibt mir Kraft für den Alltag.

Annik Janßen

(12) und Denise

Pollmann (13)

Wenn die Schule stresst, schalten

wir beim Sport ab. Wir gehen zum

Fußball und zum Tanzen. Zu Hause

chatten wir gern mit Freunden

oder relaxen auf der Couch – das

bringt uns die Energie zurück!

Kim Cornelsen

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Früher bin ich geritten. Das würde

ich gern wieder anfangen, ist aber

sehr teuer. Mein Telefon ist stän-

dig in Bereitschaft – mit einer Tas-

se Kakao und Freunden am Ohr

geht’s schnell wieder bergauf.

Siegmund

Südema (59)

Einmal pro Woche gehe ich ins

Bewegungsbad. Da hat das Wasser

32°C. Mit meiner Frau mache ich

viele Radtouren, 15 bis 20 Kilome-

ter fahren wir dann. Das hält

Körper, Geist und Seele zusammen!

Jessica Boehm

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Mein Geheimnis ist autogenes Trai-

ning. Bei Stress kann ich durch be-

stimmte Atemtechniken wieder zu

innerer Ruhe und Energie kom-

men. Fernsehen dagegen bringt

mir nichts, das ist Reizüberflutung.

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Nachgefragt

Energie ist nicht nur beim Strom-

sparen ein wichtiges Thema, son-

dern auch im Alltag. Energie

braucht man auch im Büro, in der

Schule und in anderen Situatio-

nen des Lebens. impuls.nordwest

wollte wissen: „Woher nehmen

Sie Ihre Energie?“, und hat

Wilhelmshavener auf der Straße

befragt.

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Die Sonne strahltfür Fans beim Fußball

Werder plant mit Sonnenenergie: Eine Photovoltaik-Anlage soll

den benötigten Strom erzeugen

„Heimspiel für die Zukunft: Das neueWeser-Stadion“, so lautet das Energie-Konzept, das Werder Bremen mit denPartnern Bremer Weser-Stadion GmbH,Pro Con Ingenieurgesellschaft und denregionalen Energieversorgern EWE undswb ins Leben gerufen hat. Doch wasgenau beinhaltet das Energiekonzeptdes Weserstadions?

Neben einem geplanten Ausbau auf50.000 Plätze will Werder ökologischeinwandfrei bauen. Das Dach des Sta-dions wird mit einer Solarzellenanlageausgerüstet. So kann ein Teil der benö-tigten Energie aus Sonnenenergie ge-wonnen werden. Eine Solarfläche vonmehr als 16.000 Quadratmetern wäredamit in Europa einmalig.

An der geplanten Kapazitätserwei-terung hält Werder heute aufgrund dergestiegenen Stahlpreise nicht mehrfest. Der Verein setzte sich den Maxi-malbetrag von 60 Millionen Euro, derdamit deutlich überschritten wordenwäre. Der Umbau zum umweltfreundli-chen Stadion ist aber nicht gefährdet.Das Weserstadion soll zum reinen Fuß-ballstadion werden. Bisher waren dieFans der Ost- und Westkurve im Stadionbesonders weit vom Rasen entfernt.Diese Kurvenbereiche sollen nun an dasSpielfeld herangezogen und komplettüberdacht werden – so wird künftigwohl nur noch der Gegner nass ge-macht. Herzstück des Umbaus soll diemoderne Photovoltaik-Anlage werden,die direkt in das Glas des Daches inte-

griert wird. Unter Photovoltaik verstehtman die direkte Umwandlung von Son-nenenergie in elektrische Energie, alsoStrom. „Die photovoltaisch erzeugteelektrische Energie wird direkt in dreivorhandene Transformatorstationender swb eingespeist, die sich im Stadionbefinden“, erklärt Burchard Decker vonSolar Engineering Decker und MackGmbH, Leiter für die Fachplanung derPhotovoltaik-Anlage.

Die Anlage verfügt über eine Leis-tung von rund einem Megawatt undproduziert etwa 840.000 Kilowattstun-den Strom pro Jahr. Das würde reichenum rund 200 Bremer Haushalte mitStrom zu versorgen. Auf dem Dachwerden nach Bauende fast 200.000 So-larzellen verteilt sein. Das entspricht

der Größe von etwa zwei Fußballfel-dern. Der Ausstoß von Kohlendioxidkann so um bis zu 400 Tonnen verrin-gert werden.

Der erste Bauabschnitt hat im Herbst2008 begonnen. „Schon jetzt werdendrei Photovoltaik-Teilanlagen gebaut“,berichtet Decker. Wenn Werder 2009und 2010 in die Sommerpause geht,kommen die weiteren Teilanlagen dazu.Betrieben werden diese dann sowohlvon der EWE als auch von der swb. Auchbei den Spielern stößt der geplanteUmbau auf Anklang: „Als Familienva-ter denke ich vor allem an die Zukunft.Da ist Stromgewinnung aus Sonnen-energie wichtig“, sagt Frank Baumannund fügt hinzu: „Ich freue mich, dassmein Verein da Vorreiter ist.“

Werder plant mit Photovoltaik: Rund 200.000 Solarzellen auf dem Glasdach des Stadions

sollen künftig den benötigten Strom produzieren.

Text: INSA LOHMANN / Illustration: WERDER BREMEN

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Ich geb Gas - aber was?Autogas und Erdgas im Vergleich

In Zeiten von hohen Benzinpreisenund verlockend günstigen Auto-angeboten steht manch einer vorder Entscheidung: Benziner oderGasantrieb. Fällt die Wahl auf dieumweltschonendere und emissions-ärmere Variante, ist die Antriebsfra-ge dennoch schwierig. Denn Gasan-trieb ist nicht gleich Gasantrieb.

Für Kraftfahrzeuge gibt es zweiunterschiedliche Gastechnologien:Autogas (LPG - Liquified PetroleumGas) und Erdgas (CNG - CompressedNatural Gas). LPG verflüssigt sich beigeringem Druck und besteht aus ei-nem Propan/Butan Gasgemisch. CNGhingegen besteht zum größten Teilaus Methan und ist gasförmig. Dochwie unterscheiden sich die beidenTechnologien? Welche Variante bie-tet die meisten Vorteile?

Durch die gesetzlich reduziertenMineralölsteuersätze bis ins Jahr2018 zeigt sich der größte Vorteilan der Tankstelle.

Auf den ersten Blick erscheint LPGgünstiger mit einem durchschnittli-chen Literpreis von 68 Cent. Ein KiloCNG hingegen kostet zwischen 86bis 94 Cent. Ein LPG-Fahrer würdeallerdings im Vergleich zu einemCNG-Fahrer bei gleichen Modellbe-dingungen mehr Geld ausgeben, umdie gleiche Strecke zu fahren.

Das liegt an dem unterschiedli-chen Energiegehalt beider Kraftstof-fe. Ein Kilo CNG enthält fast diedoppelte Menge an Energie wieLPG. CNG-Fahrer fahren somit etwasbilliger, müssen dafür aber jedenTankstellenstopp akribisch planen.Derzeitig gibt es deutschlandweitetwa 800 CNG-Tankstellen. „Wennman lange Strecken fährt, ist der

Aufwand neue Tankstellen zu fin-den zu groß“, verrät eine Wilhelms-havenerin an der vor Ort einzigenCNG-Tankstelle. Der Vorteil von LPGliegt somit eindeutig im 4.674 star-ken Tankstellennetz.

LPG- und CNG-Fahrzeuge gibt esin bivalenten und monovalentenModellen. Die bivalente Variantebezieht sich auf den zusätzlichenBenzintank. Nach diesem Prinzip er-folgt auch die Autoumrüstung. Derjeweilige zusätzliche Tank wird imKofferraum oder in der Reservemul-de des Ersatzreifens untergebracht.Während der Fahrt erfolgt der Zu-griff auf beide Tanks automatischoder manuell via Knopfdruck.

Dem Stauraum kommt die Flüs-siggasvariante zugute. Die dünn-wandigen Tanks sind leichter unddamit anpassungsfähiger als Erdga-stanks. Dies schlägt sich gleichzeitigauf die Reichweiten nieder. Auf-grund des geringeren Ladevolumenskönnen CNG-Autos, abhängig vomHersteller, eine geringere Reichweitevon mehr als 100 Kilometernaufweisen.

Fast jedes Fahrzeug mit Ottomo-tor kann umgerüstet werden, wobeidie CNG-Umrüstung aufwändigerund damit auch mit bis zu 5.000Euro teurer ist. LPG-Autos amortisie-ren sich durch die geringeren Um-rüstkosten von 1.400 bis 3.500 Euroschneller. Einen Ausgleich schaffeneinige Energieversorger. Sie bietenfür Neuanschaffungen und Umrüs-tungen von CNG-Autos Tankgut-scheine und Zuschüsse im Wert vonmehreren tausend Euro an.

Die eindeutigen Vorteile von LPGmachen sich bereits in der Auto-branche bemerkbar. „In den letztenzwei Jahren ist die Nachfrage anAutogasfahrzeugen deutlich gestie-gen. Rund zehn Prozent der ver-kauften Fahrzeuge sind Erdgas- undAutogasfahrzeuge, davon machenletzere den größten Anteil aus“, be-richtet Georg Schmidt, Inhaber desgleichnamigen Autohauses von Opelin Wilhelmshaven. Und wenn danndie Wahl zwischen LPG oder CNGgefallen ist, bleibt wie immer nochdie Qual der Farbwahl, bevor man„Gas“ geben kann.

Text: SARAH-JANE WREDE, SARAH DETTMER Foto: ALEXANDER WACHUTKA

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Die GEW fördert den Kauf von Erdgasfahrzeugen und die Umrüstung mit bis zu 1.250 Euro.

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Noch ganz dicht

Mit dem Passivhaus aktiv für die Umwelt: Energieeinsparungen

durch komplexes Gebäudesystem

Wer plant, ein Haus zu bauen, kannheute eine Menge dafür tun, damit erauch übermorgen noch sorglos darinwohnen kann. Mit bestimmten Bau-weisen lassen sich Energieeinsparun-gen bis zu 80 Prozent erzielen. Dieverschiedenen Typen von Energiespar-häusern werden nach dem Energie-standard klassifiziert. Er gibt Aufschlussdarüber, wie hoch der Energiebedarfeines Hauses pro Quadratmeter undJahr ist. Ob mit einem so genanntenKfW-60-Haus, einem KfW-40-Hausoder einem Passivhaus: Energiebewuss-tes Bauen sollte längst festerBestandteil auf dem Weg in die eige-nen vier Wände sein.

Im Oldenburger Stadtteil Alexan-derhaus hat die GSG OLDENBURG Bau-und Wohngesellschaft ein Passivhauserrichtet. Interessierte können sich vorOrt einen Eindruck verschaffen, wie derBaustandard mit sehr hoher Energie-effizienz realisiert wurde und wie sichein Passivhaus „anfühlt“.

Der Schlüssel ist die passive Energie-gewinnung durch Sonne, innere Wär-mequellen und zurückgewonneneWärme. Durch optimale Dämmungund fast luftdichte Konstruktion derGebäudehülle wird ein sehr guterWärmeschutz des ganzen Bauwerkserreicht. Eine gezielte Wohnraumlüf-tung über eine Lüftungsanlage mitWärmerückgewinnung gewährleistetein angenehmes Wohnklima. Eine klas-sische Heizung ist nicht notwendig. Denverbleibenden Energiebedarf sichernalternative Energien wie zum Beispieleine Solaranlage.

Der Bedarf an Primärenergie ein-

schließlich Warmwasser und Haus-haltsstrom darf 120 kWh pro Quadrat-meter Wohnfläche nicht überschreitenund der Jahresheizwärmebedarf mussunter 15 kWh pro QuadratmeterWohnfläche liegen, um dem Passiv-haus-Standard zu entsprechen.

Zum Vergleich: Nicht sanierteWohnhäuser aus den 60er und 70erJahren benötigen etwa 300 kWh proQuadratmeter. Zwei 100-Watt-Glüh-birnen reichen in einem Passivhaus aus,um einen 20 Quadratmeter großenRaum zu beheizen. Wobei ein Menschmit der Leistung einer 60 Watt Glühbir-ne oder einer Kerze „heizt“.

Die Wärme, die im Haus z.B. durchHerd, Föhn und PC entsteht, bleibt auch

darin enthalten. Zugluft, kalte Ecken inFensternähe und Kaltluftseen am Bo-den werden vermieden. Dreifachver-glaste, speziell beschichtete Fensterund wärmedämmende Rahmen lassenbei Südausrichtung im Winter mehrSonnenenergie in das Gebäude hineinals sie nach außen abgeben. Im Som-mer, wenn die Sonne höher steht, re-flektieren sie einen Großteil der Strah-len. Zusätzliche Außenrollläden ver-hindern das Überhitzen des Hauses.

Eine Lüftungsanlage regelt den nö-tigen Luftaustausch in einem Passiv-haus. Innerhalb einer Stunde saugt sieein Drittel der im Haus vorhandenenLuft ab und ersetzt diese durch er-wärmte Frischluft.

Text: SARAH ERDMANN / Foto: GSG OLDENBURG

Mit dem Passivhaus hat die GSG Oldenburg moderne Niedrigenergiestandards realisiert.

Interessierte können den Bau besichtigen und testen, wie sich das Raumklima „anfühlt“.

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Das Lüften über die Fenster ist im Pas-sivhaus möglich, jedoch nicht mehrnotwendig. Ein Wärmetauscher führtmindestens 75 Prozent der Wärme ausder Abluft wieder der Frischluft zu, dieim Haus verteilt wird. Allergiker profi-tieren von der gefilterten Frischluft.Der Geräuschpegel der Lüftungsanlageist gemäß der Informations-Gemein-schaft Passivhaus Deutschland (IG-Pas-sivhaus) auf 25 dB(A) zu beschränkenund durch den Einsatz von Schalldämp-fern sehr niedrig.

Ein kompakter Baukörper ist vonVorteil, da jeder Vorsprung in Fassadeund Dach zusätzliche wärmeübertra-gende Flächen darstellt, mit denenWärmeverluste einhergehen. GrößereDämmstoffdicken gleichen diese aus,bedeuten jedoch finanziellen Mehr-aufwand. Auch die Ausstattung desHauses mit hocheffizienten Stromspar-geräten ist Bestandteil eines Passiv-haus-Konzepts.

Die GSG ermittelte für das Oldenbur-ger Passivhaus monatliche Kosten fürHeizung, Warmwasser, Hilfs- und Haus-haltsstrom in Höhe von 79 Euro (Stand:Dezember 2007) bei einer Wohnflächevon 174 Quadratmeter. Davon entfallen18 Euro auf Heizwärme. Diesen gerin-gen Unterhaltskosten steht der hoheKaufpreis entgegen. Der Bau eines Pas-sivhauses bewirkt etwa 5 bis 15 ProzentMehrinvestitionenbei den Baukosten.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau(KfW) fördert die Errichtung vonWohngebäuden im Passivhaus-Stan-dard durch die Vergabe von zinsgünsti-gen Krediten von bis zu 50.000 Euro.Außerdem gibt es regionale Förder-möglichkeiten. In Deutschland werdenüber 8.000 Passivhäuser bewohnt. Dar-unter auch Schulen, Kindergärten undVerwaltungseinrichtungen, in denendie Niedrigenergielösung genutzt wird,um einen aktiven Beitrag für die Zu-kunft zu leisten.

Gesetzgebung

Energiebewusstes Bauen ist

längst keine Freiwilligkeit mehr.

Die Bundesregierung stellt mit

der Energieeinsparverordnung

(EnEV, Teil des Baurechts) kon-

krete Vorgaben für Bauherren

auf. Sie legt unter anderem

energetische Anforderungen an

Gebäude und ihre Anlagentech-

nik fest, beschränkt den Jahres-

Primärenergiebedarf und enthält

Vorschriften zur Wärmedäm-

mung. Im Sommer 2008 hat die

Bundesregierung mit der Novel-

lierung der Energieeinsparver-

ordnung weitere Verschärfungen

der Bestimmungen beschlossen.

Alles Banane?Das Training beginnt schon auf dem Teller

Zwei Dinkelbrötchen mit Geflügel-schinken, Frischkäse und ein Ei. Dasist das Frühstück von CharlotteEberl, Ernährungsexpertin beimWilhelmshavener Handballverein. Esist Sonntagmorgen und in sechsStunden steht Eberl selbst in derHalle. Sie spielt für die HSGHattorf-Schwiegershausen in derFrauen-Regionalliga Nord. Ballast-stoffreiche Nahrungsmittel sindmorgens vor dem Spiel das Wich-tigste. „Sie werden vom Körpernur langsam verdaut. So halten sieden Blutzuckerspiegel konstant undliefern langfristige Energie“, erklärtEberl. Mittags stehen schnell ver-daubare Kohlenhydrate auf ihrem

Plan. Etwa eine große Portion Nu-deln mit Tomatensoße oder Kartof-feln, Gemüse und Fisch. Direkt vordem Spiel liefert eine Banane denExtraschub an Energie.

Nach dem Spiel ist vor demSpiel. Das wusste schon Sepp Her-berger. „Spätestens 30 Minutennach Abpfiff sollten die Speicherwieder aufgefüllt sein“, rät dieErnährungsexpertin. Zurück in derKabine lautet das Motto also: Fut-tern was das Zeug hält! Etwa Ro-sinen, Salzstangen und Malzbier –sie liefern einfache Kohlenhydrateund Salze. Wem es schwer fälltdirekt nach Abpfiff feste Nahrungzu sich zu nehmen, kann die glei-

chen Nährstoffe in Form eines Re-covery-Drinks aufnehmen. Durchdie enorme Belastung während desSpiels entstehen feine Risse imMuskelgewebe. Um sie wiederschließen zu können, benötigt derOrganismus hochwertige Eiweiße.„Essentielle Aminosäuren kannunser Körper nicht selbst herstellen.Sie müssen daher über die Nah-rung aufgenommen werden“,erklärt Eberl. Abends liegen aufihrem Teller demnach eine großePortion Gemüse und ein saftigesRindersteak, um Kraft für dennächsten Tag zu spenden. „Morgenmuss ich schließlich beim Trainingwieder top fit sein.“

Text: ALEXANDER WACHUTKA

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Offline für einen Tag

Studentin Daniela Meyerhoff hat sich auf ein stromloses

Abenteuer eingelassen

Einen Tag ohne Strom im Selbstversuch– für mich eine echte Herausforderung,auf die ich mich natürlich vorbereite.Kühlschrank benutzen, geht nichtmehr. Fazit: Ich muss Lebensmittel be-sorgen, die nicht leicht verderblich sind.Das geliebte Handy ist auch tabu undwarmes Wasser – Pustekuchen. Somitsteht auf meiner Todo-Liste an obersterStelle, eine Telefonkarte für den Not-fall kaufen und das Wichtigste: nocheinmal schön heiß duschen.

Doch allen Vorbereitungen zumTrotz, hat es mich gleich zu Beginn desTages förmlich überrollt. Normalerwei-se lockt mich meine Stereoanlage jedenMorgen sanft aus dem Reich der Träu-me. Das laute Pochen und Rufen mei-ner Mitbewohnerin an diesem Morgenerinnert eher an das Weckkommandoin einer Kaserne.

Routiniert wandert meine Hand zumkleinen, weißen Schalter meiner Nacht-tischlampe. Halt! Auch das gemütlicheAufstehlicht hat heute Urlaub. Im Zim-mer herrscht tiefe Dunkelheit. Wasnun? Warten, bis sich die Pupillen an dieDunkelheit gewöhnt haben, ohne dassmir die Augen wieder zufallen?

Zu riskant. Mutig setze ich einen Fußnach dem anderen auf das kalte Lami-nat, gewappnet, den Parcours bis zumBadezimmer nicht ohne Zwischenfällezu absolvieren. Ein blaues Knie, eineBeule – ich befürchte das Schlimmste,doch auch ohne Licht schaffe ich denWeg wunderbar.

Wie erwartet, zeigt der Badezimmer-spiegel die Chronik der letzten Nacht.Wer viele Haare auf dem Kopf hat, soll-te eventuell mit Haarnetz ins Bett ge-

hen, wenn kein Föhn greifbar ist. Aberauch ohne Friseurausbildung bin ich fürsolche Fälle gerüstet.

Etwas in Form gerupft, fällt es mitHaarklammern nicht auf, dass die Frisurnicht gewollt ist. Außerdem: Ist der„out-of-bed“-Look jetzt nicht in Mode?

Auch die Auswahl der Garderobe er-folgt heute mit zusammengekniffenenAugen. Ob die Farbe wirklich die zuvermutende ist, wird sich später zeigen.

Alleine ohne Musik zu frühstücken,ist wirklich niemandem zu empfehlen.Sonst hüpfe ich gut gelaunt zu „Wakeme up before you go-go“ durch die Kü-che, in der einen Hand das knusprigeMarmeladentoast, in der anderen dermunter machende Cappuccino.

Heute will sich diese Laune ohneStrom bei karger Kost nicht einstellen.Zwar schmeckt das Brot auch ungetoas-tet gut, aber dazu kaltes Wasser?

Ein Campingkocher wäre jetzt dieLösung. Um diesen in Gang zu setzten

reicht die Zeit nicht mehr, zumal diesernoch schön verpackt bei meinen Elternauf dem Dachboden liegt. Die Konse-quenz aus meinem Planungsfehler istbitter. Ich darf einen ganzen Tag langohne heiße Getränke oder warmes Es-sen verbringen – für mich die größteHerausforderung.

Die einzige Hintergrundmusik andiesem Morgen ist der blubberndeKühlschrank, den ich aus Rücksicht aufdie anderen nicht ausgeschaltet habe.Ich esse einfach nichts daraus.

Wie viele Kühlschränke es wohlbräuchte, um 338,3 Mio. kWh Strom-verbrauch zu erzeugen? Das ist dieMenge, die die GEW 2007 in Wilhelms-haven abgesetzt hat. Rechnet man denStromverbrauch auf die 80.000 Ein-wohner, so kommt man auf 11,75 kWham Tag pro Person.

Immerhin trage ich so dazu bei, dassunser Stromzähler heute 11,75 kWhweniger anzeigt.

Ein Leben ohne elektrisches Licht, nur mit Kerzenschein? Was sich romantisch anhört, erweist

sich im Alltag als umständlich.

Text: DANIELA MEYERHOFF / Foto: MIA HAGENOW

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Ein Blick auf das Thermometer verrätmir die Außentemperatur von 8,2 GradCelsius. In diesem Moment gibt es beimir nur einen Gedanken: Zum Glückgeht die Heizung! Schnell die Jacke undeinen Schal übergeworfen, geht es aufzur Fachhochschule OOW.

Die Versuchung, in der Fachhoch-schule heimlich in einem der Pool-Räu-me zu verschwinden, ist heute zumGlück nicht groß. Die Übungsstundenim Poolraum fallen auf andere Wo-chentage. Bestimmt hätte ich alle La-cher auf meiner Seite, wenn ich mitSchreibmaschine bewaffnet die Haus-arbeiten beginnen würde.

Beim Toilettenbesuch zeigt sich al-lerdings schnell ein weiteres Problem.Mit dem brummenden Heißlüfter darfich meine Hände nicht trocknen. Die Lö-sung liegt auf der Hand, dem Toiletten-papier sei gedankt.

Pünktlich zur Mittagszeit treffe ich inmeiner Wohnung ein. Woher ich weiß,wie spät es ist? Mein Magen knurrt.Hunger! Sonst greife ich oft zu Brot, daes am schnellsten geht. Aber heutevermag es nicht zu schmecken. MeineGedanken kreisen permanent umwarme Speisen: Milchreis, Suppe, Nu-deln, Auflauf, Pizza. Das Abendessenwird definitiv ausfallen. Für diese Wo-che kann ich kein Brot mehr sehen.

Dienstags ist großer Putztag. Dass dieganze Prozedur etwas länger als eineStunde dauern würde, hatte ich schongeahnt. Aber so lange? Das war an-scheinend der Grund, warum Frauenfrüher keine Karriere machen konnten:keine Zeit!

Statt Staubsauger muss der Besenran, statt der Waschmaschine meineHände. Ob das gut geht? Zum Ver-gleich: Mit dem Staubsauger wirbeleich in der Wohnung maximal 15 Minu-ten herum, bis das Gerät alles aufgeso-gen hat, was ihm in die Quere kommt.Mit dem Besen wirbelt alles überall hin.Schon nach fünf Minuten bringt michdas Fegen zur Weißglut. Egal, was ichaufschippe, ein kleiner Luftzug und dasmühsam Aufgesammelte weht wieder

federleicht über das Laminat in alleRichtungen. Ich habe das Gefühl, gegenkleine Staubmonster zu kämpfen.

Nach einer Jeans und einer Pullover-jacke gebe ich auch die Handwäscheauf. Das Knien, Bücken und Schrubbengeht auf den Rücken und in die Arme.

Das Badezimmer steht schon fast un-ter Wasser. Außerdem: saubere Wäschemit kaltem Wasser? Daran glaube ichauch nicht. Als ich aufstehe, komme ichmir 40 Jahre älter vor. Hat mein Knie ge-rade geknackt? Zum Glück geschiehtdie ganze Aktion ohne Beobachtung.Rote Hände, zerzauste Haare, nasseKlamotten, rasender Atem? Da sagnoch einer, das bisschen Haushalt. Nachgefühlten tausend Stunden ist derHaushalt mehr oder weniger erfolg-reich erledigt.

Es ist Nachmittag. Wie könnte manden Tag noch verbringen? In so einemMoment wird mir klar, wie viel Zeit ichvor allem am Computer verbringe. Kon-

takt zur Außenwelt – wo bist du? Es gibtjetzt drei Möglichkeiten: Für die Fach-hochschule nacharbeiten, draußenherumlaufen oder schlafen. Alle alter-nativen Beschäftigungsmöglichkeitenscheitern beim Praxistest. Ohne Ta-schenrechner und Schreibmaschinestoße ich beim Nacharbeiten schnell anmeine Grenzen, zum Schlafen bin ich zumunter und Spazieren gehen macht al-leine keinen Spaß.

Mit Einbruch der Dämmerung wirdes im Zimmer dank Kerzen schön ge-mütlich. Auf dem Bett liegen und lesenist pure Entspannung. Keine wild blin-kenden Fenster diverser Kommunikati-onsprogramme und kein Drang allefünf Minuten einen Browser zu öffnen.Nur die Musik fehlt an diesem Tag spür-bar. Auch wenn diese Ruhe um michherum fast etwas von Wellness-Urlaubhat.

In der Nachbarschaft gehen die Lich-ter aus. Ich liege bereits im Bett. Die kal-te Dusche war schlimmer als gedacht.Mir kommt es vor, als wurde alle Wärmeaus meinem Körper gesogen. „JedenTag eine gute Tat“ – ich denke, dieseMission habe ich erfüllt. Was tut mannicht alles für die Umwelt? Immerhinverschmutzen durch diesen Tag3513,25 Gramm weniger CO2 unsereAtmosphäre und es gibt 0,01175Gramm weniger radioaktiven Abfall.

Am Abend ist mein Gesprächsbedarfso groß wie nie. Wie gern würde ichjetzt telefonieren. Aber dafür extrawieder ganz zum Studentenwohnheimfahren, um dort die alte Telefonzelle zubenutzen?

Plötzlich sehe ich überall nur nochHandys. In der Zeitschrift als Werbung,im Buch benutzt der Protagonist einesund von der anderen Seite der Woh-nung höre ich Telefongespräche. Woich auch hinschaue, sehe ich mein Han-dy, wie es mich anlächelt. Verführe-risch. Diese Abgeschnittenheit von derWelt ist schlimm. Und ich kann einfachnicht anders. Ich muss hören, wie es denanderen geht, was in der Welt passiertist. Bis mitten in die Nacht.

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Daniela Meyerhoff verbracht einen Tag ohne

Strom mit karger Kost. Ihren Alltag meisterte

sie mit gravierenden Entbehrungen.

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Viel Wind um die Rotoren

Windkraftanlagen zählen zu den Hoffnungsträgern der Zukunfts-

energie. Im Imagevergleich stehen diese jedoch deutlich unter den

artverwandten Windmühlen.

Im Hintergrund drehen sich bis zu 40Meter lange Rotorblätter. Es ist geradeSonnenuntergang und die Windkraft-anlage wirft lange bewegte Schattenund Lichtreflex ins heimische Wohn-zimmer. Letzteres ist auch unter demBegriff Diskoeffekt bekannt.

Direkte Nachbarn einer solchenWindenergieanlage fühlen sich durchdieses Phänomen gestört und leben inewiger Unruhe. Dabei gehören Wind-krafträder ähnlich wie Solaranlagen zuden Hoffnungsträgern der Zukunfts-energie.

Jens Link, Diplomingenieur und Ab-teilungsleiter für Energieversorgungder GEW Wilhelmshaven, bringt das Di-lemma auf den Punkt: „Alle sprechenvon Windkraft, alle wollen Windener-gie, aber niemand möchte sie vor derHaustür.“ Denn die Anlagen werfenSchatten und entwickeln Geräuschemit einem Lärmpegel von bis zu 102Dezibel. Das entspricht in etwa derLautstärke eines Presslufthammers.

Da lebte es sich neben traditionellenWindmühlen viel angenehmer. Da-mals war es sehr still, wenn die Mühleihre Arbeit verrichtete.

Wilhelmshaven besitzt eine dieserkulturhistorisch wertvollen Windmüh-len – die Kopperhörner Mühle. 1839 alsPell- und Mahlmühle erbaut, versorgtesie die Bevölkerung bis zum zweitenWeltkrieg mit überlebenswichtigenGetreide.

Einen wirtschaftlichen Nutzen hatsie heute nicht mehr. An Attraktivitäthat das funktionsfähige Baudenkmal

dennoch nicht verloren. Heiratswilligekönnen hier den Bund fürs Lebenschließen. Zudem weckt ein Mühlen-tag regelmäßig die Neugierde der Be-sucher. An jedem Pfingstmontag fin-det innerhalb der Mühle ein Gottes-dienst einschließlich Posaunenchorstatt. Kulturelle Treffen und Führun-gen sowie Fahrradtouren entlang derFriesischen Mühlenstraße werdenebenfalls angeboten.

Historische Windmühlen stehen aufder Beliebtheitsskala also wesentlichhöher als die verschmähten Windener-gieanlagen, die mit einer gigantischenHöhe von bis zu 145 Metern über derWasseroberfläche fast so hoch sind wieder Kölner Dom. Mittlerweile könnendie Anlagen über zwei Megawatt Leis-tung erbringen. Vor 15 Jahren waren

es gerade mal 200 Kilowatt pro Wind-rad. Die Windenergie darf sich zwarnur einen Anteil von etwa 12 bis 15Prozent der gesamten Energieerzeu-gung zuschreiben, ist laut Link abertrotzdem nicht mehr wegzudenkenaus der heutigen Stromversorgung.

„Man darf bloß nicht davon ausge-hen, dass sich mit Windkraft alles erle-digen lässt. Gerade aufgrund derWindflauten ist der Erhalt von Kraft-werken unerlässlich,“ so Link.

Auch die Müller von damals musstensich mit einigen Tücken auseinander-setzen. Im Gegensatz zur Windkraftan-lage, bei dem die elektrische Energieauch über längere Strecken weiterge-leitet werden kann, musste bei derWindmühle die Energie unmittelbarvor Ort genutzt werden.

Die Kopperhörner Windmühle – außer Betrieb, aber auch heute noch bedeutungsvoll.

Text / Foto: JULIA WICHERS, THERESA SENK

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War der Wind kräftig genug, leiteteder Müller den Mahlvorgang ein. „DieLeistung, die die Kopperhörner Mühledamals erbringen konnte, belief sichauf 12 Tonnen Getreide pro Tag“, be-richtet Hans Wolter, ehrenamtlicherMüller und Ansprechpartner vom Müh-lenverein.

Die Mühle konnte jedoch nicht beijedem Wind ihre volle Leistung erbrin-gen. Ab einer leichten Brise von 1,6 bis3,4 Metern pro Sekunde setzte sie sichin Bewegung, konnte dabei jedochnicht mahlen. Wenn eine mäßige Brisewehte, sich die Zweige bewegten undloses Papier vom Boden flog, war esmöglich, in der Mühle zu arbeiten. „Er-reichte der Wind dann Geschwindigkei-ten von sechs bis sieben Metern pro Se-kunde, musste die Mühle außer Betriebgesetzt werden.“

Ähnlich verhält es sich mit den mo-dernen Windenergieanlagen, die sichbei zwei oder drei Metern pro Sekundezwar schon bewegen, aber so gut wiekeine Energie einspeisen. Ab einerWindstärke von 15 oder 16 Metern proSekunde, wenn die Bäume schwankenund weißer Schaum an die Küsteschlägt, kann der Wind dagegen richtiggefährlich werden und die Anlagenmüssen von den Windkraftbetreibernabgeschaltet werden.

Konkrete Angaben zu den Anschaf-fungskosten der weitestgehend autar-ken Windenergieanlagen gibt es nicht.„Das sind wirtschaftliche Rahmenda-ten, die Sie mit dem Anbieter aushan-deln“, erklärt Link und verrät lediglich,dass sich die Nachlässe bei einem Kauf-preis im Millionenbereich bei mehrerenTausend Euro bewegen können. DieAnschaffungskosten sollen bei unge-fähr 1.300 Euro pro Kilowatt liegen.

Der Wert der Kopperhörner Mühlebelief sich im Jahr 1843 auf damals4.388 Reichstaler und 24 Grote (nord-deutsche Bezeichnung für „Gro-schen“).

Eine vergleichbare Umrechnung inEuro ist, aufgrund fehlender Wechsel-kurse, nicht möglich. Fest steht jedoch,dass die Kopperhörner Mühle gegen-

wärtig ausschließlich Kosten verur-sacht. Der Bruch eines morschen Flügelsim Jahr 1994 kostete rund 140.000

Deutsche Mark. Erforderliche Maß-nahmen, die das Baudenkmal für dieZukunft erhalten sollen.

Windkraftanlagen dagegen habeneine Laufzeit von etwa 20 Jahren undbringen dem Windkraftbetreiber Geldein. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz(EEG) setzt die Vergütungen für denjeweilig eingespeisten Windenergie-Strom fest.

Laut Bundesverband Windenergiee.V. kann eine Windanlage, die bei-spielsweise im Jahr 2005 in Betrieb ge-nommen wurde und an einem wind-günstigen Standort steht, eine realedurchschnittliche Vergütung von 6,96Cent pro Kilowattstunde einbringen.

Wobei eine einzige 1,5 MegawattAnlage zwischen zweieinhalb bis fünfMillionen Kilowattstunden Strom imJahr erzeugen kann. Mit dieser Energiekönnen 1.000 Vier-Personen-Haushaltemit Strom versorgt werden .

Nach der 20-jährigen Laufzeit, er-folgt die Demontage der Windenergie-anlage. Fortschrittlichere Maschinentreten an ihre Stelle. Im Fachjargonsprechen Experten vom Repowering,dem „schonenden“ Ausbau der Wind-anlagen.

Die Landanlagen (Onshore) der ers-ten Generation werden durch leis-tungsfähigere und ruhigere Anlagenersetzt und die Anlagenzahl langfristigreduziert. Gleichzeitig erschließen sichForscher neue Windenergiegebiete aufdem Meer (Offshore). Dort weht steti-ger und starker Wind, der für die Anla-gen beste Bedingungen bieten würde.Allerdings stehen die Konstrukteure indiesem Bereich „vor neuen Herausfor-derungen“, so Link (siehe Artikel Offs-hore im Ausbau, Seite 20).

Es bleibt abzuwarten, welche Wind-anlagen in Zukunft die Küstenland-schaften zu Land oder Wasser prägen.Ein kleiner Hoffnungsschimmer für dieNachbarn von Windparks bleibt. Solange die Windkraftanlagen nicht un-ter Denkmalschutz stehen, könnte,nach 20 Jahren heimischer Disko, dieGemütlichkeit wieder ins Wohnzimmereinkehren.

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Windenergieanlagen, auch Onshore-Anla-

gen genannt, haben eine Lebensdauer

von 20 Jahren. FOTO: sprisi/PIXELIO

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Offshore im Ausbau

Offshore steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. An der

Windanlage vor Hooksiel werden Erfahrungen mit dieser Technik

auf dem Meer gesammelt

Gegen Mittag steuert ein voll bela-denes Ausflugsschiff auf einen gut150 Meter hohen Stahlriesen zu. AnBord der „MS Jens Albrecht“ tum-meln sich etwa 100 Vertreter ausPolitik, Wirtschaft und Medien.Auch Bundesumweltminister SigmarGabriel (SPD) ist unter ihnen. Ihmwird die Aufgabe übertragen, dieerste Windanlage in der Außenjadein Betrieb zu nehmen. Mit einemLichtsignal gibt Gabriel das Zeichendafür, dass sich die rund 60 Meterlangen Rotorblätter der „BARD VM“in Bewegung setzen.

„BARD VM“, das steht für dieFünf-Megawatt-Testanlage der BARDEngineering GmbH. Seit dem 28.Oktober 2008 wird ihr Strom direktin das Netz der WilhelmshavenerGas- und Elektrizitätswerke geleitet.Doch sie „ist nicht hauptsächlich aufErtrag ausgerichtet“, wie AndreasKölling, Pressesprecher von BARD,erklärt. Denn hier, 500 Meter vorder Küste Hooksiels, sollen vor al-lem die Wartungsabläufe an derAnlage geübt werden, bevor esEnde Mai 2009 hinaus auf das of-fene Meer geht. Dann beginnt derBau an „BARD Offshore 1“, einem80 Offshore-Anlagen umfassendenWindpark, der 90 Kilometer von derInsel Borkum entfernt sein wird.

Doch bis dahin steht noch vielArbeit an. Das Spezialkranschiff„Windlift I“, mit dem entweder einkomplettes Fundament oder einWindrad transportiert werden kann,

befindet sich noch in der Werft.Das Schiff wird, wenn alles gutgeht, gerade rechtzeitig zur Errich-tung der Windanlagen fertig wer-den. Wie schnell die Windräderaufgestellt werden können, ist vomWetter abhängig. „Bei besten Wit-terungsbedingungen brauchen wir

drei Tage, um eine Anlage zu er-richten. Doch wir arbeiten nicht amStück. Zuerst werden wir sechs bissieben Fundamente setzen unddann, wenn sich ein günstigesWindfenster auftut, ziehen wir dieAnlagen hoch“, sagt Kölling. Biszum Sommer 2009 plant BARD zu-nächst 30 Offshore-Anlagen in Be-trieb zu nehmen. Bei gutem Wetterwürde das drei Monate dauern –eine knapp kalkulierte Frist.

Auch der Direktor des Instituts fürnachhaltige Energieversorgung, Dr.Harald Lohner, sieht die Offshore-Technik als noch nicht vollständig ent-wickelt, aber ausbaufähig an. „Offsho-re ist nicht die Lösung aller Probleme,aber ohne Offshore gibt es keine Lö-sung.“ Damit zielt Lohner darauf ab,dass die Bundesregierung bis zum Jahr2030 den Anteil der Windenergie vonderzeit 4,3 Prozent auf 25 Prozent stei-gern will. Langsam stößt der Platz fürWindräder an Land an seine Grenzen,Offshore ist eine Ausweichlösung.

Einen weiteren Anreiz in regenerati-ve Energien zu investieren bietet dasErneuerbare-Energien-Gesetz: Es siehtvor, dass der Strom aller Offshore-An-lagen, die vor Ende 2010 in Betrieb ge-nommen werden, mit 9,1 Cent pro kWhvergütet wird. BundesumweltministerGabriel meint dazu: „Mit der Novelledes EEG haben wir Investitionen inOffshore-Anlagen noch attraktivergemacht. Ich bin sicher, dass das derweiteren Entwicklung einen zusätzli-chen Schub gibt.“

Nachdem Sigmar Gabriel das Lichtsignal

gegeben hat, wurde die »BARD VM«-Offshore-

Anlage in Betrieb genommen.

Text: MIRA HUTTO / Foto: BARD/TOBIS

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Bunkern im JadeWeserPort

Zwei Millionen Kubikmeter Diesel pro Monat verschlingen die

Baustellenschiffe des JadeWeserPorts

Auf Deutschlands größter Baustelle,dem Container-Tiefwasserhafen Ja-deWeserPort in Wilhelmshaven, wirdEiniges bewegt. Nicht verwunderlich,dass der Baupuls mit den riesigenTreibstofflieferungen steht und fällt.„Zwei Millionen Kubikmeter Diesel imMonat fahren wir auf See, um die Schif-fe am JadeWeserPort zu betanken“,erzählt Michael Bunger, Geschäftsfüh-rer des Bunker- und Speditionsge-schäfts der Carl Büttner MineralölGmbH aus Leer.

Zu den Energiefressern der Baustellegehört das Baggerschiff „Pirat X“, dergrößte Saugkopfbagger seiner Art. Da-für liefert der Schwimmbagger aberauch entsprechende Leistungen. Dasfür den JadeWeserPort beauftragteBauunternehmen Johann Bunte ausPapenburg hat den 104 Meter langen

und 16,80 Meter breiten Bagger spezi-ell für die Aufspülarbeiten der 360Hektar großen Sandfläche entworfen.

An sechs Tagen in der Woche fördertdie „Pirat X“ 12.000 Kubikmeter Sandpro Stunde und spült das Sand-Wasser-Gemisch durch eine rund drei Kilome-ter lange Leitung auf das zukünftigeHafengelände. Dabei verbraucht derBagger „rund 20 bis 30 KubikmeterDiesel pro Tag, wenn er ordentlichläuft“, verrät Johannes Augustin, Bau-leiter des JadeWeserPorts.

Doch die „Pirat X“ ist nicht das einzi-ge Baggerschiff. Er wird unterstütztvon vier weiteren Baggerschiffen: derSchutensauger „M8“, der Schneid-kopfbagger „M28“, der Hopperbagger„Keto“ sowie der Cutterbagger „M30“des ArGe-Partners Josef Möbius Bau-Aktiengesellschaft, Hamburg.

Alle spülen Sand aus den sogenann-ten Sandabbaufeldern Süd und Nordsowie dem Zufahrtsbereich der Jade indas neue Hafenareal. Das Ziel der Auf-spülarbeiten: 43 Millionen KubikmeterSand innerhalb einer 20-monatigenBauzeit an Land zu fördern. Mehr alsein Drittel haben die Bagger bereits ge-schafft, wobei die „Pirat X“ innerhalbvon fünf Monaten nach Beginn derAufspülarbeiten im Juni den Mammu-tanteil von zehn Millionen Kubikmetervorzuweisen hatte. Eine Leistung, dietagtäglich mit Diesel belohnt wird.

Von montags bis samstags sind zweiBunkerschiffe (Tankschiffe) der CarlBüttner Mineralöl AG im Einsatz, umdie riesige Baustelle mit Treibstoff zuversorgen. Die Einlagerung von La-dung und Treibstoff wird in der Schiff-fahrt als Bunkern bezeichnet.

Die Betankung eines kleineren Bootes ist abgeschlossen. Nun wird der Tankschlauch auf die „Pirat X“ (links) gebracht.

Text / Fotos: DIRK HELLMERS

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Die „MS Leda“ ist eine der zweischwimmenden Tankstellen im Jade-WeserPort. Matthias Brindöpke, Skip-per des Bunkerschiffs „Leda“, fährt täg-lich zwei Kilometer auf die Nordseehinaus und versorgt die Baustellen-schiffe mit 180.000 Liter Diesel. Diesentspricht sechs TanklasterfüllungenTreibstoff, die jeden Abend von der Öl-raffinerie Wilhelmshaven in die sechsTanks der „Leda“ eingeflößt werden.

Auf der Bunkerroute von der „Leda“steuert Brindöpke zunächst die kleine-ren Baustellenschiffe an. Dazu gehörtauch das Vermessungsschiff „Anja“. Esmisst die Sandbestände im Hafengebietund zeigt den Baggern die jeweiligenAbbaugebiete an.

Im Vergleich zum Tankstellenstoppmit dem Auto, wechseln bei diesemVorgang innerhalb von zehn Minutenmehrere hundert Liter Diesel das Schiff.Anders als beim Auto, stoppt der Tank-vorgang nicht, sobald der Behälter vollist. „Das ist wie Ölmessen beim PKW“,erklärt Brindöpke und prüft mit demPeilstab wie viel Diesel in den Tankpasst. „Damit nichts überläuft mussmanchmal die Betankung unterbro-chen und nachgemessen werden.“ Die„Pirat X“ toppt das kurze Bebunkernder „Anja“ um Längen.

„Das Betanken unserer 'Pirat X' dau-ert rund sechs Stunden“, so Augustin.Alleine für die Stromerzeugung anBord verbraucht das Baggerschiff inwenigen Tagen bis zu 150.000 Liter Die-sel. Der Bauleiter, Johannes Augustin,ist für die Kraftstoffversorgung derBaustelle verantwortlich und hat alleHände voll zu tun, die Treibstoffliefe-rungen zu planen und diese auch in re-gelmäßigen Abständen auf See zu kon-trollieren.

Obwohl die Tankscheine sämtlicherBaustellenschiff auf seinem Tisch lan-den, ist es schwierig den exakten Treib-stoffbedarf zu planen, da „selbstfah-rende“ Schiffe mit steuerfreiem, rot ge-färbten Diesel betankt werden undSchiffe wie die „Pirat X“ besteuertenDiesel für die Stromversorgung der

Maschinen benötigen. Einen Antriebhat der Schwimmbagger nicht. Die Be-satzung kann die „Pirat X“ nur mit densechs Ankerketten manövrieren.

Regelmäßig kontrollieren die Zoll-beamten die korrekte Verwendung desgefärbten Diesels. „Wegen der Fär-bung müssen wir am Abend vorherschon planen, welche Schiffe wir be-tanken wollen“, berichtet Bunger.„Dann kommt es leider schon mal vor,wenn ein Schiff kurzfristig betanktwerden möchte, dass wir es wiederwegschicken müssen.“

Um die Treibstoffversorgung in Zu-kunft effizienter zu gestalten, wurdedie „Leda“ mit einem zusätzlichenTank für die Farbe aufgerüstet. Sobaldder Tank vom Zoll überprüft und abge-nommen ist, wird die Besatzung der„Leda“ zukünftig den Diesel nach Be-darf der Baustellenschiffe an Bord ein-färben können. Mit dieser Investitionist der Einsatz der „Leda“ auch nachFertigstellung des JadeWeserPorts ge-sichert. Doch bis es soweit ist, wird die„Leda“ auch weiterhin den Arbeitstaktder Baustellenschiffe angeben.

Ölhafen

Um die Rohstoffversorgung

mehrerer Mineralölraffinerien

im Emsland sicherzustellen,

wurde im November 1956 die

Nord-West-Ölleitung GmbH

(NWO) gegründet. Geplant war

die erste Mineralölfernleitung

in Europa zu bauen. Zwei Jahre

später ging der Ölhafen in Be-

trieb. Mittlerweile hat sich der

neu gebaute Ölhafen Wilhelms-

haven zu den bedeutendsten

Mineralimporthäfen in Deutsch-

land entwickelt: Die NWO-Pipe-

line ist 391 Kilometer lang und

versorgt so vier Raffinerien in

Lingen, Gelsenkirchen-Scholven

und Gelsenkirchen Horst, sowie

Köln-Wesseling. Von hier aus

wird auch der Diesel für den

JadeWeserPort geliefert.

Bei Schiffen stoppt der Tankvorgang nicht wie beim Auto automatisch. Es muss ähnlich wie

beim Ölmessen mit einem Peilstab geprüft werden, wieviel Platz noch im Tank ist.

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Wirtschaftsingenieurwesen

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Eine Besonderheit ist das Studienan-gebot für Frauen: In den ersten dreiSemestern lernen die Studentinnen ineiner reinen Frauengruppe. Danachwird das Studium gemeinsam mit denanderen Studierenden des Fachgebietsfortgesetzt.

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